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zeiteinsätze in Nordsudan und Zimbabwe und ab Juni 2003 fing ich als Projektkoordinatorin für „Ärzte Ohne Grenzen“ im Ausland an und verließ meine Stelle in der Programmabteilung, und somit auch Berlin, wohin die Organisation 2001 gezogen war. In meinem ersten längeren Einsatz als Projektkoordinatorin 2003 in Sierra Leone lernte ich meinen Mann Etienne kennen, einen Wasseringenieur und Epidemiologen aus Grenoble, der ebenfalls seit Jahren für „Ärzte ohne Grenzen“ arbeitete. In Sierra Leone lag der Schwerpunkt des Projektes auf der medizinischen Versorgung von Bürgerkriegsflüchtlingen aus Liberia, die in Camps untergebracht waren. Zudem wurde die Wasserversorgung gewährleistet. Zusammen mit 100 nationalen Mitarbeitern kümmerten wir uns um zwei Flüchtlingslager mit ca 20.000 Menschen. Acht Monate später verliess ich Sierra Leone, um in Liberia für die vom Krieg intern Vertriebenen zu arbeiten. Diesmal ging es darum 75.000 Menschen in drei Camps mit medizinischer Hilfe und Wasser zu versorgen. Zudem gab es ein Ernährungs- und ein Tuberkuloseprogramm. Nach sechs Monaten in Liberia arbeiteten mein Mann und ich dann rund ein Jahr in der Zentrale

von „Ärzte Ohne Grenzen“ in Paris. Mich zog es 2006 wieder in den Einsatz, diesmal in den Gazastreifen. Die Menschen im Gazastreifen leben seit Jahrzehnten im israelisch-palästinensischen Konfliktgebiet und leiden unter der Gewalt. Daran gewöhnt haben sie sich nicht. Im Gegenteil, neue traumatische Erfahrungen durch neue Bombardements reißen die seelischen Narben der Vergangenheit immer wieder auf. „Ärzte ohne Grenzen“ unterstützt Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Gazastreifen seit 2000 durch psychotherapeutische Begleitung und medizinische Nothilfe. Es ist wichtig ein möglichst tiefes Verständnis der Lebensumstände der Patienten zu gewinnen aber auch die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten. Trotz der schwierigen Sicherheitslage war meine Erfahrung sehr positiv: Die Menschen leiden unter der täglichen Gewalt sind aber unglaublich freundlich. Die seelischen Narben, die durch die traumatischen Erlebnisse entstanden sind, werden bleiben. Wir versuchen die Menschen dabei zu unterstützen, ihre emotionale Stabilität wiederzuerlangen. So können sie das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zurückgewinnen und Hoffnung für sich selbst und die Zukunft ihrer Kinder schöpfen.

Links: Vortrag vor Medizinstudenten der religiösen Universität Gaza, rechts: Morgendliches Sicherheitsmeeting lokalen und internationalen Mitarbeitern in Gaza.

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