Aussenwirtschaft magazine september 2014

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mexiko Alles über den Mega-Markt für Automobilzulieferer

Aussen wirtschaft september 2014 E 5,–

magazine

AU S T R I A I S T Ü B E R A L L · DA S M AG A Z I N D E R AU SSE N W I RT S C H A F T AU S T R I A

Ru nen Sanktio ure r te Was Expois sen jetz t w en müss

KIRCHNERINNEN DEN ALUHANDEL AUFmischen

Vom Eros Europas Warum der Abgesang auf die Märkte Europas verfrüht ist

P.b.b. Österreichische Post AG/Firmenzeitung, 13Z039811 F, Retouren an: WKO, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien

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Expedition Export SEPTEMBER 2014

Liebe Leserin, lieber Leser!

Coverfoto: Corbis, Thomas Topf

impressum Medieninhaber: Service-GmbH der Wirtschaftskammer Österreich Herausgeber: Wirtschaftskammer Österreich / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, Mag. David Bachmann Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien, T: +43/5/90 900-4321, E: aussenwirtschaft. magazine@wko.at W: http://wko.at/ aussenwirtschaft Chefredaktion: Mag. Rudolf Loidl Redaktion AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA: Gabriele Schenk Art Direction und Layout: buero8, Wien Produktion: Industriemagazin Verlag GmbH, Lindengasse 56, 1070 Wien, T: +43/1/585 90 00 Anzeigen: FCM firstclassmedia GmbH Pokornygasse 17/Top 2, 1190 Wien T: +43/1/934 65 94 F: +43/1/934 65 94-4 Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Wienerstraße 80, 3580 Horn Auflage: 28.000 Exemplare

Erinnern Sie sich noch an die fatalistischen Szenarien, die uns bis vor wenigen Monaten zur Zukunft des Euro medial dargereicht wurden? Die Gemeinschaftswährung müsse zerfallen, weil die Schulden einzelner Mitglieder zu hoch und die Struktur der einzelnen Volkswirtschaften zu unterschiedlich seien. Je nach Blickwinkel wurde uns der Euro als Vehikel zur Knebelung des armen industriell unterentwickelten Südens oder Werkzeug zur finanziellen Abschöpfung des wohlhabenden, industrialisierten Nordens verkauft. Das Gespenst des „Zerfalles der Währungsunion“ ist weitgehend verschwunden. Leider nicht verschwunden ist unsere Tendenz, das Glas halb leer statt halb voll zu sehen. So sind neben all den alarmierenden Nachrichten zur europäischen Konjunktur zuletzt die Nachrichten, dass das Bruttoninlandsprodukt Großbritanniens 2014 um gewaltige 3,2 Prozent oder jenes Spaniens um überraschende ein Prozent wachsen werden, völlig untergegangen. Schlechte Nachrichten verkaufen sich leider viel besser als Gute. Diese Tatsache verpflichtet uns, für Sie noch genauer hinzusehen und noch differenzierter zu analysieren. Erfahren Sie in unserer Entdeckungsreise durch Europa, warum Frankreich das Boom-Land für Umwelt- und Medizintechnik aus Österreich ist, was Spanier österreichischen Maschinenbauern aus der Hand reißen – und nach welchen Services aus Österreich ausgerechnet die Dienstleistungsnation Großbritannien giert. Die spannende Coverstory und dutzende Argumente, warum – um im sprachlichen Bild unseres Titelblattes zu bleiben - der mediale Abgesang auf die Märkte Europas verfrüht ist, lesen Sie ab Seite 12. Eigentlich sollten sie die Scharfmacher treffen, doch das Opfer der Sanktionen, die Ende Juli und Anfang September gegen die Russische Föderation erlassen wurden, ist der freie Handel. Ab Seite 6 haben wir aus aktuellem Anlass die wichtigsten Informationen zu den Embargos und alle Ansprechpartner aus unserem Haus für Ihre Russland-Exporte zusammengefasst. Es gilt zu hoffen, dass sich die Sanktionsspirale nach dem Motto „Tit for Tat“ in den nächsten Monaten nicht noch weiter dreht, denn die Wirtschaft darf nicht als Instrument der Politik missbraucht werden. Ich wünsche Ihnen eine kurzweilige – und informative – Lektüre der vorliegenden Ausgabe. Über Ihre Anregungen und Meinungen freue ich mich unter aussenwirtschaft.magazine@wko.at

Walter Koren, Aussenwirtschaft Austria

AU SSE S S E N W I RTS RTSCHAF T magazine | S Meapi t2e0m1 b 4e r 20 14

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AUSSEN WIRTSCHAFT magazine

22

die Grosse chance Die Automobilbranche in Mexiko boomt, doch es fehlen Zulieferer und industrienahe Dienstleister.

34

expat-experts Was Adlon-Manager Leonard Cernko in Moskau, Shanghai und Berlin gelernt hat.

26

wie haben sie das gemacht, frau heck? Wie ein (fast ausschlieĂ&#x;lich weibliches) Unternehmen aus Neunkirchen den weltweiten Alu-Spezialteile-Markt aufmischt.

4

38

exportexperts Wirtschaftsdelegierte beantworten Leserfragen zu Auslandsmärkten. Diesmal zu Tschechien, Kasachstan, China, Kolumbien und dem Oman.

AU SSE NAU W ISRTS S E NCW H IART F TS m C Ha A gF a zTi nmea |gSaez p i nt e m | M b eari 2 0 1 4


inhalt september 2014

3 EXPEDITION EXPORT 6 TOP THEMA Alle Zahlen, Daten und Fakten zu den Sanktionen gegen Russland. 8 BAROMETER Die Weltkonjunktur in Zahlen. 10 EXPORT TRENDS News und Fakten für Exporteure.

Fotos: picturedesk (2), Andreas Amann, Thomas Topf, Fotolia

12 COVERSTORY Die ehemaligen Krisenländer Europas kommen wieder in Schwung.

extra

export service

Aussenwirtschaft Austria für Sie 41 SPOTLIGHT Branchenforum Automotive Zulieferindustrie 42 TOP-MÄRKTE Alle Messen und Märkte im Überblick

12

coverstory Die Märkte Europas sind gesünder als der Ruf, den ihr mancher andichten will. Eine Tour durch einen Kontinent voller Chancen.

50

O’zapft is! Erfolgreich in: Bayern

45 ROCHADEN Ihre neuen Ansprechpartner vor Ort

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20 UNSER MANN IN SEOUL Ein Tag im Leben von Franz Schröder, Wirtschaftsdelegierter in Seoul. 22 DIE GROSSE CHANCE Warum Automobilzulieferer und industrienahe Dienstleister jetzt in Mexiko investieren sollten. 26 WIE HABEN SIE DAS GEMACHT, FRAU HECK? Wie ein weibliches Team aus Neunkirchen Bleche in die ganze Welt verkauft. 30 WIRKLICH RESTLOS ALLES ÜBER ... Wintersport in Österreich. Ein Schaubild. 32 EIN MARKT UND SEINE EIGENHEITEN Saudi-Arabien im Umbruch. 34 EXPAT EXPERTS Adlon-Manager Leonard Cernko über seine Lehrjahre in Moskau – und womit seine deutschen Kollegen nicht umgehen können. 38 EXPORT EXPERTS Fünf Leserfragen – fünf Antworten von Wirtschaftsdelegierten. 41 EXPORT-Service 46 AUSTRIA IST ÜBERALL Die Topevents dieses Sommers. 50 SO WIRD’S GEMACHT Erfolgreich sein in Bayern

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top-thema embargo gegen russland

WirtschaftsSanktionen: Was Sie jetzt wissen müssen

Anfang September wurde eine zweite Sanktionsrunde gegen die Russische Föderation beschlossen. Was Sie jetzt über die Ausfuhrsperren wissen sollten. von Rudolf Loidl

M

it den im September beschlossenen Maßnahmen sind die Sanktionen gegen die Russische Föderation jetzt in die dritte Runde gegangen. Sie umfassen ein erweitertes Militärgüterembargo (Export, technische Unterstützung, Finanzierung von Kriegsmaterial, Ausnahme: Verträge, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der jeweiligen Sanktionsmaßnahme im Juli oder September bereits geschlossen wurden), betreffen aber auch andere Waren, die militärische Endverwendung (etwa durch Einbau, Zusammenbau) finden könnten, sowie Testausrüstung. Solche Waren werden durch die sogenannte „Catch all“-Klausel einer Exportkontrolle unterzogen. Ähnliches gilt für das Exportverbot für bestimmte Ölausrüstung, die in der Exploration oder der Förderung dient (Ausnahme: Verträge, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Sanktionsmaßnahmen bereits geschlossen wurden) sowie für bestimmte Zulieferungen für Ölraffinerien. Für deren Einsatz in anderen Sektoren (etwa dem Gassektor) gilt eine vorherige Genehmigungspflicht. Die ebenfalls eingeführten Beschränkungen des EU-Kapitalmarktes betreffen die kurzfristige Warenhandelsfinanzierung derzeit nicht. Lediglich von Kapitalaufnahme auf dem EU-Kapitalmarkt sind russische Banken momentan ausgeschlossen. Die bestehenden Exportverbote für Infrastruktur, Telekommunikation, Energie und Finanzdienstleistung in Bezug auf die Krim und Sewastopol bleiben aufrecht.

6

Wussten Sie, dass … … selbst Europäern in der Russischen Föderation der Umgang mit Sanktionierten verboten ist?

Für EU-Bürger und Unternehmen gilt: Jegliche wirtschaftliche Interaktion mit natürlichen oder juristischen Personen, die in der EU-Embargoliste aufgeführt sind, ist untersagt. Dies gilt auch für Tochterunternehmen (oder deren Manager) in der Russischen Föderation. Russen müssen sich innerhalb der EU an die Sanktionen halten. Tipp: Überprüfen Sie Ihre Geschäftspartner und -strukturen. Gerne ist Ihnen dabei das AußenwirtschaftsCenter Moskau behilflich. … Lieferungen von Embargogütern unter gewissen Umständen immer noch möglich sind?

Bei warenbezogenen Sanktionen dürfen die Lieferungen mithilfe einer Sondergenehmigung getätigt werden, sofern der Vertrag vor dem Beschluss des Embargos zu Stande gekommen ist. Diese sogenannte „Altvertragsausnahme“ trifft für Lieferungen an voll sanktionierte juristische oder natürliche Personen allerdings nicht zu. … Sie haften, wenn Ihr Vertriebspartner an voll sanktionierte Personen oder Unternehmen liefert?

Dies besonders, wenn man Ihnen ungenügende Kontrolle oder Sorgfalt bei der Einhaltung der Sanktionsvorschriften vorwerfen könnte. Daher: Auch wenn Ihr Geschäftspartner nicht direkt von den Sanktionen betroffen ist, sollte zumindest eine Bestätigung eingeholt werden, dass es zu keiner militärischen Endnutzung kommt und nicht auf die Krim oder an die gelisteten Personen weitergeliefert wird. Tipp: Interpretationshilfen zum sogenannten Bereitstellungsverbot der EU gibt Ihnen die Finanz- und Handelspolitische Abteilung der WKO in Wien.

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… Zahlungen an gelistete Personen für bereits erbrachte Leistungen verboten sein können?

Das unmittelbare oder mittelbare Bereitstellen von „Geldern“ an Gelistete ist selbst in Fällen, In denen die zu bezahlende Leistung bereits erbracht wurde, verboten. Als „Gelder“ gelten auch Wertpapiere, Schuldscheine, Dividenden, Kredite, Bürgschaften oder Akkreditive. Zahlungen von gelisteten Personen sind möglich, wenn die Konten eingefroren sind. Für Schulden gelisteter Personen, die auf Altverträgen basieren, kann die Nationalbank eine eingeschränkte Freigabe von Geldern aus eingefrorenen Konten genehmigen … die Lieferung eindeutig ziviler Produkte an nicht gelistete Empfänger verboten sein könnte?

Das EU-Militärgüterembargo gegen Russland hat automatisch zur Konsequenz, dass auch die „Catch all“-Klausel des Artikel 4 der Dual-UseVerordnung anzuwenden ist. Diese macht auch die Lieferung von rein zivilen Gütern an nicht sanktionierte Empfänger dann melde- und genehmigungspflichtig, wenn diese Güter in Russland einer militärischen Endverwendung zugeführt werden könnten. Darunter versteht man den Einoder Zusammenbau in ein Militärgut oder die Verwendung als Herstellungs-, Test-, Analyseausrüstung im Zusammenhang mit diesen. Tipp: Prüfen Sie die tatsächlich beabsichtigte

Verwendung Ihres Gutes genau, wenn Sie z. B. an „Mischkonzerne“ liefern, und stellen Sie sicher, dass keine Verwendung als oder für ein Militärgut erfolgt.

… auch Technologietransfers (Trainings, Wartung, Schulungen) verboten sein könnten?

Die Genehmigungspflichten und Verbote gelten für das Weitergeben von einschlägigen Technologien, auch wenn dies elektronisch erfolgt. Die Kontrolle erstreckt sich auch auf technische Unterstützung wie Trainings, Wartungen, Schulungen. … Verstöße gegen die EU-Sanktionen mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden können?

Das österreichische Außenwirtschaftsgesetz ahndet Embargo-Verstöße mit hohen Geldstrafen und in schweren Fällen sogar mit Haftstrafen bis zu drei Jahren. Es ist daher jedenfalls ratsam, jede geplante Lieferung an russische Vertriebspartner oder Endkunden zu prüfen. … der Zahlungsverkehr nach Russland trotz Embargo praktisch einwandfrei funktioniert?

Transaktionen mit den Instituten Gazprombank, Rosselkhozbank, Sberbank, Vnesheconombank (VEB) und VTB Bank Instituten, die wie Sberbank und VTB übrigens ihren Sitz in Wien haben, sind weiterhin erlaubt und funktionieren einwandfrei. Nur die Russische Nationale Handelsbank wurde von der EU voll sanktioniert, ihr Vermögen in der EU eingefroren und jegliche wirtschaftliche Interaktion mit dieser Bank verboten.

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Em b ar g o - Fo lg en

„Schleichender Vertrauensverlust“

Nicht nur die Sanktionen, sondern auch die Reaktion darauf machen Exporteuren zu schaffen.

Besonders für Technologielieferanten stellt der schleichende Vertrauensverlust, der sich angesichts immer neuer Sanktionsrunden im Geschäftsleben atmosphärisch wahrnehmen lässt, eine weitaus größere Herausforderung dar als das pure Embargo. Immer häufiger wird derzeit in Russland die Forderung nach lokaler Wertschöpfung laut. Russen berichten ihren österreichischen Geschäftspartnern von sanftem, staatlichem Druck, in Zukunft russische Mitbewerber ausländischen Partnern vorzuziehen. „Wir merken die spürbar werdende Distanz“ sagt Erwin Raffeiner, Geschäftsführer des in Russland engagierten Energieanlagen-

Erwin Raffeiner, Geschäftsführer Sprecher Automation: „Ein Bärendienst für Technologielieferanten“.

Zulieferers Sprecher Automation. „Letztlich“ so Raffeiner, „liefern wir Russland damit die Motivation, in all jenen technologischen Schlüsselbranchen sehr rasch aufzuholen, die man als Rohstoffland vielleicht bisher vernachlässigt hat.“

” Niemand billigt das Vorgehen Putins. Aber es gilt auch: Wirtschaft darf nicht als Instrument der Politik missbraucht werden. “ WKO Präsident Christoph Leitl, August 2014

service

ansprechpartner & informationen Der Mann vor Ort Dietmar Fellner moskau@wko.at Der Mann in Ihrer Nähe Michael Angerer aussenwirtschaft.gus@wko.at

Informationen im Netz Tagesaktuell: Infos, Tipps und Originaldokumente http://wko.at/wirtschaftssanktionen Alle Informationen zu Sanktionen und Exportkontrollen http://wko.at/exportkontrolle http://wko.at/sanktionen

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barometer weltkonjunktur im november

export-klima DAS EXPORTBAROMETER* zeigt Dynamik. Um 1,5 Prozent sind die Ausfuhren in den ersten fünf Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, wie die Statistik Austria (Stand: August 2014) errechnet. Die auffälligsten Rückschläge gab es bei den Ausfuhren in die GUS-Staaten mit –7,3 und Russland mit –9,7 Prozent.

PRODUKTIONS-KLIMA DER INDUSTRIELLE OUTPUT in Osteuropa und Fernost ist im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen, wie aktuelle Zahlen der statistischen Ämter beweisen. In Ägypten herrscht nach den Unruhen im letzten Jahr Aufholbedarf. Stark rückläufig ist die Produktion in den BRICS-Ländern Südafrika und Brasilien. 0 9,6 Mai

Ungarn China

9,2 Jun

Taiwan

8,6 Jun

Ägypten

8,2 Mai

Tschechische Rep. 8,1 Jun Australien

5,7 Q1

53.101 USD

VENEZUELA 13.650 USD

das bruttoinlanDSprodukt

BIP/Kopf:

–2,5 %

brasilien 12.221 USD

Die August-Schätzung des Economist* für die Eurozone 2014 wird optimistischer. Die Wachstumsaussichten der wichtigsten südamerikanischen Staaten haben sich eingetrübt: Brasilien wächst nur noch um ein Prozent, Argentinien und Venezuela schlittern in die Rezession. Russland kosten die Sanktionen Wachstum: Dieses soll sich heuer nur auf 0,6 Prozent (statt wie zu Jahresbeginn prognostiziert etwa 2,8 Prozent) belaufen.

BIP/Kopf:

+1,0 %

Argentinien 18.749 USD

BIP/Kopf:

–1,2 %

*Quelle: Economist Intelligence Unit, Schätzung, Stand: 10.2.2014, BIP/Kopf: Weltbank, Schätzung 2013, kaufkraftbereinigt Quelle: Statistik Austria

konjunktur-erwartung Die EINKAUFSMANAGER-INDIZES der wichtigsten Wirtschaftsregionen legten im Sommer stark zu. Überaus optimistisch zeigt man sich in den Chefetagen der USA, der chinesische Einkaufsmanagerindex legte nach mehreren Monaten im Kontraktionsbereich (Werte über 50 bedeuten Wachstum) im August erstmals wieder zu.

5,2 Jun 4,3 Jun

Japan

3,2 Jun

Indonesien

2,9 Mai

Türkei

1,6 Mai

Deutschland

1,2 Mai

Venezuela

0,8 Sep

Südkorea

0,6 Jun

Eurozone

0,5 Mai

Russland Argentinien

0,4 Jun –0,4 Jun

Südafrika

–3,5 Mai

Brasilien

–6,9 Jun

*Eurostat, UNstats, Economist

Eurozone

USA

CHINA

60

55

50

45 40

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

AU SSE N W I RTS C H A F T m a g a z i n e | S e p t e m b e r 2 0 1 4

Quelle: HSBC Bank, Markit PMI Composite Europe

4,7 Mai

USA

wachstum

Indien

rückgang

Kanada

8

+2,0 %

*Quelle: Statistik Austria

+ 1,5 %

usa BIP/Kopf:


Eurozone 34.510 USD

russland 17.884 USD

BIP/Kopf:

BIP/Kopf:

+1,1 %

+0,6 %

deutschland 40.007 USD

BIP/Kopf:

+2,0 %

china Türkei BIP/Kopf:

+3,0 % ÖSTERREICH BIP/Kopf: 42.597 USD

BIP/Kopf:

+7,3 %

15.353 USD

JAPAN 9.884 USD

BIP/Kopf:

+1,4 %

36.899 USD

saudi-Arabien 31.245 USD

BIP/Kopf:

+1,4 %

+4,0 %

SÜDKOREA 32.272 USD

BIP/Kopf:

+ 3,8 % ÄGYPTEN BIP/Kopf: 3.112 USD

indonesien 5.214 USD

+ 1,8 %

BIP/Kopf:

indien BIP/Kopf:

+ 6,0 %

+5,4 %

5.214 USD

südafrika 11.259 USD

BIP/Kopf:

australien 43.073 USD

+2,3 %

BIP/Kopf:

transport-klima

CHART DES MONATS

BALTIC DRY INDEX, TRANSPORTKOSTEN-INDEX Der internationale Baltic Dry Index und der lokale WKO Transportkostenindex zeigen in den letzten Monaten wenig Dynamik. BALTIC DRY INDEX wird von der Baltic Exchange in London veröffentlicht und gilt als wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen auf Standardrouten – und als Frühindikator für die weltweite Konjunktur.

2000

1000

Sept.

Okt.

Nov.

Dez.

2014

Feb.

März

April

Mai

Juni

Juli

Aug.

475 470 465 460

WKO TRANSPORTKOSTENINDEX wird seit 1971 vom Fachverband errechnet. Bezugsquellen sind offizielle und öffentliche Daten. 7/2013 8/2013 9/2013 10/2013 11/2013 12/2013 1/2014

2/2014 3/2014

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4/2014 5/2014 6/2014 7/2014

Quelle: Bloomberg, WKO

480

HANDELSBILANZSALDO* Wussten Sie, dass die Eurozone knapp nach China (und Deutschland!) der weltweit größte Nettoexporteur (Exporte abzüglich Importe) ist? Dass die Türkei und Japan mehr importieren, als sie exportieren? Dass die slowenische Handelsbilanz exakt Null beträgt? Saldo in Mrd. Dollar, 2013

Deutschland

270,3

China

253,8

Eurozone

225,1

Russ. Föderation

193

Niederlande

64,1

Italien

49,1

Irland

48,8

Südkorea

44,3

Schweiz

28

Slowenien Österreich Spanien

0 –6,3 –28,1

Frankreich

–81,1

Türkei

–88,7

Japan

–107,2

Indien

–123,1

Großbritannien

–176,2

USA

–718,6

*in Milliarden Dollar, Jahr 2013, Quelle: Weltbank, Economist

+3,0 %

9


Export-trends news und fakten

FR EIHAND ELSAB KOMM EN

Delhi stoppt Bali

Das Scheitern des WTO-Freihandelsabkommens von Bali ist angesichts der Wirtschaftssanktionen gegen Russland zur Randnotiz verkommen. Zu Unrecht.

D

armen Landbevölkerung. Nach Berechnungen der Internationalen Handelskammer (ICC) hätten von dem Abkommen Wachstumsimpulse von bis zu einer Billion Dollar freigesetzt werden können. 21 Millionen neue Arbeitsplätze wären entstanden – vor allem in Entwicklungsländern. Nun aber droht der WTO eine existenzielle Krise. Das viel größere Ziel – ein weltumspannendes Freihandelsabkommen, wie es einst in Doha anvisiert worden war – scheint in unerreichbare Ferne gerückt zu sein.

„Bali hätte eine Billion Dollar freisetzen und 21 Millionen Jobs entstehen lassen können.“ Internationale Handelskammer

31,23

20,78

ö st er r ei ch

Exportkaiser

18,32

Aus Oberösterreich wird mehr exportiert als aus Tirol, Salzburg und Vorarlberg gemeinsam, wie die Außenhandelsstatistik 2013 beweist. Export-Wachstumskaiser ist das Burgenland, gefolgt vom zweitgrößten Außenhandelsland: Niederösterreich. Exporte in Milliarden Euro Wachstum in %

10,87

8,44

Niederösterreich

19,01 Wien Oberösterreich

5,7 %

–0,1 %

1,4 %

1,94

8,39

Burgenland

8,9 % Salzburg Vorarlberg

0,5 %

Tirol

1,5 %

6,44

–2 %

Steiermark

0,5 %

Kärnten

2,2 % 10

September 2014

Fotos: APA/PIcturedesk

er Durchbruch wäre historisch gewesen – und schien eigentlich schon erreicht. Der Optimismus war riesig. Weniger Bürokratie, geringere Zölle, Milliarden an Einsparungen und Exportchancen für die ärmsten Länder sollte jene Vereinbarung, die im vergangenen Jahr in Bali getroffen wurde (AUSSENWIRTSCHAFT magazine berichtete) – bringen. Doch die Hoffnung auf eine neue Ära im Welthandel ist geplatzt. Der neue Premier­ minister Indiens hat Anfang August die achtmonatige Frist zur Unterzeichnung verstreichen lassen. Knackpunkt war Indiens Agrarsubventionsprogramm. Trotz eines starken Wirtschaftswachstums hat kein anderes Land so viele unterernährte Kinder wie Indien. Den Hunger versucht die Regierung in den Griff zu bekommen, indem sie Getreide bei Farmern zu Preisen über dem Marktniveau kauft und billig abgibt oder verteilt: Bald sollen 800 Millionen Menschen Getreide zu Cent-Preisen kaufen können. Für diese Agrar­ subventionen gibt es zwar viel Verständnis, doch eine Reihe von Ländern klagt, dass Indien sie als Vorwand nutzt, um seinen Farmern massive Konkurrenzvorteile zu verschaffen. Der neu gewählte Premier erkaufe sich damit die Zustimmung der Bauernlobby und der


feed

neue bücher

w i en

CONVERSATION STARTER

San Francisco und das Silicon Valley , New York und – Wien?! Der „Innovation Cities Global Index 2014“ der australischen Innovationsagentur 2thinknow weist Wien als innovativste Stadt Europas aus – ex aequo mit London, Paris und München. Drei Faktoren fließen ins Ranking ein: Kulturgüter, humane Infrastruktur – vor allem Mobilität, Start-ups, Bildung, Technologie – sowie vernetzte Märkte. Wer’s nicht glauben mag: www.innovationcities.com

Wiener Wunder Franzobel (Franz Stefan Griebl) Zsolnay Verlag, Wien, 2014 Korruption, Mord und Totschlag in der Sportdopingszene in Wien. Der erste Krimi des Wiener Tausendsassas Franzobel hat das Zeug, Heimweh zu lindern: Leichtfüßig spielt er mit dem Genre und bewegt sich hart am Rande der Krimiparodie, wenn er sich an der skurrilen Idylle einer Wiener Schrebergartensiedlung, dem Donau-Oder-Kanal oder am Zentralfriedhof abarbeitet. Lesetipp für die, die oft fort von daheim sind.

am er i k a

USA vor megaInvestition

Highway- und Eisenbahnsanierung: Über 300 Milliarden Dollar jährlich sollen die USA zukunftsfit machen. 302 Milliarden Dollar jährlich will die amerikanische Regierung in den kommenden Jahren in die Sanierung der Highways, des Eisenbahnnetzes und der Transitwege investieren. Die große Weichenstellung wurde durch den Kongress auf das kommende Jahr verschoben. „Die Steigerung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit Amerikas erfordert ‚Action‘“, sagt Rudolf Thaler, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles. 65 Prozent des Straßennetzes sind in keinem guten Zustand, ein Viertel der „Allein der Austausch Brücken ist sanierungsbedürfaller veralteten Trinktig. Allein der Austausch veralwasserrohre in den USA teter Trinkwasserrohre würde eine Billion USD verschlingen, würde eine Billion schätzen Experten. „Für österDollar verschlingen.“ reichische Anbieter werden sich bei den geplanten Megainvestitionen in die Modernisierung von Straßen, Tunnels, Schienen, Dämmen, See- und Flughäfen und in das Gas- und Stromnetz gute Chancen eröffnen“, so Thaler.

Fotos: Fotolia

z ah len

3.800 neue Exporteure, 1.390 Dienstleister und 220 Investoren hat die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA im Vorjahr IN neue Märkte begleitet. Quelle: Jahrbuch WKO – Leistungen für die österreichische Wirtschaft 2014

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Nächstes Jahr im Küstenland Christine Casapicola Edizioni Braitan, Brazzano, 2014 Spurensuche nach friulanisch-österreichischslowenischer Geschichte: Warum ist halb Wien nach Grado auf Urlaub gefahren? Was hat die Wiener Urania mit der Wasserversorgung Sloweniens zu tun? Und wo genau lag das Nizza Österreichs? Viele (fast vergessene) Geschichten aus jenen Jahrhunderten, in denen das nördliche Isonzotal und Triest zu Österreich gehörten, werden dem Leser auf dieser Entdeckungsreise durch Slowenien und Italien näher gebracht. Ansprechend, lehrreich, versöhnlich.

Bitter Ludwig Laher Wallstein Verlag, 2014 Der öffentliche Umgang mit unserer eigenen Geschichte ist Rahmen des neuen Romans von Ludwig Laher. Er zeichnet – minutiös recherchiert – in verschiedenen Tonlagen den bemerkenswerten beruflichen wie privaten Werdegang des Gestapo-Chefs von Wiener Neustadt und Massenmörders von Charkow nach (der in Wirklichkeit anders hieß). Manchmal ist der Erzähler distanziert wie ein Chronist, an anderer Stelle ganz nah am Geschehen, dann wieder hält er diese Nähe nicht aus und verschafft sich in Aus­ brüchen Luft. Ein starkes Stück Literatur.

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coverstory westeuropa

GROSSBRITANNIEN SOLL HEUER MIT 3,2 PROZENT STÄRKER WACHSEN ALS BRASILIEN, RUSSLAND ODER DIE TÜRKEI. AUCH DIE KRISENLÄNDER SPANIEN, PORTUGAL UND IRLAND KOMMEN WIEDER IN SCHWUNG. DER ABGESANG AUF EUROPAS MÄRKTE HÄLT EINER NÄHEREN ANALYSE NICHT STAND. Von Piotr Dobrowolski und Rudolf Loidl

S

ignale zum Aufbruch lassen sich auch heute in vielen Hauptstädten Europas orten. London erwartet für das laufende Jahr 3,2 Prozent BIP-Wachstum. Am Kontinent ist die von den Finanzmärkten befeuerte Angst vor dem Zerfall der Währungsunion einer nüchternen Sicht der Dinge gewichen: Aus Berlin wird versichert, dass der Konjunkturmotor, der das Land im Vorjahr wieder zu einem Allzeithoch des Bruttosozialprodukts angetrieben hat, selbst bei verschärften Sanktionen gegen Russland nicht ins Stottern ➤ geraten wird. Der Zustand der Pariser

Vom Eros 12

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Europas

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Paris: Vive la consommation!*

COVERSTORY

P a r i s

b y

n i g h t

*Hoch lebe der Konsum!

Staatsfinanzen ist zwar nach wie vor „besorgniserregend“ (O-Ton Rechnungshof der Republik Frankreich), doch die Grande Nation konsumiert, als würde das Ende des „Hexagon“ bevorstehen – und mildert damit den Abschwung. Im krisengeschüttelten Madrid scheint man die Staatsfinanzen allmählich in den Griff zu bekommen – für das kommende Jahr wird erstmals wieder Wachstum erwartet. Selbst die ehemaligen Pleitekandidaten Dublin und Lissabon wachsen mittlerweile beständig und solide – bei parallelem Schuldenabbau und Rückkehr auf die Kapitalmärkte. So unterschiedlich die Situation in den einzelnen Staaten auch sein mag, ein gemeinsamer Nenner bleibt: In Westeuro­pa kehrt Entspannung ein. Reformen greifen. Die Unsicherheit weicht. Und Chancen entstehen. Zeit für eine (Wieder-) Ent­deckungstour zu all den Chancen und Gelegenheiten, die Europa unseren Exporteuren bietet.

fakt

Eurozone überholt BRICS

Die Wachstumsschätzungen für die Eurozone werden optimistischer, während sich die Prognosen für die meisten BRICS-Staaten eintrüben. Mit 1,1 Prozent soll das Wachstum der Eurozone heuer etwa jenes Brasiliens (1,0 Prozent) oder Russlands (0,6 Prozent) übertreffen, wie das renommierte Economist Intelligence Unit schätzt. Details siehe Konjunkturbarometer auf Seite 8/9.

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Konsumlust trotz drücken­ der Schulden: Der fünftgrößte Exportmarkt Öster­ reichs wächst überraschend stark. Besonders im Bereich Urban Technologies, der Umwelt- und Medizintechnik. So viel Kauffreude hat die Rue du Faubourg Saint-Honoré schon lange nicht mehr gesehen. Ob bei Christian Louboutin, dem für knallrote Schuhsohlen berühmten Schuhdesigner, oder gleich nebenan im sündteuren Flagship Store von Chanel. Ob bei Pierre Hermé, dem von Gourmets vergötterten „Picasso der Pâtisserie“ und Schöpfer von pastellfarbenen Macarons, oder in den unzähligen Bistros rund um die Marktstraße Rue Mouffetard: Tout Paris frönt der Konsumlust und gibt deutlich mehr Euros aus, als man es angesichts der mauen Finanzlage des Landes erwarten würde. Da haben die Franzosen einiges mit ihrer Regierung gemeinsam: Die investiert nämlich – schlag nach bei Keynes – in den Zeiten des Abschwunges. Dank staatlichen Investitionen, hier vor allem in grüne Technik, wird sich auf diese Weise für 2014 ein für westeuropäische Verhältnisse durchaus sehenswertes BIPWachstum von einem Prozent ergeben. „Keine Frage, Frankreich finanziert seinen Konsum derzeit primär durch Neuverschuldung. Doch die Nachfrage ist da. Als Österreichs fünftwichtigste Exportdestination hat Frankreich daher nach wie vor Potenzial, ganz besonders in Urban Technologies und in der Umwelttechnik“, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Paris, Herbert Preclik. In genau diese Lücke stößt das Grazer Unternehmen BDI Bio-Energy, das in Le Havre im Dezember des Vorjahres die größte MultiFeedstock-Biodieselanlage Frankreichs in Betrieb genommen hat, ein Auftrag im

Wert von rund 17 Millionen Euro. KWB, der ebenfalls in der Steiermark ansässige Hersteller von Biomasseheizungen, dominiert hingegen den französischen Markt für Ökoenergie und matcht sich dabei mit etlichen anderen ebenfalls österreichischen, Mitbewerbern. Doch Innovation "made in Austria" wird auch in anderen Branchen geschätzt. So ist das oberösterreichische Unternehmen Greiner Bio-One bei der Ausstattung mit medizinischen Diagnose- und Laborgeräten die unangefochtene Nummer zwei in Frankreich. Und smarte Chips der Salzburger Firma Skidata regeln den Zugang zu unzähligen Parkhäusern und Skiliftstationen in den französischen Alpen. „Vielversprechend erscheinen auch die Chancen für Zulieferungen in die französische Luftfahrtindustrie“, nennt Preclik einen weiteren Hotspot. Airbus Helicopter, bis Ende 2013 als Eurocopter bekannt, ist von der Qualität österreichischer Zulieferer jedenfalls derart begeistert, dass das Unternehmen jüngst bereits zum vierten Mal innerhalb eines Jahres mit einer Einkaufsdelegation nach Österreich kam. Was Preclik Frankreich-Interessenten gegenüber allerdings auch nicht verschweigt, ist die Tatsache, dass das Land zumindest in sprachlicher Hinsicht ein recht spezifischer Markt ist: „Der französische Kunde ist es gewohnt, Geschäfte in seiner Muttersprache durchzuführen. Auf Englischkenntnisse des Gegenübers sollte man sich als Exporteur daher lieber nicht verlassen.“ Und auch das französische Zertifizierungs- und Normenwesen erfordere es, sich genau mit der Materie auseinanderzusetzen. „Hier versuchen Franzosen manchmal über die Hintertür Hürden für ausländische Anbieter zu errichten“, so Preclik.

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Lissabon: Com o tempo tudo se cura.*

¡Viva España!

Madrid: A más doctores, menos dolores.*

*Wörtlich: Die Zeit heilt alle Wunden.

*Wörtlich: Viele Doktoren, wenig Schmerz. Eigentlich: A más doctores, más dolores. Viele Doktoren, viel Schmerz. Bedeutung: Viele Köche verderben den Brei.

Das Defizit endlich im Griff, soll 2014 auch die spanische Wirtschaft erstmals wieder wachsen – besonders im Bereich Automotive, Maschinenbau und Pharma. Ihre Sonntage verbringen die Madrider gern im Retiro-Park, der zwölf Hektar großen grünen Lunge der Stadt. Das hat Tradition. In den vergangenen Jahren hat sich zur Tradition aber noch ein praktischer Grund gesellt: Es kostet nichts. Denn auch wenn sich die Wirtschaft des Landes erholt, die Binnennachfrage schwächelt noch. Auch in den Bars rund um die Calle Mayor, wo man den Nationalaperitif Wermut schlürft (immer rot und mit einer Scheibe Orange), gab es schon einmal mehr Besucher. Umso mehr Zeit hat der Wirt der „Casa Alberto“, um Fremden zu erklären, dass in seiner Bar schon ein gewisser Cervantes verkehrte und hier den zweiten Teil des „Don Quijote“ schrieb. Vorausgesetzt natürlich, der Besucher versteht Spanisch. Sprachkenntnisse empfiehlt Michael Spalek, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Madrid, auch Unternehmern, die im Land tätig werden wollen. „Während die jüngere Generation mit Englisch immer weniger Probleme hat, ist die ältere Generation, der viele Entscheider angehören, nach wie vor einsprachig.“ Ansonsten sieht Spalek Spanien aber eindeutig auf einem guten Weg. „In den letzten Jahren sind die Anfragen österreichischer Unter­ nehmen etwas zurückgegangen. Seit Herbst 2013 spüren wir aber ein verstärktes Interesse an einem Engagement in Spanien“, erklärt er. Zahlen belegen die Trendumkehr: 2014 soll die spanische Wirtschaft erstmals, wenn auch um noch bescheidene 1,1 Prozent, wachsen. Manche österreichische

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Unternehmen versuchen das positive Momentum schon jetzt zu nutzen: Allein in den ersten drei Monaten des heurigen Jahres sind die österreichischen Lieferungen nach Spanien um 11,2 Prozent gestiegen. Was den spanischen Markt betrifft, so sieht Spalek, seinem Pariser Kollegen Preclik nicht unähnlich, neue Chancen überall dort, wo es um Energieeffizienz und Ökologie geht. Als klassische Sparten, in denen Österreicher in Spanien immer schon tätig waren, aber auch noch Neuland entdecken können, nennt er die Automotive-Industrie, den Maschinenbau und die pharmazeutische Industrie. Zugleich sieht er in der SpanienPräsenz jedoch auch eine geostrategische Komponente: „Wer in Lateinamerika Geschäfte machen will, kann Spanien als Sprungbrett nutzen.“ Denn die spanische Wirtschaft sei mit den Wirtschaften Lateinamerikas sehr eng verflochten. Entscheidungen über die Teilnahme an Großprojekten, an denen spanische Firmen beteiligt sind, werden weiterhin in Spanien getroffen. Eine Tatsache, die bei der Andritz-Hydro oder auch bei Plasser & Theurer längst bekannt ist. „Aber auch der kleine Spezialist, der nach Chile zuliefern will, sollte über eine Spanien-Präsenz nachdenken“, rät Spalek.

Wer in Lateinamerika Geschäfte machen will, kann Spanien als Sprungbrett nutzen, Denn die spanische Wirtschaft ist mit Lateinamerika eng verflochten.

Der harte Sparkurs macht sich bezahlt: Portugal ist zurück am Weltmarkt. Chancenreiche Branchen des Wachstumslandes: Zulieferer für Textil-, Leder-, chemische Industrie, Automotive. Laut und schrill, so mag Madrid erscheinen. Lissabon hingegen gibt sich gemächlich, fast melancholisch. Am allerbesten lässt sich diese so ganz konträre Stimmung zu Spanien übrigens auf einer Fahrt mit einer Straßenbahn durch die hügelig verwinkelte Altstadt erleben. Gelassen melancholisch durchschritten die Portugiesen die Jahre der Krise, gelassen melancholisch freuen sie sich nun über die ersten Zeichen einer ökonomischen Wiedergeburt: Das BIP wächst bereits das dritte Quartal in Folge, für heuer wird eine Steigerung von 1,2 Prozent erwartet. Gilt Spanien als der europäische Brückenpfeiler nach Lateinamerika, so spricht Astrid Pummer, die österreichische Wirtschaftsdelegierte in Lissabon, Portugal die gleiche Rolle in Bezug auf Afrika zu. „Vor allem wenn es um die ehemaligen portugiesischen Kolonien wie Angola, Mosambik, Kap Verde oder Guinea-Bissau geht, erleichtert eine ­Kooperation mit portugiesischen Firmen die Geschäfte ungemein.“ Ansonsten ist Pummer aber eher bemüht, die Unterschiede zwischen Portugal und Spanien herauszustreichen. „In der Wahrnehmung vieler Mitteleuropäer ist die Iberische Halbinsel eine Einheit. Das stimmt so nicht. Portugal und Spanien unterscheiden sich ganz erheblich voneinander.“ Und das beschränke sich nicht nur auf atmosphärische Dinge wie zum Beispiel die Tatsache, dass die Portugiesen eher förmlich sind: „Titel spielen hier eine ➤ ähnlich wichtige Rolle wie in Öster-

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COVERSTORY

Dublin: Is minic a bhí fear maith í seanbhríste.*

Fáilte go hÉirean

* Gälisch, wörtlich: Oft steckt ein guter Mann in alten Hosen.

n!

Jetzt erntet portugal die Früchte für seine harte Reformpolitik: das BIP wächst das dritte Quartal in Folge. 16

Die Krise Irlands war vor allem eine Finanzkrise. Die solide Industrie bietet längst wieder Chancen für Zulieferer im Bau-, Agrar- und im Nahrungsmittelsektor. Es ist ein symbolträchtiges Stück Architektur, das kürzlich unter Beteiligung der österreichischen GIG-Fassaden in Dublin fertiggestellt wurde: Eine kühne, vier M ­ eter hohe Brückenkonstruktion aus Stahl und Glas verbindet die drei Gebäude der europäischen Google-Zentrale in D ­ ublin. Notwendig geworden ist die Google Link Bridge, damit die 3.000 Mitarbeiter, die Google inzwischen in Dublin beschäftigt, bequem, wettergeschützt und ohne zusätzliche Kontrollen zwischen den einzelnen Häusern wechseln können. Google liebt den steuersparenden Standort Irland und lässt sich die Europa-Zentrale daher gern etwas kosten. Wie andere internationale Riesen auch: Das und der damit verbundene Bauboom sind mit ein Grund, warum sich Irland heuer über ein BIP-Wachstum von etwa 2,5 Prozent freuen wird. Während in den Vorjahren der Banken­ crash und das Platzen der Immobilienblase das Land an den Rand des Abgrunds brachten, blieb die exportierende Indus­ trie davon weitgehend unberührt, die ­Europa-Hauptquartiere der internationalen Konzerne ebenfalls. Was sich heute in einer zweigeteilten Situation widerspiegelt: „Bis auf die Jahre 2008 bis 2010 ist das irische BIP immer leicht gewachsen. Und selbst während der Krise fiel es bloß auf das Niveau von 2004 zurück“, erzählt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Dublin, Wilhelm Nest. „Die rein irische Wirtschaft hat aber ziemlich gelitten. Im Gegensatz zum BIP war die Entwicklung des Bruttonational­

produkts erst 2013 erstmals wieder positiv.“ Zusätzlich verstärkt wurde die schwierige Lage durch den Bankencrash, der eine Kreditklemme nach sich zog, die Private und Kleinunternehmer besonders stark traf. Das Platzen der Immobilienblase und die damit verbundenen Konkurse lösten wiederum einen Investitionsstau in der Baubranche aus. Wurden 2007 irlandweit 90.000 Wohneinheiten fertiggestellt, so waren es 2013 gerade noch 8.000. „Das wirkt sich natürlich auf die Mieten aus. Die Bauwirtschaft, die bereits anzieht, wird in Zukunft vom Bedarf an leistbarem Wohnund Büroraum profitieren. Da gibt es auch Chancen für Österreicher, vor allem im ­Bereich rund um nachhaltiges Bauen. Geht die Erholung der Bauwirtschaft allerdings zu langsam, könnte angesichts der hohen Nachfrage nach Immobilien eine neue Blase entstehen“, analysiert Nest. Besondere Chancen sieht Nest auch im Agrarsektor und in der Nahrungs­ mittelproduktion. „Lieferungen an die irische Landwirtschaft und Lebensmittel­ industrie haben großes Potenzial, das kann man gar nicht oft genug sagen.“ Zu einem Minimum an Vorsicht rät der Wirtschaftsdelegierte allen Irland-Interessenten allerdings trotzdem. „Auch wenn die Krise fast schon Geschichte ist, die Bonität etwaiger Geschäftspartner zu prüfen ist sicher eine gute Idee.“

Die Bauwirtschaft, die bereits anzieht, wird in Zukunft vom Bedarf an leistbarem Wohn- und Büroraum profitieren. AU SSE N W I RTS C H A F T m a g a z i n e | S e p t e m b e r 2 0 1 4

Foto: fotolia

reich, Hierarchien müssen beachtet werden“, sagt Pummer. Auch in seiner Wirtschaftsstruktur ist Portugal Österreich nicht unähnlich. Es ist stark von Klein- und Mittelbetrieben geprägt, die vor allem mit Innovation punkten. Viele von ihnen waren daher anpassungsfähig genug, um einigermaßen unbeschadet durch die Krise zu kommen. Jetzt erntet das Land überdies die Früchte für seine harte Reformpolitik: Das BIP wächst das dritte Quartal in Folge, die Industrieproduktion hat schon im Mai 2014 das Vorjahresniveau erreicht. Als Chancen, die Portugal für Exporteure bietet, sieht Pummer Lieferungen für die exportorientierten Industriezweige wie Textil- , Leder- und chemische Indus­ trie, aber auch Technologien und Produkte zur Steigerung der Energieeffizienz. Und natürlich die Zulieferungen von Kompo­ nenten und Maschinen für die auch in Portugal präsente Kfz-Produktion. Zugute könnte Interessenten dabei kommen, dass das VW-Werk Autoeuropa, in dem die Modelle Sharan, Alhambra, Eos und Scirocco produziert werden, ab 2015 ein weiteres fünftes Modell assemblieren will. Ein zusätzliches Geschäftsfeld eröffnet sich in Portugal außerdem durch die Möglichkeit, gemeinsam mit portugiesischen Partnern Großaufträge im Bereich der Infrastruktur auf dem afrikanischen Kontinent zu akquirieren.


City of London

London: Cobbler, not sticking to his last.*

Reindustrialisierung ist das Zauberwort für das Land, das sich zuletzt viel zu stark auf die City of London konzentriert hat. Über drei Prozent Wachstum prognosti­ ziert der IWF den Briten heuer – Chancen bieten sich Österreichern vor allem im Bereich Smart Cities, Automobilin­ dustrie und Industriedienstleistungen. Very british – so präsentiert sich die Metropole an der Themse seit eh und je. Mit angelsächsischem Understatement, viel Selbstironie und einem Blick, der sich immer schon halb aufs Festland, zur anderen Hälfte aber nach Amerika gerichtet hat. Wenn am Finanzplatz London, wo nach wie vor schick geschnittene Businessanzüge, hochpreisige Accessoires und nonchalant ausgegebenes Geld die Szenerie prägen, die Hoffnungen nun plötzlich in industrielle Produktion gesetzt werden und das Wort „Fabrik“ wieder salonfähig wird, dann hat das viel mit dem britischen Blick Richtung USA zu tun. Denn traditionell transatlantisch ausgerichtet, suchen die Briten derzeit eine Erneuerung ihrer Ökonomie auf einem ähnlichen Weg wie die USA: durch Reindustrialisierung. „Neben der durchaus boomenden Automobilindustrie setzt Großbritannien dabei vermehrt auf Innovation“, erzählt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in London, Georg Karabaczek. Nach dem Vorbild der deutschen Fraun­­hofer-Institute hat man daher Schwerpunkt­einrichtungen ins Leben gerufen, die Erkenntnisse der Forschung in die industrielle Praxis transferieren sollen. Neben Automotive und Aerospace nimmt man dabei auch Umwelttechnologien besonders ins Blickfeld, was auch für Österreicher interessant ist: „Rund um dieses Thema, rund ums intelligente Bauen und den Komplex Smart Cities, sehe ich viele Möglichkeiten für ­unsere Wirtschaft“, erläutert Karabaczek.

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* Übersetzung: Schuster, der nicht bei seinen Leisten bleibt.

Dass österreichische Unternehmen, was Großbritannien betrifft, bislang relativ zurückhaltend sind, liegt möglicherweise auch daran, dass das Land für viele nicht mehr ganz zu Europa zählt. „Doch auch wenn Großbritannien nicht zu Schengen und auch nicht zur Eurozone gehört, kann ich alle beruhigen: Es ist trotzdem hundert Prozent EU“, lacht Karabaczek. Manches erinnert hier allerdings dennoch eher an die USA als an Good Old Europe. So ist zum Beispiel die Kunden­ orientierung oft wichtiger als pure Technik, und ähnlich wie in den USA gelingt es nicht immer, gut geschulte Arbeitskräfte zu finden. Für Österreicher muss das allerdings nicht unbedingt ein Nachteil sein, denn gerade wegen des herrschenden Mangels an Know-how werden Wartungsaufträge oft an ausländische Anbieter vergeben: „Wir bekommen fast jede Woche Anfragen ­österreichischer Unternehmen, die Aufträge für die Montage und Wartung von Anlagen erhalten haben und nun wissen wollen, was es zu beachten gilt.“ Auch im Bereich von industrienahen Dienstleistungen punkten österreichische Unternehmen durch ihre Servicequalität – etwa die Frequentis AG, die Kommunikations- und Leitsysteme für sicherheitskritische Bereiche liefert und unter anderem Aufträge von Scotland Yard London, der Royal Air Force und von den Londoner Flughäfen an Land ziehen konnte.

neue perspektive

alpenpower

Um ein Prozent Exportrückgang aus Bayern zu kompensieren, müssten die Ausfuhren nach China um fast fünf Prozent steigen. Ähnliches gilt für Norditalien und die Schweiz. Rund um die Alpen konzentrieren sich immer bedeu­ tendere Teile der weltweiten Indus­trie. Neue Märkte, exotische Destinationen – die österreichische ­Außenwirtschaft profitiert davon, dass sie keine Angst vor Neuem hat. Ein Blick auf die Zahlen zeigt allerdings: Das Kerngeschäft liegt nach wie vor in Europa und hier – geografisch etwas salopp formuliert – in den Alpen. Rund 30 Prozent der österreichischen Ausfuhren gehen nach Deutschland. Der Gesamtwarenwert der Exporte nach Deutschland betrug im Vorjahr 37,3 Milliarden Euro, wovon fast 15 Milliarden in das Alpenland Bayern gingen, das damit bei Exporten noch vor Italien liegt, das mit 8,2 Milliarden Platz zwei belegt. Auch in Italien konzentriert sich das wirtschaftliche Geschehen übrigens alpennah, nämlich im Norden rund um Mailand. Das drittstärkste Exportziel Österreichs hat mit den Alpen nichts zu tun, das sind die USA mit 7,1 Milliar­ den. Doch schon auf Platz vier kommt die absolut alpine Schweiz mit 6,3 Milliarden Euro. Unter die Top Fünf schafft es außerdem noch Frankreich mit 5,9 Milliarden. Wie wichtig diese Stammmärkte sind, zeigt auch der folgende Vergleich: Um ein Prozent Verlust in Deutschland wettzumachen, müsste der Wert der Exporte nach China um fast zehn Prozent steigen, jener der Exporte nach T ­ aiwan oder Singapur gar um ­hundert Prozent.

Neben der durchaus boomenden Automobilindustrie setzt GroSSbritannien vermehrt auf Innovation. 17


COVERSTORY

Marktanalyse

IM DETAIL

Die Analysen unserer Spezialisten vor Ort

Frankreich

”Die französische Luft­ fahrt­industrie bemüht sich ganz massiv um österreichische Zulieferer. Allein Airbus Helicopters war heuer nunmehr bereits das vierte Mal zum Technologie-Scouting in Österreich.“ Herbert Preclik Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Paris paris@wko.at

GroSSbritannien

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Irland BIP-Wachstum 2013 0,2 Prozent BIP-Wachstum 2014 2,5 Prozent BIP pro Kopf 33.718 Euro Chancenreiche Sektoren Agrarindustrie, Bauwirtschaft, Umwelttechnik ”Lieferungen an die irische Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie haben großes Potenzial, das kann man gar nicht oft genug sagen.“ Wilhelm Nest Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Dublin dublin@wko.at

die Aufbruchstimmung kehrt zurück. Reformen greifen. Die Unsicherheit weicht. Spanien

BIP-Wachstum 2013 1,6 Prozent BIP-Wachstum 2014 3,2 Prozent BIP pro Kopf 28.049 Euro Chancenreiche Sektoren Umwelttechnik, Industriedienstleistungen, Smart Cities

BIP-Wachstum 2013 –1,4 Prozent BIP-Wachstum 2014 1,2 Prozent BIP pro Kopf 19.954 Euro Chancenreiche Sektoren Textil-, Lederindustrie, Automotive

BIP-Wachstum 2013 –1,2 Prozent BIP-Wachstum 2014 1,1 Prozent BIP pro Kopf 25.073 Euro Chancenreiche Sektoren Automotive, Urbane Technologien, Umwelttechnik, Maschinen und Anlagen

”Montage und Wartung von Anlagen, aber auch Umwelttechnik, erneuerbare Energien und moderne Bauprodukte werden nachgefragt und bieten Chancen für österreichische Anbieter.“

”Portugal hat eine Reihe von wichtigen Reformen durchgezogen und pro­ fitiert jetzt davon: 2014 wird es ein Wirtschaftswachstum geben, die Industriepro­duk­tion wächst.“

”Das Interesse österreichischer Firmen an Spanien nimmt stark zu. Nicht vergessen werden sollte, dass Spanien auch eine hervor­ ragende Basis für Geschäfte in Lateinamerika bietet.“

Georg Karabaczek Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in London london@wko.at

Astrid Pummer Österreichische Wirtschaftsdelegierte in Lissabon lissabon@wko.at

Michael Spalek Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Madrid madrid@wko.at

Portugal

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Fotos: Shutterstock, awo

BIP-Wachstum 2013 –0,1 Prozent BIP-Wachstum 2014 1,0 Prozent BIP pro Kopf 28.401 Euro Chancenreiche Sektoren Urban Technology, Umwelttechnik, Aerospace


Celebrating 40 years of good banking.

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tagebuch UNSER mann in …

… Seoul

Wie sich Franz Schröder, neuer Wirtschaftsdelegierter in Seoul, auf seine Projekte vorbereitet.

N

ach einem ereignisreichen Juni, vor allem mit dem Großevent Exporttag und den Vorbereitungen für die Übersiedlung nach Korea, tut ein erholsamer Urlaub im Juli richtig gut. Denn ich weiß, gleich danach geht es ab an den neuen Arbeitsplatz: Seoul.

4. August, 8.30 Uhr

9.30 Uhr

Nach einer kurzen Erfrischung geht es ins Außen­w irtschaftsCenter Seoul: Kyobo Building, 21. Stock, gleich neben der Botschaft. Beide Büros sind modern, in Rot-Weiß-Rot durchgestylt, funktionell, aber gemütlich. Mein Vorgänger Michael Otter stellt mich meinem neuen Team vor, es folgt eine kurze Einführung in die Arbeit und die Aufgabengebiete der einzelnen Mitarbeiter – und dann gleich rein ins Geschehen: Besprechung der Projekte, die im Herbst ins Haus stehen. Und das sind nicht wenige: der Besuch von Bundesminister Andrä Rupprechter mit einem Austria Showcase zum Thema nachhaltige Energielösungen; der Besuch einer großen Salzburger Dele­gation mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer; ein TourismusWorkshop mit der Österreich Werbung; die Marktsondierungsreise „Digital Textbook Development in Korea“; Katalogausstellungen bei Messen. Das Programm ist dicht, ­v ielschichtig und anspruchsvoll. Der erste Tag ist schnell um, und mit dem Gedanken „Das wird eine sehr interessante Zeit in Korea“ geht es früh zu Bett.

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Franz Schröder (vorne links) und sein Vorgänger Michael Otter (vorne rechts) mit dem Team des AußenwirtschaftsCenters Seoul.

5. August

Die nächsten Tage vergehen wie im Flug mit Besprechungen und den ersten Terminen. Heute lerne ich die österreichische Botschafterin Elisabeth Bertagnoli und ihr Team kennen.

6. bis 7. August

Der erste österreichische Firmenvertreter besucht uns gleich am zweiten Tag zu einem Gespräch. Dann treffen Michael Otter und ich die wichtigsten Vertreter österreichischer Firmen in Seoul, die mir auch die ersten Eindrücke vom ­Geschäftsleben in Korea vermitteln. Die Kontakte zu koreanischen Firmenvertretern werden sicherlich interessant, denn Österreich hat einen ausgesprochen guten Ruf im Land. Besonders wichtig sind auch die Kontakte rund um die nächsten Olympischen Winterspiele in Korea 2018. Gemeinsam mit Michael Otter gewinne ich da die ersten Eindrücke in Gesprächen mit Vertretern der Korean Ski Association und des Organisationskomitees, und ich bin erstaunt, wie eng der Kontakt der Koreaner zu Österreich ist. Zwischen all den Terminen habe ich doch Gelegenheit, auch immer wieder etwas von der Stadt selbst zu sehen – sehr modern, die Geschichte des Landes ist aber überall gegenwärtig.

Franz Schröders neuer Arbeitsplatz für die kommenden Jahre.

8. August

Natürlich fehlen ein Abschiedsessen für Michael Otter und ein Willkommensgruß für mich in einem koreanischen Barbecue nicht. Bei Bier, Soju und köstlichem Essen haben wir beide einen netten Abend mit den Kollegen des AußenwirtschaftsCenters Seoul. Am Ende der Woche zeigt sich die Stadt von der allerbesten Seite, strahlender ­Sonnenschein und angenehme 25 °C – da gefällt mir mein Arbeitsort für die nächsten Jahre schon viel besser.

9. August, 10.00 Uhr

Samstag in der Früh nehme ich am Flughafen Abschied von Michael Otter, der nicht weit weg nach Tokio übersiedelt, und bin sicher, dass es mir in Seoul sehr gut gefallen wird.

Franz Schröder Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Seoul http://wko.at/aussenwirtschaft/kr seoul@wko.at

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Fotos: awo, fotolia

Landung am Flughafen Incheon. Der erste Eindruck: sehr modern, weitläufig und effizient, vielleicht etwas leer in der Früh. Draußen ist es regnerisch, tief hängende Wolken, grau in grau – bei solch ­einem Wetter ist der erste Eindruck von der Stadt nicht so positiv. Auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt fallen mir vor allem viele Wohnblöcke und Kirchen, aber auch eine intensive Bautätigkeit auf.


S RIEN 3 Mio. Kinder mussten alles zurĂźcklassen. SMS mit Spendenbetrag an 0676 800 7020 IBAN AT77 6000 0000 0123 6000 www.care.at

Ă–sterreich


die grosse chance Automotive in Mexiko

S A E C D H N E U R Der Automobilsektor in Mexiko w채chst mit atemberaubendem Tempo. Einer der freiesten M채rkte der Welt 체berzeugt mit niedrigem Lohn- und Steuerniveau. F체r Zulieferer und Maschinenbauer ist der Zeitpunkt zum Einstieg ideal. Von Piotr Dobrowolski

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Die Volkswagen de México S.A. de C.V. betreibt das zentralamerikanische Werk des Volkswagen-Konzerns in Puebla. 1967 liefen die ersten VW Käfer vom Band, heute bauen 14.900 Personen dort den Jetta, den Clasico, den neuen Beetle sowie den Golf Variante. Ungefähr 90 Prozent der dort produzierten Fahrzeuge werden in mehr als 100 Länder der Erde exportiert.

„Mexiko ist schon heute der achtgröSSte Produzent von Automobilen weltweit.“ Friedrich Steinecker, AußenwirtschaftsCenter Mexiko

Fotos: Rainer Unkel / picturedesk

ren zum wichtigsten Produktionsstandort Amerikas – noch heuer soll das Land den großen Rivalen Brasilien als Nummer eins ablösen.

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exiko als Paradies zu bezeichnen mag bei aller landschaftlichen Schönheit übertrieben erscheinen. Klimatisch, weil es in Mexico City etwa tagelang ohne Unterlass regnen kann. Die Sommerhitze von Guadalajara hält auch nicht jeder aus. Und die Drogenkriege im Norden des Landes sowie die grassierende Korruption erscheinen einem Mitteleuropäer wenig elysisch. Doch fast unbemerkt von europäischen Beobachtern mauserte sich das fast zwei Millionen Quadratkilometer große Land in den vergangenen Jah-

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Freieste Volkswirtschaft überhaupt. „Mexiko ist aufgrund unzähliger Freihandelsabkommen eine der freiesten Volkswirtschaften überhaupt , sagt Friedrich Steinecker, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Mexico City. Konkret bedeuten Freihandelsabkommen mit 45 Ländern, die Mexiko abgeschlossen hat: Allen, die von hier aus operieren, steht faktisch die ganze Welt offen, der NAFTARaum mit dem Riesenmarkt USA ohnehin, aber auch so manches Land, das sich sonst eher abschottet. Zum Beispiel der Riesenmarkt Brasilien. „Exportiert ein Automobilhersteller Fahrzeuge nach Brasilien, zahlt er üblicherweise bis zu hundert Prozent Einfuhrzoll, exportiert er allerdings von Mexiko aus, zahlt er aufgrund der vorhandenen Handelserleichterungen null. Das ist für viele Automobilhersteller einer der Gründe, in Mexiko zu produzieren“, erläutert Steineckers schwerpunktmäßig für den Automotive-Bereich zuständiger Stellvertreter Hannes Maurer.

Ein anderer Grund für Mexikos Popularität unter den Autobauern ist das Lohnniveau, das mit jenem von China vergleichbar ist, allerdings ohne dass man in Mexiko – im Gegensatz zu China – als Unternehmer groß mit bürokratischen Hürden zu kämpfen hat. Und die Steuer­ last ist niedriger als in den meisten mit der Automobilproduktion beschäftigten Industriestaaten. Achtgrößter Autohersteller. Kein Wunder daher, dass Mexiko schon heute der achtgrößte Produzent von Automobilen weltweit ist. Praktisch alle wichtigen OEMs sind in Mexiko mit eigener Produktion vertreten. Jetzt, wo das Premiumsegment mit Audi, BMW und Mercedes in das Land der Azteken aufbricht, bekommt die Branche noch einen weiteren Schub. „Der Zeitpunkt für einen Markteintritt könnte nicht besser sein“, bestätigen Steinecker und Maurer unisono. 560 Millionen Euro haben österreichische Unternehmen im vergangenen Jahr nach Mexiko exportiert, rund 80 Prozent davon entfielen auf Automobilzulieferer und Maschinenbauer. Für sie hält das Land aber nach wie vor noch ungenutzte Möglichkeiten offen. Denn die zur Fertigung benötigten Anlagen werden in Mexiko fast ausschließlich importiert, Österreich als klassisches Maschinenbauerland hat dabei einen guten Ruf. „Wenn neue Produktionsstätten eröffnet werden, haben Anbieter nicht nur bei der Lieferung, sondern auch beim Service Chancen“, sagt Maurer. Das gilt übrigens auch für Zuliefererwerke. So produziert der Reifenhersteller Conti­ nental auf österreichischen Maschinen ➤ bereits seit Jahren in Mexiko.

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die grosse chance Automotive in Mexiko

Geringe Fertigungstiefe. Möglichkeiten ergeben sich aber auch aufgrund der nach wie vor geringen Fertigungstiefe des mexikanischen AutomotiveSektors. So klagen Hersteller und Zulieferer zum Beispiel immer wieder über die schlechte Verfügbarkeit von Werkzeugen und Dienstleistungen zur Instandsetzung. Auch dieser Bedarf könnte von österreichischen Firmen gedeckt werden. Zugleich können österreichische Unter­ nehmen aber auch eine Rolle spielen, wenn Mexikos Bemühungen, noch mehr Wertschöpfung rund um den AutomotiveBereich ins Land zu holen, allmählich Früchte tragen. Das gilt, wie Hannes ­Maurer erklärt, vor allem für die metallund kunststoffverarbeitende Industrie, die in Mexiko noch kaum vorhanden ist und ­wo es einen sehr großen Bedarf an Maschinen und Know-how gibt. Und selbstverständlich existiert infolge der steigenden Produktion nach wie vor

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Volumen für das klassische Zuliefergeschäft. Bevorzugt wird dabei der inzwischen fast schon klassische Weg, der darin besteht, dass die großen Automobilhersteller ihre Zulieferer bei neuen Standorten mitziehen, sich dafür aber auch eine Produktionspräsenz vor Ort erwarten. Aus diesem Grund errichtet, nur um ein Beispiel unter vielen zu nennen, der niederösterreichische Lichtsysteme-Spezialist ZKW ein Werk in Silao. Gefertigt werden soll dort die gesamte Palette der Beleuchtungen von ZKW – und zwar nicht nur für Mexiko, sondern für den gesamten NAFTA-Raum. Das Werk wird in mehreren Phasen errichtet, die erste soll bis 2015 abgeschlossen sein. Das gesamte Investi­ tionsvolumen beläuft sich auf 40 Millionen US-Dollar. Die Österreicher kommen. Ein anderes Beispiel bietet der Hersteller von Kabelkomponenten für Batterien,

BMW baut für eine Milliarde Dollar ein neues Werk in Mexiko. Die Autofabrik, die nahe der Stadt San Luis Potosi entsteht, soll 2019 mit der ­Produktion vorwiegend kleinerer Modelle wie der 3er-Reihe für Südamerika beginnen. Rund 1.500 Mitarbeiter sollen in einem ersten Schritt Arbeit finden. Trotz Investition in Mexiko soll das BMW-Werk im US-Südstaat South Carolina ­ebenfalls ausgebaut werden.

Gebauer & Griller. Auch dieses österreichische Unternehmen folgt dem Ruf ­Mexikos und wird demnächst eine Fabrik im Industriepark Nuevo San Juan eröffnen. In den kommenden fünf Jahren will man hier rund sieben Millionen Dollar investieren und mehrere hundert Arbeitsplätze schaffen. Gefragt nach speziellen Nischen, in denen österreichische Zulieferer besonders gefragt sein könnten, nennt Branchenkenner Maurer smarte Technologien wie Sensoren, aber auch modernes Entertainment:

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marktanalyse

marktvolumen autozulieferer

Schon 2011 hat die Branche die Werte aus der Zeit vor der Krise übertroffen. Seit 2011 steigt das Volumen weiter. Zahlen für 2012 bis 2014 sind aus Produktionszahlen hochgerechnet. (in Mio. Dollar) 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008

Fotos: Rainer Unkel / picturedesk

„ Wer Fahrzeuge nach Brasilien exportieren will, zahlt üblicherweise hundert Prozent Einfuhrzoll. Exportiert man aus Mexiko, bezahlt man Null. Für viele ein Grund, hier zu produzieren.“ Hannes Maurer, AußenwirtschaftsCenter Mexiko „Hier ist die mexikanische Automobilunähnlich: Es ist nicht ganz einfach, gut industrie immer wieder auf der Suche ausgebildete Arbeiter zu bekommen. nach innovativen Lösungen.“ „Im oberen technischen Bereich ist das Angebot eigentlich recht gut. Da ­bringen Neben dem großen Marktvolumen mexikanische Universitäten gute bis sehr spricht auch die grundsätzlich businessfreundliche Umgebung für ein Engagement gute Leute auf den Markt. Bei den Arbeitern, die an den Produktionslinien stehen in Mexiko. „Im Prinzip können Sie hier ein und die Maschinen bedienen, ist das hingeUnternehmen innerhalb von 24 Stunden gen nicht der Fall. Eine duale Facharbeitergründen“, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Mexico ausbildung, wie wir sie aus City, Friedrich Steinecker. Österreich kennen, gibt In der Tat verfolgt Mexiko es hier nicht“, sagt Stein­ eine auf ausländische Inecker. Wobei, so betont er, vestoren zugeschnittene das Problem nicht prinzipiell unlösbar sei. „UnWirtschaftspolitik, die – so ternehmen müssen sich erklären jedenfalls jene, die aber darauf ­einstellen, schon vor Ort sind – es sehr in Schulungsmaßnaheinfach macht, in das Land men zu investieren.“ Im zu kommen. Etwas schwieriger werde es, sagen sie, Unterschied zu manchen Mexiko ist ein wichtiger Produktionsstandort für die allerdings danach. Gründe anderen Ländern lohnen internationale Automobilindusdafür sind nicht, wie der sich allerdings die Investrie. Neben VW und zukünftig titionen in mexikanische eine oder andere Beobachauch BMW fertigen Chrysler, Ford, General Motors, Honda, Renault ter aus der Ferne vielleicht Mitarbeiter. Denn anders Nissan und Toyota im Land. Die vermuten würde, Sicherals in den USA, wo man Ansiedlung von Zulieferbetrieben heitsbedenken, die seien viel mobiler ist, dominiert ist noch nicht abgeschlossen, nicht dominant. Das eigent­ hier der Wunsch, e­ inen wobei vor allem die niedrigen ­Personalkosten sowie die strate­ liche Standortpro­blem Me­­ einmal e­ rhaltenen Job gische Nähe zu den Produzenten xikos liegt anderswo und auch längerfristig in Mexiko und den USA für den ist jenem der USA nicht zu behalten. Standort sprechen.

91.332 74.334 73.066 67.990 57.600 39.990 55.760

Produktion Kraftfahrzeuge in Millionen Stück 2014 (geschätzt) 2013 2,93 2012 2,88 2011 2,68 2010 2,34 2009 1,56 2008 2,13

3,60

Exportanteile der fünf stärksten OEMs Export Verkauf Innenmarkt Nissan 67 % 33 % General Motors 81 % 19 % Volkswagen 84 % 16 % Chrysler 92 % 8 % Ford 97 % 2 %

BIP-Entwicklung 2011

4,0 Prozent

2012

3,9 Prozent

2013

1,1 Prozent

2014 (est)

3,0 Prozent

Inflation 2011

5,2 Prozent

2012

5,0 Prozent

2013

4,9 Prozent

2014 (est)

4,5 Prozent

Arbeitslosigkeit 2011

3,4 Prozent

2012

4,1 Prozent

2013

3,8 Prozent

2014 (est)

4,0 Prozent

Hinzu kommt der Vorteil, im ­Dollarraum zu fertigen.

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25


porträt exporterfolge aus Österreich

Aus dem beschaulichen Neunkirchen verkauft ein vorwiegend weibliches, multikulturelles Team Profile in die ganze Welt. Wie die beiden Geschäftsführerinnen Doris Haselbacher und Katharina Ganster und die Prokuristin Beate Heck eine für ihre Branche sensationelle Exportquote von 50 Prozent schaffen.

Foto: Thomas Topf

Wie haben Sie das gemacht, frau heck? 26

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Doris Haselbacher und Katharina Ganster, Ingrid L. Blecha Ges.m.b.H.: „Manche meinen, dass unser Erfolg darauf beruht, dass hier überwiegend Frauen arbeiten.“

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27


porträt

D

Wohlfühlfaktor. Vielleicht diesen: den Wohlfühlfaktor. Im Zusammenhang mit Metall eher ein ungewöhnliches, aber hier doch zutreffendes Wort. Denn das erklärte Ziel des – übrigens weiblich dominierten – Teams von Blecha ist es, dass der auslän-

28

„ Bei der Suche nach exotischen Einzelteilen stöSSt man mittlerweile sehr schnell auf uns.“ Doris Haselbacher und Katharina Ganster, Ingrid L. Blecha Ges.m.b.H.

dische Kunde, der hier bestellt, sich wie zu Hause fühlen soll. Und wenn sie „wie zu Hause“ sagen, meinen Beate Heck und Doris Haselbacher das wörtlich. „Wir haben mit der Zeit erkannt, dass es eben nicht reicht, wenn die Kundenbetreue­ rin, die einen ungarischen oder türkischen Kunden betreut, Ungarisch oder Türkisch spricht. Wirklich wohl fühlt sich der Kunde erst dann, wenn er gar nicht merkt, dass er mit dem Ausland telefoniert.“ Und weil das den Blecha-Managerinnen wichtig ist, gibt es bei Blecha für alle relevanten Sprachen Native Speaker. Und relevant sind für das Unternehmen neben Ungarisch und Türkisch auch Slowakisch oder Russisch – um nur ein paar zu nennen. Nicht zufällig mei-

„Wenn ich dem Kollegen, der Italien betreut, beim Telefonieren zuhöre, dann geht’s da laut und ruppig zu. Dann weiSS ich: Der macht das eben so, wie das dort üblich ist.“ AU SSE N W I RTS C H A F T m a g a z i n e | S e p t e m b e r 2 0 1 4

Foto: Thomas Topf

iese Bestellung hätte manche Mitarbeiterin am liebsten persön­ lich ausgeliefert. Als ein Segelboothersteller aus der Karibik ein ganz spezielles Aluminiumprofil brauchte und dieses erst im fernen Austria bei der Firma Ingrid L. Blecha Ges.m.b.H. fand, da träumte ein guter Teil der Belegschaft davon, eigenhändig durch türkisblaue Lagunen zu schippern, um das benötigte Stück dem glücklichen Kunden zu überreichen. Weil es jedoch schnell gehen sollte und der eher kleine Auftrag so viel Aufwand kaum gerechtfertigt hätte, wurde das Stück dann aber doch ganz profan per Luftfracht geliefert. Beate Heck, geborene Blecha und operativ im Unternehmen tätige Vertreterin der Eigentümerfamilie, sowie Geschäftsführerin Doris Haselbacher erzählen die KaribikEpisode dennoch sehr gern. Denn sie zeigt, so finden die beiden, gut, was den Erfolg von Blecha ausmacht: „Je ausgefallener ein Auftrag ist, umso mehr Freude haben wir damit. Wir ziehen uns ganz bewusst nicht darauf zurück, was einfach ist.“ Dennoch: Dass Kunden aus der ganzen Welt Aluminiumteile ausgerechnet im niederösterreichischen Neunkirchen (12.000 Einwohner, Minoritenkloster, Motorradmuseum) ordern, ist ungewöhnlich. Dass in der Aluminiumwelt das Label „Made in Austria“ ein Gütesiegel per se darstellt, reicht als Erklärung nicht aus. Dass man bei Blecha neben Standardware Teile führt und vor allem auch lagernd hat, etwa Rohrbogen für Tankfahrzeuge, die sonst nur ganz wenige Anbieter im Sortiment haben, schon eher. „Bei der Suche nach ungewöhnlichen Teilen stößt man inzwischen sehr schnell auf uns – im Internet, aber auch durch Mundpropaganda“, lacht Doris Haselbacher. Doch die Einzigen weltweit, die bestimmte Teile liefern können, sind die Neunkirchner auch wieder nicht. Es muss also noch einen anderen Grund geben.


Zu den Personen Doris Haselbacher und Katharina Ganster gehören zum ausschließlich weiblichen Führungsteam von Blecha, einem Unternehmen, das sich auf den Handel mit Aluminiumteilen spezialisiert hat. Derzeit liefert das Unternehmen in 60 Länder der Welt. Der Umsatz beträgt rund 15 Millionen Euro, die Exportquote für die Branche sensationelle 50 Prozent. Mit den meisten Kunden wird mithilfe von Native Speakern in der Landessprache kommuniziert. 2014 wurde Blecha mit dem Exportpreis in der Sparte Handel ausgezeichnet.

nen Scherzbolde daher, dass man notfalls auch als Übersetzungsinstitut überleben könnte. Im Verkauf haben Native Speaker überdies den Vorteil, dass sie nicht nur die Sprache des Kunden perfekt sprechen, sondern auch mit den Sitten und Gebräuchen dieses Landes bestens vertraut sind. „Wenn ich dem Kollegen, der Italien betreut, beim Telefonieren zuhöre, dann denke ich mir manchmal: ganz schön laut und ruppig. Zugleich weiß ich aber: Er macht das eben so, wie das im italienischen Geschäfts­ leben üblich ist. Und die Kolleginnen, die Russland oder Polen betreuen, machen das eben auf die dort übliche Art“, erzählt Doris Haselbacher. Bestellen wie zu Hause. Doch das Bestreben, den Kunden ein möglichst vertrautes Umfeld zu bieten, geht beim Exportpreissieger 2014 noch weiter. Fakturiert wird ­jeweils in der Landessprache des Kunden, bei Russland selbstverständlich in kyrillischer Schrift. Die Bestellmasken sind ebenfalls in der Landessprache gestaltet. „Das ist eine große Erleichterung für den Kunden, weil er dann sicher sein kann, dass er tatsächlich das bestellt, was er will, und nicht etwas, das auf Deutsch vielleicht ähnlich klingt, aber doch etwas anderes ist“, sagt Haselbacher. Mit all diesen Bemühungen schafft man eine Atmosphäre, die Blecha bei einem Jahresumsatz von rund 15 Millionen Euro eine für die Branche ungewöhnlich hohe Exportquote von 50 Prozent bringt. „Es ist schon so, dass viele Kunden, die zu uns gekommen sind, weil sie ein bestimmtes Stück sonst nirgendwo bekommen haben, in der Folge von uns auch Standardware

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Exotische Aluteile: Vom Rohrbogen für Tankfahrzeuge bis zur Seitenleiste für die Luxusyacht ist alles auf Lager.

beziehen“, erklärt Beate Heck einen der Gründe, für die große Treue ihrer Kunden. Unter jenen, die das Unternehmen kennen, kursiert allerdings auch hartnäckig das Gerücht, wonach ein beträchtlicher Teil des Erfolgs der fast ausschließlich weiblichen Besatzung geschuldet ist. Ein Blick in die Unternehmenszentrale bestätigt jedenfalls: Männer sind hier eine rare Spezies. Im ersten Stock gibt es einen, den schon ­erwähnten Italiener, im Erdgeschoß auch einen, erst im Lager werden es ein paar mehr. „Wir sind tatsächlich jung, dyna­ misch und weiblich“, gibt Heck zu. Sprachinstitut mit Alukompetenz. Was gerade im technischen Umfeld durchaus seine Vorteile hat: „Die Kommunikation mit den Kunden ist oft besser, wenn dem meist männlichen Einkäufer eine Frau gegenüber sitzt. Diese Erfahrung haben wir jedenfalls oft gemacht.“ Woran das liegt, darüber kann Heck nur mutmaßen. „Ich denke schon, dass Männer dazu neigen, einander mit ihrem Fachwissen zu übertrumpfen. Und wenn ein Verkäufer den Kunden immer spüren lässt, dass er alles besser weiß, kann das nach hinten los­ gehen.“ Von einer Frau, sagt Heck, lassen sich Männer schon eher einen Tipp geben, ohne dadurch ihre Fachkompetenz bedroht zu sehen. Außerdem liegt es vielleicht auch an weiblicher Flexibilität, dass man bei Blecha für Kleinbesteller ebenso viel Enthusiasmus entwickelt wie für Großabnehmer. Dementsprechend stehen in den Auftragsbüchern des Unternehmens Lieferungen im Wert von knapp tausend Euro, die rund um die halbe Welt verschifft werden, neben Vereinbarungen, die Jahresumsätze von 100.000 Euro und mehr bringen. „Dass wir uns für kleine Dinge nicht zu schade sind, man mit uns aber auch Rahmenverträge abschließen kann, wo der Kunde alle benötigten Mengen über das Jahr verteilt nach Bedarf abrufen kann, schätzen viele an uns. Daher leisten wir

uns auch ziemlich große Lagerhallen“, sagt Doris Haselbacher. Zugleich bringt die ­Flexibilität des Unternehmens den beiden hier seit 18 Jahren tätigen Frontfrauen aber auch jede Menge Abwechslung. „Einer unserer Kunden in Ungarn baut zum Beispiel etwas, das man als eine Art Luxuswohnwagen für Rennpferde bezeichnen kann“, erzählen sie. „Wenn er nicht zu uns gekommen wäre, hätten wir nicht einmal geahnt, dass es solche Gefährte gibt.“ So aber beschäftigen sich die beiden nicht nur mit Hightech-Branchen wie der Automobilindustrie, die gern bei ihnen bestellt, sondern zwischendurch auch mit Pferdewägen für abgefahrene ungarische Jockeys, Abdeckgittern für Belüftungssysteme und manchmal auch mit Yachten für die Karibik.

export

Expansion nach Ungarn

Als unmittelbarer Nachbar ist Ungarn ein besonders wichtiger Markt für Blecha. Gerade die Automobilzulieferer in Ungarn sind froh, von Blecha beliefert zu werden. „Man merkt ganz stark, dass Österreich mit Qualität verbunden wird“, sagt Geschäftsführerin Doris ­Haselbacher. Um am ungarischen Markt noch besser bestehen zu können, hat Blecha erst kürzlich eine 7.000 Quadratmeter große Logistikhalle in Daruszentmiklós eröffnet. Und man hat in mühevoller Kleinarbeit die Buchhaltung und die Bestellsoftware so angepasst, dass sie den ungarischen Gesetzesvorgaben entspricht.

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branchen wirklich restlos alles über …

… wintersport in österreich

alle zahlen, daten und fakten.

30

6,000.000.000

7,000.000.000

42.000

Euro geben Wintersporttouristen in Österreich aus. Überwiegend für Beherbergung.

Euro beträgt die gesamte heimische Wertschöpfung im Wintersportumfeld.

Österreicher sind in Gastronomie/Hotellerie im Wintersport beschäftigt.

122,37

64,62

93

Euro geben Gäste im Schnitt pro Übernachtung aus. 17 Prozent davon für Gastronomie.

Euro geben Tagesgäste im Schnitt pro Tag aus. 59 Prozent davon für Skikarten.

Prozent der österreichischen Wintersportler üben ihren Sport ­ausschließlich in Österreich aus.

0

11,6

56

Prozent der heimischen Skifahrer können sich vorstellen, in Deutschland Skiurlaub zu machen. Wunschziel Nummer eins sind die USA/Kanada.

Milliarden Euro betrugen die Tourismusgesamtumsätze in der vergangenen Wintersaison. Der Sommer liegt knapp dahinter, holt aber auf.

Prozent der heimischen Winterurlauber nennen „Attraktivität des Skigebiets“ als Entscheidungskriterium.

42

72

36

Prozent der heimischen Winterurlauber nennen „Schneesicherheit“ als Entscheidungskriterium.

Prozent der heimischen Winterurlauber fahren Ski. Nur 5 Prozent gehen auf Kur.

Prozent der Österreicher planten zuletzt einen Winterurlaub. Aber nur 33 Prozent der Österreicherinnen.

40

65

49,4

Prozent der heimischen Wintertouristen freuen sich aufs „Après-Ski“.

Millionen Nächtigungen brachte die Wintersaison 2013/14. Ein Plus von knapp 2 Prozent.

Millionen Nächtigungen entfielen auf Gäste aus dem Ausland. Der Wert stieg um fast 3 Prozent.

1,02

27

17

Millionen Gästebetten bietet Österreich im Winter. Ein Plus von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Prozent der Beherbergungsbetriebe sind Privatquartiere. Nur 1 Prozent Kur- und Erholungsheime.

Millionen Ankünfte machen den Februar zur Nummer eins der Wintermonate. Stärker ist nur der August.

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55

80

Prozent der Österreicher bezeichnen sich selbst als Skifahrer. Am höchsten ist der Wert in Tirol.

Prozent der Skifahrer fahren mindestens einmal pro Jahr. Nur 14 Prozent der Österreicher sind noch nie Ski gefahren.

16,5

25

71

Millionen Tagesskiausflüge unternehmen die Österreicher pro Jahr.

Prozent der Wintersportler fahren Snowboard. Der Anteil steigt seit Jahren.

Prozent der Snowboarder sind Männer. Und sie sind signifikant jünger als die Skifahrer.

9

3,4

2,2

Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Ski-Anfänger in Österreich. Die Snowboarder beginnen im Schnitt erst mit 14.

Millionen Paar Ski werden derzeit pro Jahr weltweit verkauft. 50 Prozent davon stammen aus Österreich.

Millionen Paar Ski werden jährlich in Europa, 0,3 Millionen in Asien verkauft.

80

346.000

20.000

Prozent beträgt der Exportanteil der heimischen Skiindustrie.

Paar Ski wurden im Vorjahr in Österreich verkauft. Tendenz leicht rückläufig.

Snowboards wurden im Vorjahr in Österreich verkauft. Es werden seit Jahren mehr.

50–70

2/3

56.310

Prozent der in Österreich verkauften Ski gehen in den Verleih.

der verkauften Ski waren Herren-Ski. Kinder- und Jugend-Ski kommen noch vor Damen-Ski.

Paar Skischuhe wurden in der Vorsaison in Österreich verliehen.

36

200.000

97

Prozent der abgesetzten Ski sind Racecarver. Nur 5 Prozent Twintips.

Österreicher sind Tourengeher.

Prozent der Skifahrer tragen auf der Piste einen Helm. Behaupten sie zumindest.

550.000

42.400

10.700

Österreicher können sich vorstellen, mit dem Skifahren (wieder) anzufangen.

alpine Skiunfälle wurden 2012 in Österreich registriert. Skifahren führt die Statistik klar vor Fußball an.

Unfälle passierten 2012 beim Snowboarden. Das sind dreimal so viele wie beim Kampfsport.

2.942

15.000

Seilbahnanlagen sind in Österreich registriert.

Menschen arbeiten für Österreichs Seilbahnbetreiber.

Informationen zu Sport und Freizeit, Konsumgüter und Lifestyle, Tourismus Know-how und Infrastruktur in der WKÖ: Eva Vrzak, eva.vrzak@wko.at

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Quellen: Sportministerium/SpEA, Wirtschaftskammer Österreich, bmwfw, KfV, VSSÖ, Statistik Austria, WIFO

35,2 Prozent betrug die Auslastung der Betten im Winter 2012/13. Tendenz seit Jahren leicht steigend.

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ein markt … und seine eigenheiten

Im Umbruch Von Bernhard Fragner

A

ndreas Zeller nahm es stoisch zur Kenntnis. Der Geschäftstermin um zwei Uhr früh war zwar etwas extrem – doch während des Ramadan muss man hier mit Derartigem rechnen. „In Saudi-Arabien sind Glaube und Religion völlig mit dem Alltag verwoben“, erzählt der NahostVerkaufsleiter des Feuerwehrausrüsters Rosenbauer, „so intensiv habe ich das in noch keinem anderen Land erlebt.“ Sein Tagesrhythmus, sagt Zeller, orientiere sich an den Gebetszeiten, das Jahr werde nach Ramadan und Hadsch geplant, die jeweils eine Woche des kompletten Stillstands des wirtschaftlichen Lebens nach sich ziehen. Von Geschäftspartnern wird erwartet, sich diesen Gegebenheiten ­unterzuordnen, ohne sie in Frage zu stellen. Was nicht heißen soll, dass man das Thema Religion in Gesprächen meiden müsse, betont ­A ndreas Zeller – angesichts der religiösen Verpflichtung der Saudis, ihren Glauben zu verbreiten, werde sich das sogar kaum vermeiden lassen. „Dabei darf man durchaus auch Position beziehen, solange es respektvoll geschieht.“ Desinteresse sollte man jedenfalls nicht zeigen, man darf jedoch auch nie den Eindruck erwecken, sein Gegenüber „bekehren“ zu wollen. Darauf steht die Todesstrafe. Rituale des Kennenlernens Saudi-Arabien ist definitiv anders. „Es ist ein sehr kontaktbedürftiger, ein i­ ntensiver Markt“, meint auch Pierre Prunis, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Riyadh. Es gibt klare Regeln, und die Selbstverständlichkeit, mit der ihre Einhaltung erwartet wird, kann von Europäern durchaus als arrogant empfunden werden. In wenigen Ländern sei persönliche Kommu-

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„Die Rituale des Kennenlernens sind wichtig.“ nikation derart entscheidend für den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses: „Die Rituale des Kennenlernens sind wichtig. Am Abend gemeinsam auszugehen wird wohl erst nach einiger Zeit möglich, wenn das Vertrauen gewachsen ist.“ Vor allem der Beginn, erzählt Zeller, sei oft schwierig. So dürfe man etwa nicht verstört reagieren, wenn einem der Gesprächspartner nicht in die Augen sieht, er mehrmals nach dem Namen fragt oder gar nebenbei die Nachrichten auf CNN verfolgt. „Das ist nicht arrogant gemeint, es gehört einfach zum Ritual.“ In dieser Situation die Nerven zu bewahren sei manchmal schwierig, werde aber erwartet. „Sie dürfen weder ungeduldig werden noch darauf hoffen, oberflächliche Nettigkeit und Geplauder würden das Problem schon lösen. Wenn Sie das Register der Emotionen nuanciert beherrschen und Geduld und Respekt zeigen“, sagt Zeller, „dann kann das gegenseitige Vertrauen letztlich durchaus bis hin zum Familien­anschluss gehen.“ Enorme Veränderungen Dennoch sollte man eines nicht übersehen, betont Prunis: „Da uns vieles so fremd ist, bemerken wir vielleicht nicht, was

sich in den vergangenen Jahren in SaudiArabien bereits verändert hat. Und zwar in einem für saudische Verhältnisse rasanten Tempo.“ So hätten einerseits auf beiden Seiten Bildung und Professionalität deutlich zugenommen – das Klischee vom Vertrag per Handschlag etwa gelte vielleicht noch im traditionellen mittelständischen Bereich. Auf höherer Ebene seien vertragliche Regelungen hingegen längst Standard. Ein Vertrag mit der Unterschrift eines Ministers – in den meisten Fällen also eines Prinzen – sei nachgerade sakrosankt, bestätigt Andreas Zeller. Bewegung, geradezu Liberalisierung, gab es aber auch auf gesellschaftlicher Ebene. So steigt etwa die Zahl der Universitätsabsolventinnen in Saudi-Arabien rasant, und immer mehr hoch qualifizierte Frauen stehen im Berufsleben – wenn auch in eigenen Stockwerken mit getrennten Eingängen. „Diese berufstätigen Frauen treten dann aber auch mit überraschendem Selbstbewusstsein auf“, beobachtet Zeller. In der Gegenrichtung sollte man mit etwas weniger Liberalität rechnen. „Es kann durchaus passieren, dass Sie als europäische Geschäftsfrau keine Antwort auf Anfrage, geschweige denn einen Termin erhalten“, sagt Prunis. „Aber wenn Sie auf einen toleranten Saudi treffen, kann es vorkommen, dass Sie kaum einen Unterschied zu europäischen Gepflogenheiten bemerken“.

„Es ist ein sehr kontaktbedürftiger, ein intensiver Markt.“

Pierre Prunis Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Riyadh riyadh@wko.at http://wko.at/aussenwirtschaft/sa

AU SSE NAU W ISRTS S E NCW H IART F TS m C Ha A gF a zTi nmea |gSaez p i nt e m | M b eari 2 0 1 4

Foto: Shutterstock

Strenge Regeln, ungewohnte Rituale – und klare Zeichen der Veränderung: Business in Saudi-Arabien bedarf eingehender Vorbereitung.


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EXPAT-EXPERTS Erfolgsrezepte von Auslandsösterreichern

„ Es geht um

Spirit, nicht um Sprache“

Foto: Andreas Amann

Leonard Cernko, 36, managt die Gastronomie im Berliner Traditionshaus Adlon. Was der Koch des Jahres 2006 in Moskau und Shanghai gelernt hat, warum er Sprachbarrieren für überschätzt hält und mit welcher österreichischen Eigenart seine deutschen Kollegen gar nichts anfangen können.

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ZUR PERSON Leonard Cernko (34) ist Gastro-Chef des Berliner Traditionshauses Adlon. Der Sohn des Bank-AustriaVorstandsvorsitzenden Willibald Cernko absolvierte die Kochlehre bei Toni Mörwald, wurde 2006 von Gault Millau zum „Koch des Jahres“ gewählt und ging danach für einige Jahre nach Moskau und Shanghai.


expat-experts erfolgsrezepte von auslandsösterreichern

err Cernko, Sie wurden 2006 von Gault Millau zum Koch des Jahres gewählt und leiten heute die Gastronomie des Berliner Traditionshauses Adlon Kempinski. Warum sind Sie eigentlich aus Österreich weg? leonard cernko: Weil ich das Gefühl hatte: Wenn du jetzt nicht gehst, machst du es möglicherweise nie mehr. Und weil das Angebot in Moskau ein wirklicher Aufstieg für mich war. Ich war mir aber überhaupt nicht sicher, ob ich dort glücklich werden könnte. Noch dazu, wo manche in der Branche über die russische Hauptstadt durchaus nicht nur Schmeichelhaftes zu erzählen hatten … Wenn Sie Ihre Erfahrungen in Moskau in einem Satz zusammenfassen müssten – was haben Sie gelernt? Ich denke, dass ich in Moskau gelernt habe, meine eigenen Ideen und Vorstellungen an ein neues Umfeld anzupassen. Durch Erfahrungen im Ausland werden Menschen fast automatisch offener. Ich will damit nicht sagen, dass wir Österreicher nicht offen wären, aber das Ausland verändert einfach den eigenen Blick. Apropos wir Österreicher: Uns wird ja nachgesagt, dass wir zumindest im Norden Deutschlands einen Bonus hätten. Weil unsere Sprache so drollig ist, weil man Österreich mit Urlaub und Freizeit verbindet. Stimmt das? Österreich ist tatsächlich ein Land, das von vielen Deutschen mit Gastfreundlichkeit verbunden wird. Dass ich allerdings nur deshalb besser behandelt worden wäre, das habe ich nicht erlebt. Da muss ich Sie leider enttäuschen. Ihre letzte berufliche Station war neben Moskau auch Shanghai. Sprechen Sie mittlerweile Russisch oder Kantonesisch? Ein paar Brocken, natürlich. Aber ich halte Sprachbarrieren für überbewertet.

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„ Wir neigen dazu, darauf zu vertrauen, dass sich die Dinge irgendwie von selbst entwickeln. Deutsche können mit diesem Zugang wenig anfangen.“

„ Der loyalste Kunde ist der, der sich beschwert und den man dann doch noch zufrieden machen konnte.“ Einen Blick über den Zaun. Es ist schon wichtig, eigene Ideen zu haben und ­daran zu glauben. Aber es schadet definitiv nicht, sich einmal anzuschauen, was die Konkurrenten so tun. Der zweite Punkt ist: keine Angst vor Fehlern zu haben. Ich habe viele Dinge gemacht, die ich heute anders machen würde. Aber komischerweise hat sich bislang noch aus jedem Fehler etwas Neues und Gutes entwickelt … Das heißt, auch Ihre versalzenste Suppe hat einen Sinn gehabt? Auf jeden Fall. Ich glaube ja ohnehin, dass der loyalste Kunde derjenige ist, der sich beschwert und den sie letztlich doch noch zufrieden machen. Der bleibt ihnen oft ein Leben lang treu. Warum sollte man ein bewährtes ­Konzept ändern? Es heißt ja schließlich nicht zufällig: Never change a winning team. Von dem Spruch halte ich nicht so viel. Für die Nummer eins ist das natürlich bequem, aber wenn die Leute dahinter die Nummer zwei, die Nummer drei und so weiter keine Chance für einen Aufstieg haben, dann werden sie irgendwann einmal müde und verlieren die Motivation. Als Chef muss ich zulassen, dass Leute neben mir groß werden. Und ich darf mich nicht davor fürchten, dass sie mich eines Tages ablösen. Abgesehen davon: In einem großen Konzern ist für gute Leute immer Platz, den sie besetzen können. Und Sie selbst, wo wollen Sie noch hin? Ist Österreich irgendwann einmal eine Option? Man soll niemals nie sagen. Aber momentan nicht. Ich denke im Moment auch gar nicht viel an die Zukunft, weil ich mich hier im Adlon Kempinski sehr wohl fühle. Aber eines Tages wird schon wieder eine neue Tür aufgehen.

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Fotos: Shutterstock, xxxxxx

H

In meiner Tätigkeit geht es um den Spirit, nicht um die Sprache. In Moskau haben meine Leute ein paar Brocken Englisch verstanden und ich habe ein paar Brocken Russisch gelernt – und es hat funktioniert. Was wirklich zählt, ist der Mannschaftsgeist. Der entsteht nur dann, wenn man als Chef die Leute am eigenen Erfolg nicht nur monetär, sondern auch emotional teilhaben lässt. Das ist, glaube ich, eine der Hauptaufgaben von Führungskräften. Gleichzeitig gelten gerade Führungskräfte oft als Egomanen, für die der eigene Erfolg die wichtigste treibende Kraft ist … Sicher ist Erfolg wichtig, auch für mich. Und wer den nötigen Ehrgeiz nicht hat, kommt nie ganz nach oben. Ich halte das Wort „Ich“, dieses ständige „Ich habe dies, ich habe das“ trotzdem für sehr gefährlich. Wenn man es zu oft verwendet, ist das für ein Team sehr frustrierend. Haben Sie solche Dinge von Ihrem Vater (Anm. Willibald Cernko ist Vorstandschef der Bank Austria Gruppe) gelernt? (lacht) Das müssen Sie schon meinen Vater fragen … Gibt es so etwas wie einen typisch deutschen Führungsstil – im Unterschied zu Österreich? Das würde ich nicht sagen. Der einzi­­ge Unterschied, den ich sehe, ist, dass wir ­Österreicher manchmal dazu neigen, da­ rauf zu vertrauen, dass sich die Dinge schon irgendwie von selbst entwickeln. Tun sie oft auch. Aber das ist ein Z ­ ugang, mit dem Deutsche wenig anfangen können. Vor dem Hintergrund Ihrer Karriere: Was raten Sie Leuten, die auf der Suche nach Erfolg sind?


Fotos: Stefan Gergely/picturedesk,

Lehre bei Toni Mörwald: 2006 wählte Gault Millau Cernko zum Koch des Jahres.

Hotel Adlon in Be rlin: Über 200 Mitarbe iter sind im Berliner Tradit ionshaus Adlon allein fürs leibliche Wohl zuständig.

„ Sprachbarrieren werden überschätzt. Mannschaftsgeist entsteht, wenn man Leute am Erfolg auch emotional teilhaben lässt.“ AU SSE N W I RTS C H A F T m a g a z i n e | S e p t e m b e r 2 0 1 4

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EXPORT-EXPERTS Wirtschaftsdelegierte beantworten Ihre Fragen Nach früheren Jubel1Wirtschaftsmedien meldungen berichten seit

Kasachstan 2 richtet 2017 die EXPO und die Winter-

Christian Miller: Keineswegs. Die mediale Abwesenheit fällt unter „No news is good news“. Während aus anderen Ländern Hiobsbotschaften zu vernehmen waren, gelang es Tschechien, die Wirtschaftskrise ohne gröbere Probleme zu meistern. Das Sparprogramm der früheren Regierung hat zwar kaum Impulse gesetzt, ein Budgetdefizit von 1,4 Prozent und eine Staatsverschuldung von 46 Prozent sind aber eine gute Basis und bieten der neuen Regierung Spielraum. Besonders erfreulich ist, dass seit Ende letzten Jahres die makroökonomischen Kennzahlen auf breiter Basis nach oben zeigen. Ein Trend, der sich im Laufe dieses Jahres verstärkt. Ein Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent, die Zunahme des industriellen Outputs um 7,1 Prozent und der Einzelhandelsumsätze um 6,5 Prozent zeigen deutlich, dass sich viel tut. Einen wesentlichen Beitrag leistet die stark ausgeprägte und exportorientierte Industrie, allen voran die Automobilindustrie mit ihren Zulieferbetrieben. Bei Skoda schoss die Produktion im ersten Halbjahr gar um 24 Prozent nach oben. Ich kann daher nur empfehlen, Tschechien wieder verstärkt unter die Lupe zu nehmen. Chancen bietet das neue EU-Förderprogramm mit rund 22 Milliarden Euro für Tschechien im Infrastruktur- und Umweltbereich, wo es noch Nachholbedarf gibt. Es gilt, den hohen Energieverbrauch unter anderem durch intelligentes und energiesparendes Bauen zu dämmen. Zulieferungen an die sehr exportorientierte Industrie bieten ebenso ein reichhaltiges Betätigungsfeld, wie die steigende Kaufkraft, die zu neuen Chancen bei höherwertigen Konsumgütern, Lebensmitteln und Freizeitangeboten führt.

Michael Müller: Die EXPO 2017 in Astana hat enorme Bedeutung für Kasachstan, denn dann feiert die Hauptstadt Astana ihr 20-jähriges Jubiläum, und Kasachstan präsentiert sich als das wirtschaftlich erfolgreichste Land Zentralasiens. Der wichtige Ölexporteur Kasachstan hat als Thema „Future Energy“ gewählt. Ein Maßnahmenpaket, unter anderem von Einspeisetarifen für erneuerbare Energie, soll rasch Investitionen mobilisieren und Projekte auf Schiene bringen. Neben der größten Sphäre der Welt am EXPO-Gelände wird auch an allen anderen Ecken und Enden Astanas gebaut, insgesamt etwa zwei Millionen Quadratmeter. Den Großteil des Bauvolumens setzen lokale und türkische Baufirmen um, die bereits länger am Markt präsent sind. Für österreichische Unternehmen liegen die Geschäftschancen bei innovativen, grünen Technologielösungen und in der Umsetzung komplexer Projektteile. Jetzt ist die Zeit, um intensiv Projektbetreiber, Planer und Baufirmen zu bearbeiten. Rund um die Winter-Universiade 2017 in Almaty entstehen - nach den großen Investitionen für die Winter-Asiade 2011 - wieder neue Sportobjekte. Außerdem steht das Projekt „Kok Zhailau Skiresort“ vor dem Baustart und Almaty hat kürzlich neben Oslo und Peking offiziellen Kandidatenstatus für die Olympischen Winterspiele 2022 erhalten. Österreich kann als anerkannte Skifahrernation punkten, und die SotschiReferenzen beim Nachbarn Russland helfen. Projekte zu verfolgen und Kontakte zu pflegen ist also das Gebot der Stunde. Durch die Großevents rechnen wir mit einem deutlichen Plus bei unseren Kasachstan-Exporten von derzeit knapp 300 Millionen Euro.

einigen Jahren wenig von unserem nördlichen nachbarn. Muss sich die Exportwirtschaft nach neuen Märkten umsehen?

5 fragen, 5 antworten. aktuelle infos über die lage vor ort.

Sie haben eine Frage an einen unserer Spezialisten weltweit? aussenwirtschaft.magazine@wko.at

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Christian Miller Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Prag prag@wko.at

Univer­siade aus. Haben österreichische Unternehmen Chancen auf Aufträge bei diesen GroSSprojekten?

Michael Müller Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Almaty almaty@wko.at

AU SSE N W I RTS C H A F T m a g a z i n e | S e p t e m b e r 2 0 1 4


China ist nicht gerade Kolumbien hat sich 3 als Wintersportnation 4 zum zweitgröSSten bekannt. Trotzdem hat Wirtschaftsraum Südsich Beijing nun um die Olympischen Winterspiele 2022 beworben. welche Chancen ergeben sich daraus?

amerikas entwickelt. Wo sind die österreichischen Firmen aktiv, und welche Chancen bieten sich in der Zukunft?

Womit kann man als 5 Österreichisches unternehmen iM Oman

Oskar Andesner: Zwar hat das Ski- und Snowboardfahren in China keine lange Tradition, Wintersport liegt aber ganz klar im Trend. Noch 1996 gab es in China schätzungsweise nur rund 1.000 Skifahrer. Derzeit sind es bereits mehr als acht Millionen, und in der kommenden Saison rechnet der chinesische Skiverband mit zirka zehn Millionen Skifahrern im Land. Im internationalen Vergleich ist der chinesische Wintersportsektor damit immer noch klein. Allerdings bietet der Markt, nicht zuletzt durch die rasch wachsende chinesische Mittelschicht, die gern auf hochqualitative westliche Marken setzt, erhebliche Geschäftschancen. Die Bewerbung für die Austragung der Olympischen Winterspiele 2022 von Beijing und dem rasant wachsenden Wintersportort ­Zhangjiakou verleiht diesem Trend zusätzlichen Aufwind. Die Tourismus-Branche reagiert auf den Wintersportboom mit erheblichen Investitionen in den Nahtourismus. Allein seit 2000 sind in China mehrere hundert Skigebiete entstanden, Tendenz steigend. Auch Hotel- und Wellnessbetreiber erkennen das Marktpotenzial, und so verwandeln sich die Skigebiete Nordchinas zunehmend in komplexe Wintersportlandschaften. Trotz der positiven Entwicklungen entsprechen viele Skigebiete aber noch nicht internationalen Standards, und immer mehr Resorts setzen im Wettbewerb um anspruchsvolle, zahlungskräftige Kunden auf importierte Technologien und Produkte – beste Voraussetzungen also für ö ­ sterreichische Unternehmen mit einer exzellenten Expertise im Bereich Wintersport!

Alexander Solar: Kolumbien hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark verändert. Das Image der Guerilla- und Drogenhochburg trifft nicht mehr zu, und Kolumbien ist es gelungen, sich zu einem attraktiven Handelspartner zu entwickeln. Dies zeigt sich am durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent in den vergangenen Jahren und einem BIP-Zuwachs von 6,4 Prozent im ersten Quartal 2014. Gleichzeitig sinkt die Arbeitslosigkeit bei niedriger Inflation und steigendem Konsum im Land. Im Jahr 2013 betrug der Export von Waren und Dienstleistungen von Österreich nach Kolumbien rund 132 Millionen Euro. Die wichtigsten Exportwaren sind dabei pharmazeutische Produkte sowie Maschinenbauerzeugnisse. Österreichische Firmen wählen Kolumbien außerdem als Standort und Hub für ihre Aktivitäten in Südamerika, wie die mittlerweile 25 österreichischen Niederlassungen in ­Kolumbien beweisen. Marktchancen für österreichische Produkte und Dienstleistungen bieten die enormen Investitionen in den Infrastrukturausbau im Land. Besonders das Straßennetz, die Häfen und Flughäfen sowie die Schiffbarmachung des Río Magdalena stehen hierbei im Moment im Fokus, aber auch der Ausbau der Nahverkehrszüge und der Seilbahnen sowie der Bau einer U-Bahn-Linie in der Hauptstadt Bogotá sind geplant. Mittelfristig gewinnen Umweltthemen wie zum Beispiel die Abfallund Abwasserwirtschaft zunehmend an Bedeutung.

Reinhart Zimmermann: Das Sultanat von Oman ist eine voll entwickelte Volkswirtschaft. Innerhalb von 45 Jahren hat es Sultan Qaboos aus dem Mittelalter in die Moderne geführt, vorwiegend finanziert durch Einnahmen aus Erdöl und Gas. Infolge der boomenden Wirtschaftsentwicklung und der starken Bevölkerungszunahme ­investiert die omanische Regierung in vielen Bereichen – was teils mit der wahren Entwicklung nicht Schritt halten kann. Der Sultan von Oman verfolgt die Strategie, sein Land nachhaltig und stabil mit Rücksicht auf Tradition und Bevölkerungszusammenhalt zu entwickeln. Mit einer Diversifizierung der Wirtschaft versucht man, sich für das Post-Erdölzeitalter zu wappnen und Beschäftigungschancen für die lokale Bevölkerung zu schaffen. Sektoren und Technologien, in denen österreichische Firmen gute Abnahmechancen finden, umfassen den Öl- und Gassektor (Förderung, Aufbereitung, Transport, Raffinerien), Energie- und Wassergewinnung (Gaskraftwerke, Energieeffizienzlösungen, Meerwasserentsalzungsanlagen, Wasserwiederaufbereitung), Umwelttechnik (Abfallverwertung, Recy­ cling, Deponien), Hoch- und Tiefbau sowie Waren und Dienstleistungen im Militär-, Sicherheits- und Finanzwesen. Österreichische Produkte genießen grundsätzlich einen guten Ruf als qualitativ hochstehend und technologisch ausgereift. Die ersten Ausschreibungen für den Bau von über 2.000 Kilometern Schienennetz stehen kurz bevor. Das Straßennetz wird ständig erweitert, ausgebaut und aufgewertet. Oman setzt auf Qualitäts­ tourismus im 4- bis 5-Sterne-Bereich für anspruchsvolle Gäste, die die Naturschönheiten und die Ursprünglichkeit des ­Landes schätzen.

Oskar Andesner Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Peking (bis 31. 8.; seit 1. 9.: Martin Glatz) peking@wko.at

AU SSE N W I RTS C H A F T m a g a z i n e | S e p t e m b e r 2 0 1 4

Alexander Solar Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Bogotá bogota@wko.at

erfolgreich sein, und wie unterscheidet sich das Land von den anderen Golfstaaten?

Reinhart Zimmermann Österreichischer Wirtschaftsdelegierter-Stv. in Maskat maskat@wko.at

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export-service Aussenwirtschaft Austria für Sie S. 42 messen | S. 44 TOP-MÄRKTE | S. 45 personalia

Die gesamtwirtschaftlichen Effekte des österreichischen Automotive-Bereiches belaufen sich auf 33 Milliarden Euro pro Jahr.

Gegendruck

Fotos: Magna Steyr

Die österreichische Automotive-Branche steht unter zunehmendem Druck. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA begibt sich gemeinsam mit der Industrie auf die Suche nach Chancen in neuen Märkten – vor allem in China und im NAFTA-Raum. Das Potenzial ist enorm. Rund eine Milliarde Kfz sind derzeit rund um den Globus unterwegs – Schätzungen gehen davon aus, dass es bis 2050 mehr als 2,5 Milliarden sein werden. Ein Wachstum, das insbesondere im NAFTA-Raum und in China passieren wird. Österreichs AutomotiveIndustrie spielt im internatio­ nalen Vergleich eine kleine

Rolle, aber keine unwichtige: Mehr als 33 Milliarden Euro ist der gesamtwirtschaftliche Produktionswert des Sektors schwer, das entspricht rund 5,5 Prozent der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung. Unter Druck. Doch die Branche steht unter Druck. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe sind

AU SSE S S E N W I RTS RTSCHAF T magazine | S JMuealpi t2e0m1 b 4e r 20 14

davon betroffen, denn viele ihrer internationalen Kunden, durchwegs große Kfz-Hersteller und globale Zulieferer, haben bereits Produktionsstraßen in Nordamerika oder Asien. Und sie suchen ihre Geschäftspartner inzwischen häufig danach aus, ob sie in der Lage sind vor Ort auf spezifische Anforderungen und Bedürfnisse ihrer Kunden zu reagieren. Wie stark der

Druck bereits angestiegen ist, zeigte auch eine im Mai in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) präsentierte Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts IWI. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA entwickelte vor diesem Hintergrund ein neues Unterstützungspaket, das speziell auf heimische Betriebe des Automotive-Sektors ➤ zugeschnitten ist. Die

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export-service | automotive

Dichtes Programm

Von der klassischen Industrie bis zu Computerspielen: Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA bietet heimischen Unternehmen wieder Unterstützung auf den wichtigsten Messen der Welt.

Weltleitmesse

Die Hannover Messe 2015 widmet sich wieder der kompletten industriellen Wertschöpfungskette.

Gemeinsam für die Zulieferindustrie (v. l.): Herwig Schneider (IWI), Dietmar Schäfer (iSi-Automotive), Walter Koren (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA), Rudolf Mark (Mark Metallwarenfabrik), Josef Affenzeller (AVL List), Eric Savoye (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA).

Mittel dafür stammen aus der Internationa­lisierungsoffensive, die von Wirtschaftsministerium und WKÖ ins Leben gerufen wurde. Chancen nutzen. Im Rahmen der Exportoffensive lädt die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA im September zu einem Branchenforum in Wien. Unter dem Titel „Erfolgreiche Internationalisierung im NAFTARaum und in China“ werden Fachleute und Unternehmer, Strategieberater und mehrere Wirtschaftsdelegierte aufzeigen, wie man Geschäftschancen auf diesen Wachstumsmärkten nutzen kann. Als Keynote Speaker hat Til Fabio Schäfer, Leiter der Beschaffungsstrategie der Audi AG, zugesagt. Über die jeweiligen Märkte referieren die Wirtschaftsdelegierten Michael Scherz (München), der auch die Ergebnisse ei-

ner aktuellen Umfrage unter deutschen OEMs präsentieren wird, Peter Sedlmayer (Chicago), Robert Luck (Toronto), Raymund Gradt (Shanghai) sowie der Stv. Wirtschaftsdelegierte in Mexiko, Hannes Maurer. Weitere Speaker sind u.a. Felix Kuhnert, Automotive-Experte von PricewaterhouseCoopers in Deutschland, und Herwig Schneider vom Industriewissenschaftlichen Institut. Die abschließende PanelDiskussion bestreiten Vertreter der Automotive-Industrie, da­r unter Rudolf Mark, Geschäftsführer der Mark Metallwarenfabrik, Josef Affenzeller, Forschungskoordinator/Prokurist der AVL List und Hubert Schuhleitner, Geschäftsführer bei Zizala Lichtsysteme. Die Vortragenden stehen selbst­ verständlich auch für vertiefende Einzelgespräche zur Verfügung.

Branchenforum „Automotive-Zulieferindustrie – Erfolgreiche Internationalisierung im NAFTA-Raum und in China“ 25. September 2014 Wirtschaftskammer Österreich, 1045 Wien Anmeldung (bis 22. September): aussenwirtschaft.io-branchen@wko.at Die Teilnahme ist für Mitglieder kostenlos. Information: Eric Savoye, eric.savoye@wko.at

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Sie ist das wohl wichtigste TechnologieEvent der Welt: Im Rahmen der jährlich durchgeführten Industriemesse präsentieren rund 6.000 Aussteller die maßgeblichen Themen Industrieautomation, Energietechnologien, Antriebs- und Fluidtechnik, Mobilität, Zulieferung und Zukunftstechnologien. Die Hannover Messe vereint dabei eine ganze Reihe von internationalen Leitmessen unter e­ inem Dach, ­darunter ­Industrial Automation, ­Motion, Drive & Automation, Digital Factory, Energy, Wind, ComVac, Industrial Supply, Surface Technology, MobiliTec, IndustrialGreenTec und Research & Technology. Die Hannover Messe 2015 bildet die Kernthemen der industriellen Wertschöpfungskette von der Einzelkomponente bis

hin zur intelligenten Fabrik an einem Ort vollständig ab. Dabei werden aktuelle Trendthemen wie zum Beispiel Indus­ trie 4.0, Energieeffizienz oder Leichtbau in zahlreichen Foren und direkt an den Ausstellerständen branchenübergreifend diskutiert. Die internationalen Leitmessen greifen dabei wie bewährt gezielt ineinander. Hannover Messe Die weltweit wichtigste Industriemesse 13. bis 17. April 2015, Hannover (Deutschland) Information: Irene Braunsteiner irene.braunsteiner@wko.at

Umweltbewusst

Die IE Expo ist Asiens führende Fachmesse in den Bereichen Wasser, Abwasser, Abfall- & Rohstoffwirtschaft.

Seit dem Jahr 2010 findet sie jährlich statt, und seit damals hat sie sich zu Asiens zentraler Umweltmesse gemausert: Die IE Expo bietet einen umfassenden Überblick über die Themen Wasserwirtschaft, Abwasserreinigung,

Der Österreich-Stand auf der IE Expo.

AU SSE NAU W ISRTS S E NCW H IART F TS m C Ha A gF a zTi nmea |gSaez p i nt e m | M b eari 2 0 1 4


messen | export-service Gewaltiges Potenzial

Die NPE in Florida präsentiert alles zum Thema Kunststoff. In den USA ist dies ein rasant wachsender Sektor.

Auch in diesem Jahr wird Österreich prominent in Hannover vertreten sein.

Recycling, Abfallverwertung sowie energiesparende Technologien in Asien. Im Jahr 2014 präsentierten über 880 Aussteller ihre Produkte und ihr Know-how auf über 50.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Mehr als 38.000 Besucher aus 68 Nationen wurden gezählt. IE Expo Internationale Fachmesse für Wasser, Abwasser, Abfall, Recycling und ­Erneuerbare Energien 6. bis 8. Mai 2015, Shanghai (China) Informationen: Markus Gumplmayr markus.gumplmayr@wko.at

Feeding Italia AND THE PLANET

Die zweijährige TUTTOFOOD präsentiert sich im kommenden Jahr mit erweitertem Programm.

Die alle zwei Jahre stattfindende TUTTOFOOD findet 2015 gemeinsam mit der EXPO Mailand 2015 statt – und sie passt hervorragend zu deren Thema „Feeding the Planet, Energy for Life“. Die seit 2007 alle zwei Jahre stattfindende Messe ist gemeinsam mit der CIBUS Parma (letztmalig 2013) die bedeutendste internationale Fachmesse für die Nahrungsmittelwirtschaft in Italien. Es werden ausschließlich Fachbesucher zugelassen. Die TUTTOFOOD 2015 umfasst zehn Pavillons auf rund 175.000 Quadratmeter Ausstellungs-

Offen für Fachbesucher und private Gambler: die gamescom in Köln.

fläche. Die Messe wird in acht Fachhallen gegliedert: gemischte Produkte, Milch und Käse, Frischfleisch und Wurstwaren, Horeca, Kühl- und Süßwaren. Im Jahr 2015 kommen drei neue Sektoren dazu: Meeresfrüchte, Cerealien und Bioprodukte / Green Food. TUTTOFOOD Milano World Food Exhibition – 5. Internationale Nahrungsmittelmesse für Italien 3. bis 6. Mai 2015, Mailand (Italien) Information: Franz Ernstbrunner franz.ernstbrunner@wko.at

Platzbedarf

Angesichts der stetig wachsenden Resonanz muss die chinesische MedizintechnikMesse CMEF nach Shanghai übersiedeln.

Die China Medical Equipment Fair wird zweimal im Jahr ausgetragen (CMEF Spring und CMEF Autumn) und hat sich in den mehr als 30 Jahren ihres Bestehens zur größten überregio­nalen Fachmesse für Medizintechnik, Zulieferungen und

Der Gemeinschaftsstand der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ist auch im kommenden Frühjahr wieder die Dreh­scheibe der Österreicher in Shanghai.

Dienstleistungen in der Region Asien-Pazifik entwickelt. Die AUSSENWIRTSCHAFT ­AUSTRIA organisiert seit 2010 einen österreichischen Gemeinschaftsstand im Rahmen der CMEF Spring. Da Letztere in den vergangenen Jahren einen wahren Boom erlebt hat und das Messegelände in Shenzhen mittlerweile zu klein geworden ist, findet sie 2015 erstmals in Shanghai statt.

Dank geringer Inflation, niedrigem Dollarkurs, günstigen Erdgaspreisen und nicht zuletzt der Erholung der US-Wirtschaft bleibt die Nachfrage nach Kunststoffprodukten in den USA ungebremst. US-Produzenten zeigen erhöhte Investitionsbereitschaft – nicht nur in Kapi­ talanlagen, sondern auch in den Bereichen Forschung und Entwicklung. Im Durchschnitt investieren US-Unternehmen jährlich zwei Milliarden USDollar in Forschungs- und Entwicklungsprojekte, weitere 4,4 Milliarden liegen Investitionen in Kapitalanlagen zugrunde. Im Jahr 2013 konnte der Kunststoffsektor Umsätze in Höhe von 87,1 Milliarden US-

CMEF Spring China Medical Equipment Fair 15. bis 18. Mai 2015, Shanghai (China) Information: Katharina Staszczyk katharina.staszczyk@wko.at

Play Time

Köln präsentiert wieder die größte Computerspielemesse der Welt.

Das weltweit größte Messe- und EventHighlight für interaktive Spiele und Unterhaltung mit eigenem Fachbesucher- und Medientag. Rund 350.000 Besucher f­ eiern in Köln jährlich die „next ­generation of gaming“. Auf der Messe präsentiert sich die gesamte Branche den Fachbesuchern, aber auch dem privaten Publikum. gamescom Messe für interaktive Spiele und Unterhaltung 5. bis 9. August 2015, Köln (Deutschland) Information: Marion Tschernutter marion.tschernutter@wko.at

Auf Österreichs Kunststoffindustrie wartet in den USA eine gewaltige Nachfrage.

Dollar verbuchen, was e­ inem Anstieg von 85 Prozent im Zeitraum von nur zehn Jahren entspricht. Die NPE ist die weltweit größte Kunststoffmesse und -konferenz. Sie umfasst eine Ausstellung von Weltrang, ein umfassendes Weiterbildungsprogramm und viele Spezialpräsentationen. Unternehmen aus der gesamten Kunststoff-Lieferkette werden teilnehmen – von Maschinenbauern und Materiallieferanten über Verarbeiter und Veredler bis hin zu OEMs und Markeninhabern. NPE The Plastics Exposition and Conference 23. bis 27. März 2015, Orlando (USA) Information: Christian Kiene christian.kiene@wko.at

Unser Messeprogramm 2015 finden Sie unter www.wko.at/aussenwirtschaft/messen AU SSE S S E N W I RTS RTSCHAF T magazine | S Meapi t2e0m1 b 4e r 20 14

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export-service | TOP-MÄRKTE

JETZT NEUE TOP-MÄRKTE FINDEN! Die Aussenwirtschaft Austria hilft beim Einstieg in die wichtigsten Märkte der Welt.

Raumgreifend

Aktuelle Geschäftschancen bei der Europäischen Südsternwarte und der Europäischen Weltraumagentur.

Forum „How to do Business with ESO and ESA“ 1. Oktober 2014 Wirtschaftskammer Österreich, 1045 Wien Anmeldung (bis 26. September): aussenwirtschaft.technologie@wko.at Die Teilnahme ist für Mitglieder kostenlos. Information: Rafael Rasinger aussenwirtschaft.technologie@wko.at

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Roadshow 2014

Neue Trends, Neue Märkte, Neue Wege

Auch heuer bietet der OÖ Exporttag die Möglichkeit zu Einzelgesprächen mit den Wirtschaftsdelegierten.

Umfassend

OÖ EXPORTTAG 2014 Exporterfolge made in Upper Austria

40 Wirtschaftsdelegierte und Technologieexperten der AUSSEN­ WIRTSCHAFT AUSTRIA, 35 Informations- und Beratungsstände von Exportdienstleistern, rund 20 Einzelveranstaltungen (Export-Foren, Branchenspecials, Panels) und vier Schwerpunktmärkte: Der OÖ Exporttag in Linz nimmt diesmal die Schwerpunktmärkte Slowakei, Türkei, Südkorea und ­Mexiko ins Visier. Bekannt und bewährt rundet auch in diesem Jahr wieder die „Exporter’s Night“ den spannenden Tag ab. OÖ Exporttag 10. November 2014, Palais Kaufmännischer Verein, Linz Anmeldung: exporttag@wkooe.at Information: www.exportcenter.at/exporttag

Wann und Wo? 7.10.2014 Wirtschaftskammer Kärnten 8.10.2014 Wirtschaftskammer Tirol

Revolutionär

Konzepte und Projekte zum Umgang des Mittelstandes mit der 4. industriellen Revolution.

Industrie 4.0 – die Verschmelzung von Maschinen und Anlagen mit dem „Internet der Dinge“ zur Smart Factory – ist 2014 das Megathema in der deutschen Industrie. Für die produzierende Industrie ist es unumgänglich, sich mit den Herausforderungen und Potenzialen durch diese vierte industrielle Revolution zu beschäftigen. Gerade der deutsche Mittelstand ist Vorreiter auf diesem Weg. Am 14. Oktober werden Vertreter aus Unternehmen, Forschung und Clustermanagement des herausragenden deutschen Industrie-4.0Netzwerks IT’S OWL – Intelligente Technische Systeme OstWest­ falenLippe – Konzepte und Projekte vorstellen und Inspiration zur Zusammenarbeit mit österreichischen KMU liefern. Technologieforum „Industrie 4.0 im Mittelstand“ 14. Oktober 2014, Wirtschaftskammer Österreich, 1045 Wien Anmeldung (bis 9. Oktober): aussenwirtschaft.technologie@wko.at Die Teilnahme ist für Mitglieder kostenlos. Information: Rafael Rasinger, aussenwirtschaft.technologie@wko.at

Zwischen 7.10. und 17.11.2014 organisiert die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA eine Roadshow durch alle Bundesländer. Kommen sie mit Ihren Fragen, Ideen und Projekten – Wirtschaftsdelegierte aus aller Welt, FörderberaterInnen aus den Landeskammern und internationale Fachleute beraten Sie in der Zeit von 12 bis 18.00 Uhr. Die Veranstaltungen erfolgen im Rahmen der Internationalisierungsoffensive go-international, einer Förderinitiative des Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und der Wirtschaftskammer Österreich.

9.10.2014 WIFI Dornbirn 14.10.2014 Messe Graz 16.10.2014 Wirtschaftskammer Oberösterreich 30.10.2014 Wirtschaftskammer Burgenland 11.11.2014 Das Modul, Wien 17.11.2014 Stift Göttweig Nähere Informationen unter: http://wko.at/roadshow2014 Ansprechpartner: Michael Hütter AUSSENWIRTSCHAFT Exportmotivation +43 (0)5 90 900 4533 aussenwirtschaft.exportmotivation@ wko.at http://wko.at/roadshow2014

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Foto: shutterstock

Die ESO – mit Hauptquartier in München – betreibt in Chile eine der größten Teleskop­ anlagen der Welt und erweitert diese Anlage nun um das European Extremely Large Telescope (E-ELT). Dazu werden technische Leistungen aus dem Bereich Optik, Elektronik und Steuerung gesucht. Die ESA – mit Hauptquartier in Paris – betreibt das europäische Weltraumprogramm mit Niederlassungen in Deutschland, den Niederlanden, Italien und Spanien. Im Bereich der satellitengestützten Erdbeobachtung wird aufgrund der stark steigenden Datenmengen und der erweiterten Nutzungsmöglichkeiten der intelligente Aufbau und Betrieb der Bodensegmente immer wichtiger. Hier gibt es beim Empfang, der Archivierung, der Prozessierung, der Verteilung von Daten, aber auch in der Qualitätskontrolle neue Herausforderungen und für österreichische Firmen interessante Geschäftschancen. Vertreter der beiden Organisationen stehen im Rahmen des ­Forums für Einzelgespräche zur Verfügung.


personalia | export-service

WER WO WAS WURDE die aktuellen personellen veränderungen in der aussenwirtschaft austria, teil 1/2.

Richard Bandera ist neuer österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Abu Dhabi. Zuletzt war er vier Jahre lang Leiter von go-international, der „Internationalisierungsoffensive“ der österreichischen Bundesregierung. Seit 1993 in der Wirtschaftskammer Österreich tätig, waren seine bisherigen Auslandsstationen Caracas, Seoul, Rom, Mailand und Ankara. Gerd Dückelmann-Dublany ist seit 1984 für die Wirtschaftskammer Österreich tätig. Sein Weg führte ihn von Khartoum über Montreal nach Budapest und Irland, bis er 2003 den Bereich „Branchenfokus“ im Inland übernahm. Seit Anfang September leitet er das AußenwirtschaftsCenter Athen. Michael Friedl ist neuer österreichischer Wirtschaftsdelegierter in New York. Zuletzt war er für den Bereich „Personalkoordina­ tion“ im Inland zuständig. Seit 1998 in der Wirtschaftskammer tätig, waren seine bisherigen Auslandsstationen Johannesburg, Abu Dhabi, Washington DC und Teheran. Peter Fuchs ist seit 1980 in der Wirtschaftskammer Österreich aktiv. Von Brüssel ging es nach Singapur, Frankfurt, Osaka und Paris und nach einem Inlandsaufenthalt wieder nach Brüssel. Seit 11. August leitet er das AußenwirtschaftsCenter in Den Haag und weiterhin das AußenwirtschaftsCenter in Brüssel bis zum 30.11.2014. Martin Glatz begann seine Auslandskarriere in den frühen 80er Jahren in München. Es folgten Einsätze in Kairo und Montreal, nochmals Kairo, Hongkong und Tokio. Von dort wechselte er Ende August ins knapp 2.100 Kilometer Luftlinie entfernte Peking. Martina Madeo’s Weg führte sie von Berlin über Tokio, danach folgten zwei Stopps in Italien – in Mailand und in Rom. Ab 1. Dezember ist sie als Wirtschaftsdelegierte für die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in Brüssel tätig.

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Michael Otter trat 1998 in die Wirtschaftskammer Österreich ein. Nach Abu Dhabi folgten Einsätze in Tokio, New York und ­Seoul. Im August 2014 kehrte er nach Japan zurück, wo er das Außenwirtschafts­Center Tokio als Wirtschaftsdelegierter leitet. Karl Schmidt trat 1980 der Wirtschaftskammer Österreich bei und begann seine Auslandskarriere in Warschau. 2014 kehrte er nach Aufenthalten in New York, New Delhi, Bangkok, Toronto und Den Haag nach Warschau zurück. Er leitet dort seit 11. August das AußenwirtschaftsCenter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA. Franz Schröder begann im chinesischen Jahr des Drachen (1988) seine Tätigkeit in der Wirtschaftskammer Österreich. Sein Weg führte ihn nach Bangkok, Helsinki, Abu Dhabi, Bagdad und Kuala Lumpur. Nach einem Inlandsaufenthalt im Bereich „Westeuropa“ übernahm er am 1. August die Leitung des AußenwirtschaftsCenters Seoul. Peter Sedlmayer leitet seit 16. August das AußenwirtschaftsCenter Chicago. Seit 1984 war er für die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in Riyadh, Moskau, Stockholm und Ankara tätig – 2005 übernahm er die Leitung des AußenwirtschaftsCenters Stockholm. Von 2012 bis 2014 war er für Corporate Communication, PR- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Corporate Design und Corporate Identity im Inland verantwortlich. Cosima Steiner ist neue österreichische Wirtschaftsdelegierte in Kopenhagen. Seit 2002 in der Wirtschaftskammer Österreich beschäftigt, waren ihre bisherigen Auslandsstationen Toronto, Warschau und London. Im Inland betreute sie zuletzt den Bereich „Kommunikation Ausland“. Ulrike Straka ist in der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA seit Ende August als Wirtschaftsdelegierte in Sofia im Einsatz. Ihre bisherigen Auslandsstationen waren: New Delhi, Kiew, Sarajevo und Algier, im Inland betreute sie den Bereich „Afrika“, der mehr als 70 Länder umfasst. Heinz Walter ist seit 1. September neuer Wirtschaftsdelegierter in Berlin. Seit 1982 in der Wirtschaftskammer tätig, betreute er zuletzt im Inland den Bereich „GUS“. Seine bisherigen Auslandsstationen für die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA waren: Warschau, Brüssel, Damaskus, Osaka und Barcelona.

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austria ist überall!

die spannendsten Veranstaltungen und die wichtigsten Events der vergangenen Wochen. Redaktion: Bernhard Fragner

ku r z & Gu t

Ministerebene Das AußenwirtschaftsCenter Bukarest organisierte – unterstützt durch das Grand, den Betreiber des Hotel JW Marriott in Bukarest – am 8. Juli ein Business Breakfast mit Eugen Teodorovici, dem rumäni-

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wko

Rule of Law In Partnerschaft mit dem American Chamber of Commerce in Bulgaria und der DeutschBulgarischen Industrie- und Handelskammer organisierte das Außenwirtschafts­ Center Sofia im Juli eine Konferenz zum Thema „Rule of Law: Fundamental Principle for a Sustainable Business Environment“. Den Eröffnungsvortrag hielt der bulgarische Staatspräsident Rosen Plevneliev, gefolgt von Vorträgen der US-Botschafterin Marcie B. Riess und des österreichischen Botschafters Gerhard Reiweger. Die Keynote der Konferenz hielt der Präsident der American Bar ­Association, James Silkenat.

schen Minister für europäische Mittel. Über 60 Vertreter österreichischer Firmen in Rumänien nahmen an der Veranstaltung teil. Thermaflex, Plasser & Theurer, Strabag, Ascendum, Geodis, Treibacher, die NGO Caritas sowie das deutschsprachige Wirtschaftsmagazin „Debizz“ nutzten die Gelegenheit, konkrete Fragen vorzubringen und mit dem Minister Problembereiche zu diskutieren. Christoph Leitl fordert nachhaltige Reformen.

Besuch aus Tokio Eine Delegation aus Ota, dem flächengrößten Bezirk Tokios, interessierte sich für Technologie-Knowhow aus Österreich und besuchte vom 10. bis 11. Juli Linz und Wien. Marcel Rasinger initiierte als Technologiebeauftragter des Außenwirtschafts­ Center Tokio das Programm, bei dem neben staatlichen Fördereinrichtungen und Forschungszentren – wie dem Technikum Wien – Firmen wie KEBA AG und Wittmann-Battenfeld GmbH besucht wurden.

„At the Crossroads: Eine neue Wirtschaftsfantasie

Bereits traditionell: großer Andrang in Alpbach.

für Europa“.

Am Scheideweg

Der WKÖ Präsident nutzte das Forum Alpbach für ein Plädoyer für Reformen, um Europas Wettbewerbsfähigkeit anzukurbeln Wachstum schaffen bei gleichzeitigem Schuldenabbau? „Das schließt einander nicht aus“, meinte WKÖ Präsident Christoph Leitl anlässlich der Eröffnung des Europäischen Forums Alpbach. „Internationale Regionen ziehen in puncto Wirtschaftsdynamik an uns vorbei, während wir mit einem Nullwachstum dahindümpeln“, unterstrich Leitl. „Durch Strukturreformen und Effizienzsteigerungen

in unproduktiven Bereichen und bessere Rahmenbedingungen für unsere Betriebe schaffen wir Freiräume für Wachstumsimpulse und stärken den Standort. Die Politik muss auf den demografischen Wandel reagieren – mit nachhaltigen Reformen etwa im Pensionssystem. Und wir brauchen kluge, wachstumsfördernde Investitionen, die die europäische Wirtschaft stabilisieren.“

AU SSE N W I RTS C H A F T m a g a z i n e | S e p t e m b e r 2 0 1 4


events | Austria ist Überall Königlich Den Haag feiert „150 Jahre Tramway“ – mit starkem Österreich-Bezug.

Drei Präsidenten, ein Thema: Bundespräsident Heinz Fischer, Armeniens Präsident Serzh A. Sargsyan und WKO Präsident Christoph Leitl (v. l.).

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Es ist ein Zukunftsthema – und in Rumänien herrscht noch einiger Nachholbedarf: Der Austrian Business Circle in Bukarest widmete sich Anfang Juli „Investitionen im Bereich Energieeffizienz für den öffentlichen und privaten Sektor in Rumänien“. Auf Einladung des AußenwirtschaftsCenters Bukarest und Ecoplus erlebten über 70 Teilnehmer 15 Fachvorträge von Behördenvertretern, Bank- und Förderspezialisten sowie den österreichischen Technologieanbietern ConPlusUltra, Daikin, Domoferm, FunderMax und Krobath. Gekommen waren rumänische und österreichische Vertreter von Unternehmen mit Energieprojekten im Industrie- und Baubereich. Über veränderte rechtliche Grundlagen referierten der Präsident der Kommission für Industrie und Dienstleistungen des rumänischen Parlaments, ein Direktor der Energieregulierungsbehörde ANRE sowie ein Generaldirektor des rumänischen Wirtschaftsministeriums. Zu den Finanzierungsmöglichkeiten gab es Beiträge seitens Erste Bank und Europäischer Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, weitere Vorträge hielten Vertreter des Förderberaters Becker Consult und des rumänischen Energieclusters ROSENC. Angesichts des großen Interesses an der Veranstaltung ist die Fortsetzung bereits fixiert: Im kommenden Jahr wird es einen Austria Showcase zum Thema geben, zu dem auch rumänische Kommunen eingeladen werden.

Full House im Rudolf-Sallinger-Saal: Walter Koren (Leiter Aussenwirtschaft Austria), Ministerialrat Franz Wessig, Botschafterin Heidemaria Gürer, Dietmar Fellner (Wirtschaftsdelegierter in Moskau), Botschafter Alois Kraut und WKO Vizepräsident Richard Schenz (1. Reihe v. l.).

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Auf höchster Ebene Der Hoffnungsmarkt Armenien stand im Mittelpunkt eines Wirtschaftsforums.

Die Organisatoren im Kreise der Vortragenden: Rudolf Lukavsky, der Wirtschaftsdelegierte in Bukarest (9. v. l.), und Ecoplus-Geschäftsführer Daniel Marcu (8. v. l.).

AU SSE N W I RTS C H A F T m a g a z i n e | S e p t e m b e r 2 0 1 4

Im Fokus standen Landwirtschaft, erneuerbare Energien, Umwelttechnik und Informationstechnologie: Mit dem Beitritt zur Zollunion Russland-Belarus-Kasachstan und dem damit verbundenen Wegfall zollrechtlicher Schranken wird das kleine Armenien zu einem Hoffnungsmarkt auch für österreichische Unternehmen. Im Rahmen des offiziellen Österreich-Besuchs von Serzh A. Sargsyan, dem Präsidenten der Republik Armenien, veranstaltete die Wirtschaftskammer Österreich im Juni ein Wirtschaftsforum, an dem auch Bundespräsident Heinz Fischer teilnahm. In der ­armenischen Delegation befanden sich auch 35 Unternehmensvertreter sowie ­Repräsentanten armenischer Institutionen. Nach Ansprachen der „drei Präsidenten“ Serzh A. Sargsyan, Heinz Fischer und Christoph Leitl hatten die Vertreter der österreichischen Unternehmen im Rahmen des Networking-Empfangs die Möglichkeit, detaillierte b2b-Gespräche zu führen.

König Willem Alexander schreitet zur Enthüllung der Avenio-Garnituren.

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Energiegeladen Energieeffizienz bietet auch in Rumänien immer mehr Geschäftschancen.

Der hohe Besuch war dem Jubiläum angemessen. Mit einer festlichen Prozession von Scheveningen bis ins Zentrum zur Grote Kerk feierten die Verkehrsbetriebe Den Haag am 5. Juli „150 Jahre Tramway“. 1864 wurden erstmals von Pferden gezogene Waggons eingesetzt, um die Bürger zwischen der Stadt und dem Strand beziehungsweise dem Fischerdorf zu befördern, und diese „Linie 1“ ist noch immer in Betrieb und läuft bis Delft, bald sogar bis Rotterdam. König Willem Alexander höchstpersönlich gab das Startsignal zur Abfahrt der 25 Oldtimer-Garnituren aus verschiedenen Perioden. An der Endstation der Fahrt erfolgte in launiger Zeremonie dann die Vorstellung der neuen Avenio-Modelle von Siemens, hergestellt in Graz (Fahrgestell) und in Wien. Der Großauftrag über insgesamt 60 Garnituren wird sukzessive bis 2016 ausgeliefert, stellt ein wichtiges Exportprojekt im Rahmen des sechsjährigen Einsatzes von Karl Schmidt als Wirtschaftsdelegierter in Den Haag dar und passt auch ideal zum Branchenschwerpunkt „Urban Technologies“ der Internationalisierungsoffensive.

Die in Österreich gefertigte Avenio-Tram im Konfettiregen.

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Austria ist Überall | events

Markus Haas, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Algier (6. v. l.), und die österreichische Delegation mit den algerischen Partnern der Produktionsorganisation PRODA.

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„Die letzten fünf, die nächsten fünf“: Anfang Juli zog das AußenwirtschaftsCenter Algier unter Beteiligung der algerischen Botschaft ein Resümee über den 2014 ablaufenden Fünfjahresplan und gab einen Ausblick auf die nächste Planungsperiode sowie die Amtszeit des wiedergewählten Präsidenten Abdelaziz Bouteflika. Das Hauptaugenmerk wird einmal mehr auf Infrastrukturprojekten, dem Wohnungsbau und der dringend notwendigen Modernisierung der Industrie liegen. Rund 50 Zuhörer lauschten den Ausführungen der Experten. Im Anschluss an eine intensive Diskussion folgte der Tunesien-Teil der Veranstaltung dem analogen Schema. Dank „Going to“-Finanzierung aus der ­Internationalisierungsoffensive konnten zwei Maghreb-Experten sowie der Konsulent des AußenwirtschaftsBüros Tunis als Vortragende beigezogen werden.

Der Wirtschaftsdelegierte in Prag, Christian Miller, begrüßt mit seiner Gattin den tschechischen Vize­ minister für Verkehr, Karel Dobes.

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Im Plan Umfassende Informationen über die Fünfjahrespläne in Algerien und Tunesien.

Christian Miller verabschiedet Martin Meischl und Ada Schneller.

Prager Sommer Sommerfest im AußenwirtschaftsCenter Prag: beste Stimmung und zwei Abschiede.

Das AußenwirtschaftsCenter Algier unterstützte und begleitete von 20. bis 22. Juli eine Delegation österreichischer Rinderzüchter in die Verwaltungsbezirke Khenchela und Guelma im Osten Algeriens. Die Landwirtschaft ist in der historischen „Kornkammer Roms“ von besonderer Bedeutung, die Erträge hinken dem Potenzial jedoch immer noch hinterher. In Khenchela soll demnächst ein Modellbetrieb der nationalen algerischen Produktionsorganisation PRODA mit öster­reichischer Beteiligung anlaufen. Ein Businessplan ist derzeit in Ausarbeitung. Die Region hat bereits den Kauf von 300 Graukühen zugesagt. Das Interesse an ­österreichischer Zucht und Milchwirtschaft war mit rund 200 Teilnehmern (trotz des Ramadan!) sehr groß.

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Kornkammer Österreichs Rinderzüchter sammelten Informationen über den algerischen Markt.

Was bringen die kommenden Fünfjahrespläne in Algerien und Tunesien? Für Klarheit sorgten (v. l.): Abdelmalek Khedrouche (AußenwirtschaftsCenter Algier), Ulrike Straka (Afrika-Nahost), Markus Haas (AußenwirtschaftsCenter Algier), Mohamed Benhocine (Botschafter Algeriens in Österreich) sowie Henri Lankowski und Christian Ditsch (Ipsen Logistics).

Dass auch Prag durchaus tropische Temperaturen erreichen kann, erlebten die Besucher des Sommerfestes am 3. Juli. Im wunderschönen Garten des AußenwirtschaftsCenters Prag begrüßte der österreichische Wirtschaftsdelegierte Christian Miller in Prag ansässige österreichische Firmenvertreter und tschechische Freunde Österreichs – unter den 160 Gästen war auch der tschechische Vize-Verkehrsminister Karel Dobes. Zur sommerlichen Atmosphäre trugen Spanferkel, tschechisches Bier, österreichischer Wein und angenehme Live-Chill-out-Musik bei. Das Sommerfest war auch Anlass, sich vom Stellvertretenden Wirtschaftsdelegierten Martin Meischl zu verabschieden, der Prag in Richtung Rom verließ, sowie von der langjährigen Mitarbeiterin Ada Schneller, die in den Ruhestand trat.

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events | Austria ist Überall

Mittsommer in Kopenhagen Die Wirtschaftskammer Oberösterreich erkundete die dänische Metropole. awo

Weiße Nächte Das Naturphänomen bildete den Rahmen für phänomenale Weine aus Österreich.

Die beiden ersten Julitage führten eine Österreich-Delegation nach Kopenhagen. Die Fachgruppengeschäftsführer der Wirtschaftskammer Oberösterreich unter Leitung des Stellvertretenden D ­ irektors Hermann Pühringer besuchten die dänische Hauptstadt im Rahmen der Informa­ tionsfahrt nach Hamburg und Kopenhagen. Stadt- und Hafenrevitalisierungsprojekte sowie Einblicke in die dänische Pharmariesen-Welt waren neben preisgekrönten Architekturprojekten und dem dänischen Sozialsystem die Eckpfeiler des zweitägigen Aufenthalts. Wie geht es weiter mit Dänemark? Diese Frage stellte sich die Delegation bei all den gigantischen Bauprojekten in der Hauptstadt und den im ­europäischen Vergleich kurzen Arbeitszeiten von 37 Wochenstunden. Glanzvoller Abschied kurz vor der Heimreise: Die Delegation begleitete die scheidende österreichische Wirtschaftsdelegierte Eva Frei zur offiziellen Verabschiedung in der Residenz des österreichischen Botschafters in Dänemark.

In der Firmenzentrale (v. l.): Hansjörg und Herta Bele (Handelskammer Eindhoven), Juniorchef Louis Dijk, Wirtschaftsdelegierter Karl Schmidt, Botschafter Werner Druml und Firmengründer Frits Dijk.

Auch wenn die aktuellen Handelssanktionen der Aktion einen Strich durch die Rechnung machen – eine nachhaltige Investition in die Zeit danach ist es auf jeden Fall: Bereits zum sechsten Mal wurde die jährliche österreichische Weinverkostung „Zu den weißen Nächten“, die gemeinsam von Österreich Wein Marketing und dem AußenwirtschaftsCenter Moskau organisiert wurde, abgehalten. Am 3. Juli 2014 wurden 68 österreichische Weine vor 150 Fachleuten – Sommeliers und Importeure – im Sonnenschein um Mitternacht in St. Petersburg präsentiert. Österreichische Weine sind bei St. Petersburgern sehr beliebt und mittlerweile in den meisten Toplokalen der Stadt zu finden. Dank dieser Veranstaltung wird sich die Auswahl an österreichischen Weinen in der „nördlichen Hauptstadt Russlands“ letztlich sicher noch weiter vergrößern.

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Fokus Brabant Die niederländisch-belgische Technologieregion bekam Besuch aus Österreich.

Großes Interesse beim russischen Fachpublikum.

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Abschied: Botschafter Ernst-Peter Brezovszky (l.) und Hermann Pühringer (WKOÖ) verabschieden die österreichische Wirtschaftsdelegierte Eva Frei, die in die Wiener Zentrale wechselte.

Mitte Juli gingen – auf Initiative des Honorarkonsulats – Botschafter und Wirtschaftsdelegierter gemeinsam in Eindhoven in die Charmeoffensive. Die Akademische Genootschaft, gegründet 1945 durch vor­ ausschauende Philips-Techniker, bot ein hochrangiges Forum, um gerade in der als „Brainport“ gebrandeten und als „Smartest Region“ ausgezeichneten Provinz Brabant die Wirtschaftskraft und Innovationsfreudigkeit Österreichs zu präsentieren. Mehr als 60 Teilnehmer erfreuten sich an der niederländischen Version des animierten Imagefilms der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, diskutierten dann aber auch engagiert die von Botschafter Werner Druml und Wirtschaftsdelegiertem Karl Schmidt vorgetragenen Thesen und Fakten. Humorvoll wurde dargelegt, dass Österreich neben dem weithin bekannten und geschätzten Tourismusangebot und den aufstrebenden Winzern auch sonst über eine Vielzahl von Personen und Firmen verfügt, die „surprisingly ingenious“ sind. Einer dieser Hidden Champions hat im Vorort Nuenen (weltbekannt wegen Vincent van Gogh) auch seinen BeneluxVertriebspartner: Die Firma Aspöck beherrscht über Frits Dijk International rund drei Viertel des Marktes von kompletten Lichtanlagen für alle Arten von gezogenen Fahrzeugen.

Die Delegation am Kopenhagener Hafen.

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Weinverkostung in St. Petersburg: Christian Dworan (Österreich Wein Marketing), Dina Khvan vom AußenwirtschaftsCenter Moskau und Igor Scharbatow, Präsident der Assoziation der St. Petersburger Sommeliers.

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so wird’s gemacht erfolgreich in BAYERN

Herr Scherz, stimmt in Ihren Augen das Vorurteil, dass die Bayern den Öster­ reichern kulturell so nahe sind? Ja. Bayern und Österreich sind einander mentalitätsmäßig sicherlich näher als ­Bayern und beispielsweise MecklenburgVorpommern. Die Norddeutschen sind doch wesentlich spröder und zurückhaltender. Gelten Österreicher als pragmatisch, aber doch auch flexibel, so trifft Letzteres auf die Norddeutschen wohl weniger zu. Kurz gesagt: In Bayern läuft’s meist wie in Österreich; nördlich des Weißwurstäquators wohl schon nicht mehr! Und wie macht sich das im Business bemerkbar? In Bayern kennt man Österreich – und damit auch österreichische Produkte und Unternehmen – sicherlich besser als im Norden Deutschlands. In bayerischen Supermärkten findet sich beispielsweise ein beachtliches Angebot an österreichischen Lebensmitteln und Getränken. Grenzregionen wie Bregenz/ Lindau, Kufstein/Rosenheim, Salzburg/ Freilassing/Traunstein oder Braunau/Passau sind heute klassische Europaregionen, in denen im täglichen Leben die Grenze keine oder fast keine Rolle mehr spielt. Neben der starken wirtschaftlichen Verflechtung kommt es auch zu einer

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i­ ntensiven Zusammenarbeit im Bereich von Forschung und Entwicklung oder auch in der Kultur: Beispielsweise bekleiden derzeit nur Österreicher die Intendantenposten an den drei wichtigsten und größten Theatern Münchens. Der Waren- und Dienstleistungsverkehr profitiert zweifelsohne von der kulturellen Nähe und ist Ausdruck dieses „Special Relationship“ zwischen Bayern und Österreich. Wie sieht eigentlich die aktuelle Außen­ handelsbilanz Österreichs mit ­Bayern aus? Bayern ist Österreichs wichtigster Exportmarkt und gleichzeitig wichtigster Handelspartner. Die österreichische Wirtschaft konnte im vergangenen Jahr Waren im Wert von 14,9 Milliarden Euro nach Bayern exportieren; damit konnte Richtung Bayern – entgegen dem Deutschlandtrend – ein Zuwachs von 3,2 Prozent erzielt werden. 40,5 Prozent der österreichischen Deutschlandexporte von insgesamt 36,8 Milliarden Euro gehen allein nach Bayern, es folgen Baden-Württemberg mit 17,3 Prozent und NordrheinWestfalen mit 14,4 Prozent. Die österreichischen Importe gingen minimal um 1,4 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro zurück. Der österreichische

Michael Scherz Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in München muenchen@wko.at

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Fotos: Fotolia

Eng verflochten

Der Wirtschaftsdelegierte in München, Michael Scherz, über Business mit den Lieblingsnachbarn der Österreicher.

­ andelsbilanzüberschuss mit Bayern beH läuft sich auf 1,5 Milliarden Euro. Für welche Branchen ist Bayern denn besonders interessant? Und wo sehen Sie noch Potenzial? Die dominierende Branche im Bayerngeschäft ist die Automotive-Branche. Knapp 45 Prozent der österreichischen Ausfuhren entfallen auf diesen Sektor. Gerade hier kommt es oft zu einem „doppelten“ Export: Zuerst kommt es zur Lieferung an einen bayerischen Automobilhersteller – wie BMW oder Audi – oder einen LkwHersteller – wie MAN – oder einen OEM, der dann das fertige Fahrzeug oder das weitere Zuliefermodul in ein anderes Land exportiert. Österreich ist hinter den USA der zweitwichtigste Automotive-Zulieferer nach Deutschland. Weitere wichtige Branchen sind der Maschinen- und Anlagenbau, bearbeitete Waren, Lebensmittel und Getränke. Besondere Chancen sehe ich derzeit aber in der Luft- und Raumfahrtzulieferindustrie, der Erneuerung der maroden Straßen- und Eisenbahninfrastruktur und der Energiewende, die Bayern als Indus­ trieland vor besondere Herausforderungen stellt. Dies soll durch einen Umstieg auf erneuerbare Energien und die Steigerung der Energieeffizienz erreicht werden. Gibt es Aspekte, die man als Wirtschafts­ treibender unbedingt kennen sollte, ­bevor man den bayerischen Markt ins Auge fasst? Bayern ist zwar ein bestens bekannter Nachbarmarkt, kann aber natürlich auch seine Fallen haben. So sollte man sich vor einem Einstieg den bayerischen Markt zunächst im Detail anschauen und Konkurrenz- und Preissituation genau analysieren. Dann gilt es, einen seriösen Geschäftspartner oder Handelsvertreter zu finden. Klare, unmissverständliche Verträge sind auch im Geschäft mit Bayern absolut unerlässlich. Bei all diesen Fragestellungen können wir selbstverständlich helfen.


Südkaukasus Ein Investment in die Zukunft

Erinnern Sie sich an den Dezember 1988? Ein Erdbeben der Stärke 6,9 erschütterte Armenien – 25.000 Menschen kamen ums Leben. Der Südkaukasus ist eine Region, die stark katastrophengefährdet ist - Erdbeben, Überflutungen, Murenabgänge. In Armenien, Aserbaidschan und Georgien lebt nach wie vor ein großer Teil der Bevölkerung in großer Armut. Etwa die Hälfte lebt in ländlichen Gebieten von Landwirtschaft, meist Subsistenzwirtschaft. Die Infrastruktur ist in weiten Teilen der Länder schlecht, viele Industriezweige liegen brach und es herrschen hohe Inflationsraten. Das Österreichische Rote Kreuz unterstützt die Menschen im Südkaukasus. Ein Projekt zielt auf Katastrophenvorsorge ab. Dabei geht es darum, Freiwillige zu schulen, die im Falle eines Erdbebens, einer Überflutung oder eines anderen Desasters rasch zur Stelle sind, um Leben zu retten. Katastrophenvorsorge ist eine Investition in die Zukunft. Dadurch können Schäden vermieden und – noch wichtiger – Leben gerettet werden. Unterstützen Sie die Aktivitäten des Österreichischen Roten Kreuzes im Südkaukasus: Unser Spendenkonto: Erste Bank IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144 BIC: GIBAATWWXXX Kennwort: Südkaukasus


Wir begleiten Sie dorthin, wo Ihre Ziele sind.

Mit dem richtigen Partner geht vieles leichter. Die Welt ist zwar ein Dorf, aber trotzdem noch groß genug, dass man sich bei Auslandsinvestitionen und internationalen Geschäften schon mal verlaufen kann. Deshalb ist es umso wichtiger, bei allen Finanzaktivitäten, die Sie weltweit tätigen, eine Bank an Ihrer Seite zu haben, die Sie mit ihrem internationalen Know-how unterstützt. Wir sind so eine Bank. Kunden wie Borealis, Infineon oder AVL vertrauen bereits auf unsere Kompetenz – und wie man sieht, mit Erfolg. www.erstegroup.com/international


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