Aussenwirtschaft magazine November 2014

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N OV e m b e r 20 14

GOLFSTAATEN So profitieren Sie vom Gesundheitstourismus aus Nahost

Aussen wirtschaft

AUSSENWIRTSCHAFT magazine

november 2014 E 5,–

magazine

AUSTRI A IST Ü BER A LL · DAS MAG AZIN DER AUSSEN W IRTS C HAFT AUSTRIA

Öko-power! PLUS

2015

Das Magazin der Aussenwirtschaft Austria

die hungrige grossmacht

Wie China aus Schwellenländern eine politische gemeinschaft formen will

P.b.b. Österreichische Post AG/Firmenzeitung, 13Z039811 F, Retouren an: WKO, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien

BRICS-Staaten / Golfstaaten / EXPO MILANO 2015

r Alles zu no a Expo Mil

Wie Christian Winzer den europäischen Bio-Handel aufmischt


Expedition Export novEMBER 2014

Liebe Leserin, lieber Leser,

impressum

FROM

Damit die Entspannung schon beim Flug beginnt: Genießen Sie in der Austrian Business Class höchsten Komfort in vollen Zügen.

TO

Vollkommen entspannt ankommen.

Coverfoto: Thomas Topf

Business Class

Von der Business Class träumen.

Medieninhaber: Service-GmbH der Wirtschaftskammer Österreich Herausgeber: Wirtschaftskammer Österreich / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, Mag. David Bachmann Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien, T: +43/5/90 900-4321, E: aussenwirtschaft. magazine@wko.at W: http://wko.at/ aussenwirtschaft Chefredaktion: Mag. Rudolf Loidl Redaktion AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA: Gabriele Schenk Art Direction und Layout: buero8, Wien Produktion: Industriemagazin Verlag GmbH, Lindengasse 56, 1070 Wien, T: +43/1/585 90 00 Anzeigen: FCM firstclassmedia GmbH Pokornygasse 17/Top 2, 1190 Wien T: +43/1/934 65 94 F: +43/1/934 65 94-4 Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Wienerstraße 80, 3580 Horn Auflage: 28.000 Exemplare

China ist nicht mehr nur die „Factory of The World“. Mit Forschungsausgaben von über 150 Milliarden Euro jährlich ist das Land längst auch zu einer der wichtigsten Technologieplayer der Erde geworden, wovon ich mich im Oktober im Rahmen der seit langem größten Wirtschaftsdelegation rund um Präsident Christoph Leitl und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner auch persönlich überzeugen konnte. Mit der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung sucht das Land auch geopolitisches Schwergewicht. Geschickt nutzen die Chinesen dabei Allianzen mit Schwellenländern, die aus einem Amalgam politischer Vorbehalte gegenüber der westlichen Wirtschaftsordnung geschmiedet sind, wie die AUSSENWIRTSCHAFT magazine-Autoren der vorliegenden Coverstory im Zuge ihrer Recherchen feststellten. Die wirklich lesenswerte Analyse finden Sie ab Seite 12. Wussten Sie, dass Wien einst als das medizinisches Mekka für arabische Könige galt? Der weltweit angesehene Internist Karl Fellinger war in den 60er und 70er Jahren medizinischer Berater von Herrschern wie dem saudischen König Abd al-Aziz Ibn Saud, dem afghanischen König Zahir Schah oder der marokkanischen Königsfamilie. An diese Tradition will die heimische Gesundheitswirtschaft jetzt wieder anschließen. Wie das gelingen kann, lesen Sie in einer packenden Story in diesem AUSSENWIRTSCHAFT magazine ab Seite 28. Wer braucht eigentlich heute noch Weltausstellungen? Dieser Frage stellt sich in der vorliegenden Ausgabe Rudolf Ruzicka, Leiter des Expo-Büros in Wien. Die Antworten sind dabei ziemlich überraschend. Wie das Internet und die Vielzahl an Branchenmessen das Konzept der Expo verändert hat – und was heimische Unternehmen von Milano 2015 erwarten dürfen, verraten wir Ihnen in der durchaus lesenswerten Story ab Seite 20. Ich wünsche Ihnen eine kurzweilige Lektüre mit dem neuen AUSSENWIRTSCHAFT magazine und freue mich wie immer auf Anregungen, Kritik und Zuspruch unter aussenwirtschaft.magazine@wko.at.

Walter Koren, Aussenwirtschaft Austria

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inhalt

AUSSEN WIRTSCHAFT magazine

november 2014

3 EXPEDITION EXPORT 6 BAROMETER Die Weltkonjunktur in Zahlen. 8 EXPORT-TRENDS News und Fakten für Exporteure. 10 UN SERE FRAU IN SOFIA Ein Tag im Berufsleben von Ulrike Straka, Wirtschaftsdelegierte in Sofia.

28

OPERATION orient Wie Österreich das Riesenpotenzial des Gesundheitstourismus aus dem arabischen Raum heben kann.

12 COVERSTORY Was eint Schwellenländer wie China, Brasilien, Russland, Indien oder Indonesien?

36

32

WIE HABEN SIE DAS GEMACHT, HERR WINZER? Von der Provinzdrogerie zum europaweiten Großhändler: ein Exporterfolg aus Österreich.

4

40

exportexperts Wirtschaftsdelegierte beantworten Leserfragen. Diesmal zu Dänemark, Thailand, Mexiko, Sub-Sahara-Afrika und Schweden.

AU S S E N AU WSI RT S E SNCWHI A RT FT S CmHaAgFaTz im n ea g| aNzove inem | M b eari 2 0 1 4

Fotos: picturedesk (2), Andreas Amann, Thomas Topf, Fotolia

expat-experts Die gebürtige Oberösterreicherin Sonya Zierhut über Business in den USA.

extra

export service

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COVERSTORY: ZIEMLICH BESTE FREUNDE Getrieben von China wandeln sich die aufstrebenden Märkte zu aufstrebenden Mächten. Was das für den Westen bedeutet.

Aussenwirtschaft Austria für Sie 43 Vernetzt IT-Offensive im Frühjahr 44 Exportpreis Exporteure im Rampenlicht 47 Rochaden Ihre neuen Ansprechpartner

20 WER BRAUCHT EIGENTLICH WELTAUSSTELLUNGEN, HERR RUZICKA? Der Leiter des Expo-Büros in Wien über den Sinn der Expo Milano. 26 EIN MARKT UND SEINE EIGENHEITEN Business in Algerien. 28 DIE GROSSE CHANCE Gesundheitstourismus aus der Golfregion. 32 wiE haben sie das gemacht, herr winzer? Von der Provinzdrogerie zum europaweiten Großhändler: ein Exporterfolg aus Österreich. 36 EXPAT-EXPERTS Die gebürtige Oberösterreicherin Sonya Zierhut über Business in den USA. 40 EXPORT-EXPERTS Fünf Leserfragen – fünf Antworten von Wirtschaftsdelegierten.

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EIN MARKT UND SEINE EIGENHEITEN Business in Algerien

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43 EXPORT-Service 48 AUSTRIA IST ÜBERALL Die Topevents dieses Herbstes. 50 SO WIRD’S GEMACHT Erfolgreich in Kasachstan.

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barometer weltkonjunktur im november

Eurozone 34.510 USD

export-klima

PRODUKTIONS-KLIMA DER INDUSTRIELLE OUTPUT* in Osteuropa und Fernost ist im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen. In ­Ägypten verzerrt nach den Unruhen im letzten Jahr ein Nachholeffekt die Statistik. Stark r­ ückläufig ist die Produktion in den BRICS-Ländern Südafrika und Brasilien sowie in der Türkei. 0 Ägypten

20,0 Jul

Ungarn

12,1 Jul

Taiwan

8,6 Jun

Tschechien China Kanada Australien

8,6 Jul 6,9 Aug 5,2 Jun

deutschland 40.007 USD

BIP/Kopf:

usa BIP/Kopf:

+2,0 %

+1,2 %

53.101 USD

4,1 Aug

Japan

2,9 Aug

china Türkei BIP/Kopf:

+3,0 % ÖSTERREICH BIP/Kopf: 42.597 USD

+4,0 %

SÜDKOREA 32.272 USD

BIP/Kopf:

ÄGYPTEN BIP/Kopf: 3.112 USD

–2,5 %

indonesien 5.214 USD

+ 1,8 %

BIP/Kopf:

indien BIP/Kopf:

brasilien BIP/Kopf: 12.221 USD

+ 6,0 %

+0,4 %

+5,2 %

4.077 USD

südafrika 11.259 USD

BIP/Kopf:

australien 43.073 USD

+2,0 %

BIP/Kopf:

+3,0 %

Argentinien 18.749 USD

BIP/Kopf:

–1,4 %

*Quelle: Economist Intelligence Unit, Schätzung, Stand: 10. 10. 2014, BIP/Kopf: Weltbank, Schätzung 2013, kaufkraftbereinigt Quelle: Statistik Austria

transport-klima

konjunktur-erwartung

Die Stimmung in der europäischen Wirtschaft hat sich im Herbst eingetrübt. Der EINKAUFSMANAGER-INDEX fiel auf 50,5 (Werte über 50 bedeuten mehrheitlich Wachstumserwartung) und verharrt damit nur knapp über dem Rezessions­ bereich. Stabil optimistisch zeigt man sich in den Chefetagen in den USA und in China.

Eurozone

USA

CHART DES MONATS

BALTIC DRY INDEX, TRANSPORTKOSTEN-INDEX Der internationale Baltic Dry Index und der lokale WKO Transportkostenindex zeigen in den letzten Monaten wenig Dynamik. BALTIC DRY INDEX wird von der Baltic Exchange in London veröffentlicht und gilt als wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen auf Standardrouten – und als Frühindikator für die weltweite Konjunktur.

CHINA

2000

0,8 Sep 0,5 Jun

Russland

0,1 Aug

Südkorea

-2,8 Aug

Argentinien -2,9 Aug Brasilien Türkei

60

-3,5 Aug -4,6 Jul

55

50

45 40

Südafrika -8,0 Aug *Industrieproduktion, Quelle: Eurostat, UNstats, Economist

6

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

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1000

Sept.

Okt.

Nov.

Dez.

2014

Feb.

März

April

Mai

Juni

Juli

Aug.

480 475 470 465 460

WKO TRANSPORTKOSTENINDEX wird seit 1971 vom Fachverband errechnet. Bezugsquellen sind offizielle und öffentliche Daten. 7/2013 8/2013 9/2013 10/2013 11/2013 12/2013 1/2014

2/2014 3/2014

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4/2014 5/2014 6/2014 7/2014

Quelle: Bloomberg, WKO

Indien

wachstum

Venezuela

1,4 Jul

rückgang

Indonesien

2,2 Aug

Quelle: HSBC Bank, Markit PMI Composite Europe

Deutschland 2,4 Aug Eurozone

+1,3 %

36.899 USD

+ 3,6 %

VENEZUELA 13.650 USD

BIP/Kopf:

In der Oktober-Schätzung hat der Economist* die Wachstumsprognose für die Eurozone für 2014 leicht auf 0,9 Prozent zurückgenommen. Dramatisch ist die Korrektur der Wachstumsschätzung für Russland: von 2,8 Prozent (Prognose zu Jahresbeginn) auf 0,4 Prozent. Grund: die Wirtschaftssanktionen des Westens. Noch pessimistischer als zur Jahresmitte ist der Economist für die wichtigsten südamerikanischen Staaten: Brasilien wächst nur noch um 0,4 Prozent, Argentinien und Venezuela schlittern tiefer in die Rezession.

+7,3 %

15.353 USD

9.884 USD

saudi-Arabien 31.245 USD

+0,8 % das bruttoinlanDSprodukt

BIP/Kopf:

JAPAN BIP/Kopf:

BIP/Kopf:

4,6 Q2

USA

+0,4 %

ArbEITSLOSENRATEN* Auch wenn die Zahlen (schon aufgrund ihrer unterschiedlichen Berechnung) mit Vorsicht zu genießen sind, ein Vergleich der großen Arbeitsmärkte dieser Erde liefert spannende Einsichten. Wussten Sie etwa, dass die offizielle Arbeitslosigkeit in China niedriger ist als in Österreich?

Arbeitslosenquote in Prozent Japan

3,5

China (Aug.)

4,1

Österreich (Q2)

4,7

Russland (Aug.)

4,8

Brasilien (Aug.)

5,1

USA (Aug.)

6,1

Großbritannien (Aug.)

6,2

Deutschland (Juni)

6,7

Kanada (Sept.)

7,1

Indien (Aug.)

8,8

Eurozone 2013

11,5

Polen (Aug.)

11,7

Ägypten (Aug.)

13,3

Spanien (Q2)

24,4

Südafrika (Aug.)

25,5

*in Prozent, Quelle: Weltbank, Economist, EZB

+ 1,2 %

BIP/Kopf:

+0,8 %

*Quelle: Statistik Austria, Daten Oktober 2014

DAS EXPORTBAROMETER* zeigt Dynamik. Der Gesamtwert der Ausfuhren ist von Januar bis Juli 2014 um 1,2 Prozent auf 74,41 Milliarden Euro angestiegen, wie die Statistik Austria Ende Oktober errechnete. Der Binnenhandel mit Ländern der EU stieg dabei um 1,6 Prozent, während der Handel mit Drittstaaten nur um 0,3 Prozent zulegte. Die auffälligsten R ­ ückgänge gab es bei den Ausfuhren in die GUS-Staaten und nach Russland.

russland 17.884 USD

BIP/Kopf:

7


Export-trends

feed

neue bücher

EZB-Chef Mario Draghi (beim EZB-Treffen in Neapel im Oktober): vertieft den atlantischen Zinsgraben, um Europa vor Deflation und Rezession zu bewahren.

Das Kapital im 21. Jahrhundert Thomas Piketty C. H. Beck Verlag Wenn ein dicker Wälzer mit dem Titel „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ zum Bestseller wird, dann sagt das viel über den empfundenen Zustand unseres Wirtschaftssystems aus. Die Ungleichheit auf der Erde steigt – weil Gewinne aus gehortetem Kapital höher sind als Gewinne, die aus wirtschaftlichem Handeln erzielbar sind, so der Tenor des Werkes von Thomas Piketty. Die daraus entstehenden extremen Formen von Ungleichheit bedrohen den sozialen Frieden und gefährden die Werte der Demokratie, so die These des Buches. Das politisch völlig unverdächtige „Wall Street Journal“ urteilte: „Ein Werk von außergewöhnlichem Ehrgeiz, von großer Originalität und von beeindruckendem Rigorismus.“

news und fakten

Fö r d eru n g en

Russland-/ukraine-Paket geschnürt

IW F- P r o g n o s e

Mehr Informationen zu Teilnahmebedingungen und Förderdetails finden Sie hier: www.go-international.at

FAK T

514 Gut zu wissen!

Bei weltweit etwa 3.000 existierenden Investitionsschutzabkommen gibt es derzeit exakt 514 Investor-StaatSchiedsverfahren. Kritiker des geplanten Freihandelsabkommens TTIP befürchten dadurch eine Aushöhlung der Staatsgewalt.

Zi tat d e s M o n at s

„Es geht um die ‚ Next 5 Billion‘. Heute sind 2,8 Milliarden Menschen online, 2020 werden es weltweit 7 Milliarden sein.“ Markus Kienberger, Google-Österreich-Chef, während des Kärnten-Stops der go-internationalRoadshow „Into the Wild“ am 7. Oktober

Kein Land der Europäischen Union soll 2015 stärker wachsen als Spanien.

Eu r o - Ku r s Gute Nachrichten hat der Internationale Währungsfonds für das krisengeschüttelte Spanien: Nach den neuesten Konjunkturschätzungen dürfte das Land auf der iberischen Halbinsel im kommenden Jahr zur europäischen Wachstumslokomotive werden. Nach überraschenden 1,3 Prozent Wachstum für 2014 soll die Wirtschaft im kommenden Jahr um 1,7 Prozent zulegen – stärker als etwa in Deutschland (+1,4 Prozent) oder Österreich. Die Wachstumsprognosen für die Alpenrepublik wurden vom IWF in der Herbstschätzung für 2015 mit 0,8 Prozent übrigens glatt halbiert.

Quelle: Bundesverband für Verbraucherschutz VZBV, Studie 2014

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GroSSer atlantischer Zinsgraben Der Autor ANDREAS SCHINDL, geboren 1968 in Wien, studierte Medizin in Wien und Photobiologie in Padua und Sassari. Neben seiner Tätigkeit als Hautarzt publiziert er seit Jahren Kommentare und Essays zu gesundheits­ und gesellschaftspolitischen Themen. www.dr-schindl.at.

Mit sicheren Gedankenstrichen zeichnet Andreas Schindl in seinen augenzwinkernden austriakischen Assoziationen ein kritisch­liebevolles Bild dieses phantastischen Landes, in dem tagtäglich Unvereinbares vereinbar gemacht wird und das als Versuchsstation für Weltanfänge geeignet wäre. „In imponierender und pointierter Weise werden österreichische Ereignisse der jetzigen Jahre mit relevanten Geschehnissen der europäischen Geschichte in Verbindung gebracht. Schindls Gedanken sind auch eine Anregung zur Meditation – und zwar zu einer, die in die Zukunft führt.“

Die gezielte Schwächung des Euro schreitet voran. Warum Exporteure bis Jahresende auf einen Eurokurs von 1,15 Dollar hoffen dürfen.

Erhard Busek

Vizekanzler a. D., Präsident des Institutes für den Donauraum und Mitteleuropa

Land zwischen den Andreas Schindl Das Gedankenstrichen

sprechende Ausweichmärkte erleichtern. „Es ist wichtig, auch in herausfordernden Zeiten als verlässlicher Partner aufzutreten. Deshalb halten wir natürlich an unserem umfangreichen Programm für Russland und die Ukraine fest“ so Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Christoph Leitl, WKO Präsident bei der Vorstellung des Pakets. „Die Aufstockung der Exportoffensive go-international um 2,5 Millionen Euro ist aber ein wichtiger Schritt, die von der Krise betroffenen Unternehmen noch intensiver zu unterstützen“.

© Privat

rium und die Wirtschaftskammer Österreich ein Förderpaket geschnürt. Ein maßgeschneiderter Mix aus Ko-Finanzierungen (Spezial-Export-Schecks für Fernmärkte) und Veranstaltungen (geförderte Messeauftritte, kostenlose Informationsveranstaltungen) im In- und Ausland sollen betroffenen Unternehmen den Einstieg in viel ver-

Das Land zwischen den Gedankenstrichen: Neues Nachdenkbuch für Österreicher Andreas Schindl Styria Andreas Schindl lässt seinen kritischen, jedoch stets liebevollen Blick, hinter dem man manchmal ein Zwinkern vermutet, über die Weiten und Untiefen unseres Landes schweifen. Das Neue Nachdenkbuch stellt die historischen und aktuellen Erfolge Österreichs, die es oft eigenartigen Wendungen A und Wundern verdankt, in einen kulturhistoriAndreas Schindl schen Kontext. Ein Lesespaß für jeden, der Das Land zwischen den die mentale Geografie Gedankender Alpenrepublik strichen ergründen will. Neues Nachdenkbuch ndreas Schindl lässt seinen kritischen, jedoch stets liebe­ vollen Blick, hinter dem man manchmal ein Zwinkern vermutet, über die Weiten und Untiefen dieses Landes schweifen. Das „Neue Nachdenkbuch“ stellt die historischen und aktuellen Erfolge Österreichs, die es oft eigenartigen Wendungen und Wundern verdankt, in einen kulturhistorischen Kontext. Die „mentale Geografie“ spielt bei dieser „anderen Geschichte“ Österreichs ebenso eine Rolle wie die von einem Österreicher erfundene Knautschzone. Auch über die Vorteile der hierorts verbreiteten Schlampigkeit erfährt der Leser einiges. Persönliche Erfahrungen des Autors, der ein geborener und ein „gelernter“ Österreicher ist, bestätigen die Bedeutung der „Vereinbarkeit des Unvereinbaren“, die im Wege der „Verösterreicherung“ als Chance in einem globalisierten Europa gesehen wird. Das besondere Lesegefühl, das sich bei der Lektüre der Essays einstellt, lässt hinter jedem Satz eine – manchmal gut versteckte – leise Liebeserklärung an das Land zwischen den Gedankenstrichen erahnen.

für Österreicher

ISBN 978-3-222-13442-5 978-3-222-13472-2 ISBN

www.sty ri a book s.a t

Die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank zur Schwächung des Euro funktionieren: In den vergangenen sechs Monaten hat der Wert der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar um fast zehn Prozent nachgegeben – zuletzt fiel der Euro Anfang Oktober auf 1,249 Dollar. Dabei dürfte das Ende der Abwertung noch nicht erreicht sein. Denn der Abstand im Zinsniveau zwischen den USA und der Eurozone ist derzeit so groß wie noch nie. Manche Experten sprechen von einem „großen atlantischen Zinsgraben“: Zwischen den zweijährigen deutschen und amerikanischen

Fotos: © CAMERA PRESS, Fotolia

Die Spannungen zwischen der EU und Russland haben sich von einer politischen zu einer wirtschaftlichen Krise ausgeweitet, Sanktionen schränken die Liefermöglichkeiten ein. Um die Folgen für österreichische Unternehmen mit hohem Russland- und Ukraine-Exposure zumindest teilweise abzufedern, haben das Wirtschaftsministe-

Wachstumslok Iberische Halbinsel

Fotos: Niko Formanek / OTS Fotoservice, Fotolia

Für Unternehmen, die mit Russland und der Ukraine Geschäfte machen, wurde ein go-international Förderpaket von 2,5 Millionen Euro aufgelegt.

Staatsanleihen beträgt der Zinsabstand mittlerweile 0,63 Prozentpunkte – eine Differenz so groß wie seit Jahrzehnten nicht. Die Wechselkurse folgen zwangsläufig der Zinsdynamik: Weil durch den Zinsabstand die Anlage in Dollar rentabler ist, wird mehr Kapital in Dollar angelegt, was den Wert des Greenback in R ­ elation zum Euro steigert. Gemessen an der bestehenden Zinsdifferenz ergibt sich derzeit ein rechnerisches Euro-Kursziel von 1,15 Dollar. Mittelfristig dürfen Exporteure also auf weiter fallende Notierungen der Gemeinschaftswährung hoffen.

U p dat e

Baltikum in der Eurozone Mit Litauen wird am 1. Januar 2015 (nach Estland 2011 und Lettland 2014) auch das letzte Land des Baltikums Mitglied der Eurozone. Alle Informationen zum flächen- und einwohnermäßig (2,9 Millionen) größten Markt des Baltikums: http://wko.at/aussenwirtschaft/lt .

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How Google Works Eric Schmidt, Jonathan Rosenberg Erst im Frühjahr 2015 wird die deutsche Version (in der flapsigen Übersetzung „Wie Google tickt“) auf den Markt kommen, die Originalversion ist bereits erhältlich. In „How Google Works“ erklären Eric Schmidt, der Verwaltungsratsvorsitzende des Internetkonzerns Google, und Jonathan Rosenberg, langjähriger GoogleManager, der heute noch als Berater für Mitgründer und Vorstandschef Larry Page fungiert, in reichlich überschwänglichen Tönen, wie Google funktio­niert. Kein Wort über die Kontroversen um Marktmacht, Kartellverfahren oder Datenschutz. Trotz allem: Der Einblick in den Google-Alltag und die Denkstrukturen in dem Unternehmen, das als Suchmaschine begann, dessen Geschäftsmodell jedoch zunehmend unseren Alltag prägt, ist hochgradig lesenswert – möglicherweise sogar besser im Originalton. Anm. d. Red.: Die Inhalte, Meinungen und Thesen in den vorgestellten Werken spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wider.

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tagebuch UNSERe frau in …

… Sofia

Wie die neue Österreichische Wirtschaftsdelegierte in Sofia, Ulrike Straka, einen ihrer ersten Arbeitstage Anfang Oktober erlebt.

8.30 Uhr

Das AußenwirtschaftsCenter Sofia startet in der Kaffeeküche in den Tag: Im Stehen findet die erste Lagebesprechung statt. Wir diskutieren die Berichte über die notleidende bulgarische Bank KTB. Wir sind uns einig, dass wir die Heizung in Betrieb nehmen, denn es hat nur drei Grad.

WIR SUCHEN DIE BESTEN! AUSBILDUNG ZUM/ZUR ÖSTERREICHISCHEN WIRTSCHAFTSDELEGIERTEN

9.00 Uhr

Wir gehen in die förmliche Bürobesprechung. Hauptpunkt der Tagesordnung: das Programm der Wirtschaftsdelegation, die Bundespräsident Heinz Fischer am 30. Oktober nach Bulgarien begleiten wird. Wir werden auswählen, welche bulgarischen Firmen und Behördenvertreter wir zum Wirtschaftsforum einladen. Das ist heikel, weil wir niemand Wichtigen auslassen dürfen, und langwierig, weil viele Kontaktinformationen zu aktualisieren sind.

10.00 Uhr

Die Herausgeberin des bulgarischen „Wirtschaftsblatts“, Betty Ganeva, trifft ein. Kurz vor dem Besuch des Bundespräsidenten wird eine Österreich-Sonderbeilage erscheinen, zweisprachig.

11.30 Uhr

Treffen mit den europäischen KollegInnen in der Britischen Botschaft: Eine Vertreterin der EU-Kommission berichtet über die ­Fördergelder, die Bulgarien im Rahmen der Operativen Programme von der EU erhält, warum die Kommission die Bezahlung für einige Projekte blockiert und wie sich die nächste Förderperiode gestalten wird.

13.30 Uhr

Ich rufe den Geschäftsführer des bulgarischen Atomic-Werks zurück. Er erkundigt sich nach dem Programm der Wirtschaftsdelegation beim Bundespräsidentenbesuch. Ich frage ihn bei der Gelegenheit, wann ich ihn zu einer Werksbesichtigung in Chepelare treffen kann. Sodann buche ich meinen Flug für die Firmensprechtage in Österreich im Oktober.

14.30 Uhr

Einzelgespräch mit unserer Marketing Officerin Snezhana. Ich habe die Leitung des AC Sofia erst

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Messen, Firmenkontakte, Besprechungen: Ulrike Straka wird in Sofia nicht langweilig.

vor wenigen Wochen übernommen und möchte wissen, wie es meinen MitarbeiterInnen geht. Sind sie mit ihrer Tätigkeit und ihrem Arbeitsumfeld zufrieden? Haben sie für ihre eigenen Aufgabenbereiche oder für Büroabläufe Änderungsvorschläge? Ich profitiere von den Anregungen und gebe gleichzeitig meine ersten Eindrücke wieder.

16.00 Uhr

Sdravko, Dobra und ich besprechen den nächsten Austrian Business Circle. Eini­ge Firmen haben Kritik geäußert, und so beschließen wir, die ABC-Mitglieder über ihre Vorstellungen zu befragen. Wie oft soll der ABC stattfinden? Ist die Location wichtig? Werden Vorträge gewünscht, oder steht das Netzwerken im Vordergrund? Wir werden einen Fragenkatalog ausarbeiten und wollen bis Dezember ein Konzept für das kommende Jahr vorstellen.

17.00 Uhr

Ich richte meine Unterlagen für den nächsten Tag her: Es wird mit dem Auto nach Plovdiv zur Eröffnung der Maschinenbau-Messe gehen, bei der wir seit 53 Jahren (sic!) immer mit einem ÖsterreichStand vertreten sind. Dank der großen Wittmann-Battenfeld-Spritzgussmaschine haben wir eine Rekordstandgröße von 310 Quadratmetern. 15 österreichische Firmen

sind am Gruppenstand beteiligt, sieben weitere sind auf separaten Ständen mit ihren bulgarischen Vertretern dabei.

19.00 Uhr

Abendessen mit der oberösterreichischen Bauakademie: Auf ihrer Exkursion nach Bulgarien treffen die Teilnehmer österreichische Firmen, die ihre Erfahrung mit Bauprojekten in Bulgarien schildern. Ich berichte der Gruppe über anstehende Bauprojekte, EU-Förderungen und die Serviceleistungen des AC Sofia. Die Teilnehmer bekommen ein Bild, wie es auch kleine österreichische Firmen schaffen können, im Baubereich in den Export zu gehen.

Gegen 22.00 Uhr

Ich mache ich mich nach Hause auf – wiederum zu Fuß. Das ist das Schöne an Sofia: Die meisten Termine liegen in Gehdistanz vom AußenwirtschaftsCenter Sofia und meiner Wohnung, so kommt Bewegung in den Büroalltag.

Ulrike Straka Österreichische Wirtschaftsdelegierte in Sofia http://wko.at/aussenwirtschaft/bg sofia@wko.at

AU S S E N W I RT S C H A F T m a g a z i n e | N ove m b e r 2 0 1 4

Sie wollen als Repräsentant/-in der österreichischen Wirtschaft an einem der mehr als 70 AußenwirtschaftsCenter der Wirtschaftskammer Österreich in aller Welt tätig sein? Für künftige Leitungsaufgaben werden Akademiker/innen aufgenommen, die nach einem Auswahlverfahren, einem Trainee-Programm in Österreich und einer mehrjährigen Auslandstätigkeit die Funktion eines/einer österreichischen Wirtschaftsdelegierten erreichen können. Während der Ausbildung bieten wir ein marktkonformes Bruttojahresgehalt von EUR 31.080. Starten Sie Ihren Karrieremotor - wir freuen uns auf Ihre Bewerbung für das nächste Trainee-Programm (Start 1. 09. 2015, Bewerbung bis zum 23. 03. 2015) Nähere Informationen wko.at/aussenwirtschaft/trainees


coverstory

EMERGING MARKETS

Fortaleza, Brasilien im Juli 2014: Mit politischer Einigkeit wollen Wladimir Putin (Russland), Narendra Modi (indien), Dilma Rousseff (Brasilien), Xi Jinping (China) und Jacob Zuma (Südafrika) künftig zu einem geopolitischen Schwergewicht werden.

beste

freunde

Aus aufstrebenden Märkten sollen aufstrebende Mächte werden: Geschickt nutzt China sein wirtschaftliches Schwergewicht, um politische Allianzen mit Schwellenländern wie Brasilien, Indien, Russland oder Indonesien zu schmieden. Was eint die Länder? Haben die Bündnisse das Potenzial, auch geopolitisch bedeutsam zu werden? Vier Thesen und ein Meinungsstück.

Foto: MIKHAIL KLIMENTYEV / EPA / picturedesk.com

ziemlich

Von Piotr Dobrowolski und Rudolf loidl

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coverstory

EMERGING MARKETS

A

n eine Hauswand in der schnurgeraden Rua Tucuna gelehnt, kommt Chang Huang ins Grübeln: „Brasilianer wollen feiern, trinken, am Strand tanzen. Wenn ein Chinese an den Strand geht, dann höchstens, um dort etwas zu verkaufen.“ Chang Huang ist Besitzer eines China-Restaurants in São Paulo und Mitglied der immer größer werdenden chinesischen Community in Brasiliens Megapolis. Das fast 83 Milliarden Dollar schwere bilaterale Handelsvolumen hat nicht nur Manager und Ingenieure, sondern auch Gastronomen, Supermarktbetreiber oder Masseure in das Land gespült. Doch so unübersehbar das Reich der Mitte in Brasiliens Wirtschaft inzwischen auch ist: Die kulturelle Kluft zwischen den beiden Ländern ist gigantisch. „Die Chinesen zahlen gut, aber sie werden nie verstehen, dass es für einen Brasilianer wichtigere Dinge gibt als die Arbeit“, sagt Enzo Santos, Angestellter bei Lenovo Brasil. 2012 hat der Computerriese Lenovo gleich drei Produktionsstätten in Brasilien übernommen, 150 Millionen Dollar dafür bezahlt und weitere 30 Millionen in den Ausbau investiert. Die brasilianischen Angestellten sind über die neuen Besitzer alles andere als begeistert: „Seit die Chinesen da sind, haben sie uns an unsere Handys gekettet, wir müssen rund um die Uhr erreichbar sein“, sagt Santos. Brasiliens

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#1 Mit Konfuzius, Tao und Sun Tsu.

Wie China seine Dominanz in den Emerging Markets ausbaut.

D Medien spiegeln die Vorbehalte der Bevölkerung gegen die Investitionen aus Fernost. „Das Land wird ausverkauft“, titelte zuletzt etwa „O Globo“, eine der größten Tages­ zeitungen Brasiliens. Beziehungsstatus: Es ist kompliziert. Die sino-brasilianischen Beziehungen sind ­symptomatisch für das Verhältnis Chinas zu den anderen Schwellenländern: Die Gemeinsamkeiten sind enden wollend. Und doch nähert man sich politisch an. Aus den aufstrebenden Märkten sollen aufstrebende Mächte werden. Am alljährlichen Gipfeltreffen der Regierungschefs von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wurde im Juli eine alternative Weltbank aus der Taufe gehoben. Gemeinsam mit einem ebenfalls neu gegründeten Währungsfonds entstehen damit erstmals Institutionen, die als Konkurrenz zu jenen der westlichen Wirtschaftsordnung geplant sind. Geschickt nutzt China dabei sein wirtschaftliches Schwergewicht zur Umsetzung eigener geopolitischer Ziele. Was eint die Turbo-Ökonomien – und haben Sie das Potenzial, zum geopolitischen Machtfaktor zu werden? Oder bedeuten diese neuen Allianzen lediglich den Tausch der Hegemonialmacht von den USA zu China? Und wie soll der Westen mit dem zunehmenden Selbstbewusstsein umgehen?

as Finale der Fußball WM war gerade geschlagen, Brasilien hatte seinen enttäuschenden vierten Platz noch nicht wirklich verdaut, da galt es schon, die nächste Heimniederlage einzustecken – und sogar eine viel weitreichendere: Bei den Verhandlungen um die Gründung einer Entwicklungsbank, die zukünftig Projekte in Schwellenländern finanzieren und als Alternative zur Weltbank auftreten soll, bekam Brasilien nur den Trostpreis zugesprochen. In der Erklärung von Fortaleza legten die fünf Regierungschefs der Gründungsstaaten fest, dass der Sitz der New Development Bank (NDB), wie das Kreditinstitut offiziell heißt, nicht in São Paulo sein wird. Auch die Präsidentschaft oder andere bedeutende operative Funktionen sollten nicht an einen Südamerikaner gehen. Nur den Vorsitz im Verwaltungsrat erhielt der flächen- und bevölkerungsmäßig fünftgrößte Staat der Erde. Dabei wären Vertreter in den Spitzengremien in dem neu gegründeten Institut mehr als nur ein Prestigeerfolg für das Land mit dem Wahlspruch „Ordem e Progreso“ gewesen: Die New Development Bank (NDB) ist die erste Institution des bisher nur lose verbundenen Staatenklubs BRICS. Sie ist außerdem eine politische Institution, deren Gründung den Westen aufgeschreckt hat: ein potenzieller Angriff auf die Bretton-Woods-Institutionen Weltbank und IWF und die weltweite Vorherrschaft des Dollar. „Diese Initiative ist nicht nur ein politisches Instrument, sondern entspricht – jedenfalls was China betrifft – schon auch einer realen wirtschaftlichen Stärke“, sagt Simon Quijano-Evans, Experte von Bloomberg und Keynote Speaker der diesjährigen Wachstumsmärkte-Konferenz mit dem Titel "BRICS vs. Nafta" der AUSSENWIRTSCHAFT ­AUSTRIA (Details siehe Kasten Seite 16). Immerhin: Nicht nur Brasilien wurde im Poker um Macht bei der NDB zum Statisten degradiert: Je stärker Indiens Minister­ präsident Narendra Modi in den Verhandlungen auf den lediglich symbolisch wichtigen Sitz der Bank beharrte, desto mehr

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hlten Man will sich von der gefü emanzipieren … Bevormundung des Westens

s arbuck lo: t S , i h l De au in New tore in São P ’s d l a McDon ing, Apple S in Pek mauerten die Chinesen und bestanden auf Shanghai, das am Ende auch das Rennen machte. Dass der Subkontinent als Ent­ schädigung die Präsidentschaft der Bank für die ersten fünf Jahre bekam und Russland den Vorsitz über die Ministerrunde der BRICS erhielt, war ebenso Kosmetik wie die Tat­sache, dass Südafrika den ersten regionalen Ableger der NDB beherbergen darf. „Eine gemeinsame Kontrolle der Bank wird es nicht geben. China wird dominieren“, resümiert Carlos Medeiros, Professor für internationalen Handel an der Universität von Rio de Janeiro. Zu asymmetrisch seien die Handelsbeziehungen zwischen den BRICS-Staaten. „China handelt mit ­allen anderen BRICS-Staaten, diese handeln aber kaum untereinander“, meint Medeiros. Dass die anderen BRICS-Mitglieder trotz allem kaum gegen die Verhandlungsführung Pekings aufbegehrten, liegt an einer simplen Tatsache: Sie brauchen China als Motor deutlich mehr, als China das Vehikel BRICS braucht. China, das alleine eine größere Wirtschaftskraft aufweist als alle anderen BRICS-Partner zusammen, ist mittlerweile der einzige wirklich zugkräftige Wachstumsmotor der Schwellenländer. Im Extremfall kann es sich China sogar leisten, die neuen Partner zu brüskieren. Indien zum Beispiel: Getreu der lange und konflikttreiche Jahre praktizierten Doktrin einer totalen Kontrolle über Gewässer, die in China entspringen, baut ­Peking etwa eine Staudammkette am Oberlauf des Brahmaputra. Indien, über dessen Territorium der Unterlauf fließt, bleibt dabei regelrecht auf dem Trockenen sitzen. Proteste der indischen Seite lächelt Peking freundlich, aber völlig ungerührt weg.

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… aber trotzdem am westlichen Lebensgefühl te ilhaben.

#2 Die Retter des Bären. Warum manche Schwellenländer gar nicht anders können, als Peking zu folgen.

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ekaterinburg, viertgrößte Stadt der Russischen Föderation, liegt am Ural, knapp 40 Kilometer östlich der imaginären Trennlinie zwischen Europa und Asien – und damit ziemlich exakt zwischen London und ­Peking. Doch britische Gentlemen mit Hut sucht man in Jekaterinburg vergeblich. Chinesische Biznesmen, Schriftzeichen und die obligatorischen roten Lampions sind im Stadtbild – wie in den meisten Kommunen hinterm Ural – hingegen omnipräsent. So nah wie hier und heute war man China in Russland noch nie – auch wenn Moskau der stete Zuzug und die begehrlichen Blicke, die die Chinesen auf das menschenleere, aber rohstoffreiche Sibirien richten, äußerst suspekt sind. Erst im September unterzeichnete Russland mit chinesischen Investoren hier einen Vertrag über ein Megaprojekt mit politischer Dimension. Statt die geplante Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke von Moskau in Richtung Westen nach Sankt Petersburg zu erweitern, entschied man sich, wie russische Medien fast triumphierend berichteten, dafür, die Verbindung von Moskau in den Osten nach Tatarstan

auszubauen. Schon bald soll man von Moskau nach Kasan nur noch dreieinhalb Stunden brauchen. Das Acht-MilliardenEuro-Projekt, finanziert von chinesischen Unternehmen, umgeht die Sanktionen des Westens. Ebenso wie der Erdöldeal, den der staatliche chinesische Ölkonzern CNPC erst kürzlich mit Russland geschlossen hat: Für eine Milliarde Dollar erhält die CNPC zehn Prozent an Russlands Vankor-Ölfeldern. Geschickt nutzt Peking auch die gegenwärtige Verstimmung zwischen Moskau und dem Westen, um seinen ehrgeizigen Plan voranzutreiben, den Yuan zur globalen Reservewährung zu machen. Auch hier trifft man sich übrigens mit Russland, das längst die Rolle des Dollar im internationalen Handel reduzieren möchte. Auch wenn sich die Interessen der anderen Staaten nicht in jenem Ausmaß decken, wie dies bei Russland und China derzeit der Fall ist, viele Schwellenländer eint abseits von wirtschaftlichen Eigeninteressen ein diffuser und widersprüchlicher Wunsch nach einer alternativen, nicht an die Vorgaben des Westens gebundenen Weltwirtschaftsordnung. Die Entwicklungsbank, die im Juni im brasilianischen Fortaleza aus der Taufe gehoben wurde, soll ein Teil dieser neuen Ordnung werden, hoffen manche. Dass diese Bank letztlich aber etwas ganz Ähnliches tun wird, wie die oft als Mittel westlicher Dominanz kritisierte Weltbank und der IWF – nämlich Geld verleihen und sich dadurch politisch-ökonomischen Einfluss sichern –, ist zwar ein Widerspruch, aber ein in sich stimmiger. ➤

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coverstory

EMERGING MARKETS

Chinesische Ingenieure in Angola: Die Dominanz Chinas in Afrika nimmt immer stärker zu.

#3 Der Kitt kommt aus den USA.

Was die BRICS-Länder – außer ökonomischen Interessen – sonst noch zusammenhält. Top-Event: BRICS versus NAFTA

Drängen die stark wachsenden NAFTAStaaten die BRICS-Länder aus dem internationalen Fokus?

Unter dem Titel „BRICS vs. NAFTA“ findet am 13. November in Wien die fünfte BRICS-Konferenz der Aussenwirtschaft Austria statt. Renommierte Experten wie Rachel Ziemba (Director Emerging Markets, Roubini Global Economics), ­Simon Quijano-Evans (Bloomberg), oder Xiaojie Xu (Institute of World Economics and Politics), diskutieren mit Praktikern wie Georg Kopetz, TTTech Computertechnik AG, Andreas Gerstenmayer, AT&S, Sabine Herlitschka, Infineon Technologies, Manfred Eibeck, Russian Machines, oder Jürgen Antonitsch, ZKWGroup. Den Abschluss der Konferenz bildet eine Horizonte-Abendveranstaltung mit dem Titel „New & Old Emerging Markets – Where is the ­Future Growth?“, wo makroökonomische Trends diskutiert werden. Alle Details zur Veranstaltung finden Sie hier: wko.at/aussenwirtschaft/ brics Wann? 13. November 2014 Wo? Wirtschaftskammer Österreich, Wiedner Hauptstraße 63. 1045 Wien

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in Samstagnachmittag vor der McDonald’s-Filiale am Nehru Place in New Delhi. In kleinen Grüppchen stehen vor allem Jugendliche und junge Erwachsene vor dem Eingang. Für viele von ihnen ist der Besuch bei dem US Fastfood-Riesen ein Beweis dafür, dass man Teil der Mittelklasse geworden ist, sich auf dem Weg nach oben befindet. Und anders als in den USA oder Europa, wo ein Abendessen bei McDonald’s nicht gerade als Statussymbol gilt, ist es in Delhi, der Hauptstadt des hinduistischen (und damit vegetarisch geprägten) Milli-

„Wir müssen begreifen, dass die BRICS-Länder längst Player auf Augenhöhe sind.“ Christian Schierer, Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Hongkong

hrlichen terinburg: Die bege Peking Mall in Jeka menschenrohstoffreiche aber Blicke Chinas in das t Moskau. leere Sibirien irritier

ardenstaates durchaus hip, ab und zu mit Freunden einen Big Mac zu verdrücken. Ein ähnliches Bild in Peking. „Ihr mögt uns nicht“, klagt die 27-jährige Wirtschafts­ studentin Chen Lu, wenn man sie auf die überaus harten Arbeitsbedingungen in Chinas boomender Autoindustrie anspricht. Wie viele andere Chinesen hört sie hinter fast jeder Frage, die von einem Europäer gestellt wird, Kritik. Für sie ein Beweis, dass der Westen ihr Land drangsaliert und ihm Werte aufzwingen will, die einfach nicht zu ihm passen, Demokratie zum Beispiel. „Schau nach Indien, wo es Demokratie gibt“, sagt Chen Lu. „Und jetzt schau nach China, das ihr so kritisiert. Und jetzt sag mir, wo die Armut größer ist.“ Sich von der Bevormundung durch den Westen zu emanzipieren ist für viele Bürger der Länder der Emerging Markets ein emotional wichtiger Wunsch. Ihren nächsten Geburtstag feiert Chen Lu dennoch beim US-Riesen Starbucks. Weil das viel moderner ist.

#4 wissen hilft.

Ein Plädoyer für weniger Ignoranz und Hochmut im Umgang mit den Ambitionen der Schwellenländer.

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Fotos: APA Picturedesk

Save the Date

: renze h en G c s i s g e in ra e der ch die Tibet-F r t. n a t eh lda nd iten u her So c h g ek Indisc lstreitigke r den Teppi oria unte Territ hsam ü m r u sind n AU S S E N W I RT S C H A F T m a g a z i n e | N ove m b e r 2 0 1 4

ongkong zur Rushhour bedeu­ tet Stau. Wie in jeder anderen Weltstadt auch. Was hier aber anders ist: Vielfach wälzen sich nicht Weltmarken durch die verstopften Straßen, sondern rein chinesische Automobile. Im Westen sind sie kaum bekannt, und doch gibt es an die 150 rein chinesische Marken, die inzwischen einen immer größeren Bedarf an Kooperationen mit Zulieferern von Hochtechnologie auslösen. Österreich, meinen Experten, könne es sich gar nicht leisten, diesen nicht zu nützen. Mit einem prognostizierten Plus von 7,1 Prozent für 2015 bleibt China unter den Schwellenländern Wachstumsgarant. Es ist längst Forschungs-, Technologie- und Innovationsplayer. Die F&E-Ausgaben haben sich von umgerechnet 74 Milliarden Euro 2009 auf 153 Milliarden Euro 2013 gesteigert. Mittlerweile zählt die Volksrepublik zu den wichtigsten Forschungsnationen weltweit, mit dem Ziel die F&E-Quote auf 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern. Längst warten chinesische Unternehmen daher nicht mehr darauf, dass Europäer mit Kooperationsvorschlägen auf sie zukommen. Der Trend, den viele Experten orten, geht dahin, dass chinesische Investoren sich in Europa einkaufen. Bei der ersten sino-österreichischen Investorenkonferenz im Oktober gab sich im großen Ballsaal im fünften Stock des edlen Island Shangri-La Hotel in Hongkong die Crème de la Crème der österreichischen Hidden Champions die Klinke in die Hand, um in minutiös getak-

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teten Vieraugen-Meetings mit chinesischen Investoren Kooperationen anzustoßen. Mit dabei: Michael Buchbauer vom Kraftwerksbauer Andritz AG, Andreas Gerstenmayer, CEO des Leiterplattenherstellers AT&S, Christoph Paml vom Kranbauer Palfinger und Günter Leonhartsberger, Bereichsleiter Beteiligungsmanagement und Privatisierung der ÖIAG. „Wir müssen begreifen“, sagt Christian Schierer, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Hongkong, „dass einige Emerging Markets längst gleichwertige Player auf Augenhöhe sind.“ Nur wer Ignoranz und Hochmut ablegt, wird in Ländern wie China erfolgreich sein – zumal der Wettbewerb um Kapital und Ideen aus diesen Ländern längst begonnen hat. „Mit Ausnahme Südafrikas haben die Schwellenländer deutlich mehr Devisenreserven als noch vor zehn oder 15 Jahren. Das heißt: Man hat durchaus Pulver zu verschießen“, sagt auch der renommierte Londoner Analyst Simon Quijano-Evans.

CHINA DOMINIERT DIE EMERGING MARKETS. SCHON WEIL CHINA MIT ALLEN LÄNDERN HANDELT, DIESE ABER KAUM UNTEREINANDER.

Carlos Medeiros, Universität von Rio de Janeiro

Vielleicht hilft es auch, die Welt aus dem Blickwinkel der Schwellenländer zu sehen. Deren Erfahrungen im Zuge der (ohnehin vom Westen verschuldeten) Wirtschaftskrise nach 2008 war traumatisch: Ohne jegliche Rücksichtnahme wurde da von den USA und Europa eine Krisenpolitik betrieben, die – etwa in Brasilien – schwere Währungsturbulenzen auslöste. Der Wunsch nach Modifikationen im globalen Finanzsystem wird so nachvollziehbar. Weniger Hochmut und Ignoranz gegenüber Schwellenländern wird zum Wettbewerbsvorteil. Ein Vorteil, den unsere mittelosteuropäischen Nachbarn schon nutzen. An wechselnden Standorten findet in Osteuropa ein Wirtschaftsforum statt, das es in sich hat: Regelmäßig reist der chinesische Ministerpräsident mit seinen wichtigsten Ministern dazu an und trifft die Regierungschefs mittelosteuropäischer Länder. Dass Österreich dazu nicht eingeladen ist, liegt nicht in den mangelnden Geografiekennt­

China ist längst auch Innovationsleader: Derzeit erobert der chinesische Onlinegigant Alibaba die Wallstreet – und die Welt.

nissen der Chinesen begründet. Einen Hinweis auf den Grund gibt die Tatsache, dass das Treffen, das alljährlich wenige hundert Kilometer östlich von Wien stattfindet, hierzulande völlig unbekannt ist. Und es ist ein Zeichen dafür, dass Österreich mit der Zurückhaltung gegenüber China – und anderen Ländern der BRICS – ein Spielfeld anderen überlässt, das selbst bespielt werden könnte. Wie sagte Chang Huang von der Rua Tucuna in São Paulo? „Wenn ein Chinese an den Strand geht, dann höchstens, um dort etwas zu verkaufen.“ Vielleicht sollten wir von Chang ➤ Huang lernen.

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EMERGING MARKETS

Marktanalyse

IM DETAIL Die Analysen

Interview

Der renommierte Londoner Analyst Simon Quijano-Evans rät dazu, die Ambitionen der Schwellenländer ernst zu nehmen. Die BRICS-Staaten gründen eine Bank und wollen so mehr Einfluss in der Welt bekommen, weil ihr Wirtschaftswachstum nachhaltig schwächelt. Stimmt dieser Befund? Brasilien und Südafrika sind in den letzten Jahren wirtschaftlich tatsächlich nicht vorangekommen. Russland müsste umfassende Reformen angehen, Indien steht am obersten Ende dessen, was es an Wachstum in den nächsten Jahren erreichen kann. Und auch China geht in eine Verlangsamungsphase über. Dieser Aspekt ihres Befundes stimmt also. Aber ich glaube, die BRICS-Bank ist nicht nur ein politisches Vehikel, sondern sie entspricht schon auch einer realen wirtschaftlichen Stärke. Die BRICS-Saaten haben deutlich mehr Devisenreserven als noch vor zehn Jahren. Die haben durchaus Pulver zu verschießen. Heißt das: Am Ende werden sich auch europäische Unternehmen die Finanzierungen in Fernost holen? Die Entwicklung wird auf jeden Fall in Richtung Globalisierung der Finanzmärkte gehen, und China wird da eine wichtige Rolle spielen. Historisch betrachtet gab es übrigens schon vor rund hundert Jahren ziemlich offene Kapitalmärkte. Mit dem Ersten Weltkrieg hat das damals geendet.

Zur Person Simon Quijano-Evans ist einer der weltweit bekanntesten Emerging-Markets-Analysten. Er studierte in Wien und arbeitete unter anderem für die Bank Austria und die ­Crédit Agricole Cheuvreux. Heute leitet er das Emerging Markets Research bei der Commerzbank in London. Er ist Keynote Speaker der BRICS-Konferenz 2014 am 13. November in Wien.

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Die Frage ist allerdings, ob das im Inter­ esse der sogenannten Ersten Welt ist oder ob die Erste Welt diese Entwicklung eher behindern wird? Ich denke schon, dass Europa und die USA ein Interesse an dieser Entwicklung haben werden. Schauen wir uns die G7-Länder an: Da ist das Verschuldungsniveau durchwegs hoch, die Bereitschaft der Banken, Kredite zu vergeben, hat deutlich abgenommen. Jede Möglichkeit, an frisches Geld und neue Kredite zu kommen, ist letztlich auch im Interesse Europas und der USA. Als was würden Sie die New Development Bank der BRICS-Staaten sehen – als eine Ergänzung oder eine Konkurrenz zu Weltbank und IWF? Von beidem etwas. Ich glaube, man muss in diesem Zusammenhang zwei Dinge sehen. Das eine ist die Tatsache, dass in den vergangenen Jahren die Strategien bei der Bewältigung von Krisen immer auf die Euro- bzw. Dollarzone ausgerichtet waren. Darum, ob und wie diese Strategien die Emerging Markets beeinflussen, hat man sich nicht gekümmert. Zum Beispiel, als es zu sehr starken Aufwertungstendenzen

bei den Währungen der Emerging Markets ­gekommen ist: In China hat das zu dem Eindruck geführt, dass Europa und die USA die Emerging Markets missachten. Der zweite Punkt ist, dass die Emerging Markets sich bei den weltweiten wirtschaftspolitischen Entscheidungen nicht ausreichend vertreten fühlen. Es müssen wieder mehr Entscheidungen im Rahmen der G20Gruppe fallen. Ist die Erwartung berechtigt, dass die Kreditvergabebedingungen dieser Bank weicher sein werden als jene von Weltbank und IWF? Jede Bank, die Kredite vergibt, will am Ende zumindest das Kapital wiedersehen. Insofern wird auch die New Development Bank nicht wahllos mit Geld um sich ­werfen. Es kann sein, dass sie die Zinsen und die Kreditkosten etwas niedriger ­halten wird, aber auch sie wird Auflagen formulieren. Die werden vielleicht nicht ganz so stark ins Politische gehen, aber ­zumindest ökonomisch wird es Bedingungen für die Kreditvergabe geben. Es sei denn, die Kredite werden als Subventionen vergeben. Das ist natürlich auch möglich. China hat ja, vor allem um seinen Zugang zu Rohstoffen zu sichern, schon in der ­Vergangenheit in diese Richtung gearbeitet. Wir danken für das Gespräch!

unserer Spezialisten vor Ort

INDONESIEN Brasilien BIP-Wachstum 2013: 2,3 Prozent BIP-Wachstum 2014: 0,7 Prozent BIP pro Kopf: 10.536 USD Chancenreiche Sektoren: Öl und Gas, Petrochemie, Umwelttechnik, Industrieausrüstung ”Brasilien braucht dringend Infrastruktur­ investitionen, eine strukturelle Steuerreform und Bürokratieabbau. Erreicht es diese Ziele, sind die Möglichkeiten enorm, und das in einem geopolitisch stabilen Umfeld.“

Indien BIP-Wachstum 2013: 4,5 Prozent BIP-Wachstum 2014: 4,7 Prozent BIP pro Kopf: 1.584 USD Chancenreiche Sektoren: Maschinen und Anlagen, Elektronik, Eisen und Stahl, Konsumgüter ”Die indische Industrie ist veraltet und braucht neue Anlagen. Hier gibt es viele Chancen, etwa im Bereich Infrastruktur, Energie, Automotive, zunehmend auch Umwelt.“

Ingomar Lochschmidt, Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in São Paulo

Wolfram Moritz, Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in New Delhi

Russland

China

BIP-Wachstum 2013: 1,3 Prozent BIP-Wachstum 2014: 0,5 Prozent BIP pro Kopf: 14.645 USD Chancenreiche Sektoren: Maschinen und Anlagen für die Förderindustrie, Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie, Chemische Industrie

BIP-Wachstum 2013: 7,7 Prozent BIP-Wachstum 2014: 7,5 Prozent BIP pro Kopf: 9.500 USD Chancenreiche Sektoren: Maschinen und Anlagen, Medizintechnik, Hightech, Umwelttechnologie

BIP-Wachstum 2013: 5,8 Prozent BIP-Wachstum 2014: 5,2 Prozent BIP pro Kopf: USD 3.475 Chancenreiche Sektoren: Energie- und Umweltsektor, Verkehrs& Infrastrukturlösungen, Maschinen für Nahrungsmittel-, Kunststoff- und Metallindustrie, Gesundheitssektor ”Das Wirtschaftswachstum sollte unter dem neu angelobten Präsidenten Widodo wieder zulegen und Prognosen erwarten ein Wachstum von bis zu 5,9 % für das nächste Jahr. “ Clemens Machal, Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Jakarta

SÜDKOREA „Die Ereignisse der letzten Jahre mussten in den emerging markets zu dem Eindruck führen, dass der Westen sie missachtet.“ Simon Quijano-Evans

”Russland bleibt als Destination spannend, wenngleich die Sanktionen die Dynamik des Marktes ungünstig beeinflussen.“ Fotos: Fotolia, awo

„Die haben Pulver zu verschieSSen“

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Dietmar Fellner, Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Moskau

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”In China entsteht derzeit mit zunehmender Tiefe der Industrialisierung ein vielversprechender Markt für High-End-Produkte bis hin zur Nanotechnologie. Das nützt österreichischen Anbietern.“ Martin Glatz, Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Peking

BIP-Wachstum 2013: 3,0 Prozent BIP-Wachstum 2014/2015: 3,8 Prozent/3,6 Prozent BIP pro Kopf: 25.500 USD Chancenreiche Sektoren: Maschinen- und Fahrzeuge, innovative Bautechnologien, Chemische und pharmazeutische Erzeugnisse, Mess- und Prüfgeräte, Umwelttechnologien, Holz und Holzprodukte, hochwertige Lebensmittel ”Das Wachstum in Korea ist solide und wird noch dazu von der Erholung des wichtigen US Marktes unterstützt. Korea geht es wirtschaftlich hervorragend.“ FRANZ SCHRÖDER, Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Seoul

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EXPo milano 2015 interview

Wer braucht eigentlich weltausstellungen, Herr Ruzicka?

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err Ruzicka, wer braucht angesichts gigantischer Fachmessen und des Internets eigentlich noch eine Weltausstellung? Rudolf Ruzicka: Die Frage höre ich häufig. Natürlich ist der Anspruch einer Expo längst nicht mehr, alles Neue dieser Welt an einem Ort zu zeigen – da sind Sie mit der Hannover Messe und ähnlichen Veranstaltungen sehr gut bedient. Eine Weltausstellung dient dazu, sich als Land zu präsentieren. Gerade im Nachbarland Italien können wir ja von einem durchaus vorhandenen Österreich-Bild ausgehen, dort müssen wir nicht erklären, dass es bei uns Schnitzel gibt. Aber es ist ein Bild, das wir um gewisse Facetten erweitern und vielleicht sogar verändern

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Foto: Thomas Topf

Rudolf Ruzicka, Leiter des Expo-Büros in Wien, über den Sinn der expo in mailand, das Konzept des Österreich-Pavillons, die Freuden der Bürokratie und die schwierige Suche nach Balance. Von bernhard fragner

Rudolf Ruzicka mit dem Modell des Expo-Pavillons: „Wir gehen davon aus, dass eine ruhige, kühle, angenehme Umgebung Neugier weckt.“


EXPo milano 2015 interview Modell des Expo-Pavillons

Umsätze schützen. Weltweit sicher.

„Eine Weltausstellung ist eine Art Disneyland der Staaten. Hier aufzufallen ist schwierig.“

183 Tage wird die Expo Milano dauern, vom 1. Mai bis zum 31. Oktober 2015. Sie ist eine der alle fünf Jahre stattfindenden „großen“ Weltausstellungen, für die jedes Teilnehmerland einen eigenen Pavillon errichtet. Fast die Hälfte des österreichischen Gesamtbudgets von zwölf Millionen Euro fließt in diesen Bau. Aus dem EU-weit ausgeschriebenen Wettbewerb ging das „Team.Breathe.Austria“ unter Leitung des Grazer TU-Professors

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Klaus K. Loenhart als Sieger hervor. Die Ausschreibung, betont Rudolf Ruzicka, war mehr als ein Architekturwettbewerb: „Daraus entstehen manchmal leere Denkmäler, die man im Nachhin­ein mit Leben erfüllen muss. Wir wollten von Beginn an Content und Hülle aus einem Guss, was natürlich zu einer sehr umfangreichen Ausschreibung führte.“ Der Pavillon interpretiert das Thema der Expo („Feeding the Planet, Energy for Life“) auf eigenwillige Weise: Ein 560 Quadratmeter großer Wald rückt die Atemluft als „Lebensmittel Nummer eins“ in den Mit­ telpunkt. Er wird pro Stunde den Sauerstoffbedarf von 1.800 Menschen decken.

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sterreichs Expo-Pavillon ist betont ­ruhig und kontemplativ konzipiert. Möglicherweise auch zu passiv? Ruzicka: Nein, das bestimmt nicht. Eine Weltausstellung ist eine Art Disneyland der Staaten. Jeder versucht, eine Attraktion zu

bieten, alle sind möglichst laut und möglichst bunt. Hier aufzufallen ist schwierig, und auch deshalb fiel die Entscheidung für dieses Projekt: Es ist ein bewusstes Gegenprogramm zu „laut und bunt“. Wir nehmen uns zurück, bieten eine Insel der Ruhe, tun den Besuchern etwas Gutes. Aber erfüllen Sie damit auch die Erwartungen der Besucher? Ruzicka: Zur Expo kommen ganze Familien; die bezahlen zig Euro Eintritt und wollen dieses Geld „aberleben“. Die meisten werden wohl zuerst den großen italienischen Pavillon besuchen und dann noch einen oder zwei, von denen man weiß, dass sich dort Besonderes tut. Bis sie zum Österreich-Pavillon kommen, sind die meisten Besucher wohl schon überfrachtet mit Eindrücken. Wir gehen davon aus, dass eine ruhige, kühle, angenehme Umgebung dann Neugier weckt. In einem derartigen Umfeld ist das ein echter USP. Unsere unmittelbaren Nachbarn werden die Deutschen und die Schweizer sein, beide mit doppelt so gro-

Rudolf Ruzicka, Leiter des Expo-Büros

ßen Pavillons. Die können und wollen wir nicht überschrein.

Foto: Thomas Topf

können. In diesem Sinne hat die Expo auch heute Bedeutung für die Wirtschaft und das Image des Landes – und nicht zuletzt auch politische Bedeutung. Und was das Internet betrifft: Ich bin davon überzeugt, dass gewisse „Kaufentscheidungen“ immer ­haptisch fallen werden, und die Expo ist definitiv etwas Haptisches. Die Besucher sind hoffentlich offen für Neues, Interessantes, Spannendes – und ihnen wollen wir zeigen: „Seht mal, das sind wir, und das sind unsere Lösungen zum Expo-Motto.“ Die Zeit der Rotunden und der Eiffeltürme ist aber natürlich vorbei.

„Wir gehen davon aus, dass eine ruhige, kühle, angenehme Umgebung Neugier weckt.“

Seit rund 20 Jahren ist Rudolf Ruzicka in der Wirtschaftskammer im Bereich Messen und Ausstellungen tätig. Bereits im Jahr 2000 verantwortete er den österreichischen Auftritt bei der Expo in Hannover. „Ich mache das einfach sehr gern“, erzählt er, „und ich wollte das Projekt in Mailand unbedingt betreuen.“ Wie wertvoll die Erfahrung im Projektmanagement ist, zeigt sich manchmal in Details. Etwa bei der ­Lokalisierung des Pavillons auf dem Messegelände. Die Österreicher schnappten sich rasch eine Parzelle am Kreuzungspunkt der beiden Hauptachsen in unmittelbarer Nähe zum Auftritt der Italiener. Was Ruzicka sofort ins Auge fiel: Unmittelbar neben dem Österreich-Pavillon liegt das Amphitheater, in dem unter anderem der Cirque du Soleil an rund 80 Abenden auftreten wird. Nicht das schlechteste Argument dafür, die Dachterrasse des Pavillons etwa für ein Kundenevent zu buchen.

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ie stark überlagert Bürokratie Ihre Arbeit? Ruzicka: Das Projekt hat insofern eine eigene Facette, als wir mit „öffentlichen Geldern“ arbeiten und somit dem Bundesvergabegesetz unterliegen. Sowohl der Wettbewerb für den Pavillon als auch sämtliche Gewerke waren also europaweit auszuschreiben. Das schaffen Sie nur mit Begleitung eines Vergaberechtsspezialisten. Ich habe allerdings gelernt, dass noch über den europäischen Normen die italienischen stehen – und ganz oben die lombardischen. Das Ausmaß der italienischen Bürokratie hat uns wirklich überrascht. Andererseits: Je näher man dem Eröffnungsdatum kommt, desto extensiver werden die Regeln in Italien dann auch interpretiert werden. Neben der Einbettung heimischer Unter­nehmen in die Infrastruktur des Österreich-Pavillons bietet die Expo ein Wirtschafts-, Tourismus- und Kultur-

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EXPo milano 2015

AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

interview

Rund um Ihr Unternehmen leben 7 Milliarden Menschen.

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VIP-Lounge

AuSSergewöhnlich

Das Siegerprojekt des Team.Breathe.Austria: bewusstes Gegenprogramm zu „laut und bunt“

Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA unterstützt heimische Unternehmen bei ihren individuellen Auftritten auf der Expo 2015. Das Ambiente ist außergewöhnlich – und bietet den Rahmen für ebenso außergewöhnliche Auftritte. Über dem fast 600 Quadratmeter großen Wald des österreichischen Pavillons erstreckt sich eine VIP-Lounge, die für individuelle Auftritte gebucht werden kann – für Firmenpräsentationen, Informationsveranstaltungen, Verkostungen, Produktpräsenta­tionen, Networking-Events oder auch als Ziel von Incentive-Reisen. Zur Verfügung stehen ein multifunktionaler Raum für rund 80 Personen, eine daran anschließende Dachterrasse mit Blick über das Amphitheater, Catering durch Spitzengastronomen und natürlich österreichisches Ambiente und Design. Das AußenwirtschaftsCenter Mailand bietet im Rahmen eines Servicepakets Unterstützung bei der Konzeption von b2b-Events. Information und Möglichkeit der Online-Reservierung: www.expoaustria.at/events Bei Fragen zum Servicepaket: office@expoaustria.at oder mailand@wko.at Weitere Informationen zur Expo 2015: www.expoaustria.at

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rahmenprogramm. Firmen haben die Möglichkeit, den „Präsentierteller“ im Pavillon auf unterschiedlichste Weise zu nutzen (siehe Kasten rechts). Für den touristischen Bereich agiert die Österreich Werbung als Clearingstelle. Im Kulturbereich gelang es, Mailänder Veranstalter dazu zu motivieren, österreichische Ensembles in ihr Programm aufzunehmen. Zu den Höhepunkten werden Konzerte der Wiener Philharmoniker in der Mailänder Scala gehören. Am „ÖsterreichTag“ – dem 26. Juni – werden im Pavillon, am Expo-Gelände und in der Stadt selbst zahlreiche Events stattfinden.

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assen „ernste“ Themen wie Ernährung und Nachhaltigkeit wirklich in einen solchen Rahmen? Ruzicka: Die Weltausstellung ist im Kern ein Familienevent und bietet tatsächlich nicht sehr viel Raum für allzu viel Ernsthaftigkeit. Man muss also einerseits verhindern, das Thema durch Rummel selbst zu diskreditieren, und es andererseits schaffen, die Menschen, die man für einen seriösen Zugang braucht, in den ExpoRummel hineinzuführen. Keine ganz einfache Balance, das stimmt. Gleichzeitig geht es um eine Balance

Copyright: Team.Breathe.Austria.

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zwischen der Präsentation eines Landes und jener von Wirtschaftsbetrieben. Vermutlich auch nicht immer einfach? Ruzicka: Nicht immer, doch auch in dieser Hinsicht ist das Konzept des Pavillons hilfreich. So wird zwar die Luft, die die Besucher atmen, vom Wald erzeugt, aber hier passiert noch mehr: Es wird etwa erstklassiges Trinkwasser geben, das aus dem nicht ganz so empfehlenswerten Mailänder Grundwasser aufbereitet wurde – dank österreichischer Technologie. Oder etwa das Thema Beleuchtung: Da der Wald nach oben hin offen ist, werden sich die Lichtverhältnisse im Pavillon mit Wetter und Tageszeit ständig verändern. Hier immer die richtige Lichtstimmung zu finden: Das geht mit österreichischer Technologie. So können wir auch wirtschaftliche Botschaften an den Mann bringen, ohne das Gesamtkonzept zu torpedieren. Ist allen Unternehmen klar, dass das keine Verkaufsmesse wird? Ruzicka: Den meisten schon, aber es ist auch Teil meiner Aufgabe, manchen ­Firmen klarzumachen, dass es in M ­ ailand keinen Stand mit Produkt­präsentation geben kann. Nicht im P ­ avillon – und schon gar nicht im ­Bereich davor.

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Unser Markt ist größer als wir denken.

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ein markt … und seine eigenheiten

Geschichtsträchtig Die Vergangenheit ist allgegenwärtig: Wer Business in Algerien machen will, sollte die Geschichte des Landes unbedingt kennen. Von Bernhard Fragner

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anche Visitenkarten sind echte Sammlerstücke. Unter beeindruckenden Titeln und Wappen prangen E-Mail-­ Adressen, die bei Spamfiltern Alarm auslösen können. Yahoo- oder HotmailAdressen etwa mit fantasievollen Kombinationen aus Vorname und Geburtsdatum. „In Unternehmen ist das kein Thema, aber es gibt in Algerien ganze Ministerien ohne ­eigenen Mailserver“, erzählt Philipp Schramel, der stellvertretende Österreichische Wirtschaftsdelegierte in Algier. Wer nicht die Handynummer seines Gegenübers erhält, ahnt, dass er ihn eher nicht mehr erreichen wird. Leicht skurriles Understatement, das Philipp Schramel auch auf Algeriens traumatische Bürgerkriegserfahrung der 1990er Jahre zurückführt: „Macht und Reichtum werden hier möglichst nicht gezeigt. Selbst wirtschaftliche und politische Entscheidungsträger erscheinen zu Besprechungen manchmal in zerschlissenen Anzügen und empfangen Sie in winzigen Büros.“ Erste Eindrücke, die täuschen können: „Oft sind die unscheinbarsten Gesprächspartner genau die, die wirklich etwas zu sagen haben.“ Französisch ist Pflicht. Die wechselvolle Geschichte hat Algerien geprägt. Gernot Fleischmann, Geschäftsführer des Inge­ nieur- und Vermessungsbüros Fleischmann Consult, rät dringend dazu, sich mit dieser Geschichte auseinanderzusetzen, wenn man ins Geschäft kommen will. Ein zentraler Aspekt ist die Sprache. Das genuin arabischsprachige Land (genauer: algerisch-arabisch) hat sich das Französisch der Kolonialzeit bis heute als Geschäftssprache erhalten. „Wer hier Fuß fassen will, muss ganz einfach Französisch sprechen“, sagt Fleischmann, „mit Englisch hat man in Algerien keine

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Maskottchen der Fußball-WM 1982. Willkommenes Smalltalk-Thema: Die Algerier flogen damals höchst unverdient aus dem Turnier.

Chance.“ Dass Französisch in Österreich immer seltener gelehrt wird, ist für viele Unternehmen eine ernsthafte Hürde. Eine naheliegende Lösung – die Vertretung durch ein französisches Unternehmen – ist allerdings heikel. Abgesehen von der eingeschränkten Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen, herrscht laut Philipp Schramel bis heute eine Art „Hassliebe“ der Algerier zu den Franzosen, die nahelegt, zumindest großteils selbst vor Ort zu sein. Gleichzeitig steigt auch die Bedeutung Arabisch sprechender Firmenvertreter. Denn die Arabisierungswelle der 1970er Jahre, in deren Zuge die Zweisprachigkeit zurückgedrängt wurde, zeigt heute Folgen: „Sie treffen auch in Algerien immer häufiger junge Manager, die wenig oder schlechtes Französisch sprechen“, erzählt Gernot Fleischmann. Kaum Tabuthemen. Politik und Geschichte sind im persönlichen Gespräch keine Tabuthemen – die neuralgischen Punkte muss man allerdings kennen. Dazu, meint Philipp Schramel, zählten auch kritische Äußerungen über Präsident Bouteflika. Ähnliches gilt für die Religion. Der Islam bestimmt zwar den Alltag, im Business macht sich das allerdings kaum bemerkbar. „Dass etwa Termine wegen der Gebetszeiten unterbrochen werden, kommt äußerst selten vor“, beobachtet

Schramel. Solange man im ohnehin vor­ auszusetzenden respektvollen Rahmen bleibe, sei Religion auch ein akzeptiertes Gesprächsthema. Agnostikern und Atheis­ ten raten die beiden Experten, was wohl für die gesamte islamische Welt gilt: Man muss nicht alles thematisieren. Heterogenes Land. „Die Algerier“, sagt der stellvertretende Wirtschaftsdelegierte, „bilden eine Art Schnittmenge zwischen Europa, Afrika und der arabischen Welt – mit manchen kann man über alles reden, mit anderen über fast gar nichts.“ Auf der sicheren Seite sei man im – vor Verhandlungen unvermeidlichen – Smalltalk mit Fragen nach dem Wohlergehen der Fami­ lie. Einzig nach der Ehefrau sollte man sich nicht allzu eingehend erkundigen. „Das eine Algerien“ gibt es ohnehin nicht. In Algier, erzählt Gernot Fleischmann, treffe man auch auf Gesprächs­ partner, für die Religion eine untergeordnete Bedeutung hat: die alteingesessene bürgerliche Schicht, die auch daheim Französisch spricht und deren Interesse auf der nördlichen Seite des Mittelmeers zu finden ist. Je weiter es nach Süden geht, desto konservativer und religiöser ist das Land geprägt. Schande von Gijon. Apropos Geschichte: Auch nach über 30 Jahren bleibt im fußballbegeisterten Algerien der Nichtangriffspakt der Deutschen und Österreicher im Vorrundenspiel der WM 1982 sehr präsent. Die großartig spielenden Algerier flogen damals höchst unverdient aus dem Turnier. Sich angesichts der „Schande von Gijon“ angemessen zerknirscht zu zeigen, ist bis heute keine schlechte Idee.

„Macht und Reichtum werden hier möglichst nicht gezeigt.“

Philipp Schramel Österreichischer Wirtschaftsdelegierter Stv. in Algier algier@wko.at http://wko.at/aussenwirtschaft/dz

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S RIEN 3 Mio. Kinder mussten alles zurücklassen. IBAN AT40 1400 0010 1081 2000 Kennwort: Syrien www.care.at

Österreich


die grosse chance Gesundheitstourismus vom Golf

Operation orient Bürger der Golfstaaten haben das Recht auf bestmögliche medizinische Versorgung im Ausland. Mit Kind und Kegel werden Patienten auf Staatskosten zu traditionellen Gesundheitszielen wie den USA ­ausgeflogen. Noch kann Österreich dieses Potenzial nicht nutzen – dabei galt Wien einst als Gesundheitsmekka arabischer Herrscher.

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icht, dass es für einen Saudi besonders erstrebenswert wäre, krank zu werden. Passiert es aber, setzt sich eine Maschinerie in Gang, deren Ausmaß für Europäer kaum vorstellbar ist. Die wohlhabenden Länder der Golfregion garantieren ihren Bürgern das Recht auf bestmögliche medizinische Versorgung weltweit. Konkret heißt das: Im Krankheitsfall wird – auf Staatskosten – dorthin geflogen, wo für den Erkrankten die besten Behandlungsaussichten bestehen, auch für den Flug und die Unterbringung der begleitenden Familie zahlt der Staat. In Fünf-, seltener Viersternehotels, werden dann Zimmer angemietet, und während sich der Patient der notwendigen Behandlung unterzieht,

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sorgen Agenturen vor Ort dafür, dass den Begleitern nicht langweilig wird. Sie organisieren Sightseeing und Shoppingtouren und stellen selbstverständlich auch Dolmetscher sowie ortskundige Guides zur Verfügung. Ist die Entourage größer, was bei hochrangigen Personen und erst recht bei Militärs leicht vorkommen kann, werden auch ­Köche angeheuert, die Speisen exakt so zubereiten, wie es die Gäste von zu Hause gewohnt sind. Und natürlich gibt es auch einen Mitarbeiter vor Ort, der den Behandlungsplan minutiös kennt und dafür sorgt, dass der Patient keinen seiner medizinischen Termine versäumt. Bislang haben vor allem Kliniken in Deutschland, den USA und Großbritannien mit dieser Art von Service arabische Patienten an sich ziehen können – nicht zuletzt deshalb, weil man im arabischen Raum diese Länder gewissermaßen als das Mekka des Medizinfortschritts betrachtet. ➤

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Von Piotr Dobrowolski

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Moderne Technik und kulturelles Verständnis: Arabische Kunden werden sich für die Zeit ihres Auf­ enthalts in Österreich nur bedingt an die hiesigen Gepflogenheiten anpassen.

die grosse chance Gesundheitstourismus vom Golf OP in der Alpenrepublik: Viele arabische Staaten sind bestrebt, Alternativen zu den traditionellen Behandlungsorten USA, Thailand oder Deutschland zu finden.

marktanalyse

GESUNDHEITSTOURISMUS

Nach den Einbrüchen am Markt mit osteuropäischen Patienten bietet der arabische Markt Wachstumspotenzial. Marktvolumen weltweit die Gesundheitsausgaben im Schnitt bei rund 10,5 Prozent des BIP liegen, überschreiten sie im arabischen Raum kaum einmal die Fünfprozentmarke, die Vereinigten Arabischen Emirate liegen gar bei drei Prozent. Und: Es fehlt auch an ­lokalem Know-how.

Schon in den 60ern war Wien ein Mekka für arabische Gesundheitstouristen. Der weltweit angesehene Internist Karl Fellinger war medizinischer Berater von Herrschern wie dem persischen Schah Reza Pahlavi, dem saudischen König Abd al-Aziz Ibn Saud, dem afghanischen König Zahir Schah, König Hassan II. von Marokko oder dem pakistanischen Präsident Ziaul-Haq. Größte Bekanntheit erlangte Fellinger durch die Fernsehserie „Der gläserne Mensch“ (1977 bis 1979), in der er dem Publikum medizinisches Wissen vermittelte. Fellinger verstarb im Jahr 2000 in Wien.

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Doch, so sagt Johannes Lenzhofer, für den Dienstleistungssektor zuständiger Projektmanager bei der AuSSenwirtschaft Austria: Auch Österreich hat gute Chancen, von den Petro-Patienten zu profitieren. „Derzeit gibt es in vielen arabischen Staaten das Bestreben, neben traditionellen Behandlungsorten wie Deutschland oder USA neue Destinationen zu finden, die ähnlich gute Qualität bieten. Da kann Österreich ganz sicher mitspielen.“ Back-up Golfregion. Der Moment, um Patienten aus den wohlhabenden Staaten der GCC, der Golf Cooperation Countries, zu werben, wäre jedenfalls richtig. Denn die meisten österreichischen Kliniken, die internationale Patienten behandeln, haben ihren Fokus primär auf Russland ­gelegt. Angesichts der aktuellen politischen Verwerfungen erscheint die Idee, sich mit Kunden aus dem arabischen Raum ein zweites Standbein zu schaffen, allerdings überaus vernünftig. Und auch als eine Anknüpfung an eine Tradition: Bereits in den 60er Jahren war

der international höchst angesehene Internist Karl Fellinger als medizinischer Berater arabischer Herrscher tätig und behandelte in Wien zahlreiche arabische und afrikanische Könige. Naturgemäß beeinflusste das den Ruf der österreichischen Medizin in der Region sehr positiv. Nach seinem Tod ebbten die Kontakte ab. „Dies liegt auch daran, dass im arabischen Raum sehr viel über persönliche Kontakte und Empfehlungen läuft“, sagt Johannes Lenzhofer. Aus diesem Grund organisiert die AuSSenwirtschaft Austria regelmäßig indi­v iduelle Termine vor Ort, bei denen sich österreichische Gesundheitsanbieter präsentieren und Kontakte knüpfen können. Lohnen kann sich das allemal, denn das Marktpotenzial ist riesig: 70 Prozent der Bürger arabischer Staaten geben an, im Fall einer ernsthaften Erkrankung lieber im Ausland behandelt werden zu wollen. Was daran liegt, dass die medizinische Versorgung in der Golfregion trotz des Ölreichtums nach wie vor hinter den Weltstandards hinterherhinkt. Während

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heiler der könige

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geschichte

70 Prozent der Bürger arabischer Staaten geben an, im Fall einer ernsthaften Erkrankung lieber im Ausland behandelt werden zu wollen.

Arabischer Ärztemangel. Denn die überwiegende Mehrheit der Ärzte und des Pflegepersonals in den Golfstaaten sind Ausländer, die nach dem Ablaufen ihrer gut dotierten Verträge in ihre Heimatländer zurückkehren. Dadurch fehlt es an Kontinuität und an der Wissensweitergabe von erfahrenen zu jüngeren Kollegen. Wobei es diese jüngeren einheimischen Kollegen ohnehin kaum gibt: In den Vereinigten Arabischen Emiraten sind zum Beispiel von zehn Ärzten acht Ausländer. An dieser Unterversorgung mit einheimischen Fachkräften kann auch die Eröffnung neuer, teils pompös gestalteter Krankenhäuser nichts ändern. In absoluten Zahlen ausgedrückt ist das Volumen des Geschäfts mit arabischen ­Patienten riesig. Allein die Vereinigten Arabischen Emirate geben für die medizinische Behandlung ihrer Bürger im Ausland, die Kosten für die mitreisenden Familienmitglieder eingeschlossen, rund zwei Milliarden Dollar jährlich aus. Deutschland schätzt den Gesamtumsatz, der mit der Behandlung internationaler Patienten e­ rzielt werden kann, auf eine Milliarde Euro. Legt man das auf Österreich um, müsste das Potenzial für unser Land bei rund 100 Millionen Euro liegen. Dieser Betrag ist bei Weitem noch nicht erreicht. Bei Patienten, die nicht aus der EU, dem EWR, der Schweiz oder aus asso­ ziierten Kleinstaaten kamen, führen laut den jüngsten verfügbaren Daten der Statistik Austria Bürger der Russischen Föderation. Sie verbrachten 2012 exakt 4.443 Aufenthaltstage in österreichischen Kliniken. 2012 gab es auch 7.387 Aufenthaltstage von

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Personen aus Libyen. Hier handelte es sich aber mehrheitlich um humanitäre Hilfe in der Folge der Libyen-Krise. Die meisten nicht humanitär bedingten Aufenthalte von Patienten aus dem arabischen Raum entfallen (in dieser Reihenfolge) auf die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Saudi-Arabien und Katar. Insgesamt handelte es sich dabei um 662 Aufenthaltstage von Personen aus den GCC-Staaten. Luft nach oben ist also genug. Arabische Wirklichkeit. Die Klinikbetreiber müssen dazu aber auch bereit sein, sich auch auf die andere kulturelle Wirklichkeit der arabischen Gäste einzulassen: „Die Kliniken müssen sich darauf einstellen, dass sich die arabischen Kunden für die Zeit ihres Aufenthalts in Österreich nur bedingt an die hiesigen Gepflogenheiten anpassen. Da muss man schon das bieten, was sie von zu Hause gewohnt sind“, sagt Johannes Lenzhofer. Und zwar beim Essen ebenso wie beim Service. Auch auf Kleinigkeiten, die dem Österreicher gar nicht auffallen, können arabische Patienten mitunter allergisch reagieren: auf Kruzifixe in Behandlungsräumen zum Beispiel oder auch auf Toiletten, die nicht die im arabischen Raum übliche Ausstattung haben. Und auch bei der Bezahlung sollte man sich an etwas andere Umgangsformen ­gewöhnen: Ein gewisser langer Atem ist von Vorteil. Denn die Kosten werden zwar stets beglichen, nicht immer aber sofort. Einige Kliniken buchen daher bei internatio­nalen Patienten einen bestimmten Betrag als S ­ icherstellung im Voraus ab, andere ­arbeiten gegen Vorauszahlung. Ein Grund, auf die Behandlung arabischer Patienten zu verzichten, ist das für sie aber nicht. Kontakt: Johannes Lenzhofer aussenwirtschaft.io-dienstleistungsfokus@wko.at

Geschätztes Marktvolumen internationaler Patienten: 100 Millionen Euro

Wertschöpfung Derzeit erzielte Wertschöpfung mit internationalen Patienten: Rund 16 Millionen Euro

Internationale Patienten Wertschöpfung und Aufenthaltsdauer nach Ländern (ausgewählte Länder, Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2012) Russland Klinik-Aufenthaltstage 4.443 Geschätzte Wertschöpfung 6,1 Millionen Euro Ukraine Klinik-Aufenthaltstage 1.952 Geschätzte Wertschöpfung 2,5 Millionen Euro GolfStaaten gesamt (GCC) Klinik-Aufenthaltstage 662 Geschätzte Wertschöpfung 1,2 Millionen Euro davon Vereinigte Arabische Emirate 0,7 Millionen Euro Kuwait 0,1 Millionen Euro Saudi-Arabien 0,1 Millionen Euro Katar 0,1 Millionen Euro Quellen: Statistik Austria, AWM, WKO

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porträt exporterfolge aus Österreich

Wie haben Sie das gemacht, herr winzer? Wie Christian Winzer eine Salzburger Provinzdrogerie zu einem internationalen BioGroSShändler umgebaut hat und heute Trockenfrüchte, Saaten und Nüsse an fast alle bekannten Biomarken Europas liefert.

von Piotr Dobrowolski Foto: Wegscheidler

Christian Winzer mit Mitarbeiterin in der Qualitätskontrolle: In den Achtzigern konnte man Bioware verkaufen, die den Standard von konventionellen Produkten nicht erreichte. Das ist heute unmöglich.

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porträt

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Zur Person Christian Winzer (57) ist als Sohn eines Drogerienbesitzers in Salzburg aufgewachsen. Nach der Konzessionsprüfung stieg er in das elterliche Unternehmen ein und baute es zu einem Großhandel mit Schwerpunkt Trockenfrüchte, Samen, Saaten und Nüsse aus, wobei er die Firma nach und nach konsequent auf Bio umstellte. Heute sind 95 Prozent der von der Bio-Nahrungsmittel Produktions- und HandelsgesmbH vertriebenen Ware biologisch. Das Unternehmen macht 43 Millionen Euro Umsatz, beschäftigt 150 Mitarbeiter und hat eine Exportquote von rund 80 Prozent. 2011 gewann es den österreichischen Exportpreis.

ls Jugendlicher wollte Christian Winzer Techniker w ­ erden. Am liebsten in der Luftfahrt. Fernge­steuer­ ­te Flugzeuge, riesige Turbinen, gefinkelte Elektronik – das waren die Dinge, die ihn mit 17 faszinierten. Heute üben sie immer noch eine magische Anziehungskraft aus. Doch wenn Winzer heute seinem Faible fürs Technische nachgeht, dann tüftelt er an seinen riesigen Verpackungsmaschinen. Winzer vertreibt heute Biotrockenfrüchte, Biosaaten, Biosamen und Bionüsse. Rund 80 Prozent davon gehen ins Ausland. Der Umsatz betrug heuer 43 Millionen Euro, rund 150 Mitarbeiter werken am Firmensitz in Grödig bei Salzburg.

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Der Produzent wird unsichtbar. Dabei hat Private Labeling, bei dem Produkte fix und fertig abgepackt und schon mit dem Label des Kunden versehen geliefert werden, durchaus Gefahren. „Sobald du für die Großen arbeitest, darfst du absolut keine Lieferengpässe mehr haben. Wenn die eine Aktion mit getrockneten Bioananas haben, können sie keine Rücksicht darauf nehmen, dass sich bei deinem Ananaslieferanten die Ernte verzögert hat.“ Die Absicherung, auf die Winzer daher setzt, besteht in doppeltem Back-up, auch wenn es teuer ist: „Wir versuchen bei unseren Produkten jeweils drei Lieferanten zu haben, die geografisch möglichst weit auseinander liegen. Bei Wetter- oder sonstigen Katastrophen können wir dann ausweichen.“ Und noch eine Gefahr bringt Private Labeling mit sich: Der Produzent, in dem Fall eben die Bio-Nahrungsmittel, wird de facto unsichtbar. Die großen Ketten wollen die von ihnen verkauften Bioprodukte ja als eine eigene Marke vermarkten und verraten daher nicht, dass und bei wem sie diese fix und fertig verpackt zukaufen.

„Beim Private Labeling haben wir beschlossen, die Chancen zu sehen – und nicht die Risiken. Und damit sind wir gut gefahren.“ Christian Winzer „Großhändler werden“. Winzer senior hört also nicht auf, und Winzer junior gründet die Bio-Nahrungsmittel Produktions- und Handelsgesellschaft – eine hundertprozentige Tochter des Reformhauses MayrederWinzer und mit überaus ambitionierter Mission ausgestattet: Großhändler werden! Wenn geht, in Bioqualität liefern. Denn von einer 95-prozentigen Bioquote wie sie die Bio-Nahrungsmittel heute hat, war man noch meilenweit entfernt. „Wir haben damals gesagt, wir wollen die Umstellung langsam, aber nachhaltig angehen. In den 80er Jahren hast du ja auch Bioware ver-

kaufen können, die den Standard von konventionellen Produkten in Geschmack und Aussehen nicht erreichte. Inzwischen ist das undenkbar, und man schätzt uns umso mehr, weil wir von Anfang an bedingungslos auf Qualität gesetzt haben.“ Die dritte Wende in der Geschichte kommt Mitte der 80er Jahre: Die Hainburger Au wird besetzt, Günter Nenning mutiert vom Sozi zum grünen Kapitalhirsch, erste grüne Gemeinderäte werden gewählt, kurz und gut: Öko kommt auf – eine Entwicklung, die auch an großen Konzernen nicht unbemerkt vorbeigeht. Eine große

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Foto: Wegscheidler

Von Waerlandisten. Dass es so und nicht ganz anders kam, ist eine Geschichte mit vielen Wendungen. An ihrem Beginn ste­ hen zwei Drogerien in Salzburg und ein Waerlandist namens Mayreder. Ein Waerlandist, das spielt hier durchaus eine wichtige Rolle, ist ein Anhänger der Lehren von Are Waerland, einem schwedischen Pio­ nier der Roh- und Vollkornkost. Auch der Waerlandist Mayreder hatte eine Drogerie in Salzburg. Und die verkaufte er kurz vor seiner Pensionierung an Winzer senior. Das war gewissermaßen die erste Wende. Eine Wende deshalb, weil die drei Drogerien fortan unter dem Namen Winzer-Mayreder firmierten und ganz stark auf gesunde Ernährung fokussierten – das Wort Bio kannte man damals noch nicht. Die zweite Wende in der Geschichte folgt einige Jahrzehnte später. Wir schrei­ ben inzwischen das Jahr 1979, Winzer senior schickt sich an, in Pension zu gehen, und will die drei gutgehenden Drogerien an Sohn Christian übergeben: „Dass ich da als Einzelkind nein sage, diese Möglichkeit gab es damals nicht einmal in Gedanken. Es war eben doch eine andere Zeit“, erzählt Winzer. Weil er aber schon damals einen recht ausgeprägten eigenen Willen hatte, trotzt er dem Vater das folgende Agreement ab: Wenn er schon kein Techniker werden kann, dann will er als Unternehmer wenigstens etwas Eigenes probieren, während der Vater die Drogerien weiterführt. Das schlagende Argument des Juniors: „Ich hab ihm damals gesagt, Papa, du bist doch viel zu jung zum Aufhören!“

Kette fragt daher bei Winzer an, was er denn davon halten würde, wenn man seine Produkte ins Sortiment aufnehmen würde, allerdings als Bioeigenmarke der Kette ausgeschildert. „Da haben wir“, erzählt Winzer, der das Unternehmen von Anfang an gemeinsam mit seiner Frau Petra leitet, „schon eine Weile überlegt. Am Ende beschlossen wir aber, die Chance zu sehen und nicht die Gefahren.“

Private Labeling: Produzent wird unsichtbar.

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„Es ist ungeschriebenes Gesetz, dass man öffentlich nicht sagt, für wen man liefert“, erklärt Winzer. Wie schafft man es dann, sich in dieser Unsichtbarkeit trotzdem ­einen Namen zu machen? „Wenn die Qualität stimmt, spricht sich das mit der Zeit trotzdem herum“, sagt Winzer. Die vierte Wende in der Geschichte von Bio-Nahrungsmittel kommt daher folgerichtig, als die deutsche Mutter eines von Winzer belieferten österreichischen Konzerns merkt, dass man in Österreich, wo Winzer liefert, kaum Reklamationen hat, in Deutschland, wo die gleichen Bioprodukte jemand anders liefert, die Reklamationen jedoch überhandnehmen. Da wir inzwischen das Jahr 1997 schreiben und Österreich mittlerweile Teil der EU geworden ist, fällt der Entschluss in der Konzernleitung einfach aus: Winzer soll auch die deutschen Filialen beliefern. „Das war der Punkt, an dem wir dann auch im Export begonnen haben, groß zu werden“, erzählt der Firmenchef. Auf Deutschland folgten dann die Niederlande und Frankreich. Die Expansion in weitere Auslandsmärkte betreibt Winzer hingegen eher bedächtig: „Da arbeiten wir uns Schritt für Schritt nach vor und konzen­ trieren uns zunächst einmal auf die Nachbarländer.“ Wobei der Osten irgendwann einmal eine Option sein wird: „Heute gibt es aber abseits der urbanen Zentren noch nicht die Kaufkraft, die nötig ist, damit Bio funktioniert.“ Die (vorerst) letzte Wendung. Zeitgleich mit dem EU-Beitritt kam mit der Expansion nach Deutschland aber nicht nur die Wende Nummer vier, sondern auch die Wende Nummer fünf. Und die war um einiges schwerer zu schaffen. Mit dem Beitritt zur EU hat sich nämlich der österreichische Markt für Bioprodukte völlig verändert. Manche Ware war kaum noch gewinnbringend an Händler zu verkaufen, weil diese sie nun auch direkt beziehen konnten: Olivenöl direkt aus Italien zum Beispiel, auch Teigwaren. Oder manche Getreide­arten. „Damals mussten wir unser Sortiment ziemlich nachjustieren, was nicht einfach war“, erinnert sich Winzer. Und gab es auch eine sechste Wende? Zumindest gefühltermaßen schon. Spätestens seit dem BSE-Skandal, erzählt der Chef von Bio-Nahrungsmittel, hat er das Gefühl, dass Bio endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Heute sei die Herausforderung, sagt er, nicht, noch mehr Werbung für Bio zu machen, sondern den Preisaufschlag für Bioprodukte in einem Rahmen zu halten, den der Konsument ­akzeptiert. „Wenn das der Fall ist, greift fast jeder zur Bioware, da habe ich keine Zweifel.“

zahlen

Tonnenweise gute Sachen

Pro Jahr verarbeitet Christian Winzers Bio-Nahrungsmittel GmbH unter anderem:

900.000 Tonnen Sultaninen

1.300

Tonnen Leinsamen

1.200

Tonnen Sonnenblumenkerne

450

Tonnen Cashewkerne

350

Tonnen Mandeln

300

Tonnen Feigen

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EXPAT-EXPERTS Erfolgreiche AuslandsösterreicherIN

„ Vom Optimismus können wir lernen“ Die gebürtige Oberösterreicherin Sonya Zierhut ist Chefin des kalifornischen Armeezulieferers Pankl Aerospace Systems. Warum die erklärte Pazifistin kein Problem mit ihrer Tätigkeit hat – und weshalb Sie gezwungen war, US-Staatsbürgerin zu werden.

Interview: Piotr Dobrowolski

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ls Sie das erste Mal nach Kalifornien gekommen sind, ahnten Sie da schon, dass Sie hier einmal als US-Staatsbürgerin leben werden? Nein, überhaupt nicht. Ich war damals ja knapp 19, ich konnte mir nicht einmal vorstellen, dass ich eines Tages so viel Geld haben werde, dass ich mir ein Mietauto leisten kann. Aber ich war beeindruckt von dem kalifornischen Lebensgefühl, ich war zum Beispiel tagelang am Venice Beach. Als im Jahr 2000, damals war ich bei der AMAG, ein Angebot kam, in die USA zu gehen, zögerte ich daher nicht lange. Dann war ich wieder eine Zeit in Europa, und seit 2004 bin ich für Pankl in Kalifornien, seit 2006 leite ich die Niederlassung hier in Cerritos als CEO. Anderswo wollten Sie nie leben? Ich mag Asien gern, eine Zeit lang war Tokio für mich eine Option. Was mir an ­Japan gefällt, ist die Ordnung und Diszi­ plin. Allein die Schlange vor der U-Bahn, die sieht dort ganz anders aus, eben viel geordneter, disziplinierter. Heißt das im Umkehrschluss, dass ­Europäer und Amerikaner undiszipliniert sind?

in einer Keramiktasse mit einem Milchkännchen. Ich biete ihnen auch Wasser und eine Mozartkugel an. Da möchten wir uns schon ganz bewusst abheben. Ich verlange von meinen Mitarbeitern auch, dass sie sich entsprechend kleiden. Für manche ist das am Anfang eine Umstellung, wenn sie sich eine Krawatte umbinden müssen, und sie fragen dann auch ein-, zweimal nach, wieso das jetzt sein muss. Beim dritten Mal tun sie es aber. Was sollen sie auch anderes tun, wenn Sie es als Chefin anordnen? Mir ist schon wichtig zu vermitteln, dass es nicht darum geht, dass mir persönlich Krawatten und Anzüge gefallen, sondern darum, wie wir uns als Unternehmen präsentieren. Und zu einem Standort, der höchste Qualitätsansprüche stellt, passt es einfach nicht, dass jemand im verknit- ➤

„Wenn in den USA Krisenzeichen sichtbar werden, wird trotzdem weiter investiert. In Österreich gibt es die Tendenz, sich vor lauter Angst zu Tode zu sparen.“

Zur Person Die Oberösterreicherin Sonya Zierhut leitet seit acht Jahren die Pankl Aerospace Systems Inc. Nach dem Besuch der HAK in Braunau und der Matura absolvierte sie ein MBA-Studium an der Heriot-Watt University in Edinburgh. Nach einem Berufsstart bei der Austria Metall AG (AMAG), für die sie bereits in den USA tätig war, wechselte sie zu Pankl. Seit 2006 ist sie CEO der Pankl Aerospace Systems Inc. in Cerritos, Kalifornien.

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Na ja, Europäer sind auf ihre Art diszipliniert. Und in den USA, da gibt es natürlich auch die superdisziplinierten, die schon um fünf Uhr morgens im Fitnessstudio sind, weil man ja keine Zeit vergeuden soll. Andererseits ist der Umgang miteinander viel legerer. Gerade in Kalifornien dürfen Sie sich nicht wundern, wenn ihr Geschäftspartner in Shorts und Turnschuhen zu einem Meeting kommt. Und das stört Sie? Ich sage nicht, dass das schlecht ist, aber für mich als Europäerin mit Kinderstube ist das bis heute etwas gewöhnungsbedürftig. Da finde ich die europäische Kultur respektvoller. Dass man sofort mit jedem per Du ist, liegt wohl auch an der Sprache, die gar keine Sie-Form kennt. Aber dass einen die Verkäuferin im ­Geschäft sofort mit „Honey“ anspricht, das alles ist doch viel oberflächlicher als in ­Europa, auch weniger respektvoll. Versuchen Sie ein Stück europäischer Respektkultur in Ihrem Unternehmen zu leben? Absolut. Wenn zu uns Kunden kommen, dann biete ich ihnen einen Kaffee an, und sie bekommen ihn nicht in einem Styroporbecher, sondern

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expat-experts Erfolgreiche Auslandsösterreicherin

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„Die USA haben zwar viele Kriege geführt, sie haben dabei aber nie Land beansprucht, immer nur Werte eingefordert.“ Sonya Zierhut

Dass wir eine Controllerin haben, die aus Österreich stammt, ist allerdings insofern gewollt, weil wir sehr viel mit der österreichischen Flugsparte von Pankl kooperieren, in Österreich an der Börse notiert sind und auch nach Österreich berichten. Da macht es schon Sinn, jemanden zu haben, der auch das österreichische System gut kennt, das ja doch deutlich anders ist. Wenn wir gerade bei den Unterschieden sind: Was gefällt Ihnen an den USA ­besonders gut? Auf jeden Fall die viel größere Flexibilität. Und der grundsätzliche Optimismus. Wenn in den USA Krisenzeichen sichtbar werden, wird trotzdem weiter investiert und konsumiert. In Österreich gibt es, überspitzt formuliert, schon die Tendenz, sich vor lauter Angst zu Tode zu sparen. Ich glaube, vom amerikanischen Optimismus können wir lernen. Der Optimismus macht sich auch in ­Nationalstolz bemerkbar … Möglicherweise. Ich finde es jedenfalls beeindruckend, dass die USA wirklich „one nation“ sind. Hier schwenkt am 4. Juli der Koreaner genauso die Fahne wie der Mexikaner, der Japaner – es ist ein sehr positiver Nationalstolz. Die USA haben außerdem eine Art, sich um andere Nationen zu kümmern, die nichts mit Eroberung zu tun hat. Die USA haben zwar viele Kriege

geführt, sie haben dabei aber nie Land beansprucht, immer nur Werte eingefordert. Finden Sie die Diskussion um die USgeführten Kriege, so wie sie in Europa geführt wird, ungerecht? Das ist schwierig. Denn einerseits bin ich als entschiedene Pazifisten überzeugt, dass Konflikte diplomatisch gelöst gehören und nicht militärisch. Das mag jetzt vielleicht scheinheilig klingen, weil unser Unternehmen auch Teile produziert, die in Militärhubschraubern verbaut werden, es ist aber so. Andererseits verstehe ich die USA schon, wenn sie sagen: Ab einem gewissen Grad, wenn Menschenrechte massiv verletzt werden, kann man nicht mehr zusehen. Diesen Punkt sehen Europäer oft nicht, und da würde ich mir mehr gegenseitiges Verständnis wünschen. Sie sind Pazifistin, produzieren aber für das Militär. Das ist spannend. Wie ­bekommen Sie diesen Spagat hin? Indem ich mir eingestehe: Ja, auch uns kann man vorwerfen, dass wir von der Kriegsmaschinerie profitieren. Andererseits weiß ich, dass wir für den BlackHawk-Hubschrauber produzieren, der zwar auch für Truppentransporte dient, der aber sehr oft bei Katastropheneinsätzen verwendet wird, um Menschenleben zu retten: bei Hurrikans, Überflutungen. Ich könnte nie für ein Unternehmen arbeiten, das ausschließlich Waffen produziert. Aber natürlich weiß ich, dass man auch mit einem Black Hawk Truppen irgendwohin bringen kann, die dann auf Menschen schießen. Dennoch: Für mich steht im Vordergrund, dass es keine reinen Kampfmaschinen sind. Um einen letzten wichtigen Punkt ­anzusprechen: Glauben Sie, dass Sie in Österreich als Frau genauso weit nach oben hätten kommen können? Ich glaube nicht, dass es in Österreich schwieriger wäre. Das mag aber daran liegen, dass ich nie negative Erfahrungen gemacht habe. Für mich war Frau sein im Geschäftsleben nie ein Nachteil. Eher das Gegenteil: Weil ich eben nicht noch ein Mann im grauen Anzug war, haben sich die Leute eher an mich erinnert. Aber ich habe keine Kinder, und wenn es um die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Beruf geht, da sind die USA wahrscheinlich doch besser aufgestellt als Österreich. Aber das wird in Österreich auch immer besser.

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terten Polo-Shirt im Office sitzt. Das wird dann schon verstanden. Auch die Kunden und Lieferanten wissen das zu schätzen. Der Anzug ist eher ein Bürothema. Wie geht es Ihnen mit US-amerikanischen Arbeitern? Da wird ja oft über große Fluktuation und schlechte Ausbildung geklagt. Wir sind in der glücklichen Lage, dass unsere Stammbelegschaft gerade in der Produktion sehr stabil ist. Oft arbeiten ganze Familien bei uns: Brüder, Söhne, andere Verwandte, was schon zeigt, wie begehrt wir als Arbeitgeber sind. Aber das ist etwas, woran man arbeiten muss. Weil es in den USA keine Facharbeiterausbildung gibt, kümmern wir uns selbst darum. Wir bieten für Leute, die eine technische Highschool absolviert oder Arbeitserfahrung in der Bearbeitungsindustrie haben, Kurse an, wo sie am Ende die Maschinen genauso gut bedienen können wie ein österreichischer Facharbeiter. Was wir natürlich nicht anbieten können, ist Allgemeinbildung. Ich finde es schade, dass es dies im amerikanische Schulsystem nicht gibt und auch die Highschools in der Qualität der Ausbildung so stark variieren. Aus Nostalgie? Pragmatisch gedacht ist es doch gleichgültig, ob jemand weiß, wer Goethe war oder nicht, solange die Maschine korrekt bedient wird. Ich halte Ausbildung grundsätzlich für ein hohes Gut. Dinge, die man lernt, sind ja auch sehr wichtig für einen persönlich: Geschichte, Geografie, eine zweite Fremdsprache. Das alles hilft, damit man sich in Unterhaltungen außerhalb der Firma besser behaupten kann, und die allgemeine Schulbildung, finde ich, ist in Europa besser durch die verschiedenen Schichten. In den USA gibt es zwar die besten Universitäten und Schulen, aber das ist sehr davon abhängig, wo man aufwächst. An Ihrem Standort arbeiten noch einige andere Österreicher. Ist das gewollt, dass an strategischen Stellen Leute aus Österreich sitzen? Es sind deutlich weniger als zehn Pro­ zent, die aus Österreich stammen. Das heißt, wir sind eine durch und durch USamerikanische Firma. Wären wir das nicht, könnten wir das US-Militär auch nicht beliefern, denn an bestimmten technischen Teilen für das Militär dürfen aus Sicherheitsgründen nur US-Bürger arbeiten. Das war mit ein Grund, warum ich amerikanische Staatsbürgerin geworden bin.

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Thailand trotzdem noch ein interessanter Markt?

Cosima Steiner: Die Dänen lieben ihre Fahrräder. Über 36 Prozent der Kopenhagener Beschäftigten radeln zur Arbeit. In Kopenhagen werden täglich zirka 1,3 Millionen Kilometer auf dem Drahtesel zurückgelegt – doppelt so viele Kilometer, wie mit der Metro bewältigt werden! Das Wort „Copenhagenize“ hat sich für eine Stadtplanung eingebürgert, die besondere Rücksicht auf den Radverkehr nimmt. In ganz Dänemark sind rund 20 Prozent mit dem Rad in die Arbeit unterwegs. Zwar nahmen die Autokäufe dank energieeffizienter Kleinwagen zuletzt stark zu. Verglichen mit anderen Wohlstandsnationen ist der Kfz-Bestand aber relativ gering, nicht zuletzt aufgrund der hohen Besteuerung von bis zu 180 Prozent. Über 40 Prozent aller dänischen Familien besitzen kein Auto. Sieht man sich die dänische Verkehrsinfrastruktur näher an, fällt auf, wie massiv in deren Modernisierung investiert wird. Rund 20 Milliarden Euro steckt der Staat in den nächsten Jahren in den Ausbau des Transportsystems, u. a. Niederflurbahnen, neue Autobahnstrecken, Elektrifizierung der Eisenbahn, Schienenausbau für Hochgeschwindigkeitszüge mit neuen Signalanlagen, neue Brücken und das Megaprojekt Fehmarnbelttunnel: ein knapp 18 Kilometer langer Straßen- und Eisenbahntunnel, der Dänemark und Deutschland unter der Ostsee verbindet. Es ist das derzeit größte Verkehrsprojekt Nordeuropas und nach Fertigstellung der weltweit längste Unterwassertunnel für Straße und Schiene. Die meisten Vorhaben sollen bis zirka 2020 abgeschlossen sein und erfordern nach Schätzungen – zusammen mit den Projekten im Gesundheitswesen – über 87.000 zusätzliche Arbeitskräfte. Dies geht deutlich über die inländische Kapazität hinaus und bietet ausgezeichnete Möglichkeiten für ausländische und damit auch österreichische Kompetenzen.

Gustav Gressel: Thailand musste in den vergangenen Jahren herbe Rückschläge ein­stecken, obwohl normalerweise die teilweise chaotische innenpolitische Lage fast keinen Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung hat. Nach der Flutkatastrophe 2011 kam es im folgenden Jahr dank verschiedener Stimulus-Programme (z. B. Steuerbegünstigung für Erstkäufer von Automobilen) zu einem Wachstum von sechs Prozent. Dies führte zu einem rapiden Ansteigen der Schulden der Privathaushalte, 2013 brach daher der Privatkonsum ein. Wegen der politischen Unruhen konnten die geplanten Infrastrukturgroßprojekte nicht begonnen werden. Das Wachstum ging auf 2,9 Prozent zurück. Für 2014 sind nur 1,5 bis zwei Prozent prognostiziert. Da die Militärjunta umgehend mit ersten Maßnahmen zur Umsetzung der Megaprojekte begonnen hat, wird für die kommenden Jahre mit einem Wachstum von jeweils über vier Prozent gerechnet. Die zunehmende Integration der ASEAN-Länder und die existierenden Freihandelsabkommen mit China, Japan, Indien und Korea etc. führen dazu, dass Thailand heute in einer strategisch sehr guten Position für einen Markt von über drei Milliarden Menschen liegt. Das für die EU und Thailand so wichtige Freihandelsabkommen, dessen Abschluss sich ­wegen der derzeitigen Militärregierung verzögert, sollte aber dennoch in absehbarer Zeit abgeschlossen werden können. Damit wird Thailand trotz aller politischer Volatilität für europäische Firmen weiterhin einer der wichtigsten und attraktivsten Einstiegsmärkte in die ASEAN bleiben. Chancen gibt es vor allem bei Infrastruktur, Medizintechnik, Energie und Umwelttechnologie, Maschinen, Chemikalien, Pharmazeutika, Sicherheitstechnik, Industrieanwendungen, Schmuckerzeugung und im Tourismus.

Cosima Steiner Österreichische Wirtschaftsdelegierte in Kopenhagen kopenhagen@wko.at

Gustav Gressel Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Bangkok bangkok@wko.at

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weniger eine wirtschaftliche GroSSmacht. Welche Möglichkeiten bestehen für österreichische Unternehmen am mexikanischen Markt? Hannes Maurer: Mexiko ist die 14-größte Volkswirtschaft der Welt und nach dem wesentlich größeren Brasilien klare ­Nummer zwei in Lateinamerika. Das Land ist eine sehr offene Volkswirtschaft und unterhält Freihandelsabkommen mit 45 Natio­nen, darunter die USA und auch die EU. Aufgrund der interessanten Kostenstruktur und der Nähe zum größten Markt der Welt hat sich Mexiko in den vergangenen Jahrzehnten zum Zentrum der produzierenden Industrie in Lateinamerika entwickelt. Heute ist das Land der wichtigste Exporteur von Flachbildfernsehern und Kühlschränken sowie siebentgrößter Hersteller und viertgrößter Exporteur von Fahrzeugen. Daraus ergibt sich eine Vielzahl von Chancen für österreichische Industriezulieferer wie z. B. Maschinen- und Anlagenbauer sowie in der Kunststoff- und Metallindustrie. Besonders interessant ist derzeit die ­Automobilindustrie, die aus österreichischer Sicht vor allem durch die Investitionen der deutschen Hersteller in den Fokus gerückt ist. Darüber hinaus werden besonders in den großen Städten die Themen Umwelttechnik und urbane Infrastruktur immer wichtiger, die auch durch staatliche Investitionen forciert werden. Durch die kürzlich beschlossene Energiereform wird der Sektor nach über 75 Jahren wieder für private Unternehmen geöffnet, und es wird hier mit Investitionen von bis zu 20 Milliarden US-Dollar jährlich gerechnet. Alles in allem ist Mexiko der beste ­Pro­duktionsstandort für Waren, die ­hauptsächlich in die USA geliefert werden, aber auch der Export in die ganze Welt ist möglich.

Foto: „Husar“

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Verkehrsinfrastruktur aufgestellt?

Mit Mexiko verbindet 3 man eher Tequila, Strand und Palmen und

Hannes Maurer Stv. Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Mexico City mexiko@wko.at

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Vom hoffnungslosen Schweden gilt in 4 Kontinent zum 5 vielen Bereichen als Kontinent der Zukunft. Vorbild und Benchmark. Wohin führt der Wirt­ schaftsboom in SubSahara-Afrika?

Welche Chancen ergeben sich hier für österreichische Exporteure?

Johannes Brunner: Afrika ist wirtschaftlich auf der Überholspur. Nirgendwo wächst die Wirtschaft so stark wie in Subsahara-Afrika. Laut African Economic Outlook wird die Konjunktur auf dem gesamten Kontinent im Jahr 2014 um 4,8 Prozent und 2015 sogar um 5,7 Prozent wachsen. Nigeria ist der Wachstumsmotor in Westafrika und löste im heurigen Jahr Südafrika als die größte Volkswirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent ab. Besonders hohe Wachstumsraten weisen Länder wie Mosambik (8,5 Prozent), Angola (7,9), Tansania (7,2) und Sambia (7,1) auf. All diese Länder haben neben vielen Unterschieden auch einige Gemeinsamkeiten: Rohstoffreichtum und einen unheimlichen Bedarf an Investitionen in die Infrastruktur, um die vorhandenen Rohstoffe auch auf die Weltmärkte zu bringen. In erster Linie bietet der Ausbau der Infrastruktur im Transport- und Energiesektor gute Exportmöglichkeiten. Aber auch im Bergbau, in der Landwirtschaft und im Tourismus gibt es ausgezeichnete Geschäftschancen, für die sich die österreichische Exportwirtschaft schon sehr gut positioniert hat. Gleichzeitig wächst eine Mittelschicht heran, die den Bedarf an ­Dienstleistungen in den Bereichen Telekommunikation, ­Gesundheitswesen und Ausbildung steigen lässt. Auch die Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern nimmt im Einklang mit den steigenden Lebensstandards rasch zu. Diese Entwicklung sollten auch wir nicht versäumen. Investoren aus China, Indien und Brasilien haben das schon lange erkannt. Für uns gilt es, alle Chancen wahrzunehmen, wo Österreich mit speziellem Know-how und innovativen Lösungen punkten kann. Es gibt jedenfalls noch viel zu tun. Subsahara-Afrika verspricht auch in den kommenden Jahren überdurchschnittliche Wachstumsraten.

Albrecht Zimburg: Schweden hat die Krise gut überwunden, wenn es auch mit Problemen zu kämpfen hat. Schweden hat das dritthöchste BIP/Kopf in Europa. Es wird unter anderem von Nischenmarktführern erzielt wie Ausrüstern für Mobiltelefonie, Bergbaumaschinen oder Premium-Lkw. Gleichzeitig hält man Spitzenplätze bei Konsumgütern wie Getränkeverpackung, Modebekleidung oder Pkw. Diese Industrien benötigen hochwertige Maschinen, die auch mit 20 Prozent Österreichs Lieferungen nach Schweden dominieren, gefolgt von dabei verbauten elektronischen Komponenten sowie hochwertigen Stählen. Um ein so großes Land mit so wenigen Einwohnern am Laufen zu halten, bedarf es aber auch hoher Investitionen in eine effiziente Infrastruktur. Die herrschende Landflucht führt zunehmend zur Konzentration von Bevölkerung und Wirtschaft in einigen wenigen Ballungsräumen und macht wiederum den Neubau von hochwertigem Wohnraum sowie die Sanierung des Altbestandes nötig. Gleichzeitig muss die öffentliche Personenbeförderung bzw. das Straßennetz im Einzugsgebiet der Städte ausgebaut und erneuert werden. Ebenso machen die ambitionierten Umweltziele Schwedens den Einsatz nachhaltiger, umweltschonender Lösungen zum Muss, was Schwedens Städte zu einer Benchmark im Bereich Smart Citys macht. Es ist der ideale Zeitpunkt, um öster­ reichische Technologien und Problemlösungen im Hoch- und Tiefbau, bei Umwelttechnik sowie innovativen Energielösungen vorzustellen. Im kommenden März widmet sich eine Marktsondierungsreise diesem Thema.

Johannes Brunner Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Johannesburg johannesburg@wko.at

Albrecht Zimburg Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Stockholm stockholm@wko.at

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Rund drei Billionen Euro: Die weltweiten Umsätze der IT- und Telekommunikationsbranche steigerten sich heuer gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent. Während die USA mit rund einem Viertel des Kuchens klarer Leader bleiben, geschieht das Wachstum vor allem in Staaten wie Brasilien, China, Indien und – sieht man von den jüngsten Ereignissen ab – Russland. „Alle verfügbaren Studien

zeigen derzeit die gleichen Trends“, sagt Johannes Lenzhofer, der als Projektmanager der Internationalisierungsoffensive go-international in der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA die Branche unterstützt: „Es geht in Richtung Cloud Computing, Big Data, Industrie 4.0 und Internet of Things.“ So virtuell und softwaregetrieben dies klingt: Es sind Entwicklungen, die auch für Hardwarezulieferer eine

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Menge Chancen bergen. „Die Hardwaresparten der großen IT-Konzerne wurden seit Jahren verkleinert“, beobachtet Lenzhofer, „aber es zeigt sich, dass gerade die Online-Giganten wie Facebook oder Amazon wegen ihrer enormen Erfolge einen immer stärkeren Hardwarebackground benötigen, um ihre Services garantieren zu können.“ Ein Hintergrund, vor dem sich die heimische Branche

mehr als respektabel schlägt. Laut Fachverband UBIT konnten die IT-Dienstleister 2013 einen Gesamtumsatz von 16,65 Milliarden Euro verbuchen – ein Wachstum von acht Prozent (vor dem Hintergrund eines realen Wirtschaftswachstums von nur 0,4 Prozent). Für 2014 rechnet der Fachverband für die IT-Dienstleister mit ­einem Umsatzwachstum im In- und Ausland von insgesamt ➤ 4,5 Prozent.

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export-service | IT-offensive Mitten ins Herz Go Silicon Valley 2015/2016. „Es gab schon viele Versuche, das Silicon Valley zu kopieren, aber das hat noch kein zweiter Technologie-Hub geschafft“, sagt Gregor Postl. Die Technologie­initiative Go Silicon Valley führt also auch im kommenden Jahr wieder ins Herz der weltweiten IT-Branche. Das Konzept hat sich bereits in den ­vergangenen Jahren bestens bewährt: Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA bietet bis zu 16 ausgewählten österreichischen ­Unternehmen die Chance, ein drei­monatiges Geschäftsanbahnungsprogramm bei einem Business Accelerator im Silicon Valley zu absolvieren. Die Zielgruppe sind KMU, die den Einstieg in den US-amerikanischen Markt schaffen wollen. Der Auswahlprozess ist auch diesmal nicht ohne: Unternehmen müssen sich einem mehrstufigen Auswahlprozess ­unterziehen, unter anderem durch eine Jury aus US Finanz- und Industrieexperten. Wer es allerdings schafft, auf den wartet ein äußerst a ­ ttraktives Paket: Unter anderem wird den Teilnehmern ein Kleinbüro zur Verfügung gestellt, sie erhalten eine Einführung in die US-Geschäftsgepflogenheiten, werden mit Partnerfirmen, Venture-Capital-Unternehmen, Business Angels und Mentoren vernetzt, nehmen an einem Finanzierungsforum teil und präsentieren schlussendlich ihren Businessplan vor Venture-Capital-Firmen und Business Angels. Vernetzung International B2B Software Days 2015. Unter dem Titel „The Future of Digital Business“ gehen im April in Wien wieder die B2B Software Days über die Bühne. Der Vormittag steht im Zeichen internationaler Top-Vorträge und Best Practices. Der Nachmittag ist der ideale Rahmen, um in bilateralen Gesprächen potenzielle Kooperationspartner zu treffen, innovative Technolo-

gien aus erster Hand kennenzulernen und gemeinsame F&E-Projekte anzustoßen. Zum Einsatz kommt wieder ein bewährtes Prozedere: Die Teilnehmer der Veranstaltung haben vorab die Möglichkeit, über eine „Matchmaking-Site“ gezielt Gespräche mit bestimmten Gesprächspartnern zu genau definierten Themen zu vereinbaren. Hochkarätig MIT Konferenz 2015: „Minds, Machines and Management“ Die zweitägige MIT Europe Conference 2015 im März begrüßt zum fünften Mal das Massachusetts Institute of Technology zu Gast in Wien. Renommierte Professoren und Experten des MIT werden mit erfolgreichen österreichischen Unternehmern und Wissenschaftlern innovative Ideen diskutieren. Hot Spot Pitching Days Tel Aviv Die „Start-up-Nation Israel“ ist im kommenden Februar wieder Ziel der Marktsondierungs- und Zukunftsreise Pitching Days Tel Aviv. Die dreitägige Reise bietet innovativen österreichischen Start-ups die Chance, die Hightech-Metropole am Mittelmeer zu besuchen. In Diskussionsrunden mit lokalen Unternehmen und Investoren sowie „How to“-Sessions sollen die Methoden und Perspektiven für ein erfolgreiches Wirtschaften ergründet werden. Eine ideale Plattform, die Kooperationen zwischen den österreichischen Start-ups und israelischen Unternehmen ermöglicht.

Daten & Fakten Go Silicon Valley 2015/2016 Termin: ab 1. 4. 2015 Anmeldeformular und Executive Summary bis 30. 11. 2014 an: aussenwirtschaft.technologie@wko.at und CC an: losangeles@wko.at Informationen: wko.at/aussenwirtschaft/gosv International B2B Software Days 2015 Termin: 27. und 28. 4. 2015, Wirtschaftskammer Österreich Anmeldung: www.b2match.eu/softwaredays2015 Informationen: aussenwirtschaft.io-dienstleistungsfokus@wko.at

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MIT Conference 2015 Termin: 25. bis 26. 3. 2015, Wirtschaftskammer Österreich Information und Vormerkung: wko.at/aussenwirtschaft/mit Pitching Days Tel Aviv 2015 Termin: 8. bis 11. 2. 2015 Information und Anmeldung (bis 19. 12. 2014): telaviv@wko.at

exportpreis | export-service

Adlerschwingen: die Trophäen aus der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten.

Exportpreis: So profitieren Sie!

Im Rahmen der „Exporters’ Nite“ auf der Bühne zu stehen ist ehrenvoll, aber nur ein Teil des Gewinns. In diesem Jahr soll die Grenze von 200 Bewerbungen übersprungen werden: Bis zum 13. Februar 2015 haben export­ orientierte Unternehmen die Möglichkeit, sich um den Österreichischen Exportpreis zu bewerben. Neben der Siegerehrung im Rah­men der „Exporters’ Nite“ – am 30. Juni 2015 im MuseumsQuartier Wien – warten auf die Gewinner eine ganze Reihe von Benefits:

■ Die Sieger des Exportpreises erhalten neben der Gewinnurkunde die Exportpreis-Trophäe in Form einer goldenen Adlerschwinge. Die seit 2012 verliehene Trophäe ist das Ergebnis eines internen Wettbewerbs der Universität für angewandte Kunst, gefertigt wird sie in der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten.

Der Höhepunkt des heimischen „Export-Jahres“: Auf der Exporters’ Nite werden im kommenden Juni wieder die Österreichischen Exportpreise vergeben.

Das wird der 13. Österreichische Exporttag

■ Hinzu kommt die Möglichkeit einer kostenlosen Unternehmenspräsentation auf einer Länderseite Ihrer Wahl des österreichischen Wirtschaftsportals www.advantageaustria.org für die Dauer eines Jahres.

Wann Dienstag, 30. Juni 2015, 8.00 bis 18.00 Uhr

■ Ebenso erhalten die Sieger die Schaltung einer kostenlosen redaktionellen News auf www.advantageaustria.org – veröffentlicht auf 200 Länderseiten in deutscher und in englischer Sprache.

Wer Rund 2.500 Besucher, rund 45 Aussteller als Exportdienstleister, rund 70 österreichische Wirtschaftsdelegierte aus der ganzen Welt

■ Last but not least wird die mediale Berichterstattung – nicht nur bei den Medienpartnern „Format“ und „Gewinn“ – umfangreich sein. Information und Anmeldung zum Exportpreis 2015 exportpreis.at Bewerbungsfrist 13. Februar 2015

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Erfolgs-Geschichten

Top-Event

■ Alle Sieger erhalten die Berechtigung, das Exportpreis-Logo auf sämtlichen Firmenunterlagen zu führen.

Wo Wirtschaftskammer Österreich, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien

Was Zahlreiche Podiumsdiskussionen, Workshops, Beratungsgespräche mit den Wirtschaftsdelegierten Information und Anmeldung exporttag.at

Der Österreichische Exportpreis, die Exporters’ Nite und der Exporttag: Am 30. Juni 2015 werden wieder die besten Exporteure des Landes im Rampenlicht stehen. Sie sichern den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes – und dafür sollen sie auch vor den Vorhang geholt werden: die unzähligen heimischen Unternehmen, die sich überdurchschnittlich erfolgreich auf den internationalen Märkten engagieren. Wenn im kommenden Juni das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und die Wirtschaftskammer Österreich wieder den Österreichischen Exportpreis vergeben, wird weit mehr prämiert als der reine Export-Umsatzerfolg: Wer die hochkarätige Jury unter dem Vorsitz von WKO Präsident Christoph Leitl

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beeindrucken will, kann dies etwa mit außergewöhnlichen Marketingstrategien, mit dem geschickten Besetzen von Produkt- oder Marktnischen, mit Innovationskraft und Risikobereitschaft tun oder auch mit Exporterfolgen in besonders schwierigen Märkten – kurz: Er sollte eine besondere Export-Erfolgsstory erzählen. Der Award wird wie bewährt in den sechs Kategorien Gewerbe & Handwerk, Handel, Industrie, Information & Consulting, Tourismus & Freizeitwirtschaft sowie Transport & Verkehr vergeben – ab dem kommenden Jahr in jeder Kategorie in

Gold, Silber und Bronze. Auch 2015 gibt es wieder den „Global Player Award“ für die erfolgreichste Internationalisierung eines Unternehmens sowie den „Expat Award“ für Auslandsösterreicher, die sich in besonderem Maße um die österreichische Exportwirtschaft verdient gemacht haben (der einzige Preis, für den man sich nicht aktiv bewerben kann). Der Österreichische Exportpreis wird im Rahmen der „Exporters’ Nite“ am 30. Juni vergeben – die bisherige „Exportpreis-Gala“ hat sich nun auch semantisch internationalisiert.

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export-service | messen

personalia | export-service wirtschaft in den USA für Nordamerika, die Karibik, Mittel- und Südamerika 28. bis 30. 6., New York (USA)

Messe-Offensive

Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA organisiert 2015 MesseGemeinschaftsbeteiligungen Für Nahrungsmittel, um von der Ukraine-Krise/RusslandSanktionen Betroffenen Unternehmen ersatzmärkte aufzuzeigen. Die Russland-Sanktionen betreffen den Agrar- und den Lebensmittelsektor besonders stark. Auch vor diesem Hintergrund hat die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ein umfangreiches Messeprogramm für den Bereich Nahrungsmittel und Getränke zusammengestellt. Erklärtes Ziel sind nicht nur das Abfedern und Kompensieren der Sanktionsfolgen, sondern darüber hinaus, allen exportinteressierten Unternehmen Chancen auf neuen Märkten zu eröffnen. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA bietet österreichischen Unternehmen, die von de Ukrainekrise und/ oder den Russlandsanktionen betroffen sind, ein Unterstützungsprogramm* auf den nachfolgenden internationalen Fachmessen: ISM Weltleitmesse der Süßwarenindustrie 1. bis 4. 2., Köln (Deutschland) GULFOOD Internationale Fachmesse für die Lebensmittelwirtschaft in * Weitere Einzelheiten zum Unterstützungsprogramm unter www.go-international.at

den Hoffnungsmärkten Naher Osten, Afrika und Vorderasien 8. bis 12. 2., Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) PRODEXPO Die bedeutendste internationale Fachmesse für Nahrungsmittel in Russland und für die GUS-Staaten 9. bis 13. 2., Moskau (Russische Föderation) BIOFACH Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, Naturkost u. Naturwaren 11. bis 14. 2., Nürnberg (Deutschland) ProWein Weltleitmesse für Wein und Spirituosen 15. bis 17. 3., Düsseldorf (Deutschland) IFE Die bedeutendste internationale Lebensmittelfachmesse im Großbritannien 22. bis 25. 3., London (Vereinigtes Königreich) FOODEX Die bedeutendste internationale Fachmesse für Lebensmittel in Japan 3. bis 6. 5., Tokio (Japan)

TUTTOFOOD Internationale Fachmesse für die Nahrungsmittelwirtschaft in Italien und für internationale Einkäufer – findet im Rahmen der EXPO MILANO statt 3. bis 6. 5., Mailand (Italien) HOFEX Überregionale internationale Fachmesse für die Lebensmittelwirtschaft für die Hoffnungsmärkte China und Asien 6. bis 9. 5., Hongkong (VR China) PLMA Weltleitmesse der Handelsmarken 26. bis 27. 5., Amsterdam (Niederlande) London Wine Fair Internationale Weinfachausstellung 2. bis 4. 6., London (Vereinigtes Königreich) VINEXPO Internationale Wein- und Spirituosenfachmesse 14. bis 18. 6., Bordeaux (Frankreich) FANCY FOOD Die bedeutendste internationale Fachmesse für die Lebensmittel-

FINE FOOD AUSTRALIA Die größte und wichtigste internationale Fachmesse für die Lebensmittelwirtschaft in Australien 20. bis 23. 9., Sydney (Australien) ANNAPOORNA WORLD OF FOOD INDIA Internationale Fachmesse für die Lebensmittelwirtschaft für den Hoffnungsmarkt Indien (erstmalige Beteiligung) Voraussichtlich 23. bis 25. 9., Mumbai (Indien)

Oskar Andesner ist seit 1. September als Regionalmanager für „Afrika/Nahost“ – angefangen von Ägypten bis zur Zentralafrikanischen Republik – für über 70 Länder zuständig. Davor waren seine Auslandsstationen für die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Teheran, Peking, Hongkong, Stockholm, Amman, Jakarta, Bangkok und zuletzt nochmals Peking.

ANUGA Weltleitmesse der Ernährungswirtschaft 10. bis 14. 10., Köln (Deutschland)

Michael Angerer kam 1977 zur Wirtschaftskammer. Seine Tätigkeit für die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA führte ihn nach Sofia, Athen, New York, Jeddah, Amman, Prag und zuletzt nochmals nach Sofia. Seit 1. September betreut er den Bereich „GUS“ in der WKO und ist somit für Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, die Russische Föderation, Tadschikistan, Turkmenistan, die Ukraine und Usbekistan verantwortlich.

FHC / ProWine China Internationale Fachmesse für Lebensmittel, Getränke und Gastronomieausstattung für die Hoffnungsmärkte China und Asien November 2015, Shanghai (VR China)

Eva M. Frei begann ihre Karriere in der Wirtschaftskammer Österreich 1993. Sie hat nach Auslandseinsätzen in Oslo, Mailand, Peking, Padua und Kopenhagen per 1. September den Bereich „AUSSENWIRTSCHAFT Produktmanagement“ (früher „Services“) in der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA übernommen.

IGEHO Internationale Fachmesse für Gemeinschaftsgastronomie, Hotel und Restaurant für die Schweiz – der wichtigste Drittlandmarkt in Europa 21. bis 25. 11., Basel (Schweiz)

Katharina Haslauer kam im Jahr 2011 in die Wirtschaftskammer und verbrachte ihren e­ rsten Auslandseinsatz in Zagreb. Seit 1. September leitet sie für die kommenden drei Jahre das AußenwirtschaftsCenter Stuttgart.

Anfragen zu den einzelnen Messen und zur Teilnahme richten Sie bitte an Franz Ernstbrunner franz.ernstbrunner@wko.at Für die Messen ProWein Düsseldorf, London Wine Fair und VINEXPO Bordeaux wenden Sie sich bitte an Irene Braunsteiner irene.braunsteiner@wko.at

Das aktuelle Messeprogramm der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA im Bereich Nahrungsmittel & Getränke finden Sie unter

https://wko.at/aussenwirtschaft/messen

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die aktuellen personellen veränderungen in der aussenwirtschaft austria, teil 2/2.

AU SSEN W IRTS C H A F T m a g a z i n e | N ove m b e r 2 0 1 4

Foto: shutterstock

Messe Duesseldorf / Constanze Tillmann

Österreich-Stand bei der ProWein in Düsseldorf: Auch 2015 werden Österreichs Exporteure wieder bei Nahrungsmittel- und Getränkemessen auf der ganzen Welt vertreten sein.

WER WO WAS WURDE

Christian Kesberg Seine Auslandseinsätze führten ihn von Kuwait über Los Angeles nach Tokio und Seoul. Zuletzt war er als Wirtschaftsdelegierter in New York. Seit Ende September ist er für „Strategische Planung“ in der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA verantwortlich.

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Ernst Kopp leitet seit 1. September in der Wirtschaftskammer Österreich den Bereich „go-international“ und koordiniert dort die gemeinsame Internationalisierungsoffensive der Wirtschaftskammer Österreich und des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Davor war er für die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in Rom, Hongkong, Moskau und Warschau tätig. Irene Lack-Hageneder Ihre Auslandsstationen führten sie von Bratislava über Budapest nach Zagreb. Dort ist sie seit 3. September als Stellvertretende Wirtschaftsdelegierte tätig. Martin Meischl begann seine Karriere in der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in Chicago. Danach folgten Johannesburg, Bukarest und Prag. In den kommenden vier Jahren wird er das Außenwirtschafts­ Center Rom leiten. Cornelia Reibach-Stambolija ist seit 2009 bei der Wirtschaftskammer Österreich beschäftigt und seit Mitte August Stell­ vertretende Wirtschaftsdelegierte in ­L ondon. Davor bekleidete sie dieses Amt in Moskau. Franz Rössler repräsentierte zuletzt ­Österreichs Wirtschaft in Chicago. Davor führte ihn seine Auslandstätigkeit nach Warschau, Peking und Washington D. C. Per 1. September übernahm er den Bereich „Corporate Communication“ und ist hier unter anderem für die Öffentlichkeits­ arbeit verantwortlich. Lukas Rupsch ist seit 15. September Stellvertretender Wirtschaftsdelegierter in Prag. Davor lagen seine beiden Auslandsstationen in Deutschland, nämlich in München und zuletzt in Stuttgart. Josef Treml begann 2004 seine Karriere in der Wirtschaftskammer Österreich. Auslandserfahrung sammelte er in Belgrad, Mexiko und zuletzt in Zürich. Seit 1. November ist er für den Bereich „Branchenfokus“ in der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA zuständig.

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events | Austria ist Überall

austria ist überall!

Perfekter Rahmen Design aus Österreich erobert Triest.

Die spannendsten Veranstaltungen und die wichtigsten Events dieses herbstes. Redaktion: Bernhard Fragner

Österreichischer geht es kaum: Der Wiener Kunstsalon in Triest war in der Tradition des frühen 20. Jahrhunderts gestaltet – ein perfekter Rahmen für die Präsentation von „The Best of Austrian Creative Industry“. An drei Abenden wurden mit Live-Showcases und multimedialen Präsentationen die innovative Kraft österreichischer Unternehmer und Kreativer sowie ihre Bedeutung für die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft unter Beweis gestellt. Neben zahlreichen Firmentestimonials wurde auch das Konzept für den Österreich-Pavillon bei der EXPO 2015 in Mailand vorgestellt.

Full House im Hotel Baltschug Kempinski: Österreichs Weine ziehen hunderte Fachleute an.

Edle Tropfen Österreichische Weine erobern das Baltschug Kempinski in Moskau.

wko

Anfang September organisierten das ­AußenwirtschaftsCenter Moskau und ­Österreich Weinmarketing (ÖWM) zum elften Mal die jährliche österreichische Weinverkostung im Hotel Baltschug Kempinski in Moskau. In diesem Jahr wurde eine Rekordzahl an Gästen erreicht: Über 900 russische Fachleute – Importeure, Sommeliers und Weinjournalisten – verkosteten 336 verschiedene Weine von mehr als 80 österreichischen Winzern.

Die österreichische Delegation in Georgien: Treffen mit Außenministerin Maia Panjikidze (5. v. r.), Premierminister Irakli Gharibashvili (4. v. r.) und dem georgischen Botschafter in Österreich, Konstantine Zaldastanishvili (3. v. r.)

Stark vertreten

Sechs Tage, drei Länder: Die AUSSENWIRTSCHAFT organisierte eine Marktsondierungsreise nach Armenien, Georgien und Aserbaidschan. Mit dabei: Außenminister Sebastian Kurz. Am 7. September um halb vier in der Früh landete die Maschine in Jerewan. Bundesminister Sebastian Kurz und WKÖ Vizepräsident Richard Schenz führten eine hochrangige Delegation von 20 Firmenvertretern an – vor allem aus der Energie­ branche. An der ersten Station der Reise

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– Armenien – erwartete sie ein Round Table mit dem Vizeminister für Energie, ein Termin beim Energieminister sowie die Besichtigung des 1932 erbauten Wasserkraftwerks in Gjumri. Außerdem lernten die Firmenvertreter die neue Konsulentin des Außenwirt­ schafts­­Centers Moskau in Jerewan kennen, Syuzanna Avanesyan. Sie ist in Personalunion auch für das österreichische Honorarkonsulat in Armenien tätig. Weiter ging es in Richtung Georgien: Nach mehr als sechsstündiger Busfahrt erreichte die Delegation Tiflis, wo ein Abendempfang direkt anschloss. Neben einem von Bundesminister Kurz eröffneten Wirtschaftsforum standen Gespräche mit dem Vizepremier und Energieminister sowie dem Vize-Wirtschaftsminister am Programm, eine weitere Kraftwerksbesich-

Empfang in Jerewan (v. l.): Walter Koren (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA), Aram Marutyan (Österr. Honorarkonsul in Armenien), Syuzanna Avanesyan (Konsulentin des AußenwirtschaftsCenters Moskau in Jerewan), WKÖ Vizepräsident Richard Schenz, Dina Khvan, Außenminister Kurz und Dietmar Fellner (Österr. Wirtschaftsdelegierter in Moskau)

tigung (österreichisches Investment) sowie abschließend ein Besuch des neuen Logistikzentrums der Gebrüder Weiss. Der dritte Teil der Reise führte die Wirtschaftsdelegation schließlich nach Aserbaidschan. In Baku konnten die Delegationsteilnehmer zunächst bei einem Abendempfang in der Residenz der öster­ reichischen Botschafterin mit lokalen Firmenvertretern und Auslands­österreichern networken sowie der Übergabe des Energy Globe Awards an die aserbaidschanische Gewinnerin Sevil Yuzbasheva beiwohnen. Außenminister Sebastian Kurz musste am Morgen des letzten Tages frühzeitig abreisen. Unter der Leitung von Richard Schenz absolvierte die Delegation noch weitere Termine in Baku, darunter ein Treffen mit dem Vize-Energieminister Aserbaidschans.

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Beim „Salongespräch“ über die EXPO 2015: Helmut Döller (AUSSENWIRTSCHAFT EXPO-Büro), Reanne Leuning (AUSSENWIRTSCHAFT Kreativwirtschaft) und Ingrid Valentini-Wanka, Österreichische Wirtschaftsdelegierte in Padua.

„Ausg’steckt“ Herbstempfang der österreichischen Wirtschaft in Bukarest. Zum fünften Mal richtete das AußenwirtschaftsCenter Bukarest im September das traditionelle Herbstfest aus. Rund 300 Gäste und 40 österreichische Sponsoren networkten unter dem Motto „Ausg’steckt is“ bei österreichischem Heurigen-Buffet und Red-Bull-Cocktailbar. Der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Bukarest, ­Rudolf Lukavsky, verabschiedete bei diesem Anlass auch den österreichischen Botschafter Michael Schwarzinger.

Im Spätsommer stattete der Vizegouver­ neur der zentralchinesischen Provinz Sichuan, Chen Wenhua, Österreich einen offiziellen Besuch ab. Und er folgte am 1. September der Einladung von AUSSENWIRTSCHAFT Leiter Walter Koren zu einem Business Lunch im Hotel Sacher. Hochrangige Vertreter österreichischer Topfirmen konnten hier in entspannter ­Atmosphäre über Kooperationsmöglich­ keiten mit dem wirtschaftlichen Herzen Zentral- und Westchinas diskutieren. Zwar konnten bereits einige namhafte österreichische Firmen in der Provinz Sichuan Fuß fassen, doch die Region mit der dynamischen und wirtschaftlich aufstrebenden Millionenmetropole Chengdu bietet noch ein großes Potenzial für Neueinsteiger. Vizegouverneur Chen und die chinesische Delegation zeigten sich von den Gesprächen sehr angetan – noch engeren Beziehungen zwischen Sichuan und Österreich sollte also nichts im Wege stehen.

V. l.: Herbert Preclik, der Österreichische Wirtschaftsdelegierte in Paris, Claudia Scanvic (CCI Alsace Export), Céline Garaudy (CCFA), Alain de Krassny (CCFA), Bruno Lanternier (Ubifrance Autriche) und Christophe Duday (CCI France – CCI International).

Übergreifend Das „Cap alémanique“ im AußenwirtschaftsCenter Paris.

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Junge Minister unter sich: Bundesminister Sebastian Kurz mit dem georgischen Vizepremier und Energieminister (und Ex-Verteidiger beim AC Milan) Kakha Kaladze

China trifft Österreich Der Vizegouverneur von Sichuan traf in Wien mit hochrangigen Wirtschaftsvertretern zusammen.

Netzwerken auf höchster Ebene: Rudolf Lukavsky (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA) mit dem scheidenden Botschafter Michael Schwarzinger (l.) und dem rumänischen Wirtschafts-Staatssekretär Maricel Popa (r.)

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Verstärkter Kontakt zwischen den deutschsprachigen Ländern Europas und regionalen französischen Handelskammern: Darum geht es beim jährlichen Meeting „Cap alémanique“ im AußenwirtschaftsCenter Paris. Heuer waren 15 regionale Wirtschaftskammern vertreten sowie der Leiter der französischen AUSSENWIRTSCHAFTPartnerorganisation „Ubifrance“ in Wien, Bruno Lanternier. Alain de Krassny, Präsident ­Chambre de Commerce FrancoAutrichienne (CCFA), erzählte über seine persönlichen Erfahrungen in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Frankreich

Die chinesische Delegation: Xu Xin, Qiao Fang, Vizegouverneur Chen Wenhua und Zhang Tao.

Auf österreichischer Seite (v. l.): Johann Strahlhofer (Vamed), Christina Schösser und Walter Koren (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA), Wolfram Senger-Weiss (Gebrüder Weiss), François-Xavier d’Aligny (Erste Group Bank), Hank Rübenstrunk (Frequentis), Meng Jianfang (M-U-T)

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so wird’s gemacht erfolgreich in kasachstan

Der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Almaty, Michael Müller, über einen der stärksten FernExportmärkte Österreichs: Kasachstan.

Herr Müller, Kasachstan gilt vor allem als Rohstoffland. Welche anderen Branchen sind für Österreichs Unternehmen spannend? Kasachstan verfügt in der Tat über beneidenswerte Öl- und Gasvorkommen sowie eigentlich alle Erze, Metalle etc. Und das Land ist ein potenter Getreideexporteur. Natürlich ist daher die Zulieferung in diese Branchen höchst interessant, aber auch heiß umkämpft. Projekte zur Weiterverarbeitung der Rohstoffe im Land bieten Chancen für Anlagenbauer und Technologieanbieter. Abgesehen davon bleibt Kasachstan trotz Diversifizierungsbestrebungen noch viele Jahre ein Importland etwa für Pharmazeutika, hochwertige Fertigprodukte und Konsumgüter. In den kopfzahlabhängigen Branchen gilt es trotzdem realistisch zu bleiben, da Kasachstan mit 17 Millionen Einwohnern eben nicht größer ist als der Großraum Moskau. Besonders interessant sind ­daher Bereiche wie Infrastruktur, da das riesige Land durch immer mehr Straßen und Schienen erschlossen wird und die Energie- und kommunale Infrastruktur modernisiert wird. Ein weiterer Sektor, in dem Österreich punkten kann, ist die ­Tourismusinfrastruktur – Almaty richtet die Winter-Universiade 2017 aus und ist einer von zwei Kandidaten für die Olympischen Winterspiele 2022.

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Und werden diese Chancen derzeit genutzt? In Österreich herrscht mit Ausnahme des Ölsektors große Zurückhaltung, was Investitionen in Kasachstan betrifft. Da sind uns unsere deutschen Nachbarn einen Schritt voraus, sie investieren überschaubare Summen in die Produktion einfacher Produkte. Schadet der Russland-Konflikt Kasachstans Wirtschaft? Man muss betonen: Seit 2010 erlebt Ka­ sachs­tan ein jährliches BIP-Wachstum von fünf bis sieben Prozent – entwickelt sich also dynamischer als der Großteil der Welt. Und selbst jetzt, da einige Nega­ tivfaktoren das Land gleichzeitig treffen, rechnet man für 2014 mit einem Wachstum von 4,5 Prozent. Das durch die Sanktionen verlangsamte Wirtschaftswachstum in Russland trifft Kasachstan natürlich. Laut Angaben der Statistik­agentur Kasachstans sind die Exporte in die Zollunion im ersten Halbjahr um 22 Prozent gesunken, die Importe um 24 Prozent. Ein bedeutender Anteil der europäischen Exporte nach Kasachstan erreicht das Zielland per Lkw-Transit durch Russland, und es gibt Meldungen von Verzögerungen und Problemen für mit Sanktionen belegte Lebensmittelexporte mit Zielland Kasachstan. Sollte der Konflikt auf eine dauerhafte Verschlechterung der Beziehungen

Michael Müller Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Almaty almaty@wko.at www.wko.at/aussenwirtschaft/kz

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Zwischen den Welten

zwischen der EU und Russland hinauslaufen, wird Kasachstan als Standort zur Bedienung Russlands für westliche Firmen attraktiver werden. Wie steht es um Infrastruktur und Logistik? Kasachstan liegt zentral in Eurasien, von uns aus gesehen aber weit weg. Bei strengem kontinentalem Klima und den riesigen Entfernungen im neuntgrößten Flächenstaat der Welt stellt die Logistik abseits der Hauptrouten eine besondere Herausforderung dar und verursacht hohe Kosten. Unter dem Titel „New Silk Way“ investiert Kasachstan mithilfe der internationalen Finanzinstitutionen massiv in die Modernisierung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Der Straßenkorridor Westchina–Europa und neue Zugführungen aus China über Kasachstan nach Europa senken die Transitzeit im Vergleich zum traditionellen Seeweg signifikant. Das Transitpotenzial soll weiter durch den Bau von 15 Logistikzentren entlang der West-Ost-Route erhöht werden. Was sollte man als österreichischer Exporteur im Umgang mit dem Land wissen? Der Geschäftsaufbau in Kasachstan ist sehr beziehungsintensiv und erfordert Ausdauer, kulturell ist man weit im Osten. Aufgrund der vertikalen Struktur in Behörden und Unternehmen sind Besuche hochrangiger Vertreter aus Österreich notwendig, um den Boden zu bereiten, auf dem dann die Projektmanager mit den kasachischen Partnern arbeiten können. Russisch ist zwar erste Geschäftssprache, und die Beziehungen zu Russland sind eng und gut, doch muss man Kasachstan immer als eigenständig und ebenbürtig behandeln, was es ja auch ist. Kasachische Kunden erwarten von Lieferanten sehr kurzfristige Antworten und Projektumsetzungen, und wenn vom „teuren Westen“ gekauft wird, muss die Umsetzung einwandfrei klappen und soll der Partner alle anfallenden Probleme rasch lösen. Auf diese kurzen Planungshorizonte und auch auftauchende Mühen und Probleme des Geschäftsalltags durch Bürokratie etc. kann man am besten mit einer eigenen Vertretung vor Ort reagieren.

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