Aussenwirtschaft magazine juni 2014

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china Alles über den größten Tourismusmarkt der Erde

Aussen wirtschaft juni 2014 € 5,–

magazine

AU S T R IA I S T Ü B E R A L L · DA S MAG AZIN DE R AU S S EN W I RT S CHA F T AU S T R IA

Chapeau! Wie Reinold Geiger L´Occitane zum Weltunternehmen machte.

+

E BEILAGr eis p EXPORT

2014

for investment! DIE WIEDERAUFERSTEHUNG EINES KONTINENTS. WIE SIE VOM BOOM IN NORDAMERIKA PROFITIEREN.

P.b.b. Österreichische Post AG/Firmenzeitung, 13Z039811 F, Retouren an: WKO, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien

Alle Sieger. Alle Nominierten.


Celebrating 40 years of good banking.

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2014 is a very special year for us as we’re celebrating 40 years in Austria. As the European arm of Russia’s largest, most influential commercial bank, we’re more experienced than ever to give support in your east-west business dealings.


Expedition Export juni 2014

Liebe Leserin, lieber Leser!

Coverfoto: xxxxx

impressum Medieninhaber: Service-GmbH der Wirtschaftskammer Österreich Herausgeber: Wirtschaftskammer Österreich / AUSSEN­ WIRTSCHAFT AUSTRIA, Mag. David Bachmann Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien, T: +43/5/90 900-4321, E: aussenwirtschaft. magazine@wko.at W: http://wko.at/ aussenwirtschaft Chefredaktion: Mag. Rudolf Loidl Redaktion AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA: Gabriele Schenk Art Direction und Layout: buero8, Wien Produktion: Industriemagazin Verlag GmbH, Lindengasse 56, 1070 Wien, T: +43/1/585 90 00 Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Wienerstraße 80, 3580 Horn Anzeigen: FCM firstclassmedia GmbH Pokornygasse 17/Top 2, 1190 Wien T: +43/1/934 65 94 F: +43/1/934 65 94-4 Auflage: 26.000 Exemplare

Fast zwanzig Jahre lang galt die Entwicklung auch für uns Europäer als nachahmenswert: Vom Produzenten globaler Weltmarken wie General Electric, Chrysler oder IBM wandelte sich die USA in den 90er und den 2000er Jahren zur Dienstleistungsnation. Die Wachstumsraten, die derart mit New Economy, Produktentwicklung und Handel erzielbar waren, übertrafen jene der industrielastigen Nationen wie Österreich (oder Deutschland, siehe auch „Germany: The Sick Man of Europe“, © Economist, 2004) um ein Vielfaches. Als mit Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008 die Schwächen des Geschäftsmodells im Land der unbegrenzten Möglichkeiten offenbar wurden, wusste man auch diese Herausforderung als Chance zu begreifen. Rasch – und radikal – wurde die Wirtschaftspolitik verändert. Billige Energie soll jetzt die längst nach Asien abgewanderte Produktion wieder ins Homeland zurückholen. Im Sog von Schiefergas und schwachem Dollar gelingt den USA derzeit eine Reindustrialisierung, die uns Europäer staunend zurücklässt. Wie Sie von dem Boom, der längst auch Kanada erfasst hat, profitieren können, erfahren Sie in der Coverstory der vorliegenden Ausgabe, die Sie ab Seite 16 lesen können. Staunen lässt einen auch die Vita von Reinold Geiger. Der 67-jährige Vorarlberger ist – obwohl weiten Bevölkerungskreisen unbekannt – eine der wohl spannendsten Persönlichkeiten Österreichs. Er hat vor einigen Jahren den damals notleidenden ­Kosmetikhersteller L’Occitane erworben, das Unternehmen zur globalen Nummer eins bei Naturkosmetika aufgebaut – und sich selbst mit dem erfolgreichen Turnaround (laut Forbes-Liste) zum Milliardär gemacht. Was den Vater dreier Söhne antreibt, ­lesen Sie in dem einfühlsamen Interview ab Seite 10. Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen in diesem Monat auch die Sonderausgabe zum Exporttag 2014. Das Sonderheft soll nicht nur die bemerkenswertesten Exporteure dieses Landes feiern, es soll auch ein Jubiläum markieren: Der Exportpreis, Österreichs renommierteste Firmenauszeichnung, wird heuer 20 Jahre alt. Ich freue mich über Ihre Anregungen an aussenwirtschaft.magazine@wko.at und wünsche Ihnen viel Lesevergnügen mit der vorliegenden Ausgabe des AUSSENWIRTSCHAFT magazine!

Walter Koren, Aussenwirtschaft Austria

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AUSSEN WIRTSCHAFT magazine

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die Grosse chance Warum sich für die heimische Freitzeitbranche in China ein Riesenmarkt auftut.

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exporterfolg Eigentlich setzt der oberösterreichische Familienunternehmer Harald Kny Luxushotels und Opernhäuser ins rechte Licht. Doch jetzt baut er im Oman – so groß wie nie zuvor.

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erfolgsrezeptE Reinold Geiger, L’Occitane-Gründer:

exportexperts 5 Fragen – 5 Antworten. Unsere Experten beantworten Ihre Fragen zu Märkten und Chancen. Diesmal: Italien, Belgien, Argentinien, Malaysien und die Golf-Staaten.

Fotos: xxxxxxx

Wie der 67-jährige Vorarlberger ein KosmetikWeltunter­nehmen geschaffen hat.

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AU AUSSSSEENNW WI IRT RTSSCCHHAAFFTT m maaggaazzi innee | | JM un ai 2014


inhalt juni 2014

3 Expedition Export 6 Export-trends News und Fakten aus der Exportwirtschaft. 8 barometer Die Weltkonjunktur im Überblick. 10 erfolgsrezeptE Reinold Geiger hat sich mit dem Kosmetikunternehmen L’Occitane zum Milliardär gemacht. Im Interview verrät der 67-jährige, warum er nicht loslassen kann. 16 coverstory Wie den Dienstleistungsnationen USA und Kanada die Reindustrialisierung gelingt, und wie österreichische Unternehmen am neuen amerikanischen Traum teilhaben können. 23 Interview axel kühner Axel Kühner, Vorstandschef der oberösterreichischen Greiner Holding darüber, was er in zehn Jahren Produktion in den USA gelernt hat.

extra

export service

Aussenwirtschaft Austria für Sie 39 EXPORT-SICHERHEIT Nepp im Netz: Wie Sie dem wachsenden Betrug im Internet begegnen. 41 Messen Auf welchen Märkten Sie in den kommenden Monaten Flagge zeigen können 42 Top-Märkte Unterstützung beim Einstieg in die unterschiedlichsten Märkte.

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COVERSTORY Befeuert von billigem Schiefer­ gas und schwachem Dollar wächst die Industrie Nordamerikas im Rekordtempo. Wie österreichische Unternehmen an der Wiederauferstehung des Kontinents teilhaben können.

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tagebuch Unser Mann in Dublin

24 Ein Markt und seine Eigenheiten Warum Geschäftemachen in Katalonien anders ist als in Spanien. 26 Die GroSSe Chance Freizeitwirtschaft und Tourismus finden in China einen Markt mit Riesenpotenzial. Wie Sie es erschließen können. 30 Tagebuch Ein Tag mit Wilhelm Nest, unserem Mann in Dublin. 32 Exporterfolg Die glanzvollen Beleuchtungskörper des oberösterreichischen Familienunternehmers Harald Kny erobern die Moscheen dieser Welt. 36 EXPORT-EXPERTS 5 Fragen – 5 Antworten. Unsere Experten vor Ort beantworten Ihre Fragen zu Märkten und Chancen. 39 Export-Service 46 AUSTRIA IST ÜBERALL Bernhard Fragner über die spannendsten Events und die wichtigsten Veranstaltungen der vergangenen Wochen. 50 so wird’s gemacht Business im High Tech Zentrum Israel.

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Export-trends news und fakten

Au s s en h an d el s b i l anz

Dienstleister retten die Exportbilanz

Die heimischen Dienstleistungsexporte – insbesondere jene mit hohem Technologieanteil – waren im Vorjahr so erfolgreich wie nie zuvor.

Ö

sterreichs Dienstleister haben ein Rekordjahr hinter sich. Österreichs Dienstleistungsverkehr (Handel, Tourismus, die EDVBranche, die Forschung und Entwicklungsdienstleister) erreichten mit +15,4 Mrd. EUR den höchsten bislang gemessenen Überschuss, so eine Studie der Oesterreichischen Nationalbank, die im Mai vorgestellt wurde.

t tip

Von wegen Zollfrei! In der Diskussion um das geplante Freihandels­ abkommen mit den USA (TTIP) liegt der Fokus – auch weil aufgrund der gegenseitig gewährten Meistbegünstigungsklausel viele Zölle längst abgebaut sind – auf den sogenannten „nichttarifären Handels­ hemmnissen“. Trotz allem: Im Schnitt beträgt der EUZoll auf US-Waren immer noch 5,5 Prozent, der USZoll auf EU-Waren noch 3,5 Prozent. Ein Überblick. Quelle: BMF, APA

6

„Eine spannende Entwicklung ist, dass die klassische produzierende Industrie in immer stärkerem Maße nicht mehr nur Waren, sondern auch Dienstleistungen expor-

„Spannend ist, dass die produzierende Industrie in immer stärkerem Maße auch Dienstleistungen exportiert.“

tiert“, sagt Johannes Turner, Statistik-Direktor der Oesterreichischen Nationalbank. So entfallen bereits 16 Prozent der Dienstleistungsexporte (rund 5,5 Milliarden Euro) auf die Industrie. Ein kleiner Wermutstropfen laut Turner: „Knapp die Hälfte der Dienstleistungsexporte entfällt auf auslandskontrollierte Unternehmen, was für die Standortfrage naturgemäß von besonderer Bedeutung ist.“

US-Zoll / EU-Zoll nach Produktgruppen in Prozent

Milchprodukte Getreidewaren Süßwaren Baumwolle Bekleidung Fisch Maschinen Elektromaschinen Metalle/Mineralien Chemikalien

19,9 52,9 3,1 17,1 14,4 32,1 4,1 0,0 11,6 11,5 0,8 11,8 1,2 1,9 1,7 2,8 1,7 2,0 2,8 4,6

„Profitiert wie sonst niemand“ Kein Land der EU hätte der Osterweiterung mehr zu verdanken als Österreich, sagt WKO Präsident Christoph Leitl.

„Auch wenn es für die EU nicht einfach war, so viele neue Mit­ glieder auf einmal zu verdauen, die Erweiterung ist eine Erfolgs­ story – besonders für Österreich“, sagte WKO Chef Christoph Leitl am 10. Jahrestag der ersten Ost­ erweiterungsrunde Anfang Mai. So kletterte der Überschuss von 2,4 Milliarden Euro im Erweite­ rungsjahr 2004 binnen weniger Jahre auf 6,2 Milliarden Euro 2008. Allein die Exporte in die fünf Länder Ungarn, Slowenien, Tschechien, Slowakei und Polen haben sich seit Österreichs EUBeitritt 1995 von 4 auf 16,9 Milli­ arden Euro mehr als vervierfacht. Die Alpenrepublik sei zudem ein Topinvestor in den „neuen“ Mitgliedsländern: Der Bestand an österreichischen Direktinves­ titionen in Mittel- und Osteuropa stieg von 400 Millionen Euro 1990 auf 8 Milliarden im Jahr 2000 und 67,2 Milliarden Euro im Jahr 2012. Dies habe die Pro­ duktivität der österreichischen Mutterunternehmen erhöht und Jobs hierzulande gesichert.

„Eine Erfolgsstory – besonders für Österreich.“ Christoph Leitl

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feed

neue bücher

Kr ed i t

Darf man sich’s urgut gehen lassen? Wo es doch allen so schlecht geht. Helmut. A. Gansterer Ecowin Verlag, 2013 Ein Aufruf zur Konterrevolution! Heiter, immer ein wenig gegen den Mainstream und voll sprachlicher Raffinesse ist das Buch ein typischer Gansterer. Der Journalist, Autor und Herausgeber erteilt in seinem neuen Werk notorischen Jammerern eine Absage. Um mit Gansterer zu sprechen: Auf in den Kampf gegen Verbitterte und Neider und Komplexler!

Jetzt auch für EUExporte!

Markterschließungs­ kredite, bislang nur für Märkte außerhalb der EU verfügbar, gibt es ab sofort auch für Märkte innerhalb der EU. Nähere Infos zur Markterschließung und zum klassischen Exportfondskredit gibt Ihnen Ihre Haus­ bank. Vorabinfo über Konditionen und Vor­ aussetzungen im Web unter: www.export­ fonds.at.

„Vorsichtig optimistisch“: Ägypten nach den Präsidentschaftswahlen

ägy pt en

Aufbruch am Nil

Nach den Präsidentenwahlen in Ägypten macht sich Aufbruchstimmung im wichtigsten arabischen Land Nordafrikas breit. „Die internationalen Ratingagenturen sehen Ägypten wieder vorsichtig optimistisch“, sagt Kurt Altmann, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Kairo, vor Journalisten in Wien. Trotz der chaotischen Lage in Ägypten haben die österreichischen Exporteure ihre Lieferungen in das Land 2013 gegenüber dem Jahr davor um 2,3 Prozent auf 145,7 Millionen Euro gesteigert. „Wir sind wiederum auf dem Niveau von 2009, was angesichts der ,komplexen Wirtschaftslage‘ im Vorjahr erfreulich ist“, sagt Altmann. Derzeit werden vor allem Papier, Pharmazeutika, Maschinen, Messgeräte, Löschfahrzeuge, aber auch Energydrinks, Fruchtsäfte, Käse und Zucker in das nordafri­kanische Land geliefert. „Wir raten, im Markt zu bleiben“, so der Wirtschaftsdelegierte. Derzeit begleitet die WKÖ rund 550 österreichische Firmen, die an Ägypten interessiert sind. Vor der Revolution waren es noch 700 bis 800 Firmen.

(UN) N Ü TZE S W ISS EN Fotos: News, shutterstock

Österreichs gröSSte Schuldner sind Irak und Nordkorea Die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) hat in ihrem Länderbericht die größten Schuldner aus Schadensfällen bei Exporthaftungen ver­ öffentlicht. Spitzenreiter ist der Irak (236 Mio. Euro) vor Nordkorea (145 Mio. Euro). Insgesamt waren per Ende 2013 Forderungen aus Haf­ tungsfällen in Höhe von 927,1 Mio. Euro offen.

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Reich werden auf die gute Art: Vermögenstipps eines Geistlichen Gregor Henckel-Donnersmarck Edition A, 2014 Der ehemalige Topmanager und spätere Abt des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz, Gregor Henckel-Donnersmarck, entlarvt in seinem Werk die kapitalistischen Erfolgsregeln als Strategien einer sinnentleerten Giergesellschaft, die ihre vordergründigen Ziele letztlich gar nicht erreicht. Lesenswert!

Von Menschen, Zellen und Waschmaschinen. Anstiftung zur Rettung der Welt Renée Schroeder Residenz Verlag, 2014 Wir müssen uns selber neu erfinden, meint die in Wien lebende Biochemikerin Renée Schroeder. Sie lernt von Zellen und Bakterien, wo es kontrolliertes Wachstum und selbstloses Verhalten gibt. Spannend, angesichts des Dogmas von zügellosem Wirtschaftswachstum. Eine furchtlose Streitschrift – durchaus Gedankenfutter für den Sommerurlaub!

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barometer die weltkonjunktur im JUNI

usa BIP/Kopf:

export-klima

+2,6 %

+ 1,1 %

KONSUM-KLIMA DIE EINZELHANDELSUMSÄTZE im ­Vergleich zum Vorjahresmonat (-quartal) weisen für die angelsächsischen Länder Irland, Groß­ britannien, USA und Kanada ein kräftiges Wachstum aus. Österreichs Einzelhandel freut sich über stärkeres Wachstum als der Schnitt der Eurozone. Der Konsum in Deutschland, Spanien und Italien ist zu Jahresbeginn sogar zurückgegangen. Prozent –2

2

4

brasilien 12.079 USD

BIP/Kopf:

+2,1 %

Argentinien 11.576 USD

BIP/Kopf:

– 1,0 %

Quelle: Statistik Austria

Produktions-klima DIE EINKAUFSMANAGER-INDIZES der USA, Chinas und der Eurozone stiegen im Mai stärker als erwartet. In China ist der Index, der die Stimmung in den Chefetagen der lokalen Industrie abbilden soll, mit einem Wert von 50,4 erstmals seit April wieder in den Wachstumsbereich (über 50 gestiegen). Solide im Wachstumsbereich ist das Produktionsklima im Mai in der Eurozone (53,4) und den USA (54,9).

6

+ 8,8 (Mär)

Eurozone

+ 4,2 (Mär)

USA

CHINA

+ 4,0 (Mär) + 3,2

(Q1)

+ 3,0 (Mär) + 1,6 (Mär)

60

+ 1,5 (Mär) + 1,4 (Mär)

55

+ 1,4 (Mär) + 1,3 (Mär) + 1,1 (Feb)

50

+ 1,0 (Mär) + 1,0 (Feb)

45

+0,9 (Mär)

+ 0,7 (Feb) — 0,5 (Mär)

40

— 0,5 (Mär) — 1,1

(Mär)

2009

2010

2011

2012

2013

2014

AU S S E N W I RT S C H A F T m a g a z i n e | J u n i 2 0 1 4

Quelle: HSBC Bank, Markit PMI Composite Europe

+ 3,9 (Feb)

2008

8

– 1,8 %

wachstum

Irland Großbritannien USA Kanada Australien Schweiz Norwegen Österreich Finnland Niederlande Portugal Frankreich Dänemark Belgien Eurozone Griechenland Spanien Italien Deutschland

–4

das bruttoinlanDSprodukt

Die Stimmung steigt: In der Mai-Schätzung für das BIP-Wachstum im laufenden Jahr 2014 zeigt sich der Economist* für fast alle Weltregionen optimistischer als noch im April. Selbst die Prognosen für Schwellenländer wie die Türkei oder Brasilien wurden leicht angehoben. Einzige Ausnahme: Die Aussichten für Russland haben sich verdüstert. Statt zwei Prozent BIP-Wachstum erwarten die Economist-Ökonomen angesichts der zunehmenden Kapitalflucht jetzt nur noch ein Plus von 0,5 Prozent.

Exportplus im Januar/Februar 2014

–6

VENEZUELA 12.956 USD

BIP/Kopf:

rückgang

Quelle: Statistik Austria

das export-barometer zeigt Dynamik. Österreichische Ausfuhren in Drittstaaten (Nicht-EU-Länder) verzeichneten in den ersten zwei Monaten 2014 einen Anstieg von 1,1 Prozent auf 20,03 Milliarden Euro, wie die Statistik Austria im Mai er­rechnete. Die Einfuhren legten übrigens um 4,2 Prozent auf 21,35 Milliarden Euro zu.

49.922 USD


Eurozone 34.510 USD

russland 14.247 USD

BIP/Kopf:

BIP/Kopf:

+1,2 %

+0,5 %

deutschland 41.513 USD

BIP/Kopf:

Türkei BIP/Kopf:

+2,3 % ÖSTERREICH BIP/Kopf: 49.256 USD

BIP/Kopf:

+7,3 %

10.609 USD

JAPAN 6.067 USD

BIP/Kopf:

+1,4 %

46.736 USD *Quelle: Economist Intelligence Unit Schätzung, Stand: 1.4.2014, BIP: Weltbank, Eurostat

china

saudi-Arabien 25.085 USD

BIP/Kopf:

+1,2 %

+4,0 %

SÜDKOREA 32.272 USD

BIP/Kopf:

+ 3,3 % ÄGYPTEN BIP/Kopf: 3.112 USD

indonesien 3.592 USD

+ 1,8 %

BIP/Kopf:

indien BIP/Kopf:

+ 6,0 %

+5,4 %

1.492 USD

südafrika 7.507 USD

BIP/Kopf:

australien 67.723 USD

+2,3 %

BIP/Kopf:

+2,7 %

transport-klima

PREISSTABILITÄTS-KLIMA

Der BALTIC DRY INDEX, der Kosten für die Verschiffung auf Standardrouten abbildet, stabilisierte sich zuletzt auf relativ niedrigem ­Niveau. Der WKO TRANSPORTKOSTENINDEX für den Landtransport signalisiert jedoch einen ungebrochenen Boom.

Die ERZEUGERPREISE (im Vergleich zur Vorjahresperiode in Prozent) sind in allen Ländern der Eurozone rückläufig. Die LOHNKOSTEN steigen in allen wichtigen österreichischen Exportnationen.

BALTIC DRY INDEX wird von der Baltic Exchange in London veröffentlicht und gilt als wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen auf Standardrouten.

2000

Erzeugerpreise in %

1000

Juni

Juli

Aug.

Sept.

Okt.

Nov.

Dez.

Jan. 14

Feb.

März

April

Mai

Quelle: Bloomberg, WKÖ

480 475 470 465 460

WKO TRANSPORTKOSTENINDEX wird seit 1971 vom Fachverband errechnet. Bezugsquellen sind offizielle und öffentliche Daten. 4/2013 5/2013 6/2013 7/2013 8/2013 9/2013 10/2013 11/2013 12/2013 1/2014

AU S S E N W I R T S C H A F T m a g a z i n e | J u n i 2 0 1 4

2/2014 3/2014

4/2014

Lohnkosten in %

Eurozone

– 1,6 (März)

1,5  (Q4)

Österreich

– 1,3 (April)

2,4  (März)

Deutschland

– 0,9 (März)

2,6 (Feb.)

Italien

– 1,9 (März)

1,4  (März)

USA

+ 3,1 (April)

2,3  (April)

Schweiz

– 0,7 (März)

0,8  (2012)

Frankreich

– 2,1 (März)

1,7

Großbritannien

+ 0,5 (März)

1,6  (März)

Kanada

+ 2,7 (April)

2,7  (Feb.)

Spanien

– 1,2 (März)

9,9  (2012)

(Q4)

*VPI 2014 Schätzung Economist, Mai 2014 / Quelle: Haver Analytics, Economist

+1,8 %

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erfolgsrezepte Auslandsösterreicher

„ Unternehmer werden selten reich“ Reinold Geiger hat mit L’Occitane ein Weltunternehmen geschaffen. Im Interview verrät der sechstreichste Öster­ reicher, warum es gut ist, klein anzufangen, wie Betriebsspionage betrieben wird und warum er längst nicht loslassen kann.

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Alle Fotos: APA Picture Desk

VON RUDOLF LOIDL UND PIOTR DOBROWOLSKI

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erfolgsrezepte

N icht jeder, der klein anfängt, kommt am Ende wie Sie auf die Forbes-Liste der 1.000 reichsten Menschen der Welt. Was muss ein Unternehmer tun, um erfolg­ reicher zu sein als die anderen? Reinold Geiger: Das Wichtigste ist: Er muss sich etwas Eigenes einfallen lassen. Und er muss felsenfest an sein Produkt glauben. Ein anderes Produkt einfach nachzumachen, weil es erfolgreich ist, wird niemals funktionieren, weil die Kopie nie das Original übertreffen kann. Und dann braucht er Energie, Energie und nochmal Energie. Denn Unternehmertum ist etwas, das einem gerade am Anfang unglaublich viel abfordert. Ich habe das Glück, dass ich von Natur aus mit sehr viel Energie gesegnet bin. Das hat mir geholfen, auch dann durchzuhalten, als es ziemlich ausweglos schien. An diesen Punkt, wo es aussieht, als würde gar nichts mehr gelingen, kommt übrigens fast jeder Unternehmer einmal. Und was würden Sie ihm dann raten?

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Den einen, alles lösenden Ratschlag gibt es nicht. Aber wer den Mut hat, Unternehmer zu werden, der findet da schon seinen eigenen Weg. Unternehmer sein bedeutet ja, immer wieder mit Herausforderungen fertig zu werden, von denen man einen Tag zuvor vielleicht noch gar nicht wusste, dass es sie gibt. Daher glaube ich ja auch, dass ein guter Unternehmer unbedingt ein Allrounder sein muss. Wenn einer nur ein guter Techniker ist, dann wird er als Selbstständiger wahrscheinlich scheitern. Auch ein guter Verkäufer wird nicht automatisch Erfolg als Unternehmer haben. Wichtig ist, von allem so viel zu verstehen, dass man die Entscheidungen der Fachleute nachvollziehen und notfalls auch korrigieren kann. Deshalb ist es auch gut, klein anzufangen. Denn wenn jemand klein anfängt, dann kann er gar nicht anders als sich am Anfang um alles selbst zu kümmern. Dann lernt er das Wichtigste automatisch. Oder er geht ins Ausland und wird gleich Millionär.

Das meinen Sie jetzt aber nicht ernst, oder? Wer international Erfolg haben will, muss das auch allmählich angehen. Zuerst ein Land, dann noch ein Land, und irgendwann einmal ist man mit etwas Glück vielleicht international. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Von Ihnen wird gesagt, dass Sie mit L’Occitane zwar unglaublich erfolgreich sind, die Produkte Ihres Unternehmens selbst aber nie benutzen. Das ist ein hartnäckiges Gerücht. Ich weiß nicht, woher es kommt und wer es warum in die Welt gesetzt hat, aber es stimmt nicht. In Wirklichkeit ist es genau andersrum: Ich verwende fast ausschließlich Kosmetika aus unserer Produktion. Und wenn ich einmal doch zu einem Konkurrenzprodukt greife, dann nur, um zu sehen, was die Konkurrenz macht. Wenn Sie so wollen, ist das dann eine Art Betriebsspionage. Sie haben sich schon immer für Kos­ metika interessiert und haben deshalb

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Reinold Geiger: Nach der Übernahme durch den Vorarlberger ist L'Occitane zur globalen Nummer Eins bei Naturkosmetik geworden.

L’Occitane übernommen? Nein, aber ich wollte immer mit Produkten arbeiten, für die ich mich begeistern kann. Und Naturkosmetika sind solche Produkte. Bei der Entscheidung, sich in diesem Bereich zu engagieren, hat aber auch eine Rolle gespielt, dass das Verpackungsunternehmen AMS, das mir gehörte und das ich später verkaufte, eben auch Verpackungen für Kosmetika herstellte. Daher war mir die Branche schon etwas vertraut. Grundsätzlich ging es aber darum, Geld in etwas zu investieren, das ich gut und sinnvoll finde. Und jetzt, wo alles läuft und das Geld mehr als gut angelegt ist, gehen Sie nur ab und zu ins Büro? Wo denken Sie hin! Ich bin zwar nicht in dem Sinn operativ tätig, dass ich ein Land oder eine Region führe oder einen Bereich der Firma, aber ich arbeite nach wie vor hundert Prozent für das Unternehmen. Ich bin sehr viel unterwegs, manchmal dort, wo es gerade nicht so gut läuft, um zu schauen, wie wir das verbessern können, ➤

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„ Das wichtigste am Unternehmertum ist: Man muSS felsenfest an sein Produkt glauben.“ Reinold Geiger, L’Occitane

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erfolgsrezepte ZUR PERSON Der Vorarlberger Reinold Geiger (67) stammt aus einer Tischlerfamilie. Nach einem Maschinenbaustudium hat Geiger zwei Jahre als Direktionsassistent bei einem Halbleiterproduzenten gearbeitet. Kurz darauf gründete er sein erstes eigenes Unternehmen, das allerdings nicht besonders erfolgreich war. Nach einigen weiteren Flops wurde er schließlich mit der Verpackungsfirma AMS Packaging reich und kaufte in der Folge den damals maroden Kosmetikhersteller L’Occitane auf. Heute operiert L’Occitane von Frankreich aus und ist die globale Nummer Eins bei Naturkosmetika. Das Unternehmen notiert an der Börse Hongkong. Im Vorjahr betrug der Nettoumsatz 1,054 Milliarden Euro. Das Vermögen von Reinold Geiger wird vom Magazin Forbes auf 1,3 Milliarden Dollar geschätzt, was ihm einen Platz unter den tausend reichsten Menschen der Welt sichert und Platz sechs unter allen Österreichern.

und manchmal dort, wo es besonders gut läuft. Auch um zu schauen, wie wir uns verbessern können. Ich hoffe, ich werde das noch die nächsten zwanzig Jahre tun können. Dann sind Sie 87. Sind Sie dafür so reich geworden, um dann immer noch zu arbeiten? Kein Mensch wird Unternehmer, um reich zu werden. Wenn jemand Unternehmer wird, dann deshalb, weil er frei sein will, selber Entscheidungen treffen möchte, etwas entwickeln will. Das sind die Gründe, die Leute zum Unternehmertum treiben, nicht das Geld. Denn seien wir ehrlich: Statistisch betrachtet ist die Chance, als Unternehmer reich zu werden, ziemlich gering. In den Medien kommen ja normalerweise diejenigen vor, die es geschafft haben. Dass es sehr viele gibt, die scheitern oder gerade einmal so über die Runden kommen, bekommt man sehr oft nicht mit. Sicher, wenn eine Firma gut läuft, dann stellt sie einen Wert dar, und insofern könnte man sagen, dass Unternehmer reich sind. Wenn ich mein Unternehmen verkaufen würde, wäre ich auch reich. Jetzt sind Sie es nicht? Es geht mir materiell sehr gut, keine Frage. Aber Reichtum ist relativ. Geld ­bedeutet für mich nicht Reichtum. Was dann? Andere Menschen, denen ich vertrauen kann, allen voran meine Familie. Auch dass ich eine Arbeit habe, die mich glücklich macht, ist für mich Reichtum. Dass ich mich jeden Montag in der Früh auf meine Arbeit freuen kann, das ist ein unglaubliches Privileg im Vergleich zu jemandem, der mit der einzigen Motivation arbeiten

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„ Es mag für Sie überraschend klingen, aber ich habe noch immer nicht das Gefühl, dass ich am Ziel wäre.“ Reinold Geiger, L’Occitane

geht, dass er Geld braucht, um seinen ­Lebensunterhalt zu bestreiten. Trotzdem scheint es in Österreich die Ten­ denz zu geben, eine vielleicht ungeliebte, aber sichere Arbeit der Selbstständigkeit vorzuziehen. Ich glaube nicht, dass in Österreich weniger Menschen den Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung bei ihrer Arbeit haben als anderswo in Europa. Ich halte es auch für einen Blödsinn zu sagen, den Österreichern fehlt der Unternehmergeist. Schauen Sie sich doch an, wie viele großartige und vor ­allem innovative Klein- und Mittelbetriebe es bei uns gibt. Dass in Asien oder Brasilien mehr Firmen entstehen als bei uns, hängt einfach damit zusammen, dass es dort noch sehr viel an Entwicklung aufzuholen gibt. Aber im Vergleich zu anderen europäischen Wohlfahrtsstaaten ist Öster­reich sicher ein sehr guter Platz für das Unternehmertum. Sie agieren dennoch von Frankreich aus. Ja, das hat sich aber durch meine ­Lebensgeschichte so ergeben, nicht weil ich gesagt hätte, ich muss nach Frankreich,

weil es dort so viel unternehmerfreundlicher wäre. Frankreich hat ja die gleichen Probleme wie andere europäische Staaten, Österreich eingeschlossen, sie auch haben. Jedenfalls habe ich hier schon ­gelegentlich den Eindruck, dass die Leute ihre Löhne beziehen völlig unabhängig ­davon, ob sie etwas leisten oder nicht. Sie könnten es sich aber schon leisten, sich zurückzulehnen und nichts mehr zu leisten? Es mag für Sie überraschend klingen, aber ich habe noch immer nicht das Gefühl, dass ich mich zurücklehnen könnte oder gar am Ziel wäre. Wenn man das Gefühl hat, das Ziel erreicht zu haben, und glaubt, sich auf den Lorbeeren ausruhen zu können, in diesem Moment beginnt es bergab zu gehen. Erst recht, wenn man glaubt, der große Star zu sein, dem nichts mehr passieren kann. Als der sechstreichste Österreicher sind Sie aber einer. Ich fühle mich wirklich nicht als Star. Wir danken für das Gespräch.

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coverstory Nordamerika

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can!

Vom Schiefergas befeuert wächst die – vor kurzem noch notleidende – Industrie Nordamerikas in Rekordtempo. Wie den Dienstleistungsnationen USA und Kanada die Reindustrialisierung gelingt, Und warum österreichische Unternehmen am neuen amerikanischen Traum teilhaben sollten. VON RUDOLF LOIDL UND PIOTR DOBROWOLSKI

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COVERSTORY

enn das kein gutes Omen ist. Das amerikanische Ursymbol schlechthin, das Lasso, wird seit nunmehr fast sieben Jahren von einem österreichischen Unternehmen produziert. Seit der Seilhersteller Teufelberger 2006 das Traditionsunternehmen New England Ropes übernommen hat, ist Good Old Austria bei fast jedem RodeoWettbewerb dabei. Dass das den meisten Amerikanern nicht bewusst ist, muss uns nicht schmerzen. Denn der Unterschied zwischen Austria und Australia ist in ­weiten Teilen der USA unbekannt. Dass in Cartersville, Georgia, niemand Kängurus in den Alpen vermutet, liegt wohl an einem Linzer Unternehmen. Denn mit der Voestalpine und ihrem gerade eröffneten Autokomponentenwerk ist Österreich hier als wichtiger Arbeitgeber fest verankert. Und auch in Corpus Christi, Texas, kennt man die Voestalpine und das Land der Berge – obwohl auf jenem

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Automobilwerk von Volkswagen in Chattanooga Im Schnitt kostet in den USA eine Beschäftigtenstunde 25 Euro, in Österreich über 33 Euro.

Gelände, auf dem die Linzer eine 550 Millionen Euro teure Direktreduktionsanlage errichten, derzeit noch Klapperschlangen die Szenerie beherrschen. 2016 soll das Werk in Corpus Christi, die größte Auslandsinvestition der Voestalpine seit ihrem Bestehen, in Betrieb gehen. 75 Prozent des Geländes bleiben vorerst unbebaut, als Reserve für die Zukunft. Denn die liegt für die Voestalpine eindeutig im Süden des Landes. Was die Stahlbranche wie Luft zum Atmen braucht, billige Energie, gibt es in Texas dank Fracking praktisch vor der Haustür. 3,5 Millionen Barrel pro Tag fördert inzwischen die amerikanische Schiefergasindustrie. 89 Prozent ihres Energiebedarfs erzeugen die USA heute selbst. Sicherer Standort. Die Kostenvorteile dank Schiefergas sind gewaltig: „In den USA kostet das Gas rund ein Viertel des europäischen Preises“, rechnet VoestalpineChef Wolfgang Eder vor. Wie essenziell für Zukunftsentscheidungen das ist, hat er vor Kurzem zum Schrecken vieler heimischer Beobachter der „Frankfurter Allgemeinen

Zeitung“ anvertraut: „Im Moment sehen wir nur Nordamerika als langfristig kalkulierbaren Standort.“ Doch auch für Unternehmen ohne einen derart hohen Energiebedarf wie die Voestalpine werden die USA zunehmend zum Ziel. „Dank Schiefergas gibt es in den USA derzeit einen unglaublichen konjunkturellen Zug, der sich auch auf nicht so energieintensive Branchen auswirkt“, erzählt Axel Kühner, CEO der Greiner Holding. Mit Greiner Bio-One profitiert auch seine Gruppe davon. Fast ein Viertel der Umsätze von Greiner Bio-One werden in den USA generiert. Der Schiefergassog ist inzwischen aber auch in der amerikanischen Gesellschaft selbst angekommen. Die Entschuldung der Haushalte ist weitgehend vollbracht, der Privatkonsum zieht an wie schon lange nicht mehr. Mit 16,3 Millionen verkauften Autos hat sich einer der zuverlässigsten Privatkonsumindikatoren erholt und ist derzeit doppelt so hoch wie im Krisenjahr 2009. Der Boom scheint überdies nach­ haltig zu sein. „Vieles spricht dafür, dass die Renaissance der US-Industrie diesmal mehr ist als nur das Ergebnis eines zyk-

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Fotos: xxxxxxxxx

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Exporterfolg: Der Tiroler Softdrink Rox prägt die Konsumgewohnheiten der jungen Ghanaer.

✰ Sicherheitstechnik als Österreichischer Exporterfolg: Rund 70 Prozent der Polizeikräfte sind mit Glock-Pistolen ausgerüstet. In New York sind es 100 Prozent.

lischen Aufschwungs“, sagt der österrei­ chische Wirtschaftsdelegierte in New York, Christian Kesberg. Dementsprechend lang ist die Liste öster­reichischer Unternehmen, die die Gunst der Stunde nutzen und ihre USPräsenz erweitern: Der Vorarlberger Verpackungshersteller Alpla zum Beispiel investierte im Vorjahr 54 Millionen Euro. Wobei Alpla ohnehin eine ganz besondere Erfolgsgeschichte ist: Im Bereich Body-Care stammen rund zwei Drittel aller in den USA verwendeten Verpackungen von Alpla. Der oberösterreichische Maschinenbauer Anger wiederum konnte im Zuge dessen, was gern als Reindustrialisierung Amerikas bezeichnet wird, sein US-Geschäft inzwi-

schen so weit ausbauen, dass man zum neuntgrößten Zulieferer des Fiat-ChryslerKonzerns geworden ist. Der Vorarlberger Beschlägehersteller Blum hat erst im Vorjahr groß ausgebaut, und auch der Medizintechnikhersteller Greiner produziert längst – seit mittlerweile zehn Jahren – in den USA für die USA. Aber nicht nur für die Industrie, die ihre Produktion näher an den US-Kunden verlagern will, auch für Exporteure von Konsumgütern, die den Schritt nach Amerika wagen, könnte der Moment nicht besser sein. Wobei Amerika nicht die USA allein meint, denn auch Kanada erlebt derzeit einen rohstoffgetrieben Aufschwung vom Feinsten. „Die Erdölförderung in der

„ Die Renaissance der US-Industrie ist diesmal mehr als nur das Ergebnis eines zyklischen Aufschwungs.“ Christian Kesberg, Wirtschaftsdelegierter in New York

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Provinz Alberta kurbelt die Wirtschaft an“, bestätigt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Toronto, Robert Luck. Geschäftschancen sieht er im boomenden Öl- und Gassektor, im Zuge dessen aber auch im Bereich von Infrastruktur und im gehobenen Konsumgüterbereich. Versuchsfeld Kanada. Abgesehen davon ist Kanada ein perfektes Versuchsfeld, für jene, die die Tauglichkeit ihrer Produkte oder Strategien für den nordamerikanischen Markt testen wollen. Denn so groß das Land auch ist, der überwiegende Teil des Wirtschaftslebens spielt sich in einem Gürtel von 200 Kilo­ metern nördlich der US-Grenze ab. 103 österreichische Niederlassungen gibt es in Kanada. Einige davon dienten den hier ansässigen Firmen auch als Brückenpfeiler für eine weitere Expansion in die USA. Das prominenteste Beispiel ist wohl der Kranhersteller Palfinger, der vom kanadischen Niagara Falls aus den US-Markt aufgerollt hat und dort immer noch seinen Nordamerika-Hauptsitz hat. ➤ Neben der Übersichtlichkeit hat

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COVERSTORY

✰ Eine Linzer Fitness-App erobert Amerika Runtastic-Erfinder Florian Gschwandtner, Christian Kaar, Alfred Luger, Rene Giretzlehner

Kana­da auch den Vorzug, dass es um eine Spur „europäischer“ ist als die USA und in seiner Struktur mit sehr vielen inno­vativen Klein- und Mittelbetrieben auch dem österreichischen Markt recht ähnlich. Wobei man sich von den Ähnlichkeiten auch nicht zu sehr blenden lassen sollte. Denn letztlich sind Kanadier in ihrem Alltag amerikanischer, als der erste Blick vielleicht vermuten lässt. „Das sieht man zum Beispiel bei den Maßen. Offiziell gilt hier das metrische System. In der Praxis verwenden sehr viele Kanadier aber das ­angloamerikanische System. In Baumärkten herrschen daher Angaben in Zoll und Fuß vor“, sagt Luck. Dass die Versuchung groß ist, den sehr spezifischen nordamerikanischen Markt aufgrund von kulturellen Ähnlichkeiten mit dem europäischen gleichzusetzen,

weiß auch der Wirtschaftsdelegierte in New York, Christian Kesberg: „Die Vertrautheit mit den USA, die wir aus Filmen, Nachrichten, Massenmedien haben, kann auch täuschen. Auf den ersten Blick wirken die USA Europa sehr ähnlich, doch der Markt hier ist völlig anders konfiguriert.“ Zum einen aufgrund seiner Größe: Allein Kalifornien generiert mit 2,19 Billionen USDollar ein größeres Bruttoinlandsprodukt als das gesamte Riesenreich Russland. Und das BIP von Texas ist größer als jenes von Indien. Der zweite große Unterschied besteht darin, dass am US-Markt der Kundennutzen eine noch viel größere Rolle spielt als in Europa. Während in Europa Produkte oft mit dem Hinweis auf ihre technischen Alleinstellungsmerkmale verkauft werden, sind dem US-Kunden solche Merkmale völlig egal, solange er darin nicht einen konkreten Zusatznutzen erkennen kann. „Wenn sie in die USA gehen, müssen öster­ reichische Anbieter ihre Vermarktungsstrategien daher oft überdenken“, erklärt Christian Kesberg. Wein für Dummies. Besonders deutlich wird diese Notwendigkeit im Bereich

Kanada hat den Vorzug, dass es um eine Spur „europäischer“ ist als die USA und mit vielen innovativen Klein- und Mittelbetrieben dem österreichischen Markt recht ähnlich. 20

der Konsumgüter. Andererseits aber kann, wer seine Hausaufgaben gemacht hat, in den USA auch als kleines Unternehmen punkten. Das Weingut Weinschlössl Steinschaden aus Engabrunn zum Beispiel ist mit der Idee des Weins in der sogenannten „Bag-in-Box“ neu gedacht und für den US-Markt angepasst. Bag-in-Box meint eine Verpackung, die aus einem Verbundstoffbeutel besteht und von einem Karton umhüllt wird. In Österreich für jeden einigermaßen stilbewussten Weintrinker ein absolutes No-Go und deshalb am Markt de facto nicht vertreten, wird sie in manchen anderen europäischen Ländern vor allem für größere Mengen verwendet. Der Vorteil dabei: Bag-in-Box-Gebinde sind so kon­ struiert, dass der Wein bei der Entnahme kaum mit Luft in Verbindung kommt, was seine Haltbarkeit enorm verlängert. Genau das überzeugt den US-Konsumenten neben der Qualität des Grünen Veltliners, den das Weinschlössl Steinschaden liefert. „In den USA gibt es sehr viele Singlehaushalte, für die die lange Haltbarkeit ein wichtiger Grund ist, zu unseren Produkten zu greifen“, erzählt Eigentümer Karl Steinschaden. „In New York kommt noch ein weiterer Punkt hinzu: Einkäufe werden hier meist zu Fuß oder per U-Bahn erledigt, und da ist eine quadratische DreiLiter-Box wesentlich leichter zu transpor-

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Foto: APA/Xinhua

Karl Steinschaden, Weinschlössl Steinschaden ist mit der Idee, den Edelwein aus Haltbarkeitsgründen im Verbundkarton zu verkaufen in den USA extrem erfolgreich.


Marktanalyse

USA

IMDieDETAIL Analysen unserer

BIP-Wachstum 2013: 1,9 Prozent BIP-Wachstum 2014: 3,0 Prozent BIP pro Kopf: 53.101 US-Dollar

Spezialisten vor Ort

Nordosten Chancenreiche Sektoren: IT, Energie, Konsumgüter, Biotechnologie

„Anbieter im Bereich Konsumgüter und Lifestyle profitieren nach wie vor von der steigenden Konsumnachfrage. Im ITund Softwarebereich kommen Speziallösungen kleiner österreichischer Anbieter zunehmend zum Zug.“

✰ Verena Wondrak sorgt mit ihrem Kindermodelabel Hilda.Henri in New York und Kalifornien für Furore.

tieren als vier Flaschen Wein. Und wenn sie im Gedränge auf den Boden fällt, passiert auch nicht viel.“ Wer die Subway zu Stoßzeiten kennt, weiß, wovon Steinschaden spricht. Vom Erfolg ermutigt feilt der Nieder­ öster­reicher nun an seinem nächsten Konzept: Etiketten, auf denen per Piktogramm deutlich gemacht wird, zu welchen Speisen der Tropfen passt: Fisch, Huhn, Rind. „Amerikaner lieben diese Art von Service. Viel weniger als bei uns gibt es dort den Anspruch, dass jeder, der gern isst, ein Weinexperte sein muss.“ Hundert Prozent Kundenorientierung. Auf exakte Übereinstimmung mit Kundenwünschen lässt sich auch der möglicherweise größte österreichische Exporterfolg in die USA zurückführen: die Glock-Pistole, mit der rund 70 Prozent aller amerikanischen Exekutivbeamten ausgerüstet sind und die sich auch bei Privatkäufern einer konkurrenzlosen Beliebtheit erfreut. Das Bemerkenswerte daran: Die Glock ist bei Weitem nicht die präziseste Waffe in diesem Segment. Aber sie ist derart zuverlässig wie kein anderes Modell. Und exakt darum geht es auch. Oder mit den Worten eines FBIAusbildners gesprochen: „Wir reden hier von Handfeuer­waffen. Die benützt man nicht, um aus hundert Meter Entfernung auf springende Eichhörnchen zu schießen. In der Mehrheit der Fälle, in denen Handfeuerwaffen benutzt werden, ist der Feind weniger als zweieinhalb Meter weit weg. Da geht es nicht darum, zu treffen, das ➤

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Christian Kesberg, Wirtschaftsdelegierter in New York newyork@wko.at

Mittlerer Westen Chancenreiche Sektoren: Automotive, Maschinen, Landwirtschaft

„Österreichische Firmen sind in den USA besonders im Maschinen- und Anlagensektor gut positioniert und profitieren damit vom Aufschwung des Industriesektors und der zunehmenden Mechanisierung.“ Franz Rößler, Wirtschaftsdelegierter in Chicago chicago@wko.at

Südstaaten Chancenreiche Sektoren: Energie, Aerospace, IT, Automotiv

„Der Tiefseehafen von Corpus Christi ist durch die Nähe des Eagle-Ford-Schiefergasfeldes ein attraktiver Standort. Im vergangenen Jahr wurden in dieser Boomregion in- und ausländische Investitionsprojekte in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar angekündigt.“ Rudolf Thaler, Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles losangeles@wko.at

Westküste

Kanada BIP-Wachstum 2013: 2,5 Prozent BIP-Wachstum 2014: 2,7 Prozent BIP pro Kopf: 51.990 US-Dollar Chancenreiche Sektoren: Energie, Konsumgüter, Infrastruktur

„Kanada wird in Zukunft vermehrt in nachhaltige Technologien und deren Applikationen investieren. Dies gilt nicht zuletzt auch für die Öl- und Gasförderung in den nördlichen Regionen, wo verstärkt auf die Sanierung der aufgelassenen Fördergebiete, die Nutzung der Abwärme und zahlreiche andere nachhaltige Technologien gesetzt wird.“ Robert Luck, Wirtschaftsdelegierter in Toronto toronto@wko.at

migration

Boomende Südstaaten

Die inneramerikanische Migration zwischen 2012 und 2013 nach Regionen Nordosten

– 165.000 Einwohner Mittlerer Westen

– 182.000 Einwohner Südstaaten

+ 382.000 Einwohner Westküste

– 36.000 Einwohner

Chancenreiche Sektoren: Hightech, Konsumgüter, Umwelttechnik

„Kalifornien liegt bei österreichischen Unternehmen im Trend. Für hippe Produkte ist Kalifornien ein attraktiver Markt und wird von österreichischen Unternehmen vermehrt als Testmarkt gesehen.“ Rudolf Thaler, Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles losangeles@wko.at

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COVERSTORY

✰ Alpla, Blum, Greiner, Pewag, Voestalpine Österreichs mittelständische Industrie drängt mit ihrer Produktion in die USA

mit Leinen verarbeitet werden darf. Da wir nur Wolle anbieten, können wir das garantieren“, sagt die Firmengründerin. Boomender Süden. Freilich: Erfolgs­ geschichten wie jene von Verena Wondrak, dem Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner oder auch der Voestalpine kommen nicht aus dem Nichts. Wer in den USA Fuß

Tipp

Initiative Go Silicon Valley

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Auch wenn die USA weder Niedriglohnland noch Steuerparadies sind: Geringer sind die Lohnnebenkosten hier allemal. 22

fassen will, sollte den Markteintritt gut vorbereiten. „Die USA sind ein sehr großer Markt, dementsprechend hoch sind auch die Markteintrittskosten“, so Christian Kesberg. Und auch die geografische Entfernung muss berücksichtigt werden. Sie erfordert früher oder später eine Präsenz vor Ort, zumindest aber – selbst für EPU – regelmäßige Flüge nach Übersee. Auf der anderen Seite bieten die USA ebenso wie der kleine Bruder Kanada eine Businessumgebung, die von einem Unternehmergeist durchdrungen ist, wie er in Europa sehr selten ist. „In den USA wird für potenzielle Investoren wirklich der rote Teppich ausgerollt. Das liegt auch daran, dass es einen viel stärkeren Konkurrenzkampf nicht nur zwischen Bundesstaaten, sondern auch zwischen den einzelnen Countys gibt“, bestätigt Rudolf Thaler, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Los Angeles. Und: Auch wenn die USA weder Niedriglohnland noch Steuerparadies sind, geringer sind die Lohnnebenkosten hier allemal. Im Schnitt kostet in den USA eine Beschäftigtenstunde in der Sachgütererzeugung rund 25 Euro, in Österreich sind es über 33 Euro. Wobei das Direktentgelt in beiden Ländern fast gleich ist: 17,26 Euro in Österreich, 17,16 in den USA. Je weiter in den Süden, desto günstiger wird allerdings in den USA die Arbeitskraft und auch tendenziell die Steuerbelastung. Nicht zuletzt deshalb erleben gerade Südstaaten wie Texas, aber auch zum Beispiel North Carolina einen gewaltigen Gründungsboom und Zuzug von neuen Unternehmen. North Carolina gilt derzeit ohnehin als absolut heißer Tipp: wie die Nordstaaten relativ wohlhabend und kulturell recht nahe an der Alten Welt, zugleich aber von einer ähnlichen Dynamik wie Texas, wo die Voestalpine derzeit die Klapperschlangen vertreibt und ihr neues Werk baut.

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Foto: APA/Xinhua

kann jeder. Da geht es darum, dass die Waffe zuverlässig feuert. Tut sie das nicht, sind Sie nämlich tot.“ Abseits von Waffen, Wein und Industrie bieten die USA – gerade weil sie ein für Neues sehr aufgeschlossenes Land sind – auch für Start-ups aller Art Erfolgschancen. Das wohl bekannteste österreichische Beispiel ist Runtastic. Die aus Linz stammende Fitness-App wurde von Google bei der Präsentation des Nexus 7 Tablets und des Betriebssystems Android 4.3 verwendet. Die US-amerikanische Zeitschrift „Men’s Fitness“ empfahl sie den Lesern heuer als die wertvollste Personal-Trainer-App am Markt. Auch andere technikaffine Unter­ nehmen wie zum Beispiel die Wiener PIDSO GmbH, die sich vorwiegend mit der Entwicklung von Antennensystemen für unbemannte Fahrzeuge beschäftigt, reüssieren auf dem US-Markt. Eine Start-Up-Initiative ermöglicht österreichischen IT-Firmen übrigens einen dreimonatigen Aufenthalt im Silicon Valley, das als härteste Entrepreneur-Schule der Erde gilt. „Über 80 Unternehmen qualifizierten sich in den bisher fünf Jahren mit ihren innovativen Produkten und Technologien vor einer US-Jury, die auch der Garant ist, dass die ausgewählten Unternehmen Chancen am US-Markt haben“ sagt Rafael Rasinger, als Referent für Internationale Technologiekooperationen bei der Wirtschaftskammer Österreich für das Programm zuständig. Mehr Infos darüber finden Sie im Kasten auf dieser Seite. Doch auch in Bereichen, die mit Hightech absolut nichts tun haben, kann das Land der unbegrenzten Möglichkeiten für österreichische Firmengründer ein Topmarkt sein. Erst vor einem Jahr hat sich Verena Wondrak mit ihrem Label Hilda.Henri selbstständig gemacht. Inzwischen ist ihre Kindermode aus gewalkter Wolle in Shops von New York bis Kalifornien präsent, und zwar genau dort, wo auch jene Klientel zu Hause ist, für die die hochpreisige Marke gedacht ist: wohlhabende Eltern, denen naturnahe Qualität ebenso wichtig ist wie Topdesign. Seit einer Nachfrage aus Brooklyn ist übrigens auch klar, dass die Lodenmäntel von Henri.Hilda koscher sind. „Da ging es darum, dass Wolle nicht gemeinsam


„Es ist einfach einfacher!“

Die Greiner Holding produziert seit über zehn Jahren Medizintechnik in den USA. Vorstandschef Axel Kühner erklärt, warum Amerika boomt, wie sich der Kontinent von Europa unterscheidet – und worauf Investoren achtgeben müssen.

Die USA boomen. Teilen Sie diese Einschätzung? Ganz klar. Dank Schiefergas gibt es in Amerika derzeit einen unglaublichen konjunkturellen Zug, der sich auch auf nicht so energieintensive Branchen auswirkt. Zugleich sind die USA sehr interessiert, europäische Industrie­unternehmen ins Land zu holen. Da gibt es einen regelrechten Wettkampf der Bundesstaaten untereinander, und davon profitieren Investoren natürlich. Abgesehen von günstiger Energie und natürlich der Marktgröße. Was bieten die USA Investoren und Exporteuren noch? Es gibt keine Volkswirtschaft der Welt, die so professionell ist wie die amerikanische, wenn es darum geht, ein businessfreundliches Umfeld zu schaffen. Das beginnt schon mit dem Konzept von leer stehenden Werkshallen, die im Voraus errichtet werden und die, wenn ein Investor kommt, binnen kürzester Zeit auf dessen Bedürfnisse adaptiert werden, damit er gleich mit der Produktion beginnen kann. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil sind auch die fehlenden sprachlichen und kulturellen Barrieren. In Japan zum Beispiel kann es Monate dauern, bis Sie vom Kunden ein Feedback zur Zusammenarbeit oder zum Produkt erhalten.

„ Hier gibt es einen regelrechten Wettkampf der Bundesstaaten untereinander, und davon profitieren Investoren natürlich.“ Axel Kühner, CEO Greiner

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Ist diese kulturelle Nähe auch ein Grund dafür, dass die USA für viele europäische Unternehmen attraktiver sind als China? Ja, auf jeden Fall. Denn außer der Größe kann China im Vergleich zu den USA viele Dinge nicht bieten. Betriebsansiedlungen, Genehmigungen, Behördenwege dauern unglaublich lang und vor allem: Der Ausgang ist bis zum Schluss ungewiss. Und erst recht schwierig wird es bei Dingen wie zum Beispiel Produktzertifizierungen. Da ist Amerika viel einfacher. Woran muss man sich als Öster­ reicher gewöhnen, wenn man in den USA Geschäfte machen will? Ein Punkt, der für Europäer sicher gewöhnungsbedürftig ist, ist die Tatsache, dass es in Amerika nicht für jedes Geschäft eine schriftliche Vereinbarung gibt, vieles wird per Handschlag vereinbart. Das muss man akzeptieren können. Und selbst wenn Dinge schriftlich fixiert werden, werden Sie keine Verträge abschließen können, die Ihnen zusichern, dass sich

in den nächsten fünf Jahren nichts ändern wird. Dafür ist die US-Wirtschaft viel zu dynamisch, man denkt hier auch viel kurzfristiger. Das betrifft auch Arbeitskräfte. Sie können sich nicht darauf verlassen, dass jemand, den sie heute einstellen, viele Jahre bei Ihnen bleibt. Wenn er eines Tages irgendeine andere Berufsidee hat, ist er womöglich innerhalb von drei Tagen weg. Und: Es ist sehr aufwendig, Mitarbeiter aus Europa an US-Standorte zu entsenden. Da muss man bei der Visabeschaffung und bei Arbeitsgenehmigungen Vorlaufzeiten einplanen.

ZUR PERSON Axel Kühner ist CEO der Greiner Holding und der Greiner Bio-One International AG. Die Greiner Holding AG zählt zu den führenden Unternehmen in der Schaum- und Kunststoffindustrie sowie in der Medizintechnik. Greiner Holding AG und Greiner Bio-One International AG betreiben gemeinsam 128 Standorte in 31 Ländern. Greiner Bio-One macht rund ein Viertel seiner Umsätze in den USA.

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ein markt … und seine eigenheiten

Im Europa-Hub

Wer Business in Katalonien betreibt, erlebt weniger südeuropäisches Temperament als mitteleuropäisches Entrepreneurship.

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von Andreas Meindl

ie Katalanen als „die Schwaben von Spanien“? So platt derartige Vergleiche auch klingen – gänzlich unrichtig sind sie meist nicht. „Unternehmerisches Denken ist in Katalonien sehr verbreitet“, sagt Andreas Kubek, „die Wirtschaft basiert weitgehend auf Klein- und Mittelunternehmen. Wirtschaftliche Risiken einzugehen, ist hier stärker akzeptiert als anderswo in Spanien.“ Der österreichische CEO des Energiepreisberaters Kaan Solutions bezeichnet vor allem Barcelona als „echten Inkubator für Start-ups“: So sorgen etwa zwei international renommierte Business Schools mit eigenen Investment-Fonds und einer ganzen Armee von Business Angels für massive Förderung junger Unternehmen. „Down to business“ Eine Geschäftskultur, die sich vor allem in den Krisenjahren ausgezahlt hat. Die Wirtschaftsdaten Kataloniens sind deutlich erfreulicher als jene von Spanien insgesamt. Während Katalonien rund ein Viertel der gesamten Industrieleistung Spaniens generiert, kommt etwa das Baskenland als 2. wichtigste In-

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dustrieregion nur auf 10 Prozent, „und das ist natürlich auch die Folge der ausgeprägten Entrepreneurship-Kultur“, sagt Robert Punkenhofer, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Barcelona. Katalanische Geschäftspartner seien erfahrungsgemäß eher trocken, sehr down to business, pragmatisch, direkt und pünktlich. Viele sprechen Italienisch, Französisch, auch Deutsch, „und die Englisch-Kenntnisse sind im Schnitt wesentlich besser als im übrigen Spanien“. Eine Internationalität, die auch historisch bedingt ist: Barcelona etablierte sich schon vor langer Zeit als europäischer Textil-Hub, es gab starke Immigration aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Das hatte auch Auswirkungen auf den Management-Stil. Während man im Süden Spaniens noch häufig auf eine traditionelle, manchmal geradezu feudale Auffassung von Unternehmensführung treffe, seien die Hierarchien in Katalonien deutlich flacher, erzählt Andreas Kubek: „Der Stil ist eindeutig auf breitere Beteiligung ausgerichtet, die klassischen Patriarchen gibt es nur noch in einigen wenigen Familienbetrieben.“ Heikles Thema Nationalstolz Ein zweischneidiges Schwert ist der katalanische Nationalismus. „Einerseits“, sagt

Robert Punkenhofer, „sind die Katalanen in dieser Hinsicht deutlich zurückhaltender als viele Südspanier. Vielleicht auch weniger selbstbewusst, nicht ganz so laut und auftrumpfend.“ Doch in den vergangenen Jahren gewann die Diskussion an Schärfe, was nicht zuletzt zum Referendum im kommenden November führt. Die katalanische Wirtschaftsszene sei bemüht, das Thema klein zu halten, beobachtet der Wirtschaftsdelegierte, „denn ihr ist bewusst, dass diese Debatte zu einer Verunsicherung führen kann, die wir gerade jetzt, da wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, am allerwenigsten brauchen können“. Der Politik sei es in dieser Hinsicht nicht gelungen, die Unternehmen zu instrumentalisieren, meint Punkenhofer, und daran sollten sich auch österreichische Unternehmen halten: „Ich rate dazu, das Thema Unabhängigkeit eher zu vermeiden.“ Was nichts daran ändert, dass gute Kenntnisse der Region als Zeichen des Respekts geschätzt werden. Vor allem die Sprache hat große Bedeutung: „Wer zumindest ein bisschen Katalan beherrscht, öffnet natürlich die Herzen.“ Andreas Kubek stimmt dem zu: „Man muss Katalan nicht sprechen, sollte es aber zumindest verstehen. Das ist ein äußerst emotionales Thema, bei dem es um viel mehr geht als um Geld.“ Einen Fauxpas sollte man unbedingt vermeiden: „Katalan ist eine eigene Sprache – bezeichnen Sie es bloß nie als spanischen Dialekt!“ FuSSball hilft Auf der sicheren Seite ist man im Smalltalk jedenfalls mit dem Thema Fußball. „Die Bedeutung des FC Barcelona kann gar nicht überschätzt werden“, bestätigt Robert Punkenhofer. Zumindest die wichtigsten Spieler und historischen Erfolge des Vereins zu kennen, hilft in jedem Fall – „für Real Madrid zu sein, ist ein absolutes No-go.

„Katalanen sind meist sehr down to business, pragmatisch und direkt.“ Robert Punkenhofer Wirtschaftsdelegierter in Barcelona barcelona@wko.at

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die grosse chance tourismus aus china

gusto auf

AoDILI Foto: shutterstock

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*Chinesisch (Mandarin) für „Österreich“, ausgesprochen: Aodili

Österreich gehört in China zu den beliebtesten europäischen Reisedestinationen. Mit jährlichen ­Zuwachsraten von über 15 Prozent und einem Publikum, bei dem die Geldbörse ziemlich locker sitzt.

V

ertraut und doch irgendwie fremd wirkt dieses Hallstatt. Pastellfarbene Häuser stehen knapp am Wasser. Über dem Kirchturm spannt sich ein makellos blauer Himmel. Doch schon die Telefonzelle unweit der Kirche will irgendwie nicht ins Bild passen: knallrot und englisch beschriftet – wie in London. Und was machen die Palmen an der Seepromenade? Willkommen in Boluo, jenem Ort in der chinesischen Provinz Guangdong, in dem man den Weltkulturerbeort Hallstatt gleich als Ganzes nachgebaut hat. Allerdings spiegelverkehrt und mit einigen Stilfehlern. Was der Begeisterung der Chinesen keinen Abbruch tut. Für den Nachbau nicht und erst recht nicht für das Original. Denn seit das Imitat im Juni 2012 eröffnet wurde – übrigens im Beisein von Hallstatts Bürgermeister Alexander Scheutz und einer Blasmusikkapelle –, ist das Interesse chinesischer Touristen an Österreich, das bisher eher dem Shopping und der Kultur galt, um eine Facette reicher geworden: den Wunsch, Hallstatt, das Salzkammergut und überhaupt das österreichische Land­leben in echt zu sehen.

Nachbau als Werbeträger. „Auch wenn es in Österreich anfangs viel Skepsis diesem Nachbau gegenüber gegeben hat, ist er ein ziemlich guter Werbeträger“, erzählt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Peking, Oskar Andesner. Wie überhaupt Chinas Begeisterung für Österreich als Tourismusziel regelrecht explodiert: Im Vorjahr gab es ein Nächtigungsplus von 15 Prozent;

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Von Piotr Dobrowolski bei den Ankünften konnte man im ersten Quartal des heurigen Jahres sogar ein Plus von 54 Prozent verzeichnen. „Chinesische Touristen beginnen Österreich inzwischen auch als Winterdestination abseits der großen Städte zu entdecken“, sagt Christian Lassnig, AUSSENWIRTSCHAFT Tourismus. Wohl liegt Wien mit 35,1 Prozent der Nächtigungen nach wie vor unangefochten an der Spitze der Nächtigungen, doch dann folgt schon das winteraffine Tirol mit 27,6 Prozent. Auf Platz drei liegt – nicht zuletzt dank des Phänomens Hallein – Salzburg mit 13,4 Prozent.

MARKTANALYSE

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Millionen Euro Marktvolumen ist das Potenzial für Nächtigungen aus China in Österreich.

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Millionen Chinesen verfügen über ausreichende finanzielle Mittel, um Auslandsreisen zu unternehmen.

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Millionen Chinesen verfügen über ausreichende finanzielle Mittel, um nach Europa zu reisen.

Es ist eine überaus zahlungskräftige ­ lientel, die es, inspiriert von „Sound of K Music“ – nach wie vor das Haupterkennungsmerkmal Österreichs in China – in die Alpenrepublik zieht. Stolze 200 Euro pro Aufenthaltstag und Person geben Chinesen nach Angaben der Unternehmensberatung Walter Junger & Friends bei ihren Österreichaufenthalten aus, deutlich mehr als der Durchschnitt von 110 Euro. Und, wie Gerd Gfrerer, der Geschäftsführer des Mehrwertsteuerrückerstatters Global Blue, vorrechnet, vor allem die Shoppingtouren der Chinesen in Österreich fallen überdurchschnittlich aus: Mit 590 Euro geben Chinesen jedenfalls mehr Geld pro Einkauf aus als Russen (423 Euro) und deutlich mehr als die nicht gerade armen Schweizer (220 Euro). An diese Zahlen knüpft Gfrerer daher gleich auch eine Empfehlung für jene Touristiker, die um den Gast aus dem Reich der Mitte werben wollen: „Chinesische Reisende bereiten sich lange auf ihren Aufenthalt in Österreich vor. Eine aktuelle Studie zeigt, dass 75 Prozent aller Einkäufe bereits zu Hause vorgeplant werden. Deshalb sind gezielt im Heimatland der Kunden verteilte Shoppinginformationen ein wahrer Umsatzbringer.“ Magnet Einkauf. Das gilt umso mehr, als Einkaufen ohnehin eine der beliebtesten Aktivitäten von chinesischen Touristen im Ausland ist. „Shopping liegt bei den Präferenzen ganz weit vorn. Das liegt unter anderem auch daran, dass es in China als Muss gilt, aus jedem besuchten Land möglichst vielen Familienmitgliedern, aber auch Bekannten etwas mitzubringen“, sagt Oskar Andesner. Oft sind es überaus luxuriöse Mitbringsel: Chinesische Touristen ➤

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die grosse chance tourismus aus china

kaufen nach Angaben von Global Blue fast dreimal so viele Uhren und Schmuck wie russische Reisende. Was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass diejenigen, die sich den Luxus einer Europa-Reise leisten können, einer aufstrebenden Mittelschicht angehören, die ihren frisch erworbenen Wohlstand sehr gern nach außen zeigt. Was die Übernachtung anbelangt, bieten Touristen aus China allerdings dennoch nicht nur für Fünf- und ViersterneAnbieter Marktchancen. Auf dieses obere Segment entfällt nämlich interessanterweise nur etwas mehr als die Hälfte der Nächtigungen. Die andere Hälfte gibt sich mit einfacheren Unterkünften zufrieden: „Der chinesische Gast wohnt oftmals in ­einem Dreisternehotel und gibt das gesparte Geld lieber für Einkäufe aus“, erklärt der Wirtschaftsdelegierte Andesner. Dementsprechend können Betriebe, die sich besonders um chinesische Reisende bemühen möchten, schon mit relativ simplen Maßnahmen den Wohlfühlfaktor für ihre Gäste heben: Neben den schon erwähnten Shoppinginformationen und eventuell auch einer Shoppingbegleitung vor Ort freuen sich Besucher aus China über einen Wasserkocher am Zimmer, mit dem sie Tee zubereiten können. Wer auch noch Hausschuhe anbietet und beim Frühstück neben Kaisersemmel und Sisi-Marmelade vielleicht zusätzlich einen Reisbrei auf den Tisch stellt, kann eigentlich nicht mehr viel falsch machen. Jedenfalls solange er Chinesen nicht mit Japanern vergleicht oder gar verwechselt. Das mögen sie nämlich gar nicht. Und bei Gesprächen über Politik

Foto: shutterstock

„Die Bewerbung Pekings für die olympischen Winterspiele 2022 führt zu einem WintersportBoom, DESSEN POTENZIAL enorm IST.“ 28

Riesenpotenzial: Eine Viertelmilliarde Chinesen verfügt über ausreichende Mittel für Auslandsreisen.

Label-Shopping: Längst sind Festlandchinesen auch Luxustouristen.

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potenzial

china

Marktanalyse

Marktvolumen nach Sparten

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Ausgaben pro Einkauf Chinesische Touristen 590 Euro Russische Touristen

✶✶✶✶

72,9 Millionen Euro

Mittelklassetouristen

✶✶✶

423 Euro Schweizer Touristen

39,3 Millionen Euro

220 Euro

Low-Budget-Bereich

22,8 Millionen Euro

Marktvolumen nach Reiszeit Noch dominieren die warmen Jahreszeiten, doch immer mehr Gäste aus China kommen im Winter. Auch das Interesse an Wintersport steigt. Frühling/Sommer/Herbst

95,3 Millionen Euro

Winter

39,7 Millionen Euro

Entwicklung Reisende 477.240* Chinesische Kalligrafie Shang: Handel, Business

260.000

2011

2012

2013

2014*

Entwicklung nächtigungen

510.000

590.000

2012

2013

2011 2012 2013 2014 *

8,2 Prozent 7,8 Prozent 7,7 Prozent 7,5 Prozent

Inflation 690.890*

370.000

2011

BIP-Entwicklung

2014*

2011 2012 2013 2014 *

Quellen: Österreich-Werbung, WKO, IWF, AWM

350.000

410.000

* Schätzung

Zugpferd Winter. Ein wichtiger Hebel, an dem Österreich ansetzen kann, um mehr chinesische Reisende anzulocken, ist die Bewerbung von Peking für die Olympischen Winterspiele 2022. Denn im Zuge dieser Bewerbung erlebt China derzeit einen regelrechten Wintersportboom. Im Gegensatz zu früher zeigen viele Chinesen heute Interesse an dem bisher eher fremden Skisport. Andere Alpenländer, allen voran die Schweiz, aber auch ­Bayern, haben den Trend möglicherweise etwas früher erkannt als Österreich und versuchen schon länger diese Gruppe zielgerichtet mit ihrem Marketing anzusprechen. „Wir haben uns vielleicht zu lange auf Russland konzentriert. Das politische Umfeld in Russland ist allerdings, gerade was Touristik betrifft, nicht unbedingt stabil. Insofern bietet sich China als Back-up regelrecht an“, sagt ein Branchenkenner. Zumal das Land zwar kommunistisch verwaltetet wird, Reisebeschränkungen für Menschen mit Geld aber nicht kennt. „Wer es zu Vermögen gebracht hat, lässt die Politik meist Politik sein und konsumiert stattdessen seinen Wohlstand“, kommentiert Wirtschaftsdelegierter Andesner. „Üblicherweise stören ihn die Behörden dabei auch nicht.“ Derzeit wird die Zahl jener chinesischen Haushalte, die über genug Mittel verfügen, um ins Ausland reisen zu können, auf 272 Millionen geschätzt, fünf Prozent davon haben Interesse und genug Geld, auch nach Europa zu kommen. Die Tendenz ist angesichts des kaum gebremsten Wirtschaftswachstums im Reich der Mitte stark steigend.

Luxusreisende

* Schätzung

sollte man als Gastgeber ebenfalls lieber Zurückhaltung üben. Insgesamt betrug das Marktvolumen, das chinesische Touristen für Österreichs Fremdenverkehr schaffen 2013 rund 118 Millionen Euro. Geht man von einer – sehr zurückhaltend – kalkulierten Steigerung von 15 Prozent aus, sollte es heuer zumindest 135 Millionen erreichen. Schon jetzt liegt Österreich in China auf Platz fünf aller europäischen Reisedestinationen. 408.000 Chinesen besuchten im Vorjahr Österreich, bald könnten sie die Zahl der US- Touristen überflügeln.

Chinesische Reisende geben zwar überdurchschnittlich viel Geld pro Aufenthaltstag aus, bei der Wahl ihres Quartiers setzt ein Teil aber auf billigere Unterkünfte, um Geld für Einkäufe zu sparen.

3,8 Prozent 2,6 Prozent 2,7 Prozent 3,0 Prozent

Arbeitslosigkeit 2011 2012 2013 2014 *

4,1 Prozent 4,1 Prozent 4,1 Prozent 4,1 Prozent

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tagebuch UNSER mann in …

… dublin

Wie der Wirtschaftsdelegierte in Dublin, Wilhelm Nest, die Kooperation mit anderen österreichischen Organisationen im Ausland lebt und das Image Österreichs bei einem Wein-Event fördert.

20. Mai, 7.50 Uhr

10.00 Uhr

Monatliche Besprechung in der österreichischen Botschaft. Mit Botschafter Thomas Nader und seinen Mitarbeitern ­bespreche ich den für Oktober ­geplanten Besuch von Bundespräsident Heinz Fischer in Irland. Das AußenwirtschaftsCenter Dublin wird aus diesem Anlass ein IrishAustrian Business Forum und einen Austria Showcase zum Thema „Urbane Technologien aus Österreich“ organisieren. Weitere Themen sind das Austrian Wine Dinner am Abend desselben Tages, eine für Anfang Juli geplante gemeinsame Dienstreise nach Cork und mehrere Kulturevents.

11.30 Uhr

Rückfahrt ins Büro. Jetzt muss ich mich sputen, denn spätestens in einer Stunde muss ich los zum Flughafen. Davor steht noch ein Telefonat mit einer Firma aus Graz an, und mit jedem meiner fünf Mitarbeiter sind noch Kleinigkeiten zu besprechen. Das AußenwirtschaftsCenter Dublin ist klein, und ich habe keinen Stellvertreter. Die zuständige Projektmanagerin gibt mir noch den Anmeldestand für das A ­ us­trian Wine Dinner: 112, davon 100 Selbstzahler. Damit sind wir ausgebucht.

13.45 Uhr

Airport Dublin. Ich warte auf die Ankunft der Aer-Lingus-Maschine aus Wien mit Willi Klinger, dem Geschäftsführer der

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Besprechung in der Botschaft (v. l.): Stv. Botschafter Ralf Hospodarsky, Wirtschaftsdelegierter Wilhelm Nest, Konsulin Doris Fida-Srajner und Botschafter Thomas Nader

­ sterreich Wein Marketing GmbH. Wir haÖ ben das Austrian Wine Dinner eigenständig organisiert und Willi Klinger als Master of Ceremonies dafür gewonnen. Niki Moser und seine Tochter Kathi vom Weingut Sepp Moser sind im selben Flieger.

15.30 Uhr

Besuch des Wine Trade Tastings der deutsch-irischen Handelskammer (AHK). Nach dem Einchecken im Clarence Hotel, das im Übrigen der Rockband U2 gehört, bringe ich Willi Klinger zu einem Wein-Event unserer deutschen Schwesterorganisation. Die ÖWM hatte Irland in den letzten Jahren quasi vom Radar genommen. So eröffnet sich aber die Möglichkeit, Willi Klinger einen aktuellen Einblick in den irischen Markt zu geben. 90 irische Weinhändler und Importeure beim deutschen Event könnten die Meinung der ÖWM zu Irland beeinflussen.

17.30 Uhr

Letzte Vorbereitungen für das Austrian Wine Dinner im Cleaver East Restaurant. Ich treffe im Restaurant ein, wo mein Team die letzten Vorbereitungen trifft. Die Weine der vier Winzer – Sepp Moser, Schloss Gobelsburg, Winzer Krems und Wohlmuth – sind im Eingangsbereich gut präsentiert, ebenso Gläser und Dekanter von Riedel Glas. Wir haben diese vier Weine ausgewählt, weil sie in Irland schon vertreten und somit leicht erhältlich sind.

Das Austrian Wine Tasting im Restaurant Cleaver East

19.00 Uhr

Beginn des Austrian Wine Dinners. Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Alles Freunde des österreichischen Weines, die über unser Netzwerk, über die Irish-Austrian Society und die Botschaft zu uns gefunden haben und sich den Spaß 55 Euro pro Kopf kosten lassen. Ich übergebe nach meinen Begrüßungsworten das Mikro an Willi Klinger, der kurz allgemein über Wein aus Österreich spricht und dann schon die vier Weine zur Vorspeise kommentiert. Es gibt vier Gänge eines irischen Menüs und zu jedem Gang vier Weine aus Österreich. Value for money!

22.30 Uhr

Ende der Veranstaltung. Das Essen ist gut über die Bühne gegangen, die Gäste sind sehr zufrieden und haben unseren Weinen „twelve points“ gegeben. Einige haben bei den irischen Weinhändlern auch gleich eine Bestellung aufgegeben. Somit eine gelungene Promotion für den österreichischen Wein und für Österreich insgesamt. Der harte Kern will noch kurz einen Abstecher ins Nachtleben von Dublin machen. Zum Glück geht Willi Klingers Flieger am nächsten Morgen schon um 7.30 Uhr … Wilhelm Nest Wirtschaftsdelegierter in Dublin Nutley Lane, 4 Dublin, Irland http://wko.at/aussenwirtschaft/ie dublin@wko.at Tel.: +353 1 283 04 88 Fax: +353 1 283 05 31

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Fotos: Shutterstock, Pewag

Bürobeginn. Ich gehe gedanklich den ­Tagesablauf durch und halte Rücksprache mit meinen Mitarbeitern. Die EingangsMails betreffen Events, die wir für den Herbst organisieren, und Anfragen österreichischer Firmen. Seit es Irland wirtschaftlich wieder etwas besser geht, ­beschäftigen uns wieder mehr Markteintritte als Forderungsbetreibungen. Eine weitere Anmeldung für die für September geplante Wirtschaftsmission (österreichische Zulieferungen für den irischen Agrarsektor und die Lebensmittelproduktion) ist auch eingelangt.


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Harald Kny setzt Moscheen, Luxushotels und Opernhäuser ins rechte Licht. Derzeit baut das oberösterreichische Familienunternehmen den fünftgröSSten Luster der Welt. Sein Bestimmungsort: die Moschee von Nizwa im Sultanat Oman. Von Piotr Dobrowolski

Wie haben Sie das gemacht, Herr Kny? 32

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porträt

H

exporterfolge aus österreich

Chefsache Design. Doch es ist nicht die Größe allein, die die arabischen Auftraggeber überzeugte, auch der stilsichere Umgang Knys mit der Symbolik des Islam begeisterte die Omanis. Denn auch wenn an den Produkten aus dem Hause Kny viele Menschen mitwirken: Das Design bleibt absolute Chefsache, schließlich hat Kny nicht umsonst dieses Fach studiert. Doch der Firmenchef ist ohnehin ein Multitalent. Er versteht nicht nur etwas von der Formensprache der Weltreligionen, er tüftelt auch persönlich an Steuerungscodes für CNC-Maschinen und ist stolz, dass man in seinem kleinen 50-Personen-Unternehmen ebenso gefinkelte Lösungen bedient wie beim Riesenunternehmen Mercedes. Im Gegensatz zu seinen Designkenntnissen hat sich Kny das technische und kaufmännische Wissen, das es braucht, um als kleines oberösterreichisches Familienunternehmen an die Weltspitze zu kommen, selbst angeeignet. „Ich

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Ehrengast aus austria. Knys Kunden sehen das offenbar auch so. Von Russland über China bis in den arabischen Raum weiß man die Leuchtkunst aus Ramingdorf bei Steyr zu schätzen. Im Oman hat Harald Kny inzwischen einen derart guten Ruf, dass der Sultan ihn zur Eröffnung der mit Kny-Lustern ausgestatteten neuen Oper als VIP einfliegen ließ und ihm bei der Eröffnung – künstlerische Leitung hatte übri­gens Placido Domingo inne – einen der ganz wichtigen Ehrenplätze zuwies. „Hat man im arabischen Raum das Vertrauen seiner Auftraggeber einmal gewonnen, bekommt man sehr viel zurück“, erzählt Kny. Wie bringt man aber Scheichs, Sultane und islamische Rechtsgelehrte dazu, einem zu vertrauen? Zu seinem ersten Auftrag in der Region kam Kny jedenfalls

„Mir ist nicht nur wichtig, dass, sondern auch wie wir unseren Gewinn erzielen.“

Zur Person Harald Kny (55) führt in dritter Generation das Familienunternehmen Kny Design. Hatte sich sein Großvater noch auf Beleuchtungsmittel für den Wohnungsmarkt ­spezialisiert, wandelte sich das Unternehmen mit der Zeit zu einem Premium-Anbieter in Licht-, Glas­ design und Metallbau. 2013 machte das Unternehmen unter anderem mit Kunden im arabischen Raum, Russland, China und Indien einen Umsatz von rund sechs Millionen Euro. Die Exportquote liegt bei 70 Prozent. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 50 Mitarbeiter.

auf die ortsüblich klassische Art: durch Mundpropaganda. Bei einer Messe lernte er einen Saudi kennen, der sich eines Tages an den Österreicher erinnerte, als sein Bekannter in Riad eine Luxusvilla baute und nach tollen Lichtlösungen suchte. Von da an ergab ein Auftrag den anderen: ein Luster für die Moschee in Muscat, die Ausstattung der neuen Oper ebenfalls in der Hauptstadt Muscat und nun der Riesenluster für Nizwa. Gut möglich, dass es danach weitergeht: „Wir sind auch bei einem großen Regierungsauftrag im Moment ganz gut im Rennen“, erzählt Kny. Von Oman nach Kasachstan. Als ausschließlicher Oman-Spezialist will sich der Oberösterreicher aber nicht sehen. „Das kommt oft wellenweise, und dann ist man eine Zeitlang wieder anderswo sehr präsent. Wir hatten auch Zeiten, wo wir sehr viel in Deutschland gemacht haben“, erklärt Kny. Inzwischen ist Kny Design bei einem Jahresumsatz von sechs Millionen Euro aber ohnehin recht global aufgestellt: Ein Mitarbeiter betreut von Shanghai aus den chinesischen Markt, ein anderer von

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Fotos: Shutterstock, xxxxxx

arald Kny wäre auch ein guter Kunsthistoriker geworden. Wenn der 55-Jährige über die Symbolik von Ornamenten spricht, über die unterschiedlichen arabischen Traditionen im Oman und im Iran, über die Begeisterung der Chinesen für Maria-Theresia-Leuchter oder über den russischen Jugendstil, dann ist er kaum zu bremsen. Und man will das auch gar nicht, denn Kny versteht es, sein breites kunsthistorisches Wissen in spannende Geschichten zu verpacken. Dabei ist er im Hauptberuf eigentlich Geschäftsmann, ein höchst erfolgreicher noch dazu. Das von ihm geleitete Fami­ lienunternehmen Kny Design fertigt gerade den fünftgrößten Luster, der je gebaut wurde. Sein Bestimmungsort: die Moschee von Nizwa im Oman, der Auftragswert: 600.000 Euro. Fast 30 Meter hoch ist der Luster, in dem mit spezieller LED-Technologie nicht weniger als 67.000 SwarovskiKristalle zum Funkeln gebracht werden. Und 6,5 Tonnen schwer. Im Herbst soll er im Oman installiert werden.

bin überzeugter Autodidakt. Ich glaube, dass man sich alles selbst beibringen kann, wenn das Interesse groß genug ist. Auch so kann man besser werden als die anderen.“ Was die Leuchter von Kny Design heute von der Konkurrenz abhebt, ist einerseits die ausgereifte LED-Technologie, andererseits die Gusstechnik: „Bei Lustern geht es ja nicht nur um Licht und Kristalle, sondern sehr oft um unglaublich feine Ornamente, die gegossen werden müssen. Und da trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich denke, in diesem Punkt können 99 Prozent der Mitbewerber nicht mit uns mithalten.“


Dubai aus den arabischen, und der Kollege in Russland konzentriert sich neben Russland selbst auch auf Kasachstan: „Das ist ein Land im Aufschwung. Und immer, wenn Aufschwung da ist, entsteht der Wunsch, Bleibendes zu schaffen. Das war in Wien auch nicht anders, als Schloss Schönbrunn oder die Ringstraßenpalais gebaut wurden“, setzt Kny seine Hoffnungen in den kasachischen Markt gleich in einen kunstgeschichtlichen Kontext. Doch trotz Unterstützung vor Ort: Nach wie vor reist der Chef selbst, um Aufträge feinzutunen. Auf 60, 70 Auslandstage pro Jahr kommt er immer noch. Was ihn allerdings nicht wirklich stört: „Das ist ja auch das Schöne an dieser Branche, dass du als Innenausstatter fast immer den Bauherrn persönlich kennenlernst und mit ihm die Details absprichst. Eine Firma, die Beton liefert, hat diesen Luxus nicht.“ Luxus Verhandlungen. Dass Kny direkte Verhandlungen mit Bauherren als Luxus bezeichnet, mag auch daran liegen, dass ihn neben Technik und Kunst offenbar auch Menschen interessieren: „Ich wäre

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sicher ein ganz schlechter Buchhalter geworden. Denn auch wenn ich rechnen und bilanzieren kann, das Menschliche hätte mir doch gefehlt.“ Und weil das so ist, stellt Kny Gewinnmaximierung auch nicht über alles: „Mir ist nicht nur wichtig, dass, sondern auch wie wir unseren Gewinn erzielen.“ Deshalb werden bei Kny die gegossenen Teile zum Beispiel nicht in einem Chemi­ kalienbad, sondern biologisch verträglich mit Bakterienkulturen gereinigt. „Das ist beeindruckend, man legt die Teile für 40 Minuten in ein solches Bad, und die Bakterien essen den ganzen Polierstaub und die Ölrückstände regelrecht auf“, ist Kny begeistert. Was er erst auf Nachfragen erzählt: Eine herkömmliche chemische Anlage kostet in der Anschaffung rund 15.000 Euro, die von ihm gewählte Varian­te das Dreifache, nämlich 75.000 Euro. „Behält man den Blick fürs Ganze, finde ich das dennoch in Ordnung“, sagt Kny. Und zeigt damit, dass er sich nicht nur im Kunst­geschichtlichen, sondern bisweilen auch im Geschäftlichen von Idealen leiten lässt.

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Für die Moschee von Nizwa im Sultanat Oman baut Kny derzeit den fünftgrößten Luster der Welt. Die Bauzeit wird rund ein Jahr betragen. Im Herbst soll der Einbau vor Ort beginnen. Gesamtgewicht: 6.570 kg Durchmesser: 4,5 m Korpushöhe: 10,7 m Höhe inkl. Hängestange: 29,9 m Lichtleistung: 48.000 Watt Auftragswert: rund 600.000 Euro

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EXPORT-EXPERTS Wirtschaftsdelegierte beantworten Ihre Fragen Was macht Österreichs Argentinien wird 1Handelspartner zweitwichtigsten 2 in jüngster Zeit Italien gemeinsam mit Venezuela trotz aller Negativmeldungen so attraktiv für unsere Exporteure?

5 fragen, 5 antworten. aktuelle infos über die lage vor ort.

Sie haben eine Frage an einen unserer Spezialisten weltweit? aussenwirtschaft.magazine@wko.at

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Ingrid Valentini-Wanka: Jeden Tag l­ iefern österreichische Firmen Waren und Dienstleistungen im Wert von 29 Millionen Euro Richtung Italien. Dafür gibt es gute Gründe: Unser südlicher Nachbar zählt weiter­ hin zu den größten Volkswirtschaften der Welt und verfügt auch bei konjunktur­ bedingt schwacher Nachfrage über einen enormen Binnenmarkt mit rund 61 Millionen kauffreudigen Einwohnern. Italie­nische Abnehmer verlangen von ihren Geschäftspartnern Pünktlichkeit, Ver­lässlichkeit und erstklassige Qualität; mit diesen Eigenschaften können öster­ reichische Unternehmen punkten und ­genießen daher in Italien einen ausgezeichneten Ruf. Da es für italienische Produzenten wichtig ist, auf den Weltmärkten mit Topqualität wettbewerbs­fähig auftreten zu können, bestehen weiters ausgezeichnete Chancen für österreichische Zulieferungen. Nicht zuletzt können österreichische Produkte aber auch in Bereichen reüssieren, die dem „Made in Italy“ vorbehalten scheinen, wie etwa mit Hochdesignbeleuchtung für Museen. Damit unsere Exporte allerdings wieder die Dynamik vor der Krise erreichen, muss die bisher nur zögerlich greifende Wirtschaftserholung in Italien endlich in Schwung kommen. Immerhin stehen die Zeichen auf Umbruch: Der 39 Jahre junge Regierungschef Renzi ist dynamisch, ehrgeizig und charismatisch. Er will Italien trotz der zur Eindämmung der hohen Staatverschuldung notwendigen Budgetdisziplin auf den Wachstumskurs zurückführen. Der Erfolg wird davon abhängen, ob er die überfälligen Strukturreformen, zum Beispiel am Arbeitsmarkt und beim Bürokratieabbau, umsetzen kann. Der Triumph bei den Europa- und Regionalwahlen bietet ihm dafür willkommene Rückendeckung.

Ingrid Valentini-Wanka Wirtschaftsdelegierte in Padua padua@wko.at

genannt. macht es Sinn, bei derartigen Rahmenbedingungen den Markt zu bearbeiten?

Andreas Meindl: Einleitend muss klar­ gestellt werden, dass sich zwar die argentinische Volkswirtschaft wieder einmal in einer schweren Krise befindet, da in den letzten Jahrzehnten de facto kein stabiler, pragmatischer Wirtschaftskurs verfolgt wurde, die Strukturen sich aber sowohl politisch als auch wirtschaftlich deutlich von Venezuela unterscheiden. Das Land verfügt über einen effizienten Agrarsektor sowie eine Industrie, die weite Bereiche des Bedarfs abdecken kann. Zwei gravierende Probleme zeichnen die Wirtschaft aus: einerseits die sehr hohe Inflationsrate – für heuer wird auch offiziell mit über 35 Prozent gerechnet –, andererseits die fallenden Devisenreserven, die Ende April 2014 nur noch rund 28 Milliarden US-Dollar betrugen. Verschärft wird dies durch eine stagnierende Wirtschaft und ein hohes Haushaltsdefizit. Die argentinische Regierung versucht, den gravierenden Strukturproblemen mit starken staatlichen Eingriffen wie restriktiven Import-, Devisen- und Preiskontrollen zu begegnen. So sind für alle Einfuhren vorweg in einem wenig transparenten ­Verfahren Lizenzen einzuholen, und auch Devisentransfergenehmigungen für ­Importe oder Dividendenzahlungen werden nur zögerlich erteilt. Da aus Österreich kaum Konsumwaren bezogen und Lieferungen von Maschinen und Anlagen von den Restriktionen weniger stark erfasst werden (die argentinische Regierung fördert den Ausbau der lokalen Industrie zur Importsubstitution), konnten sich österreichische Firmen relativ gut behaupten. Natürlich bestünden auch Chancen bei der Erweiterung der Infrastruktur, etwa der Bahn, oder am Energiesektor und im langsam bedeutender werdenden Umweltbereich – deren Wahrnehmung wird aber vom Wirtschaftskurs der nächsten Monate abhängig sein.

Andreas Meindl Wirtschaftsdelegierter in Buenos Aires buenosaires@wko.at

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Die Golfstaaten 3 galten lange Zeit als Dorado für öster-

Malaysia gehört Täglich wird aus der 4 zu den Top-25-Han5 Hauptstadt Europas bedelsnationen weltweit. richtet, aber nichts über

Wolfgang Penzias: Ja, denn nach einigen Jahren der Konsolidierung werden hier wieder neue Megaprojekte konzipiert und umgesetzt. Einige Beobachter meinen, dass das schon einmal da war und daher wieder zu einer Immobilienblase führen werde. Deren Auswirkungen waren von 2008 bis 2011 dramatisch, führten zu einem kompletten Baustopp, der Stornie­ rung von Aufträgen beziehungsweise zur Nichtbezahlung von gelieferten Waren. Die Golfstaaten haben allerdings verstanden, dass man die reine Immobilienspekulation eindämmen muss, indem ein regulatives Umfeld geschaffen wird, das Vertrauen schafft und Exzesse verhindert. Neben diesen Regelungen wurden neue Großprojekte an Land gezogen, etwa die Fußball-WM 2022 in Doha und die EXPO 2020 in Dubai, für die die Infrastruktur massiv ausgebaut werden muss. Auch die Erdöleinnahmen haben sich besser als erwartet entwickelt, sodass die Golfstaaten wieder Überschüsse in Budget und Leistungsbilanz erwirtschaften. Dank dieser Entwicklung hat sich die Lage in Industrie und Handel deutlich verbessert, wovon wieder der Bausektor profitiert, da sich ein Mehr an Wirtschaftswachstum unmittelbar in einer Erhöhung der Bevölkerung (Zuwanderer und Arbeiter) niederschlägt: mehr Erdöleinnahmen – mehr Wachstum – mehr Bevölkerung – Beschleunigung der Nachfrage. Die Rückzahlung der Schulden Dubais wird zwar noch Jahre andauern, ist aber seit vier Jahren auf gutem Kurs, weil die Gläubiger sehen, dass es aufgrund der ge­ nannten Großprojekte wieder aufwärts geht. Dank der steigenden Konjunktur erreichten Österreichs Exporte einen Rekordwert von 1,05 Milliarden Euro allein in den kleinen Golfstaaten (ohne Saudi Arabien). Für das Jahr 2014 kann man mit weiteren Anstiegen rechnen, da nun die Großprojekte in die Bauphase kommen und sich in der Handelsbilanz auswirken.

Nützen österreichische Firmen ihre Chancen in diesem aufstrebenden Markt?

Belgien. Was sollte ich unbedingt wissen, wenn ich nach Belgien exportieren möchte?

Werner Somweber: Malaysia hat in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Entwicklung durchgemacht und sich von einer Agrar- und Rohstoffwirtschaft (Zinn, Palmöl, Gummi und Holz) zu einer Industrienation mit exportorientierter Wachstumsstrategie gewandelt. Für Österreich ist Malaysia seit einigen Jahren der lukrativste Exportmarkt innerhalb der ASEAN-Region. Die Exporte erreichten 2013 ein Allzeithoch von 433 Millionen Euro. Malaysia ist ein bedeutender globaler Produktionsstandort für die Elektronik­ industrie, folglich sind unsere wichtigsten Exportgüter elektronische und elektrotechnische Waren mit einem Volumen von 284 Millionen Euro. Hauptsächlich sind dies integrierte Schaltungen, Halbleiterelemente und elektromechanische Ausrüstungen. Potenzial für Österreich gibt es aber auch im Bereich Wassertechnologie, bei Eisenbahnausrüstungen sowie Zulieferungen für die Bauindustrie. 55 österreichische Firmen haben bereits Niederlassungen in Malaysia eröffnet und produzieren bzw. assemblieren Motorräder, Kunststoffrohre, Gummihandschuhe und Antriebsaggregate. Einige österreichische Firmen befassen sich mit Konsulenten- bzw. IT-Serviceleistungen und bieten diese von Malaysia aus auch regional an. Der Großteil der österreichischen Stützpunkte befindet sich im Raum Kuala Lumpur bzw. den angrenzenden Bundesstaaten. In letzter Zeit verstärkte sich das Interesse an der Sonderzone Iskandar an der Grenze zu Singapur. Wesentlich niedrigere Miet- und Grundstückspreise als beim südlichen Nachbarn sowie günstige Kosten für Löhne, Energie und Wasser machen diese Region zu einer interessanten Standortalternative nach dem Motto „Leben in Singapur und produzieren in Iskandar“.

Peter Fuchs: Belgien ist mehr als Bier, Schokolade und Diamanten. Antwerpen ist Europas zweitwichtigster Industrie­ hafen und der größte chemische Industriestandort in Europa und der zweitgrößte der Welt. Zeebrugge ist einer der bedeutendsten Gasterminals Europas, dazu wichtig für Automobilexporte bzw. den Import von Früchten. Der drittgrößte ­europäische Binnenhafen, Lüttich, ­gewinnt an Bedeutung. In der Wirtschaftsstruktur dominieren wie in Österreich die Klein- und Mittelbetriebe. Allerdings gibt es auch bedeutende multinationale Unternehmen mit wichtigen Produktionsstandorten in Belgien wie Audi, BASF, Bayer, Caterpillar, DuPont, Johnson & Johnson, Pfizer, Total oder Volvo. Rund 500.000 Fahrzeuge werden jährlich in Belgien assembliert. Belgien ist bedingt durch die Sprachenvielfalt und die lokalen Unterschiede der drei Regionen Flandern, Wallonien und Brüssel-Hauptstadt ein komplexer Markt. Die Marktbearbeitung sollte genau geplant werden. Internetauftritt, Verkaufsunterlagen, Verpackungsbeschriftungen oder Gebrauchsanweisungen sind in niederländischer und französischer Sprache zu gestalten. Die Anstellung belgischer Mitarbeiter oder die Zusammenarbeit mit erfahrenen lokalen Vertriebspartnern sind die Basis für eine erfolgreiche Marktbearbeitung. Belgiens Haushalte waren noch nie so reich wie heute und verfügen im Schnitt über ein Vermögen von 166.000 Euro. Sie sollten auch wissen, dass Belgien mit 1,7 Milliarden Euro in Österreich mehr einkauft als z. B. Japan, Indien oder Brasilien und ein sehr offener und konkurrenzintensiver Markt ist. 400.000 Belgier – vor allem Flamen – erholen sich durchschnittlich fünf Tage im Jahr in Österreich.

reichische Firmen. Gilt das immer noch?

Wolfgang Penzias Wirtschaftsdelegierter in Abu Dhabi abudhabi@wko.at

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Werner Somweber Wirtschaftsdelegierter in Kuala Lumpur kualalumpur@wko.at

Peter Fuchs Wirtschaftsdelegierter in Brüssel bruessel@wko.at

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AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

Rund um Ihr Unternehmen leben 7 Milliarden Menschen.

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Unser Markt ist größer als wir denken.

Die Offensive für mehr Export. > T 05 90900-60100 > go-international@wko.at > www.go-international.at

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S 39 Online-Betrug | S 41 Messen | S 44 Austrian development Agency

Kriminalität im Internet ist ein wachsendes, globales Problem.

Nepp im Netz

Perfekte Kommunikation, professioneller Online-Auftritt, freundliche und kompetente Mitarbeiter – und alles ist gelogen. Betrugsversuche im Internet sind ein wachsendes Problem. Die Begeisterung war groß. Es ist nicht alltäglich für einen kleinen österreichischen Produzenten von Kürbiskernöl, dass ein potenter Importeur aus Malaysia Interesse bekundet. Massives Interesse – man habe den Stand der Österreicher bei der Messe in Kuala Lumpur besucht, sei von der Qualität äußerst beeindruckt und plane nun, große Mengen des für Malaysia exotischen

Öls zu importieren. Ein riesiger Markt wartete nur darauf, erobert zu werden. Die Anfrage kam in bestem Business-Englisch, die Homepage des Importeurs war professionell gestaltet, und sogar Zertifikate malaysischer Regierungsstellen konnten eingesehen werden, die dem Unternehmen die besten Referenzen ausstellten. Als die erste Bitte um Über-

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weisung eines überschaubaren Geldbetrags eintrudelte – für behördliche Schriftstücke, Zollpapiere und Ähnliches –, kam nicht der geringste Verdacht auf. Erst nachdem zum zweiten und zum dritten Mal die Hand aufgehalten worden war, kam ein Mitarbeiter des Kernölproduzenten auf die Idee, die Firmenadresse des Importeurs auf Google Maps zu suchen. Das Ergebnis: Die

Adresse existierte nicht, die angegebenen Koordinaten ­lagen fernab jeder Siedlung. Schwerkriminalität. „Genau so funktioniert es“, meint Werner Somweber, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Kuala Lumpur. „Das Interesse wird über Wochen und Monate geschürt und aufrechterhalten, hervorragend gefälschte Dokumente werden vorgelegt. Und wenn Geld gefordert wird, dann zunächst nur kleinere und damit plausible Beträge.“ Betrugsversuche über das Internet sind ein Thema, das die Wirtschaftsdelegierten ➤

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PROJECT MONITORING & IMPLEMENTATION UNIT

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(TENDER COMMITTEE)

Block D1 & D2, Complex D, Administrative Center, Federal Territory, 62546 Putrajaya, Malaysia. Email: info@tendercommitteeboard.com, enquiries@tendercommitteeboard.com Tel: +60147443214, +60147443215 MAL/CAC/2013/ABA/001 Our Ref:........................................

Hohe Dunkelziffer. Professionalität, die nicht unbedingt auf mafiösen Strukturen beruht. „Ich denke, dass es

„Checken Sie als Unternehmen den Kontakt bitte unbedingt ab!“ Franz Schröder, Regionalmanager AUSSENWIRTSCHAFT Westeuropa

sich hier in den meisten Fällen um Einzeltäter oder kleine Gruppen handelt“, sagt Werner Somweber, „die klassische organisierte Kriminalität steht eher selten dahinter.“ Was die Sache nicht weniger gefährlich macht. Werner Somweber erzählt von einem Fall, der nicht so glimpflich ausging wie der KürbiskernölBetrug: Ein österreichischer Unternehmer tätigte über einen Online-Broker Börsen­ investments. Auch hier das

Abgemahnt

Kein Betrug – und dennoch eine Falle: Webshop-Betreiber müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen im Ausland genau kennen. Das Problem haben viele, und die meisten wissen es noch gar nicht. „Bei uns vergeht kaum eine Woche, in der nicht eine österreichische Firma, die mit ihrer Website oder dem Online­ shop ,Opfer‘ einer Abmahnung aus Deutschland wurde, bei unserem Büro um Rat fragt, ob denn das rechtens ist und wie man möglichst ohne Straf­ zahlung aus dieser Situation herauskommt“, sagt Johann Kausl, der Wirtschaftsdelegierte in Berlin. Betreiber von Webshops, die sich auch an deutsche Ver­ braucher beziehungsweise Unternehmen richten, müssen aufpassen: Viele Rechtsberei­ che, die davon tangiert werden, sind nicht EU-weit harmonisiert. Häufig sind es Kleinigkeiten, etwa fehlende Angaben im Impressum, die zu einer Ab­ mahnung führen. „Das ist ein

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Instrument, das in Österreich selten eingesetzt wird, und daher laufen viele ins Messer“, erzählt Johann Kausl. Mit Be­ trug hat dies nichts zu tun, „es wird jedoch von vielen ähnlich empfunden – nicht zuletzt weil das mittlerweile offensichtlich zum Geschäftsmodell mancher Anwälte geworden ist“. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA hat zu diesem Thema ausführliche Branchenreports erarbeitet, die über den Webshop abgerufen werden kön­ nen: "Niederlande: Rahmenbedin­ gungen für österreichische Online-Händler auf dem nieder­ ländischen Markt"; "Irland: Online Sale"; " Deutschland: Rahmenbedin­ gungen für österreichische Online-Händler" Download: http://webshop.wko. at.

Invitation to Tender (ITT) TENDER BOARD Directorate-General for Development Subject: ICT DG 06/2013: BACKPACK, CLIMBING BOOT, SAFETY HELMET, OUTDOOR SLEEPING BAG HYDRATION PACK, NIGHT VISION AND OUTDOOR APPAREL. The application of rules in the (framework contract). Contracting Authority: PROJECT MONITORING & IMPLEMENTATION UNIT/ TENDER COMMITTEE. Ref.: Invitation to participate in Tender Number (TN): MY/OC-4/RC-L3000000/0914/P4 To: A & B AGENCY SDN BHD Dear Sirs, You are hereby invited to present an eligible company for the above Tender reference, in accordance with the procedures laid down in this Invitation to Tender (ITT), with the guidelines, and with all related annexes, including the Terms and Conditions of Reference. Please take careful note of all of the information contained in these documents, since bids received which are not in conformity with the instruction specified will be outrightly rejected. 1. PUBLICATION These guidelines follow the publication of: The prior information notice in the Official Journal of the Tender Board , 2013/S 11-008537 and the contract notice in the Official Journal of the Tender Committee 2013/S 128- 108028. 2. PREPARATION THE BIDS 2.1. 2.2. 2.3. 2.4.

Bids must be drawn up in English for International Participants. Each bid must contain one original and four copies. Be drawn up preferably on the Tenderer's headed paper for Authentication; Be perfectly legible in order to rule out any doubt whatsoever concerning the words or figures.

3. TENDER DOCUMENTATION: 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5.

Tender Application/Expression of Interest to be written in Tenderer’s headed paper signed by President, CEO or General Manager. Quotation must be based on EX-WORKS, FOB OR CIF Certificate of Incorporation Company’s address, Email I.D., Phone numbers, Fax numbers and Contact Person (s) for the bid. Tender should be addressed to:

Project Monitoring & Procurement Committee (Tender Committee) Directorate-General for Development Tolle Referenzen – nur leider gefälscht: Block D1 & D2, Complex D, Administrative Center, DieFederal angebliche Behörde in Malaysia existiert Territory, 62546 Putrajaya, Malaysia.

gleiche, bekannte Schema: perfekte ­Online-Präsenz, ­professionelle telefonische und E-Mail-Kon­takte, glaubwürdig ausgewiesene Scheingewinne. Der Betrug flog erst auf, als der Broker zusätzliche zwei Prozent vom Gewinn forderte. „Doch da waren bereits rund 100.000 Euro weg“, erzählt ­Somweber, „und wenn das Geld erst ­einmal verloren ist, dann haben Sie nahezu keine Chance mehr, es wiederzubekommen.“ Wie viele Unternehmen und Private von Internetbetrug betroffen sind, sei kaum zu schätzen, meint der Wirtschafts­ delegierte. Die Dunkelziffer in diesem Bereich sei vermutlich sehr hoch. Einerseits, da es oft um kleinere Beträge geht, und andererseits, weil sich viele dafür schämen, zum Opfer geworden zu sein. Warnzeichen. Um sich davor zu schützen, gebe es im Grunde nur eine Empfehlung, sagt Franz Schröder: „Checken Sie als Unternehmen den Kontakt bitte unbedingt ab! Und wenn Sie sich nicht sicher sind, dann

nicht.

kontaktieren Sie uns – das ist ja schließlich unsere Aufgabe.“ Es gibt immer wieder auftauchende Warnzeichen: Firmenadressen, die online nicht zu recherchieren sind oder deren Koordinaten im Nichts landen; angegeben werden ausschließlich Handy- statt Festnetznummern; keinerlei bestätigte Referenzen des Kontakts; die sehr frühe Forderung nach Vorauszahlungen. Vorsicht, sagen die Wirtschaftsdelegierten übereinstimmend, hat im Online-Business bestimmt nichts mit Paranoia zu tun – „hier geht es um Geld, das nie wieder zurückkehrt“, betont Franz Schröder.

Fotos: awo

in vielen Ländern nur allzu gut kennen. Betroffen sind davon keineswegs nur die üblichen Verdächtigen wie China, Russland oder eben Malaysia. „Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu derartigen Betrugsfällen“, sagt Franz Schröder, Regionalmanager Westeuropa der AUSSENWIRTSCHAFT AUS­TRIA. Und dabei handle es sich keineswegs um die plumpen Betrugsversuche, die nahezu jeder kennt, der o ­ nline aktiv ist – wie das brachliegende Millionenerbe, das bei einer nigerianischen Bank dringend auf Abholung wartet. „Hier geht es um Schwerkriminalität“, betont Franz Schröder, „und die agiert sehr professionell.“

25th June, 2013 Date:..........................................

Franz Schröder, Regionalmanager AUSSENWIRTSCHAFT Westeuropa aussenwirtschaft.westeuropa@wko.at

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messen | export-service

JETZT NEUE TOP-MÄRKTE FINDEN! DIE AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA HILFT BEIM EINSTIEG IN DIE WICHTIGSTEN MÄRKTE DER WELT

Weltleitmesse Auf der Düsseldorfer ProWein werden im kommenden Frühjahr wieder die Topwinzer und Spirituosenhersteller ihr Können zeigen.

Die ProWein in Düsseldorf ist weltweit die mit Abstand wichtigste Fachmesse für Wein und Spirituosen. Für 2015 wird die Hallenaufteilung komplett neu strukturiert. Ab 2015 steht die Halle 17 für die österreichischen Winzer und Spirituosenhersteller zur Verfügung und wird zusätzlich durch die Verkostungszone des renommierten Meininger Verlags aufgewertet. Die weiteren Hallen 7–16 belegen Italien, Frankreich, Deutschland, Spanien, Portugal und die Neue Welt. Dem Fachhandel, dem Lebensmittel­ einzelhandel und der Gastronomie auf der ganzen Welt steht somit ein noch größeres und breiteres Angebot zur Verfügung. Die ProWein bietet traditionell nicht nur die Messestände, sondern ein ebenso umfangreiches wie attraktives Veranstaltungsprogramm. Darunter: – themenbezogene Verkostungen – z ahlreiche Vorträge und Gesprächsrunden –k ulinarische Events auf den Ständen der Aussteller und im ProWein-Forum – die Verkostungszone – „Wine’s best friends“: Ausgesuchte Produzenten stellen in dieser Sonderschau in Kooperation mit der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ aromatische, zum Wein korrespondierende Delikatessen aus aller Welt vor.

Österreichs Aussteller werden 2015 in Halle 17 logieren – gleich neben der beliebten Verkostungszone.

ProWein 2015 Weltleitmesse für Spirituosen 15. bis 17. März 2015, Düsseldorf (Deutschland) Informationen: Irene Braunsteiner irene.braunsteiner@wko.at

steel

general contracting

real estate

Unger Steel Group worldwide. Als erfahrener Komplettanbieter liefert die international tätige Unger Gruppe langjähriges und branchenübergreifendes Know-how in allen Baubereichen und trägt nachhaltig zum Erfolg ihrer Kunden bei. Jahrzehntelange Kompetenz in der stahlverarbeitenden Industrie und der ganzheitlichen Projektabwicklung machen das Unternehmen im Familienbesitz zu einem vertrauensvollen und verantwortungsbewussten Partner. Europaweit ist Unger die Nummer eins im Stahlbau.

Erfolgsfaktoren: Termintreue, Qualität und maßgeschneiderte Lösungen

www.ungersteel.com


export-service | messen Partner gesucht Die britische Baubranche braucht Know-how aus dem Ausland. Österreichische Bauunternehmen sollten die ­Ecobuild also nicht verpassen.

IDEX 2015 Die Verteidigungsausgaben der Golfstaaten sollen in den beiden kommenden Jahren um rund zehn Prozent wachsen.

Auf der Verteidigungs- und Sicherheitsmesse IDEX können sich heimische Unternehmen in einem perfekten Umfeld präsentieren.

Der GCC-Raum zählt seit Jahren zu den wachstumsstärksten Rüstungsmärkten der Welt. Laut Sipri betrugen im Jahr 2013 die Militärausgaben in den Golfstaaten mehr als 150 Milliarden US-Dollar. Dies ist ein Anstieg von mehr als 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das größte Wachstum verzeichneten dabei Saudi-Arabien (+14 Prozent zu 67 Mil­ liarden US-Dollar) sowie Bahrain (+26 Prozent). Analysten prognostizieren weiterhin ein Wachstum der Verteidigungsausgaben der Golfstaaten von rund zehn Prozent in den kommenden beiden Jahren. Die Internationale Messe und Konferenz IDEX ist die größte Verteidigungs- und Sicherheitsmesse im Mittleren Osten und der nordafrikanischen Region und bietet österreichischen Unternehmen im Sicherheitsund Rüstungsbereich eine hervorragende Gelegenheit,

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ihre Produkte und Leistungen regional und überregional zu präsentieren. Die IDEX 2015 wird vom 22. bis 26. Februar 2015 zum zwölften Mal in Folge ihre Pforten öffnen. Die Ausstellung wird im Abu Dhabi National Exhibition Centre (ADNEC) in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden. IDEX 2015 International Defence Exhibition & Conference 22. bis 26. Februar 2015, Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) Informationen: Christian Kiene christian.kiene@wko.at

Leistungsschau

Markt- und ­Technologieführer. Diese Weltleitmesse, die es ­bereits seit über 50 Jahren gibt, gilt als führende Leistungsschau für Sanitäranlagen, intelligentes Wohnen und innovative Gebäudelösungen. Die ISH ist ein Pflichttermin für die Branche – nutzen Sie diese Bühne für Ihren Geschäftserfolg, am besten in Form einer Beteiligung an der österreichischen Gruppenausstellung! ISH 2015 Weltleitmesse Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik, erneuerbare Energien 10. bis 14. März 2015, Frankfurt (Deutschland) Informationen: Markus Gumplmayr markus.gumplmayr@wko.at

Ecobuild 2015 Konferenz und Ausstellung für umweltgerechtes Planen und Bauen 3. bis 5. März 2015, London (Großbritannien) Informationen: Markus Gumplmayr markus.gumplmayr@wko.at

Die Markt- und Technolo­ gie­­führer in den Bereichen ­Gebäude-, Energie- und Klimatechnik kommen wieder in Frankfurt zusammen.

Die ISH vereint zwei Messen unter einem Dach: die Erlebniswelt Bad und die Energie-, Gebäudeund Klimatechnik. In diesem Verbund präsentieren sich zur ISH alle zwei Jahre rund 2.400 Firmen auf einem ausgebuchten Messegelände (258.000 Quadratmeter) – darunter alle

BIOFACH und VIVANESS Zwei Messen unter einem Dach.

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Foto: shutterstock

Wachstumsmärkte

Die Ecobuild ist die größte Fachmesse für nachhaltiges Bauen in der Welt und wird von allen wichtigen Entscheidungsträgern im Vereinigten Königreich, aber auch aus dem Ausland besucht. Der gesellschaftliche Meinungsumschwung sowie staatliche Förderungen und strengere Baubestimmungen führen zu einem dringenden Bedarf an innovativen Lösungen für Neubau und Renovierungen. Die britische Baubranche ist interessiert an Partnerschaften mit ausländischen Unternehmen, um gemeinsam neue Lösungen am Markt anbieten zu können. Aufgrund der mangelnden Erfahrung britischer Baufirmen gibt es für ausländische Unternehmen ausgezeichnete Chancen. Der österreichische Gruppenstand ist eine der größten Länderpräsentationen auf der Ecobuild und zählt für UK-Fachexperten zu einer der wichtigsten Anlaufstellen bei diesem Event.


top-märkte | export-service VorzeigeEvent 3.500 Aussteller, 81.000 Fachbesucher: Die ARAB HEALTH ist ein Brenn­ punkt der Medizintechnik.

Messestadt Dubai Fachbesucher aus aller Welt

Alles Bio Bioprodukte im Fokus: BIOFACH und VIVANESS in Nürnberg.

Die BIOFACH wird jährlich abgehalten und ist die internationale Leitmesse für Bioprodukte. Parallel dazu findet die VIVANESS 2015 statt, die Fachmesse für Naturkosmetik und Wellness. BIOFACH 2015 Internationale Leitmesse für Bioprodukte 11. bis 15. Februar 2015, Nürnberg (Deutschland) Informationen: Franz Ernstbrunner franz.ernstbrunner@wko.at

Die Arab Health ist die zweitgrößte Medi­ zintechnikmesse der Welt, die alljährlich knapp 3.500 internationale Aussteller und über 81.000 Fachbesucher aus aller Welt anzieht. Sie stellt ein Vorzeige-Event in der Region Mittlerer Osten dar, indem sie Produzenten, Großhändler, Verkäufer und D ­ istributoren mit den wichtigsten und maßgeblichen Entscheidungsträgern der arabischen Welt zusammenbringt. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA organisiert zwei geförderte Stände mit insgesamt ungefähr 500 Quadratmetern in bester Lage im Bereich Medizintechnik sowie Labor/Diagnostik. ARAB HEALTH 2015 Internationale Fachmesse und Kongress für Krankenhausund Medizintechnik sowie Dienstleistungen 26. bis 29. Jänner 2015, Dubai (VAE) Informationen: Katharina Staszczyk katharina.staszczyk@wko.at

Nur für Profis

Big in Beijing

London beherbergt mit der IFE die wichtigste Lebensmittelund Getränkefachmesse.

Peking wird im kommenden Jänner wieder zum Zentrum des Wintersports in Asien.

Die IFE wird im Zweijahresrhythmus veranstaltet und ist die größte und bedeutendste Fachmesse für Lebensmittel und Getränke in Großbritannien. Sie zählt zu den fünf wichtigsten internationalen Fachmessen für die Nahrungsmittelindustrie weltweit. Es ist ausschließlich nationales und internationales Fachpublikum zugelassen.

Die ISPO China ist die größte Wintersportmesse Asiens und bietet österreichischen Sportartikelproduzenten, Textilunternehmen oder Herstellern technischer Ausrüstungen die Möglichkeit einer speziell geförderten Teilnahme am österreichischen Gruppenstand der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA.

IFE 2015 Internationale Fachmesse für Nahrungsmittel und Getränke 22. bis 25. März 2015, London (Großbritannien) Informationen: Franz Ernstbrunner franz.ernstbrunner@wko.at

Forum Emerging Markets 2014

Neue Trends in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie die künftigen Schwerpunkte in der Entwicklungsfinanzierung stehen im Fokus des sechsten Forum Emerging Markets. „Exploring Opportunities & ­Managing Risks“ lautet das diesjährige Motto der Veran­ staltung, die sich in vier Schwer­ punktpanels gliedert: ■ Die neuen EU-Außenhilfe-Programme ■ Emerging Africa ■ Hotspot Zentralasien ■ Entwicklungsfinanzierung für Energieprojekte

Darüber hinaus werden Investi­ tions- und Geschäftschancen in Mauritius, dem aufstrebenden Headquarter-Hub der Region Südostafrika präsentiert. Termin Donnerstag, 4. September 2014 WKO, Wiedner Haupstraße 63, 1045 Wien Informationen: aussenwirtschaft.projekte@wko.at

Mauritius, aufstrebender Headquarter-Hub in Südostafrika

ISPO CHINA 2015 Die größte Wintersportmesse Asiens 28. bis 31. Jänner 2015, Beijing (China) Informationen: Marion Tschernutter marion.tschernutter@wko.at

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export-service | top-märkte Österreichischer Export: Lehrlingsausbildung bei Alpla in Toluca

„Substanzielle Partner“

Vorbildwirkung Seit 2012 ging die Austrian Development Agency Wirtschafts­ partnerschaften mit 32 Unterneh­ men ein – rund 360.000 Menschen und 1.900 Unternehmen profi­ tierten davon. Der Vorarlberger Verpackungshersteller Alpla war bereits seit zwei Jahrzehnten in Mexiko präsent – und hatte sich in dieser Zeit zum Marktführer hochgearbeitet. Eines der zentralen Probleme wurde dadurch eher verschärft: der Mangel an Fachkräften. Die Lösung lag im Export des Modells der hausinternen Ausbildung von Lehrlingen. Gemeinsam mit der staatlichen Berufsbildungseinrichtung Conalep und der auf duale Berufsausbildung spezialisierten Stiftung Altratec entstand in Toluca ein Lehrlingsprogramm inklusive Lehrwerkstätte – unterstützt durch eine Förderung der ADA und der OeEB über 200.000 Euro. Hier werden bald rund 125 Lehrlinge pro Jahr ausgebildet, gleichzeitig wurden zwei neue Lehrberufe eingeführt. Die über­betriebliche Werkstätte steht auch etwa zehn lokalen Unternehmen zur Ausbildung von Lehrlingen zur Verfügung. Durch das Projekt entstehen 30 Arbeitsplätze. Seit September 2013 werden auch in Shanghai 22 Jugendliche in einer österreichischen Lehrlingsklasse ausgebildet. Dieses von WKÖ (AUSSENWIRTSCHAFT und Wifi International) gemeinsam mit den Firmen Alpla und Engel initiierte und implementierte Projekt wurde bisher über die Internationalisierungsoffensive go-international des BMWFW und der WKÖ finanziert und geht nun in eine ADA-Wirtschaftspartnerschaft über.

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Herr Ledolter, der Begriff „Entwicklungshilfe“ ist mitt­ lerweile fast aus dem Sprach­ gebrauch verschwunden. Das ist wohl mehr als semantische Correctness? Ja, es ist Ausdruck eines grundlegend veränderten Ansatzes. Bei der Entwicklungszusammenarbeit geht es heute eben nicht darum, einseitig Hilfe zu leisten. Die Empfängerländer sind von Beginn an eingebunden, die Strategien werden grundsätzlich gemeinsam erarbeitet und der Bedarf gemeinsam erhoben. Der entscheidende Begriff ist „Eigenverantwortlichkeit“, die wir natürlich auch von ­unseren Partnerländern einfordern. Wir können ja nicht für alle Zeiten dort bleiben – und wenn wir uns zurückziehen, dann soll das Land die Projekte weiterführen. Wir haben es mit Partnern auf ­Augenhöhe zu tun. Wie gehen Sie damit um, dass in manchen dieser Länder fragwürdige Rechtssicherheit herrscht? Natürlich gibt es das Interesse, entsprechende Rahmenbedin­ gungen zu schaffen. Daher auch die Projekte für das Justizwesen oder für den Bereich der Governance. Solche Projekte dauern mehrere Jahre – doch die damit geschaffene Rechtsstaatlichkeit bleibt. So kann der Boden aufbereitet werden für den Auf- und Ausbau des privaten Sektors, denn nur so entstehen mehr und bessere Jobs. Was entgegnen Sie dem Einwand, diese Form der Partnerschaft diene auch der heimischen Wirtschaft? Na hoffentlich dient sie ihr! Ich kann darin nichts Anrüchiges sehen. Die heimische und

die lokale Wirtschaft müssen substanzielle Partner sein, nur so entsteht eine Win-WinSituation für alle Beteiligten und vor allem für die lokale Bevölkerung. Sie dürfen nicht vergessen, dass das entscheidende Kriterium für ein Projekt immer seine entwicklungspolitische Qualität ist, es muss primär den Menschen vor Ort zugute kommen. Die Wirtschaft engagiert sich immer stärker in den Entwicklungs- und Schwellenländern: Mit Know-how, Kapital und Verantwortung. CSR ist Teil des unternehmerischen Kerngeschäfts. Ich glaube, dass die Zeit, in der Entwicklungszusammenarbeit und Privatsektor gegeneinander ausgespielt wurden, vorbei ist. Haben sich die Zielgebiete verändert? Ja, das ist ein dynamischer Prozess. In den vergangenen Jahren reduzierten wir bewusst die Zahl der Partnerländer, da wir sahen, dass zu viel Kleinteiligkeit zu Optimierungsverlusten führt. Unsere Schwerpunktregionen sind derzeit Afrika, Asien, Ost- und Südosteuropa sowie die Karibik – insgesamt elf Länder. Die geringere Streuung ist auch international koordiniert. Das ist wesentlich effizienter, da jedes Land seine Kompetenzen Ledolter im Gespräch: „Die Zeit, in der Entwicklungszusammenarbeit und Privatsektor gegeneinander ausgespielt wurden, ist vorbei.“

auf anderen Gebieten hat – die Austrian Development Agency zum Beispiel insbesondere in den Bereichen Wasser und ­erneuerbare Energien. Auch das Pool Funding gewinnt an Bedeutung, also der Zusammenschluss mehrerer Geberländer in einem Projekt. Immer wieder werden die schrumpfenden Budgets beklagt. Schrumpfen die wirklich? Nein, das ist so nicht richtig. Die Mittel der ADA speisen sich ja aus verschiedenen Quellen. Die sogenannte Basisabgeltung durch das Außenministerium ist tatsächlich gesunken. Andererseits erhalten wir seit 2010 im Rahmen der „delegierten Kooperation“ auch Mittel von der Europäischen Union – und die werden immer höher. Wobei es eine Art Wettbewerb zwischen den EU-Staaten gibt … So könnte man es nennen. Und das ist durchaus sinnvoll, da die Projekte damit eindeutig an Qualität gewinnen. Auf europäischer Ebene führt dies zu einem dynamischen Prozess zwischen Dienstleistern – wir sind schließlich keine Behörde. Im Übrigen möchte ich erwähnen, dass die ADA in diesem „Wettbewerb“ ausgesprochen gut abschneidet.

Fotos: ADA, Alpla

Martin Ledolter, Geschäftsführer der Austrian Development Agency (ADA), der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, über Partnerschaften auf Augenhöhe und den europäischen „Wettbewerb“ um die besten Projekte.


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austria ist überall!

DIE SPANNENDSTEN VERANSTALTUNGEN UND DIE WICHTIGSTEN EVENTS DER VERGANGENEN WOCHEN Redaktion: Bernhard Fragner

ku r z & Gu t

Das Außenwirt­ schaftsCenter Hong­ kong war bereits zum vierten Mal Sponsor des Red Bull Flugtags im Victoria Harbour. Mit knapp 32.000 Besuchern und 42 Flugteams war der Red Bull Flugtag 2014 eine der größten Freiluft­ veranstaltungen. Das Außenwirt­ schaftsCenter Hong­ kong präsentierte auf zwei MegaLeinwänden zwei Mal den „ADVAN­ TAGEAUSTRIA.ORG Film“, betreute einen Informationsstand und konnte im Rah­ men des CocktailEmpfanges neben der Richter-Tribüne im Red Bull VIP-Be­ reich lokale Politiker und Wirtschafts­ bosse vernetzen.

Gut gerüstet Die malaysische Wehrtechnikmesse „DSA – Defence Services Asia“ ran­ giert unter den fünf größten der Welt. Die überregionale Bedeutung dieser Sicherheits- und Wehrfachmesse für ganz Asien sowie das große Besucher­ interesse bei den letzten DSA-Messen hat die österreichi­ schen Unternehmen

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aus dieser Branche auch heuer wieder nach Kuala Lumpur gelockt. Der malaysi­ sche Verteidigungsund der Innenminis­ ter sowie der Polizei­ chef begutachteten unter anderem Pistolen von Glock, Motoren von Steyr Motors, Gewehre von Steyr Mannlicher und Zielfernrohre von Kahles.

Breites Spektrum Sechs österrei­ chische Firmen nahmen an der Marktsondierungs­ reise nach Kairo teil. Vertreten waren die Branchen Bewäs­ serungstechnik, Regierungs-Con­ sulting, Informati­ onstechnologie und -Beratung, Spitalsund Bankeinrichtun­ gen sowie Halbfab­ rikate. Angesichts der aktuellen Finan­ zierungsprobleme diente die Reise nicht nur dem Knüp­ fen von Kontakten zu Unternehmen sondern auch zu internationalen in Ägypten niederge­ lassenen Finanzie­ rungsorganisatio­ nen – und natürlich der Erkundung von Liefermöglichkeiten österreichischer Unternehmen nach Ägypten.

awo

Flying High

Hochkarätige Delegation in Jakarta (v. li.): WKÖ Vizepräsident Christoph Matznetter, Österreichs Botschafter Andreas Karabaczek, Bundesministerin Doris Bures mit Dolmetscherin, Jakartas Vizegouverneur Basuki Tjahaya Purnama sowie Sutanto Soehodho von der Stadtverwaltung Jakarta.

Auf höchster Ebene Technologie und Infrastruktur in Indonesien und Myanmar: Eine starke österreichische Delegation bereiste die beiden boomenden Märkte. Es waren zwei intensive, erfolgreiche Tage: Bundesministerin Doris Bures besuchte im Mai Indonesien und Myanmar – begleitet wurde sie von WKÖ Vizepräsident Christoph Matznetter, der im Rahmen des Austria Showcase „Technologie & Infrastruktur“ eine Delegation von 50 heimischen Unternehmensvertretern leitete. Gleich zu Beginn wurden in Indonesien zwei Memoranda of Understanding (MoU) abgeschlossen, mit denen die österreichische Beteiligung an Infrastruktur- und Energieprojekten gestärkt werden soll. Ein Technologieforum mit rund 150 Besuchern gab Raum für Gespräche mit Vertretern des Transportministeriums und den umsetzenden staatlichen Firmen. Auch der Besuch beim stellvertretenden Gouverneur von Jakarta ermöglichte ein Kennenlernen sowohl der Infrastrukturpläne der Hauptstadt Jakarta, als auch der wichtigsten Ansprechpartner in der Stadtregie-

rung. Für mehrere Unternehmen konnten Projektchancen konkretisiert werden, und nach einer Reihe von individuellen und Gruppenterminen bei Firmen und Behörden zog die Mehrheit der Teilnehmer ein äußerst positives Resümee und reiste zufrieden nach Myanmar weiter. Nach Zwischenstopp in Bangkok ging es weiter nach Nay Pyi Taw, wo die Teilnehmer am 7. Mai ein dichtes Programm erwartete: Im Rahmen eines „ministeriellen Roundtables“ stellten ranghohe Vertreter von 13 Ministerien ihre jeweiligen Kompetenzbereiche, Kooperationspotenzial und Geschäftschancen den österreichischen Teilnehmern persönlich vor. Gleichzeitig konnten zwei MoUs für eine vertiefende myanmarisch-österreichische Kooperation mit dem Ministry of Transport und dem Ministry of Electric Power abgeschlossen, sowie Termine mit Staatspräsidenten Thein Sein und Unionsminister U

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events | Austria ist Überall

Soe Thane wahrgenommen werden. Das österreichische Medienanalyseunternehmen Meta Communication International GmbH schloss ein Kooperationsabkommen mit dem Ministry of Information ab, das aus einem Besuch von Präsidenten Thein Sein in Wien im März 2013 entstand. Im weiteren Verlauf konnte ein Letter of Intent mit einem der größten Medienhäuser unterzeichnet werden. Das Business-Forum am nächsten Tag bot Gelegenheit, hervorragende Kontakte zu Vertretern der Privatwirtschaft zu knüpfen. Die teilnehmenden Firmen konnten sich außerdem der lokalen Wirtschaftskammer UMFCCI sowie Medienvertretern präsentieren. Hartgesottene Kulturinteressierte trotzten nachmittags noch den tropischen Temperaturen von 39 °C und besuchten die weltberühmte Shwedagon-Pagode und den Scott’s Market, bevor abends die Rückreise angetreten wurde.

Die Österreichische Designausstellung

Im Design-Mekka Starker Auftritt der Österreicher bei der Mailänder Möbelmesse.

awo

Bundesministerin Doris Bures mit balinesischen Tänzerinnen und Mitarbeiterinnen des AußenwirtschaftsCenter Jakarta.

Walter Koren, Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, Stephan Spazier, der stellvertretende Wirtschaftsdelegierte in Bangkok, und Delegations-Teilnehmer vor der Shwedagon-Pagode.

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Hunderttausende von Designfanatikern aus aller Welt pilgern jedes Jahr im April zur internationalen Möbelmesse in Mailand. Mit der Rotonda della Besana, einer von Gärten und Arkaden umgebenen ehemaligen Kirche aus dem 18. Jahrhundert, wurde für die diesjährige österreichische Designausstellung eine spektakuläre Location gefunden. Auch das Ausstellungskonzept, das heuer vom Wiener Architektenduo Vasku&Klug stammte und in den sakralen Kontext des Gebäudes eingebettet war, erregte in der internationalen Designszene viel Aufsehen. Wie in den Jahren zuvor, organisierten die AUSSENWIRTSCHAFT Kreativwirtschaft und das AußenwirtschaftsCenter Mailand die Ausstellung. Rund 10.000 nationale und internationale Besucher sahen Produkte von insgesamt 61 österreichischen Designern und Möbelproduzenten. Das Rahmenprogramm – der Austrian Business Circle – stand ganz im Zeichen der österreichischen Teilnahme an der EXPO 2015. Krönender Abschluss war die Austrian Design Party am Tag darauf, bei der Manu Delago und DJ Richard Dorfmeister für Stimmung sorgten. Wiens Bürgermeister Michael Häupl stattete Mailand und Rom in der Designwoche Besuche ab. Bei den Gesprächen mit seinen Amtskollegen kamen auch das Wiener Engagement während der EXPO sowie das bevorstehende EU-Bürgermeistertreffen in Rom zur Sprache. Abgerundet wurde der Kurzbesuch in Mailand durch einen Empfang bei Generalkonsulin Sigrid Berka.

Der Druck auf kleine und mittelständische Zulieferer steigt. Ihre internationalen Kunden betreiben häufig Produktionsstraßen in Nordamerika oder Asien und suchen ihre Geschäftspartner danach aus, ob sie in der Lage sind, ihre Werke in unmittelbarer Nähe der Produktionsstätten zu betreiben. Die Internationalisierung im Automotive-Sektor war Thema des Pressegesprächs, zu dem Walter Koren, Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, Mitte Mai lud. Herwig Schneider, Geschäftsführer des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), präsentierte die aktuelle Studie „Internationalisierung der Automotiven Unternehmen Österreichs“. Neben einer aktuellen Übersicht über die Marktentwicklungen im NAFTA-Raum und China präsentierte Walter Koren das umfassende Unterstützungspaket der AUSSENWIRTSCHAT AUSTRIA für die Automotive Industrie. Dazu zählt neben einer stärkeren Kooperation mit den österreichischen Clustern eine breite Palette von Informationsveranstaltungen.

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Druckausgleich Auf der Suche nach Strategien für eine immer internationaler werdende Branche.

Fokus Automotive (v. li.): Herwig Schneider (IWI), Dietmar Schäfer (iSi-Automotive und ARGE Automotive Zulieferindustrie), Walter Koren (Leiter AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA), Rudolf Mark (Mark Metallwarenfabrik), Josef Affenzeller (AVL List, ACStyria) und Eric Savoye (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA). Beim Bauteil in der Mitte handelt es sich um einen Luftführungsschlauch vom Ladeluftkühler zum Turbolader, den Rudolf Mark mit seinem Unternehmen etwa für BMW und Mercedes produziert.

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Austria ist Überall | events Preiswürdig Verleihung der National Energy Globe Awards für Griechenland und Spanien. Wie erzeugt man kostengünstig, sauber und umweltfreundlich Energie aus geothermischen Quellen? Das Zentrum für erneuerbare Energiequellen (CRES) gewann für sein Projekt LOW-BIN „Efficient Low Temperature Geothermal Binary Power“ den National Energy Globe Award Greece 2014. Bruno Freytag, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Athen, überreichte dem wissenschaftlichen Projektleiter Konstantinos Karytsas die Urkunde. Anwesend waren der griechische Minister für Umwelt, Energie und Klimawandel, Yannis Maniatis, die österreichische Botschafterin Melitta Schubert, der Generalsekretär für Energie und Klimawandel, Konstantinos Mathioudakis, sowie weitere Vertreter öffentlicher Behörden und Institute im Umwelt- und Energie-Bereich.

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Österreichische Aussteller auf der BATIMATEC 2014: Heinz Kraus (Diezel Univolt), Kamel Bensaid (Vessely Timber Export), Merouane Belhadj (Dolmetscher AME), Alfred Vessely (Vessely Timber Export), Botschafterin Aloisia Wörgetter, Philipp Schramel (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA), Robert Neubaer (SAA) und Peter Graßl (SAA).

Gewaltiger Bedarf Österreich war heuer erstmals auf der größten Fachmesse Algeriens vertreten.

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Die österreichische Seite des Arbeitsgesprächs

Der österreichische Wirtschaftsdelegierte Markus Haas begrüßt seine Gäste beim Networking Cocktail.

Volles Haus: Das Interesse der österreichischen Unternehmen übertraf alle Erwartungen.

Überfüllte Säle sind nicht angenehm – doch definitiv ein Zeichen für hohes Interesse. Am 12. Mai wurde es im RudolfSallinger-Saal jedenfalls eng: Anlässlich des Österreich-Besuchs des albanischen Premierministers Edi Rama organisierte AUSSENWIRTSCHAFT Südosteuropa in Kooperation mit den AußenwirtschaftsCentern Laibach und Skopje sowie dem AußenwirtschaftsBüro Tirana ein Forum über die Geschäfts- und Investitionsmöglichkeiten in Albanien. Neben Premierminister Rama traten dabei auch die Minister für Wirtschaft, Energie und Landwirtschaft auf. Der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Laibach Peter Hasslacher leitete eine hochkarätig besetzte Panel-Diskussion, und im Anschluss an das Forum nutzten zahlreiche Teilnehmer die Möglichkeit, Einzelgespräche mit den anwesenden Regierungsmitgliedern und den fast 30 mitgereisten albanischen Unternehmensvertretern zu führen.

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Preisübergabe in Athen (v. li.): Generalsekretär Konstantinos Mathioudakis, Minister Yannis Maniatis, Wirtschaftsdelegierter Bruno Freytag, Preisträger Konstantinos Karytsas, Botschafterin Melitta Schubert sowie Konstantinos Kourniotis, Präsident des CRES.

Im Rahmen der internationalen Umweltund Energiemesse GENERA 2014 wurde der National Energy Globe Award Spain durch das AußenwirtschaftsCenter Madrid an das soziale Umweltprojekt „Voz Natura“ verliehen.

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Albanien in Wien Der Premierminister Albaniens zu Besuch im Haus der Wirtschaft.

Preisübergabe in Madrid (v. li.): Katharina Staszczyk (AUSSENWIRTSCHAFT Messen), Nazareth Díaz und José Francisco Sánchez von der Fundación Santiago Rey Fernández-Latorre, Michael Spalek (österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Madrid) und Virginia Alonso vom AußenwirtschaftsCenter Madrid.

Sie ist die bedeutendste Baumesse des Maghreb: Die BATIMATEC 2014 in Algier verzeichnete über 1.000 Aussteller – davon 651 aus dem Ausland –, 44 000 m² Ausstellungsfläche und rund 150.000 Fachbesucher. Erstmals war in diesem Jahr auch Österreich vertreten – das AußenwirtschaftsCenter Algier veranstaltete vom 4. bis 8. Mai einen Gruppenstand. Sieben heimische Unternehmen nahmen am gemeinsamen Stand teil, vier weitere österreichische Firmen waren als Einzelaussteller oder mit ihren lokalen Partnern vertreten. Thema Nummer Eins der Messe waren die Wohnungsbauprojekte des größten Landes Afrikas. Der Fünfjahreplan 2010 bis 2014 sah drei Millionen Wohnungen vor – viele jedoch noch im Projekt- bzw. Realisierungsstadium. Für 2015 bis 2020 sind weitere 1,5 Millionen Wohnungen geplant. Neben der klassischen Betreuung auf der Messe lud Markus Haas, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Algier, die Aussteller, algerische Geschäftspartner und Kunden zu einem Networking Cocktail in seine Residenz ein.

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events | Austria ist Überall

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Tech Forum zu den „Materialien der Zukunft“ (v. li.): Gregor Postl (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA), Alfredo Alexander-Katz (Professor am MIT), WKÖ Vizepräsident Hans-Jörg Schelling und Karl Hartleb (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA).

Mit durchschlagendem Erfolg wurde die Fachmesse für Eisenbahntechnologien und Schienentransportausrüstungen RAIL SOLUTIONS ASIA von 7. bis 9. Mai wieder in Kuala Lumpur veranstaltet. Die Wirtschaftskammer Österreich hatte mit acht Ausstellerfirmen einen der repräsentativsten Länderpavillons. In Malaysia fährt im wahrsten Sinne des Wortes „der Zug ab“: Die Klang Valley UBahn ist das größte Infrastrukturprojekt in Kuala Lumpur, wobei das gesamte Engineering für die schaffnerlosen Zuggarnituren aus Österreich kommt. Auch bei der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Kuala Lumpur und Singapur rechnen sich österreichische Unternehmen gute Zulieferchancen aus. Alle Aussteller haben in Hinblick auf den massiven Ausbau des malaysischen Schienennetzes ihre Teilnahme bei der nächsten Gruppenausstellung 2015 bereits wieder zugesagt.

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Spannende Einblicke Die Elite der Materialforschung war zu Gast in Wien.

Am Gruppenstand in Kuala Lumpur (v. li.): Markus Maier (VA Hytronics), Nazir Moh’d (CDO Express Rail Link), Dorothea Winkelmayer (AußenwirtschaftsCenter Kuala Lumpur), Irene Braunsteiner (AUSSENWIRTSCHAFT Messen), Werner Somweber (Wirtschaftsdelegierter in Kuala Lumpur), Elias Kadir (Präsident der Malaysischen Staatsbahnen), Österreichs Botschafter Christopher Ceska, Dieter Schluck (VA BWG) und Thomas Stocker (VA Weichensysteme).

Messe-Empfang: Werner Somweber, Dorothea Winkelmayer und Irene Braunsteiner im Kreise der Aussteller und Gäste.

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Polymerforschung, Verbundstoffe, Nanoengineering, Leichtbautechnologie, „Wunderwerkstoff“ Graphen: Nur selten gibt die internationale Elite der Materialforschung Einblicke in ihre Arbeit. Dementsprechend groß war der Andrang beim vierten Tech Forum in der Wirtschaftskammer Österreich: 200 Besucher, Manager, Unternehmer und Forscher machten sich ein Bild von den „Materialien der Zukunft“. „Es freut mich sehr, dass so viele Branchenkenner und Technologieinteressierte gekommen sind, die wissen wollen, wohin die Entwicklung geht“, sagt Karl Hartleb, stellvertretender Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA. Unter den Vortragenden waren renommierte Expertinnen und Experten wie Alfredo Alexander-Katz vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), Alma Hodzic von der University of Sheffield und Ivica Kolaric, der Leiter der Abteilung „Funktionale Materialien“ am Fraunhofer Institut, Stuttgart. Sie alle widmen sich dem Thema „Neue Materialien“ unter besonderer Berücksichtigung der Branchen Automotive, Aerospace Industries und im weiteren Sinn Medizin und Elektronik. „Das Ziel des Tech Forums ist, anhand von Best-Practice-Modellen und neuesten internationalen Forschungsergebnissen aufzuzeigen, wo die zukünftigen Herausforderungen und Potenziale für Österreichs Unternehmen im globalen Wettbewerb liegen“, erklärt Gregor Postl, Leiter Internationale Technologiekooperationen der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Exportoffensive go-international statt, einer Initiative des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und der Wirtschaftskammer Österreich.

„Im Osten viel Neues“ „Horizonte“-Veranstaltung zur aktuellen Lage in Russland und der Ukraine. Wie ist der aktuelle Stand in Russland und der Ukraine? Seit 20 Jahren gelten sie als Hoffnungsmärkte für österreichische Unternehmen – die heimischen Importe in die beiden Länder betragen mehr als 4 Milliarden Euro, über 700 Niederlassungen wurden hier gegründet. Doch seit der Annexion der Krim und den darauf folgenden Sanktionen durch die Europäische Union und die USA hat sich die Lage massiv verändert. Der große Informationsbedarf österreichischer Unternehmen konnte am 12. Mai etwas reduziert werden. Nach der Keynote des Russland-Experten Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck folgten die Besucher im übervollen Julius Raab Saal der spannenden Podiumsdiskussion mit Agrana-Chef Johann Marihart, Christoph Tremmel (SKB Industrieholding) sowie den Wirtschaftsdelegierten in Kiew, Hermann Ortner, und in Moskau, Dietmar Fellner. Moderiert wurde der Abend von Georg Dox, dem ehemaligen ORF-Korrespondenten in Russland.

Gerhard Mangott, Russland-Experte an der Universität Innsbruck, hielt die Keynote.

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Auf Schiene Malaysia baut das Schienennetz massiv aus – österreichische Unternehmen mischen dabei kräftig mit.

Spannende Diskussion (v. li.): Christoph Tremmel (SKB), Johann Marihart (Agrana), Moderator Georg Dox, Gerhard Mangott (Uni Innsbruck) und die Wirtschaftsdelegierten Dietmar Fellner (Moskau) und Hermann Ortner (Kiew).

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so wird’s gemacht erfolgreich in israel

Herr Schabhüttl, welche Bedeutung hat Israel als Exportland für Österreich? Sicher noch nicht jene, die es haben sollte und könnte! Israel ist jedoch bereits heute der viertwichtigste Exportmarkt in der ­Region. Die heimischen Exporte haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt und erreichten 2013 über 260 Millionen Euro. In Israel sind mehr als 1.200 österreichische Unternehmen aktiv. Und wir verzeichnen in den letzten Monaten ein verstärktes Interesse heimischer Firmen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Israel bietet stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen, man verfügt mit dem Shekel über eine der stärksten Währungen der Welt, die Inflation liegt bei knapp zwei Prozent, und das Wirtschaftswachstum für die kommenden Jahre wird auf durchschnittlich vier bis fünf Prozent prognostiziert. Aber das wirklich Besondere an diesem Land wird in Österreich gerade erst entdeckt: Israel = Start-up, Innovation und Hightech! Was können österreichische Unter­ nehmen zur boomenden Hightech-­ Industrie Israels beitragen? Österreichische Unternehmen können nicht nur dazu beitragen, sondern vor allem davon profitieren. Ein wichtiges ­Signal wurde Anfang des Jahres mit der Unterzeichnung des bilateralen ­Abkommens zur unternehmensnahen

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Forschungskooperation gesetzt, handelt es sich dabei doch um das erste Abkommen Österreichs dieser Art. Und die Tatsache, dass es gerade mit Israel unterzeichnet wurde, unterstreicht die Bedeutung dieses kleinen Innovationsgiganten. Das Abkommen wurde von österreichischer Seite mit zwei Millionen Euro Fördergeld dotiert und bietet heimischen Unternehmen eine hervorragende Möglichkeit, Kooperationsprojekte mit israelischen Unternehmen einfacher zu realisieren. Für alle interessierten Firmen bietet das AußenwirtschaftsCenter Tel Aviv einen besonderen Service: Mit dem Zugang zur umfangreichsten und aktuellsten Datenbank israelischer HightechFirmen können zielgerichtet passende Partner gefunden werden. Welche Branchen haben derzeit die ­besten Exportchancen? Israel ist ein Markt der unterschiedlichen Geschwindigkeiten in den einzelnen Wirtschaftsbereichen. Während das Land im Hightech-Bereich zur absoluten Weltspitze zählt, liegt man gleichzeitig bei der Produktivität in der „traditionellen“ Industrie weit unter dem OECD-Schnitt. Das macht Israel für eine breite Palette österreichischer Produkte und Dienstleistungen interessant. Ein „Gamechanger“ in vielerlei Hinsicht sind die umfangrei-

Günther Schabhüttl Wirtschaftsdelegierter in Tel Aviv telaviv@wko.at

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Innovations-Gigant

Der Wirtschaftsdelegierte in Tel Aviv, Günther Schabhüttl, über Business im Hightech-Zentrum Israel.

chen Erdgasfunde vor der Küste Israels. Damit wurde auch das in Israel verbreitete Sprichwort widerlegt, wonach Moses das Volk 40 Jahre durch die Wüste geführt hätte, um sich dann ausgerechnet an dem einzigen Platz im Nahen Osten ohne Erdöl niederzulassen. Diese Energieautarkie in Verbindung mit einer schrittweisen Öffnung des israelischen Strommarktes für private Anbieter schafft ein äußert interessantes Marktumfeld. Trotz der gesicherten Energiesituation setzt Israel aber auch auf e­ rneuerbare Energien. Hier werden vor allem Wind, Photovoltaik und Biogas forciert. Der Boom im Bau- und Infrastruktur­ sektor hält weiter an. Für die kommenden Jahre sind enorme Investitionen – vor allem in den Ausbau der Schieneninfrastruktur – geplant. Im Bausektor, einem traditionell eher lokalen Geschäft, liegen die Möglichkeiten bei innovativen, ansprechenden und vor allem energieeffizienten Lösungen. Inwieweit beeinträchtigt die sensible poli­ tische Lage das Business mit Israel? Intel hat Anfang Mai eine Investition in der Höhe von fast sechs Milliarden US-Dollar in den Entwicklungsstandort Israel bekanntgegeben. Von allen Plätzen dieser Welt wählt man ausgerechnet Israel aus! Sogar Warren Buffett hat seine erste j­ emals außerhalb der USA platzierte ­Investition in Israel getätigt. Die Probleme in der Region sollen hier keinesfalls weggewischt werden, aber das in den heimischen Medien gezeichnete Bild entspricht in vielen Fällen einfach nicht der Realität vor Ort. Spürt man als österreichisches Unter­ nehmen Ressentiments aufgrund der Historie? Überhaupt nicht. Vielmehr ist Österreich eines der beliebtesten Reiseziele unter israelischen Touristen. Ein Plus von 12,3 Prozent und insgesamt mehr als 400.000 Nächtigungen sind ein eindeutiger Beweis. Und wir sehen noch viel gute österreichische Luft nach oben.


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Anna Netrebko für Austrian Airlines

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