Aussenwirtschaft magazine februar 2015

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CHILE Der neue Mega-Markt für alternative Energieerzeugung

Aussen wirtschaft februar 2015 E 5,–

magazine

AU S T R I A I S T Ü B E R A L L · DA S M AG A Z IN DER AU S S EN W IRT S CH A FT AU S TRI A

BIT-CHeCKER!

Wie Alexander Windbichler einen weltweiten Internetprovider aufgebaut hat

extra 5 PO 201

EX

er Alle s übltd ie We un g l auss tel eure

Der Nahe Osten Tor zu einem Markt mit ungeahnten Chancen

P.b.b. Österreichische Post AG / Firmenzeitung, 13Z039811 F, Retouren an: WKO, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien

rt Was Expo sen is w t tz je müssen


New York, Rio, Tokio… wohin bringt dich deine Karriere?

Expedition Export

BEWIR B DICH JETZT !

februar 2015

Liebe Leserin, lieber Leser!

i m pr e s s u m

Traineeprogramm der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

Medieninhaber: Service-GmbH der Wirtschaftskammer Österreich Herausgeber: Wirtschaftskammer Österreich / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, Mag. David Bachmann Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien, T: +43/5/90 900, E: aussenwirtschaft. magazine@wko.at W: wko.at/aussenwirtschaft Chefredaktion: Mag. Rudolf Loidl Redaktion AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA: Gabriele Schenk Art Direction und Layout: buero8, Wien Produktion: Industriemagazin Verlag GmbH, Lindengasse 56, 1070 Wien, T: +43/1/585 90 00 Anzeigen: FCM firstclassmedia GmbH Pokornygasse 17 / Top 2, 1190 Wien T: +43/1/934 65 94 F: +43/1/934 65 94-4 Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Wienerstraße 80, 3580 Horn Auflage: 28.000 Exemplare

Ausbildung zum/r österreichischen Wirtschaftsdelegierten

wko.at/aussenwirtschaft/trainees

Walter Koren, Aussenwirtschaft Austria

AU S S E N W I RT S C H A F T m a g a z i n e | Fe b r u a r 2 0 1 5 AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

In der medialen Berichterstattung findet der Nahe Osten derzeit nur in Form von Krieg und Terror statt. Doch dieses Bild ist einseitig. Die Staaten der Arabischen Halbinsel stehen auch für Chance, technischer Fortschritt und Prosperität: Keine andere entwickelte Volkswirtschaft der Erde wächst heuer so stark wie Katar, Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate – dem sinkenden Ölpreis zum Trotz. Mit einem Exportplus von 10,8 Prozent nach Saudi Arabien und ­einem Zuwachs von 9,3 Prozent in die Emirate haben österreichische Exporteure im vergangenen Jahr ihre Chancen zu nutzen gewusst. Wie die Erfolgsstory für ­österreichische Unternehmen weitergehen kann, lesen Sie in unserer spannenden Coverstory ab Seite 16. Austria ist überall – einen Beweis dafür erbringt das AUSSENWIRTSCHAFT magazine in Form von Carla Schmitzberger. Die Brasilianerin mit Tiroler Wurzeln ist für einen der größten Exporterfolge Südamerikas verantwortlich: die Kult-Sandalen Havaianas, von denen seit der Unternehmensgründung über 2,2 Milliarden Stück von Brasilien aus in die ganze Welt gingen. Das Interview mit der Auslandsösterreicherin, die über Managementerfahrung in Kuwait, Bolivien und Brasilien verfügt, lesen Sie ab Seite 12. Beim Stichwort Energiewende fällt Österreichern eigentlich nur der Atom­ ausstieg in Deutschland ein. Dass eine der wichtigsten Volkswirtschaften Südamerikas derzeit eine ebenso dramatische Umkehr vollzieht, ist weniger bekannt: Die chilenische Regierung ruft gerade eine Ökowende aus, die Herstellern von nichtkonventionellen erneuerbaren Energien riesige Marktchancen eröffnet. Mehr dazu lesen Sie in einem Marktbericht ab Seite 24. Ein beeindruckendes Beispiel von erfolgreichem Unternehmertum ist die Karriere von Alexander Windbichler. Als 19-Jähriger gründete der Kärntner ein Internetprovider-Unternehmen, das heute, sieben Jahre später, renommierte Kunden wie die Afrikanische Entwicklungsbank zu seinen Kunden zählt. Dafür hat Windbichlers Unternehmen Anexia im Vorjahr den Exportpreis der ­AUSSENWIRTSCHAFT Austria gewonnen. Was Anexia erfolgreich machte, ­lesen Sie ab Seite 30. Ich freue mich sehr über Ihre zahlreichen Anregungen, die Sie mir unter aussenwirtschaft.magazine@wko.at zukommen lassen können, und wünsche Ihnen viel Lesevergnügen mit der vorliegenden Ausgabe des AUSSENWIRTSCHAFT magazine!

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inhalt

AUSSEN WIRTSCHAFT magazine

februar 2015 6 TRAVEL-TRENDS Kurznachrichten für Reisende rund um die Welt. 8 BAROMETER Die Konjunkturaussichten im Februar. 10 EXPORT-TRENDS News und Fakten für Exporteure. 12 EXPAT-EXPERTS Auslandsösterreicherin Carla Schmitzberger über Management in Südamerika. 16 COVERSTORY Naher Osten. Marktanalyse: Wo Sie in den Ländern der Arabischen Halbinsel Geschäftschancen finden.

24

die Grosse chance Chiles Regierung ruft die Ökowende aus. Für Umwelttechnikunternehmen eröffnen sich dadurch ungeahnte Möglichkeiten.

24 DIE GROSSE CHANCE Umwelttechnik in Chile: Die Energie- wende in Chile eröffnet Umwelttechnik herstellern ungeahnte Chancen. 28 TAGEBUCH Unser Mann in Bogotá.

12

30

wie haben sie das gemacht, herr windbichler? Der Internetserviceprovider des Kärntners zählt sogar die Afrikanische Entwicklungsbank zu seinen Kunden.

4

38

exportexperts Wirtschaftsdelegierte beantworten Leserfragen zu Auslandsmärkten. Diesmal Russland, Marokko, Niederlande, Venezuela und Israel.

AU S SAU E NSW S EI RT N WSICRT H AF S CTH A mFaTg a mzai n g ea z| i Fe n eb| rM u aari 2 0 1 4 5

Fotos: picturedesk (2), Andreas Amann, Thomas Topf, Fotolia

expat-experts Carla Schmitzberger, Marketingchefin der brasilianischen Kultmarke Havaianas, über Kulturunterschiede im Management.

extra

export service

16

coverstory Während die Weltwirtschaft stagniert, wachsen die Länder der arabischen Halbinsel stärker denn je. Der Nahe Osten ist ein Tor zu ungeahnten Geschäftschancen.

Aussenwirtschaft Austria für Sie 41 expo-countdown Alles zur Weltausstellung 2015 in Mailand. 43 TOP-MÄRKTE Märkte im Überblick. 45 trainee-programm Alles zum Traineeprogramm für Wirtschaftsdelegierte.

30 ERFOLGSREZEPTE Wie haben Sie das gemacht, Herr Windbichler? Der Gründer des ­ Kärntner Internetproviders über sein Erfolgsrezept. 34 WIRKLICH RESTLOS ALLES ÜBER … Slowenien. Alle Zahlen, Daten, Fakten zu unserem Nachbarland. 36 SPOT ON Länderreport Slowenien. 37 EIN MARKT UND SEINE EIGENHEITEN Australien. 38 EXPORT-EXPERTS Leser fragen, Wirtschaftsdelegierte antworten. 41 EXPORT-SERVICE

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Ein Markt und seine Eigenheiten Business in Australien

AU S S E N W I RT S C H A F T m a g a z i n e | Fe b r u a r 2 0 1 5

46 AUSTRIA IST ÜBERALL Die spannendsten Veranstaltungen und die wichtigsten Events der letzten Wochen. 50 SO WIRD´S GEMACHT Was sich mit der Euro-Einführung in Litauen ändert.

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Rund um die welt news übers reisen Tiere mächtiger als Turbinen

Die schlimmsten Verspätungen der jüngeren Luftfahrtgeschichte – und ihre tierischen Verursacher.

Stichwort: Single European Sky economy rules

6. Dezember, 19.35 Uhr, ­Austrian-Airlines-Flug OS 54 von Brüssel nach Wien: Eingezwängt zwischen Fenster und Sitznachbar, den obligatorischen Bordservice-Apfel in der Hand, sitzt Christoph Leitl in der ausgebuchten Maschine auf Platz 16F. Fliegt der WKO-Präsident trotz des anstrengenden Tags voller Meetings in Brüssel grundsätzlich „Economy“? Als Grundregel gilt: Innerhalb Europas fliegt Christoph Leitl Economy, wie die Pressestelle der WKO mitteilt. Nur bei Langstreckenflügen auf andere Kontinente wird „Businessclass“ geflogen. Aber nicht grundsätzlich: So wurde bei einer Reise mit Bundespräsident Heinz Fischer Anfang 2014 nach Mexiko ebenfalls Holzklasse gebucht.

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Anstrengungen der EU-Kommission, den europäischen Luftraum unter dem Gesichtspunkt der Optimierung der Verkehrsströme neu zu strukturieren und die Zersplitterung durch nationale Landesgrenzen und Interessen aufzulösen. Durch die geringeren Flugabstände könnten, so die EU-Kommission, fünf Milliarden Euro jährlich gespart werden.

Immer auf Irrflug

Eine ver(w)irrte Biene in ­einem sogenannten Pitotrohr (einer Staudrucksonde an der Flugzeugnase) sorgte im Jahr 2012 bei einer französischen Airline für eine fast zweistündige Verspätung.

Schoßhund mit Schiss

Dass auch kleine Ursachen große Wirkung haben, ­bewies ein Schoßhund, der im Vorjahr – erlaubterweise – in der Handtasche seines Frauchens von Moskau nach London mitflog. Noch vor dem Start verwechselte er Gangway mit Gassi – die ­Reinigung inklusive Deboarding sorgte für drei Stunden Verspätung.

mahlzeit! food on board … Mein O’Hare „Chicago O’Hare ist mit 70 Mil­ lionen Fluggästen jährlich einer der meistfrequentierten Flughäfen der Welt. Weil die Gegend rund um den Airport Orchard Field heißt, ist die internationale Abkürzung noch immer ORD. O’Hare hat sieben Runways (ich glaube, das ist ein weltweiter Rekord), doch deren Anordnung ist suboptimal: Weil sie sich kreuzen, können zumeist doch nur drei Flugbahnen gleichzeitig verwendet werden. Zuletzt hat der Flughafen Schlagzeilen gemacht, weil ein Friedhof, der vom Runway bei Start und Landung sichtbar war, um fast 20 Millionen Dollar umgesiedelt wurde. Die Anreisezeit von Downtown Chicago nach O’Hare ist schwer schätzbar: Zwischen einer guten halben und eineinhalb Stunden habe ich schon gemessen.“

Von Aces Airlines (Kolumbien, ein trockenes Semmerl und Cola) bis zu V wie Vietnam Air (frittierte Hühnerkrallen im Hamburgerbrötchen): Wer schon vor dem Flug wissen will, wie sich das Bordservice gestalten wird, sollte einen Blick auf airlinemeals.net riskieren. Disclaimer: Die Bilder sind meist schlimmer als die Geschmacksbeschreibung der Gäste. Trotzdem: Mahlzeit! www.airlinemeals.net

Hätten Sie’s gewusst? Reisemitbringsel Reisemitbringsel können abgabenfrei eingeführt werden, wenn sie sich auf dem gleichen Beförderungsweg wie der Reisende befinden, für den persönlichen Gebrauch bestimmt sind und die geltenden Reisefreimengen nicht überschreiten. Diese sind überraschend niedrig: Abgabenfrei sind aus Nicht-EU-Ländern (neben Tabakwaren und Alkoholika) Waren nur bis zu einem Gesamtwert von 20 Euro, davon Lebensmittel bis zu einem Gesamtwert von 4 Euro. Mehrere Reisende dürfen ihre Freigrenzen nicht zusammenrechnen; es ist daher nicht möglich, eine Ware im Wert von 40 Euro zu zweit abgabenfrei einzuführen. Sie können diese Befreiungen einmal pro Kalendertag in Anspruch nehmen. Nähere Infos: www.bmf.gv.at/zoll/reise

Resolute Ratte

Ratten sind zweifellos keine Tiere, die man mit hohen hygienischen Standards gleichsetzt. Sie sind aber vor allem – wie alle herrenlosen und ungesicherten Tiere – ein Sicherheitsrisiko an Bord. Eine Rattensichtung in Asien führte im Jahr 2012 zu einer fünfstündigen Verspätung. Gefunden wurde sie nie.

Peter Sedlmayer, Wirtschaftsdelegierter in Chicago, über den Flughafen Chicago O’Hare

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Fundstück In der chinesischen Ausgabe des Forbes Magazine macht Austrian Airlines von sich reden – genauer gesagt deren Pünktlichkeit. 90 Prozent aller Flüge, so Forbes, verließen den Flughafen pünktlich, das ist weltweit der drittbeste Wert. Gratulation!

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souvenir, souvenir!

Wolfs- und Bärenfell, ein ausgestopfter Waran, Schlangen in Schnaps eingelegt oder ein Haifischfötus im Glas. All das haben die Mitarbeiter des Zolls auf dem Flughafen Wien-Schwechat Urlaubern abgenommen. Im Vorjahr wurden die Beamten insgesamt 4.900mal fündig. 71 Aufgriffe betrafen den Artenschutz, 232-mal waren es verbotene Pflanzen. Erst vor wenigen Wochen war ein Pärchen mit 60 geschützten Papageien im Koffer eingereist – ein Aufgriff, der zum Glück Seltenheitswert hat.

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barometer

Eurozone 34.510 USD

die konjunkturaussichten im februar

BIP/Kopf:

+1,1 % +2,7 %

DIE WARENAUSFUHREN* stiegen in den ersten 10 Monaten des Vorjahres um 0,6 Prozent auf 106,38 Milliarden Euro, während sich der Gesamtwert der Einfuhren von Waren um 0,8 Prozent auf 108,59 Milliarden Euro verringerte. Die ­Warenexporte in den EU-Raum stiegen dabei um 0,1 Prozent auf 73,20 Milliarden Euro, in Drittstaaten wurden bis Oktober Waren für 33,18 Milliarden Euro ausgeführt, um 1,6 Prozent mehr.

deutschland 40.007 USD

BIP/Kopf:

usa BIP/Kopf:

+3,1 %

+1,2 %

53.101 USD

*Quelle: Statistik Austria

industrieproduktion DER INDUSTRIELLE OUTPUT* ist im Jahresvergleich in den Schwellenländern des Fernen Ostens (China, Vietnam, Malaysia) stark gestiegen. Die vielbeschworene „Reindustrialisierung“ Nordamerikas scheint – befeuert durch die preiswerte ­Energie – in vollem Gange zu sein. Rückläufig ist die industrielle Produktion im Jahresvergleich in Europa – und in den entwickelten Märkten des Fernen Ostens, etwa Japan und Südkorea. Nov Nov Nov Nov

BIP/Kopf:

+3,8 % ÖSTERREICH BIP/Kopf: 42.597 USD

VENEZUELA 13.650 USD

BIP/Kopf:

–2,8 %

+1,0 %

SÜDKOREA 32.272 USD

BIP/Kopf:

+ 3,9 % ÄGYPTEN BIP/Kopf: 3.112 USD

indonesien 5.214 USD

BIP/Kopf:

indien BIP/Kopf:

+ 6,5 %

+0,5 %

+5,5 %

4.077 USD

südafrika 11.259 USD

BIP/Kopf:

australien 43.073 USD

+2,5 %

BIP/Kopf:

+2,8 %

Argentinien 18.749 USD

BIP/Kopf:

0,5 %

exportbilanz

Der EINKAUFSMANAGER-INDEX der USA, der die Konjunkturerwartung von Unternehmen in den Vereinigten Staaten misst, ging zum Jahreswechsel leicht auf 53,9 (Werte über 50 bedeuten mehrheitlich Wachstumserwartung) zurück. Stabil verharrte der EMI der Eurozone mit einem Wert von 50,8 im Wachstumsbereich. Etwas pessimistischer blicken die Entscheider in chinesischen Chefetagen auf die Konjunktur: Der EMI sank im Dezember auf 50,1. Eurozone

USA

DIE HANDELS­ BILANZSALDOS*, also Ausfuhren abzüglich Einfuhren, der größten Volkswirtschaften (und ausgewählter Länder) auf Jahresbasis.

CHINA

60

Q3 55

Nov 50 rückgang

Nov 45

Nov 40

Nov 2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

AU S S E N W I RT S C H AF T m a g a z i n e | Fe b r u a r 2 0 1 5

Quelle: HSBC Bank, Markit PMI Composite Europe

wachstum

Nov

Nov

+3,1 %

brasilien BIP/Kopf: 12.221 USD

Nov

Nov

+7,1 %

36.899 USD

saudi-Arabien 31.245 USD

+ 3,8 %

konjunktur-erwartung

Nov

Okt

15.353 USD

9.884 USD

*Quelle: Economist Intelligence Unit, Schätzung, Stand: 17. 1. 2015, BIP/Kopf: Weltbank, Schätzung 2013, kaufkraftbereinigt** Daten aus 2012 Quelle: Statistik Austria

Nov

Nov

BIP/Kopf:

JAPAN BIP/Kopf:

BIP/Kopf:

+1 %

In der Januar-Schätzung hat das renommierte Economist Intelligence Unit* die BIP-Wachstumsprognose für die Länder der Eurozone nach oben korrigiert. Der niedrige Rohölpreis stimuliere den Konsum, der schwache Euro die Exportwirtschaft. Bremsend auf die europäische Konjunktur wirke die Rezession, die Russland heuer (Ölpreis, Sanktionen!) erleben wird. Der US-Konjunkturmotor soll mit über drei Prozent Wachstum richtig in Schwung kommen. Anhaltend schwach präsentiert sich die Konjunktur in Südamerika – auch wenn Argentinien heuer endlich aus der Rezession kommen könnte. China bleibt – etwas schwächer als im Vorjahr – mit einem geschätzten BIP-Plus von 7,1 Prozent weltweite Konjunkturlokomotive.

Okt

Nov

china Türkei

das bruttoinlanDSprodukt

+ 0,6 %

8

–3,5 %

grossbritannien 37.307 USD

BIP/Kopf:

export-klima

Vietnam 9,6 China 7,2 USA 5,2 Malaysia 4,7 Kanada 3,4 Griechenland 2,3 Mexiko 1,1 grossbritannien 1,1 Brasilien 0,5 Russland -0,3 schweiz -0,4 Deutschland -0,6 italien -1,8 Österreich -2,3 Frankreich -2,6 Slowakei -3,3 Südkorea -3,4 Japan -3,8 Ukraine -16,3

russland 17.884 USD

BIP/Kopf:

China

380,6

Dez

Deutschland

284,2

Nov

Eurozone

242,1

Nov

Saudi-Arabien

207,7

Jan 13

Russland

195,8

Okt

Italien

53,9

Nov

Südkorea

47,4

Dez

Schweiz

31,9

Nov

Tschechien

21,2

Nov

Brasilien

–3,9

Nov

Anzahl der Länder mit hohem Einkommen* mit …

■  niedriger Inflation (kleiner 1 %) ■  Deflation

–4,6

Okt

–22,9

Nov

Spanien

–33,2

Okt

Niederlande

–63,8

Dez

Türkei

–85,9

Nov

Japan

–93,0

Nov

Indien

–143,2

Nov

Großbritannien

–195,9

Nov

USA

–730,2

Nov

Österreich Griechenland

*in Prozent, Quelle: Weltbank

chart des monats DIE KONSUMPREISENTWICKLUNG* in Ländern mit hohem Einkommen weist eindeutig deflationäre Tendenzen auf. Fast 30 von 55 von der Weltbank untersuchten Länder leiden unter niedriger Inflation (hellblau) oder sogar Deflation (dunkelblau) – ein Wert, der nur im Nachgang der Krise von 2009 übertroffen wurde.

AU S S E N W I RT S C H A F T m a g a z i n e | Fe b r u a r 2 0 1 5

2000

2002

2004

2006

2008

2010

2012

2014

*55 Länder gesamt, Quelle: Weltbank

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Export-trends

feed

neue bücher

news und fakten

Ich weiß nicht, warum ich noch lebe Friedrich Orter Ecowin Verlag, 2014 Der ORF-Reporter Fritz Orter hat weit mehr gesehen, als seinem Publikum zugemutet werden konnte. Viele Jahrzehnte lang berichtete er als Reporter von den gefährlichsten Orten der Welt. In einem bewegenden Rückblick skizziert er seine Erlebnisse, erzählt von seinen Grenz­ erfahrungen und von ergreifenden Schick­ salen. Und von einer großen Hoffnung, die seine Arbeit begleitet hat.

am er i k a

And the Nominees are …

20 Jah r e ö st er r ei ch i n d er EU

Mittendrin statt nur dabei

Wer holt den WirtschaftsOskar für Spitzenleistungen auf dem US-Markt? Pünktlich zur Bekanntgabe der Oscarnominierungen ­stehen auch die Nominierungen für den WirtschaftsOskar für Spitzenleistungen österreichischer Unternehmen am US-Markt fest: Nominiert ist etwa der Amstettner Bautechnikkonzern Doka GmbH, mit dessen Schalungssystemen in New York das höchste Wohngebäude der westlichen Hemisphäre ebenso errichtet wurde wie die Tower 2, 3 und 4 des World Trade Centers. Oder die Obersteirische Molkerei Genossenschaft. Die Steirer fuhren heuer einen sensatio­ nellen Erfolg beim „World Championship Cheese Contest“, dem weltweit größten Wettbewerb der internationalen Käseindustrie, ein: Mit dem zweiten Gesamtrang mussten sich die steirischen Milchverarbeiter nur ganz knapp dem Sieger geschlagen geben. Ebenfalls spektakulär: die innovativen Technologien der Wiener webLyzard technology gmbh, auf deren Weblösungen die von US-Vizepräsident Joe Biden präsentierte neue Klimaschutzinitiative der US-Wetterbehörde

Seit 1995 haben sich die weltweiten Exporte Österreichs verdreifacht, das Handelsdefizit hat sich halbiert. Warum Österreich – wie Deutschland oder Dänemark – ein Gewinner der europäischen Einigung ist.

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einen kritischen Sprung in der Firmengröße zu machen. Aus österreichischen Mittelständlern seien europäische Konzerne mit 1.000 und mehr Beschäftigten geworden. „Österreich ist einer der größten Profiteure des EUBinnenmarktes – neben Dänemark und Deutschland“, so das Fazit von Walter Koren, Leiter der AuSSenwirtschaft Austria der Wirtschaftskammer Österreich.

20 Jahre Österreich in der EU: der damalige Außenminister Alois Mock (oben) sowie Erhard Busek, Franz Vranitzky und Viktor Klima (unten) kurz vor der Volksab­ stimmung 1994.

Ch art d e s M o n at s

Die afrikanische Wachstumsstory

Das Wirtschaftswachstum in Subsahara-Afrika seit 1988. Quelle: Oxford Economics Database

2001–2012

2013–2030

■  Wachstum unter 0 Prozent (negativ)  ■  Wachstum zwischen 0 und 5 Prozent  ■  Wachstum über 5 Prozent

AU S S E N W I R T S C H AF T m a g a zin e | F e b r u a r 2 0 1 5

läuft. Das von dem Wiener Unternehmen für das Weiße Haus eingerichtete Webportal stellt für Millionen von US-BürgerInnen das virtuelle Eingangstor zu Informationen rund um das Thema Klimawandel dar. Ermöglicht wird dies durch semantische Suchtechnologien von webLyzard. Ebenfalls nominiert sind etwa der oberösterreichische Futtermittelhersteller Delacon

Z ah l des M o n at s Fotos: Fotolia

1988–2000

Fotos: APA/Picturedesk

D

er Betrag erscheint fast wie ein Druckfehler: 1995, vor 20 Jahren, als Österreich am 1. Jänner der EU beigetreten ist, lag das Ausfuhrvolumen Österreichs bei umgerechnet 42,15 Milliarden Euro. Das Defizit, das Ö ­ sterreich seit den 70erJahren im globalen Warenaustausch ausweist, betrug im Jahr des EU-Beitritts immerhin acht Milliarden Euro. Mittlerweile haben sich die Exporte auf 126 Milliarden Euro verdreifacht – und der negative Saldo zwischen Ausfuhren und Einfuhren wurde auf vier Milliarden Euro halbiert. Der Markt ohne Grenzen hat der heimischen Wirtschaft Chancen geboten, die zuvor für Unternehmen in einem solch kleinen Markt unmöglich zu realisieren gewesen wären. Zudem ist die EuroEinführung im Jahr 2002 für Österreich weniger Zäsur gewesen als für die südlichen EU-Mitgliedsländer. Im Gegenteil: Plötzlich herrschte Waffengleichheit mit Mitbewerbern aus traditionellen Abwertungsländern wie Italien, Frankreich oder Spanien. Durch die Osterweiterung ist es Österreich zudem gelungen,

Preisverdächtig: Der Straßenbahn-Deal von Siemens Österreich in San Francisco, Doka und das World Trade Center, Weltmeister-Käse der Obersteirischen Molkerei Steiermark

Biotechnik GmbH, der Vorarlberger Schwingisolierlösungshersteller Getzner Werkstoffe GmbH, der Aluminiumkonzern AMAG oder die Siemens AG Österreich, deren Wiener Kompetenzzentrum für den Großauftrag an Straßenbahnen verantwortlich ist, die im Vorjahr an die Stadt San Francisco verkauft wurden. „Die österreichischen US-Exporteure erzielten eine ‚oscarreife‘ Steigerung von +7,9 Prozent in den ersten zehn Monaten 2014“, sagt Rudolf Thaler, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles. Die WirtschaftsOskars 2015 werden am 20. Februar – zwei Tage vor dem großen Vorbild – vergeben.

18,3

Nach langen Krisenjahren hat die spanische Industrie Modernisierungsbedarf. Um 18,3 Prozent wuchsen Maschinen- und Anlagenexporte aus Österreich in den ersten drei Quartalen 2014 auf insgesamt 249 Millionen Euro, Tendenz: steigend. Denn heuer dürfte Spanien mit zwei Prozent überdurchschnittlich wachsen.

A U S S E N W I R T S C H A F T m a g a z ine | F e b ruar 2 0 1 5

Miteinander verschieden sein Christa Uehlinger Versus Kompakt, 2012 Was geschieht genau, wenn Menschen unterschiedlicher Kulturen aufeinandertreffen? Wie reagiert der oder die Einzelne auf etwas, das anders und somit fremd ist? Was ist Kultur? Wie wirkt sie sich auf die Zusammenarbeit aus – und welche Hilfsmittel gibt es, um im Alltag interkulturell kompetenter zu handeln? Spannende Lektüre!

Alois Mock: Visionen im Spiegel der Zeit Stein Verlag, 2014 Von José Manuel ­Barroso bis Robert Menasse: Die vorliegende Anthologie ist ein Bericht von Weg­ gefährten, ein Rückblick auf sein bedeu­tungsvolles Leben und Wirken und eine Würdigung seiner Visionen, die auch 20 Jahre nach dem größten politischen Erfolg Alois Mocks nichts an Strahlkraft eingebüßt haben. Spannende Lektüre zu 20 Jahren Österreich in der EU.

Der rote Faden durchs Reich der Mitte. Schmatzen erlaubt, Herr Knigge? Chinesische Business-Etikette von A bis Z. Drachenhaus Verlag, 2013 Von Lutz Berners, Miriam Fritz, Susanne Heimburger, Nora Frisch mit Illustrationen von Gregor Köring. Wer gute Manieren zeigt und die üblichen Verhaltensweisen kennt, tut sich bei Geschäften in China wesentlich leichter. Nur gelten im Reich der Mitte andere Regeln als bei uns. Was tun, wenn zum Beispiel der chinesische Geschäftspartner bei der Verhandlung minutenlang beharrlich schweigt?

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Die Auslandsösterreicherin Carla Schmitzberger ist Marketingchefin des wohl größten brasilianischen Exporterfolgs: der Flip-Flops Havaianas.

EXPAT-EXPERTS

„ Je näher zum Äquator, desto sorgloser “ 12

AU S S E N W I RT S C H AF T m a g a z i n e | Fe b r u a r 2 0 1 5

Fotos: Carla SAchmitzberger

Erfolgreiche Auslandsösterreicher

Carla Schmitzberger hat Tiroler Wurzeln – und ist für einen der gröSSten Exporterfolge Brasiliens mitverantwortlich: Ihre Havaianas sind Flip-flops mit Kultstatus. Interview: Piotr Dobrowolski

AU S S E N W I RT S C H A F T m a g a z i n e | Fe b r u a r 2 0 1 5

S

ie haben Chemie studiert und zeichnen beim Mode-Label Alpargatas für die Havaianas-Flip-Flops verantwortlich, einen der größten brasilianischen Exporterfolge überhaupt. Vom Chemielabor zur Topmanagerin – ein ungewohnter Weg, oder? Ja und nein. Was sicher ungewöhnlich ist, ist der Erfolg, den wir mit den Havaia­ nas haben. Das ist tatsächlich eines der wenigen genuin brasilianischen Produkte, die eine globale Erfolgsstory wurden. Dass ich als Chemikerin die Managerkarriere

eingeschlagen habe, mag auf den ersten Blick auch überraschend klingen, hat sich aber für mich sehr früh abgezeichnet. Ich habe eigentlich nur die ersten zweieinhalb Jahre meines Berufslebens als Chemikerin gearbeitet und wechselte dann sehr bald ins Marketing und Management: zuerst bei Johnson & Johnson, dann bei Procter & Gamble und bei der Citibank, bis ich eben zu Alpargatas kam. Da hätten Sie sich eigentlich Ihr ­Chemie-Studium sparen können. Meinen Sie? Nein, das war schon eine sehr gute Vorbereitung. Ich denke, in technischen Fächern lernt man analytisches Denken und die Fähigkeit, Probleme zu ­lösen, doch am allerbesten. Und das ist ➤

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expat-experts Zur Person Carla Schmitzberger ist Tochter eines

Carla Schmitzberger

fakten

Havaianas

Von den Favelas in die Welt.

Flip-Flops oder sogenannte Zehen­stegsandale gibt es seit Jahrtausenden; sie gelten als eine der Sandalenurformen des alten Ägypten. Den weltweiten modischen Siegeszug traten die Treter um die Jahrtausendwende an, seither gilt die brasilianische Marke Havaianas als Kultprodukt. Das Unternehmen ist der weltweit größte Produzent, seit 1962 hat das Unternehmen über 2,5 Milliarden Paar Sandalen hergestellt, jährlich kommen 150 Millionen Paar hinzu. Das einfachste Modell kostet in Brasilien umgerechnet drei Euro und gilt als Fußbekleidung der Favelas.

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Die Armen in den Slums tragen vielleicht Flip-Flops, aber keine Havaianas. Doch. Das erste Havaianas-Produkt, das 1962 auf den Markt kam, war für genau diese Zielgruppe gedacht. Und dieses Modell, das Modell tradicional, gibt es bis heute. Das kostet in Brasilien umgerechnet rund drei Euro. Es gibt hier zwar auch billigere Flip-Flops, aber die kann man eben nicht so lange nutzen. Wenn Flip-Flops das einzige Paar Schuhe sind, die jemand hat, dann kommt er mit Havaianas sechs bis acht Monate aus. Bei anderen Produkten sind es drei bis vier Monate, und so viel billiger sind diese Produkte nicht, dass sich das am Ende lohnen würde. Neben Verkaufszahlen: Was macht für Sie ganz persönlich den Erfolg der Havaianas aus? Es sind zwei Dinge: Zum einen sind die Havaianas, wie Sie schon sagten, eines der ganz wenigen brasilianischen Produk­te, die man auf der ganzen Welt kennt. Für uns Brasilianer, ich bin ja selbst eine halbe Brasilianerin, ist es ganz wichtig, das Selbstbewusstsein zu stärken, dass wir der Welt auch ökonomisch etwas zu bieten haben. Und das Zweite, was mich an dem Produkt sehr freut, ist sein Image. Die Havaianas stehen für Spaß, für Ferien, für schöne Erinnerungen, für eine gewisse Leichtigkeit. Wenn die Leute in ein Geschäft mit Havaianas gehen, dann lächeln sie, sind gut drauf. Das gefällt mir. Den Brasilianern wird generell nachgesagt, dass sie Dinge nicht schwerer nehmen als nötig. Ja, das ist das Bild von Brasilien, und es stimmt, dass Brasilianer eine sehr optimistische Grundhaltung haben. Wenn sie heute bei einem Bier sitzen, machen sie sich nicht unbedingt Sorgen darüber, was morgen sein wird. Und wenn morgen etwas schiefläuft, dann vertrauen sie darauf, dass es übermorgen wieder gut wird. Das ist etwas, was Ausländern in Brasilien sofort auffällt, und etwas, worum sie Brasilianer oft beneiden. Diese Leichtigkeit hat allerdings manchmal den Nachteil, dass man in Brasilien nur schwer planen kann, dass im Alltag, in der Infrastruktur vieles oft nicht so funktioniert, wie es sollte. Wenn ich manchmal doch etwas längerfristiger planen will, heißt es sehr schnell: Du bist eben doch eine Europäerin. Oder gleich: eine Deutsche.

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Tirolers und einer Brasilianerin. Sie leitet bei dem brasilianischen Mode-Label Alpargatas die Sparte Sandalen, zu der auch der absolute Topseller des Unternehmens gehört: die Havaianas-Flip-Flops. Schmitzberger wuchs in Deutschland auf, lebte in Kuwait, Bolivien und Brasilien, studierte in den USA und war dann unter anderem in Deutschland und Kanada für Procter & Gamble, Johnson & Johnson und die Citibank tätig. Seit neun Jahren ist sie bei Alpargatas.

Dabei sind Sie – wenn schon – eine Österreicherin. Ja, aber ich bin in Köln aufgewachsen. Außerdem nehmen die Österreicher das Leben viel leichter als die Norddeutschen. Ich glaube, dass es überall auf der Welt gleich ist: Je näher zum Äquator, je weniger harsch sich das Klima ändert, desto sorgloser sind die Menschen. Weil sie nicht den Stress haben, für den strengen Winter vorzusorgen. Das ist auch in Brasilien so. Im Süden, weiter weg vom Äquator sind die Menschen am strengsten, im Nordosten am lockersten. Oder in Italien: Vergleichen Sie einmal Mailand mit Sizilien. Das, was Sie als typisch brasilianisch beschreiben, das Vertrauen in die Zukunft, der Glaube, dass es schon gut gehen wird, ist eine Haltung, die auch gute Manager kennzeichnet. Was braucht man noch, um als Manager erfolgreich zu sein? Flexibilität. Interessanterweise ist auch das etwas, was man in Brasilien sehr gut lernen kann. Auch deshalb, weil die Leute hier sehr lange Zeit mit großer Inflation leben und sich oft sehr kurzfristig orientieren mussten. Zugleich braucht ein guter Manager bei aller Flexibilität aber schon auch eine grundsätzliche, langfristige Vision. Und er muss in der Lage sein, mit Leuten zu arbeiten, sie zu motivieren, auch zuzuhören und, wenn nötig, seinen Leuten zu helfen. Wie schwer war es für Sie eigentlich, in Brasilien als Frau Karriere zu machen? Ich denke, gleich schwer oder gleich leicht wie für einen Mann. In Brasilien ist es nicht so außergewöhnlich, dass auch Frauen Karriere machen. Das ist ein Land, in dem man noch in großem Maß Hauspersonal hat, das den Haushalt führt, auf die Kinder schaut. Da fällt es Frauen leichter im Beruf erfolgreich zu sein. Und der sprichwörtliche lateinamerikanische Machismo? Den gibt es. Allerdings würde ich sagen, dass Brasilien unter den lateinamerikanischen Ländern sicher dasjenige ist, in dem Frauen die meisten Möglichkeiten haben. Die spanischsprachigen Länder Lateinamerikas sind da etwas anders.

Fotos: Shutterstock, xxxxxx

„ Fehlt der Erfolg, passt das Produkt nicht. Das ist eigentlich immer so.“

dann etwas, was Manager sehr gut brauchen können. Sie haben ja zunächst in der Forschung und Entwicklung gearbeitet. Was hat Sie so sehr am Marketing und Management fasziniert, dass Sie unbedingt wechseln wollten? Für mich ist das Faszinierende am Marketing, dass man tatsächlich herausfinden kann, welche Produkte die Menschen gern hätten und wie diese Produkte beschaffen sein müssen. Und sobald du das heraus­ gefunden hast, musst du sehr viel falsch machen, um dann trotzdem keinen Erfolg zu haben. Ich sage immer: Wenn das Produkt passt, kommt der Erfolg automatisch. Fehlt der Erfolg, passt das Produkt nicht. Eigentlich ganz einfach. Es gibt allerdings Menschen, die behaupten, der Konsument wisse gar nicht, was er will. Man müsse es ihm erst zeigen. Steve Jobs war davon überzeugt. Und ziemlich erfolgreich. Puh. Also, ich weiß nicht, ob man wirklich sagen kann, der Konsument weiß nicht, was er will. Er kann vielleicht sein Wunschprodukt nicht bis ins letzte Detail beschreiben, aber ich glaube schon, dass er zwischen nützlichen und unnützen Dingen unterscheiden kann. Keine Art von Verpackung, keine Art von Werbung oder Marketing ist derart gut, dass sie dem Konsumenten etwas andrehen kann, das er nicht braucht. Wenn es nicht Marketing ist: Was macht Ihre Havaianas so einzigartig? Andere Firmen machen schließlich auch FlipFlops, und so viel anders sehen die auch wieder nicht aus. Was uns von der Konkurrenz unterscheidet, ist zunächst einmal der Rohstoff. Wir benutzen Gummi, also synthetischen Kautschuk und nicht wie andere PVC oder Vinyl. Das hat den Vorteil, dass unsere Flip-Flops die Hitze viel weniger weitergeben. Wenn Sie Havaianas am Strand stehen lassen, können Sie sie trotzdem nachher anziehen. Durch den Kautschuk sind sie auch rutschfester. Und sie sind ungefähr doppelt so haltbar. Abgesehen davon hat das Produkt den unglaublichen emotionellen Charme, dass es Schuhe sind, die wirklich von den ganz armen Menschen in Brasilien getragen werden. Und seit ungefähr 15 Jahren sind dieses Schuhe total in bei Konsumenten aus allen Einkommensschichten. Das ist doch cool.

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DER NAHE OSTEN IST SO GROSS WIE EUROPA VON PORTUGAL BIS ZUR UKRAINE. WÄHREND IN SYRIEN EIN BÜRGERKRIEG TOBT, WACHSEN DIE LÄNDER DER ARABISCHEN HALBINSEL STÄRKER ALS JEDE ANDERE WELTREGION. Die FASZINATION FÜR TECHNISCHEN FORTSCHRITT UND DIE VORLIEBE FÜR GIGANTISCHE INFRASTRUKTURPROJEKTE BIETEN UNGEAHNTE GESCHÄFTSCHANCEN.

Tor zu ungeahnten Geschäftschancen

Von Rudolf Loidl und Piotr Dobrowolski

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Der Nahe Osten 16

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sterreich liegt nur 45 Minuten Bootsfahrt von Dubai entfernt. Aufgeschüttet aus Meeressand und Teil eines Megaprojekts, das „The World“ heißt. Aus der Luft sehen die künstlichen Inseln tatsächlich aus wie eine überdimensionale Weltkarte. Hier sollen Luxushotels und Edelresidenzen entstehen. Doch weil es davon in Dubai schon mehr als genug gibt, will man den Bewohnern von „The World“ etwas Besonderes bieten: echten Klimawandel. Über der Insel „Deutschland“ soll es aus künstlichen Wolken regnen, über der Schweiz gar schneien, im Freien, trotz Temperaturen von 40 Grad plus. Das Knowhow für dieses kaum fassbare Projekt wird das deutsche Fraunhofer-Institut liefern, als Immobilienentwickler fungiert ein ­Österreicher: Josef Kleindienst. Er ist seit fast einem Jahrzehnt eine feste Größe auf der Arabischen Halbinsel. „Das, was hier entsteht, hat es auf der ganzen Welt noch nicht gegeben“, sagt Kleindienst. Das, was in dem Wüstenstädtchen Zaatari, ziemlich genau auf halbem Wege von der Insel „Austria“ nach Österreich, entsteht, hat es ebenfalls so bisher noch nicht gegeben. An diesem Ort in der jordanischen Wüste, hart an der Grenze zu Syrien, dehnt sich seit Monaten ein Flüchtlingslager aus. Das Camp Zaatari ist inzwischen die fünft-

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größte Stadt des Haschemitenkönigreichs – und das größte Flüchtlingslager der Erde: Es gibt hier so etwas wie Hauptstraßen mit Marktständen, Läden – und einen Bürgermeister. UNHCR-Koordinator Kilian Kleinschmidt soll dafür sorgen, dass hunderttausende traumatisier­te Flüchtlinge Wasser, Nahrung, Obdach, Toiletten und warme ­Decken für die Nacht bekommen. Zwei Welten. Es ist vor allem dieses Gesicht Arabiens, das derzeit unsere Wahrnehmung bestimmt: der Bürgerkrieg in Syrien, die

EUROP A

A FRI K A

Der nahe Osten So groß wie ein Gebiet von Portugal bis in die Ukraine. Und wirtschafltich mindestens so divers.

grotesken Auswüchse des sogenannten „Islamischen Staates“ und die Flüchtlinge, die über das Mittelmeer in die europäische Sicherheit strömen. Doch Differenzierung tut not. Legte man eine Landkarte des Na­hen Ostens von der Levante bis zur Arabischen Halbinsel über jene Europas würde diese ein Gebiet von Portugal bis in die vom Bürgerkrieg gebeutelte Ostukraine be­decken. Und schon die Nachbarländer Syriens, etwa das stabile Jordanien, weisen mit einer Wachstumsprognose von vier Prozent für 2015 erstaunliche Raten auf. Auf der Arabischen Halbinsel soll die Wirtschaft – trotz Ölpreisverfall – noch stärker wachsen, in Katar sogar um mehr als sieben Prozent. Für viele Exporteure ist die Arabische Halbinsel daher eine Destination, die Geschäft, das anderswo verlorengegangen ist, kompensiert: So sind die österreichischen Exporte nach Saudi-Arabien in den ersten drei Quartalen des Vorjahres um 10,8 Prozent gewachsen. Die Ausfuhren in die Vereinig­ ten Arabischen Emirate verzeichneten einen Zuwachs von immerhin 9,3 Prozent. Richard Schenz, einst OMV-Boss und heute Präsident der Österreichisch-Arabischen Handelskammer und Vizepräsident der WKO, erklärt warum: „Die Arabische Halbinsel bleibt eine der wenigen Regionen der Welt, wo heute nennenswertes, stabiles ➤ Wachstum möglich ist.“

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Saudi-Arabien: Der Ölpreis tut der Stimmung keinen Abbruch. Die Saudis sind an Infrastruktur-

und Ausbildungs-Know-how aus Österreich interessiert.

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uch in Saudi-Arabien tut der akdern auf einen Schlag von einer Sekunde tuelle Preisverfall der guten Stimauf die andere in Betrieb gehen werden. mung kaum Abbruch. Zwar würde Wie auch anderswo in der Region ist Saudi-Arabien nach IWF-Berechnungen Infrastruktur der große Markt, auf dem einen Ölpreis von 84 Dollar benötigen, um österreichische Firmen Chancen haben, aber auch in der Entwicklung von ausgeglichen bilanzieren zu können, also Wohnprojekten. deutlich mehr als derzeit am Weltmarkt zu Ganz spezifische Möglichkeiten ererzielen ist. Doch mit Währungsreserven geben sich überdies im Zusammenhang von rund 745 Milliarden Dollar können mit der sogenannten „Saudisation“, dem die Saudis etwaige Löcher im Budget über Bemühen Saudi-Arabiens, anstatt noch Jahre stopfen, ohne bei den derzeitigen stärker auf asiatiInvestitionen zurückstecken zu müsInfrastruktur sche Gastarbeiter zu sen. Und: Die vom ist der groSSe Markt, auf setzen, mehr junge IWF berechneten Saudis in Ausbildem österreichische und Arbeit zu 84 Dollar sind ein Firmen Chancen haben. dung bringen. „Hier ist Durchschnittswert. das Interesse am erfolg­reichen österreichiSaudi-Arabien verfügt auch über Ölfelder, schen dualen Ausbildungssystem wirklich auf denen Öl zum Preis von gerade einmal sehr groß“, berichtet Pierre Prunis, der zehn Dollar gefördert werden kann. österreichische Wirtschaftsdelegierte in Kein Wunder daher, dass im Königreich Riyadh. Eine gute Entwicklung von Saudikeiner daran denkt, geplante Projekte zu Arabien ist für Ö ­ sterreich wichtig, da Ösverzögern oder gar abzusagen. Im Gegenteil: Man geht aufs Ganze. Im U-Bahn-Bau, terreich hierher ­besonders viel exportiert: wo österreichische Unternehmen vor allem Rund 684 Millionen Euro betrugen 2013 als Zulieferer tätig sind, soll hier bis 2018 laut Statistik Austria die österreichischen etwas im Bereich der Baulogistik vollkomAusfuhren nach Saudi-Arabien – bei men Neues und Einmaliges fertiggestellt Einfuhren von nur 370 Millionen Euro werden: das Metro-Netz von Riyadh, übrigens ein sattes Handelsbilanzplus von dessen sechs Linien nicht schrittweise, sonüber 310 Millionen Euro.

geschichte

Warum Österreich im arabischen Raum so erfolgreich ist.

Es war 1969. Damals baute Waagner-Biro die erste Brücke über den Creek in Dubai – eine Sensation. Eine, an die man sich im kleinen Emirat bis heute erinnert. Und eine, die Österreich einen klingenden Namen als Stahlbau-Nation einbrachte. Auch anderswo hilft die Geschichte: Dass die Alpen­ republik im Gesundheitswesen ­einen ausgezeichneten Ruf ­genießt, liegt vorwiegend an den Leistungen des österreichischen Internisten Karl Fellinger, der in den 50er-Jahren zahlreiche arabische Herrscher behandelte. Doch auch für die Gegenwart gilt: Offenbar kommen österreichische Unternehmer einfach gut mit der spezifischen Mentalität der Region zurecht, wo Eile wenig, persönlicher Kontakt, regelmäßige Ansprache und Geschäftsbeziehungen, die zu Freundschaften werden, umso mehr gelten.

Der Internist Karl Fellinger behandelte in den 50ern zahlreiche arabische Herrscher: Er begründete den guten Ruf Österreichs im Gesundheitssektor.

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Skyline von Katar: Mit über sieben Prozent wächst kein entwickeltes Land 2015 stärker als der Wüstenstaat.

Katar: Bauboom auch abseits des Sports. Der Emir will

Katar zum modernsten Land der Welt umbauen. Und braucht dafür Know-how aus Europa.

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uf den gigantischen Baustellen in Katar wird fast rund um die Uhr gebaut. An der Metro, am neuen Hafen, an Wasserentsorgungsanlagen, an Wohnprojekten. Darum, dass die vielen Vorhaben, allen voran die U-Bahn von Doha rechtzeitig zur Fußball-WM 2022 fertig werden, geht es aber längst nur noch am Rande. Die „Qatar Vision 2030“, das im Lande allgegenwärtige Programm, das Katar zu einem der modernsten Länder der Welt machen soll, hat mittlerweile Vorrang. „Diese Modernisierung, die mit Städtebauvorhaben, Logistikprojekten wie dem New Doha Harbour, aber auch mit Abwasserentsorgung und Umweltvorhaben verbunden ist, gilt als absolute Priorität des Herrscherhauses und wird mit dem entsprechenden Nachdruck betrieben“, erklärt der stellvertretende österreichische Wirtschaftsdelegierte in Doha, Gerd Bommer. Dementsprechend riesig seien daher die Geschäftschancen in diesem Bereich. Das Engagement österreichischer Firmen im Land – etwa von der Porr – hält Bommer auch aus sozialen Gesichtspunkten für vorteilhaft. Die Porr sei Vorreiter in der Verbesserung der zuletzt in die Kritik geratenen menschenunwürdigen Bedingungen für Gastarbeiter im Land. Er bemerkt auch einen Meinungswandel im Emirat: Längst geben Staatsunternehmen wie etwa Qatar Rail ihren Subunternehmen strenge Vorgaben für Arbeits- und Wohn­

bedingungen der Gastarbeiter. Der sinkende Erdöl- und Erdgaspreis bremst die Boomstimmung in Katar derzeit kaum (Details siehe Kasten „Scheichs gegen Schiefer“). Zwar haben Ökonomen des „Economist“ kürzlich berechnet, dass Katar auf dem derzeitigen Energiepreisniveau 2018/2019 erstmals ein Fiskaldefizit einfahren wird, doch das schreckt den Emir offenbar wenig. Mit den weltweit niedrigsten Produktionskosten für Erdgas glaubt man sich für die Zukunft gerüstet – und zwischenzeitlich öffnet der Emir den Zugang zum schier unermesslichen Staatsschatz und den riesigen Währungsreserven.

„Die arabische Halbinsel bleibt eine der wenigen Regionen der Welt, wo heute nennenswertes, stabiles Wachstum möglich ist.“ Richard Schenz, Präsident der ÖsterreichischArabischen Handelskammer und Vizepräsident der WKO

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Österreichische Exporterfolge abseits der riesigen Infrastrukturprojekte

Riyadh und der Kingdom-Tower bei Nacht: „Saudisation“ bietet Chancen.

Werbung für Lifestyle-Drinks der Marke 2B[to be] aus der Steiermark in Dubai, Wassertanker des oberösterreichischen Herstellers Rosenbauer in Saudi-Arabien, eine Düngemittelanlage der Schoeller Bleckmann AG geht in die Emirate, Sonnenkollektoren von GreenOneTec in Saudi-Arabien, Aufbereitungsanlagen des steirischen Unternehmens Aquavital auf einer Messe in Doha.

Fotos: APA/PIcturedesk

Austria mag man eben

Made in Austria

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Die Saudis wollen US-Schieferölproduzenten aus dem Markt drängen: So lautet die landläufige Erklärung für den sinkenden Ölpreis. der aktiviert werden können. Zudem Ob das stimmt, ist unklar. Ob die Strategie aufgeht, ebenfalls. Tatsache ist, sei der Grenzkostensatz von 80 Dollar, dass die Saudis notfalls auch jahrelang der bislang für ein Fass Schieferöl angenommen wurde, längst obsolet. Neue mit einem Preis um die 40 Dollar leben Technologien machen eine preiswerkönnten. tere Förderung möglich. Mehr noch: Die Aussage hat für Aufsehen gesorgt: „Es ist irrelevant, ob der Preis auf Weil die vielen kleinen Schieferölförderfelder viel flexibler 50, 40 oder 20 Dollar fällt“, „an- und abschaltbar“ seien, sagte Saudi-Arabiens Ölminister Ali al-Naimi kürzlich. würden sie in Zukunft die Er verstärkt damit den EinRolle als „Swing Producer“ druck, dass Saudi-Arabien übernehmen, die bislang den den Preisverfall dazu nützen Saudis Preismacht gegeben will, die Vormachtstellung am habe. Der Ölpreis werde im Ölmarkt zurückzugewinnen. nächsten Jahrzehnt, so die Diesmal nicht auf defensive These der Schieferöllobby, Art und Weise, indem die Pronicht mehr nahe 100 Dollar duktion gedrosselt wird, um kommen. den Preis zu stützen, sondern Scheichs gegen Schiefer: Welche Seite recht behält, Aufmacher des „Econoindem man ihn sogar in den wird die Zukunft weisen – mist“ von Anfang Jänner. Keller treibt. Das Hauptanauch wenn ein Blick in die griffsziel dieser Taktik ist Archive zur Vorsicht mahnt. die Energiegewinnung aus Denn noch vor wenigen Schiefergas, die vorwiegend Jahren war von „Peak Oil“, aus den USA für Überkapaalso der stetigen Angebotszitäten am Markt sorgt. Weil verknappung bei gleichzeiti­ Fracking deutlich teurer ist gem Preisanstieg die Rede. als die konventionelle FördeTatsache ist, dass die Länder rung, würden Schiefergasförder Arabischen Halbinsel deranlagen unrentabel und notfalls auch jahrelang mit sukzessive aus dem Markt einem sehr niedrigen Ölpreis ausscheiden, sobald der Preis leben können. Allein die längerfristig am Boden bleibt Fremdwährungsreserven „Es ist – so die Theorie. miteingerechnet die irrelevant, (nicht Ob die Realität allerdings ausländischen Firmenbeteiliob der gungen der diversen Staatstatsächlich so aussehen wird, Ölpreis auf fonds, Goldreserven etc.) des ist allerdings unklar. Denn 50, 40 oder Königreichs Saudi-Arabien die Betreiber von Schiefergasanlagen beteuern, dass 20 Dollar betragen rund 745 Milliarden Dollar – bei jährlichen Schieferölförderfelder – im fällt.“ Staatsausgaben von 228 MilGegensatz zu herkömmliAli al-Naimi, chen Quellen – sehr schnell liarden Dollar ein durchaus Minister für Mineralölgeschlossen, aber auch wie- ressourcen, Saudi-Arabien. beruhigendes Polster.

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Der Tourismus und die ­weiterverarbeitende (energieintensive) Industrie sollen gefördert werden.

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er Mann ist sagenumwoben: Sultan Qabus, inzwischen 74 Jahre alt, medienscheu und seit 45 Jahren der Herrscher von Oman. Unter seiner Herrschaft hat das Land im Osten der Arabischen Halbinsel im Eiltempo den Weg vom Mittelalter zur Moderne bestritten. Als er an die Macht kam, gab es im Land gerade einmal fünf Kilometer asphaltierte Straße und an Ausbildungsstätten nicht mehr als zwei Koranschulen. Durch das Erdölzeitalter hat Sultan im Eiltempo vom Mittelalter Qabus den Oman geführt, jetzt zur Moderne. bemüht er sich massiv darum, die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren. „Im Oman ist man, vielleicht weil hier der Reichtum nicht ganz so groß ist wie anderswo auf der Arabischen Halbinsel, auf eine stetige, nachhaltige Entwicklung ausgerichtet, ohne die jahrhundertealten Traditionen zu zerstören“, sagt Reinhart Zimmermann, stellvertretender österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Maskat. Neben klassischen Infrastrukturprojekten wie der Oman-Railway setzt das Land auch auf die Weiterverarbeitung von Erdöl und Erdgas, um mehr Wertschöpfung im Land zu behalten, sowie zunehmend auf Tourismus und Logistik. Um Wertschöpfungstiefe ins Land zu holen, will man aber auch in energieintensive Sparten wie Aluminiumund Kunststoffproduktion investieren – eine Riesenchance für österreichische Anlagenbauer.

Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten: Hier soll das Zentrum des weltweiten Handels entstehen.

Vereinigte Arabische Emirate: Freizonen befeuern das Geschäft.

Was gut, originell und luxuriös ist, wird gekauft – auch abseits von Infrastruktur- und Anlagenbau.

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Basar in Nizwa, Sultanat Oman: Entwicklung, ohne die jahrhundertealten Traditionen zu zerstören.

Fotos: APA/PIcturedesk (2)

Scheichs gegen Schiefer

Oman: Das nachhaltige Arabien.

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n den Emiraten gibt es nichts, was es nicht gibt. Ferraris und Bentleys als Dienstautos für die Polizei, das luxuriöseste Hotel der Welt, in dem Suiten bis zu 700 Quadratmeter haben und schon einmal 21.000 Euro pro Nacht kosten können, und das höchste Gebäude der Welt sowieso. Dementsprechend groß ist hier die Nachfrage. Nach fast allem. Nach noch mehr Gebäuden. Nach noch mehr Brücken. Und nach noch mehr Stahlbauten. Und obendrein, bestätigt der österreichische Wirtschaftsdelegierte Richard Bandera, befeuern Freizonen, in denen ausländische Investoren ohne einen regionalen Partner tätig werden können, das Geschäft. Doch in den Emiraten ist nicht nur die große Industrie gefragt, auch das Dienstleistungs- und das individuelle Liefergeschäft bieten Möglichkeiten. Was

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gut und originell und obendrein luxurifüllt in Oberösterreich. 2B heißt es und ösen Mehrgewinn verspricht, kann sich nützt neben Äpfeln auch die Kraft anderer hier durchsetzen, auch abseits der großen Naturstoffe, um je nach Bedarf eine belebende oder eine beruhigende Wirkung zu Drei Infrastruktur, Bau und Anlagen. So entfalten. In ­Dubai wurde es liefert zum Beispiel die niederösterreichische Bäckerei Was gut und im Burj Khalifa, dem höchsHaubis Vollkornbrotteig in originell und ten Gebäude der Welt, mit der dort unglaublich populädie Vereinigten Arabischen obendrein ren Bollywood-Diva Nagris Emirate, der dort über die luxuriösen und dem nicht minder Greenhouse-SupermarketMehrgewinn Fakhri bekannten Radio-Jockey Kris Gruppe vertrieben wird. „Ein verspricht, Fade präsentiert. solches Angebot r­ ichtet sich kann sich hier Insgesamt exportierte natürlich primär an die euro­ durchsetzen. Österreich 2013 Waren und päische Expat-Community im Dienstleistungen im Wert Land, ist aber ein spannendes von 640 Millionen Euro in die Vereinigten Geschäftsmodell“, sagt Richard Bandera. Arabischen Emirate – bei einem ImportFür viel Aufsehen hat in den Emiraten wert von 158 Millionen Euro ergibt das den unlängst aber auch die Markteinführung größten Handelsbilanzüberschuss aller araeines Apfelfunktionsgetränks gesorgt, bischen Länder: 482 Millionen Euro. produziert aus steirischen Äpfeln, abge-

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Nur wer präsent bleibt, hat Chancen beim Wiederaufbau. In Jordanien sogar auf stärkeres Wachstum.

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er Anflug auf Erbil verläuft ruhig. Planmäßig setzt Flug OS 829 auf der Landebahn auf. Täglich bedient die Austrian Airlines diese Strecke von Wien aus. Was vielen nicht bewusst ist: Erbil – in den Kurdengebieten im Norden des Irak gelegen – ist völlig stabil. Die wirtschaftliche Stimmung in Kurdistan ist derzeit zwar gedämpft, aber auch hier rechnet man nach Angaben der für den Irak zuständigen Wirtschaftsdelegierten Isabel Schmiedbauer mit einer Erholung noch in diesem Jahr. Isabel Schmiedbauer ist für die von ihr betreute Region jedenfalls vorsichtig optimistisch: Mit den Golfstaaten könne man sich nicht vergleichen, aber nicht nur auch die Länder in ihdie groSSen rem Betreuungsbereich Erdölstaaten böten Chancen. Libanon bieten und Jordanien hätten Chancen. trotz der gegenwärtigen Flüchtlingskrise durchaus wirtschaftlichen Reiz: „Chancen im arabischen Raum bieten nicht nur die großen Erdölstaaten. Im Libanon gibt es Potential für heimische Anbieter aus dem gehobenen Konsumgüterbereich, Jordanien produziert wiederum viele Medikamente für den gesamt arabischen Raum und will sich überdies als eine wirtschaftliche Drehscheibe für die Region positionieren.“ Der entscheidende Vorteil, den Jordanien und auch der Libanon dabei genießen: das Europa-Mittelmeer-Assoziationsabkommen, das den Handel deutlich erleichtert. Ein Engagement in den beiden Ländern biete auch die Möglichkeit, vor Ort dabei zu sein, wenn der Wiederaufbau Syriens demnächst wichtig werden könnte, sagt Schmiedbauer. „Syrien wird eines Tages wiederaufgebaut werden. Schon im Irak hat sich gezeigt: Wer vor Ort ist und sei es nur mit einem einzigen lokalen Mitarbeiter, den man am Handy anrufen kann, hat unglaubliche Vorteile“. Viele österreichische Unternehmen seien sich dessen aber ohnehin bewusst, schließlich habe man bis zum Kriegsbeginn in Syrien vielfach auf Geschäftsbeziehungen zurückblicken können, die seit zwanzig oder mehr Jahren bestanden. Auch jetzt noch stehen viele österreichische Unternehmen mit ihren langjährigen Vertretern in Kontakt.

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Marktanalyse

IM DETAIL

Die Analysen unserer Spezialisten vor Ort.

”Die Modernisierung des Landes im Rahmen der Qatar Vision 2030 ist eine erklärte Priorität des Herrscherhauses und bietet dementsprechend große Geschäftsmöglichkeiten.“ Gerd Bommer, stellvertretender Wirtschaftsdelegierter in Doha

Bahrain BIP-Wachstum 2014: 3,9 Prozent BIP-Wachstum 2015: 2,9 Prozent BIP pro Kopf: 28.707 USD Chancenreiche Sektoren: Dienstleistungen, Konsumgüter, Finanz

BIP-Wachstum 2014: 3,0 Prozent BIP-Wachstum 2015: 4,0 Prozent BIP pro Kopf: 5.745 USD Chancenreiche Sektoren: Pharmaindustrie, Solarenergie, Windenergie ”Durch das EuropaMittelmeer-Assoziations­ abkommen kann Jordanien eine wichtige Rolle als regionaler Hub erfüllen.“ Isabel Schmiedbauer, Wirtschaftsdelegierte in Amman

Saudi-Arabien

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BIP-Wachstum 2014: 3,4 Prozent BIP-Wachstum 2015: 3,4 Prozent BIP pro Kopf: 21.272 USD Chancenreiche Sektoren: Anlagenbau, Aluminiumerzeugung, Infrastruktur

BIP-Wachstum 2014: 4,6 Prozent BIP-Wachstum 2015: 4,5 Prozent BIP pro Kopf: 25.778 USD Chancenreiche Sektoren: Infrastruktur, Stadtentwicklung, Bildung

BIP-Wachstum 2014: 4,3 Prozent BIP-Wachstum 2015: 4,5 Prozent BIP pro Kopf: 45944 USD Chancenreiche Sektoren: Bauwirtschaft, Stadtentwicklung, Konsumgüter

”Sultan Qabus will die Tiefe der Wertschöpfung im Oman vergrößern. Oman setzt daher massiv auf Erdöl­weiterverarbeitung und energieintensive Industriesparten.“ Reinhart Zimmermann, stellvertretender Wirtschaftsdelegierter in Maskat

”Neben Know-how im Baugewerbe und Infrastruktur trifft auch Österreichs duales Ausbildungssystem in Saudi-Arabien auf großes Interesse.“ Pierre Prunis, Wirtschaftsdelegierter in Riyadh

”Neue Freizonen, die ausländischen Unternehmen eine Tätigkeit ohne einen lokalen Shareholder erlauben, befeuern das Geschäft.“ Richard Bandera, Wirtschaftsdelegierter in Abu Dhabi

Kuwait

”Bahrains Erdölvorkommen sind nahezu erschöpft. Das Land unternimmt daher massive Anstrengungen, sich als Finanzplatz zu etablieren.“ Richard Bandera, Wirtschaftsdelegierter in Abu Dhabi

Jordanien

Oman

BIP-Wachstum 2014: 1,4 Prozent BIP-Wachstum 2015: 1,8 Prozent BIP pro Kopf: 44.032 USD Chancenreiche Sektoren: Projektgeschäfte, vor allem im Bereich Infrastruktur ”Kuwait schafft als einzige Demokratie in der Region spezifische Möglichkeiten.“ Richard Bandera, Wirtschaftsdelegierter in Abu Dhabi

Auf die richtige Kombination kommt es an.

Libanon BIP-Wachstum 2014: 1,5 Prozent BIP-Wachstum 2015: 2,0 Prozent BIP pro Kopf: 11.159 USD Chancenreiche Sektoren: Konsumgüter, Mode ”Im Libanon ist auf Konsumentenseite ein sehr großes Interesse an Innovationen gegeben. Die Umsetzung von Projekten im öffentlichen Sektor geht aufgrund der politischen Lage nur schleppend voran, hat aber für manche Firmen trotzdem Bedeutung.“ Isabel Schmiedbauer, Wirtschaftsdelegierte in Amman

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Fotos: fotolia, awo

Jordanien, Irak, libanon: Stabiler als gedacht

Katar BIP-Wachstum 2014: 6,5 Prozent BIP-Wachstum 2015: 7,7 Prozent BIP pro Kopf: 93.535 USD Chancenreiche Sektoren: Infrastruktur, Abwassertechnik, Bildung

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ENERGIETECHNIK IN CHILE

energische wende Chiles Regierung ruft eine ÖkoWende aus.

Die Zukunft soll der nichtkonventionellen erneuerbaren Energie gehören. Für Unternehmen, die Technologien für Kleinwasserkraft, Windenergie, Photo­voltaik, Erdwärme oder Biomasse ­anbieten, eröffnen sich RiesenChancen. Von Piotr Dobrowolski

Windräder vor der Pazifikküste bei Santiago de Chile: Die radikale Energiewende birgt Chancen.

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ie Bilder gingen um die Welt: mit Lastwagen blockierte Straßen, aufgebrachte Umweltschützer lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Fast sieben Jahre lang dauerte das Tauziehen um das riesige Wasserkraftprojekt an den patagonischen Flüssen Baker und Pascua – und die riesige, rund 1.600 Kilometer lange Hochspannungsleitung, die den Strom dann in das energiehungrige Zentralland bringen hätte sollen. Vor rund einem halben Jahr hat die Regierung das von den Stromgesellschaften Endesa und Colbun betriebene Projekt HidroAysen vorläufig gestoppt, weil im Bewilligungsverfahren die Auswirkungen der fünf Staudämme auf Mensch und Umwelt nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Eine Entscheidung mit Symbolkraft. Und mit Folgen – selbst für österreichische Unternehmen. Denn Chiles Bergbauindustrie hat Energiehunger. Zugleich geraten Wasserkraftgroßprojekte immer häufiger in die Schusslinie der traditionell starken chilenischen Umweltbewegung – fossile Energie erst recht. Auf rund 65 Prozent wird ihr Anteil am gesamtchilenischen Energieaufkommen geschätzt, rund 30 Prozent kommen aus Wasserkraft und knapp fünf Prozent aus nichtkonventioneller erneuerbarer Energie – zu der auch Kleinwasserkraftwerke zählen. Bis 2024 soll der Anteil der nichtkonventionellen erneuerbaren Energie einem entsprechenden Gesetzesentwurf zufolge auf zehn Prozent steigen. Doch jetzt prescht die Politik vor. Im August des Vorjahres kündigte die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet an, dass bis 2025 volle 45 Prozent aller neu errichteten Energieerzeugungsanlagen aus dem Bereich nichtkonventioneller erneuerbarer Energien kommen sollen. Für das wichtigste, weil mit Abstand

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Demonstration in Santiago: Umweltthemen bringen in Chile Hunderttausende auf die Straße.

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Fotos: APA/PIcturedesk (2)

die grosse chance


die grosse chance ENERGIETECHNIK IN CHILE wasserkraftwerke auf 3,5 Milliarden. Für Photovoltaik errechnete man 1,5 Milliarden, für Sonnenwärmekraftwerke 0,9 Milliarden Dollar. Ein beträchtlicher Betrag wird auch für geothermische Energie, also Erdwärme, angegeben: 5,5 Milliarden Dollar. In einem Land, auf dessen Territorium sich rund ein Viertel aller Vulkane der Welt befindet, nicht ganz verwunderlich. Kritiker halten dieses Investitionsvolumen für zu hoch geschätzt. Derzeit sind jedenfalls erst einige Geothermieprojekte in Bau, im Betrieb ist noch kein einziges. Für Energieprojekte in Chile gilt trotz Ökowende außerdem noch mehr als anderswo: In erster Linie müssen sie sich rechnen. Der chilenische Strommarkt ist völlig liberalisiert, die Politik hat nur beschränkte Möglichkeiten, auf das Handeln der vier regional gegliederten Versorgungsnetze Einfluss zu nehmen. Und noch mit einem anderen Punkt müssen jene, die in den chilenischen Energiesektor investieren wollen, rechnen. „Die Umweltproteste fallen hier traditionell stark und beständig aus. Darauf zu setzen, dass ein Protest mit der Zeit abflaut, sich verläuft, ist hier definitiv die falsche Strategie“, erzählt Köstinger. Gute Erfahrungen machen hingegen jene, die Umweltinitiativen von Anfang an in die Planung mit einbeziehen.

Die riesigen Bergbauunternehmen Chiles sind energiehungrig: Die Bevölkerung fordert jedoch grüne Energie.

Versorgungssicherheit. Neben ökologischen Überlegungen spielt bei der angekündigten Energiewende auch die Frage der Versorgungssicherheit eine Rolle. Derzeit ist Chile zu mehr als der Hälfte von Energieimporten abhängig. Seit 2005 gab es daher wiederholt gröbere Engpässe, weil Argentinien seine Erdgaslieferungen nach Chile kürzte. Und der beträchtliche Anteil an Wasserkraft sorgt bei Niederschlagsarmut wie 2011 ebenfalls für Probleme. Dem will man nun mit einer ge­ änderten Energiestrategie entkommen. „Das sind zunächst einmal politische Willenserklärungen“, analysiert der stellvertretende österreichische Wirtschaftsdelegierte in Santiago de Chile, Wolfgang Köstinger, die angekündigte Wende. „Doch auch wenn diese vielleicht nicht in dem Ausmaß umgesetzt werden, wie das jetzt versprochen wird, die Geschäftschancen für Unternehmen, die im Bereich von alter-

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nativen Energieerzeugungsanlagen tätig sind, sind auf jeden Fall groß.“ Neben Kleinwasserkraftwerken, für die sich vor allem die chilenische Forstwirtschaft interessiert, bezeichnet Köstinger auch den Solarbereich und die Windenergie als sehr zukunftsträchtige Zweige und für österreichische Anbieter interessant. Mit mehr als 4.000 Kilometern Küste, an der fast ständig der Wind weht, hat Chile tatsächlich sehr gute Voraussetzungen für die Nutzung von Windenergie. Und in der Atacama-Wüste wird schon jetzt erfolgreich eine Solaranlage mit rund 360 MW betrieben, Kapazitäten für weitere rund 800 MW werden gerade errichtet. Doch Platz wäre für viel mehr – und Energie mit aufs Jahr gerechnet durchschnittlich 6,2 Sonnenstunden pro Tag ebenfalls. Wie viel theoretisch möglich ist, zeigen auch Schätzungen des chilenischen Energieministeriums und der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.

Nach wie vor ist Chile sowohl politisch als auch wirtschaftlich das stabilste Land Lateinamerikas.

Sie kommen für Chile auf ein Windenergiepotenzial von rund 40.000 MW, für Photo­ voltaik schätzt man gar rund 1.640.000 MW, für Sonnenwärmekraftwerke rund 550.000 MW und für Wasserkraftwerke rund 12.500 MW. Wird die Energiewende im Land weiter gezogen, könnten sich in der Folge auch zusätzliche Geschäftschancen ergeben. „Was sicher mit der Zeit interessant wird, ist der Bereich der thermischen Sanierung. In Santiago ist das bislang kaum Thema. Die Gebäude haben zwar einen guten Erdbebenschutz, bei der Isolierung spart man aber“, erzählt Köstinger. Da in Santiago die Nachttemperaturen von Mitte Mai bis Ende September aber durchaus in die leichten Minusgrade fallen, können sich in Zukunft auch in der thermischen Sanierung interessante Projekte ergeben. Riesige Investitionen. Natürlich wird dieses Potenzial wohl nie zur Gänze ausgeschöpft und in reale Investitionen umgesetzt werden. Doch schon 2011, also noch bevor die große Ökowende in der chilenischen Politik ausgerufen wurde, schätzte die chilenische Agentur für erneuer­bare Energie den anstehenden Investitionsbedarf für Windenergie bis zum Jahr 2020 auf 5,7 Milliarden Dollar, jenen für Klein-

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Fotos: APA/PIcturedesk (4)

größte der vier chilenischen Stromversorgungsnetze, die Sistema Interconectado Central (SIC), formulierte die Nationale Energiekommission gar das Ziel, dass 77 Prozent der neuen Anlagen Energie aus Kleinwasserkraftwerken, Windrädern, Photovoltaik, Erdwärme und Biomasse liefern sollen.

Unternehmerfreundliches Klima. Ansons­ ten bietet Chile aber ein überaus investi­ tionsfreundliches Klima. Da man kaum produzierende Industrie hat, besteht auch kein großes Interesse an Schutzzöllen, wodurch das Land zu den offensten latein­ amerikanischen Ökonomien zählt. Mit 70 Ländern der Welt gibt es Freihandelsabkommen, der Zollsatz beträgt maximal sechs Prozent. Eine niedrige Staatsquote von 19 Prozent des BIP und eine sehr starke marktwirtschaftliche Orientierung machen das Land als Destination spannend. Die länger diskutierte und letztlich durchgeführte Erhöhung der Körperschaftssteuer von 20 auf 25 Prozent binnen drei Jahren fiel letztlich moderater aus als von manchen Unternehmervertretern befürchtet, auch wenn dabei die bislang bestehende Steuerfreiheit reinvestierter Gewinne ersatzlos gestrichen wurde. „In Summe hat sich am investitionsfreundlichen Klima wenig geändert“, sagt auch Wolfgang Köstinger. Nach wie vor sei Chile daher sowohl politisch als auch wirtschaftlich das stabilste Land Lateinamerikas. Einziger Wermutstropfen: Im Moment dämpfen der niedrige Preis für Kupfer, den wichtigsten Exportartikel Chiles, und die geringe Nachfrage danach in China das Wachstum. 3,3 Prozent sollten sich 2015 dennoch ausgehen.

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marktanalyse

Chiles Energiemix

Noch bezieht das Land seine Energie vorwiegend aus fossilen Brennstoffen oder Großwasserkraftwerken. Das ist ökologisch umstritten und macht Chile auch sehr stark von Energielieferungen aus dem Ausland abhängig. 41 % 24,9 % 29,3 % 4,8 %

■ Kohle ■ Erdgas/Erdöl ■ Wasserkraft ■ Alternativenergie

Alternativenergie

45 Prozent aller neu errichten Kraftwerke sollen bis 2025 Energie aus nichtkonventionellen erneuerbaren Ressourcen liefern. Angestrebt wird der folgende Mix: 33 % 25 % 20 % 5% 2%

■ Erdwärme ■ Windenergie ■ Kleinwasserkraftwerke ■ Photovoltaik ■ Sonnenwärmekraftwerke

Investitionsbedarf bis 2020

Um seine Alternativenergie-Ziele zu erreichen, muss Chile zumindest folgende Investitionen tätigen. 5,5 Mrd. US-Dollar

■ Erdwärme ■ Windenergie ■ Kleinwasserkraftwerke ■ Photovoltaik ■ Sonnenwärmekraftwerke

5,7 Mrd. US-Dollar 3,5 Mrd. US-Dollar 1,5 Mrd. US-Dollar 0,9 Mrd. US-Dollar

Riesiges Potenzial

Langfristig betrachtet hat Chile vor allem im Bereich der Sonnenenergie ein sehr großes Potenzial. Das Energieministerium spricht von: Photovoltaik Sonnenwärmekraftwerke Windenergie Wasserkraft

1.640.128 MW 552.871 MW 40.452 MW 12.472 MW

Chile auf einen Blick BIP-Wachstum 2014: 2,0 Prozent BIP-Wachstum 2015: 3,3 Prozent BIP 2015 pro Kopf: 15.653 USD BIP 2015 pro Kopf nach Kaufkraftparität bereinigt: 23.553 USD

Quellen: Chilenisches Energieministerium, chilenische Agentur für erneuerbare Energie, IWF, WEO, EIU

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tagebuch UNSER mann in …

… BOGOTÁ

Wie der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Bogotá, Alexander Solar, einen der ersten Arbeitstage des neuen Jahres erlebt. Tägliches Brot: Die Unterstützung von Messeauftritten gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Außen­wirtschaftsCenter.

Alexander Solar (Mitte) mit seinem Team: Vor allem für die kleineren Büros sind Volontäre eine wertvolle Unterstützung.

12. Jänner, 5.45 Uhr

7.30 Uhr

Ankunft im Büro. Die Mailbox ist bereits voll. Infolge der Zeitverschiebung kommen die meisten Schreiben aus Österreich schon in den frühen Morgenstunden herein. Die dringendsten Anfragen werden, so gut es geht, gleich beantwortet.

8.30 Uhr

Anruf nach Österreich. Ein Unternehmen aus Tirol hat uns über eine geplante Geschäftsreise nach Kolumbien informiert und bittet uns, Gesprächstermine zu organisieren. Wir diskutieren das gewünschte Kundenprofil sowie etwaige Vorkontakte in Kolumbien, um den Aufenthalt in Bogotá gezielt vorzubereiten.

9.30 Uhr

Der erste Besuch. Der für Österreich zuständige Vertreter von ProColombia, dem kolumbianischen Counterpart zur ­AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, schaut vor seiner Abreise nach Wien noch bei uns im Büro vorbei. Es ist ein spannender ­Gedankenaustausch, mit welchen Maßnahmen und Programmen die Kolumbianer ihrer Exportwirtschaft im Ausland ­unter die Arme greifen. Gleichzeitig besprechen wir mögliche Kooperationen, wie wir österreichische Investoren in Kolumbien noch besser unterstützen können.

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„Schonfrist“: Das Geschäftsleben zieht in Kolumbien im Jänner traditionell nur sehr langsam an.

11.00 Uhr

Anruf vom Außenwirtschaftsbüro Lima. Unser Team in Peru wurde von ProInversion über aktuelle Investitionsvorhaben im Infrastrukturbereich informiert. Wir diskutieren, welche dieser Projekte für österreichische Firmen interessant sein könnten.

12.15 Uhr

Ich lade unseren gerade aus Graz angekommenen Volontär zu einem typisch kolumbianischen Mittagessen ein. Studenten aus Österreich sind eine tolle Unterstützung für unser kleines Büro. Wir binden Sie komplett in unseren Arbeits­ablauf ein.

13.00 Uhr

Abfahrt zu ANDESCO, dem kolumbianischen Verband der öffentlichen Versorgungsunternehmen. ANDESCO bietet Österreich einen Stand sowie die Möglichkeit technischer Vorträge im Rahmen des Jahreskongresses im Juni 2015 an. Eine tolle Chance, österreichisches Know-how im kommunalen Bereich zu präsentieren. Einige Details müssen allerdings noch ­geklärt werden.

zu koordinieren. Da das Geschäftsleben in Kolumbien im Jänner traditionell nur sehr langsam anzieht, bieten die ersten Jänner­wochen noch eine kleine Schonfrist, um Vorhaben und Strategien für das neue Jahr zu finalisieren. Nach ausgiebigen Diskussionen und mehreren Tassen guten kolum­bianischen Kaffees haben wir bis zum Sonnenuntergang unsere Agenda 2015 fürs Erste einmal fertiggestellt.

19.00 Uhr

Bogotá Beer Company. Die kleine, aber stetig wachsende Österreicher-Community trudelt langsam zum Neujahrstreff in der Bogotá Beer Company ein. Einige kommen gerade erst vom Winterurlaub aus Österreich zurück, andere wiederum aus den heißen Küstenregionen Kolumbiens. Am relaxtesten wirken allerdings die, die über Weihnachten in Bogotá geblieben sind und die leere beziehungsweise „autofreie“ Stadt genossen haben. Gegen 22.00 Uhr endet zumindest für mich ein lustiger Abend, die Arbeitswoche hat gerade erst angefangen.

16.00 Uhr

Bürobesprechung. Die Vorbereitung und Organisation der Veranstaltungen, die sich das AußenwirtschaftsCenter Bogotá für das Jahr 2015 vorgenommen hat, gilt es

Alexander Solar Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Bogotá wko.at/aussenwirtschaft/co bogota@wko.at

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}

FILME

B I L D W E LT E N SYSTEME FÜR PRÄSENTATIONEN

LOGOS > > Fotos: AC Bogotá

Der Arbeitstag beginnt zeitig in Bogo­tá. Mit Sonnenaufgang stehe ich auf und begleite meinen Sohn zur Station des Schulbusses, der schon um 6.20 Uhr kommt. Anschließend geht es gleich ins Büro, um dem morgendlichen Verkehrschaos noch einigermaßen zu entgehen.

KO S TE N L O S FÜR > IHREN AUSLANDSAUFTRITT

WKO.AT/AUSSENWIRTSCHAFT/AUSTRIA-A


porträt exporterfolge aus Österreich

Wie haben Sie das gemacht, herr windbichler? Als 19-jähriger gründete der Kärntner einen Internetanbieter. Heute zählen Organisationen wie die Afrikanische Entwicklungsbank zu seinen Kunden.

Foto: Thomas Topf

von Patricia Otuka-Karner

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Alexander Windbichler: Der Gründer von Anexia über sein Erfolgsrezept.

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exporterfolge aus Österreich

D

„Ich war ein richtiger dissozialer Nerd. Ich saSS lieber daheim vor dem Computer, statt auszugehen. Das hatte natürlich Nachteile. Aber daraus ist letztlich Anexia entstanden.“ Alexander Windbichler

fakten

Anexia Internet Dienstleistungs GmbH Mitarbeiter: 60 Umsatz 2013: 6,7 Mio. Euro Anzahl der Serverstandorte: 53 Gesamte Serveranzahl: 10.000 weltweit Gesamte Speicherkapazität: 4.500.000 Gigabyte Trivia: Der Begriff Anexia kommt ursprünglich aus der DSL-Übertragungstechnologie. In Österreich wird primär Annex A verwendet.

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ass Alexander Windbichler seine Jugend verklärt, kann man nicht behaupten. Und das obwohl der Kärntner schon mit 15 Jahren am großen Rad gedreht hat. In einem Alter, in dem andere erste Praktika absolvieren, betrieb Windbichler gemeinsam mit einem 15-köpfigen Team schon ein Online-Projekt im Hosting-Bereich. Die kostenlose Plattform bot immerhin rund 60.000 Nutzern im deutschsprachigen Raum Speicherplatz. Die Initiative brachte wirtschaftlich zwar keinen rasenden Erfolg, dafür half ihm die „Spielerei“, sein Interesse an Technologien weiterzuentwickeln. „Ich war damals ein richtiger dissozialer Nerd, wenn man so sagen will. Ich saß lieber daheim vor dem Computer, statt auszugehen. Das hatte ­natürlich Vor- und Nachteile, aber aus dieser Leidenschaft ist Anexia entstanden.“ Von der HTL zum Hoster. Die Idee zu Ane­ xia entwickelte Windbichler im Rahmen seiner Abschlussarbeit an der Klagenfurter HTL. Einen Internetprovider, dessen Server weltweit überall dort präsent sein sollen, wo auch seine Kunden sind, wollte Windbichler betreiben. Denn diese dezentrale Serverorganisation hätte für die Kunden zwei zentrale Vorteile: erhöhte Rechtssicherheit, weil im Onlinegeschäft der Rechtsraum des Serverstandortes wichtig ist, und Schnelligkeit, wie Windbichler verrät: „Die Webseiten unserer Kunden öffnen um den Bruchteil einer Sekunde früher, das steigert die Kundenakzeptanz.“ Mit ­einem Computer, einem Gewerbeschein und seiner eigenen Arbeitsleistung gründete er schließlich mit 19 die Firma. „Nicht besonders innovativ.“ „Grundsätzlich ist Anexia kein besonders innovatives Produkt, aber was uns als Unternehmen auszeichnet, ist, dass wir sehr stabil und zuverlässig sind“, sagt Windbichler. Doch immerhin: Als einziger Provider weltweit bietet das Kärntner Unternehmen derzeit über 50 Serverstandorte von Vietnam über

Dubai, São Paulo, Tokio oder eben Wien. Außerdem, so Windbichler, verspreche er seinen Kunden, dass es keine Massenabfertigung, sondern individuell an die Kunden angepasste Lösungen gibt, egal ob es dabei um Web-Entwicklung, Individualsoftware oder den Bereich Managed Hosting geht. So werden die Server auch nicht nach ­einem Schema aufgestellt und betrieben. Neben dem Hauptsitz des Unternehmens in Klagenfurt und dem Wiener Büro mit sieben Mitarbeitern hat Anexia eine Niederlassung in Deutschland sowie Büros in Rumänien und den USA. In New York sind zwei Personen im Einsatz, ein Außendienstmitarbeiter ist in Los Angeles angesiedelt. Aufgestockt wird künftig an beiden Standorten. „Wir verhandeln derzeit große Deals mit namhaften Persönlichkeiten aus dem Entertainmentbusiness, die Bedarf daran haben, ihre Produkte schnell an den Endkunden zu bringen“, sagt Windbichler. Rasant gewachsen. Seit der Firmengründung 2006 als klassischer Internetserviceprovider ist Anexia rasant gewachsen. Der Auslandsanteil des Umsatzes liegt derzeit bei zirka 65 Prozent. Und die Leidenschaft in Windbichlers jungem Team treibt die Internationalisierung voran. Gerade kommen Mitarbeiter aus Tunis zurück, wo man die Afrikanische Entwicklungsbank als Kunden gewinnen konnte. „Viele der Mitarbeiter unseres ursprünglichen Kernteams sind nach wie vor mit dabei“, sagt Windbichler. Das merkt man auch am Durchschnittsalter im Unternehmen, das zur Firmengründung bei 23 Jahren lag und heute bei rund 28, 29. Am Zenit seines Erfolgs wähnt sich der 27-Jährige noch nicht angekommen: „Wir sind noch weit davon entfernt, richtig erfolgreich zu sein“, sagt Windbichler. „Ich glaube, bis 90 oder 95 Prozent seines Potenzials erreicht man sehr schnell, aber dann diese letzten fünf Prozent, die sind schwer zu erreichen und die gilt es jetzt zu holen.“

Zur Person Alexander Windbichler (27) gründete 2006 den Internetserviceprovider Anexia. Mit über 50 Standorten weltweit soll – so die innovative Idee des Kärntners – die physische Präsenz der Anexia-Server im Heimatland der Kunden Rechtssicherheit und Schnelligkeit bieten. Heute hat das Unternehmen einen Auslandsumsatzanteil von 65 Prozent, mit der Programmierung von Apps will man weiter wachsen. Zu den Kunden gehören Firmen wie Kapsch, Logitech, aber auch internationale Organisationen wie etwa die Afrikanische Entwicklungsbank.

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Foto: Thomas Topf

porträt

Alexander Windbichler: Im Vorjahr gewann sein Unternehmen den Exportpreis in der Kategorie IT.

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wissen wirklich restlos alles über … 700

Niederlassungen österreichischer Unternehmen sind in Slowenien registriert. Und zwar quer über alle Wirtschaftsbereiche.

SLOWENIEN Zahlen, Daten und Fakten.

Zwölf

Prozent der slowenischen Gesamtimporte kommen aus Österreich. Wir exportieren mehr nach Slowenien als etwa nach Spanien.

10,1

Prozent ist der aktuelle Stand der Arbeitslosigkeit. Für 2015 wird ein leichter Rückgang erwartet.

35,3

Milliarden Euro betrugen ­Sloweniens Auslandsschulden 2014, eine deutliche Reduktion gegenüber 2013.

1.521

Euro brutto verdienten slowenische Arbeitnehmer im Durchschnitt 2014. Netto waren das 996 Euro.

34

49

Prozent der heimischen Unternehmen in Slowenien konnten den Umsatz 2014 steigern. Bei 22 Prozent sank dieser Wert.

Fünf

48

Milliarden Euro betragen Österreichs Direktinvestitionen in Slowenien. Nummer zwei sind die Niederlande mit unter einer Milliarde.

5,4

Prozent soll die Steigerung der slowenischen Exporte in diesem Jahr erreichen – nach bereits +3,9 Prozent im Vorjahr.

71,7

Prozent des BIP erreichte die Staatsverschuldung 2013. Hauptverantwortlich: die Stützung von Banken.

70

Prozent des slowenischen Außenhandels geschehen innerhalb der EU. Der Anteil anderer Länder steigt allerdings.

Prozent aller Auslandsinvestitionen in Slowenien kommen aus Österreich – mit Abstand die Nummer eins.

82

Prozent erreicht das slowenische BIP pro Kopf im Vergleich zum Schnitt der EU-28. Österreich schafft rund 130 Prozent.

4,7

Milliarden Euro haben die zehn größten Banken an Kapital­ unterdeckung angehäuft. Sagt der Bankenstresstest.

1.300

Euro pro Kopf erreichen Österreichs Exporte in Slowenien. Deutschland liefert nicht einmal doppelt so viel.

33

ist der Rang im „Doing Business“-Rating der Weltbank. Österreich liegt mit Rang 30 nur knapp davor.

–1,0

Prozent betrug das slowenische Wirtschaftswachstum 2013. Für 2014 dürften es plus 2,4 Prozent werden.

Neun

Prozent der slowenischen Exporte gehen nach Österreich. Mehr Waren erreichen nur Deutschland und Italien.

55

ist der Rang im „World Competitiveness Yearbook“. Hauptgrund für die schwache Platzierung: ineffiziente Verwaltung.

1,71

Prozent betrug der Anstieg der heimischen Exporte nach Slowenien im 1. Halbjahr 2014 – auf 1,25 Milliarden Euro.

605

Millionen Euro betragen die österreichischen Exporte im Bereich „bearbeitete Waren“. Treiber sind Waren aus Papier und Pappe.

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Drei

Millionen Übernachtungen entfielen auf Spas, dahinter folgen Bergdestinationen und Betriebe am Meer.

20.273

km2 ist die Landesfläche Sloweniens – eine Spur größer als Fidschi und etwas kleiner als El Salvador.

400

Jahre alt ist der älteste bekannte Weinstock der Welt. Er steht in Maribor und liefert immer noch genießbaren Wein.

36.000.000

Alben verkauften die Original Oberkrainer bis heute. Gründer Slavko Avsenik war ursprünglich Skispringer im Nationalteam Jugoslawiens.

87

Ski-Resorts gibt es in Slowenien bei einem Viertel der Landesfläche Österreichs.

2.864

Meter ist der Triglav hoch. Den höchsten Berg Sloweniens kann man von fast ganz Kärnten aus sehen.

362

Meter misst der höchste Industrieschornstein Europas. Der Riese entlüftet ein Wärmekraftwerk in Trbovlje.

216

km2 nehmen die Weinberge Sloweniens ein. Der Welschriesling ist mit rund einem Fünftel am verbreitetsten.

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1.876

Slowenen zogen 2012 nach Österreich. Die Migration in die Gegenrichtung war nur halb so stark.

60

Prozent Sloweniens sind von Wald bedeckt. Es ist somit das „drittgrünste“ Land Europas.

60

Weltrekorde erlebte die Skisprungschanze in Planica. Sowohl die 100- als auch die 200-Meter-Marke fielen hier.

3.000

Kirchen und Kapellen stehen in Slowenien. Mehr sakrale Objekte pro Einwohner gibt es in fast keinem europäischen Land.

0,1

Prozent der Bevölkerung ist italienischer Nationalität. Die ungarische Minderheit macht rund 0,3 Prozent aus.

1/3

der Landfläche Sloweniens ist Naturschutzgebiet. Der Waldanteil steigt seit Jahren weiter.

27.000

Kilometer sind die Flüsse Sloweniens lang. Es ist eines der wasserreichsten Länder Europas.

Drei

Numeri kennt die slowenische Sprache: neben Singular und Plural auch die Zweizahl („Dual“).

17.986

Euro beträgt das slowenische BIP pro Kopf (Schätzung für 2014). Der Wert dürfte 2015 leicht steigen.

9,58

Millionen Übernachtungen registrierten die Touristiker 2013. Die meisten Ausländer kommen aus Italien, gefolgt von Österreichern und Deutschen.

102

Menschen leben hier pro km2. Die Bevölkerungsdichte entspricht rund der Hälfte des europäischen Schnitts.

500–700

Braunbären leben nach Schätzungen in Slowenien. Es ist eine der größten Populationen des Kontinents.

435

Jahre alt ist das weltberühmte Pferdegestüt Lipica. Gegründet wurde es von Erzherzog Karl höchstselbst.

12.000.000

Cremeschnitten wurden bis heute in der Konditorei des Hotel Park in Bled hergestellt. Angeblich auch gegessen.

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Quelle: AußenwirtschaftsCenter Laibach, Wirtschaftskammer Österreich, Kommunikationsamt der slowenischen Regierung, Slowenische Tourismus-Zentrale, Universität Hamburg

… Unser Nachbarland


spot on

ein markt

länderreport slowenien

… und seine eigenheiten

china vor der haustür

Weltoffen

Slowenien ist 13. wichtigster Absatzmarkt Österreichs und liegt weit vor den BRIC Staaten Brasilien und Indien und anderen groSSen „Märkten“ wie der Türkei und Japan. Ein Überblick.

Österreich Top-Investor. Österreich ist mit ca. 5 Mrd. Euro, mit rund 48% aller Auslandsinvestitionen in Slowenien, mit Abstand der bedeutendste Investor. Unsere Investitionen erstrecken sich dabei auf alle Wirtschaftsbereiche (Produktionssektor, Handel, Dienstleistungen). Bei einer Umfrage über das Investitionsklima in Slowenien 2014 durch das AußenwirtschaftsCenter Laibach wurden von den österreichischen Unternehmen vor allem eine Flexibilisierung des Arbeitsrechts, der Bürokratieabbau und ein transparenteres Vergabewesen als dringliche Aufgaben genannt. Dennoch wird für ausländische Investoren zunehmend interessant, sich in Slowenien umzusehen. Selbst jetzt ist ein kontinuierlicher Zustrom österreichischer Investoren festzustellen. In den Bereichen Logistik, Technologie, Tourismus, Infrastruktur, Holz sowie nachhaltiges Bauen bieten sich besondere Chancen für österreichische Unternehmen. Insgesamt hat sich die Wirtschaftslage im

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slowenischen Telekom und der Nova KBM Bank werden fortgesetzt. Gleichzeitig beginnt der Verkauf des Baustoffherstellers Cinkarna Celje, der Nahrungsmittelgruppe Žito und der Fluggesellschaft Adria Airways.

Jahr 2013 in Slowenien stabilisiert. 2014 könnte sogar ein Wachstum von 2,4% erzielt werden. Im dritten Quartal lief es für Slowenien besonders gut - die Wirtschaftsleistung war um 3,2 Prozent höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das BIP ist im 3. Quartal 2014 im Vergleich zum 3. Quartal 2013 um 3,2% gestiegen. Gewachsen sind auch die Exporte zwischen Januar und September im Vergleich zum Vorjahr um 6,1%, sowie die Importe um 2,1%. Privatisierungen wieder aufgenommen. Mit einem Budgetdefizit von 3,4% (2014) und einer Staatsverschuldung von 70,4% des BIP sind jedoch neue Haushaltseinnahmen nötig. Die Staatsverschuldung hat sich innerhalb weniger Jahre verdoppelt. Eine Rekapitalisierung der Ljubljanska Banka und der Nova KBM Bank sollten die nötige Stabilisierung im Bankensektor bewirken. Ob dies nun wirklich den Erfolg bringt, oder doch nicht den Steuerzahler wieder nur Geld kostet, bleibt offen. Auch die im Rahmen des Wahlkampfes eingefrorenen Privatisierungen 15 slowenischer Unternehmen im Staatsbesitz wurden wieder aufgenommen. Die Verkäufe der

Politische Situation. Die politische und wirtschaftliche Situation wurde auch durch das erneute Auftreten des ehemaligen Mercator Vorstandes und Bürgermeisters von Ljubljana Zoran Janković erschwert. Sein wiederholter Einstieg in die Politik auf Staatsebene hat den Zusammenbruch der Koalition bewirkt. Es fanden Neuwahlen im Juli 2014 statt. Der Gewinner der vorzeitigen Neuwahlen ist Politneuling Miro Cerar. Der Rechtsprofessor hatte seine „Partei von Miro Cerar“ (SMC) erst Anfang Juni gegründet. Auf Anhieb gewann er die Wahlen. Anfang Dezember hat Regierungschef Miro Cerar einen neuen Kandidaten für den vakanten Wirtschaftsministerposten gewählt: der 57-jährigen Geschäftsmann Zdravko Počivalšek. Somit ist die Regierung geformt und kann sich nun den herausfordernden Aufgaben wie der Verbesserung des Finanzsektors sowie der Privatisierung widmen. Die neue Regierung hätte die Privatisierungsentscheidung zwar nicht getroffen, fühlt sich aber an die Entscheidung der Vorgängerregierung gebunden. Von österreichischen Investoren wird die Privatisierung als positiv gesehen. Das Problem in Slowenien ist vor allem die schlechte Zahlungsdisziplin gefolgt von Korruption und Kriminalität.

Wilhelm-Peter Hasslacher Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Laibach laibach@wko.at

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in Vierteljahrhundert ist vergangen, doch eines wird Anton Paarhammer nie vergessen: „Wir wurden hier mit einer unglaublichen Herzlichkeit aufgenommen, die ich mir ehrlich gesagt in Österreich so nicht vorstellen kann.“ Dass der gebürtige Oberösterreicher heute mit seiner Frau Edith, einer Tirolerin, hochwertige Isolierfenster und Türen für den gesamten australischen Markt und da­ rüber hinaus produziert, war damals keineswegs abzusehen. Rund ein Jahr wollten die beiden bleiben, doch Australien ließ sie nicht mehr los. Guido Stock, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Sydney, kennt diesen Effekt: „Österreicher, die das erste Mal nach Australien kommen, sind meist verblüfft, wie freundlich und positiv die Menschen hier sind. Dieses Raunzen, das Misstrauen, das wir so gut kennen – das gibt es hier einfach nicht.“ „Einfach, Fuß zu fassen.“ Die angelsächsische Prägung des privaten wie auch des geschäftlichen Umgangs miteinander ist überall spürbar. Höflichkeit wird hochgehalten, Fairness vorausgesetzt. Auch im Business spricht man einander schnell mit Vornamen an. Und die Prägung durch den Commonwealth wird ständig erneuert: Nach wie vor stellen Briten und Iren die größte Gruppe an Einwanderern. Nur Asien insgesamt ist als Herkunftsraum bedeutender. Es gibt auch große Communities von Deutschen, Italienern oder Griechen – doch im Unterschied etwa zu den USA herrscht zwischen den Ethnien kaum nennenswerte Abschottung. „Man wird sehr schnell zum Australier“, sagt Guido Stock, „die Integration der Einwanderer gelingt wie in kaum einem anderen Land.“ Das Dorf in der Nähe Melbournes, in

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dem die Paarhammers leben, zählt rund 2.000 Einwohner – und ein rundes Dutzend Sprachen. „Das Bemerkenswerte ist, dass keine Gruppe die anderen dominiert“, betont der Unternehmer. „Es ist also wirklich einfach, hier Fuß zu fassen.“ Besuche lohnen sich. Den ethnischen Hintergrund von Geschäftspartnern zu kennen, ist aber selbstverständlich auch in Australien kein Fehler. „Gerade in ­einem Einwanderungsland ist die Herkunft ­immer ein Thema“, meint Guido Stock, „die Australier sprechen generell sehr gern darüber, woher ihre Vorfahren stammen.“ Wer auf der Suche nach Smalltalk-Themen ist, wird auch beim Sport schnell fündig – sollte sich allerdings auf Exotisches wie Cricket oder Rugby einstellen. Wenn es überhaupt ein Thema gibt, das man besser nicht anspricht, dann den Umgang mit den Aborigines, rät der Wirtschaftsdelegierte. Die historische Schuld lastet weitgehend unaufgearbeitet auf dem Land. Rücksicht nehmen sollte man auch auf das Gefühl der Australier, weit entfernt zu sein von allen anderen Märkten, rät Guido Stock. „Australische Geschäftspartner schätzen es sehr, wenn man vor Ort ist.“ Auch bei aufrechter Geschäftsbeziehung lohnt es sich, immer wieder ans andere Ende der Welt zu fliegen. „Vice versa sind auch die Australier sehr daran interessiert, selbst zu verreisen, Einladungen etwa zu Fachmessen in die USA oder nach Europa werden daher sehr geschätzt.“ Offener Markt. Offenheit zeigt Australien nicht nur gegenüber Einwanderern. Auch der Markt ist nicht übermäßig geschützt, sagt Guido Stock: „Die Zollschranken sind eher niedrig.“ Australien hat Freihandelsabkommen mit Japan, China und Korea geschlossen. Mit der Europäischen Union kam bislang noch keines zustande, auch wenn Australien dies forciert. Heikel ist

eigentlich nur der Import von tierischen oder pflanzlichen Produkten, darunter unbehandeltes Holz: Das Land unternimmt alles, um seine einzigartige Fauna und Flora zu schützen. So sehr das Geschäftsleben von Fairness geprägt ist: Vertragliche Absicherung ist auch hier ein absolutes Muss, betont Stock. „Da es kein Vollstreckungsabkommen zwischen Österreich und Australien gibt, sollte man unbedingt darauf achten, die Zuständigkeit eines australischen Gerichts oder internationale Schiedsgerichtsbarkeit zu vereinbaren – dies obwohl gerichtliche Auseinandersetzungen Down Under sehr teuer sind!“ Wellenreiten. Alles perfekt also? „Die Lockerheit der Australier, die man etwa als Urlauber als sehr angenehm empfindet, kann im beruflichen Bereich manchmal mühsam sein“, räumt Anton Paarhammer ein. Sein persönliches Highlight: eine 300-Kilometer-Fahrt zum Treffen mit e­ inem Handwerker. Dass der nicht erschien, hatte einen nachvollziehbaren Grund. Angesichts perfekter Bedingungen war er zum Wellenreiten gegangen. „Das werden Sie im Konzernbereich selten erleben, aber bei KMU und Handwerkern kann Ihnen das durchaus passieren.“ Andererseits: „Mit der Zeit nimmt man hier vieles nicht mehr ganz so ernst.“ Eine sehr australische Aussage.

„Es ist wichtig, immer wieder vor Ort zu sein.“ Foto: awo, Fotolia

B

eim Pro-Kopf-Import österreichischer Waren ist Slowenien mit einem Wert von mehr als 1.300 Euro absoluter Spitzenreiter. Ein weiterer Superlativ ist der österreichische Marktanteil (Importe aus Österreich in Relation zu den slowenischen Gesamtimporten) von gut 11%. Die Marke „Made in Austria“ ist damit in Slowenien bestens bekannt. Man schätzt die Qualität und Zuverlässigkeit österreichischer Produkte und Technologien – ein ideales Sprungbrett für jeden Slowenieneinsteiger. Laut Angaben der Statistik Austria ist im 3. Quartal 2014 bei den österreichischen Exporten ein Zuwachs um 0,7% auf 1.259.146.054 zu verzeichnen, die Importe stiegen um 3,1% auf 1.853.631.246 Euro.

Eine Nebenwirkung ist bei Business in Australien nicht ausgeschlossen: Man könnte selbst Australier werden.

Guido Stock Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Sydney sydney@wko.at

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EXPORT-EXPERTS Wirtschaftsdelegierte beantworten Ihre Fragen

5 fragen, 5 antworten. aktuelle infos über die lage vor ort.

Sie haben eine Frage an einen unserer Spezialisten weltweit? aussenwirtschaft.magazine@wko.at

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EU-Sanktionen und Das Projekt Desertec 1Kurs: stetig fallender Rubel2 entpuppt sich als Fata Zahlt es sich für Morgana. Ist das Solarösterreichische Firmen überhaupt noch aus, in Russland Geschäfte zu machen?

thermie-kraftwerk in ouarzazate in Marokko also auch nur ein Traum?

Warum wird die grösste Venezuela verfügt über Was wurde eigentlich 3 Fahrradgarage der 4 die gröSSten Erdölre5 aus den Jaffa-Orangen? Welt in den Niederlanden serven der Welt. Erzwingt Oder anders gefragt: gebaut – und ist das Königreich wirklich ein Wachstumsmarkt?

der aktuelle Preisverfall eine Änderung der Wirtschaftspolitik?

Kann das Gründen von Start-ups zum Volkssport werden?

Dietmar Fellner: Das Jahr 2014 stand unter schwierigen Vorzeichen für Russland, da die Ukraine-Krise, ein reduzierter Inlandskonsum, der gesunkene Ölpreis sowie die drastische Rubelabwertung die russische Volkswirtschaft belasteten. Das hat sowohl direkte als auch indirekte Auswirkungen auf die österreichischen Firmen, die in Russland tätig sind. Die Einführung der EU-Sanktionen hat generell zu einer Verunsicherung von Geschäftspartnern in beiden Ländern geführt. In Russland ist – nicht zuletzt begünstigt durch die Medien – verstärkt eine europakritische Einstellung zu spüren. In Kombination mit der abnehmenden Wirtschaftsdynamik ist es derzeit im Vergleich zum Vorjahr generell schwieriger, als europäisches Unternehmen in der Russischen Föderation Fuß zu fassen. Dennoch bleibt Russland ein interessanter Markt für die österreichischen Unternehmen. Derzeit gibt es keine Anzeichen, dass die österreichischen Unternehmen, die b ­ ereits mit einer Niederlassung in Russland vertreten sind, sich aus dem Markt zurückziehen wollen – neue Investitionen könnten jedoch verschoben werden. Die Russen schätzen die hohe Qualität österreichischer Produkte, und die voranschreitende Modernisierung russischer Betriebe bietet weiterhin interessante Geschäftsmöglichkeiten. Österreichs Technologien, Maschinen und Anlagen, Know-how im Bereich Kommunalwirtschaft (Abfallwirtschaft) sowie Tourismus und Freizeitwirtschaft genießen hohe Anerkennung. Besonders die bevorstehende Fußball-WM 2018 stellt neue Projekte für österreichische Firmen in Aussicht.

Christoph Plank: Nein! Marokko macht mit dem Bau des weltweit größten 500-MWSolarthermie-Komplexes in Ouar­zazate bereits Schlagzeilen – ein erster Schritt, um seine enorme Energieabhängigkeit zu reduzieren. Der Solarkomplex entsteht derzeit im Rahmen des marokkanischen Solarplans und soll Strom für die lokale Bevölkerung liefern. Ende 2015 soll die erste Bauphase, ein 160-MW-Parabolrinnenkraftwerk, fertiggestellt sein. Die Besonderheit des Komplexes liegt in der Beteiligung des Privatsektors nach dem PPP-Modell und in der Anwendung verschiedener Solartechnologien (Parabolrinnen, Solarturm und Photovoltaik). 1,1 Millionen Menschen sollen so mit sauberem Solarstrom versorgt werden. Marokko setzt bewusst auf erneuerbare Energiequellen: Bis 2020 soll deren Anteil 42 Prozent der Stromproduktion betragen, nämlich 14 Prozent Solarkraft, 14 Prozent Windkraft und 14 Prozent Wasserkraft. Das Solarthermiekraftwerk in Ouarzazate ist also Realität. Fälschlicherweise wird das Solarthermieprojekt in Ouarzazate landläufig auch als das Desertec-Projekt der Dii-EumenaStiftung dargestellt. Dieses dürfte endgültig gescheitert sein, nachdem wichtige Player wie der Elektronikkonzern Siemens, der seine Solarsparte abgestoßen und sich damit auch vom Wüstenstromprojekt verabschiedet hat, oder Konzerne wie Bilfinger, Bosch oder E.On die Reißleine gezogen haben. Sonnenstrom für Europa aus der Wüste Nordafrikas ist zu teuer, der Schiefergasboom in den USA drückt zudem die Preise für Erdgas, die derzeit fallenden Preise für Rohöl und auch die politischen Entwicklungen der vergangenen Jahre in Nordafrika sprechen gegen das visionäre Mammutprojekt, das mit einem Investitionsvolumen von 400 Milliarden Euro bis 2050 veranschlagt war. Das eigentliche Desertec-Projekt lebt daher nur als Fata Morgana weiter ...

Peter Fuchs: 18 Millionen Fahrräder für 16,8 Millionen Niederländer, denen 36.000 Kilometer Fahrradwege zur Verfügung stehen, sprechen für sich. Jährlich werden über eine Million neue Fahrräder verkauft. Der Durchschnittspreis eines neuen Fahrrads beim Fachhändler betrug 2013 989 Euro. 19 Prozent aller verkauften Fahrräder waren E-Bikes, die zunehmend eine Option für Pendler sind. Daher ist es keine Überraschung, dass bis 2018 beim Zentralbahnhof in Utrecht eine dreistöckige Fahrradgarage entsteht, die 12.500 Stellplätze bieten soll. Die wettbewerbserprobten Niederländer nehmen eine starke Position im Welthandel ein. Sie verfügen über den größten Logistik-Hub in Europa, dessen zentraler Bestandteil der Hafen von Rotterdam ist. Im Jahr 2013 wurden mehr als 440 Millionen Tonnen Güter bewegt. In diesem Umfeld lassen sich für Österreichs Firmen gute Geschäfte machen. Künz aus Vorarlberg hat jüngst einen Folgeauftrag für die Lieferung von 22 vollautomatischen Stapelkränen für den Rotterdamer Hafen erhalten, und die s­ teirische Knapp AG zeichnet für die Automatisierung des neuen Distributionszentrums des E-Commerce-Spezialisten wehkamp.nl in Zwolle verantwortlich. Das Go-Live der neuen Anlage mit einer Auslieferkapazität von rund 200.000 Stück pro Tag ist für 2015 geplant. Gerade rechtzeitig, da für das Königreich ein BIP-Wachstum von 1,5 Prozent prognostiziert wird und die Kaufkraft der Niederländer um 0,5 Prozent steigen soll. Die niederländischen Pro-Kopf-Einkäufe in Österreich lagen im Jahr 2013 bei zirka 120 Euro, während Deutschland schon für 470 Euro bei uns einkaufte – die Exportlatte liegt damit hoch!

Franz Bachleitner: Venezuela ist dank seiner Rohstoffvorkommen (Erdöl, Erdgas, Eisenerz, Bauxit, Nickel, Gold, Silikate und seltene Erden) reich gesegnet; mit 297,7 Milliarden Fass an nachgewiesenen Erdölreserven verfügt Venezuela über die mit Abstand vor Saudi-Arabien größten Vorkommen der Welt. Venezuela verabsäumte es aber in den guten Zeiten, Reserven für schlechte ­anzulegen; mittlerweile sitzt es auf einem Schuldenberg von über 100 Milliarden US-Dollar, und der Durchschnittspreis für venezolanisches Erdöl ist von 88 auf unter 40 Dollar pro Fass gefallen. Das Budget für 2015 sieht beträchtliche Einsparungen beim Investitionsprogramm vor, versucht jedoch, soziale Kürzungen zu vermeiden. Priorität haben nunmehr jedoch auch Investitionen in die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion. Ein weiterer Hoffnungsträger ist der Tourismus. Der Erdölpreisverfall erzwingt auch eine neue Industrialisierung des Landes, denn Venezuela braucht Devisen aus dem Export von Erzen, Mineralien, Kohle, Stahl, Aluminium, aber auch durch die Ausfuhr von Autos, Handys, Laptops oder Lebensmitteln für die Karibik. China wird bei dieser neuen Industrierevolution eine wichtige Rolle spielen, und Präsident Maduro konnte anlässlich seines Chinaaufenthalts Anfang Jänner auch bereits Investitionszusagen für 20 Milliarden Dollar erhalten! Österreichische Firmen können Dank des Wirtschafts­ kooperations­abkommens mit Venezuela weiterhin Nischenplayer sein; Unternehmen mit chinesischer Produktion sollten sich auch verstärkt um den venezolanischen Markt kümmern, da China in diesen schwierigen Zeiten des Erdölpreisverfalls zum wichtigsten Wirtschaftspartner für Venezuela aufrückt!

Günther Schabhüttl: Die Jaffa-Orange – groß, rund, süß und manchmal in ­einem Papierl eingepackt. Das war für viele ­Österreicher der erste „wirtschaftliche“ Berührungspunkt mit Israel. Und tatsächlich trug der Export von Zitrusfrüchten in den ersten Jahrzehnten des Bestehens des Mittelmeerstaates wesentlich zum Aufbau der Wirtschaft bei. Erst in den 80er- und 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde erkannt, dass es eine wirtschaftliche Neuausrichtung braucht, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt zu sichern. Etwa zur gleichen Zeit begann mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion die bis dato letzte große Einwanderungswelle nach Israel, die die Einwohnerzahl von damals 5,5 Millionen binnen kürzester Zeit um eine Million in die Höhe schnellen ließ. Die Einwanderer mit hervorragender technischer Ausbildung und erste Ansätze einer Venture-Capital-Szene waren der Beginn einer beispiellosen Start-up-Erfolgsgeschichte. Schnell wurde mit dem „Yozma Fund“ ein staatliches Inkubatorenprogramm installiert, das die Rahmen­bedingungen für den rasanten Aufschwung schaffen sollte. Heute zählt Israel zu den innovativsten Flecken dieser Erde und schickt sich an, dem berühmten Silicon Valley den Rang abzulaufen! Dass sich der Weg nach Israel auch für heimische Start-ups lohnt, zeigte das ­spektakuläre Investment über 18 Millionen US-Dollar durch ein israelisches ­Medienunternehmen in die österreichische MobFox Ende letzten Jahres.

Dietmar Fellner Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Moskau moskau@wko.at

Christoph Plank Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Casablanca casablanca@wko.at

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Peter Fuchs Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Den Haag denhaag@wko.at

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Franz Bachleitner Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Caracas caracas@wko.at

Günther Schabhüttl Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Tel Aviv telaviv@wko.at

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export-service Aussenwirtschaft Austria für Sie

Der Webshop für Unternehmer, KMU, EPU & Exporteure

S. 41 expo 2015 | S. 43 TOP-MÄRKTE | S. 44 beratertag | S. 45 trainees

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Der Wald im Österreich-Pavillon: „Ein Prototyp für eine künftige Stadtplanung, die sich die Performanz der Natur zunutze macht.“

Expo-Countdown

buch & mehr Publikationen, E-Books, Veranstaltungen 1.000 E-Books der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA zum sofortigen Download: Alles was Sie zur wirtschaftlichen Lage und Entwicklung auf internationalen Märkten wissen müssen!

Foto: TEAM.BREATHE.AUSTRIA

Es wird langsam ernst auf dem WELTAUSSTELLUNGS-gelände: Mitte Dezember wurden die ersten Bäume im Österreich-Pavillon gepflanzt, das „grüne Wunder“ nimmt seinen Anfang.

60 Bäume sollen es insgesamt werden, bis zu zwölf Meter hoch. Fichten, Tannen Lärchen, Buchen, Birken, Eichen und viele andere Arten: ein verdichteter „Waldkosmos“, dessen höchste Wipfel die meisten Pavillons der Welt­ ausstellung in Mailand über­ ragen und somit die Skyline der Expo weithin sichtbar prägen werden. Auch und vor

allem in der Nacht, wenn der Wald stimmungsvoll beleuchtet sein wird. Intensität und Charakter der Beleuchtung am Abend werden dabei dem Mondlicht entsprechen, was perfekt mit dem Pavillonkonzept einer „grünen Oase“ harmoniert. „Alle Spots zur Ausleuchtung der grünen Oase sind an der Dachkante posi­tioniert und so orientiert,

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dass die Besucher nie direkt in die Leuchten blicken können. Das Schattenbild wird nur von e­ iner Seite erzeugt, die Beleuchtung hält sich im Hintergrund und wirkt sehr natürlich“, erläutert Christoph Gapp, Head of Lighting Design bei Bartenbach. Bei Sprühnebeln und an anderen markanten Punkten am Boden werden durch wechselnde Lichter

Blickakzente geschaffen. Besondere Highlights setzen schließlich auf die höchsten Bäume gerichtete Strahler. Die Baumriesen des ÖsterreichPavillons werden damit auch nachts schon von Weitem sichtbar sein. Die Landschaft wird im Laufe der Expo einen kompletten Lebenszyklus durchmachen, also wachsen, ➤ blühen, Früchte tragen.

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export-service | expo 2015

top-märkte | export-service „Minds, Machines and Management“ Die 5. MIT Europe Conference 2015 in Wien.

Es sind prominente Namen: Michael Schrage, Nicholas Roy (Drone Delivery Project), Tomasio Poggio (Mystery of Artificial Intelligence), Caleb Harper, George Westerman, John Clippinger – allesamt renommierte Professoren und Experten des Massachusetts Institute of Technology. Live zu erleben sind sie bei der 5. MIT Europe Conference in Wien am

25. und 26. März. Unter dem Titel „Minds, Machines and Management“ werden vor allem die zukünftigen Herausforderungen von „Big Data“ und „Sensing Networks“ für die derzeitigen Modelle von Organisation, Produktion und Innovation dargestellt. Die führenden Experten im Bereich der Verhaltens- und der kognitiven

Wissenschaften, der künstlichen Intelligenz, Robotik und IT analysieren den Einfluss aufstrebender Technologien auf die zukünftige Denk- und Arbeitsweise. Die Veranstaltung erfolgt im Rahmen der Internationa­ lisierungsoffensive go-inter­­ national, einer Initiative des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung

und Wirtschaft und der Wirtschaftskammer Österreich. Termin: 25. März, 9.00 Uhr , bis 26. März, 18.00 Uhr Ort: Wirtschaftskammer Österreich, 1040 Wien Information und Anmeldung: AUSSENWIRTSCHAFT Internationale Technologiekooperation, aussenwirtschaft.technologie@wko.at Die Konferenz findet in englischer Sprache statt. wko.at/aussenwirtschaft/mit

ERFOLGSSTORYS VOR DEN VORHANG! Bis zum 1. März ist die Anmeldung für den Österreichischen Exportpreis 2015 möglich.

Bio-Performanz. „Unser Pavil­­lon ist ein Prototyp für eine künftige Stadtplanung, die sich die Performanz der ­Natur zunutze macht“, erklärt Architekt Klaus K. Loenhart. „Anders als herkömmliche Klimaanlagen und in Synergie von Natur und Technologie erzeugt der Pavillon Kühle ohne externen Strom und ohne ­Abwärme. Unsere Vision ist: Wir werden künftig die Prinzipien der BioPerformanz in unseren Städten integrieren.“ Zehn Prozent mehr Bio-Performanz, rechnet Loenhart vor, könnten einen

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„Unsere Vision ist: Wir werden künftig die Prinzipien der Bio-Performanz in unseren Städten integrieren.“ Klaus K. Loenhart, Architekt

Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius infolge des Klimawandels ausgleichen. Energie aus Licht. Der nun entstehende Wald produziert pro Stunde so viel Sauerstoff, wie rund 1.800 Besucher benötigen. Die Pflanzen erreichen eine Gesamtblattoberfläche von über 43.000 m2 und produzieren pro Stunde 62,5 kg Sauerstoff. Gleichzeitig absorbiert der Wald 240 kg Kohlendioxid pro Tag. An der Natur orientiert sich auch die Stromgewinnung im Österreich-Pavillon: Mithilfe einer Farbstoffsolarzelle („GrätzelZelle“) wird nach dem Prinzip der Photosynthese aus Licht Energie erzeugt. Was in jedem

Blatt im Pavillon-Wald im kleinen Maßstab erfolgt, setzt sich hier also im großen Maßstab fort: Die Grätzel-Zelle kann dabei auch schwaches sowie Kunstlicht nutzen und wirkt untertags zudem beschattend. Synergie von Natur und Technik. Das Konzept der Vege­tationstechnik im Pavillon stammt von Bernhard Scharf vom Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau an der Universität für Bodenkultur Wien. „Mit intensiver BioPerformanz können wir die Auswirkungen des Klimawandels bis zur Jahrhundertwende kompensieren“, betont Scharf. „Auch die Europäische Kommission hat den Wert des Naturkapitals erkannt und eine Strategie für grüne Infrastruktur entwickelt. Wir zeigen mit unserem Pavillon-Konzept vor diesem Hintergrund, welche Synergien durch die Kombina­ tion von Natur und technischen Mitteln mit heutigem Wissen möglich sind.“ Die Spezialisten der Universität für Bodenkultur in Wien und der Technischen Universität Graz schaffen also, wofür

die Natur Tausende von Jahren braucht: ein Wald-Ökosystem bis zur Klimax zu entwickeln. Auf dem Ausstellungsgelände in Mailand wurde zunächst der Untergrund angelegt, und die Wasserflächen wurden vorbereitet. Auf diese präparierte Landschaft werden nun die Bäume gepflanzt – manche davon sind 30 und mehr Jahre alt. Das Setzen der Bäume gibt auch den Takt für die Errichtung der äußeren Gebäudehülle vor, sie wächst nun sukzessive mit dem Entstehen des Waldes.

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Information und Anmeldung zum Exportpreis 2015: exportpreis.at/bewerben Bewerbungsfrist: 1. März 2015

Die Trophäen aus der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten: eine Adlerschwinge für besondere Exportleistungen.

chinese Megatrends

Die Expo Milano 2015 Dauer: 1. 5. bis 31. 10. 2015 Motto: „Feeding the Planet. Energy for Life“ Teilnehmer: rund 140 Länder und internationale Organisationen Erwartete Besucher: 20 Millionen Besucher während der Laufzeit, bis zu 250.000 Besucher an Spitzentagen Gesamtinvestitionen: 2,5 Milliarden Euro Projektleitung Österreich: Rudolf Ruzicka Alle Informationen zur Expo 2015: www.expoaustria.at

gemacht haben. Für diesen kann man sich allerdings nicht bewerben. Die Jury unter dem Vorsitz von WKO Präsi­dent Christoph Leitl wird außergewöhnliche Marketingstrategien, das geschickte Besetzen von Produkt- oder Marktnischen, Innovationskraft und Risikobereitschaft oder auch Exporterfolge in b ­ esonders schwierigen Märkten prämieren – besondere Export-Erfolgsstorys also.

Forum im April: Chancen für Österreichs Exporteure in China.

Foto: TEAM.BREATHE.AUSTRIA

Pflanzen werden bei zahlreichen Messeauftritten als Dekoration eingesetzt – beim Auftritt Österreichs in Mailand sind sie die eigentliche Botschaft: Mitten im ­erwartbar heißen Klima während der Weltausstellung wird die gefühlte Temperatur im Österreich-Pavillon – ohne Einsatz einer Klimaanlage – um rund fünf Grad Celsius unter der Außentemperatur liegen. Der Wald als Luftkraftwerk, das ein Klima schafft, in dem sich die Besucher geistig wie körperlich erholen können.

Im Rahmen der „Exporters’ Nite“ am 30. Juni wird der Österreichische Exportpreis verliehen. Der Preis wird wieder in den sechs Kategorien Gewerbe & Handwerk, Handel, Industrie, Information & Consulting, Tourismus & Freizeitwirtschaft sowie Transport & Verkehr vergeben – ab heuer in jeder Kategorie in Gold, Silber und Bronze. Auch in diesem Jahr gibt es wieder den „Global Player Award“ für die erfolgreichste Internationalisierung eines Unternehmens sowie den „Expat Award“ für Auslandsösterreicher, die sich in besonderem Maße um die österreichische Exportwirtschaft verdient

Es geht um die großen Themen: Urbanisierung, Umweltverschmutzung, Mobilität, steigende Löhne, eine kaufkräftige Mittelschicht, Automatisierung der Produktion oder „Industrie 4.0“: All dies stellt das „Land der Mitte“ vor enorme Herausforderungen. Andererseits: Genau in diesen Feldern entstehen für österreichische Lieferanten von Knowhow und technologischen Lösungen enorme Chancen. Wo genau, das erfahren die Teilnehmer am Forum „Chinese Megatrends – An Austrian

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Perspective“ im April in der Wirtschaftskammer in Wien. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA bringt Experten und deren Fachwissen und InsiderInformationen zu den Entwicklungen, die für den Erfolg heimischer Firmen in China in Zukunft ausschlaggebend sein werden, nach Österreich! Auf dem Programm stehen Fachvorträge, Expertengespräche und Paneldiskussio­ nen sowie natürlich Zeit zum Netzwerken und zum Erfahrungsaustausch. Für Diskussionen stehen unter anderem

die österreichischen Wirtschaftsdelegierten aus Peking, Shanghai, Guangzhou und Hongkong sowie Experten mit langjähriger China-Erfahrung zur Verfügung.

Termin: 9. 4. 2015, 9.00 bis 16.00 Uhr Ort: Wirtschaftskammer Österreich, 1040 Wien Information und Anmeldung: AUSSENWIRTSCHAFT Fernost & Ozeanien, Christina Schösser, aussenwirtschaft.fernost@wko.at wko.at/aussenwirtschaft/ chinese-megatrends

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export-service | beratertag

trainees | export-service

Ausgezeichnet beraten

Trainees

der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

„Innosaurier“ versus „Radikale Innovatoren“: Der 12. Österreichische Beratertag stand ganz im Zeichen erfolgreicher InnovationsStrategien.

„Kultur des Scheiterns“. Der IT- und Beratertag, der Branchenevent des WKO-Fachverbandes UBIT (Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT), stand in diesem Winter ganz im Zeichen erfolgreicher

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Innovationsstrategien. „Fundiertes Fachwissen auf einem Spezialgebiet ist das Fundament für jeden Innovator“, hob UBIT-Obmann Alfred Harl eine Kernaussage aus den Vorträgen des Tages hervor. „Dazu benötigt es aber auch Mut, Ausdauer und eine Kultur des Scheiterns, wie sie in Österreich leider noch nicht gelebt wird.“ Gegen die „Innosaurier“. Die Liste der Experten, die in Vorträgen oder Diskussionen das Thema beleuchteten, war prominent: Der Unternehmensberater und Buchautor Jens-Uwe Meyer verwies in seiner

FV UBIT/Strasnik

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ie Basis für radikal Neues? „Technische Tiefe“, sagt Friedrich Prinz. Der Österreicher, seit mehr als 20 Jahren Professor an der Stanford University, ist eine berufene Stimme, wenn es um Fragen der Innovation geht. Prinz war einer der prominenten Speaker am 12. Österreichischen IT- und Beratertag Ende November, und er stellte in seiner Keynote die „Stanford Policy“ vor, die besagt, dass alle dort vollzogenen Entwicklungen Eigentum der Universität seien und per Lizenz zur kommerziellen Nutzung vergeben werden. Um nur einige Beispiele zu nennen: HewlettPackard, Yahoo, Cisco und Google nahmen dort ihren Ursprung.

Traditionsgemäß in der Wiener Hofburg: Beim 12. Österreichischen IT- und Beratertag drehte sich alles um die Frage, welche Zutaten für erfolgreiche Innovationen notwendig sind.

Keynote darauf, dass innovative ­Unternehmen diesen Spirit leben und daher häufig visio­näre Ziele setzen würden. Im Kern gehe es darum, so Meyer, neue Bedürfnisse im Markt zu erkennen und durch entsprechende Innovationskultur im Unternehmen gedeihen zu lassen. Es brauche Unternehmen, die Querdenker fördern und Ideen wachsen lassen und im Gegensatz zu „Innosauriern“ nicht nur viel reden, sondern auch viel verändern. Wahrnehmungsforscher Sha forderte daher ein stärkeres Erfahrungslernen, das bereits in der frühen Schulausbildung beginnen müsse. Designer Fidel Peugeot von Walking Chair vervollständigte das Bild des lebenslangen Lernens, indem er sich dafür aussprach, insbesondere ältere Menschen und ihren Erfahrungsschatz in den Kreationsprozess besser einzubeziehen und entgegen dem aktuellen Zeitgeist generationenübergreifend zusammenzuarbeiten.

© Robert Kneschke - Fotolia

„Mut, Ausdauer und Kultur des Scheiterns“

Es war der krönende Abschluss des Österreichischen Beratertages: Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Alfred Harl, Fachverbandsobmann UBIT, ehrten die Nominierten und den Sieger des Staatspreises Consulting 2014 – die Auszeichnung für die besten heimischen Beratungsprojekte des vergangenen Jahres. Der Staatspreis Consulting ist ein sichtbares Zeichen für österreichische Beratungsqualität am nationalen und internationalen Markt und wird alle zwei Jahre verliehen. Die Preisträger von Österreichs großem Beratungs- und IT-Preis, die Gewinner der Constantinus Awards 2013 und 2014, konnten ihre Projekte für den Staatspreis Consulting 2014

Sprungbrett

DER TRAUM VON EINER INTERNATIONALEN KARRIERE KANN SCHNELL WAHR WERDEN. WER ÖSTERREICHISCHE UNTERNEHMEN WELTWEIT BERATEN UND GLOBAL VERNETZEN WILL, SOLLTE JETZT DIE CHANCE ERGREIFEN UND SICH FÜR DAS TRAINEEPROGRAMM DER AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA BEWERBEN.

Stolze Sieger bei der Überreichung des Staatspreises Consulting (v. li.): Alfred Harl (Fachverband UBIT), Gernot Knes, Markus Tscherenko (MedCubes), Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner.

einreichen. Somit wurden aus 307 Einreichungen sechs Projekte nominiert. 2014 hat das Kärntner Start-up-Unter­ nehmen MedCubes GmbH mit dem Projekt „MedCase und Tele-Assessment“ für KPJ Healthcare Malaysia die Jury überzeugt. Es verbindet Technologie und Gesundheitsversorgung auf besonders innovative Weise. Es ermöglicht Personen mit keinem oder eingeschränktem Zugang zu medizinischer Versorgung bestmögliche ärztliche Betreuung. MedCase hat das Potenzial, dass es vor allem in Ländern mit gerin­ ger Spitalsdichte und insbesondere in ländlichen Räumen die Chance auf eine Verbesserung der medizinischen Standards eröffnet. Reinhold Mitterlehner war sichtlich angetan: „Das hohe Niveau an Qualität und Kompetenz der Staatspreisgewinner sowie aller eingereichten Projekte unterstreicht die internationale Wettbewerbsfähigkeit wissensbasierter Dienstleister aus Österreich.“

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Foto: shutterstock

Internationale Vermarktung von Innovationen (v. li.): Robert Bodenstein (Fachverband UBIT), Ernest J. Fantner (SCL-Sensor.Tech.), Gerda Reichl-Schebesta (TBWA/Wien Werbeagentur), Walter Koren (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA), Angelika Sery-Froschauer (Fachverband Werbung und Marktkommunikation), Moderator Peter Resetarits.

Das erwartet Sie ■  Ein 10-monatiges Traineeprogramm im Headoffice in Wien mit den Ausbildungsschwerpunkten Auftreten & Medien, Fremdsprachen und internationale Wirtschaft ■  Training on the Job: Arbeiten in verschiedenen Länder- und Fachabteilungen der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ■  Persönliches Kennenlernen österreichischer Topunternehmen und internationaler Institutionen ■ Ein Brutto-Jahresgehalt von 31.080 Euro während des Traineeprogramms

BMWFW/Matthias Silveri

FV UBIT/Strasnik

Im Rahmen eines glanzvollen Gala-Abends wurde der Staatspreis Consulting 2014 vergeben. Der Award ging diesmal nach Kärnten.

„Die Tätigkeit ist extrem herausfordernd, aber sehr abwechslungsreich.“ Caroline Adenberger, die stellvertretende österreichische Wirtschaftsdelegierte in New York, kennt nicht nur den Alltag eines AußenwirtschaftsCenters – sie kennt auch das dorthin führende Traineeprogramm, „und das zu absolvieren, war die beste Entscheidung und eine perfekte Vorbereitung für meine internationale Karriere“. „Es ist jeden Tag aufs Neue spannend, österreichischen Unternehmen bei i­hren internationalen Geschäften mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können“, beschreibt Michael Otter seinen Job. „Wichtig ist es, die Augen offen zu halten und frühzeitig neue Chancen für österreichische Unternehmen zu erkennen“, meint der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Tokio, „und die Basis dazu wird bereits im AUSSENWIRTSCHAFT Traineeprogramm gelegt. Bei meinen anschließenden Einsätzen als stellvertretender Wirtschaftsdelegierter in Abu Dhabi, Tokio und New York habe ich mir

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dann die notwendigen Erfahrungen und das Know-how angeeignet, damit ich unseren Kunden den notwendigen Rückhalt und die bestmögliche Unterstützung geben kann.“ Die AUSSENWIRTSCHAFT A ­ USTRIA sucht derzeit wieder topmotivier­te und international orientierte Absolven­tinnen und Absolventen für ihr Traineeprogramm. Nach einer intensiven und abwechslungsreichen Ausbildung winkt die Chance, sehr schnell im Ausland an einem der über 70 AußenwirtschaftsCenter zu arbeiten: als stellvertretende/r Wirtschaftsdelegierte/r in einem der Büros weltweit sammeln die Absolventen des Traineeprogramms Auslandserfahrung, übernehmen eigene Aufgabenbereiche und von Anfang an Führungsverantwortung. Bis zum 23. März 2015 besteht die Möglichkeit, sich für das anspruchsvolle Traineeprogramm der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, der Ausbildung zum/ zur österreichischen Wirtschaftsdelegierten, zu bewerben!

Die Perspektiven ■  Rascher Aufstieg zum/r stellvertretenden Wirtschaftsdelegierten an einem der über 70 AußenwirtschaftsCenter ■  Karrieremöglichkeit als österreichische/r Wirtschaftsdelegierte/r Sie bringen mit ■ Abgeschlossenes Master- oder Diplomstudium (Abschluss bis Ende Juni 2015): Wirtschafts- oder Rechtswissenschaften, technische Studien mit Wirtschaftskenntnissen, FH-Lehrgänge mit internationaler Wirtschaftsausrichtung ■ Perfekte Deutsch- und Englischkenntnisse ■ Sehr gute Kenntnisse von mindestens einer weiteren Wirtschaftssprache (zusätzliche Sprachen von Vorteil) ■ Auslandserfahrung ■ Interesse und Verständnis für internationale Wirtschaftsbeziehungen ■ Hohe Mobilität und Bereitschaft an jedem Ort der Welt zu arbeiten ■ Offenheit gegenüber fremden Kulturen ■ Flexibilität, hohe Belastbarkeit und Eigeninitiative ■ Sicheres Auftreten, Durchsetzungsvermögen und Teamfähigkeit ■ Österreichische Staatsbürgerschaft ■ Abgeleisteter Präsenz- oder Zivildienst ■ Tropentauglichkeit So geht es weiter ■  Das nächste Traineeprogramm startet im September 2015. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 23. März 2015. ■  Das Auswahlverfahren läuft von April bis Mai 2015. Es umfasst persönliche Eignungstests, schriftliche und mündliche Sprachtests (Englisch sowie in allen von Ihnen angegebenen Sprachen) sowie ein Hearing. ■  Ausbildungsbeginn ist der 1. September 2015. ■  Weitere Informationen und Möglichkeit der Bewerbung: wko.at/aussenwirtschaft/trainees

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events | Austria ist Überall

austria ist überall!

Enormes Potenzial Marktsondierung im aufstrebenden Südwesten Chinas.

Die spannendsten Veranstaltungen und die wichtigsten Events der vergangenen Wochen. Redaktion: Bernhard Fragner

ku r z & Gu t

wko

Über den Wolken An der Luft- und Raumfahrtmesse Aeromart Toulouse nahmen Anfang Dezember Vertreter von 13 österreichischen Unternehmen teil. Die Organisation hatte das AußenwirtschaftsCenter Paris übernommen. In einem eigenen Workshop erhielten die Österreicher vom Forschungslabor ONERA sowie vom Cluster „Aerospace Valley“ Informationen über die französische Forschungslandschaft im Luft- und Raumfahrt­ bereich. Zu den Highlights gehörte ein Besuch bei Airbus-Vice-­ President Albert Varenne inklusive persönlicher Führung durch die A380-Produktion.

Vereinte Nationen in Wien: Außenminister Sebastian Kurz und WKO Präsident Christoph Leitl begrüßen UN-Generalsekretär Ban Ki-moon.

140 Millionen Einwohner und ein Wirtschaftswachstum zwischen zehn und zwölf Prozent: Die südwestchinesischen Provinzen Yunnan, Guizhou und Guangxi stellten im vergangenen Jahr fast alle ­anderen Regionen Chinas in den Schatten – und bieten vor allem in den Bereichen Projektgeschäft und Zulieferung enorme Geschäftschancen. Grund genug für eine Marktsondierungsreise, die Anfang Dezember eine zwölfköpfige Firmendelegation in die Region führte. In Gesprächen mit Behörden, Handelskammern und den Chefs von einigen der größten Unternehmen der Provinzen Yunnan, Guangxi und Guizhou knüpften die österreichischen Unternehmen wertvolle Erstkontakte und erhielten einen Einblick in die ambitionierten Entwicklungspläne der Region. Als erste Erfolge der Reise, die auch B2B-Gespräche mit den chinesischen Firmen inkludierte, zeichnen sich konkrete Exportchancen für Zulieferungen für die Bergbauindustrie ­sowie in der Kommunaltechnik ab.

Königliche Strahlkraft: Walter Koren, Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, mit Prinzessin Djigma Abze aus Burkina Faso.

Auf höchster Ebene: AUSSENWIRTSCHAFT Projektleiter Kurt Müllauer und Sam Kutesa, der Präsident der UNO-Generalversammlung.

Brückenbauer

Wu Bing, der Vizepräsident der Außenhandelskammer Guizhou (li., mit Mitarbeitern), will die grüne und bergige Provinz technologisch und ökologisch als „Steiermark Chinas“ positionieren. Rechts: der stv. österreichische Wirtschaftsdelegierte in Guangzhou, Dietmar Schwank.

Die Wirtschaft schafft zentrale Verbindungen zwischen der „ersten“ Welt und den Schwellenländern. Well-being Acht Unternehmen folgten Ende November der Einladung des AußenwirtschaftsCenters Padua, den italienischen Wellness- und Beautymarkt näher kennenzulernen. Die Marktsondierungsreise brachte spannende Einblicke in Fitnessclubs, Spas und Thermalhotels – und natürlich eine Reihe interessanter neuer Kontakte.

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Am 19. Dezember eröffnete die griechische Tourismusministerin am Mt. Parnassos – zeitgerecht zum Beginn der Wintersaison – eine von Doppelmayr als Generalunternehmer errichtete Kombibahn mit 6er-Sesseln und 8er-Gondeln. Der Lift hat eine Länge von 1.950 Metern und eine Beförderungskapazität von 2.400 Personen. Das Projekt wurde mithilfe von EU-Geldern umgesetzt. Als Gastgeschenk gab es für die Ministerin eine prunkvolle Vorarlberger Kuhglocke.

Versorgung? Sicher! Prominent besetzter Energie­ kongress in München. Rund 50 Teilnehmer aus Österreich und rund 200 aus Bayern kamen auf Einladung des Außenwirtschafts­Centers München zusammen – zum Energiekongress unter dem Motto „Gemeinsam Versorgungssicherheit gewährleisten“. Nach der Eröffnung durch Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und die bayerische Staatsministerin für Wirtschaft Ilse Aigner folgte eine Reihe hochkarätiger Fachvorträge zu den ­Themenbereichen „Netzausbau und Smart Grids“, „Marktordnung für Versorgungs­sicherheit“, „Wasserkraft und Versorgungssicherheit“ sowie „Energiespeicherung der Zukunft“. Auch Studenten hatten ihren Auftritt beim Kongress: Sie hatten im ­Rahmen einer Ideenwerkstatt Lösungs­ansätze entwickelt, wie die Energiewende gelingen kann.

Bergfest (v. li.): Der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Athen, Gerd Dückelmann-Dublany, Österreichs Botschafterin Melitta Schubert, Griechenlands Tourismus­ ministerin Olga Kefalogianni und Alexander Klimmer von Doppelmayr.

Dreierpack Marktsondierung in Buenos Aires, Montevideo und Asuncion.

Japanische Energie Forst und Biomasse: Zu diesen Themen organisierte das AußenwirtschaftsCenter Tokio eine Wirtschaftsmission, die sieben heimische Unternehmen in Kontakt mit 65 japanischen Firmen brachte. Zum Programm gehörten die Besichtigung einer solaren Trockenanlage für Holzchips, ein Treffen mit Fachjournalisten, ein Besuch der Forstgenossenschaft in Tokio sowie Vorträge und zahlreiche Einzelgespräche mit japanischen Expertinnen und Experten.

Auf dem Parnass Doppelmayr-Seilbahn für Griechenlands wichtigstes Skigebiet.

So viel internationale Prominenz versammelt selbst die Wirtschaftskammer nicht jeden Tag: Anlässlich eines Wirtschaftsforums bei der 2. UN-Konferenz der Binnenentwicklungsländer (LLDC) konnte AUSSENWIRTSCHAFT Netzwerk Projekte International 170 Teilnehmern das Haus der Wirtschaft vorstellen. Der Einladung von WKO Präsident Christoph Leitl zu Ehren von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in die WKO Sky Lounge folgten zahlreiche hochrangige Konferenzteilnehmer

aus rund 50 der 96 teilnehmenden Länder. Unter den Gästen: die Präsidenten aus Georgien und Burundi, die (Vize-)Premierminister aus Nepal und Laos, der neue EU-Kommissar für Entwicklung, der Präsident der UN-Ge­ ne­­ralversammlung, der Generaldirektor von FAO und der stv. Generaldirektor von UNCTAD, zahlreiche Minister und Diplomaten, ausländische Vertreter der Privatwirtschaft sowie ein Teil der 55 bei der Konferenz angemeldeten österreichischen Firmen.

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Argentinien, Uruguay und Paraguay: In der ersten Dezemberwoche lud das AußenwirtschaftsCenter Buenos Aires zu einer Marktsondierungsreise in die Metropolen der drei Länder. Vertreter von sieben Unternehmen nutzen die Möglichkeit, sich aus erster Hand über die Geschäftsmöglichkeiten zu informieren. Zum Programm gehörten Round Tables mit Vertretern örtlicher Wirtschaftskammern, Importeursverbände und Außenhandelsorganisationen, Rechtsberatungen, Termine bei Ministerien und Behörden – und rund 90 B2B-Gespräche.

Intensive Gespräche in Kunming: Vertreten waren österreichische Unternehmen aus den Bereichen Banking, Mobilität, Inneneinrichtung, Umwelt und Infrastruktur. Fünf Tage, drei Länder: Round Table in Buenos Aires.

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Eröffnete den Energiekongress in München: Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner.

Geballte Energie- und Wirtschaftskompetenz (v. li.): Verbund-CEO Wolfgang Anzengruber, Susanne Rohrer (Bayerischer Rundfunk), Michael Scherz (österreichischer Wirtschaftsdelegierter in München), Ilse Aigner und ­Reinhold Mitterlehner, die Wirtschaftsminister Bayerns und Österreichs, Thomas Hamacher (Professor an der TU München) und Helmut Koller vom Österreichischen Generalkonsulat München.

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Austria ist Überall | events Spielerisch Delegation in die gamingverrückten Märkte Japan und Korea. Auf einen spannenderen Markt kann man als Gaming-Unternehmen wohl nicht treffen: Die AußenwirtschaftsCenter Tokio und Seoul luden heimische Firmen ein, sich vor japanischen und koreanischen Partnern zu präsentieren. Mit dabei waren Vertreter von Sproing Interactive Media, Mi’pu’mi, Socialspiel Entertainment und Kunabi Brothers, außerdem Payment-SolutionExperten von Paysafecard und Daopay und das junge Start-up X.Key. In Japan standen Besuche bei GamingGrößen wie Square-Enix, Sony Computer Entertainment und Bandai Namco Games auf dem Programm, um über Themen wie die Lokalisation von westlichen Spielen in Japan und Trends in Europa und Japan zu diskutieren. Auch Newcomer wie GungHo Online Entertainment und DENA wurden besucht. Zu den Höhepunkten gehörte ein Seminar mit dem renommierten Spiele­ experten Professor Fumio Kurokawa. In Korea trafen sich die österreichischen Gamer mit dem börsennotierten Publisher PlayWith. Kim & Chang, die größte Lawfirm Koreas, klärte die Teilnehmer über die Herausforderungen der Gaming-Industrie in Korea auf. Höhepunkt war der Österreich-Pavillon auf der G-Star, der wichtigsten Gaming-Fachmesse in Asien.

Maghreb in Wels Hochrangige Agrar-Delegationen aus Algerien und Tunesien. Auf Einladung des Außenwirtschafts­ Centers Algier besuchte eine Delegation der algerischen Milchwirtschaft Österreich. Neben einem Besuch der Welser Land­ wirtschaftsmesse AGRARIA standen die Präsentationen der Rinderzuchtverbände, ein Besuch bei der Besamungsstation ­GENETIC Austria, der Molkerei Berglandmilch sowie der Landwirtschaftsschule Pyhra auf dem Programm. In Wels stieß eine zweite maghrebinische Delegation dazu: Auf Einladung von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter war sein tunesischer Amtskollege Lassaad Lachaal angereist. Bei einem RoundTable-Gespräch präsentierten die beiden Delegationen die Chancen in den jeweiligen Märkten. Und die sind beträchtlich: Algerien etwa ist mit 43.000 abgesetzten Tieren binnen zehn Jahren der wichtigste Markt für österreichische Rinderzüchter.

events | Austria ist Überall "Rethinking Gulf" Austria Connect Gulf und MegaBauwirtschaftsmesse in Dubai. Leicht gebaut Die Zukunftsreise Leichtbau bildete die Produktion von der Karbonfaser bis zur Karosserie ab. Wie wird eigentlich aus Karbon eine Karos­ serie? Die rund 30 Teilnehmer an der „Zukunftsreise Leichtbau“ konnten das live erleben. Organisiert vom AußenwirtschaftsCenter München, führte die Reise von der Faserherstellung bei SGL Carbon in Meitingen über die Bauteilsimulation und Verfahrensentwicklung am Lehrstuhl Carbon Composites der TU München (unter Federführung der Österreicherin Elisabeth Ladstätter), die Entwicklung von automatisierten Fertigungsprozessen in den brandneuen Instituten der FraunhoferGesellschaft und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Augsburg – und schließlich zur Produktion von Karosseriebauteilen im BMW-Werk Landshut für die Elektrofahrzeuge der i-Reihe.

Algerien besucht Wels (v. li.): Markus Haas (österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Algier), Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer, Mouloud Harim vom staatlichen algerischen Milchkonzern GIPLAIT, Alaoua Bouchemal von der algerischen Besamungsstelle CNIAAG, Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, Mahmoud Benchekour (algerischer Milchverband) und die Journalistin Nabila Saidoun. Im Gaming-Mekka (v. li.): Dominik Danninger (X.Key), Zlatko Kecenovic (Daopay), Harald Riegler (Sproing), Matthias Grabner (AußenwirtschaftsCenter Seoul), Shum Singh (Business Angel Agnitio Capital).

Blick in andere Welten: der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Seoul, Franz Schröder.

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Starker Auftritt der Österreicher bei der Austria Connect Gulf in Dubai: Nach ­einer spannenden Keynote des ehemaligen OPEC-Generalsekretärs Adnan Shihab-Eldin zur Changing World Energy Landscape, die der Anlass für das Thema „Rethink GCC / Gulf – Peak Oil and Beyond“ war, hatten die österreichischen Wirtschafts­ delegierten Richard Bandera (Abu Dhabi), Gerd Bommer (Doha), Pierre Prunis ­(Riyadh), Isabel Schmiedbauer (Amman/ Damaskus), Georg Weingartner (Teheran), Reinhart Zimmermann (Maskat) und ­­der Leiter des Büros Karachi Saleem Hashmi im November Gelegenheit, den über 100 Teilnehmern aus der Region und aus Österreich in Breakout Sessions über ihre Betreuungs­bereiche zu berichten. Tags darauf startete mit der „Big 5“ die größte Bauwirtschaftsmesse des Mittleren Ostens. Auf zwei Gruppenstände verteilt, konnten AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Leiter Walter Koren, Richard Bandera und Projektmanager Markus Gumplmayr 21 Aussteller begrüßen. Bei der Eröffnung waren alle Kolleginnen und Kollegen der Region anwesend, die den Anschlusstag an die Austria Connect Gulf 2014 dazu nützten, für ihre Märkte Werbung zu machen.

Eröffnung im Raffles Hotel Dubai: die Austria Connect Gulf 2014.

Design Walk Das neue Veranstaltungsformat startete in Barcelona.

Pre-Opening Austrian Business Circle Belgrad im nagelneuen Hotel.

Der erste Austrian Design Walk führte im Advent zu den kürzlich eröffneten Showrooms von Frey Wille, KTM, Swarovski und Wolford in Barcelona. Treffpunkt war das AußenwirtschaftsCenter, wo die Gäste von den Geschäftsführern bzw. Store Managern der österreichischen Marken Impulsvorträge zu Firmenphilosophie und Marketingstrategie hörten und sich mit Weihnachtskeksen und Glühwein für die Tour stärken konnten. Dieses neue Veranstaltungsformat soll die Vernetzung der österreichischen Marken mit lokalen Meinungsführern stärken und somit auch einen kleinen Beitrag hinsichtlich der ­Umsatzzahlen leisten.

Am 10. Dezember eröffnete in Belgrad das von Soravia errichtete Radisson-Hotel „Old Mill Belgrade“. Tags zuvor fand hier der Austrian Business Circle Belgrad als exklusive „Pre-Opening Night“-Veranstaltung statt. Über 270 Firmenvertreter sowie Franz Wessig vom österreichischen Wirtschaftsministerium und der auf Dienstreise in Belgrad weilende Regionalmanager CEE und Baltikum, Christian Gessl, lauschten den Ausführungen von Gastredner Sinisa Mali, dem Bürgermeister von Belgrad.

Belgrads Bürgermeister checkt symbolisch als erster Hotelgast ein (v. li.): Clemens Schranz (Soravia), Andreas Haidenthaler (der österreichische Wirtschafts­ delegierte in Belgrad), Bürgermeister Sinisa Mali, Bernhard Ebner (Soravia), Reception Manager Bojan Ilic, Hoteldirektor Thomas Swieca. Design Walk: die Gruppe im Showroom von KTM España.

Kombiniert Wirtschaftsmission in Albanien und im Kosovo.

Starker Auftritt Österreich auf der BaumaschinenMesse in Shanghai.

Die letzte Novemberwoche führte 14 ­Unternehmensvertreter im Rahmen einer kombinierten Wirtschaftsmission nach ­Tirana und nach PriŠtina. Unterstützt wurde diese Veranstaltung durch den Zweiten Nationalratspräsidenten Karlheinz Kopf, der österreichische Wirtschaftsanliegen in seinen offiziellen Termin einbrachte. Abgerundet wurden die beiden Besuche jeweils durch einen Austrian Business Circle.

3.000 Unternehmen aus 40 Nationen: Die Baumaschinen-Messe in Shanghai ist gewaltig, und Österreich war in diesem Winter durch neun österreichische Aussteller im Rahmen der Gruppenausstellung ­ADVANTAGE AUSTRIA vertreten. Weitere acht heimische Firmen waren als Einzelaussteller präsent. Beim schon traditionellen Ausstellerempfang von Raymund Gradt, dem österreichischen Wirtschaftsdelegierten in Shanghai, konnten die Aussteller sich mit Branchenexperten und chinesischen Importeuren austauschen.

Bauteilsimulation und Verfahrensentwicklung: Der Lehrstuhl für Carbon Composites an der TU München hat mit Elisabeth Ladstätter eine stellvertretende Leiterin.

Die tunesische Delegation (v. li.): Martin Kremayr (österreichischer Unternehmer in Tunis), Markus Haas, der tunesische Veterinär Ali Chtieba, Tunesiens Landwirtschaftsminister Lassaad Lachaal sowie Mohamed Nasri (Direktor Viehzucht im tunesischen Landwirt­schafts­ministerium).

Besuch bei SGL Carbon in Meitingen: einer der weltweit führenden Hersteller von Karbonprodukten.

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Besuch des Kronprinzen am Österreicher-Stand: Kronprinz Sheikh Hamdan bin Mohammad Al Maktoum.

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V. li.: Peter Hasslacher, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Laibach (und zuständig für Albanien und Kosovo), Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz Kopf, Albaniens Wirtschaftsminister Arben Ahmetaj und Ilir Vangjeli vom AußenwirtschaftsBüro Tirana.

Markus Gumplmayr (AUSSENWIRTSCHAFT Messen) und Jennifer Veigel (stv. österreichische Wirtschaftsdelegierte in Shanghai) mit Erhard Sieder von der Arge Starkholz und seinem Team (v. li.).

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so wird’s gemacht erfolgreich in litauen

Der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Helsinki, Herwig Palfinger, über den kleinen, aber spannenden Markt Litauen.

Herr Palfinger, beeinflussen die Span­ nungen der EU mit Russland unser ­Geschäft mit Litauen? Wir mussten kürzlich erstmals eine Wirtschaftsmission ins Baltikum absagen, obwohl Lettland und Litauen zu den am stärksten wachsenden EU-Staaten gehören. Mir hat niemand direkt gesagt, dass die Absage mit der politischen Lage zu tun hat, aber natürlich macht sich hier Unsicherheit bemerkbar – eine Sorge, die ich für weitgehend unbegründet halte. Auch wenn Litauen von den Sanktionen der EU und bereits davor von russischen Embargos getroffen wird, zeigt sich seine Wirtschaft erstaunlich solide. Wie positioniert sich das Land zwischen West- und Osteuropa? Dass die litauische Präsidentin eine ehemalige EU-Kommissarin ist, beant­wortet Ihre Frage, es gibt in Litauen den Konsens, dass man den russischen Nachbarn nicht ärgern muss, aber die Orien­tierung ist – auch wirtschaftlich – klar westlich. Das zeigte sich zuletzt etwa beim Erwerb des großen schwimmenden Flüssiggas-Terminals: ein deut­licher Schritt in Richtung Unabhängigkeit von russischem Gas. Wir sprechen vom „Baltikum“. Wie ­ausgeprägt sind eigentlich die Spezifika Litauens? Die litauische Wirtschaft hatte in der Sowjetzeit einen deutlich höheren Anteil traditioneller Industriebranchen als Estland und Lettland. Daher erlebte das Land

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infolge der Wende auch keinen so brutalen Schock wie die beiden anderen Staaten. Hier konnte sich einiges an Industrie halten. Und zwar mit Produkten, die man sowohl in Richtung Osten als auch – mit etwas Modernisierung – in die EU exportieren kann. Es gibt aber auch charakterliche Unterschiede. Das hat mit der Geschichte zu tun: Litauen war im Mittelalter ein mächtiges, großes Reich, und ähnlich wie in Katalonien hat sich eine Art „Wir sind wer“-Gefühl erhalten. All die Jahrzehnte unter russischer Herrschaft haben nicht gereicht, um das Land zu „russifizieren“. Wie macht sich das in geschäftlichen ­Kontakten bemerkbar? Sie treffen in der Führungsebene auf viele junge, gut ausgebildete Menschen. Und die wollen auch die Entscheidungshoheit behalten – was man unbedingt wissen sollte. Begegnen Sie den Menschen nicht auf Augenhöhe, vergeben Sie Ihre Chancen von Beginn an. Litauer in Führungspositio­nen tendieren dazu, rasche Entscheidungen zu treffen. Sind diese falsch, ist es nicht immer ganz einfach, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Andererseits haben Entschlusskraft und Pragmatismus dem Land nach der Wende natürlich sehr geholfen. Und wie gestaltet sich die Rekrutierung von Mitarbeitern? Unterhalb der Führungsebene wird es eng. Litauen verlor in wenigen Jahren etwa 20 Prozent seiner Bevölkerung, und das waren jedenfalls Personen mit Unterneh-

Herwig Palfinger Der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Helsinki betreut auch die baltischen Staaten. helsinki@wko.at

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Z T A S N I E : N E B E L T E T T RE

Ich wirke mit.

Humanitäre Soforthilfe. Unabhängig. Unparteiisch. Unbürokratisch. Ärzte ohne Grenzen wirkt weltweit. PSK Kontonummer 930.40.950, BLZ 60.000 SMS mit Spendenbetrag an 0664 660 1000 www.aerzte-ohne-grenzen.at Fotos: Fotolia

Unter Pragmatikern

HUMANITÄRER EINSATZ RETTET LEBEN.

mergeist. Vor allem fehlt daher die Kleinunternehmer-Struktur. Ebenso herrscht starker Facharbeitermangel. Duale Ausbildung im großen Stil gibt es nicht, und ausländische Unternehmen vor Ort können das nur ab einer gewissen Größe selbst leisten. Auch wenn das ungewöhnlich klingt: Für uns ist es wahrscheinlich gescheiter, uns bei Ausbildungsbedarf etwa an deutsche Betriebe anzuhängen. Litauen hat im Jänner den Euro eingeführt. Die Umstellung in Lettland vor einem Jahr rief dort nicht gerade Begeisterung hervor. Die hält sich auch in Litauen in Grenzen. Aber darüber wurde nicht viel diskutiert. Auch an diesem Beispiel zeigte sich der intelligente Pragmatismus der Litauer: Sie sahen sich sehr genau an, welche Anstrengungen Lettland unternehmen musste, und erledigten vieles davon in Eigenverantwortung. Dass sie beim ersten Anlauf wegen einer um 0,1% zu hohen Inflationsrate abgelehnt wurden, haben die Litauer dabei keineswegs vergessen; die Entscheidung fiel rein rational. Welche Bedeutung hat Litauen als ­Handelspartner für Österreich? Litauen liefert mehr nach Österreich als Estland und Lettland zusammen, aber wir sprechen immer noch nur von etwa 50 Millionen Euro. Unser Export stieg ­zuletzt auf knapp 200 Millionen Euro, hauptsächlich Maschinen, pharmazeutische Erzeugnisse und Fahrzeuge. Gibt es Chancen, die noch ungenutzt sind? Primär drei Bereiche: EU-kofinanzierte Projekte der Infrastruktur, die Projekte der Periode 2014-2020 sind am Beginn. Interessant werden wieder Bau und Baunebengewerbe, da hier zunehmend höhere Qualität gefragt ist. Davon können auch Subunternehmer wie Installateure profitieren. Ferner eignet sich Litauen sehr gut als Produktionsstandort für – auch hochwertige – Vormaterialien. Vor allem in der Metallindustrie, auch in Kombination mit Elektronik, und im Bereich Holz. Die litauischen Unternehmen wären insbesondere interessante Partner für kleinere Stückzahlen, bei denen etwa die Chinesen abwinken.


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