Aussenwirtschaft magazine mai 2014

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DEUTSCHLAND Wie Lebensmittelhersteller vom Bioboom profitieren

Aussen wirtschaft Mai 2014 E 5,–

magazine

AU S T R I A I S T Ü B E R A L L · DAS M AG A Z IN DER AUSSEN W IRTSCHA F T AUSTRIA

heureka!

ALIKO DANGOTE

DAS NEUE GESICHT AFRIKAS

DER REICHSTE UNTERNEHMER AFRIKAS ÜBER DIE NEUE ZUVERSICHT AM KONTINENT

P.b.b. Österreichische Post AG/Firmenzeitung, 13Z039811 F, Retouren an: WKO, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien

Wie neue Materialien aus Österreich die Welt erobern


Expedition Export Mai 2014

New York. New York.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ob West oder East Side, fliegen Sie mit Austrian Airlines ab Juli 2 x täglich in den Big Apple, erstmals auch nach Newark.

impressum

NEU ab Juli

Newark

Coverfoto: Michael Prince/Corbis

n ach Manhatta Nur 30 Min. n

Medieninhaber: Service-GmbH der Wirtschaftskammer Österreich Herausgeber: Wirtschaftskammer Österreich / AUSSEN­ WIRTSCHAFT AUSTRIA, Mag. David Bachmann Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien, T: +43/5/90 900-4321, E: aussenwirtschaft. magazine@wko.at W: http://wko.at/ aussenwirtschaft Chefredaktion: Mag. Rudolf Loidl Redaktion AUSSENWIRTSCHAFT: Gabriele Schenk Art Direction und Layout: buero8, Wien Produktion: Industriemagazin Verlag GmbH, Lindengasse 56, 1070 Wien, T: +43/1/585 90 00 Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H. Wienerstraße 80, 3580 Horn Anzeigen: FCM Firstclassmedia GmbH, FIRSTCLASS MEDIA A-1210 Wien, Hühnersteig 11, +43/664/213 09 20, Fax: +43/1/2533 099 2019 Auflage: 25.000 Exemplare

keine Region dieser Erde ist so schwer fassbar wie Subsahara-Afrika: Oft trennt nur ein Schlagbaum demokratische Musterstaaten von instabilen Gemeinwesen am Rande des Bürgerkrieges. Nicht selten grenzen Staaten mit solider industrieller Basis direkt an Länder, die scheinbar rettungslos dem „Fluch der Rohstoffe“ verfallen sind. Kein Wunder, dass über die Wiege der Menschheit viel – und viel Widersprüchliches! – berichtet wird. Zuletzt ist so etwas wie Hoffnung in die Berichterstattung zurückgekehrt. Dem „Hopeless Continent“ (© The Economist, 2000) wuchsen Flügel und er wurde zu „Africa Rising“ (ebenfalls The Economist, allerdings 2013). In der vorliegenden Ausgabe widmen wir uns diesem Optimismus. Was bedeutet die Aufbruchstimmung für österreichische Exporteure? Wie können wir von diesen Märkten profitieren? Alle Antworten liefern wir ab Seite 12. Einen besonderen Dank möchte ich diesmal Kollegin Nella Hengstler aussprechen: Unsere Frau im nigerianischen Lagos hat nicht nur durch ihre exzellenten Kontakte das Cover-Interview der vorliegenden Ausgabe erst möglich gemacht, sie hat auch die schwierige technische Abwicklung der Befragung vor Ort organisiert. Das wirklich spannende Interview, die eigentliche Cover-Story unserer aktuellen Ausgabe, lesen Sie ab Seite 18. Zu guter Letzt möchte ich Ihnen noch ein neues Storyformat ans Herz legen. Neben den Export-Experts (die Fragen an unsere Spezialisten in aller Welt lesen Sie diesmal ab Seite 32) lassen wir ab sofort auch Expat-Experts zu Wort kommen. Prominente österreichische Expatriates erklären uns ihr Geheimnis des Erfolgs. Den Anfang macht einer der wohl wichtigsten Jungdesigner weltweit, der gebürtige Österreicher Theodor Anastasato, der derzeit aus Japan die Geschicke des Mode-Labels Vivienne Westwood lenkt. Warum Anastasato in Tokio jeden Tag Ö1 hört, lesen Sie im Interview ab Seite 36. Ich wünsche Ihnen eine kurzweilige Lektüre mit der vorliegenden Ausgabe des AUSSENWIRTSCHAFT magazine – und freue mich über Ihre Anregungen an aussenwirtschaft.magazine@wko.at.

Walter Koren, Aussenwirtschaft Austria

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inhalt

AUSSEN WIRTSCHAFT magazine

MAi 2014

3 Expedition Export 6 Export-trends News und Fakten aus der Exportwirtschaft. 8 barometer Die Weltkonjunktur im Überblick.

26

10 Top-Thema K rim-Krise und Russland-Konflikt: Was Unternehmer jetzt wissen müssen.

DEAL DES MONATS Der steirische Kettenhersteller Pewag eröffnet Anfang Mai das erste Werk in Übersee.

12 coverstory Der Optimismus in Subsahara-Afrika ist zurück. 18 INTERVIEW ALIKO DANGOTE Der reichste Mann Afrikas darüber, was Unternehmer erfolgreich macht.

Fotos: shutterstock, APA/Agence VU, Thomas Topf, Ulrich Baumgarten/vario images/picturedesk.com, Anastasato

22 Die GroSSe Chance Bio-Lebensmittel in Deutschland.

4

22

DIE GROSSE CHANCE Warum sich für österreichische Bio-Lebensmittelproduzenten in Deutschland ein Mega-Markt auftut.

12

26 der deal des monats Pewag baut in den USA das erste Werk in Übersee. 27 Tagebuch Unsere Frau in Dänemark. 2 8 NEUE MATERIALIEN Ein Luftfahrt-Prüfunternehmen mischt die Branche auf.

COVERSTORY Wiege der Zuversicht Warum der Optimismus in Subsahara-Afrika zurück ist.

28

NEUE MATERIALIEN Warum Unternehmen der Raumfahrtindustrie bei AAC Schlange stehen.

18

COVERINTERVIEW Aliko Dangote Der reichste Mann Afrikas über chinesische Wettbewerber und das falsche Bild Europas von SubsaharaAfrika.

36

32 EXPORT-EXPERTS 5 Fragen, 5 Antworten: Experten beantworten Fragen zu Märkten und Chancen. EXPAT-EXPERT Theodor Anastasato

Der österreichische Designer über die UnternehmenskulturUnterschiede in Japan, Groß­ britannien und Österreich.

extra

35 Ein Markt und seine Eigenheiten Schottland: Unabhängig wirtschaften.

Aussenwirtschaft Austria für Sie

36 EXPAT-EXPERTS Der österreichische Designer Theodor Anastasato über die Kultur-Unterschiede in Japan, Großbritannien und Österreich.

export service

39 Exporttag „Meet the World“: Die größte ExportInformationsveranstaltung des Landes. 41 Im High-Tech-Mekka Zukunftsreise nach Korea. 42 Top-Märkte Unterstützung beim Einstieg in die unterschiedlichsten Märkte. 45 MESSEN/AUSTRIA CONNECT

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39 Export-Service 46 AUSTRIA IST ÜBERALL Bernhard Fragner über die spannendsten Events und die wichtigsten Veranstaltungen der vergangenen Wochen. 50 so wird’s gemacht Vor dem Anpfiff: Erfolgreich in Brasilien.

5


Export-trends

feed

neue bücher

news und fakten

B u lg ar i en

Stimmung steigt

„Wenn uns was rausreiSSt, dann der Export“

Weil Europa stagniert, muSS Österreich in Übersee wachsen, sagt Wirtschaftskammer präsident Christoph Leitl anläSSlich der Präsentation der Exportbilanz.

D

ie Außenwirtschaft boomt. Allein im Vorjahr ist die Zahl der Exporteure in Österreich auf 47.000 Unternehmen gestiegen. „Schon 2015 könnten wir die Marke von 50.000 überspringen“, sagt Wirtschaftskammer Präsident Christoph Leitl anlässlich der Präsentation der Exportzahlen des vergangenen Jahres. Und die können sich sehen lassen: Das Warenexportvolumen stieg im Vorjahr um rund 1,5 Prozent auf mehr als 125 Mil­ liarden Euro, die Dienstleistungsexporte stiegen im Vorjahr auf fast 50 Milliarden Euro. Eine Herausforderung sei, dass sich

„In Übersee ist die Dynamik.“ Christoph Leitl

6

derzeit noch rund 80 Prozent der österreichischen Exporte innerhalb Europas abspielen, sagt Leitl. Für ihn ein Grund, die Exportförderaktivitäten innerhalb der Exportoffensive go-international jetzt verstärkt auf Überseemärkte zu fokussieren: „Dort ist Dynamik, die Überseeregionen stehen konjunkturell zum Teil besser da als Euro­pa. Daher bieten wir bereits jetzt rund die Hälfte aller unserer Exportförderveranstaltungen für Märkte außerhalb Europas an.“ Für das laufende Jahr ist Leitl verhalten optimistisch: „Wenn uns heuer – in einem schwierigen Wirtschaftsjahr – etwas herausreißen wird, dann wird es der Export sein.“

7 Z ah l d e s M o n at s

Auf Platz sieben verortet die deutsche Bertelsmann-Stiftung Österreich im Globalisierungsin­ dex, der Anfang April veröffentlicht wurde. Für die Studie untersuchte der Thinktank, in welchem Um­ fang die Globalisierung nationale Volkswirtschaften wachsen ließ. Für Österreich wurde ein jährlicher Einkommenszuwachs von 1.010 Euro zwischen 1990 und 2010 er­ rechnet. Stärker wuchsen Finnland (1.500 Euro), Dänemark (1.420 Euro), Japan (1.400 Euro) oder etwa Deutschland (1.250 Euro). In den Schwellenländern war der Anstieg des Pro-Kopf-Einkommens durch die Globalisierung dage­ gen vergleichsweise gering. Die Einkommen stiegen in Indien nur jährlich um 20 Euro, in China um 80 Euro.

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wko.at/aussenwirtschaft/ unternehmerbewertung

Ch i n a

Kaufrausch

Dass die chinesische Wirtschaft derzeit ein wenig abkühlt, geht am Konsumgütermarkt im Reich der Mitte offen­bar spurlos vorüber. 2012 wuchs der Handel in China um 14,3 Prozent, im Vorjahr immerhin noch um 13,1 Prozent, so eine Studie der amerikanischen Ratingagentur Standard & Poor’s. Spätestens 2018, so die Studienautoren, hat China bei diesem Wachstum die USA als weltgrößten Konsumgüter­markt überholt. „Die Zeiten, als China ausschließlich als Produktionsstandort für den Export nach Westen galt, sind längst vorbei“, sagt Oskar Andesner, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Peking. Österreichische Unternehmen sollten die Chancen, die der Konsumentenmarkt Chinas bietet, nützen. Gelegenheiten ergäben sich etwa im Nahrungsmittelsektor. In diesem Bereich hätten viele Chinesen nur sehr geringes Vertrauen in lokale Unternehmen und Marken. Ebenfalls aussichtsreich sind ausländische Luxusprodukte – von Designerkleidung, Kosmetika bis zu edlem Wein – aber auch hochwertige Dienstleistungen von medizinischer Versorgung bis hin zur Altersversorgung.

Total alles über Österreich – The complete Austria Sonja Franzke Folio Verlag Sisi, Falco und die Sachertorte gehören zu Österreich wie 18 Nobelpreisträger und der Weltrekord, wonach jeder 33. Alpen­ republikaner ein Feuerwehrmann ist. Auf­ schlussreich, doppelbödig, augen­zwinkernd und vor allem unterhaltsam: das ulti­ mative Österreich-Nachhilfe-Standardwerk. Alles Walzer!

Zwischen Stahl und Schokolade: Inspirierende Erfolgsgeschichten aus Österreich Selma Prodanovic, Wolfgang Unterhuber Styria Verlag Ihre Entscheidungen beeinflussen das Leben von tausenden Menschen. Ihre Pro­ dukte und Dienstleistungen begegnen uns täglich, oft ohne dass wir es wissen. Der renommierte Wirtschaftsjournalist Wolf­ gang Unterhuber und die Unternehmens­ beraterin Selma Prodanovic erzählen spannend und unterhaltsam die größten Erfolgsgeschichten dieses Landes. Spannend!

Japan

Tadaima!*

Die Eröffnung des Wolford-Flagship-Stores in ­Japans berühmtester Einkaufsmeile Ginza am 15. März markiert so etwas wie einen Wendepunkt: Der japanische Luxusartikelmarkt meldet sich zurück. „Eine lange Durststrecke ist zumindest ­unterbrochen – das war die freudige Nachricht aus Japans Konsumtempeln, den großen Kauf­ häusern wie Mitsukoshi, Takashimaya und Isetan, Anfang dieses Jahres“, sagt Martin Glatz, österrei­ chischer Wirtschaftsdelegierter in Tokio. Gründe für den Boom seien wohl, so Glatz, das steigende subjektive Wohlstandsgefühl und die positiven Auswirkungen der als Abenomics bezeichneten, auf wirtschaftliche Expansion ausgerichteten Politik der japanischen Regierung.

Fotos: Michael Gruber/EXPA/picturedesk.com, shutterstock

Au s s en h an d el s b i l anz

Drei Viertel der ös­ terreichischen Unter­ nehmer in Bulgarien erwarten für das Land 2014 eine ähnlich gute oder bessere Wirtschaftslage. Das ergab eine Umfrage des Außenwirtschafts­ Centers Sofia unter 166 Führungskräften. Ebenfalls abgefragt wurden die Rahmen­ bedingungen und Standortfaktoren in Bulgarien. Bei der Bekämpfung der Kor­ ruption und der Schaf­ fung transparenter wirtschaftlicher Rah­ menbedingungen se­ hen die Unternehmer weiterhin dringenden Handlungsbedarf.

* japanisch für „Ich bin wieder zurück!“

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Muslimbrüder: Ihre geheime Strategie. Ihr globales Netzwerk. Petra Ramsauer Molden Verlag Die Muslimbruderschaft ist die größte Isla­ mistengruppe der Welt und gleichzeitig in ihrer Vielschichtigkeit kaum fassbar. Sie ist längst auch in den USA, Großbritannien, Österreich und Deutschland aktiv. Petra Ramsauer beleuchtet das globale Netz­ werk der Bruderschaft und verschafft mit Reportagen aus Ägypten, Libyen und Syrien Einblick in deren geheime Strukturen.

7


barometer die weltkonjunktur im MAI

Eurozone 34.510 USD

CHART DES MONATS

deutschland 41.513 USD

usa BIP/Kopf:

+2,8 %

+1,8 %

49.922 USD

Türkei BIP/Kopf:

+2,2 %

+7,2 %

10.609 USD

+1,4 %

46.736 USD

exportklima

+4,0 %

SÜDKOREA 32.272 USD

BIP/Kopf:

ÄGYPTEN BIP/Kopf: 3.112 USD

–1,8 %

indonesien 3.592 USD

+ 2,0 %

BIP/Kopf:

indien BIP/Kopf:

brasilien BIP/Kopf: 12.079 USD

+ 6,1 %

+1,8 %

In der April-Schätzung ist der Economist* für das Wachstum 2014 in Westeuropa und Nordamerika ein wenig optimistischer als noch zu Jahresbeginn. Die Prognosen für Schwellenländer wie die Türkei und Brasilien sowie Russland wurden jedoch weiter zurückgenommen. Argentinien wie auch Venezuela dürften heuer in die Rezession abgleiten.

6.067 USD

+ 3,3 %

VENEZUELA 12.956 USD

BIP/Kopf:

das bruttoinlanDSprodukt

JAPAN BIP/Kopf:

saudi-Arabien BIP/Kopf: 25.085 USD

+1,3 %

+5,4 %

1.492 USD

südafrika 7.507 USD

BIP/Kopf:

das export-barometer zeigt Dynamik. Österreichische Ausfuhren in Drittstaaten (NichtEU-Länder) haben im Vorjahr um 2,4 Prozent zugelegt. Im Handel mit EU-Staaten ist ein Zuwachs von 1,1 Prozent zu verzeichnen, wie die vorläufigen Berechnungen der Statistik Austria (Stand: April 2014) zeigen.

australien 67.723 USD

+2,5 %

+2,4 %

BIP/Kopf:

+2,6 %

Argentinien 11.576 USD

BIP/Kopf:

–0,6 %

Quelle: Statistik Austria

KONSUM-KLIMA

Eine Stabilisierung der Frachtkosten signalisiert der BALTIC DRY INDEX in den letzten Monaten, in Österreich steigt der WKO TRANSPORTKOSTENINDEX weiter an.

Verbraucherpreise und Arbeitslosenquoten der sechs wichtigsten österreichischen Exportnationen sowie von Russland, China und Indien.

USA

CHINA

Eurozone

55

50

40

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

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Mai

Juni

Juli

Aug.

Sept.

Okt.

Nov.

Dez.

2014

Feb.

März

480 475 470 465

WKO TRANSPORTKOSTENINDEX wird seit 1971 vom Fachverband errechnet. Bezugsquellen sind offizielle und öffentliche Daten.

460

3/2013 4/2013 5/2013 6/2013 7/2013 8/2013 9/2013 10/2013 11/2013 12/2013 1/2014

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2/2014 3/2014

Quelle: Bloomberg, WKÖ

60

Quelle: HSBC Bank, Markit PMI Composite Europe

wachstum

1000

12 % (Jan.)

lo se

nr at e

+ 0,9

its

BALTIC DRY INDEX wird von der Baltic Exchange in London veröffentlicht und gilt als wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen auf Standardrouten.

Österreich

+ 1,7

4,9 % (Jan.)

Deutschland

+ 1,4

6,8 % (Feb.)

Italien

+ 0,8

12,9 % (Jan.)

USA

+ 1,6

6,7 % (Feb.)

Schweiz

+ 0,4

3,2 % (Feb.)

Frankreich

+ 1,1

10,9 % (Jan.)

Tschechische Republik

+ 1,0

8,6 % (Feb.)

Russland

+ 0,7

5,6 % (Feb.)

China

+ 2,8

4,1 % (Q4/13)

Indien

+ 7,9

9,9 % (2012)

*VPI 2014 Schätzung Economist, Quelle: Haver Analytics, Economist

Eurozone

2000

Ar be

transport-klima

V pr erb ei ra sin uc de he x r20 14 *

Produktions-klima DIE EINKAUFSMANAGER-INDIZES der USA und der Eurozone fielen im März überraschend optimistisch aus. Die Stimmung in den Chefetagen chinesischer Unternehmen hat sich jedoch erneut verschlechtert. Das Produktionsklima sinkt zum fünften Mal in Folge und liegt mit einem Wert von 48,1 auf dem niedrigsten Stand seit über einem Jahr.

45

8

BIP/Kopf:

75

rückgang

50

china

ÖSTERREICH BIP/Kopf: 49.256 USD

*Stand Februar 2014

25

Quelle: McDonald’s, Thomson Reuters, Economist, Stand: April 2014

Norwegen Venezuela Schweiz Schweden Brasilien Dänemark Israel Kanada Eurozone Uruguay Großbritannien USA Neuseeland Australien Kolumbien Costa Rica Ungarn Türkei Chile Singapur Peru Tschechien Südkorea Litauen Arabische Emirate Pakistan Argentinien Polen Philippinen Japan Saudi-Arabien Thailand Vietnam Mexiko China Sri Lanka Russland Taiwan Ägypten Hongkong Indonesien Ukraine Malaysia Südafrika Indien

–25

+2,0 %

BIP/Kopf:

Bewertung zum Euro in Prozent –50

BIP/Kopf:

+1,1 %

Der Big Mac Index stellt die Preise eines Big Mac in verschiedenen Währungen der Erde dar. Die Laibchen eignen sich angesichts ihrer weltweiten standardisierten Verfügbarkeit als Indikator für die Kaufkraft einer Währung. Nach der Big-Mac-Index-Methode berechnet, ist die norwegische Krone zum Euro mit Stand Anfang April 2014 zu fast 55 Prozent über­ bewertet, die indische Rupie zu fast 70 Prozent unterbewertet. –75

russland 14.247 USD

BIP/Kopf:

9


Dietmar Fellners Telefon läuft schon seit Wochen heiß. Sanktionen gegen Russland, Kapitalflucht, Rubelverfall – der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Moskau beantwortet die Anfragen besorgter heimischer Unternehmer mittlerweile im Viertelstundentakt. ­AUSSENWIRTSCHAFT magazine prä­ sentiert die sechs häufigsten Anfragen – und die Expertenmeinung.

HANDELSBEZIEHUNGEN ZU RUSSLAND

Wird diese Krise weiter eskalieren, oder ist das Schlimmste vorüber? Völlig unabhängig davon, wie dies derzeit im Westen gesehen wird – aus russischer Sicht ist diese Krise vorbei. Der Status der Krim ist definitiv. Und von Seiten der EU wird beim Status quo wohl keine weitere Sanktionsrunde drohen. Sollten österreichische Firmen am ­r ussischen Markt vorsichtiger werden? Ich kann den Unternehmen nur raten, die politischen Auswirkungen des Konflikts und die derzeitige Schwäche der russischen Wirtschaft durchzustehen, wie schon die Finanzkrise im Jahr 2008. Es gibt absolut keinen Grund, panisch zu rea­ gieren und nun anderen das Feld zu überlassen. Besonders nicht im Hinblick auf das „Danach“. Russische Geschäftspartner registrieren sehr genau, wer ihnen auch in schwierigen Zeiten die Treue hält. Gerade wir Österreicher haben hier ein sehr gutes Standing, wirtschaftlich ebenso wie kulturell, und das sollten wir jetzt nicht verspielen. Auch wenn es zynisch klingt: Die Ankündigung Moskaus, massiv in die Infrastruktur der Krim investieren zu wollen, bietet österreichischen Unternehmen neue Chancen. Ist das AußenwirtschaftsCenter Moskau für die Krim zuständig? Aus völkerrechtlicher Sicht ist weiterhin Kollege Hermann Ortner, der Wirtschaftsdelegierte in Kiew, zuständig. De facto werde wohl eher ich weiterhelfen können. Solange hier keine Klarheit herrscht, kann ich nur empfehlen, uns ­einfach beide zu kontaktieren.

WARUM DER RUBEL WEITER ROLLT

Seit Wochen hält der Konflikt Russlands mit der Ukraine Exporteure und Investoren in Atem. Worauf sich Unternehmen nach der Annexion der Krim einstellen müssen.

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Foto: shutterstock

Aufgezeichnet von Bernhard Fragner

AU S S E N W I RT S C H A F T m a g a z i n e | M a i 2 0 1 4

Was bedeutet die Krise im Osten für den Export in die Ukraine? Die weitere Entwicklung der wirtschaftspolitischen Situation in der Ukraine ist derzeit schwer abschätzbar. Die Unsicherheit drückt sich auch im raschen Verfall des Außenwerts der ukrainischen Währung in den letzten Wochen aus, was zur Folge hat, dass sich Importe für ukrai­ nische Importeure – in Landeswährung gerechnet – entsprechend verteuern. Dies birgt ein verstärktes Risiko hinsichtlich Zahlungsausfällen bzw. -verzögerungen.

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Gibt es spürbare Auswirkungen der Krise auf Geschäfte mit Russland? Eine Umfrage des AußenwirtschaftsCenter Moskau unter österreichischen Wirtschafts­ treibenden zeigt, dass die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage in Russland durchaus Folgen für die Geschäfte hat. Aber der Stopp für Projekte oder Investitionen geht dabei eigentlich fast immer von russischer Seite aus. Lokale Unternehmen agieren derzeit eindeutig vorsichtiger. Doch auch dafür ist eher der schwache Rubel verantwortlich als die politische Krise. Allerorten ist von massiver Kapitalflucht die Rede. Was ist dran? Wenig. Verschreckte Anleger, so hört man, kommen bereits wieder zurück. In den Medien werden plötzlich auch ganz normale Gewinntransfers europäischer Unternehmen in Richtung Europa oder Kreditrückzahlungen als Kapitalflucht betrachtet. Und wenn reiche Russen nun verstärkt Kapital in sicherere Häfen schaffen, so ist auch dies wohl kaum ein nachhaltiger Effekt. Letztlich ist es wie in allen Krisen: Die Wirtschaft spürt es zuerst – aber sie kann sich auch als Erste auf die neuen Gegebenheiten einstellen und weiß, wie es weitergeht. Lokale Geschäftspartner drängen ­derzeit auf Verträge in Rubel. Was ist davon zu halten? Tatsächlich bestehen russische Kunden immer häufiger darauf, Verträge in Rubel zu vereinbaren, um das Wechselkursrisi­ko auf den Verkäufer zu übertragen. Angesichts der Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Währung ist davon jedoch dringend abzuraten, es sei denn, das Risiko kann über Sicherungsmaßnahmen weitergereicht werden. Anmerkung der Redaktion: Dieses Interview wurde vor der blutigen Eskalation der Lage in Teilen der Ostukraine geführt. Für weitere Fragen zum Thema:

Dietmar Fellner Wirtschaftsdelegierter in Moskau http://wko.at/aussenwirtschaft/ru ✏ moskau@wko.at Tel.: +7 495 725 63 66 | Fax: +7 495 725 63 67

Hermann Ortner Wirtschaftsdelegierter in Kiew http://wko.at/aussenwirtschaft/ua ✏ kiew@wko.at Tel: +380 44 220 35 40 | Fax: +380 44 220 35 41

Wichtiger Partner

Russland ist derzeit der weltweit zehntwichtigste Handelspartner Österreichs. Warenexporte 2013*:

3,48 Mrd. Euro

Exportplus gegenüber 2012:

9 Prozent

Warenimporte:

3,18 Mrd. Euro

Wichtigste Exportprodukte:

Maschinen und Anlagen, pharmazeutische Erzeugnisse, Lebensmittel, Papier und Pappe Wichtigste Importprodukte:

* vorläufige Daten

top-thema

Erdgas, Erdöl, Metalle, Holz und Waren daraus

Direktinvestitionen in Russland:

mehr als 8,5 Mrd. Euro

Veranstaltungstipp

Russland und Ukraine: Im Osten viel Neues

Experten geben Tipps und Hinweise zu Chancen und Risken in der Region.

Russland und die Ukraine gelten seit mehr als 20 Jahren als Hoffnungsmarkt. Seit der Annexion der Krim und den darauf folgenden Sanktionen durch EU und USA hat sich die Lage grundlegend geändert. Wie sollen österreichische Unternehmen auf die neue Situation reagieren? Welche Auswir­ kungen hat die Krise auf das Geschäft? Experten wie der renommierte Politikwissenschafter Gerhard Mangott (Universität Innsbruck), der geschäfts­ führende Gesellschafter der SKB Industrieholding GesmbH, Alexander Tremmel, und die Wirtschafts­ delegierten aus Moskau, Dietmar Fellner, und Kiew, Hermann Ortner, stellen sich Ihren Fragen. Wann? 12. Mai 2014, 18:00-19.30 Registrierung ist ab 17:15 möglich. Wo? Wirtschaftskammer Österreich, Wiedner Hauptstraße 63, 1040 Wien Eintritt frei! Anmeldung: aussenwirtschaft.exportmotivation@wko.at wko.at/aussenwirtschaft/horizonte

11


APA/Agence VU

D

as Projekt macht die Aufbruchstimmung in Subsahara-Afrika so deutlich wie kaum ein anderes: Elf Jahre, nachdem sie mit 700 Mitarbeitern und kistenweise Datenträgern Hals über Kopf der Bürgerkriegshölle von Côte d’Ivoire entflohen ist, kehrt die African Development Bank (AfDB) an den Golf von Guinea zurück. Das 50-jährige Bestehen der Entwicklungsbank AfDB soll im November nicht mehr im provisorischen Quartier in Tunis, sondern in jener Stadt, die schon in den 70er, 80er und 90er Jahren als das wirtschaftliche Zentrum Westafrikas galt, gefeiert werden – in Abidjan. Es ist eine emotionale Heimkehr, auch weil ein Gutteil der mittlerweile rund 2.100 Mitarbeiter große Bedenken haben, das vergleichsweise sichere Tunis zu verlassen. Und es ist eine teure Heimkehr: Die Kosten für das logistische Mammutprojekt gehen in die hunderte Millionen Dollar. Englischund französischsprachige Schulen, Wohnungen und Bürogebäude werden ­errichtet, ja sogar der Hafen wird ausgebaut. „Natür­ lich sind die Vorbehalte immer noch groß“, sagt Clemens Samuda, Advisor to the Executive Director bei der AfDB. „Aber es besteht eine große Hoffnung“, so Samuda, „nämlich jene, dass sich das Land weiter stabilisiert, sodass die für 2015 anberaumten Wahlen friedlich über die Bühne gehen.“ Für die AfDB geht es hier, worum es in Subsahara-Afrika eigentlich immer geht: um Mut, um Risikobereitschaft, vor allem aber um Hoffnung.

Der Optimismus ist Zurück. Die Staaten SubsaharaAfrikas wachsen jährlich um 5 bis 8 Prozent. Längst sind die Märkte nicht mehr nur für Anlagen- und Maschinenbauer interessant. Doch worauf begründet sich die neue Zuversicht der Afrikaner? Und was müssen Neulinge in jener Weltgegend, die als Wiege der Menschheit gilt, wissen, um erfolgreich zu sein? Von Rudolf Loidl und Clemens Coudenhove Marie Solange Sanhoun, Molkereibesitzerin aus Abidjan, beim Dreh eines Werbespots: Von ihrem Sohn und einem Schirm (in den Farben der Elfenbeinküste) vor der Sonne geschützt.

Poesie de Christine. All diese Faktoren scheinen zurück zu sein in jener Weltregion, die das renommierte britische Nachrichtenmagazin „Economist“ in einer viel beachteten Coverstory zur Jahr­ tausendwende noch desillusioniert „Hope­ less Continent“ nannte. „Africa Rising“

Wiege der Zuversicht 12

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COVERSTORY

Exporterfolg: Der Tiroler Softdrink Rox prägt die Konsumgewohnheiten der jungen Ghanaer.

Neue Zuversicht in SubsaharaAfrika: Wachstumstreiber Mobil­ funk, Nigerianische Börse in Lagos.

„Elektronisches Geld über Mobil-telekommunikation schafft eine unbeschreibliche Dynamik, der unternehmerischen Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.“

„In den Diskotheken in Ghana ist es üblich, unsere leeren Dosen mit Wasser zu befüllen, um vor Bekannten den Eindruck weiterer Konsumation zu erwecken. Das sind Statussymbole.“

Franz Kottulinsky verkauft Prepaid-Handy­wertkarten für Stromeinheiten

Michael Pammer exportiert Rox Energydrinks aus Tirol nach Liberia, Ghana und Mali

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bracht hat. Jetzt will der Optimist die korrupte petrochemische Industrie des Landes aufrollen: „Die Wirtschaft Nigerias könnte aufgrund seiner Größe, seiner industriellen Basis und seines Rohstoffreichtums genauso autark sein wie die US-amerikanische“, sagt Aliko Dangote im Interview mit AUSSENWIRTSCHAFT magazine (ab Seite 18). „Ich will mit dem Einstieg in die petrochemische Industrie dazu beitragen, dass das erdölreiche Nigeria in Zukunft zum Selbstversorger wird“. Trotz aller Probleme in der Infrastruktur – von der Ölverarbeitung bis zur Energieversorgung und der trotz Demokratisierung grassierenden Korruption gilt Nigeria als der Zukunftsmarkt ­A frikas. „Derzeit läuft die Liberalisierung des Ener­giesektors“, sagt Nella Hengstler, österreichische Wirtschaftsdelegierte in Lagos. „Wenn diese gelingt, dann wird Nigeria zweifellos der nächste globale Manufacturing Hub.“

mehr österreichische Unternehmen werden. Mit einer Wirtschaftsmission in das Land, die im Jänner 2015 stattfindet (Details siehe Kasten), will er dafür sorgen. Zukünftiger Manufacturing Hub. Faktisch zu Westafrika gehört Nigeria, es spielt jedoch aufgrund seiner schieren Größe und seines Ölreichtums in einer eigenen Liga. Das mit Abstand bevölkerungsreichste Land Afrikas (rund 170 Millionen Einwohner) ist der sechstgrößte Erdölproduzent der OPEC (mangels funktionierender Raffinerien aber trotzdem Importeur petrochemischer Produkte) und mit 514 verschiedenen Sprachen und Idiomen eines der diversesten Staatsgebilde der Erde. Mit der 1999 einsetzenden Demokratisierung begann ein Wachstum, das auch viele österreichische Unternehmen ins Land brachte: Die RHI, der Maschinenbauer Starlinger oder die Umdasch-Gruppe werken vor Ort. Das Land ist auch Heimat des reichsten Mannes von Afrika – und laut Forbes-Liste immerhin auf Platz 24 der reichsten Menschen der Erde: Aliko Dangote. Niemand verkörpert die Zuversicht Nigerias besser als der 57-jährige Moslem, der es in dem Erdölstaat mit Zementindustrie, im Agrarhandel, in der Nahrungsmittelproduktion und Mobilfunk zu einem Vermögen von geschätzen 20 Milliarden Euro ge-

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Fotos: APA/Xinhua, Rox

viele in der Region, diese Zuversicht teilen. hieß es auf dem Cover des Magazins im Der Wirtschaftsdelegierte in Casablanca ist Vor­­jahr – und die nicht eben zu Übertreibungen neigende „Financial Times“ befür neun westafrikanische Staaten zustänzeichnete den Kontinent, der als Wiege der dig, am meisten Dynamik erkennt er derzeit im neuen, alten Heimatland der Menschheit gilt, zuletzt als „neues China“. African Development Bank (AfDB), in der Subsahara-Afrika erinnere das Ökonomenteam der „Financial Times“ an das Reich Côte d’Ivoire selbst: Mit dem Amtsantritt der Mitte vor 30 und Indien vor 20 Jahren. von Präsident Alassane Dramane Ouattara Sogar Christine Lagarde, Herrin über den im April und den Parlamentswahlen im Internationalen Währungsfonds und damit Dezember 2011 wurde endlich eine Dekade eine der wichtigsten Kreditgeberinnen des des Bürgerkriegs überwunden. „Trotz der Kontinents, stimmte Krisenjahre trägt die zuletzt in den Chor Elfenbeinküste rund der Optimisten ein 40 Prozent des BIP und rief in einer Rede der Westafrikanischen Wirtschaftsvor Abgeordneten im und Währungsunion Parlament der Elfenbeinküste den Beginn (Anm.: UEMOA, die eines neuen Wirtfrankophonen Länder schaftswunders aus: Benin, Burkina Faso, Von afrikanischen Mali, Niger, Senegal, Löwen, die asiatische Togo, Elfenbeinküste Kontinent der Widersprüche: von hoffnungslos Tiger überrunden, und das portugiezu aufstrebend in wenigen Jahren. sischsprachige Guinea handelte ihre poetische Rede. Doch worauf gründet sich die Bissau) bei“, sagt Christoph Plank. Und dieser Wert wird weiter steigen, auch weil das neue Zuversicht der Afri­kaner – und jener, Land eine ausbaufähige Industrie- anstatt die mit Afrika zu tun haben? wie Nachbarländer nur eine Rohstoffbasis hat. Anlagen- und Maschinenlieferanten Industrie- statt Rohstoffbasis. wie Waagner Biro, Plasser & Theurer, AnChristoph Plank saß im Auditorium, als dritz oder Doubrava/FMT sind bereits in Christine Lagarde ihre mittlerweile berühmt gewordene Rede hielt. Er will, wie Abidjan, und es sollen zukünftig weitaus

Wachstumsmotor Infrastruktur. Schwarzer Qualm, ohrenbetäubender Lärm. Wer sich in den Großstädten ­Afrikas umsieht, kann sich nicht vorstellen, dass diese Weltgegend eines Tages Manufacturing Hub sein könnte. Die allgegenwärtigen Dieselgeneratoren belasten Bevölkerung, die Umwelt – und die Wettbewerbsfähigkeit der wenigen produ-

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zierenden Unternehmen vor Ort. 90 Milliarden Euro sollen, so heißt es in einer Studie der Afrikanischen Union, allein in diesem Jahrzehnt für die marode Infrastruktur am Kontinent ausgegeben werden. Eine Megachance für rot-weiß-rote Unternehmen, große wie kleine. Aber auch eine Megachance für die Länder selbst. Jene Nation, die die Dieselgeneratoren als Erstes obsolet

Back on Track

Côte d'Ivoire

die Zeichen stehen wieder auf Wachstum Auch wenn die ivorische Wirtschaft noch nicht das Niveau der frühen 90er Jahre erreicht hat, ist der Zeitpunkt nach Jahren des Stillstandes günstig, österreichische Unternehmen an diesen Wachstumsmarkt heranzuführen. Das BIP pro Kopf ist das höchste im frankophonen Westafrika und die Wirtschaft wächst wieder um acht Pro­ zent pro Jahr. Wirtschaftsmission „Côte d'Ivoire“ 27. bis 29. 1. 2015, Abidjan wko.at/aussenwirtschaft/ci ✏ casablanca@wko.at

macht, wird meteoritengleich wachsen, prophezeit der IWF in einer Studie. Und kleine Projek­te wie etwa das Wasserkraftund Elektrizitätsnetzwerk Mwenga Hydro in Tansania zeigen, warum: In mittlerweile 14 Dörfern ersetzen kleine, dezentrale Wasserkraftwerke seit einigen Jahren jene Generatoren, die Strom für Licht, Kühlschränke, Radios und Aufladegeräte lieferten. Der Österreicher Franz Kottulinsky berät jene afrikanisch-norwegische Gruppe, die diese Wasserkraftwerke baut, betreibt und Haushalte mit Zählern ausstattet. Und er sorgt mit seinen Geschäftsideen für Dynamik. „Unsere Kunden haben kein Bankkonto, sondern sie zahlen bequem mit dem Handy“, sagt Kottulinsky. Der gebürtige Oberösterreicher verkauft Prepaid-Scratchkarten mit individuellem Code, der über eine Clearing-Agentur freigeschaltet und direkt in den Zähler eingegeben wird. So kann – und das ist der typische Fall – die „reiche“ Cousine in der Stadt ihrem Vetter am Land zum Geburtstag per Handy ein Stromguthaben schicken. „Elektronisches Geld über Mobil­telekommunikation schafft besonders im ländlichen Bereich eine unglaubliche Dynamik, der unternehmerischen Fantasie sind hier im Wachstum keine Grenzen gesetzt“, sagt ➤ Kottulinsky.

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COVERSTORY Marktanalyse

IM DETAIL

Die Analysen unserer Spezialisten vor Ort

Nella Hengstler Wirtschaftsdelegierte in Lagos lagos@wko.at

Nigeria BIP-Wachstum 2013: 6,7 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 6,5 % BIP pro Kopf: 2.800 USD Chancenreiche Sektoren: Industrie, Bau, Infrastruktur

Stahlproduktion und Hafen in Abidjan: Hier herrscht Optimismus.

Christoph Plank Wirtschaftsdelegierter in Casablanca casablanca@wko.at

„Man muss die Mentalität und die Kultur nicht nur kennenlernen wollen, sondern auch wirklich akzeptieren.“

Cote d’Ivoire

Rudolf Ochsner baut Kraftwerke in Westafrika

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der Rox GesmbH werden exportiert, der Großteil nach Liberia, Ghana und Mali. Sie gelten als Statussymbole, gerade weil sie importiert werden, „die Produktion vor Ort wäre allein aus hygienischen Gründen undenkbar“, sagt Pammer. Apropos mutige Unternehmer, die auf afrikanische Konsumenten setzen: Das Wiener Traditionsunternehmen Haas produziert seit Jahren für Nigeria. Und mehr als ein Dutzend Textilfirmen aus Vorarlberg sind in Westafrika erfolgreich, allen voran der Anbieter Getzner aus Bludenz, der mit hochwertigen Stoffen, sogenanntem „Afrika-Damast“, zum Marktführer in Mali, Nigeria und im Senegal geworden ist. Afrikanische Zauberworte. Doch was müssen Unternehmer mitbringen, wenn sie in Afrika erfolgreich sein wollen wie Getzner, Pammer, Haas oder Kottulinsky? „Weitaus mehr Ressourcen und mehr Geduld als man in Europa, Amerika oder Asien für die Geschäftsanbahnung bereitstellen würde“, meint Nella Hengstler, nüchtern. „Ich beobachte immer wieder, dass den Unternehmern nach der ersten Kontaktanbahnung das Follow-up fehlt und dass letztlich die Kontakte wieder versiegen“, sagt die gebürtige Grazerin, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Andrea ­Kubista heimischen Unternehmern am Megamarkt Nigeria weiterhilft.

„Entschiedenheit und Hartnäckigkeit sind die Zauberworte“, meint auch Rudolf Ochsner. Der Geschäftsführer des auf Wasser­aufbereitungs- und Entsalzungsanlagen spezialisierten Unternehmens Uniha hat bislang fünf Anlagen in Ghana und Kap Verde errichtet. Das Nachhaken, das Dranbleiben, es immer wieder aufs Neue zu probieren, hat Ochsner dabei gelernt. „Man muss die Mentalität und die Kultur nicht nur kennenlernen wollen, sondern auch wirklich akzeptieren“, meint der Oberöster­reicher. Auch wenn das wie in seinem Fall letztlich bedeutet, vom Erstgespräch bis zum Vertragsabschluss vier Jahre ver­streichen zu lassen. „Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren, der zweitbeste ist heute“, lautet ein afrikanisches Sprichwort. Und es beschreibt, was Unternehmer in Afrika tagtäglich erleben: Wirtschaftliche Entwicklung passiert in ganz anderen, weitaus langfristigeren Dimensionen als in Europa. „Hals über Kopf“ wird in Afrika nur gehandelt, wenn politische oder wirtschaftliche Katastrophen über die Menschen hereinbrechen – wie vor elf Jahren in Abidjan, als Mitarbeiter der Afrikanischen Entwicklungsbank um ihr Leben laufen mussten. Doch davon ist dieser Tage im geschäftigen Finanzzentrum Westafrikas längst nichts mehr zu spüren.

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Christoph Plank über Cote d’Ivoire:

„Cote d’Ivoire hat das Potenzial, bald wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen. Jetzt ist der Moment da, am Wachstum zu partizipieren.“

Senegal BIP-Wachstum 2013: 4,0 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 4,6 % BIP pro Kopf: 2.100 USD Chancenreiche Sektoren: Infrastruktur, Papier, Getränke, Textilien, Bau Christoph Plank über den Senegal:

„Ein ,demokratischer Musterschüler‘ in einem instabilen Umfeld und wirtschaftlich betrachtet einer der Hoffnungsträger des Kontinents.“

Mali BIP-Wachstum 2013: 4,8 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): BIP pro Kopf: 1.100 USD Chancenreiche Sektoren: Spezialtexti­ lien und -maschinen, Infrastruktur Foto: APA/Xinhua

Konsummarkt Afrika. Ob das tansanische Mwenga im Osten oder Abidjan im Westen: Die positiven Meldungen in Subsahara-Afrika mehren sich. „Nairobi wird immer mehr zum pulsierenden Wirtschaftszentrum in Ostafrika“, sagt Johannes Brunner, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Johannesburg und für Ostafrika zuständig. „Ähnliches gilt für das benachbarte Tansania: Stabil hohe Wachstumsraten, und Erdgasfunde sorgen für zusätzliche Impulse.“ Vielleicht auch deshalb haben einige mutige österreichische Unternehmer auch abseits des Maschinen- und Anlagenbaus Afrika mittlerweile als Konsummarkt entdeckt. So sind etwa im Bereich der Energydrinks nicht nur der unangefochtene Welt-Champion aus Salzburg, Red Bull, sondern auch der Linzer Anbieter Power Horse und der Innsbrucker Abfüller Rox aktiv. Das hierzulande nicht besonders bekannte Unternehmen prägt mittlerweile die Konsumgewohnheiten in Westafrika. „In einer Disco in Ghana habe ich junge Männer beobachtet, die sich genau eine Dose Rox leisten konnten und die leeren Dosen anschließend mit Wasser wieder befüllten, um vor ihren Bekannten weiterhin den Eindruck der Rox-Konsumation zu erwecken“, schildert Geschäftsführer Michael Pammer seine Lieblingsepisode in Afrika. An die 90 Prozent der Drinks

BIP-Wachstum 2013: 8,2 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 8,0 % BIP pro Kopf: 1.800 USD Chancenreiche Sektoren: Industriezulieferungen, Maschinen, Anlagen

Christoph Plank über Mali:

„Mali ist aufgrund der unsicheren Lage derzeit wohl nur erfahrenen AfrikaAficionados vorbehalten.“

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Nella Hengstler über Nigeria:

„Trotz Infrastrukturproblemen ist ­Nigeria der Zukunftsmarkt Afrikas. Gelingt die Liberalisierung der E-Wirtschaft, wird Nigeria der nächste globale Manufacturing Hub.“

Ghana BIP-Wachstum 2013: 6,1 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 6,5 % BIP pro Kopf: 3.500 USD Chancenreiche Sektoren: Industrie, Bau, Infrastruktur Nella Hengstler über Ghana:

„Sicheres Investitionsklima, politisches Vorzeigeland Westafrikas. Der Start der Erdölförderung 2011 schafft Impulse.“

Kenia BIP-Wachstum 2013: 4,4 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 5,6 % BIP pro Kopf: 999 USD Chancenreiche Sektoren: erneuerbare Energien, Infrastruktur, Agribusiness Johannes Brunner über Kenia:

„Nairobi wird zum pulsierenden Wirtschaftszentrum in Ostafrika. Leider bleibt die Sicherheitslage problematisch.“

Tansania BIP-Wachstum 2013: 7,1 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 8,2 % BIP pro Kopf: 1.615 USD Chancenreiche Sektoren: Bergbau, Öl- und Gaszulieferer, Agribusiness Johannes Brunner über Tansania:

„Stabil hohe Wachstumsraten. Erdgasfunde sorgen für zusätzliche Impulse.“

Angola BIP-Wachstum 2013: 4,5 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 5,9 % BIP pro Kopf: 6.349 USD Chancenreiche Sektoren: Infrastruktur, Maschinen, Konsumgüter Johannes Brunner über Angola:

Johannes Brunner Wirtschaftsdelegierter in Johannesburg johannesburg@wko.at

Südafrika BIP-Wachstum 2013: 1,9 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 2,5 % BIP pro Kopf 2013: 6.411 USD Chancenreiche Sektoren: Energie, Transport, Automotive, Kunststoff Johannes Brunner über Südafrika:

„Das Land am Kap ist mit Abstand Österreichs wichtigster Exportmarkt auf dem afrikanischen Kontinent. Knapp ein Drittel aller österreichischen Lieferungen nach Afrika gehen nach Südafrika.“

„Ein mit fünf Milliarden Dollar dotierter Ölfonds steht für Investitionen zur Diversifizierung der Wirtschaft bereit.“

Mosambik BIP-Wachstum 2013: 7,0 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 7,3  % BIP pro Kopf: 1.106 USD Chancenreiche Sektoren: Bergbau und Energieversorgung, Off-ShoreÖl- und -Gasgewinnung Johannes Brunner über Mosambik:

„Mosambiks Wirtschaft wächst kontinuierlich um mehr als sieben Prozent. Milliardenschwere Inves­titionen in den Bergbau sorgen für einen Infrastrukturimpuls.“

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COVERSTORY

Aliko Dangote ist im korruptionsgeschüttelten Erdölland Nigeria mit Salz und Zement zum Milliardär geworden. Der reichste Mann Afrikas über Europas Vorurteile, groSSe IndustrialisierungsPläne und sein Verhältnis zu Konkurrenten aus China.

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Foto: Michael Prince/Corbis

„Chinesen erkennen Chancen, die wir hätten erkennen müssen“

H

Herr Dangote, Sie haben in Kairo Wirtschaft studiert. Was hat man Ihnen dort beigebracht, das Ihnen das Zeug gab, zum reichsten Mann Afrikas zu werden? Ich hatte in Kairo die Möglichkeit, in internationaler Atmosphäre mit einer tollen Mischung an Menschen aus aller Welt zu studieren. Das war rückblickend eine fundamentale Erfahrung und gab mir eine globale, offene Sicht auf die Welt. Mir wurde klar: Die Welt ist eine Spielwiese voller Möglichkeiten. Und: Netzwerke sind wichtig. Sie sind im sechstgrößten Erdölexport­ land der Erde mit der Herstellung von Lebensmitteln und Zement zum Milliar­ där geworden. Um den korruptionsan­ fälligen Erdölbereich hat Ihre Unterneh­ mensgruppe bisher einen weiten Bogen gemacht … Das ist richtig. Die Dangote-Gruppe ist bisher in den Sparten Zement und Lebensmittel gewachsen. Doch das soll sich jetzt ändern. Wir wollen in Zukunft in die Produktion raffinierter Produkte einsteigen. Warum denn das – und warum erst jetzt?

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Unser Geschäftsmodell ist sehr einfach. Nigeria ist ein riesiger Markt. Die Wirtschaft Nigerias könnte aufgrund seiner Größe, seiner industriellen Basis und seines Rohstoffreichtums genauso autark sein wie die US-amerikanische. Ich will mit dem Einstieg in die petrochemische Industrie dazu beitragen, dass das erdölreiche Nigeria in Zukunft zum Selbstversorger wird. Bislang müssen Benzin, Diesel und Kerosin in Nigeria, dem sechstgößten Erdölexporteur der Erde, importiert werden. Das werden wir ändern, genau so wie wir das in den Bereichen Zement und Lebensmittel geändert haben. Dass wir erst jetzt in die Petrochemie einsteigen hat technologische Gründe: Hier sind die technischen und finanziellen Hürden klarerweise viel höher als in unserem Stammgeschäft. Europäische Unternehmen klagen oft über die fehlende Infrastruktur in afri­ kanischen Märkten, wie gehen Sie als Unternehmer damit um? Jeder weiß, dass die schlechte Infrastruktur industrielles Wachstum in Ländern wie Nigeria bremst. Uns fehlen Strom, Straßen und Bahnstrecken, die für jegliche Produktion notwendig sind. In Industriestaaten kümmert sich der Staat darum. Bei uns leider oft nicht. Unternehmer, die in Afrika erfolgreich sein wollen, müssen in solchen Fällen einfach selbst anpacken. Die Infrastruktur mit der Investition mitbauen. Der Return on Investment hierzulande ist so hoch, dass sich das lohnt. Europäer sehen mit großen Augen, wie sich China mit cleveren Geschäftsideen große Teile des afrikanischen Mark­ tes sichert. Wie sehen Sie als lokaler ➤

„Stecken Sie ihre Ziele hoch, glauben Sie an sich und Sie können in Afrika erreichen, was immer sie wollen.“ Aliko Dangote

Wissen

Dangote Group Umsatz 2012:

rund 3 Mrd. US Dollar EBIT (Ertrag vor Steuern) 2012: 1,03 Mrd. US Dollar Mitarbeiter: rund 21.000 Produziert: Zement,

Zucker, Mehl, Mineral­ wasser, Salz, Stahl, petrochemische Produkte

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COVERSTORY

zur person

Das neue Gesicht Afrikas

Aliko Dangote (57) gilt als reichster Mann Afrikas. Das US-Magazin „Forbes“ schätzt sein Vermögen auf fast 20 Milliarden Euro.

Unternehmer diese Entwicklung? Jeder kann in Afrika investieren. Wir afrikanische Unternehmer verstehen chinesische Investoren nicht als Problem. Die Chinesen kommen und erkennen Chancen, die wir Afrikaner hätten erkennen müssen. Wir sind also selbst Schuld, wenn wir Zweiter sind. Natürlich wissen wir, dass Chinesen aufgrund ihres Wirtschaftssystems gegenüber anderen Ländern gewisse Startvorteile haben, nicht zuletzt günstige Finanzierungsmodelle, auch für Ausrüstung. Haben Sie als nigerianischer Unter­ nehmer in anderen Teilen Afrikas nicht Nachteile gegenüber chinesischen Mitbewerbern? Ja, die haben wir. Aber das kann man nicht den Chinesen zum Vorwurf machen. Chinas Politik ist es, ihre Aktivitäten im Ausland voranzutreiben, und wenn Nigeria das nicht schafft, dann ist das ein nigerianisches Problem. Ich erkenne allerdings eine Trendwende: Steuer- und Zollregeln

„Die Welt ist eine Spielwiese voller Möglichkeiten. Und: Netzwerke sind wichtig.“ Aliko Dangote

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für jene Bereiche der Wirtschaft, in denen Investitionsinteresse besteht, werden gerade gelockert. Was können österreichische Unterneh­ mer, die in Afrika Fuß fassen wollen, von Ihnen lernen? Es mag für europäische Unternehmer, die ein gewisses Bild Afrikas im Kopf haben, seltsam klingen, aber: Ich habe für mich gelernt, dass einzig und allein Herzblut, Fleiß und Anstrengung zum Erfolg führt. Deshalb lautet meine Philosophie: Nichts ist unmöglich. Ich rate allen Unternehmerkollegen: Stecken Sie Ihre Ziele hoch, glauben Sie an sich und Sie können in Afrika erreichen, was immer Sie wollen. Denn Afrika hat enormes Business-Potenzial. Das Risiko ist zwar hoch, aber der Return on Investment im globalen Vergleich ebenfalls. Realisieren Sie, dass Sie viel versäumen, wenn Sie nur die negativen Aspekte im Blick haben. Nigeria ist die größte Volkswirtschaft Af­ rikas. Wo sehen Sie Afrika, Nigeria – und Ihr Unternehmen – in zehn Jahren? Wir wollen die Industrie nach Nigeria bringen. Ein Land, ein Kontinent, der über solch ein Potenzial verfügt, soll in die Lage versetzt werden, nicht von Importen und Almosen zu leben. Wir als Dangote Group wollen als Speerspitze der Industriali­ sierung am Kontinent gesehen werden, weil wir der Überzeugung sind, das nur Industrialisierung uns weiterbringt, uns aus dem Status der Unterentwicklung führt. Wir wollen das wichtigste Produktionsunternehmen in Nigeria werden und wollen andere Investoren ermutigen, es uns gleich zu tun, hier und außerhalb Nigerias. Wir danken für das Gespräch!

Celebrating 40 years of good banking. Foto: breakoutnations

Dangote Cement: Zementfabrik im nigerianischen Abidjan.

Die Financial Times verlieh ihm kürzlich den Titel „erfolgreichster Geschäftsmann in der Geschichte Afrikas“. Seine Geschichte, vom Klein­ kredit des Onkels, dem BWL-Studium in Kairo bis hin zum Zucker- und Ze­ mentbaron, ist einmalig. Der Dangote Group (größter Zementhersteller Afrikas) gehören auch Produktions­ stätten für Salz, Nudeln, Zucker und Mehl in 14 Ländern des Kontinents. Den Muslim aus dem Norden Nige­ rias unterscheidet allerdings einiges von der Wirtschaftselite seines Hei­ matlandes: Während andere in der Wirtschaftsmetropole Lagos gerne ihren Reichtum zeigen, lebt Dangote bescheiden. Er arbeitet von früh bis spät, soll kaum Ferien machen und legt wenig Wert auf Statussymbole. Anfang 2013 gab er den Startschuss für den Bau einer Ölraffinerie für 8 Milliarden Dollar. Sein erklärtes Ziel: Mit dem Werk soll das Erdölland erstmals von Ölimporten unabhän­ gig werden – und damit ein Teil der Korruption im Land ausgetrocknet werden. Im Januar dieses Jahres wurde Dangote als erster Afrikaner in den Vorstand des Weltwirtschaftsfo­ rums in Davos gewählt. Man müsse, so sagte Dangote in seiner Antritts­ rede, den großen Reichtum, der in der Welt herrsche, dazu nutzen, um die Gesellschaft nach vorne zu bringen. Kritiker Dangotes weisen auf seine Nähe zum (demokratisch gewählten) nigerianischen Staatschef Goodluck Jonathan sowie zum Vorgängerre­ gime von Olusegun Obasanjo hin. Eine solche Nähe sei doch wohl nicht verwunderlich, sagte Aliko Dangote einmal erstaunlich offen in einem Interview mit der BBC: Wer in Afrika viel Geld investiere, müsse zwingend gute Beziehungen zur Politik haben.

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2014 is a very special year for us as we’re celebrating 40 years in Austria. As the European arm of Russia’s largest, most influential commercial bank, we’re more experienced than ever to give support in your east-west business dealings.


die grosse chance Deutschland

Lücke mit Potenzial

In Deutschland liegt der jährliche Pro-Kopf-VerbraUch an Bio-Lebens­mitteln bei kümmerlichen 86 Euro. Doch die nachfrage steigt rasant – wesentlich schneller als das Angebot. Von Piotr Dobrowolski

Foto: shutterstock

elbst die sprichwörtlichen Milchmäd­chen könnten die Größe dieser Versorgungs­ lücke errechnen: In den vergangenen zehn Jahren verdreifachte sich in Deutsch­­­land die Nachfrage nach BioLebensmitteln. Die entsprechenden An­­bauflächen sind in der Zwischenzeit jedoch nur um das Zweifache gewachsen. Die Folge: Schon heute stammen jede zweite Bio-Karotte und jeder zweite Apfel, jede vierte Kartoffel und neun von zehn Paradeisern, die in Deutschland verspeist werden, aus dem Ausland. Und die Schere geht weiter auseinander: Denn während sich der Bio-Lebensmittel­markt in Deutschland 2013 über ein Umsatzplus

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von 7,2 Prozent freuen konnte, wuchs im gleichen Zeitraum die biologisch bewirtschaftete Fläche um nur ein Prozent. Lücke mit Potenzial. „Die Zei­chen, dass Bio aus Österreich ein Ex­­port­­ schlager sein kann, sind ganz klar“, urteilt daher Rudolf Vierbauch, Obmann von Bio Austria. Es bestehe, so Vierbauch, eine Versorgungslücke mit enormem Marktpotenzial. Eine Einschätzung, die Christian Böttcher vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels bestätigt: „Keine Handelskette kann heute auf ein Bio-Angebot verzichten“, sagt er. „Wenn regionale Erzeuger die benötigte Ware ➤

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die grosse chance Deutschland

M ar k tan aly s e

Bio-Lebensmittel in Deutschland

Das Marktvolumen beträgt rund 7,55 Milliarden Euro. Im Schnitt wird ein Viertel des Bedarfs importiert.

Gemüse Marktvolumen:

1.099 Millionen Euro Importquote: 40 Prozent In einigen Nischen wie Tomaten beträgt der Importbedarf fast 90 Prozent.

Bio-Boom in Deu t s ch l an d

Getreide

Umsatz mit Biolebensmitteln

Marktvolumen:

1.057 Millionen Euro

Marktchance: In der Schweiz und in Österreich wird pro Kopf weitaus mehr bio gegessen als in Deutschland.

Importquote: 15 Prozent 60 Prozent des Getreides werden in der Bio-Tierzucht verfüttert.

Marktvolumen:

934 Millionen Euro Importquote: 80 Prozent Bananen verzerren die Statistik, Äpfel: 50 Prozent.

Molkereiprodukte Marktvolumen:

715 Millionen Euro Importquote: 15 Prozent Österreich exportiert jährlich über 50.000 Tonnen Bio-Milch nach Deutschland.

Eier Marktvolumen:

440 Millionen Euro Importquote: 20 Prozent Wachstumsträchtigster Lebensmittelmarkt (2013: plus 13,9 Prozent). Quelle: AMI, BMEL, AWM

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in Milliarden Euro 2008

nicht liefern können, ist man gezwungen, auf Importe auszuweichen.“ Statistisch betrachtet verzehrte der Durchschnittsdeutsche im Vorjahr Bio-Lebensmittel im Wert von 86 Euro. Anders als zum Beispiel in Bulgarien oder Polen, wo der entsprechende Wert gerade bei einem bzw. bei drei Euro liegt, ist der Trend zu Bio in Deutschland also ein Massenphänomen. Gleichzeitig bleibt aber noch reichlich Luft nach oben: Denn Bio-Spitzenreiter Schweiz kommt auf mehr als den doppelt so hohen Wert von 189 Euro, Dänemark auf 159 Euro, und in Österreich, übrigens auf Platz fünf der Europaliste, sind es immer noch 127 Euro. Aufgrund seiner Größe ist Deutschland allerdings schon heute das Land mit dem größten Gesamtumsatz in Europa: 7,55 Milliarden Euro. Geografische Nähe. Einfallstore zu diesem Riesenmarkt gibt es einige. Zum Beispiel Äpfel: Unter den in Deutschland verkauften Bio-Obstarten liegen Äpfel nach Bananen auf Platz zwei, rund die Hälfte davon ist Importware. Allein schon deshalb eigne sich dieses Segment für ­Österreichs Bio-Produzenten, um einen langfristigen strategischen Markt aufzu-

bauen, meint Fritz Prem, Bio-Bauer und Präsident des Europäischen Bio-ObstForums. Die Ausgangslage dazu sei gut: Mussten in Österreich bis vor fünf Jahren Bio-Äpfel importiert werden, gibt es inzwischen mehr Anbauflächen, als für den österreichischen Markt nötig sind. Gleichzeitig sei der Puffer aber sinnvoll, um auch für Ernteausfälle gerüstet zu sein. „Da bietet sich der Export nach Deutschland als eine Parallelschiene regelrecht an. Auch aus deutscher Sicht ist es übrigens besser und wird der Bio-Idee eher gerecht, wenn Äpfel aus dem relativ nahen Österreich importiert werden als aus Chile.“ Dass Lebensmittelproduktion für den Außenmarkt funktioniert, hat der konventionelle Sektor übrigens längst vorgezeigt. Das österreichische Exportvolumen beträgt hier über neun Milliarden Euro. Der Bio-Sektor ist zwar noch nicht so weit, immerhin ist Österreich in Deutschland bei Milch aber bereits das zweitwichtigste Herkunftsland, 49.600 Tonnen Bio-Milch importiert unser Nachbar nach jüngsten verfügbaren Angaben aus der Alpenrepublik. Verhältnismäßig hohe Importquoten aus Österreich gibt es aber auch bei Roggen, Kartoffeln und Schweinefleisch.

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In einzelnen Spezialnischen sind heimi­ sche Bio-Exporteure auch abseits von Deutschland am internationalen Markt erfolgreich. Die Biomühle Hans Hofer aus Lichtenwörth macht zum Beispiel mittlerweile ein Drittel ihres Geschäfts im Ausland, die Kundschaft reicht bis nach Asien. Der Bio-Erzeuger Josef Farthofer, Spezia­ list für Bio-Schnaps aus Brot, wiederum hat gar eine Exportquote von 60 Prozent. Fotos: Shutterstock, Ulrich Baumgarten/vario images/picturedesk.com

Obst

Wachstum: Die Nachfrage wächst in Deutschland doppelt so stark wie die Anbauflächen.

Exportoffensive. „Österreich ist als Bio-Land bekannt und anerkannt, österreichische Bio-Produkte genießen einen sehr guten Ruf. Das bringt für heimische Unternehmen Potenzial, in Exportmärkten erfolgreich zu sein“, kommentiert die Erfolge Christian Perkounig, Geschäftsführer von Bio Austria und kündigt zugleich eine weitere Exportoffensive österreichischer Bio-Produzenten an. Neben Obst bietet vor allem Gemüse ein Marktsegment, in dem eine solche Offensive gelingen kann. Ebenfalls ein spannendes Feld bilden Ölsaaten, Proteinpflanzen und Getreide, da sie auch als Futtermittel für die Bio-Fleischproduktion dienen. Doch sogar Produzenten von industriell hergestellten Lebensmitteln können vom Bio-Export

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„Bis 2018 wird der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln um 50 Prozent steigen“ Klaus Braun, Unternehmensberater

nach Deutschland profitieren: Im Conve­ nience-Bereich und bei weiterverarbeiteten Fleischwaren wächst der deutsche BioFachmarkt nämlich ebenfalls. Die beste Nachricht für alle, die als Bio-Produzenten nach Deutschland exportieren wollen, hat aber der auf die Branche ­spezialisierte ­Berater Klaus Braun. Bis 2018 ist in Deutschland ein weiteres Marktwachstum von bis zu 50 Prozent zu erwarten, rechnete er auf der Fachmesse BioFach im Februar vor. Fragen, Anregungen, Kritik? Sie erreichen den Autor per Mail an: aussenwirtschaft.magazine@wko.at

2009 2010 2011 2012 2013 Prognose für 2018

5,80 5,80 6,02 6,59 7,04 7,55 11,32

Ver an stalt u n g st i p p s Marktplatz Österreich für Nahrungsmittel und Getränke 15. Oktober 2014, Wien Biofach Nürnberg – Weltleitmesse für Bioprodukte 11. bis 14. Februar 2015, Nürnberg

Ihre Ansprechpartner der Außenwirtschaft für Messen und Nahrungsmittel Franz Ernstbrunner ✏ franz.ernstbrunner@wko.at Irene Braunsteiner ✏ irene.braunsteiner@wko.at www.wko.at/aussenwirtschaft/nahrungsmittel

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DER DEAL

tagebuch

… Exporterfolg des Monats

UNSERe Frau IN …

… KoPENHAGEN

Wie die Wirtschaftsdelegierte in Kopenhagen, Eva Frei, Kulinarisches aus Österreich ins beste (Nord-)Licht rückt und auf einer Tour durch Jütland auf edle österreichische Tröpferl und landwirtschaftliche Maschinen „made in Austria“ stöSSt.

18. März, 8.30 Uhr

Abfahrt nach Herning, der wichtigsten Messestadt Dänemarks. Es geht in Richtung FOODEXPO. Wir sind erstmals mit einem von uns, dem AC-Kopenhagen organisierten Gruppenstand mit fünf Ausstellern und fünf Katalogausstellern auf dieser wichtigsten Lebensmittelmesse für Skandinavien präsent. Die Aussteller sind mit den ersten beiden Messetagen zufrieden – ob konkrete Geschäfte herausschauen, wird sich erst in den nächsten Wochen und Monaten weisen. Die Messestadt Herning hat knapp 50.000 Einwohner, liegt im Herzen von Jütland und ist als Eisenbahnknotenpunkt, Veranstaltungsstadt und für die Textilindustrie bekannt. Die Hotelkapazitäten der Stadt sind beschränkt, und so muss man, auch wenn man schon weit über ein halbes Jahr im Voraus gebucht hat, mit Hotels in der Umgebung vorlieb nehmen. Der Andrang auf der Messe ist bereits um neun Uhr gewaltig. Nach einem kurzen Besuch am Stand und ein paar Telefonaten mit dem Büro und mit Firmen machen wir einen Rundgang durch die Messehalle. Gespräche mit drei Unternehmen, die öster­ reichische Produkte vertreten, und ­einer österreichischen Niederlassung, die mit einem großen Einzelstand auf der Mes­se ausstellt, werden geführt. Wir bespre­ chen, wie die Messe läuft, die Geschäftslage und wie wir die Firmen eventuell noch intensiver unterstützen können.

Schneeketten (auch) für die Army

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­ nternehmen an zwölf Standorten präsent U ist. Der Hauptgrund für die Investition ist die Kundennähe. Als Zulieferer der USArmy, aber auch zum Beispiel öffentlicher Stellen wie das California Department, will man durch die Produktionsverlagerung Transportwege verkürzen. „Gerade im Segment der Schneeketten kann es aufgrund von Wettervorhersagen auch zu sehr kurzfristigen Aufträgen kommen, und da sparen wir zwei bis drei Wochen Zeit, wenn wir vor Ort sind“, sagt Mike Uhrenbacher, General Manager der USTochter Pewag Inc. Die Niederlassung in den USA, sagt er, sei aber durchaus auch als ein Zeichen der Wertschätzung für den amerikanischen Markt zu verstehen: „Wir sind bereit, in einen Markt zu investieren, der unserem Unternehmen bereits mehr als 35 Jahre Wachstum ermöglicht hat.“ Inzwischen hat Pewag in den USA einen Marktanteil von rund 20 Prozent erreicht. Mit der Ansiedelung in Colorado will der steirische Kettenhersteller diesen Trend fortführen, aber auch der Tatsache Rechnung tragen, dass insbesondere der militärische und der öffentliche Sektor, zwei wichtige Kunden, bevorzugt Produkte mit dem Label „Made in USA“ ordern. Deshalb steht vor dem Pewag-Werk an der hoch frequentierten Interstate 25 auch ein riesiges Billboard mit der Aufschrift: „We can do it! – Made in USA“. Gleichzeitig betont Pewag-CEO und

Pewag

eröffnet das erste Übersee-Werk in den USA Projektbeginn: 2011 Werkeröffnung: 3. Mai 2014 Beteiligte Unternehmen Die Pewag-Group beschäftigt weltweit rund 1.300 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 200 Millionen Euro. Ziel des Deals Mehr Nähe zu US-Kunden wie der Army

10.15 Uhr

Pewag-Werk in Pueblo: Am 3. Mai war Eröffnung!

-­ Eigentümer Ägyd Pengg, dass man die USA auch in bewusster Abgrenzung gegenüber Billigstandorten wie etwa Asien gewählt hat. „Top-Produkte, wie sie im Hause Pewag erzeugt werden, können nur unter optimalen Bedingungen mit besten Prozessen und hoch motivierten Mitarbeitern hergestellt werden“, sagt Pengg. 55 von ihnen arbeiten ab diesem Monat in Pueblo.

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Fotos: awo

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ür die Amerikaner war die PewagEntscheidung eine Sensation. Nicht, dass es ein österreichisches Unternehmen ist, das sich in Pueblo (Colorado) knapp vor den Toren von Texas ansiedelt. Schließlich kommen in letzter Zeit viele ausländische Investoren ins Land. Auch nicht, dass das Unternehmen so exotische Produkte wie Schneeketten herstellt, sorgte für Aufsehen. Schließlich heißt ein Ort im Norden des Bundesstaates Snowmass Village. Was die Amerikaner aber vollends erstaunte, war der – in den USA durchaus übliche – Blick auf die Firmengeschichte. Über 500 Jahre alt ist das Unternehmen, bis zum Jahr 1479 zurückverfolgbar, als man noch Ketten für Ritterrüstungen herstellte. Unbelievable! Jetzt produziert Pewag in Pueblo Schneeketten. Nach einer dreijährigen Bauphase wurde das Werk am 3. Mai eröffnet – und zwar im Rahmen des alljährlichen Pewag Group Meetings, das man aus diesem Grund heuer nicht wie üblicherweise in Österreich, sondern eben in Übersee ausrichtete. Pueblo ist das erste Pewag-Werk in den USA und auch das erste außerhalb Europas, wo das

H ar d fac t s

Fotos: Shutterstock, Pewag

Um näher an der US-amerikanischen Kundschaft zu sein, eröffnete der steirische Kettenhersteller Pewag am 3. Mai das erste Werk in Übersee.

Abfahrt in Richtung Silkeborg. Besuch eines dänischen Vertreters für landwirtschaftliche Maschinen, der Produkte von drei österreichischen Herstellern im Programm hat. Die Umgebung ist ländlich-idyllisch, der jütländische Dialekt erfordert während der Gespräche allerdings höchste Konzentration. Die Geschäftsbeziehungen mit den österreichischen Partnern laufen sehr gut, diverse Möglichkeiten der Unterstützung des Vertreters und damit der österreichischen Exporte werden besprochen. Ein

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Voller Einsatz bei der FOODEXPO … und danach.

österreichischer Gruppenstand auf der wichtigsten Landwirtschaftsmesse Dänemarks, die alle zwei Jahre in Herning stattfindet, kommt nicht in Frage, da die meisten Aussteller fixe Plätze haben und nicht gemeinsam mit anderen auftreten wollen. Aber diverse Maßnahmen aus der Internationalisierungsoffensive wie zum Beispiel Export-Scheck oder Praktika und Marketingmaßnahmen durch uns, das AC ­Kopenhagen könnten interessant sein. Wir vereinbaren, welche Schritte wir in den kommenden Wochen setzen werden.

12.00 Uhr

Weiterfahrt zu einem Weinimporteur in Silkeborg, der ausschließlich österrei­ chische Weine im Programm hat. Die Weinauswahl bietet das Beste vom Besten, und in Kombination mit dem angeschlossenen exklusiven Restaurant, das nur Freitag- und Samstagabend geöffnet ist, besitzt Silkeborg ein kulinarisches Schmuckkästchen. Wir besprechen diverse Möglichkeiten der Unterstützung des Importeurs. Übrigens kann man ganz in der Nähe Dänemarks vielleicht höchsten Punkt erklimmen: die Aussichtsplattform des 25 Meter hohen Turms auf dem Himmelbjerget (146 Meter hoch!).

13.00 Uhr

Zurück zur Messe nach Herning. Eine Journalistin des wichtigsten dänischen Fachmagazins für den Lebensmitteleinzelhandel führt Interviews mit mir und

zwei österreichischen Gruppenausstellern. Der Artikel erscheint noch in der gleichen Woche, das Bild eines der zwei interviewten österreichischen Aussteller schafft es sogar auf die Titelseite. Wie auch an den Vortagen beginnt sich die Messe schon um 15.00 Uhr zu leeren. Einige interessante Kontakte können a ­ llerdings auch noch kurz vor 18.00 Uhr geknüpft werden, einige Einkäufer kommen auch noch eine halbe Stunde vor Sperrstunde vorbei und vereinbaren mit einem österreichischen Aussteller Probeverkäufe in einem der wichtigsten Supermärkte Dänemarks. Noch vor Anbruch der Dunkelheit um zirka 19.00 Uhr beginnt die Heimfahrt mit dem voll gepackten Auto. Über die Storebelt-Brücke geht es bei relativ wenig Verkehr zügig und problemlos retour nach Kopenhagen, wo ich um 22.30 Uhr müde und zufrieden zu Hause ankomme. Das Auto werden wir erst am nächsten Tag entladen …

Eva M. Frei Wirtschaftsdelegierte in Kopenhagen Grønningen 5, 3. Sal DK-1270 København Danmark http://wko.at/aussenwirtschaft/dk ✏ kopenhagen@wko.at Tel.: +45 33 11 14 12 Fax: +45 33 91 14 13

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NEUE MATERIALIEN Erfolgskonzepte aus Österreich

SternenFänger Materialfehler münden bei WeltraumMissionen fast ­zwangsläufig in den Super-Gau. Um das zu verhindern, testen Norbert Gamsjäger und Volker Liedtke Raketenteile unter Realbedingungen. Kein Wunder, dass Europas Raumfahrtpioniere bei ihnen Schlange stehen. von Piotr Dobrowolski

iedereintrittskammer. Schon der Name lässt an „Star Trek“, „Apollo 13“ oder die „Odyssee im Weltraum“ denken. Und genau um diese unendlichen Weiten geht es auch bei Aerospace and Advanced Composites (AAC) in Wiener Neustadt, allerdings in echt. Bei dem vor vier Jahren gegründeten Spin-off der heimischen Forschungsschmiede AIT stehen Weltraumpioniere aus ganz Europa Schlange. Kein Wunder:

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Was sie hier an Testmöglichkeiten geboten bekommen, gibt es in dieser Form kaum irgendwo anders. In der Wiedereintrittskammer zum Beispiel kann ein Vakuum von weniger als 10 bis 6 mbar erzeugt und es können Temperaturen von bis zu 2.500 Grad Celsius erreicht werden. Damit und mit den unterschiedlich einstellbaren Konzentrationen von Stickstoff, Wasserstoff und Sauerstoff lassen sich ganz exakt

jene extremen Bedingungen simulieren, mit d ­ enen Raumschiffe zurechtkommen müssen, wenn sie wieder in die Erdatmo­ sphäre eintreten. „Wir machen Tests, die verhindern, dass sich Dramen wie die ­Katastrophe des Space Shuttle Columbia, die bei der Rückkehr zur Erde verglühte, wiederholen“, sagt Volker Liedtke, der für die Wiedereintrittskammer verantwort­ liche Mann bei AAC.

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Foto: Thomas Topf

Volker Liedtke, Norbert Gamsjäger, AAC: „Unsere Tests verhindern, dass sich Dramen wie jenes der Columbia wiederholen.“

Doch auch andere Materialeigenschaften, die nötig sind, damit Raumschiffe „Mission accomplished“ zur Erde funken können, werden in Wiener Neustadt unter Realbedingungen geprüft: die Ausdehnung bei Feuchtigkeitseinfluss zum Beispiel, im Weltraum ein absolut sicherheitsrelevantes Thema. Brachiales zu testen stellt das AAC➤ Team ebenfalls vor keine Probleme:

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„Unsere Technik ist wichtig. Was wir aber in Wirklichkeit exportieren, das sind rauchende Köpfe.“ Norbert Gamsjäger, AAC 29


NEUE MATERIALIEN EXPORTERFOLGE AUS ÖSTERREICH

fakten

HOCHTECHNO­ LOGISCHES ÖSTERREICH

Experten vor Ort

Mehr Infos unter: ✏ aussenwirtschaft.technologie@wko.at

zur person Norbert Gamsjäger ist Geschäfts­ führer der in Wiener Neustadt ansässigen Aerospace and Advanced Composites. Das Unternehmen mit 2,5 Millionen Euro Jahresumsatz ist auf individuelle, kunden­ spezifische Tests spezialisiert. Einen besonders guten Namen hat sich AAC beim ­Testen von Materialien für die Raumund Luftfahrt gemacht.

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Wiedereintrittskammer: Kernstück im Testmaschinenarsenal.

technik

Weltraumtechnik: „Wir wollen unseren Kunden die Gewissheit geben, dass ihre Teile wirklich halten. Und wirklich meint wirklich.

innerhalb von wenigen Sekunden kann in der Wiedereintrittskammer die Temperatur von lauschigen 20 Grad auf 2.000 Grad hoch- und wieder zurückgefahren werden. Oder, wie bei der Prüfung von Elektronikteilen, unzählige Male hinter­ einander von minus 80 auf plus 80 Grad und retour gebracht werden – eine Woche lang zum Beispiel. „Wir wollen unseren Kunden die Gewissheit geben, dass die Teile, die bei uns getestet werden, wirklich halten. Und wirklich meint wirklich. Denn der Weltraum hat es nun einmal so an sich, dass man da nicht schnell einmal einen Techniker hinaufschicken kann, damit er eine ­kaputte Leitung repariert oder eine Schraube nachzieht“, sagt Liedtke. Exportschlager. Was abgesehen von technischer Finesse das Angebot aus Wiener Neustadt zu einem Exportschlager macht? Man hat sich bewusst eine Nische zwischen universitären Anbietern, die nur sehr kleine Proben testen können, und Riesenanlagen, die gut und gern die Größe von Fabrikhallen erreichen, ausgesucht. Das

macht die Niederösterreicher besonders gefragt, weil die Teile, die hier geprüft werden können, einerseits groß genug sind, um repräsentative Aussagen zu ermöglichen, und die Kosten andererseits dennoch verhältnismäßig überschaubar bleiben. Was für die Kunden – übrigens von der Euro­päischen Weltraumagentur über ­A strium bis zu Thales Alenia Space alle Großen der Branche – noch mehr zählt, ist die Tatsache, dass bei AAC praktisch jede Versuchsanordnung möglich ist. „Unsere Technik ist wichtig. Was wir aber in Wirklichkeit exportieren, das sind rauchende Köpfe“, fasst diesen Zugang der Geschäftsführer des Unternehmens, Norbert Gamsjäger, zusammen. Was der Kunde will, daran wird getüftelt. Von einem relativ simplen Stop-or-GoTest, sprich der Überprüfung, ob ein Bauteil einer bestimmten Belastung standhält, über Versuchsreihen mit anschließenden weiteren Belastungstests bis hin zur Materialoptimierung reicht die Palette der angebotenen Dienstleistungen. „Die Tests selbst, auch wenn sie Tage oder gar Wochen

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dauern, sind oft gar nicht der zeitaufwendigste Teil. Die Planung der Versuche und die Definition der Anforderungen nehmen häufig viel mehr Zeit in A ­ nspruch“, erzählt Gamsjäger. Alles in allem können daher von der ersten Anfrage bis zum Endbericht, den der Kunde bekommt, manchmal auch zwei oder drei Jahre vergehen. Vor allem, wenn sich während der ersten Versuche neue Fragen auftun, die der Kunde auch noch berücksichtigt haben möchte.

Fotos: Thomas Topf, shutterstock

Um die österreichischen Hoch­ technologieunternehmen stär­ ker international zu vernetzen, stehen Technologiebeauftragte in den ­AußenwirtschaftsCenter der zukunftsträchtigsten Märkte der Welt zur Verfügung. Die Experten vor Ort unterstüt­ zen Sie beim Netzwerkaufbau, Ihrer Marktpositionierung und der Brancheneinfühung.

WeltraumTüftler. Sicher ist aber: Keine Anfrage gleicht der anderen. Deshalb ist das 25 Mann starke Team des AAC auch nicht unbedingt so beschaffen, wie man es von manchen Forschungseinrichtungen kennt. Obwohl alle einen handfesten theoretischen Background als Chemiker, Materialforscher oder Tribologe haben, eint alle hier Tätigen die Liebe zum Handwerklichen, zum Experiment. „Reine Theoretiker haben wir tatsächlich nicht“, sagt Gamsjäger. „Sie würden sich bei uns vermutlich auch nicht sehr wohl fühlen.“ Die Devise heiße schon zugreifen, sagt

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auch der Herr über die Wiedereintrittskammer, Volker Liedtke: „Proben zusammenbauen, selber angreifen, schrauben, das gehört dazu. Und es macht Spaß. Deshalb können wir aber tatsächlich sagen: Geht nicht gibt’s bei uns nicht.“ Bei so viel Freude an der Praxis wundert es daher nicht, dass viele der Testmaschinen, die bei AAC verwendet werden, hier nicht nur entworfen, sondern über weite Strecken auch gebaut wurden. Bei einem Umsatz, der inzwischen die 2,5-Millionen-Euro-Marke erreicht hat, ist AAC nicht nur in der Luft- und Raumfahrt mit der Verbesserung von Materialien beschäftigt, sondern durchaus auch auf der Erde. Allerdings auch hier in bisweilen schwindelerregenden Höhen: Das jüngste Projekt beschäftigt sich mit Beschich­ tungen für die Rotorblätter von Wind­ rädern. Ziel der Mission: das Vereisungsproblem in den Griff bekommen. Manchmal geht es eben darum, dass Raumschiffe nicht vom Himmel stürzen, und manchmal darum, dass kein Eis von Wind­ rädern fällt.

Wiedereintrittskammer

Simulation

Die Wiedereintrittskammer ist eines der Kernstücke im umfangreichen Testmaschinenarsenal von Aerospace and Advanced Composites in Wiener Neustadt. Darin können exakt jene Verhältnisse s­ imuliert werden, die sich ergeben, wenn ein Raumschiff in die Erdatmosphäre zurückkehrt. In der Wie­ dereintrittskammer können ein Vakuum von weniger als 10 bis 6 mbar und Tem­ peraturen von bis zu 2.500 Grad erzeugt werden. Unter anderem testet auch die Euro­päische Weltraumagentur Teile von Raketen in Wiener Neustadt.

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EXPORT-EXPERTS Wirtschaftsdelegierte beantworten Ihre Fragen

Erfolgsrezepte Singapur ist die 1scheWelche gibt es für österreichi2 teuerste Stadt der Unternehmen, um im Welt – also nur ein Platz weltmeisterlich wettbewerbsfähigen Nachbarland Schweiz erfolgreich zu sein?

Gudrun Hager: Zuerst eine Gegen-

5 fragen, 5 antworten. aktuelle infos über die lage vor ort.

Sie haben eine Frage an einen unserer Spezialisten weltweit? aussenwirtschaft.magazine@wko.at

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frage: Wo in der Schweiz wollen Sie tätig ­werden? Die föderale Eidgenossenschaft kennt große lokale Unterschiede bei ­Gesetzen und Regelungen. Dies wird etwa durch den schweizweiten Wettbewerb um niedrige Steuern verdeutlicht. Die deutschsprachige Schweiz ist Österreich mentalitätsmäßig näher als die nach Frankreich orientierte Westschweiz. Wählen Sie daher die Region sorgfältig aus, in der Sie aktiv sein wollen. Österreich hat sich für die Schweiz zum verlässlichen Wirtschaftspartner auf Augenhöhe entwickelt. Die viel­ fältige Palette an hochwertigen Produkten und innovativen Dienstleistungen „Made in Austria“ genießt einen hohen Stellenwert. Positionieren Sie Ihr Angebot daher nicht über den Preis, sondern unterstreichen Sie die Qualitätsaspekte und Ihre langfristig ausgerichteten unternehmerischen Aktivitäten. Fast 2.000 österreichische Unter­ nehmen pflegen jährlich Geschäfts­ beziehungen mit der Schweiz, die Tendenz ist steigend. Der bilaterale Waren- und Dienstleistungshandel erreichte mit mehr als 18 Milliarden Euro ein neues ­Rekordniveau. Auch die Verflechtung der beiden Wirtschaftsräume nimmt zu, dazu zählen gemeinsame Investitions- und Entwicklungsprojekte oder die Bearbeitung neuer Märkte. Nutzen Sie diese Synergien in Ihrer Zusammenarbeit mit Schweizer Partnern!

Gudrun Hager Wirtschaftsdelegierte in Zürich ✏ zuerich@wko.at

für Reiche und Banker?

Volker Ammann: Sicherlich nicht, denn: Die Stadt gilt als der beste Platz der Welt, um Geschäfte zu machen. Singa­pur hält bei einem BNP von 45.000 Euro pro Kopf. Dabei beträgt das jährliche Wachstum seit Jahren vier Prozent und mehr – von den umliegen­den Ländern ganz zu schweigen. Wir reden von 600 Millionen Menschen. Heute sind bereits über 8.000 Unternehmen aus Europa mit Niederlassungen in Singapur vertreten. Und dies trotz der Tatsache, dass der Stadtstaat so teuer ist. Die Fragen, die Unternehmen hier beschäftigen, sind vielmehr: Wie komme ich schnell und effizient ins Geschäft? Die Antwort lautet: Präsenz, Präsenz, Präsenz. Das Standortangebot in ASEAN ist groß. In puncto Kosten geht es mehr um die Frage der Amortisation. Dann: Wie leicht ist es, zuverlässige Partner und lokales Talent zu finden? Wie steht es mit Rechts- und Vertragssicherheit, wie mit der Zuverlässigkeit gemachter Finanz- und Förderzusagen? Wie wichtig ist eine gute, zuverlässige Infrastruktur, um die Kunden zu erreichen, oder eine schnelle, effiziente Zollabwicklung? Singapur bietet zu all diesen Fragen erfreuliche Antworten. Dazu kommen eine stabile, sichere Währung, die meisten Freihandelsabkommen Asiens und Investitionssicherheit. Singapur bietet ein sicheres, verlässliches europäisches Umfeld mit enormem Wachstumspotenzial. Das Sahnehäubchen: Jeder spricht Englisch – sogar jedes Kleinkind. Richtig, Singapur ist teuer. Es gibt Leute mit Geld. Platz ist rar und enorm teuer. Also leistet man sich kein riesiges Sofa – dafür eine teure Handtasche.

Volker Ammann Wirtschaftsdelegierter in Singapur ✏ singapur@wko.at

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Gefährdet die derzeiPalmenstrand und Nach drei Jahren 3 tige politische Lage 4 Tauchgebiete oder 5 läuft im Mai 2014 das das Wachstum der türki- dynamischer WachstumsFinanzhilfepaket für schen Wirtschaft?

Konstantin Bekos: Kurzfristig führte sie zum Kursverfall der Währung und der türkischen Wertpapiere sowie zu einem Zinsanstieg. Mittel- und langfristig – spätestens nach den Parlamentswahlen im kommenden Jahr – wird der Trend aber weiter nach oben führen. Die Türkei und Europa brauchen ein­ ander. 36,7 Prozent aller türkischen Exporte gehen in die Union, und 41,5 Prozent aller Importe kommen aus der EU. Die Türkei hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie sehr wandlungsfähig ist. Trotz viel politischen Gewitterdonners ging es immer aufwärts mit der Modernisierung und Übernahme der europäischen Rahmenbedingungen. Die türkische Bevölkerung von 75 Millionen weist ein geringes Durchschnittsalter von 29,7 Jahren auf. In den Bereichen Energieerzeugung, Automobilzulieferung, Landwirtschaft, Infrastruktur, Umweltschutz, Maschinenbau und sogar im Winter- und Bergtourismus besteht Nachholbedarf. Österreich ist trotz seiner Haltung zu einem EU-Beitritt der Türkei beliebt und wird wegen seiner Kultur, Wirtschaft und seiner beträchtlichen Investitionen in den letzten Jahren geschätzt. Das gute Image Österreichs im Lande, die ständig steigende Nachfrage und sehr attraktive staatliche Investitionsförderungen begünstigen unsere Geschäfte in der Türkei. Dazu kommt, dass internationales Wirtschaftsengagement essenziell für die Türkei ist und deswegen heftig umworben wird. Ein Großteil der Innovationen wird durch Auslandsinvestitionen ins Land gebracht, in der Produktionsindustrie gibt es über 4.400 aus dem Ausland finanzierte Firmen. Das Land verfügt nicht nur über einen rasch wachsenden heimischen Markt, es hat auch eine Brückenfunktion zu vielen Märkten in der Region.

Konstantin Bekos Wirtschaftsdelegierter in Ankara ✏ ankara@wko.at

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markt – sind die Philippinen mehr als nur ein Urlaubsparadies?

Portugal aus. Kann das Land ohne weiteren Rettungsschirm überleben?

Lisa Koscak: Wer Philippinen hört, denkt meist zuerst an abgelegene ­Inseln und Sandstrände. Dabei sollte das Land mit seinen 100 Millionen Einwohnern als Wirtschaftsstandort keineswegs unterschätzt werden. Die Philippinen waren 2013 mit einem Wirtschaftswachstum von 7,2 Prozent der dynamischste Markt der ASEAN-Staaten. Der Dienstleistungssektor ist der größte Wachstumsmotor: Im Bereich Business Process Outsourcing sind die jungen, englischsprachigen Filipinos besonders stark – bei Callcentern haben sie Indien mittlerweile von der Weltspitze verdrängt. Auch IT- und Finanzdienstleistungen werden gern auf die Philippinen ausgelagert. Die zweite große Stütze der Wirtschaft sind Überweisungen von Auslandsfilipinos, die fast zehn Prozent des BIP betragen und den Konsum sowie Investitionen in Immobilien ankurbeln. Daraus ergeben sich vor allem im Bereich Inneneinrich­ tung und Konsumgüter Chancen. Um die Philippinen als Investitions­ standort attraktiver zu machen, ­investiert die Regierung in die ­Infrastruktur. Erneuer­ bare Energien stehen seit einigen Jahren im Fokus, neben der traditionell starken Geothermie (die Philippinen sind nach den USA der zweitgrößte Erdwärmeproduzent!) und Wasserkraft wird nun vermehrt auch in Wind- und Solarenergie investiert. Natürlich gibt es noch viele Probleme – Transport- und Energiekosten sind hoch, und die Korruption ist vor allem im öffentlichen Sektor verbreitet. Die Regierung verfolgt allerdings ein Reformprogramm, das hoffnungsvoll stimmt. Auch die weitere wirtschaftliche Integration der ASEAN-Staaten ist ein gutes Argument dafür, sich den Markt einmal genauer anzusehen.

Astrid Pummer: Aus derzeitiger Sicht ist die Antwort auf die Frage: Ja. Durch kluge Emissionspolitik in den letzten eineinhalb Jahren konnte Portugal seinen Finanzierungsbedarf bis Mitte 2015 auf dem internationalen Kapitalmarkt bereits sicherstellen. Die portugiesische Regierung kann somit ihre künftige Budgetpolitik etwas gelassener planen, wird nach Beendigung des Finanzhilfepakets der Troika Mitte 2014 jedoch keinen Spielraum für eine Lockerung des strengen Spar- und Konsolidierungskurses haben, der seit 2011 verfolgt wird. Das Vertrauen der Investoren, das wieder sichtbar zugenommen hat, darf nicht verspielt werden. Insgesamt hat Portugal Finanzhilfe im Ausmaß von 78 Milliarden Euro in Anspruch genommen, 12 Milliarden davon wurden in die Rekapitalisierung und Stabilisierung des Bankensektors investiert. Alle Wirtschaftsdaten weisen darauf hin, dass Portugal die Talsohle der Rezession durchschritten hat, der langsame Aufschwung, der sich seit dem zweiten Quartal 2013 abzeichnet, wird heuer zu einem schwachen Wirtschaftswachstum führen (Prognose: +1,2 %). Getragen wird die Entwicklung vom Exportsektor. Hier gelang es Portugal, traditionelle Industriezweige wie Textilund Lederverarbeitung, Möbelerzeugung und metallverarbeitende Industrie neu zu positionieren und Absatzmärkte, die früher Kernmärkte waren, neu zu erobern. Portugal bietet sich heute für ­Warenund Dienstleistungsexporteure als Türöffner für Märkte in Afrika, Lateinamerika und Asien an, Schwerpunkt sind die portugiesischsprachigen Staaten. Gute Geschäftschancen gibt es in allen exportorientierten Industrien sowohl für Zulieferungen als auch für Lohnfertigungen.

Lisa Koscak Stv. Wirtschaftsdelegierte in Manila ✏ manila@wko.at

Astrid Pummer Wirtschaftsdelegierte in Lissabon ✏ lissabon@wko.at

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ein markt

Hilfswerk Austria International:

Hilfe, die ankommt!

… und seine eigenheiten

Österreichs Wirtschaft und private Spenden geben Kindern auf den Philippinen wieder ein Dach über dem Kopf. „Es ist immer wieder ein Wunder, wenn ich in Krisengebieten trotz aller Zerstörungen und des Leids der Menschen zugleich ihren Mut erlebe und ihren Überlebenswillen spüre“, sagt Heidi Burkhart, Geschäftsführerin von Hilfswerk Austria International. Wie auf den Philippinen, wo nach der Zerstörung durch den Taifun „Haiyan“ jetzt 300 Häuser gemeinsam mit den betroffenen Familien errichtet werden. Außerdem wird eine Schule für 1.000 Kinder aufgebaut. Wiederaufbau. Die Naturkatastrophe im November 2013 hat verheerende Verwüstung auf den Philippinen hinterlassen. Überall liegen noch Haufen von Steinen und Hölzern herum, die sich bei näherer Betrachtung als notdürftige Behausungen erweisen. So wie die von Viviane. Die Entbehrungen und der Stress seit der Katastrophe sind der Mutter eines Fünfjährigen ins Gesicht geschrieben. Und dennoch lächelt sie. Endlich ist jemand gekommen, der dringend benötigte Unterstützung leistet. Bitte helfen Sie mit, damit wir die Not der Menschen lindern können!

Stolzes Land

Unnahbarkeit und Herzlichkeit. Nationalstolz und Offenheit. Business in Schottland macht man am besten mit Humor.

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Von Bernhard Fragner

in ausgeprägter, nahe­ ­zu ständig mitschwingender Nationalstolz – der kaum jemals aggressiv wirkt. Es gibt nicht viele Länder, denen dieser Spagat gelingt. Doch Schottland ist anders. Und voll von Ambivalenzen. Von äußerster Zurückhaltung im persönlichen Umgang erzählen die, die hier Geschäfte machen. Und von bemerkenswerter Herzlichkeit und langen Abenden im Pub. Hierarchien und Funktionen haben eine für Österreicher oft ungewohnte Bedeutung. Und dennoch ist es üblich, einander sofort mit Vornamen anzusprechen – völlig unabhängig vom sozialen Status. Es sind Kontakte mit stolzen Menschen, die gleichzeitig meist ziemlich entspannt wirken. „Schottland ist tatsächlich ein eigenes Land“, sagt Georg Karabaczek, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in London, „Sie sind hier definitiv nicht in England oder in Wales, und darauf werden Sie auch immer wieder hingewiesen.“ Eine Tatsache, die sich zunächst im rechtlichen Rahmen spiegelt: Abgesehen von der Finanzhoheit genießt Schottland innerhalb Großbritanniens weitgehenden rechtlichen Freiraum. „Viele Regelungen sind hier anders als in England“,

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betont Karabaczek, „es ist daher von eminenter Bedeutung, sich eingehend mit der rechtlichen Lage zu befassen, ehe man geschäftliche Kontakte knüpft.“ Ironie. Die Klammer über die persönlichen Ambivalenzen ist zugleich der Hebel zu ihrer Überbrückung: Humor. „Ob in privaten Gesprächen oder in geschäftlichen Verhandlungen, Humor ist in Schottland extrem wichtig“, erzählt Georg Karabaczek. Viel stärker noch als in England basiert der schottische Humor auf Ironie bis hin zum Sarkasmus. „Man muss schon sehr genau hinhören, um zu wissen, wann etwas ironisch gemeint ist“, bestätigt Peter Gnos, der als Marketing Manager drei Jahre für An­ dritz Hydro in Schottland tätig war. „Im Grunde ist das aber eine Eigenschaft, die uns als Österreichern entgegenkommt.“ Durch die Blume. Dazu passt Georg Karabaczeks Befund, dass viele Schotten dazu neigen, ihre Gedanken nicht direkt auszusprechen. Eine der wenigen Eigenschaften übrigens, die sie mit den Engländern teilen. „Schottische Geschäftspartner sagen nicht gern Nein. Sie verbergen Ablehnung meist hinter Floskeln, die man völlig falsch verstehen kann.“ So sollte man „You must come for dinner“

keinesfalls als ernst gemeinte Einladung begreifen (die viel konkreter ausfiele). „That’s very interesting“ bedeutet wohl eher, dass man seinen Gesprächspartner gerade ziemlich langweilt. Understatement, das die Schotten auch von ihren Geschäftspartnern erwarten: „Angeberei kommt hier überhaupt nicht gut an.“ Die Kehrseite dieser Zurückhaltung: Auch Zustimmung wird nur selten euphorisch geäußert. „Man muss im Business ausdauernd sein, durchaus mehrmals nachhaken. Denn keine Reaktion zu erhalten heißt noch lange nicht nein“, sagt der Wirtschaftsdelegierte. Und betont die Bedeutung persönlicher Kontaktaufnahme etwa über Messen oder Kongresse: „Sie müssen nach Schottland reisen. Die Schotten wollen keinen ständigen Mailverkehr mit dem Kontinent führen.“ Funktion vor Person. Auf einen interessanten Aspekt in der Zusammenarbeit weist Peter Gnos hin. „Während wir dazu neigen, unsere Kompetenzen zu erweitern, orientiert sich die Unternehmensstruktur in Schottland viel stärker an Funktionen als an Personen.“ Eine Organisationsform, die man aus den USA kennt und die Schnittstellen manchmal zu Problemen werden lässt. „Ich habe in Schottland gelernt, wie wichtig wöchentliche Meetings sein können, denn das Teamwork verläuft hier manchmal schwierig, beinahe chaotisch.“ So gesehen könnte man die Schotten als die Süditaliener Nordeuropas bezeichnen. Ein Bonmot, das sich der in Italien aufgewachsene Gnos wohl erlauben darf. Möglicherweise ist es aber auch die Wirkung von drei Jahren schottischem Humor.

„Sie sind hier nicht in England – und darauf werden Sie auch immer wieder hin­gewiesen.“ Georg Karabaczek Wirtschaftsdelegierter in London ✏ london@wko.at

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EXPAT-EXPERTS Erfolgsrezepte von Auslandsösterreichern

„Wer zweifelt, verliert“ Der österreichische Designer THEODOR ANASTASATO Steuert aus Japan das Asiengeschäft der Marke Vivienne Westwood. Im Interview erzählt er, was Österreicher im Ausland erfolgreich macht und warum er selbst in Tokio jeden Tag Ö1 hört.

H

Interview: Piotr Dobrowolski

KREATIVES ÖSTERREICH

Serviceplattform Mit einem Anteil von mehr als zehn Prozent aller Unternehmen macht die Kreativindustrie einen be­ trächtlichen Teil der öster­ reichischen Wirtschaft aus. Über vier Prozent aller in Österreich beschäftigten Personen, nämlich 130.400, arbeiten in der Branche. Um das Potenzial der österrei­ chischen Kreativen noch stärker für die Wirtschaft zu nutzen, wurde vor mehr als zehn Jahren die Plattform „creativ wirtschaft austria“ in der WKÖ gegründet. Sie versteht sich auch als eine Serviceplattform für Perso­ nen, die in dieser Branche tätig sind. Mehr Infos unter: www.creativwirtschaft.at Informationen zum Thema Kreativwirtschaft in der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA: Reanne Leuning ✏ reanne.leuning@wko.at

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err Anastasato, Ihr Vater ist Grieche, Sie sind in den USA geboren, leben seit vielen Jahren in London und arbeiten zurzeit für Vivienne Westwood in Tokio. Kann man Sie da überhaupt noch als ­Österreicher bezeichnen? Theodor Anastasato: Ja, auf jeden Fall. Ich fühle mich auf jeden Fall als Öster­reicher. Das hat vielleicht damit zu tun, dass ich die prägendste Phase meines Lebens in Österreich verbracht habe. Meine Mutter ist Grazerin, ich bin in Graz in die Schule gegangen, ich habe dort maturiert und bin erst dann nach London, um Design zu studieren. Aber Österreich ist mir noch immer sehr nahe. Ich höre zum Beispiel fast jeden Tag Ö1. Das ist für mich die Quintessenz von Österreich: die Kultur, das Gespräch, die Musik. Sie gingen nach London, haben studiert und wurden dann ­Designer bei Vivienne Westwood. So ­einfach ist das? Nicht ganz. Aber ich hatte das Glück, dass ich während des Studiums über einen anderen Österreicher Kontakt zu Vivienne Westwood bekommen habe und dort

ein Praktikum machen konnte. Und als ich mit meiner Ausbildung fertig war, da wurde gerade eine Stelle frei. Die haben sich an mich erinnert, und so konnte ich als ­Designassistent einsteigen. Heute bin ich für eine Männerkollektion verantwortlich, die in Japan in Lizenz produziert wird, für eine Accessoireproduktion und auch für das Monitoring unserer japanischen Kollektionen. Außerdem kümmere ich mich darum, dass das Angebot unserer Importkollektionen in Japan verbessert wird. Außer einer österreichischen Seilschaft – was braucht man noch, um im Ausland Erfolg zu haben? (Lacht.) Wahrscheinlich dasselbe wie in Österreich selbst. Ich bin überzeugt, dass nur derjenige Erfolg hat, der an seine Sache zu hundert Prozent glaubt. Natürlich braucht man auch Talent und technisches Können, und man sollte Fremdsprachen sprechen. Aber das sind alles nur Zutaten. Glaube an sich selbst und Leidenschaft. Die hilft möglicherweise über die ersten Täler, die man durchschreiten muss.

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”Es ist immer gut, darauf zu achten, dass das Geschäft nicht ins allzu Bequeme abdriftet.“ Theodor Anastasato

Foto: Anastasato

fakten

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der international erfolgreichsten österreichischen Designer. Er wurde 1983 als Sohn einer Öster­ reicherin und eines Griechen in New York geboren. Die Schulzeit verbrachte er in Graz, der Heimat­ stadt seiner Mutter. Nach der Matura studierte er in London Design und heuerte während sei­ ner Meisterklasse bei Vivienne Westwood an. Heute ist er als Design- und Produktmanager für den japanischen Markt des Mode­ hauses verantwortlich.

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export-service Aussenwirtschaft Austria für Sie

”Das ist für mich die Quintessenz von Österreich: die Kultur, das Gespräch, die Musik. “

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Fotos: shutterstock

als in New York, wo du zwar auch alles darfst, aber eben schon öfter angesprochen wirst, wenn auch meist in dieser amerikanisch positiven, aufmunternden Art. In Öster­reich ist das ja wieder anders. Da spürt man sehr schnell Unmut, wenn man sich bestimmten, auch ästhetischen Normen nicht fügt. Also kein optimales Umfeld für Modedesigner. Vielleicht. Wobei Mode ja heute einen Nimbus hat, der auf die wilden 80er und 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückgeht, wo alle, sobald du nur genug Aufwand betrieben hast, sich in die Hosen gemacht haben und gesagt haben: Wow, das ist ja aber toll. Auch wenn dann keiner diese Dinge wirklich getragen hat. Heute wird auch das Modegeschäft extrem vom Markt diktiert. Es ist also oft viel bodenständiger, als es von außen erscheint. Haben Sie auch deshalb nie daran ge­ dacht, ein eigenes Label zu gründen? Ich habe schon daran gedacht und vor ein paar Jahren mit Kollegen auch ein kleines Strickwaren-Label gegründet. Der zeitliche und finanzielle Aufwand hat uns aber Grenzen gesetzt, und wir konnten das nur in sehr bescheidenem Ausmaß betreiben. Und dann bin ich doch eher der kreative Typ mit sehr vielen Interessen, und ich will mich nicht unbedingt um so Sachen wie Expansion, Cashflow und was weiß ich was kümmern. Aber mit einem geeigneten Partner: Warum nicht eines Tages? Eine Rückkehr nach Österreich ist auch eine Option? Ganz sicher. Ich bin jetzt dreißig und kann da in Tokio durchs Leben turnen, das ist großartig. Aber die Lebensqualität, die Österreich bietet, ist einmalig. Irgendwann möchte ich ein Häuserl mit einer Weinrebe davor haben. Gut, ob das jetzt in Österreich oder in Griechenland sein wird, das können wir ja vorläufig noch offen lassen.

S 41 ZUKUNFTSREISE | S 42 TOP-MÄRKTE | S 45 MESSEN, AUSTRIA CONNECT

Die Welt zu Gast

Markieren Sie den 24. Juni rot in Ihrem Kalender! Der Österreichische Exporttag 2014 – die gröSSte Export-Informationsveranstaltung des Landes – steht unter dem Motto „MEET THE WORLD“.

Fotos: Anastasato

zur person Theodor Anastasato ist einer

Heißt das im Umkehrschluss: Wer ­zweifelt, hat schon verloren? In gewisser Weise ja. Es gibt natürlich schon diese Vorstellung, dass wahre, große Kunst sich nur aus großem Selbstzweifel speisen kann. Und es kann schon sein, dass auf diese Weise Dinge entstehen, die großartig sind. Nur glaube ich, dass Menschen, die so arbeiten, sehr unglücklich sind, und sie verkümmern wohl mit der Zeit auch irgendwie innerlich. Japan, wo Sie derzeit tätig sind, hat zu­ mindest den Ruf, kontrollorientiert und wenig innovativ zu sein. Wie findet sich ein kreativer Charakter da zurecht? Zum Teil bin ich ja gerade deshalb hier, da­­mit ich die kreative Seite unserer Produktion in Japan am Laufen halte. Wir sind draufgekommen, dass es gut ist, darauf zu achten, dass die Linie hier nicht allzu sehr ins Bequeme abdriftet. Denn das, was Sie sagen, stimmt ein wenig: Die meisten Japaner haben es am liebsten, wenn ihr Arbeitsalltag bis ins letzte Detail vorhersehbar ist. Wenn sie schon heute wissen, was sie in 12 Tagen tun werden. Sie sit­­zen dann mit ihren Massagekissen und in ihren Gesundheitspantoffeln vor dem Computer und sind glücklich. Ich spüre daher durchaus eine gewisse Irritation dieser Menschen, wenn ich da manisch an meinem Computer herumhacke, komische Fragen stelle, immer was Neues will. Ich glaube, das geht denen zeitweise ganz schön auf die Nerven, und sie denken sich dann: Was will die Langnase eigentlich von uns? Würden Sie sich als Designer anderswo als in Japan wohler fühlen? Nein, das will ich damit nicht sagen. Der Widerspruch, in einer solchen Tradition Neues zu schaffen, ausgetretene Pfade zu verlassen, ist ja sehr reizvoll. Es gibt unglaublich viele Dinge, die mich in ­ihrer Andersartigkeit hier faszinieren und ver­­ wundern. Für Japaner sind wir Europäer zum Beispiel ziemliche Ferkel. Wir gehen mit den Schuhen in die Wohnung, benützen dasselbe Geschirrtuch zum Händetrocknen und für das Geschirr – beides für Japaner ein völliges No-Go. Und das Lustigste ist: Die meisten Westler hier übernehmen bis zu einem gewissen Grad diese japanischen Maßstäbe. Im Vergleich zu London, wo Sie bislang die meiste Zeit gearbeitet haben: Wo ist der größte Unterschied? Interessanterweise fällt mir zuerst eine Gemeinsamkeit ein: die Zurückhaltung. Das mag etwas mit dem Inseldasein zu tun haben. Man lässt den anderen einfach so sein, wie er ist. Das ist noch einmal anders

Sie wollen sich einen Überblick über Geschäftschancen und Entwicklungen in den einzelnen Auslandsmärkten verschaffen? Am 24. Juni haben Sie die beste Gelegenheit dazu! „MEET THE WORLD“ lautet das Motto des 12. Österreichischen Exporttages der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, und das Programm ist ebenso hochkarätig wie umfangreich. Geboten werden unter anderem Beratungsgespräche mit 70 österreichischen Wirtschaftsdelegierten aus aller Welt – eine ideale Möglichkeit, auch individuelle Anliegen

und Wünsche zu besprechen. Keynote-Speaker ist in diesem Jahr Matt Brittin, Vice President Business and Operations von Google Europe. Der ausgewiesene Medienund Marketingexperte ist bei Google für Nord- und Zentraleuropa verantwortlich. In seiner Rede bringt er den Besuchern die grenzenlosen Visionen eines Weltkonzerns näher, die unser alle Leben maßgeblich beeinflussen werden. Umfangreiches Programm. Zahlreiche spannende Podiumsdiskussionen

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mit erfolgreichen Exporteuren, Workshops zu wichtigen Aspekten des Exportgeschäfts – im Fokus stehen Wachstumsmärkte, Hoffnungsbranchen und Themen wie ASEAN und die EXPO 2015 – sowie mehr als 40 Informationsstände von exportnahen Ausstellern zählen zu den weiteren Highlights am Exporttag. „Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA möchte mit dem Exporttag zeigen, dass österreichische Unternehmen bei der Bearbeitung von Auslandsmärkten nicht alleine sind, sondern von erfahrenen Dienstleis- ➤

Gewaltiges Event: 2.500 Besu­ cher, 45 Aussteller und rund 3.000 Beratungsgespräche brachte die Veranstaltung im Vorjahr.

Nutzen Sie das große Know-how der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA für Ihren weltweiten Geschäftserfolg und kommen Sie zum Österreichischen Exporttag 2014. Der Eintritt ist frei! Nähere Informationen zur Veranstaltung auf exporttag.at

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export-service | EXPORTTAG des Wirtschaftsministeriums und der Wirtschaftskammer Österreich – durch attraktive Förderungen viele heimische Unternehmen zum Schritt über die Grenzen motivieren und bestehenden Exporteuren die Bearbeitung neuer Auslandsmärkte erleichtern. 177 Bewerbungen für den Exportpreis. Im Rahmen einer Abendgala wird am 24. Juni im MuseumsQuartier Wien der Österreichische Ex-

12. Österreichischer Exporttag

Meet the World

Dienstag, 24. Juni 2014, WKÖ Highlights ➜ Beratungen durch 70 österreichische Wirtschaftsdelegierte aus aller Welt ➜ 40 Informationsstände exportnaher Aussteller ➜ Spannende Podiumsdiskussionen mit Repräsentanten aus Wirtschaft und Politik

Keynote Speaker am Österreichischen Exporttag: Matt Brittin, Vice President Business and Operations, Google Europe.

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Foto: Google

➜ interessante Workshops zu allen wich­ tigen Aspekten des Exportgeschäfts

portpreis 2014 durch den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, Reinhold Mitterlehner, und WKÖ Präsident Christoph Leitl verliehen. Mit dem Exportpreis wird alljährlich überdurchschnittliches Engagement und Erfolge heimischer Unternehmer im Ausland gewürdigt. 177 Bewerbungen konnten heuer bei den Einreichungen verzeichnet werden. Die Vergabe des Exportpreises erfolgt durch eine unabhängige Expertenjury unter dem Vorsitz von WKÖ Präsident Leitl. Die Mitglieder sind bekannte Persönlichkeiten aus der heimischen Wirtschaft, aus Politik und Medien, die eine objektive Bewertung der Bewerbungen garantieren. Garanten des Aufschwungs. Die Preise sind eine Auszeichnung für jene heimischen Unternehmen, die durch ihr Engagement auf internationalen Märkten den wirtschaftlichen Aufschwung in Österreich garantieren. Beurteilt werden dabei die Exportleistungen der vergangenen Jahre, vergeben wird der Preis in sechs Kategorien: Gewerbe & Handwerk, Handel, Industrie, Information & Consulting, Tourismus & Freizeitwirtschaft sowie Transport & Verkehr (Nominees: siehe Kasten). Oder aber das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren eine starke Position am Weltmarkt erarbeitet, verfügt über ein effizientes Netzwerk im Ausland oder zählt im Waren- oder Dienstleistungsexport sogar zu den Pionieren in einem Land oder in einer Branche. Dann ist der „Global Player Award“ – für die erfolgreiche Internationalisierung eines Unternehmens – der richtige Preis. Außerdem wird seit einigen Jahren der „Expat Award“ an einen verdienten Auslandsösterreicher für seinen Einsatz für die österreichische Wirtschaft im Ausland vergeben.

„Wer Erfolg hat, darf sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, sondern muss auch gebührend gefeiert werden.“

Exportpreis 2014

Die Nominierten aus den sechs Kategorien:

Sparte Gewerbe und Handwerk LOGICDATA Electronic & Software Entwicklungs GmbH (Steiermark) MHMS Mechatronic Solutions KG (Tirol) NextSense Mess- und Prüfsysteme GmbH (Steiermark) Sparte Handel Ingrid L. Blecha GmbH (Niederösterreich) Inandout Distribution GmbH (Steiermark) Premium Estates Marketing GmbH (Burgenland)

Walter Koren

Glanzvolle Gala. „Bei der Exportpreisgala stehen Österreichs Top-Exporteure im Mittelpunkt. Wir wollen den Abend gemeinsam mit den zahlreichen Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Medien dazu nutzen, um uns zu bedanken und ein starkes Zeichen zu setzen“, sagt Walter Koren. „Denn gerade wer Erfolg hat, darf sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, sondern muss auch gebührend gefeiert werden.“

Sparte Industrie Doppelmayr Seilbahnen GmbH (Vorarlberg) Hoerbiger Ventilwerke GmbH & Co.KG (Wien) Miba Gleitlager GmbH (Oberösterreich) Sparte Information und Consulting ANEXIA Internetdienstleistungs GmbH (Kärnten) I-New Unified Mobile Solutions AG (Burgenland) VBW International GmbH (Wien)

Horizont-Erweiterung. „Unsere Exporteure beweisen, dass sie mit schwierigen globalen Rahmenbedingungen gut umgehen können“, betont Walter Koren. „So konnten wir zuletzt Exportrekorde einfahren, und die Rekordjagd wird auch 2014 weitergehen. Schließlich haben Österreichs Unternehmen ein hervorragendes Image. Am globalen Parkett gehören wir punkto Qualität, Innovationskraft, Know-how und Verlässlichkeit zur Weltspitze.“

Rückfragen: Wirtschaftskammer Österreich AUSSENWIRTSCHAFT Projektteam Exporttag Tel.: +43 (0)5 90 900 4533 ✏ exporttag@wko.at

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Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft Querfeld's Wiener Kaffeehaus GmbH (Wien) Romantik Hotel Krone - Pfefferkorn GmbH (Vorarlberg) SANLAS Holding GmbH (Steiermark) Sparte Transport und Verkehr Österreichische Post AG (Wien) RUSSIA Fachspedition Dr. Lassmann GmbH (Wien) Tyrolean Jet Service Nfg GmbH & Co. KG (Tirol)

Fotos: awo

tern sowie unseren Experten begleitet werden", bekräftigt AUSSENWIRTSCHAFT Leiter Walter Koren. Im Vorjahr bewies der Exporttag mit rund 2.500 Besuchern, 45 Ausstellern und insgesamt etwa 3.000 Beratungsgesprächen einmal mehr, wie groß das Interesse am Thema ist. Die AUSSENWIRTSCHAFT konnte bereits in den vergangenen Jahren mit Hilfe der Exportoffensive go-international – einer Kooperation

ZUKUNFTSREISE | export-service

„Global Player Award“ Plasser & Theurer Export GmbH Rosenbauer International AG OMV AG

Wenn Mensch und Roboter kooperieren: „Die Fabrik der Zukunft wird nicht aus menschenleeren Produktionshallen bestehen.“

Zu Gast in der Zukunftswerkstatt

Mehr Flexibilität und Qualität, Kostensenkungen – und rasende Geschwindigkeit. Auf die Anforderungen der ­Industrie gibt die Anthropomatik spannende Antworten. Selbst der Begriff wurde in Karlsruhe geprägt: „Anthropomatik“ – die Wissenschaft von der Symbiose zwischen Mensch und Maschine. Die Erforschung und Entwicklung menschengerechter Systeme mit den Mitteln der Robotik und Informatik ist seit rund einem Jahrzehnt ein Arbeitsschwerpunkt am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Mensch und Maschine kooperieren. Der badenwürttembergische Thinktank bekam in diesem Frühjahr Besuch aus Österreich: Im Zuge der Zukunftsreise Anthropomatik hatten Führungskräfte heimischer IT- und Robotikunternehmen die Chance, den KIT-Schwerpunkt Anthropomatik exklusiv zu besichtigen.

Organisiert von den AußenwirtschaftsCentern Stuttgart und Frankfurt, erlebten die Entscheider von A.S.S.-experts, FHL Messtechnik, Fuchshofer Präzisionstechnik, GB Electro­ nics, Haas Food Equipment, Keba, Miba und weitblick systems zwei intensive Tage zu den Themen systemische Mensch-Roboter-Kooperation, intelligente Industrie- und Logistikautomatisierung und Industrie 4.0. KIT-Professor Rüdiger Dillmann, der wissenschaftliche Sprecher des Schwerpunkts, rückte dabei gleich zu Beginn einige Vorurteile zurecht. „Anders als lange vermutet, wird die Fabrik der Zukunft nicht aus menschenleeren Produktionshallen bestehen, sondern die Arbeiten werden in enger

Kooperation zwischen Menschen und Maschinen verrichtet werden.“ Bewährt im Praxisein­ satz. Informatikprofessoren des KIT, des Forschungszentrums Informatik und des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung stellten aktuellste Forschungsprogramme vor – in Vorträgen, aber auch bei Labor­ führungen. Am zweiten Tag der Veranstaltung besuchten die Forumsteilnehmer die Unternehmen Grenzebach Automation und Schunk Spann- und Greiftechnik. „Beeindruckend, wie sich am KIT entwickelte Technologien im harten industriellen Praxiseinsatz bewähren“, fasst einer der Teilnehmer die beiden Tage zusammen.

Information: aussenwirtschaft.technologie@wko.at und www.wko.at/aussenwirtschaft/Technolgie

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jetzt neue top-märkte ENTDECKEN

Starker Aufwind Zukunftsreise zu Chinas aufstrebendem Luftfahrt- und Aerospace-Bereich.

Die Aussenwirtschaft Austria Hilft beim Einstieg in die unterschiedlichsten Märkte.

Chinas Luftfahrt befindet sich in rasantem Wandel. Das Luftverkehrsaufkommen wächst mit zweistelligen Raten, und dementsprechend wächst der Bedarf an Flugzeugen und Flughäfen. Wird der chinesische Markt heute noch von den Giganten Boeing und Airbus beherrscht – die teilweise in China fertigen –, so forciert das Land derzeit die Entwicklung eigener Flugzeuge. Der bei Comac (Commercial Aircraft Corporation of China) in Entwicklung befindliche 190-sitzige Jet C 919 soll ab 2016 ausgeliefert werden, 400 Bestellungen liegen bereits vor. Exzellente Marktchancen also für österreichische Zulieferer im Luftfahrtund Aerospace-Bereich. Im Rahmen der Zukunftsreise „Luftfahrt China 2014“ werden Hersteller und Entscheidungsträger im Luftfahrtbereich besucht. Die Teilnehmer können sich eingehend über den chinesischen Markt informieren und ihre Produkte und technologischen Lösungen präsentieren.

Im HighTech-Mekka Zukunftsreise nach Korea – in eines der härtesten, aber auch am stärksten digitalisierten ­Bildungssysteme der Welt.

Zukunftsreise „Luftfahrt China 2014“ 10. bis 14. November 2014 Shanghai, Beijing, Tianjin, Xi’an wko.at/aussenwirtschaft/cn ✏ shanghai@wko.at

Pilotprogramm: Die Auswirkungen des „Digitalen Textbuchs“ werden im Detail analysiert.

Pilotprogramm. Das ehrgeizige Projekt sah vor, alle Unterrichtsfächer in den Grundschulen bis 2014 und in den Mittel- und höheren Schulen bis 2015 auf das „Digitale Textbuch“ umzustellen. Zusätzlich war die Errichtung eines WLANNetzwerks an allen Schulen vorgesehen, das Schülern und Lehrern einen durch Cloud Computing zeit- und ortsungebundenen Zugriff auf sämtliche Lernmaterialien ermöglichen soll. Politischer Widerstand, Bedenken seitens der Lehrer- und

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Elternvertreter, aber auch mangelnde Vorbereitung auf die Entwicklung der Geräte und der Infrastruktur hatten jedoch eine Verzögerung der Umsetzung und Planänderungen zur Folge. Im Schuljahr 2014/2015 startet nun ein Pilotprogramm an 450 koreanischen Schulen, um die Auswirkungen des „Digitalen Textbuchs“ im Detail zu analysieren. Spannende Benchmark. „Es ist der perfekte Zeitpunkt für die österreichischen Verlage, diese aktuelle Entwicklung im Rahmen der Zukunftsreise nach Korea hautnah mitzuerleben“, freut sich Karl Herzberger, Fachverbandsgeschäftsführer der Buch- und Medienwirtschaft in der WKÖ. Die Zukunftsreise „Digital Textbook Korea“ beleuchtet alle Aspekte des Projekts und soll den Teilnehmern einen

umfassenden Überblick über die Visionen, aber auch die Problemstellungen des Projekts ermöglichen. Vorgesehen sind Termine bei den zuständigen Behörden, bei Gegnern des Projekts wie Lehrer- und Elternverbänden, bei Verlagen und bei ­koreanischen Schulen. „Bedeutet digitale Ausbildung automatisch gute Ausbildung? Und wohin gehen die Trends im Bereich der Digitalisierung der Medien beziehungsweise Schulmedien? Diesen und ähnlichen Fragen gehen wir im Rahmen dieser Zukunftsreise nach. Korea ist hier ein Vorreiter und sicherlich als Benchmark spannend“, sagt Michael Otter, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Seoul. Zukunftsreise „Digital Textbook Korea“ 21. bis 26. September 2014, Seoul wko.at/aussenwirtschaft/kr ✏ seoul@wko.at

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Fast ein Heimmarkt Serbien bietet eine der ­spannendsten jungen IT-Szenen Südosteuropas.

Foto: shutterstock

Koreas Ausbildungsstätten sind weltberühmt für ihre Kompetitivität. Bereits im September 2011 stellte das koreanische Bildungsministerium das Programm „Smart Education“ für die Einführung des digitalen Lehrbuchs in allen Schulen Koreas vor.

Es ist der größte Markt der Balkanregion, und er bietet eine stetig wachsende Zahl exzellent ausgebildeter Fachkräfte: Der „IT-Hoffnungsmarkt“ Serbien lockt nicht nur die Global Player wie Microsoft oder S&T an. Auch die wachsende Zahl sehr ­g uter lokaler Unternehmen kann

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die gesteigerte Aufmerksamkeit, die das Interesse der internationalen Großunternehmen nach sich zieht, immer stärker zu ihrem Vorteil nutzen. Sowohl die Nähe zu Österreich als auch die hervorragenden Sprachkenntnisse der jungen Arbeitskräfte lassen Serbien fast zu einer Art IT-Heimmarkt werden. Im Rahmen der Wirtschaftsmission „Informations- und Telekommunikationstechnologie in Serbien“ des AußenwirtschaftsCenter Belgrad können sich österreichische Anbieter ein persönliches Bild vom serbischen IT-Markt machen, die relevanten Akteure kennenlernen und das berufliche Netzwerk in Serbien erweitern. Wirtschaftsmission „Informations- und Telekommunikationstechnologie in Serbien“ 8. September 2014, Belgrad wko.at/aussenwirtschaft/rs ✏ belgrad@wko.at

Nachhaltig Indonesien und Malaysia ­ bieten Technologien im Bereich der Alternativenergie ein riesiges Potenzial.

600 Millionen Konsumenten, ein mittel­ fristiges Wirtschaftswachstum von im Schnitt fünf bis acht Prozent, starkes Bevölkerungswachstum sowie eine erstarkende Mittelschicht: Der ASEAN-Raum ist mit steigendem Energieverbrauch und höheren Anforderungen an den Umweltschutz konfrontiert. Themen wie erneuer­ bare Energieträger, Ressourcen- und Umweltschonung sowie die energetische Verwertung von Neben- und Abfallprodukten gewinnen an Bedeutung. Angesichts der daraus resultierenden Chancen für den Absatz moderner und ausgereifter Technologien – im öffentlichen wie im betrieblichen Sektor – planen die AußenwirtschaftsCenter Jakarta und Kuala Lumpur einen Austrian Showcase in Indonesien und Malaysia. Indonesien bietet vor allem topografisch beste Voraussetzungen: Wasserkraft, Geothermie und Photovoltaik verfügen über großes Potenzial und wurden bislang erst in geringem Ausmaß erschlossen. Biomasse und Biogas rücken allmählich ins

Blickfeld der großen Agrarbetriebe und stellen einen Hoffnungsmarkt dar. Gleiches gilt für Malaysia: Die bereits viermal erfolgreich abgehaltene „International Greentech & Eco Products Exhibition & Conference – IGEM“ zeigt, dass das Land erneuerbarer und nachhaltiger Energie immer mehr Bedeutung beimisst und diese stark fördert. Das Interesse an erneuerbaren Energien spiegelt sich auch in der Besucherzahl der IGEM 2013 von über 56.000 Personen aus mehr als 60 Nationen wider. Austria Showcase „Erneuerbare Energien – ­Potenziale in Indonesien und Malaysia“ 14. bis 17. Oktober 2014, Jakarta, Kuala Lumpur wko.at/aussenwirtschaft/id wko.at/aussenwirtschaft/my ✏ jakarta@wko.at ✏ kualalumpur@wko.at

Dreierpack Drei aufstrebende Märkte – eine Wirtschaftsmission: „Trilogie am Atlas“ führt nach Algerien, ­Marokko und Tunesien.

Algerien steht vor einem neuen Fünfjahresplan, der noch üppiger dotiert sein dürfte als der letzte. Die Industrialisierung und Modernisierung der (teils) staatlichen Produktionsbetriebe haben nun Priorität. Die Vergabe neuer Explorationslizenzen im Jahresverlauf wird zudem weitere ­Petrodollars ins Land spülen. Das Potenzial für Lieferungen aus Österreich scheint dabei aufgrund der hoch geschätzten Qualität unserer Produkte nach oben offen. In Tunesien haben die Zeichen drei Jahre nach der Revolution auf positiv gedreht, das Vertrauen in das Land ist ­gestiegen. Marokko punktet mit politischer Stabilität, der geografischen Nähe zu Europa, mit geringen Lohnkosten, attraktiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, einer vergleichsweise soliden und breiten industriellen Basis sowie mit einer sukzessiven Annäherung an die EU. Das Königreich positioniert sich zudem als Drehscheibe zwischen Europa und dem französischsprachigen Westafrika. Französische und spanische Lieferanten haben keine „Exklusivität“ mehr; marokkanische

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Wirtschaftsmission „Trilogie am Atlas“ 18. bis 25. Oktober 2014, Algier, Casablanca, Tunis wko.at/aussenwirtschaft/ma ✏ casablanca@wko.at

Frage des Alters Japans alternde Gesellschaft birgt für medizinisch-­technische Innovationen zahlreiche Chancen.

Japan unterliegt einer massiven demografischen Veränderung. Im Jahr 2010 waren bereits mehr als 23 Prozent der Japaner über 65 – eine Herausforderung, die die japanische Regierung den Bereich der medizinischen Geräte zu einem Regierungsschwerpunkt erheben ließ. Die Teilnehmer an der Marktsondierungs- und Zukunftsreise können ein umfangreiches Programm zum Thema medizinische Innovationen nutzen und Kontakte zu japanischen Forschungseinrichtungen, Clusterorganisationen und Experten knüpfen. Geplant ist auch ein Besuch bei einem Forschungsprojekt von Sony zur Entwicklung eines iPS-Analysegeräts. Die Zukunftsreise führt zum Northern Osaka Bio Medical Cluster, zum Center for iPS Cell Research and Application in Kyoto und zur Firmenbesichtigung bei Cyberdyne, die mit ihrem Hybrid Assistive Limb (HAL) die Aufmerksamkeit internationaler Medien auf sich gezogen hat. Fachvorträge werden Aufschluss über medizinische Innovationen und über die Integration von Servicerobotern im Pflegebereich geben. Marktsondierungs- und Zukunftsreise „Medizinische Innovationen vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft“ 14. bis 16. Oktober 2014, Kobe, Kyoto, Osaka, Tokio wko.at/aussenwirtschaft/jp ✏ tokio@wko.at

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Ins Zentrum der Industrie In Nigeria warten tolle Chancen auf Maschinenund Anlagenbauer.

Beste Verbindungen

­ inzelhändlern in New York, ein Tag am E Massachusetts Institute of Technology ­sowie ein halbtägiges Abschlussseminar.

„Austria Connect“ bietet auch 2014 wieder eine Reihe von Manager- und InvestorenKonferenzen auf der ganzen Welt.

Marktsondierungs- und Zukunftsreise „The Future of Retail Marketing“ 6. bis 10. Oktober 2014, New York, Philadelphia, Boston wko.at/aussenwirtschaft/us ✏ newyork@wko.at

Boom-Town Sie wollen Maschinen nach Nigeria liefern? Im Rahmen der Wirtschaftsmission „Maschinen- und Anlagenbau in Nigeria“ treffen Sie in maßgeschneiderten Einzelterminen auf potenzielle Geschäftspartner. Nigeria ist das Industriezentrum Westafrikas und mit 170 Millionen Einwohnern gleichzeitig der größte Markt in Afrika. Alle Maschinen und Anlagen für die Produktion müssen importiert werden, und es herrscht enormer Bedarf in allen Industriesektoren. Die lokale Industrie wuchs zuletzt um 7,45 Prozent und bietet daher vielfältige Chancen für österreichische Lieferanten von neuen und gebrauchten Maschinen. Gute Möglichkeiten bestehen insbesondere in den Bereichen Kunststoff und Verpackung, Nahrungsmittel und Getränke, Baustoffe und Metallverarbeitung. Wirtschaftsmission „Maschinen- und Anlagenbau in Nigeria“ 5. bis 8. Oktober 2014, Lagos wko.at/aussenwirtschaft/ng ✏ lagos@wko.at

An der Quelle Die Zukunft des Retail ­Marketing dort erfahren, wo es erfunden wurde – in den USA.

Wie in vielen anderen Bereichen ist auch beim Retail Marketing die akademische und praktische Auseinandersetzung in den USA tiefgehender als anderswo. Das AußenwirtschaftsCenter New York organisiert deshalb im kommenden Oktober eine Zukunftsreise, deren Themenstellung und Programm gemeinsam mit Barbara Kahn, Marketing Professor an der Wharton School, University of Pennsylvania, entwickelt wurden. Zum Programm gehören ein Tag an der Wharton Business School, zwei Tage mit Firmenbesuchen und Gesprächen mit

Zukunftsreise nach MexikoStadt, wo enorme Chancen in den B ­ ereichen Bau und ­Infra­struktur warten.

Die mexikanische Regierung peilt ein Wirtschaftswachstum von jährlich sechs Prozent an – weshalb in den kommenden Jahren unter anderem hohe ­Investitionen in Bau- und Infrastrukturprojekte erwar­tet werden. Im Maschinen- und Technologiebereich ist die mexikanische Industrie nahezu komplett von ausländischen Lieferanten abhängig. Investitionen in neue Anlagen entwickelten sich in den vergangenen Jahren – mit Ausnahme des kurzfristigen Einbruchs von 2008 und 2009 – recht stabil mit guten Wachstumsraten. Neben Maschinen importiert der mexikanische Bausektor auch zahlreiche andere Produkte von österreichischen Unternehmen, beispielsweise Parkettböden, Schalungen, Ingenieursleistungen und Teile der technischen Ausstattung von Autobahnen. Große Nachfrage gibt es für technologisch hochwertige Softund Hardware und technische Beratung. Gründe genug für das AußenwirtschaftsCenter Mexiko, eine Marktsondierungs- und Zukunftsreise in den boomenden Bau- und Infrastruktursektor des Landes zu veranstalten. Auf die Teilnehmer warten ein Besuch des mexikanischen Verbandes der Bau- und Infrastrukturindustrie, ein Seminar zu Private Public Partnerships in Mexiko, ein Besuch mit organisierter Führung bei einem namhaften Infrastrukturprojekt in der Weltmetropole Mexiko-Stadt (geplant: das Metrosystem) sowie – auf Wunsch – die Teilnahme am Nationalen Kongress für Tunnelbau und unterirdische Bauwerke. Marktsondierungs- und Zukunftsreise „Bau und Infrastruktur in Mexiko“ 6. bis 9. Oktober 2014, Mexiko-Stadt wko.at/aussenwirtschaft/mx ✏ mexiko@wko.at

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MESSEN ALS TÜRÖFFNER Auch in diesem Jahr organisieren die AuSSenwirtschafts­ Center im Rahmen von go-international eine Reihe von Österreich-ständen auf Nachbarschaftsmessen. Durch gezielt angebotene Gruppenstände in den Nachbarmärkten werden für Neuexporteure der Eintritt in einen neuen Nachbarschaftsmarkt und der Aufbau von Kontakten proaktiv unterstützt und gefördert. Nachbarschaftsmessen eröffnen oft erstmals die Möglichkeit, konkrete Geschäftskontakte im nahen Ausland zu knüpfen. Die nächsten Termine: Nitra (Maschinen- und Anlagenbau) 20. bis 23. 5., Pressburg (Slowakei)

Salon Habitat et Bois (Erneuerbare Energien) 18. bis 22. 9., Epinal (Frankreich)

Exposanità (Gesundheit und Medizintechnik) 21. bis 24. 5., Bologna (Italien)

ITM Plovdiv (Maschinen- und Anlagenbau) 29. 9. bis 4. 10., Plovdiv (Bulgarien)

Automatica (Maschinen- und Anlagenbau) 3. bis 6. 6., München (Deutschland)

IZB (Transport und Logistik) 14. bis 16. 10., Wolfsburg (Deutschland)

Bauen & Modernisieren (Bau und Infrastruktur, Inneneinrichtung) 4. bis 7. 9., Zürich (Schweiz)

ELO SYS (Elektrotechnik und Elektronik/IKT) 14. bis 17. 10., Trenčín (Slowakei)

Herbstmesse Bjelovar (Agrar- und Forstwirtschaft) 6. bis 8. 9., Bjelovar (Kroatien)

HOTEL (Inneneinrichtung / Konsumgüter und Lifestyle) 20. bis 23. 10., Bozen (Italien)

ZAGG 2014 Luzern (Inneneinrichtung) 7. bis 10. 9., Luzern (Schweiz) MOS (Inneneinrichtung / Konsumgüter und ­Lifestyle) 13. bis 19. 9., Celje (Slowenien)

Fotos: awo, shutterstock

Geschäftsleute diversifizieren bewusst ihre Lieferantenstruktur. Tunesien ist wieder interessant für Investoren, die sich für ihre Produktion der günstigen Löhne gut ausgebildeter Arbeitskräfte bedienen und von der Nähe und starken Integration der tunesischen Wirtschaft in den europäischen Produktionszyklus profitieren. Auch in der Tourismusindustrie wird es wieder zu Investitionen kommen. Weitere Chancen bestehen in den Bereichen Infrastruktur und Umwelttechnik.

MESSEN | AUSTRIA CONNECT | export-service

MSV (Maschinen- und Anlagenbau) 15. bis 19. 9., Brünn (Tschechien) Automechanika (Automotive) 16. bis 20. 9., Frankfurt (Deutschland) Klimamobility (Elektrotechnik und Elektronik/ Transport und Logistik) 18. bis 20. 9., Bozen (Italien)

AU S S E N W I RT S C H A F T m a g a z i n e | M a i 2 0 1 4

Im September führt Austria Connect nach Boston. Unter dem Thema „Re­ making Manufacturing“ bringt die Kon­ ferenz erstmals die für Niederlassungen in den USA und Kanada tätigen Manager und für das Nordamerika-Geschäft wich­ tigen Experten unter einem Dach zusam­ men. Die AußenwirtschaftsCenter in den USA und Kanada erwarten mehr als 100 Manager und Experten als Teilnehmer­ Innen, womit ein entsprechendes Poten­ zial für einen gegenseitigen Austausch von Erfahrungen und Ideen sowie zum Netzwerken gegeben ist. 18. bis 19. 9., Boston wko.at/aussenwirtschaft/us ✏ newyork@wko.at Anfang Oktober findet im World Trade Center von Barcelona das Highlight des iberisch-österreichischen BusinessKalenders statt: Die 3. Manager- und Investorenkonferenz Austria Connect wird in Kooperation mit den Außen­ wirtschaftsCentern Barcelona, Madrid und Lissabon durchgeführt und bietet ein intensives Programm mit besten Networking-Möglichkeiten, Insiderinfor­ mationen zur Marktdynamik in Spanien und Portugal sowie Top-Vortragenden zum Thema Business Innovation und Creativity. 2. bis 3. 10., Barcelona wko.at/aussenwirtschaft/es ✏ barcelona@wko.at

Automotive Hungary (Automotive) 5. bis 7. 11., Budapest (Ungarn) Sicurezza (Sicherheit/IKT) 12. bis 14. 11., Mailand (Italien) logitrans Istanbul (Transport und Logistik) 20. bis 22. 11., Istanbul (Türkei)

Informationen: Franka Weissensteiner ✏ aussenwirtschaft.nbm@wko.at

Intensives Programm: Networking, Insiderinfor­ mationen, Top-Vorträge.

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austria ist überall!

die spannendsten Veranstaltungen und die wichtigsten Events der vergangenen Wochen.

events | Austria ist Überall Netzwerk in den Emiraten Starke Österreich-Präsenz auf der GULFOOD Dubai.

Redaktion: Bernhard Fragner

Erfolgreich in Kasachstan Die Geschäftschan­ cen österreichischer Unternehmen in Kasachstan standen im Fokus zweier Branchenforen in Wien und Linz unter Moderation der Branchenmanager Alice Krieger und Eric Savoye. Michael Müller vom Außen­ wirtschaftsCenter Almaty präsentierte Branchentrends in den Bereichen Bau und Infrastruktur

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Nachhaltig in London Anfang März fand in London die Eco­ build 2014 statt – die wichtigste europäi­ sche Fachmesse für nachhaltiges Bauen. Zwölf österreichi­ sche Unternehmen waren am Gruppen­ stand vertreten, der bereits zum sieben­ ten Mal stattfand. Auch zehn österrei­ chische Einzelaus­ steller bewarben ihre Produkte auf der Messe. Beson­ deres Highlight war der Launch des UK Passivhaus Awards 2014 auf dem Österreich-Stand.

Drehscheibe Brasilien Wie macht man gute Geschäfte im schwierigen Umfeld Südamerikas? Die dritte Austria Connect suchte und fand Antworten. Treffpunkt war Brasilien, doch im Fokus stand ganz Südamerika. Mehr als hundert Teilnehmer – rund ein Drittel davon aus dem Ausland angereist – folgten der Einladung der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA zur dritten Auflage von „Austria Connect“. Brasilien war dafür der logische Ort, bearbeiten doch die meisten unserer erfolgreichen Exporteure den Kontinent von ihren Niederlassungen in Brasilien aus. Die hochkarätigen Gastredner aus Südamerika und Europa zeichneten dabei ein durchaus gemischtes Stimmungsbild vom Kontinent: Gerade in den größten Volkswirtschaften Brasilien, Argentinien und Venezuela scheinen die meisten aktuellen Probleme hausgemacht zu sein, und der für Brasilien sprichwörtliche Optimismus beginnt selbst hier zu bröckeln. Je offener die Volkswirtschaft, desto besser geht es aktuell dem Land – das belegen die Beispiele Chile und Ecuador ganz deutlich. Wie es österreichischen Unternehmen dennoch gelingen kann, auch heute noch gute Geschäfte zu machen, zeigten die österreichischen Wirtschaftsdelegierten aus Caracas, ­Buenos Aires, Santiago und Bogotá neben dem Gastgeber aus São Paulo den Managern und Investoren in

einer Podiums­diskussion und zahlreichen Einzelgesprächen auf. Vor allem die brasilianischen Niederlassungsleiter öster­ reichischer Unternehmen zeigten sich vom geballten Fachwissen für all diese Märkte beeindruckt. Josef Hofer, Aussenwirtschaft Regionalmanager für Nord- und Lateinamerika, nützte die Gelegenheit, die Firmenvertreter ausführlich über die Exportoffensive go-international zu beraten und mit Wirtschaftsdelegierten das erste Regionalmeeting für Südamerika durchzuführen. Der Veranstaltungsort war diesmal anderthalb Autostunden – ohne Verkehr, wohlgemerkt! – von der Metropole São Paulo entfernt. Wer sich davon nicht abschrecken ließ, wurde mit einer hochinteressanten Post-Conference-Tour auf dem Doppelmaster Mestre dos Mares durch den größten Hafen der südlichen Halbkugel, Santos, belohnt – und das, mitten in der Regenzeit, sogar bei Kaiserwetter. Dass AUSSENWIRTSCHAFT Leiter Walter Koren diesmal nicht dabei sein konnte, wurde zwar bedauert – doch gab dies David Bachmann, der ihn vertrat, die Möglichkeit, sein ­geschliffenes Portugiesisch unter Beweis zu stellen.

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Wolfgang Penzias, AußenwirtschaftsCenter Abu Dhabi (8. v. l.), Salomeh Saidi, AußenwirtschaftsCenter Tehe­ ran (5. v. r.), Franziska Höller, AußenwirtschaftsCenter Abu Dhabi (4. v. r.) und Projektmanager Franz Ernst­ brunner (ganz rechts).

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Schlüssel-Technologie ABC-Meeting bei EVVA Nederland.

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Wie können heimische Unternehmen in Südamerika Erfolge feiern? Vorträge, Podiumsdiskussionen und zahlreiche Einzelgespräche gaben Antwort.

Im Modeeinsatz: Wirtschaftsdelegierte Stv. Vera Maier, Xuying Zhang und Francesco Giambra (beide Maurizio Giambra), Projektmanagerin Marion Tschernutter (v. l.).

Großes Interesse an österreichischer Mode beim PechaKucha Austrian Fashion Event.

Austrian Fashion goes Beijing Österreichische Mode auf Chinas wichtigster Modemesse. Was trägt China morgen? Alles, was in der Modebranche Rang und Namen hat, trifft sich auf der wichtigsten Modemesse ­Chinas, der CHIC Beijing, um Antworten auf diese Frage zu erhalten. In diesem Jahr waren sechs österreichische Fashion Designer und Modehäuser wie etwa die österreichische Modekette Jones mit dabei, um die kommende Mode in China zu beeinflussen. Unter der Leitung von Marion Tschernutter präsentierte sich der Österreich-Pavillon gewohnt stilsicher und war Anziehungspunkt für viele interessierte Messebesucher. Begleitend zur österreichischen CHICPräsenz – und mit finanzieller Unterstützung von go-international – veranstaltete das AußenwirtschaftsCenter Peking einen Austrian Fashion Networking Evening im Stil eines „PechaKucha“-Events: eine Vortragstechnik, die 20 Bilder für jeweils 20 Sekunden zu einem mündlichen Vortrag projiziert. Österreichische und chinesische De­ signer präsentierten ihre Kollektionen und Visionen vor rund 250 Gästen, darunter viele Medienvertreter. Bei österreichischem Wein und chinesischen Schmankerln fanden Designer aus beiden Ländern zueinander.

Es war ein Treffen ganz im Zeichen von EVVA: Beim ersten niederländischen Austrian Business Circle Meeting (ABC) des Jahres in Hengelo nahe der deutschen Grenze standen die Firma EVVA Nederland und ihre beachtliche Marktpräsenz im Beneluxraum im Mittelpunkt. Geschäftsführer Paul van Erp stellte den 20 Teilnehmern den Familienkonzern zunächst mittels Webpage-Präsentation vor, dann erfolgte ein Betriebsrundgang, bei dem auch die einzelnen Arbeitsschritte der „Konfek­ tionierung“ eines Zutrittskontrollsystems vorgeführt wurden. Highlights waren die kontaktlosen Öffnungsmechanismen sowie der One-timeZugang per NFC-Handysignal. Abgerundet wurde die Veranstaltung auf gut Holländisch: mit einem „Networking-Borrel“ samt Österreich-Weinkost.

Vorführung der Konfektionierung von bewährten und modernen Zugangslösungen in der „Werkstatt“.

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Wer hat den schöns­ ten Messeauftritt? Auch heuer holte sich der Austrian Pavilion auf der Wassertechnologie­ messe ASIA WATER 2014 den Preis für den attraktivsten Auftritt auf der inter­ nationalen Fachaus­ stellung – dank der ansprechenden Ge­ staltung im Design von ADVANTAGE AUSTRIA. Dass ne­ ben österreichischer Technologie auch Mozartkugeln, Man­ ner Schnitten und andere österreichi­ sche Köstlichkeiten die Anziehungskraft des österreichischen Gruppenstandes erhöhten, darf ver­ mutet werden.

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Ausgezeichnet präsentiert

sowie Zulieferungen zur Öl- und Gasin­ dustrie. Michael Quiring, Rechts­ anwalt in Almaty, behandelte die für beide Branchen wichtigen Beschaf­ fungsregeln der öffentlichen Hand. Aliya Yeginbayeva, stv. Generaldirekto­ rin einer der führen­ den kasachischen Baufirmen, und Timurlan Altayev, Geschäftsführer des kasachischen Maschinenbauver­ bandes, berichteten über Erfolgsfaktoren und Erfahrungen in der österreichischkasachischen Zusammenarbeit.

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ku r z & Gu t

Sie ist die wichtigste überregionale Fachmesse für die Nahrungsmittelwirtschaft im ganzen Nahen Osten: die GULFOOD Dubai. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA sorgte gemeinsam mit dem AußenwirtschaftsCenter Abu Dhabi für einen starken Auftritt der Österreicher – der heimische Gruppenstand vereinte 24 Aussteller auf insgesamt 330 Quadratmetern. Sieben Unternehmen waren Neuaussteller bzw. Erstexporteure. Die österreichischen Aussteller waren mit der Anzahl und Qualität ihrer Kontakte zu Importeuren, Distributoren, Food&Beverage-Managern des Hotel- und Gastronomiegewerbes, zu Spitzenköchen und Einkäufern des Einzelhandels aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Nahen Osten, Ostafrika, Vorderasien bis nach Südostasien (Singapur) äußerst zufrieden. Es konnten sogar Geschäftsabschlüsse auf der Messe getätigt werden. Am Vormittag des letzten Aufbautags veranstaltete das AußenwirtschaftsCenter Abu Dhabi für die österreichischen Aussteller einen Storecheck in führenden Supermärkten in Dubai und anschließend ein Expertentreffen mit Martin van ­Almsick, dem CEO von Al Nassir Chocolate. Im Rahmen des Storechecks wurden die öster­ reichischen Aussteller über die Produkt­ vielfalt und Preisgestaltung der lokalen Supermärkte informiert. Am ersten Messetag fand eine Expertendiskussion zum Thema „Einführung in den Lebensmittelmarkt in den Vereinigten Arabischen Emiraten“ statt – mit Mazen Khourdaji, Managing Director von Ghassan Ahmed Al Sulaiman Trading G.A.A.S.T., einer der größten Importeure von deutschen und österreichischen Produkten, und Ramkumar Menon, Managing Director von Barakat International, einer der größten Obst- und Gemüseimporteure in der Region und Lieferant der Jumeirah Group sowie des Burj Al Arab.

Geschäftsführer Paul van Erp erklärt anhand eines gläsernen Riesenmodells die Funktionsweise des ­klassischen Zylinderschlosses.

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events | Austria ist Überall

Die Bedeutung des Hafens von Triest für Österreich ist enorm: Rund 90 Prozent des heimischen Mineralölbedarfs werden mit Rohöl gedeckt, das dort umgeschlagen wird. Rechnet man den Ölhandel hinzu, so rückte der Triestiner Hafen im Jahr 2013 zum größten Hafen Italiens auf. Zu diesem Erfolg hat mit Franco Gropaiz ein großer Freund der österreichischen Wirtschaft beigetragen, der kürzlich vom Bürgermeister Triests mit der Ehrenmedaille der Stadt ausgezeichnet wurde. Als bedeutender Unternehmer der Transportbranche und Vizepräsident der Handelskammer sowie der Messe Triest stand er während seines gesamten Berufslebens in engem Kontakt mit österreichischen Firmen, die ihre Güter über den Hafen Triest verschiffen. Seit Jahrzehnten ist er auch wichtiger Ansprechpartner einer ganzen Reihe von Handels- bzw. Wirtschaftsdelegierten, zunächst in Triest, dann in Padua. 1996 nominierte ihn deshalb die Wirtschaftskammer Österreich zu ihrem ehren­ amtlichen Vertreter in Triest. Von 2005 bis 2013 war Franco Gropaiz außerdem als österreichischer Honorarkonsul in Triest tätig. Dem AußenwirtschaftsCenter Padua und den österreichischen Firmen steht er aber weiterhin als Ratgeber zur Seite.

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Gelungener Auftritt in München (v. l.): Michael Scherz, (AußenwirtschaftsCenter München), Österreichs Generalkonsul Helmut Koller, Ralf Scheler (Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig), WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl, Bundesspartenobfrau Renate Scheichel­ bauer-Schuster, Heinrich Traublinger (Präsidentin der Handwerkskammer für München und Oberbayern), Gerd Lutz (Handwerkskammer Karlsruhe).

Das Organisationsteam im Kreis der Aussteller: Mar­ tin Glatz vom AußenwirtschaftsCenter Tokio (Mitte), Noriko Matsumoto, AußenwirtschaftsCenter Tokio (4. v. r.), Projektmanager Franz Ernstbrunner (3. v. r.)

Die Austrian Business Agency veranstaltete gemeinsam mit dem AC Stuttgart eine gelungene Forschungsplatz-Kampagne – knapp 160 Teilnehmer genossen einen fachlich wie kulinarisch hochwertigen Abend. Nach Fachvorträgen zu den Themen Ansiedlung und Steuerrecht sowie Erfahrungsberichten von Wilfried Sihn von Fraunhofer Austria Research gab es ein Abendessen über den Dächern von Stuttgart – begleitet von spannenden Talk­ runden mit erfahrenen Unternehmern. Das Highlight des Abends waren sicherlich die Erfahrungsberichte von Hans Peter Haselsteiner.

Der Österreichische EU-Botschafter Walter Graham­ mer und Gattin Hannelore, umringt von den Trainees der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA.

Tour de Force Trainees der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA erleben die Praxis in Brüssel und Düsseldorf.

Mehr als Handwerk Die Münchener IHM erlebte viel Österreicher-Flair. Die Internationalen Handwerksmesse (IHM) in München gab Österreich gleich mehrfach Gelegenheit, für Aufmerksamkeit zu sorgen. Im Rahmen eines Pressegesprächs mit Journalisten am Kärntner Gruppenstand wurden die neuesten Wirtschaftszahlen präsentiert – im Anschluss gab es eine gemütliche Standparty mit Kärntner Spezialitäten. Weiter ging es mit der niederösterreichischen Gruppenausstellung, die erstmals von der WK Niederösterreich organisiert wurde. Gemeinsam mit Journalisten besuchten die Vertreter der WKNÖ – angeführt von Präsidentin Sonja Zwazl – die niederösterreichischen Aussteller der IHM. Ein Highlight war die Modenschau auf der Showbühne der Messe, organisiert von Bundesinnungsmeisterin Annemarie ­Mölzer. Die effektvolle Präsentation durch die Landesinnung Mode und Bekleidungstechnik wurde zu einem absoluten Besuchermagneten der IHM. Abgerundet wurde der Abend mit einem Netzwerkempfang am Gemeinschaftsstand der Wirtschaftskammer Niederösterreich, wo sich zahlreiche Gäste bei einem Gläschen Wein und kulinarischen Höhepunkten aus Niederösterreich einfanden.

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Ein Freund Österreichs Triestinische Ehrenmedaille für Franco Gropaiz.

Die Zahlen lassen die Bedeutung der Messe erahnen: 2.600 Aussteller aus 67 Ländern, eine Ausstellungsfläche von 30.000 Qua­ dratmetern, rund 75.000 Fachbesucher. Die FOODEX JAPAN ist die wichtigste ­internationale Fachmesse für die Lebensmittelwirtschaft in Japan. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA organisierte Anfang März einen 182 Quadratmeter großen Österreichstand mit insgesamt 24 Ausstellern. Sieben Unternehmen präsentierten sich zum ersten Mal auf der FOODEX. Ein großer Anteil der Aussteller wurde bereits von lokalen Importeuren und Distributoren mitbetreut. Die Palette der österreichischen Qualitätsprodukte umfasste Qualitätsweine aus Österreich (Weiß-, Rot- und Süßweine), Sekt, Liköre und Brände, Bier, Traubensäfte, Schokolade und Süßwaren, Kürbiskernöl sowie Speiseöle. Die FOODEX war in diesem Jahr sehr gut besucht: Es kamen nicht nur Importeure, sondern auch Einkäufer von Handelsketten (AEON und CGC). Die österreichischen Aussteller und ihre Importeure berichteten über qualitativ hochwertige Geschäftskontakte und Anfragen. Zahlreiche Projekte sind in Verhandlung, und auch während der Messe wurden bereits Abschlüsse getätigt. Immer ein gutes Zeichen: Die überwiegende Mehrzahl der Aussteller hat angekündigt, auch bei der FOODEX 2015 dabei sein zu wollen.

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Gemeinde Triest

Franco Gropaiz (Mitte) mit Roberto Cosoline, dem ­Bürgermeister von Triest, und Ingrid Valentini-Wanka, Wirtschaftsdelegierte in Padua.

Die Modenschau der niederösterreichischen Landes­ innung Mode und Bekleidungstechnik.

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Fokus Forschung Gelungener Abend in Stuttgart.

Kulinarisches in Tokio Heimische Qualitätsprodukte auf der FOODEX JAPAN.

Zahlreiche Firmenvertreter nutzten die Gelegenheit, sich über Neuerungen im Rechts- und Steuerwesen Sloweniens zu informieren.

Spitzentreffen in Laibach Österreichs Wirtschaft trifft ­slowenische Parlamentarier. Das AußenwirtschaftsCenter Laibach organisierte im März in Kooperation mit CMS Slovenia einen weiteren erfolgreichen Austrian Business Circle, beim dem rund 150 Firmenvertreter über die wichtigsten Rechts- und Steuernews in Slowenien informiert wurden sowie die ausgezeichneten Weine des Traditionsweingutes Vina Montis & EKO Laura gustierten. In entspannter Atmosphäre konnten sich die zahlreichen Besucher auch mit Vertretern des slowenischen Parlaments, dem österreichischen Botschafter in Slowenien und vielen anderen Gästen austauschen.

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Spannende Tage für eine Gruppe Trainees der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA: ­Gemeinsam mit Kollegen der Wirtschaftskammer Österreich und aus der EU verbrachten sie zwei spannende und ereignisreiche Tage in Brüssel – und erlebten eine Tour de Force durch die Institutionen der Europäischen Union. Die EU-Koordination hatte eine Mischung aus Vorträgen und Diskussionen vorbereitet, die den Trainees helfen sollte, sich ein Bild der Strukturen und Entscheidungsprozesse in Brüssel zu machen. Höhepunkt der Reise war der Abend­ empfang in der Residenz des österreichischen EU-Botschafters und seiner Frau, Walter und Hannelore Grahammer. Dabei war es allen Trainees möglich, ihr Fachwissen einzubringen. Zum Einsatz kamen Trainees auch bei der PROWEIN in Düsseldorf: Projektmanagerin Irene Braunsteiner und ihr Team konnten heuer auf fünf „Kadetten“ zählen. Von Samstagmittag bis Sonntagabend unterstützten sie das Messeteam vor Ort. Gemessen an der Zahl der Aussteller ist die PROWEIN die mit Abstand größte Messe der AUSSENWIRTSCHAFT A ­ USTRIA. Die beiden Tage waren eine optimale Vorbereitung auf die weitere Karriere und boten einen interessanten Einblick in die faszinierende Welt der Messen. Abgerundet wurden die praktischen Erfahrungen durch Impulsreferate der wichtigsten Stakeholder. Neben Gesprächen mit Michael Love, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Frankfurt, trafen die Trainees auch Walter Gesell, Vertreter der Messe Düsseldorf in Österreich, Willi Klinger, Geschäftsführer der Österreich Weinmarketing, und Ralph Scheide, den österreichischen Botschafter in Berlin.

High Voltage in Dublin Die Österreicher setzen wieder auf einen Gruppenstand – und auf YouTube. Mitte März war das Außenwirtschafts­ Center Dublin mit einem Gruppenstand auf der irischen Energiemesse Dublin Energy Show vertreten. Die wirtschaftliche Erholung brachte heuer ein verstärktes Interesse seitens des Fachpublikums, was die acht österreichischen Aussteller aus den Bereichen Wärmepumpen, Biomasseheizungen, Solarthermie und energiesparende Heizsysteme auch spürten: Mehrere Firmen schlossen auf der Messe konkrete Geschäfte ab. Der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Stand war auch heuer wieder der einzige nationale Gruppenstand auf der Energy Show. Die Eröffnung erfolgte durch den Minister of State im irischen Energieministerium, Fergus O’Dowd. Am späten Nachmittag des ersten Messetags fand wieder der tradi­tionelle Austrian Business Circle am Messestand statt. Neu für das AußenwirtschaftsCenter Dublin war in diesem Jahr der Einsatz eines YouTube-Videos für die Promotion des Standes. Der Link zum Video (das Sie hier sehen können: http://goo.gl/sVcswe) wurde im Rahmen des Einladungsmailings für den Austrian Business Circle verschickt und auch den acht österreichischen Ausstellern zur Verfügung gestellt. Der zweite Messetag wurde genutzt, um mit einem Kameramann professionelles Material für die für 2015 geplanten beiden Videos – eines für die potenziellen Aussteller aus Österreich und ein zweites für die Messebesucher in Irland – zu drehen.

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Austria ist Überall | events

Ministerieller Besuch am Gruppenstand: Gerald Duffy von Ochsner Ireland, Wirtschaftsdelegierter Wilhelm Nest und Fergus O’Dowd, Minister of State im irischen Energieministerium (v. l.).

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so wird’s gemacht erfolgreich in brasilien

Der Webshop für Unternehmer, KMU, EPU & Exporteure

Herr Lochschmidt, Brasilien hoffte im Vorfeld der Fußball-WM auf einen Inves­ titionsschub. Hat sich diese Hoffnung erfüllt? Nach der Ankunft in diesem so reichen und faszinierenden Land fallen rasch die vielen Baukräne auf. Es sieht nach Boom aus – so gar nicht nach der Wirtschaftskrise, von der alle reden. Brasilien baut, und zwar nicht nur wegen der bevorstehenden sportlichen Großereignisse. Die meisten Investitionen sind nachfrageorientiert, vom Privatkonsum getrieben. Millionen Menschen haben den Aufstieg in eine bescheidene Mittelklasse geschafft, sind aus den Favelas in ordentliche Wohnungen übersiedelt, fahren ihr erstes Auto und bevölkern die Geschäfte, Kinos und Restaurants in den glitzernden Shoppingcentern bis in die Nachtstunden. Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist da eine gute Gelegenheit, einige wichtige Infrastrukturprobleme zu bereinigen. Das Land will sich ja von seiner besten Seite zeigen. Bei den Stadien und wichtigsten Flughäfen ist das auch gelungen. Beim Personennahverkehr hapert es aber, nur ein Bruchteil der ambitionierten Pläne wurde bisher verwirklicht – auch das ein Grund für die Massenproteste der letzten

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Monate. An gutem Willen und sogar am Geld mangelt es ja nicht. Der Anstoß für wichtige Investitionen in U- und Schnellbahnen ist schon geschehen, nur wird bei Weitem nicht alles bis zur WM fertig. Wie haben sich unsere Außenhandels­ beziehungen entwickelt? Unsere Exporte sind jahrelang stark ­gestiegen. Österreich erwirtschaftet in Brasilien über eine halbe Milliarde Euro Handelsbilanzüberschuss, selbst Deutschland macht nur etwa doppelt so viel. Dabei wird Brasilien ja seit Jahren protek­tionistischer, unsere Exporteure müssen sich immer mehr anstrengen, in den interessanten Markt – hundertmal so groß wie Österreich, 200 Millionen Einwohner – einzudringen. Welche Branchen sind für unsere Unter­ nehmen derzeit am spannendsten? Auf jeden Fall Infrastruktur, Festmüllverwertung, Wasseraufbereitung, erneuerbare Energien, Erdölförderung und -verarbeitung. Weiters Lebensmitteltechnologie, Bautechnologie, Schiffbau. Und vor allem die Agroindustrie – alles ausgesprochene Wachstumssektoren. Das mediale Bild Brasiliens ist derzeit vor allem von Themen wie Sicherheitsrisiken oder chaotischer Organisation geprägt. Wie fair ist dieses Bild?

Ingomar Lochschmidt Wirtschaftsdelegierter in São Paulo ✏ saopaulo@wko.at twitter.com/@AustriaInBrazil

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Fotos: shutterstock

Vor dem Anpfiff

Der Wirtschaftsdelegierte in São Paulo, Ingomar Lochschmidt, über Business im Veranstalterland der FuSSball-WM.

In einem Land von der Größe ­Europas gibt es klare regionale Unterschiede bei Pünktlichkeit, Organisationstalent, persönlicher Sicherheit. Viele Sicherheitsrisiken sind auf Drogenprobleme in den Megastädten zurückzuführen, Stichwort: Beschaffungskriminalität. São Paulo allein hat fast dreimal so viele Einwohner wie ganz Österreich, da bewegt man sich natürlich anders als in Wien oder Innsbruck. Trotzdem wollen viele Europäer, auch Österreicher, gern in Brasilien leben und arbeiten. Was raten Sie österreichischen Unter­ nehmen beim Business mit Brasilien? Vor allem: Wer in Brasilien erfolgreich sein will, muss das Land ernst nehmen. Marktbearbeitung so nebenbei – das funktioniert nicht. An einem eigenen Büro vor Ort führt in vielen Fällen kein Weg vorbei. Ob es sich auch rechnet, lokale Wertschöp­ fung zu schaffen, dabei beraten wir gern. Die wichtigsten Zutaten für gutes G ­ eschäft in Brasilien sind Professionalität und Ausdauer. Und Sie müssen sich ein persönli­ ches Gefühl für Land und Leute erarbeiten! Mit meinem kleinen, aber hochprofessionellen Team in São Paulo und Rio berate ich österreichische Unternehmer beim Markteinstieg und begleite ihr Brasilienengagement. Wir zeigen dabei oft versteckte Kosten auf: Bürokratie, penible Arbeitsschutzregelungen und ein viel zu kompliziertes und kasuistisches Steuersystem wirken sich auf die Produktivität aus. Wir haben hohe eigene Expertise in Rechts- und Steuerfragen, greifen aber auch auf externe Fachleute zurück. Und vor allem auf den langjährigen Erfahrungsschatz von Hunderten anderen österreichischen Unternehmen, die gemeinsam mit uns ihre ersten oder auch schon viele Schritte in Brasilien gemacht haben und heute gut in unserem wichtigsten Markt der südlichen Halbkugel verdienen.

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