Aussenwirtschaft magazine märz 2014

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KAUKASUS Wie Maschinenbauer vom Erdölboom profitieren

Aussen wirtschaft März 2014 E 5,–

magazine

AU S T R I A I S T Ü B E R A L L · DAS MAGA Z IN D E R AUSS E N W IRTS C HAFT AUSTRIA

SPACIG Warum Airbus

ASEAN

EIN MEGA-MARKT ENTSTEHT VON EUROPA VÖLLIG UNBEMERKT WACHSEN DIE SÜDOSTASIATISCHEN NATIONEN ZUR GRÖSSTEN FREIHANDELSZONE DER ERDE.

P.b.b. Österreichische Post AG/Firmenzeitung, 13Z039811 F, Retouren an: WKO, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien

und ESA auf einen Wald­viertler Unternehmer fliegen.


Celebrating 40 years of good banking.

VTB Bank (Austria) AG +43 (0)1 515-35-0, www.vtb.at Parkring 6, 1011 Vienna

2014 is a very special year for us as we’re celebrating 40 years in Austria. As the European arm of Russia’s largest, most influential commercial bank, we’re more experienced than ever to give support in your east-west business dealings.


Expedition Export März 2014

Liebe Leserin, lieber Leser,

Coverfoto: shutterstock

impressum Medieninhaber: Service-GmbH der Wirtschaftskammer Österreich Herausgeber: Wirtschaftskammer Österreich / AUSSEN­ WIRTSCHAFT AUSTRIA, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien, T: +43/5/90 900-4321, E: aussenwirtschaft. magazine@wko.at W: http://wko.at/ aussenwirtschaft Chefredaktion: Mag. Rudolf Loidl Redaktion AUSSENWIRTSCHAFT: Gabriele Schenk Art Direction und Layout: buero8, Wien Produktion: Industriemagazin Verlag GmbH, Lindengasse 56, 1070 Wien, T: +43/1/585 90 00 Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H. Wienerstraße 80, 3580 Horn Anzeigen: FCM Firstclassmedia GmbH, FIRSTCLASS MEDIA A-1210 Wien, Hühnersteig 11, +43/664/213 09 20, Fax: +43/1/2533 099 2019 Auflage: 25.000 Exemplare

Wer hätte gedacht, dass das Cover unserer allerersten Ausgabe schon bald solch brennende Aktualität erhalten würde? „BRICS am Ende? Was von den ehemaligen Turbo-Ökonomien noch zu erwarten ist“ titelten wir im November. Nicht alle unsere Leser waren mit dem Tenor der Berichterstattung zufrieden, der den rasanten Aufstieg (und den potenziellen Fall) der einstigen Hoffnungsmärkte durchaus kritisch nachzeichnete. Viele andere Leser erfreuten sich an der Kontroverse, wie die Vielzahl an Reaktionen (nachzulesen auf Seite 34) auf unsere erste Ausgabe beweist. Im Namen unseres Teams möchte ich mich herzlich für Ihre vielen Leserbriefe bedanken. Wir verstehen unser AUSSENWIRTSCHAFT magazine auch als Spiegel all jener Debatten, die für Exporteure und Investoren in ihrer internationalen Geschäftstätigkeit von Interesse sind. Schärfen Sie unsere Perspektive auch in Zukunft – und teilen Sie uns weiterhin so offen Ihre Meinung mit! Schwerpunkt dieser zweiten Ausgabe des AUSSENWIRTSCHAFT magazine ist Asien. Genauer eine Freihandelszone, die nahezu unbemerkt von europäischen Wirtschaftstreibenden in den letzten Jahren zum Kernstück eines gigantischen gemeinsamen Marktes gewachsen ist: die südostasiatischen ASEAN-Staaten mit 600 Millionen Einwohnern und einem jährlich Wachstum von fünf Prozent. Die zehn Mitglieder des Verbandes südostasiatischer Staaten erweitern gerade ihre Zollfreizone durch geschickte Freihandelspolitik um China und Indien. Was der Riesenmarkt für Exporteure und Investoren bedeutet und welche geopolitischen Implikationen die Ausdehnung hat, lesen Sie in unserer spannenden Coverstory ab Seite 18. Konkurrenz könnte der Mega-Markt „ASEAN plus zwei“ nur durch ein Projekt bekommen, das derzeit unter dem etwas sperrigen Kürzel TTIP verhandelt wird: ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Was ein Abschluss für Exporteure bedeuten würde und was diesem bislang entgegenstand, lesen Sie in unserem Faktencheck ab Seite 8. Ich wünsche Ihnen eine kurzweilige Lektüre mit der vorliegenden Ausgabe des AUSSENWIRTSCHAFT magazine und freue mich über Ihre Anregungen (aussenwirtschaft.magazine@wko.at).

Walter Koren, Aussenwirtschaft Austria

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AUSSEN WIRTSCHAFT magazine

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DEAL DES MONATS Warum ein SwarovskiUnternehmen Evakuierungstechnik nach Norwegen liefert.

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DIE GROSSE CHANCE In Kasachstan bieten sich riesige Geschäftschancen für Maschinenbauer.

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Fotos: shutterstock (4), Madzigon (2)

COVERSTORY Super-Markt zwischen Super-Mächten Die ASEAN-Staaten werden zur weltweit größten Freihandelszone. Doch so gigantisch das Bündnis wirtschaftlich ist, so zwergenhaft ist es politisch.

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TOP-THEMA Was Sie über das geplante EU-USFreihandelsabkommen wissen müssen.

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Porträt Wie der Waldviertler Maschinenbauer Volker Fuchs zum Liebling der Flugzeugindustrie wurde.

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inhalt März 2014

3 Expedition Export 6 Export-trends News und Fakten aus der Exportwirtschaft. 8 Top-Thema EU-US-Freihandelsabkommen: Nun soll weiterverhandelt werden. Was Sie jetzt wissen müssen. 10 barometer Die Weltkonjunktur im Überblick. 12 Die GroSSe Chance Kasachstan: Mega-Markt für Maschinenbauer. 16 Tagebuch Unser Mann in Kiew. 18 coverstory ASEAN: Supermarkt zwischen Supermächten. 26 Ein Markt und seine Eigenheiten Kanada: Europäische Umgangsformen und multikulturelle Vielfalt. 28 UNSERE HEIMLICHEN OLYMPIONIKEN Nach Sotschi: Die erfolgreichsten österreichischen Wintersportartikelhersteller im Überblick. 3 0 WIE HABEN SIE DAS GEMACHT …? Volker Fuchs: Hersteller von Flugzeugtestgeräten über Erfolg im Export. 34 Forum Leserbriefe.

extra

export service

Aussenwirtschaft Austria für Sie

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UNSERE HEIMLICHEN OLYMPIONIKEN Nach Sotschi: Die erfolgreichsten österreichischen Wintersportartikelhersteller im Überblick.

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39 Expo Milano Die Weltausstellung 2015 wird so gewaltig wie ihr thematischer Anspruch. 42 Top-Märkte Unterstützung beim Einstieg in die unterschiedlichsten Märkte. 44 Heißer Messeherbst Der Messekalender.

36 EXPORT-EXPERTS 5 Fragen, 5 Antworten: Experten beantworten Fragen zu Märkten und Chancen. 3 8 der deal des monats Ein Swarovski-Unternehmen liefert Evakuierungstechnik nach Norwegen. 39 Export-Service 46 AUSTRIA IST ÜBERALL Bernhard Fragner über die spannendsten Events und die wichtigsten Veranstaltungen der vergangenen Wochen. 50 so wird’s gemacht Erfolgreich in Lettland: Welche Folgen hat der Euro-Beitritt?

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Export-trends news und fakten

WIRTSCHAFTSOSKAR 2014

And the winner is …

Anfang März wurden in Hollywood die Oscars verliehen – jetzt sind auch die Gewinner der österreichischen WirtschaftsOskars bekannt.

W

ussten Sie, dass die spektakuläre Fitness-App Runtastic ein österreichisches Produkt ist? Selbst IT-Riese Google wählte für die Präsentation seines Nexus 7 Tablets und Android 4.3 im Vorjahr die Runtastic App. Grund genug für das AußenwirtschaftsCenter Los Angeles, den WirtschaftsOskar 2014 in der Kategorie Spektakuläres an die App-Erfinder zu verleihen. Anfang März wurde – zeitgleich mit den Film-Oscars – der renommierte österreichische Wirtschaftsaward vergeben. Der US-A-Biz Award 2014 der Kategorie Investition ging übrigens an die Vorarlberger AlplaWerke Alwin Lehner GmbH, die mit Investitionen in drei Fertigungsstätten

in Kentucky und Missouri sowie in den Ausbau der Produktion in den Bundesstaaten Georgia, Iowa, New York, Ohio und Vermont 2013 ihre Position in den USA dramatisch ausgebaut hat. Die weiteren WirtschaftsOskar-Gewinner: die Otto Bock HealthCare Products GmbH in der Kategorie Innovation mit der Vorstellung eines völlig neuartigen Kniegelenks, das im Vorjahr in den USA vorgestellt wurde. Die Kategorie Trendsetter gewann die Entec Biogas GmbH für den Bau der ersten Speiserestanlage in den USA. Die Geislinger GmbH setzte sich in der Kategorie Marktdurchdringung durch: Der Marktund Innovationsführer aus Salzburg liefert Drehschwingungstechnologie für die Schiefergasförderung.

D EFLATION?

Was Ökonomen der EZB die Sorgenfalten auf die Stirn treiben würde, macht japanische Volkswirte glücklich. Die Verbraucher­ preise zogen im Dezember im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent an. Die Deflation, an der Nippon seit den 80er Jahren zu leiden hatte, könnte jetzt endlich der Vergangenheit angehören, so die Hoffnung der Japaner. Die drastische Abwertung des Yen im Zuge der „Abenomics“ genannten Wirtschaftspolitik von Ministerpräsident Shinzo Abe dürfte also Wirkung zeigen.

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Fotos: shutterstock

Nippons Preisspirale


FEED

FACHLITERATUR

Firmengründung in Singapur Was muss getan werden, um eine Niederlassung in Singapur zu gründen? Mit welcher Rechtsform minimiert man Risiken? Was bedeuten die Doppel­ besteuerungsabkommen für mein Unternehmen? Welche Lebenshaltungskosten erwarten mich in Singapur? Der druckfrische Fachreport ist ein Muss für zukünftige Expats und Unternehmer mit Ambitionen im größten Markt der ASEAN.

W EIN- R EKORD

StöSSchen!

Trotz der schwachen Ernte sind die österreichischen Wein­ exporte im vergangenen Jahr um mehr als vier Prozent auf 137,5 Millionen Euro gestiegen. Aufgrund eines Einbruchs bei den billigen Fassweinen und einem Anstieg der Flaschenweinausfuhren stieg der durchschnittliche Exportpreis im Vorjahr erstmals auf drei Euro je Liter. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag der Durchschnittspreis nur bei 0,83 Euro.

Urbane Technologien in Spanien

Teheran: seit Jahresbeginn Handelserleichterungen.

S an k t i o n s er lei ch t eru n g en

POTENZIAL IM IRAN

Zu Jahresbeginn sind Sanktionserleichterungen für den Iran in Kraft getreten. „Derzeit versuchen österreichische Firmen im Iran Fuß zu fassen und sondieren die Lage“, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Teheran, Georg Weingartner. Vor allem Güter aus dem Medizintechnikbereich und aus der Pharmazie werden im Iran nachgefragt. Weingartner geht davon aus, dass ab Mitte des Jahres eine gewisse Rechtssicherheit für heimische Exporteure eintreten könnte. Denn nach sechs Monaten läuft die erste Befristung der Sanktions­ erleichterungen ab. Wenn diese Klippe umschifft ist, bietet das Land heimischen Exporteuren großes Potenzial. „Grundsätzlich beobachten wir, dass sich die iranische Wirtschaft seit dem Amtsantritt von Präsident Hassan Rohani stabilisiert“, meint Weingartner. Die Inflation ist stark gefallen, und auch die Wechselkurse haben sich stabilisiert.

Nachhaltigkeit in Verkehr und Mobilität, der Energie­versorgung und im Wasser- und Abfall­ management: Trotz Wirtschaftskrise boomen derartige Projekte auf der Iberischen Halbinsel. Einsichten in die aktuelle Marktlage, Projekte, Fördermaßnahmen, Entwicklungstrends und Ihre Marktchancen eröffnet dieser Branchenreport. Eine Pflichtlektüre für Branchenexperten.

Länderreport Chile Wie Sie in Chile Geschäfte machen, alles zum Zollund Außenhandelsregime, zu den Importbestim­ mungen bis hin zu praktischen Hinweisen für Reise und Aufenthalt lesen Sie im aktuellen Län­ derreport Chile. Frisch aus der Druckerei!

Update USA Schneller Überblick über die konjunkturelle Lage Ihrer Branche und die Marktentwicklung in den USA gefällig? Ende Jänner erschien das Update USA mit dem geballten Know-how der AUSSEN­ WIRTSCHAFT-Experten vor Ort. Schnell sichern!

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AUSSEN WIRTSCHAFT FACHREPORT SINGAPUR FIRMENGRÜNDUNG UND STEUERN STANDORT SINGAPUR RECHTSFORMEN STEUERRECHT, ARBEITSRECHT BEHÖRDEN, FACHBERATER LINKS

URBANE TECHNOLOGIEN VERKEHR UND NACHHALTIGE MOBILITÄT ENERGIEEFFIZIENTES BAUEN UND SANIEREN ENERGIEVERSORGUNG WASSERWIRTSCHAFT ABFALLMANAGEMENT SMART CITY-INITIATIVEN

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER MADRID JÄNNER 2014/27160

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER SINGAPUR FEBRUAR 2014 / 27167

AUSSEN WIRTSCHAFT LÄNDERREPORT CHILE

EU- RU SSLAND

AUSSEN WIRTSCHAFT BRANCHENREPORT SPANIEN

AUSSEN WIRTSCHAFT UPDATE USA

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER NEW YORK JÄNNER 2014

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER SANTIAGO JÄNNER 2014

Einseitige Verhältnisse

Kaum ist das olympische Feuer über Sotschi erloschen, treten auch die nicht ganz ausgewogenen Handelsbeziehungen der EU mit Russland wieder in den Vordergrund: Wie das europäische Statistikamt EUROSTAT errechnete, sind 80 Prozent der gesamten russischen Exporte in die EU dem Energiesektor (also Erdöl- und Erdgaslieferungen) zuzuschreiben. Umgekehrt sind 85 Prozent der Exporte nach Russland Industriegüter – also Maschinen, Anlagen und Ersatzteile.

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top-thema EU-US-Freihandelsabkommen

Vom Täuschen und Tauschen

IM FRÜHJAHR GEHEN DIE VERHANDLUNGEN ZUM EU-US-FREIHANDELSABKOMMEN IN DIE HEISSE PHASE. WAS SIE DAZU WISSEN MÜSSEN.

Foto: shutterstock

Von Rudolf Loidl

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Das Abkommen

Unstrittig ist … … mit TTIP entstünde die weltgrößte Freihandelszone mit gut 800 Millionen Konsumenten. Es geht dabei eigentlich nicht um Zollabbau, denn nur vier bis sieben Prozent des Waren- und Dienstleistungswertes im Handel zwischen EU und USA sind von Zöllen betroffen. Hauptverhandlungspunkte sind der Abbau von nichttarifären Handelsschranken. Denn unterschiedliche Normen, Standards und Gesetze – von Gesundheits-, Lebensmittel- bis hin zu Umweltvorschriften – stören den freien Warenverkehr. Kritiker sagen … … eine „Harmonisierung“ von Normen, Standards und Gesetzen werde sich zwangsläufig an den Interessen der Konzerne und Finanzinvestoren orientieren. Denn Harmonisierung bedeute, dass tendenziell der jeweils niedrigste bzw. wirtschaftsfreundlichste Standard aller Einzelstaaten als Basis für die verbindliche Norm des Vertrags dienen wird. Befürworter sagen … … die Vielzahl an Normen, Vorschriften und Verordnungen, die derzeit den freien Warenverkehr zwischen der EU und den USA behindern, sei kaum zu überblicken. Eine Übersicht im Auftrag der EU-Kommission umfasst 197 Seiten. Die allermeisten davon sind historisch gewachsen, haben kaum mehr Nutzen für den Verbraucher, verteuern aber die „Costs of doing business“ und beschränken den Marktzutritt. Daher braucht es ein Abkommen wie das TTIP.

Die Verhandlungs­führung

Unstrittig ist … … die Verhandlungen wurden bislang unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt. Nach massiver Kritik wurden die Gespräche im kontroversiellsten Punkt, dem Thema Investitionsschutzklausel (Details siehe unten), unterbrochen und das Thema wurde öffentlich zur Diskussion gestellt. Kritiker sagen … … der Verhandlungsprozess sei trotz allem undemokratisch und intransparent. Lobbyvertreter der Industrie können ohne Beteiligung der nationalen Parlamente (und des EU-Parlaments) faktisch ohne

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demokratische Kontrolle einen rechtlichen Rahmen verhandeln, der zukünftig demokratisch zustande gekommene Umwelt-, Sozial- oder Lebensmittelgesetze aushebelt. Befürworter sagen … … Verhandlungen zu Free-Trade-Abkommen könnten unmöglich völlig transparent ablaufen. Wenn gute Ergebnisse erzielt werden sollen, sei im Prozess ein gewisses Maß an Vertraulichkeit erforderlich. Außerdem müsse das Paket am Ende auch dem Europaparlament zur Zustimmung vorgelegt werden.

„Es gibt ein PotenZial von rund 119 Milliarden Euro jährlich – und ein Wirtschaftswachstum von rund 0,5 Prozent.“

Die „Investitions­ schutzklausel“

Eine Studie der EU-Kommission

Unstrittig ist … … der Vertrag sieht ein Klagerecht von Konzernen gegen Staaten im Rahmen von Schiedsgerichtsverfahren vor. Wegen „indirekter Enteignung“ sollen gegenüber Körperschaften (auch künftige) Gewinne eingeklagt werden können, wenn Staaten durch ihr Handeln Gewinnerwartungen schmälern. Die Anzahl solcher Verfahren (im Rahmen anderer Freihandelsabkommen) hat zuletzt stark zugenommen. Kritiker sagen … … die EU und die USA hätten die bestentwickelten rechtsstaatlichen Systeme weltweit – ein über jenen Bereich hinausgehender Schutz von Investitionen sei nicht notwendig. Zudem sei es verfassungsrechtlich bedenklich, dass Schiedsgerichte (statt nationale Gerichte mit mehreren Instanzen) nationale politische Entscheidungen (Lebensmittel-, Umwelt-, Sozial­ gesetze) erzwingen.

ES GEHT GAR NICHT UM ZOLLABBAU. NUR NOCH VIER PROZENT DES EU-WARENSTROMS sind VON ZÖLLEN BETROFFEN.

Befürworter sagen … … ein Klagerecht von Konzernen gegen Staaten sei (als Ultima Ratio!) notwendig, um Investoren vor rechtlicher Willkür zu schützen. In fast allen 2.800 weltweiten und 62 österreichischen Investitionsschutzabkommen gebe es eine Klausel, wonach Unternehmen Staaten klagen können. Österreich ist allerdings noch nie geklagt worden.

Die Vorteile des Abkommens

Unstrittig ist … … der Wegfall jener vielen Umstände, die es ausländischen Herstellern schwerer macht als einheimischen, in einem Land etwas zu verkaufen, schafft einen enormen Wohlstandsgewinn. Und zwar sowohl für die Export- als auch die Importnation. Wie hoch dieser ausfällt, darüber gehen die Meinungen auseinander. Befürworter sagen … … eine Studie der EU-Kommission sehe für die EU-Wirtschaft ein Potenzial von rund 119 Milliarden Euro jährlich – und ein kontinuierliches höheres Wirtschaftswachstum von rund 0,5 Prozent in Europa. Nach einer Studie des deutschen IFO-Instituts (ähnliche Zahlen für Österreich existieren nicht) entstünden beim nördlichen Nachbarn zusätzlich 181.000 Jobs. Kritiker sagen … … die Methodik zur Berechnung der Wohlstandsgewinne, auf die Befürworter verweisen, sei fragwürdig. Ein Wachstumseffekt durch das Freihandelsabkommen sei höchstens marginal spürbar.

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barometer die weltkonjunktur im März

branchen-klima Im weltweiten Branchenklimaindex der Volkswirte von Euler-Hermes dominiert die Farbe Orange: Stagnation, jedoch keine fundamentale Schwäche.

CHE AUT ITA ESP TUR GBR CZR POL RUS Global

ru ng s om mi 6  A o t te l ut bil o 6  B zul a h i e fe n r 6  M -, F ind as lug us t r c h ze 6  IT in u ie - u en gau n sr 6  P d T un d üs t ap e An un ie le 6   C r u ko m l a g g he nd -A en m Ze u s b a 6  S ie lls rüs u ta t te of h r f 6  H l al bl e 6  B it au er w un d 6  H ir t a n s c h Ko m d e af po t l ne nt en

m

Gute Aussichten

,

Erste Schwächen

.

Fundamentale Schwächen

!

Bevorstehende Krise/Krise

VENEZUELA 12.956 USD

BIP/Kopf:

+1,5 %

export-klima das export-barometer* zeigt verstärkte Dynamik. Um 1,9 Prozent (Vorperiode: 1,07 %) haben die Ausfuhren zuletzt zugelegt. Mit Drittstaaten (Nicht-EU) ist sogar ein Anstieg von 2,7 Prozent zu verzeichnen.

brasilien 12.079 USD

BIP/Kopf:

+2,2 %

Argentinien 11.576 USD

+ 1,9 %

BIP/Kopf:

+2,3 %

CHART DES MONATS

DIE EINKAUFSMANAGER-INDIZES der USA und Chinas fallen zu Jahresbeginn überraschend schlecht aus. In China droht sogar eine schrumpfende Produktion (Werte über 50 bedeuten Expansion). Der EMI der Eurozone stieg im Januar hingegen auf den höchsten Wert seit 2011.

WACHSTUMSMOTOREN DER ERDE Die am stärksten wachsenden Metropolregionen und ihr Anteil am Wirtschaftswachstum der OECD von 2000 bis 2010.

7

Eurozone

10

2009

2010

2011

2012

2013

2014

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1

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2

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45 40

3

Pa

rückgang

50

4

W

55

5

Pa

wachstum

60

Quelle: HSBC Bank, Markit PMI Composite Europe

CHINA

2008

Anteil am metropolengetriebenen Wachstum in der OECD (in %)

6

USA

2007

S eoul

I ncheon

Produktions-klima

Quelle: OECD, 2014

FRA DEU

n

Sehr gute Aussichten

*Quelle: Statistik Austria, Vergleich Quartal 1–3 2013/1–3 2012

IDN ZAF

m m,,,,,m,,!, m,,,,,,,,,,m m m m,m,,,,,., m m m m .,,,.,,m m,,,,,,m,,,m m,m,,,,m,,,m m,m,,,,,,,,m m .,m,,,m,,., m m,,,,,m,m,, m ,,,,. m,m m m m ,,,,,m,m ., ,.,,. .,,. . ! . ,,.,. .,m . . !! m,, m,. . . . . m ,,,.,,.,,,. ! mm, mm,m, !m m,. ,,,,. ! . m m m m m,m m,,, m m,,,,,m,,.,

Quelle: Euler Hermes

IND

ut

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JAP CHN

+2,4 %

49.922 USD

6  A

6  N

USA BRA

usa BIP/Kopf:

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Eurozone 34.510 USD

russland 14.247 USD

BIP/Kopf:

BIP/Kopf:

+1,0 %

+2,9 %

deutschland 41.513 USD

BIP/Kopf:

+1,7 %

china Türkei BIP/Kopf:

+3,8 % ÖSTERREICH BIP/Kopf: 49.256 USD

BIP/Kopf:

+7,2 %

10.609 USD

JAPAN BIP/Kopf:

6.067 USD

+1,5 %

das bruttoinlanDSprodukt

saudi-Arabien BIP/Kopf: 25.085 USD

+1,4 %

+4,0 %

SÜDKOREA 32.272 USD

BIP/Kopf:

Die Währungsturbulenzen in den Schwellenländern schlagen auch auf die BIP-Schätzung des Economist* für 2014 durch. Brasilien kann heuer nur noch 2,2 Prozent Wachstum erwarten, die Türkei rechnet mit einem Plus von 3,8 Prozent. 7,2 Prozent Wachstum für China gelten als überraschend schwach.

+ 3,4 % ÄGYPTEN 3.112 USD

indonesien 3.592 USD

BIP/Kopf:

+ 2,2 %

BIP/Kopf:

indien BIP/Kopf:

+ 6,0 %

+5,4 %

1.492 USD

46.736 USD

südafrika 7.507 USD

BIP/Kopf:

+3,3 %

australien 67.723 USD

BIP/Kopf:

*Stand Februar 2014

+2,8 %

transport-klima

FOREX-KLIMA

Abkühlung im Welthandel signalisiert der BALTIC DRY INDEX, in Österreich deutet der WKo TRANSPORTKOSTENINDEX nicht auf fundamentale Schwäche hin.

Die Entwicklung der wichtigsten Währungen zum Euro.

seit 08/2013

seit 02/2013

1,22

1,06 %

0,63 %

27,54

–5,80 %

–6,86 %

0,83

3,85 %

3,33 %

307,59

–2,94 %

–4,96 %

84,75

–4,78 %

–15,13 %

Schweizer Franken

BALTIC DRY INDEX

2000

Aktueller Kurs

wird von der Baltic Exchange in London veröffentlicht und gilt als wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen auf Standardrouten.

Tschechische Krone Pfund Sterling

1000

Ungarischer Forint März

April

Mai

Juni

Juli

Aug.

Sept.

Okt.

Nov.

Dez.

2014

Feb.

Indische Rupie Japanischer Yen

136,78

–4,50 %

–7,64 %

475

Polnischer Zloty

4,19

0,59 %

–0,31 %

Rumänischer Leu

4,45

–0,73 %

–1,75 %

Türkische Lira

3,03

–15,48 %

–21,39 %

US-Dollar

1,35

–2,11 %

–0,04 %

8,2

–0,24 %

–1,22 %

Quelle: Bloomberg, WKÖ

480

470

WKO TRANSPORTKOSTENINDEX

465

wird seit 1971 vom Fachverband errechnet. Bezugsquellen sind offizielle und öffentliche Daten.

460

1/2013

2/2013

3/2013

4/2013

5/2013

6/2013

7/2013

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8/2013

9/2013

10/2013 11/2013

12/2013 1/2014

Chinesischer Renminbi Quelle: OeNB

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die grosse chance Kasachstan

Reif

Foto: APA PICTUREDESK

Kaschagan: Der Kunstinsel-Archipel soll bald Herzstück der kasachischen Erdölförderung sein.

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Mitten im Kaspischen Meer entsteht ein Archipel aus Förderinseln, der Metall- und Maschinenbauunternehmen gigantische Geschäftschancen bietet. Von Piotr Dobrowolski

für die

s hat fast minus 40 Grad, und die Vorstel­ lung, dass hier auf einem künstlichen Ei­ land mitten in der bitterkalten Kaspischen See im Sommer schon mal 40 Grad plus herrschen können, scheint absurd. Vor uns liegen mächtige Riffe, die, aus riesigen Steinplatten aufgeschüttet, den Bohrinseln vor uns Schutz vor Packeis bieten sollen. Die nächtliche Beleuchtung verpasst der Szenerie einen unwirklich-gespenstischen Schein. Willkommen in Kaschagan, dem Kunstinsel-Archipel, der schon bald das Kronjuwel der kasachischen Erdöl­ förderung sein soll. Von hier aus sollen bald jene elf Milliar­ den Barrel Öl gefördert werden, die im Meeresboden vermutet werden und (mit all den anderen Vorkommen) das Land Kasachstan zur Nation mit den zehntgrößten Erdölreserven der Welt machen. Noch ist das Kronjuwel ein ungeschliffener Diamant. Doch schon 40 Milliarden Dollar wurden für die ersten Vorarbeiten am Förderkomplex Kaschagan investiert, und wenn die kommerzielle Förde­ rung 2015 beginnt, werden hier täglich 370.000 Barrel (ab 2016 sogar rund eine Million Barrel täglich) gefördert. Der Bedarf an Maschinen, Fördertechnik und Dienstleistungen, der dadurch entsteht, lässt sich nur ➤ schwer in Zahlen darstellen.

Insel? AU S S E N W I R T S C H A F T m a g a z i n e | M ä r z 2 0 1 4

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die grosse chance Kasachstan

S ave t h e Dat e

AUSTRIA SHOWCASE BEI DER KIOGE

30. 9. bis 3. 10. 2014

Im Herbst dieses Jahres ist ein Austria Showcase österreichischer Technologien für die Öl- und Gasindustrie Kasachstans geplant. Er soll rund um die größte Fachmesse Kasachstans, die KIOGE, stattfinden. Mehr Info unter: http://wko.at/aussenwirtschaft/KIOGE

Kasachstan: Einige österreichische Pioniere sind inzwischen bereits recht erfolgreich vor Ort.

Kasachstan BIP-Entwicklung

in Prozent 2011

+7,5 %

2012 +5,1 % 2013 +5,0 % 2014 +5,2 % 2015 +6,1 % BIP pro Kopf 2014: 14.343 USD Quelle: IMF

Erdölproduktion in Kasachstan

in Millionen Tonnen 2011

81

2012 83 2013 83 2014 85 2015 95 2016 102 Quelle: BP Statistical Review of the World Energy

Erdölreserven weltweit

in Prozent

OPEC-Länder 77,2

Russland 5,6 Kasachstan 3 USA 2,1 Andere Länder 12,1

Quelle: BP Statistical Review of the World Energy

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Investitionsbedarf. Eines ist klar: Den Bedarf an Fördertechnik, der ab 2014 hier herrscht, kann schon jetzt weder das Land noch die Region aus eigener Kraft bewältigen. Das Land sucht daher ganz gezielt nach Zulieferern für die Erdöl- und Erdgasindustrie. Erst kürzlich hat sich der kasachische Maschinenbauverband an eine Vielzahl ausländischer Wirtschaftsvertretungen, darunter auch Österreich, gewandt, um für Investitionen zu werben. Auf mehr als 400 Millionen Dollar wird der jährliche Bedarf geschätzt. Von Kränen über Pipelines, Laborausrüstung bis zu Ventilen braucht das Land fast alles, was in irgendeiner Form für die Erdölförderung einsetzbar ist. Dass die Chancen für Österreicher in Kasachstan gut sind, bestätigt auch der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Almaty, Michael Müller: „Der Erdölsektor ist ein Markt, der für Sentimentalitäten wenig Platz übrig lässt. Insofern ist die Einladung an österreichische Firmen so zu bewerten wie die Einladung an jeden anderen Investor. Allerdings wird Österreich in Kasachstan sehr stark mit Qualität und Hightech verbunden und ist daher schon ein wichtiger potenzieller Kooperationspartner.“ Das Wort Kooperation ist hier ohnehin der Schlüssel zum Erfolg. „In Ausschreibungen wird immer ein sogenannter ‚Local Content‘ gefordert“, erzählt Müller. „Also dass zum Beispiel mit lokalen Zulieferern zusammengearbeitet wird oder dass die Maschinen vor Ort gewartet werden. Die Einbindung von lokalen Partnern ist bei einem Engagement in Kasachstan

daher immer ganz dringend zu empfehlen.“ Dann fällt es auch leichter, bei Ausschreibungen die so wichtige LocalContent-Anforderung zu erfüllen. Pioniere. Einige österreichische Pioniere sind inzwischen bereits erfolgreich vor Ort – allen voran die OMV, die mit dem Erwerb der Petrom auch deren Aktivitäten in Kasachstan übernommen hat. Auf vier Feldern in Westkasachstan fördert die OMV rund 12.000 Barrel pro Tag, was immerhin rund vier Prozent der weltweiten Fördermenge des Unternehmens ausmacht. Auf die Spezifik eines Engagements in Kasachstan angesprochen, nennt OMVSprecher Johannes Vetter einen Punkt, den auch andere im Land tätige Unternehmer immer wieder erwähnen – das eher knappe Angebot an technischen Fachkräften: „Eine besondere Herausforderung ist es, hoch qualifizierte Mitarbeiter dafür zu gewinnen, in fernab gelegenen Gebieten zu arbeiten.“ Was auch daran liegt, dass Kasachstan zwar immer mehr Ingenieure ausbildet, die Nachfrage aber noch schneller steigt. Um gute Leute zu halten, sind daher Gehälter zumindest in europäischer Größenordnung nötig. Keine Furcht. Auf höchster Ebene muss allerdings ohnehin eigenes Personal her: „Ausländische Firmen müssen bereit sein, Managerkapazitäten vor Ort einzusetzen – auch deshalb weil die asiatisch geprägte Kultur es verlangt, dass auf gleicher Ebene kommuniziert wird. Es wäre bei Großprojekten undenkbar, einen jungen Mitarbei-

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Fotos: APA PICTUREDESK, Shutterstock

M ar k tan aly s e


Mar k tan aly s e

Investitionsboom

410 Millionen Dollar jährlich: Der Aufbau der kasachischen Erdöl­ produktion bietet riesige Geschäftschancen. Die Branchen im Überblick. in US-Dollar pro Jahr Pipeline-Rohre

57 Mio. Zusatzequipment

(Flanschen, Rohrbogen etc.)

12,5 Mio. Bohrrohre

51 Mio. Ventile, Kompressoren, Pumpen, Turbinen

119 Mio. Wärmetauscher

2 Mio. Elektrik

(Stromleitungen, Transformatoren) Noch ist die Insel in Bau: Den Bedarf an Fördertechnik, der ab 2014 hier herrscht, kann weder das Land noch die Region aus eigener Kraft bewältigen.

ter nach Kasachstan zu schicken, damit der einen Vertrag ausverhandelt, und der CEO kommt dann zur Vertragsun­terzeichnung. Da muss von Anfang von CEO zu CEO ­verhandelt werden“, sagt der österrei­ chische Wirtschaftsdelegierte Müller. So östlich-asiatisch der unbedingte Wunsch ist, vom Gegenüber auf Augenhöhe behandelt zu werden, so postsowjetisch-russisch geprägt ist allerdings nach wie vor die Verwaltung im Land. Als überaus günstig bezeichnen die Lage in Kasachstan dort tätige Österreicher, darunter etwa Liebherr, der Kräne nach Kaschagan

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liefert, oder Hoerbiger, der mit seinen Kompressoren im Land ist. Beim Bürokratieabbau, so lautet allerdings der Tenor, könne das Land noch Fortschritte machen. Zum Teil hat es sie schon gemacht. ­Michael Müller meint jedenfalls: „Man sollte sich vor Kasachstan nicht fürchten. Bei richtiger Markteinschätzung, guter Vorbereitung und passendem Partner vor Ort ist hier viel möglich.“ Fragen, Anregungen, Kritik? Sie erreichen den Autor per Mail an: aussenwirtschaft.magazine@wko.at

34,9 Mio. Prozesssteuerung

46 Mio. IT-Equipment

11 Mio. Laborausrüstung

4,4 Mio. Instandhaltung, Wartung, Service

74 Mio.

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tagebuch UNSER MANN IN …

… KIEw

Wie der Wirtschaftsdelegierte in Kiew, Hermann Ortner, inmitten der Maidan-Unruhen die Geschäfte aufrecht erhält.

nicht nur fachspezifische Informationen: Im gemeinsamen Kreis können Anliegen, Ideen und auch Probleme erörtert werden.

15.00 Uhr

Business as usual inmitten der Unwägbarkeiten am Maidan-Platz: Die Austrian Business Circles finden weiterhin statt.

10. Februar, 8.00 Uhr

Es ist eiskalt, die Straßen sind spiegelglatt. Nicht ungewöhnlich für Kiew zu dieser Tages- und Jahreszeit. Doch sonst ist nichts gewöhnlich in den Straßen, die mich ins Büro führen. Ich passiere die zum Maidan-Platz führende abgesperrte Khreshchatyk-Straße. Überall Barrikaden, Sicherheitskräfte, dick eingepackte Demonstranten. Was normalerweise ein logistischer Vorteil ist – das AußenwirtschaftsCenter Kiew ist mitten im Zentrum und für österreichische Geschäftsleute sehr leicht zu erreichen –, schafft nun Probleme. Der Büroweg ist nicht immer einfach zu bewältigen. Was die Betrachter der Nachrichtenbilder daheim nicht realisieren, ist, wie sehr die Menschen – übrigens jeder politischen Einstellung – bemüht sind, allen Protesten zum Trotz die Normalität des Alltags so gut wie möglich weitergehen zu lassen. So lautet auch die Devise unseres Teams, das gerade hier im Büro eintrifft: „Business as usual“.

8.30 Uhr

Bürobeginn. Wir starten mit der Durchsicht aktueller Anfragen österreichischer Unternehmen. Nicht nur das politische, auch das Geschäftsklima ist derzeit sehr angespannt. Die Anliegen der Firmen betreffen also erwartungsgemäß insbesondere Probleme, die sich bei ihrer Geschäftstätigkeit in der Ukraine ergeben. Die genauen Arbeitsabläufe und Rechercheergebnisse zu früheren Anfragen werden mit den einzelnen Mitarbeitern besprochen.

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10.00 Uhr

Die Handelsräte der EU-Länder treffen einander regelmäßig in den Räumlichkeiten der Europäischen Delegation in Kiew. Da das AußenwirtschaftsCenter Kiew im Gastland formell Teil der öster­ reichischen Botschaft ist, nehmen wir auch die Aufgaben eines Handelsrates wahr. Trotz des schwierigen Umfelds: Wir besprechen aktuelle wirtschaftspolitische Themen, neue wirtschaftsrelevante Regelungen und geschäftliche Problemfälle von allgemeinem Interesse. Und wir stimmen teilweise gemeinsame Vorgangsweisen bei Interventionen ab.

12.00 Uhr

Wir sind rund 20 Personen, die einander in der separaten Räumlichkeit eines Restaurants nahe dem Dnjepr treffen. Der Austrian Business Circle findet trotz der unangenehmen äußeren Umstände statt – das AußenwirtschaftsCenter Kiew organisiert diese Netzwerktreffen regelmäßig für die lokalen Niederlassungsleiter und Vertreter österreichischer Firmen – so auch an diesem Tag. Politik ist natürlich auch hier ein Thema. Der österreichische Botschafter gibt uns einen kurzen Bericht über die aktuelle Situation. Dann geht es zurück zum eigentlichen Kern des Treffens: Nach einem Abriss wirtschaftsrelevanter Informatio­ nen von meiner Seite folgt der Vortrag eines uns gut bekannten Steuerberaters zum Thema Compliance mit anschließender angeregter Diskussion. Den Austrian Business Circle auch jetzt beizubehalten ist wichtig. Die Teilnehmer erhalten hier

Rückfahrt ins Büro. Manche zentrumsnahen Straßen sind infolge der anhaltenden Unruhen nicht passierbar. Die steileren Straßenverbindungen zurück ins Zentrum sind zudem wegen Glätte mit Vorsicht zu genießen – der Weg ins AußenwirtschaftsCenter gestaltet sich also etwas langwierig. Danach geht es weiter mit der Büroarbeit … mit Telefonaten, Besprechungen und schriftlichen Informationen an österreichische Unternehmen. Die Anliegen österreichischer Firmen stehen im Vordergrund, doch angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine geht es auch um die enge Zusammenarbeit mit österreichischen Medien. Neben der politischen Berichterstattung steht für viele von ihnen auch die Geschäftstätigkeit österreichischer Firmen in der Ukraine im Fokus.

18.30 Uhr

Es sind intensive Tage in Kiew. Aber auch spannende, abwechslungsreiche Tage. Ein solcher Arbeitstag geht nun langsam zu Ende, und jetzt ist Zeit und Muße, sich mit Zeitungsnotizen und aktueller Medieninformation über das Tagesgeschehen zu beschäftigen … Dieser Tagebucheintrag entstand zu Redaktionsschluss am 17. Februar, bevor die Lage am Maidan eskalierte.

Hermann Ortner Wirtschaftsdelegierter in Kiew vul. Kruglouniversytets’ka 3–5 Office 31, 11. Stock 01024 Kiew Ukraine http://wko.at/aussenwirtschaft/ua Hermann.Ortner@wko.at Tel.: +380 44 220 35 40 Fax: +380 44 220 35 41

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COVERSTORY ASEAN

SuperMARKT zwischen SuperMächten Foto: shutterstock

Die ASEAN-Staaten werden zur gröSSten Freihandelszone der Erde: Fast 600 Millionen Konsumenten, ein BIP-Wachstum von fünf Prozent und offene Grenzen mit China und Indien locken Investoren. Auch politisch soll der Zollverein zusammenwachsen. Ob da die Regionalmacht China mitspielt? Von Rudolf Loidl und Clemens Coudenhove

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Die Flagge der ASEAN-Staaten: Zehn stilisierte gelbe Reisrispen symbolisieren die Mitgliedsstaaten.

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COVERSTORY

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Singapur: Finanzzentrum des hochgradig inhomogenen Wachs­ tumsmarktes der ASEAN-Staaten.

Flagge und Hymne. Kaum eine Episode macht deutlicher, um welch poli­ tischen Däumling es sich bei der Staatengemeinschaft ASEAN handelt. Das hochgradig heterogene Gebilde (Details siehe Kasten „ASEAN – was ist das?“) umfasst junge Demokratien, Monarchien, kommunistische Regimes und autoritäre Staaten. Aber auch wirtschaftlich sind die Unterschiede krass: Das jährliche Pro-KopfEinkommen schwankt zwischen 800 und 50.000 Dollar. Doch aller politischer Wichtelhaftigkeit zum Trotz: Die Zollfreizone ist ein wirtschaftlicher Koloss. Mehr als 600 Millionen Menschen leben ­innerhalb ihrer Grenzen, Tendenz stark steigend. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum beträgt rund fünf Prozent.

Und man hat ambitionierte politische Ziele: Noch 2015 soll eine sogenannte ASEAN Community mit zahlreichen Säulen entstehen, von denen die ASEAN Political Security Community (APSC), die ASEAN Economic Community (AEC) und die ASEAN Socio-Cultural Community (ASCC) die wichtigsten sind. Unter „ASEAN Connec­tivity“ sind aufwändige regionale Transportinfrastrukturprojekte geplant, mit der „Initiative for ASEAN Integration“ sollen schwächere Mitgliedsstaaten wie Kam­bodscha, Laos, Myanmar und Vietnam (kurz CLMV-Staaten) gefördert werden. Seit Kurzem soll auch eine Flagge und eine Hymne („The ASEAN Way“) der Gemeinschaft Identität verleihen.

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Fotos: shutterstock (2)

s hätte ein historischer Akt werden können. Hätte. Doch er scheiterte – an einem der kleinsten Mitgliedsländer, an Kambodscha. Zum ersten Mal seit der Gründung der Association of South East Asian Nations (ASEAN) im Jahr 1967 gingen die Mitglieder eines Gipfeltreffens im Disput auseinander. Und das obwohl man sich in jenen Julitagen 2012 auf wahrlich Historisches einigen konnte: Die ASEAN-Staaten, jene Zollfreizone von zehn südostasiatischen Ländern, verpflichten sich zu einer Menschenrechtserklärung, bindend selbst für autoritäre Regimes wie Myanmar oder Laos. Mehr noch: Man legte auf dem Gipfel den Grundstein für eine gigantische China, Japan, Südkorea und Indien umfassende Freihandelszone. Ein klitzekleines Detail hätten sich die Verhandler der Philippinen und Vietnams noch gewünscht: eine Mahnung, im Territorialstreit mit China um ein paar Inseln im Südchinesischen Meer nur friedliche Mittel zuzulassen. Es wäre ein eher symbolischer Akt der Solidarität der ASEAN-Staaten gegen den zunehmend selbstbewusst auftretenden Nachbarn China gewesen. Doch nicht einmal auf ­einen symbolischen Allgemeinplatz konnte man sich einigen: Kambo­d­scha und Myanmar, die beiden Mitgliedsländer der Union in der politischen Voliere chinesischer Wirtschaftshilfe, verweigerten die Unterschrift und ließen die Gipfelerklärung letztlich platzen.


Wissen

ASEAN – was ist das? Krasse Heterogenität ASEAN wurde 1967 von Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur und Thailand gegründet – offiziell um wirtschaftliche, soziale, technische, wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit zu vertiefen. Tatsächlich war die Gründung sicherheitspolitisch motiviert. Der Vietnamkrieg und die Furcht vor einer Ausbreitung des Kommunismus ließen die Gründungsstaaten zusammenrücken. In den 1990er Jahren wurde die Staatengemeinschaft um Brunei, die Philippinen (ASEAN-6) sowie um die als „CLMV“ abgekürzten Entwicklungsländer Kambodscha, Laos, Myanmar und Viet­nam erweitert. Wichtigstes Merkmal der ASEAN ist deren krasse Heterogenität: Junge Demokratien, Monarchien, kommunistische Regimes und autoritäre Staaten sind dabei. Und das Pro-Kopf-Einkommen schwankt zwischen 50.000 Dollar in Singapur und 800 Dollar in Myanmar, dem ehemaligen Burma. Gemeinsam sind es mehr als 600 Millionen Menschen, Tendenz stark steigend. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum beträgt mehr als fünf Prozent.

Die ASEAN-Staaten

„Nur moralischer Druck“. Das Wort „Absichtserklärung“ ist der Schlüsselbegriff, wenn es um die Politik der ASEAN geht. Denn supranationale Institutionen – wie sie uns Europäern mit dem Europäischen Rat, dem Europäischen Parlament oder der Kommission ein Begriff sind – gibt es im Verband Südostasiatischer Natio­nen nicht. Ein personell unterbesetztes Sekretariat in Jakarta hat vor allem die Aufgabe, die über hundert jährlichen Meetings des Staatenbundes vorzubereiten. Diese sind tatsächlich Motor und Lenkungsorgan der Integration. Das wichtigste Treffen ist der East Asia Summit (EAS) mit den zehn Regierungschefs, die auch den Turbo der Staatengemeinschaft, die ASEAN Free Trade Area

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Indonesien

Brunei

Malaysia

Kambodscha

Philippinen

Laos

Singapur

Myanmar

Thailand

Vietnam

(AFTA), zünden. Seit 2006 gilt für die sechs höher entwickelten Staaten Brunei, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur und Thailand, dass 99 Prozent aller Produkte annähernd zollfrei gehandelt werden können. Mit 2015 soll die AFTA für diese Länder auch auf Dienstleistungen ausgedehnt werden. Ebenfalls kommendes Jahr soll die Freihandelszone (mit Ausnahme der Dienstleistungen) auf die vier ärmeren Mitgliedsstaaten Vietnam, Myanmar, Kambodscha und Laos ausgedehnt werden. Nichteinmischung. Doch ganz so freizügig wie jenen der EU darf man sich den gemeinsamen Markt der ASEAN-Staaten nicht vorstellen. Denn einem Wild- ➤

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COVERSTORY

ASEAN-Treffen sind Sinnbild der politischen Schwäche: vordergründige Harmonie – tatsächliche Uneinigkeit.

ASEAN für Exporteure Podiumsdiskussion „Vietnams Transformationsprozess – Chancen für Österreichs Wirtschaft?“ 14. 3. 2014 Diplomatische Akademie Wien Anmeldung: www.da-vienna.ac.at/events

Austria Showcase Ministerreise Doris Bures nach Indonesien/Myanmar 5. bis 8. Mai 2014 Mehr Information: http://wko.at/aussenwirtschaft/bmvit

Podiumsdiskussion „ASEAN 2015 – Neuer Wirtschaftsblock mit neuen Chancen?“ 24. 6.2014 Wirtschaftskammer Österreich Anmeldung: www.wko.at/exporttag (findet im Rahmen des Österreichischen Exporttages statt) Ihr Ansprechpartner für die ASEAN-Märkte in Wien Hans-Jörg Hörtnagl Tel.: 05/90 900-4429 ✏ aussenwirtschaft.sued-asien@wko.at

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Werkbank Chinas. Wirtschaftlich positionieren sich besonders die ärmeren CLMV-Staaten als günstige Produktions­ standorte. Beispiel Vietnam: Der langgestreckte Küstenstaat ist heute der wichtigste Schuhexporteur für die EU. Samsung baut seine Galaxy-Geräte in Viet­nam. Die Löhne betragen rund 30 Prozent von jenen in China. Als „verlängerte Werkbank“ gilt Vietnam speziell bei lohnintensiver Produktion – mittlerweile auch für China. Vermehrt werden Produk­ tionsstandorte in ASEAN-Länder verlegt, weil in den Ballungsräumen im Reich der Mitte die Löhne mittlerweile höher sind als in so manchem mittelosteuropäischen EU-Mitgliedsland. „Wenn es um Investitionen geht, spricht die Infrastruktur allerdings noch immer eindeutig für China. Da hinken Vietnam und Indonesien noch nach“, sagt Oskar Andesner. Die Produktionsverlagerung aus China fällt den Unternehmern auch deshalb mittlerweile leicht, weil die ASEAN-Staaten über ein Freihandelsabkommen mit dem Reich der Mitte verbunden sind. „Anfang 2010 trat das ASEAN-China Free Trade Agreement in Kraft, eine historische Vereinbarung“, erläutert Andesner. Für knapp 90 Prozent aller gehandelten Güter der ASEAN-Staaten und Chinas ­entstand so ein Binnenmarkt mit knapp zwei Milliar-

Inselstreit, TPP-Disput: Die Umarmung der ASEAN-Staaten durch die Regionalmacht China gleicht manchmal einem Würgegriff. AU S S E N W I RT S C H A F T m a g a z i n e | M ä r z 2 0 1 4

Fotos: shutterstock, APA PICTUREDESK

EventHighlights 2014

wuchs an technischen und rechtlichen Vorschriften – sogenannten nichttarifären Handelshemmnissen, die lokale Märkte schützen sollen – kann in der AFTA-Zone nichts entgegengesetzt werden. „Je stärker die Tendenzen werden, den Markt zu liberalisieren und zu harmonisieren, desto stärker werden die Tendenzen der Länder, sich Ausnahmeregeln über nichttarifäre Handelshemmnisse herauszuverhandeln“, sagt Gustav Gressel, Wirtschaftsdelegierter in Bangkok. Und dagegen gibt es innerhalb der ASEAN keinerlei Sanktionsmöglichkeiten. „Es existiert nur das Mittel des moralischen Drucks“, sagt Gressel. Überhaupt: Das Prinzip der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten wird auch innerhalb der ASEAN hochgehalten. Einerseits weil das Voraussetzung bei der Gründung war – um die hochgradig inhomogenen politischen Systeme in Einklang zu bringen –, andererseits aber auch aus historischen Gründen, wie Gustav Gressel betont: „Bis auf Thailand waren alle diese Länder einmal Kolonie oder Protektorat. Das sitzt noch tief. Man will da einfach niemanden über sich respektieren.“ Andererseits: „Die Erwartungen der einzelnen Mitgliedsländer an die AFTA sind auch sehr, sehr hoch“, sagt Oskar Andesner, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Peking, der zuvor lange in Thailand und Indonesien tätig war. „Der Inter-ASEAN-Handel ist in allen Mitgliedsländern Nummer eins, das heißt, man schätzt auch innerhalb der ASEANStaaten die Bedeutung der Freihandelszone für den Wohlstand sehr hoch ein“, meint Andesner. Dass daraus in Zukunft auch der Wille zu größerer politischer Einigung keimt, ist nicht auszuschließen. Immerhin ist die EU – trotz Imageschrammen im Zuge der Eurokrise – das wichtigste Vorbild für die geplante Integration der ASEAN-Staaten.


Werner Somweber, Wirtschaftsdelegierter in Kuala Lumpur ✏ kualalumpur@wko.at

Malaysia

Marktanalyse den Menschen und einem internen Handelsvolumen von 470 Mil­liarden Dollar. Nach der EU und der n ­ ordamerikanischen Nafta ist dies mittlerweile der drittgrößte Handelsblock am Globus. Heimlich-Manöver. Dass die Umarmung der ASEAN-Staaten durch die Regionalmacht China manchmal einem Würgegriff und ab und zu auch einem Heimlich-Manöver gleicht, offenbart eine Begebenheit vor einigen Wochen. Unmittelbar nach dem ASEAN-Gipfel in Brunei reiste Chinas Staatschef Xi Jinping vergangenen November nach Jakarta, um dort – als erster ausländischer Staatschef überhaupt – vor dem indonesischen Parlament zu sprechen. Die diplomatische Welt hielt den Atem an: Das größte und bedeutendste ASEAN-Land Indonesien gewährt nicht etwa dem Staatschef eines Mitgliedsstaates, sondern dem Generalsekretär der chinesischen KP eine solch hohe Ehre. Der Grund für die Charme­offensive: ein großzügiges 21-Milliarden-Dollar-Inves­ titionspaket aus China, das wiederum im Gegenzug für die Weigerung Indonesiens, sich dem Freihandelsabkommen TPP (Trans-Pacific Partnership), anzuschließen, geschnürt wurde. Das Freihandelsabkommen TPP, an dem Australien, Chile und Kanada, aber auch die ASEAN-Staaten Singapur, Vietnam und Malaysia sowie die USA teilnehmen, wird international als Gegengewicht zur Regionalmacht China verstanden. In Peking sieht man TPP ganz klar als antichinesischen Pakt. BIMSTEC. Da gestaltet sich das Verhältnis mit der anderen Regio­nalmacht Indien ­diplomatisch weitaus entspannter. Dafür ist es wirtschaftlich ausbaufähig. „20 Jahre, nachdem Indien seine ‚Look East‘Politik definierte, zwei Jahre nachdem ➤ daraus die ‚Act East‘-Politik wurde,

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IM DETAIL

Die Analysen unserer Spezialisten vor Ort Volker Ammann Wirtschaftsdelegierter in Singapur ✏ singapur@wko.at

Singapur BIP-Wachstum 2013: 3,7 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 50 % BIP pro Kopf: 49.180 USD Chancenreiche Sektoren: Technologien und Lösungen für die sauberen Städte von morgen, Sicherheitstechnologie, Design/Lifestyle Volker Ammann über Singapur:

„Singapur ist ‚Asia light‘, eine euro­ päisch tickende Stadt mitten in Asien – ideal für den Einstieg nach Fernost.“ Clemes Machal Wirtschaftsdelegierter in Jakarta ✏ jakarta@wko.at

BIP-Wachstum 2013: 5,0 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 5,1 % BIP pro Kopf 2013 : 10.429 USD Chancenreiche Sektoren: Energiewirtschaft, Öl- und Gas­i ndustrie, Bau und Infrastruktur, Eisenbahntechnologie, Automobil­i ndustrie, Kunststoff­i ndustrie Werner Somweber über Malaysia:

„Malaysia ist ein Investitionsstandort: liberale Wirtschaftspolitik, stabile politische Strukturen, Investitionsanreize sowie die exzellente Infrastruktur.“

Brunei BIP-Wachstum 2013: 2 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 5 % BIP pro Kopf 2013: 55.000 USD Chancenreiche Sektoren: Papier, Mess- und Prüfgeräte, Sicherheitstechnik, Grüne Technologien Werner Somweber über Brunei:

„Dank seiner Öl- und Gasindustrie ist das Sultanat Brunei eines der reichsten Länder der Welt. Schlüsselsektoren sind Bildung, IT, Verkehr und erneuerbare Energien.“ Lisa Kocsak Wirtschaftsdelegierte in Manila ✏ manila@wko.at

Indonesien

Philippinen

BIP 2013 (Schätzung): 5,1 % BIP 2014 (Schätzung): 5,4 % BIP pro Kopf 2013: 5.133 USD Chancenreiche Sektoren: Infrastruktur / v. a. Eisenbahnsektor, Elektrizitäts- und Alternativenergie, Medizintechnik

BIP-Wachstum 2013: 6,9 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 7,32 % BIP pro Kopf: 4.631 USD Chancenreiche Sektoren: Erneuerbare Energien, Bau und ­I nfrastruktur, Gesundheit und Medizintechnik

Clemens Machal über Indonesien:

Lisa Kocsak über die Philippinen:

„Indonesien befindet sich auf der ,Überholspur‘ und hat allein durch seine 240 Millionen Einwohner und den Rohstoffreichtum ein enormes Potenzial.“

„Mit einem BIP-Wachstum von 6,9 Prozent sind die Philippinen einer der dynamischsten Wachstumsmärkte der ASEAN. Konsum- und Baubranche sind die Wirtschaftsmotoren.“

Quelle: WKO, tradingeconomics.com, IWF, Weltbank, gtai.de

Verlängerte Werkbank: Offene Grenzen mit China machen einige ASEAN-Staaten zum Ziel von Produktionsverlagerungen.

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COVERSTORY

„Das rohstoffreiche Land bietet große Möglichkeiten für Firmen, die bereit sind, ein kalkulierbares Risiko einzugehen.“

Laos Indien: Einen Schutzschirm gegen chinesische Ambitionen wird es für die ASEAN-Staaten nicht geben.

Marktanalyse

IM DETAIL

Die Analysen unserer Spezialisten vor Ort

BIP-Wachstum 2013: 8 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 8,3 % BIP pro Kopf: 1.490 USD Chancenreiche Sektoren: Anlagen für Energie und Landwirtschaft, Infrastrukturprojekte, Medizintechnik Gustav Gressel über Laos:

„Die laotische Wirtschaft ist noch in den Anfangsstadien ihrer Entwicklung. Der Agrarsektor spielt für die Wirtschaft noch eine bedeutende Rolle.“

Kambodscha Gustav Gressel Wirtschaftsdelegierter in Bangkok ✏ bangkok@wko.at

Thailand

Quelle: WKO, tradingeconomics.com, IWF, Weltbank, gtai.de

BIP-Wachstum 2013: 4 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 5 % BIP pro Kopf: 5.880 USD Chancenreiche Sektoren: Infrastruktur, Maschinen, Chemika­ lienhandel, Medizin-/Umwelt-/ Sicherheitstechnik, Industrie­ anwendungen, Schmuck

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Gustav Gressel über Thailand:

BIP-Wachstum 2013: 7 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 7,4 % BIP pro Kopf: 1.015 USD Chancenreiche Sektoren: Anlagen für Energie und Landwirtschaft, Infrastrukturprojekte, Maschinen, Pharmazeutika Gustav Gressel über Kambodscha:

„Europäische Investorengruppen beginnen Kambodscha als kostengünstiges Produktionsland zu entdecken.“

Vietnam

Myanmar

BIP-Wachstum 2013: 5,3 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 5,6 % BIP pro Kopf: 1.890 USD Chancenreiche Sektoren: Energie, Medizinsektor, Maschinenund Anlagen für Stahl-/Kunststoff-/ Papiersektor und die chemische Industrie

BIP-Wachstum 2013: 5 % BIP-Wachstum 2014 (Schätzung): 5,4 % BIP pro Kopf: 915 USD Chancenreiche Sektoren: Infrastruktur, Energie, Medizin, Ausbildung, Maschinen, Papier, Kunststoff

„Vietnam ist eines der wirtschaftlich aussichtsreichsten Länder Südost­ asiens. In naher Zukunft tun sich auch im Bereich der Konsumgüter Chancen auf.“

„Trotz der volatilen innenpolitischen Lage nützen immer mehr internationale Firmen Thailand als ihren Standort für die ASEAN.“

scheint Indien jetzt endlich die Tür zu den Nachbarn in Südostasien aufzumachen“, sagt Wolfram Moritz, Wirtschaftsdelegierter in New Delhi. Ein Freihandelsabkommen mit dem Verband Südostasiatischer Nationen, das seit 2010 existiert und bisher nur auf rund 4.000 Produkte angewandt wird, soll ab 2015 stark ausgeweitet werden und auch den Austausch von Dienstleistungen und länderübergreifende Investitionen umfassen. Immerhin: Nach der EU, den USA und China ist ASEAN mit 80 Milliarden Dollar der viertwichtigste Handelspartner für Indien. Noch vor dem neuen Lieblings­projekt der indischen Führung: dem Handelsbündnis BIMSTEC, das 2017 in eine Zollfreizone münden soll. Der „Bay of Bengal Initiative for Multi-Sectoral Technical and Economic Cooperation“ gehören Bangladesch, Bhutan, Myanmar, Nepal, Sri Lanka und Thailand an. Abgeblitzt. Einige ASEAN-Staaten erhoffen sich von dem erstarkten Ost­ engagement Indiens auch Verschiebungen in der regionalen Machtbalance. So drängten etwa Vietnam und die Philippinen beim letzten ASEAN-Indien-Gipfel im Dezember des vorvergangenen Jahres auf ein Machtwort Indiens im Inselstreit mit China. Der energiehungrige Subkontinent hat vitales Interesse an freien Seewegen im chinesischen Meer – und, wie China, geopolitische Ambitionen. Ein indischer „Schutzschirm“, wie symbolisch auch immer, über die Seestraßen der ASEAN wäre daher nicht ganz abwegig gewesen. Wäre. Denn der indische Außenminister Salman Kurshid ließ die Verhandler Vietnams und der Philippinen abblitzen. „Lokalkonflikte müssen lokal gelöst werden“, sagte Kurshid in ziemlich undiplomatischer Klarheit. Es hätte ein historischer Akt werden können. Hätte. Doch er scheiterte am bevölkerungsreichsten Staat der Erde. Und an der Idee, dass der Wettbewerb von Konsumgütern allemal sinnvoller ist als jener von Korvetten.

Gustav Gressel über Vietnam:

Fragen, Anregungen, Kritik? Sie erreichen den Autor per Mail an: aussenwirtschaft.magazine@wko.at

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Foto: breakoutnations

Gustav Gressel über Myanmar:


„So eine Gelegenheit gab es noch nie“

AsienExperte Christopher Devonshire-Ellis über das Potenzial der ASEAN-Staaten und wann Europäer lieber gleich nach Vietnam als nach China gehen sollten.

”Eine halbe Milliarde Konsumenten des Mittelstandes lassen sich jetzt von einem Produktionsstandort in ASEAN aus erreichen.“

Quelle: WKO, tradingeconomics.com, IWF, Weltbank, gtai.de

Christopher Devonshire-Ellis ist auf ausländische Direktinvestitionen in Asien spezialisiert.

Das große Vorbild der ASEANStaaten ist die Europäische Union. Hat die Zollunion das Potenzial, ebenso zur geopolitischen Großmacht aufzusteigen? Christopher DevonshireEllis: ASEAN ist eine Handels­

institution, die sich aus unter­schiedlichen Ländern mit unterschiedlichen wirtschaft­ lichen, religiösen und politi­ schen Grundlagen zusammensetzt. Sie wird sich meiner Einschätzung nach nie wie eine Nation verhalten. Das könnte man von der EU auch behaupten … Die ASEAN-Staaten sind weit-

aus heterogener als die Staaten der EU. Die Grundwerte der EU, Demokratie und Menschenrechte, sind im Gegensatz zu den ASEAN-Staaten in allen Mitgliedsstaaten verwirklicht. Mit Indonesien ist das weltweit bevölkerungsreichste islamische Land, mit Thailand jene Nation, die sich als Mutterland des Buddhismus versteht, ASEAN-Mitglied. Die Philippinen sind großteils christlich. Das birgt vielfältige Chancen – aber auch völlig unterschiedliche Interessenlagen. Was kann denn die ASEANRegion, was andere nicht können?

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Was ASEAN anbieten kann, ist etwas, das weder China noch die USA können: eine starke Mischung aus billigen Arbeitskräften und einer wachsenden Zahl an Konsumenten. In Vietnam oder den Philippinen leben gut ausgebildete Menschen. Daneben existieren stark wachsende Verbrauchermärkte wie Malaysia, Indonesien und Thailand. Außerdem lässt sich bei all jenen ­Ländern, die erst beginnen, den Weg der Industrialisierung einzuschlagen – zum Beispiel Myanmar und Kambodscha – enormes Wachstumspotenzial feststellen. Ein verbindendes globales Weltklassefinanzzentrum in Singapur ist da nur das Schlagobershäubchen. Vor allem die weniger ent­ wickelten ASEAN-Staaten werden zunehmend zur verlängerten Werkbank Chinas. Was bedeutet das für west­ liche Investoren? Es ist schon irgendwie ein Rätsel: Der Verbrauchermarkt in China wächst, also will man vor Ort sein und seine Produkte verkaufen, aber gleichzeitig werden die Lohnkosten ein Problem. Tatsächlich ist der Anstieg der Lohnkosten von zehn Prozent im Jahr untragbar. Und ASEAN hat eine nette Lösung: ein Freihandelsabkommen mit China. Jetzt lässt

sich in Vietnam, wo die Löhne etwa 30 Prozent unter jenen in China liegen, produzieren und zollfrei über die Grenze nach China liefern. Wann ist es sinnvoll, statt nach China gleich nach ­Vietnam oder Indonesien zu gehen? Die allgemeine Daumenregel besagt, dass wenn die Produktion rund 70 Prozent dessen ­erreichen kann, was mit der Produktion in China – mit seiner weitaus besseren Infrastruktur – möglich ist, dann ist es wirtschaftlich sinnvoll, von China nach Vietnam oder in andere ASEAN-Staaten wie Indonesien zu gehen. Nicht nur China hat ein Frei­ handelsabkommen mit ASEAN, auch Indien. Da entsteht ein gigantischer Markt … In der Tat. Mit den ASEANFreihandelsabkommen mit Indien und China werden zwei gigantische Verbrauchermärkte für ASEAN-Länder geöffnet. Derzeit geht man von einer chinesischen Mittelklasse von 250 Millionen Menschen aus, etwa gleich viel wie in Indien. Zwar wird der chinesische Mittelstand schneller wachsen als der indische, aber trotz allem: Eine halbe Milliarde Konsumenten des Mittelstandes lassen sich jetzt von einem Produktionsstandort in ASEAN aus erreichen. Eine derartige Gelegenheit gab es noch nie.

zur person Chris Devonshire-Ellis ist Mitbegründer des renommierten Beratungsunternehmens Dezan Shira und Associates, das auf ausländische Direktinvestitionen in Asien spezialisiert ist.

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ein markt … und seine eigenheiten

Auf Augenhöhe

Europäische Umgangsformen und multikulturelle Vielfalt: Business in Kanada hat nur wenig mit Geschäften in den USA zu tun. Von Bernhard Fragner

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anadier zu verärgern ist relativ einfach. Man muss sie nur mit US-Amerikanern verwechseln. „Kanada“, sagt Robert Luck, „ist die europäischste Region Nordamerikas. Da und dort spürt man auch noch das viktorianische Erbe – und auf den europäischen Einfluss legen die Kanadier auch großen Wert.“ Der Wirtschaftsdelegierte in Toronto verortet dieses Erbe nicht nur in Hunderten Alltagssituationen – etwa der äußerst „britischen“ Art, an Bushalte­ stellen Schlangen zu bilden –, sondern auch im Business. „Sie werden selten erleben, dass man versucht, Sie über den Tisch zu ziehen. Fairness gilt in Kanada als extrem hohes Gut.“ Höflichkeit und Rücksichtnahme dienten nicht zuletzt dazu, sich bewusst von den USA abzugrenzen, beobachtet Luck. Dazu passt der hohe Stellenwert der Allgemeinbildung, die von Geschäftspartnern durchaus erwartet wird. Wer etwa neben dem offiziell gültigen metrischen auch das imperiale System beherrscht, sammelt wichtige Punkte. Für die bemerkenswerte Fairness auf geschäftlicher Ebene bietet Robert Luck neben der historischen auch eine geografi-

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sche Erklärung: „Ich glaube, dass auch der riesige verfügbare Raum dabei hilft, Spannungen aufzulockern – und das färbt auf das Business ab.“ Abzulesen sei dies nicht zuletzt an der Existenz eines echten Mittelstandes sowie starker Gewerkschaften. Partnersuche. Von der sprichwört­ lichen Fairness der Kanadier schwärmt auch Gerhard Urschitz, CEO der Strabag in Kanada. Eine Besonderheit, meint der Tunnelbauexperte, sollten heimische Firmen jedoch unbedingt kennen, ­bevor sie den Sprung wagen: „Kanadische ­Unternehmen werden in Kanada extrem bevorzugt. Das habe ich woanders noch nie in diesem Ausmaß erlebt.“ Neutral for­ mulierte Vergabekriterien wie in Öster­reich sind hier nicht üblich, schon die Ausschreibungen, erzählt Gerhard Urschitz, sind meist so formuliert, dass eine starke Lokalpräferenz zutage tritt. „Es ist daher sehr wichtig, sich von Beginn an nach kanadischen Partnern umzusehen.“ Hat man diese Hürde jedoch überwun­ den, findet man sehr verlässliche Geschäftspartner, bestätigt der StrabagChef die Einschätzung Robert Lucks. Und dann ist es auch erlaubt, Gewinne zu machen: „Wer gute Arbeit leistet, soll hier auch gutes Geld verdienen. Auch das ist ein Aspekt der Fairness.“

Mosaik statt Melting pot. Es gibt ein weiteres Kanada neben dem „viktorianischen“. Rund 150.000 Einwanderer kommen jährlich ins Land. Zumeist hoch qualifizierte Menschen, die dringend benötigt werden, um das Wirtschaftswachstum zu erhalten. „Vor allem Toronto ist eine multikulturelle Stadt, hier sind China, Indien, Russland, Portugal und viele andere Länder zu Hause“, erzählt Robert Luck und betont einen weiteren Unterschied zu den USA: „Toronto ist kein Melting Pot, sondern eine Mosaik-Stadt. Die Vielfalt, die ethnischen Identitäten bleiben weitgehend gewahrt. Das funktioniert sehr gut und ist wirklich eine Besonderheit Kanadas.“ Und es hat Auswirkungen auf die geschäftliche Ebene. Der geringe Assimilationsdruck führt dazu, dass auch im Business viele Eigenheiten aus den Herkunftsländern erhalten bleiben. Neubürger, sagt Luck, müssten zwar gewisse Grundwerte und Umgangsformen übernehmen, „doch man sollte die ethnische Herkunft des Geschäftspartners auf jeden Fall kennen. Im kanadischen Business ist multikultu­ relle Gewandtheit sehr wichtig.“ Bindeglied. Was Neubürger und Alt­eingesessene in jedem Fall eint? „Unterschätzen Sie auf keinen Fall die Bedeutung von Eishockey“, rät der Wirtschaftsdelegierte. „Dieser Sport ist ein Bindeglied, das sich in Kanada über alle Nationalitäten legt. Sich in der NHL auszukennen ist auch im Busineskontakt tatsächlich notwendig.“

„Sie werden in Kanada selten erleben, dass man versucht, Sie über den Tisch zu ziehen.“ Robert Luck Wirtschaftsdelegierter in Toronto ✏ toronto@wko.at

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Österreichische Wirtschaft hilft traumatisierten Flüchtlingskindern

re

Die Lage in und rund um das Bürgerkriegsland Syrien bleibt auch drei Jahre nach Ausbruch der Kämpfe prekär. Die Wirtschaftsleistung ist extrem gesunken. Die Industrie liegt still. Die Kriminalität steigt. Hilfswerk Austria International nimmt sich dank der tatkräftigen Unterstützung durch österreichische Unternehmen und privaten Spender/ innen insbesondere der psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen an. Im Libanon leben syrische Familien unter teils erbärmlichen Zuständen auf engstem Raum. Im Jugendzentrum von Burj Hammoud, einem Vorort von Beirut, ermöglicht HWA International Mädchen und Buben professionelle Hilfe bei der Bewältigung ihrer Traumen. Die 7- bis 15-Jährigen werden von Sozialarbeiter/innen und Psycholog/ innen ermutigt, über ihre Ängste zu sprechen. Die Kinder spüren, dass jemand ihre tiefen Wunden sieht. Da viele syrische Kinder keinen Zugang zu libanesischen Schulen haben, können sie am Zentrum auch an

einem mit UNHCR koordinierten Lernprogramm teilnehmen. Winterhilfe In den Wintermonaten ist es wichtig, dass die Kinder jeden Tag für einige Stunden aus ihrer Flüchtlingsunterkunft herauskommen, Aufmerksamkeit erfahren, Lernmöglichkeiten haben und Kraft tanken. Sie können dank der Unterstützung aus Österreich in einer freundlichen, warmen Umgebung mit Gleichaltrigen zusammen sein und den Kopf von den existenziellen Sorgen frei bekommen. Außerdem erhalten Familien Gutscheine, mit denen sie dringend benötigte Alltagsgüter, z. B. Nahrungsmittel, Windeln, Seife etc. kaufen können. Die Verteilung von Gutscheinen ist mit UNHCR abgestimmt.

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Perspektive österreichs Wintersport-Branche

MEDAILLENSPIEGEL

Die Top-Exportnationen

Quelle: Comtrade/UN, Auswertung 2014

von Wintersportartikeln* Österreich

1 2 3

China

197

Deutschland

196

4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Tschechien Frankreich Italien USA Ukraine Slowenien Bulgarien

147 136 98 63 49 46 46

448

* 2012, in Mio. USD

Unsere heimlichen Olympioniken

Nach Sotschi: Die erfolgreichsten österreichischen Wintersportartikelhersteller im Überblick.

A

uch wenn es sich im Medail­­lenspiegel aus Sotschi nicht ganz so anfühlt: Österreich ist die größte Wintersport-Exportnation, wie eine Auswertung der ComtradeDatenbank der Vereinten Nationen ergibt. Mit einem Warenwert von 448 Millionen US-Dollar exportierte Österreich im Jahr 2012 mehr als doppelt so viel wie der Silbermedaillengewinner der Auswertung, China (Details siehe „Medaillenspiegel“). Und zwar bei der Herstellung von Hightech-Sportausrüstung. Ob Alpinmarkenski (Weltmarktanteil über 50 Prozent), Snowboards oder Langlaufski und deren Schuhe und Bindungen: An den Marken Fischer, Head, Blizzard, Atomic oder Tyrolia kommt

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weltweit keiner vorbei. Ähnliches gilt für die dazugehörige Bekleidung: Eisbär, Sport­alm, Northland – um nur einige zu nennen – sind „coole“ Marken, die weltweite Bekanntheit haben. Hightech auf die Piste bringen bekannte heimische Unternehmen wie Doppelmayr (Liftsysteme), Skidata (Zutrittssysteme) oder Alge-Timing (Zeiterfassungssysteme) ebenso wie Kleinbetriebe wie der Lawinenschutzgerätehersteller Pieps GmbH oder der Spezialmaschinenbauer Wintersteiger, der Servicestationen für Ski und Snowboards baut. Einen Überblick der (heimlichen) Olympioniken der heimischen Sportartikelindustrie finden Sie auf dieser Doppelseite.

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Illustration: Thomas Kussin

Ihre Ansprechpartnerin für Tourismus/Freizeitwirtschaft Eva Vrzak ✏ aussenwirtschaft.io-branchen@wko.at www.wko.at/aussenwirtschaft/tourismus

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porträt EXPORTERFOLGE AUS ÖSTERREICH

Der waldviertler Unternehmer Volker Fuchs, 37, sorgt dafür, dass airbus und boeing nicht Vom himmel Fallen.

von Piotr Dobrowolski

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enn Zeit ist, fliegt der Mann gern ­Loopings. Einfach so, zum Entspannen. Dass V ­ olker Fuchs ausgebildeter Kunstflugpilot ist, hat etwas Symbolisches. Denn der Kunstflug beinhaltet vieles, was auch den erfolgreichen Unternehmer Fuchs ausmacht: der Umgang mit luftigen Höhen, eine feste Hand am Steuer und, ja, schon

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Foto: Thomas Topf

Wie haben Sie das gemacht, Herr Fuchs?


Volker Fuchs in der Werkshalle von Test-Fuchs in Groß-Siegharts.

auch eine gewisse elitäre Eleganz. Denn Fuchs’ Unternehmen, die Waldviertler Test-Fuchs GmbH, misst, anders als der Unternehmensname vielleicht vermuten lässt, keine Abgaswerte oder Schallpegel von aufgemotzten Motorrollern. Das Businessreich von Volker Fuchs liegt Tausende Meter über der Erde. Das Unternehmen baut, entwickelt und betreut Luft- und Raumfahrttestsysteme. Ein überaus exklu-

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sives Geschäft. Nur ein knappes Dutzend ­A nbieter wetteifern weltweit in dieser ­Nische um die Gunst der Auftraggeber. Das Unternehmen zählt dabei zu den Top Drei neben zwei US-Amerikanern. Eine ganz genaue Reihung ist schwer – auch weil die Mitbewerber nicht alle Zahlen vorlegen. „Tatsache ist aber“, sagt Volker Fuchs, „an uns kommt in der Branche ➤ ­keiner vorbei.“

„Je komplizierter ein Projekt heute ist, desto besser sind wir morgen.“ Volker Fuchs

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porträt EXPORTERFOLGE AUS ÖSTERREICH

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Riesenvogel am Prüfstand

Testgeräte

Airbus fliegt auf Test-Fuchs.

Für den Airbus A350 besorgt Test-Fuchs die Prüfung der Hydraulik, der Sauerstoffleitungen und der Feuerlöschsysteme. Der Rumpf des Airbus 350 wird an sieben Standorten in Europa in Teilen gefertigt und in Toulouse zusammengebaut.

Antrieb im Weltall

Ventile aus dem Waldviertel In den Ariane-Raketen steuern Test-Fuchs-Ventile den Druck des zum Antrieb verwendeten flüssigen Sauer- und Wasserstoffs. Eine Herausforderung angesichts der tiefen Temperaturen im All.

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rungen: Denn je komplizierter ein Projekt heute ist, desto besser sind wir morgen.“ Galaktisch. Das Bemühen allein hätte allerdings kaum genügt, stünde dahinter nicht eine 60-jährige Firmengeschichte, während der man mit den Ansprüchen der Kunden mitgewachsen ist. „Den Tag, an dem wir gesagt hätten: Ab heute sind wir für die ganz großen Dinge reif, hat es nicht gegeben. Das ist alles Schritt für Schritt entstanden. Ganz am Anfang hat unser Unternehmen simple Rohrstücke geprüft, mit der Zeit ist es immer technischer und gefinkelter geworden.“ Heute fliegen Teile aus dem Waldviertel auch im Weltraum herum. In den ArianeRaketen steuern Test-Fuchs-Ventile den Druck des zum Antrieb verwendeten flüssigen Sauer- und Wasserstoffs, eine angesichts der tiefen Temperaturen dieses Gemischs ganz besondere Herausforderung. Seine weltweite Top-Position kann das Unternehmen auch deshalb halten, sagt Volker Fuchs, weil man eine ganz besondere Art der Kundenbeziehung lebt: „Sehr oft sind wir bei Projekten von der frühesten Entwicklungsstufe an dabei und betreuen die Projekte weiter, wenn die entsprechenden Maschinen bereits ausgeliefert sind – mit Einschulung, Wartung oder auch Bedienung der Anlagen.

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Fotos: Airbus S.AS 2013, ESA, Test Fuchs

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Renommiert. Dementsprechend prominent liest sich auch die Kundenliste des im niederösterreichischen Groß-Siegharts beheimateten Unternehmens: Boeing, die ESA, Eurocopter oder der US-Rüstungsriese Sikorsky. Kein Wunder, dass auch im Vorzeigeprojekt der europäischen Zivilfliegerei schlechthin, im Airbus 350, jede Menge Test-Fuchs-Kompetenz steckt. An allen sieben Standorten in Europa, an denen Rumpfteile des A350 gebaut werden, stehen Test-Fuchs-Anlagen im Einsatz – in Dimensionen übrigens, die gut zum Mega-Flieger passen. So groß wie ein Altbauzimmer sind die Maschinen, mit deren Hilfe Test-Fuchs die Hydraulik, die Sauerstoffleitungen und Feuerlöschsysteme des Riesenvogels auf etwaige Lecks prüft. Dann werden die Rumpfteile in einer aufwendigen Transportaktion per Luftfracht nach Toulouse gebracht und dort zusammengesetzt. Warum ausgerechnet ein Unternehmen aus dem stillen Waldviertel das FünfMillionen-Projekt für Airbus abwickeln darf? Weil für diesen Job niemand besser geeignet ist, sagt man in der Branche. Und weil man in Groß-Siegharts offenbar einen Schritt weiter geht als die Konkurrenz. „Komplizierte Technik ist unser tägliches Brot. Das spricht sich herum“, sagt Fuchs. „Wir suchen daher die harten Herausforde-


„unsere Kunden sollen das Gefühl haben, dass wir nicht nur bei den groSSen, sondern auch bei den kleinen Problemen für sie da sind.“ Volker Fuchs „Jeder Kunde bekommt exakt das Ausmaß an Unterstützung, das er braucht. In dieser flexiblen Form bietet das sonst kein Mitbewerber an“, sagt Fuchs. Und natürlich setzt er darauf, dass seine Kunden, haben sie sein Werk erst einmal gesehen, von der Fertigungstiefe derart überzeugt sind, dass sie gar nicht anders können, als sich für den Waldviertler zu entscheiden. Wobei er auch hier Realist bleibt: „Einen Auftrag hat man in Wirklichkeit erst dann in der Tasche, wenn er unterzeichnet ist. Vorher kann immer etwas dazwischenkommen.“ Kleinserie. Die Kundennähe hat freilich auch banale Gründe. Denn die wenigs­ten Maschinen, die Test-Fuchs plant und baut, haben Geschwister. „Die meisten Aufträge sind Sonderanfertigungen“, erklärt der Firmenchef. Der Begriff Serienfertigung bekommt bei den Waldviertlern schon eine fast komische Bedeutung: „Von, wenn Sie so wollen, Standardprodukten fertigen wir vielleicht 30 Stück im Jahr“, sagt Fuchs.

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Passt er ins Portfolio, ist Fuchs allerdings kein Auftrag zu klein. „Natürlich machen wir nicht alles, aber wenn der Kunde aus der Branche kommt und wir ihn gewinnen wollen oder wenn es ein bereits bestehender Kunde ist, dann nehmen wir auch kleine Aufträge an. Das können dann nur 20.000 Euro sein. Denn unsere Kunden sollen das Gefühl haben, dass wir nicht nur bei den großen, sondern auch bei den kleinen Problemen für sie da sind.“ Im Vorjahr hat man mit 360 Mitarbeitern am österreichischen Standort und weiteren 40 im Ausland insgesamt 42 Millionen Euro umgesetzt, die Exportquote lag bei 98 Prozent. Unter 95 Prozent komme man eigentlich nie, erzählt Fuchs. „Auch wenn wir mit dem Bundesheer und der Austrian zwei wichtige und sehr treue österreichische Kunden haben.“ Dass Fuchs, der nach wie vor viele Tage im Jahr bei Kunden im Ausland verbringt, bereits mit knapp 19 Jahren das Familien­ unternehmen übernimmt, war so nicht ­geplant. Doch als sein Vater, auch er ein begeisterter Pilot, bei Schlechtwetter in der Nähe von Wien tödlich verunglückt, gibt es wenig Alternativen. „Dass ich in das Familienunternehmen einsteige, war für mich immer klar. Dass es so früh passieren musste, war nicht einfach. Zum Glück hatte ich ein sehr gutes Management-Team um mich, das mich unterstützt und in den ersten Jahren auch recht intensiv gecoacht hat.“ Mit 24 übernimmt Fuchs schließlich auch formell die Geschäftsführung. Inzwischen hat er das Unternehmen Schritt für Schritt an die Weltspitze geführt. Bedächtig und mit Kurskorrekturen, die so minimal sind, dass man sie, während sie durchgeführt werden, gar nicht merkt. Auf Pilotenart eben.

30 Stück

Das Wort Serienproduktion hat bei Test-Fuchs eine spezielle Bedeutung. Die meisten Aufträge sind Sonderanfertigungen, bei Standardprodukten werden höchstens 30 Stück jährlich gefertigt.

zur person Volker Fuchs (37) ist Eigentümer und Geschäftsführer von TEST-FUCHS. Er führt das Unternehmen in dritter Generation. TEST-FUCHS ist auf Testsysteme für die Luft- und Raumfahrt spezialisiert und arbeitet fast ausschließ­ lich für internationale Kunden wie Airbus, Boeing oder die Europäische Weltraum­ organisation. In seiner Freizeit ist Fuchs begeisterter Kunstflieger.

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Forum Reaktionen

AUSSENWIRTSCHAFT magazine in Laos.

Plaza Vieja in Havanna: Was von den BRICS-Staaten noch zu erwarten ist, liest man auch in Kuba im AUSSENWIRTSCHAFT magazine.

Briefe an die Redaktion Unsere Coverstory „BRICS am Ende?“ hat zahlreiche Leserreaktionen hervorgerufen. Stellvertretend – und zusammenfassend – hier einer aus Oberösterreich.

Liebe Redaktion! Nach anfänglicher Freude über das gelungene Heft stellt sich bei mir beim genaueren Durchlesen der Coverstory eine Frage: Warum geben Sie genau jenen Personen, die als Auslöser der Wirtschaftskrise von 2008 identifiziert wurden (Morgan Stanley, Goldman Sachs), wieder eine Bühne für ihre Selbstdarstellung? Warum lassen Sie es zu, dass genau jene, die jene Staaten noch vor Kurzem zu Wachstumsstaaten „gekürt“ haben, diese nun schlechtmachen? Sehen Sie nicht die Strategie, die hier dahintersteckt: Dieselben Banken wollten uns noch im

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Jahr 2008 weismachen dass die besten Anlageprodukte im amerikanischen Immobilienmarkt zu finden sind … Mag. Christian Hochstöger Unternehmensberater, Leonding/OÖ

Anm. d. Red.: Sehr geehrter Herr Mag. Hochstöger, leider konnten Sie an unserer BRICSKonferenz 2013 nicht persönlich teilnehmen. Sonst hätten Sie bemerkt, dass wir keinesfalls Investment­bankern eine Bühne zur Selbst­darstellung geben wollen. Ganz im Gegenteil – die unterschiedlichen Sichtweisen von Goldman Sachs und Morgan Stanley haben deutlich aufgezeigt, dass Prognosen eben nur Prognosen sind. Das heißt, je nach Planungszeitraum und Ausgangsposition ist man zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Die Ursachen

für die Subprimekrise werden übrigens in der Wissenschaft kontrovers diskutiert, wobei meist unterschiedliche Ursachen für die Krise benannt werden. Abschließend möchten wir Sie noch informieren, dass es die Grundidee unseres BRICSEvents war, globale Tendenzen und Entwicklungen durch Experten, Wissen­schaftler und Unternehmer aufzuzeigen und dass wir von den Teilnehmern ein ausgezeichnetes Feedback erhalten haben. Wir freuen uns weiter auf Ihre Kommentare. Kommt im AUSSENWIRTSCHAFT magazine der Dienstleistungssektor vielleicht zu kurz? Dieser Meinung ist Milan Lulic.

Liebe Redaktion! Ich habe gerade die erste Nummer des AUSSENWIRTSCHAFT magazine durchgeblättert. Wirklich gut gemacht und spannend geschrieben. Ihr macht Lust auf das Abenteuer Expedition! Einen Wunsch hätte ich jedoch: Der Dienstleistungssektor kommt thematisch ein wenig zu kurz. Ich hoffe auf ganz viele spannende Artikel – auch über die Versicherungsbranche weltweit. Milan Lulic Versicherungsagent/Wien

Anm. d. Red.: Sehr geehrter Herr Lulic, gerne verstehen wir Ihren Hinweis als Auftrag für die Zukunft! Liebe Redaktion! Ich habe gerade das allererste AUSSENWIRTSCHAFT magazine durchgeblättert. Ich muss sagen –

durch und durch gut gelungen! Maximilian Gessler Megatech Industries AG/Wien

Einen Mangel an Bericht­ erstattung über weibliche Führungskräfte beklagt Matthias Redl. Ich habe gerade das AUSSENWIRTSCHAFT magazine per Post bekommen. Das Design ist umwerfend, die Storys erstaunlich. Aus meiner Sicht gibt es nur einen einzigen Wermutstropfen: Auf Seite 45 (in den Personalia-Meldungen) kommt keine einzige Frau vor. Mathias Redl Get Designed/Wien Anm. d. Red.: Sehr geehrter Herr Redl, es ist erschütternd: Nahezu alle Zitate in der letzten Ausgabe (wie übrigens auch alle Leserbriefe!) sind von männlichen Experten, Fachleuten oder Unternehmern. Leider ist die Welt des Außenhandels noch immer vorwiegend maskulin. Wir versprechen, in Zukunft unseren (bescheidenen) Beitrag zu leisten, dies zu verändern. Auch unserer Bitte, doch Leser­ bilder an die Redaktion zu senden, kamen unzählige Leser (Besonderer Dank u.a. an Tom Arnold/Wien, Josef Wagner/ Wien) nach.

Ihre Meinung ist uns wichtig! Fragen, Anregungen, Kritik bitte weiterhin direkt an aussenwirtschaft.magazine @wko.at

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EXPORT-EXPERTS Wirtschaftsdelegierte beantworten Ihre Fragen

So viele negative 1Ungarn Schlagzeilen zu – Lohnt sich

Trotz Sicherheits2 und Korruptions­ Bedenken: Was macht

Erika Teoman-Brenner: Die richtige Antwort darauf lautet wohl: Das kommt darauf an … Aber der Reihe nach: Ungarns Wirtschaftspolitik ist etwas unorthodox, und einige Maßnahmen sind auf Kritik und Unverständnis im In- und Ausland gestoßen. Nichtsdestotrotz muss man anerkennen, dass die Politik den Pfad der Budgetkonsolidierung konsequent verfolgt und damit die finanzielle Stabilität des Landes einigermaßen sichergestellt hat. Was bedeutet das für unsere Exporteure und Dienstleistungserbringer? Erstens, dass die öffentliche Hand wenig Spielraum für Investitionen hat. Ausnahme: Infrastrukturprojekte, die mit EU-Fördermitteln finanziert werden. Hier wird es zu bedeutenden Investitionen kommen, vor allem im Bereich Abwasser und Eisenbahnausbau. Zweitens, dass der private Konsument wegen seiner schwachen Kaufkraft – niedriges Lohnniveau und hohe Verschuldung – ebenfalls wenig Geld zum Ausgeben hat und daher ein erfolgreicher Markteinstieg im Konsumgüterbereich eher schwierig und stark preisabhängig ist. Wirkliche Nachfrage besteht nur im privaten Unternehmenssektor, wo gerade durch die großen Investitionen in der Automobilindustrie ein Wachstumsschub entstanden ist. Hier sehen wir, dass unsere Exporte wieder steigen und dass auch die eine oder andere österreichische Produktionsniederlassung im Zulieferbereich expandiert. Mit einem Wort: Die exportorientierte Industrie in Ungarn – die wiederum in der Mehrheit in ausländischem Eigentum ist – ist der Hauptabnehmer österreichischer Produkte. Hier können wir mit unseren technisch hochwertigen, innovativen und qualitätsvollen Erzeugnissen punkten.

Nella Hengstler: Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas und weist mit rund sieben Prozent jährlich eine der höchsten Wachstumsraten auf. Vor allem die Konsumgüterbranche boomt – sowohl Massenware als auch Luxusgüter. Große Chancen sehe ich aber auch für die produzierende Industrie: Nigeria hat definitiv Potenzial als globaler „Manufacturing Hub“. Spannend ist das Land ferner für die IT- und Telekom-Industrie sowie für den Finanz- und Bankensektor. Auch im Elektrizitätssektor werden massive Investitionen erwartet. Viele internationale Unternehmen produzieren bereits vor Ort. So gut wie alle Produktionsmittel sowie Produk­ tionsmaschinen werden importiert, und es bestehen zahlreiche Zulieferchancen. Zur Sicherheitslage: Nigeria ist elfmal so groß wie Österreich und weist starke regionale Unterschiede auf. Im vorwiegend muslimischen Norden, der sehr ländlich geprägt ist, hat sich in den letzten Jahren der islamistische Terrorismus verstärkt. Der Süden Nigerias, insbesondere die Wirtschafts- und Industriemetropole Lagos, hat hingegen keinerlei politische Sicherheitsprobleme. Im Hinblick auf Kriminalität gelten dieselben Sicherheitsmaßnahmen wie bei Aufenthalten in anderen Millionenmetropolen. Das Korruptionsproblem ist zwar in Nigeria tatsächlich ein massives, man muss jedoch wissen, dass sich dies auf den öffentlichen Sektor beschränkt. Für Geschäftsleute, die sich im Privatsektor bewegen, gilt wie in anderen Märkten auch: Es zählen die Werte Qualität, Leistung und Vertrauen.

der Schritt über die Grenze?

5 fragen, 5 antworten. aktuelle infos über die lage vor ort.

Sie haben eine Frage an einen unserer Spezialisten weltweit? aussenwirtschaft.magazine@wko.at

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Erika Teoman-Brenner Wirtschaftsdelegierte in Budapest ✏ budapest@wko.at

Nigeria zu einem attraktiven Markt?

Nella Hengstler Wirtschaftsdelegierte in Lagos ✏ lagos@wko.at

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Müssen sich Öster3 reichs Exporteure vor den schlechten

Nachrichten aus Frankreich fürchten?

Herbert Preclik: Eindeutige Antwort – nein! Man darf Frankreich als Markt keinesfalls unterschätzen! Es stimmt schon: Aus wirtschaftlicher Sicht kann man das Land derzeit wohl nicht als Motor der europäischen Wirtschaft betrachten, dazu gibt es zu viele Probleme: etwa das geringe Wachstum von maximal 0,2 Prozent im Jahr 2013. Auch die Arbeitslosigkeit befindet sich mit elf Prozent auf einem unangenehm hohen Niveau. Hinzu kommen das mittlerweile chronisch hohe Außenhandelsdefizit sowie die Schwierigkeiten, Reformen im Arbeitsrecht durchzuführen. All dies hat etwa Standard & Poor’s dazu veranlasst, Frankreichs Rating auf das Niveau AA herabzustufen. Aber auch wenn für 2014 ein BIPWachstum von nur 0,9 Prozent erwartet wird und sich auch keine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt abzeichnet: Frankreich bleibt dennoch die zweitgrößte Wirtschaftsmacht in Europa! Und dass sich Österreichs Unternehmen keineswegs fürchten, zeigen andere beeindruckende Zahlen: In den vergangenen Jahren gab es eine Steigerung des Exports nach Frankreich um fast zehn Prozent im Jahr. Österreichs Außenhandelsbilanz mit Frankreich ist mit fast 1,9 Milliarden Euro in den ersten zehn Monaten 2013 die weltweit zweithöchste. Frankreich ist der fünftwichtigste Exportmarkt Österreichs – und trotz der relativ schwachen Konjunktur besteht hier weiterhin ein hohes Potenzial. Die besten Aussichten haben in meinen Augen in der kommenden Zeit die Bereiche Maschinen- und Anlagenbau, der Ökobau und die Neuen Technologien.

Herbert Preclik Wirtschaftsdelegierter in Paris ✏ paris@wko.at

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Vor drei Jahren 4 wurde Japan von einem verheerenden

Erdbeben heimgesucht. Was ist in der Zwischenzeit geschehen, und wie entwickeln sich die Geschäfte öster­ reichischer Firmen? Martin Glatz: Die unmittelbaren Folgen des Erdbebens für die Volkswirtschaft Japans wurden sehr schnell überwunden. Geblieben sind insbesondere die Neubewertung der Risiken von SingleSupplier- und Just-in-Time-Konzepten sowie die energiepolitische Neuausrichtung nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima. Für Schlagzeilen sorgt jetzt die Wirtschaftspolitik der seit etwas mehr als einem Jahr amtierenden Regierung unter Premierminister Abe. „Abenomics“ soll der Konjunktur über eine Ausweitung der Geldmenge, öffentliche Investitionen und Strukturreformen auf die Sprünge helfen. Erstes spürbares Zeichen ist der Verfall des Außenwerts des Yen, der wiederum die Gewinne der exportierenden Unternehmen und deren Aktienkurse in die Höhe getrieben hat. Von den Vorbereitungen für die Olympischen Sommerspiele in Tokio 2020 und dem Abschluss von Freihandelsabkommen unter anderem mit der Europäischen Union könnten weitere wichtige Impulse ausgehen. Österreichische Unternehmen haben noch nie mehr nach Japan exportiert als in den vergangenen drei Jahren. Japan ist mit Abstand Österreichs zweitwichtigster Markt in Asien. Für heiße Themen wie Life Sciences und Medizintechnik, Forsttechnik und Biomasse, Transporttechnologien, Lebensmittel sowie Zulieferungen im Bereich der darstellenden Künste bieten wir gezielte Programme für Firmen an, die „new to market“ sind.

Martin Glatz Wirtschaftsdelegierter in Tokio ✏ tokio@wko.at

Gefährdet die 5 GroSSe Koalition in Deutschland mit ihren Plänen das „Erfolgsmodell Deutschland“?

Johann Kausl: Es ist richtig, dass im Vertrag der Großen Koalition vom November 2013 – der von manchen auch GROKODEAL genannt wird – einige Punkte aufscheinen, die Veränderungen der vergangenen zehn Jahre, die eine Verstärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gebracht hatten, wieder verwässern. Ein Stichwort in diesem Zusammenhang ist die „Agenda 2010“ von Ex-Kanzler Gerhard Schröder. Wichtige Vorhaben der neuen Koalition sind der flächendeckende Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde, die Rente mit 63 Jahren bei langer Versicherungsdauer sowie die Energiewende. Der flächendeckende Mindestlohn kann möglicherweise in den neuen Bundesländern Probleme bereiten. Die Rente mit 63 statt mit 67 Jahren (bei 45 Versicherungsjahren) wird das Budget mit rund 160 Milliarden Euro belasten. Und eine falsche Weichenstellung bei der Energiewende birgt vor allem für energieintensive Unternehmen die Gefahr eines Standortnachteils. Dennoch: Die deutsche Wettbewerbsfähigkeit, die sich am beeindruckendsten durch ein gewaltiges Exportvolumen von mehr als einer Billion Euro dokumentiert, wird infolge dieser Pläne zwar etwas geschwächt, aber bestimmt nicht in einem Ausmaß, dass man um die deutsche Wirtschaft bangen müsste. Trotz allem sind die Erwartungen für 2014 also durchwegs positiv!

Johann Kausl Wirtschaftsdelegierter in Berlin ✏ berlin@wko.at

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DER DEAL … Exporterfolg des Monats

Notlichter aus Tirol

B

Die Tiroler Swarco liefert ein Sicherheits- und Evakuierungsleitsystem an die norwegische Bahn.

is alle Papiere unterzeichnet waren, vergingen zwei Winter. Norwegische Winter. Die sind bekanntlich besonders lang. Doch am Ende hatte das Verkehrsmanagementunternehmen Swarco – übrigens der weltgrößte Ampelhersteller und international die Nummer zwei bei Reflexglasperlen, gegründet vom SwarovskiErben Manfred Swarovski – den Auftrag in der Tasche. Noch im März beginnen die Wattenser mit der Fertigung eines Sicherheitsleitsystems, das in Zukunft einen der wichtigsten Bahntunnel Norwegens noch sicherer machen soll: den HolmestrandTunnel. Das von Manfred Swarovski geführte Unternehmen wird für den Tunnel ein spezielles, 2,9 Kilometer langes Geländer mit LED-Leuchten liefern. Bei Notfällen erleichtert das Geländer die Evakuierung des Tunnels. Das Gesamtvolumen des Auftrags beträgt 38 Millionen norwegische Kronen (umgerechnet 4,5 Millionen Euro). Als es um die Ausstattung des Holmestrand-Tunnels ging, war die Wunschliste der norwegischen Bahninfrastrukturgesellschaft Jernbaneverket ebenso lang

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wie detailliert: von der Lebensdauer über ­Sicherheitsaspekte bis hin zu feinsten technischen Details. Immerhin gilt der Tunnel ja als ein Quantensprung für den Verkehr auf der südnorwegischen Vestfold-Linie zwischen Drammen und Eidanger. Statt wie bislang mit maximal 130 km/h werden die Züge dort in Zukunft mit bis zu 250 km/h durch den Berg düsen. Dass sich unter den Bewerbern Swarco durchsetzen konnte, liegt auch an den Erfahrungen, die das Unternehmen im rauen norwegischen Klima bereits sammeln konnte, sagt Jan Arild Grytnes von der Swarco Norge: „Unsere Produkte haben den Härtetest der norwegischen Winter schon bei vielen anderen Projekten bestanden. Das hat uns sicher geholfen.“ Innovation war der andere Vorteil, den Swarco ausspielen konnte: „Die Anforderungen an das System sind ja sehr komplex. Einerseits muss es sicher sein und optimale Beleuchtung für den Notfall bieten, andererseits muss es im Normalbetrieb gedimmt werden, da es sonst die Lokführer blenden würde.“ Die LEDs aus Wattens können das. Jetzt wird damit begonnen, sie und das dazugehörige Geländer zu fertigen. Im August sollen sie dann in die Tunnelröhre integriert werden.

HolmestrandTunnel: Ab März wird hier österreichische Evakuierungstechnik eingebaut.

h ar d fac t s

Swarco

macht den HolmestrandTunnel sicher. Fertigungsbeginn März 2014 Voraussichtliches Projektende August 2014 Erstkontakt 2012 Vertragsabschluss Januar 2013 Investitionssumme 4,5 Millionen Euro

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export-service Aussenwirtschaft Austria für Sie S 39 EXPO Milano | S 42 TOP-MÄRKTE | S 44 MESSEKALENDER

Österreich-Pavillon: „Ein Atemzug in unserem österreichischen Wald bleibt zwei Jahre in der Lunge!“

Einfach durchatmen

Die Veranstaltung wird so gewaltig wie ihr thematischer Anspruch. Unter dem Thema „Feeding the Planet. Energy for Life“ wird im Mai 2015 die Expo Milano eröffnet. Österreich geht mit einem äuSSerst innovativen Pavillon ins Rennen. 450 Interessenten forderten die Ausschreibungsunterlagen an, 56 Kreativ-Teams reichten letztlich ihre Entwürfe ein. Das Rennen um den EUweiten Gestaltungswettbewerb des Österreich-Pavillons für die Expo Milano 2015 machte schließlich das interdisziplinäre team.breathe. austria, dem unter anderem Vertreter der TU Graz und der Boku Wien angehören. Das Lebensmittel Nummer Eins. Das Gestaltungskonzept ist bestechend: Die

gesamten 560 Quadratmeter der Ausstellungsfläche werden dicht mit heimischen Gewächsen bepflanzt. Angesichts der Dauer der Expo Milano werden die Stauden und Bäume also einen kompletten regulären Jahreszeitenzyklus durchlaufen. Und damit rückt das energieautarke Konzept „Lebensmittel Nummer eins“ in den Fokus des ÖsterreichPavillons – die Atemluft. „Wir nützen das hohe Identifikationspotenzial der einmaligen Luft- und Lebensqualität in Österreich und

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thematisieren die natürliche wie technische Kompetenz unseres Landes“, erklärt Klaus K. Loenhart, der Verfasser des Siegerprojekts. „Nach dem Motto ,Energy for Life‘ realisieren wir einen Pavillon zum Durchatmen – mit dem gefühlten Klima eines dichten Waldes aus Österreich. Ein Atemzug in unserem österreichischen Wald bleibt zwei Jahre in der Lunge!“

„Wir nützen das hohe Identifikationspotenzial der einmaligen Luft- und Lebensqualität in Österreich und thematisieren die natürliche wie technische Kompetenz unseres Landes.“ Klaus K. Loenhart, TU Graz

Messbarer Erfolg. Wirtschaftsministerium und Wirtschaftskammer Österreich ➤

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export-service | Expo Milano 2015

Daten und Fakten Die Expo Milano im Überblick

Der ÖsterreichPavillon

Thema: „Feeding the Planet. Energy for Life“ Dauer: 1. 5. bis 31. 10. 2015 Erwartete Besucher: 20 Millionen Besucher während der Laufzeit, bis zu 250.000 Besucher an Spitzentagen. Insgesamt Kontakte zu einer Milliarde Personen zwischen 2012 und 2015 durch Kommunikationsprogramm und Cyber-Expo. Teilnehmer: rund 140 Länder und internationale Organisationen Ausstellungsgelände: 1,1 Millionen m2 im Nordwesten von Mailand neben dem bestehenden Messegelände Rho, mehr als die Hälfte des Geländes begrünt, fünf Themenpavillons (Cluster), mehr als 2.000 Veranstaltungen während der Laufzeit Gesamtinvestitionen: 2,5 Milliarden Euro Region Mailand: 9,3 Millionen Einwohner im Großraum, zehn Prozent des italienischen BIP, Pro-KopfEinkommen doppelt so hoch wie im italienischen Durchschnitt, Arbeitslosenrate halb so niedrig, 650 Fashion-Showrooms Website: www.expo2015.org

Lage und Größe: Parzelle neben den Pavillons von Deutschland, Schweiz, Italien und Slowenien, Grundstücksfläche: 2.000 m² (davon dürfen nur 50 Prozent verbaut werden), Waldfläche im Innenbereich des Pavillons: 560 m² Kostenrahmen: 12 Mio. Euro Auftraggeber: Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, Wirtschaftskammer Österreich Regierungskommissär: Josef Pröll Projektleitung: Rudolf Ruzicka Fachpreisrichter des Gestaltungswettbewerbs: •A o. Univ.-Prof. Christian Kühn, Jury-Vorsitzender (TU Wien) • Lilli Hollein, stv. Jury-Vorsitzende (Vienna Design Week) • Andreas Braun (Swarovski ­Kristallwelten, Wattens) • Stella Rollig (Lentos Kunstmuseum, Linz) • Helmut Lackner (Technisches Museum, Wien) Rahmenprogramm: Veranstaltungen für spezielle Zielgruppen in den Themenbereichen Wirtschaft, Tourismus, Kultur und Jugend Website: www.expoaustria.at

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lassen sich den Auftritt zwölf Millionen Euro kosten – und dass sich dieses Investment mehr als lohnt, argumentierte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner bei der Projektpräsentation unter anderem mit dem bemerkenswerten Nachlauf der Expo in Shanghai 2010: Im Zuge der Teilnahme an der Weltausstellung stiegen die österreichischen Exporte nach China auf rund drei Milliarden Euro – ein Plus von knapp 40 Prozent. Einen messbaren Boom erlebte auch der Tourismus, wie Mitterlehner weiter ausführte. „Seit unserer Teilnahme an der Expo Shanghai ist die Anzahl chinesischer Touristen, die Österreich besuchen, deutlich gestiegen. 2010 kamen 20 Prozent mehr in unser Land, 2011 sogar um 43 und 2012 um 36 Prozent mehr.“ Hohe Akzeptanz. Dass die Expo-Teilnahme auch in der österreichischen Bevölkerung hohe Akzeptanz hat, zeigt eine aktuelle Umfrage von GfK Austria im Auftrag des Expo-Büros in Wien. 84 Prozent der Befragten halten demnach eine Teilnahme für sehr wichtig oder eher wichtig. 63 Prozent erwarten in der Folge neue Wirtschaftskontakte für Österreich, und 51 Prozent sehen positive Effekte für den Tourismus. Auch die inhaltlichen Schwerpunkte werden von den Befragten ähnlich gesehen wie von den Veranstaltern: 71 Prozent sprechen sich dafür aus, das Thema nachhaltige Landwirtschaft zu präsentieren. 66 Prozent wollen eine Vorstellung gesunder Lebensmittel und lokaler Spezialitäten. Damit treffen sie genau die Intention von Wirtschaftskammer Präsident Christoph Leitl und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner: „Mit dem Motto ,Feeding the P ­ lanet. Energy for Life‘ adressiert die Expo zentrale Herausforderungen für unseren Plane-

ten. Moderne Technologien sowie aktuelle Forschungen zu Nahrungsversorgung und Umweltpolitik liefern wichtige Impulse, um unsere Lebensqualität zu verbessern.“ Und der Minister ergänzt: Durch ihr weltweit anerkanntes Know-how bei Öko-Innovationen und in der Lebens- und Genussmittelproduktion können unsere Exportbetriebe von der Weltausstellung besonders profitieren und künftig noch mehr Arbeitsplätze im Inland schaffen. Zusätzlich zum Expo-Auftritt wollen wir daher auch unse­re Internationalisierungsoffensive ,go-international‘ finanziell aufstocken und die Zahl der Exporteure erhöhen.“ Nahrungsmittelexport und Tourismus. Auch die KMU-Forschung Austria beschäftigte sich mit der Expo Milano – mit Fokus auf die ökonomischen Effekte. Was das Kernthema der Weltausstellung, den Export von Nahrungsmitteln, betrifft, gelangt die Studie zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Herkunft eines Produktes beeinflusst gerade bei Lebensmitteln die Kaufentscheidung besonders stark. Österreich exportierte im Jahr 2012 Nahrungsmittel im Wert von 1,2 Milliar­den Euro nach Italien. Eindeutig sind aber auch die Ergebnisse beim Thema Tourismus: Zuletzt besuchten pro Jahr über eine Million Italiener Österreich, das brachte ein Ergebnis von rund drei Millionen Nächtigungen. Laut KMU-Forschung Austria kann die Destination Österreich im Zuge der Expo mit einem Plus von bis zu 61.000 Nächtigungen im Jahr rechnen – was einem Anwachsen der Erlöse um rund 6,3 Millionen Euro entspräche. Gründe genug also, Öster­ reich bei der Expo massiv auftreten zu lassen – und die Besucher zum Durchatmen im heimischen Wald einzuladen.

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Messen | export-service

Helsinki im ReiseFokus

Die MATKA – eine der bedeutendsten TourismusMessen Europas – erlebte heuer einen besonders starken Auftritt der Österreicher.

Tel Aviv: Israel Innovation Conference MIXiii.

Innovations­ maschine Israel

Auf österreichische Firmen warten zwei Millionen Euro an Förderungen für bilaterale Kooperationsprojekte. Vom 20. bis 22. Mai 2014 findet in Israel die Israel Innovation Conference MIXiii statt, eine internationale Fachkonferenz und Messe, die zum ersten Mal sowohl die Life-Science- als auch die Hightech-Industrie – die beiden Zugpferde der israe­ lischen Innovationsmaschine – in einer gemeinsamen Dachveranstaltung vereint. Zwei Millionen Euro Förderungen. Am 30. Jänner 2014 wurde in Wien zwischen Österreich und Israel das bilaterale Abkommen zur unternehmensnahen Forschungskooperation unterzeichnet – für Österreich ist es das erste Abkommen dieser Art. Das unter dem EUREKA-Programm laufende Abkommen wurde vom BMWFW zusätzlich mit zwei Millionen Euro dotiert.

Österreich war heuer auf der größten Tourismusmesse Nordeuropas – der MATKA 2014 – in Helsinki wieder mit einem eigenen Stand vertreten. Das Interesse der österreichischen Unternehmen war mit 14 anwesenden Firmen stärker denn je. Auffallend und positiv war dabei die inhaltliche Spannweite der Aussteller, die von Hotel- und Reisebürounter­ nehmen über spezialisierte Anbieter von Kultur- oder Radreisen bis zu Museen und regionalen Tourismusorga­ nisationen reichte. Wie in den Jahren davor waren auf der MATKA praktisch alle wichtigen Reiseveranstalter und Tourismuszentren Finnlands vertreten. Da in Finnland nicht so sehr

wie in Mitteleuropa erwartet werden kann, dass die ausstellenden Unternehmen andere Stände besuchen, wurde den österreichischen Teilnehmern vom ­AußenwirtschaftsCenter Helsinki der gezielte Besuch potenzieller Interessenten angeboten, was auch regen Zuspruch und positive Resonanz fand. Außerdem konnte ein Pressegespräch mit einer Vertreterin der führenden ­Tourismuszeitschrift „Mondo“ am Österreich-Stand organisiert werden. Laut ersten nach der Messe veröffentlichten Zahlen wurde die MATKA 2014 von 66.904 Besuchern, davon 13.261 Fachbesuchern, frequentiert. 969 Aussteller aus 81 Ländern waren präsent.

Neue Ausschreibung. BILAT Israel ist eine neue Ausschreibung für marktnahe Forschung, Entwicklung und Innovation in Kooperation mit israelischen Partnern. Die Ausschreibung wird im Rahmen der EUREKA Initiative abgewickelt. Für das Jahr 2014 sind zwei Cut-off-Dates geplant, wie auch ein Förderungsbudget in Höhe von zwei Millionen Euro für österreichische Teilnehmer. Mehr als 4,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes investiert Israel in Forschung und Entwicklung, somit steht das Land weltweit an der Spitze der Technologieentwicklung und Innovation. Darüber hinaus spielt Israel in der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen eine führende und vorbildhafte Rolle. Um Kooperationen zwischen österreichischen und israelischen Unternehmen und ihren wissenschaftlichen Partnern zu intensivieren, wurde zwischen FFG und der israelischen Agentur MATIMOP eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Save the date: In Kooperation mit LISA Vienna und der Wirtschaftskammer Wien organisiert das Außenwirtschafts­ Center Tel Aviv vom 21. bis 24. September 2014 eine dreitägige Marktsondierungsreise Life Science Israel nach Tel Aviv. Informationen: telaviv@wko.at

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Links oben: Botschafterin Elisabeth Kehrer und der Regionalmanager Westeuropa der AuSSenwirtschaft Austria, Franz Schröder. Rechts oben: der Österreich-Stand auf der MATKA 2014. Unten: Vertreter österreichischer Unternehmen beim Presse­ gespräch mit einer Redakteurin der führenden Tourismuszeitschrift „Mondo“.

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export-service | top-märkte

jetzt neue top-märkte finden Die Aussenwirtschaft Austria Hilft beim Einstieg in die unterschiedlichsten Märkte.

CHANCEN BEI DER UNO

Unterschätzter Markt

Enormes Potenzial

So nutzen Sie Geschäfts­chancen bei UN-Organisa­­tionen in Dänemark.

Das Urlaubsland Österreich wird auch in Malaysia beworben.

Für 2014 plant das AußenwirtschaftsCenter in Peking wieder eine Reise in die Mongolei.

Werden Sie Zulieferer von UN-Organisa­tionen! Wie das geht? Das erfahren Sie bei der Marktsondierungsreise zum Thema „Das Beschaffungswesen der UN in Kopen­hagen“ vom 7. bis 8. April 2014 – organisiert von der Aussenwirtschaft Austria im Rahmen der Export­offensive go-international. Wir stellen Ihnen die vielfältigen Geschäftsmöglichkeiten und -chancen des UN-Liefergeschäfts vor, bieten Netzwerkmöglichkeiten mit UN-Spezialisten unter anderem durch Einzelgespräche und ­präsentieren den Registrierungsprozess für UNGM. In Kopenhagen sind acht Organisatio­ nen der Vereinten Nationen ansässig. Vier dieser Büros (UNDP, UNICEF, UNFPA und UNOPS) sind unter anderem für Beschaffungen zuständig und machen Kopenhagen neben dem Hauptquartier in New York zum weltweit zweitgrößten Einkaufsstandort der Vereinten Nationen. Die Zukäufe der UN steigen Jahr für Jahr – zuletzt um über sieben Prozent (2011 auf 2012). Somit sind Ihre Möglichkeiten als Zulieferer noch lange nicht ausgeschöpft.

Das AußenwirtschaftsCenter Kuala Lumpur wird im September 2014 an der größten b2c-Tourismusmesse in Malaysia, der MATTA Fair, teilnehmen, um Österreich als Urlaubsdestination zu bewerben. Für Tourismusvereine, Reisebüros, Hotels und andere, die sich gern auf dem malay­sischen Tourismusmarkt präsentieren möchten, bietet sich die Gelegenheit, als Katalogaussteller am Informationsstand des AußenwirtschaftsCenters Kuala ­Lumpur präsent zu sein. Der Hintergrund: Malaysia zählt zwar nicht zu den Zielmärkten der Österreich Werbung und wird in der Tourismussta­ tistik unter Südostasien gereiht, die Nächtigungszahlen von Besuchern aus dieser Region steigen aber stetig und nahmen 2013 im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent zu. Während die jüngere Generation ihre Reiseplanung lieber selbst in die Hand nimmt, bevorzugt die ältere Generation Gruppenreisen. Malaysische Reiseveranstalter bieten Österreich hauptsächlich in Verbindung mit OsteuropaReisen (Prag, Budapest, Warschau) an, wobei meist ein ein- bis zweitägiger WienAufenthalt inkludiert ist. Beliebt sind auch Gruppenreisen durch Mitteleuropa mit einem Kurzaufenthalt in Innsbruck oder Salzburg. Malaysier möchten in kurzer Zeit so viel wie möglich sehen – und sie kaufen gern ein.

Die bilateralen Handelsbeziehungen zwi­­schen Österreich und der Mongolei entwickeln sich seit einigen Jahren stetig positiv. 2012 konnte mit einem Handelsvolumen von 19 Millionen Euro ein Rekordergebnis erzielt werden. Auch für 2013 wird ein zweistelliges Wachstum erwartet. Vor wenigen Jahren noch kaum von wirtschaftlicher Bedeutung, entwickelt sich die Mongolei rasant zu einem Wachstumsland mit enormem wirtschaftlichen Potenzial. Dies hat sich auch in Österreich herumgesprochen, und immer mehr Unternehmen strecken ihre Fühler in diesem aussichtsreichen Wirtschaftsraum aus. So gingen rund 20 österreichische Firmen im vergangenen Juli unter der Leitung von Richard Schenz, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Österreich, auf Erkundungstour im Land des Dschingis Khan. Den Höhepunkt der Reise bildete das Österreichisch-Mongolische Wirtschaftsforum, das von der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in Zusammenarbeit mit der Mongolischen Kammer für Handel und Industrie organisiert wurde. Die Möglichkeit zum Netzwerken mit interessierten mongolischen Firmen wurde von den österreichischen Teilnehmern stark genützt. Oskar Andesner, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Peking, und sein Team stehen Ihnen unter peking@wko.at gern zur Verfügung.

Für Informationen über die Teilnahme an der MATTA Fair senden Sie bitte eine E-Mail an: kualalumpur@wko.at

Für Informationen über die Teilnahme senden Sie bitte eine E-Mail an peking@wko.at

Informationen auf: wko.at/aussenwirtschaft/dk

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top-märkte | export-service Die Stoffe der Zukunft Tech Forum zum Thema Neue Materialien in Automobilwirtschaft und Luftfahrt.

Die Technologie von morgen schon heute kennenlernen.

Technologie

Reisen in die Zukunft Am 5. Mai organisiert die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA bereits zum dritten Mal das Tech Forum – unter dem Thema „Neue Materialien – Innovative Trends in Automobilwirtschaft und Luftfahrt“ werden internationale Experten aus den USA und Europa mit erfolgreichen österreichischen Unternehmen und Wissenschaftlern innovative Ideen, neue Modelle und Fragen zum Thema „Materialien der Zukunft“ diskutieren. Als Keynote Speaker konnte mit Alfredo Alexander Katz, Professor am Department of Materials Science and Engineering des weltbekannten Think-Tanks MIT (Massachusetts Institute of Technology, Boston USA), einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Polymerforschung gewonnen werden. In drei Panels, die sich thematisch dem Thema aus Sicht des Forschungslandes Österreich und der Branchen Automotive und Aerospace Industries nähern, spannt sich der Bogen von Verbundstoffen und Leichtbau-Technologie und neuesten Trends in der Materialwissenschaft bis hin zum brandaktuellen Thema „Graphen“. Ivica Kolaric vom Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart wird eine Keynote zum Thema Graphen, dem neuen „Wunderwerkstoff“ mit Materialeigenschaften der Superlative, halten. Graphen gilt heute als das dünnste, steifste und robusteste ­Material und wird, so ist sich die weltweite Forschungselite einig, die Welt in naher Zukunft verändern. 5. Mai 2014, 9 bis 17 Uhr WKO, Saal 6, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien Anmeldung bis 25. 4. 2014 an: aussenwirtschaft.technologie@wko.at Informationen: wko.at/aussenwirtschaft/techforum Achtung: Begrenzte Saal-Kapazität!

Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA bietet zahlreiche internationale Veranstaltungen und Technologiekooperationen. VERANSTALTUNGEN IN ÖSTERREICH: FORUM: Technologie­ transfer und IPR in DEN USA – Chance und Herausforderung 11. 3. 2014 | Wien Austria Wirtschaftsservice

CHINA: Zukunftsreise Biotechnologie 6. bis 10. 5. 2014 | Shanghai CHINA: Zukunftsreise Luftfahrt 11. bis 16. 11. 2014 Shanghai, Beijing, Tianjin, Xi’an

SCHWEIZ: Zukunftsreise Schweiz – Silicon Valley der Robotik 27. bis 28. 3. 2014 Großraum Zürich SCHWEIZ: Zukunftsreise CERN 25. bis 26. 2. 2015 | Genf

TECH FORUM 2014: Neue Materialien 5. 5. 2014 | Wien Wirtschaftskammer Österreich

FRANKREICH: Zukunftsreise Life Sciences Business Partnering 6. bis 9. 10. 2014 | Paris, Lyon

SPANIEN: Zukunftsreise Aerospace & Defense Meetings Sevilla 3. bis 6. 6. 2014 | Sevilla

FORUM: SBI-Workshop Juni 2014 | Wien Wirtschaftskammer Österreich

FRANKREICH: Zukunftsreise Zulieferung zur französischen Luftfahrt­ industrie 2. bis 4. 12. 2014 | Toulouse

TAIWAN: Zukunftsreise Advanced Manufacturing Taiwan – ­Prozessoptimierung durch Cost-Down 9. bis 13. 5. 2014 | Taipei, Taichung (vor der Zukunftsreise JAPAN: Future of Manufacturing)

CERN-Technologie­ transferprogramm 2. 6. 2014 | Wien Wirtschaftskammer Österreich Forschungs- und Wirtschaftsstandort Oulu (Finnland) 29. 9. bis 1. 10. 2014 Wien, Linz, Graz FORUM: Smart Interfaces Oktober 2014 | Wien Wirtschaftskammer Österreich FORUM: Industrie 4.0 Oktober 2014 | Wien Wirtschaftskammer Österreich Roadshow der Technologie­ beauftragten – Fokus „Neue Materialien“ 17. bis 21. 11. 2014 | Wien, Linz, Graz

INDIEN: Zukunftsreise Biotechnologie 1. bis 3. 2. 2015 | Bangalore IRLAND: Zukunftsreise IN3 Medical Device 360° in Dublin 8. bis 10. 4. 2014 | Dublin JAPAN: Zukunftsreise Future of Manufacturing: Produktivi­ tätssteigerung durch Kaizen 14. bis 16. 5. 2014 | Kanagawa, ­Saitama, Tokio, Yamanashi (im Anschluss an TAIWAN: Zukunftsreise Advanced Manufacturing)

VERANSTALTUNGEN IM AUSLAND:

JAPAN: Zukunftsreise Medizinische Innovationen vor dem Hin­ tergrund einer alternden Gesellschaft 14. bis 16. 10. 2014 | Tokio

BRASILIEN: Zukunftsreise Software & IKT 12. bis 16. 5. 2014 Recife, Campinas, Florianópolis

KOREA, Republik: Zukunftsreise Luft- und Raumfahrtindustrie in Korea Oktober 2014 | Seoul

BRASILIEN: Zukunftsreise Luft- und Raumfahrt

RUSSISCHE FÖDERATION: Zukunftsreise „New ­Materials“, Moskau & Nischni Novgorod 8. bis 12. 9. 2014 Moskau, Nischni Novgorod

März 2015 São José dos Campos, Alcântara

USA: Zukunftsreise Zuliefermög­ lichkeiten zur US-Luftfahrt­ industrie 9. bis 14. 3. 2014 | Seattle USA: Zukunftsreise Smart Cities 11. bis 17. 5. 2014 | Boston, New York VEREINIGTES KÖNIGREICH: Zukunftsreise Biotechnolo­ gie und Wege der Finanzie­ rung im Vereinigten Königreich 12. bis 14. 5. 2014 | London VEREINIGTES KÖNIGREICH: Lieferanteninnovationstag für Rolls-Royce – Bereich Luftfahrt und BAE Systems Juli 2014 | London TECHNOLOGIEINITIATIVE GO SILICON VALLEY GO SILICON VALLEY – Pre-Departure Workshop 10. 3. 2014 | Wien GO SILICON VALLEY – Geschäftsanbahnungs­ programm 1. 4. 2014 bis 31. 3. 2015 | Sunnyvale

Internationale Technologiekooperation ✏ aussenwirtschaft.technologie@wko.at

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export-service | Messen

Plastprintpack West Africa Accra, Ghana | 2. bis 4. 12. 2014 Life Sciences and Pharma BIO 2014 San Diego, USA | 23. bis 26. 6. 2014

Fachmessen: Präsentieren Sie Ihr Unternehmen weltweit!

MEDICAL FAIR ASIA & MEDICAL MANUFACTURING ASIA Singapur, Singapur | 9. bis 11. 9. 2014 Maschinen und Anlagenbau / Metalle und Metall­verarbeitung

HEISSER MESSE HERBST

WIRE TUBE CHINA 2014 Shanghai, China | 24. bis 27. 9. 2014

2014 wird wieder ein heiSSes MesseJahr – alle Messen im zweiten Halbjahr und alle Ansprechpartner im Überblick.

Nahrungsmittel und Getränke

Die Aussenwirtschaft Austria bietet österreichischen Firmen die Möglichkeit, auf rund 100 internationalen Messen in unterschiedlichen Branchen jährlich ihre Produkte auf repräsentativen Österreich-Ständen oder -Pavillons einem internationalen Publikum zu präsentieren. Im zweiten Halbjahr 2014 plant die Aussenwirtschaft Austria Beteiligungen an folgenden Fachmessen:

WorldFood Istanbul 2014 Istanbul, Türkei | 4. 9. bis 6. 9. 2014 Fine Food Australia 2014 Melbourne, Australien | 15. bis 18. 9. 2014 SIAL Paris 2014 Paris, Frankreich | 19. bis 23. 10. 2014 GULFOOD MANUFACTURING 2014 Dubai, VAE | 9. bis 11. 11. 2014

Energiewirtschaft und Naturressourcen

Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)

Rio Oil & Gas 2014 Rio de Janeiro, Brasilien | 15. bis 18. 9. 2014

Gamescom 2014 Köln, Deutschland / 13. bis 17. 8. 2014

Automotive

IGEM 2014 Kuala Lumpur, Malaysia | 16. bis 19. 10. 2014

Konsumgüter und Lifestyle

Automechanika Shanghai 2014 Shanghai, China | 9. bis 12. 12. 2014

EBEC 2014 Stoneleigh Park, UK | 8. bis 9. 10. 2014

Frankfurter Buchmesse 2014 Frankfurt, Deutschland | 8. bis 12. 10. 2014

Agrar- und Forstwirtschaft Indagra 2014 Bukarest, Rumänien | 29. 10. bis 2. 11. 2014

Bau und Infrastruktur Project Iraq 2014 Erbil, Irak | 20. bis 23. 10. 2014 BAUMA China 2014 Shanghai, China | 25. bis 28. 11. 2014 Saudi Build 2014 Riad, Saudi-Arabien | 10. bis 13. 11. 2014 BIG 5 & MIDDLE EAST CONCRETE 2014 Dubai, Saudi-Arabien | 17. bis 20. 11. 2014

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Erneuerbare Energien

Kunststoffe

GREEN EXPO – Mexiko 2014 Mexiko-Stadt, Mexiko | 23. bis 25. 9. 2014

INDOPLAS Jakarta 2014 Jakarta, Indonesien | 3. bis 6. 9. 2014

Expobioenergia 2014 Valladolid, Spanien | 21. bis 23. 10. 2014 Gesundheit und Medizintechnik

FAKUMA Friedrichshafen 2014 Friedrichshafen, D. | 14. bis 18. 10. 2014

MEDICAL FAIR ASIA & MEDICAL MANUFACTURING ASIA Singapur, Singapur | 9. bis 11. 9. 2014

PLASTIMAGEN MEXIKO 2014 Mexiko-Stadt, Mexiko | 18. bis 21. 11. 2014

MEDICA + ComPaMED2014 Düsseldorf, Deutschland | 12. bis 15. 11. 2014

IPF Tokyo 2014 Tokio, Japan | 28. 10. bis 1. 11. 2014

FHC – Food & Hospitality China 2014 Shanghai, China | 12. bis 14. 11. 2014 Transport und Logistik SMM Hamburg 2014 Hamburg, Deutschland | 9. bis 12. 9. 2014 Innotrans Berlin 2014 Berlin, Deutschland | 23. bis 26. 9. 2014 Gulf Traffic 2014 Dubai, VAE | 8. bis 10. 12. 2014 Umwelttechnologie GREEN EXPO – Mexiko 2014 Mexiko-Stadt, Mexiko | 23. bis 25. 9. 2014 IGEM 2014 Kuala Lumpur, Malaysia | 16. bis 19. 10. 2014 GREENBUILD 2014 New Orleans, USA | 22. bis 24. 10. 2014 POLLUTEC 2014 Lyon, Frankreich | 2. bis 5. 12. 2014

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Messen | export-service Ihre Ansprechpartner bei der Aussenwirtschaft Austria

➊ • Chemie • Kunststoffe • Verpackung und Druck • Sicherheit • Transport und Logistik (Luftfahrt) Ansprechpartner: Christian Kiene ✏ christian.kiene@wko.at

➋ • Holz und Papier • Bau und Infrastruktur • Umwelttechnologie Ansprechpartner: Markus Gumplmayr ✏ markus.gumplmayr@wko.at

➌ • Nahrungsmittel und Getränke Ansprechpartner: Franz Ernstbrunner ✏ franz.ernstbrunner@wko.at

➍ • Elektrotechnik und Elektronik • Energiewirtschaft und Naturressourcen • Erneuerbare Energien • Gesundheit und Medizintechnik • Neue Technologien • Life Science und Pharma Ansprechpartnerin: Katharina Staszczyk ✏ katharina.staszczyk@wko.at

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• Transport und Logistik (Kfz, Schiffe) • Maschinen- und Anlagenbau • Metalle und Metallverarbeitung • Kabel, Drähte • Erdöl, Erdgas • Wein Ansprechpartnerin: Irene Braunsteiner ✏ irene.braunsteiner@wko.at

➏ • Agrar- und Forstwirtschaft • Inneneinrichtung • Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) • Kreativwirtschaft • Konsumgüter und Lifestyle • Mode und Textilien • Tourismus, Sport und Freizeit Ansprechpartnerin: Marion Tschernutter ✏ marion.tschernutter@wko.at

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austria ist überall! Bernhard Fragner über die spannendsten Veranstaltungen und die wichtigsten Events der vergangenen Wochen.

ku r z & Gu t China in Innsbruck Alle zwei Jahre treffen sich Unternehmen, die in der Wintersportbranche Rang und Namen haben, auf der Inter­alpin Innsbruck, der Weltleitmesse im Bereich alpiner Technologien. Auf Initiative der Aussenwirtschaft Austria nahmen auch Delegationen von aufstrebenden Wintersportnationen teil. Darunter neun hochrangige chinesische Vertreter namhafter Investment-Unternehmen, die allesamt im Aufbau der chinesischen Wintersportund Tourismusindustrie tätig sind.

Entkorkt In Kopenhagen fand zum ersten Mal die Weinverkostungsveranstaltung „Austria Uncorked“ statt. Die ÖWM lud in Zusammenarbeit mit dem AußenwirtschaftsCenter Kopenhagen in das neu renovierte Hotel d’Angleterre zu einem stimmungsvollen Event ein. Mit über 70 verschiedenen Winzern und 20 Importeuren fand das reiche und exquisite Angebot an österreichischen Weinen großen Anklang bei den über 400 ­dänischen Fachleuten und Gästen.

Logistik in Brasilien Großen Anklang fand das Branchenforum „Verkehrsinfrastruktur, Transport und Logistik in Brasilien“, veranstaltet vom AußenwirtschaftsCenter São Paulo. Wirtschaftsdelegierter Ingomar Lochschmidt und Branchenexperte Dieter Böhnke informierten mehr als 30 österreichische Firmenvertreter in Wien, Graz und Linz über die aktuelle Lage und Vorhaben in Brasilien sowie über die vielfältigen Geschäftsmöglichkeiten im Bereich der Verkehrsinfrastruktur.

Jubiläum Zum Auftakt des 300. Jubiläums­ stammtisches des AuslandsösterreicherVereins Rot-Weiß-Rot trafen sich rund 30 Mitglieder im Außenwirtschafts­ Center München. Die Gastgeber Peter Machac und Monika Strauch boten den Gästen einen launigen Rückblick auf die ersten 299 Stammtisch-Treffen des Vereins. Danach wurde im Traditionshotel „Bayerischer Hof“ gefeiert.

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Starker Auftritt mit Präsident Leitl Präsident Christoph Leitl begleitete 30 österreichische Firmen zum Gespräch mit mexikanischen Partnern. Mit 30 Unternehmen – der größten Wirt­ schafts­mission seit Jahrzehnten – kam WKÖ Präsident Christoph Leitl Ende Jänner zu einem zweitägigen Besuch nach Mexiko. Es begann mit einem bis auf den letzten Platz mit 300 Teilnehmern besetzten Wirtschaftsforum, gefolgt von einer viel beachteten Pressekonferenz und Treffen mit den Staatssekretären für Umweltschutz und Erziehung. Daniel Hajj, Präsident von América Móvil und Schwiegersohn von Carlos Slim, lud zum Mittagessen ein. Am Abend begrüßte der Präsident nicht weniger als 200 Gäste zum Austrian Business Circle. Am Dienstag stand die offizielle Eröffnung des dualen Berufsausbildungszentrums der Firma Alpla in Toluca gemeinsam mit dem Gouverneur des Bundesstaates Mexiko, Eruviel Avila, auf dem Programm. Letzte Station am Weg zum Flughafen war der Besuch beim Bürgermeister der größten Metropole Amerikas, Miguel Ángel Mancera. Er sprach an die österreichischen Firmen die Einladung aus, in Me-

Präsident Christoph Leitl nach dem Festakt zur Eröffnung des Technikund Ausbildungs­zentrums der Firma Alpla in Toluca mit (v. li.) Botschafte­ rin Eva Hager, Alpla-CEO Günther Lehner, Eruviel Avila (Gouverneur des Bundesstaates Mexiko), Viktor Sigl (Landtagspräsident OÖ), den Landeshauptmann-Stellvertretern von OÖ, Franz Hiesl, und Burgen­ land, Franz Steindl, sowie OÖWirtschaftslandesrat Michael Strugl.

xiko ihre Tätigkeit auszuweiten, was von Präsident Leitl mit einer Einladung nach Wien erwidert wurde. Mexiko zeigte sich von seiner besten Seite, und das Firmeninteresse an diesem aufstrebenden Markt in Zentralamerika sollte weiter angespornt werden!

Wirtschaftskammer Präsident Christoph Leitl mit dem Bürgermeister von Mexico City, Miguel Ángel Mancera.

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events | Austria ist Überall

Wien glänzt in Spanien Besuch beim „La Mercè“.

Winter-Fußball einmal anders.

Nicht weniger als elf Chefredakteure und Chefs vom Dienst österreichischer Medien begleiteten den Präsidenten nach Kalifornien.

Im Start-up-Mekka Besuch in Kalifornien. Die „Zukunftsreise Kalifornien“ führte WKÖ Präsident Christoph Leitl mit seiner Delegation mitten in das Mekka der Startup-Szene. Besucht wurden die Technologiepartner NestGSV und Plug&Play Tech Center der Go Silicon Valley Initiative im Rahmen von go-international sowie vor Ort tätige österreichische Unternehmen wie etwa Levatis Software, Masterlizer und viele mehr. In den vergangenen vier Jahren haben 68 Start-ups am erfolgreichen Programm teilgenommen. Präsident Leitl brachte die österreichische und EU-Perspektive bei seinem Vortrag („Innovation and Entrepreneurship in Austria and Europe – Challenges for the 21st Century“) an der renommierten Stanford University ein – unter den 140 Gästen war auch Wirtschaftsnobelpreisträger Professor Kenneth J. Arrow. Vor dem Los Angeles World Affairs Council – das tags zuvor den ehemaligen US-Verteidigungsminister Robert Gates als Redner hatte – referierte Präsident Leitl zum Thema „US and EU Trade Negotiations – a View from Austria“. Österreichische Unternehmen behaupten sich mit ihren Innovationen erfolgreich auf dem hochkompetitiven US-Markt, so baut etwa Doppelmayr Cable Car den Zubringer vom Flughafen Oakland zum ­Coliseum, und Pankl Aerospace beliefert die „Großen“ der Helikopterbranche und arbeitet am Helikoptermodell der Zukunft.

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Die Stars von Red Bull beim Austrian Network Evening.

Bullen in Katar Fußballer im Netzwerk. Red Bull Salzburg nutzte die Winterpause der österreichischen Bundesliga zu einem Trainingslager in Doha/Katar. Viele Trainingseinheiten und zwei Testspiele gegen Zenit St. Petersburg und den sudanesischen Meister El Merrikh sollen die Roten Bullen im „Winter“ von Doha auf die Einsätze in der Bundesliga, im Cup und vor allem in der Europa League gegen Ajax Amsterdam vorbereiten. Am Programm stand auch ein Ausflug in die Wüste von Katar. Ein spezielles Highlight war die Teilnahme am Austrian Network Evening, einem monatlichen Treffen der Österreicher, die in Katar berufstätig und ansässig sind. Die Roten Bullen zeigten sich als ­äußerst sympathische Truppe, die unmittelbar vor dem Austrian Network den sudanesischen Meister El Merrikh mit 4:1 vom Platz fegte. Die Kommentare zum Testspiel gegen St. Petersburg am 23. Jänner (wohlgemerkt ein Tag des absolut kältesten Monats in Katar) zur Mittagszeit lauteten, dass es am Spielfeld wirklich heiß war! Man sieht, dass die Diskussion um die Verlegung der FIFA WM 2014 in den katarischen ­Winter aus gutem Grund aufkam.

Rund 1,5 Millionen Menschen feierten in Barcelona wieder das traditionelle fünftägige Kulturfestival „La Mercè“, bei dem die Gaststadt Wien mit einem vielfältigen und attraktiven Programm auftrat. Bei der Demonstration der Wiener Kreativwirtschaftsszene stand sowohl Traditionelles mit Auftritten der Ballettschule der Wiener Staatsoper als auch Zeitgenössisches mit Neuinterpretationen von Klassikern wie dem „Dreimäderlhaus“ und der „Königin der Nacht“ seitens renommierter österreichischer DJs und Experimentalmusiker auf dem Programm. Darüber hinaus wurden Projektionen von Tagtool, Live-Musik und Theatervorführungen des Ensembles Irrwisch dargeboten. Das vom AußenwirtschaftsCenter ­Barcelona organisierte Besuchsprogramm umfasste auch Arbeitsgespräche mit Xavier Trias, dem Bürgermeister Barcelonas, und dem Kulturstadtrat Jaume Ciurana. Im Zuge dieser Gespräche wurden künftige Kooperationsmöglichkeiten zwischen den beiden Städten im Bereich Kreativwirtschaft diskutiert und insbesondere eine verstärkte Zusammenarbeit in den Sektoren Design und Multimedia vereinbart.

„La Mercé“: Wien im Fokus.

Die österreichische Delegation zu Besuch beim Bürgermeister von Barcelona.

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Austria ist Überall | events

Steirermen am Samba-Trip Marktsondierungsreise in Brasilien.

Besichtigung des Lokomotivherstellers in Iglau.

Kontakte auf Schiene Marktsondierung bei Tschechiens Eisenbahnen. Die Vertreter von 14 österreichischen Unternehmen nahmen an einer Marktsondierungsreise nach Prag teil. „Eisenbahntechnik und -infrastruktur sind ein aktuelles Thema in Tschechien“, erklärte der Wirtschaftsdelegierte in Prag, Christian Miller, die Stoßrichtung. Am Vormittag standen Vorträge von Fachexperten aus dem Eisenbahnbereich im tschechischen Verkehrsministerium auf dem Programm. Die Teilnehmer erhielten einen umfangreichen Überblick über den tschechischen Markt sowie auch über zukünftige Geschäftsmöglichkeiten am ­Eisenbahnsektor. Nach einem Mittags­imbiss besuchten die Firmenvertreter und Christian Miller die Baustelle der U-Bahn-Verlängerung zum Flughafen von der Firma Metroprojekt Praha a.s. Dort wurden sie durch den Tunnel und unterirdische Technikräume geführt. Anschließend wurde der Loko­ motivhersteller CZ Loko, a.s. in Iglau besichtigt.

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Eine 45-köpfige Wirtschaftsdelegation aus der Steiermark, geleitet von Wirtschafts­ landesrat Christian Buchmann und Kammervizepräsident Jürgen Roth, besuchte erstmals Österreichs viertgrößten Überseemarkt Brasilien. Auf der einwöchigen Reise statteten die hochrangigen Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Medien gleich fünf Städten in den wirtschaftlich gesehen wichtigsten Bundesstaaten São Paulo, Rio de Janeiro und Minas Gerais einen Besuch ab. Zusammen erwirtschaften diese drei Staaten weit über die Hälfte des gesamten brasilianischen Bruttoinlandsprodukts. Einige der Highlights waren Treffen mit der Wirtschaftsministerin von Minas Gerais und den mächtigen Kammern der pro­­­du­ zierenden Wirtschaft in São Paulo, Minas und Belo Horizonte, ein Termin beim drittgrößten Flugzeugbauer der Welt, Embraer, ein Besuch des Olympischen Vorbereitungskomitees in Rio und ­natürlich die Zusammentreffen mit etlichen Auslands­ steirern, etwa in der stattlichen Brasilienniederlassung von Anton Paar in São Paulo.

Zu Gast beim Flugzeugbauer Embraer.

Styria meets Brasil: Vertreter der grünen Mark zu Besuch beim grünen Riesen.

Booomtown: die österreichische Delegation vor beeindruckender Kulisse.

Biotech: Besuch der Boom-Town Where Austria meets Singapore. Auf Wunsch der auch in Singapur sehr aktiven Erber Gruppe unterstützte das AußenwirtschaftsCenter Singapur CEO Erich Erber bei der Organisation und Durchführung einer hochrangigen Biotech-Delegationsreise. Neben den österreichischen BiotechUnternehmen besuchten auch Vertreter der Boku, des AIT und der Ecoplus-Universitäten mehrere Forschungseinrichtungen und Regierungsorganisationen in Singapur. Singapur hat sich zu einem pulsierenden Hub für Forschungen auf dem Gebiet der Biotechnologie entwickelt. Die TopPharmaunternehmen haben bereits alle eine Niederlassung, 15 der weltweiten Blockbuster-Medikamente werden auch schon hier produziert. Was die Wertschöpfung für das Land anbelangt, so hat der Biotechnologiesektor 2012 sogar den bis dahin führenden Elektroniksektor überholt. 26 Prozent der gesamten Produktions­ wertschöpfung Singapurs entfielen auf Biotech & Life Sciences. Einer der Höhepunkte war der Besuch eines chemischen Forschungsinstituts auf Jurong Island. Jurong ist nach Houston und Rotterdam das weltweit drittgrößte Raffineriezentrum der Welt. Die Forschungs­einrichtungen gehören zum „State of the Art“ und entwickeln sich zusehends zum führenden F&E-Zentrum Asiens. Das derzeitige F&E-Budget von Singapurs Regierung allein beläuft sich auf rund elf Milliarden Euro!

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events | Austria ist Überall Bildung ohne Grenzen Austria Showcase in Bratislava. Mehr als 170 slowakische Besucher füllten im Rahmen eines neuartig gestalteten Austria Showcase die Konferenzräume des Falkensteiner Hotel Bratislava restlos aus. Grund für das große Interesse waren die Präsentationen und Workshops von insgesamt zehn österreichischen Bildungsanbietern. Die zahlreichen Gäste, unter ihnen Repräsentanten des slowakischen Bildungsministeriums, der ö ­ sterreichische Botschafter Markus Wuketich sowie Führungskräfte, HR-Verantwortliche und ­Studenten relevanter Studiengänge, wurden vom Wirtschaftsdelegierten Patrick Sagmeister begrüßt. Im ersten Teil der Veranstaltung hatten die österreichischen Unternehmen die Möglichkeit, sich mittels Kurzpräsentation vorzustellen. Danach gaben die Unternehmen in jeweils drei parallel stattfindenden Workshops eine Kostprobe ihres Könnens. Aufgrund dieses neuartigen Veranstaltungsformats war es den Gästen möglich, sich den eigenen Interessen folgend ihr individualisiertes Workshop-Programm zusammenzustellen.

40 Bosse in Barcelona Österreichische CEOs in Katalonien.

Die ersten Übertragungen gingen bereits erfolgreich über die Bühne.

Austria Showcase: neun Workshops und mehr als 170 Besucher in Bratislava.

Augarten: Neuer Japan-Partner In vollem Galopp zu neuen Kunden. Unter den Auspizien der in der Wiener Augarten-Manufaktur hergestellten Pferde im Stil der Spanischen Hofreitschule konnte Geschäftsführer Fritz Panzer am 21. Jänner im AußenwirtschaftsCenter Tokio seinen neuen Generalimporteur in Japan der ­Öffentlichkeit und der Presse vorstellen. Das Jahr des Pferdes hätte nicht besser beginnen können: Ein komplettes Dekorationsset, das eigentlich nicht zum Verkauf stand, wurde von einem begeisterten Sammler an Ort und Stelle erstanden. Erklärtes Ziel der neuen Importeure, Noble Traders mit Sitz in der japanischen Kulturhauptstadt Kyoto, ist es, die Produkte der Porzellanmanufaktur der qualitätsbewussten Konsumentenschicht Japans noch stärker nahezubringen.

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Samsung macht’s möglich Die Wiener Staatsoper live in Korea – in Full-HD. Wie der „Rosenkavalier“ nach Korea kommt? Mit der neuen Streaming-App der Staatsoper Wien. Denn die Staatsoper erobert nun auch koreanische Wohnzimmer. Möglich macht das eine Kooperation mit dem koreanischen Elektronikgiganten Samsung. Seit der Pressekonferenz am 13. Dezember in Seoul sind die ersten Übertragungen bereits erfolgreich über die Bühne (und koreanische TV-Geräte) gegangen, bis Saisonende sollen zehn weitere folgen. Gesendet wird in Full-HD-Qualität und aus zwei Perspektiven, der Zuseher kann zwischen einer Totalen auf die Bühne und einer von der Regie überarbeiteten Fassung wählen. „Wir wollten nicht mehr warten, dass man uns eine Oper überträgt“, betonte Staatsoperndirektor Dominique Meyer. Deshalb sei man nun selbst aktiv g ­ eworden. Die koreanischen Musikliebhaber freut’s jedenfalls. Übrigens auch die heimische Wirtschaft – ermöglicht hat dies nämlich eine technische Lösung aus Österreich.

Ende Jänner bot das Außenwirtschafts­ Center Barcelona über 40 Geschäftsführern österreichischer Tochterfirmen in Katalonien die Möglichkeit, Xavier Trias, den Bürgermeister von ­Barcelona, im Rahmen eines Business ­Luncheon persönlich zu treffen und aus erster Hand von den sozialen und wirtschaftspolitischen Plänen der Stadtregierung zu erfahren. Die Stadt setzt weiterhin auf ein SmartCity-Konzept und will zukünftig vor allem in Bereiche wie Mobilität, nachhaltige Energieversorgung sowie Abfallmanagement investieren. Im kommenden Mai wird die Strecke Barcelona – Peking mit Zwischenstopp in Wien von Air China mit vier Flügen pro Woche in Betrieb genommen. Vertreter namhafter Firmen wie Swarovski Ibérica, Laboratorios Gebro Pharma, KTM España, Jenbacher und Isovolta nützten die Gelegenheit, dem Bürgermeister konkrete Fragen und Anliegen zu ihrem Geschäftsbereich zu präsentieren. Auch das Thema einer möglichen Unabhängigkeit Kataloniens wurde ausführlich diskutiert.

Xavier Trias, Bürgermeister von Barcelona (vorne Mitte), mit den CEOs österreichischer Unternehmen.

Sergi Aulinas, GF von Laboratorios Gebro Pharma/Spa­ nien, Robert Punkenhofer, der Wirtschaftsdelegierte in Barcelona, und Bürgermeister Xavier Trias (v. l.).

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so wird’s gemacht erfolgreich in Lettland Lettland: eine wichtige Drehscheibe in Richtung Russland, aber auch nach Nordeuropa.

Der Wirtschaftsdelegierte in Helsinki, Herwig Palfinger, über die Folgen des Euro-Beitritts Lettlands.

Herr Palfinger, die lettische Regierung feierte den Start des Euro mit einem Feuer­werk, die Bevölkerung scheint nicht überzeugt – wie ist Ihr Eindruck? Die Entscheidung für den Euro ist eine Vernunftentscheidung – für die Bevölkerung war der Lats ein Symbol der wiedererrungenen Selbstständigkeit. Dass er bereits nach 25 Jahren wieder aufgegeben wird, löst klarerweise keine positiven Gefühle aus. Vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt her ist es jedoch eine richtige Wahl – Regierung und Zentralbank mussten während der Krise erleben, wie heftig gegen die kleine Währung spekuliert wurde und welch hohe Beträge nötig waren, um den fixen Kurs zum Euro halten zu können. Lettland erfüllte die Kriterien für den Euro mit einem eisernen Sparkurs. Ist der aus Ihrer Sicht beendet? Der Sparkurs wird sicherlich gelockert; eine expansive Budgetpolitik wird es ­jedoch auch in den nächsten Jahren nicht geben. Auch wenn heuer noch Parlamentswahlen stattfinden, sind gesamt gesehen keine „Wahlzuckerln“ im Budget 2014 verpackt worden. Und welche Stimmung spüren Sie seitens lettischer Unternehmen? Die Integration in den Euroraum wird

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sowohl von originär lettischen Unternehmen als auch von lettischen Niederlassungen ausländischer Unternehmen begrüßt. Lettland wickelt annähernd 70 Prozent sei­nes Außenhandels mit dem Euroraum ab, sodass die Unternehmen allein von den wegfallenden Verwaltungskosten deutlich profitieren. Lettland verspricht sich vom Wegfall der Wechselkosten steigende Attraktivität für ausländische Investoren. Ja, obwohl Lettland den Wechselkurs auch in der Krise gehalten hat, waren bisher doch Zweifel vorhanden, ob dies im Wiederholungsfall gelingen würde. Daher wurden bei Investitionen sowie bei mittel- und langfristigen (Investitions-)Geschäften zusätzliche Sicherheiten eingebaut, die nunmehr entfallen können. Neben dem generellen positiven Feedback ist mir bereits eine deutsche Investition bekannt, bei der die Euro-Einführung den Ausschlag zugunsten Lettlands gegeben hat. Wie sehen Sie den Vorwurf, Lettland entwickle sich gerade zur „Steueroase“? Das als Vorwurf zu definieren erscheint jedenfalls übertrieben. Lettland hat – als eines von mehreren Ländern in der EU – eine attraktive Steuergestaltung für verschiedene Unternehmensgründungen, unter anderem Holdings. Dass das Land

Herwig Palfinger Der Wirtschaftsdelegierte in Helsinki betreut auch die Baltischen Staaten.

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Fotos: shutterstock

„Klein, aber dynamisch“

aufgrund geografischer Nähe und historischer Gegebenheiten mit der Zypernkrise für russische Anleger vermehrt interessant wurde, liegt auf der Hand – zumal jetzt die Euro-Einführung die Attraktivität erhöht. Trotzdem ist der Finanzplatz Riga auch in Relation zum lettischen BIP im europäi­ schen Vergleich noch immer eher klein. Außerdem wird und kann sich Lettland nach der Immobilienblase, die Mitauslöser der Krise 2009 war, nicht wieder ein ähnliches Problem leisten. Was sollten österreichische Unter­neh­men, die sich in Lettland engagieren, wissen? Lettland eignet sich als Drehscheibe sowohl Richtung Russland als auch Richtung Nordeuropa – das Engagement muss sich nicht auf die dynamischen, aber kleinen baltischen Märkte beschränken. Ausländische Investitionen sind eine Chance, die noch immer gegebene Abwanderung von Arbeitskräften zu stoppen. Sie werden daher von den staatlichen Stellen unterstützt und gefördert. Bei Investitionen in Produktionsstandorte sollten auch Regionen außerhalb der Hauptstadtregion in Erwägung gezogen werden, wo es billigere Arbeitskräfte und dazu teilweise hohe Standortförderungen gibt. Für Infrastrukturvorhaben stehen außerdem beachtliche Mittel aus den EUStrukturfonds zur Verfügung. Viele lettische Unternehmen sind engagiert, aber finanziell schwach abgesichert. Selbst in der großen Krise 2008 bis 2010 war jedoch deutlich, dass sie ihren Verpflichtungen so lange wie möglich nachkamen. Vor Eingehen von Verträgen ist aber jedenfalls eine Prüfung der Bonität erforderlich. In der Art der Gesprächsführung bestehen doch deutliche kulturelle Unterschiede zwischen dem nördlich-nüchternen Stil der Letten und der russischstämmigen Bevölkerung, die in Riga und im Osten des Landes die Mehrheit stellt.


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