Passeirer Blatt

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Seite 3 / Nr. 31

Passeirer Blatt / September 2001

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Biolandwirtschaft Im Passeiertal Es sind nur wenige Jahrzehnte her, als auch in Südtirol die moderne, verwissenschaftlichte Landwirtschaft ihren Einzug hielt. Die Folge war eine spürbare Ertragssteigerung, bei sinkenden

sierte Bauern, unterstützt und berät seine Mitglieder in allen Sachfragen und in der Verwaltungsarbeit. In Passeier hat dieser Verband in den letzten Monaten mehrere Informationsveranstaltungen

Preisen. Gleichzeitig war jedoch bei manch einem Bauer ein Unbehagen über die Auswirkungen des gesteigerten Einsatzes an Futterzusätzen, Düngemitteln und Pestiziden spürbar. Die ökologische Landbaubewegung versucht den Bauern wieder aus der Abhängigkeit von Wissenschaft und Industrie zu befreien. Eine umweltgerechte Produktionsweise soll wieder "gesunde" Lebensmittel erzeugen und die Höfe auch für kommende Generationen intakt bewahren. In Südtirol spielt sie heute noch eine geringe Rolle. Derzeit bewirtschaften etwa 1,2 Prozent der Bauern nicht einmal 0,5 Prozent der gesamten Nutzfläche nach ökologischen Gesichtspunkten. Insgesamt 260 Biobetriebe, die an die 1400 ha landwirtschaftliche Fläche bewirtschaften, gibt es bis dato in Südtirol. Das Interesse der Bauern und die Nachfrage der Konsumenten nimmt jedoch in letzter Zeit zu. Für die Berglandwirtschaft ist sie vielleicht die einzig wirklich Chance, um in einem globalisierten Markt zu überleben. Es gibt 3 anerkannte Bioverbände, wovon der größte Bioland Südtirol ist. 1991 gegründet, vertritt dieser 170 Mitglieder, mit insgesamt 910 ha. Der Verband bietet kostenlose und unverbindliche Umstellungsberatung für interes-

zur ökologischen Viehwirtschaft abgehalten. 4 Bauern in Passeier haben sich bisher entschlossen auf die Ökolandwirtschaft umzusteigen. Ein begeisterter Biobauer ist Peter Hofer, Felseneck, St. Leonhard. Peter hat vor 17 Jahren den Hof übernommen und im Vollerwerb 100.000 Liter Milch produziert. Seit August letzten Jahres ist er Biobauer bei Bioland Südtirol. Das bedeutete für ihn, den Hof gehörig

umzukrempeln. Kühe mussten verkauft werden, und von der Milchhaltung wurde auf Mutterkuh- und Mutterschafhaltung umgestellt. Die Rinder werden in einem Laufstall gehalten und außer dem eigenen Gras darf nur Biogetreide zugefüttert werden. Aus einem Vollerwerbsbetrieb wurde ein Nebenerwerbsbetrieb, da Peter jetzt halbtags in der Fabrik arbeitet. Er besitzt nun nur mehr 4 Kühe, (früher waren es 17) dazu 14 Schafe und 40 Hennen. Der Entschluss Biobauer zu werden ist ihm nicht leicht gefallen. Mit der modernen Milchhaltung und ihren Begleiterschei nungen (Kraftfutterfütterung , dessen Zusammensetzung der Bauer nicht überprüfen kann) fühlte er sich nicht glücklich. Die strikten Melk- und Fütterungszeiten ließen wenig Freiraum und waren zeitaufwendig. Anderseits scheute er den Schritt hin zum Biobauern, da er meinte, die Umstellung sei zu schwierig. Den Ausschlag gab die Überlegung, daß er besser als junger Bauer ein solche Herausforderung angehen muss. Bereut hat er diese Entscheidung nicht. Er fühlt sich "gut" dabei und er steht voll und ganz hinter dem, was er tut. Sein Hof lebt nun vom Verkauf von achtmonatigen Kälbern - bis jetzt 4 im Jahr, in Zukunft aber bis zu 10 Stück, 35 Lämmern und Bioeiem. Er hat viel Freizeit gewonnen. Im Sommer hat er außer den Hennen kein Vieh im Stall und die übrige Jahreszeit kann er seine Arbeitszeit viel freier einteilen, da die Fortsetzung auf Seite 4


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