Psaseirer Blatt

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FAHRNER

JOSEF

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MITTEILUNGEN MITIEILUNGEN UND UND NACHRICHTEN NACHRICHTEN AUS AUS MOOS, MOOS, ST. ST. LEONHARD LEONHARD UND UND ST. ST. MARTIN MARTIN 15. 12.Jahrgang Jahrgang –- Nr. Nr. 35 21

September März 2002 1999

Augenblicke voll Wärme und Licht Sie sind still geworden, die beiden Männer auf dem Weg nach Ernmaus. Schon eine Weile gehen sie schweigend nebeneinander her. Sie wollen weg von Jerusalem, weg von allem, was in den letzten Tagen passiert ist. Sie wollen von der ganzen Geschichte nichts mehr wissen. Mit der Kreuzigung Jesu werden sie einfach nicht fertig. Wie begeistert waren sie damals, als Jesus sie r i e f : mir

STERN

-UNSER EMM AUSWEG __ ~ .~.~"~~.

nach! Noch nie hatte ihnen ein Mensch soviel gegeben wie dieser Jesus, mit dem sie drei Jahre beisammen waren. Bei ihm hatten sie sich wohlgefühlt und durch ihn viele Freunde gefunden, Ja, in seiner Nähe fing ihr Leben noch einmal neu an. Und immer wieder sagte er, daß Gott bei den Menschen sei, hier bei uns auf der Erde, Gott sei eher in den Wohnungen der normalen Leute zuhause, als im Tempel. Und auch im schlimmsten Durcheinander sei er immer noch zu finden. Er sei für alle da, sagte Jesus, zuerst für die, die es schwer haben: für die Alkoholiker und Drogenabhängigen, für die mit ledigen Kindern, für die Kranken und Obdachlosen, für die Sünder und für die Verachteten der Gesellschaft ... Nicht um ihnen zu sagen: Lebt so weiter, so ist es recht. Nein, er will ihnen zu einem neuen, gelungenen Leben verhelfen. Aber mit dieser Überzeugung kam Jesus nicht durch, wenigstens nicht bei denen, die damals das Sagen hatten, Diese lehnten ihn ab und machten ihn schon bald als Säufer schlecht. Und plötzlich war es, als hätte sich die Welt gegen Jesus verschworen, Und das Schlimmste war, er selbst wehrte sich nicht dagegen. Er ließ sich all das Unrecht gefallen: Und wo war Gott,als sie Jesus kreuzigten? Ließ auch er Ihn hängen? Wenn Gott für diesen einen - in seiner schlimmsten Stunde nicht da

war, für wen denn sonst? In solche Gedanken versunken, gehen die zwei noch immer schweigend in Richtung Emmaus. Und dann stößt ein Dritter zu ihnen. Einer, der viel Zeit hat, einer, der zuhören kann. Und erst nach einer geraumen Zeit stellt er ihnen ein paar Fragen: Habt Ihr denn wirklich geglaubt, daß dadurch etwas besser wird, wenn Ihr alles hinwerft, einfach fortlauft? Was in Euren Augen so schrecklich aussieht, nämlich wie Jesus verhaftet wurde, verhöhnt, verspottet und gekreuzigt wurde, könnte das nicht von Gott her ganz anders ausschauen? Was aus Eurer Sicht eine Katastrophe war, könnte da nicht auch etwas Gutes drangewesen sein? Stellt Euch einmal vor, Jesus wäre nicht bis zum Schluß dabei geblieben, daß Gott seine Sonne auch über den Bösen aufgehen läßt; stellt Euch einmal vor, er hätte das Gleichnis vom verlorenen Sohn zurückgenommen und erklärte in seiner Liebe zu Zöllnern und Dirnen zu weit gegangen zu sein; stellt Euch vor, er hätte alles widerrufen, dann hätten sie ihn sicher nicht gekreuzigt. Aber wäre das für euch und für viele andere nicht ganz schlimm? Über diesem Miteinanderreden ist die Sonne untergegangen, Und es ist wohl so: Wer etwas Schweres auf der Seele hat oder wer krank ist, der fühlt sich am Abend einsamer als am Tag. Und so bitten sie ihn: Bleibe doch bei uns, denn es wird bald Abend! Und er tut es


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