Passeirer Blatt / Juni 1997
Seite 3 / Nr. 14
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Florian Ottl: Priesterweihe und Primiz Wir freuen uns sehr, nach drei Jahrzehnten wieder eine Primiz in unserer Gemeinde feiern zu dürfen. Den meisten ist Diakon Florian Öttl ja kein Unbekannter, denn viele haben ihn durch Gebet, finanzielle Unterstützung, durch ein freundschafltiches Gespräch und vieles mehr bereits kennen gelernt. Manchmal ist in den letzten Wochen auch die Frage aufgetaucht: "Braucht es denn überhaupt noch geweihte Amtsträger? Sind nicht alle durch die Taufe kraft des allgemeinen Priestertums zum Dienst an den Menschen, zum Glaubenszeugnis und zur Feier des Gottesdienstes berufen und befähigt?"
Hier möchte ich sogleich ein altes Mißverständnis ausräumen. .Priestersein" bedeutet sicherlich keine höhere Stufe des Christseins, ein Priester ist auch kein vollkommener Christ. Alle Getauften stehen in der Gnade der christlichen Vollkommenheit. Alle - vom Papst bis zum Kind - haben kein anderes Mittel, die Gnade der Heiligkeit zu erlangen, also in den Himmel zu kommen, als den Weg der Liebe und der Verwirklichung des Evangeliums zu gehen, d.h. die empfangene Taufe zu entfalten. Und doch besteht zwischen dem allgemeinen Priestertum, zu dem alle berufen
sind, und dem Amtspriestertum ein Wesensunterschied, der sich im Sakrament der hl. Priesterweihe vollzieht. Das Amtspriestertum ist wesentlich eine Dienstamt für die Gläubigen, damit alle Getauften ihre Taufgnade leben und verwirklichen können. Durch die hl. Weihe nimmt der Geweihte in besonderer Weise am Priestertum Christi teil, wie das 11. Vatikanische Konzil sagt. Das Amtspriestertum ist wesentlich ein Dienstamt für die Gläubigen, damit alle Getauften ihre Taufgnade leben und verwirklichen können. Durch die hl. Weihe nimmt der Geweihte in besonderer Weise am Priestertum Christi teil, wie das 11. Vatikanische Konzil sagt. Nie ist es mir als Priester selbst so deutlich bewußt geworden, daß ich im Namen und im Auftrag Christi handle, als bei der Feier der Sakramente. Das Weihesakrament zeigt letztlich auf: wir Menschen machen uns nicht selbst zu Christen, sondern sind es aus Gnade. Der Priester ist es, der "in persona Christi" die Gnade schenken darf, z.B. bei der hl. Beichte mit den Worten: "Ich spreche dich los von deinen Sünden" oder bei der hl. Eucharistie mit den Worten über Brot und Wein: "Dies ist mein Fleisch, dies ist mein Blut". Christus hat seine Gnadenquellen, die Sakramente, nicht in einen Selbstbedienungsladen gelegt, wo jeder sich selbst bedienen kann, sondern sie sündigen Menschen, die ER berufen hat und die sich ganzheitlich von ihm fordern lassen, anvertraut, um so in seiner Kirche lebendig zu sein. So danken wir unserem Florian, daß er den Ruf Gottes angenommen - und entfaltet hat. Wir wünschen ihm für sein priesterliches Wirken das Feuer des Heiligen Geistes, damit er die lodernde Glaubensflamme hintrage in die Herzen der Menschen, damit es heller, wärmer und lebenswerter wird in unserer Welt.
Lebenslauf
Am 18. Dezember 1965 erblickte Florian Öttl als achtes von neun Kindern einer Bergbauernfamilie in der Gemeinde St. Leonhard in Passeier (Fraktion Mörre) das Licht der Welt. In der Pfarrkirche von St. Martin in Passeier wurde er am 26. Dezember 1965 getauft. Die Volksschule besuchte er in Mörre und in St. Martin, die Mittelschule in St. Leonhard. Nach dem Pflichtschulabschluß arbeitete er auf dem elterlichen Hof mit und drei Sommer über war er Viehhirte auf einer Alm im Ridnauntal. Aus gesundheitlichen Gründen der Mutter mußte ein Teil der Familie vom elterlichen Hof wegziehen, so auch Florian. Von 1971 bis 1980 wohnten sie beim Pöltenhof in Windegg und ab dem Herbst 1980 bis 1990 beim Strickerhof in Schweinsteg. Dort versah Florian dann auch für kurze Zeit den Pfarrmesnerdienst. In der Sommersaison 1990 arbeitete er dann als Abspüler in einem Hotel in St. Leonhard. Nach dem Tod der Mutter (1986) und dann auch des Vaters (1988) entschloß er sich für das Theologiestudium. 1990/91 machte er über die Universität Innsbruck die Studienberechtigungsprüfung und im Herbst 1991 begann er dann mit dem Theologiestudium in Brixen. In der Studienzeit wohnte er im Priesterseminar, wo er sich durch Studium und geistliches Leben auf dem Priesterberuf vorbereitet hat. P. Theo Neuking OT