Im Land der aufgehenden Sonne Polizei und IPA in Japan
Goldender Tempel in Kyoto „Kinkaku-Ji“
4 IPA aktuell 3/2013
Der Gedanke kam Ende 2011: Welche Ziele gehe ich als Nächstes an? Was möchte ich in naher Zukunft realisieren? Da gab es kleine Dinge. Dinge, die keiner großen Planung bedurften. Mittelgroße Dinge gab es auch. Etwas mehr Planung, dafür keine größeren Umsetzungsschwierigkeiten. Und es gab große Dinge, die viel Zeit und finanzielle Ressourcen benötigten. Irgendwie waren das aber keine Pläne, die für mich besonders wichtig waren. Es gab keinen bestimmten Auslöser und keinen bestimmten Grund, aber plötzlich wusste ich, was ich unbedingt tun musste: Ich musste nach Japan. Dieser Gedanke ist grundsätzlich ein Wunsch, den viele Menschen schon einmal hatten. Japan, das Land der aufgehenden Sonne, der Samurais, von Sushi und Pokemon. Betrachtet man meine Vita, ist es bei mir eine Reise zu meinen Wurzeln. Denn ich wollte diese Reise nicht alleine antreten. Ins Gepäck packte ich in Gedanken von vornherein meinen Vater. Aus Tokyo stammend lebt er seit 35 Jahren in Deutschland. Mein letzter Besuch in Japan war 1990. Erinnerungen habe ich nur lückenhaft. Deshalb musste ich noch einmal zusammen mit meinem Vater eine bewusste Reise antreten Seit Anfang meiner Ausbildung bin ich Mitglied der IPA. Der Gedanke der länderübergreifenden Freundschaft interessierte mich sofort und deshalb gab es keinen Zweifel, dass ich dieser Organisation angehören wollte. So kam es auch, dass ich den Kontakt nach Japan suchte. Da ich selbst kein Japanisch spreche, war der erste Besuch auf der japanischen IPAInternetseite ein genauso großes Abenteuer wie wohl für die meisten westeuropäischen IPA-Freunde. Zum Glück habe ich ja meinen Vater. Er konnte schnell eine E-Mail-Adresse ausfindig machen. Eigentlich habe ich bei der vergleichsweise geringen Mitgliederzahl in Japan (ca. 300) nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet. Doch ich wurde binnen 12 Std. eines Besseren belehrt: Eine geringe Mitgliederzahl geht offenbar nicht zwangsläufig mit geringem Engagement einher. Nach den ersten E-Mails in hervorragendem Englisch gab ich bei Detailfragen die Koordination in die Hände meines persönlichen Reiseführers; meinem Vater. Toru Warigaya, Generalsekräter der IPA Japan, war ohne zu zögern hilfsbereit und bot direkt seine Dienste als Reiseführer an und versprach auch ein Treffen mit dem Präsidenten der Sektion Japan und anderen IPA-Mitgliedern. Wie er mir später erzählte, pflegt Toru seit jeher eine besondere Beziehung zu Deutschland. Er hat 3 Jahre in München gearbeitet und war Verbindungsbeamter insbesondere für Fragen der RAF.
von Kazuo Takagi - Verbindungsstelle Krefeld Nach seinem Deutschlandaufenthalt arbeitete er bis zu seiner Pension als International Affairs Officer in der japanischen Polizei. Toru, ein Mann Anfang 70, zeigte sich sehr unternehmungslustig und organisierte für unseren ersten Tag direkt zwei Programmpunkte: Nach seiner Begrüßung in perfektem Englisch typisch japanisch mit kurzer Verbeugung - stand direkt ein Besuch im kaiserlichen Palast in Tokyo mit anschließender Führung durch das Tokyo Metropolitan Police Department auf der Agenda. In wohlsortierten Zweierreihen wartend erzählte mein Vater derweil ein bislang unbekanntes Detail: Toru hatte schon im Vorfeld persönliche Berechtigungen für den Zutritt zum Anwesen des Kaiserpalastes organisiert und hatte sie meinem Vater nach Deutschland geschickt. Das ist erwähnenswert. Erwähnenswert ist auch die Strenge, die das Aufsichtspersonal walten ließ: „Bitte Zweierreihen bilden, losgehen, stehenbleiben, jetzt bitte Fotos machen, weitergehen, nicht stehen bleiben bitte,…“ Alles nach Vorschrift! Bitte! Diese Vorschriften zeigten sich kurz nach dem Besuch des Kaisergartens in unserem ersten Kontakt mit den „echten“ Kollegen am Headquarter der Tokyo Metropolitan Police. Sind wir es meistens gewohnt, moderne behördliche Gebäude „kundenorientiert“ zu gestalten - wie etwa durch offene Bauweise, helle Empfangsbereiche, Transparenz, Öffentlichkeit - fällt in Tokyo sofort das etwas andere Verständnis auf: Das Gebäude war mit Polizisten umstellt, die es vor möglichen „Eindringlingen“ schützten: Betreten des Geländes nur mit Erlaubnis! Nach fünf Minuten Funksprüchen und Hinzuziehung des Vorgesetzten erlaubte man uns den Zugang zum Gebäude. Natürlich nicht einfach so, sondern mit Salutgrüßen aller in Sichtweite befindlichen Beamten. Der zugegeben etwas nüchternen Begrüßung durch Hirosaburo Ohtomo und Hidenori Ito folgte ohne großen Wortwechsel zunächst ein kurzer Imagefilm, der in einer Art Konferenzkinosaal für Besucher vorgeführt Eine der vielen Kōban in Tokyo wurde. Auffällig dabei: Die Polizeibeamten in diesem Film rannten bei jeder Gelegenheit. Das Tokyo Metropolitan Police Department (MPD) ist, ähnlich wie ein Präsidium, für die „Stadt“ Tokyo zuständig. Tokyo an sich ist aber eine der 47 Präfekturen. Das MPD ist wegen der Zuständigkeit für die Landeshauptstadt in einer Sonderrolle. Es gibt dort kein „Headquarter“ welches dem MPD überstellt ist. Neben Polizeiwachen gibt es hunderte Kōban. Das sind kleine Gebäude, die den zuständigen Polizisten Unterschlupf bieten. Die dort arbeitenden Polizisten sind (weiter Seite 6)
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