Screen offenblatt 38

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Nr. 38, 18. November 2017

Ihre Bürgerzeitung

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Ein Fenster zur Welt

r ende skal g n u r lt be nsta . D e ze m Vera r bis 3 e b m e v 18 . N o INVESTITION

Mit der kolonialgeschichtlichen Sammlung ist jetzt die fünfte Dauerausstellung eröffnet Als „sensible Sammlungen“ oder „heikles Erbe“ gelten heutzutage die völkerkundlichen Kollektionen aus der Kolonialzeit. Das Museumsteam im Ritterhaus hat seinen Bestand aufbereitet, um Leihgaben ergänzt und kritisch beleuchtet. Offizielle Eröffnung der neuen Dauerausstellung war am gestrigen Freitag. Es handle sich um eine Eigenproduktion, sagte Museumschef Wolfgang Gall nicht ohne Stolz beim Pressegespräch im Vorfeld. Kuratorin Anne Junk sowie die beiden Museumspädagoginnen Nadine Rau und Susanne Leiendecker konzipierten die neue Schau, die auf einem großen ethnografischen Bestand basiert. Museumsgründer Carl Frowin Mayer hatte von 1884 bis 1917 mit Begeisterung fremde Dinge aus aller Welt für die städtische Einrichtung zusammengetragen. Dieser Fundus wurde in den vergangenen Monaten um zahlreiche Leihgaben aus der Bevölkerung bereichert. Zu sehen ist die Geschichte der deutschen Kolonien in Afrika, China und der Südsee. Deutschland war nicht nur eine „verspätete Nation“, sonSTICHWORT

Neue Ausstellung Das Begleitprogramm mit Kursen und Führungen findet sich im Internet unter www.museum-offenburg. de/veranstaltungen. Es gibt Angebote für Kindergärten, Schulen sowie Gruppenführungen. Buchung unter Telefon 07 81/82-24 60.

dern auch eine „verspätete Kolonialmacht“, wie Junk unterstrich. „Systematischer und geplanter“ als die anderen Europäer habe man sich ans Werk machen wollen – und im chinesischen Kiautschou tatsächlich eine „Musterkolonie“

gegründet. Auf einen thematischen Ansatz wurde in Offenburg verzichtet, zu komplex und heterogen sei das ganze Thema, so Junk, die sich mit ihrem Team in Berlin und Hannover bei vergleichbaren Ausstellungen umgeschaut hatte. Welche exotischen Dinge wurden während der Kolonialzeit gesammelt? Wer schenkte dem Museum Objekte aus den deutschen „Schutzgebieten“ und wie kam es dazu? Trotz der schwierigen Quellenlage wurde die Herkunft der Sammlungsstücke erforscht. Dass die Folgen jener Zeit bis heute unübersehbar sind, zeigen Samm-

lungen von Großwildjägern, Missionaren, Entwicklungshelfern und Reisenden aus Offenburg bis heute. Auch die Sammlung Cron mit ihren Großwildpräparaten aus Afrika und Asien wird in diesem Zusammenhang neu präsentiert. Das berühmte „hornlose Nashorn“ hängt wieder am ursprünglichen Ort und verweist auf aktuelle Entwicklungen, die sowohl mit der Kolonialgeschichte als auch mit der Globalisierung in Zusammenhang stehen. Ergänzend zur Dauerausstellung werden bis Mitte nächsten Jahres mehrfarbige Hochdrucke von Angelika Nain gezeigt, die mit dieser Serie einen persönlichen Zugang zum Thema Kolonialismus und seine Folgen geschaffen hat. Sie setzt die Schattenseiten des Weltwirtschaftssystems ins Bild und zeigt die Folgen des Exports von Abfällen und Waffen in Entwicklungsländer: Zerstörung und Flucht. Kolonien sollten Rohstoffe und Kolonialwaren liefern. Die industrielle Weiterverarbeitung folgte in Europa. Auf dem Weltmarkt diktieren bis heute Spekulanten und Großkonzerne die Rohstoffpreise. Die Offenburger Künstlerin, die selbst vier Wochen in Gambia verbracht hatte, schlägt den Bogen bis zur aktuellen Flüchtlingssituation. „Uns war es ein großes Anliegen, dieses Thema aufzugreifen“, sagte Junk. Zu sehen sind die Arbeiten auf Seidenpapier bis 29. Juli 2018. Und tickt und tickt. Prachtexemplar Kolonialuhr. Foto: K. Schlessmann

32 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren für Umbauten an drei städtischen Schulen ausgegeben werden. ❚ Seite 3 INNOVATION

Den Mildenberger Verlag gibt es inzwischen in der dritten Generation. OB Edith Schreiner machte sich kürzlich vor Ort ein Bild. ❚ Seite 7 IRRITATION Geradezu verstörend wirkten die Klangbilder und die Lesung aus den Tagebüchern von Victor Klemperer zum 9. November im gut besuchten Salmensaal. ❚ Seite 9

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