Magazin Museum.de Nr. 42

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MUSEUM

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Nr. 42 6,80 €

Herbst 2020

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MAGAZIN M USEUM.DE

Festung Ehrenbreitstein Koblenz


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In diesem Heft

Seite

MUTEC 2020 in Leipzig

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Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein

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und Landesmuseum Koblenz Der GlasRatgeber

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200 Jahre LVR-LandesMuseum Bonn

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Neue Dauerausstellung –

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Jüdisches Museum Berlin Museum für Naturkunde Berlin

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Dorfmuseum Markersdorf

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LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster 70 Ostfriesischen Landesmuseum Emden

76

Archäologischen Museum Hamburg

80

Museum Folkwang – Art is for everybody

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Historisches Museum Frankfurt

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Titelseite: Kulturzentrums Festung Ehrenbreitstein, Koblenz. Foto: © Lufthelden

MAGAZIN MUSEUM.DE

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der vorgegebenen Laufrichtung verlassen wollte, gab es bei den Museumsmitarbeitern kein „Wenn und Aber“. Ein so verantwortungsbewusstes und allgegenwärtiges Personal ist einfach nur vorbildlich!

Festung Ehrenbreitstein

Der Rhein schmückt sich besonders ab Koblenz mit märchenhaften Schlössern, Burgen und beeindruckenden Festungsanlagen. Entlang des Flusses sind sie wie Perlen aneinander gereiht und laden inmitten einer reizvollen Landschaft zu einer kulturellen Entdeckungsreise ein. Waren sie einst strategische Bollwerke und fürstliche Residenzen, so sind sie heute offen für jedermann und bieten „begehbare Geschichte“. Die ab 1817 erbaute Festung Ehrenbreitstein war seinerzeit eine der größten Festungen Europas und galt als uneinnehmbar. Bei meinem Besuch fiel mir auf, dass es auch für meterdicke Festungswände eine Herausforderung ist, dem unsichtbaren Feind Corona Paroli zu bieten. Als ich die Kinder- Wechselausstellung „Ravensburger Spielewelten – Gemeinsam Faszinierendes erleben“ entgegen

Besonders erfreue ich mich immer wieder über Kulturenrichtungen, die den kleinen Gästen mit pädagogischen Angeboten besondere Aufmerksamkeint schenken. Wenn es so spielerisch stattfindet wie hier, ist es der beste Ansatz, kulturelles Interesse in der Gesellschaft zu verankern. An dieser Stelle sollte ich wohl auf die großzügig vorhandenen Parkplätze oben an der Festung hinweisen. Wer Ehrenbreitstein jedoch auf eine ganz besondere Art „erobern“ möchte, sollte sein Vorhaben am Deutschen Eck beginnen, wo die Mosel im Rhein mündet und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal majestätisch thront. Von dort aus überquert man den Rhein mit der Seilbahn und hat dabei einen atemberaubenden Blick ins UNESCO-Welterbe „Oberes Mittelrheintal“. Herzlichst, Ihr Uwe Strauch

Von links: Prof. Dr. Andreas Schmauder, Direktor Landmuseum Koblenz und Leiter Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein, Thomas Metz, Generaldirektor, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Foto: © GDKE, Pfeuffer

Ausgabe Nr. 42

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Ostwall 2

Telefon 02801-9882072

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Layout und Design: museum.de

Herbst 2020

Uwe Strauch, Dipl.-Inf. TU

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Telefax 02801-9882073

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MUTEC 2020: Innovative Aussteller, starke Partner und hochkarätiges Fachprogramm Internationale Fachmesse für Museums- und Ausstellungstechnik vom 5. - 7. November 2020. Autor: Felix Wisotzki

Die internationale Fachmesse für Museums- und Ausstellungstechnik MUTEC findet wie geplant vom 5. bis 7. November 2020 in Leipzig und parallel zur denkmal (Europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung) statt. Auch in diesem Jahr hält die MUTEC ein facettenreiches Angebot in Ausstellung und Fachprogramm bereit. Innovative Unternehmen präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen, im MUTEC-Forum warten vier spannende Themenblöcke und viele Fachveranstaltungen vertiefen aktuelle Herausforderungen der Museumsbranche. Für die Sicherheit aller Beteiligten in Zeiten der Corona-Pandemie sorgt das Hygienekonzept der Leipziger Messe, das auf die MUTEC und die parallel stattfindende denkmal zugeschnitten wurde. In der Ausstellung erwartet die Besucher ein umfassendes Angebot aus Bereichen wie Museumstechnik, Ausstellungsgestaltung, Mediale Präsentation, Besucherservice und Sammlungsmanagement. Zu den vertretenen Ausstellern zählen Unternehmen aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Slowenien, Ungarn und Österreich. Mit dabei sind unter anderem AlfaVision, Ahlborn Mess- und Regelungstechnik, Axess,

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COMBASE, die InformationGesellschaft, DroidSolutions, Empreinte Signalétique, ERCO Leuchten, Giant Monkey, heddier electronic, Holo-Systems/HANDMADE Interactive, Image Access, KLUG-CONSERVATION, MEDER ComTech, Robotron Datenbank-Software, Schnick-Schnack, Tactile Studio, VST, WERBÄR und das ZFB - Zentrum für Bucherhaltung. Erstmals auf der MUTEC vertreten sind unter anderem ARLED Solutions, COLANDIS, corporate friends, CV Entertainment, Flyvision, ibs tecnomara, SLIŠIŠVIDIŠ, VOMO Leichtbautechnik, WandDrucker WallPen und Wizard of Europe. Einige Aussteller präsentieren Produkte, die besonders in Zeiten der Corona-Pandemie spannend sind, da sie beispielsweise bei der Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln helfen. So stellt heddier electronic als Weltpremiere den Pen-Y vor. Der kleine aus Spezialkunststoff gefertigte Stift ermöglicht die kontaktlose Bedienung von Touch- und Multitouchdisplays. Mit ihm ist es den Museen möglich, ihre Touchgeräte weiter zu betreiben. Eine Infektion durch Berühren der Touchoberfläche ist bei richtiger Nutzung des Pen-Ys ausgeschlossen. Außerdem präsentiert museum.de eine Lösung, bei der Museumsbesucher ihr ei-


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genes Smartphone als Audioguide nutzen können. Die Audioguides werden über den geschützten Datenpflegebereich von museum.de angelegt und sind über jeden Smartphone-Webbrowser abrufbar. Somit entfällt für den Museumsgast die Installation einer App und das Museumspersonal muss keine Hilfestellungen leisten. Museum.de unterstützt die Museen vom Konzept über die mehrsprachige Vertonung bis hin zum reibungslosen und kostenlosen Betrieb. Spannende Themenblöcke im MUTEC-Forum Im MUTEC-Forum können Besucher ohne vorherige Anmeldung oder zusätzliche Teilnahmegebühr Fachvorträge von Ausstellern und Partnern direkt innerhalb der Messehalle besuchen. In kurzen Beiträgen erfahren sie Wissenswertes von Experten aus Theorie und Praxis. Gebündeltes Fachwissen gibt es in den jeweils zweistündigen Themenblöcken „Sicherheit“, „Stadtmuseen im Wandel“, „Nachhaltigkeit“ und „Licht“.

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Weitere Highlights im Fachprogramm sind unter anderem die Fortbildungstagung des Sächsischen Museumsbundes (SMB), der IIIF Outreach Event, die Tagung „Lass Land gewinnen!“ der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin sowie Kurse zur Depotplanung und zur Bergung von Kulturgut. Zudem führen die Arbeitskreise „Volontariat“ und „Gebäudemanagement und Sicherheit“ des Deutschen Museumsbundes (DMB) ihre Herbsttagungen auf der MUTEC 2020 durch. Unter dem Motto „Ausstellungen der Zukunft“ findet ein Themenblock statt, der den Erfahrungsaustausch zwischen Science Centern und Museen fördern soll. ICOM Deutschland erstmals Partner der MUTEC Erstmals wird die MUTEC in diesem Jahr vom International Council of Museums (ICOM) Deutschland als Partner unterstützt. Das größte Forum für Museumsfachleute in Deutschland und Europa widmet sich der Förderung der wissen-

schaftlichen Nachwuchskräfte, der Fachinformation und der Fortbildung für Museumsfachleute. Im Rahmen der diesjährigen MUTEC werden die ICOM-Mitgliederversammlung und die ICOM-Tagung für Young Professionals stattfinden. Das bereits 3. Treffen der ICOM Deutschland Young Professionals beschäftigt sich insbesondere mit dem Thema „Diskriminierungskritische Museumsarbeit“. Nacht im Museum: Backstage-Tour und Get-Together Leipzig ist nicht nur Messestadt, sondern vor allem auch Museumsstadt. Im Rahmen der MUTEC 2020 haben Interessenten die Möglichkeit, einen Einblick in die vielfältige Museumslandschaft zu bekommen – inklusive eines Blicks hinter die Kulissen. Denn am 6. November findet die „Nacht im Museum“ statt, mit einer Backstage-Tour durch drei Leipziger Museen. Mit dabei sind das Naturkundemuseum Leipzig, das Stadtgeschichtliche Museum im Alten Rathaus und das Museum der bildenden Künste. Den Abschluss


bildet ein Get-Together in der KONGRESSHALLE am Zoo Leipzig– ein prachtvolles Gründerzeitgebäude, das nach einer umfangreichen Sanierung und Restaurierung seit 2016 als Veranstaltungsstätte für Tagungen, Kongresse und Events genutzt wird. Tickets für die „Nacht im Museum“ sind im Online-Ticketshop der MUTEC erhältlich.

Sicherheit wird auf der MUTEC großgeschrieben: Das Hygienekonzept Um auf der MUTEC 2020 alle Besucher und Aussteller in Zeiten der Corona-Pandemie bestmöglich zu schützen, hat die Leipziger Messe ein Hygienekonzept entwickelt, das bereits vom Gesundheitsamt der Stadt Leipzig geprüft und genehmigt wurde. Die wichtigste Grundlage des Hygienekonzepts ist die Einhaltung der Abstandsregeln, wie wir sie alle in den letzten Monaten erlernt haben und im Alltag anwenden. Die Sicherheitsmaßnahmen gewährleisten, dass sich nicht mehr Menschen gleichzeitig im Ausstellungsbereich aufhalten, als es der Mindestabstand erlaubt. Das Gelände der Leipziger Messe ist so weiträumig, dass es trotz Abstandsregeln bei der MUTEC nicht an seine Kapazitätsgrenzen kommen wird. Wichtig ist allerdings, dass Besucher ihre Tickets ausschließlich über den Online-Ticketshop erwerben können. Denn im Rahmen des Ticketkaufs findet eine Teilnehmerregistrierung statt, um im Nachhinein gegebenenfalls die Rückverfolgbarkeit von Kontakten gewährleisten zu können.

Um Besuchern die Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern zu erleichtern, werden die Messegänge vergrößert, Bodenmarkierungen eingesetzt und neue Wegeleitsysteme gestaltet. So erfolgt in diesem Jahr der Eintritt über die Glashalle der Leipziger Messe, da hier größere Ansammlungen von Personen vermieden werden können. Damit Besucher die allgemeinen Hygieneregeln besser einhalten können, stehen an verschiedenen Stellen auf dem Gelände Handdesinfektionsspender bereit. Außerdem sorgen die leistungsfähigen Raumluftanlagen, die zur Messe mit erhöhtem Außenluftvolumen betrieben werden, für einen ständigen Luftaustausch. Alle Fotos: © Leipziger Messe GmbH / Uwe Frauendorf

MUTEC Leipziger Messe GmbH Halle 2 & Tagungsbereich Messehaus Messe-Allee 1 04356 Leipzig www.mutec.de

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Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein und Landesmuseum Koblenz Autor: Prof. Dr. Andreas Schmauder, Direktor Landmuseum Koblenz und Leiter Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein 8


Luftaufnahme des Kulturzentrums Festung Ehrenbreitstein oberhalb des Zusammenflusses von Rhein und Mosel. Foto: Š Lufthelden

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Das Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein ist neben dem Zentrum der Antike in Trier eines der beiden Zentren der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Das Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein versteht sich als Drei-Sparten-Haus mit der Vermittlung des historischen Ortes Festung, als Landesmuseum und als Bühne für Kulturveranstaltungen der Generaldirektion Kulturelles Erbe und ihrer Partner und erreicht mit seinen Angeboten jährlich rund 650.000 Besucherinnen und Besucher. Das herausragende Kulturdenkmal mit seinen Museumshäusern und Veranstaltungsorten liegt auf einem 180 Meter hohen Bergsporn über dem Zusammenfluss von Mosel und Rhein und ist nördliches Tor zum UNESCOWelterbe Oberes Mittelrheintal. Von hier reicht der Blick über den Rhein, das Deutsche Eck und die Mosel bis ins Neuwieder Becken. Eine spektakuläre Fahrt über den Rhein mit der Seilbahn verbindet die Festung Ehrenbreitstein mit dem Rheinufer am Deutschen Eck und bringt somit die Festung in die Stadt hinein.

Linke Seite, o.: Orientierungsmodell der Festungsanlage Mitte: Entréegebäude mit Kassen und Shop Unten: Talstation der Seilbahn Koblenz Fotos: © museum.de Rechts: Mit der Seilbahn Koblenz 850 Meter vom Deutschen Eck über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein Foto: © GDKE, Pfeuffer

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Die Festung Ehrenbreitstein in ihrem heutigen Erscheinungsbild wurde ab 1817 vom Königreich Preußen als Teil der Festung Koblenz errichtet. Der Ehrenbreitstein spiegelt eine jahrtausendealte militärische Tradition wider. Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus der Zeit um 3.000 v. Chr. Bei einer archäologischen Ausgrabung wurden 2003

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unter dem Fahnenturm Reste eines keltischen Adelssitzes entdeckt. Später entstanden hier eine römische Befestigung, eine mittelalterliche Burg und bis 1801 eine barocke Festung und Residenz der Kurfürsten von Trier. Nach deren Zerstörung war der Ehrenbreitstein eine Ruine. 1817 wurde der Grundstein für die heutige Festung gelegt, die bei ihrer Fertigstellung 1828 als uneinnehmbar galt. Die von den Preußen gebaute Anlage gehört zu den größten Festungen Europas: Meterdicke Mauern, Gräben, Tunnel, Brücken und Tore bestimmen noch heute das Bild des gewaltigen Komplexes.

Oben: Contregarde links. Hintergrund: Turm Ungenannt. Fotos: © GDKE, Pfeuffer


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Heute ist die Festung Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz und beherbergt das Landesmuseum Koblenz, Gastronomieund Veranstaltungsflächen bespielt vom zentralen Kooperationspartner Café Hahn, die Koblenzer Jugendherberge, das Ehrenmal des Deutschen Heeres sowie mehrere Direktionen und Stabsstellen der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Zur Bundesgar-

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tenschau 2011 wurden in die Veranstaltungsfläche Teile des Festungsgeländes sowie das Vorgelände einbezogen. Auf letzterem entstand ein großzügiger Landschaftspark mit Aussichtsplattform.

Linke Seite oben: Blick vom Brunnendenkmal auf das Deutsche Eck Links: Die Kurtine verbindet Land- und Rheinbastion Rechts: Ehrenmal des Deutschen Heeres Rechte Seite Oben links: Obere Terrassenbatterie mit dem Restaurant Casino Mitte und Rechts: Restaurant Casino Hintergrund: Rheinseitige Front mit Pulvermagazin und Jugendherberge im Hintergrund. Fotos: © museum.de


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Spannende Einblicke in 5.000 Jahre Geschichte bieten die „Stationen der Festungsgeschichte“ und die Multimedia-Inszenierung „3.000 Jahre befestigter Ort“ im Fahnenturm. Auf einem Parcours durch die Festung werden die Besucherinnen und Besucher mit den Verteidigungsstrategien der Preußen, den einzelnen Festungsbestandteilen, dem Alltag auf der Festung und dem Vokabular des Festungsbaus vertraut gemacht: So sind Contregarde links und Contregarde rechts Teile des Hauptwalls mit Geschütz- und Wohnkasematten sowie Pulvermagazinen. In Tunnelgängen, den Poternen, konnten die Soldaten, vor feindlichem Feuer geschützt, die verschiedenen Festungsteile erreichen. Der Retirierte (zurückgezogene) Graben bildete für Eroberer das letzte Hindernis

vor dem Inneren der Anlage. Im Kanonengang präsentieren sich verschiedene Geschütze, die zur Bewaffnung der preußischen Festung Ehrenbreitstein gehörten. Auch ein Highlight der Festung: die 1524 in Frankfurt am Main gegossene Prunkkanone „Greif“. Im Übergang zwischen der Langen Linie und der Contregarde rechts können sich die Besucherinnen und Besu-

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cher mit ausgewählten Persönlichkeiten der Festungsgeschichte auseinandersetzen: Herrschern, Bauherren, Verteidigern und Bewohnern. Oben links: Kanonengang mit Gesichtern der Festungsgeschichte. Mitte: Kanone Greif Unten: Abgang zum Retirierten Graben. © museum.de Rechte Seite: Grabung unterhalb des Fahnenturmes mit Multimedia-Inszenierung. Foto: © GDKE, Pfeuffer


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Das Landesmuseum Koblenz ist ein kulturhistorisches Museum mit den Schwerpunkten Technik-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Landes Rheinland-Pfalz. Das Museum bespielt die Ausstellungshäuser zu den Themen Archäologie, Fotografie, Wein und Genuss sowie das Haus der Kulturgeschichte. Das Haus der Fotografie zeigt eigene Ausstellungen aus der Landessammlung zur Geschichte der Fotografie, zuletzt zu Leben und Werk des jüdischen Fotografen Max Jacoby. Mit den „guten aussichten – junge deutsche fotografie“, also den Arbeiten der Preisträger des renommierten Nachwuchsförderpreises oder den Preisträgerarbeiten des Dr.-Berthold-Roland-Fotopreises setzt es sich auch mit sehr „jungen“ Positionen zur rheinland-pfälzischen und nationalen Fotografie auseinander. Im WeinReich Rheinland-Pfalz des Haus des Genusses lernen die Gäste die 2.000-jährige Kulturgeschichte des Weinbaus in den rheinland-pfälzischen Anbaugebieten kennen und haben die Möglichkeit, ausgewählte Weine in der Vinothek zu verkosten. Aktuell können sich die Besucherinnen und Besucher in der forschenden Ausstellung „Esskulturen – Das wundersame Wirken der Dinge“ mit Tischsitten, Speisegewohnheiten und Ritualen auseinandersetzen. Das Haus der Archäologie zeigt die Verborgenen Schätze – Archäologie an Mittelrhein und Mosel. Sie umfasst die bedeutendsten Funde aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz, gespeist aus dem Fundus der Landesarchäologie, sowie wechselnde Kabinettausstellungen unter dem Motto „Der aktuelle Fund“.

Oben: Weinkaraffe im WeinReich Rheinland-Pfalz Unten: Grabbeigabe „Blaues Boot“ aus einem römischen Frauengrab Rechts: Vinothek im WeinReich Rheinland-Pfalz Fotos: © GDKE, Pfeuffer

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In den Gebäuden Hohe Ostfront und Landbastion wird voraussichtlich bis 2024 auf mehr als 1.200 Quadratmetern Ausstellungsfläche die Dauerausstellung des neuen Hauses der Kulturgeschichte der Wirtschaft, Technik und Gesellschaft Rheinland-Pfalz entstehen (Arbeitstitel). Die Dauerausstellung soll den Zeitraum vom beginnenden 19. Jahrhundert bis heute in den Blick nehmen. Die „Historischen Zeitgärten“ auf den Dächern der Festung zeigen Anlagen aus zurückliegenden Jahrtausenden. Basis für die Museumsarbeit sind die umfassenden Sammlungsbestände zur Technik-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Landes Rheinland-Pfalz. Zuden Beständen gehört auch die Landessammlung zur Geschichte der Fotografie. Das Landesmuseum Koblenz ist offen für ein breites Themenspektrum und orientiert sich mit seinen Dauer- und Wechselausstellungen an den sehr unterschiedlichen Interessen der Festungs- und Museumsgäste. Zum Portfolio gehören große interaktive Familienausstellungen zu Themen mit wirtschafts- und technikgeschichtlichen Hintergründen wie die

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Ravensburger Spielewelten, HighTech Römer, Tradition Raiffeisen – Wirtschaft neu denken, Willkommen@Hotel Global, HARIBO oder 40 Jahre Playmobil ebenso wie kleine Kabinett-Ausstellungen zu Themen aus den Sammlungsbeständen. Diese Ausstellungen gehören zu den zentralen kulturellen Angeboten der Festung Ehrenbreitstein und finden je nach Thema auch in Zusammenarbeit mit anderen Fachdirektionen der GDKE statt. Darüber hinaus betreut das Landesmuseum Koblenz eine umfangreiche Privatsammlung zum bürgerlichen Leben und Arbeiten im belgisch-deutsch-französischen Grenzgebiet des Sammlers Alex Poignard und einen Sammlungskomplex zur Funk- und Fernsehgeschichte. Das Landesmuseum Koblenz legt großen Wert auf die Vermittlungsarbeit und die museums- und kulturpädagogische Betreuung aller Alters- und Bevölkerungsgruppen. Es kooperiert entsprechend seiner thematischen Vielfalt mit sehr unterschiedlichen Institutionen und Partnern, zu denen auch die Fachdirektionen der GDKE zählen. Unter dem Motto „Geschichte (an-)fassen!“ können beispielsweise im Hands on-Erlebnisbereich

Oben: Gauklerfestung. Foto: © Café Hahn Mitte: Historische Zeitgärten. Foto: © GDKE, Pfeuffer Unten: Interaktive Familienausstellung „Ravensburger Spielewelten“. Foto: © GDKE, Pfeuffer Rechts: Verbindungssteg zwischen Turm Ungenannt und der Langen Linie. Foto: © museum.de


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800.000 Jahre Geschichte „live“ erlebt werden. In den Wintermonaten findet die Jagd nach der Goldenen Kanonenkugel statt. Es handelt sich hierbei um eine lehrreiche Schnitzeljagd mit einem Fragebogen für Kinder und Jugendliche. Das Museum wird in seiner Arbeit finanziell und ideell unterstützt von einem großen engagierten Förderverein.

Oben: Festungsleuchten. Foto: © Robert ten Caaten Unten: Landpartie auf dem Oberen Schlosshof Foto: © GDKE, Reno Müller Messen

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Das Höhenfeuerwerk Rhein in Flammen wird alljährlich am zweiten Samstag im August von der Festung Ehrenbreitstein gegenüber von Koblenz abgeschossen. Hunderttausende Besucher entlang der Rhein- und Moselpromenaden und auf den Schiffen des größten Schiffskorsos Europas verfolgen dieses Spektakel. Die Historienspiele sind eine der größten Historienveranstaltungen Deutschlands. Die Historienspiele lassen eine 3000-jährige Geschichte von den Kelten, Römern und Rittern bis zu den Kurtrierern und Preußen lebendig werden. Seit der Mit der Bundesgartenschau 2011 ist das Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein zu einem der großen Veranstaltungsorte in Rheinland-Pfalz ausgebaut worden. Die großflächigen Gräben, die Hauptbühne, die Kuppelsäle, der Lichthof und die Festungskirche eignen sich hervorragend für ein großes Spektrum an Veranstaltungen, das von großen Festivals und Messen, über Freilicht-Opernaufführungen des Theaters Koblenz bis hin zu Konzerten von Klassik über Rock bis hin zu mittelalterlicher Musik reicht. Seit 2013 findet im Frühjahr das FestungsLeuchten, ein Lichtkunstfestival aus Lichtern und Klängen statt. Im Sommer locken das Welt-

musikfestival Horizonte und die Gauklerfestung, veranstaltet von Café Hahn und seinem Förderverein, die Menschen ins Kulturzentrum. Die beiden Messen Landpartie und Mittelrhein-Deluxe führen zehntausende Menschen auf die Festung. Ein Christmas Garden verwandelt die Festung in der Winterzeit erstmals zum Jahreswechsel 2020/21 in eine leuchtende, geheimnisvolle Kulisse und in eine beeindruckende Szenerie. Millionen Lichtpunkte eröffnen bisher unbekannte Blickwinkel auf die monumentale Architektur der Festung Ehrenbreitstein. Langfristige Ziele sind die Sicherung und der weitere Ausbau des Kulturzentrums. Ein hoher Stellenwert kommt der Sanierung und dem musealen Innenausbau des Hauses der Kulturgeschichte zu.

Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein/ Landesmuseum Koblenz Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein 56077 Koblenz Tel. 0261 6675-0 informationen.festungehrenbreitstein@ gdke.rlp.de http://www.tor-zum-welterbe.de


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Der GlasRatgeber Folge 3: Die Welle der Begeisterung – warum wir nicht immer sehen können, was wir sehen wollen und wie Antireflexionsglas uns zu Durchblick verhilft

Warum spiegelt man sich überhaupt im Glas, obwohl es durchsichtig ist? Diese so simpel klingende Frage ist in Wirklichkeit sehr kompliziert und Erklärungsversuche sind mit unterschiedlichen physikalischen Modellen möglich. Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten, wenn Licht auf eine Grenzfläche trifft:

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Absorption, Reflexion oder Transmission. Der jeweilige Anteil ist dabei abhängig vom Material selbst und der damit zusammenhängenden Teilchenbewegung im Material. Glas ist ein Spezialfall, weil es eines der wenigen Stoffe ist, die gleichzeitig fest und durchsichtig sind.


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Flach’scher Riss im Deutschen Bergbau-Museum Bochum Foto: Š Pilkington Deutschland AG

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Kaum vorstellbar, dass wir unsere Umwelt so sehen können, wie wir sie sehen, weil die Sonne das Licht über Millionen von Kilometern zur Erde schickt. Licht besteht aus Teilchen, den so genannten Photonen, die kleine, mit Energie beladene Päckchen darstellen und als sich fortbewegende Welle aufgefasst werden können. Die unterschiedlichen Wellenlängen beschreiben dabei die unterschiedlichen Farben, die von unserem menschlichen Auge wahrgenommen werden können. Unsere Umwelt und mit ihr alle Personen und Gegenstände sind für uns sichtbar, weil Licht in Form von Photonen durch sie reflektiert, also auf unser Auge zurückgeworfen wird. Das Sehen ist einer der wichtigsten Sinne, wenn es um das Erleben von Kultur und Kunst in einem Museum geht. Hätten Sie sich in der Albertina in Wien vor Dürers Feldhasen gestellt, hätte es keinen Sinn gemacht, die Ohren zu spitzen wie der Hase selbst; und auch olfaktorisch ist das Gemälde nicht zu ergründen. Von Ertasten darf bei solch historisch wertvollen Werken wohl kaum erst die Rede sein. Nur unsere Augen sind hier das Tor zur Kunst und kein anderer Sinn lässt es so zu wie das Sehen, dass wir die feinen Pinselstriche und filigranen Tasthärchen so erleben können, wie es uns unsere Augen möglich machen. Sehen bedeutet also Erleben, Lernen, Erfahren und – besonders im Kontext von Ausstellungen - in eine andere Welt eintauchen. Beim Betrachten von jahrhundertealten Gemälden und anderen Exponaten ist daher die Form der Präsentation besonders wichtig. Neben einer adäquaten Beleuchtung spielt auch die Art der Darbietung der Kunstwerke eine entscheidende Rolle. Dabei ist es einerseits wichtig, das Exponat zu schützen, andererseits soll die „Verpackung“ nicht vom Wesentlichen ablenken. Dem Werkstoff Glas

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kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Anders als Acrylglas, das aus Kunststoff besteht, mit der Zeit stumpf werden kann und anfällig für Kratzer ist, hat „echtes“ Glas, das aus nachhaltigen Rohstoffen hergestellt wird und recyclebar ist, viele Vorteile: Es lässt sich einerseits sehr gut reinigen, ist hygienisch und geruchlos. Zudem ist es sehr widerstandsfähig und erfüllt somit höchste Anforderungen an Schutz und Sicherheit. Schutz bedeutet, dass das Kunstwerk zum Beispiel in einer Vitrine wie in einem Kokon aufgehoben ist und dennoch von allen Seiten betrachtet werden kann. Für besondere Schätze eignet sich die Verwendung von Verbundsicherheitsglas. Es besteht aus zwei oder sogar noch mehr Glasscheiben, die über eine spezielle Folie miteinander verbunden werden. Dieser Prozess wird Laminieren genannt: Eine Folie, die zuerst milchig erscheint, wird zwischen zwei Glasscheiben gelegt und das Ganze mit viel Druck und Wärme zusammengepresst. Dadurch wird die Folie „unsichtbar“ und kann somit die Durchsicht nicht beeinträchtigen. Beim Versuch, diese Vitrine einzuschlagen, würde das Glas zwar ab einer bestimmten Krafteinwirkung brechen, die Scherben blieben jedoch an der innenliegenden Folie haften und das Exponat würde keinen Schaden nehmen. Zusätzlich bietet diese Art der Verglasung noch erhöhte Sicherheitseigenschaften, da man sich nicht an den Scherben schneiden kann. Und noch ein weiteres Highlight hat Verbundsicherheitsglas zu bieten: Es lässt so gut wie keine UV-Strahlen hindurch. Durch die innenliegende Folie gelangt nahezu nur noch ein Prozent der UV-Strahlung durch das Glas. Je nach Dicke der Folie kann der Wert sogar darunter liegen, ohne dass die Sicht beeinträchtigt wird. Zum Vergleich: Ein herkömmliches Glas lässt abhängig von der Glasdicke ca. 75 Prozent UV-Strahlen hindurch. Doch welches Glas eignet sich für eine Verarbeitung zu Verbundsicherheitsglas? Im Prinzip jedes Glas, abhängig von seiner Beschichtung. Moderne Funktionsgläser sind heutzutage oft mit einer Sonnenschutz- oder Wärmedämmbeschichtung ausgestattet. Es gibt Gläser für viele unterschiedliche Einsatzzwecke, zum Beispiel auch selbstreinigende Gläser für Fassaden oder korrosionsbeständige Gläser für Nassbereiche wie Bäder oder Tropenhäuser in Zoos. Viele dieser Beschichtungen sind unsichtbar und dürfen nicht zur Folie hin laminiert werden, damit sie ihre volle Wirkung entfalten. Für den Muse-

ums- und Ausstellungsbereich sind entspiegelte Gläser, auch Antireflexionsgläser genannt, von besonderer Bedeutung. Eine Entspiegelungsbeschichtung macht sich die Welleneigenschaften des Lichts zunutze. Fällt Licht auf herkömmliches Glas, gelangt ein Teil des Lichts durch die Glasoberfläche hindurch und ein anderer Teil wird zurückgeworfen, so dass unser eigenes Spiegelbild das Objekt, das wir betrachten möchten, überlagert. Bei einer Entspiegelungsschicht löschen sich die zurückgeworfenen Photonen gegenseitig aus. Das Ergebnis ist also, dass weniger des von der Glasoberfläche reflektierten Lichts (sogar weniger als 1 Prozent!) unser Auge erreicht. Interessanterweise passieren stattdessen bei einer Antireflexionsbeschichtung nahezu alle Photonen die Glasoberfläche und können vom betrachteten Objekt reflektiert werden, wodurch es für uns klar erkennbar wird. Daher ist zum Beispiel eine Vitrine aus entspiegeltem Glas für uns nahezu unsichtbar. Zum Vergleich: Ein nicht entspiegeltes Glas lässt ungefähr 90 Prozent des Lichts hindurch, 8 Prozent werden reflektiert und 2 Prozent absorbiert. Das Nonplusultra für besonders wertvolle Exponate, bei denen die Farbwiedergabe des Kunstwerkes sehr wichtig ist, sind beidseitig entspiegelte Weißgläser, bei denen die Lichttransmission noch höher ist als bei herkömmlichem Glas (zum Thema Weißglas siehe „Der GlasRatgeber“, Folge 1). Insgesamt gibt es also eine breite Auswahl an unterschiedlichen Gläsern mit verschiedensten Beschichtungen, um bei Ausstellungen jedem Exponat gerecht werden zu können. Sind besondere Anforderungen an Sicherheit oder UV-Schutz gestellt, lohnt sich die Verwendung von Verbundsicherheitsglas. Auf diese Weise lässt sich ganz individuell auf spezielle Bedürfnisse von Kunst- und Kulturgütern eingehen. Möchten Sie mehr über Glas und seine Verwendungsmöglichkeiten im Museums- und Ausstellungsbereich erfahren? Dann kontaktieren Sie uns gerne, wir freuen uns über Ihre Nachricht! Pilkington Deutschland AG Hegestraße 360 45966 Gladbeck Tel. 02043-405 5366 marketingDE@nsg.com www.pilkington.de


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Wir machen Geschichte! 200 Jahre LVR-LandesMuseum Bonn Neueröffnung nach 15 Monaten Bauzeit

ten Schritt wurden ein zentraler Aufzug eingebaut sowie Foyer, Untergeschoss und Erdgeschoss umgestaltet. Im Zentrum steht die Neupräsentation des weltberühmten Neandertalers im Foyer des Museums.

Das LVR-LandesMuseum Bonn feiert in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag – und hat seit Anfang Oktober nach einem umfangreichen Umbau wieder eröffnet. Die Umgestaltung steht im Sinne der Inklusion und Partizipation. In einem ers-

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Der berühmteste und älteste Rheinländer, der Neandertaler, hat so eine neue prominente Heimat im Erdgeschoss erhalten. Mit einem erweiterten Vermittlungskonzept, einer neuen Rekonstruktion, neuen Forschungsergebnissen und einem ergänzenden digitalen Mediaguide bietet der Ausstellungsbereich im neuen Gewand viel Neues zum Entdecken und Erleben. Der Neandertaler ist das wohl berühmteste Fossil der Menschheitsgeschichte.

1856 von Steinbrucharbeitern im Neandertal gefunden, haben diese 45000 Jahre alten Knochen eines Mannes aus der Alt-Steinzeit bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Die französische Künstlerin Elisabeth Daynès hat in ihrem Atelier in Paris eine neue lebensechte Nachbildung des Neandertalers angefertigt. Die Rekonstruktion

Oben: Blick in die neue Rotunde der Neandertalerausstellung. Foto: © J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn Unten: Fassade mit Eingang LVR-LandesMuseum Bonn Foto: © LVR-LandesMuseum Bonn Rechts: Der neue gläserne Aufzug fährt bis zur Dachterrasse. Foto: © J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn


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basiert auf den originalen Knochen des Neandertalers und neuesten Forschungsergebnissen und zeigt sogar die Beeinträchtigung seines linken Armes, den er aufgrund einer Verletzung nicht mehr voll nutzen konnte. Das LVR-LandesMuseum Bonn greift mit seinen Umbaumaßnahmen die Zielvereinbarung des LVR im Sinne eines „Design für Alle“ baulich, gestalterisch und inhaltlich auf. Dies betrifft sowohl die Architektur und Wegeführung, das Leitsystem, das Ausstellungsdesign sowie die Beschriftung und Vermittlung einschließlich der neuen digitalen Medien. Das Konzept wurde in einem partizipativen Austausch im Dialog mit dem Publikum erarbeitet, um tatsächlich ein „Museum für alle“ zu realisieren. Als neues Element in der Dauerausstellung wurden zum Beispiel „Inklusive Panels“ entwickelt. Diese Stationen entlang des Leitsystems beschäftigen sich mit zentralen Objekten und sprechen dabei mehrere Sinne an. So kann man erfahren

Links: Der Neandertaler bekommt ein neues Gesicht. Die Künstlerin Elisabeth Daynès aus Paris hat auf Basis der Knochen, dem berühmtesten Rheinländer eine neue Gestalt gegeben. Unten: Inklusives Panel zum Objekt „Faustkeil von Hochdahl“. Es gibt eine Tast- und eine Hörstation. Rechts: Die Inklusiven Panels sind mit Tastobjekten versehen und haben auch Braille-Schrift. Fotos: © J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

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IMMER AUF ABSTAND

DER DER NEUE NEUE CONSERVO-DISTANCE CONSERVO-DISTANCE MAGNETRAHMEN MAGNETRAHMEN Der Der neue neue Museums-Bilderrahmen Museums-Bilderrahmen bietet bietet jetzt jetzt noch noch perfektere perfektere Rahmenbedingungen für die konservatorische Einrahmung: Rahmenbedingungen für die konservatorische Einrahmung: mit mit magnetischen magnetischen Abstandhaltern, Abstandhaltern, eloxierter eloxierter Aluminium-Rückwand, Aluminium-Rückwand, Klug Kartons und Bildsicherung – für Klug Kartons und Bildsicherung – für besonders besonders schützenswerte schützenswerte plastische Papierarbeiten oder schwebende Bildmontagen. plastische Papierarbeiten oder schwebende Bildmontagen. Jetzt Jetzt zum zum Newsletter Newsletter eintragen eintragen und und informiert informiert bleiben bleiben unter unter halbe.de/newsletter halbe.de/newsletter

IN IN KÜRZE KÜRZE VERFÜGBAR VERFÜGBAR


wie Birkenpech riecht oder einen Faustkeil anfassen. Außerdem werden die drei wichtigsten Fragen zu den Objekten in Einfacher Sprache beantwortet. Die zentralen neuen Elemente der Barrierefreiheit sind nicht nur das neue inklusive Leitsystem, sondern vor allem auch der Doppelaufzug in der Mitte des Hauses. Er bietet nun für die Besucher*innen die Möglichkeit, die Rundgänge immer an einem zentralen Ort der Etage zu beginnen und zu beenden. Die Wegeführung wird somit eindeutiger. Der Aufzug ermöglicht einen direkten Zugang zur Dachterrasse im vierten Stock mit einem spektakulären Ausblick über die Stadt Bonn bis zum Siebengebirge. In den nächsten Jahren wird die übrige Dauerausstellung ebenfalls umgestaltet.

Oben: Im Inneren der neuen Rotunde finden die originalen Knochen des Neandertalers eine neue Heimat. Seine Auffindung, und die wechselvolle Forschungsgeschichte rund um den Neandertaler sind der Inhalt dieses Ausstellungsbereiches. © J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn

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Im ersten Obergeschoss geht es dann weiter mit den eiszeitlichen Kulturen, der Jungsteinzeit, den Kelten und den Römern bis hin in die Spätantike und das Frühe Mittelalter. Im zweiten Obergeschoss kann der/die Besucher*in dann das Hochmittelalter, Renaissance, die Düsseldorfer Malerschule, die Moderne bis in die Gegenwart entdecken. Der chronologische Rundgang führt so zukünftig vom Neandertaler im Erdgeschoss bis in die Gegenwart im vierten Obergeschoss. Der Bereich der Wechselausstellungen ist bereits vor zwei Jahren in das oberste Geschoss umgezogen. Das LVR-LandesMuseum Bonn erfindet sich auch nach 200 Jahren immer wieder neu und trägt so den geänderten Besucheransprüchen und -wünschen Rechnung, immer im engen Zusammenspiel seiner vier Grundaufgaben: dem Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln. Die Deutsche UNESCO-Kommission hat dem LVR-LandesMuseum Bonn für den Prozess der Umgestaltung die Schirmherr-

schaft für die nächsten 3 Jahre zugesprochen. Damit wird der Vermittlungsansatz der neuen Dauerausstellung gewürdigt. Sie öffnet immer wieder den Bezug zur Gegenwart und macht so deutlich, dass wir nur durch die Kenntnis der Vergangenheit die Gegenwart und damit auch unsere Zukunft verantwortungsvoll gestalten können. Die NRW-Stiftung hat die Wilhlem Dorow-Gesellschaft, Freunde und Förderer des LVR-LandesMuseum Bonn e.V. gefördert, um das Museum bei der Realisierung der Neupräsentation des Neandertalers zu unterstützen. Im Fokus stand auch hier der Vermittlungsaspekt. Die Neandertaler-Rekonstruktion wurde von der Sparkasse KölnBonn über den „PS-Zweckertrag“ bezuschusst.

LVR-LandesMuseum Bonn Colmantstr. 14-16 53115 Bonn Tel. +49 (0) 228 / 2070 info.landesmuseum-bonn@lvr.de http://www.landesmuseum-bonn.lvr.de


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FOTOBODEN™ verleiht Einzeldenkmal neuen Glanz Treppenhaus beeindruckt mit exklusivem Zementfliesen-Design

Fotos: © Fotoboden

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Anzeige fotorealistisch mit 1,8 Milliarden Pixel pro Quadratmeter. Jedes Design kann exklusiv für jedes denkbare Konzept entworfen werden. Das garantiert ein Maximum an Individualität sowie unbegrenzte Gestaltungs- und Einsatzmöglichkeiten.

Erhalten heißt bewahren heißt schützen. So geschehen bei einem alten Gebäude in Coburg (Oberfranken/Bayern). Das Einzeldenkmal wurde 1890 im Stil der Neurenaissance erbaut und ist heute ein Wohn- und Geschäftshaus. Mit großem Engagement wurde das Haus saniert und viele Details des verlorengegangenen Charakters erstrahlen heute wieder in neuem Glanz. Ein absoluter Hingucker

Über FOTOBODEN™:

ist das großzügige Treppenhaus, dessen ursprünglicher Charakter durch die Umbaumaßnahmen in den 60er und 80er Jahren völlig dem damals geltenden Pragmatismus zum Opfer gefallen ist. Doch heute erstrahlt es wieder im alten Glanz. Möglich machen dies herausgearbeitete Stilelemente wie Treppen, Geländer, Wände, Fenster etc., aber auch stilgerechte Ergänzungen wie beispielweise Säulen, Beleuchtung und die Böden auf den Treppen- und Etagenpodesten. Bei den Böden hat sich die bauwerk gmbh, die die Bauüberwachung innehatte, auf die Expertise und die Qualität von FOTOBODEN™, dem individuell bedruckbaren Vinylboden, verlassen. Im Treppenhaus des Gebäudes befindet sich nun ein individuell entwickeltes Bodendesign im Stil klassischer schwarz-weißer Zementfliesen, natürlich aus Vinylboden. Auch eine dauerhafte Verlegung stellte das Team der visuals united ag nicht vor Probleme. FOTOBODEN™ gibt es in Industriequalität mit der Nutzungsklasse 43, kann also langfristig im stationären Handel, in Showrooms oder Büroräumen verlegt werden. Auf den Boden gibt das Kaarster Unternehmen 15 Jahre Garantie.

FOTOBODEN™ ist ein Produkt der visuals united AG mit Sitz in Kaarst. Der patentierte Vinylboden ist individuell bedruckbar und sorgt als Werbe- und Dekorationselement für eine Frequenzsteigerung am Einsatzort. Im Visual Merchandising am POS sorgt er für höhere Verkaufszahlen, bei Messen für mehr Standbesucher. Von Promotion- bis zur Objektqualität mit bis zu 15 Jahren Garantie ist FOTOBODEN™ erhältlich. Auch Museen, TV-Produktionen, Laden- und Bühnenbau-Unternehmen verwenden das vielfach DIN- sowie ISO-zertifizierte Material. FOTOBODEN™ ist nachhaltig, da er zu 100% recycelbar ist. Als führender Spezialist für bedruckte Böden bietet die visuals united AG Design, Druck sowie Produktentwicklung an.

visuals united ag An der Gümpgesbrücke 26 D-41564 Kaarst Kontakt: Tel: +49 (0) 2131 53 213 – 44 info@fotoboden.de www.fotoboden.de

„Nicht nur auf Grund des frei wählbaren Designs, der geringen Aufbauhöhe und der hohen Belastbarkeit fiel die Wahl auf FOTOBODEN™“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter der bauwerk gmbh, Peter Eichhorn. „Wir haben uns auch wegen der ausgezeichneten Umsetzung für das Unternehmen entschieden.“ Patentiert in vielen Ländern Europas steht FOTOBODEN™ für höchste Produktqualität gepaart mit kreativem Design, das sich in über 5.000 erfolgreichen Projekten widerspiegelt. Für die visuals united ag ist der Boden das Fundament jedes optischen Konzeptes, daher wird bei FOTOBODEN™ viel Wert auf die Farbgenauigkeit im Druck gelegt, dieser erfolgt

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Neue Dauerausstellung Jüdisches Museum Berlin Autoren: Jüdisches Museum Berlin, ENVUE HOMBURG LICHT, chezweitz, Hella Rolfes Architekten

Am Sonntag, dem 23. August 2020 eröffnete das Jüdische Museum Berlin nach über zweieinhalbjährigem Umbau eine neue Dauerausstellung im Libeskind-Bau. Auf 3500 qm zeigt sie die Geschichte der Juden in Deutschland vom Mittelalter bis in die Gegenwart mit neuen Schwerpunkten und neuer Szenografie. Im nachfolgenden Beitrag erläutern das Jüdische Museum Berlin und das Planerteam die Inhalte, Schwerpunkte und Herausforderungen Zwischen Zugehörigkeit und Ausgrenzung Die Ausstellung erzählt die Geschichte der Juden in Deutschland vom Mittelalter bis heute. Jüdische Gemeinschaften waren stets eng mit ihrer Umgebung verflochten. Zugehörigkeit und Ausgrenzung thematisiert die Ausstellung in ihren unterschiedlichen historischen Ausprägungen, von nachbarschaftlichem Zusammenleben bis zur Gewalt.

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Ein Schwerpunkt liegt auf der Geschichte nach 1945: Diese reicht vom Umgang mit der Zäsur des Holocaust über den Neubeginn jüdischen Lebens in der Bundesrepublik und der DDR bis hin zur Migrationsgesellschaft im heutigen Deutschland. Was zeichnet die jüdische Gemeinschaft aus? Welche Perspektiven hat sie auf politische, gesellschaftliche und kulturelle Phänomene ihrer Zeit? Und wie definiert sie sich heute? Die Ausstellung lässt eine Vielzahl jüdischer Stimmen zu Wort kommen, die unterschiedliche zeigen.


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Einblicke in jüdische Kultur und Tradition Anders als zuvor wird die 1700-jährige Geschichte der Juden in Deutschland nicht streng chronologisch erzählt: Der Rundgang durch die Ausstellung wechselt zwischen historischen Epochen und Einblicken in jüdische Themen jenseits geografischer und zeitlicher Grenzen. Was ist im Judentum heilig? Was bedeutet der Schabbat? Welchen Klang hat das Judentum? Acht thematische Inseln laden Besucher ein, sich mit allen Sinnen in jüdische Kultur und Tradition zu vertiefen. Sie können liturgischen Gesängen,

Purim-Rasseln und Popmusik lauschen oder in Interviews erfahren, ob, wie und warum Juden heute den Geboten folgen. Die raumgreifende Arbeit des Künstlers Anselm Kiefer Schewirat ha-Kelim (Bruch der Gefäße) bietet eine Interpretation der Schöpfungsmythen der Kabbala Isaak Lurias. Das Thema Antisemitismus durchzieht viele Epochen und wird zusätzlich in einem Debattenraum behandelt: Vier Kurzfilme greifen antisemitische Fallbeispiele der Gegenwart auf, die aus unterschiedlichen Perspektiven von Historikern und Sozialwissenschaftlern eingeordnet werden.

Linke Seite, oben: Außenansicht Jüdisches Museum Berlin, Libeskind-Bau © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe Links: Innenansicht Jüdisches Museum Berlin, Glashof © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe Rechts: Außenansicht Jüdisches Museum Berlin, Garten des Exils, Detail © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe Rechte Seite: Luftaufnahme Jüdisches Museum Berlin, Altbau und Libeskind-Bau © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Günter Schneider

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Links: Eingang in die Dauerausstellung Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland Foto: © Alexander Butz für chezweitz

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Mehr Gegenwart Das Rückgrat der Ausstellung bilden fünf Epochenräume. Sie reichen von den Anfängen jüdischen Lebens in Aschkenas über die Emanzipationsbewegung im 19. Jahrhundert und deren gewaltsames Ende durch den Nationalsozialismus bis zur Vielstimmigkeit jüdischen Lebens heute. Mehr Gegenwart zeigt die Ausstellung nicht nur in der ausführlichen Darstellung der Zeit nach 1945, sondern auch durch zeitgenössische Deutungen historischer Phänomene. So wird die jüdische Rezeption Richard Wagners durch Kommentare zur heutigen Aufführungspraxis von dem Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim, und dem Intendanten der Komischen Oper Berlin, Barrie Kosky, beleuchtet. Die israelischen Künstler Victoria Hanna, Hagit Hollander und Gilad Ratman interpretieren mit ihren Arbeiten unterschiedliche Aspekte jüdischer Tradition. Ratmans Video-Installation „Drummerrsss“ wurde eigens für die Ausstellung produziert und bildet den Auftakt zum Rundgang. Dieser endet mit der Video-Installation Mesubin (Die Versammelten), einem Schlusschor, der die Vielstimmigkeit jüdischer Gegenwart in Deutschland zum Ausdruck bringt.

Unten: Gilad Ratman, Drummerrsss, 2020, Video-Installation im Auftrag des Jüdischen Museums Berlin © Jüdisches Museum Berlin, gefördert durch die U.S. Friends of the Jewish Museum Berlin

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Schätze der Sammlung Stärker als zuvor stellt das Museum den Reichtum der eigenen Sammlung ins Zentrum. Von den mehr als 1000 ausgestellten Objekten stammen knapp 70 Prozent aus dem eigenen Bestand. Die interaktive Medieninstallation Familienalbum präsentiert das Herzstück der Sammlung: das historische Vermächtnis deutscher Juden aus aller Welt, das in den vergangenen 20 Jahren zusammengetragen wurde. Besucher können sich in über 500 Dokumente

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und Fotos, Alltagsgegenstände und Kunstwerke aus den Nachlässen von zehn Familien vertiefen und den Lebenswegen mehrerer Generationen nachspüren.

gesetzt und lässt charakteristische „Libeskind-Momente“ – wie die ungewöhnlichen Fensterbilder oder die Leerräume der Voids – eindrücklich hervortreten.

Vielfalt der Zugänge

Oben: Blick ins „Weimar-Kino“ im Epochenraum „Auch Juden werden Deutsche“

Neben Original-Objekten ist eine Vielfalt an audiovisuellen Medien, Virtual Reality, Kunst-Installationen, interaktiven Spielen und Hands-on-Stationen zu sehen. Die Architektur Daniel Libeskinds wird mit der neuen Dauerausstellung neu in Szene

Mitte, links: Das interaktive „Familienalbum“ präsentiert zehn Sammlungen aus dem Bestand des Museums Beide F. © Jüdisches Museum Berlin, F.: Yves Sucksdorff Rechts, mitte: Eine Medienstation im Epochenraum „Auch Juden werden Deutsche“ zeigt Berlin um 1800 © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Roman März Rechts: Medienstation. © Alexander Butz für chezweitz


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Szenografie Die Architektur Libeskinds stellt mit ihren spitz zulaufenden, schmalen Korridoren eine Herausforderung für jeden Ausstellungskurator dar. Das Konzept, der verantwortlichen Ausstellungsplaner der Arbeitsgemeinschaft chezweitz GmbH und Hella Rolfes Architekten BDA ging bereits im Wettbewerbsbeitrag 2016 überzeugend darauf ein.

poetisch-künstlerische Ansatz als Vermittlung von Wissen nicht konkret genug wird und antiquierte, in Vitrinen verhaftete Exponate dem Kontext nicht ausreichend gerecht werden, kann die Szenografie auf künstlerischer Ebene Inhalte öffnen, indem sie sachliche Dokumentation und räumliche Dramaturgie kombiniert. In keinem anderen Abschnitt in der Ausstellung wird dieses Prinzip deutlicher als im Epochenraum „ Katastrophe“: 962 antijüdische Verordnungen, aufgedruckt auf langen, von der Decke abhängenden Fahnen, veranschaulichen die Zentralität, den Umfang und die Perfidie des bürokratischen Judenhasses in Nazi-Deutschland von 1930 bis 1945. Sie sind das räumliche Rückgrat der Präsentation von individuellen Lebensgeschichten, die von Ausgrenzung, Vertreibung, Beraubung und

demütigender Gewalt erzählen. In der neuen Szenografie ist Licht, neben Architektur und Grafik, gleichberechtigtes Gestaltungsmittel. Es setzt nicht nur die Exponate in Szene, sondern leitet die Besucher, lenkt und hilft, sich zu orientieren. Animierte Lichtgrafiken liefern Inhalte, und hin und wieder auftauchende Lichtbuchstaben geleiten die Besucher intuitiv und subtil durch das komplexe Raumensemble des Libeskind-Baus. Linke Seite: Themenraum Tora. Foto: © Joachim Grothus Oben: Innenansicht Jüdisches Museum Berlin, die Achsen. © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Thomas Bruns Mitte: Blick in den Epochenraum „In der Frühen Neuzeit“ © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff Unten: Blick in den Epochenraum „Katastophe“. Foto: © Alexander Butz für chezweitz

Eine Besonderheit an der neuen Ausstellungsarchitektur ist, dass jede Epoche und jedes Thema eine eigene Raumgestaltung hat. Zu Beginn der Ausstellung inspiriert die Tora, der sakrale Kern des Judentums, die Gestaltung des gesamten Raums. Die Besucher werden in konzentrischen Kreisen durch den Raum geleitet, der Themen wie das Erlernen der hebräischen Sprache und die Existenz jüdischer Sprachen in der Diaspora aufgreift. Im ersten Epochenraum „Aschkenas“ stehen graue Vitrinen als solitäre Elemente im Raum, in Anspielung an frühe urbane Strukturen des Mittelalters, als Juden begannen, sich in Aschkenas, auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands, niederzulassen und Gemeinden zu bilden. Farbige Kabinette zitieren in der Raumabfolge „Auch Juden werden Deutsche“ Gemäldegalerien des 19. Jahrhunderts. Eine Spur von rund 40 Portraitgemälden zeigt die Akteure aus der Zeit der Emanzipationsgeschichte, die vom Aufbruch in eine Zukunft als gleichgestellte Bürger erzählt, die ihr gewaltsames Ende mit der Übernahme der Macht durch die Nazis findet. Den letzten Epochenraum „Nach 1945“ durchschreiten Besucher über einen etwa 40 Meter langen Steg. Er führt durch die unmittelbaren Nachkriegsjahre zur Präsentation der Gegenwart mit Schlaglichtern auf wichtige Ereignisse der vergangenen 75 Jahre. Was kann die Szenografie als Medium zwischen Kunst und Gestaltung? Wo der

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Licht Die gesamte Lichtplanung basiert zu einem Teil auf der intensiven Auseinandersetzung mit der Architektur Daniel Libeskinds. Urs Schreiner, projektverantwortlicher Partner bei ENVUE HOMBURG LICHT und sein Team übernahmen dabei gewissermaßen denkmalpflegerische Aufgaben, da sie die von Libeskind entworfene lichttechnische Infrastruktur nicht grundsätzlich neu planten, sondern in die Gestaltung integrierten. Zum anderen Teil ist sie ein wesentlicher Beitrag zum szenografischen Gesamtkonzept Ziel dabei war nicht nur die Reinszenierung der vorhandenen Räume. Viel mehr noch ging es um das sichtbar machen einer Verbindung der komplexen Inhalte der jüdischen Geschichte mittels des Mediums Licht. In enger Zusammenarbeit mit Detlef Weitz und seinem Team wurde so ein ganzheitliches Lichtkonzept für die gesamte neue Dauerausstellung entwickelt, in der das Licht immer auch eine übergreifende szenografische Rolle übernimmt. Besonders der starke Wechsel zwischen hell und dunkel von Bauteil zu Bauteil prägte bereits den Wettbewerbsbeitrag. Die sogenannten Voids als Zäsur mit ihren schwarzen Räumen sind prädestiniert für die Gliederung der unterschiedlichen Epochen- und Themenräume und erlauben der Lichtregie sich je nach Bedarf von Bereich zu Bereich stark zu unterscheiden ohne sich dabei störend zu mischen.

Lichttechnische Aspekte Die Entwicklung der Lichtplanung für die mitunter sehr unterschiedlichen Anforderungen des recht komplexen Ausstellungskonzeptes erfolgte unter der Prämisse, ein konsistentes, erhabenes und verbindendes Erscheinungsbild zu erzeugen. Die zentralen wahrnehmungsphysiologischen Belange wie beispielsweise die Farbtemperatur, die Lichtart, aber auch die Farbwiedergabe wurden dabei genauso bewusst gewählt wie die Auswahl und de Ausgestaltung der Leuchten und deren Integration.

Rechts: Blick in den Epochenraum „Katastophe“. Foto: © Alexander Butz für chezweitz

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Im Epochenraum „Aschkenas“ wachsen die räumlich skulptural wirkenden Sockelvitrinen wie aus dem Boden und setzen sich gleichzeitig mit starken Schlagschatten von diesem ab. Ermöglicht wird dies mit eng-strahlenden 70s Strahlern des Leuchtenherstellers MAWA, die sich hervorragend in die vorhandene Deckenstruktur integrieren und auf Grund ihrer Drehund Schwenkbarkeit auch in suboptimalen Postionen gezielt ausrichten lassen. In gänzlich anderer Stimmung erscheint der Klangraum. Erfrischend farbig leuchtet der raumgreifende Kettenvorhang in einem subtilen Farblichtverlauf. Die Fülle und Größe an Exponaten in den Großvitrinen im Epochenraum „Auch Juden werden Deutsche“ erforderten eine flexible und kleinteilig akzentuierende Beleuchtung. Um jeglichen Wärmeeintrag in die Vitrine zu verhindern, wurde von ENVUE HOMBURG LICHT ein Faserlichtsystem von Roblon A/S gewählt. Die in die Vitrinenwandkonstruktion integrierten einzelnen Faserspots lassen sich optimal für jedes einzelne Objekt ausrichten. Fokussiertes, teilweise auch flächiges Licht aus den Deckenstrahlern setzen die Gemälde und die dreidimensionale Ausstellungsarchitektur in Szene.

Konservatorische Belange Besonderen Stellenwert hatten in allen Bereichen die konservatorischen Anforderungen an die Präsentation der Sammlungsbestände. Das gilt insbesondere auch für die Berücksichtigung der Einflüsse aus Tages- und Kunstlicht in der Planung. In enger Abstimmung mit den Beteiligten des Sammlungsmanagements erfolgte die Kategorisierung aller Anforderungen an die jeweiligen Objekte, die dann im Vitrinen- und Ausstellungsbau ihre Berücksichtigung fanden. Dabei ging es neben den klimatischen Anforderungen ganz besonders um die Definition und Festlegung der Anforderungen an das Vitrinenlicht - Wärmeentwicklung

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war hier grundsätzlich zu vermeiden bzw. auf ein verträgliches Minimum zu reduzieren. Lichtatmosphären Gleich am Ausstellungsbeginn zwischen Willkommenspunkt und dem Themenraum „Tora“ präsentiert sich akzentuierendes diffuses Licht, im Zusammenspiel mit selbstleuchtendem Text auf weißen Corianwänden. Subtil wurde so eine ausgewogene Spannung aufgebaut, die einerseits von weich aufleuchtenden Texten und Lichtstreifen und andererseits mit stark kontrastierendem warmen Schlaglicht auf die Holzstruktur des Willkommenspunkts lebt.

Die „Hall of Fame“ ist eine augenzwinkernde Verbeugung vor erinnerungswürdigen jüdischen Persönlichkeiten von Maimonides bis Amy Winehouse. Die an den Wänden angebrachten Portraitzeichnungen von Andree Volkmann laden in der Mitte des Rundgangs zu einer Atempause ein. Die in Form der Illustration als Sonderleuchten angefertigten Wandkonsolen bestehen aus einem mehrschichtigen Aufbau gefräster PMMA Platten, die mittels einer nicht sichtbaren LED Kanteneinspeisung zum Leuchten gebracht werden. In ganz anderem Licht erscheinen die auf transparenten Glasstelen montierten Gemälde bekannter jüdischer Maler. Die Kombination aus den linearen, modernisierten Bestandsleuchten mit den neu installierten MAWA 70s Strahlern, schafft eine brillant leuchtende Atmosphäre bei gleichmäßiger Lichtverteilung im Raum. Dank der Glasstelen und der Vermeidung von Schattenbildungen, scheinen die Bilder gleichsam zu schweben. Oben: Blick in dem Themenraum „Hall of Fame“ Illustrationen: Andree Volkmann Rechte Seite: Themenraum Klang Fotos: © Alexander Butz für chezweitz


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Themenraum „Kunst und Künstler“ Foto: © Alexander Butz für chezweitz

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Mit wenigen, aber starken Akzenten kündigt sich der Neubeginn im Epochenraum „Nach 1945“ an. Mit starkem Akzentlicht aus den Deckenstrahlern strahlt der Beginn des weißen Steges als Brückensymbol aus dem schwarzen Void kommend. Unsichtbar integrierte LED-Lichtlinien lassen die Steginstallation vom Boden losgelöst wirken und inszenieren grafische Exponate, die sich unter den Glasflächen vom Boden aus über die Wand ausbreiten.

Epochenraum „Epochenraum Nach 1945“ Foto: © Alexander Butz für chezweitz

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Im Themenraum „Das jüdische Objekt“ sind in einer riesigen Vitrine, mehr als 100 Zeremonialobjekte spektakulär und nach dem Grad ihrer Heiligkeit in Szene gesetzt. Im Zentrum befindet sich eine Tora-Rolle. Die in die Vitrinenkonstruktion integrierten, einzeln steuerbaren dreieckigen Lichtflächen changieren mit unbeleuchteten, weniger hellen Flächen und evozieren einen prismatischen Effekt, wobei die Helligkeitsverteilung streng den kuratorischen Vorgaben folgt. Erzeugt wird das absolut homogene Licht der 26 Einzelflächen über eine rahmenlose Kanteneinspeisung. Das von chezweitz und ENVUE HOMBURG LICHT entwickelte Lichtleitsystem begleitet die Besucher, präsentiert sich als Spur, als Information in Projektionen bzw. in medialen Installationen. Ausgehend von der Dramaturgie der Ausstellung variieren die Lichtatmosphären stark von Raum zu Raum, verändern sich aber fließend: Vom subtilen bis grellen Selbstleuchten der Objekte und Wände, über das fokussierte Beleuchten der Exponate, bis hin zum gleißend hellen Strahlen einer Lichtinstallation.

Blick auf die Prismenvitirine mit Zeremonialobjekten im Raum „Das Jüdische Objekt“

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titanverkleidete Zick-Zack-Bau. Wie umgehen mit einem Gebäude, das schon von sich aus eine so starke Ausdruckskraft besitzt? Schon im Wettbewerb hatte sich die Komplexität der Aufgabenstellung gezeigt. Die Bespielung des Hauses im Sinne der Libeskind’schen Architektur war die zentrale Herausforderung. Als das Planerteam chezweitz GmbH und Hella Rolfes Architekten gemeinsam mit ENVUE HOMBURG LICHT im Jahr 2016 mit der Gestaltung der neuen Dauerausstellung beauftragt wurde, war das erklärte Ziel, bei der Planung und Realisierung die Besonderheiten, dieser Architektur hervorzuheben und wieder erlebbar zu machen. Die Szenografie geht auf das Ikonografische des Bauwerks ein, dieses gebaute Gefühl von Zerrissenheit im epochalen Verlauf der jüdischen Geschichte in Deutschland. Die äußerliche bewusste Disharmonie wird überführt in die Epochen- und Themenräume. Jeder Raum ist ein thematisch bedingtes szenografisches Unikat, das in seiner Gesamtheit das neue Museumserlebnis konstituiert.

Innenansicht Jüdisches Museum Berlin – die Sackler Treppe. Foto: © Joachim Grothus

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Bauliche Herausforderungen

Der Libeskind-Bau

Die bauliche Integration der neuen Dauerausstellung in das Libeskind-Gebäude war insgesamt sehr komplex. Es mussten dafür ein großer Teil der abgehängten Decken geöffnet und nach den erfolgten Montagen, z.T. aus konstruktiven Gründen, wieder geschlossen werden. Die Lasten diverser Ausstellungsbauten wie z.B. die hängenden Wände im Epochenraum „Katastrophe“, die Installation der Gesetzestexte oder die massive Skulptur von Anselm Kiefer mit einem Gesamtgewicht von ca. 13t im Themenraum „Kabbala“ mussten direkt in die Tragstruktur des Gebäudes eingeleitet werden. Zum anderen wurden für die mediale und lichttechnische Ertüchtigung des Museums sowie für die Sicherstellung der aus der Ausstellungsarchitektur resultierenden neuen Anforderungen an die Ausstattung der Räume mit Licht und Medien insgesamt neue Kabelzuführungen im Boden, in den Wänden und in den Deckenbereichen verlegt.

Daniel Libeskind gewann 1989 den Wettbewerb für den Erweiterungsbau des Berlin Museums mit Jüdischer Abteilung mit einem ebenso einfachen wie überzeugenden Konzept. Sein Entwurf „Between the Lines“ beschreibt im Grundriss zwei sich kreuzende Linien. Eine Zick-Zack-Linie und eine unsichtbare gerade Linie. An den Kreuzungspunkten der Linien liegen die Voids. Damit schuf Libeskind eindrückliche „Leerräume“, die als nicht begehbare Betonkerne das Gebäude vertikal vom Untergeschoss bis zum Dach durchziehen und durch Lichtschlitze in den Void-Wänden auf den Ausstellungsetagen für den Besucher erfahrbar sind. Sie stehen symbolisch für die Lücke, die die Vertreibung, Zerstörung und Vernichtung der Juden in der Stadt hinterlassen hat, und die auch in der Gegenwart spürbar bleibt. Die größte Herausforderung in der Planung der neuen Ausstellung lag deshalb im Libeskind-Bau selbst - diese sich aus dem Stadtraum heraushebende,

ENVUE HOMBURG LICHT GMBH Akazienstraße 29, 10823 Berlin Tel. +49 30 - 58 84 45 05 info@envuehomburg.de www.envuehomburg.de chezweitz GmbH Adalbertstr. 5 -6a, 10999 Berlin Tel. +49 30 288 789 10 chezweitz@chezweitz.de www.chezweitz.de Hella Rolfes Architekten BDA Lützowstraße 102-104, 10785 Berlin Tel. +49 30 279 099 58 hro@rolfes-architekten.com www.rolfes-architekten.com RobLight A/S Ralf Keuthahn Nordhavnsvej 1A, DK-9900 Frederikshavn Tel. +49 (0) 177 6565232 rke@rob-light.com www.rob-light.com mawa design Licht- und Wohnideen GmbH Neu-Langerwisch 36, 14552 Michendorf Tel. +49 33205 22 88 22 info@mawa-design.de www.mawa-design.de


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Sicherer Kulturgenuss dank kontaktloser Fiebermessung Auch im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) wird die Zugangskontrolle Seek Scan eingesetzt

Museen, Galerien und andere kulturelle Institutionen sind in einer fragilen Situation: Wie können sie sich für Herbst und Winter wappnen, wenn zusätzlich zur Corona-Pandemie auch noch Grippe- und Erkältungswellen zu erwarten sind? Über ein umfassendes Sicherheitskonzept verfügt das MoMA im Herzen Manhattans, das nach fast sechsmonatiger Pause in der letzten Augustwoche wiedereröffnet wurde. Ein Baustein in den Corona-Schutzmaßnahmen des berühmten Kunsttempels ist die Temperaturmessung im Eingangsbereich, mit der Erkrankte bereits vor Betreten des Gebäudes identifiziert werden können. Dabei kommt das hochpräzise, einfach bedienbare System von Seek Scan zum Einsatz: Mit dem Infrarot-Wärmebildsystem des kalifornischen Unternehmens Seek Thermal lässt sich die menschliche Hauttemperatur im Gesicht sekundenschnell messen – ohne Berührung. Die Messgenauigkeit beträgt +-0,3 Grad Celsius. Falls eine festgelegte Referenztemperatur überschritten wird, wird ein Alarm ausgelöst. Da die Messung kontaktlos erfolgt, wird auch das Personal vor einer Ansteckung geschützt.

das ohne speziell geschultes Personal bedienbar ist. Es besteht aus zwei Komponenten: Einer Kamera und einer Wärmequelle. Neben zwei Stativen wird lediglich ein Windows-PC benötigt, um die Messungen aus der Ferne zu überwachen. Die Stative werden im Eingangsbereich im Abstand von genau 1,5 Meter platziert. Auf der einen Seite wird die Kamera installiert und an eine Steckdose angeschlossen, auf der anderen die Wärmequelle. Diese wird per USB mit dem Windows-PC verbunden. Die Seek Scan Software auf dem mitgelieferten USB-Stick lässt sich einfach installieren: Innerhalb weniger Minuten ist das System betriebsbereit. Die Temperatur wird dann berührungslos direkt im Gesicht der Personen gemes-

sen, die den Bereich betreten, und mit der Wärmequelle als Referenz verglichen. Bei der Messung wird berücksichtigt, dass die Hauttemperatur generell einige Grad unter der Körpertemperatur liegt. Innerhalb von Sekunden lässt sich so die Temperatur im Gesicht einer Person zuverlässig messen und mit der festgelegten Referenztemperatur vergleichen. Dadurch können in kurzer Zeit viele Menschen kontrolliert werden.

Oben: MoMA in Manhattan. © vacant-stock.adobe.com Unten: Das System Seek Scan besteht aus zwei Komponenten: Einer Kamera und einer Wärmequelle. Neben zwei Stativen wird lediglich ein Windows-PC benötigt, um die Messungen aus der Ferne zu überwachen.

Zutrittssicherheit mit Temperaturmessung Seek Thermal hat das System Seek Scan speziell für Institutionen und Unternehmen entwickelt, die ein genaues Messgerät in ihrem Eingangsbereich benötigen,

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Rechte Seite, oben: Mit dem Infrarot-Wärmebildsystem lässt sich die menschliche Hauttemperatur im Gesicht sekundenschnell messen. Unten: Falls eine festgelegte Referenztemperatur überschritten wird, wird ein Alarm ausgelöst. © Macland


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Nicht nur bei Covid19 ist Fieber eines der häufigsten Symptome, sondern auch bei der klassischen Influenza und anderen hochansteckenden Infektionskrankheiten. Daher kann der kontaktfreie Temperaturscanner Seek Scan auch nach der Corona-Pandemie für einen umfassenden Gesundheitsschutz eingesetzt werden - in kulturellen Einrichtungen genauso wie in Sportarenen, Behörden oder Unternehmen. Seek Scan ist in DACH-Raum zum UVP von 2.390 Euro über den Distributor MacLAND erhältlich. Über Seek Thermal Seek Thermal wurde 2012 von den branchenführenden Wissenschaftlern Bill Parrish und Tim Fitzgibbons gegründet, die 40 Jahre lang den Stand der militärischen und professionellen Wärmebildtechnologie vorangetrieben haben. Als eines der wenigen Unternehmen weltweit, das Sensoren baut, hat Seek Thermal bereits Hunderttausende von Wärmebildprodukten in die ganze Welt geliefert und die Wärmebildmessung zu einem allgemein zugänglichen, alltäglichen Werkzeug entwickelt. MacLAND GmbH Bessemerstrasse 38 - 42 12103 Berlin Tel. +49 (0)30 3479 01 40 vertrieb@macland.de www.macland.de

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Museum fßr Naturkunde Berlin verstärkt 58


Foto: © Hwa Ja Goetz, MfN

Engagement für die biologische Vielfalt 59


Es gibt keine Trendwende beim Artensterben. Das Museum für Naturkunde Berlin sieht sich daher in der Verantwortung und Pflicht, sein Engagement für den Schutz der biologischen Vielfalt zu erhöhen. Neben der Unterstützung des Museums für die UN Biodiversitätskonvention (CBD), den Biodiversitätsrat IPBES und die Weltnaturschutzunion (IUCN) gehört dazu aktuell ein verstärktes Engagement in Berlin und Deutschland und mit der Europäischen Kommission unter „United

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for #Biodiversity“, mit dem die bis 2030 laufende EU-Strategie für die biologische Vielfalt startet. Die Forschenden des Museums für Naturkunde sind der Meinung, dass sich die Gesellschaft keine weiteren 10 verlorenen Jahre im Artenschutz leisten kann. Der neue Bericht der UN Biodiversitätskonvention (CBD) hat unter dem Titel „Global Environmental Outlook 5“ jüngst verdeutlicht: Eine Trendwende bei dem Verlust

biologischer Vielfalt ist bislang noch nicht in Sicht. Von den 20 Zielen, den so genannten Aichi Biodiversity Targets, auf die sich die Weltgemeinschaft im Jahr 2010 verständigt hatte, wurde keines erreicht. Weder konnte das Risiko für das Aussterben von Arten minimiert werden (Ziel 12), noch ist es gelungen, Ökosysteme, die besonders sensibel auf den Klimawandel reagieren, wie zum Beispiel Korallenriffe, von Nutzungsdruck zu entlasten (Ziel 10). Dies ist ein desaströser Befund.


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Biodiversitätswand.. © Hwa Ja Götz/MfN

Das Museum für Naturkunde sieht sich deshalb in einer besonderen Verpflichtung und Verantwortung. Durch seine exzellente Forschung bietet es schon lange Instrumente, aktuelle Entwicklungen zu deuten und globale Veränderungen zu verstehen. Das Forschungsmuseum geht aber einen wesentli-

ralfsommermann.de

So erschreckend und ernüchternd das Ergebnis ist, so vorhersehbar war es allerdings auch: Frühere Berichte und der 2019 veröffentlichte globale Zustandsbericht zur biologischen Vielfalt des Weltbiodiversitätsrats (IPBES), an dem auch das Museum für Naturkunde Berlin mitgewirkt hat, sowie andere Studien hatten das bereits angedeutet.

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chen Schritt weiter: „Wir haben uns nicht nur in der Biodiversitätsforschung neu aufgestellt, wir übernehmen Verantwortung für Natur, und unsere Programme erreichen eine breite Öffentlichkeit. Die wunderbare Vielfalt der Natur, von der kleinsten Feldblume bis zur großen Giraffe ist jedes Engagement wert“, so Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin. „Was dem Leben auf unserem Planeten widerfährt, ist eine Krise der Kultur, eine Krise der menschlichen

Vernunft. Aber, ich setze auf den Mut für Veränderung und die Innovationsfähigkeit der Menschen. Deshalb habe ich viel Hoffnung, dass wir gemeinsam mit aller Kraft schaffen, umzukehren.“ Mit der derzeit laufenden Digitalisierung der Sammlung stellt das Museum für Naturkunde Berlin alle seine Objekte so offen wie möglich zur Verfügung. Es ist Mitglied in DiSSCo, einer neuen europäischen Forschungsinfrastruktur, in der das wissenschaftliche Arbeiten mit Forschungssammlungen optimiert wird. Künftig kann die digital verfügbare Forschungssammlung in allen Regionen dieser Welt genutzt werden. Biologische Vielfalt und Biodiversitätsverlust werden darüber hinaus noch stärker als bisher im Dialog mit Besuchenden und Interessierten thematisiert. „Wir engagieren uns in der Aus- und Weiterbildung im Bereich Artenkenntnis und Biodiversitätsforschung und zukünftig auch noch stärker in der nationalen und internationalen Biodiversitätspolitik. Damit erreichen wir alle Entscheidungsträger, wenn es um die Zukunft biologischer Vielfalt auf unserer Erde geht, und geben unserem Wissen Einfluss und Geltung“, sagt

Oben: Neue Praeparationsausstellung. © Hwa Ja Götz Mitte: Biodiversitätswand. Foto: © Thomas Rosenthal Unten: Seeadler. Foto: © Hwa Ja Götz/MfN

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Dr. Jens Jetzkowitz, Sozialwissenschaftler am Museum für Naturkunde Berlin. Neben der Unterstützung des Museums für die UN Biodiversitätskonvention (CBD), den Biodiversitätsrat IPBES und die Weltnaturschutzunion (IUCN) gehört dazu aktuell ein verstärktes Engagement in Berlin und Deutschland, sowie mit der Europäischen Kommission unter „United for #Biodiversity“, mit dem die bis 2030 laufende EU-Strategie für die biologische Vielfalt startet.

Museum für Naturkunde Leibniz-Institut für Evolutionsund Biodiversitätsforschung Invalidenstraße 43 10115 Berlin Tel. (030) 889140-8591 info@mfn.berlin www.museumfuernaturkunde.berlin


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Reinlichkeit ist eine Zier Sonderausstellung im Dorfmuseum Markersdorf vom 1. März 2020 bis 1. August 2021. Autorin: Anja Köhler

Elektrische Zahnbürste, Lockenstab und elektrischer Rasierapparat – sie alle gehören zu unserem Alltag und machen ihn angenehmer. Das Angebot an Hautpflegemitteln, Zahnpasta und Haar-Styling-Produkten ist schier endlos. Jährlich gibt es neue Trends in Sachen Haarmode und Barttracht. Keine Haarfarbe scheint zu verrückt, kein Bart zu ausgefallen. In Zeiten von Desinfektionsmitteln im Handtaschenformat und Feuchttüchern für jede Lebenslage scheinen der Hygiene keine Grenzen gesetzt zu sein.

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Tägliche Hygiene ist fester Bestandteil unseres Lebens. Wasserklosetts und weibliche Hygieneartikel möchten wir nicht mehr missen. Dabei vergessen wir oft, dass die Menschheit den Großteil ihres Daseins ohne all diese Hilfsmittel verbrachte. Die Sonderausstellung „Reinlichkeit ist eine Zier“ gibt einen kleinen Einblick in die Welt der persönlichen Hygiene des 19. und 20. Jahrhunderts. Begeben Sie sich mit uns auf eine teilweise zum Schmunzeln einladende Reise in die Welt von Seife, Zahnpasta und Co.


Die unendliche Frische Die Körperpflege diente und dient in erster Linie der Reinigung des Körpers und der Vermeidung von Krankheiten. Je nach Kulturkreis kommt eine weitere Aufgabe hinzu: die Vermeidung von unangemessenen Körpergerüchen. In Griechenland und Rom wurde vorwiegend warm gebadet, um den Körper zu reinigen, jedoch verlor sich diese Tradition in Europa nach dem Untergang des Römischen Reiches und endete schließlich im 17. und 18. Jahrhundert gar in einer regelrechten „Wasserscheu“. Dies änderte sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts, als wissenschaftliche Erkenntnisse zu einer Rückbesinnung auf das Waschen mit Wasser führten. Die industrielle Herstel-

lung von Seife sowie weitere Entwicklungen sorgten schließlich dafür, dass unsere heutige tägliche Hygiene von Flüssigseife, Deoroller und Desinfektionsmitteln gekennzeichnet ist.

Oben: Vor allem ehemaligen DDR-Bürgern sicherlich noch bekannt, verschiedene Seifen des Seifenwerks Riesa und des VEB Florena, 1950 – 1990. Alberna „Kölnisch Wasser“ in der Geschenkverpackung, 1950er Jahre, und zwei Flohfallen aus Bein, 19. Jahrhundert. Fotos: © Anja Köhler

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Im Reich der weißen Zwerge Bereits in der Steinzeit säuberten sich die Menschen ihre Zähne mit Weidenstöckchen. Die Römer vertrauten zur Desinfektion des Mundraumes gar auf ein kostenloses „Mundwasser“: Urin. Erste Zahnbürsten kamen um 1500 in China auf und waren pinselförmig. Kaufleute brachten die Zahnpinsel mit nach Europa, wo die Reinigung der Zähne mit Hilfe von Schwämmen oder Tüchern verbreitet war. 1780 entstand in England die erste Zahnbürstenfabrik. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch die elektrische Zahnbürste erfunden, allerdings war ihre Herstellung viel zu kostspielig. Die weltweit erste Zahnpasta wurde 1850 in den USA hergestellt, führend auf dem europäischen Markt wurde allerdings eine Marke aus Dresden: Chlorodont. Und eine weitere bekannte Marke kommt aus Dresden: Odol. Karl August Lingner bekam 1892 ein neues Antiseptikum zur Vermarktung angeboten. Er stand vor der Wahl daraus eine antibakterielle Seife oder ein Gesundheits-Haarwasser zu machen, entschied sich dann aber für ein Mundwasser. Diese Entscheidung machte ihn schließlich zu einem der reisten Männer des Kaiserreichs. Chlorodont und Odol hatten etwas gemeinsam: Beide wurden durch ausgeklügelte Marketingkampagnen bekannt gemacht, die auch Künstler wie Giaccomo Puccini einbezogen, der extra eine „Ode an Odol“ komponierte.

„Die kritischen Tage“ Die Hygiene der Frau hat schon immer besondere Ansprüche gestellt. Bis in das 19. Jahrhundert hinein, fertigten Frauen ihre Hygieneprodukte selbst an. Diese bestanden aus Altkleidern, Moos, Wolle, Leinen oder ähnlichem und wurden größtenteils gewaschen und wiederverwendet. Erst Ende des 19. Jahrhunderts, mit der zunehmenden gesundheitlichen Aufklärung und damit einhergehenden Verbreitung von Hygienevorschriften, begann die industrielle Herstellung von Damenhygieneartikeln, die oft jedoch sehr teuer waren. Der 1. Weltkrieg stellte einen Meilenstein für die Entwicklung preiswerterer Erzeugnisse dar, die zu den uns heute bekannten Hygieneprodukten führte.

Der Zopf ist ab Bereits im Alten Ägypten und bei den Griechen und Römern wurde viel Zeit und Geld für die Gestaltung und Pflege des Haupthaares aufgewendet. Im Laufe der Jahrhunderte gab es eine Vielzahl verschiedener Haarmoden, die mal kürzere, mal längere Haare verlangten. Dabei wurde das Haar gewöhnlich nur mit Wasser und Seife oder seifenähnlichen Substanzen gewaschen. Duftöle parfümierten die Frisur und Schmuck wie Kämme oder Nadeln waren Ausdruck von Reichtum. Erste Haarwaschmittel im heutigen Sinne wurden im 19. Jahrhundert in England hergestellt. Diese reinigten und parfümierten das Haar gleichzeitig und verliehen im Glanz. 1898 eröffnete Hans Schwarzkopf in Berlin eine Farben-, Drogen- und Parfümeriehandlung. Das „Shampoon mit dem schwarzen Kopf“ wurde zum ersten Markenartikel der Branche in Deutschland. Um das Haar nach dem Waschen auch Trocknen zu können, brachte AEG Anfang des 20. Jahrhunderts einen Haartrockner auf den Markt. wie Ondulierstab, Glätteisen und Co. machten die Behandlung des Haupthaares in den folgenden Jahren grenzenlos.

War bei den Griechen Körperbehaarung bei Frauen und Männern gleichermaßen unbeliebt, wandelte sich dies in den folgenden Jahrhunderten, vor allem in der Männermode. Vollbärte wechselten mit glattrasierten Gesichtern, Schnurrbärte verdrängten volle Koteletten. Die Nassrasur wurde traditionell beim Barbier mit dem Rasiermesser durchgeführt. Dies änderte sich erst mit der Erfindung des mechanischen Rasierapparates im Jahre 1901 durch King Camp Gillette. Er wurde vor allem während des 1. Weltkrieges von amerikanischen Soldaten verwendet, um die erstmals in Gebrauch befindlichen Gasmasken luftdicht am Gesicht abschließen zu lassen.

Linke Seite, oben: Set „Putzi“ mit Zahnputzbecher, Zahnbürste, Zahncreme und Mundwasser des VEB Florena, 1980er Jahre Unten: Werbeanzeige für „Marwede’s Moos-Binden“ aus „Das Blatt der Hausfrau“, 1895. Rechte Seite: Verschiedene Frisiereisen mit Preisliste, erste Hälfte 20. Jahrhundert. Fotos: © Anja Köhler

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Das stille Örtchen Donnerbalken, Lokus, Abort, heimliches Gemach, Abtritt, stilles Örtchen – viele Namen für einen elementar wichtigen Bestandteil der täglichen Hygiene: die Toilette. Der heute verwendete Name stammt aus dem Französischen und meinte ursprünglich den gesamten Vorgang des sich für den Tag Vorbereitens. Da die Damen des französischen Hofes für ihre „toilette“ spezielle Ankleidezimmer besaßen, die auch den Leibstuhl beheimateten, ging der Begriff schließlich im 19. Jahrhundert im Deutschen allein auf das Klosett über. Bereits in Mesopotamien, Griechenland und Rom gab es öffentliche

Oben: Da die Aborte oft außerhalb des Hauses anzutreffen waren, wurde für die Nacht ein Topf unter das Bett gestellt. Dieser konnte aus Keramik, Metall oder sogar Glas sein. Foto: © Anja Köhler

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Toilettenanlagen, die sogar über Wasserspülung verfügten. Die Technologie ging allerdings mit dem Ende des Römischen Reiches verloren. Das Mittelalter kannte in Burgen und Klöstern den sogenannten Aborterker, der direkt ins Freie führte. Schlossanlagen des Barock und Rokoko verfügten eher selten über Toiletten, so dass oft Korridore, Raumecken, Hauseingänge, Durchfahrten und Gärten als Abtritt benutzt wurden. Bereits 1596 hatte Sir John Harington das Wasserklosett im Auftrag von Königin Elizabeth I. erfunden. Er erntete mit dieser Erfindung allerdings nur Unverständnis und so dauerte es noch bis 1755 ehe der Schotte Alexander Cummings ein Patent auf ein Wasserklosett anmeldete. Toiletten mit Wasserspülung setzten sich in deutschen Städten erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch, als es sowohl Wasseranschlüsse in den Häusern als auch eine entsprechende Kanalisation

gab. Auf dem Land waren Plumpsklos bis weit in das 20. Jahrhundert verbreitet. Die Sonderausstellung „Reinlichkeit ist eine Zier“ ist in diesem Jahr besonders aktuell, spielt Hygiene derzeit doch eine zentrale Rolle in unser aller Leben. Die Ausstellung wird ergänzt durch Leihgaben aus dem Stadtmuseum Neustadt i. Sa. und dem Heimatmuseum Herrnhut. Öffnungszeiten: Mi – Fr 10.00 – 16.00 Uhr Sa/ So/ Feiertags 13.00 – 17.00 Uhr

Dorfmuseum Markersdorf Kirchstraße 2 02829 Markersdorf Tel.: 035829/60329 Fax: 035829/60408 www.museum-oberlausitz.de


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Liebe, Schmerz und Ekstase LWL-Museum für Kunst und Kultur zeigt große Gefühle in der Ausstellung „Passion Leidenschaft“

Neid und Wut, Liebe und Hass, Begehren und Eifersucht - starke Gefühle sind so alt wie die Menschheit selbst. Im westlichen Kulturkreis reicht die künstlerische Auseinandersetzung mit den menschlichen Emotionen und Leidenschaften bis in die Antike zurück. In der Ausstellung „Passion Leidenschaft. Die Kunst der großen Gefühle“ (9.10 bis 14.2.) schlägt das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zum ersten Mal mit 200 Exponaten einen Bogen bis in die heutige Zeit, vom Kindermord in Bethlehem bis zur aggressiven Propaganda von Trump. „Gefühle prägen unsere Gesellschaft und unser Miteinander. In Krisenzeiten, wie aktuell der Corona-Pandemie, begleiten uns Angst und Schmerz oder auch Wut und Hoffnung“, erklärt Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). „Die Ausstellung soll die Besucher emotional berühren und ihnen vor Augen führen, dass große Gefühle zeitlos sind.“

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Die Darstellung herzzerreißender, zutiefst beglückender und bis ins Mark erschütternder Figuren und Szenen zieht sich als roter Faden durch die Ausstellung. Die Schau versammelt Gemälde, Skulpturen, Fotos und Videoinstallationen mit Werken von Peter Paul Rubens, Anthonys van Dyck, Camille Claudel, Auguste Rodin, Egon Schiele, Edvard Munch, Käthe Kollwitz, Bill Viola und vielen anderen Künstlerinnen. Berühmte Künstler haben sich über die Jahrhunderte in ihren Werken mit den Schmerzen des antiken Laokoons, dem Rausch des Bacchus, den Leiden Christi, dem ekstatischen Taumel und den Qualen liebender Menschen befasst. „Heute gibt es bei uns eine Sehn-sucht nach tiefen Empfindungen - und dies trotz oder auch gerade wegen der Bilderflut in den sozialen Medien. Die Kunst vermag diese Leidenschaften am intensivsten zum Ausdruck zu bringen“, so Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold. „Die Ausstellung

lädt alle ein mitzufühlen mit dem, was sie hier sehen. Und das ganz analog.“ 2013 hatte die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Petra Marx, die Idee für die 2.000 Jahre umfassende Schau über große Gefühle in der Kunst. Große Gefühle empfindet die Mittelalter-Expertin jetzt selbst: „Ich bin sehr glücklich, dass wir diese Ausstellung trotz der Pandemie realisieren konnten. Alle Leihgaben sind gekommen, auch die Werke aus Frankreich, Italien und Großbritannien. Wir haben lange gezittert.“

Oben: V. l. n. r. LWL-Direktor Matthias Löb, die Kuratorin Dr. Petra Marx und Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold vor Silvano Bertolins Abguss der Laokoon-Gruppe, 2006. © Lessing Museum Kamenz. Foto: © LWL/Hanna Neander Rechte Seite: Ernst Ludwig Kirchner, Farbentanz I. Entwurf für den Festsaal im Museum Folkwang, 1932. Foto: © Museum Folkwang Essen -ARTOTHEK


Sechs Kapitel In sechs Kapiteln erzählt die Ausstellung von Freude und Trauer, Hingabe und Angst, Liebe und Hass. Wie sich diese Gefühle in Gesichtern und Gesten niederschlagen, steht dabei im Zentrum der Schau. Dabei erschüttert der schmerzverzerrte Blick der Muttergottes, die ihren toten Sohn in den Armen hält (Anthonys van Dyck, um 1618/20) genauso wie der misshandelte Körper einer Frau (Nan Goldin, 1984). Kapitel I: Body Language Der menschliche Körper im Spiegel der Leidenschaften Das erste Kapitel der Ausstellung versammelt Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Plakate aus allen Epochen, die ein möglichst breites Spektrum unserer Leidenschaften darstellen und hervorrufen sollen: Angst, Trauer, Hass, Liebe, Begierde, Hingabe, Sehnsucht, Ekstase, Scham.


Oben: Bill Viola, The Quintet of the Astonished, 2000, Videoinstallation, Kunstsammlung Nordrhein- Westfalen, Düsseldorf. © Bill Viola Studio. Foto: Kira Perov Mitte: Robert Arnold, The Morphology of Desire, video, 1998, 6min. © Robert Arnold & LIMA Amsterdam Unten: PauwelsFranck, gen. Paolo Fiammingo, aus der Serie »Amori«: »Il frutto dell‘ amore«, 1585/89. Foto: © KHM-Museumsverband

Bildende Kunst war und ist in vielerlei Hinsicht emotional – unsere Ausstellung konzentriert sich jedoch allein auf den menschlichen Körper als Ausdrucksmittel großer Gefühle. Dahinter steht die Vorstellung, dass die äußeren Bewegungen (Emotionen, von lat.: movere, bewegen) der Physis ein Spiegel der inneren Bewegungen der Psyche sind. Ein Großteil der zwischenmenschlichen Kommunikation – gerade in Hinblick auf die Vermittlung unserer seelischen Befindlichkeiten – läuft bewusst oder unbewusst über die Körpersprache. Dazu gehören alle Formen der Mimik respektive Gestik, also des Mienenspiels beziehungsweise der Bewegungen von Kopf, Armen, Händen und Beinen. Besonderes „sprechend“ ist bekanntlich der Blickkontakt. Unser Körper ist damit das zentrale Medium, um in uns verborgene Regungen in der Kunst festzuhalten und weiterzugeben. Kapitel II: Große Gefühle und ihre Quellen von der Antike bis heute Pathos und Passion, Affekt und Emotion, Gefühl und Empfindung – das zweite Kapitel gibt einen Überblick zu den Begrifflichkeiten und der Geschichte der Leidenschaften. Wie haben sich Künstler und Kunsttheoretiker – es handelt sich überwiegend um Männer – über die Epochen hinweg zur Wiedergabe menschlicher Befindlichkeiten in Malerei und Bildhauerei verhalten? Ausgangspunkt ist auch hier die antike Rhetorik, die Redekunst also, die nicht nur mittels Sprache, sondern auch durch Mienenspiel und Körpersprache die Zuhörenden überzeugen und zum Handeln bewegen will.

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Kapitel III: Eros, Liebe, Lustmord. Das Drama der Geschlechter Liebe, Lust und Leidenschaft – in diesem Dreiklang manifestieren sich die größten, als beglückend erlebten Emotionen der Menschheit. Mit der erotischen Anziehungskraft zwischen Mann und Frau beziehungsweise Mann und Mann oder Frau und Frau wird auch der Begriff der „Leidenschaft“ am häufigsten in Verbindung gebracht. Das dritte Kapitel bildet aus diesem Grund das Zentrum oder besser: das Herzstück der Ausstellung. Dabei geben die hier versammelten Kunstwerke nicht nur einen Eindruck von der Vielfalt der Veranschaulichung amouröser Spielarten, sondern spiegeln auch den sittlich-moralischen Zusammenhang ihrer jeweiligen Zeit.

Kapitel IV: Passionen, Martyrien, Ekstasen. Die Leidenschaften im westlichen Christentum Gläubiges Denken und Handeln ist untrennbar mit starken menschlichen Regungen wie Inbrunst, Hingabe und Verzückung verknüpft. Im Zentrum des


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Christentums steht die Vorstellung des zu Tode gepeinigten Gottessohns: Durch sein Erdulden und Ertragen irdischer Qualen, seine Passion (abgeleitet vom griechischen Pathos, Leiden), sind Sündenvergebung und ewiges Leben möglich. Das Wortspiel im Ausstellungstitel Passion Leidenschaft – eigentlich eine Dopplung derselben Vokabel – verweist auf diese Vorstellung. Kapitel V: Bedeutung und Funktion von Emotionen in der Politik Wie das Thema der religiösen Leidenschaften war und ist auch die Frage nach der Bedeutung der menschlichen Regungen in der Politik von großer Aktualität und Brisanz. Beide Bereiche sind in Europa immer wieder aufs Engste miteinander verknüpft. Kapitel VI: Die Gefühlswelten der Künstler im Selbstporträt Zum Abschluss der Ausstellung begegnen die Besucher nochmals ihren eigenen Leidenschaften, gespiegelt in der Selbstdarstellung ausgewählter Kunstschaffender. Eigenständige Selbstbildnisse gibt es in der europäischen Kunstgeschichte erst seit dem 15. Jahrhundert, als Maler und Bildhauer nicht mehr als zunftgebundene Handwerker, sondern als freischaffende Persönlichkeiten agierten.

Begleitprogramm Begleitet wird die Ausstellung von einem Programm, das von der tänzerischen Interpretation von Gefühlen bis zum jungen Zweig der wissenschaftlichen Emotionsforschung reicht. Öffentliche Führungen finden täglich statt, Tickets dafür können online gebucht werden. Eine digitale Tour bereitet auf den Besuch vor. Gefördert wird die Ausstellung vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, von der LWL-Kulturstiftung, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Rudolf-August Oetker-Stiftung und der Firma Brillux.

Oben: Anthonis van Dyck, Beweinung Christi, um 1618/20, Kunsthistorisches Museum Gemäldegalerie Wien. © KHM-Museumsverband

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Unten: Martha Rosler, POINT & SHOOT, a mourning thought (though I am more enraged than in mourning), 2016, Digital Print on vinyl. © Martha Roslerund GalerieNagel DraxlerBerlin/Köln/ München

LWL-Museum für Kunst und Kultur Domplatz 10 48143 Münster Tel.: 0251 5907-201 museumkunstkultur(at)lwl.org www.lwl-museum-kunst-kultur.de



Komplizenschaft Die Sammeltätigkeit von „Kunst“ und Stadt Emden während der NS-Zeit im Fokus der Provenienzforschung Autor: Mag. Georg Kö, Provenienzforscher am Ostfriesischen Landesmuseum Emden

Manche Ausstellungen mussten bereits in den ersten Gedanken an ihre Verwirklichung mehr als nur Vermittlungsarbeit leisten. Die kommende Sonderausstellung des Ostfriesischen Landesmuseums Emden über den Raub von Kulturgut in der NS-Zeit gehört dazu. Einerseits gilt es die lokalen Besonderheiten des Themas darzustellen: eine ausgeprägte Komplizenschaft – so auch der Haupttitel der Ausstellung – zwischen der Stadt Emden, der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer (damals kurz die „Kunst“) und Institutionen des NS-Regimes in Ostfriesland sowie den besetzten Niederlanden in der Planung, Durchführung und Bereicherung an einem der komplexesten Raubzüge der Geschichte. Andererseits bedarf es dazu auch eines Überblicks über die Hintergründe dieser kriminellen Handlungen und deren Kontext in einem perfiden Unrechtssystem, das der Nationalsozialismus errichtete. Beide Perspektiven, die Regionale und die Welthistorische müssen sich hier treffen, gruppiert um eine dritte Komponente, nämlich einer Auswahl konkreter Objekte, die Überreste jenes NS-Raubgutes sind und sich noch in den Sammlungen des Ostfriesischen Landesmuseums Emden befinden.

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Verbindendes Element ist hier die Provenienzforschung. Diese gilt mittlerweile wohl als etabliertes Fach der Kulturwissenschaften, das jedoch alleine ob seines Namens immer wieder Fragezeichen produziert. Der Niederländische Begriff dafür, „Herkomstonderzoek“, also „Herkunftsforschung“ ist hier wohl deutlicher und beschreibt auch, worum es dabei geht. Nicht nur für verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut, wie der ebenso sperrige Fachbegriff für geraubte Kulturgüter seit den späten 1990er Jahren ist, hat die Erforschung der Herkunft und der Geschichte von musealen Sammlungen besondere Bedeutung. Erst, wenn wir wissen, wer, wann, wie und unter welchen Umständen eine Sammlung in den Besitz eines Objektes gekommen ist, hat jenes auch einen konkreten Wert, als museales Stück oder auch als geraubtes Kulturgut. Die Provenienz, also die Herkunft, bestimmt, wie wir damit umgehen, ob wir sie überhaupt erwerben, wie wir sie ausstellen, welche Kontexte wir dazu präsentieren und letztlich, ob wir sie gegebenenfalls auch ihren wirklichen Eigentümerinnen und Eigentümern bzw. deren Erbinnen und Erben wieder zurückgeben wollen.

All das versucht die Sonderausstellung „Komplizenschaft. Die Sammeltätigkeit von „Kunst“ und Stadt Emden während der NS-Zeit im Fokus der Provenienzforschung“ in einem didaktischen Experiment zusammenzuführen und dabei den Besucherinnen und Besuchern ihre Perspektive selbst einnehmen zu lassen. Die Schwerpunkte werden nicht mit dem pädagogischen Zeigefinger vorgegeben. Transparenz, Parallaxe – also die notwendige Perspektivität der Moderne – und Urteilskraft sind die Gestaltungsprinzipien. So sollen auf Augenhöhe jene Wahrheiten vermittelbar werden, die dem Menschen schlicht zumutbar sind, um hier auch an die bedeutenden Worte Ingeborg Bachmanns zu erinnern. Inhaltlich wird deutlich werden, was vor über achtzig Jahren in Deutschland geschah und in der vernichtenden Konsequenz eines Terror-Regimes als das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte seinen Lauf nehmen sollte. Vorerst in Form physischer Gewalt auf den Straßen und bald auch mit diskriminierenden Rechtsvorschriften, die aus aufgeklärter Perspektive nur als Unrecht gelesen werden können, beginnt die unfassbare Tat.


Mit einer Novelle des „Reichsbürgergesetzes“ vom 15. September 1935 wurde nach den faktischen Ausgrenzungen und Verfolgungen auch juristisch zwischen „Reichsbürgern“ und „Staatsangehörigen“ unterschieden. „Reichsbürger ist nur der Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes, der durch sein Verhalten beweist, daß er gewillt und geeignet ist, in Treue dem deutschen Volk und Reich zu dienen.“ kann man da unter §2(1) unter anderem lesen. Am 14. November 1935 wurde in einer weiteren Novelle ergänzt „Ein Jude kann nicht Reichsbürger sein.“ (§4(1)) Mit zwei weiteren Verordnungen bilden diese Texte die so genannten „Nürnberger Rassengesetze“. Dieses manifeste Unrecht setzte jüdische Bürgerinnen und Bürger, aber auch all jene, die nicht „gewillt und geeignet“ erschienen, „Reichsbürger“ zu sein, umfassenden Diskriminierungen aus. Der Weg von dieser institutionalisierten Stigmatisierung einer Bevölkerungsgruppe zum industriellen Massenmord an derselben ist jedoch nicht linear und auch nicht nur an der dahinterliegenden rassis-

tischen mythologischen Geschichts- und Gesellschaftsauffassung festzumachen. Gleichwertig existierten konkrete ökonomische Interessen, die der massenhaften Ermordung von Menschen deren vollständige Beraubung vorangehen ließen. Raub und Mord bilden zwei voneinander untrennbare Seiten ein und desselben mörderischen Narrativs. Zwischen dem Frühjahr 1938 bis zu den Deportationen entstand ein komplexes Organisationssystem des Vermögensentzugs, das alle Betroffene am Ende mittellos, ja sogar noch mit Schulden hinterließ. Seit April 1939 mussten jüdische Bürgerinnen und Bürger ihr gesamtes Vermögen dem Finanzamt bekannt geben. „Vermögensanmeldung“ hieß dieser Vorgang. In einer Anordnung vom 24. November 1938 heißt es dazu, dass der „Einsatz des Anmeldepflichtigen Vermögens im Einklang mit der deutschen Wirtschaft sicherzustellen“ sei. (RGBl desselben Datums, S. 1668, §1) Spitze dieses Systems ist ein 1941 fertiggestelltes mörderisches „Kreislaufsystem“, das den Konnex aus Raub und Mord nicht deutlicher hervortreten hätte lassen können: „Das verfallene Vermögen soll zur Förde-

rung aller mit der Lösung der Judenfrage in Zusammenhang stehenden Zwecke dienen.“ (RGBl 1941-I, 25. November 1938, S. 723, §3(2)) In diesem Kontext fällt das Licht auf das nationalsozialistische Emden der 1930er und 1940er Jahre: Eine Dienststelle des Finanzamts für die Einziehung von Vermögenswerten, ein radikal antisemitischer Oberbürgermeister, ein manischer nationalsozialistischer Multifunktionär, die Geheime Staatspolizei und nicht zuletzt viele Bürger*innen Emdens, die plötzlich nicht mehr fähig waren, Recht und Unrecht zu unterscheiden. Hinzu kommen Neid, Gier, Habsucht, Rassismus, latenter und neuer Antisemitismus und nicht zuletzt sehr viel Willfährigkeit. In diesem Umfeld, in dieser Zeit, an diesem Ort, da jüdischen Bürgerinnen und Bürgern und anderen Verfolgten des Linke Seite: Akten des Kulturamts der Stadt Emden während der NS-Zeit, StAE KA 46, Foto: © Georg Kö Unten: Dokumentensammlung van Amerongen/Simon, geraubtes niederländisches Kulturgut, Archiv der Kunst A392/66d-1, Foto: © Georg Kö

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ler Geschichte und deren zeitbedingten Rahmenbedingungen präsentiert.

NS-Terrors Schritt für Schritt die Lebensgrundlage entzogen und alles geraubt wird, was sie besitzen, gehen die altehrwürdige Stadt Emden und die damals gerade etwas über hundert Jahre gewordene Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer einer für sie nicht ungewöhnlichen Tätigkeit nach: Dem Sammeln. Kunst und Kulturgüter werden auf so genannten „Judenauktionen“ und aus den Beständen des so genannten „Hollandgutes“ sowie auf anderen höchst zweifelhaften Wegen erworben – ohne Bedenken, organisiert, systematisch, ja sogar mit großer Verve und dem Argument des „Kulturgutschutzes“ stets auf den Lippen. Die Spuren dieser systematischen Massenberaubung von Bürgerinnen und Bürgern, dieses ersten Schrittes hin zum größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, befinden sich bis heute vielfach unbemerkt in Museen, Bibliotheken, Archiven, Sammlungen, aber auch in privaten Haushalten. Emden ist hier keine Ausnahme. Es sind die Möbel aus entzogenen Wohnungen und Häusern, Geschirr, aus dem die verfolgten Menschen aßen und tranken, Bilder, Vasen oder Skulpturen etc., die sie im Laufe ihres Lebens erwarben oder schon Jahrhunderte in ihren Familien als kulturellen Schatz von Generation zu Generation behüteten und weitergegeben hatten oder Kultge-

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genstände, mit denen sie beteten und auf ein besseres Leben hofften. Von all dem existieren heute nur noch Überreste, auch in den Sammlungen des Ostfriesischen Landesmuseums Emden. Ohne jegliche Erinnerung an ihre ursprünglichen und rechtmäßigen Eigentümerinnen und Eigentümer überdauerten sie mehr als 75 Jahre in den wechselnden Magazinen des Museums als verborgene Erbschaft einer Epoche des Unrechts. Diese Ausstellung berichtet also aus jener spezifischen Perspektive der Provenienzforschung vom Sammeln, Verwalten und Präsentieren jenes geraubten Kulturguts, so wie von den damit verbundenen Ereignissen, den Überresten einer zerstörten Kultur und den Menschen, die damit in Verbindung standen. Sie beleuchtet wesentliche Ausschnitte der Emder Zeitgeschichte, zeigt Überreste des Verbrechens, stellt wichtige zeitgenössische Akteurinnen und Akteure vor und macht Strukturen und Prozesse dieser besonderen Form der Beraubung im Kontext Ostfrieslands und der Niederlande transparent. Objektgeschichte wird hier im Kontext regionaOben: Ein geraubter Siddur (jüdisches Gebetbuch), ursprünglicher Eigentümer Simon Pels, Emden, Archiv der Kunst, A454/2. Foto: © Tobias Rentsch Unten: Möbellager des Ostfriesischen Landesmuseums Emden. Foto: © Georg Kö

Inhalte für Ausstellungen, vor allem, wenn es sich um solch ein komplexes Thema handelt, fallen Kuratorinnen und Kuratoren jedoch nicht einfach so zu. Es gibt keine Handbücher dafür und schon gar keine Verzeichnisse oder Checklisten, wie so etwas zu inszenieren ist. Dieses Thema bedurfte erst ausgebreiteter Forschung und des Studiums der Quellen, der Objekte sowie der Regional- und der Institutionengeschichte, um überhaupt begreiflich und damit auch vermittelbar zu werden. Archive im In- und Ausland mussten konsultiert, längst vergessenes Material zu Tage gefördert und konkretes Wissen erst erarbeitet werden. Ermöglicht wurden die umfassenden Forschungsarbeiten, die dieser Ausstellung vorangegangen waren, durch ein vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanzierten und von der Stadt Emden sowie von „1820DieKunst“ getragenen Projektes zur Provenienzforschung, das die wissenschaftliche Untersuchung der Herkunftsgeschichte der Bestände des Ostfriesischen Landesmuseums Emden aus der NS-Zeit beinhaltet. Beide Träger des Museums stellen sich aktiv der historischen Verantwortung, die aus den Forschungsergebnissen erwächst und unterstützen das Projekt und natürlich die daraus als ein Ergebnis hervorgegangene Ausstellung in vollem Umfang.

Ostfriesisches Landesmuseum Emden Brückstraße 1 26725 Emden Tel. +49 (4921) 872058 landesmuseum@emden.de www.landesmuseum-emden.de


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Gladiatoren - Helden des Kolosseums Sonderausstellung vom 16. September bis 28. Februar im Archäologischen Museum Hamburg

Einen spannenden Einblick in die Welt römischer Kampfarenen und ihrer Helden gibt die neue Sonderausstellung „Gladiatoren – Helden des Kolosseums“ des Archäologischen Museums Hamburg (AMH). Vom 16. September 2020 bis 28. Februar 2021 werden in der Ausstellung originale römische Fundstücke und spektakuläre Rekonstruktionen gezeigt. Lebensgroße Figuren, Filme und interaktive Stationen lassen die Helden des Römischen Reiches mit den Mitteln der Gegenwart zu neuem Leben erwachen und vermitteln dabei auch Überraschendes: Wer waren die Kämpfer, was passierte hinter den Kulissen der Arena und welche Rolle spielten Frauen bei den Gladiatorenspielen?

Hintergrundinformationen zum römischen Reich und seiner Armee runden diese Ausstellung ab. Die römischen Kampfarenen waren einst die größten Bühnen der Antike. Allein das Kolosseum in Rom fasste bis zu 50.000 Menschen, die dort die Kämpfe der Gladiatoren bejubelten. Diese galten zu ihrer Zeit als Helden, trainierten in speziellen Schulen wie heutige Spitzensportler und wurden mit aufwendigen Rüstungen ausgestattet. Die Nachwelt machte sich bisher vor allen durch Hollywoodfilme ein Oben: Prächtig verzierte bronzene Beinschienen eines Gladiators, 1. Jh. n.Chr., aus Pompeji, © AMH Mitte: Bronzener Gladiatorenhelm 1.Jh. v.Chr., © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Unten: Blick in die Ausstellung. © AMH Rechts: Gladiatoren - Helden des Kolosseums. © Gallo Römisches Museum

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Bild davon, wie sie gelebt und gekämpft haben. Die Ausstellung des Archäologischen Museums Hamburg verspricht nun einen völlig neuen Blick auf die Helden des Kolosseums: Ermöglicht wird dies durch die Zusammenschau neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, bei der Fakten und Fiktion in bisher nicht gekannter Weise voneinander getrennt werden. Die Schau spult den aus heutiger Sicht makabren Ablauf eines Tages in der Arena ab und stellt die wichtigsten römischen Gladiatoren mit ihrer Ausrüstung und ihrer Kampftechnik vor. Sie zeigt aber auch, dass die Gladiatorenspiele kein sinnloses Gemetzel waren, sondern dass es um die römischen Tugenden wie Tapferkeit und Todesmut ging sowie die Würde der Kämpfer. Die disziplinierte Ausbildung in der Gladiatorenschule und das körperlich anstrengende Training ließen die Männer zu starken, kriegerischen Helden werden. Siegreiche Kämpfer erfuhren hohes Ansehen in der römischen Bevölkerung und wurden gefeiert wie heutige Popstars. Dennoch übten die Gladiatoren einen Beruf mit hohem Lebensrisiko aus. Wer allerdings die Gladiatorenzeit überlebte, konnte sein Leben neu beginnen. In der Ausstellung begegnen die Besucher nicht

nur lebensgroßen Gladiatoren in originalgetreuer Kampfmontur, sie können die Ausrüstung sogar selbst anprobieren. Archäologisches Museum Hamburg Museumsplatz 2 21073 Hamburg Tel. +49 (0)40 4287 12497 info@amh.de, www.amh.de


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Kunstgegenstände – Schutz vor Materialschädlinge Autorin: Susann Piersig

Der „Bücherwurm“ hat mächtig Konkurrenz. Kulturell Verantwortliche und Restauratoren in Kirchen, Museen, Galerien und Theatern sowie Besitzer antiker Unikate kennen die unsichtbaren Gefahren, die von Materialschädlingen ausgehen. Dazu zählen Fischchen, Kleidermotten,

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Staubläuse, Holzwürmer sowie diverse andere Motten und Käfer. Sie haben es auf organische Objekte aus Holz, Textilien, Papier oder Leder abgesehen. Haben sie sich einmal eingenistet, können die Folgen verheerend sein. Neben einer Verunreinigung von Vorräten und Textilien verursachen sie

nicht selten eine völlige Zerstörung und damit einen unwiederbringlichen Verlust von wertvollen Kunstgegenständen, Antiquitäten, Skulpturen, Teppichen, Kostümen, antiquarischen Büchern und vielem mehr. Bei rechtzeitigem Eingreifen lässt sich dies jedoch verhindern.


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dass ein Befall über Jahre unerkannt bleiben kann – insbesondere dann, wenn solche Flächen nicht regelmäßig gereinigt werden. Wenn Sie möglicherweise gefährdete Gegenstände zu Hause oder im Unternehmen haben, dann ist es wichtig, regelmäßig auf die sichtbaren Anzeichen eines Befalls zu achten: Fotos: © Klaus Faaber

l Lebende oder tote Insekten wegen des

Schonende Bekämpfung, Höchstmaß an Materialschutz

Über Rentokil Initial: Die Rentokil Initial GmbH & Co. KG gehört zu einem der größten Service-Konzerne weltweit und setzt als Innovationsmarktführer seit fast 100 Jahren weltweit Maßstäbe im Bereich der Schädlingsbekämpfung, professionellen Hygienedienstleistung, Vorratsschutz und Innenraumbegrünung. Die Rentokil Initial Gruppe ist in über 75 Ländern aktiv und beschäftigt mehr als 40.000 Menschen unterschiedlichster Kulturen im Dienste einer gemeinsamen Mission: Menschen schützen, Leben verbessern“. Mit Expertise und Leidenschaft. In Deutschland setzen sich jeden Tag mehr als 700 Mitarbeiter an 19 Standorten dafür ein, unseren mehr als 30.000 Kunden einen exzellenten Service zu bieten.

Zur Bekämpfung von Materialschädlingen in Kunst- und Kulturgegenständen gibt es verschiedene Methoden. Neben dem Einsatz geeigneter Insektizide bzw. Pheromone zur Befallsminderung setzt der Marktführer im Bereich Schädlingsbekämpfung und -prävention, Rentokil Initial, ein einzigartiges, hochwirksames und

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Lichts meist in der Nähe von Fenstern l Larven und Eier in der Nähe der befal-

lenen Objekte Typische Anzeichen für Materialschädlinge Häufig finden sich Anzeichen für einen Befall durch Materialschädlinge in Teppichböden und anderen gelagerten Produkten, wie Decken und Wirkwaren. Sobald Sie diese Anzeichen erkennen und wissen, wo Sie genau suchen müssen, lässt sich das Problem einfacher identifizieren. Regelmäßige Inspektionen tragen zur Früherkennung bei und gewährleisten schnelle und effektive Maßnahmen. Auf diese Weise lässt sich das Risiko langfristiger Schäden an sensiblen und wertvollen Objekten reduzieren. Schäden lassen sich allerdings häufig erst feststellen, nachdem der Befall schon länger vorherrscht. Die Larven von Kleidermotten und Teppichkäfern zum Beispiel entwickeln sich ungestört im tiefen, dunklen Teppichflor und das bedeutet,

schonendes mobiles Verfahren mittels geschlossener Naturgas-Atmosphäre ein. Nach Analyse der Befallssituation werden die betroffenen Wertgegenstände in einen luftdicht verschlossenen Spezialfolienballon eingebracht, der in der Größe frei konfektionierbar ist. Anschließend wird der Sauerstoffgehalt im Begasungsballon gezielt reduziert. Dies geschieht durch eine Erhöhung des CO2-Gehaltes auf über 60 % bzw. des Stickstoffgehaltes auf über 99,8 % der Raumluft. Dieser Zustand wird je nach Zielschädling bei einer bestimmten Raumtemperatur aufrechterhalten. Der Effekt: Der Stoffwechsel der Insekten, Eier, Larven und Puppen bricht zusammen, die Schädlinge ersticken und sterben in jeglichen Entwicklungsstadien vollständig ab. Auch Insektizid-resistente Schädlingsstämme verenden in der Naturgas-Atmosphäre. Es verbleiben keine schädlichen Chemierückstände und die behandelten Gegenstände werden wenig belastet. Unmittelbar nach Abschluss der Begasung können die Objekte sofort wieder verwendet werden. Durch die Bekämpfung vor Ort entsteht für die Kunstund Kulturgegenstände kein Transportrisiko. Die Firma Rentokil Initial ist das einzige Unternehmen, das in Deutschland Stickstoff zu bioziden Zwecken vertreiben und verwenden darf.

l Teppichkäfer

hinterlassen Ausschei dungen in der Größe eines Salz korns und als Larven nach den Häut ungen leere Larvenhüllen

l Unregelmäßige Löcher und Schäden

an Kleidung, Teppichen und anderen Geweben wie Wolltextilien und Pelzen l Viele Materialschädlinge wachsen im

Freiland in Vogelnestern heran

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Art is for everybody GroĂ&#x;e Keith Haring-Ausstellung vom 21. August bis zum 29. November 2020 im Museum Folkwang

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Ausstellungsansicht Keith Haring, 2020 Š Museum Folkwang, Foto: Sebastian Drßen

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Oben: Tseng Kwong Chi Keith Haring drawing on glass, 1985 Foto: © Muna Tseng Dance Projects, Inc. Kunst: © Keith Haring Foundation Unten: Keith Haring Untitled, 1981 Sumi auf Papier, 95,3 x 125,7 cm Privatsammlung, courtesy Martin Lawrence Galleries © Keith Haring Foundation Rechte Seite, oben: Keith Haring Scratchin‘, 1984 Hülle einer Vinyll-Schallplatte gestaltet von Keith Haring, 31,3 x 31,3 cm Sammlung Noirmontartproduction Paris © Keith Haring Foundation Unten: Museum Folkwang Ausstellungsansicht Keith Haring, 2020 © Foto: Sebastian Drüen

Vom 21. August bis zum 29. November 2020 zeigt das Museum Folkwang eine umfassende Ausstellung mit Werken des US-amerikanischen Künstlers Keith Haring (1958–1990). Unverwechselbar sind die tanzenden Männchen, bellenden Hunde und fliegenden Untertassen, mit denen er seine Botschaften für alle verständlich machte. Die Schau Keith Haring präsentiert ihn nicht nur als Künstler, sondern auch als Performer, Aktivist und Netzwerker, der mit seinem Streben nach einer gerechteren Gesellschaft nichts an Innovation und Relevanz eingebüßt hat. Gezeigt werden rund 200 Exponate, darunter berühmte Gemälde, großformatige Zeichnungen, frühe Videoarbeiten, Skulpturen, Fotografien und Archivmaterialien. Die Ausstellung thematisiert das Werk Keith Harings vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Veränderungen und der globalen Vernetzung, die Haring früh in seinem Werk behandelt und mit künstlerischen wie kommerziellen Strategien vorangetrieben hat. Sein Schaffen gründet in der US-amerikanischen Populärkultur – geprägt von Undergroundkultur, Raumfahrt, Robotik und Videospielen –

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gelangt aber früh zu einer gänzlich eigenen künstlerischen Strategie, die traditionelle bildnerische Medien wie Zeichnung und Malerei ebenso umfasst wie Fotografie, Video und Performance. Inspiration für seine ikonische Malweise findet Haring in den Comics seiner Jugend, der expressionistischen und zeitgenössischen Kunst, in chinesischer Kalligraphie sowie in den Graffitis der New Yorker Straßen. Harings Werk verarbeitet diverse Einflüsse aus Kunstgeschichte, Philosophie und Kulturtheorie und setzt in seiner Bildsprache ganz bewusst auf Mehrdeutigkeit. Zunächst macht sich Haring mit Tausenden von Kreidezeichnungen im New Yorker U-Bahn-System einen Namen; internationale Ausstellungen und hochkarätige künstlerische Kooperationen sorgen bald für breitere Anerkennung. In konsequenter Hinwendung zu Erscheinungsformen der post-modernen Großstadt und ihren sozialen und kulturellen Milieus führt Haring dabei den seit den 1960er Jahren betriebenen Auszug der Kunst aus dem Museum radikal weiter – immer treu seiner Überzeugung „The public has a right to art“.


In zehn Kapiteln zeichnet die Ausstellung ein detailliertes Bild von Keith Harings künstlerischem Schaffen und Leben. Ausgehend von seinen frühen Arbeiten öffnet sich der Ausstellungsparcours in eine stadtähnliche Struktur, in der sich verschiedene Raumsituationen abwechseln und in der die Vielfalt der Interessen und künstlerischen Strategien Harings veranschaulicht werden. An der School of Visual Arts (1978–1980) kommt Haring erstmals in Berührung mit Performance-Kunst, Conceptual Art und Video-Kunst. Für ihn ist es eine Zeit des Experimentierens und der künstlerischen Identitätsfindung, er entwickelt seine performance paintings, bei der er Malerei und Presseinformation Aktion miteinander verbindet. Skizzenbücher, Videoexperimente und Collagen zeigen diese frühe Phase in Harings Kunst, in der er zu der Überzeugung kommt, dass Kunst unmittelbar, unvoreingenommen und zugänglich für alle sein müsse. Als Teil der New Yorker Künstler-, Clubund Schwulenszene baut sich Haring ein großes Netzwerk auf, welches er immer wieder für künstlerische und aktivistische Kooperationen nutzt.

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Im legendären Club 57, einem Künstlertreffpunkt und Veranstaltungsort im East Village, organisiert Haring Shows und Ausstellungen, zeigt seine Arbeiten zusammen mit denen von u. a. Lee Quinones, Jean-Michel Basquiat und Jenny Holzer. Haring arbeitet mit Künstlern wie Andy Warhol zusammen und kollaboriert mit Größen aus Musik und Mode wie Madonna, Grace Jones, Vivienne Westwood und Malcolm McLaren. Neben Harings eigenwilligen Entwürfen für die Plakate und Flyer der Club 57-Events, werden Videos mit Madonna oder dem Tänzer Bill T. Jones, eine TaxiMotorhaube, die Haring zusammen mit dem Graffitikünstler LA II (Angel Ortiz) bemalte, oder Kleidungsstücke aus der Witches-Collection von Westwood und McLaren, die Haring mitgestaltete, gezeigt. Der Nachbau einer von Hip-Hop-Musik begleiteten Schwarzlicht-Installation von 1983/84, die Haring für eine Ausstellung großformatiger Gemälde in der Tony Shafrazi Gallery konzipierte, versetzt die Besucher in die Zeit zurück und macht Harings Interesse an innovativen Präsentationsformen von Kunst erfahrbar. Seltenes, zum Teil noch nie gezeigtes Ar-

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chivmaterial, darunter Flugblätter, Manuskripte, Film- und Fotoaufnahmen, aber auch Harings Gemälde veranschaulichen sein soziopolitisches Engagement. Harings eingängige Bildsprache transportiert seine Haltung zu Themen wie Rassismus, Atomkriegsbedrohung, ausuferndem Kapitalismus und Unterdrückung durch Missbrauch von Religion. Im Dienst des politischen Aktivismus steht Harings Gestaltung von Postern, die er selbst ent-

wirft, auf eigene Kosten drucken lässt und auf Demonstrationen verteilt. Mit der Künstlergruppe ACT UP kämpft er für die Enttabuisierung von AIDS, für sexuelle Aufklärung und Investitionen in die medizinische Forschung. Sein ikonisch gewordenes Plakat Ignorance = Fear, Silence = Death (1989) wird bis heute von ACT UP verwendet. Haring, der offensiv mit seiner Homosexualität umging und seinen „gay pride“ häufig in fröhlichen und affirmati-


Linke Seite, oben und re. Se. unten: Museum Folkwang Ausstellungsansicht Keith Haring, 2020 © Foto: Sebastian Drüen Unten: Keith Haring Ignorance = Fear, 1989 Offset-Lithografie auf Papier, 61,1 x 109,1 cm Sammlung Noirmontartproduction, Paris © Keith Haring Foundation Rechte Seite, oben: Keith Haring Untitled, 1983 Holzschnitt, 60,9 x 76,2 cm Sammlung der Keith Haring Foundation © Keith Haring Foundation

ven homoerotischen Werken ausdrückte, wurde angesichts der eigenen HIV-Infektion immer drastischer in seiner Bildsprache. In der Serie Set of Ten Drawings, 24 April 1988, stellte er das HI-Virus als makabere Personifikation eines „Teufelsspermiums“ dar. Im selben Jahr arbeitete er mit dem legendären Beat-Autor William S. Burroughs an der Serie Apocalypse, die aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte und formalen Ausgestaltung zu seinen interessantesten Werken gehört. Die für die Sammlung des Museum Folkwang neuerworbene 20-teilige Serie wird im Rahmen der Ausstellung erstmals gezeigt.

Keith Haring stirbt im Jahr 1990 im Alter von nur 31 Jahren an den Folgeerkrankungen von AIDS. Als Sprachrohr seiner Generation reagierte Haring mit seinen Werken immer wieder auf drängende

Themen seiner Zeit und verlieh universellen Erfahrungen wie Geburt, Tod, Liebe, Gewalt und Anteilnahme Ausdruck. Damit schaffte er ein Œuvre, das heute so relevant ist wie zur Zeit seiner Entstehung.

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Peter Gorschlüter, Direktor Museum Folkwang: „Keith Harings expansiver Drang zur Kunst machte vor nichts Halt: Motorhauben, Häuserfassaden, U-Bahn-Stationen, Mode, Alltagsprodukte, menschliche Körper und vieles mehr dienten ihm, um seine so fantasievollen wie politischen Botschaften in die Welt zu tragen. Er hat damit nicht nur die Grenzen der Leinwand, sondern auch der Kunstinstitutionen gesprengt. Kunst ist für alle und überall. Seine Werke und

Oben: Keith Haring. Apocalypse (Detail), 1988 10 Siebdrucke zu einem Text von William S. Burroughs Blatt- und Bildmaß je 96,5 cm x 96,5 cm Auflage 90, signiert, datiert und nummeriert Museum Folkwang, Essen. © Keith Haring Foundation

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Aussagen sind heute so aktuell wie zur Zeit ihrer Entstehung und für uns Anlass, diesem visionären und leider viel zu früh verstorbenen Künstler eine große Retrospektive zu widmen.“ Johannes Teyssen, CEO der E.ON SE: „Keith Haring hat sein kurzes Leben mit großer Intensität und Energie gelebt. Die Corona-Zeit, die heute für alle mit Verzicht verbunden ist, hätte ihm nicht gefallen. Der Verzicht wäre mit seiner Energie kaum vereinbar gewesen. Wir haben Keith Haring fantastische Arbeiten zu verdanken, die er im New York der 1980er Jahre geschaffen hat. Ich freue mich sehr, dass das Museum Folkwang sein Werk so umfassend zeigt

und wir dazu einen Beitrag als Hauptsponsor leisten. Mit seinen großzügigen Räumen ist das Museum Folkwang für die Arbeiten von Keith Haring ein idealer Ausstellungsort.“ Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit der Keith Haring Foundation, der Tate Liverpool sowie dem BOZAR, Centre for Fine Arts Brüssel, realisiert. Hauptsponsor: E.ON Gefördert von: Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Museum Folkwang Museumsplatz 1, 45128 Essen Tel. +49 201 8845 000 info@museum-folkwang.essen.de www.museum-folkwang.de


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Kleider in Bewegung – Frauenmode seit 1850 Sonderausstellung vom 5. Mai bis zum 24. Januar 2021 im Historischen Museum Frankfurt Kleider, und wie sie uns und wir uns in ihnen bewegen, durchleuchtet das Museum in einer Triade von Ausstellungen aus unterschiedlichen Perspektiven: I. Die große Sonderausstellung „Kleider in Bewegung – Frauenmode seit 1850“ rollt das Thema aus der historischen Perspektive quasi von hinten auf: Sie zeigt, wie Textilien Veränderungen weiblicher Bewegungsmuster veranschaulichen. Stilund Tabubrüche sowie die Frage nach Geschlechtlichkeit, die durch Kleidung und Moden in einem 80 Jahre umspannenden Zeitraum ausgedrückt wurden, liegen hierbei im Fokus. II. Die Ausstellung „Bewegte Kleidung. Ein modisches Stadtlabor“ bringt das

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Thema in die Gegenwart und konzentriert sich auf zehn von Schülerinnen der Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode entworfene Modellkleider, die das Thema „Bewegung“ und ihre Inszenierung mit neuesten Techniken auf die Spitze treiben. III. „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“, die Schau des Jungen Museums Frankfurt, widmet sich seit Juni der handwerklichen Seite von Kleidung und Bewegung. Sie zeigt, wie textile Stoffe aus verschiedensten Materialien und Fasern pflanzlichen, tierischen und synthetischen Ursprungs hergestellt werden. Besucher können Techniken der Verarbeitung von Fäden zu Geweben an mehreren Stationen selbst ausprobieren.

Erstmals zeigt eine Ausstellung, wie der Frauenkörper anhand sich verändernder Kleidung seit 1850 an Bewegungsfreiheit gewinnt. Das Historische Museum Frankfurt (HMF) versetzt historische Kleider „in Bewegung“. Nachdem der ursprüngliche Eröffnungstermin am 19. März verschoben und die Ausstellung in einen Dornröschenschlaf versetzt werden musste, ist sie seit Anfang Mai zu sehen. Die Laufzeit der Ausstellung ist bis zum 24. Januar 2021 verlängert worden. Oben: Blick in die Ausstellung. Foto: © HMF, Stefanie Kösling Rechts: Taille eines Nachmittagskleids um 1850 Foto: © HMF, Horst Ziegenfusz


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Im 19. Jahrhundert erobern Frauen neue öffentliche Räume. Die Stadtgesellschaft gerät in Bewegung, wie der rasante Wandel weiblicher Mode zeigt: Innovationen im Schnitt der Kleider reagieren auf Veränderungen in Alltag und Sport, in Freizeit und Arbeit. Die große Ausstellung versetzt historische Kleider wieder in Bewegung und kombiniert sie mit frühem Film und Fotografie sowie interaktiven Medien. Sie veranschaulicht die vielfältigen Funktionen von Textilien: Kleidung ist bis heute nicht nur praktisch, sondern drückt auch Schönheitsideale, Normen und Tabus aus. Neben der Geschichte der Frauenmode richtet die Ausstellung ihren Blick auch auf die Gegenwart. Welche Einschnitte, Rückschritte oder Widersprüche gab es seit 1850? Und wie ist es heute? Präsentiert werden rund 200 Exponate – konzentriert auf Objekte der museumseigenen Textil- und Modesammlung, ergänzt durch erlesene, internationale Leihgaben (Textilien, Gemälde, Grafiken und Fotografien). Über 50 Vollbekleidungen und zahlreiche Einzelkleidungsstücke werden in Momenten der Bewegung gezeigt, vom bürgerlichen Gesellschaftskleid über das Korsett bis zum Reformund Arbeitskleid, Badeanzug, erster Hose und Abendmode. Die Ausstellung führt in einer anspruchsvollen Szenografie – für deren Gestaltung und Ausleuchtung

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Eine Thementour durch die Ausstellung Das HMF besitzt eine einzigartige Sammlung von bürgerlichen Kleidungsstücken aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Wie Bewegung anhand von Kleidern rekonstruiert werden kann, haben Dank einer Förderung durch die VolkswagenStiftung die zwei Textilwissenschaftlerinnen Prof. Dr. Kerstin Kraft und Dr. Regina Lösel der Universität Paderborn, in enger Zusammenarbeit mit der Textilkuratorin Dr. Maren Christine Härtel des HMF untersucht.

Michaelis Szenografie und das atelier deLuxe gewonnen werden konnten – regionale und internationale Mode-, Kunst und Bewegungsgeschichte vor Augen, stellt Bezüge zu aktuellen Diskussionen und Medien her und stellt Fragen nach heutiger Bewegungsfreiheit und -begrenzung durch Kleidung.

Gerade in der Zeit zwischen 1850 und 1930 wandelt sich das Frauenbild erheblich: Frauen erkämpfen sich Zugang zu Bildung, Politik und Arbeit. Sie drängen immer mehr in die Öffentlichkeit. Das zieht grundlegende Erneuerungen in der weiblichen Mode nach sich, die ihren Trägerinnen mehr Bewegungsfreiheit sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum gewährt. Die sich im Zuge der Industrialisierung etablierenden neuen Arbeitsmöglichkeiten, etwa als Fabrikantinnen, Köchinnen oder Buchhalterinnen, und die damit verbundene erhöhte

Linke Seite, links: Max Slevogt, Bal paré – Selbstbildnis mit Gattin,1904 © GDKE RLP, Landesmuseum Mainz, Foto: Axel Brachat Unten: Gesellschaftskleid um 1885 Foto: © HMF, Horst Ziegenfusz Rechte Seite, oben: Johann Heinrich Hasselhorst, Drei schreitende Frauen in Rückenansicht, Öl auf Leinwand, Frankfurt um 1900. Foto: ©HMF, Horst Ziegenfusz. Anfang des 20 Jahrhunderts schlägt sich das Interesse der Öffentlichkeit an Bewegungsdarstellungen auch in der Kunst nieder. Im Zuge von Bewegungsfotos und frühem Film, soll auch in Gemälden die Illusion von Bewegung erzeugt werden. Solcherlei Darstellungen standen für die Bewegungsmomente nachstellenden Figurinen der Ausstellung Pate. Links: Eine Vertreterinnen der Frankfurter Familie Gontard, um 1865 und 1885. © HMF, Horst Ziegenfusz Rechts: Oben: Blick in die Ausstellung. Foto: © HMF, Stefanie Kösling

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Mobilität machen Neuerungen im Schnitt der Kleidung notwendig. In diesem Zeitraum entwickeln sich Kleidungstypen wie Kostüm, Hose und Kleid. Die Ausstellung zeigt deren kleidungsspezifische Besonderheiten im Privatleben und in der Öffentlichkeit. Erst mit Beginn der Eingliederung der Frau in den Arbeitsmarkt werden praktische Aspekte neben ästhetischen bei der Kleiderwahl in Erwägung gezogen. In dieser Zeit entsteht das Bild der Links: Eadweard Muybridge, A) Heben des Korbes, B) Rennen, Taschentuch hebend. Human and Animal Locomotion. Platte 483, 1887 © Boston, Public Library. Zum Fin de Siécle hin ließ sich erstmals durch die Erfindung neuer technischer Verfahren Bewegung aufnehmen und reproduzieren (Kinetograph von Edison, Kinetoskoph von Etienne Jules Marey). So entstanden Ende der 1880er Jahre die revolutionären Bewegungsfotografien von Eadweard Muybridge, zu denen auch Studien von Frauen in zeitgenössischer Kleidung zählten. Die 1887 in seinem Werk Human and Animal Locomotion festgehaltenen Bewegungsstudien inspirierten noch im 20. Jahrhundert viele Künstler*innen, etwa Marcel Duchamp und Francis Bacon. Derlei Darstellungen halfen auch gegenwärtig den Kuratorinnen der Austellung dabei Figurinen entwerfen zu lassen, die historische Bewegungsmomente nachstellen. Rechts: Kapotte, ein kleiner, flacher am Hinter- oder Oberkopf zu befestigender Hut, um 1885 Foto: © HMF, Saša Fuis

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Oben: Ein Damenkorsett, in Form gewebt, Konfektionsobjekt, um 1900. Foto: © HMF, Horst Ziegenfusz Links: Blick in die Ausstellung. Foto: © HMF, Stefanie Kösling Rechts: Alfred Tritschler, Paul Wolff, Mode im Schaufenster, 1929 © HMF / Dr. Paul Wolff & Tritschler, Historisches Bildarchiv, Offenburg, Horst Ziegenfusz.

schlechthin – der Hose – streben nur wenige Frauen an. Kleidung wird auf diese Weise als Schnittstelle zwischen Alltagspraxis und politischen Diskursen präsent. Für Besucher der Ausstellung besteht die Möglichkeit, Nachbildungen einengender Kleidungsstücke anzuziehen und die Bewegungseinschränkung so auch am eigenen Leib zu erfahren. Die Schau zeigt, was die fest vorgeschriebene Kleiderordnung um 1850 vorgibt; sie zeigt aber auch, wie diese beispielsweise durch Transvestitenscheine gebrochen (sie erlaubten dem Besitzer das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts) und schließlich ab dem 20. Jahrhundert grundsätzlich reformiert wird. Zu diesem Reformprozess tragen auch neue Freizeitaktivitäten, wie Fahrradfahren, Tennis oder Tanzabende bei, die nach dem ersten Weltkrieg entstehen. Mit ihnen wächst auch das Bedürfnis nach neuen Kleidungsformen, die den nötigen Bewegungsspielraum für die neuen Aktivitäten ermöglichen sollen. Kleidungsstücke, wie das Charlestonkleid für Tanzabende, beginnen, beeinflusst durch die Wirkung des elektrischen Lichts mit erzeugten Farbverläufen, neuen Verarbeitungstechniken, Stoffen und Verzierungen zu spielen. Auf diese Weise inszenieren diese Kleidungsstücke Bewegungen noch dynamischer.

emanzipierten und berufstätigen Frau, die geistig und finanziell unabhängig ist. Um 1900, Hand in Hand mit der ersten Frauenbewegung, rückt auch die Frauenkleidung ins politische, künstlerische und soziale Konfliktfeld gesellschaftlicher Debatten. Ein wichtiges Thema ist die Befreiung vom Korsett. Mit der Entwicklung

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der Reformkleidung wird dem weiblichen Körper mehr Bewegung eingeräumt und auf das gesundheitsschädliche Korsett verzichtet. Obwohl den Akteurinnen der Frauenbewegung eine Reform weiblicher Kleidung notwendig erscheint, sind sie in der Art ihrer Durchsetzung zwiegespalten: Eine radikale Kleidungsänderung bis hin zum Tragen des männlichen Attributs

Für größere Teile der Gesellschaft wird auch der Sport zu einem wichtigen Bestandteil des Lebens. Das Interesse daran führt zu gesellschaftlichen und technischen Veränderungen, die das Bild der „Neuen Frau“ um eine weitere Facette ergänzen. Sportlerinnen mit ihren trainierten Körpern und dem aktiven Lebenswandel verkörpern ein neues weibliches Schönheitsideal. Historisches Museum Frankfurt Saalhof 1, 60311 Frankfurt am Main Tel. +49 69 212 35599 info@historisches-museum-frankfurt.de www.historisches-museum-frankfurt.de


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