Magazin Museum.de Nr. 45

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Nr. 45

6,80 €

Winter 2021

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406803

MUSEUM

3 21

MUNCH Oslo, Norwegen


www.rob-light.com


In diesem Heft

Seite

Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum Westfälisches Pferdemuseum Münster

4 14

Fischer- u. Webermuseum / Spielzeugmuseum 20 Granitabbaumuseum Königshainer Berge

30

Bibelgalerie Meersburg

42

Hüttenmuseum Thale

56

MUNCH

62

Café Süßes Löchle

80

Fischereimuseum Bergheim an der Sieg

88

Titelseite: Das MUNCH in Bjørvika, Oslo Foto: Einar Aslaksen © MUNCH

MAGAZIN MUSEUM.DE

K

Funktionsweise einer Kabelkranlaufkatze, eines Tiefbohrgeräts und Funktionsmodelle in Kombination mit Augmented Reality erläutert wird.

önigshainer Berge

Meine Reise führte mich dieses Mal in die Kulturlandschaft von Görlitz im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Die oft unberührt erscheinende, malerische Landschaft ist der Rahmen für besondere Kulturerlebnisse. Hier treffe ich Anja Köhler, die als Museumsleiterin der Einrichtungen vom Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund das Granitabbaumuseum Königshainer Berge neu aufbaut. Nur wenige Gehminuten vom Firstensteinbruch in Königshain entfernt befindet sich das Museum, das nächstes Jahr in neuem Glanz erstrahlen wird. Viele Zeitzeugnisse vermitteln eindrucksvoll die schwere Arbeit im Steinbruch. Darüber hinaus soll es aber auch ein Denkmal für die Menschen sein, für die der harte Arbeitseinsatz schwere gesundheitliche Folgen hatte. Besonders interessant wird auch der Außenbereich, wo dem Besucher z.B. die

Nun, ein besonders wichtiger Baustein in diesem „Getriebe“ scheint mir da die Museumsleiterin zu sein. Unermüdlich werden Ideen und Pläne umgesetzt. Hier lebt scheinbar noch der „Geist der Arbeiter“, die zupacken können. Wichtig sind natürlich auch die Förderprogramme, um solche Projekte umsetzen zu können. So ist es hilfreich, wenn Politiker selbst Kulturangebote mögen und besuchen. Als der heutige Ministerpräsident Sachsens, Michael Kretschmer das Museum besuchte, zögerte Anja Köhler nicht, ganz spontan nach einer Förderung zu fragen. Letztlich gab es nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch ein bleibendes Interesse von Michael Kretschmer, der sich immer wieder persönlich nach dem Baufortschritt erkundigt. Politik und Kultur auf Augenhöhe – das ist vorbildlich. Herzlichst, Ihr Uwe Strauch

Anja Köhler, Museumsleiterin des Granitabbaumuseums Königshainer Berge und Uwe Strauch (Gründer museum.de) in Königshain bei Görlitz. Foto: © Ulrike Briese

Ausgabe Nr. 45

Herausgeber

Ostwall 2

Telefon 02801-9882072

www.museum.de

Winter 2021

Uwe Strauch, Dipl.-Inf. TU

46509 Xanten

contact@museum.de

Vers. Dialogz. Rhein Ruhr Druck: Druck + Logistik, Bocholt

Layout und Design: Sylvia Hänke

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Das Dr.-Carl-HäberlinFriesenmuseum auf Föhr Ein Kleinod im Norden Autorin: Göntje Christiansen

Drie Süsters, Haupthaus. Foto: Archiv Friesen-Museum © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum



Das Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum auf der Nordseeinsel Föhr wurde im Jahr 1908 gegründet. Man gelangt durch ein mächtiges Tor aus Walkieferknochen auf das weitläufige Museumsgelände inmitten der Stadt Wyk. Neben dem Haupthaus findet man hier einen Freilichtmuseumskomplex und den schönen Rosengarten mit etwa hundert verschiedenen Rosensorten. Die Sammlung wuchs in den vergangenen gut einhundert Jahren immer weiter, sodass das Haupthaus bereits mehrmals erweitert wurde. Auch im Außenbereich kamen nach und nach historische Gebäude dazu.

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Der Museumsgründer

Das Außengelände

1902 zog der schwäbische Arzt Carl Häberlin nach Föhr. Er war sehr interessiert an der Föhrer Kultur und Geschichte, engagierte sich im Naturwissenschaftlich-kulturhistorischen Verein der Insel und trug maßgeblich zur Gründung des Museums bei. Außerdem übernahm er die Leitung des Hauses bis zu seinem Tod 1954. Zum 25-jährigen Jubiläum des Museums änderte man ihm zu Ehren den Namen in „Dr.-Carl-HäberlinFriesen-Museum“. Als Allgemeinmediziner machte er oft Hausbesuche. Entdeckte er bei seinen Patienten etwas Interessantes für sein Museum, überzeugte er diese gern, es dem Museum zu überlassen.

Gegenüber des Haupthauses befindet sich das älteste erhaltene Haus der Insel. Haus Olesen – benannt nach der letzten Familie, die das Haus bewohnte – wurde 1617 im Dorf Alkersum errichtet. 1927 wurde es dort abgetragen und auf das Museumsgelände versetzt. Es zeigt die typische uthlandfriesische Bauweise. Beim Betreten des Hauses wird man zurückversetzt in die Vergangenheit. Das Leben mit dem Vieh unter einem Dach, die vielen landwirtschaftlichen Geräte und die einfach gehaltenen Wohnräume lassen erahnen, wie entbehrungs- und arbeitsreich sich das damalige Leben gestaltete. Heute haben Brautpaare

die Möglichkeit, sich in der „Dörnsk“ (die Wohnstube des Hauses) standesamtlich trauen zu lassen.

Linke Seite, oben: Haus Olesen Foto: Jutta Kollbaum-Weber Linke Seite, unten: Dr. Carl Häberlin, Museumsgründer Foto: Sönke Ehlert Rechte Seite, oben: Dörnsk (Wohnstube) im Haus Olesen. Foto: Levke Martens Alle Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum

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Auf dem Weg zur alten Midlumer Scheune kommt man an einer kleinen Bockwindmühle von der Hallig Langeneß vorbei. Sie wurde 1953 auf das Museumsgelände versetzt. Damals musste noch die gesamte Mühle, die auf einem Bock steht, per Hand in den Wind gedreht werden. In der historischen Midlumer Scheune wurde früher Korn gedroschen und gelagert. Außerdem konnte man landwirtschaftliches Gerät unterstellen. Heute befindet sich unter anderem eine Walfangschaluppe in authentischer Größe darin.

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Derzeit entsteht eine weitere Ausstellung in einem anliegenden Haus. In diesen Räumen soll ab nächstem Jahr der Frage nachgegangen werden, was uns Föhrer ausmacht – was ist unsere Identität? Im Unterschied zum Haupthaus sollen hier die Bewohner von Föhr selbst im Fokus stehen und nicht ihre Erinnerungsstücke.


Die Sammlung Die 600 m2 große Ausstellungsfläche ist aufgeteilt in zehn thematisch geordnete Räume. Von der Entstehungsgeschichte der Insel über die ersten Menschen, die in dieser Gegend lebten, bis hin zu Bräuchen, die bis heute lebendig sind, findet man hier wertvolle Zeugnisse aus der Föhrer Kulturgeschichte. In regelmäßigen Abständen zeigt das Museum außerdem unterschiedliche Sonderausstellungen zu insularen Themen. Das älteste von Menschenhand gefertigte Fundstück der Insel ist eine etwa 8000 Jahre alte Knochenharpune. Dieses und weitere vorgeschichtliche Exponate im Raum „Archäologie“ belegen die menschliche

Besiedelung von der mittleren Steinzeit bis hin zur Wikingerzeit. Besonders viele Funde gibt es aus der Bronzezeit zu sehen. Sie stammen aus zahlreichen Hügelgräbern dieser Zeitperiode. In der naturkundlichen Abteilung erhält man einen Einblick in die Tierwelt auf der Insel. Dazu gehören auch verschiedene Jagd- und Fangmethoden, auf die die Insulaner in den vergangenen Jahrhunderten angewiesen waren. Die karge Insel erlaubte es nicht, ausreichend Getreide für alle Bewohner anzubauen. Fleisch diente zur Erweiterung des Nahrungsangebots. Eine große Besonderheit in diesem Raum sind

die verschiedenen Mitmachstationen für Kinder sowie die zweisprachigen Texttafeln und Hörstationen. Neben Deutsch ist hier die friesische Übersetzung zu finden: Eine Sprache, die seit der Einwanderung der Friesen um 700 n. Chr. auf Föhr zum Alltag gehört.

Linke Seite: Bockwindmühle Rechte Seite, oben: Historische Scheune aus Midlum Fotos: Archiv Friesen-Museum Rechte Seite, unten: Sonderausstellung Foto: Levke Martens Alle Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum

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Im Jahr 1819 wurde Wyk zum ersten Seebad an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste ernannt. Im Ausstellungsraum zur Seebadgeschichte ist unter anderem das Modell eines Warmbadehauses zu finden, das den ersten Inselgästen die Möglichkeit bot, in erwärmtem Meerwasser zu baden und zu duschen. Meeresheilkunde wurde Ende des 19. Jahrhunderts zu einer anerkannten Wissenschaft. Dr. Carl Häberlin wurde durch seine Forschungsarbeiten zum Pionier auf diesem Gebiet. Das Seebad lockte prominente Persönlichkeiten auf die Insel. Zum Beispiel verbrachte der dänische König Christian der VIII. seine Sommerurlaube gern in Wyk. Eine Lithografie zeigt das Ankommen des hohen Besuchs. Es war

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der Beginn des Tourismus auf Föhr – heute die wichtigste Einnahmequelle. Die Zeit der Seefahrer vom 17. bis zum 19. Jahrhundert hat das Leben auf Föhr geprägt. Sie gilt bis heute als „Ein goldenes Zeitalter der Insel“. Doch es war auch eine Zeit, in der die Männer lange von ihren Familien getrennt waren oder auf See blieben. Alternative Einnahmequellen gab es hier jedoch kaum und so brachen Jahr für Jahr nahezu alle seetüchtigen Männer auf, um im nördlichen Eismeer nach Walen zu jagen. Walspeck, der zu Lampenöl verarbeitet wurde, war ein lukrativer Rohstoff. Als die Walbestände deutlich zurückgingen und schließlich Petroleum den Waltran ablöste, stiegen sie auf die Handelsfahrt um. Im

Obergeschoss zeugen Schiffsportraits und etliche Mitbringsel aus fernen Ländern von den Abenteuern, die die Föhrer damals erlebten. Eine Besonderheit der Insel war das ungewöhnlich gute Ausbildungssystem in Form von privat organisierten Navigationsschulen. Es verhalf überdurchschnittlich vielen Seemännern zum Aufstieg in die oberen Ränge an Bord eines Schiffes. Aufzeichnungen aus dieser Navigationsschulzeit zeigen eindrücklich das hohe Niveau des Unterrichts. Nachdem sich die Bedingungen für Seefahrer ab Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend verschlechterten und es zu politischen Veränderungen auf der Insel kam, entschlossen sich immer mehr junge

Föhrer gegen eine Laufbahn als Seemann und stattdessen für eine Auswanderung nach Amerika. Es folgten mehrere große Auswanderungswellen. Die Auswandererabteilung zeigt, wie gut die Insulaner in Amerika vernetzt waren und welche Lebenswege einzelne Föhrer wählten.

Linke Seite, oben links: Raum Vorgeschichte Linke Seite, Mitte: Warmbadehaus Linke Seite, unten: Walfang Rechte Seite: Auswanderung Fotos: Levke Martens Linke Seite, oben rechts: Raum Naturkunde Foto: Jutta Kollbaum-Weber Alle Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum

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Ein wesentlicher Bestandteil der Föhrer Kulturgeschichte sind die Traditionen und Bräuche, die zum großen Teil bis heute gepflegt werden. Vom Biikebrennen im Februar über das Ringreiten im Sommer bis hin zum „Ütj-tu-kenknin“ an Silvester stellt das Museum unterschiedliche Bräuche vor. Außerdem findet man die wertvollen Föhrer Trachten in der Ausstellung. Es ist nach wie vor üblich, dass die Föhrer Mädchen in ihrer Festtagstracht konfirmiert werden. Auch zu Familienfesten und zur eigenen Hochzeit wird die Tracht noch getragen. Seefahrer brachten den wertvollen Trachtenschmuck mit auf die Insel. Als der Schmuck immer beliebter wurde, spezialisierten sich auch heimische Goldschmiede auf den filigranen Silberschmuck. Die Goldschmiedewerkstatt von Richard Goos aus Nieblum ist in Originalabmessungen mit Inventar ausgestellt.

Das Friesenmuseum spielt einerseits durch seine Sammlung eine wichtige Rolle bei der Sicherung des kulturellen Gedächtnisses der Insel Föhr, zum anderen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wissen über das Inselleben ansprechend und zielgruppenorientiert zu vermitteln. Neben einer Bildersuche für kleinere Kinder und einer Museumsrallye für größere Kinder bietet das Friesenmuseum unterschiedliche öffentliche und individuell buchbare Führungen an. Im Museumsshop finden Gäste Bücher und Souvenirs passend zum Museum. Die umfangreiche Bibliothek und das Archiv können für Recherchearbeit genutzt werden. Unter den Insulanern und Gästen sind der festliche Weihnachtsmarkt und das Sommerfest sehr beliebt, die durch viele ehrenamtliche Helfer tatkräftig unterstützt werden.

AUDIOGUIDE DR. CARL-HÄBERLIN FRIESEN-MUSEUM

www.museum.de/m/2142

Dr. Carl-Häberlin Friesen-Museum Rebbelstieg 34 25938 Wyk Tel. 04681 - 2571 info@friesen-museum.de www.friesen-museum.de

Linke Seite: Trachten Foto: Levke Martens © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum

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Die Welt der leichten Gestaltung

So individuell und vielseitig wie die Exponate die Sie präsentieren: Ausstellungswände und Wandsysteme in Leichtbauweise. Zur Präsentation von Kunst und Information, als Medienträger oder zur Besucherlenkung. Langlebig, individuell konfigurierbar, flexibel in den Stellvarianten und modular im Aufbau. Das ist Leichtbau, das ist VOMO!

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Ein Museum der besonderen Art Das Westfälische Pferdemuseum Münster ist eines der „lebendigsten“ Museen Deutschlands Autorin: Julia Hammerschmidt

Das Münsterland ist ein Mekka für Reitsportbegeisterte und Pferdeliebhaber: Rund 80.000 Pferde werden in der pferdestärksten Region Deutschlands gehalten. Gut 58.000 Pferdesportler sind hier aktiv – so viele wie in kaum einer anderen Region (Stand 2020). Daneben existiert im Münsterland eine einmalige Konzentration von Verbänden und Veranstaltungsorten rund ums Pferd, darunter die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN), das Nordrhein-Westfälische Landgestüt in Warendorf und das 1904 gegründete Westfälische Pferdestammbuch. Die Stadt Münster ist außerdem Standort der renommierten Westfälischen Reit- und Fahrschule und des ältesten Reitvereins Deutschlands – und seit 2002 gibt es hier mit dem Westfälischen Pferdemuseum im Allwetterzoo eine weitere Attraktion für Pferdefans!

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Oben: Das Westfälische Pferdemuseum liegt mitten im Allwetterzoo Münster

Unten: Blick in die Dauerausstellung Fotos: © Daniel Morsey


Seine Entstehung geht zurück auf den 1992 gegründeten „Verein zur Förderung des Westfälischen Pferdemuseums“, der heute gemeinsam mit der Stadt Münster Träger des Museums ist. Inzwischen ist das Pferdemuseum aus der Kulturlandschaft Münsters nicht mehr wegzudenken und begeistert jährlich rund 200.000 Besucher. Auf 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche widmet sich das Museum informativ und unterhaltsam der Natur- und Kulturgeschichte des Pferdes in Westfalen und darüber hinaus. Zahlreiche Mitmach- und Medienstationen und spannende OriginalObjekte vermitteln Einblicke in die jahrhundertelange und wechselvolle Beziehung zwischen Pferd und Mensch. Die Besucher treffen auf den imposanten „Polydor“, einen der erfolgreichsten Zuchthengste aller Zeiten, erfahren spannende Details aus dem Leben eines Grubenpferdes und erleben die Welt aus der Pferde-Perspektive. Zu den herausragenden Exponaten gehören ein 47 Millionen Jahre altes Original-Fossil des Messeler Urpferdchens, das erste wissenschaftliche Lehrbuch zur Pferdeheilkunde aus dem Jahr 1772 und ein frühmittelalterliches Pferdegrab. Eine eigene Abteilung ist den Wildbahnen Westfalens gewidmet, die als die Wurzel der westfälischen Pferdezucht gelten. Von der einstigen Vielfalt wilder Pferde in dieser Region zeugt heute nur noch die Dülmener Herde im Merfelder Bruch. Ihr Überleben ist Alfred Herzog von Croÿ zu verdanken, der die letzten verbliebenen Wildpferde Mitte des 19. Jahrhunderts einfangen und in ein eingezäuntes Areal bringen ließ. Mittlerweile ist die Herde um das Zehnfache auf knapp 400 Tiere gewachsen und lebt auf einem rund 400 Hektar großen Gebiet im Merfelder Bruch. Sein Urururenkel Rudolph Herzog von Croÿ führt dieses Erbe

bis heute weiter und setzt sich für den Erhalt der Dülmener Wildpferde ein. Darüber hinaus unterstützt er auch das Westfälische Pferdemuseum bei seiner Arbeit: Seit 2017 ist Rudolph Herzog von Croÿ Erster Vorsitzender im „Verein zur Förderung des Westfälischen Pferdemuseums“.

Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit der Biologie der Pferde: Was sieht und schmeckt ein Pferd? Wie intelligent ist es? Wie viel Schlaf braucht es? Auf diese und weitere Fragen findet der Besucher hier Antworten und lernt das Lebewesen Pferd damit besser kennen und verstehen. Besondere Einblicke in das Körperinnere der Tiere bietet ein gläsernes „Pferd in Scheiben”, das die Besonderheiten ihrer Anatomie aufdeckt und das außergewöhnliche Leistungsvermögen der Pferde erklärt.

Oben: Star der Ausstellung: der berühmte Zuchthengst „Polydor“ Mitte: Die Inszenierung eines Grubenpferds erinnert an die extremen Bedingungen, unter denen Pferde oft arbeiten und leben mussten Unten: Ein „gläsernes Pferd“ mit herausziehbaren Scheiben gibt Einblick in die besondere Anatomie der Tiere Fotos: © Daniel Morsey

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Faszinierend und in dieser Form einmalig zu sehen ist die Folge von fotografischen Aufnahmen, in der die Entwicklung eines Fohlens von der befruchteten Eizelle bis zum wenige Minuten alten Fohlen gezeigt wird. Das Museum geht auch auf das Schicksal der Pferde im Krieg ein: Über Tausende von Jahren war das Pferd in den unterschiedlichsten Funktionen das wichtigste Tier für Einsätze im Krieg. Verschiedene Exponate beleuchten die

ambivalente und vielschichtige Rolle des Pferdes: Auf der einen Seite galt es als militärisches Statussymbol und wichtiges Kriegsinstrument, auf der anderen Seite wurde es als Kamerad und Held geliebt und verehrt.

Günter Winkler und Dr. Reiner Klimke erinnert.

Ein weniger trauriges Kapitel schreibt der „Westfälische Olymp“ am Ende der Ausstellung: Hier werden Westfalens Spitzenreiter und Siegerpferde geehrt und an die sportlichen Erfolge legendärer Reiter wie Hans

Hintergrund: Blick in das Zentrum des „Westfälischen Olymps“ Linke Seite, unten: Das Pferd war über Jahrhunderte das wichtigste Tier für den Einsatz im Krieg Fotos: © Daniel Morsey

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Oben: Die museumseigene Arena „Hippomaxx“ ist regelmäßiger Schauplatz für Pferdeshows und andere Veranstaltungen © Naturfoto Kuczka Unten: „Lebendiges“ Museum: Hier ist direkter Kontakt zum Pferd möglich © Gitta Gesing

AUDIOGUIDE WESTFÄLISCHES PFERDEMUSEUM MÜNSTER

www.museum.de/m/5956

Bei Kindern heiß begehrt sind die drei Reitsimulatoren, auf denen man die Grundgangarten des Pferdes Schritt, Trab und Galopp erproben kann. Ein Zuschauermagnet ist auch der interaktive Kutschen-Simulator: Hoch auf dem Kutschbock einer historischen „Wagonette“ haben die Besucher die Wahl zwischen einer gemütlichen Kutschfahrt über Wiesen und Brücken oder einer sportlichen Fahrt durch einen Hindernis-Parcours. Ein besonderes Highlight für Jung und Alt ist die museumseigene Manegenhalle „Hippomaxx“: In der Reitarena finden regelmäßig Pferdeshows und andere Veranstaltungen statt, bei denen man einen Eindruck von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Vierbeiner bekommt. Vorgestellt werden alte und bedrohte Pferderassen, verschiedene Reitdisziplinen und fast vergessenes Handwerk wie das Holzrücken. Noch mehr „echte“ Pferde gibt es im angrenzenden Kinder- und Pferdepark. Auf der großzügigen Pferdeanlage des Allwetterzoos leben verschiedene Pferderassen und erlauben den Besuchern hautnahe Begegnungen mit den Tieren.

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Das in der heutigen Museumslandschaft einmalige Konzept und der attraktive Standort Zoo machen das Westfälische Pferdemuseum zu einem der „lebendigsten“ Museen Deutschlands.

Westfälisches Pferdemuseum Münster Sentruper Straße 311 48161 Münster Tel. 0251 - 484 27 0 info@pferdemuseum.de www.pferdemuseum.de


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Anders als man denkt Das Fischer- und Webermuseum / Spielzeugmuseum in Steinhude am Steinhuder Meer Autorin: Verena Walter-Bockhorn M.A.

Aal, Fischbrötchen, Segelboote, Auswanderer, Festung Wilhelmstein. Alles Attribute, die heute für Steinhude stehen. Aber wie sieht es mit dem „Hemd ohne Naht“ aus? Oder Blaudruck? Leinenindustrie? Passen diese Attribute auch zu Steinhude? Eindeutig ja!

Typisches Steinhuder Fachwerkhaus wird Museum Wer das Fischer- und Webermuseum / Spielzeugmuseum besucht, betritt ein Kleinod, das seinesgleichen sucht. Der Förderverein des Fischer- und Webermuseums Steinhude e.V. hatte 1989 das Glück, das Museum in einem Gebäude eröffnen zu können, das

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seit seiner Erbauung im Jahr 1850 unverändert geblieben ist. Bis zur Nachnutzung als Museum hatten die letzten Bewohner des Hauses so gelebt, wie die heutigen Besucher es erleben und

betrachten können. Der Grundbestand der musealen Objekte stammt aus dem Besitz der letzten Bewohner und wurde in die Dauerausstellung integriert. Von daher geht eine besondere Atmosphäre von den Räumlichkeiten aus.


Die Besucher erleben den Familienalltag wie er sich jahrhundertelang im Fischer- und Weberort Steinhude zutrug. Da mußte der Torf im eigenen Torfbrink gestochen werden, um den Herd in der Küche anzuheizen. Der Nutzgarten mußte entsprechend der Jahreszeiten bestellt werden, um genügend Vorräte für den Winter anzulegen. Das Hausschwein mußte geschlachtet und verarbeitet werden. Nach getaner Hausarbeit saßen die Frauen oft noch an der Nähmaschine oder am Stickrahmen, um in Heimarbeit für die ortsansässigen Webereien die bestellte Aussteuerware anzufertigen. Für Abwechslung sorgten neben Familienfeiern auch Sport- und Tanzveranstaltungen. Von all dem erzählen die verschiedenen Objekte im Museum, durch die der Besucher wie durch ein Brennglas in das Leben einer Steinhuder Familie hinein schauen kann.

Aussteuer ist keine Steuer Heute vielfach in Vergessenheit geraten, lebt hier der Begriff „Aussteuer“ wieder auf. In einer begehbaren Aussteuertruhe kann man bestaunen, was bis Mitte der 1950er/1960er Jahren vollkommen normal war. Das Anfertigen und Sammeln von Aussteuerware wie Bettwäsche, Leibwäsche, Taschentücher, Nachthemden etc. für den späteren eigenen Hausstand der Töchter der Familie. Jedes Aussteuerstück wurde mit dem Monogramm der Tochter versehen. Das Sticken lernte man im Handarbeitsunterricht der hiesigen Volksschule. Die feine Monogrammstickerei vor allem bei einer bekannten Steinhuder Stickerin, die auch für das Fürstenhaus Schaumburg-Lippe stickte. Wer Lust hat kann sich im Hands-On-Bereich gerne einmal im Sticken üben. Auch für die kleinsten Besucher gibt es kleine Stickbilder zum Ausprobieren. Außerdem kann man auch einmal in die Dessous von anno dazumal hineinschlüpfen.

Linke Seite, oben: Frontseite des Museums Linke Seite, unten: Gute Stube Rechte Seite, oben: Stickrahmen Alle Fotos: © Fotoarchiv des Fischer- und Webermuseums

Rechte Seite, unten: Aussteuertruhe. Wilhelmsteindecken – wie im Hintergrund zu sehen – wurden oft zur Hochzeit verschenkt. Vor allem wenn eine Steinhuderin nach der Heirat nicht im Heimatort blieb

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Von Steinhude hinaus in die Welt Jahrhundertelang war Steinhude weit über die Ortsgrenzen hinaus für seine Leinenproduktion berühmt. Von hier gingen Leinenballen, Leinenprodukte und vor allem Aussteuerware fast in die ganze Welt hinaus. Es bestanden vielfach Handelsbeziehungen u. a. in die Hafenstädte Bremen und Hamburg, nach Holstein, Sachsen und Ostelbien. Die Steinhuder Weber verstanden es aber nicht nur feine Webwaren zu produzieren sondern auch verschiedene und komplizierte Muster zu entwerfen wie Blumenbordüren, Jagdszenen oder kirchliche Motive für Altardecken. Grundlage für den Beginn der Leinenproduktion in Steinhude war der karge Boden rund um den Ort, der weniger für die Landwirtschaft als für den Anbau von Flachs geeignet war. Die Flachspflanze war der Rohstoff, aus dem man in verschiedenen Arbeitsprozessen die Leinfaser gewann, die dann zu Leingarn versponnen wurde. In der Anfangsphase stand in fast jedem Steinhuder Haus ein Handwebstuhl. Erst die Gründung der Weberzunft regulierte die Anzahl der Meister. In der Folgezeit entstanden große Webereien, die Ende des 19. Jahrhunderts mit der Umstellung der Produktion auf mechanische Webstühle das Handwebertum verdrängten. Heute gibt es nur noch eine aktive Weberei in Steinhude.

Rätsel bleibt Rätsel – das Hemd ohne Naht

Linke Seite, oben: Spiegel im Hands-on-Bereich Linke Seite, unten links: Motiv Wilhelmstein Linke Seite, unten Mitte: Handwebstuhl mit einem typischen Muster für Geschirrtücher Rechte Seite, oben links: Tisch eines Blaudruckers mit Handmodeln Rechte Seite, Mitte rechts: Blaudruck mit Tafeln Rechte Seite, unten: Hemd ohne Naht Fotos: © Fotoarchiv des Fischer- und Webermuseums

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Das Prunkstück des Fischer- und Webermuseums ist das Hemd ohne Naht. Es wurde in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts von Johann Henrich Bühmann auf einem Handwebstuhl in Steinhude gewebt. Es hat keine einzige Naht. Trotz verschiedener Untersuchungen ausgewiesener Fachleute konnte das Rätsel um seine Herstellung bis heute nicht gelöst werden. Fest steht, dass der damals 18-jährige Johann Henrich Bühmann ein Meisterstück angefertigt hat, das bis heute Rätsel aufgibt.


Erster Fall von Wirtschaftsspionage: Blaudruck Die Blaudruckerei basiert auf dem Reservedruckverfahren. Ein Verfahren, das ursprünglich aus Indien stammte und seinen Weg über entsprechende Handelsbeziehungen nach England und Holland fand. Nach Deutschland kam es durch Spionage und Experimentieren. Nachdem die ersten Blaudrucke in Ausgburg und Einbek gelungen waren, war der Siegeszug des Blaudrucks auch in Deutschland nicht mehr aufzuhalten. 1825 gründete der Färber Friedrich Conrad Behling nach Lehr- und Wanderjahren in Steinhude eine Färberei. 5 Jahre später erweiterte er sie um eine Blaudruckerei . 2018 wurde der Blaudruck in die Liste des Immateriellen UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.

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Brot- und Luxusfisch Urkundlich nachweisbar wird bereits seit 1228 Fischfang am Steinhuder Meer betrieben. 1728 schlossen sich die Fischer zu einem Berufsverband zusammen. Von nun an traf man sich einmal im Jahr zum „Kreidag“, um sich zur beraten oder auch Vergehen gegen die Fangordnung zu ahnden. Der bekannteste Fisch dürfte der Steinhuder Aal sein, der durch das besondere Rauchverfahren zum Steinhuder wird. Der Zander ist dagegen kein echter Steinhuder. Er wurde von Fischzüchter und Generalpächter August Hübner aus Frankfurt a. d. O. zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Jungfisch im Steinhuder Meer ausgesetzt. Hübner zog sich nach einigen Jahren zurück. Der

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Zander blieb bis heute. Auch nach Hübner versuchte man durch Einsetzungen den Fischbestand zu erhalten bzw. zu erweitern. Heute leben rund 15 bis 20 Fischarten von unterschiedlich wirtschaftlicher Bedeutung im Steinhuder Meer.

Linke Seite, oben: Arbeitsboot im Innenhof des Museums, das sowohl für den Fischfang als auch für Transporte benutzt wurde Linke Seite, unten: Reuse Rechte Seite, oben: Fischer Rechte Seite, unten: Fischereiausstellung Fotos: © Fotoarchiv des Fischer- und Webermuseums


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Klein aber fein: das Spielzeugmuseum Als Expo-Projekt 2000 im Steinhuder Scheunenviertel eröffnet, befindet es sich seit 2012 im Spieker des Fischer- und Webermuseums. Im Fenster sitzend hält das Maskottchen „Hudenstein“ – ein Bär – Ausschau nach großen und kleinen Besuchern. Grundkonzept der Sammlung ist die Darstellung von Spielwelten wie sie jahrhundertelang gerade in bürgerlichen Familien üblich waren. So war das technische Spielzeug wie Dampfmaschine oder Eisenbahn den Söhnen vorbehalten während die Töchter vorzugsweise Puppen und Puppenstuben bekamen. Gemeinsam dürfte die Liebe zu Stofftieren sein. In einem Stofftierbaum versteckt sich sogar ein kleines Rätsel. Das große politische Ereignisse nicht vor Kinderzimmern halt machen, zeigen Sammelalben zum 2. Weltkrieg oder Notspielzeug. Eine Literaturecke entführt

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in die Welt der Märchen, Abenteuer- und Backfischliteratur. Wer dabei Lust bekommt, mal wieder zu spielen, kann dies gerne in der Spielecke tun. Oben, links: Eingang Spieker Oben, rechts: Stofftierbaum mit Rätsel. Wer hat denn hier einen Knopf im Ohr? Mitte, links: Spielecke mit Maskottchen Hudenstein Mitte, rechts: Käthe Kruse Puppen Fotos: © Fotoarchiv des Fischer- und Webermuseums

Steinhuder Museen Fischer- und Webermuseum / Spielzeugmuseum Neuer Winkel 8 31515 Wunstorf-Steinhude Tel. 05033 - 5599 info@steinhuder-museen.de www.steinhuder-museen.de

AUDIOGUIDE FISCHER- UND WEBERMUSEUM / SPIELZEUGMUSEUM

www.museum.de/m/5960



Der GlasRatgeber: Sonnenschutzverglasungen für Museen Folge 5: Wie sich mit den richtigen Gläsern Interieur schützen und Kosten sparen lassen Autorin: Rebecca Mückenheim wohl vor Sonneneinstrahlung als auch speziell vor UV-Strahlung schützen, wenn eine Scheibe dieser Isolierglaseinheit aus einem Verbundsicherheitsglas besteht. Die transparente Folie eines Verbundsicherheitsglases lässt weniger als einen Prozent UV-Strahlung hindurch. Lichtempfindliche Gemälde und andere Ausstellungsstücke werden auf diese Weise besonders gut geschützt und Fußböden oder Mobiliar bleichen nicht so schnell aus. Um die Museumsfassade energieeffizient zu gestalten, kann eine weitere Scheibe zum Beispiel auch mit einer Wärmedämmbeschichtung versehen sein. Isolierglaseinheiten mit Schallschutz- oder Selbstreinigungsfunktion sind ebenfalls denkbar. Ideal sind Sonnenschutzbeschichtungen auf Weißglas. Sie bieten neben einer geringen Absorption eine optimierte Neutralität. Weißgläser werden mit eisenoxidarmen Rohstoffen hergestellt und bieten dadurch eine besonders farbneutrale Durchsicht. Tageslicht ist für Lebewesen und Pflanzen essenziell. Es beeinflusst unseren Lebensrhythmus, unsere Gesundheit und wichtige biologische Funktionen. Da wir heutzutage mehr Zeit in einem Gebäude als außerhalb verbringen, ist ein angenehmes Raumklima wichtig für unser Wohlbefinden und für ein harmonisches Wohnen und Arbeiten. Das gilt für unsere privaten Räumlichkeiten genauso wie für unsere Arbeitsplätze und Orte, an denen wir unsere Freizeit verbringen. Auch für Museen stellt der richtige Sonnenschutz ein wichtiges Thema dar. Natürlich lassen sich Räume bei Bedarf durch Jalousien verdunkeln, wobei jedoch kein natürliches Tageslicht mehr in den Innenraum gelangen kann. Dann muss auf künstliche Beleuchtungsquellen zurückgegriffen werden. Das passende Sonnenschutzglas in Fenstern und Fassaden kann helfen, das Eindringen von Licht in „schädlichen“ Wellenlängen zu verhindern.

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Sonnenschutzgläser tragen spezielle, hauchdünne Beschichtungen. Ihre Aufgabe ist es, möglichst viel Tageslicht ins Gebäudeinnere zu lassen, gleichzeitig aber die Wärmeenergie zu reflektieren, damit sich der Innenraum nicht aufheizt. Unbeschichtete Gläser lassen ca. 85% der Energie in den Innenraum. Bei modernen Fassaden mit Sonnenschutzbeschichtungen kann dieser Wert sogar auf nur noch ca. 16%* sinken. Von außen betrachtet erscheinen Fassaden je nach Sonnenschutzstärke des Glases etwas dunkler, was jedoch nicht die Durchsicht von innen nach außen beeinträchtigt. BesucherInnen können sich also bei einem angenehmen Raumklima mit viel Tageslicht auf die Ausstellung konzentrieren, ohne sich durch Jalousien oder Rollos eingesperrt zu fühlen.

Da durch die Kombination von Sonnen- mit Wärmeschutzgläsern die Innentemperatur besonders gut reguliert werden kann, können Klimageräte oder Luftbefeuchter entlastet werden. Das spart auf Dauer Kosten und verhindert große Temperaturschwankungen im Innenraum. Mobiliar und Exponate können auf diese Weise geschont werden.

In großflächigen Fassaden und öffentlichen Gebäuden ist Glas in einem Isolierglasverbund eingebaut. Dieses besteht meistens aus zwei oder drei Scheiben, wodurch sich sogar mehrere Eigenschaften kombinieren lassen. Ein Fenster kann auf diese Weise so-

Rechte Seite, links © Lars Ditlev Pedersen Rechte Seite, oben rechts © Emanuel Raab Rechte Seite, unten rechts © Pilkington Deutschland AG

Haben Sie Fragen oder wünschen Beratung zum Thema Sonnenschutz? Schreiben Sie uns eine E-Mail an marketingDE@nsg.com. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht! * abhängig von der Art der Verglasung und der Beschichtung Linke Seite: Liverpool Institute for Performing Arts (LIPA) Liverpool, Vereinigtes Königreich Pilkington Planar™; Pilkington Suncool™ © Christian Smith

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Effizienter Sonnenschutz im Museum Tageslicht ist für uns essenziell. Mit dem richtigen Sonnenschutzglas lässt sich eine optimale Balance zwischen größtmöglichem Tageslichteinfall, effizientem Schutz vor Überhitzung und Schutz für Exponate und Einrichtungsgegenstände erreichen. Je nach Anwendung kann unter den Pilkington-Sonnenschutzgläsern genau der Sonnenschutztyp ausgewählt werden, der für die jeweiligen Anforderungen geeignet ist. Pilkington Deutschland AG | marketingDE@nsg.com | www.pilkington.de


Fragen kostet Nichts Die neue Dauerausstellung des Granitabbaumuseums Königshainer Berge Autorin: Anja Köhler

„Sie unterstützen so viele Projekte in der Region, haben Sie für uns nicht auch mal etwas Geld?“ – mit einer unschuldigen Frage beginnen manchmal die größten Veränderungen. Und so war es auch im Fall des Granitabbaumuseums Königshainer Berge. Die Frage stellte ich, Anja Köhler, Verantwortliche für eben jenes Museum. Und gefragt habe ich Michael Kretschmer, damals Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Görlitz, heute Ministerpräsident des Freistaates Sachsen. Zufällig nahm er an einer durch mich geführten Wanderung

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durch die Königshainer Berge teil. Natürlich war auch das kleine Museum mit dem Themenschwerpunkt „Hartsteinindustrie“ eine Etappe – und am Ende stand die alles entscheidende Frage, die eigentlich keinen konkreten Projekthintergrund hatte. Aber ich habe im Leben schon oft festgestellt: Wer nicht fragt, bekommt keine Antwort UND Fragen kostet Nichts. Sehr zu meiner Überraschung stand Herr Kretschmer meiner Frage sehr offen gegenüber und wollte einen konkreten Projektvorschlag hören. Lange Rede kurzer Sinn: nachdem ein paar

Monate vergangen waren, nahm tatsächlich ein Mitarbeiter der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien Kontakt mit mir auf, um über ein mögliches Projekt zu sprechen. Es vergingen weitere Wochen und am 18.03.2019 flatterte der Zuwendungsbescheid aus dem Bundesverwaltungsamt ins Haus. Ein Zuwendungsbescheid ebnet den Weg für weitere Fördermittel und so gesellten sich Bescheide über die LEADER Förderung, aus dem Europäischen Fonds für Regionale


Entwicklung mit Unterstützung der Euroregion Neiße sowie von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen hinzu. Nicht vergessen werden darf natürlich auch die großzügige Unterstützung durch unseren Förderverein. Auch die Gemeinde Königshain, die für das Granitabbaumuseum Königshainer Berge die Beantragung von Mitteln im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen (LEADER-Richtlinie) übernahm, half enorm bei der Verwirklichung der zunächst kleinen Idee.

Linke Seite: Hauptgebäude mit Baumaterial, 2021 Rechte Seite, oben: Stützmauer des zukünftigen Kabelkran-Funktionsmodells, im Hintergrund umgesetztes Tiefbohrgerät, September 2021 Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH Rechte Seite, unten links: Blick in einen aktiven Steinbruch in Arnsdorf-Hilbersdorf, 1930er Jahre © privat Rechte Seite, unten rechts: Blick in die Maschinenhalle mit 6 Steinspaltmaschinen am Lagerplatz der Königshainer Granitwerke C. Besser Nachfolger/ Bruno Jenichen GmbH, erbaut 1924 © privat

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Aber beginnen wir am Anfang. Da steht bekanntlich das Wort. In unserem Fall sind es drei Worte: Granitabbaumuseum Königshainer Berge Das heutige Granitabbaumuseum Königshainer Berge befindet sich in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Königshainer Granitwerke C.C. von Thaden & Co. GmbH. Hier, im Erdgeschoss des Haupthauses, waren eine Schmiede mit mehreren Schmiedefeuern und seit 1941/42 die Betriebsküche untergebracht. Im ersten Stock nahmen die Steinarbeiter ihre Mahlzeiten ein. Am 20. August 1995 eröffnete der Königshainer Heimatverein das Granitabbaumuseum Königshainer Berge. Besonders ehemaligen Steinarbeitern wie Lutz Neugebauer ist es zu verdanken, dass Objekte zum Steinabbau aus der gesamten Oberlausitz hier zusammengetragen und vor der Verschrottung gerettet wurden. Eine Vielzahl an Objekten steuerte der Königshainer Heimatverein selbst bei, doch auch private Leihgaben wurden in die Ausstellung aufgenommen. Besonders beeindruckend waren und sind für die Besucher Großgeräte wie die Steinsägen oder die Kompressoranlage.

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Seit 1999 gehört das Granitabbaumuseum Königshainer Berge zur Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH. Als Teil dieses Verbundes werden unter anderem Führungen zum Thema des Granitabbaus angeboten. Mit Hilfe verschiedener museumspädagogischer Projekte sollen besonders jüngere Besucher die Geologie der Königshainer Berge und die schwere Arbeit der Steinarbeiter näher kennen lernen. Seit 2003 halfen umfangreiche Baumaßnahmen das Gelände attraktiver zu gestalten. So wurde eine Steinsäge mit einer Gebäudehülle umgeben und auch der Kompressor bekam eine neue Unterkunft. Dach- und Fassadensanierung des Hauptgebäudes bildeten schließlich den vorläufigen Abschluss der Baumaßnahmen. Die umfassende Sanierung und Neukonzeption der Dauerausstellung im Jahr 2012 integrierte aktuelle Forschungserkenntnisse zum Thema ebenso wie viele neue Leihgaben und Ankäufe.

Oben: Teile des Bremsberg-Funktionsmodells im Maßstab 1:3, September 2021. Foto: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH Linke Seite, unten: Bremskarussell in der Entstehung im Maßstab 1:3, November 2020. Foto: © Felix Kreutzer Unten, Mitte: Original-Bremskarussell, November 2020 Foto: © Felix Kreutzer

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Was in allen getätigten Maßnahmen außen vor gelassen wurde, war das Außengelände. Das sollte sich mit dem Projekt „Neugestaltung der Dauerausstellung ‚Steinverarbeitung in den Königshainer Berge‘ des Granitabbaumuseums Königshainer Berge“ ändern. Da das Außengelände relativ groß ist, entstand aus einem Projekt ein zweites, das nun auch den „Steinabbau in den Königshainer Bergen“ thematisieren sollte. Und wie das manchmal so ist, reichen zwei Projekte nicht aus und man denkt sich: „Eigentlich könnten wir dann auch gleich alles etwas auffrischen und ins 21. Jahrhundert holen“. Also kam noch ein drittes Projekt dazu. Denn eine weitere wichtige Facette wurde bisher vernachlässigt: die Lage des Museums im Dreiländereck Deutschland-

Polen-Tschechien. Es wurde also entschieden, die gesamte Dauerausstellung viersprachig zu gestalten. Und so wurden auch die bisherigen Ausstellungsabteilungen zu Geologie und Sozialgeschichte einbezogen und werden erneuert. Damit jedoch noch nicht genug. Das Granitabbaumuseum Königshainer Berge ist mit seiner Lage im Landschaftsschutzgebiet Königshainer Berge und mit seiner eher sperrigen thematischen Ausrichtung kein klassisches Museum. Warum sollten die Ausstellungsinhalte dann klassisch präsentiert werden? Die Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH hat in ihren Museen schon immer versucht, neue Wege zu gehen. Und genau das sollte jetzt hier auch

geschehen. Die Museumsobjekte sollen in Zukunft – ganz selbstverständlich – neben Funktionsmodellen, Augmented-RealityAnwendungen und Virtual-Reality-Besuchen in arbeitenden Steinbrüchen stehen. Ergänzt wird die schwere Technik durch zeitgenössische Kunst, die sich mit dem Thema Steinbruch und Steinbruchindustrie beschäftigt und teilweise eigens für die Dauerausstellung angefertigt wurde. Aber auch unsere zukünftigen Besucher dürfen aktiv an der Ausstellung mitarbeiten; sei es bei der Gestaltung des Museumszauns mit Street Art, unterstützt von den Street-ArtKünstlern Sokar Uno (Berlin) und ArtTourette (Dresden) oder durch die kreative Gestaltung von „Pflastersteinen“ aus Kunststoff.

Linke Seite, oben: Blick in den Steinbruch Zbik I und II in Striegau/Strzegom (Polen), August 2020 Linke Seite, unten: Aufstieg aus dem Steinbruch Zbik I und II in Striegau/Strzegom (Polen), August 2020 Rechte Seite: „Granit trifft Graffiti” Mitte: Graffiti-Workshop mit Sokar Uno, Juli 2019 Unten: Steinmetz-Workshop mit der Bildhauerei Sauermann, Juli 2019 Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH

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Der steinige Weg Am Anfang standen jedoch eine ganze Menge Genehmigungen von Natur- und Denkmalschutz- sowie der Straßenverkehrsbehörde. Allen drei Behörden gebührt großer Dank für die unkomplizierte, schnelle und immer unterstützende Bearbeitung der jeweiligen Anträge. Die Projekte entwickelten sich im Laufe der Zeit zu einem wirklich runden Ganzen. Viele Mitmacher konnten begeistert und gewonnen werden, sei es im Kollegenkreis aus den unterschiedlichsten Museen, sei es bei Privatpersonen oder Behörden. Viele Telefonate, eine große Anzahl an Besuchen vor Ort und viele Recherchen später, ist es nun fast soweit. Nachdem ich während des Jahres 2019 immer wieder

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gefragt wurde, ob denn im Granitabbaumuseum Königshainer Berge überhaupt noch irgendetwas passieren würde, wir hätten doch soviel Geld bekommen, sind inzwischen deutliche Veränderungen zu sehen. Sanierungsarbeiten in den Museumsinnenräumen konnten abgeschlossen werden, Reinigungs- und Konservierungsarbeiten an den Großgeräten sind teilweise beendet, teilweise laufen sie noch. Neue Ausstellungstexte wurden geschrieben und ins Englische, Polnische und Tschechische übersetzt, der Mediengestalter schwelgt in Texten und Bildern und gibt ihnen ein modernes, passendes Aussehen. Aber für den Zuschauer von außen viel wichtiger

ist, dass Bagger, Radlader und LKW auf dem Freigelände unterwegs sind und dort massenweise Erde und Steine verschieben, Fundamente entstehen und inzwischen werden teilweise auch schon Dächer gesetzt. Denn auf dem Außengelände entstehen im Zuge der Maßnahme drei neue Gebäude, zwei Unterstände für Kabelkranlaufkatze und Tiefbohrgerät sowie zwei Funktionsmodelle. Dafür werden teilweise Steine genutzt, die während der Bauarbeiten auf dem Gelände gefunden wurden, teilweise kommt Altholz zum Einsatz. Dies alles sorgt für ein authentisches Aussehen und lässt den zukünftigen Besucher eintauchen in eine inzwischen leider vergessene Welt.


Da wo einst Staub, Lärm und schwere Arbeit regierten, sagen sich heute Fuchs und Hase „Gute Nacht“, sind Wanderer unterwegs und siedeln Tiere und Pflanzen, die andernorts bereits so gut wie ausgestorben sind. Die Hinterlassenschaften der Granitindustrie sind fast verschwunden, allein einige Mauerreste und die mit kristallklarem Wasser gefüllten Steinbrüche erinnern noch an eine Zeit, als menschliche Arbeit noch nicht am Computer stattfand. Doch auch die Computerliebhaber werden nicht zu kurz kommen. Denn ein Manko hat Steinbruchtechnik in den Königshainer Bergen: sie kann nicht mehr in Betrieb ge-

nommen werden. Steinsäge, Kompressor und Fallhammer sind heute stumme Zeugen. Ihre schiere Größe und Kraft lassen die Museumsgebäude an ihre Grenzen stoßen. Doch dank modernster Technik kann hier Abhilfe geschaffen werden. Das Zauberwort heißt Augmented Reality (AR). Dank „erweiterter Realität“ lassen sich demnächst vier Großgeräte digital in Betrieb nehmen und machen Physikunterricht spannend. Gesprochene Erklärungen helfen dabei, dass sich die Einzelteile zu einem Ganzen zusammenfügen und Druckluftverdichter, Steinsägen und Hydraulikfallhammer wieder zu neuem Leben erwachen.

Linke Seite, oben: Firstensteinbruch in Königshain, Tiefe ca. 15 m, 2020 Linke Seite, unten links: Baustelle Lokschuppen, im Hintergrund Pflasterschlaghalle, 2021 Linke Seite, unten Mitte: Maschinenhalle, im Vordergrund Gleis im Lokschuppen, 2021 Linke Seite, unten rechts: Grundmauern der Pflasterschlaghalle, im Hintergrund Maschinenhalle, 2021 Rechte Seite, oben links: Auf dem Werksgelände des Steinbruches Wiesa/Kamenz, im Gespräch mit dem Vorarbeiter, August 2019 Rechte Seite, oben Mitte: Grundmauern des Lokschuppens mit Gleisanlage, 2021 Rechte Seite, oben rechts: Bauberatung vor Kompressorhaus, 2021 Rechte Seite, unten: Im Gespräch mit Michael Kretschmer (Ministerpräsident Sachsen) und Joachim Mühle (Kulturamtsleiter Landkreis Görlitz) in der Maschinenhalle, Mai 2019 Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH

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Oben: AR-Simulation eines Luftdruckverdichters (Kompressor), 2021 Linke Seite, unten: AR-Simulation einer HorizontalSteinsäge, 2021 Rechte Seite, unten: AR-Simulation eines Luftdruckverdichters (Kompressor), Erläuterung der Funktion, 2021 Bilder: © Matthias Knappe, www.edbyto.com

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Wer ganz in die heutige Arbeit im Steinbruch eintauchen möchte, wird in der neuen Dauerausstellung vor die Qual der Wahl gestellt. Zukünftig stehen drei Steinbrüche in Wiesa/Kamenz, Döbschütz/Melaune und Striegau (Strzegom, Polen) zur Verfügung und können dank Virtual Reality „live“ erlebt werden. Wir hatten das große Glück auf viel Begeisterung für unser Projekt bei den Machern, den Steinarbeitern selbst, zu stoßen. Alle angesprochenen Unternehmen waren unvoreingenommen begeistert und boten uns die einmalige Gelegenheit, noch arbeitende Steinbrüche zu besuchen – und mit den Arbeitern ins Gespräch zu kommen. Die Dankbarkeit, die uns von allen Steinarbeitern entgegengebracht wurde, war kaum zu fassen. Sie freuten sich, über ihre Arbeit erzählen zu dürfen und Wertschätzung dafür zu empfangen. Denn eines muss festgestellt werden: auch in unserer heutigen, hoch technologisierten Gesellschaft unterscheidet sich die Arbeit in einem Steinbruch nur unwesentlich vom Jahr 1920. Das ist den wenigsten Menschen bewusst, wenn sie über historisches Kopfsteinpflaster in sanierten Innenstädten laufen oder aufwendig hergestellte Natursteinmauern bewundern. Und auch das ist Ziel des Granitabbaumuseum Königshainer Berge: Es möchte ein Denkmal für all die Arbeiter sein, die in den vergangenen Jahrhunderten in der Granitindustrie gearbeitet haben und mit ihrer Gesundheit dafür bezahlten – nicht nur hier im Osten Sachsens! Am 1. Mai 2022 wird es soweit sein, das Granitabbaumuseum Königshainer Berge öffnet nach eineinhalbjähriger Schließung wieder seine Türen, um die schwere Arbeit der Steinarbeiter ein Stück weit ins Be-

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wusstsein der Menschen zurückzubringen. Bremsbahn- und Kabelkranfunktionsmodell warten dann gemeinsam mit Pflasterschlaghalle, Lokschuppen und Steinbruch auf zahlreiche Besucher aus nah und fern. Kommen Sie vorbei und überzeugen Sie sich selbst davon!

ist, wenn Hilfe gebraucht wird und sich viele Sonntage um die Ohren geschlagen hat. Sei es, um Bäume zu fällen und wegzuräumen, sei es um Ständerbohrmaschinen und Federhammer ganz stilvoll von A nach B zu transportieren. Danke Silvio, Matthias und Falk!

An dieser Stelle sei mir gestattet, einmal „Danke“ zu sagen. Danke, an all jene, die das Projekt von Anfang an oder im Laufe des Weges unterstützt haben, Danke, an unsere Partner aus Deutschland und Polen, allen voran an die Enthusiasten vom Feldbahnmuseum Herrenleite aus Lohmen für die Unterstützung bei der Planung der neuen Dauerausstellung, aber auch bei der Umsetzung während der heißen Phase. Danke, an die Kolleginnen und Kollegen vom Muzeum Ceramiki w Bolesławcu, an Eva Fielko und Andrew Bowdin für die nicht immer ganz einfachen Übersetzungs- und Lektorentätigkeiten. Danke, an Herrn Jander und seine fleißigen und zuverlässigen „Jungs“ von Jander Erd- und Tiefbau aus Obercunnersdorf, die mit großer Akribie und sehr viel Verständnis und Humor die Wünsche an das historisch korrekte Aussehen der Gebäude, Fundamente und Stützmauern umsetzten. Und wo sie schon dabei waren, haben sie auch gleich noch Schienen verlegt und Großgeräte an den ihnen gebührenden Platz geleitet. Ein Danke auch an die Zimmerleute der G.M.V. Dachbau GmbH Melaune, die weder eisige Temperaturen noch die unkonventionelle Bauweise scheuten. Danke, auch an das Ingenieurbüro Eichler & Heinrich aus Görlitz, die es nicht immer leicht mit diesem Projekt, dafür aber die wohl schönsten Bauberatungen des gesamten Landkreises Görlitz hatten. Ein großes Dankeschön geht auch an die unermüdlichen Unterstützer aus Königshain, die schnelle Eingreiftruppe, die immer da

Ein ganz besonderer Dank gilt den Projektmitarbeitern der Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz mbH, die sich mit viel Herzblut für die verwaltungstechnische Umsetzung der Projekte einsetzten und in die Mittelabrechnung stürzten. Und, last but not least, darf Johanna Busch nicht vergessen werden, die sich mit einer Verbissenheit dem Thema „Granitabbau“ annahm und alle Texte und Objektbeschriftungen schrieb und sie anschließend noch ins Polnische übersetzte. Eine besondere Beziehung baute sie im Verlauf der Projekte mit dem großen Druckluftverdichter und verschiedenen anderen Großgeräten während tagelanger Reinigungsaktionen mit der Zahnbürste auf. Ohne sie wären die Projekte niemals zu dem geworden, was sie heute sind!

Unten, links: Maschinenhalle mit Steinsäge und Windkessel, 2019 Unten, rechts: Druckluftverdichter im Kompressorraum, 2018 Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH

Granitabbaumuseum Königshainer Berge Dorfstraße 163 b 02829 Königshain Tel. 035826 - 60127 info@museumsverbund-ol.de https://museum-oberlausitz.de


Die Schweizer Fachmesse für Museen, Denkmalpflege und Kulturgüter

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Bibelgalerie Meersburg – alte Worte ganz schön heutig Das Bibel-Erlebnismuseum am Bodensee führt von der frühen Welt der Bibel bis in die Gegenwart Autor: Ralf Thomas Müller 42


Mit allen Sinnen lässt sich in der Bibelgalerie Meersburg das Buch der Bücher entdecken. Das Erlebnismuseum am Bodensee präsentiert spannend, unterhaltsam und lehrreich mehr als 3000 Jahre biblische Geschichte. Besucherinnen und Besucher können den Spuren der Bibel entdeckend und begreifend, hörend und ausprobierend folgen.

Linke Seite: Eine Buch-Skulptur macht die Bibelstruktur augenfällig Rechte Seite, oben: An biblischen Düften riechen Rechte Seite, kleines Bild Mitte: Jesus-Raum mit Hörstationen: Menschen begegnen Jesus Rechte Seite, großes Bild Mitte: Die Bibel in der Kunst Rechte Seite, unten: Innenhof des ehemaligen Klosters mit Bibel- und Kräutergarten Fotos: © Bibelgalerie Meersburg

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Zu den Anfängen im Nomadenzelt Zu den Anfängen der Bibel gehört das nomadische Leben im alten Israel. Hier wurden die ersten biblischen Erzählungen mündlich weitergegeben. Rund um ein Nomadenzelt wird im Museum das Unterwegs sein der biblischen Erzeltern Abraham und Sara und ihrer Nachkommen lebendig. Besuchergruppen erkunden Alltagstätigkeiten und Gegenstände aus der Zeit. Dazu gehören das Mahlen von Getreide, alte Keramik und Öllämpchen. Ein Nomadenmädchen erzählt vom harten Alltag der Wanderhirten im Land der Bibel. Der Nachbau eines Lehmhauses aus der Zeit Jesu zeigt, wie die Menschen damals in den Dörfern und Städten des Heiligen Landes gelebt haben. Vom Alltag ihrer großen Familie erzählt das Mädchen Mirjam. Mit Exponaten vom Arbeiten und vom Glaubensleben, vom Essen und Trinken, von Kleidung und Kinderspielen führt die Ausstellung in eine fremde Welt.

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Mit der Gutenbergpresse den eigenen Psalm drucken Jeder Raum in der Bibelgalerie hat seine eigene Atmosphäre. Das Erlebnismuseum ist in einem 500 Jahre alten ehemaligen Dominikanerinnenkloster untergebracht. Davon erzählt der historische Brunnen im Erdgeschoss. Zu den Highlights im Bibelerlebnismuseum zählt der Nachbau einer Gutenbergpresse. Seit 1988 haben Tausende Museumsgäste an der Druckpresse ihren persönlichen Psalm 23 gedruckt. Sie steht im Mittelpunkt des ersten Raums. Die Presse steht dort im Spannungsfeld zwischen den historischen Räumen mit mittelalterlichen Fresken und schweren Deckenbalken aus Eiche und modernen Ausstellungselementen und Medien. Die Drucktechnik verkörpert eine der größten kulturellen Umwälzungen des ausgehenden Mittelalters: Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit der einzelnen, beweglichen Bleiletter in Mainz nach 1450.

Das erste große Buch, das auf diese Weise gedruckt und damit in viele Exemplare in die Welt hinaus entlassen wurde, war eine lateinische Bibel.

Linke Seite, oben: Im Nomadenzelt den Geschichten lauschen Linke Seite, Mitte: Düfte der Bibel Linke Seite, unten links: Korn mahlen mit einer Steinmühle Linke Seite, unten rechts: Landschaften und Tiere: die Wüstenspringmaus Rechte Seite, oben: Drucken am Nachbau einer Gutenbergpresse Rechte Seite, Mitte rechts: Forum für Neugierige und Bibelkenner Rechte Seite, unten Mitte: Originaler Klosterbrunnen Fotos: © Bibelgalerie Meersburg

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Schreibstube und Bibelübersetzungen Museumsgäste finden in der Bibelgalerie immer wieder Stationen, an denen sie selbst aktiv werden können. So ist die Schreibstube wie ein traditionelles Klosterskriptorium eingerichtet. Schreibpult, Federn, Tinten, Farben und ein Spannrahmen mit Ziegenpergament führen in die hohe Kunst der Buchherstellung im Mittelalter ein. Eine überdimensionale Buch-Skulptur macht augenfällig und nachlesbar, dass die Bibel nicht ein einziges Buch ist, sondern ein Werk aus vielen Büchern vieler Autoren aus 1000 Jahren.

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Der Übersetzungsraum erzählt die Geschichte der Bibelübersetzungen, öffnet den Blick für die Bedeutung des Übersetzens und bietet ein ganzes Regal mit Bibeln in anderen Sprachen. Das Forum für Neugierige und Bibel-Kenner ist eine Fundgrube für Zahlen und Fakten, Wissenswertes und Erstaunliches rund um die Bibel. Mit Augen und Ohren lassen sich im Themenbereich Lebenswelt Bibelspuren in Sprache, Musik, Literatur, Kunst, Film, Architektur oder im Jahreslauf entdecken. Im Jesus-Raum treffen Besucherinnen

und Besucher an fünf Hörstationen auf Menschen, die Jesus begegnet sind. Das Grundthema lautet: Jesus lässt sich nicht in gelehrten Büchern fassen und auch nicht in kirchlichen Formeln. Aber er kann lebendig werden in den Erfahrungen derer, die ihm begegneten.

Links: Die Schreibwerkstatt Rechts oben: Alttestamentliche Bücher in der Buch-Skulptur Rechts unten: Der Museumsshop mit vielfältigen Angeboten Fotos: © Bibelgalerie Meersburg


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Lutherbibel in der Schatzkammer © Bibelgalerie Meersburg



Schatzkammer und Andachtsraum Prächtige Folianten, einzigartige Handschriften, herausragende Druckwerke, künstlerische Meisterleistungen, Originale und Faksimileausgaben aus fünf Jahrhunderten sind in der Schatzkammer zu finden. Ob uralt oder modern, hochwertig oder schlicht, farbenfroh oder zurückhaltend, originell oder traditionell, ob zum Blättern oder gesichert hinter Panzerglas: Jedes Bibelbuch im Regal ist ein Schatz. Größter Schatz ist eine Pergament-Handschrift aus dem Jahr 1300: Das Antiphonar, ein liturgisches Buch.

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Die Nachbildung einer Christus-Johannes-Gruppe aus dem Jahr 1310 steht im Mittelpunkt des Andachtsraums in der Bibelgalerie. Vor Augen steht das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Man sieht Johannes, an der linken Seite von Christus sitzend, sein Haupt schlafend an die Brust des Herrn gelegt. Beide Hände ruhen ineinander. Ursprünglich war diese Christus-Johannes-Gruppe aus dem Jahr 1310 im Kloster

der Augustinerinnen in Inzigkofen bei Sigmaringen beheimatet. Zugeschrieben wird sie einem Schüler des „Meisters Heinrich“ aus Konstanz.

Oben: Alte Klosterräume mit mittelalterlichen Fresken Rechte Seite, unten: Christus-Johannes-Gruppe im Raum der Stille Fotos: © Bibelgalerie Meersburg


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Bibel- und Kräutergarten Der Bibel- und Kräutergarten als Oase im Innenhof bietet einen Einblick in die Botanik der biblischen Welt. Er beherbergt eine kleine Auswahl von Pflanzen: Ob Wein, Feigen, Oliven, Zitronen und Datteln, Getreidesorten wie Weizen und Gerste, Kräuter wie Dill, Kümmel, Fenchel oder Koriander, üppige Blütensträucher und nicht zuletzt der

Duft des Weihrauchbaumes – alle Pflanzen erfreuen die Besucherinnen und Besucher. Die Bibel ist ohne vielfältige Verweise auf die Flora des Vorderen Orients nicht denkbar. Mehr als 130 Pflanzen kennt die Bibel. Viele Pflanzen wie Wein, Getreide und der Ölbaum sind von hohem Symbolgehalt.

Linke Seite, oben: Ein kleines Stück Paradies: Bibel- und Kräutergarten im Innenhof Linke Seite, unten: Nahrungsmittel zur Zeit Jesu Rechte Seite, oben: Biblisches Duftkabinett Rechte Seite, unten: Die Gewürz- und Heilpflanze Weinraute im Kräutergarten Fotos: © Bibelgalerie Meersburg

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Oben: Die Geschichte der Bibelübersetzungen im Übersetzungsraum Links: Was ich schon immer wissen wollte: 50 Fragen im Forum Fotos: © Bibelgalerie Meersburg

Bibelgalerie Meersburg Kirchstraße 4 88709 Meersburg Tel. 075 32 - 53 00 info@bibelgalerie.de www.bibelgalerie.de

Das erste Erlebnismuseum zur „Welt der Bibel“ Die Bibelgalerie Meersburg hat 1988 als erstes Erlebnismuseum zur „Welt der Bibel“ in Deutschland eröffnet. Mehr als 60 Sonderausstellungen wurden seither präsentiert. Im Juni 2008 wurde die erweiterte und komplett neu gestaltete Dauerausstellung eröffnet. Die Bibelgalerie wendet sich an Menschen aller Altersgruppen, um immer wieder neuen Generationen die Bibel als Kultur- und Lebensbuch zu öffnen. Für Familien, Bodenseegäste, Kunst- und Garteninteressierte

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oder als anerkannter außerschulischer Lernort für Kinder, Jugendliche Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte bietet das Museum individuell zugeschnittene Führungen und Fortbildungen an. Die Bibelgalerie Meersburg wird von einer gemeinnützigen GmbH getragen. Finanzielle Unterstützung erhält sie von der Badischen Landesbibelgesellschaft, der Evangelischen Landeskirche in Baden und dem Evangelischen Kirchenbezirk Überlingen-Stockach sowie dem Förderverein und der Stiftung Bibelgalerie Meersburg. Darüber hinaus finanziert sie sich über Spenden und Eintrittsgelder.

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„Dem Eisen auf der Spur“ im Hüttenmuseum Thale Geschichten von Stahl, Blechen und Töpfen und wie Thale durch die Industrialisierung 1922 zur Stadt wurde Autorin: Ute Tichatschke

Was ist eigentlich ein Hüttenmuseum? Für alle Thalenser jenseits der 40 nur eine seltsame Frage, denn sie sind mit dem Eisenhüttenwerk Thale aufgewachsen. Am 3. Juni 1986 wurde das Museum anlässlich des 300-jährigen Betriebsjubiläums der Eisenhüttenwerke Thale (EHW Thale) als Betriebsgeschichtsmuseum feierlich eröffnet. Das erste und einzige Betriebsgeschichtsmuseum der DDR sollte die Geschichte des Werkes über einen Zeitraum von 300 Jahren erzählen und damit den Besuchern die Geschichte von Eisenverhüttung und Eisenverarbeitung einschließlich der dort arbeitenden Menschen vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart von 1986 näherbringen. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete die Dampfmaschine Nr. 7 aus dem Jahr 1911 immer noch als Antriebsmaschine für die drei

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Walzgerüste des Blockwalzwerkes. 1990 waren sowohl das Museum als auch die Dampfmaschine Nr. 7 „stillgelegt“ worden. Für beide fanden sich engagierte Menschen, die erreichten, dass das Museum 1991 wieder eröffnet und die Dampfmaschine im zweiten Versuch von 2000 bis 2009 erhalten, restauriert und reaktiviert werden konnte. Entstehungsgeschichte Seit den 1970er Jahren befasste sich die Geschichtskommission des VEB Eisen – und Hüttenwerke Thale mit der Geschichte des EHW. 1978 wurde erstmals über die Idee gesprochen, ein Betriebsmuseum zu schaffen. Dafür wurde seit dem Ende der 70er Jahre aus den eigenen Beständen und durch Aufrufe an die Beschäftigten des Eisenhüttenwerkes sowie der Bevölkerung

des Kreises Quedlinburg eine umfangreiche Sammlung angelegt und die Betriebsgeschichte und die Technikgeschichte des Werkes erforscht. 1984 und 1985 wurde das Wohnhaus des ersten Hüttenbesitzers Johann Carl Bennighaus zum Museum umgebaut und anschließend ein Museumsrundgang gestaltet, der die Geschichte des Werkes von den Anfängen der Eisenverarbeitung in Thale bis zur Gegenwart von 1986 und die Entwicklung der fünf Hauptproduktionsbereiche Stahlwerk, Walzwerke, Stanz – und Emaillierwerk, Behälter – und Apparatebau und Pulvermetallurgie zeigte. Am 3. Juni 1986 wurde das Betriebsgeschichtsmuseum im Rahmen der 300 Jahrfeier eröffnet. Die Ausstellung mit 20 Modellen, einem Dokumentarfilm und Dia-Tonvorträgen über eine Multivisionsanlage erlaubten einen interessanten Ein-


blick in die Geschichte und Gegenwart des EHW Thale. 1990 wurde das EHW Thale unter Treuhandverwaltung gestellt. Der Betrieb wurde in rentable und unrentable Bereiche aufgeteilt. Das Museum kam zu einem so genannten Überleitungsbereich. Am 27. Juli 1990 wurde es geschlossen.

Linke Seite: Außenansicht Hüttenmuseum mit Dampfspeicherlok Rechte Seite, Mitte links: Zentraluhr der VEB Eisenhüttenwerke Thale im Ausstellungsraum Geschichte 1945-1986 Rechte Seite, Mitte rechts: Lichtbogenofen Ausstellungsraum im Stahlwerk Rechte Seite, unten rechts: Tankemaillierofen im Ausstellungsraum Behälter- und Apparatebau Fotos: © Hüttenmuseum Thale

Rechte Seite, oben: Ausstellungsraum Geschichte 1686 bis 1918 Rechte Seite, unten links: Blick in den Ausstellungsraum Stanz- und Emaillierwerk Fotos: © Jürgen Meusel

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Der Kampf um die Wiedereröffnung und die Existenz des Museums Wie sollte das Museum wieder eröffnet werden? Wer konnte in der näheren Zukunft Träger für das Museum sein? Das EHW Thale, welches gerade mit Stilllegung und Massenentlassungen zu tun hatte, konnte es nicht. Neuer Träger wurde die Gesellschaft für Arbeitsförderung Thale mbH (GfA), die EHW Thale AG stellte das Museumsgebäude mit der Einrichtung mietfrei zur Verfügung und das Arbeitsamt sicherte durch die Genehmi-

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gung von ABM die personelle Absicherung des Museumsbetriebes. So wurde es möglich das Museum am 24. Juli 1991 wieder zu eröffnen. Für das Museum war es höchste Zeit, denn in dem einen Jahr der Schließung war einiges „verloren“ gegangen. Neben dem Betreiben des Museums gab es auch eine inhaltliche Profilierung. Dazu gehörte der Umbau des Filmvorführraums zu einer Galerie für Sonderausstellungen, um neue Besuchergruppen zu erreichen. 1993 gelang es, nach dem Abriss der Investbaubaracke die Freiflächen vor dem Hüttenmuseum qualitativ neu zu gestal-

ten. Blickfang ist ab diesem Zeitpunkt die umgesetzte Dampfspeicherlok Type FLC, hergestellt 1984 im RAW Meiningen. Sie war eine von zwei Dampfspeicherloks, die bis 1990 auf den Werksgleisen fuhren.

Linke Seite: Blick in den Ausstellungsraum Pulvermetallurgie Rechte Seite, Mitte: Ausstellungsraum Umwelt Rechte Seite, unten links: Blick in den Ausstellungsraum Walzwerke Fotos: © Jürgen Meusel Rechte Seite, unten rechts: Dampfspeicherlok auf dem Außengelände. Foto: © Hüttenmuseum Thale


Der Geschichts- und Hüttenmuseumsverein Thale als Träger des Museums Trotz dieser positiven Entwicklung stand das Trägermodell mit der Abhängigkeit von genehmigten ABM Stellen auf ziemlich wackligen Füßen. Zweimal (1993 und 1994) stand das Museum kurz vor der Schließung. Das wollte der sich am 20. März 1996 gegründete Verein der „Freunde und Förderer des Hüttenmuseums Thale e.V. verhindern. 1997 passierte ein für das Hüttenmuseum Thale wichtiges und zukunftsweisendes Ereignis. Im April des Jahres übernahm die Schunk GmbH die EHW Thale AG in der Zweitprivatisierung. Sie trat in die Rechtsnachfolge der EHW Thale AG und behielt das Museum in Eigentum. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Schunk GmbH Dr. Dagobert Kotzur unterbreitete den Vorschlag, einen Trägerverein zu gründen, der von der Schunk GmbH und der Stadt Thale

finanziell unterstützt wird. Der Bürgermeister und die Fraktionsvorsitzenden versprachen einstimmig sich um einen entsprechenden Stadtratsbeschluss zu bemühen. Unter diesen Bedingungen übernahm der „Geschichts – und Hüttenmuseumsverein Thale am Harz e.V.“ am 1. Juli 1998 die Trägerschaft des Museums. In der Satzung wurden als Vereinszweck vier Ziele formuliert. An erster Stelle steht die Führung, das Betreiben und die Weiterentwicklung des Hüttenmuseums Thale. Bei der Aufarbeitung von Themen aus der Werks- und Stadtgeschichte konnten wir in der Zwischenzeit auf die Forschungsarbeit einer Reihe von Vereinsmitgliedern zurückgreifen, die die Ergebnisse ihrer Arbeit in mehreren Sonderausstellungen präsentiert haben. Der Verein ist besonders stolz darauf, dass mit Prof. Willi Neubert ein international bekannter Künstler der Moderne zu den Gründungsmitgliedern zählte.

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Wandsysteme? Wandsysteme?

Das Museum zukunftssicher machen!

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Geplant sind eine Überarbeitung und Modernisierung der Dauerausstellung. Sie soll die Besuchergruppen unterschiedlicher Generationen bei ihren Alltagserfahrungen abholen, Neugier wecken und alle Sinne ansprechen. Ziel ist ein lebendiges Museum, das mit seinen Besuchern kommuniziert und sie animiert sich mit der eigenen Geschichte zu beschäftigen.

Nein! Die zwei jüngsten Produktionsbereiche haben überlebt. Zwischen 2006 und 2018 gelang es Teile der Dauerausstellung zu überarbeiten und zu erweitern. So wurde die Geschichte der Pulvermetallurgie vom Übergang zur Marktwirtschaft 1990 bis zur aktuellen Produktion weitererzählt. Der Besucher kann z.B. in das Innere eines Autos sehen und bekommt damit einen Eindruck wie viele Sinterteile sich dort verbergen. Für den Bereich Behälter- und Apparatebau informiert ein kurzer Film über die heutige Produktion. 2020 und 2021 waren zwei schwere Jahre für das Museum. Durch die Corona Pandemie war das Museum 2020 vier Monate und 2021 fünf Monate geschlossen. Der Geschichts- und Hüttenmuseumsverein Thale hat daher dankbar die Chance ergriffen durch ein Förderprojekt im Rahmen des Programms NEUSTART KULTUR den Besuchern nach der Wiedereröffnung bargeldloses Bezahlen zu ermöglichen und einen Audioguide herstellen zu lassen. Durch die Beauftragung der Firma museum.de entstand ein Audioguide mit 24 Stationen im Museum und zwei Außenstationen mit dem sich die Besucher wahlweise in deutscher oder englischer Sprache mit ihrem eigenen Smartphone führen lassen können.

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Das MUNCH in der Abenddämmerung © Adrià Goula



„Bei Edvard Munch geht es darum, konventionelle Regeln nicht zu akzeptieren, gegen Widerstände zu kämpfen, niemals aufzugeben. Das Gebäude ist da, es hat eine kraftvolle Präsenz, und es ist Teil der Stadt. Es sagt: „Okay, hier bin ich. Ich bewahre das Erbe des bedeutendsten Künstlers in der Geschichte Norwegens, und ich blicke gebannt auf Oslo und den Fjord, denn es sind die Stadt und ihre kollektiven Träume, die mich erschaffen haben, mich gebaut haben.“ Diese Worte stammen von Juan Herreros, einem der Gründer des spanischen Architekturbüros Estudio Herreros. Zusammen mit seinem Partner Jens Richter hat er das MUNCH, im Osloer Stadtteil Bjørvika, ent-

worfen. Der Grundstein für das neue Museum wurde im Herbst 2016 gelegt, nach einer langen und hitzig geführten Debatte über das Design des neuen Hauses sowie dessen Standort. Eine ähnliche Diskussion führte man bereits Jahre zuvor beim Bau des alten Munch-Museums im Stadtteil Tøyen. 2015 starteten schließlich die Bauarbeiten für das Mega-Projekt und am 22. Oktober konnte das MUNCH feierlich eröffnet werden. Das Haus besitzt die weltgrößte Sammlung mit Werken Edvard Munchs und bietet einen Einblick in die Rolle des Künstlers als Vorreiter des Expressionismus. Das MUNCH ist eines der größten Museen der Welt. Und das Besondere: Es ist nur einem einzigen Künstler gewidmet.


Linke Seite, oben: Die Architekten des MUNCH: Juan Herreros + Jens Richter, Estudio Herreros Foto: Jan Khur © MUNCH Rechte Seite, oben: Terrasse im Obergeschoss Foto: © estudioHerreros Linke Seite, unten: Ausstellung: „Munch. Unendlich“ Foto: Einar Aslaksen © MUNCH Rechte Seite, unten: Edvard Munch in Ekely,1943 – Ausstellung: „Schatten: Abbild und Inszenierung“, 7. Stock. Foto: © MUNCH

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Ausstellung: „Munch. Unendlich“. Foto: © MUNCH

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Ein vertikales Museum Der Siegerentwurf von Estudio Herreros basiert auf der Idee eines turmförmigen Museums, in dem die Hauptfunktionen vertikal angeordnet sind. Mit seinen 60 Metern Höhe und seiner Verkleidung aus recycelten, perforierten Aluminium-Paneelen ist der Turm ein von allen Seiten gut sichtbares Wahrzeichen. Markant ist zudem der Knick, den das Gebäude macht. Mit insgesamt 13 Stockwerken und elf Galerien ermöglicht das MUNCH unterschiedliche Annäherungsweisen an Munchs Kunst und lässt seine Werke mit zeitgenössischer Kunst und anderen Werken von Vertretern der Moderne in Dialog treten. Die festen Ausstellungen basieren auf der Werksammlung des MUNCH, die hier endlich den Raum bekommt, den sie verdient. Die Räume be-

eindrucken nicht nur durch ihre Größe, sondern vor allem durch ihre Höhe. Der Museums-Turm, der auf einem dreigeschossigen Podium steht, hat zwei Zonen: eine statische und eine dynamische. Der statische Bereich ist eine geschlossene Betonstruktur, die strenge Anforderungen an Sicherheit, Luftfeuchtigkeit und Lichteinstrahlung erfüllt, um die wertvollen Kunstwerke angemessen schützen zu können. Der dynamische Bereich hat dagegen eine offene, transparente Fassade mit einem herrlichen Blick über die Stadt. Die Fassade verleihe dem MUNCH eine rätselhafte und sich ständig verändernde Präsenz in der Bjørvika-Bucht und spiegle die atemberaubenden Lichtverhältnisse

in Oslo wider, die sich im Laufe des Tages und der verschiedenen Jahreszeiten ständig ändern, sagt Architekt Jens Richter. Die Idee war, dass die Besucher nicht nur die Kunstwerke entdecken sollen, sondern auch Oslo und seine Geschichte. Auf diese Weise soll das Gebäude zu einer Erneuerung des umliegenden Stadtgebiets beitragen und eine Verbindung herstellen zwischen der Stadt und den Werken Edvard Munchs.

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Rechte Seite, oben: Der Tanz des Lebens, 1925 – Öl auf Leinwand von Edvard Munch. Foto: © MUNCH Linke Seite, unten: Das MUNCH in Bjørvika, Oslo Foto: Einar Aslaksen / MUNCH © MUNCH Rechte Seite, unten: Ein Kran hievt ein Kunstwerk mit einer Größe von mehr als 5 x 11 Metern durch einen großen Wandschlitz im 6. Stock. Foto: Kilian Munch © MUNCH

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Ein modernes Passivhaus An den Übergängen zwischen dynamischer und statischer Zone gibt es spezielle Schleusen zur Kontrolle von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Diese Systeme ermöglichen den Einsatz einer energiesparenden, natürlichen Belüftung. Außerdem vermeidet die geschlossene Ostfassade eine übermäßige Aufheizung im Sommer. Insgesamt wurden sehr viele der architektonischen Entscheidungen vor dem Hintergrund der

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Klimafreundlichkeit des Hauses gefällt. Das MUNCH ist daher nicht nur ein prestigeträchtiges Projekt für die Stadt Oslo, sondern wurde streng nach den FutureBuilt-Kriterien geplant. Seine kompakte Form, die hochwertige Verglasung sowie die teils natürliche Belüftung helfen dabei, die Treibhausgas-Emissionen um die Hälfte zu reduzieren.


Linke Seite, oben: Dynamische Zone im Innenbereich des MUNCH. Foto: Einar Aslaksen © MUNCH Rechte Seite, oben: Edvard Munch – Monumentalsaal, 6. Stock. Foto: © MUNCH Linke Seite, unten: Frieden und der Regenbogen (1918-1919), Ausstellung: „Monumental“ Foto: © MUNCH Rechte Seite, unten: Arbeiter an der Fassade des MUNCH Foto: © Høyden AS - Thomas Horgen

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Linke Seite, oben: Innenraum der Ausstellung „Schatten: Abbild und Inszenierung“. Foto: Einar Aslaksen © MUNCH Linke Seite, unten: Tracey Emin / Edvard Munch: Die Einsamkeit der Seele – 9. und 10. Stock Foto: © Munch-Museum; Kunstwerk © Tracey Emin; Mit freundlicher Genehmigung von Tate, ausgeliehen von der Sammlung Duerckheim 2015 Rechte Seite, oben: Munch-Museum Foto: Einar Aslaksen © MUNCH Rechte Seite, Mitte: Edvard Munch – Ausstellung „Munch. Unendlich“. Foto: © MUNCH Rechte Seite, unten: Edvard Munch – „Alles ist Leben“ 3. Stock. Foto: © MUNCH

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Städtischer Kai und beliebter Treffpunkt mit ausgewiesenen Bereichen zum Schwimmen Fotos: Guttorm Stilen Johansen © MUNCH

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Das MUNCH wurde aus kohlenstoffarmem Beton und recyceltem Stahl gebaut, und seine tragende Struktur wurde für eine technische Lebensdauer von 200 Jahren ausgelegt. Darüber hinaus entspricht das Gebäude den Standards für Passivhäuser. Die gewellten Aluminiumplatten schirmen das Sonnenlicht ab. Sie reflektieren und brechen das Sonnenlicht, um übermäßige Temperaturschwankungen zu vermeiden. Das Gebäude, sein konzeptioneller Ansatz und seine Konstruktionssysteme seien ein Ausdruck für das kollektive Engagement der norwegischen Gesellschaft für mehr Klimaschutz und Umweltverträglichkeit, so die Architekten.

den Energieverbrauch optimiert. Zudem gibt es keine Besucher- oder Mitarbeiterparkplätze. Die Lage in unmittelbarer Nähe zum größten öffentlichen Verkehrsknotenpunkt Oslos sowie 100 Fahrradparkplätze am Edvard-Munchs-Platz machen die Anfahrt mit dem Auto überflüssig.

Zusätzlich zu den baulichen Faktoren wurde eine Reihe weiterer Maßnahmen ergriffen, um die Klimabilanz des MUNCH zu verbessern. Das Gebäude ist zum Beispiel an ein Fernwärmesystem und an eine Seewasserkühlanlage angeschlossen. Außerdem verfügt es über ein Energiekontroll-System, das

MUNCH, Bjørvika Munchmuseet Edvard Munchs plass 1 0194 Oslo Tel. +47 23 49 35 00 info@munchmuseet.no www.munchmuseet.no

Linke Seite, oben: MUNCH Innenbereich Dynamische Zone Foto: Einar Aslaksen © MUNCH Linke Seite, unten: Edvard Munch – Sammlung des Kunstmäzen Stenersen, 11. Stock. Foto: © MUNCH Rechte Seite, oben rechts: Stein Olav Henrichsen, Direktor des MUNCH. Foto: Einar Aslaksen © MUNCH

IMMER AUF ABSTAND DER NEUE CONSERVO-DISTANCE MAGNETRAHMEN Der neue Museums-Bilderrahmen bietet jetzt noch perfektere Rahmenbedingungen für die konservatorische Einrahmung: mit magnetischen Abstandhaltern, eloxierter Aluminium-Rückwand, Klug Kartons und Bildsicherung – für besonders schützenswerte plastische Papierarbeiten oder schwebende Bildmontagen. Weitere Informationen zum CONSERVO-DISTANCE unter: halbe.de/conservo-distance

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vom allerersten Bild noch als Schüler bis zum letzten seine künstlerische Vita lückenlos abbildet. Edvard Munch hat stets für sich die besten Bilder behalten. Anders als zu der Zeit üblich, bevorzugte Edvard Munch keine opulenten Goldrahmen für seine Werke, sondern verwendete gern schlichte schmale Rundstableisten in weiß oder braun gebeizt. Damit seine Bilder von den Kräften der Natur den letzten Feinschliff erhielten, lagerte er sogar seine Werke und Rahmen draußen unter freiem Himmel. Mit Beginn des Baus des neuen Museums im Jahr 2015 entschied sich das MunchMuseum 500 der bedeutenden Gemälde neu zu rahmen, um sie sicher und geschützt der Welt zu präsentieren – angesichts der Tatsache, dass das Museum schon zweimal bei laufendem Betrieb überfallen wurde. HALBE-Rahmen und Werner Murrer Durch die intensive Auseinandersetzung mit den originalen Rahmen von Munch, bekamen die befreundeten Unternehmen Werner Murrer (www.murrer-rahmen.de) und HALBE (www.halbe-rahmen.de) im Rahmen einer internationalen Ausschreibung den Zuschlag für die Entwicklung und Anfertigung der neuen Munch-Rahmen. In enger Zusammenarbeit mit dem Museumsteam wurde so eine intelligente und individuelle Rahmenlösung geschaffen.

Neue Rahmen für Edvard Munch HALBE stattet zusammen mit Werner Murrer das Munch-Museum in Oslo aus

Vor wenigen Wochen hat Norwegen seinem bekannten Maler Edvard Munch ein Denkmal gesetzt. Neben gestalterischen Gesichtspunkten spielten dabei der Schutz und die Sicherheit der Bilder eine wichtige Rolle. Zusammen mit dem Spezialisten für zeitgenössische Rahmen Werner Murrer aus München bekam HALBE-Rahmen den Zuschlag für die Entwicklung eines nicht

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sichtbaren Innenrahmens, der höchsten konservatorischen Standards entspricht. Dabei wurde jeder Rahmen individuell für die Kunstwerke angefertigt. Meisterwerke neu gerahmt Nirgends sonst auf der Welt gibt es eine solche Fülle an Werken eines Künstlers, die

Das Innenleben der Munch-Rahmen Die Kernaufgabe von HALBE bestand darin, einen stabilen Innenrahmen zu konzipieren, der das Bild dauerhaft hält und schützt – vor Berührung, schädlichen UV-Strahlen, Staub und Diebstahl. Zudem muss er höchsten konservatorischen Anforderungen entsprechen und eine einfache Handhabung ermöglichen. Neben dem hohen Anforderungsprofil war darauf zu achten, dass die Werke nicht mit dem bruchsicheren Acrylglas Optium Museum Acrylic der amerikanischen Firma Tru Vue oder den zeitgenössischen Holz-Außenrahmen von Werner Murrer in Berührung kommen. Es durfte auch kein Holz oder holzartiges Material im Innenrahmen eingesetzt werden, da über die Jahrzehnte aus dem Holz ggf. Harz oder Gerbstoffe austreten könnten, die den wertvollen Bildern dauerhaft schaden.


Neuartige Rahmenlösung für die Museumswelt Die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Firma HALBE gehört seit 75 Jahren den perfekten Rahmenbedingungen. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich aus einer kleinen Werkstatt eine der weltweit führenden Qualitätsmanufakturen für Bilderrahmen. Die Besonderheit der Rahmen ist ihr Magnetrahmenprinzip, das die Basis für alle Rahmen bildet. Es ermöglicht, das Bilder einfach und komfortabel von der Vorderseite gerahmt und ausgetauscht werden können. „Da wir Metall-Experten in Verbindung mit Magnet-Lösungen sind, haben wir von Anfang an eine andere Konstruktion des Innenrahmens für die Munch Werke verfolgt“, sagt David Halbe, Geschäftsführer der HALBE-Rahmen GmbH. „Eigens dafür wurde ein völlig neuartiger unsichtbarer Innenrahmen entwickelt, dem unser Magnetrahmen „Pate“ stand.“ Alle verwendeten Materialien wurden einem speziellen Langzeittest (ODDY-Test) unterzogen, so dass eine sowohl physisch als auch chemisch sichere Rahmung der kostbaren Munch-Werke gewährleistet wird. Neben der schnellen und sicheren Rahmung ist es für Restauratoren äußerst praktisch, dass der Rahmen auch rückseitig durch eine herausnehmbare Rückwand zugänglich ist. Diese ist transparent und ermöglicht eine grobe optische Kontrolle des Gemälde-Zustandes. „Egal, ob ein kleines oder großes Kunstwerk von Edvard Munch für die Ausstellung im neuen Museum gerahmt wurde – jeder Rahmen wurde individuell für jedes Bild angefertigt. Leider waren die Originale dafür nicht in unserem Betrieb. Kein Museum lässt einen Rahmenbauer an seine Heiligtümer. Wir haben nur mit den exakten Maßen des Museumsteams gearbeitet und waren einige Male vor Ort“, betont David Halbe. „In der Entwicklungsphase haben wir uns unglaublich in die Tiefe der Materialeigen-

schaften eingearbeitet. Diese Erkenntnisse sind teilweise bereits in die Serienproduktion unserer Magnetrahmen eingeflossen bzw. befinden sich gerade in der Umsetzung.“

Der CONSERVO-DISTANCE ist wie jeder HALBE Magnetrahmen mit dem bewährten Magnetrahmenprinzip für schnelles und komfortables Einrahmen ausgestattet.

Der neue Museumrahmen mit Abstand Als konsequente Weiterentwicklung aus dem Projekt ist in diesem Zuge der CONSERVO- DISTANCE Magnetrahmen entstanden. Er ist eine Mischung aus CONSERVO und DISTANCE Magnetrahmen und damit das i-Tüpfelchen für eine konservatorisch anspruchsvolle Bildpräsentation. Restauratoren empfehlen die Bilderrahmen der CONSERVO Linie für den Schutz wertvoller Arbeiten in Museen oder Privatsammlungen. Während sich der CONSERVO Magnetrahmen für flache Papierarbeiten eignet, ist der CONSERVO-DISTANCE ideal für plastische Arbeiten und freischwebende Bildmontagen – also immer dann, wenn Abstand gefordert ist. Der HALBE CONSERVO-DISTANCE Magnetrahmen zeichnet sich durch Abstand zwischen Glas und Rückwand in Verbindung mit optimalen konservatorischen Bedingungen aus. Die magnetischen Distanzleisten sorgen für Abstand zum Glas. Das Professional-Grundelement hat eine vollflächig geschlossene Rückwand aus eloxiertem Aluminium, was für eine perfekte Planlage sorgt. Ein zertifizierter Karton der Firma Klug-Conservation und unsichtbare Bildsicherungen bieten Sicherheit für die gerahmte Kunst. Die Einlegetiefe für Bild und Passepartout ist leicht veränderbar dank lose eingelegter Materialien und ideale Glassorten sorgen für Schutz und Kunstgenuss. Die Aluminiumprofile und Holzleisten in zeitloser Farbund Formgebung lassen gestalterisch keine Wünsche offen und auch XL-Formate über 1200 x 1400 mm sind auf Anfrage möglich. Zu guter Letzt gewährleistet die Bauweise des Magnetrahmens eine staubdichte Rahmung und die Rahmen werden individuell nach Kundenwunsch produziert.

Linke Seite: Zu Beginn des Museumsbaus entschied sich das Munch-Museum alle Gemälde neu zu rahmen – darunter auch „Der Schrei“. Foto: © MURRER Rechte Seite, oben: Eigens für das Munch-Museum hat HALBE einen unsichtbaren Innenrahmen entwickelt, der die Bilder sichert und schützt. Fotos: © HALBE Rechte Seite, unten: Distanzleisten sorgen für den richtigen Abstand und die Aussparungen erleichtern deren Herausnehmen. Fotos: © HALBE

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Weder „süß“ noch ein „Löchle“ Das Café „Süßes Löchle“ in Lahr erhält den Denkmalschutzpreis 2020

Eher unscheinbar in die Häuserflucht der Friedrichstraße in Lahr eingebunden, so präsentiert sich das zweigeschossige traufständige Gebäude mit Satteldach und Schaufenster im Erdgeschoss. Doch verbirgt sich hier ein weit über Lahr hinaus bekanntes Café und eine spannende Haus-, Betriebsund Ortsgeschichte. Ins Denkmalbuch eingetragen, gerettet, trotz Turbulenzen durch drohende Zwangsversteigerung und fraglichen Fortbestand des Cafébetriebs, erfährt der kontinuierliche Einsatz von Eigentümern und vielen Engagierten in Lahr mit dem Denkmalschutzpreis Baden-Württembergs 2020 eine angemessene Wertschätzung. Bau- und Hausgeschichte Als einfaches und gut erhaltenes zweigeschossiges Gebäude, das die frühere

Bebauung der Friedrichstraße Lahrs erkennen lässt, wird das vierachsige Haus in den Inventarisationsunterlagen der Denkmalpflege aus den 1970er Jahren bezeichnet. Errichtet im 18. Jahrhundert als Handwerkerhaus mit massivem Erd- und Fachwerkobergeschoss, betrieb Eugen Hildebrand hier seit 1887 eine Konditorei und Feinbäckerei. 1889 erfolgte rückblickend betrachtet die wichtige Eröffnung des Cafés beziehungsweise Gastraums. Erst im Jahr 1891 erwarb Hildebrand das Anwesen. Vermutlich im Zusammenhang mit der Einrichtung eines Caféraumes mit Wein- und Likörausschank steht neben Umbauten im Erdgeschoss vom Haupthaus auch der Bau von Rückgebäude mit Back- und Richtstube. 1919 reichte sein Sohn Karl ein Baugesuch für Umbau, Aufwertung der Straßenfassade

und Aufstockung des Baus um ein Geschoss durch die Lahrer Architekten Meurer und Ruck ein, das aber nicht umgesetzt wurde. Der letzte große Umbau zwei Jahre später – also 1921– im Stil des Art-Déco prägt bis heute Café und Backstube.

Linke Seite: Friedrichstr. 14, 77933 Lahr, Fassade Rechte Seite, oben: Eingang in die historische Backstube Rechte Seite, unten: Blick in den Verkaufsraum heute Fotos: Michael Gregonowits © Adelheid Wagner, Archiv CSL

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Konditorei und Café mit Ausstattung Alles andere als unscheinbar präsentiert sich das Innere beider Gebäude. Es ist geradezu unglaublich, was sich alles bis heute erhalten hat: Der Verkaufsraum im Hauptgebäude zur Straße beeindruckt durch die geschlossen überlieferte Ausstattung aus der Zeit zwischen 1890 und 1921. Zunächst fallen ein imposanter Vitrinenschrank aus Kirschbaumholz mit ausziehbaren Arbeitsbrettern und eine Registrierkasse aus Messing von etwa 1910 auf. Die schlichte Glas- und Metallkonstruktion der Theke selbst weist zudem noch die historischen Ablagemöglichkeiten für Glasdosen zur Aufbewahrung von kleinen Köstlichkeiten auf. Hinter der Theke befinden sich Schränke mit Glaseinsätzen für Kekse und Bonbons. Das durch einen Glasabschluss vom Laden getrennte Café zeigt bleiverglaste Fenster mit Märchenmotiven, halbhohe Wandtäfer, viereckige Tische mit Marmorplatten, gepolsterte Stühle und Zweisitzerbänke sowie eine Anrichte samt Schubladen und Holzplatte. Die Wände zieren Ölbilder regionaler Motive des Lahrer Malers Wilhelm Wickertsheimer (1886-1968). Die Treppe zum Obergeschoss des Hauptgebäudes ist ebenso überliefert wie Stuck, Türen und Fenster des 19. Jahrhunderts, ein kleiner Kachelofen mit blauen Kacheln und das ausgebaute Mansardzimmer im Dachgeschoss; vormals für die Konditoren. Doch damit längst noch nicht genug.

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Im Rückgebäude präsentiert sich ein umfassender Einblick in Leben und Arbeiten des Bäcker- und Konditormeisters und dessen Gehilfen mit zugehöriger Technik und Geräten vom beginnenden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts: In der Back- und Richtstube des Erdgeschosses sind ein gemauerter Backofen aus der Zeit um 1900 und ein Elektrobackofen von 1942 zu bewundern. Darüber hinaus ein Transmissionsantrieb für eine Rührmaschine, eine Mahl- und eine Knetmaschine sowie Arbeitstische mit Schubladen, Gerätschaften und Geschirr zur Herstellung und Aufbewahrung von Konfekt und Keksen. Wellhölzer in einem Ständer sind ebenso darunter wie Rührschüsseln, Siebe, Ausstecher, Tüllen, Schneebesen, Bleche, Backformen und vieles mehr. Selbst alte Geschäftsbücher haben sich erhalten. Oberhalb der Backstube gibt es noch einen Schlafraum, wohl vom Beginn des 20. Jahrhunderts.


Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung im Bestand gefährdet Dieser reichhaltige bauliche Bestand mit Ausstattung und Zubehör aus unterschiedlichen Bau- und Modernisierungsphasen vom 18. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bewog die Landesdenkmalpflege 2005 dazu, das Objekt mitsamt der festen und beweglichen Innenausstattung als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung gemäß §12 des baden-württembergischen Denkmalschutzgesetzes ins Denkmalbuch einzutragen. Aufmerksam gemacht worden war die Inventarisation der Denkmalpflege durch Cafébesucher selbst, die diesen einzigartigen Schatz erkannt hatten.

Schon zwei Jahre vorher, im Jahr 2003, hatte sich eine Aktiengesellschaft aus über 100 engagierten Lahrer Bürgern gegründet. Die Mitglieder erwarben den Gebäudekomplex und verhinderten somit die Zwangsversteigerung; mit dem Ziel, gemeinsam die Institution Süßes Löchle zu bewahren: Die ehemalige Backstube im Hinterhaus wurde mit viel Liebe zum Detail als kleines Museum eingerichtet, kleinere Veranstaltungen wurden organisiert und durchgeführt und selbstverständlich der Cafébetrieb mit feinen Köstlichkeiten fortgeführt. Im Laufe der folgenden zwölf Jahre sollte sich jedoch immer deutlicher zeigen,

dass es einen erheblichen Sanierungsstau in den Gebäuden sowie Mängel in den Bereichen Brandschutz, Rettungswege und Gesundheitspolizei gab. Es wurde immer deutlicher, dass die Idee, diesen Schatz in Lahr mit vereinten Kräften in die Zukunft zu führen, ohne grundlegende Sanierungsmaßnahmen mit enormem finanziellen Einsatz nicht umsetzbar sein würde.

Linke Seite, Mitte: Bleiverglastes Fenster mit Märchenmotiv Linke Seite, unten links: Innenhof zwischen Vorder- und Hinterhaus Linke Seite, unten rechts: Im Verkaufsraum Registrierkasse 1910 Rechte Seite, oben: „Blauer Salon“ für festliche Anlässe nutzbar Fotos: Ronald Buck © Adelheid Wagner, Archiv CSL

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Sanierung 2017 bis 2018 2017 schließlich veräußerte die gemeinnützige Aktiengesellschaft das Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung mit besonderem Sanierungsstau. Wiederum einer glücklichen Fügung ist es zu verdanken, dass das Unternehmerehepaar Adelheid und Roland Wagner aus Lahr das Ensemble erwarb. Die jahrelangen Stammgäste des Cafés hatten zufälligerweise von dem beabsichtigten Verkauf und damit vermutlich verbundenem Ende des Cafés und Ensembles Süßes Löchle erfahren. Rasch entschlossen sie sich zum Kauf. Die neuen Eigentümer – Adelheid Wagner war gelernte Hauswirtschafterin und besaß damit ein besonderes Gespür für dieses vielfältige Ensemble – hatten die Absicht, alles so zu belassen, wie es war, nur die Mängel zu beseitigen und den Sanierungsstau zu beheben. Doch schon bald wurde ihnen klar, dass sie für die erforderlichen Maßnahmen ein Konzept, einen Planer mit Erfahrung im

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Umgang mit Altbauten und Abstimmungen mit den Denkmalbehörden dringend benötigten. Die Umsetzung sollte so zurückhaltend und behutsam erfolgen, dass vom wertvollen Bestand und vom Charme des Objekts nichts verloren ging. Die Baumaßnahmen mit den teils erforderlichen Ergänzungen sollten sich dem historischen Gebäude samt Ausstattung unterordnen. Das Konzept sah vor, dass die vormaligen Wohnräume des Obergeschosses teils die Küche aufnehmen und teils für das Café beziehungsweise zu Ausstellungszwecken genutzt werden sollten. Um das realisieren zu können, war ein breiterer Durchgang zwischen Küche und Wohnzimmer in der vormaligen Wohnung erforderlich. Die historische Grundrissstruktur blieb ablesbar, weil zu beiden Seiten Mauerzungen und der Unterzug zur Decke erhalten wurden. Zudem waren unter anderem eine neue Heizungsanlage und ein zweiter Rettungsweg erforderlich, um verschiedene Anfor-

derungen des Brandschutzes zu erfüllen. Auch die Toiletten wurden neugestaltet. Im Innenhof ist eine Aufwertung des Abstell- und Müllplatzes zu einer zusätzlichen Bewirtungsmöglichkeit erfolgt. Die Baumaßnahme wurde durch einen denkmalerfahrenen Kehler Planer und Bauleiter begleitet. Im Vorfeld führte man zudem eine restauratorische Untersuchung der Oberflächen durch. In enger Abstimmung zwischen Bauherrschaft, Planer, Restaurator und Denkmalbehörden ist auf dieser Grundlage die beste Lösung im Sinne des Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung entwickelt und anschließend umgesetzt worden. Die vergleichsweise wenigen erforderlichen Neuerungen und Ergänzungen – im Wesentlichen im Bereich von Technik und Sanitär – ordnen sich auf überzeugende Art und Weise dem umfassenden, vielfältigen und hochwertigen historischen Bestand unter.


Nicht „Süß“, nicht „Loch“ Es ist nicht bekannt, wieso die Bauten in der Friedrichstraße 14 von Lahr als „Süßes Löchle“ bezeichnet wurden. Vielleicht ist der Begriff „süß“ mit den Süßwaren der Konditorei und Bäckerei verbunden gewesen. Die Begrifflichkeit „Löchle“ könnte daher rühren, dass sich das Gebäude weit in den Hof hinein erstreckt und relativ schmal ist. Dass diese Bezeichnung erstmals auf einer Postkarte aus dem Jahr 1901 auftauchte, ist indes gesichert: „Conditorei und Café z. süssen Löchle“ heißt es dort. Zusammenfassend kann man die Geschichte des Gebäudeensembles aus heutiger Perspektive wohl eher als „turbulent und engagiert“ bezeichnen denn als „süß“. Ein ganzer „Berg“, ja ein „Schatz“ an Zeugnissen zur Orts-, Konditoreigeschichte, handwerklichen Traditionen und zur Kaffeekultur ist hier auf engstem Raum versammelt und erfahrbar gemacht, ein nicht vorhandenes „Loch“ scheint mehr als gestopft worden

zu sein. Weit über Lahr hinaus gilt das Café mit den zugehörigen Räumlichkeiten samt Interieur als Institution, eine wertvolle Nische im Lahrer Stadtleben konnte bewahrt und verstetigt werden.

Linke Seite, oben links: Transmissionsanlage um 1900 Linke Seite, oben rechts: Rührmaschine in der historischen Backstube Rechte Seite, unten Mitte: Altes Haustelefon mit Zuckerhasen aus der eigenen Produktion Rechte Seite, unten rechts: Gemütliche Sofaecke im oberen Caféraum Fotos: Ronald Buck © Adelheid Wagner, Archiv CSL Rechte Seite, oben: Caféraum im Stil des Art-Déco 1920 Foto: Michael Gregonowits © Adelheid Wagner, Archiv CSL

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Für die Denkmalpflege ist das einer der seltenen Glücksfälle: Aufmerksam gemacht wurde sie durch interessierte und aktive Bürger. Deren Grundanliegen war es, den umfassenden und einzigartigen Bestand zu bewahren und weiter zu tradieren. Dies gelang dank der Mitglieder der Aktiengesellschaft weit über zehn Jahre und schließlich durch eine solide vorbereitete und qualitätsvoll umgesetzte umfassende Sanierung durch die neuen Eigentümer Adelheid und Roland Wagner. Das Ergebnis nach jahrzehntelangen Anstrengungen um das „Süße Löchle“ ist weit mehr als erfreulich, nämlich als vorbildlich zu bezeichnen. Dank des Einsatzes der Bauherrschaft und der konstruktiven Zusammenarbeit aller Beteiligten erfährt das ausgetüftelte und maßgeschneiderte Nutzungskonzept, der überaus umsichtige und behutsame Umgang mit dem Gebäudekomplex und schließlich der umfassende Erhalt der einzigartigen Originalsubstanz mit der festen und beweglichen Ausstattung aus den verschiedenen Zeiten völlig zurecht eine Würdigung durch den Denkmalschutzpreis.

Literatur und Quellen: Klaus Ohnmacht: Chronik des Café „Süßes Löchle“ 2017, ergänzt 2019, unveröffentlicht, Lahr 2019. Adelheid Wagner: Ein Schatz für Lahr, „Das Leben danach“, Vortrag 08.10.2019 im Rahmen der Erzählreihe „Lahr erzählt“, unveröffentlicht, Lahr 2019. Bernhard Wink: Restauratorische Befundung Innen, unveröffentlicht, Offenburg / Zell-Weierbach 2017. Juliana Bauer: Café „Süßes Löchle“, Lahr 2014.

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Autorin: Monika Loddenkemper, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Dienstsitz Freiburg. Es handelt sich um einen Wiederabdruck des Beitrags aus Heft 2/2021 des Nachrichtenblattes der Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg – Es wurden andere Abbildungen als im Originalbeitrag verwendet.

Oben: „Historische Konditorei-Kunst“ Fachbuch 1900 Mitte: Blick in den Verkaufsraum anno 1900 Fotos: © Adelheid Wagner, Archiv CSL

Café Süßes Löchle Historisches Geschäfts- und Kaffeehaus Friedrichstr. 14 77933 Lahr Tel. 07821 99 66 440 info@cafe-suesses-loechle.de www.cafe-suesses-loechle.de

Für den Sprung in das digitale Zeitalter des Geschäfts- und Caféhauses gibt es bereits seit einigen Jahren einen eigenen Internetauftritt (https://www.cafe-suessesloechle.de).

AUDIOGUIDE CAFÉ SÜSSES LÖCHLE

Durch die Bundesförderung „Neustart Kultur“ war es möglich für das denkmalgeschützte Museums-Café einen Audioguide der ganz besonderen Art zu produzieren. Mit Hilfe des Unternehmens Museum.de und Dr. phil. Claudia Klein ist ein „Hörspiel“ entstanden, das die 16 Stationen amüsant, spannend und informativ begleitet – ob zu Hause, in der Ferne oder bei einer schönen Tasse Kaffee im Museum!

www.museum.de/m/45031



Fischereimuseum Bergheim an der Sieg Mehr als Fisch und Fang Autorin: Dr. Petra Dahlmann

Ein Fischereimuseum, das nicht an der Küste, sondern mitten im bevölkerungsreichen und städtisch geprägten Rheinland liegt? Ja, das gibt es tatsächlich! In Bergheim an der Sieg – letzteres ist wichtig, um eine Verwechslung mit dem nur gut 50 Kilometer entfernten Bergheim an der Erft zu vermeiden – steht

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das Museum der Fischereibruderschaft, die seit mehr als 1.000 Jahren Fischereirechte an Rhein und Sieg besitzt. Eine lange und einzigartige Geschichte, die bewahrt und den nachfolgenden Generationen zugänglich gemacht werden muss.

Das stellte 2016 auch die UNESCO fest und nahm die traditionelle Flussfischerei an der Mündung der Sieg in den Rhein in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland auf.


Über 1000 Jahre Fischereirechte an Rhein und Sieg Die Fischereibruderschaft zu Bergheim an der Sieg ist eine zunftähnliche Vereinigung, die über Fischereirechte an der Siegmündung und im Rhein verfügt. Die 987 entstandene Gemeinschaft von Fischern ist heute die älteste Vereinigung dieser Art in Deutschland. Am 18. Januar 987 verlieh Otto III. (980-1002) dem wenige Jahre zuvor gegründeten Damenstift zu Vilich alle Rechte eines ottonischen Reichsklosters und stellte es damit den reichsunmittelbaren Klöstern Quedlinburg, Gandersheim und Essen gleich. Erste Äbtissin wurde Adelheid (nach 965 / vor 970 bis vermutlich 1015), eine Tochter der Gründerfamilie, die im Kloster St. Ursula in Köln erzogen wurde und dort eine umfassende Ausbildung erhielt. Zwei zu Eins: Der „dritte Fisch“ für das Stift Am 25. Dezember 1144 garantierte König Konrad III. dem Vilicher Stift seine Freihei-

ten und Besitzungen. In der detaillierten Aufzeichnung werden auch die Jagd- und Fischrechte an der unteren Sieg erwähnt. Danach besaß das Stift Vilich im Dorf Bergheim fünf nicht lehnsrührige (abgabepflichtige) Güter. Die Fischerei des Klosters reichte von der Hasenweide (heute Friedrich-BreuerStraße in Beuel) bis zur Mondorfer Heide und die Sieg hoch auf beiden Ufern bis zur Stockfurt. Von allem was dort gefangen wurde, gehörte ein Drittel dem Kloster. Spätere Akten belegen, dass die übrigen zwei Drittel den „Fischern von Bergheim“ zustanden.

Linke Seite, oben: Ein gutes Fundament: Traditionen und Religiosität. Foto: Scheib Rechte Seite, unten links: Wappen der Fischereibruderschaft: 14 Punkte für die 14 Fischerfamilien, links der Hinweis auf den „dritten Fisch“, den man dem Kloster schuldete, rechts die Hl. Adelheid mit ihrem Äbtissinenstab und zwei Broten sowie drei Jakobsmuscheln. Foto: Wuller Rechte Seite, unten rechts: Der „rote Turm“ am Diescholl: Außenansicht des Fischereimuseums Bergheim an der Sieg. Foto: Unger

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Brotfisch und Backfisch. Foto: Scheib

Fisch und Fang – Aus dem Fischerleben

Vom Vater auf die Söhne An der Spitze der Fischereibruderschaft steht der Erste Brudermeister. Eine Mitgliedschaft in der Bruderschaft kann man nicht einfach beantragen, das Recht steht nur legitimen männlichen Nachfahren der 14 Fischerfamilien zu, die von Anfang an zur Bruderschaft gehörten. Inzwischen gibt es nur noch neun Familienstämme, fünf sind, weil ihnen die männlichen Nachkommen fehlten, ausgestorben. Nach alter Tradition treffen sich die

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Fischerbrüder zweimal jährlich, am ersten Samstag nach dem Dreikönigstag (6.1.) und am Samstag nach Johannes Baptist (24.6.), zum sogenannten „Geding“, einer Versammlung, auf der anstehende Probleme und Fragen erörtert sowie Jungfischer aufgenommen werden.

Die Nachfrage nach Fisch war früher groß, gab es doch im Jahr über 100 Fastentage. Da generell im katholischen Rheinland freitags kein Fleisch gegessen werden durfte, fischten die Bergheimer Fischer bevorzugt donnerstags. Der Fangtag lief nach einem festgelegten Ritual ab: Morgens gingen die Fischer mit ihren Zugnetzen in die Bergheimer Kirche zur Messe. Anschließend knüpften sie die Zugnetze zu einem bis zu


300 Meter langen Netz zusammen. Kranke Fischer oder Witwen, die ihr Netz zur Verfügung stellten, wurden am Fang beteiligt. Die Fischer bestimmten eine Ufer- und eine Bootsmannschaft. Das gefaltete, zusammengeknüpfte Netz hatte zwei Zugseile und lag im Boot, einer Schütt. Nachdem die Ufermannschaft eines der Zugseile aufgenommen hatte, lenkte die Bootsmannschaft das

Schiff in Richtung Strommitte, und das Netz wurde Meter für Meter ins Wasser gelassen. Danach drehte man das Boot stromabwärts und fuhr in einem großen Bogen zum Ufer, wo inzwischen auch die Ufermannschaft angelangt war. Das Netzwerk bildete somit einen Ring, aus dem die Fische nicht mehr entweichen konnten. Die gefangenen Fische wurden in drei Stapeln aufgeschichtet. Der eine ging an das Kloster in Vilich, dem

die Fischer von Bergheim seit alters her den „dritten Fisch“ schuldeten, die beiden anderen wurden gehältert (lebend aufbewahrt) oder gleich verkauft. Abnehmer fanden sich auf den Fischmärkten in Bonn und Köln. Die Frauen, die den Verkauf meistens übernahmen, lieferten aber auch direkt an Gastwirte. Oft wurden die Fische lebend verkauft, da die Kühlmöglichkeiten damals begrenzt waren.

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Und heute? 1000 Jahre Geschichte wollten bewahrt und neuen Generationen zugänglich gemacht werden. So reifte die Idee, anlässlich der 1000-Jahr-Feier im Jahr 1987 ein „Fischerhaus“ mit Museum einzurichten: Ein neuer Treffpunkt für die Mitglieder der Bruderschaft und gleichzeitig Ort der Traditionspflege und Präsentation der bewegten Vergangenheit der Bergheimer Fischerfamilien wurde geplant. Mit erheblichen Eigenmitteln, großem persönlichen Einsatz und Unterstützung des Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Troisdorf gelang es den Mitgliedern der Bruderschaft, dieses „Fischerhaus“ fertigzustellen. Allerdings platzte das erste Museum schon bald aus allen Nähten. Im Rahmen der „Regionale 2010“ – einem Strukturförderprogramm des Landes NRW – konnte das „alte“ Fischerhaus im November 2010 durch das neue Fischereimuseum mit seinem charakteristischen roten Turm oberhalb eines Altarms der Sieg ersetzt werden. Auch dieses Vorhaben unterstützten die Stadt Troisdorf und der Rhein-Sieg-Kreis sowie der Verein zur Förderung des Fischereimuseums der Fischereibruderschaft zu Bergheim an der Sieg e. V., die Fischereibruderschaft und die NRW-Stiftung Natur Heimat Kultur. Da die Berufsfischerei in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung verloren hatte, konzentriert sich die Bruderschaft darauf, überliefertes Wissen weiterzugeben, die historische Bedeutung der Flussfischerei zu veranschaulichen und Natur und Umwelt zu pflegen.

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Neben der Vermittlung der Geschichte und des Handwerks der Binnenfischer geht es im Museum vor allem um Natur und Kultur an der unteren Sieg, das Verhältnis von Mensch und Natur im Wandel der Jahrhunderte. Die Lage in der Siegaue ermöglicht immer wieder interessante Ausblicke. Als größtes Museumsobjekt zieht der unterhalb des Hauses liegende restaurierte Aalschokker „Maria Theresia“ alle Blicke auf sich. Von Zeit zu Zeit kann er auch besichtigt werden.

Das Museum engagiert sich intensiv im Bereich Umweltbildung und bietet Kindern und Jugendlichen zahlreiche Workshops zu unterschiedlichen Themen an, die im Rahmen des Projektes „FINNE – Fischwelt in Nordrhein-Westfalen neu entdecken“ gefördert werden. Selbstverständlich stehen die nähere Umgebung mit der Auenlandschaft, die Geschichte der Bruderschaft und der Flussfischerei sowie die Erkundung des „Gewimmels im Wasser“ und der Fische dabei im Mittelpunkt.


Gleichzeitig bieten verschiedene Themenführungen Erwachsenen interessante Einblicke in alte Handwerkstechniken, lassen die Geschichte der Bruderschaft und ihr nicht immer friedliches Zusammenleben mit den Mondorfer Fischern auferstehen oder schildern die Entwicklung der Schifffahrt auf Rhein und Sieg. Auch wer mehr über die Grenzen der Fischereirechte der Bergheimer Fischer erfahren möchte, ist bei einer Sonderführung gut aufgehoben. Kaum eine Frage zu den im Rahmen einer Fahrradtour oder einer Etappenwanderung zu besichtigenden Grenzsteinen wird unbeantwortet bleiben.

Linke Seite, oben links: Schild am alten Fischerhaus Foto: Scheib Linke Seite, oben rechts: Der Korbflechter H. Schell bei der Arbeit. Foto: Museum Linke Seite, unten rechts: Ins Netz gegangen. Foto: Museum Rechte Seite, oben links: Netze werden mit speziellen Nadeln gestrickt. Foto: Museum Rechte Seite, Mitte links: Workshop zum Leben der Krebse Foto: Klinke Rechte Seite, oben rechts: Aalschokker. Foto: Scholl Rechte Seite, unten: Ausstellungsraum. Foto: Wuller

AUDIOGUIDE FISCHEREIMUSEUM BERGHEIM AN DER SIEG

Fischereimuseum Bergheim | Sieg Nachtigallenweg 39 53844 Troisdorf-Bergheim Tel. 0228 - 94589017 info@fischereimuseum-bergheim-sieg.de https://fischereimuseum-bergheim.de

www.museum.de/m/45030

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Deutsches Klingenmuseum digitalisiert historisches Fechtbuch mit speziellem Buchscanner Für verschiedene Archivalien konzipiert: der Bookeye® 4 V1A-C35 von Image Access Autorin: Jessica Casper

Eingebunden ins bergische Städtedreieck ist die Stadt Solingen in NRW ein weltweiter Hotspot der Klingen. Wer hatte nicht schon einmal ein Messer „Made in Solingen“ in der Hand. Die Stadt wird daher auch Klingenstadt genannt. Was liegt also näher, als das Deutsche Klingenmuseum hier anzusiedeln, um Bestecke, Dolche oder Schwerter zu präsentieren. 1904 aus der „Fachschule für die Stahlwaren-Industrie“ hervorgegangen, existiert das Museum in seiner heutigen Form seit 1954. Immer schon im Solinger Stadtteil Gräfrath gelegen, zog das Museum 1991 in seine jetzigen Räumlichkeiten, das ehemalige Augustiner-Chorfrauen-Stift. Die typischen Kreuzgänge wurden dabei erhalten, in diesen sind die verschiedenen Sammlungen, geordnet nach Jahrhunderten, ausgestellt. Rund 35.000 Exponate umfasst der Gesamtbestand, zu dem auch eine der größten historischen Bestecksammlungen gehört. In der Ausstellung können etwa 8.000 Exponate besichtigt werden.

Linke Seite: Deutsches Klingenmuseum Solingen Rechte Seite, oben: Historische Bestecke Rechte Seite, unten: Felddegen aus dem 17. Jahrhundert Fotos: © Image Access & Deutsches Klingenmuseum

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Dr. Sixt Wetzler verbindet hier seine persönliche Passion mit der beruflichen Tätigkeit. Der seit 2020 amtierende Museumsleiter ist kein Unbekannter in der Fecht- und Kampfkunstforschung und verfügt als Kulturanthropologe über den wissenschaftlichen Hintergrund. Schon vor Corona stand für ihn das Thema Digitalisierung im Fokus, die Ausstellung soll interaktiver und mit medialen Elementen verknüpft werden.

Zudem werden die Sammlungen in den nächsten Jahren thematisch aufbereitet und nicht mehr nach den verschiedenen Epochen angeordnet. Eingebunden in das Modellprojekt Smart City Solingen erfährt auch die Website einen neuen, modernen Auftritt.

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Neben Blankwaffen oder Schneidegeräten diverser Epochen gehört zum Schatz des Museums ein riesiger Bestand historischer Bücher, darunter die sogenannten Bergischen Bibeln. Diese wurden per Kupferstich gefertigt und von den bergischen Kaufleuten als Kataloge benutzt, um Kunden in Europa und Übersee von der Qualität ihrer Waren zu überzeugen. Ein besonders wertvolles Fechtbuch ist der Thibault von 1630, der nun als erstes digitales Projekt mit dem Buchscanner Bookeye 4 V1A-C35 von Image Access digitalisiert wurde. 1994 mit einer Grafikkarten-Serie begonnen, hat sich das mittelständische Unternehmen mit Hauptsitz in Wuppertal bis heute zu einem der führenden Hersteller von Buch-, Flachbett- und Großformatscannern entwickelt. Ob Bibliotheken und Archive, Vermessungsbüros, Architekten, die Werbeindustrie oder eben auch Museen – unterschiedlichste Kunden vertrauen auf die Scanner-Expertise des „Hidden Champions“. Lokale Lieferanten, ein globales Distributoren-Netzwerk und nicht zuletzt rund 65 engagierte Mitarbeiter*Innen bilden den Kern erfolgreichen Unternehmertums seit mehr als 27 Jahren.

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Oben: Der Thibault von 1630 Unten: Dr. Sixt Wetzler digitalisiert am Bookeye 4 V1A-C35 das historische Werk Fotos: © Image Access & Deutsches Klingenmuseum

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400 Seiten galt es in höchster Bildqualität und mit viel Fingerspitzengefühl zu scannen. Die perfekte Aufgabe für den DIN A1-Scanner. Bei einer Auflösung von 600 dpi schafft er einen Scan in 4,1 Sekunden. Die einzigartige Buchwippenlösung erlaubt das Scannen sowohl im 140 Grad V-Mode ohne Glasplatte als auch flach unter der Glasplatte. Die motorisch betriebene Glasplatte unterscheidet drei Modi: ohne Glasplatte, Glasplatte fixiert und automatischer Modus. Im Automode läuft der Scanprozess vollautomatisch. Drucksensoren in den Buchwippentellern steuern den Andruck. Die Buchwippenteller sind motorisch angetrieben und bewältigen einen Hub von 35 cm oder 50 cm. „Innerhalb von zwei Tagen konnten wir das gesamte Buch digitalisieren. Der Buchscanner von Image Access steht in einem großen Showroom, die vielen verschiedenen Scanner hier sind wirklich beeindruckend. Wir sind von dem Ergebnis mehr als begeistert“, so Dr. Sixt Wetzler.

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Nach und nach gilt es nun rund 50.000 Seiten zu digitalisieren, so umfangreich ist die Buchsammlung des Klingenmuseums. Image Access ruht ebenfalls nicht und hat im letzten Jahr die 5. Buchscanner-Generation gelauncht. Verschiedene neue Modelle im DIN A2- und DIN A3-Format stehen derzeit zur Verfügung, weitere größere Scanner sind in der Entwicklung. Zudem ist kürzlich mit dem WideTEK 24F ein neuer Flachbettscanner an den Start gegangen. „Die letzten 1,5 Jahre haben einen enormen Fortschritt in der Digitalisierung bewirkt und Schub für neue mediale Angebote gegeben. Wir freuen uns sehr, an dieser Entwicklung teilzuhaben und mit unserem Scanner-Portfolio nun noch stärker kulturell und historisch wertvolle Werke sichtbar machen zu können“, erklärt Rüdiger Klepsch, Geschäftsführer der Image Access GmbH.

Oben: Exponate des 19. Jahrhunderts Unten: Rüdiger Klepsch, Geschäftsführer Image Access Fotos: © Image Access & Deutsches Klingenmuseum



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