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Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein

Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein und Landesmuseum Koblenz

Luftaufnahme des Kulturzentrums Festung Ehrenbreitstein oberhalb des Zusammenflusses von Rhein und Mosel. Foto: © Lufthelden

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Das Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein ist neben dem Zentrum der Antike in Trier eines der beiden Zentren der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Das Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein versteht sich als Drei-Sparten-Haus mit der Vermittlung des historischen Ortes Festung, als Landesmuseum und als Bühne für Kulturveranstaltungen der Generaldirektion Kulturelles Erbe und ihrer Partner und erreicht mit seinen Angeboten jährlich rund 650.000 Besucherinnen und Besucher. Das herausragende Kulturdenkmal mit seinen Museumshäusern und Veranstaltungsorten liegt auf einem 180 Meter hohen Bergsporn über dem Zusammenfluss von Mosel und Rhein und ist nördliches Tor zum UNESCOWelterbe Oberes Mittelrheintal. Von hier reicht der Blick über den Rhein, das Deutsche Eck und die Mosel bis ins Neuwieder Becken. Eine spektakuläre Fahrt über den Rhein mit der Seilbahn verbindet die Festung Ehrenbreitstein mit dem Rheinufer am Deutschen Eck und bringt somit die Festung in die Stadt hinein.

Linke Seite, o.: Orientierungsmodell der Festungsanlage Mitte: Entréegebäude mit Kassen und Shop Unten: Talstation der Seilbahn Koblenz Fotos: © museum.de

Rechts: Mit der Seilbahn Koblenz 850 Meter vom Deutschen Eck über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein Foto: © GDKE, Pfeuffer

Die Festung Ehrenbreitstein in ihrem heutigen Erscheinungsbild wurde ab 1817 vom Königreich Preußen als Teil der Festung Koblenz errichtet. Der Ehrenbreitstein spiegelt eine jahrtausendealte militärische Tradition wider. Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus der Zeit um 3.000 v. Chr. Bei einer archäologischen Ausgrabung wurden 2003 unter dem Fahnenturm Reste eines keltischen Adelssitzes entdeckt. Später entstanden hier eine römische Befestigung, eine mittelalterliche Burg und bis 1801 eine barocke Festung und Residenz der Kurfürsten von Trier. Nach deren Zerstörung war der Ehrenbreitstein eine Ruine. 1817 wurde der Grundstein für die heutige Festung gelegt, die bei ihrer Fertigstellung 1828 als uneinnehmbar galt. Die von den Preußen gebaute Anlage gehört zu den größten Festungen Europas: Meterdicke Mauern, Gräben, Tunnel, Brücken und Tore bestimmen noch heute das Bild des gewaltigen Komplexes.

Oben: Contregarde links. Hintergrund: Turm Ungenannt. Fotos: © GDKE, Pfeuffer

Heute ist die Festung Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz und beherbergt das Landesmuseum Koblenz, Gastronomie- und Veranstaltungsflächen bespielt vom zentralen Kooperationspartner Café Hahn, die Koblenzer Jugendherberge, das Ehrenmal des Deutschen Heeres sowie mehrere Direktionen und Stabsstellen der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Zur Bundesgar-

tenschau 2011 wurden in die Veranstaltungsfläche Teile des Festungsgeländes sowie das Vorgelände einbezogen. Auf letzterem entstand ein großzügiger Landschaftspark mit Aussichtsplattform.

Linke Seite oben: Blick vom Brunnendenkmal auf das Deutsche Eck Links: Die Kurtine verbindet Land- und Rheinbastion Rechts: Ehrenmal des Deutschen Heeres

Rechte Seite Oben links: Obere Terrassenbatterie mit dem Restaurant Casino Mitte und Rechts: Restaurant Casino Hintergrund: Rheinseitige Front mit Pulvermagazin und Jugendherberge im Hintergrund. Fotos: © museum.de

Spannende Einblicke in 5.000 Jahre Geschichte bieten die „Stationen der Festungsgeschichte“ und die Multimedia-Inszenierung „3.000 Jahre befestigter Ort“ im Fahnenturm. Auf einem Parcours durch die Festung werden die Besucherinnen und Besucher mit den Verteidigungsstrategien der Preußen, den einzelnen Festungsbestandteilen, dem Alltag auf der Festung und dem Vokabular des Festungsbaus vertraut gemacht: So sind Contregarde links und Contregarde rechts Teile des Hauptwalls mit Geschütz- und Wohnkasematten sowie Pulvermagazinen. In Tunnelgängen, den Poternen, konnten die Soldaten, vor feindlichem Feuer geschützt, die verschiedenen Festungsteile erreichen. Der Retirierte (zurückgezogene) Graben bildete für Eroberer das letzte Hindernis

vor dem Inneren der Anlage. Im Kanonengang präsentieren sich verschiedene Geschütze, die zur Bewaffnung der preußischen Festung Ehrenbreitstein gehörten. Auch ein Highlight der Festung: die 1524 in Frankfurt am Main gegossene Prunkkanone „Greif“. Im Übergang zwischen der Langen Linie und der Contregarde rechts können sich die Besucherinnen und Besucher mit ausgewählten Persönlichkeiten der Festungsgeschichte auseinandersetzen: Herrschern, Bauherren, Verteidigern und Bewohnern.

Oben links: Kanonengang mit Gesichtern der Festungsgeschichte. Mitte: Kanone Greif Unten: Abgang zum Retirierten Graben. © museum.de Rechte Seite: Grabung unterhalb des Fahnenturmes mit Multimedia-Inszenierung. Foto: © GDKE, Pfeuffer

Das Landesmuseum Koblenz ist ein kulturhistorisches Museum mit den Schwerpunkten Technik-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Landes Rheinland-Pfalz. Das Museum bespielt die Ausstellungshäuser zu den Themen Archäologie, Fotografie, Wein und Genuss sowie das Haus der Kulturgeschichte. Das Haus der Fotografie zeigt eigene Ausstellungen aus der Landessammlung zur Geschichte der Fotografie, zuletzt zu Leben und Werk des jüdischen Fotografen Max Jacoby. Mit den „guten aussichten – junge deutsche fotografie“, also den Arbeiten der Preisträger des renommierten Nachwuchsförderpreises oder den Preisträgerarbeiten des Dr.-Berthold-Roland-Fotopreises setzt es sich auch mit sehr „jungen“ Positionen zur rheinland-pfälzischen und nationalen Fotografie auseinander. Im WeinReich Rheinland-Pfalz des Haus des Genusses lernen die Gäste die 2.000-jährige Kulturgeschichte des Weinbaus in den rheinland-pfälzischen Anbaugebieten kennen und haben die Möglichkeit, ausgewählte Weine in der Vinothek zu verkosten. Aktuell können sich die Besucherinnen und Besucher in der forschenden Ausstellung „Esskulturen – Das wundersame Wirken der Dinge“ mit Tischsitten, Speisegewohnheiten und Ritualen auseinandersetzen. Das Haus der Archäologie zeigt die Verborgenen Schätze – Archäologie an Mittelrhein und Mosel. Sie umfasst die bedeutendsten Funde aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz, gespeist aus dem Fundus der Landesarchäologie, sowie wechselnde Kabinettausstellungen unter dem Motto „Der aktuelle Fund“.

Oben: Weinkaraffe im WeinReich Rheinland-Pfalz

Unten: Grabbeigabe „Blaues Boot“ aus einem römischen Frauengrab Rechts: Vinothek im WeinReich Rheinland-Pfalz Fotos: © GDKE, Pfeuffer

In den Gebäuden Hohe Ostfront und Landbastion wird voraussichtlich bis 2024 auf mehr als 1.200 Quadratmetern Ausstellungsfläche die Dauerausstellung des neuen Hauses der Kulturgeschichte der Wirtschaft, Technik und Gesellschaft Rheinland-Pfalz entstehen (Arbeitstitel). Die Dauerausstellung soll den Zeitraum vom beginnenden 19. Jahrhundert bis heute in den Blick nehmen.

Die „Historischen Zeitgärten“ auf den Dächern der Festung zeigen Anlagen aus zurückliegenden Jahrtausenden.

Basis für die Museumsarbeit sind die umfassenden Sammlungsbestände zur Technik-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Landes Rheinland-Pfalz. Zuden Beständen gehört auch die Landessammlung zur Geschichte der Fotografie. Das Landesmuseum Koblenz ist offen für ein breites Themenspektrum und orientiert sich mit seinen Dauer- und Wechselausstellungen an den sehr unterschiedlichen Interessen der Festungs- und Museumsgäste. Zum Portfolio gehören große interaktive Familienausstellungen zu Themen mit wirtschafts- und technikgeschichtlichen Hintergründen wie die

Ravensburger Spielewelten, HighTech Römer, Tradition Raiffeisen – Wirtschaft neu denken, Willkommen@Hotel Global, HARIBO oder 40 Jahre Playmobil ebenso wie kleine Kabinett-Ausstellungen zu Themen aus den Sammlungsbeständen. Diese Ausstellungen gehören zu den zentralen kulturellen Angeboten der Festung Ehrenbreitstein und finden je nach Thema auch in Zusammenarbeit mit anderen Fachdirektionen der GDKE statt. Darüber hinaus betreut das Landesmuseum Koblenz eine umfangreiche Privatsammlung zum bürgerlichen Leben und Arbeiten im belgisch-deutsch-französischen Grenzgebiet des Sammlers Alex Poignard und einen Sammlungskomplex zur Funk- und Fernsehgeschichte.

Das Landesmuseum Koblenz legt großen Wert auf die Vermittlungsarbeit und die museums- und kulturpädagogische Betreuung aller Alters- und Bevölkerungsgruppen. Es kooperiert entsprechend seiner thematischen Vielfalt mit sehr unterschiedlichen Institutionen und Partnern, zu denen auch die Fachdirektionen der GDKE zählen. Unter dem Motto „Geschichte (an-)fassen!“ können beispielsweise im Hands on-Erlebnisbereich

Oben: Gauklerfestung. Foto: © Café Hahn Mitte: Historische Zeitgärten. Foto: © GDKE, Pfeuffer Unten: Interaktive Familienausstellung „Ravensburger Spielewelten“. Foto: © GDKE, Pfeuffer Rechts: Verbindungssteg zwischen Turm Ungenannt und der Langen Linie. Foto: © museum.de

800.000 Jahre Geschichte „live“ erlebt werden. In den Wintermonaten findet die Jagd nach der Goldenen Kanonenkugel statt. Es handelt sich hierbei um eine lehrreiche Schnitzeljagd mit einem Fragebogen für Kinder und Jugendliche. Das Museum wird in seiner Arbeit finanziell und ideell unterstützt von einem großen engagierten Förderverein.

Oben: Festungsleuchten. Foto: © Robert ten Caaten Unten: Landpartie auf dem Oberen Schlosshof Foto: © GDKE, Reno Müller Messen

Das Höhenfeuerwerk Rhein in Flammen wird alljährlich am zweiten Samstag im August von der Festung Ehrenbreitstein gegenüber von Koblenz abgeschossen. Hunderttausende Besucher entlang der Rhein- und Moselpromenaden und auf den Schiffen des größten Schiffskorsos Europas verfolgen dieses Spektakel. Die Historienspiele sind eine der größten Historienveranstaltungen Deutschlands. Die Historienspiele lassen eine 3000-jährige Geschichte von den Kelten, Römern und Rittern bis zu den Kurtrierern und Preußen lebendig werden. Seit der Mit der Bundesgartenschau 2011 ist das Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein zu einem der großen Veranstaltungsorte in Rheinland-Pfalz ausgebaut worden. Die großflächigen Gräben, die Hauptbühne, die Kuppelsäle, der Lichthof und die Festungskirche eignen sich hervorragend für ein großes Spektrum an Veranstaltungen, das von großen Festivals und Messen, über Freilicht-Opernaufführungen des Theaters Koblenz bis hin zu Konzerten von Klassik über Rock bis hin zu mittelalterlicher Musik reicht. Seit 2013 findet im Frühjahr das FestungsLeuchten, ein Lichtkunstfestival aus Lichtern und Klängen statt. Im Sommer locken das Weltmusikfestival Horizonte und die Gauklerfestung, veranstaltet von Café Hahn und seinem Förderverein, die Menschen ins Kulturzentrum. Die beiden Messen Landpartie und Mittelrhein-Deluxe führen zehntausende Menschen auf die Festung. Ein Christmas Garden verwandelt die Festung in der Winterzeit erstmals zum Jahreswechsel 2020/21 in eine leuchtende, geheimnisvolle Kulisse und in eine beeindruckende Szenerie. Millionen Lichtpunkte eröffnen bisher unbekannte Blickwinkel auf die monumentale Architektur der Festung Ehrenbreitstein.

Langfristige Ziele sind die Sicherung und der weitere Ausbau des Kulturzentrums. Ein hoher Stellenwert kommt der Sanierung und dem musealen Innenausbau des Hauses der Kulturgeschichte zu.

Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein/ Landesmuseum Koblenz Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein 56077 Koblenz Tel. 0261 6675-0 informationen.festungehrenbreitstein@ gdke.rlp.de http://www.tor-zum-welterbe.de

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