50pluslautern weihnachtsausgabe 2015

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50+Lautern Das Regionalmagazin für die besten Jahre Winter 2015/2016

onal i t a n r e t In The Big Night e i g o o W Boogie Uhr, 0 2 , r e b m 28. Deze arn Kammg

Im Fokus: Verlassene Großeltern Region: Harald Jürgens bleibt

Kultur: Albert Koch: Das große

Gesellschaft: Sucht in der

Sport: Sicher durch den

Seniorenbeiratsvorsitzender zweiten Lebenshälfte

Weihnachtsinterview Winter



Editorial

Liebe Leser,

Inhalt:

Im Fokus

04 Verlassene Großeltern

Leben in der Region

06 Harald Jürgens bleibt Seniorenbeiratsvorsitzender 07 Das ändert sich für Energieverbraucher 08 Gute Zusammenarbeit wird fortgeführt 10 Mediation – Selbstbestimmt Streitsituationen beilegen 11 Aus der Region

Gesellschaft

12 Sucht in der zweiten Lebenshälfte 14 Die Weihnachtsgeschichte von Tjark Evers

Gesundheit

16 Mehr als nur Bewegung

Pflege

17 Nachrichten aus der regionalen Pflege

Freizeit und Kultur

19 Das große Weihnachtsinterview: Albert Koch

DDT

22 Der Dolmentocher spricht! Die lebendige Grippe

Grafik: VladoV/dollarphotoclub.com

Endspurt! Die letzten Adventstage liegen vor mir, während ich diese Zeilen schreibe. Die Vorweihnachtszeit ist traditionell in der Redaktion besonders hektisch. Viele Pressetexte müssen verfasst werden, verschiedene Printprodukte müssen noch schnell in den Druck und immer – aber auch immer kommt in letzter Sekunde noch irgendeine kleine Katastrophe. Es ist nicht so, dass das nicht auch während des restlichen Jahres passiert. Aber im Dezember ist es besonders tragisch. Denn schließlich fehlt mehr als eine ganze Arbeitswoche. Zwischen den Jahren gibt es wenig, was erledigt werden kann. Und so hetzt man die gesamte Vorweihnachtszeit von einem Termin zum nächsten, arbeitet Nächte durch und weiß am Schluss kaum noch, wo einem der Kopf steht. Stille Nacht, heilige Nacht? Einkehr und Besinnlichkeit? Fern davon. In wenigen Stunden muss auch dieses Heft in den Druck gehen. Dann wird auch in unserer Redaktion ein wenig Ruhe einkehren. Die wird auch bitter benötigt. Ich persönlich denke derzeit weniger an Weihnachtsplätzchen oder Krippenspiel, nein, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als einfach einmal wieder rechtzeitig ins Bett zu kommen und am Morgen frisch und ausgeschlafen zu sein. Und meinen Kollegen geht es da vermutlich nicht anders. Meinen treuen Mitstreitern möchte ich an dieser Stelle herzlichen Dank sagen. Allen voran unserem Anzeigenberater Wolfgang Franz, der unermüdlich in Kaiserslautern unterwegs ist. Er kümmert sich wie ein Vater um unser 50+Lautern. Simone Neusüß bestückt uns von Beginn an mit spannenden Beiträgen und Ideen und hat in diesem Jahr gleich mehrfach Artikel beigetragen, die auf großes Leserinteresse gestoßen sind. Mit ihr Ideen zu spinnen, macht großen Spaß. Ein wesentlicher Ideengeber ist auch der SeniorenbeiratsvorsitzenderHarald Jürgens, der sich regelmäßig einbringt und immer ein offenes Ohr für einen Plausch hat. Mit Caroline Weiland hat sich die Redaktion zum Ende des Jahres ebenfalls weiter verstärkt. Eigentlich ist sie die Fachfrau für KFZ-Mobilität, aber in dieser Ausgabe hat sie bewiesen, dass sie sich auch in Sachen Fitness auskennt. Mobilität einmal anders. Nicht vergessen will ich auch unseren Dolmentocher. Er sorgt regelmäßig für die „Uiuiui-Momente“ in der Redaktion, und manchmal fordert er unseren ganzen Mut. Unsere Druckerei ist unschlagbar! Ohne die wundervollen Menschen dort, wären wir gerade bei eiligen Terminen ganz aufgeschmissen. Ganz herzlich danke ich auch unseren Anzeigenkunden, die für das Fortbestehen dieses Blattes sorgen. Und dann ist da noch unser Verteiler, der nicht nur dafür sorgt, dass das 50+Lautern zügig seinen Weg zu den Auslagestellen findet. Nein, er klopft auch einmal eine hängende Schulter und sorgt mit bissigem Humor für gute Laune. Ich wünsche Ihnen, liebe Leser, frohe Weihnachten und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2016 Ihre Miriam Dieckvoß

Impressum: Herausgeber: Redaktionsbüro Miriam Dieckvoß Merseburger Straße 67 67663 Kaiserslautern Fon: 0631 34359937 E-Mail: info@5opluslautern.de www.50pluslautern.de Redaktion: Miriam Dieckvoß (md) (V.i.S.d.P) Caroline Weiland (cw) Simone Neusüß

Mit (pm) gekennzeichnete Beiträge sind der Redaktion als Pressemeldung zugegangen.

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Anzeigen: Miriam Dieckvoß (verantwortlich) Wolfgang Franz E-Mail: anzeigen@50pluslautern.de Layout: Miriam Dieckvoß Druck:: DRUCKMÜLLER GmbH Malsfeldstraße 18 57539 Roth

Das Magazin 50+Lautern erscheint sechsmal jährlich in einer Auflage von 5.000 Stück und ist an verschiedenen Auslagestellen in Kaiserslautern Stadt und Landkreis (Arztpraxen, Geschäften, öffentlichen Einrichtungen...) kostenlos erhältlich. Titelbild: pm/Fotowerkstatt KL/Johanna Leonhardt 50+Lautern


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Im Fokus

Verlassene Großeltern Grafik: Peter Kögler/dollarphotoclub.com

Die Gruppe „Verlassene Großeltern“ zieht nach dem ersten Jahr ihres Bestehens eine Bilanz Nach ihrem einjährigen Bestehen hat die Selbsthilfegruppe “Verlassene Großeltern“ eine erste Zwischenbilanz gezogen. Die Gruppe, die im August 2014 für Kaiserslautern und Umgebung mit Unterstützung von KISS Mainz gegründet wurde, findet großen Anklang und viele Teilnehmer weit über die Region Kaiserslautern hinaus. Sie soll Großelternpaaren, Großmüttern und Großvätern eine Möglichkeit geben, sich mit ebenfalls Betroffenen zu treffen und auszutauschen, wenn sie von ihren Enkeln aus den unterschiedlichsten Gründen getrennt wurden. Das ist vor allem deshalb nötig, weil das Thema noch immer tabuisiert wird. „In der Gruppe können sich die Betroffenen fallenlassen, sie wissen, dass sie verstanden werden und können sich gegenseitig helfen und unterstützen“, sagt Manfred Fischer. Er hat die Gruppe initiiert, die sich im CaritasStübchen Ecke Steinstraße/Engelsgasse in Kaiserslautern an jedem ersten Dienstag im Monat ab 17 Uhr trifft. An einem Novemberabend brennt Licht im Caritas-Stübchen. Im Inneren ist es angenehm warm, um den großen Tisch 50+Lautern

sitzen neun Frauen und vier Männer. Die Meisten von ihnen haben den Kontakt zu ihren Enkeln aus verschiedenen Gründen verloren. Zumeist liegt es an den Kindern oder Schwiegerkindern, die ihnen den Kontakt zu den Enkeln verwehren. Dabei ist das Umgangsrecht der Großeltern mit ihren Enkelkindern gesetzlich in § 1685 BGB geregelt. Doch leider führt diese gesetzliche Regelung nur in wenigen Fällen dazu, dass sich Großmütter und Großväter tatsächlich im Ringen um den Kontakt zu den Enkeln durchsetzen können. Denn in Deutschland müssen sie darlegen, dass der Umgang dem „Wohl des Kindes“ dient, bei ihnen liegt hier die Beweislast. Doch wie können die Großeltern einen solchen Nachweis führen? Er ist nahezu unmöglich. In Belgien und Frankreich hat man dies erkannt, und geht davon aus, dass der Kontakt mit den nahen Verwandten für das Kindeswohl zuträglich ist. Hier müssen Eltern, die den Umgang der Großeltern mit dem Enkel verhindern wollen, beweisen, dass der Umgang dem Kind schadet. In Deutschland wird vor allem dann davon ausgegangen, dass der Umgang förderlich ist, wenn eine gewachsene Bindung besteht. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Großeltern die Kinder

mehrfach wöchentlich sehen und versorgen. Darüber hinaus wird grundsätzlich dem Erziehungsrecht der Eltern Vorrang gegeben. Die Rechtsprechung verkennt dabei nur allzu oft, dass die Großeltern eine wichtige Brücke zur Familiengeschichte und damit zur eigenen Identität des jungen Menschen sind. Manfred Fischer gibt zu bedenken, dass durch die negative Beeinflussung der Kinder durch die Eltern Misstrauen und Argwohn gegenüber den Großeltern geweckt wird. Damit gehe den Kindern nicht nur die wichtige Bindung zu Menschen verloren, die eigentlich Bezugspersonen darstellen sollten. Es könne auch nicht gut für die psychische Entwicklung sein, wenn den Kindern bereits in jungem Alter das Vertrauen in den engsten Verwandtenkreis genommen werde, der eigentlich als wichtiger Rückzugsort dienen sollte. „Niemand kann sagen, welche Narben der untersagte Kontakt zu uns Großeltern in einer Kinderseele hinterlässt. Niemand kann unseren Enkelkindern die verlorene Zeit mit uns zurückgeben“, sagt Fischer. Doch auch an den Großeltern geht die Kontaktlosigkeit nicht spurenlos vorbei. Davon können die zahlreichen Anwesenden berichten. Viele von ihnen haben lange Auseinandersetzungen mit den El-


Im Fokus tern hinter sich, haben sich mit Jugendämtern, Anwälten und Gerichten befassen müssen und viel Kraft und Energie aufgewendet, im Kampf um die Enkel. In der Gruppe versuchen sie, sich gegenseitig zu stärken. Im Caritasstübchen stoßen verlassene Großeltern nicht nur auf Leidensgenossen, die ihnen Verständnis und echtes Mitgefühl entgegenbringen. Nein, hier wird auch gefachsimpelt und sich gegenseitig aus eigenem Erfahrungsschatz heraus beraten. Die Gründe, weshalb der Kontakt zu den Enkeln plötzlich abbricht, sind vielfältig. Eine Großmutter berichtet, der Bruch mit ihrem jüngsten Enkel sei ganz plötzlich gekommen. Sie habe einen Enkel aus erster Ehe ihrer Tochter. Er habe immer wieder davon gesprochen, dass er sich nicht mehr zuhause wohlfühle, nachdem seine Mutter einen neuen Partner gefunden und mit ihm ein Kind bekommen hatte. Immer wieder bat er die Großmutter, doch zu ihr ziehen zu dürfen. „Immer wieder habe ich ihm erklärt, dass ich eine alte Frau bin, dass das nicht geht. Doch als er eines Tages drohte, er werde sich umbringen, wenn er weiter im neuen Zuhause bleiben müsse, da war ich doch alarmiert“, berichtet sie. Sie habe den Jungen beruhigt und ihm gut zugeredet. „Dabei habe ich gesagt, bevor er sich umbringen würde, könne er natürlich zu mir kommen. Ich hatte große Sorge, denn ein Freund von ihm hatte sich kurz zuvor tatsächlich das Leben genommen.“ Kurz darauf wurde sie vom Schwiegersohn zur rede gestellt. Er konfrontierte sie mit Vorwürfen darüber, dass sie dem älteren Enkel das Angebot gemacht habe, ihn bei sich aufzunehmen. Sie mache damit die Familie kaputt. Mittlerweile darf sie den jüngeren Sohn der Familie nicht mehr sehen. Alle Versuche, die Familie umzustimmen, liefen bisher ins Leere. „Ich liebe meinen kleinen Enkel und würde ihm so gerne etwas Gutes tun“, sagt sie traurig. Eine andere Großmutter berichtet über den Kampf, den ihre Tochter und sie selbst mit den verschiedensten Ämtern ausgefochten und bisher verloren haben. Der Junge, liebes, intelligentes Kind, litt an einer Aufmerksamkeitsstörung. Die Mutter bemerkte, dass die schulische Leistung nicht den Fähigkeiten ihres Sohnes entsprach und dass sie selbst nicht in der Lage war, ihn seiner Situation entsprechend zu fördern. Ihr wurde geraten, sich an das Jugendamt zu wenden und eine Eingliederungshilfe zu beantragen. Ihr Ziel war die bessere schulische Förderung ihres Kindes. Auf Anraten ihres Gesprächspartners beim zuständigen Jugendamt, unterschrieb

sie ein Dokument, das besagte, dass sie nehmer uneingeschränkt zu. Auch sie sich als teilweise erziehungsunfähig empfinden den Kontaktabbruch als eine empfindet. Das entsprach nur insofern Waffe, den die Kinder und Schwiegerder Realität, als sie die Eingliederung kinder nach Belieben gegen sie richten des Sohnes in die Schule aufgrund sei- können. Immer wieder fallen dieselben ner Aufmerksamkeitsstörung nicht selbst Namen. Richter, Anwälte, Jugendamtsleisten konnte. Ein schwerer Fehler, wie mitarbeiter. Die Großeltern fühlen sich sich später herausstellen sollte. Denn nicht gehört und zum Teil auch regelaufgrund dieser Erklärung durchlief der recht hinter das Licht geführt. Auf dem Junge mehrere Internate, in denen die Tisch liegen amtliche Schreiben und UrKinder nicht immer optimal unterge- teile, die den Wahrheitsgehalt des Gesagbracht waren, die Mutter kämpfte gegen ten belegen. Das erlittene Unrecht nagt Vernachlässigung des Kindes, musste zusätzlich an den Seelen der Großeltern. dagegen ankämpfen, das Sorgerecht „Gibt es denn so etwas wie Gerechtigkeit ganz an den Vater abtreten zu müssen, überhaupt?“, wird gefragt. Eine Dame der sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht sagt: „Ich empfinde den Staat mittlerum seinen Sohn gekümmert hatte, aber weile als Gegner. Mir fehlt die Einsicht für die involvierten Behörden deutlich bei den Verantwortlichen, dass sie die bequemer war. Der Mutter unterstellte Kinder schützen müssen. Auch vor den man ein unbotmäßiges Verhalten, wenn Eitelkeiten der Eltern. Diese Menschen, sie sich gegen Ungerechtigkeiten und die unser Umgangsrecht mit Füßen treUngereimtheiten wehrte. Heute lebt der ten, sind eigentlich dazu da, die Kinder Enkel in einem Heim. Die Großmutter zu schützen. Doch ich kann nicht sehen, kann keinen Kontakt zu ihm aufnehmen. dass die Behörden hier ihrer Aufgabe Sie weiß aber, dass er mittlerweile be- nachkommen, wenn sie uns nicht einmal reits mit dem Gesetz in Konflikt geraten anhören. Wenn sie nicht genau hinschauist. „Wir wollten doch nur, dass das Kind en und sich nicht für die tatsächliche Siseinen Fähigkeiten entsprechend geför- tuation interessieren.“ dert wird“, klagt sie. Eine resolute Großmutter meldet sich zu Eine Dame und ein Herr berichten, sie Wort. Sie selbst ist nicht verlassen, sonhätten sich beide gleichermaßen selbst dern hat ihre Enkelin nach dem Tod ihrer von den Kindern und damit den eigenen Tochter großgezogen. Aber auch sie hat Enkeln losgesagt. Über Jahre hinweg gegen Windmühlen gekämpft, um ihr hatten sie von ihren jeweiligen Kindern Umgangsrecht und letztlich die Erzieimmer wieder Erpressungen hinnehmen hungsberechtigung zu erstreiten. Doch müssen. Ob Geld oder ein bestimmtes sie hat sich durchgesetzt. Heute macht Verhalten: Die Drohung lautete immer sie den verlassenen Großeltern Mut, „sonst siehst Du die Enkel nicht mehr“. weiterzukämpfen, auch wenn es hoff„Dabei wird man psychisch krank“, sagt nungslos erscheint. Und sie appelliert an die Großmutter. „Da hilft nur die konse- die Eltern, die den Großeltern die Kinder quente Trennung.“ Allerdings habe sie entziehen, diesen Schritt noch einmal zu sichergestellt, dass ihre Enkelin weiß, überdenken. Schließlich seien Großeldass sie jederzeit bei ihr willkommen ist. tern für die Enkel wichtige Begleiter im Eine andere Großmutter stimmt ihr zu. Leben. (md) Sie ist allerdings noch nicht soweit, sich ganz zu lösen. „Die Eltern haben uns völlig in der Hand. Wir Groß) neben Fliesen Vatter (KL-Hohenecken eltern dürfen uns keine ‚Sperenzien‘ leisten. Noch nicht einmal den Mund aufmachen. Wenn ich mich nicht so verhalte, wie meine Schwiegertochter Das Nähmaschinen Haus-Team wünscht das wünscht, ist Ihnen und Ihrer Familie ein fröhliches und der Kontakt zur besinnliches Weihnachtsfest und viel Enkelin sofort unGlück, Gesundheit und Erfolg im Neuen Jahr. terbrochen“, berichtet sie. Das Nähmaschinen Haus · Tel.: 06 31-3 507818 Im Erfenbacher Tal 16 A · 67661 KL-Hohenecken Hier stimmen ihr E-Mail: info@dasnaehmaschinenhaus.de • www.dasnaehmaschinenhaus.de die anderen Teil-

Das Nähmaschinen Haus

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Leben in der Region

Harald Jürgens bleibt Seniorenbeiratsvorsitzender Stellvertreter sind Helga Bäcker und Hans-Joachim Vögler

Foto: pm/Stadt Kaiserslautern

Harald Jürgens ist alter und neuer Vorsitzender des Seniorenbeirats. Das hat die Wahl in der konstituierenden Sitzung ergeben. Zu seinen Stellvertretern wurden HansJoachim Vögler und Helga Bäcker gewählt. Schriftführer wurde Heinz-Werner Ix, zum Budgetverwalter wurde Karl Metzger gewählt. Bürgermeisterin Susanne Wimmer-Leonhardt überreichte den neuen Beiratsmitgliedern ihre Ernennungsurkunde. Die Wahl des neuen Beirats fand am 23. September statt. Insgesamt besteht der Rat aus 20 Mitgliedern und vier Stellvertreter. Erstmals gewählt wurde er 1996, zunächst im Dreijahresrhythmus, ab 2005 im Fünfjahresrhythmus. Weitere Informationen zur Arbeit des Seniorenbeirates erhalten Interessierte bei den Mitgliedern (Telefon 365-4408 – donnerstags von 10 bis 12 Uhr), bei der Stadtverwaltung, Referat Soziales, Seniorenberatung (Telefon 365-4063, 365–4064, 365–2280) oder auf der Internetseite der Stadt Kaiserslautern. (pm)

100 Sitzungen bestritten

Arbeitskreis „Barrierefreie Stadt“ blickt auf erfolgreiches Wirken zurück

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Foto: pm

Der Arbeitskreis „Barrierefreie Stadt“ hat im Dezember seine hundertste Sitzung feiern können. Die Jubiläumssitzung leiteten Werner Rech und Gerhard Degen vom Referat Stadtentwicklung. „Mir ist kein anderer Arbeitskreis bekannt, der so lange tätig und kontinuierlich aktiv ist“, so Degen in seiner Eröffnung. Der Startschuss fiel in der dritten Sitzung des AK „Wohnen & Städtebau“ der Zukunftsinitiative KL / Lokalen Agenda 21 am 1. September 1999. Zielsetzung des Projektes „Barrierefreie Stadt“ war und ist es, in der Öffentlichkeit auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen aufmerksam zu machen und in der Stadt noch bestehende Barrieren abzubauen, zum Beispiel durch die Einrichtung von Behindertenparkplätzen. Am Projekt beteiligen sich betroffene Bürger, Behindertenverbände, Selbsthilfeorganisationen, gemeinnützige Einrichtungen, Ratsmitglieder und verschiedene städtische Referate. Die Federführung des Projektes, das von zwei ehrenamtlichen Projektpaten begleitet wird, liegt bei der Abteilung Stadtplanung des Referates Stadtentwicklung. Degen und Rech gaben einen Rückblick

auf die Geschichte und Errungenschaften des Arbeitskreises. So habe man auf die Barrierefreiheit vieler Gebäude und Bauprojekte in der Stadt beratend und kontrollierend eingewirkt. „Der größte Erfolg des AK ist aber: Wir haben Menschen an einen Tisch gebracht und damit tolle Begegnungen ermöglicht!“, so Degen.

Für seine Arbeit erhielt der Arbeitskreis bereits mehrere Auszeichnungen, so etwa den Sonderpreis der Europäischen Verkehrsminister und des Europäischen Behindertenforums im Jahr 2003, den Preis des Ministerpräsidenten 2005 sowie den Preis des Landesbehindertenbeauftragten im Jahr 2010. (pm)


Leben in der Region

Foto: pixelkorn/dollarphotoclub.com

Das ändert sich für Energieverbraucher Die Energieberatung der Verbraucherzentrale erläutert, was Haushalte wissen müssen

Ausblick 2016: Jeder Jahreswechsel bringt nicht nur zahlreiche gute Vorsätze mit sich, sondern auch mindestens ebenso viele neue Gesetze und Verordnungen. Was für private Haushalte beim Thema Energie wichtig wird, erklärt Hans Weinreuter, Energiereferent der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Anforderungen an Neubauten: Ab 2016 gelten für Neubauten die neuen, strengeren Standards der Novelle der Energieeinsparverordnung von 2014 (EnEV). Die Obergrenze für den Energiebedarf von neu errichteten Gebäuden wird um 25 Prozent gesenkt. „Die Angabe bezieht sich auf den Primärenergiebedarf. Wärme und Strom aus erneuerbaren Energien, etwa einer Solaranlage oder einer Wärmepumpe, werden nicht mit eingerechnet“, so Weinreuter. Ferner wird der erlaubte Wärmeverlust durch die Gebäudehülle um 20 Prozent verringert. Das lässt sich mit einer dickeren

Dämmung erreichen. Heizung: Neue Heizgeräte müssen schon seit vergangenem September das EU-Energielabel tragen – ähnlich wie Waschmaschinen. Ergänzt wird dies ab dem 1. Januar 2016 durch eine eigene Kennzeichnung für Heizungsgeräte im Bestand, das sogenannte „Nationale Effizienzlabel für Altgeräte“. Schritt für Schritt sollen ab 2016 alle Heizkessel, die älter als 15 Jahre sind, gekennzeichnet werden, zum Beispiel von einem Energieberater oder dem Schornsteinfeger. Das Anbringen des Labels ist für Verbraucher kostenlos, darf aber auch nicht verweigert werden. Weinreuter betont: „Das Nationale Label sagt aber nur etwas über den Gerätetyp, nicht über den tatsächlichen Zustand der Anlage oder die Eignung für den aktuellen Einsatzort aus. Darüber gibt zum Beispiel der Heiz-Check der Energieberatung der Verbraucherzentrale Aufschluss.“

Energielabel: Ein Energielabel gibt es ab dem 1. Januar auch für Wohnraumlüftungsgeräte. Ausgewiesen werden auf dem Etikett die Energieeffizienzklasse von A+ bis G, die Geräuschemissionen sowie der Volumenstrom, also die Menge bewegter Luft. „Lüftungsanlagen sind in der Regel ununterbrochen in Betrieb, ein niedriger Stromverbrauch also besonders wichtig“, erklärt Weinreuter. Bei allen Fragen zum effizienten Einsatz von Energie in privaten Haushalten hilft die Energieberatung der Verbraucherzentrale: Online, telefonisch oder mit einem persönlichen Beratungsgespräch. Die Berater informieren anbieterunabhängig, individuell und kostenlos in rund 70 Orten in Rheinland-Pfalz. Mehr Informationen gibt es auf www.energieberatung-rlp.de oder unter 0800 – 60 75 600 (kostenfrei). Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. (pm) 50+Lautern

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Leben in der Region

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Dr. Jürgen Neichel, SWK-Bereichsleiter, Jürgen Wenzel, Ortsbürgermeister Enkenbach-Alsenborn, Markus Vollmer, SWK-Vorstand, Anita Frank, Stellvertretende Leiterin der Gemeindewerke Enkenbach-Alsenborn und Jürgen Storck, Abteilungsleiter SWK. Foto: Pm/swk/view

Gute Zusammenarbeit wird fortgeführt

Enkenbach-Alsenborn hat den Konzessionsvertrag für die Erdgasversorgung mit der SWK Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG neu abgeschlossen Die Ortsgemeinde Enkenbach-Alsenborn hat den Konzessionsvertrag für die Erdgasversorgung mit der SWK Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG neu abgeschlossen. Damit wird die gute Zusammenarbeit für weitere 20 Jahre fortgeführt. Am 8. Dezember 2015 unterzeichneten im Verwaltungs-gebäude der SWK in der Bismarckstraße Bürgermeister Jürgen Wenzel für die Ortsgemeinde Enkenbach-Alsenborn sowie Markus Vollmer, Vorstand der SWK Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG, und Dr. Jürgen Neichel, Bereichsleiter der SWK, den neuen Vertrag. Er hat eine Laufzeit von 20 Jahren und wurde gemäß den Regeln des liberalisierten Gasmarktes erstellt. Der Konzessionsvertrag wird auch Wegenutzungsvertrag genannt. Er räumt der SWK Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG das Recht ein, die öffentlichen Wege und Grundstücke in Enkenbach-Alsenborn für die Verlegung und den Betrieb von Erdgasleitungen zu nutzen. Im Gegenzug zahlt die SWK jährlich eine Konzessionsabgabe, also eine Art Pacht. Die SWK Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG zahlt die höchstzulässige Konzessionsabgabe, die nach der Konzessionsabgabeverordnung möglich ist. Die rund 6.800 Einwohner zählende Gemeinde wurde erstmals 50+Lautern

1951 mit Erdgas versorgt. Heute hat das Ortsnetz eine Länge von rund 67 Kilometern. Eingerechnet sind hier auch die Hausanschlüsse. Zurzeit nutzen die Bewohner von 2.730 Wohneinheiten die Vorteile einer sicheren und umweltfreundlichen Erdgasversorgung. Damit sind rund 80 Prozent der Gebäude in Enkenbach-Alsenborn an das Erdgasnetz der SWK angeschlossen. Neben dem Netz betreibt SWK drei Übergabestationen zur Übernahme des Erdgases vom vorgelagerten Netzbetreiber. Anlässlich der Vertragsunterzeichnung lobte Bürgermeister Jürgen Wenzel die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit. In der Vergangenheit habe sich SWK als solider Partner bewährt. Die Bürger erhielten damit weiterhin eine sichere und zuverlässige Versorgung mit Erdgas. Markus Vollmer, Vorstand der SWK Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG, wies auf die Bedeutung der Vertragsverlängerung hin. „Wir freuen uns sehr, dass der Rat und der Bürgermeister der Ortsgemeinde mit unseren Leistungen in den vergangenen Jahren sehr zufrieden waren und somit das größte Erdgasnetz der SWK außerhalb der Stadt Kaiserslautern weiterhin in unserer Hand bleibt. Wir danken für Ihr Vertrauen und werden die Gemeinde Enkenbach-Alsenborn weiterhin bestmöglich versorgen.“ (pm)


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Ein Herz für die soziale Region

Die Stadtwerke Kaiserslautern unterstützen in diesem Jahr soziale Projekte von Vereinen, Verbänden, Einrichtungen und privaten Initiativen in der Region

Mit einer Weihnachtsaktion unterstützen die SWK Stadtwerke Kaiserslautern dieses Jahr soziale Projekte von Vereinen, Verbänden, Einrichtungen und privaten Initiativen in der Region mit insgesamt 3.000 Euro. Eingereicht werden können Projekte, die im Jahr 2016 umgesetzt werden. Gefördert werden sechs Initiativen mit jeweils 500 Euro. Bewerbungen sind bis 23. Dezember möglich. „Als regionales Unternehmen ist es uns ein Anliegen, soziales Engagement und Initiativen in unserer Region zu unterstützen“, beschreibt SWK Vorstandsmitglied Markus Vollmer die Idee der Förderung. „Damit möchten wir einen Beitrag zur Lebensqualität der Region leisten. Zumal viele dieser Projekte ehrenamtlich getragen sind“. Mit ihrer Weihnachtsaktion wollen die SWK dieses ehrenamtliche, soziale Engagement in Kaiserslautern und der Region würdigen und honorieren. Darüber hinaus möchte die SWK mehr als einen finanziellen Anreiz geben. Die Aktion soll gleichzeitig das Augenmerk auf die jeweiligen Aktivitäten im sozialen Bereich richten, die unsere Region bereichern. Vereine, öffentliche Verbände sowie private Institutionen, die an der Weihnachtsaktion der SWK teilnehmen möchten, können ihre Bewerbung bis zum 23. Dezember an die Stadtwerke senden. Angegeben werden sollte der Name des Projektes, das mit der Förderung unterstützt werden soll sowie Anschrift und Ansprechpartner. Ein Gremium der SWK wählt aus den Einsendungen sechs Gewinner aus. Die offizielle Bekanntgabe erfolgt im neuen Jahr. Die Bewerbungen können per E-Mail an sozialprojekt@swk-kl.de oder per Post an SWK Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG, Abteilung Marketing, Bismarckstraße 14, 67655 Kaiserslautern eingereicht werden.

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Wir fördern Euer soziales Projekt. Nicht irgendwo – sondern hier! Ihr habt für 2016 ein besonderes soziales Projekt geplant? Euch fehlt es nicht an Ideen, sondern an finanzieller Unterstützung? Ihr gehört zum Versorgungsgebiet der SWK? Dann sendet Eure Bewerbung bis zum 23. Dezember 2015 per E-Mail an sozialprojekt@swk-kl.de oder per Post an SWK Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG, Abt. Marketing, Bismarckstr. 14, 67655 Kaiserslautern. Unter allen Bewerbungen verlosen wir 6 mal 500,- €. Viel Glück!

www.swk-kl.de

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Leben in der Region

Mediation

Selbstbestimmt Streitsituationen beilegen

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plant. Wenn man sich trifft herrscht eisiges ist es insbesondere, seine Familie vor dem Schweigen und Ignorieren. Tier zu schützen. Eine unabhängige HunDie sensible Frau K. belastet die Situation detrainerin, die in die Mediationssitzung so, dass sie schon ans Wegziehen denkt. eingeladen wird, versichert den Z.s nach Ihre Mutter bringt sie auf die Idee, mal ei- einem Wesenstest, dass der Hund völlig nen Mediator zu kontaktieren. Nachdem sie harmlos und einfach nur regelmäßiges Traimit einer Mediatorin gesprochen hat, fasst ning braucht. Stück für Stück wird die Atsie sich ein Herz und ruft bei Z.s an. Zum mosphäre merklich kooperativer. Nach drei Glück hat sie Frau Z. am Telefon, die - als Sitzungen unterschreiben die Beteiligten die junge Frau dann auch noch direkt in den Abschlussvertrag. Sie einigen sich auf Tränen ausbricht - relativ nett reagiert und einen freundlichen und nachbarschaftlichen zusagt, da sie die Situation auch furchtbar Umgang. Herr Z. wird seine „Hetztiraden“ findet. Herr Z. ist zwar zunächst gar nicht gegen Frau K. einstellen. Frau K. verpflicheinverstanden – Gutes Zureden seiner Frau tet sich, den Hund im Wohngebiet nur noch bewirkt dann aber doch, dass er mit zur ers- an der Leine zu führen und ab sofort zwei ten Mediationssitzung kommt Anfangs geht Mal die Woche mit einem Hundetrainer mit es hoch her: Frau K. ist ganz offensichtlich dem Hund zu arbeiten. Wenn der Hund etvöllig fertig mit den Nerven wegen der Si- was erzogener ist, wird auch Anna mal zu tuation. An Herrn Z. prallt das aber ab, er dem Training dazukommen, damit sie ihre tobt und zetert erst einmal kräftig. Im Laufe Angst vor dem Tier ablegen kann. So richder Sitzung beruhigen sich die Beiden dann tig grün sind die Parteien sich auch nach der etwas und man einigt sich darauf, es mit der Mediation noch nicht -auf beiden Seiten Mediation zu probieren. bleibt eine gewisse Skepsis bestehen – aber Im Laufe des Mediationsverfahrens gelingt alle Beteiligten haben fest vor, sich an die es durch viel Zuhören eine Annäherung Abmachung zu halten. zu erreichen. Es ist wichtig, dass Herr Z. hört, wie sehr Frau K. Über die Autorin an dem Hund hängt, wie peinlich ihr das Christina Wenz ist Mediatorin Ganze peinlich ist und und Volljuristin. Nach langwie stark sie unter der jähriger Tätigkeit im Notariat Situation leidet Sie und in Führungspositionen wünscht sich von Heran verschiedenen Univerzen ein friedliches und sitäten absolvierte sie eine entspanntes nachbarumfangreiche Ausbildung zur schaftliches Verhältnis. Mediatorin an der Universität Andererseits erfährt Heidelberg und dem HeidelFrau K. in den Sitzunberger Institut für Mediation. gen, dass Herr Z. so Seit einiger Zeit ist sie in eigener Kanzlei in Kaiserslautern wütend reagiert, da er als Mediatorin tätig. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Mediagroße Angst um seine tion im privaten Kontext, wie Scheidungs- und ErbmediatiTochter hat. Das kleine onen, Mediationen im beruflichen Kontext, beispielsweise. Mädchen hat mittlerbei Teamkonflikten, und die Mediation rund ums Tier. weile Panik vor dem Telefon: 0631 31054424, www.mediation-wenz.de Hund. Sein Anliegen Foto: pm/wenz

Bei meiner Arbeit als Mediatorin stammen die meisten Fälle aus dem Bereich der Familienmediation oder auch Mediation in Unternehmen. Ich habe jedoch zusätzlich ein besonderes Steckenpferd: Die Mediation rund ums Tier. Auch hier ist die Bandbreite der möglichen Streitigkeiten unbegrenzt: Es wird gestritten, weil sich die Katze nach dem Kauf als krank rausstellt, weil man sich trennt und nicht einig ist, wer den Hund behalten darf oder im Pensionsstall gibt es Ärger, weil man mit der Qualität des Pferdfutters nicht zufrieden ist. Auch unter Nachbarn sorgen Tiere immer wieder für Zündstoff – So auch zwischen Familie Z. und Frau K. Die junge Frau K. ist gerade neben die Z.s in ein Haus in einem Vorort gezogen. Sie hat einen Labradorrüden namens Bruno, der zugegebenermaßen nicht gut hört. Im Grunde ist Bruno aber ein herzensguter Hund und tut keiner Fliege etwas zuleide. Der Start mit den Nachbarn verläuft leider alles Andere als gut: Schon während des Umzugs entwischt der Hund und stürmt einen gemütlichen Grillabend der Z.s, klaut sich eine Wurst und springt zu allem Übel auch noch an Anna, der kleinen Tochter der Nachbarn hoch, die gerade ein leckeres Brötchen in der Hand hält. Die Szene eskaliert komplett: Anna weint und Herr Z. schreit wutentbrannt rum, was den Hund noch wilder macht. Bis Frau K. das Tier wieder eingefangen hat, hat es schon eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Das Ganze ist der jungen Frau sehr peinlich und sie entschuldigt sich auch mehrfach, aber Herr Z. macht ihr unmissverständlich klar, was er von ihr und dem Hund hält und droht mit dem Ordnungsamt. In den nächsten Tagen läuft Frau K. nur noch völlig zerknirscht und mit gesenktem Kopf durch das Wohngebiet. Von mehreren Seiten im Ort wird ihr zugetragen, dass Herr Z. starke Antistimmung gegen sie und den Hund verbreitet und den Gang zum Ordnungsamt

Foto: fastudio4/dollarphotoclub.com

Illustration: Trueffelpix/dollarphotoclub.com

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Leben in der Region

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Gemeinsame Kampagne der kommunalen Abfall- und Abwasserwirtschaft in Kaiserslautern Die richtige Entsorgung von Altmedikamenten und Speiseresten ist Themenschwerpunkt der gemeinsamen Kampagne des ASK und der Stadtentwässerung Kaiserslautern Der ASK und die Stadtentwässerung Kaiserslautern sind sich der Verantwortung bewusst, hochwertigen Umweltschutz zu leisten. Insbesondere, wenn gemeinsame Ziele verfolgt und damit Synergien geschaffen werden können. Primäres Ziel der gemeinsamen Kampagne, die die Themen „Entsorgung von Altmedikamenten und Speiseresten“ aufgreift, ist die Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger über richtige Entsorgungswege. Diese haben sich den neusten Entwicklungen bei der Abfallbehandlung und -verwertung angepasst. Altmedikamente gehören zum Restabfall, da dieser thermisch verwertet wird. Speisereste, auch rohe oder gekochte Fleisch- und Fischabfälle sowie überlagerte Lebensmittel aus privaten Haushalten gehören zum Bioabfall. Aus ihm entsteht durch Vergärung Biogas, Strom und Fernwärme. Sekundäre Ziele beim Thema Altmedikamente sind die Vorbeugung einer Gewässerbelastung aufgrund von Arzneimittelrückständen und der Schutz von Trinkwasserressourcen. Das Thema Speiseresteentsorgung sorgt mit für Aufklärung und Vorbeugung zum Thema Rattenproblematik und für eine Steigerung der Bioabfallmengen. Die Wahl der Kommunikationsart wurde von der

Städtischer Abfallkalender Wissenswertes zur Abfallentsorgung Der städtische Abfallkalender 2016 ist zwischen dem 14. und 17. Dezember als Hauswurfsendung im Stadtgebiet verteilt worden. Wer keinen Abfallkalender erhalten hat, kann beim ASK unter der Telefonnummer 0631 365-3850 eine Broschüre nachfordern. Darüber hinaus liegen die Abfallratgeber in den städtischen Wertstoffhöfen, im Bürgercenter des Rathauses und bei den Stadtwerken Kaiserslautern (SWK) in der Bismarckstraße 14 zur Mitnahme aus. Die ASK-Broschüre enthält viele nützliche Informationen, wie beispielsweise die Standorte und Termine der mobilen Schadstoffsammlung (Umweltmobil), die Kontaktdaten zum kostenfreien Abholservice von Sperrmüll, Elektrogroßgeräten, Altkleidern und Altmetall sowie die Ausgabestellen der Gelben Säcke. Auch sind die Sammelstellen der Weihnachtsbaumsammlung aufgeführt, die vom 11. bis 23. Januar stattfindet. Neu bei der Abfallentsorgung in Kaiserslautern ist, dass ab 2016 die Firma Containerdienst B & S die Leichtverpackungen (Gelbe Säcke) im Stadtgebiet abholt. Diese hat alle bestehenden Abholtermine von der Firma Paulus für das kommende Jahr übernommen. Bei Fragen zur Abholung der Gelben Säcke ist die Firma Containerdienst B & S unter der Telefonnummer 0800 7236661 zu erreichen. Alle Abfuhrtermine für das kommende Jahr sind bereits auf der Homepage des ASK unter www.ask-kl.de zu finden. Dort können sich Privathaushalte und Gewerbebetriebe einen übersichtlichen Abfuhrplan erstellen lassen, in dem die Entsorgungstermine für Restund Bioabfall, Altpapier sowie Gelbe Säcke bereits eingetragen sind. (pm)

Fachabteilung Öffentlichkeitsarbeit des ASK schnell gefunden: Piktogrammen, die unabhängig von Sprache und Kultur leicht verständlich sind, vermitteln in Illustrationen die richtigen Entsorgungswege von Altmedikamenten und Speiseresten. Bereits im Juni wurden Anzeigen in der örtlichen Presse geschaltet. Bei einer Präsentationsveranstaltung des ASK im Juli stießen Plakate und Schautafeln zu diesen Themen auf reges Interesse und sorgten für Diskussionen. Derzeit liegen Flyer im Postkartenformat in allen Kundeneinrichtungen aus. Apotheken im Stadtgebiet wurden im August um Unterstützung gebeten. Ihnen gingen Flyer zum Thema Altmedikamente mit der Bitte um Auslage zu. Dies stieß ebenfalls auf positive Resonanz. Um breite Teile der Bevölkerung zu erreichen plant der ASK für das Frühjahr 2016 eine „HaftieAktion“. Hierfür werden die Flyer im Postkartenformat wie eine Haftnotiz an im Stadtgebiet aufgestellten Restabfallbehältern aufgeklebt. „Alles in allem eine gelungene Kampagne, die – so hoffen alle Beteiligten – Früchte tragen wird“, resümiert Rainer Grüner, Werkleiter des ASK und Vorstand der Stadtentwässerung Kaiserslautern. (pm)

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Gesellschaft

Sucht in der zweiten Lebenshälfte

Gerd Laub von der Jugend- und Drogenberatung „Release“ im Interview – Teil 1: Suchtfaktoren, oder: wer steht in der Gefahr, süchtig zu werden

Foto: britta60/dollarphotoclub.com

„Sucht im Alter“ ist häufig ein Tabuthema. Die Zahl der Betroffenen ist hoch. Gerade in der zweiten Lebenshälfte spielt nicht nur die psychische, sondern auch die körperliche Verfassung eines große Rolle. Gleichzeitig fällt es den Betroffenen häufig schwer, sich ihre Suchtproblematik einzugestehen, und sich Hilfe zu holen. Warum Sucht in der zweiten Lebenshälfte so problematisch ist, wer gefährdet ist, welche Suchtstoffe welche Gefahren gerade im Alter bergen und welche Möglichkeiten es gibt, sich von der Sucht zu befreien, darüber hat sich das Magazin 50+Lautern mit Gerd Laub von der Jugend- und Drogenberatung „Release“ in Kaiserslautern un50+Lautern

terhalten. Das Interview drucken wir in einer Serie ab. 50+Lautern: Herr Laub, welche Faktoren sind zu bedenken, wenn man vom Thema „Sucht im Alter spricht“. Gerd Laub: Zunächst einmal muss man definieren, von welcher Altersgruppe man spricht. Früher hatte man drei Altersphasen, heute gibt es eine vierte Phase: Früher sprach man von Jugend, Arbeitsphase und Rentenalter. Heute gibt es den Spruch: „Alt werden wollen alle, aber alt sein möchte niemand.“ Die dritte Phase beginnt nun mit dem Eintritt in das Rentenalter, also Ende 50 bis Mitte 60. Hier spricht man von den „fitten Alten“, Menschen, die aktiv im Leben stehen und sich

fit halten. 50+Lautern: Da werden sich viele Menschen in dieser Lebensphase beschweren. Laub: Ja, aber das ist eben eine soziologische Betrachtungsweise. Irgendwo muss man Grenzen ziehen. Natürlich ist dann auch der Zeitpunkt der vierten Phase, den man bei Mitte 70 ansetzt, so eine Sache. Zunächst muss man sich einmal über Bedingungsfaktoren bewusstwerden. Der Renteneintritt ist eine Lebenszäsur. Man sollte ihn unbedingt im Vorfeld vorbereiten. Wegfall der Arbeit heißt Wegfall von sozialen Kontakten, ich kriege im beruflichen Sektor keine Erfolgserlebnisse und Bestätigung, mir fehlen verstärkt Außenreize. Ich muss mich nicht mehr


Gesellschaft mit Dingen auseinandersetzen und ich habe ein anderes Zeitbudget. Es ist oft so, dass die Leute dann, wenn sie in Rente gehen, sich zunächst freuen, ausschlafen zu dürfen. Aber auf der anderen Seite hat man dann viel Freizeit zur Verfügung. Da stellt sich die Frage: Wie gestalte ich sie. Diese genannten Faktoren sind natürlich auch Suchtfaktoren. Das ist nicht anders, als bei Jugendlichen auch. Langeweile, mangelnde Bestätigung, mangelnde Aufgaben, das sind Suchtfaktoren. 50+Lautern: Gibt es Menschen, die eher suchtgefährdet sind, als andere? Laub: Natürlich hat Sucht immer auch einen individuellen Bezug. Wie kreativ ist man, wie sind die Problembewältigungsstrategien. Wie ist das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl ausgeprägt? Wie sieht es mit der Kommunikationsfähigkeit aus. Es gibt schon Persönlichkeitsfaktoren, die da mit hineinspielen. Dann spielt auch das persönliche Umfeld eine Rolle. Wenn man sich in einer Gesellschaft bewegt, in der besonders viel getrunken wird, im Freundeskreis oder im Verein, dann erhöht das natürlich das Risiko. Alter muss nicht unbedingt Unzufriedenheit bedeuten. Es gibt Studien, nach denen die Unzufriedenheit nicht höher oder weniger hoch ist, als bei jüngeren Menschen. Trotz zunehmender Belastung. Es gibt etwas, das nennt sich die „Salutogenese“. Das ist ein Konzept aus der Gesundheitsvorsorge. Es gibt nicht nur „ganz krank“ oder „ganz gesund“. Es gibt niemand, der völlig gesund ist. Und jemand, der ganz krank ist, der ist tot. Es kommt nicht vor, dass jemand ganz gesund oder ganz krank ist. Die Salutogenese ist gezeichnet von einer zuversichtlichen und hoffnungsvollen Lebenseinstellung. Habe ich sie, dann nutzt das meiner Gesundheit. Ein weiterer Punkt ist, dass ich das Gefühl habe, wichtige Ereignisse in meinem Leben selbst beeinflussen zu können. Dann geht es um Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, die Überzeugung, Problemsituationen wirkungsvoll bewältigen zu können. Und eine unbekümmerte Selbsteinschätzung, also ohne emotionale Verunsicherung mit Veränderungen umgehen zu können. Nicht zuletzt gibt es noch das Vertrauen in die Gesellschaft oder andere Menschen. Das alles trägt zum Wohlbefinden bei. Unsere Psyche kann ganz stark unser Wohlbefinden beeinflussen. Diese Salutogenese erklärt dann die Zufriedenheit im Alter. Es gibt ein paar Punkte, wie man sich im Alter besser fühlt. Dass man sich mit Leuten vergleicht, denen es schlechter geht. Die Aufgabe von Zielen, dass man sich auf das beschränkt, was erreichbar ist. Dass man Ziele abwertet, dass man-

ches nicht mehr so wichtig ist. Die Konzentration auf Pläne und Vorhaben, die in der aktuellen Lebensphase hilfreich oder notwendig sind und realistisch erscheinen. Man reduziert die Ziele.

dass der Stoffwechsel insgesamt verlangsamt ist, und dadurch auch die Leber mehr Zeit braucht, den Alkohol abzubauen. Wobei der verlangsamte Abbau bei Männern stärker ist, als bei Frauen.

50+Lautern: Man entwickelt aus den verschiedenen Lebenssituationen ja auch Problembewältigungsstrategien... Laub: Ja, das sollte man. Wenn man jetzt auf die Frage zurückkommt, wer süchtig wird und wer nicht: Je fester ich an den Zielen festhalte, oder wenn ich das Vertrauen in die Gesellschaft nicht habe... Wir Deutschen sind ja Weltmeister darin, uns Dinge ganz fürchterlich schlecht zu reden. Jemand, der ständig unter Ängsten leidet, der wird natürlich nie so zufrieden und gesund leben können, wie jemand, der vieles akzeptiert oder eine Altersweisheit hat. Wenn jemand nicht nur ein Problemlösepotenzial hat, sondern auch noch ein gutes Maß an Frustrationstoleranz, dann dient das der Gesundheit. Wichtig ist, dass man mit zunehmendem Alter erkennt, dass man von der Ich-Zentriertheit wegkommt. Dass man mit Niederschlägen umgehen kann. All das ist ausschlaggebend dafür, ob man süchtig wird, oder nicht. Die Frage ist auch, wie man mit den potenziellen Suchtstoffen umgeht. So gibt es beispielsweise zwei Formen von Feierabendbierchen: Wenn ich mir etwas gönnen möchte, weil der Tag besonders erfolgreich war und ich will noch etwas genießen, und ich gönne mir mal ein Bierchen, dann ist das ein problemloses Feierabendbier. Wenn das Feierabendbier aber dazu dienen soll, Frust und Ärger auszugleichen, wenn ich es für den emotionalen Ausgleich brauche, dann ist es Missbrauch und gefährlich. Wer das schon im Berufsleben gemacht hat und dann zuhause viel Zeit hat, dann ist das Risiko groß, dass ich in Richtung Sucht abdrifte. Was beim Alkohol noch hinzukommt, ist, dass mit zunehmendem Alter – und wir werden vom ersten Tag an älter, was man gerne mal vergisst – die Muskelmasse weniger wird und auch der Flüssigkeitsanteil abnimmt. Die Essens- und Trinkmenge hat viel mit Gewohnheit zu tun. So ist das auch bei der Trinkmenge von Alkohol. Wenn ich es gewohnt bin, wenn ich weggehe, drei Biere zu trinken, dann werde ich das auch im Alter beibehalten. Wenn die Muskelmasse aber nachlässt, dann ist die Blutalkoholkonzentration natürlich höher. Ich müsste also eigentlich die Trinkmenge reduzieren. Wir merken, dass wir schlechter sehen, oder dass uns Dinge eher mal aus der Hand fallen, aber wir behalten unsere Trink- und Essgewohnheiten bei. Der Alkohol setzt dem Menschen dann mehr zu. Dazu kommt,

50+Lautern: Gibt es eine Altersgrenze, ab wann man besonders aufpassen muss? Laub: Das ist ganz individuell. Mit zunehmendem Alter. Es ist ja nicht so, dass die Muskeln auf einen Schlag weniger werden. Wer noch bis 65 in einer Altherrenmannschaft spielt, hat natürlich eine andere Muskulatur, als jemand, der keinen Sport treibt. Es ist einfach ein Prozess. Das muss man sich selbst abspüren. 50+Lautern: Kann es sein, dass die Betroffenen nicht auf sich achten, weil sie es gar nicht so genau wissen wollen? Laub: Zur Sucht gehört immer auch die Selbsttäuschung, der Selbstbetrug, die Unehrlichkeit gegenüber mir selbst. So findet zum Beispiel der Alkoholkonsum bei älteren Menschen in der Regel privat, nicht in der Öffentlichkeit, statt und nicht exzessiv, sondern regelmäßig. Es ist eher nicht so, dass sich ältere Menschen auf der Kerwe „zusaufen“, sondern sie konsumieren privat und regelmäßig. Auch beim Tabak ist es dasselbe Prinzip. Die Körperfunktionen, die Stoffwechselfunktionen verlangsamen sich. Das müssen wir akzeptieren. Auch das fängt Mitte 50 an. Rauchen verengt die Blutgefäße, beeinträchtigt das Herz-Kreislauf-System. Es schränkt die Atmung ein. Kohlenmonoxid verdrängt den Sauerstoff. Mit zunehmendem Alter nehmen auch die Lungenfunktion und der Gasaustausch ab. Das ist altersbedingt normal. Wenn ich dann rauche, setzt es mir mehr zu, als mit 20 oder 25. Mit zunehmendem Alter merkt der Mensch dann die Beeinträchtigung stärker. Rauchen ist das klassische Beispiel von Gewohnheit. Es hat viel mit Ritualisierung zu tun. Wichtig ist zu wissen, dass sich eine Sucht auch im Alter entwickeln kann. Man muss nicht als jüngerer Mensch süchtig gewesen sein. Es kann passieren, dass man trinkt, um körperliche Beschwerden zu lindern, oder auch um negative Gefühle zu lindern. Trauer, Einsamkeit, Langeweile, Angst... Depressionen sind im Alter nicht selten. Da können Existenzängste sein, oder soziale Ängste. Wenn ich da merke, dass es mir bessergeht, wenn ich Alkohol trinke, komme ich schnell in einen Teufelskreis. Da spielen natürlich Alkohol und Medikamente eine größere Rolle, als Tabak. 50+Lautern: Herr Laub, wir danken Ihnen für das Gespräch. 50+Lautern

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Gesellschaft

Die Weihnachtsgeschichte von Tjark Evers nacherzählt von Simone Neusüß

Wir schreiben den 23. Dezember des Jahres 1866. Es ist ein kalter Sonntagmorgen. Der Strand ist in Dunkelheit und dichten Nebel gehüllt. Der junge Seefahrtschüler Tjark Ulrich Honken Evers besteigt das leise schaukelnde Fischerboot. Der 21jährige Tjark Evers ist Schüler der Navigationsschule in Timmel. Wie sein Vater will er Kapitän werden. Doch nun sind Weihnachtsferien und Tjark möchte nach Hause. Zu Weihnachten will er seine Eltern auf Baltrum besuchen. Am 22. Dezember kommt Tjark in Westeraccumersiel an. Am nächsten Morgen besteigt er noch vor sieben Uhr das Boot, das ihn zur heimatlichen 50+Lautern

Düneninsel bringen soll. Die Sicht ist schlecht, aber Tjark hat es eilig. Die Eltern warten vielleicht schon auf ihn. Zusammen mit einem anderen Heimreisenden bittet er zwei Fischer um Überfahrt. Diese willigen schließlich ein, denn morgen ist Weihnachten. Die Ruderer setzen erst den Mitreisenden am Langeooger Strand ab, dann nehmen sie Kurs auf Baltrum. Von der kleinen Insel ist im dicken Seenebel nichts zu sehen, doch die drei Männer kennen die Küste. Sie hören es am Klang der Wellen, wenn sie sich dem Strand nähern. Die Fischer setzen den Schüler am Baltrumer Strand ab, sie haben es eilig. Tjark springt dankend aus dem Boot und läuft im Sand

aufwärts, um die Richtung zu finden. Nach kurzer Strecke steht er wieder am Wasser. Noch einmal ändert Tjark die Richtung, doch es geht nicht weiter hinauf und eine dunkle Ahnung überfällt ihn, eine schreckliche Gewissheit durchzuckt ihn: Er, Tjark Evers, steht nicht am heimatlichen Oststrand von Baltrum, sondern ganz einsam auf einer kleinen Sandbank in der nebligen Kälte des Wattenmeers. Der Schüler ruft nach den Ruderern. Er läuft zurück, schreit. Hält inne, es kommt keine Antwort. Der Nebel verschluckt sein Brüllen, die Fährleute sind längst weg. Zuhause warten die Eltern, es ist doch Weihnachten. Tjark Evers kennt die See. Er weiß, was


Gesellschaft

nun unabänderlich geschehen wird. Die steigende Flut wird die Sandbank überspülen, zum Schwimmen ist das Wasser zu kalt. Tjark bekämpft die Panik und nimmt sein Schicksal an. Er geht die wenigen Habseligkeiten in seinem Seesack durch, nimmt sein Notizheft mit den Dreiecksberechnungen und seinen Bleistift und schreibt einen letzten Brief an seine armen Eltern: „Liebe Eltern, Gebrüder und Schwestern, ich stehe hier auf einer Plat und muss ertrinken, ich bekomme euch nicht wieder zu sehen und ihr mich nicht. Gott erbarme sich über mich und tröste euch. Ich stecke dieses Buch in eine Sigarren Kiste. Gott gebe, daß Ihr die Zeilen von meiner Hand erhaltet. Ich grüße euch zum letzten Mal. Gott vergebe mir meine Sünden und nehme mich zu sich in sein Himmelreich. Amen.“ Und dann: „Ich habe das Wasser jetzt ans Knie, ich will mich gleich ertränken, denn Hülfe

ist nicht mehr da. Gott sei mir Sünder Gnädig.“ Tjark bittet den Finder, dieses Buch seinem Vater Honke Eilts Evers auf Baltrum zu schicken: „An Schiffer H. E. Evers Baltrum Ich bin T. Evers von Baltrum. Der Finder wird gebeten, dieses Buch meinen Eltern zuzuschicken an Cpt. H. E. Evers Insel Baltrum.“ Tjark schreibt drei Seiten voll, dann packt er das Heft und den Bleistift in die Holzkiste und bindet sie mit seinem Stofftaschentuch zu. Am 3. Januar 1867 wird die Kiste am Strand von Wangerooge gefunden. Am 5. Januar wird sie Tjark Evers‘ Eltern auf Baltrum übergeben. Von Tjark selbst fehlt jede Spur. An Weihnachten 1867 nimmt Tjarks‘ Bruder Eilt Honken Evers die Zigarrenkiste mit dem Heft, dem Bleistift und dem Tuch behutsam aus dem Schrank.

In der guten Stube hat sich die Familie versammelt. Feierlich werden die letzten Zeilen des Tjark Evers verlesen, in stiller Trauer gedenkt die Familie dem schmerzlich vermissten. Von Generation zu Generation wird die Kiste nun innerhalb der Familie weitergereicht. Einmal im Jahr, an Weihnachten, wird sie geöffnet. 2002 schließlich überlässt Tjark Evers‘ Urgroßneffe Horst Evers die Zigarrenkiste als Dauerleihgabe dem Heimatmuseum von Baltrum. Es ist, als würde sie ein zweites Mal an Land gespült: 2008 wird der Kurzfilm „Die Zigarrenkiste“ gedreht, 2013 erscheint die Novelle „Auflaufend Wasser“ und 2015 wird ein Evers-Denkmal auf Baltrum eingeweiht. In Ostfriesland kennt Tjark Evers jedes Kind, obwohl dort die See schon so viele Männer geholt hat. Sein Schicksal ist zu einer Parabel geworden, die uns alle im Herzen berührt, eine wirklich wahre Weihnachtsgeschichte. 50+Lautern

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Gesundheit

Mehr als nur Bewegung!

Kleine Tipps mit großer Wirkung gegen Erkältung und Verletzungen

Schon regelmäßig eine halbe Stunde Bewegung kann Ihr Risiko einer Erkältung und noch vieler anderen Erkrankungen senken. Falls Sie zu der Sorte Mensch gehören, die nicht gerne allein unterwegs ist: Viele Sportvereine haben inzwischen Gruppen für gemeinsame Unternehmungen aller Art ins Leben gerufen. Zumeist auch in Altersklassen eingeteilt, sodass die gemeinsamen Interessen nicht zu weit auseinandergehen. Den besten Effekt gegen den Infekt erhalten Sie, sobald Sie bei Ihrer Betätigung leicht ins Schwitzen kommen und Ihre Herzfrequenz insgesamt leicht erhöht wird. Dazu muss man keine Sportskanone sein. Nordic Walking zum Beispiel eignet sich hervorragend, um diese Voraussetzungen zu schaffen. Auch wenn Sie sich vielleicht am Anfang etwas seltsam mit den Stöckchen vorkommen sollten, scheuen Sie sich nicht davor. Ebenso ist Nordic Walking hervorragend für Personen mit Einschränkungen des Bewegungsapparats sowie erklärte „Anti-Sportler“ geeignet, da die Stöcke zusätzliche Sicherheit und Unterstützung sowie auch Entlastung bieten. Aber dennoch sollte man das allgemeine Verletzungsrisiko nicht außer Acht las-

sen. So kann ein simples Ausrutschen auf nassem Laub schon zu fiesen Zerrungen führen, die den Spaß an Bewegung die nächste Zeit schmälern lassen werden. Um solche Unannehmlichkeiten zu vermeiden, sollte man zum einen auf die richtige Ausrüstung wie auch auf richtiges Aufwärmen geachtet werden. So hilft es auf bewaldeten Strecken bereits, Schuhe mit ausreichendem Profil und ordentlichem Fußbett zu tragen. Sollten Sie doch einmal ausrutschen oder auf sonstige Weise zu Fall kommen, können Ihnen diese Übungen schon im Vorfeld helfen Verletzungen zu vermeiden: Setzen Sie sich bequem auf einen Stuhl, Beine im rechten Winkel angestellt. Ziehen Sie nun einfach die Knie nach oben. Für den oberen Rücken und die Arme gehen Sie in den Vierfüßlerstand, Knie hüftbreit auseinander und dann bücken Sie sich Meisterbetrieb mit dem Oberkörper runter, als wäre Ihnen etwas unter www.hörgeräte-app.de das Sofa gerollt. Während Sie flach Öffnungszeiten: Mo-Sa 9-13 Uhr . Mo-Fr 14-18 Uhr auf dem Boden lieFruchthallstraße 4 . 67655 Kaiserslautern gen abwechselnd Telefon 0631 / 937 23 . Fax 0631 / 679 84 die Beine anziehen.

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Nase dicht, Kopfschmerzen und jede Treppe wird langsam beinah unüberwindbar, weil der Husten das letzte Bisschen Atem raubt? Da hilft nur Auskurieren und hoffen, dass es schnell wieder besser wird. Wenn Sie dann aber wieder fit sind, können Sie einiges tun, damit die fiese Erkältung so schnell nicht wieder kommt oder sie zumindest nicht mehr so heftig ausfällt. 50+Lautern Redakteurin Caroline Weiland hat sich mit Stefan Roth vom FitnessStudio Weilerbach unterhalten.

Diese Übungen mehrmals wiederholen, bis sich ein Gefühl der leichten Erschöpfung einstellt. Dank dieser kleinen Übungen können Sie auch die Anfälligkeit für Osteoporose verringern und den Bänderapparat für Ihre Ausflüge in die frische Luft stärken. Haben Sie dann eine schöne Route gefunden, auf der Sie Ihrem neuen Hobby nachgehen möchten, vergessen Sie nicht das Aufwärmen: Für die Waden: Stellen Sie sich an eine Bank, Beine abwechselnd weit nach hinten ausgestellt. Versuchen Sie nun mit der Ferse den Boden zu berühren, indem Sie Ihr Gewicht vorsichtig nach hinten verlagern. Für die Oberschenkel: Stellen Sie sich ähnlich dem Stand, wie Sie für das Dehnen der Waden eingenommen haben, jedoch wird hier das Gewicht nach vorne verlagert. Sie können sich natürlich auf dem Oberschenkel abstützen. Für Ihr Gleichgewicht: Da auch das Gleichgewicht schlechter wird, sollte man regelmäßig etwas dagegen tun. So können Sie, wenn Sie sich locker hinstellen, die Hände über dem Kopf zusammennehmen und dann mit einem Ihrer Füße langsam an der Innenseite Ihres anderen Beines hoch entlanggleiten. Sobald Sie etwa auf Höhe des Knies angekommen sind, versuchen Sie diese Position einige Sekunden zu halten. (cw)


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Pflege

Gesund ins neue Jahr mit Kessler-Handorn Gesundheitswoche vom 25. bis 29. Januar

Der ambulante Dienst „Kessler Handorn mobil“ wird hervorragend angenommen. Das berichtet Pflegedienstleiterin Tanja Eibner-Kemen. Das professionelle Team für Pflege und Betreuung ist im Büro in der Leipziger Straße 156 im Stadtteil Bännjerrück in Kaiserslautern anzutreffen, und informiert dort umfassend zu allen Fragen rund um die ambulante Pflege und Betreuung. In vier wendigen kleinen Straßenflitzern mit Firmenlogo und Kontaktdaten sind die Pflegekräfte mittlerweile auf der Straße zu sehen. Gerade älteren Menschen ist das Wohn- und Pflegeheim Kessler-Handorn ein Begriff. Dessen bewährte Pflege möchten sie sich gerne in die eigenen vier Wände holen. Mit „Kessler-

Handorn mobil“ ist das kein Problem. Mit Kessler-Handorn gesund ins neue Jahr Vom 25. bis 29. Januar veranstaltet „Kessler-Handorn mobil“ eine Gesundheitswoche. „Viele Menschen starten mit guten Vorsätzen ins neue Jahr, wir helfen gerne, diese Vorsätze in die Tat umzusetzen“, so Tanja Eibner-Kemen. In der Gesundheitswoche kann man sich während der Öffnungszeiten kostenlos Blutdruck und Cholesterin messen lassen und sich zum Thema Gesundheit und Pflege informieren. Und dabei das freundliche Team persönlich kennenlernen. (md)

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Neuer Therapieraum erhöht Wohlfühlfaktor Fachkräfte können Senioren im Kursana Domizil jetzt effizienter behandeln

Mit einem neu eröffneten Therapieraum verbessert das Kursana Domizil Kaiserslautern die Angebote und den Service für viele Bewohner der Pflegeeinrichtung in der Alex-Müller-Straße. Die externen Fachkräfte der Ergo-, Logo- und Physiotherapie sowie das Pflegeteam von Kursana behandeln die Senioren künftig nicht mehr in ihren Zimmern, sondern „viel effizienter“, so Direktor Kurt Limbacher, in einem neuen Therapieraum. Die Bewohner zeigten sich begeistert von der Gestaltung und Ausstattung der Räumlichkeiten. „Das ist unserer neuer Wohlfühlraum“, sagte eine ältere Frau, die regelmäßig von Therapeuten behandelt wird. Die Initiative für den neuen Therapieraum im Wohnbereich „Fischerrück“ des Kursana Domizils kam aus den Reihen des sogenannten Heimbeirates. Horst Klein, Vorsitzender der Interessenvertretung der Bewohner und Tino Beer, reges Mitglied des Heimbeirates, machten sich für den Therapieraum stark. Der Wunsch wurde von Direktor Kurt Limbacher sowie der leitenden Ergotherapeutin Katja Liebe unterstützt und sofort aufgegriffen. „Ein Therapieraum zum Wohlfühlen fördere nicht zuletzt durch seine klare Einrichtung die Konzentrationsfähigkeit der Patienten, sagt Katja Liebe. In das Kursana Domizil kommen jeden Tag externe Therapeuten, die die Bewohner in Bewegung bringen und sie gemeinsam mit den Fachkräften aus der Pflegeeinrichtung stärken und unterstützen. Voraussetzung für die Behandlungen der verschiedenen Experten ist immer eine Verschreibung des zuständigen Arztes. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert nach Darstellung von Katja Liebe für die Pflegemitarbeiter des Hauses stets einen zusätzlichen organisatorischen Aufwand, da 50+Lautern

die Bewohner nach festen Zeiten ihre Therapien wahrnehmen und dies in den Pflegealltag sinnvoll integriert werden muss. Die Einrichtung des neuen Raumes wurde mit den Therapeuten besprochen und nach fachlichen Gesichtspunkten angepasst. Eine praktische Therapieliege, die vom Kursana-Kooperationspartner, der Physiotherapiepraxis Jakob, gespendet wurde, war sozusagen der Startschuss für die Verbesserung des Angebotes. Im Therapieraum finden die Nutzer eine verspiegelte Sprossenwand sowie viele therapeutische Medien, die bei der Behandlung eingesetzt werden. Bei einer kleinen Feierstunde zur Eröffnung des Therapieraumes lobten die externen Therapeuten die gute Zusammenarbeit aller Fachrichtungen bei Kursana. Die Fachkräfte waren sich einig, dass ihre Arbeit in einem solchen Raum deutlich effizienter vonstatten geht und angenehmer für die Bewohner ist. Direktor Kurt Limbacher bedankte sich bei allen, die dieses Projekt durch Ideenreichtum und Tatkraft realisiert haben und sprach seine Hoffnung aus, dass dieser Therapieraum noch vielen Bewohnern des Kursana Domizils zugute kommen wird. (pm) Beratungen sind jed nach Absprache möerzeit glich

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Kultur und Freizeit

Das große Weihnachtsinterview: Albert Koch

Wer in Kaiserslautern über Blues und Boogie Woogie spricht, kommt an Bluesharp-Spieler und Sänger Albert Koch nicht vorbei. Der 56-Jährige tritt regelmäßig im In- und Ausland auf, und hat sich insbesondere auf renommierten Blues und Boogie-Festivals einen Platz im Herzen der Fans erobert. Am 28. Dezember ist er gemeinsam mit zahlreichen anderen hochkarätigen Musikern aus dem In- und Ausland bei „The 4. Big International Boogie Woogie Night“ in der Kammgarn zu hören. Das Magazin 50+Lautern hat sich mit dem Musiker bei einem „Kännchen Kaffee und einem Mineralwasser“ unterhalten.

Foto: pm/Fotostudio KL/Johanna Leonhardt

50+Lautern: Herr Koch, wie haben Sie Ihre Liebe zur Mundharmonika gefunden? Albert Koch: Ach, das ist eigentlich in zwei Sätzen erzählt. Ich habe als kleiner Junge von neun Jahren von der Lautrer Kerwe eine Plastikmundharmonika „heimgeschleift“. Und damit habe ich wohl so lange meiner Mutter den Kopf „vollgetrötet“, bis sie mir erklärt hat, wie die Mundharmonika funktioniert. 50+Lautern: Konnte Ihre Mutter Mundharmonika spielen? Koch: Nein, das nicht. Aber sie war sehr musikalisch und hatte das Prinzip verstanden. Sie hat mir erklärt, dass da einzelne Löcher drin sind, aus denen klare Töne herauskommen. Da hat mich dann der Ehrgeiz gepackt und ich habe mir Kinderlieder beigebracht, Schlager, Shantys und Fahrtenlieder – was man eben als Kind so hört. Parallel dazu haben mich meine Eltern zum Klavierunterricht geschickt, das hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Ich habe das drei Jahre über mich ergehen lassen, dann haben meine Klavierlehrerin und ich uns in beidseitigem Einvernehmen getrennt.

Meine Mutter wollte unbedingt, dass ich Musikunterricht nehme – am liebsten Geige, aber wenigstens Klavier – und hat geschaut, ob es nicht irgendwo Unterricht in Mundharmonika gibt. Aber das gab es nicht. Ein Glück! Denn sonst würde ich heute wahrscheinlich nicht Mundharmonika spielen. Irgendwann mit 15 oder 16 Jahren bin ich in eine Clique gekommen, in der einer Gitarre spielte und einen Verstärker hatte. Er hat mich auf mein Mundharmonika-Spiel angesprochen und so haben wir unsere erste Band aufgemacht. Damals war ich noch über die Maßen schüchtern und Publikumsscheu. (lacht) Das bin ich heute noch, aber ich lasse das nicht mehr so raushängen. 50+Lautern: Man kann sich das kaum vorstellen! Koch: Doch, so war das. Wenn es in der Schule darum ging, dass etwas vorgesungen werden sollte, habe ich immer unter der Bank etwas gesucht. Vorsingen war grauenhaft. Ich habe auch in der Volksschule im Vorsingen immer eine Drei gehabt. Meine Schwester hat mich damit oft aufgezogen, weil sie eine bessere Note hatte. 50+Lautern: Wie ging es nach der Bandgründung weiter? Koch: Mit meiner ersten Band hatten wir einen 1976 einen Auftritt bei der 700-Jahr-Feier der Stadt Kaiserslautern auf dem Rathausplatz. Es war eine Band mit eigenen Liedern, eigenen Texten, deutsche Texte... Es war ziemlich stümperhaft. Und an diesem Tag haben dort wirklich gute Bands gespielt. Ich bin auf die Bühne gegangen, habe gespielt und mich dann sofort verdünnisiert. Bloß niemand in die Augen schauen... 50+Lautern: Wie ist es damals zu dem Auftritt gekommen? 50+Lautern

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Kultur und Freizeit Koch: Die Stadt hatte Bands gesucht, die an diesem Tag spielen möchten. Es spielte damals das „Who is who“ der Lautrer Musikszene dort. Und unsere Band hat sich dann auch direkt nach diesem Auftritt aufgelöst. Ich wollte aber weiter Musik machen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mit Blues überhaupt nichts am Hut gehabt. Das war für mich Tanzmusik, auf die man langsam schwofen kann. Der dahinterstehenden Problematiken war ich mir überhaupt nicht bewusst. Aber es wurde uns oft gesagt: „Wenn Ihr eine Mundharmonika habt, dann könnt Ihr doch Blues machen“. Das hat dazu geführt, dass wir tatsächlich eine Bluesband aufgemacht haben. Und dann habe ich mich natürlich damit auch auseinandergesetzt. Es wurde immer professioneller, ich habe auch mit immer professionelleren Leuten zusammengearbeitet, bis ich dann zum Studium nach Bayern ausgewandert bin. Und da wollte es der Zufall, dass ich in Freising auf einem Konzert mit einem Bluesmusiker aus der ehemaligen DDR war. Es war ein hochkarätiger Musiker, Stefan Diestelmann. Ich hatte – wie viele Mundharmonikaspieler – ein paar von den Dingern in der Tasche, und habe im Publikum fröhlich mitgespielt. Diestelmann hat Gitarre gespielt und gesungen, und hatte noch einen Klavierspieler dabei. Irgendwann hatten sie ein Break im Stück. Das konnte ich natürlich nicht wissen und habe weitergespielt. Dabei hat er mich gehört und hat suchend von der Bühne herabgeschaut, er hat nicht gefragt, aber die Leute neben mir, haben auf mich gezeigt. Da hat er dann gesagt: „Komm Du mal hoch“, und so habe ich den Rest des Abends von der Bühne aus bestritten. Später sagte er: „Das war ganz ordentlich, Du darfst wiederkommen.“ So bin ich dann in die Münchener Blues-Szene reingekommen. Von da ab lief es wie ein Schneeballsystem: Man lernt jemanden kennen, über den man jemanden kennenlernt... Die nachhaltigste Bekanntschaft war die mit Martin Schmitt. Er ist ein Boogie-Pianist, der heute eigentlich alles spielt, vorwiegend eigene Sachen. Irgendwann hat er mich zwei Leuten aus Österreich vorgestellt, die ein Boogie Festival in St. Wolfgang machen. Das war vor ziemlich genau 15 Jahren, und auf dem Boogie-Frestival habe ich dann auch wieder andere Boogie-Leute kennengelernt. Zum Beispiel Christoph Steinbach, Ich habe festgestellt, dass die Boogie-Pianisten eine große Familie sind. Bei diesen Festivals steht das Piano im Vordergrund und ich mache mit der Mundharmonika Begleitmusik. Meist ist auch noch ein Schlagzeuger dabei, und vielleicht auch noch ein Bassist und ein Saxophon. Vielleicht ist auch noch jemand mit einer Gitarre dabei. Einmal saß ich in St. Wolfgang mit jemandem beim Frühstück, der mich am Vorabend gehört hatte und über eine Ansage mitbekommen hatte, dass ich von Beruf Landschaftsgärtner bin. Er sagte zu mir „Wir kommen aus der gleichen Sparte. Ich dachte, er ist vielleicht auch Landschaftsgärtner, aber nein, er stellt Baggerschaufeln her. Gut, damit kann ich auch etwas anfangen. Ein halbes Jahr später kam Martin Schmitt zu mir und erzählt, dass Pit Lehnhoff, das war der Mann mit den Baggerschaufeln, in Baden-Baden ein Boogie-Festival auf die Beine stellen wollte. Das hat mich inspiriert zu versuchen, ob wir so etwas nicht auch in Kaiserslautern etablieren können. Und das habe ich dann gemacht. Im ersten Jahr hat das Festival an einem Abend stattgefunden. Nachdem das ein guter Erfolg war, haben wir überlegt, es an zwei Abenden zu machen. Wir haben großartige Leute dazu gewinnen können, beispielsweise den Pete York von der Spencer Davis Group. In den beiden Folgejahren haben wir es dann über zwei Tage veranstaltet. Aber jetzt ist es so, dass die Kammgarn durch Mieterhöhungen und gestrichene Subventionierungen deutlich weniger Geld zur Verfügung hat, und deshalb fahren wir in diesem Jahr auf Sparflamme und haben uns wieder auf einen Abend festgelegt. Mal sehen – wenn es in diesem Jahr gut läuft, dann können wir es weitermachen, wenn nicht, dann wahrscheinlich nicht mehr. Denn die Kammgarn kann nur noch Veranstaltungen machen, die im Vorfeld bereits vermuten lassen, dass sie besonders gut besucht sind. Das ist der aktuelle Stand der Dinge. 50+Lautern

Leider gab es im Programmheft der Kammgarn einen Druckfehler, da stand, der Termin sei am 29. Dezember, das wirkt sich hoffentlich nicht auf die Besucherzahlen aus! 50+Lautern: Was erwartet denn die Konzertbesucher in diesem Jahr? Koch: In diesem Jahr habe ich Musiker dabei, die alle schon einmal hier waren. Pete York ist leider nicht dabei, denn für ihn würde sich die Anreise nur lohnen, wenn er dann auch zwei Tage hier ist. Da haben wir mit Christoph Buhse einen guten Schlagzeuger, der seine Wirkungsstätte in Hamburg hat. Wie im vergangenen Jahr, ist Wolfgang Janischowski am Bass. Er kommt ja ebenfalls aus Kaiserslautern. Und ich spiele Mundharmonika. Wir sind die Rumpfband. Als Solisten habe ich Christoph Steinbach aus der Nähe von Kitzbühel gewinnen können, Richie Loidl aus Bad Ischl, den ungarischen Pianisten Balazs Daniel aus Györ, aus Spanien Lluis Colloma, der aus Barcelona kommt, und Harald Krüger aus Heidelberg, der in Kaiserslautern szenebekannt ist. Die Festivals laufen grundsätzlich so ab, dass die Solisten auf die Bühne gehen und dann von der Bühne aus sagen, welche Musiker sie für welchen Song brauchen. Die Leute kommen von so weit her, dass man vorher nicht miteinander proben kann. Es ist also alles sehr spontan. Bisher hatten wir auch Profitänzer dabei, da weiß ich nicht, ob das in diesem Jahr der Fall sein wird. Aber es ist immer noch ein wenig Platz zum Tanzen, falls jemand Lust dazu hat. Schließlich ist es Tanzmusik. Wenn das Konzert fertig ist, gibt es eine Aftershowparty im Twentyone, und da werden wir sicher noch einiges an Spaß haben. 50+Lautern: Welche weiteren aktuellen Projekte verfolgen Sie? Koch: Meine aktuelle Band ist die Tin Pan Alley Blues Band. Sie besteht aus meinem Bruder Helmut am Schlagzeug, Werner Steiner, Knut Maurer, Franz Schreiber und mir. 50+Lautern: Sie war vor kurzem beim Benefizkonzert im Irish House zu hören! Koch: Das Weihnachtskonzert ist im Wesentlichen der Verdienst von Klaus Urbanczyk und meinem Bruder Helmut Koch. Die beiden musizieren schon seit vielen Jahren zusammen. Vor fünf Jahren haben sie festgestellt, dass sie ein gemeinsames Bühnenjubiläum haben. Sie haben alle Bands in das Irish House eingeladen, in denen sie früher gespielt haben, oder aktuell spielen. Es sind zwischen 30 und 40 Musiker zusammengekommen. Während der Planung haben sich Helmut und Klaus überlegt, dass sie keinen Eintritt nehmen, sondern einen Hut herumgehen lassen, und den Erlös für einen guten Zweck spenden. Der Zweck war schnell gefunden: Arm – Alt – Allein. Helmut und Klaus haben es fertigbekommen, dass tatsächlich alle Musiker kostenlos spielen und sich noch nicht einmal das Fahrgeld geben lassen. Das Irish House stellt die Räumlichkeiten. Dann gibt es auch ein Buffet, das organisieren die Beiden ebenfalls. Zumeist engagieren sich da Sängerinnen der verschiedenen Bands. Bisher wurde diese Veranstaltung in der Presse eigentlich zu wenig wahrgenommen, dabei kommt wirklich eine Menge Geld zusammen, in diesem Jahr waren es über 1.700 Euro, und es ist eine großartige musikalische Veranstaltung in Kaiserslautern. Es macht von Jahr zu Jahr mehr Spaß! Ansonsten mache ich noch mit einigen Leuten akustischen Blues. Allen voran wäre da Jörg Teichert zu erwähnen. Er ist dort am Theater als Musiker beschäftigt, spielt hervorragend Gitarre und singt auch sehr schön. Mit ihm mache ich Blues der 20er bis 70er Jahre. Aus der gleichen Kante, nämlich aus Viernheim, kommen zwei weitere Musiker, mit denen ich Projekte in Angriff nehme. Das ist Norbert Roschauer, der eine Gitarrenschule in Viernheim hat und Jürgen „Mojo“ Schultz aus Weinheim. Ein ganz versierter Blues-Gitarrist. Dann habe ich noch einen Gitarristen aus Speyer, der „Blues-Wolf“ Wolfgang Schuster, mit dem ich Projekte zusammen mache. Er ist ein Urgestein, der immer


Foto: pm/Fotostudio KL/Johanna Leonhardt

Kultur und Freizeit noch aktiv ist und verschiedene CDs aufgenommen hat. Christoph Steinbach nennt sich übrigens auch „Boogie-Wolf“. Ich spiele also manchmal mit dem Blues-Wolf und dem Boogie-Wolf zusammen. Mit Tin Pan Alley probe ich regelmäßig, und bei den anderen ruft man sich halt so zusammen. Ein weiterer „Finger meines Schaffens“ sind Lesungen. Das wird immer mehr, und immer besser. Dieses Engagement geht auf die rührige Tätigkeit von Hans Schneider und Birgit Degiuli aus Hochspeyer zurück. Birgit Degiuli hat mit einem Förster im Wald zwischen Fischbach und Hochspeyer eine Dichterlesung angestoßen, bei der Madeleine Giese die „13 Monate“ von Erich Kästner gelesen hat und ich habe Mundharmonika dazu gespielt. Weil das gut lief, haben wir Rainer Furch dazu geholt und das Programm ausgebaut. Wir wollten damit in unserem Blumengeschäft, bei Koch Christmann, auftreten, aber zu dem geplanten Termin musste Madeleine Giese absagen, weil sie anderweitige Verpflichtungen hatte. Da haben Rainer Furch und ich beschlossen, etwas anderes zu machen. Er rief irgendwann bei mir an uns sagte: „Ich hab‘s, wir machen Ringelnatz!“ Das wieder hat Hans Schneider aus Hochspeyer aufgegriffen und vorgeschlagen, dass ich auch einmal etwas mit dem Mundartdichter Michael Bauer mache. Anfang 2015 haben wir dann in Hochspeyer in einer Veranstaltung vom Kulturverein eine Lesung gemacht. Der ist nun wiederum mit dem Blues-Wolf gut befreundet – und da schließt sich wieder ein Kreis. Für das nächste Jahr bin ich gefragt worden, ob ich bei Jazz in der Fruchthalle dabei sein kann. Tom Woll spielt Gitarre und ich spiele Munharmonica. Auch das wird so ablaufen, dass wir vorher nicht proben, sondern auf die Bühne gehen und schauen, was dabei rauskommt. (lacht) 50+Lautern: Gibt es aktuelle CD-Pläne? Koch: Ja, mit der Tin Pan Alley werden wir im Frühjahr eine Studio-CD aufnehmen. Jetzt aktuell plane ich, vom Boogie Festival einen Zusammenschnitt herauszugeben, das kann aber noch ein Weilchen dauern. Vom ersten Boogie Festival gibt es bereits einen Zusammenschnitt, den kann man in diesem Jahr natürlich erwerben. Ansonsten habe ich mit dem Christoph Steinbach schon länger vor, etwas zu machen. Wir haben bereits zwei gemeinsame CDs aufgenommen und eine dritte, bei der ich mitspiele. 50+Lautern: Sind Sie vor Auftritten eigentlich heute noch aufgeregt? Koch: Ja! Das kommt vor. Es gibt Konzerte, da bin ich sehr aufgeregt. Das hängt nicht unbedingt von der Publikumszahl, sondern von den Umständen ab. Ich kann vor 20 Zuschauern aufgeregter sein, als vor 200. Wenn dann aber ein wichtiger Veranstalter dabei ist, oder Funk und Fernsehen, wo man wirklich glänzen muss. Oder wenn etwas zun erstenmal aufgeführt wird... Als wir bei uns im Laden den Ringelnatz aufgeführt haben, war ich im Vorfeld so richtig hibbelig. Da fragt man sich, ob alles klappt, wie es geplant ist. und was man macht, wenn es etwas daneben geht... 50+Lautern: Was macht man, wenn etwas schief geht? Koch: Dann muss man improvisieren. Wenn gar nichts mehr geht: Abbruch und neu anfangen. Das kann auch vorkommen. 50+Lautern: Ist das schon einmal passiert? Koch (lacht): Ja, das ist schon einmal passiert. Es war bei einem Auftritt in Freising, da haben wir mit unserer Studentenband auf Studentenpartys in der Mensa gespielt. Zu diesen Partys kommen richtig viele Leute, das sind keine kleinen Konzerte. Es war bei der Fete der Bierbrauer, denn in Freising wird auch Brauwesen studiert. Unser Keyboarder war Bierbrauer – und entsprechend gut geeicht. Er hatte vor dem Auftritt schon eine halbe Kiste Maibock getrunken und war daher bereits gut abgefüllt. Er hatte den Anfang gemacht,

Beim Musizieren: Albert Koch und Jörg Teichert hat sich dabei verspielt und unser Schlagzeuger hat im Gegentakt eingesetzt, so dass die Zwei gegeneinander gespielt haben. Ich habe mich, wie in meinen Anfangszeiten, von der Bühne verdrückt. Der Bassist hat sich dem Keyboarder angenommen und der Gitarrist dem Schlagzeuger, und sie versuchten die beiden zu überreden, sich dem jeweils anderen anzuschließen. Was überhaupt nicht funktioniert hat. Zumal der Keyboarder gesagt hat: „Dasss kannichnich, der nagelt mir ja immer dazwischen“. (lacht) Da haben wir dann die Sache abgebrochen und von vorne angefangen. Der Keyboarder hat sich an der gleichen Stelle zwar wieder verspielt, aber der Schlagzeuger hat etwas später angefangen und da hat es dann wieder gepasst. 50+Lautern: Herr Koch, wir danken für das Gespräch!

Die Boogie Woogie Night

„The 4. international Boogie Woogie Night Kaiserslautern“ findet am 28. Dezember 2015 in der Kammgarn Kaiserslautern statt. Karten gibt es im Vorverkauf an den bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse. Beginn ist um 20 Uhr. Die Besetzung der „Boogie Woogie Night“: Christoph Steinbach aus Kitzbühel (A) (Piano / Gesang), Richie Loidl aus Bad Ischl (A) (Piano / Gesang), Balazs Daniel aus Györ (HU) (Piano), Lluis Colloma aus Barcelona (E) (Piano), Harald Krüger aus Heidelberg (D) (Piano / Gesang), Christoph Buhse (D) (Schlagzeug), Wolfgang Janischowski (D) (Bass), Albert Koch (D) (Mundharmonika). Im Anschluss an das Konzert gibt es eine Aftershow-Party im „Twentyone“. (md) 50+Lautern

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DDT

Der Dolmentocher spricht Ein lieber Kollege der 50+Lautern-Redaktion hat sein Schatzkästlein an amüsanten Alltagsfunden aufgetan. Seine Identität ist dem Magazin 50+Lautern wohlbekannt, doch hat er darum gebeten, hier als „Der Dolmentocher“ – sein Kürzel ist ddt – publizieren zu dürfen. Das sei ihm gewährt! Alle Jahre wieder … ... kommt sie, die lebende Grippe – bringt aber leider keinen Segen wie das Christuskind, sondern Beschwerden und Fieber. Daher wird ja sehr vor ihr gewarnt und eine Vorsorgeimpfung empfohlen – unter anderem für ältere Personen. Noch ärger wird es natürlich, wenn die Grippe ihr Spiel mit uns treibt, unter Umständen sogar noch mit Unterstützung einer Eselin. Da droht dann nicht nur die berüchtigte Schweine- oder Vogelgrippe, sondern die derzeit noch weithin unbekannte und daher möglicherweise noch deutlich gefährlichere Eselsgrippe. Gegen diese ist bis heute kein Impfstoff bekannt.

Grafik: umnola/Dollarphotoclub.com

grüßt Sie Ihr Dolmentocher

50+Lautern

Foto:ddt; Grafiken: cobisimo/Dollarphotoclub.com, Carmen Steiner/Dollarphotoclub.com

In der Hoffnung, dass Sie von der lebenden Grippe verschont bleiben mögen,


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Bei uns ist Pflege Herzenssache Kultur und Freizeit

© Jacob Wackerhausen

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Facheinrichtung für Menschen mit Demenz

■ Fähigkeiten entdecken – Lebensfreude wecken

Überzeugen Sie sich bei einer Hausführung

■ Familiäres Umfeld ■ Spezialisierte Mitarbeiter ■ Jetzt NEU: Tagespflege

Ihre Ansprechpartner Johannes Schoner, Heimleiter Marianne Wiessner, Bewohnerverwaltung

Wohn- und Pflegeheim Kessler-Handorn Schumannstrasse 17 · 67655 Kaiserslautern · Telefon: 0631-3173-0 50+Lautern

www.kessler-handorn.de


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