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Innovationspark Ost
from LEADER Februar 2020
by MetroComm AG
Mit einzigartigen Stärken zum Erfolg
St.Gallen will Teil des Netzwerks Innovationspark Schweiz werden und lanciert nach zwei gescheiterten Anläufen eine dritte Bewerbung für einen Innovationspark Ost.
Vor fünf Jahren wurde das Netzwerk des Innovationsparks Schweiz geknüpft, um das Land für Forschungsinvestitionen und Firmenansiedlungen noch attraktiver zu machen. «Switzerland Innovation schafft für nationale und internationale Unternehmen aller Art eine Plattform, auf der sie ihre Forschungsaktivitäten gemeinsam mit unseren Universitäten und Hochschulen vorantreiben», beschreibt sich die Stiftung selbst. Neben den beiden gesetzten Standorten, jenem des Parks Zürich in Dübendorf und dem regionalen Netzwerk um die EPFL in Lausanne, kamen auch Parks in Allschwil (Basel Area), in Villigen und in Biel zum Zug. Der Ostschweiz blieb die Zuschauerrolle. Der Kanton St.Gallen bekam vom Bundesrat gleich zweimal eine Abfuhr: Nachdem ein erstes Konzept 2014 als zu unkonkret abgewiesen wurde, fiel auch 2015 eine verbesserte Bewerbung mit der Fokussierung auf «intelligente Produktionssysteme» durch. Der Kanton Thurgau konnte sich mit seiner
Bewerbung, die ein Zentrum für Forschung und Produktion in der Ernährungs- und Landwirtschaft postulierte, ebenfalls nicht durchsetzen. Ein Alleingang mit dem Projekt scheiterte ebenfalls, da in der Standortgemeinde Frauenfeld einen Kredit von 1,2 Millionen Franken für die Pilotphase an der Urne abgelehnt wurde. St.Gallen hingegen gibt sich noch nicht geschlagen und arbeitet mit Nachdruck darauf hin, doch noch Teil des Innovationsparks Schweiz zu werden. Die Leiterin des kantonalen Amts für Wirtschaft und Arbeit, Karin Jung, ist zuversichtlich, dass der dritte Anlauf klappen wird – und betont, warum eine erfolgreiche Bewerbung wichtig für die Ostschweiz sei: «Wenn uns das nicht gelingt, werden wir abgehängt.»
Zugang zu Informationen Der Status, ein akkreditierter Standort des Innovationsparks der Schweiz zu sein, wird sich nicht nur im angedachten Forschungszentrum in St.Gallen manifestieren. Das neue Netzwerk
wird auch eine Bedeutung weit darüber hinaus bekommen. «Es ist absehbar, dass zukünftig auch viele politische Diskussionen zu Innovationsthemen über dieses Netzwerk besprochen und vorbereitet werden», erklärt Karin Jung. Als Teil des Innovationsparks erhielte St.Gallen zudem Einsitz im Stiftungsrat von Switzerland Innovation und hätte so einen privilegierten Zugang zu Informationen. Weiterer erwünschter Nebeneffekt: Die Organisation Switzerland Global Enterprise, die für die internationale Standortpromotion der Schweiz zuständig ist, hat den Zusatzauftrag, neben eigentlicher Vermarktung der Schweiz speziell auch das Netzwerk Switzerland Innovation zu vermarkten, wie Jung erläutert: «Wenn wir hier einen Standort haben, dann sind wir da mit dabei, dann ist auch die Ostschweiz auf der Landkarte.»
Ergänzung des Netzwerks Es gibt also viele gute Gründe, ein Standort des Innovationsparks Schweiz zu werden. Die Erfahrung zeigt aber, dass der Bundesrat keinen regionalpolitisch begründeten Entscheid fällen wird, bloss weil es noch keinen Ableger des Innovationsparks in der Ostschweiz gibt. «Darauf zu hoffen, ist chancenlos», weiss Karin Jung. Die Kriterien, wie man zu einem Zuschlag kommt, seien klar: Ein weiterer Standort muss das Netzwerk des Innovationsparks mit Themen ergänzen, die noch nicht von den anderen Standorten belegt sind. «Wir haben keine Chance mit unserer Bewerbung, wenn wir nicht aufzeigen können, in welchen Themen wir hier in St.Gallen national und international anerkannte wissenschaftliche Exzellenz haben.» Die neuerliche Bewerbung aus der Ostschweiz soll aufzeigen, dass St.Gallen die ideale Ergänzung des bestehenden Netzwerks darstellt. Deshalb fokussiert dieser dritte Anlauf auf die Themen auf der Schnittfläche von Gesundheitstechnologie, Digitalisierung in der Wirtschaft und der MEM-Industrie. «Dieses Profil gibt es so noch nicht», hält die Leiterin des Amts für Wirtschaft und Arbeit fest. Im Bereich Gesundheitstechnik soll der Innovationspark Ost die Entwicklung von physikalischen, chemischen und biologischen Sensoren, von Smart Materials and Processes sowie der Funktionalisierung von Oberflächen fördern. Schon heute werden in St.Gallen beispielsweise Smart-Textiles entwickelt, die Sensoren in funktionalen Fasern nutzen. Bei digitalen Technologien kann sich der Innovationspark Ost auf die Grundlagenforschung der Universität St.Gallen abstützen, um
Karin Jung, Leiterin AWA SG: «Wenn uns das nicht gelingt, werden wir abgehängt.»

Geschäftsfelder etwa im Bereich der Anwendung von Künstlicher Intelligenz, des Internet of Things oder von Blockchains zu entwickeln. Die Ostschweizer MEM-Industrie wiederum stellt heute schon anspruchsvolle Hightech-Produkte her und kann neue Forschungsergebnisse nutzbringend umsetzen. Diese drei Gebiete sollen sich im künftigen Innovationspark Ost verbinden, wie Karin Jung darlegt: «Schliesslich müssen Produkte herausschauen, die man am Markt verkaufen kann.»
Auf vorhandenen Stärken aufbauen Die Ostschweiz habe zwar, etwa im Unterschied zu Basel mit dem Pharma-Schwerpunkt, eine sehr breit aufgestellte Wirtschaft, hier werden unterschiedlichste Themen abgedeckt. «Das ist aber auch ein Vorteil und gibt unserer Region eine gewisse Stabilität», sagt die Leiterin des Amts für Wirtschaft und Arbeit, fügt aber an: «Thematisch fokussiert der Innovationspark Ost auf die spezifischen Stärken der Ostschweizer Wirtschaft und der vorhandenen wissenschaftlichen Exzellenz der in der Region ansässigen Forschungsinstitute. Dies zu bestimmen, ist anspruchsvoller als anderswo. Die nun für die Bewerbung gewählten Forschungsschwerpunkte erfüllen diese Kriterien,
auch wenn nicht jedes Unternehmen direkt vom Innovationspark Ost profitieren kann.» Der enge Fokus ist ein Lehrblätz aus den beiden vorherigen Bewerbungen. Bei einer thematisch breiteren Bewerbung wären Überlappungen mit den Themen der bestehenden Standorte programmiert. «Die anderen Standorte haben kein Interesse, einen Park aufzunehmen, der von sich sagt ‹wir können alles›», sagt Karin Jung. Wunschdenken hat deshalb in einer erfolgsversprechenden Bewerbung nichts verloren. «Wir müssen auf vorhandenen wissenschaftlichen Stärken aufbauen», betont Jung. Die Universität St.Gallen ist ein Leuchtturm mit internationaler Ausstrahlung auf dem Gebiet der Umsetzung der Digitalisierung in den Geschäfts-Modellen und -Prozessen der Wirtschaft. Im zukunftsträchtigen Gebiet der Gesundheitstechniken streicht die St.Galler Bewerbung die Qualität der Empa in St.Gallen und des Kantonsspitals heraus – das KSSG ist das einzige nicht-universitäre Spital in der Schweiz mit einer Forschungsabteilung. Das Kantonsspital ist zusammen mit der Empa erfolgreich in der Forschung tätig – «das ist einzigartig, diese Forschungsschwerpunkte werden an anderen Standorten in der Schweiz nicht bearbeitet», sagt Karin Jung. Auch die die Fachhochschule Ost und das Forschungszentrum RhySearch auf dem Campus der NTB Buchs untermauern den in der Bewerbung formulierten Anspruch auf wissenschaftliche Exzellenz.
Engagement der Wirtschaft entscheidend Neben der Einzigartigkeit des Profils muss ein Ostschweizer Standort des Innovationsparks Schweiz auch ein zweites, wesentliches Kriterium erfüllen: Er muss von der hiesigen Wirtschaft getragen werden. «Die Bewerbungen in der Ver-
gangenheit sind nicht zuletzt auch daran gescheitert, dass es uns zu wenig gut gelungen ist nachzuweisen, dass unsere Wirtschaft daran ein Interesse hat», erklärt Karin Jung. Deshalb sei es entscheidend, «dass wir in der Bewerbung das finanzielle Engagement der Ostschweizer Wirtschaft dokumentieren können.» Der Innovationspark Ost wird als Aktiengesellschaft organisiert, vom Aktienkapital von voraussichtlich drei Millionen Franken soll die Hälfte von der Öffentlichen Hand gezeichnet
werden. Neben dem Kanton St.Gallen sind das die beteiligten Forschungsinstitutionen, aber auch andere Kantone und Gemeinden. Die andere Hälfte der Trägerschaft soll privat sein, diese Aktien sollen bei interessierten Unternehmen platziert werden. Erste Firmen und ein Wirtschaftsverband haben sich bereits verpflichtet; Karin Jung ist zuversichtlich, dass auch das restliche Aktienkapital von der Wirtschaft bis diesen Sommer gezeichnet wird. «Die öffentliche Hand macht eine Anschubfinanzierung und koordiniert die Bewerbung, aber letztlich muss die Wirtschaft ein Interesse daran haben, dass das Projekt läuft», sagt Karin Jung. Natürlich habe der Kanton ein grosses Interesse daran, dass St.Gallen Teil des Netzwerks werde. «Wir sind dennoch nur die Geburtshelfer» sagt Jung, nachher müsse der Innovationspark Ost von der Wirtschaft getragen werden. «Ohne Engagement der Wirtschaft wird es nicht klappen.»
Kompetente Gremien Die Politik wird aber auch eine Gelegenheit bekommen, sich zum Innovationspark Ost zu bekennen: Für die Anschubfinanzierung plant die Regierung, dem St.Galler Kantonsrat eine Kreditvorlage zu unterbreiten. Mit voraussichtlich etwa 10,5 Millionen Franken soll der Betrieb für die ersten zehn Jahre sicher gestellt werden, wobei die grössten Tranchen davon für den Start vorgesehen sind und die Beiträge mit der Zeit abnehmen werden. Der Verwaltungsrat des Innovationsparks Ost soll jedoch nicht nach irgendwelchen politischen Schlüsseln zusammengesetzt werden, vielmehr sollen fünf bis sieben fachlich qualifizierte Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte die Geschicke des Ostschweizer Standorts bestimmen. Als weiteres Gremium ist ein Innovationsrat vorgesehen, dessen Mitglieder die inhaltliche Ausrichtung bestimmen sollen. Um die Koordination sicher zu stellen, sollen der Präsident oder die Präsidentin des Innovationsrat auch dem Verwaltungsrat angehören. Die Suche nach geeigneten Leuten hat bereits begonnen, «mit der Besetzung dieser Gremien können wir nicht warten, bis der Zuschlag vom Bundesrat kommt», erklärt Karin Jung.
Langwieriger Prozess Bis der erhoffte Zuschlag kommt, dauert es tatsächlich noch eine Weile. Im Sommer 2019 hat der Kanton St.Gallen das neue Dossier bei der Geschäftsstelle von Switzerland Innovation zur Vorprüfung eingereicht. Am 19. Dezember 2019 war eine Delegation von Switzerland Innovation vor Ort, «wir haben dabei viele Themen besprochen und haben auch Hinweise bekommen, wie wir unser Dossier mit weiteren Fakten anreichern können», sagt Karin Jung. Das wird nun getan, wobei nicht das Konzept selbst überarbeitet werden muss, sondern vielmehr die verständliche Darstellung des Projekts konkretisiert werden soll. Bis im Frühling soll diese Vorprüfung abgeschossen sein. Wenn die Rückmeldung dann nicht negativ ist und die Chancen intakt sind, will der Kanton bis im Sommer das definitive Dossier einreichen: Der Kanton bewirbt sich somit bei der Stiftung Switzerland Innovation um die Akkreditierung des Standorts St.Gallen als eigenständiger Netzwerkpartner innerhalb des Schweizerischen Innovationsparks. Ein Experten-Komitee, in welchem die anderen Standorte des Netzwerks Einsitz haben, wird eine nächste Beurteilung machen und eine Empfehlung an den Stiftungsrat Switzerland Innovation abgeben, der seinerseits eine Empfehlung an den Bundesrat macht. Die Landesregierung dürfte dann 2021 über die Erweiterung des Netzwerks entscheiden. Der Innovationspark Ost ist der erste, der dieses komplexe Verfahren so durchläuft. Die heutigen Standorte wurden durch ein einfacheres Verfahren bestimmt, Dübendorf und Lausanne waren ohnehin gesetzt.
Standort auf dem Campus Lerchenfeld Der Innovationspark Ost soll räumlich im Tagblatt-Gebäudekomplex gleich neben der Empa angesiedelt werden – da, wo heute schon das Innovationszentrum Startfeld betrieben wird. Dieser erfolgreiche Innovationshub hat eine weitgehend andere Ausrichtung als der geplante Innovationspark Ost und würde weiterhin betrieben, allerdings liegen Synergien etwa im Bereich der Verwaltung und der Dienstleistungen auf der Hand. «Wir gehen nicht grundlos an diesen Standort», sagt Karin Jung,
«Wir gehen nicht grundlos an diesen Standort.»
«für die Bewerbung ist es entscheidend, dass in unmittelbarer Nähe eine international anerkannte Forschungsinstitution ihren Sitz hat. Zudem hat sich im Tagblatt-Gebäudekomplex mittlerweile ein spannendes und lebendiges Innovationsumfeld etabliert. Mit dem privaten Eigentümer der Immobilie, der Gartenhof-Verwaltung AG, bestehe ein gutes Einvernehmen, mögliche Ausbauschritte eines Innovationsparks Ost wurden in einem gemeinsamen Arealentwicklungsprojekt schon angedacht». Für allfällige Bautätigkeiten gäbe es auch mit dem Label Innovationspark keine Bundesgelder. Hingegen können für spezielle Einrichtungen, etwa Labors, Darlehen der Stiftung Switzerland Innovation beansprucht werden. Für die Unterstützung von einzelnen Forschungs- und Entwicklungsprojekten können (auch ohne das Label Innovationspark) Fördergelder von Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung, beantragt werden.
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«Bei relevanten Entscheiden mit am Tisch sitzen»
Regierungsrat Bruno Damann, Vorsteher des St.Galler Volkswirtschaftsdepartementes, äussert sich im Interview zur Bedeutung des Innovationsparks Ost für die Ostschweiz.
«Ein negatives
Selbstbild bringt
uns nicht vorwärts.»

Bruno Damann, zweimal schon ist St.Gallen mit dem Versuch, einen Ostschweizer Ableger des Innovationsparks Schweiz zu bekommen, gescheitert. Nun haben Sie einen dritten Anlauf gestartet – warum ist es so wichtig, in diesem Netzwerk dabei zu sein? Es geht darum, die Ostschweiz auf dem Schweizerischen Innovationsradar zu positionieren und sicherzustellen, dass wir in den relevanten Gremien auf Bundesebene direkt vertreten sind. Bei der Verteilung von Geldern zur Erreichung seiner strategischen Ziele setzt der Bund seit einigen Jahren verstärkt auf nationale Netzwerke. Da ist es ein grosser Vorteil, wenn man bei relevanten Entscheiden mit am Tisch sitzt.
Der Kanton St.Gallen ist die treibende Kraft in der Bewerbungsphase, danach wollen Sie aber die Wirtschaft in die Pflicht nehmen. Welches Engagement erwarten Sie von der Wirtschaft? Beim Innovationspark Ost handelt es sich um ein Generationenprojekt, das sukzessive aufgebaut werden soll. Zwar beteiligt sich der Kanton in einer frühen Phase massgeblich an den finanziellen Lasten sowie an der Sicherstellung des Betriebs über die ersten zehn Jahre. Gleichzeitig ist dieses Engagement aber an die tatkräftige Unterstützung des Parks durch die Wirtschaft geknüpft. Schon heute laufen intensive Gespräche mit ausgesuchten Unternehmen, erste finanzielle Zusagen liegen vor.
Ein Innovationspark Ost könnte den Wissens- und Wirtschaftsstandort sicher beflügeln, doch reicht das wohl noch nicht, um den Rückstand auf dynamischere Regionen der Schweiz aufzuholen. Gibt es weitere Projekte, mit denen die Ostschweiz Boden gut machen kann? Haben Sie weiteren Nachholbedarf identifiziert? Ein öffentlich zelebriertes negatives Selbstbild bringt uns keinen Schritt vorwärts. Die gesellschaftlichen Megatrends werden die Ostschweizer Industrielandschaft mit ihren stark fragmentierten und hochtechnologisierten KMU besonders stark prägen. Der Innnovationspark, in dem «Open Innovation» gelebt und Kooperationen gefördert werden, bietet uns vor diesem Hintergrund eine einzigartige Chance: Es geht darum, neue dynamische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und zu nutzen. Weitere Impulse wie der Medical Master und die ITBildungsoffensive tragen das Ihre dazu bei, die wirtschaftliche Position der Ostschweiz weiter zu stärken.
Es zeugt doch von einem selbstbewussten Selbstbild, wenn der Wunsch laut wird, dass St.Gallen im Finanzausgleich von einem Nehmer- zu einem Geberkanton werde. Wie realistisch ist dieser Wunsch, und wie weit hat die Politik da überhaupt Einfluss? Inhaltlich möchte ich auf diese Frage nicht eingehen, da sie einerseits in die Zuständigkeit des Finanzdepartementes fällt und anderseits ein Postulat im Kantonsrat hängig ist, dessen Beantwortung ich nicht vorgreifen kann.
Wo Industrie auf Forschung trifft
Wovon St.Gallen noch träumt, gibt es anderswo schon. Ein Augenschein im Park Innovaare im aargauischen Villigen, einem der fünf nationalen Innovationsparks. Seine Ausrichtung ist stark mit den Forschungsschwerpunkten des Paul Scherrer Instituts verbunden, das sich in unmittelbarer Nähe befindet.
Jens Rehanek ist CEO von Advanced Accelerator

Schon auf den ersten Blick lässt sich erahnen: Hier entsteht etwas Grosses. Zwar sind auf dem Areal gegenüber des Paul Scherrer Instituts PSI im aargauischen Villigen noch keine Gebäude zu sehen, aber die Fläche des Aushubs ist riesig. 38 000 Quadratmeter sind es, auf denen in den nächsten vier Jahren der Erweiterungsbau des Hightech-Parks Innovaare entsteht. Davon sind 23'000 Quadratmeter vermietbare Nutzfläche. Der Spatenstich war im vergangenen November, Mitte dieses Jahres soll mit den Baumeisterarbeiten begonnen werden. Finanziert wird der neue Bau von der CPV/CAP Pensionskasse Coop. Sie investiert rund 150 Millionen Franken. In Zukunft sollen auf dem Innovationscampus sowohl Hightech-Start-ups und Spin-offs als auch forschungs- und entwicklungsorientierte KMU und Gross-Unternehmen aus dem In- und Ausland arbeiten, die von der Nähe, dem Wissen
und den Erfahrungen des PSI, dem schweizweit grössten Forschungsinstitut für Natur- und Ingenieurwissenschaften, profitieren. «Wir bauen ein Hightech-Ökosystem auf, in dem sich Spitzenforschung und Innovateure aus der Wirtschaft austauschen und gegenseitig inspirieren können», sagt Benno Rechsteiner, CEO des Parks Innovaare.
Fünf Parks, ein Netzwerk Der Park Innovaare in Villigen ist einer von fünf Schweizer Innovationsparks unter der nationalen Dachmarke «Switzerland Innovation». Die weiteren sind der Park Basel Area, der Park Network West EPFL in Lausanne, der Innovationspark in Biel und jener in Dübendorf/Zürich. Das Netzwerk wird vom Bund unterstützt, indem er Grundstücke und finanzielle Darlehen bereitstellt. Der Rahmenkredit beträgt 350 Millionen Franken, die fünf Parks können sich alle um die befristeten Bürgschaften bewerben.

Auf 38'000 Quadratmetern wird in den nächsten vier Jahren ein riesiger Erweiterungsbau des Hightech-Parks Innovaare entstehen. 23
2015 wurde der Park Innovaare gegründet. Er befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Paul Scherrer Institut. Zurzeit sind hier 14 Hightech-Firmen angesiedelt. «Die Zahl ist in den ver
gangenen Jahren kontinuierlich gestiegen», sagt Nina Müller, Kommunikationsverantwortliche des Parks Innovaare. Bei der Ansiedlung von Unternehmen konzentriert sich der Park auf bestimmte Technologie- und Innovationsbereiche, insbesondere auf Arzneimittelforschung im Frühstadium, Protonentherapie, Medizintechnik, Bildgebungstechnologien, Nanomaterialien, Batterietechnologien und präzises Engineering – dies alles korrespondiert weitgehend mit den Forschungsschwerpunkten des PSI. «Unser Ziel ist es, Innovateure aus Grossunternehmen, Start-ups und KMU zu fördern und mit Forschungsinstitutionen zu verbinden», sagt der CEO des Parks Innovaare, «damit zum einen der Wissensfluss von der Wissenschaft in die Industrie sichergestellt ist und zum anderen die Innovationen schneller in die Industrie gelangen.»
Forschung für Industrie nutzbar machen Die Advanced Accelerator Technologies AG, kurz AAT, ist eines dieser 14 Hightech-Unternehmen und genau dafür zuständig, dass PSI-Technologien nach draussen in die Industrie und in andere Forschungszentren kommen. «Die Entwicklungen werden damit nicht nur für den Elfenbeinturm der Wissenschaft

Kundenapéro einer Mitgliedsfirma vor dem hetigen Gebäude des Parks Innovaare.
gemacht, sondern über die Vermarktung für Gesellschaft und Industrie nutzbar», sagt AAT-CEO Jens Rehanek. Zu diesem Zweck wurde das Unternehmen als gemeinsame Initiative des PSI und einer Reihe von Industriepartnern aus dem In- und Ausland vor gut fünf Jahren gegründet. «Wir sind der Kommerzialisierungspartner des Paul Scherrer Instituts und haben hierfür auch vertragliche Vereinbarungen», sagt der Physiker, selbst ein ehemaliger Mitarbeiter am PSI.
Vermarktet wird in erster Linie das Knowhow des Instituts in den Bereichen Beschleunigertechnologien, Experimente und Grossanlagen sowie seine Anwendungskompetenz für Teilchenstrahlen und Protonen in Wissenschaft, Forschung und industriellen Prozessen. «Wir bieten beispielsweise Teilsysteme, Engineering und Beratung in der Technologie der weltweit wachsenden Protonentherapie an, sowie andere

Grossforschungsgeräte, die am PSI entwickelt und betrieben werden, wobei unsere Kunden aus der ganzen Welt kommen», sagt Rehanek. «Für uns ist der Innovationspark und seine enge Verbindung zum PSI sehr wichtig.» Er glaube nicht, dass ohne das Netzwerk Ähnliches für sie im selben Zeitraum möglich gewesen wäre.
Vom Labor auf den Markt Im Park Innovaare entwickeln KMU und Start-ups neue Lösungen für komplexe Probleme, wie es beispielsweise die Firma GratXray getan hat. GratXrax ist ein Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich und des Paul Scherrer Instituts und seit 2017 im Innovationspark in Villigen angesiedelt. Die Firmengründer haben während Jahren am PSI im Bereich Synchrotron-Strahlen geforscht und so eine neue, röntgenbasierte Methode entdeckt, mit der Weichteile wie das Brustgewebe differenzierter und genauer untersucht werden können. Gegenüber der «Aargauer Wirtschaft» (der Zeitung des Aargauer Gewerbeverbands) sagt der Mitgründer und Geschäftsleiter von GratXray Martin Stauber: «Ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Methode einen wichtigen Beitrag für die Früherkennung von Brustkrebs leisten können.» Das Team von GratXray entwickelt derzeit ein neues Brust-CT-Gerät für eine bessere Früherkennung von Brustkrebs. «Der Weg der Firma GratXray ist ein gutes Beispiel dafür, wie
Grundlagenforschung zur Anwendung im Markt führen kann», sagt die Kommunikationsverantwortliche des Parks Innovaare. Forscher hätten eine neue Methode entdeckt und sich dann gefragt, welches Problem damit gelöst werden könne. Genau umgekehrt sei es bei einer anderen Firma gewesen, wo zuerst das Problem da war und dann eine Lösung gesucht wurde. «Die Firma Qualysense in Glattbrugg stellt SortierMaschinen für Kaffeebohnen und andere Lebensmittel-Körner her. Beim Sortieren der Kaffeebohnen ist es wichtig, von Anfang an die mangelhaften Bohnen zu eliminieren», so Nina Müller. «Die Firma Cosylab, die seit 2017 bei uns im Park ist, half dieser Firma mit ihrer Spezialsoftware, die Kaffeebohnen mittels einer biochemischen Analyse zu untersuchen und zu sortieren.» Die Prozesse wurden damit verbessert.
Ein grosser Teil ist schon vermietet Mit dem Erweiterungsbau soll in Villigen künftig noch mehr Innovation in einem von Forschung und Entwicklung geriebenen Umfeld möglich sein. Dies zumindest erhoffen sich die Verantwortlichen des Parks. Zu den bisherigen 14 Hightech-Unternehmen möchten sie noch weitere Schweizer und europäische Start-ups und KMU sowie einige Forschungsabteilungen von internationalen Firmen ansiedeln. Einen ersten Mietvertrag konnten sie bereits kurz nach dem Spatenstich abschliessen. «Die Firma LeadXpro ist eine unserer ersten Member

Im Innovationspark in Villigen forschen Firmen wie Interax in eigenen Labors.
Companies. Sie ist in der Arzneimittelforschung tätig und hat sich im Neubau bereits jetzt eine ganze Etage gesichert, was uns natürlich riesig freut», sagt Nina Müller. Mit zwei weiteren Unternehmen seien sie in Verhandlung, «noch aber ist nichts spruchreif». Der Park Innovaare muss lediglich für 25 Prozent der gesamten Nutzfläche neue Mieter suchen. Hauptmieter des Ausbaus ist mit rund 65 Prozent das PSI und 10 Prozent soll für Firmen freigehalten werden, die sofort einen Platz suchen. Der Bau ist anspruchsvoll. Nebst Werkstatthallen und Hightech-Büros braucht es spezielle Räume und Labors, wo Forscherinnen und Forscher in einer keimlosen und vibrationsarmen Umgebung Messungen durchführen können. Viel verspricht man sich auch von den Communication Spots, die es auf jeder Etage des neuen Gebäudes gibt. «Hier sollen sich Forscher und Unternehmer auch physisch begegnen und gegenseitig inspirieren, was das Hauptziel unseres Innovationsparks ist», sagt CEO Benno Rechsteiner.
«Leuchtturm für die Ostschweizer Innovation»
Die Erwartungen in den geplanten «Innovationspark Ost» in St.Gallen sind hoch. Neben dem Zugang zu interdisziplinären Forschungsteams und der Stärkung des Innovationsstandorts soll sich die Ostschweiz dank des Innovationsparks sogar zum bevorzugten Unternehmensstandort in Europa entwickeln. Wird der Park nicht realisiert, werden auch Nachteile bei der künftigen Vergabe von Innovationsfördergeldern des Bundes befürchtet. Der LEADER hat Stimmen dazu eingefangen.
Wirtschaft und Wissenschaft vernetzen und Innovation fördern – das ist das Ziel des geplanten Ostschweizer Generationenprojekts «Innovationspark Ost». Auf dem Campus Lerchenfeld im Westen der Stadt St.Gallen soll der Innovationspark eine hochstehende Entwicklungs-, Labor- und Arbeitsinfrastruktur bieten, den Forschungsteams von Unternehmen und wissenschaftlichen Institutionen für gemeinsame Innovationsprojekte nutzen können. Neben der Empa und ihren Entwicklungen in der Gesundheitstechnologie liegt der Fokus in einer ersten Phase vor allem auf der Digitalisierung und der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Neben der Industrie- und Handelskammer, der Empa und dem Amt für Wirtschaft setzen sich vor allem das St.Galler Pharmaunternehmen Vifor und die Textilfirma Schoeller aus Sevelen dafür ein, dass der Innovationspark im dritten Anlauf nun endlich realisiert werden kann. Welche Bedeutung hat der «Innovationspark Ost» für sie und andere Institutionen und Organisationen und welche Erwartungen haben sie an dieses Projekt?
Vifor Pharma Group: «Schaffung und Erhalt vonArbeitsplätzen» «Als St.Galler Unternehmen betrachten wir den Innovationspark grundsätzlich als Chance für die gesamte Ostschweizer Wirtschaft und damit einhergehend auch für die Schaffung und den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region», sagt Etienne Jornod, Executive Chairman der Vifor Pharma Group. Das Pharmaunternehmen sieht die Vorteile eines Innovationsparks vor allem in den Bereichen Materialwissenschaft, Sensortechnik, Informationsverarbeitung und medizinische Versorgungssysteme. Dazu gehören beispielsweise Geräte zur Bestimmung von Blutparametern oder Versorgungssysteme, die dem Organismus eines Patienten Wirkstoffe dosiert abgeben können.
Schoeller Textil AG: «Zugang zu interdisziplinären Forschungsteams» Bei der Rheintaler Schoeller Textil AG sieht man den Innovationspark als einen Gewinn sowohl für die Region Ostschweiz als auch für die Ostschweizer und die schweizerische Textilindustrie. Innovationsparks und interdisziplinäre Ausbildungskonzepte seien ideale Inkubatoren, um bei der laufenden Textilrevolution vorne mit dabei sein zu können, sagt Schoeller-CEO Siegfried Winkelbeiner. Als mittelständisches Unternehmen könne man nicht aus eigener Kraft alle notwendigen Innovationen stemmen. Dafür müssten Firmen und Forschungsstätten unterschiedlichster Arbeitsbereiche zusammenspannen. Einen Innovationspark Ost sehe man deshalb als erstrebenswerte Plattform für den Zugang zu interdisziplinären Forschungsteams sowie modernster Infrastruktur. So könne man, zusammen mit Schweizer Experten und Partnern aus der ganzen Welt, die sich rasant verändernde textile Zukunft weiter mitgestalten. Siegfried Winkelbeiner, CEO Schoeller Textil AG
IHK St.Gallen-Appenzell: «Ein Schlüsselprojekt der IHK-Zukunftsagenda» Für IHK-Direktor Markus Bänziger ist klar: «Die Ostschweiz soll sich zum bevorzugten Lebensraum, Arbeitsort und Unternehmensstandort der Schweiz, ja von Europa entwickeln. Innovationskraft, gepaart mit Unternehmertum sind zentrale Treiber auf diesem Weg. Die Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist dazu entscheidend.» Von einem leistungsfähigen Innovationspark verspricht sich die IHK St.Gallen-Appenzell deshalb eine starke Brückenfunktion für KMU zu hochstehender Forschung, Entwicklung und Innovation. Aus diesem Grund sei der Innovationspark Ost auch als Schlüsselprojekt auf der IHK-Zukunftsagenda aufgeführt. Markus Bänziger, Direktor IHK St.GallenAppenzell und Mitglied Steuerungsausschuss Innovationspark Ost
Wirtschaft Region St.Gallen: «Leuchtturm für Ostschweizer Innovation» «Für die Ostschweiz und die Region St.Gallen ist es sehr wichtig, im nationalen Innovationsnetzwerk vertreten zu sein», ist David Ganz, Präsident der «Wirtschaft Region St.Gallen» überzeugt. «Daher unterstütz auch die WISG alle Bestrebungen, St.Gallen im nationalen und internationalen Standortwettbewerb noch besser zu positionieren.» Neben der Schaffung eines Metropolitanraumes St.Gallen-Bodensee, die unmittelbar bevorsteht, ist für die WISG der Innovationspark eines der wichtigsten Projekte für diese Positionierung. Der Innovationspark werde Wirtschaft und Wissenschaft noch enger zusammenbringen, und der Campus Lerchenfeld könne so, zusammen mit den dort schon vorhandenen Institutionen Empa und Startfeld, zu einem eigentlichen Leuchtturm für die Ostschweizer Innovation werden, so Ganz weiter. David Ganz, Präsident Wirtschaft Region St.Gallen
Startfeld: «Ostschweiz auf Innovationslandkarte sichtbar machen» Peter Frischknecht, Geschäftsführer von Startfeld, bedauert, dass für viele Schweizer die Schweiz immer noch hinter Winterthur aufhöre – danach komme «Niemandsland». «So wie die schweizerische Landkarte der Innovationsparks jetzt vorliegt, bestätigt sich dieses Bild auch auf diesem Gebiet. Zurzeit hat das keine grossen Nachteile. Sollte dereinst jedoch diese Landkarte von der Bundesverwaltung für die Gestaltung von Innovationsförderprogrammen oder Ähnlichem verwendet werden, und davon gehen wir aus, könnte dies ein gravierender Nachteil werden. Der Innovationspark Ost sorgt deshalb dafür, dass die Ostschweiz auch auf der Innovationslandkarte der Schweiz sichtbar und damit wahrnehmbar ist.»
IT rockt: «Innovationskraft weiter vorantreiben» Innovation und Ausstrahlung stehen auch beim Ostschweizer IT-Cluster «IT rockt!» und bei dessen Geschäftsführerin Eva De Salvatore ganz zuoberst auf der Wunschliste: «Wir wünschen uns gemeinsam mit dem Innovationspark, dass wir mit der exzellenten Forschungsentwicklung und -kompetenz in der Ostschweiz auch überregional und international stärker als der innovative Standort wahrgenommen werden, der wir effektiv sind und die Innovationskraft der Region weiter vorangetrieben wird.» Eva De Salvatore, Geschäftsführerin «IT rockt!»
Startnetzwerk Thurgau & IHK Thurgau: «Attraktiv auch für Start-ups» Ähnlich klingt es auch aus dem Thurgau. Generell begrüsse man solche Initiativen in der Ostschweiz. «Sie helfen uns, die Region im Bereich Innovation besser zu positionieren und attraktiver zu machen, auch für Startups», sagt Tiziana Ferigutti, Mitarbeiterin der IHK Thurgau und Geschäftsführerin des Startnetzwerks Thurgau. Sie betont zudem, dass dafür mit dem Projekt «Digital Campus» auch im Thurgau wichtige Weichen gestellt würden. Tiziana Ferigutti, Geschäftsführerin Startnetzwerk Thurgau