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Fokus Rheintaler Wirtschaftsforum
from LEADER Februar 2020
by MetroComm AG
«Probleme lösen – Wohlstand schaffen»: Die Referenten des 26. Rheintaler Wirtschaftsforum vom 17. Januar hatten unterschiedliche Rezepte für die Erreichung dieser – widersprüchlichen? – Ziele.
«Wie viele Male wurden Sie schon gefragt ‚Wie geht es Ihnen?’», fragte die St.Galler Gesundheitsministerin Heidi Hanselmann zum Auftakt des Wirtschaftsforums – und fast alle 800 Teilnehmer streckten die Hände in die Höhe. Es sei zwar eine Floskel, die man aber ernst nehmen müsse. Die Regierungspräsidentin forderte die anwesenden Wirtschaftsführer auf, nicht nur der physischen, sondern auch der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeiter Sorge zu tragen.
«Die Demokratie verändern» Für Isolde Charim, die stille, kleine, aber im Denken grosse Wiener Philosophin, sind es vor allem die Populisten, die ihr Sorge bereiten und die sie ausgeschlossen haben möchte. Im Weiteren betrachtete sie den Unterschied von Gesellschaft und Gemeinschaft und forderte: Es brauche nicht noch mehr Gemeinschaft, sondern das Gegenteil, es brauche ein neues Konzept von Gesellschaft, ein Konzept der Nicht-Ähnlichen. Wenn es uns, so Charim, auch in Zukunft gut gehen soll, «dann müssen wir, wir alle, unsere Grundlage – nämlich die demokratische Gesellschaft – erhalten». Um sie zu erhalten, so die Wienerin zum Schluss, müsse man die Demokratie aber verändern. Veränderungen gemacht und durchgezogen hat in den letzten Monaten Jan Jenisch im LafargeHolcim Konzern. Die Zementbranche ist einer der grössten CO 2 -Verursacher, und diesem Problem rückt der führende Konzern mit verschiedenen Massnahmen zu Leibe: Modernisierung bestehender Zementwerke, Einsatz alternativer Brennstoffe, Wärmerückgewinnung oder Kohlenstoffbindung und -speicherung. In Zahlen zeigt Jenisch auf, dass LafargeHolcim hier schon weit, weiter als der Durchschnitt der Branche und damit führend bei der CO 2 -Reduktion sei. Dank der Kooperation mit verschiedenen Institutionen werde man diesen Weg auch weitergehen.
«Vieles noch im Argen» Einen fulminanten und von Ideen, Massnahmen und Gedanken nur so sprühenden Auftritt hatte Severin Schwan, CEO von Roche. Nach einer Darstellung der Gruppe, der Industrie in der Schweiz und dem Geschäftsmodell der Branche widmete sich Schwan der Chance der Digitalisierung, die seiner Ansicht nach in der Schweiz noch nicht wahrgenommen wird. Erst wenn man
anonymisierte Patientendaten habe, könne man personalisierte Medizin machen, die zu einer individualisierten Behandlung führe. Die Herausforderung der Schweiz bestehe darin, dass man die Spitäler sensibilisieren müsse, zusammenzuarbeiten und diese ihre Patientendaten in anonymisierter Form zur Verfügung stellen müssten. Hier aber liege noch vieles im Argen. In der digitalen Transformation im medizinischen Bereich sei die Schweiz im Hintertreffen gegenüber USA und China und müsse aufholen. Auch der Zugang zu höchst qualifizierten Wissenschaftlern müsse gesichert werden und der ETH, diesem Leuchtturm der Grundlagenforschung in der Welt, müsse genügend Mittel auch in Zukunft zur Verfügung gestellt werden. Lieber viel mehr als nur gleichviel oder mehr, rief Schwan dem anwesenden Bundesrat und dem Publikum zu.
Die Bedeutung der EU für die Schweiz Dieser Bundesrat, Aussenminister Ignazio Cassis, zeigte im Folgenden vor allem die Vision der Schweiz bis ins Jahr 2028 auf – und dies auf kluge Art und Weise, die ihm viel Zuspruch einbrachte. Seine Vision der grösstmöglichen wirtschaftlichen Integration und grösstmöglicher politischer Unabhängigkeit der Schweiz in der Welt wolle der Bundesrat mittels möglichst vieler Handelsabkommen und einer engen Zusammenarbeit mit dem wichtigsten Partner, der EU, erreichen. Ein Wirtschaftstag mit der EU, so Cassis, sei vergleichbar mit einem Wirtschaftsjahr mit Südafrika und zeigt damit die Bedeutung der EU für die Schweiz auf.
Das Rahmenabkommen habe in drei von vier Bereichen eine gute Akzeptanz und sichere die Eigenständigkeit der Schweiz. Beim Schiedsgericht sei man noch daran, die Streitigkeiten zu lösen. Im weiteren Ausblick zeigte Cassis auf, dass es viele persönliche Kontakte seien, die man im Innern und im Äusseren wahrnehmen müsse, um die Rolle der Schweiz verständlich zu machen.









Meilensteine gesetzt
Das ausverkaufte 26. Rheintaler Wirtschaftsforum war erneut hochkarätig besetzt. Unter den Referenten: Bundesrat Ignazio Cassis, der am Wifo seine Europastrategie erläuterte. Im Gespräch erzählt Wifo-Gründer Reinhard «Reini» Frei, worauf er sich besonders gefreut hat, was seine Highlights der letzten Jahre waren und was das Erfolgsgeheimnis des Wifos ist.
Reini Frei, Sie organisieren das Wirtschaftsforum seit 1995 und somit seit 25 Jahren. Worauf haben Sie sich dieses Jahr besonders gefreut? Ich habe mich – wie jedes Jahr – auf die neuen Referentinnen und Referenten und in diesem Jahr besonders auf die neue Moderatorin Sonja Hasler gefreut. Nach zehn Jahren Susanne Wille war man schon gespannt, wie es die «Neue» macht. Aber ich war sehr zuversichtlich, dass Sonja Hasler diese Herausforderung packt – und sie hat uns alles andere als enttäuscht! Und ebenfalls freute es mich, zwei CEOs von Weltmarktführern dabei zu haben – Jan Jenisch und Severin Schwan, ein Ritterschlag für eine Wirtschaftstagung!
Es gibt ja heute zahllose Foren, Symposien und Tagungen rund um die Wirtschaft, gerade auch in der Ostschweiz. Wie hebt sich das Wifo ab? Das Rheintaler Wirtschaftsforum hat mit knapp 800 Teilnehmern eine Grösse, die ideal ist, um neue Kontakte zu knüpfen, sich zu vernetzen und auszutauschen. Und da über 50 Prozent der Gäste von ausserhalb des Rheintals kommen, ist auch die Durchmischung ideal. Weiter hebt sich das Wifo von anderen Tagungen dadurch ab, dass sich hier Politik und Wirtschaft persönlich treffen – auf dem Podium wie auch im Plenum.
Was waren in den letzten Jahren Ihre Highlights? Oh, da gibt es viele. Sicher der Besuch letztes Jahr von Joachim Gauck, dem ehemaligen deutschen Bundespräsidenten. Dann natürlich die immer tolle Zusammenarbeit mit Referenten und Moderatorin – und heuer war es ganz besonders zu erleben, wie nahbar Wirtschaftsgrössen wie Severin Schwan, Jan Jenisch oder Bundesräte wie Ignazio Cassis waren. Alle drei haben sich anschliessend unters Publikum gemischt und breitwillig Auskunft gegeben. Der Preis der Rheintaler Wirtschaft ist auch immer wieder ein Highlight – er zeigt, dass wir viele sehr gute Unternehmen im St.Galler Rheintal haben.
Die Bauwerk Boen Group aus St.Margrethen hat den diesjährigen «Preis der Rheintaler Wirtschaft» gewonnen – was gab den Ausschlag für den Sieg? Innovationskraft, ökologische Fertigung, Führungsstärke, Zeitlosigkeit der Produkte und vieles mehr haben die Jury dazu bewogen, Bauwerk auszuwählen. Bauwerk gehört zum Rheintal wie der Rhein selbst! Ein hervorragendes Unternehmen, das gut geführt und ein prächtiger Botschafter für das ganze Tal ist.
Und was ist Ihr persönliches Erfolgsgeheimnis – weshalb gibt es das Wifo schon so lange? Ja, das Rheintaler Wirtschaftsforum hat sich wirklich sehr gut entwickelt und sich einen festen Platz in der Agenda der Teilnehmer gesichert. Der Fokus lag und liegt immer noch auf einer kompakten, informativen, auch unterhaltenden Halbtagesveranstaltung mit einer guten Infrastruktur. Das ist sicher ein wesentlicher Teil des Erfolgs. Den anderen, ebenso wichtigen macht für mich unser Tal aus und insbesondere die Unternehmen, die Unternehmerinnen und Unternehmer, die in diesem wunderbaren Tal wirtschaften! Weiter trägt der Programmablauf zum Erfolg bei: die Eröffnung der Tagung durch den Regierungspräsidenten des Kantons und den Hauptsponsor, die Preisvergabe, die Topreferenten in all den Jahren und der jeweilige Überraschungsgast. Das Wifo hat im Bereich Tagungen seit 1995 Meilensteine gesetzt. Das hat viel zur langjährigen erfolgreichen Durchführung beigetragen.
Mr. Wifo Reinhard Frei: «Wunderbares Tal.»


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Weshalb eine Familien-Strategie? Wie sitzen Ihre Schuhe?

Ein Referat am Wifo trug den Titel «Digitalisierung bringt Wohlstand». Was bedeutet das für Sie persönlich? Wohlstand bedeutet für mich Familie, Freunde, Gesundheit, Zufriedenheit, Ausgeglichenheit, Fröhlichkeit – und viele Ideen, die man noch umsetzen könnte. Digitalisierung bedeutet für mich persönlich Vereinfachung unseres Lebens, Arbeitens, Wirtschaftens. Die digitale Transformation wird uns alle und alles verändern – Geschäftsstrategien, Unternehmensstrukturen, Firmenkulturen und Businessprozesse. Das wird spannend für die nächste Generation und unsere Branche, denn auch Kommunikation und Marketing sind neu zu denken.
Bauwerk Boen Group erhält 26. Preis der Rheintaler Wirtschaft Die Bauwerk Boen Group in St.Margrethen wurde von der Jury mit dem «Preis der Rheintaler Wirtschaft 2020» ausgezeichnet.
Das Stammhaus Bauwerk Parkett AG mit ihrem Sitz in St.Margrethen wurde 1944 gegründet und entwickelt und produziert seit mehr als 70 Jahren Massiv- und Zweischichtparkett zur vollflächigen Verklebung. Die Bauwerk Boen Group entstand 2013 durch den Zusammenschluss der Bauwerk Parkett AG und der norwegischen Boen AS. Sie unterhält heute Produktionsstandorte in Litauen, Kaliningrad, Kroatien und der Schweiz.
Mit 292 Millionen Franken Umsatz und rund 1700 Mitarbeitern gehört die Gruppe zu den führenden Unternehmen der europäischen Parkettbranche.
2019 war aus Anlegersicht ein Höhenflug: Mangels Alternativen im Tiefzinsumfeld drängten Investoren weiter in Aktien und Immobilien. Trotz sinkenden Gewinnerwartun gen respektive zunehmenden Leerständen sind die Preise für Aktien und Immobilien gestiegen. Gibt es Druckstellen?

Aktienhaussen enden entweder wegen einem unerwarteten Ereignis, weil eine Rezession bevorsteht oder weil sich niemand mehr Sorgen macht und die Märkte schlicht zu teuer sind. Die Wahrscheinlichkeit für die dritte Möglichkeit ist mit den Rekordkursen 2019 gestiegen. Aktuell sieht es zwar nicht nach einem grossen Einbruch aus. Allerdings ist eine Korrektur von 20 Prozent immer möglich und muss laufend berücksichtigt werden.
Kann eine Rezession drohen? In der Absicht, ei nen Abschwung zu verhindern, weiteten die Notenbanken die Geldmengen über die letzten Jahre massiv aus. Der befürchtete Inflationsdruck bleibt vorerst trotz guter Arbeitsmarktlage ge ring. Der Druck auf die Notenbanken, genügend Liquidität zur Verfügung zu stellen, ist weiterhin hoch, soll doch ein Einbruch an den Finanzmärk ten mit Konjunkturabschwung um jeden Preis verhindert werden. Interventionen stehen auch im Zuge der Klimadebatte an: Zur Dekarbonisie rung der Wirtschaft deutet vieles darauf hin, dass anstatt einer marktverträglichen Lösung mittels Lenkungsabgaben sehr bald staatliche Subven tionen folgen. Diese werden wohl durch weitere Schulden finanziert. Es droht also aktuell keine Rezession, aber ein zunehmend sorgloser Um gang mit Schulden bei Unternehmen und Staaten. Einzelne Ausfälle von Obligationen sind denkbar.
Jeder Wanderer weiss, dass gewisse Blasen un vermeidbar sind. Lindern lassen sie sich, wenn die Schuhe zum Fuss passen, gut geschnürt und die Socken von hoher Qualität sind. Als in Szena rien denkender Vermögensverwalter ist mir ein sorgsamer Umgang mit Vermögen und Druckstel len wichtig. Dies kann nur gewährleistet werden, wenn vieles aufeinander abgestimmt, diskutiert und beobachtet wird. Wohlüberlegtes, voraus schauendes Handeln ist angebracht.