MEIN WEG mit Krebs
Brustkrebs
Tanja Bülter im Interview
über positives Mindset.
Seite 04
Prostatakrebs
Früherkennung kann
Leben retten!
Seite 08 – 09
“Die mentalen Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen. ”
Susanne Klehn spricht im Interview offen über ihre Hautkrebserkrankung.
Seite 10
EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET Lesen Sie mehr auf www.gesunder-koerper.info
VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT IN DIESER AUSGABE JUNI 2024
Gulaim Steinrötter
Offen über Ängste und Sorgen sprechen. Nicht einfach aber wertvoll – für Betroffene und Angehörige.
IN DIESER AUSGABE
Integrative Onkologie
Dr. Markus Pfisterer im Interview über Mikronährstoffe und Vitamine
Miras Geschichte
Persönliche Einblicke in ihre Kindheit mit Leukämie
Personalisierte Medizin
Dr. Martin Walger (VDGH) im Interview über Fortschritte in der Onkologie
Industry Development Managerin Healthcare: Gulaim Steinrötter Geschäftsführung: Johan Janing (CEO), Henriette Schröder (Managing Director), Philipp Colaço (Director Business Development), Lea Hartmann (Head of Design) Cover: Susanne Klehn © Michael Heinz, Mediaplanet-Kontakt: de.redaktion@mediaplanet.com
Alle Artikel, die mit “In Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet sind, sind keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag Deutschland GmbH. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich & divers (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Krebs braucht Kommunikation
Liebe Leserinnen und Leser, Krebs ist eine lebensverändernde Erfahrung – für die Patienten selbst, aber auch für ihr Umfeld, ihre Angehörigen. Als mein Mann Jörg A. Hoppe 2016 an Leukämie erkrankte, war von heute auf morgen alles anders. Unser Weg mit dem Krebs begann. Wir wussten nicht, wie lange er dauert, wo er uns hinführt und ob wir gemeinsam ins Ziel kommen. Monatelang ging es bergab und auch mal bergauf. Meistens wussten wir nicht, was sich hinter der nächsten Biegung verbirgt. Oft haben wir uns mehr Wegweiser und Warnschilder gewünscht.
Auf unserem Weg trafen wir andere Betroffene, denen es so ging wie uns, mir, Jörg. Niemand versteht einen Krebspatienten so gut wie ein anderer Krebspatient. Niemand versteht einen Angehörigen so gut wie ein anderer Angehöriger. Uns hat der Austausch über die Krankheit und wie sie unser Leben verändert, immer geholfen. Daher glauben wir: Krebs braucht Kommunikation. Nach fast zwei Jahren war Jörgs Krebs besiegt. Doch die Erfahrung mit der Krankheit hat unserem Leben eine neue Wendung gegeben.
Wir erleben oft, dass die Krise Krebs für viele auch eine Chance ist, den eingeschlagenen Lebensweg zu überdenken, über sich hinaus zu wachsen, sich Träume zu erfüllen – etwas ganz Neues zu wagen.
Wir haben yeswecan!cer gegründet – heute Deutschlands größte digitale Selbsthilfegruppe für Krebspatienten und Angehörige. Hier erleben wir oft, dass die Krise Krebs für viele auch eine Chance ist, den eingeschlagenen
Lebensweg zu überdenken und mitunter zu verlassen, über sich hinaus zu wachsen, sich Träume zu erfüllen – etwas ganz Neues zu wagen. Menschen trauen sich plötzlich Dinge zu, die früher undenkbar waren. Möglich ist das auch, weil Krebs zwar eine lebensbedrohliche Erkrankung ist, die dank unglaublicher Fortschritte in Medizin und Forschung aber immer beherrschbarer wird. Lebenswege sind mal länger, und manchmal leider auch kürzer. Wichtig ist immer zu wissen: Du bist nicht allein!
Ihre Simone Adelsbach
Niemand versteht einen Krebspatienten so gut wie ein anderer Krebspatient. Niemand versteht einen Angehörigen so gut wie ein anderer Angehöriger.
Simone Adelsbach Geschäftsführerin, yeswecan!cer gGmbH
yeswecan!cer ist Deutschlands größte digitale Selbsthilfegruppe.
Die YES!APP hilft Krebspatienten und ihren Angehörigen, sich überall mit anderen Betroffenen zu vernetzen. Zudem ermöglicht sie den Austausch mit Experten aus Medizin und Forschung.
Die von Betroffenen gegründete gemeinnützige Organisation setzt sich ein für einen angst- und tabufreien Umgang mit Krebs. Denn Krebs braucht Kommunikation.
Weitere Informationen unter: www.yeswecan-cer.org
Text Simone Adelsbach
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FOTO : P E T E R M Ü L L RE
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der pme Familienservice GmbH entstanden.
Krebs im Arbeitsalltag – ein Tabu?
Wer die Diagnose Krebs erhält, dessen Leben krempelt sich von heute auf morgen komplett um. Plötzlich sind da unzählige Arzttermine, Ängste, körperliche Beeinträchtigungen, die Sorge vor sozialer Ausgrenzung und finanzieller Überlastung. Wenn neben der Krankheit auch noch die Furcht dazukommt, im Job nicht mehr voll einsatzfähig zu sein, dann belastet das die Psyche unvorstellbar. Susanne war selbst an Krebs erkrankt. Im Interview spricht sie über die Herausforderungen und ihren beruflichen Neuanfang.
Text Christin Müller und Gabriele Strasser
Wie war es, als die Diagnose gestellt wurde?
Als meine Tochter ein Baby war, entdeckte ich beim Stillen einen Knoten in der Brust. Meine Gynäkologin meinte, ich sei zu jung, es müsse mit dem Stillen zusammenhängen. Andere Ärzte sagten dasselbe. In einem großen Zentrum ging es dann schnell: Diagnose innerhalb einer Woche, zwei Wochen später Chemotherapie. Die dauerte ein halbes Jahr mit allen Nebenwirkungen. Danach wurden mir beide Brüste abgenommen und durch Implantate ersetzt. Dann war der Spuk vorbei und ich musste mich neu orientieren.
Was hat dich während der Therapie unterstützt?
Die Chemotherapie ist sehr anstrengend für den Körper und die Seele. Daher habe ich mich am meisten über ganz normale Dinge gefreut, z. B. über einen Anruf oder wenn jemand vorbeikam, um eine Runde zu schnacken. Sehr hilfreich war außerdem die Unterstützung durch Psychoonkologen.
Wie waren die Reaktionen deiner Teammitglieder auf die Diagnose Krebs? Es war wertvoll, keinen Druck zu spüren. Ich durfte mir Zeit lassen, um in Ruhe zu heilen, körperlich und seelisch. Es gab aber auch Berührungsängste bei den Kolleginnen. Kontakt ist wichtig, um sich nicht sozial isoliert zu fühlen.
Was brauchen Menschen von ihren Arbeitgebern, um wieder gut oder neu im Job starten zu können?
Offenheit und Respekt sind wichtig. Man muss sagen können, wie es einem geht, ohne Angst vor negativen Reaktionen zu haben. Termine wie Nachsorgeuntersuchungen sollten kein Problem darstellen.
Wie ist es aktuell bei dir im Job?
Mein Team und Arbeitgeber zeigen großes Verständnis. Ich kann jederzeit sagen, wenn ich eine Pause brauche oder etwas nicht leisten kann. Offenheit über meine Sorgen, z. B. nach Nachsorgeuntersuchungen, ist jederzeit möglich.
Offenheit und Respekt sind wichtig.
Susanne Fachberaterin
bei der pme Familienservice GmbH
Wie können Personalverantwortliche krebserkrankte Beschäftigte bestmöglich unterstützen? Dieser Leitfaden bietet praktische Tipps, um ein unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen.
1. „Offene“ Gesprächsräume und / oder Vertrauensstellen im Unternehmen etablieren
2. Schulungen für Führungskräfte anbieten wie „Umgang mit schwer erkrankten Teammitgliedern“
3. Betroffenen Beschäftigten individuelle Unterstützung anbieten und weiteres Vorgehen konkret besprechen
4. Das Team einbeziehen (auf Wunsch)
5. Verschiedene Unterstützungsmaßnahmen im Unternehmen einführen wie Krisenberatungen, BEM-Beratung oder gesundheitliche Angebote
6. Sanfte Wiedereingliederung mithilfe von flexiblen Arbeitszeitmodellen wie Teilzeit, Mobile Office oder auch Workation ermöglichen
7. Schwere Erkrankungen und ihre Auswirkungen im Unternehmen thematisieren bspw. mit Fachvorträgen oder Kampagnen
Warum hast du dich nach der Therapie beruflich neu orientiert?
Klar war, dass ich nicht weiter in der Kita arbeiten konnte. Die Chemotherapie beeinträchtigte meine Konzentration und Leistungsfähigkeit. Doch neue Möglichkeiten eröffneten sich. Mit Unterstützung habe ich mich beruflich neu orientiert. Jetzt arbeite ich beim pme Familienservice als zentrale Fachberatung für über 60 Kitas und Krippen bundesweit.
Was braucht es, um über Krebs zu sprechen?
Krebs macht Angst und wird oft mit Tod assoziiert, aber das muss nicht so sein. Ich lebe mehr als vor fünf Jahren. Irvin Yalom sagt sinngemäß, die größte Angst ist die vor dem Tod, und wir können kaum darüber sprechen. Aber Krebs ist nicht unaussprechlich. Je mehr wir darüber sprechen, desto mehr Verständnis haben wir füreinander.
KREBS IM ARBEITS ALLTAG
#ÜberKrebsSprechen:
Mit der Kampagne ”Unaussprechlich?” rückt der pme Familienservice das Thema Krebs im Arbeitsalltag in den Fokus.
Mit kostenfreien Webinaren, Podcasts und Info-Artikeln erhalten Betroffene, Angehörige, HR-Verantwortliche und Führungskräfte Orientierungshilfen und Unterstützung im Umgang mit der Krankheit an die Hand. Alle Informationen finden Sie unter: www.pme.link/ueber-krebs-sprechen
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F O T O : S E B ASTIAN STOLZE
#ÜberKrebsSprechen
O„Mental kann sich jede:r in Top-Form bringen, um besser ans Ziel zu kommen.“
Die bekannte TV-Moderatorin Tanja Bülter bekam 2020 als alleinerziehende Mutter die Diagnose Brustkrebs. Sie schaffte es, sich trotz zweifacher Chemotherapie, Bestrahlung und Operation ein positives Mindset zu erhalten. Dafür hat die Journalistin viel recherchiert, noch mehr ausprobiert und letztlich ein erfolgreiches Buch darüber geschrieben: „Brust raus“, erschienen bei Lübbe.
Text Christina Kempkes
b Arbeitsüberlastung, privater Stress, Gesundheitsdefizite, politisches Weltgeschehen – jeder hat „das eigene Päckchen zu tragen“ und das schlägt nicht selten aufs Gemüt. Doch wer sich zu oft negativen Gedanken hingibt, lässt wenig Platz für Optimismus, Lebensfreude und Produktivität. Gemeinsam mit der Brustkrebs Aufklärungskampagne Pink Ribbon Deutschland organisiert die Fernsehjournalistin nun eine Seminartour durch Deutschland in zertifizierten Brustkrebszentren für Patient:innen und deren persönliches Umfeld. Anhand praktischer Beispiele und Übungen vermittelt sie, wie man Gedanken steuern kann und sich selbst entschleunigt, um zu innerer Ruhe und Stärke zu finden.
Tanja, du bist Botschafterin für Pink Ribbon Deutschland und teilst deine Erfahrungen nun in Workshops mit Patient:innen. Warum setzt du dich auf diese Weise ein?
Ich fühlte mich durch meine Brustkrebs-Diagnose 2020 zunächst sehr hilflos und hatte erstmal keinen Hoffnungsanker. Nach und nach habe ich Tools kennengelernt, die mir bis heute helfen, positiv zu denken. Umso mehr freue
ich mich, vielen Menschen das Rüstzeug an die Hand zu geben, um sich selbst auch in schwierigen Momenten wieder zu motivieren. In Kooperation mit zertifizierten Brustkrebszentren, die die besten Anlaufstellen für akut Betroffene sind, erreichen wir viele Patient:innen und ihre Angehörigen.
Ich hatte das Glück, ein großes Netzwerk an tollen Experten an meiner Seite zu haben. Sie haben mich alle auf unterschiedliche Weise unterstützt und gestärkt.
Worum genau geht es in deinem Vortrag?
Ich zeige, wie man sich selbst innerlich stärkt und aufrichtet. Positives Denken kann man lernen und trainieren. Hierzu gibt es Tipps und praktische Übungen zur eigenen Umsetzung.
Wen willst du ansprechen?
Ich spreche alle an, die wissen möchten, wie man ein positives Mindset aufbaut – in dem Fall
Alle Termine der Seminartour 2024 „Pink Ribbon Deutschland präsentiert Tanja Bülter“ sind zu finden unter www.pinkribbon-deutschland.de sind das vor allem Krebs-Patient:innen und ihre Angehörigen, aber genauso geht es beispielsweise das Klinik-Personal an.
Was genau hat dir persönlich geholfen? Ich hatte das Glück, ein großes Netzwerk mit tollen Experten an meiner Seite zu haben – von deren Fähigkeiten ich bis zu dem Zeitpunkt der Diagnose teils gar nichts wusste. Sie haben mich alle auf unterschiedliche Weise unterstützt und gestärkt. So hatte ich auch während der Chemotherapie und in kräftezehrenden Momenten immer etwas, das mir geholfen hat. Auch in meinem normalen Alltag profitiere ich von diesen Erfahrungen und ich kann nur empfehlen, sich mit den Möglichkeiten der mentalen Einstellung zu beschäftigen. Das beseitigt keine Krankheit oder eine schwierige Lebensphase, viel mehr kann es jedoch in die Lage versetzen, den eigenen Weg besser bis zum Ziel gehen zu können.
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Wie wichtig eine möglichst positive Einstellung der Patient:innen im Rahmen der Therapie ist und was Patient:innen und ihr Umfeld tun können, um auf dem Weg ihrer Behandlung selbst aktiv mitzumachen, erklären die folgenden Experten in einem kurzen Statement.
Priv.-Doz. Dr. Wolfram Malter
Leiter des Brustkrebszentrums (Uniklinik Köln)
„Uns ist die partizipative Entscheidungsfindung wichtig: Die Einbindung der Patient:innen ist für die Bewältigung der Erkrankung sehr relevant, weshalb wir Angebote eröffnen, die dies ermöglichen. Eine gute und vertrauensvolle Unterstützung ist ein weiterer Baustein zur Bewältigung der Erkrankung. Hier empfehlen wir ein breit gefächertes Spektrum aus: positivem Mindset, sportlichen Aktivitäten, komplementär medizinischem Angebot und psychoonkologischer Betreuung sowie dem Vertrauen in die eigene Person und die behandelnden ÄrztInnen.“
Prof. Dr. med. Oliver Hoffmann
Ltd. Oberarzt Plastisch-Rekonstruktive Chirurgie Netzkoordinator, Brustzentrum Essen I am WTZ
„Patient:innen können positiven Einfluss auf das Risiko des Wiederauftretens von Brustkrebs durch regelmäßige körperliche Aktivität nehmen und damit zudem Nebenwirkungen von Medikamenten reduzieren. Der Genuss von Alkohol und Nikotin ist genauso zu vermeiden wie ein normales Körpergewicht angestrebt werden sollte. Auch die individuelle Planung der Therapie von Brustkrebspatient:innen in der Behandlung in großen Brustkrebszentren verbessert das Überleben. Somit ist in diesem Kontext schon die Wahl des richtigen Behandlungszentrums wichtig.“
Prof. Dr. Christian Schem, MaHM Mammazentrum Hamburg
Diese Einstellung breitet sich meist auch auf das Umfeld aus. Daher glaube ich, dass die Einstellung
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F O T O M E DIZINFOTOKÖLN
F O T O M ARTIN ZITZLAFF F O T :O NITRAM DNURESIAK TED L E F K I T LET
Foto:Shutterstock,1313447426
Begleiterscheinungen während der Krebstherapie: Vaginale Trockenheit
Eine Krebstherapie ist eine herausfordernde Lebenssituation, die viele Veränderungen mit sich bringt. Insbesondere bei Patientinnen ist eine häufige und oft belastende Begleiterscheinung die vaginale Trockenheit. In der gynäkologischen Praxis können wir Ihnen dabei helfen, eine individuelle Linderung zu finden, um Ihre Lebensqualität auch mit der Diagnose Krebs zu steigern.
Warum tritt vaginale Trockenheit auf?
Vaginale Trockenheit entsteht häufig durch hormonelle Veränderungen, die mit Krebstherapien wie Chemotherapie, Strahlentherapie und antihormonellen Behandlungen einhergehen. Diese Therapien können die Östrogenproduktion in den Eierstöcken beeinträchtigen. Östrogen ist eines der wichtigen Sexualhormone, das für die Feuchtigkeit und Elastizität des Vaginalgewebes sorgt. Ein Mangel an Östrogen führt zu einem dünneren und trockeneren Gewebe, was unangenehm und schmerzhaft sein kann, insbesondere beim Geschlechtsverkehr.
Neben der Trockenheit können auch Juckreiz, Brennen und Reizungen auftreten. Diese Symptome können nicht nur das Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch zu weiteren psychischen Belastungen führen, da sie Intimität und Selbstbild beeinflussen.
Behandlungsmöglichkeiten
Um die Symptome der vaginalen Trockenheit zu lindern, gibt es Ansätze, die auch mit einer Krebstherapie kombiniert werden können –allerdings sollten Sie in jedem Fall die behandelnden Ärzte miteinbeziehen.
• Feuchtigkeitsspendende Cremes und Gele Nicht-hormonelle, rezeptfreie Cremes und Gele, die regelmäßig angewendet werden, befeuchten das Gewebe und lindern Symptome. Treten die Beschwerden insbesondere beim Geschlechtsverkehr auf, helfen wasserbasierte oder silikonbasierte Gleitmittel, Schmerzen zu vermeiden und die Intimität zu verbessern. Gleitmittel ohne Duftstoffe oder Farbstoffe sind noch besser geeignet.
• Hormonelle Therapien Östrogenhaltige Cremes, Vaginaltabletten oder -ringe können lokal angewendet werden, um die Trockenheit zu mindern. Diese sollten jedoch nur nach Rücksprache mit Ihrem onkologischen Team und Frauenärzt:innen angewendet werden. In einigen Fällen, wie etwa hormonabhängigen Tumoren, sind sie nicht empfohlen.
Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige körperliche Aktivität können die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden unterstützen.
Sprechen Sie über Ihre Symptome offen in den gynäkologischen Praxen. Jede Frage ist berechtigt und verdient eine Antwort.
• Lebensstil und Selbstpflege
Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige körperliche Aktivität können die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden unterstützen. Auch das Tragen von Baumwollunterwäsche und das Vermeiden von aggressiven Seifen im Intimbereich können helfen, zusätzliche Reizungen zu mindern.
Vaginale Trockenheit ist eine häufige Begleiterscheinung während der Krebstherapie – sprechen Sie über Ihre Symptome offen in den gynäkologischen Praxen. Wir sind dafür da, Ihnen zu helfen und Unterstützung anzubieten. Jede Frage ist berechtigt und verdient eine Antwort.
Weitere Informationen unter www.bvf.de
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Text Dr. Klaus Doubek, Präsident des Berufsverband der Frauenärzte e. V.
Foto:Berufsverb a n d d e r F r a u e n rä etz e V Foto: Shutterstock, 1123314566
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Vorsorge und Früherkennung
Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen des Mannes. Mehr als 65.000 Männer erkranken hierzulande jährlich an Prostatakrebs. Den Grund für diese hohe Zahl sehen Expertinnen und Experten heute in der relativ hohen Lebenserwartung in Deutschland. Man spricht daher von einer altersabhängigen Erkrankung, die vor dem 50. Lebensjahr eher selten auftritt und mit zunehmendem Alter prozentual ansteigt.
Text Charlie Schröder
Prävention und Früherkennung spielen eine entscheidende Rolle, um die Heilungschancen zu maximieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten. Dieser Beitrag erläutert die Bedeutung der Vorsorge, die verschiedenen Methoden der Früherkennung und mögliche Empfehlungen für Männer.
• PSA-Test (Prostata-spezifisches Antigen): Bei diesem Bluttest wird die Menge eines bestimmten Eiweißes gemessen, das von der Prostata produziert wird. Ein erhöhter PSA-Wert kann auf Prostatakrebs hinweisen, aber auch durch andere Erkrankungen wie Prostatitis oder gutartige Prostatavergrößerung verursacht sein.
Im Frühstatium der Erkrankung treten selten Symptome auf, daher sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen besonders wichtig.
Bedeutung der Früherkennung
Prostatakrebs entwickelt sich oft langsam und bleibt lange unbemerkt. Im Frühstadium der Erkrankung treten selten Symptome auf, daher sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen besonders wichtig. Bei frühzeitiger Erkennung kann Prostatakrebs meist erfolgreich behandelt werden, bevor er sich auf andere Teile des Körpers ausbreitet. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen es, den Krebs in einem Stadium zu diagnostizieren, in dem die Behandlungsmöglichkeiten am effektivsten sind.
Methoden der Früherkennung
Es gibt verschiedene Methoden zur Früherkennung von Prostatakrebs:
• Digitale rektale Untersuchung (DRU): Bei dieser Untersuchung tastet der Arzt die Prostata über den Enddarm ab, um Verhärtungen oder Knoten zu erkennen, die auf Krebs hinweisen könnten.
• Bildgebende Verfahren: Bei Verdacht auf Prostatakrebs können bildgebende Verfahren wie Ultraschall, MRT oder CT eingesetzt werden, um detaillierte Bilder der Prostata zu erhalten und mögliche Tumore sichtbar zu machen.
Empfehlungen zur Früherkennung
Die Empfehlungen zur Früherkennung von Prostatakrebs variieren je nach Land und medizinischen Leitlinien. In Deutschland empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Urologie folgende Vorsorgemaßnahmen:
• Männer ab 45 Jahren: jährliche Vorsorgeuntersuchung mit digitaler rektaler Tastuntersuchung und PSA-Bestimmung.
• Männer mit erhöhtem Risiko: Dazu gehören Männer, bei denen Prostatakrebs in der Familie vorkommt. Für sie können frühere und häufigere Untersuchungen sinnvoll sein, oft schon ab dem 40. Lebensjahr.
In Deutschland wird empfohlen, ab 45 Jahren eine jährliche Vorsorgeuntersuchung durchführen zu lassen.
Vorsorge und Früherkennung von Prostatakrebs sind wichtig, um die Krankheit in einem frühen, gut behandelbaren Stadium zu entdecken. Regelmäßige Untersuchungen ab einem bestimmten Alter, insbesondere bei Männern mit erhöhtem Risiko, können die Heilungschancen deutlich verbessern.
Durch eine informierte und individuelle Entscheidung in Absprache mit dem Arzt kann jeder Mann die für ihn beste Vorsorgestrategie wählen.
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FOTO : S A N D R A S E AAMATI HSALPSNU
Foto: Shutterstock, 2348175807
SFrüherkennung rettet Männerleben
Werner Seelig erhielt im Jahr 2010 die erschütternde Diagnose Prostatakrebs. Auf der Suche nach Unterstützung stieß er auf den Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe (BPS). Der Kontakt mit der Beratungshotline half ihm, Vertrauen zu fassen und seine Therapieentscheidung in Ruhe zu treffen. Heute ist er selbst Vorsitzender des Bundesverbands Prostatakrebs Selbsthilfe e. V.
Text BPS-Geschäftsstelle
ie haben Prostatakrebs. Diesen Satz hören jährlich rund 68.000 Männer. Drei Worte, die den Männern erst einmal den Boden unter den Füßen wegziehen: „Viel konnte ich damit nicht anfangen. Mir war allerdings bewusst, nicht der einzige Mann zu sein, dem dies widerfährt“, erinnert sich Werner Seelig nach dem Ergebnis seiner Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchung im Jahr 2010 – wenige Tage vor Weihnachten und nur ein Tag vor seinem 62. Geburtstag – und machte sich auf die Suche nach Gleichbetroffenen. Möglicherweise die beste Entscheidung seines heutigen Lebens, denn für eine individuelle Therapieentscheidung braucht es Ruhe, Zeit und grundlegende Informationen – Bedingungen, die im hektischen Alltag von Kliniken und Praxen selten gegeben sind.
Werner Seelig traf auf den Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe und hatte den ersten
Kontakt mit einem Berater der BPS-Beratungshotline: „Die ruhige und sachliche Stimme meines Gesprächspartners am anderen Ende der Leitung flößte mir Vertrauen ein. Er bestärkte mich, meine Entscheidung für eine Therapie in Ruhe zu treffen. Für den Fall, dass ich mich für eine radikale Prostatektomie entscheiden würde, erhielt ich den Rat, mich in einem zertifizierten Prostatakrebszentrum operieren zu lassen.“
Die anschließende Kontaktaufnahme zur Selbsthilfegruppe am Ort half ihm, sich für eine Therapie zu entscheiden. Heute geht es ihm gut, sein PSA-Wert ist unter der Nachweisgrenze. Und weil er etwas zurückgeben wollte, was er erfahren und sein Leben so entscheidend beeinflusst hatte, ist er heute nicht nur Leiter der Selbsthilfegruppe vor Ort, sondern auch Vorsitzender des Bundesverbands Prostatakrebs Selbsthilfe: „Wann immer ich um Rat gefragt
werde, schildere ich, wie es mir vor Jahren erging und wie es mir heute geht. Wo immer es mir möglich ist, werbe ich für die Früherkennung mit dem Appell: „Gehen Sie hin!“
Der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. ist ein gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Männern, die an Prostatakrebs erkrankt sind.
Betroffene, Angehörige und Interessierte finden Informationen auf www.prostatakrebs-bps.de oder bei der BPS-Beratungshotline (Dienstag, Mittwoch und Donnerstag (außer bundeseinheitliche Feiertage) von 15 Uhr – 18 Uhr) unter der gebührenfreien Service-Rufnummer 0800–70 80 123 (kostenpflichtig aus dem Ausland +49(0)228-28645645)
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Jetzt informieren: www.deine-manndeckung.de Eine Initiative der Janssen-Cilag GmbH Au lärung zur Früherkennung Prostatakrebs EM-158105 ANZEIGE F O T O: MICHAELKOTHE
„Sonnenschutz muss dazugehören wie das tägliche Zähneputzen!“
Susanne Klehn stand am Anfang ihrer Karriere als Journalistin und Fernsehmoderatorin, als eine Hautkrebserkrankung sie im Alter von nur 27 Jahren zur Vollbremsung zwang. Sie erzählte uns, wie sie diese schwere Zeit überstanden hat, wie ihr Weg zurück in den Alltag aussah und wie sie schon Kitakindern dabei helfen möchte, verantwortungsvoll mit ihrer Haut umzugehen.
Liebe Frau Klehn, mit 27 Jahren denkt man an vieles, aber nicht an Krebs. Wie wurde Ihre Erkrankung festgestellt und was hat die Diagnose mit Ihnen gemacht?
Ich hatte am Rücken einen Leberfleck, den mein damaliger Freund entdeckt hat. Er hat mir buchstäblich das Leben gerettet. Ich selbst hätte diese Hautveränderung nie gesehen, das war also ein sehr glücklicher Zufall. Eigentlich bin ich eher aus Eitelkeit zum Hautarzt gegangen, um mir den Leberfleck entfernen zu lassen. Nur wenige Tage nach dem Eingriff habe ich die Diagnose malignes Melanom (Schwarzer Hautkrebs) bekommen. Das war natürlich ein riesiger Schock, ich habe mich gefühlt wie im falschen Film. Ich habe begriffen, dass das bedeuten kann, dass mein Leben vorbei ist, aber es hat sich sehr surreal angefühlt. Ich dachte direkt: „Das kann es jetzt nicht gewesen sein!“ Und diese Einstellung hat mich in gewisser Weise geschützt und mich durch meine Therapie getragen, die sehr langwierig war.
Wie sah danach ihr Alltag aus und wie wurde die Erkrankung behandelt?
Zunächst war ich einige Zeit im Krankenhaus, denn der Tumor wurde erstmal großflächig entfernt. Die OP war nicht ganz easy, ich hatte eine große Wunde, die verheilen musste. Danach ging es zur Anschlussheilbehandlung, und daran schloss sich eine anderthalb Jahre dauernde Interferonbehandlung an. Das bedeutete, dass ich mich dreimal in der Woche selbst spritzen musste. Die Nebenwirkungen waren bei mir verheerend: Es fühlte sich an, als hätte ich eine dauerhafte Grippe. Zudem hatte ich starke depressive Verstimmungen. Ich konnte nicht arbeiten, was für mich sehr schlimm war. Ich stand ja gerade am Anfang meiner Laufbahn und war dabei, mir eine Karriere aufzubauen! Trotzdem habe ich immer versucht, mich zu beschäftigen. Ich habe in der Zeit meinen Führerschein gemacht, habe Freundschaften gepflegt und mich mit meiner neuen Identität als Patientin „angefreundet“. Manchmal habe ich es aber auch kaum geschafft, rauszugehen. Gute und schlechte Tage wechselten sich ab.
Mit welchen Begleiterscheinungen hatten Sie zu kämpfen, und haben Sie eine Möglichkeit zur Linderung gefunden?
Die Schmerzen habe ich mit Schmerzmitteln
bekämpft. Aber ganz wichtig war es, dass ich mich selbst nicht aufgegeben habe. Die mentalen Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen, denn schließlich kämpfte ich jeden Tag um mein Leben. Deswegen appelliere ich an jeden, den ein ähnliches Schicksal ereilt, sich psychoonkologische Unterstützung zu holen! Das steht jedem und jeder Betroffenen zu und man sollte sich auf keinen Fall scheuen, das in Anspruch zu nehmen. Das gilt übrigens auch für die Angehörigen von Betroffenen!
Wie hat Ihr Umfeld auf die Diagnose reagiert?
Ich bin von Anfang an absolut transparent mit der Situation umgegangen und hatte riesiges Glück mit meinem Umfeld. Damals war ich freiberuflich tätig, aber mein ganzes Team hat mir direkt versichert, dass sie mit mir durch diese Zeit gehen. Das ist nicht selbstverständlich. Als ich dann anderthalb Jahre später wieder gesund war, konnte ich direkt zurückkommen und dort weitermachen, wo ich aufgehört hatte. Das werde ich meinem Team nie vergessen!
Was hat Ihnen dabei geholfen, diese schwere Zeit zu überstehen?
Ich habe mir Inseln geschaffen, mir Aufgaben gesucht und mir quasi einen künstlichen Arbeitsalltag kreiert, damit ich eine Tagesstruktur beibehalten konnte. Sonst zerfasert der Alltag ganz leicht und man steht schnell in der Gefahr, sich selbst so leid zu tun, dass einem die Kraft für den Kampf ums Überleben fehlt. Dabei hat mein Umfeld mich unterstützt, wo es nur ging.
Sie machen sich seit Jahren stark für eine umfassende Hautkrebsprävention: Was ist Ihrer Meinung nach wichtig, um schon junge Menschen dafür zu sensibilisieren? Der wichtigste Punkt ist, dass man sich der Gefahr stets bewusst sein sollte. Das ist natürlich nicht einfach, denn wie soll man den schönen Sonnenschein als Gefahr wahrnehmen? Man muss sich nur an die eigene Kindheit erinnern: Gebräunt zu sein, hieß gesund zu sein! Früher erzählte man ja sogar noch ganz verquere Ammenmärchen, zum Beispiel, dass Besuche im Solarium das Immunsystem und die Haut stärken würden. Was für ein ausgemachter Blödsinn! Dass Sonne auch krank machen kann, muss in unseren Köpfen ankommen, schon bei den Kleinsten.
Deswegen engagiere ich mich seit Jahren in der Deutschen Krebshilfe, zum Beispiel für das KitaProjekt „Clever in Sonne und Schatten“.
Dass Sonne auch krank machen kann, muss in unseren Köpfen ankommen.
Sonnenschutz muss dazugehören wie das tägliche Zähneputzen! Wenn also die Sonne scheint, dann müssen Sonnencreme, Kopfbedeckung und Aufenthalte im Schatten ganz normal sein. Das funktioniert bei Kindern wunderbar! So können sie die Freude am Sonnenschein beibehalten, ohne sich dabei möglichen Gefahren auszusetzen. Und für Jugendliche und Erwachsene habe ich eine ganz klare Botschaft: Bitte fangt gar nicht erst mit dem Solarium an! Das ist eine Gesundheitsstörung auf Raten. Integriert den Sonnenschutz in eure Beauty-Routine. Denn das verhindert eine frühzeitige Hautalterung und kann Leben retten!
Bösartige Muttermale erkennen? Die ABCDE-REGEL
A = Asymmetrie: Hat das Muttermal eine gleichmäßige runde/ovale Form? Oder erscheint dieses ungleichmäßig/ asymmetrisch?
B = Begrenzung: Sind die Ränder scharf begrenzt und glatt? Oder wirken diese verwaschen?
C = Colour (engl. Farbe): Ist die Farbe gleichmäßig? Oder schwankt die Farbe und sind Punkte im Muttermal zu finden?
D = Durchmesser: Ist das Muttermal kleiner als drei bis fünf mm?
E = Erhabenheit: Ist die Haut glatt? Oder erscheint der Fleck mehr als ein mm höher als die umliegenden Hautareale?
Wichtig ist, die Haut min. ein Mal im Monat selbst nach der ABCDE-Regel zu untersuchen und bei Veränderungen den Hautarzt aufzusuchen.
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Text Miriam Hähnel
FOTO:MICHAEL H E I N Z
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Gesundheitswelt Chiemgau AG entstanden.
Souveräne Unterstützung bleibt wichtiger Faktor
Interview mit Dr. med. Alexander Esmaty, MHBA, Chefarzt Klinik für Onkologie und Onkologische Rehabilitation in der Klinik St. Irmingard in Prien am Chiemsee. Bundesweit erkranken jährlich rund 500.000 Menschen unterschiedlichen Alters an Krebs. Die Onkologie ist deshalb ein wichtiges Themenfeld, Onkologische Rehabilitation bedeutender Faktor in der Versorgung von Betroffenen. Für die Klinik St. Irmingard in Prien am Chiemsee ist es wichtig, individuelle Therapiepläne zu entwickeln und über gelungene Versorgungsprogramme in der Onkologie aufzuklären, weil bislang nur rund ein Drittel der Patienten eine onkologische Rehabilitation in Anspruch nehmen - trotz körperlicher und psychischer Belastung aufgrund einer Krebserkrankung.
Warum ist eine Rehabilitation nach einer Krebserkrankung wichtig?
Motto unserer Klinik St. Irmingard ist ganz klar: Expertise und Empathie - gemeinsam gegen den Krebs. Die Rehabilitation setzt an, weil erkannt wurde, dass der Tumor neben körperlichen Beeinträchtigungen auch eine psychosoziale Komponente aufweist. Nachvollziehbare Ängste entstehen, hier wollen wir professionell entgegenwirken. In der Rehabilitation in unserem Haus wollen wir die Patienten nach dem Abschluss der Primärtherapie nicht nur am Leben, sondern im Leben halten: Einerseits natürlich kurativ, aber auch dann, wenn der Krebs bereits gestreut hat. Zu wichtigen Reha-Bestandteilen gehört klar die Verbesserung der Lebensqualität.
Psychosoziale Aspekte spielen eine wichtige Rolle?
Für uns in der Klinik St. Irmingard steht fest: Unsere Psychoonkologinnen nehmen eine ganz wichtige Funktion wahr. Wir bieten in der Regel bis zu drei Einzel- oder Paargesprächs-Einheiten an. Hier wird auch der Bedarf weiterer Psychotherapie geklärt, der möglicherweise zuhause fortbesteht. In der Psychoonkologie wird daran gearbeitet, die Krankheit zu verarbeiten, darunter auch die Gefühle von Hoffnungslosigkeit oder Hilflosigkeit sowie Depressionen. Selbstkontrolltechniken sind hier hilfreich.
Vorhin schon erwähnt, kennt Krebs „kein Alter“. Darum gibt es verschiedene Ziele, oder? Ganz genau. Jede Rehabilitation setzt einen individuellen Fokus. Je nach Patientenalter beispielsweise „Reha vor Rente“ sowie „Reha vor Pflegebedürftigkeit“. Unser Team unterstützt die erwerbstätigen Patientinnen und Patienten nach einer Krebserkrankung dabei, eine stufenweise Wiedereingliederung zu starten. Für Patientinnen und Patienten, die im Renten-
alter sind, sollen nach Möglichkeit in ihrem gewohnten Umfeld zurück in den Alltag geraten. Hier wirken viele Möglichkeiten, etwa durch eine Pflegehilfe, behilflich ist.
Welche Philosophie spiegelt sich in Ihrem Versorgungsprogramm sowie der Therapie? Eindeutig eine GANZHEITLICHE. Wir verbinden moderne Medizin auf den Gebieten der Hämatologie, Onkologie und Inneren Medizin mit Erfahrungen aus Naturheilkunde, Physiotherapie, der psychoonkologischen Unterstützung sowie einer Komplementärmedizin. Darum werden die Therapie-Pläne hier in Prien auch interdisziplinär und multimodal auf die individuellen Bedürfnisse und Erkrankungssituationen jedes Einzelnen ausgelegt. Das tolle hier in der Fachklinik St. Irmingard in Prien: Unsere große Anzahl an zusammenwirkenden Maßnahmen, etwa Sozial- und Ergotherapie, Sport- und Physiotherapie, Ernährungs- und Entspannungstherapie, Psychologie, Pflege.
Jede Art der Erkrankung erhält also auch eine konkrete Rehaplan-Gestaltung?
So ist es. Der größte Fortschritt in der Onkologischen Rehabilitation ist die Subspezialisierung. In unserer Klinik haben wir Schwerpunkte gynäkologischer und gastrointestinaler Tumore sowie auf die sogenannte Hämatologie - also den Formenkreis von Leukämien und Lymphdrüsenkrebserkrankungen gelegt. Ein Darmkrebs wird diametral anders rehabilitiert als ein Brustkrebs. Es gibt bei uns spezielle Gymnastikgruppen für brustoperierte Patientinnen mit entfernten Lymphknoten im Achselbereich sowie für Patienten nach Bauchoperationen. Komorbiditäten – sprich Nebenerkrankungen, etwa Diabetes, Bluthochdruck, Rhythmusstörungen – spielen auch eine Rolle bei der Erstellung des individuellen Therapieplans.
Hier in Prien am Chiemsee haben Sie eine direkte Nähe zu traumhafter Umgebung. Ein Genesungs-Faktor?
Absolut. Die direkte Lage zum Chiemsee und die Nähe zu den Chiemgauer Alpen sind förderlich für Gesundheit, Lebensqualität und allgemeines Wohlbefinden. Für Patienten ebenso wie für uns als Team. Hinzu kommt unsere hervorragende Küche mit einer ausgewählten Zubereitung der Speisen auf alle Bedürfnisse. Wir verfügen ausschließlich über Einzelzimmer, die teilweise Seeblick beinhalten. Auch Begleitpersonen können übernachten. Wir sind sehr stolz, dass uns mehr als 96 Prozent unserer Patienten weiterempfehlen.
Bieten sich in Ihrem Haus auch Möglichkeiten, eine Reha ambulant zu machen? Natürlich. Ein ambulantes Rehabilitationsprogramm hat den gleichen Umfang einer stationären Rehabilitation, lediglich ohne Übernachtung. Zudem bieten wir für Privatpatienten und Selbstzahler aus der Region nach Abschluss der Rehabilitation eine leitliniengerechte Tumor-Nachsorge, und stehen auch für Zweitmeinungen oder allgemeine Kontrollen über unsere Privatambulanz im Hause zur Verfügung.
Klinik St. Irmingard ist eine Fachklinik für Onkologie, Kardiologie, Psychosomatik und Psychotraumatologie mit Sitz in Prien am Chiemsee.
Kontakt:
Klinik St. Irmingard Osternacher Straße 103 | 83209 Prien am Chiemsee Telefon: 08051 607 538 | E-Mail: info@st-irmingard.de www.st-irmingard.de
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Text Charlie Schöroder
FOTOS : G E S U N D H IE UAGMEIHCTLEWST GA
Starkes Duo gegen Krebs:
Schulmedizin plus ergänzende Naturheilkunde
Die schulmedizinische Behandlung von Krebs bringt häufig unerwünschte Nebenwirkungen mit sich, die die PatientInnen zusätzlich belasten. Wie wissenschaftlich fundierte, naturheilkundliche Behandlungen ergänzend dazu beitragen können, die Nebenwirkungen zu mindern und die Therapieerfolge zu verbessern, erklärt der Heilbronner Arzt für Naturheilverfahren und Akupunktur, Dr. med. Markus Pfisterer, im Interview.
Was heißt: integrative Onkologie?
Die klassische Schulmedizin behandelt Krebs mit modernen Verfahren wie Bestrahlung, Chemotherapie, Operation und Immuntherapie. Um die Patient:innen im Kampf gegen ihren Krebs bestmöglich zu unterstützen und zu versorgen, gibt es inzwischen ergänzende (komplementäre) Behandlungen aus der Naturheilkunde, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist. Kommen sowohl schulmedizinische als auch komplementärmedizinische Behandlungen gegen den Krebs zum Einsatz, sprechen wir von integrativer Onkologie.
Was bringt die Komplementärmedizin während der Krebstherapie?
Komplementärmedizinische Behandlungen stär-
ken nachweislich das Immunsystem, das von Krebserkrankungen und deren schulmedizinischer Behandlung sehr belastet wird. Die Komplementärmedizin sorgt dafür, dass Standardtherapien besser anschlagen und besser vertragen werden. Letzteres gelingt ihr, weil sie viele Nebenwirkungen mindert, was den Körper spürbar entlastet. Doch nicht nur das: Starke Nebenwirkungen führen oft zu Therapieabbrüchen. Mit integrativer Onkologie lässt sich die Abbruchquote deutlich senken.
Etwa
Wie hängen Krebs, Krebsbehandlung und Komplementärmedizin zusammen?
Etwa 70 Prozent aller Krebserkrankungen sind ernährungsabhängig, wobei ich mit Ernährung alles meine, was dem Körper zugeführt wird –Gutes wie Schlechtes.
70 Prozent aller Krebserkrankungen sind ernährungsabhängig.
Text Doreen Brumme
F O T O P R I V TA Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 12
illustration: Shutterstock, 2094285964
Mit dem Wissen der komplementärmedizinischen Naturheilkunde zur konkreten Wirkung der Nährstoffe auf die Zellfunktionen lässt sich die nährstoffliche Versorgung des Körpers gezielt steuern – sowohl vorbeugend als auch therapeutisch. Deshalb ist es ratsam, die Komplementärmedizin bei der Krebsbehandlung so früh wie möglich mit ins Boot zu holen.
Um die Patient:innen im Kampf gegen ihren Krebs bestmöglich zu unterstützen und zu versorgen, gibt es inzwischen ergänzende (komplementäre) Behandlungen.
selenase ®
Welche Mikronährstoffe und Spurenelemente haben sich als Ergänzung zur schulmedizinischen Krebsbehandlung bewährt?
Als Top 5 würde ich Vitamin C und D, Curcumin, Selen und Omega-3 Fettsäuren nennen.
Die Wirkung dieser fünf Stoffe ist seit Langem volkskundlich bekannt und dank modernster Forschung inzwischen auch wissenschaftlich belegt.
Haben Sie ein konkretes Beispiel: Wie ergänzt Selen die schulmedizinische Krebsbehandlung?
Eine Bestrahlung oder Chemotherapie gegen Krebsgeschwüre (Tumore) soll kranke Zellen unschädlich machen. Dabei geraten häufig leider auch gesunde Zellen in Mitleidenschaft. Selen wirkt positiv auf den Zellstoffwechsel: Es schützt gesunde Zellen nicht nur, sondern sensibilisiert Tumorzellen dahingehend, dass diese besser auf die Krebsbehandlung ansprechen.
Mikronährstoffe und Spurenelemente
VITAMIN C
VITAMIN D CURCUMIN
Das Immunsystem sagt Danke! zuckerfrei hochwertiges Selen in Form von Natriumselenit
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Wie unterstützt Selen das Immunsystem?
Erfahren Sie mehr auf unserer Homepage: www.biosyn.de/ gesundheitsthemen/selen
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Tel.: + 49 (0) 711 575 32 - 00 www.biosyn.de
wir forschen we care
Selen trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems und der Schilddrüse bei. Eine Tablette selenase® 200 XXL enthält 200 µg Selen, entsprechend 364 % der empfohlenen täglichen Nährstoffzufuhr (NRV). Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise sind wichtig.
© Wavebreakmedia / iStock
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SELEN OMEGA-3 FETTSÄUREN
Miras Geschichte vom Überleben und Neubeginn
„Auch wenn die Angst vor einer Rückkehr des Krebses nie ganz verschwindet, weiß ich, dass mein Körper stark ist.“
Mein Name ist Mira und ich bin 21 Jahre alt und habe das Gefühl, dass mein Leben gerade erst begonnen hat, obwohl ich schon mehr erlebt habe, als die meisten Menschen in meinem Alter.
Am 19. Januar 2010, als ich erst sechs Jahre alt war, wurde bei mir Leukämie diagnostiziert. Statt zur Schule zu gehen, wurde ich im Krankenhaus isoliert und mit Chemotherapie behandelt. Die Welt um mich herum brach zusammen, als ich die Nachricht erhielt. Die folgenden Monate waren ein Albtraum aus Krankenhausaufenthalten, Chemotherapie und schlaflosen Nächten. Ich erinnere mich noch gut an die langen Gespräche mit meinen Ärzten und die besorgten Blicke meiner Familie. Vor allem meine Mutter war immer an meiner Seite, während meine beiden älteren Brüder, trotz strenger Besuchsregeln, so oft wie möglich zu Besuch kamen.
Ein halbes Jahr nach der Diagnose besuchte mich José Carreras im Münchner Universitätsklinikum Schwabing. Um mich abzulenken, spielte der Startenor mit mir Memory und mit meinen Kuscheltieren. Ein großes Hobby von mir war das Malen, und gemeinsam mit José Carreras besuchte ich das Atelier eines Münchner Malers. Trotz Komplikationen wie einer Blutvergiftung konnte ich den Krebs besiegen. 2012 war die Chemotherapie für mich erfolgreich beendet.
Dank der engagierten Lehrerin im Krankenhaus hatte ich die ersten Klassen der Grundschule nicht verpasst und konnte wieder mit meinen Freundinnen in die dritte Klasse gehen. Während meiner Krankheit lernte ich viele junge Menschen kennen, die Ähnliches durchmachten. Diese Begegnungen haben mich tief geprägt. Jedes Jahr besuchte ich ein Camp für junge Krebspatienten, wo ich Freundschaften schloss und von den Erfahrungen anderer lernen konnte. Diese Gemeinschaft gab mir Hoff nung und zeigte mir, dass ich nicht allein bin.
Ich habe gelernt, das Leben zu schätzen und die kleinen Momente zu genießen.
Als ich achtzehn wurde, machten mir meine Brüder ein besonderes Geschenk: ein Tattoo mit dem Wort ”Survivor”. Es sollte meine Stärke und meinen Überlebenswillen symbolisieren. Die Tätowierung war klein und unauff ällig, aber für mich war sie ein starkes Zeichen meiner Reise und meines Triumphes über die Krankheit. Jetzt, wo ich den Krebs besiegt habe, stehe ich vor neuen Herausforderungen. Ich habe im letzten Jahr die Schule beendet und das Studium angefangen. Ich weiß noch nicht genau, was die Zukunft für mich bereithält, aber ich habe Träume.
Einer davon ist, Schauspiele in und/oder Filmregisseurin zu werden, da ich ein großer Filmliebhaber bin. Außerdem liebe ich es, in andere Rollen zu schlüpfen und Geschichten zu erzählen. Wenn das nicht klappt, möchte ich vielleicht Grundschullehrerin werden. Kinder zu unterrichten und ihre Neugier zu wecken, scheint mir eine erfüllende Aufgabe zu sein. Die Erinnerungen an die dunklen Zeiten sind noch da, aber sie machen mir nichts mehr aus. Ich habe gelernt, das Leben zu schätzen und die kleinen Momente zu genießen. Und auch wenn die Angst vor einer Rückkehr des Krebses nie ganz verschwindet, weiß ich, dass mein Körper stark ist und ich diesen Kampf schon einmal gewonnen habe. Den Kontakt zu José Carreras und der José Carreras Leukämie-Stiftung habe ich über all die Jahre gehalten und bin sehr dankbar, dass sie sowohl während meiner Erkrankung als auch danach für mich da gewesen sind.
Nachzulesen sind weitere Schicksale von Patient:innen mit Leukämie auf der Website der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung auf www.carreras-stiftung.de/patientengeschichten Die ergreifenden Erfahrungen starker Menschen, die sich dem Kampf gegen Leukämie oder anderen verwandten bösartigen Blutkrankheiten stellen mussten oder müssen, sollen anderen Betroff enen Mut machen.
Mit Ihrer Stammzellspende retten Sie die Welt.
In einer Minute zur Lebensretterin: www.wsze.de
Pro Jahr erkranken allein in Deutschland rund 14.000 Menschen an Leukämie, darunter ca. 600 Kinder und Jugendliche. Für die meisten ist eine Knochenmark- oder Blutstammzellspende die einzige Chance zu überleben. Wer zwischen 18 und 40 Jahren alt ist, gesund und noch nicht in einer anderen Datei als Knochenmark-/ Stammzellspender registriert ist, kann sich gerne telefonisch oder auf der Internetseite (www.wsze.de/spender/registrierung.php) ein Typisierungsset kontaktlos nach Hause liefern lassen.
Finanzielle Unterstützung:
Warum sind Geldspenden so wichtig?
Leider werden die Kosten für die Untersuchung der Proben zur Aufnahme in die Datei für Knochenmark- und Stammzellspende weder von Bund und Ländern, noch von den Krankenkassen übernommen. Die Laborkosten müssen aus Spendengeldern finanziert werden. Jeder Cent hilft, weiterhin freiwillige Stammzellspender in unserer Datei aufnehmen zu können.
Spendenkonto
Sparkasse an Volme und Ruhr IBAN DE37 4505 0001 0100 2004 00 / BIC WELADE3HXXX oder spende@paypal.de
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- MEINE!
Text Mira
FOTO :JOSÉ CA R R E R A S L E U GNUTFITS-EIMÄK E V
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Praxisgemeinschaft für Zelltherapie Duderstadt GmbH & Co. KG entstanden.
IMMUNTHERAPEUTISCHE BEHANDLUNG VON KREBSPATIENTEN
Das Immunsystem spielt eine entscheidende Rolle sowohl bei der Krebsentstehung als auch für den Verlauf einer Krebserkrankung. Therapien, die einen Einfluss auf das Immunsystem und auf immunologische Prozesse einer anti-Tumorantwort haben, nehmen daher einen immer größer werdenden Stellenwert bei der Behandlung von Krebserkrankungen ein. Im Mittelpunkt der in der Praxisgemeinschaft für Zelltherapie (PGZ) durchgeführten immunologischen Krebstherapien in der Praxis steht die zelluläre spezifische Immuntherapie auf Basis dendritischer Zellen. Grundlage hierfür ist die seit 1999 erfolgte Zusammenarbeit mit Prof. Peters (ehemals Universität Göttingen Abt. Immunologie), der einer der Mitentdecker der Genese der dendritischen Zellen aus Monozyten ist.
Die besten Ergebnisse sind zu erwarten, wenn die Therapie möglichst zu Beginn der Krebserkrankung (adjuvant) eingesetzt wird.
Mittlerweile sind in der PGZ mehrere Ärzte tätig, die z. T. seit nun über 20 Jahren die dendritische Zelltherapie bei Krebspatienten anwenden. Die dendritischen Zellen werden aus den Monozyten des Patienten in größerer Anzahl im Labor generiert. Zurückgeführt in den Körper, sollen sie die tumorspezifische Immunantwort und im Idealfall eine systemische Immunität durch Aktivierung tumorspezifischer Immunzellen induzieren. Im Gegensatz zu anderen Behandlungen wie Chemo- oder Radiotherapie werden gesunde Zellen nicht angegriffen. In klinischen Studien und Fallberichten konnte gezeigt werden, dass eine spezifische Immuntherapie mit dendritischen Zellen selbst in fortgeschrittenen Stadien wirksam sein kann. Neben objektivem klinischem Ansprechen (Komplettremissionen, Teilremissionen des Tumors) konnte in vielen Fällen eine lang anhaltende Stabilisierung mit Verlängerung des Gesamtüberlebens erzielt werden.
Die besten Ergebnisse sind zu erwarten, wenn die Therapie möglichst zu Beginn der Krebserkrankung (adjuvant) eingesetzt wird, um das Wiederauftreten des Krebses zu unterdrücken. Ein Tumor hat jedoch eine Vielzahl von Mechanismen entwickelt, wodurch er sich dem Angriff durch das Immunsystem entzieht. Dabei erfolgt die Kontrolle der Immunantwort an bestimmten sogenannten immunologischen Checkpoints, unter denen der PDL-1/PD-1 Pathway derzeit einer der wichtigsten Ansatzpunkte für eine weitere Immuntherapie mittels der gegen PD-1 oder PDL-1 gerichteten Checkpointinhibitoren ist. Eine wirksame anit-Tumor-Immunantwort erfordert aber sowohl die Hemmung inhibitorischer Signale durch z. B. Checkpoint-Blockaden als auch die Aktivierung tumorspezifischer, im Idealfall zytotoxischer Immunzellen durch z. B. die spezifische zelluläre Immuntherapie mit dendritischen Zellen.
So ist z. B. die Anzahl der das Immunsystem hemmenden Zellen oftmals deutlich erhöht, wodurch die anti-Tumorantwort abgeschwächt und verhindert werden kann. Daher erfolgt in der PGZ vor dem Beginn einer Immuntherapie die Analyse des individuellen Immunprofils. Je nach Ausgangslage erhält der Patient dann eine Therapie zur generellen Stärkung des Immunsystems und ggf. bei Vorliegen einer deutlich erhöhten Anzahl der hemmenden Immunzellen eine Milieutherapie. Das bessere Verständnis weiterer immunologischer Abläufe bei Tumorerkrankungen wird dazu beitragen, die Effizienz der immuntherapeutischen Strategien weiter zu erhöhen.
Bild: Herstellung dendritischer Zellen für die Krebstherapie im Reinraumlabor der PGZ
Daher ist die Kombination einer dendritischen Zelltherapie mit einer Checkpointinhibitortherapie in vielen Fällen sinnvoll. Eine entscheidende Rolle für die Effektivität einer Immuntherapie mit dendritischen Zellen spielt auch das im Patienten vorliegende oftmals entzündliche Milieu sowie die immunologische Grundsituation des Patienten.
Praxisgemeinschaft für Zelltherapie (PGZ)
www.immune-therapy.net info@immune-therapy.net 0049 (0) 5527 9971 20
Hinterstr. 53, 37115 Duderstadt, Deutschland
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FOTOS : P G Z
Dr. Thomas Neßelhut , Leiter des Therapiezentrums Zelltherapie Duderstadt GmbH
Text Dr. Thomas Neßelhut
Polycythaemia Vera –„Ich wünsche mir, dass mir zugehört wird“
Unter Myeloproliferativen Neoplasien (MPN) versteht man eine Gruppe von seltenen Erkrankungen des Knochenmarkes, pro Jahr erkranken in Deutschland ein bis zwei Menschen pro 100.000 Einwohner. Charakteristisch für diese Krankheitsbilder ist eine gesteigerte Produktion von Blutzellen, was sich in einer Vielzahl von Symptomen äußern kann, die das Leben Betroffener stark beeinträchtigen können. Die Vielschichtigkeit der Symptome macht es Ärzten nicht leicht, den MPN auf die Spur zu kommen, da auch die veränderten Blutwerte zunächst andere, häufiger vorkommende Erkrankungen vermuten lassen. Eine möglichst frühe Diagnose ist aber wichtig, um die Symptome langfristig einzudämmen und Folgeschäden zu vermeiden.
Inge B. ist 77 Jahre alt, hat Polycythaemia Vera und erzählt uns im Interview von ihrem langen Weg zur Diagnose und ihrem Leben mit dieser seltenen Form von Blutkrebs, die zu den Myeloproliferativen Neoplasien (MPN) zählt.
Text
FHähnel
rau B., Sie sind betroffen von der seltenen Erkrankung Polycythaemia Vera. Wann haben Sie bemerkt, dass etwas gesundheitlich nicht stimmt, welche Beschwerden traten auf?
Ich habe schon als Kind gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Ich hatte nie große Energiereserven, konnte mich nicht lange aufrecht halten und war ständig müde. Seit ich denken kann, leide ich an Schwindel, und Kopfschmerzen sind mein ständiger Begleiter. In der Schule hatte ich große Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. Zudem hatte ich schon immer eine schlechte Wundheilung. Bin ich als Kind hingefallen, hat es Monate gedauert, bis z. B. ein offenes Knie verheilt war. Meine Mutter war zwei, dreimal mit mir beim Arzt, es wurde aber nie etwas festgestellt. Ein Kinderarzt meinte: „Bis ihre Tochter verheiratet ist, hat sich das gegeben!“ Leider war das aber nicht so, und ich musste mich weiter durchs Leben kämpfen, ohne dass eine Ursache gefunden werden konnte und mir geholfen wurde.
Was waren vor der Diagnose die größten Herausforderungen für Sie und wie hat sich die Erkrankung auf Ihr Leben ausgewirkt? Ich wurde aufgrund meiner Beschwerden als faul und träge abgestempelt, das war sehr schwer für mich. Und irgendwann glaubt man das auch selbst. Ich war dann der Meinung, dass ich mich anscheinend einfach nur zu blöd anstelle. Das macht natürlich was mit der Seele.
Wann wurde die Diagnose gestellt und was ging in Ihnen vor, nachdem die Erkrankung festgestellt wurde?
2014 habe ich starke, stechende Schmerzen im Rücken bekommen und bin von einem Arzt zum nächsten gelaufen. Irgendwann hat dann einer der Ärzte ein Blutbild gemacht und sagte, dass ihm die Werte Sorgen machen. Er überwies mich in die Onkologie, wo eine Beckenkammbiopsie durchgeführt wurde. Danach stand das Ergebnis fest: Ich habe Polycythaemia Vera. Ich hatte nie zuvor von der Krankheit gehört, aber leider bekam ich auch von dem Onkologen keine weiteren Informationen. Er sagte nur, das sei eine erblich bedingte Erkrankung, und da könne man auch nicht viel machen. Er gab mir noch fünf Jahre Lebenszeit. Das war natürlich ein Schock. Ich habe mich dann selbst im Internet über die PV informiert.
Welche Rolle spielt Ihre Erkrankung in Ihrem Alltag und mit welchen Herausforderungen haben Sie zu tun?
Ich kann eigentlich nichts mehr allein machen. Ich kann nicht allein auf die Straße gehen, weil es mir so schwindelig wird, dass ich jemanden brauche, der mich stützt. Ich bin mit einem Rollator unterwegs, aber selbst der Weg zum Supermarkt ist für mich allein nicht machbar. Die Kopfschmerzen begleiten mich weiterhin. Aber das Schlimmste sind die Hautprobleme. Ich habe immer wieder offene Stellen, seit sieben Jahren auch an den Füßen, das sind einfach grauenhafte Schmerzen.
Ich kann eigentlich nichts mehr allein machen. Ich kann nicht allein auf die Straße gehen, weil es mir so schwindelig wird, dass ich jemanden brauche, der mich stützt. Ich bin mit einem Rollator unterwegs, aber selbst der Weg zum Supermarkt ist für mich allein nicht machbar.
Inge B.
Ich kann deswegen keine geschlossenen Schuhe tragen und komme kaum aus dem Haus. Auch Kleidung, die eng anliegt, wie z. B. Strümpfe oder Unterwäsche mit Gummibund, kann ich nicht tragen, weil meine Haut so empfindlich ist. Mittlerweile habe ich deswegen sogar den Pflegegrad 3.
Das alles hat auch dazu geführt, dass ich mit Depressionen zu kämpfen habe. Manchmal geht es mir so schlecht, dass ich einfach nicht mehr kann.
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Novartis Pharma GmbH entstanden.
Miriam
F O :OT TAVIRP
Aus Ihrer Sicht als Patientin: Was ist seitens der Medizin, aber auch seitens des persönlichen Umfeldes wichtig, damit Betroffene ihren Alltag bestmöglich meistern können?
Wichtig wäre mir, dass mir zugehört wird. Wenn ich meinem Arzt schildere, dass es mir wieder sehr viel schlechter geht, wünsche ich mir, dass ich Verbesserungsvorschläge bekomme.
Das mpn-Netzwerk e. V.
ist eine Selbsthilfeinitiative für Menschen mit Myeloproliferativen Neoplasien und ihren Angehörigen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.mpn-netzwerk.de
Mir machen die offenen Hautstellen wirklich zu schaffen und beeinträchtigen mich sehr. Aber
oftmals scheitert es schon daran, dass Ärzte selbst nicht genug zu solchen seltenen Krankheiten wissen. Von meinem Umfeld würde ich mir mehr Verständnis wünschen. Ich kann eben nicht so wie andere. Zwei Stunden Besuch sind für mich wie ein Marathon, ich bin hinterher vollkommen fertig. Das verstehen die wenigsten.
Was möchten Sie anderen Betroffenen noch mit auf den Weg geben? Ich habe selbst viele Ärzte getroffen, die mich nicht ernst genommen haben. Ich denke, man sollte aber trotzdem dran bleiben und sich einen Spezialisten suchen, der sich mit dem Krankheitsbild auskennt.
Man sollte sich selbst intensiv zu seiner Krankheit informieren und Menschen finden, die eine ähnliche Geschichte haben. Ich denke, mir hätte das nach meiner Diagnose sehr geholfen. Deswegen versuche ich jetzt mit 77 Jahren erstmals, mich mit anderen Betroffenen zu vernetzen. Ich hoffe sehr, dass ich so jemanden finde, der mir mit seinen Erfahrungen weiterhelfen kann!
Leben mit MPN –Umfassende Hilfe für Betroffene
Das forschende Pharmaunternehmen Novartis denkt Medizin neu, um besonders auch Menschen mit seltenen Erkrankungen mit innovativen Wirkansätzen und Informationsangeboten mehr Lebensqualität zu ermöglichen.
Speziell für Menschen, die an einer Myeloproliferativen Neoplasie (MPN) wie der Myelofibrose, der Polycythaemia Vera oder der Chronischen Myeloischen Leukämie leiden, hat Novartis eine umfangreiche Informationsinitiative ins Leben gerufen, die wissenschaftlich fundiertes Wissen zur Erkrankung und zum Umgang damit zur Verfügung stellt.
Über die Website www.leben-mit-blutkrankheiten.de können sich Betroffene über alle Facetten der verschiedenen Erkrankungen informieren. Hier finden sich auch Patienten-Erfahrungsberichte und Expertenbeiträge zu verschiedenen krankheitsrelevanten Schwerpunkten. Zudem finden Patient:innen ausführliche Checklisten, die ihnen die Gespräche mit dem Behandlungsteam erleichtern können. Dazu kann auch eine Anpassung der bestehenden Therapie gehören, wenn die bisherige Behandlung nicht den gewünschten Erfolg erzielt oder Nebenwirkungen auftreten, welche die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Dabei kann auch der MPN-Tracker unter www.mpntracker.com/de-DE helfen, der Patient:innen in Form eines Therapietagebuches bei der Dokumentation zur Entwicklung ihrer Erkrankung unterstützt.
Symptome erkennen –und richtig in Zusammenhang bringen
Die verschiedenen Symptome der MPN sind sehr vielschichtig und werden mit Fortschreiten der Erkrankung stärker. Folgende Symptome machen das Beispiel der Polycythaemia Vera deutlich: Chronische Müdigkeit, Schmerzen im linken Oberbauch, verstärktes nächtliches Schwitzen, Juckreiz besonders nach Kontakt mit Wasser, Appetitlosigkeit, Seh- und Konzentrationsstörungen, Ohrensausen, trockene Haut
Oft werden diese Symptome eher auf das Alter oder bei Frauen auf die Wechseljahre zurückgeführt und nicht in Kombination betrachtet. Die Folge: der Arztbesuch bleibt aus, die PV bleibt unentdeckt und somit auch unbehandelt, schwere Komplikationen können auftreten. Wichtig ist: zunehmende Beschwerden ernst nehmen! Auch wenn die Diagnose bereits gestellt wurde, sollten Betroffene die Symptome im Blick behalten und regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchführen lassen.
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Zusammen stärker
Auch der Austausch mit anderen Betroffenen, Selbsthilfeorganisationen und Fachärzt:innen stärkt Patient:innen und ihre Angehörigen im Umgang mit der Erkrankung. Seit 2016 können MPN-Betroffene einen bundesweit etablierten Treffpunkt nutzen: die MPN-Patient:innentage. Die Teilnahme an den MPN Veranstaltungen ist kostenlos. Auf www.leben-mit-blutkrankheiten.de/mpn-patiententage findet man die Anmeldung für den nächsten Patient:innentag sowie weitere Informationen und einen kleinen Rückblick auf vergangene Veranstaltungen.
Zudem können Betroffene und ihre Angehörigen sich für die Initiative „Erfahrungsschatz“ anmelden, um andere Patient:innen, Angehörige und Interessierte an wichtigen Themen rund um ihre Erkrankung teilhaben zu lassen. Erzählen Sie Ihre Geschichte!
Scannen Sie den QR-Code und lesen Sie mehr zu uns auf unserer Webseite unter www.leben-mit-blutkrankheiten.de/pv
FOTO: NOVARTIS PHARMA GMBH
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Personalisierte Diagnostik in der Krebsmedizin
Dr. Martin Walger im Interview über die Bedeutung der personalisierten Medizin in der Onkologie und Fortschritte in der Genommedizin und Zelltechnologie.
Text Charlie Schröder
Was versteht man unter dem weit gefassten Begriff der personalisierten Medizin?
Personalisierte Medizin ist ein maßgeschneiderter Ansatz in der Medizin. Sie bezieht individuelle genetische, molekulare und zelluläre Merkmale von Patientinnen und Patienten in die Behandlung ein. Insbesondere in der Onkologie ermöglicht dies eine genauere Diagnose und Behandlung, da jeder Tumor einzigartige Eigenschaften hat. So können wir zielgerichtete Therapien anbieten, die effektiver und verträglicher sind. Die präzise Diagnostik ist dabei das Kernstück der personalisierten Medizin.
Moderne Diagnostik
liefert präzise Daten über die Krebserkrankung eines Patienten, einschließlich Informationen über spezifische Mutationen und die Reaktion auf bestimmte Medikamente.
Wie tragen diagnostische Verfahren zur Verbesserung der personalisierten Medizin bei?
Die moderne In-vitro-Diagnostik (IVD) hat sich enorm weiterentwickelt und kann sehr detaillierte Patienteninformationen liefern. Dies bedeutet, dass wir Krankheiten wie Krebs viel genauer verstehen und behandeln können. Die Identifizierung aussagekräftiger Biomarker ist hierbei ein Schlüsselfaktor, um die richtigen Therapieentscheidungen zu treffen.
Inwiefern unterstützen die Ergebnisse der gezielten Diagnostik die Entscheidung für die optimale Krebstherapie?
Moderne Diagnostik liefert präzise Daten über die Krebserkrankung eines Patienten, einschließlich Informationen über spezifische Mutationen und die Reaktion auf bestimmte Medikamente. Dies ermöglicht den behandelnden Ärzten, eine optimale Behandlungsstrategie festzulegen, die die Wirksamkeit maximiert und die Nebenwirkungen minimiert. Die Fortschritte in der Genommedizin, schnellere und kostengünstigere Verfahren, haben die Onkologie revolutioniert: Wir können heute die genetischen Ursachen von Krebs immer mehr verstehen.
Welche Unterschiede gibt es in Bezug auf erworbenen und erblich bedingten Krebs?
Erblich bedingter Krebs resultiert aus genetischen Mutationen, die familiär weitergegeben werden und das Krebsrisiko erhöhen. Die Diagnostik konzentriert sich hier auf die Analyse von Hochrisikogenen. Im Gegensatz dazu stehen erworbene Krebserkrankungen, denen durch Lebensstil und Umweltfaktoren bedingte Mutationen zugrunde liegen. Hier ist eine detaillierte Tumoranalyse für individuelle Therapieansätze essenziell. Die Genommedizin ermöglicht in beiden Fällen eine präzise genetische Analyse, wobei der Fokus bei erblichem Krebs zunächst auf Prävention und bei erworbenem Krebs auf maßgeschneiderten Therapien liegt.
Welche Entwicklungen sind in der Zukunft der Krebsdiagnostik zu erwarten und welche Rolle spielen dabei genetische und zelluläre Therapieansätze?
In der zukünftigen Krebsdiagnostik erwarten wir eine verstärkte Integration genetischer und zellulärer Therapien. Revolutionäre Methoden wie CAR-T-Zelltherapie und allogene Stammzelltransplantation werden zunehmend wichtig.
Wir können heute die genetischen Ursachen von Krebs immer mehr verstehen.
Dr. Martin Walger Geschäftsführer des Verbandes der Diagnostica-Industrie
Diese Ansätze zielen darauf ab, Krebstherapien präziser und patientenspezifisch zu gestalten, vor allem dann, wenn klassische Therapieansätze wie Chemotherapie nicht wirksam sind. Life-Science-Research (LSR) und In-vitro-Diagnostik (IVD) sind dabei zentral für die Diagnose und für die Herstellungsverfahren gen- und zellbasierter Behandlungen. Fortschritte in der Genomik und Zelltechnologie ermöglichen eine genauere Anpassung der Therapien an individuelle Patientenbedürfnisse, was die Wirksamkeit erhöht und Nebenwirkungen reduziert.
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FOTO : VDGH/ B I L D S C H Ö N B E R NIL
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus entstanden.
Was Nuklearmedizin im Kampf gegen Krebs leisten kann
Krebserkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Im Kampf gegen Krebs setzt die moderne Medizin auf Operation, Bestrahlung, Chemo- und Immuntherapie. Wie die Nuklearmedizin diese Therapien sinnvoll ergänzen kann, das erklärt der Chemiker und Radiopharmazeut
Prof. Dr. Klaus Kopka, Direktor des Instituts für Radiopharmazeutische Krebsforschung am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR).
Text Doreen Brumme
Professor Kopka, welche Rolle kann die Nuklearmedizin im Kampf gegen Krebs übernehmen?
Für die Behandlung von Krebs gilt: Je früher Krebs erkannt und je zielgerichteter die Behandlung begonnen wird, desto höher sind die Aussichten auf Erfolg. Das allerdings setzt fundierte Kenntnisse zu Art und Stadium des Tumors sowie zu seiner Lage im Körper und seiner Größe voraus. Mit nuklearmedizinischen Diagnoseverfahren, bei denen radioaktiv markierte Medikamente zum Einsatz kommen, kann erkranktes Krebsgewebe zielsicher aufgespürt werden – und das schon sehr frühzeitig.
Wie hilft die Radiopharmazie den NuklearmedizinerInnen, Krebsgeschwüren (Tumoren) auf die Spur zu kommen?
Genutzt wird die Tatsache, dass jeder Krebs einzigartig ist und typische Eigenschaften besitzt. Beispielsweise kommt ein bestimmtes Enzym oder Eiweiß (Protein) nur auf den Zellen dieses Krebstyps vor. Damit haben wir eine Adresse, unter der wir diesen Krebs erreichen können. Wir entwickeln dazu sogenannte Bindemoleküle, auch Tracer oder Liganden genannt, an die eine radioaktive Laterne, ein Radionuklid, angebracht ist. Die Tracer erkennen die Adresse auf den Krebszellen und die radioaktive Laterne macht das Krebsgewebe sichtbar. Diese schwach radioaktiven Arzneimittel werden den KrebspatientInnen intravenös verabreicht.
Patienten/ der Patientin mit radioaktiver Strahlung von innen bekämpft.
Die Kombination aus nuklearmedizinischer Diagnostik mit schwach strahlenden Tracern und die nuklearmedizinische Therapie mit stark strahlenden Tracern – die sogenannte Endo-Radionuklidtherapie – wird als Radionuklid-Theranostik bezeichnet.
Wo kommen solch wirkungsvolle Radiotracer bereits zum Einsatz?
Zum Beispiel bei der Behandlung von Prostatakrebs. Künftige Forschungen werden sich weiteren besonders aggressiven und bisher nicht adäquat behandelbaren Krebsarten widmen, darunter Bauchspeicheldrüsenkrebs, Brustkrebs, Leberkrebs, Darmkrebs und Lungenkrebs. Nicht dabei vergessen werden sollte die Entwicklung der Behandlung der seltenen Krebserkrankungen, die von der Endo-Radionuklidtherapie ebenfalls profitieren können.
Worin liegt die Stärke der radioaktiven Arzneimittel in der Nuklearmedizin im Kampf gegen Krebs?
Ein Gastbeitrag von Sachsens Wissenschaftsminister
Sebastian Gemkow
Kann man mit radioaktiven Arzneimitteln in der Nuklearmedizin mehr als den Krebs aufspüren?
Ein Radiotracer lässt sich mit radioaktiven Strahlern unterschiedlicher Stärke bestücken.
• Ein schwacher kurzlebiger Strahler dient dem Auffinden und Sichtbarmachen des Krebses. Der Radiotracer wirkt hier als Diagnosehelfer.
• Ein starker kurzlebiger Strahler macht aus den Radiotracern Radionuklid-Therapeutika: Die Strahlung zerstört die Krebszelle am Ort des Geschehens. Der Krebs wird auf diese Weise gezielt im Körper des
Ganz klar in ihrer Zielgerichtetheit, Dosierbarkeit und Nebenwirkungsarmut. Konventionelle Krebsbehandlungen wie die Chemotherapie lassen sich nicht so zielgerichtet einsetzen –auch gesunde Zellen geraten dabei in Mitleidenschaft. Die Endo-Radionuklidtherapie arbeitet dagegen molekülgenau, die radioaktive Dosis wird gezielt deponiert. Die Verabreichung radioaktiver Arzneimittel unterliegt dabei, ähnlich wie bei anderen Behandlungen, strengen gesetzlichen Vorgaben, um die Sicherheit und gleichzeitig die Wirksamkeit für den Patienten/ die Patientin zu gewährleisten. Zu betonen ist, dass die Endo-Radionuklidtherapie vergleichsweise kaum Nebenwirkungen verursacht – ein weiterer entscheidender Vorteil für die behandelten PatientInnen.
Das gesamte Interview lesen Sie auf: gesunder-koerper.info
Sachsen gehört mit seinen Universitätsklinika Dresden und Leipzig sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Bereich der Krebsdiagnostik und -therapie zu den Spitzenzentren in Deutschland. An kaum einem anderen Standort gibt es so viel Expertise in den neuesten Methoden und Technologien.
Der Schlüssel liegt in der Vernetzung verschiedener Disziplinen wie den Informationswissenschaften, Medizintechnologie, Mikrosensorik und Robotik. Forschungsergebnisse werden regelmäßig in klinische Anwendung übertragen und kommen so fast unmittelbar den Patienten zugute.
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Deine persönliche Veranstaltungsübersicht
Ob online oder in Deiner Nähe – bietet Dir die Möglichkeit, auf verschiedene Veranstaltungsformate aufmerksam zu werden, damit Du Dich im Alltag mit Deiner Erkrankung besser orientieren kannst.
Beispielsweise: Veranstaltungen Deiner Klinik/Praxis oder Patientenorganisationen Patientenfortbildungen
Organisierte Treffen zum Austausch mit anderen Betroffenen Interessensgruppen für Betroffene, wie z.B. Angebote zur Steigerung des Wohlbefindens (Sport/Bewegungsgruppen, Ernährung, etc.)
Unser Qualitätsstandard
Alle Veranstaltungen werden von geprüft. Nur seriöse Veranstaltungen werden auch angezeigt.
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