“AUCH EIN LEBEN MIT MULTIPLER SKLEROSE KANN BUNT UND SCHÖN SEIN!“
Lina ist eine von 250.000 MS-Betroffenen in Deutschland. Trotz MS sprüht sie vor Lebensfreude und klärt offen über die Krankheit auf.
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"Mehr Verständnis statt Bewertungen."
Angelina Boerger im Interview über ihre späte ADHS-Diagnose. 04 03
"Für mich ist es normal, Schmerzen zu haben."
Phia Quantius im Interview über ihr Leben mit schwerer Migräne mit Aura.
NEURO LOGIE
VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT DIESER AUSGABE MAI 2025
Miriam Hähnel Menschen mit neurologischen Erkrankungen brauchen mehr als nur medizinische Versorgung – sie brauchen Verständnis, Teilhabe und ein Umfeld, das sie sieht und ihre Stärke würdigt.
IN DIESER AUSGABE
MIGRÄNE
Ute Bartolomäus hat Migräne und erzählt, wie die passende Behandlung ihr zu mehr Lebensqualität verholfen hat.
VAGUSNERVSTIMULATION
Wie dieser Therapieansatz helfen kann, verschiedene Krankheiten zu lindern.
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SCHLAGANFALL
Ralf Illing kämpfte sich nach zwei Schlaganfällen ins Leben zurück - und engagiert sich jetzt leidenschaftlich für andere Betroffene.
Alle Artikel, die mit “In Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet sind, sind keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag Deutschland GmbH. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
„TIME IS BRAIN“ – Dieser Grundsatz gilt in der Neurologie heute mehr denn je.
Denn moderne, hochwirksame Therapien entfalten ihr Potenzial vor allem dann, wenn sie frühzeitig zum Einsatz kommen. Ob bei entzündlichen, vaskulären oder neurodegenerativen Erkrankungen: Je früher erkannt und behandelt wird, desto besser lassen sich Schädigungen verhindern und Funktionen erhalten.
Erkrankungen des Gehirns und des Nervensystems sind häufig und gehen oft mit schweren Folgen für Patienten, ihrer Familien und der Gesellschaft einher. Sie sind eine der häufigsten Ursachen für schwere Beeinträchtigungen, Pflegebedürftigkeit und Invalidität – mit enormen sozialen und volkswirtschaftlichen Folgen. Die gute Nachricht ist, dass die Neurologie in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten einen therapeutischen Innovationsschub nach dem anderen verzeichnen konnte. Immer mehr Erkrankungen des Nervensystems sind gut behandelbar – wenn sie frühzeitig fachärztlich zugänglich gemacht werden.
„Time is brain“ kommt ursprünglich aus der Schlaganfallmedizin. Ein Hirninfarkt oder eine Hirnblutung ist immer ein Wettlauf mit der Zeit. Hier zählen Minuten und Stunden. Durch spezialisierte Stroke Units und neue interventionelle Verfahren konnten Sterblichkeit in den letzten 15 Jahren halbiert und Behinderungsfolgen deutlich reduziert werden.
Auch die Behandlung von Autoimmunkrankheiten wie die der Multiplen Sklerose ist eine Erfolgsgeschichte. Wir verfügen inzwischen über 20 hochwirksame Immuntherapien und können vielen Betroffenen einen Krankheitsverlauf ohne Krankheitsaktivität ermöglichen. Voraussetzung ist auch hier eine frühe Diagnose und ein früher Behandlungsbeginn mit einer passgenauen Therapie.
Erste kausale Therapien für die Alzheimer-Erkrankung sind inzwischen in der Zulassung. Damit keimt Hoffnung auf, auch dieser bislang unaufhaltsamen Erkrankung zukünftig wirksam begegnen zu können. Dies gilt aber nur für ganz frühe Krankheitsstadien. Daher gilt auch hier der Grundsatz, dass wir die Krankheiten viel früher erkennen müssen.
Doch das Leiden ist längst nicht auf die „großen“ neurologischen Diagnosen beschränkt. Millionen Menschen leben mit chronischer Migräne – häufig begleitet von massiven Einschränkungen im Alltag und einem hohen Leidensdruck. CGRP-Antikörper und andere moderne Migränetherapien haben das therapeutische Spektrum revolutioniert und vielen Betroffenen einen echten Neubeginn ermöglicht. Auch ADHS im Erwachsenenalter ist heute kein Randthema mehr. Immer mehr Menschen erhalten erst im späteren Leben eine Diagnose – oft nach einer langen Phase der
Unsicherheit und Selbstzweifel. Eine korrekte Einordnung bringt häufig enorme Entlastung und eröffnet neue Perspektiven für Therapie und Alltag.
Diese Ausgabe stellt die wachsende Bedeutung der Neurologie als Fachgebiet in den Mittelpunkt und zeigt, wie differenziert, individuell und wirksam neurologische Versorgung heute sein kann.
Moderne Diagnostik und der Zugang zu hochspezifischen innovativen Therapien sind für viele Millionen Betroffene der Schlüssel zu einem besseren Leben.
Wir verfügen inzwischen über 20 hochwirksame Immuntherapien und können vielen MS-Betroffenen einen Krankheitsverlauf ohne Krankheitsaktivität ermöglichen. Voraussetzung ist auch hier eine frühe Diagnose und ein früher Behandlungsbeginn mit einer passgenauen Therapie.
Dr. Uwe Meier
1. Vorsitzender Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN)
Gut informiert – gut vernetzt – gut vertreten! Für Ihren Erfolg als Neurologe – wirtschaftlich wie professionell –zum Wohle Ihrer Patienten.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.berufsverband-neurologen.de
Weltweit sind über 120 Millionen Menschen auf der Flucht – vor Naturkatastrophen, Hunger und Gewalt. Aktion Deutschland Hilft steht ihnen zur Seite.
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Bündnis der Hilfsorganisationen
Text Dr. Uwe Meier
„ICH
WÜNSCHE MIR MEHR VERSTÄNDNIS STATT BEWERTUNGEN.“
Angelina Boerger (33) ist Journalistin und Autorin – und bekam mit 29 Jahren die Diagnose ADHS. Seither setzt sie sich leidenschaftlich dafür ein, dass ADHS besser verstanden wird. Sie klärt auf, räumt mit Vorurteilen auf und macht sich stark für eine Gesellschaft, in der neurodivergente Menschen nicht anecken, sondern dazugehören.
Text Hanna Sinnecker
Liebe Angelina, deine ADHS-Diagnose war ja eher ein Zufall. Kannst du uns mehr dazu erzählen?
Ich bin ganz zufällig damit in Berührung gekommen. Ich saß mit 28 in einem Fernsehstudio im Publikum. Zu Gast war eine junge Frau, die von ihrer späten ADHS-Diagnose erzählte. Schon nach wenigen Sätzen hatte ich das Gefühl, dass das ein wichtiger Moment in meinem Leben sein wird: Woher wusste diese fremde Frau, wie ich ticke, was meine alltäglichen Hürden sind?
Schon am selben Abend habe ich mich in die Recherche gestützt. Bis zu meiner Diagnose hat es dann allerdings noch fast ein Jahr gedauert. Die Wartezeiten für eine ADHS-Diagnostik, vor allem im Erwachsenenalter, sind enorm.
Schaut man dann plötzlich mit anderem Blick auf sein Leben, besonders auch auf die Kindheit?
diesem wachsenden Gefühl: Ich strenge mich doch so an, warum reicht das nie? Was niemand sah: Wie viel Energie es mich kostete, halbwegs mitzuhalten. Diese dauerhafte Überforderung fordert irgendwann ihren Tribut – in Form von Erschöpfung, innerem Rückzug oder psychischen Begleiterkrankungen.
Wenn ich an meine Kindheit und Jugend zurückdenke, dann war ADHS damals – in den 90ern – noch ein ziemliches Tabuthema. Ich hatte aber das große Glück, in einem Umfeld aufzuwachsen, das mich in vielem einfach angenommen hat, wie ich bin. Ich habe mich geliebt und unterstützt gefühlt – bedingungslos. Das war ein riesiger Schutzfaktor. Dazu kam, dass ich von klein auf eine schnelle Auffassungsgabe hatte, laut Testungen überdurchschnittlich intelligent war und mich sprachlich gut ausdrücken konnte. Diese Kombination hat es mir ermöglicht, vieles zu kompensieren –zumindest nach außen. Aber nicht alle Menschen mit ADHS haben so ein stabiles Umfeld. Viele erleben schon früh Ablehnung, ständige Kritik oder das Gefühl, nicht richtig zu sein – und das hinterlässt Spuren.
Ich habe früh gelernt, mich irgendwie durchzubeißen, manchmal auch durchzumogeln, und meine Verpeiltheit, Verträumtheit und motorische Unruhe weitestgehend zu kaschieren. Dabei helfen Strukturen wie Schule, Alltag, elterliche Unterstützung. Aber irgendwann, meist im Übergang zum Erwachsenenleben, fällt dieses Sicherheitsnetz Stück für Stück weg – und dann wird es anstrengend. So war es bei mir. Plötzlich war da nur noch ich – mit einem Alltag, der mir ständig entglitt, mit Aufgaben, die mich überwältigten, und mit
Wenn ich an meine Kindheit und Jugend zurückdenke, dann war ADHS damals – in den 90ern – noch ein ziemliches Tabuthema.
Angelina Boerger Journalistin und Bestseller-Autorin
Was sind für dich im Alltag die größten Herausforderungen aufgrund von ADHS und was hilft dir, mit der „Kirmes im Kopf“ umzugehen?
Es gibt Situationen, in denen mein Gehirn unglaublich fokussiert, konzentriert, pfiffig und oft schneller als alle anderen ist. Und dann gibt es die Situationen, in denen blockiert es total. Das gilt vor allem für Aufgaben, die es sich nicht selbst ausgesucht hat, sondern die von außen kommen. Wie z. B. Hausaufgaben erledigen, den Müll rausbringen oder die Steuererklärung endlich fertig zu machen. Ich versuche stetig dazuzulernen, wie mein Gehirn funktioniert und was ich tun kann, um es zu unterstützen. Ich tausche mich viel mit anderen aus, lese Studien und Fachbücher, aber im Alltag hilft mir vor allem die offene Kommunikation. Und natürlich die klassischen Dinge, die jedem Menschen gut tun: Genügend Schlaf, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, frische Luft, Pausen, soziale Kontakte.
Besonders erwachsene Frauen werden häufig erst sehr spät diagnostiziert. Woran liegt das, und welche Gefahren kann eine verspätete Diagnose mit sich bringen? Es gibt bestimmte Eigenschaften, die eher Jungen zugeschrieben werden oder bei ihnen als „typisch“ und akzeptabel gelten.
Bei Mädchen hingegen zeigt sich ADHS oft in Form von Unaufmerksamkeit und Tagträumerei – früher sprach man in solchen Fällen von „ADS“, also ADHS ohne Hyperaktivität. Heute weiß man allerdings, dass diese Trennung nicht korrekt ist. Die Hyperaktivität ist bei vielen Mädchen und Frauen einfach weniger offensichtlich. Statt sich körperlich auszutoben, spielt sich das Ganze eher im Inneren ab: ständiges Grübeln, Gedankensprünge, das Gefühl, nie wirklich da zu sein – all das sind typische Ausdrucksformen. Hinzu kommt, dass viele Frauen dazu tendieren, Probleme eher nach innen zu richten –sie machen vieles mit sich selbst aus, ziehen sich zurück oder entwickeln Schuldgefühle. Deshalb versuchen viele Mädchen und Frauen, ihr Verhalten anzupassen – sie maskieren ihre Symptome, passen sich an und bemühen sich, nicht aufzufallen. Diese dauerhafte Selbstkontrolle kann das Selbstwertgefühl nachhaltig beeinträchtigen und psychisch belasten. Viele Frauen mit unerkanntem ADHS entwickeln im Laufe der Zeit begleitende Probleme wie Angststörungen, Zwänge, Suchterkrankungen, Depressionen oder Essstörungen.
Was wünscht du dir seitens der Gesellschaft, wenn es um den Umgang mit neurodivergenten Menschen wie z. B. ADHS-Betroffenen geht?
Ich wünsche mir in erster Linie mehr Verständnis statt Bewertungen. Viele Menschen sehen nur das Verhalten –das Zuspätkommen, das Verpeiltsein, das Aufschieben, die Sprunghaftigkeit – und ziehen dann vorschnell Rückschlüsse: faul, unzuverlässig, unkonzentriert. Was sie nicht sehen, ist der immense innere Aufwand, der oft dahintersteckt. Ich wünsche mir auch mehr Offenheit für Vielfalt im Denken und Funktionieren. Nicht alle Menschen ticken gleich. Neurodivergente Menschen bringen oft außergewöhnliche Perspektiven, kreative Lösungen und ein hohes Maß an Empathie mit – wenn man ihnen den Raum gibt, so zu arbeiten und zu leben, wie es zu ihnen passt. Was wir brauchen, ist ein Umdenken in Schule, Arbeitswelt und Medizin: weg vom reinen Defizitblick, hin zu einem unterstützenden, flexibleren System, das Unterschiede nicht nur toleriert, sondern aktiv mitdenkt. Und zuletzt wünsche ich mir mehr Sichtbarkeit – gerade von Erwachsenen mit ADHS, von Frauen, von queeren Menschen, von People of Color – denn viele von ihnen fliegen durch alle Raster. Wenn wir anfangen, über diese Vielfalt zu sprechen, entsteht nicht nur mehr Gerechtigkeit, sondern auch mehr Menschlichkeit.
Lesen Sie das komplette Interview auf www.gesunder-koerper.info!
“Kirmes im Kopf“ In ihrem Buch bietet Angelina Boerger persönliche Einblicke in den Alltag von Menschen mit AD(H)S.
kirmesimkopf
„Hört Betroffenen zu, schenkt Ihnen Verständnis und Akzeptanz!“
Phia ist eine junge, erfolgreiche Frau: Sie arbeitet als Autorin, Influencerin und engagiert sich leidenschaftlich für den Tierschutz. Seit ihrer Kindheit hat Phia einen ständigen Begleiter: Sie leidet unter starker Migräne mit Aura. Im Interview erzählt sie, warum Migräne viel mehr ist als „nur ein bisschen Kopfweh“ und warum es noch viel Aufklärungsbedarf gibt.
Liebe Phia, du hast wie etwa jeder fünfte Mensch eine Migräne-Erkrankung, und das bereits seit deiner Kindheit. Kannst du uns kurz erzählen, wie sich deine Krankheit bemerkbar gemacht hat und wie sie diagnostiziert wurde?
Als Kind hatte ich häufig Übelkeit und Erbrechen, aber meine Eltern dachten, dass das Magen-Darm-Beschwerden sind. Heute weiß ich, dass das vermutlich schon die ersten Symptome meiner Migräne waren. Meinen ersten bewussten Anfall hatte ich mit elf Jahren. Ich war an einem heißen Sommertag zum Geburtstag meiner besten Freundin eingeladen. Mir ging es zwar morgens schon schlecht, aber ich wollte unbedingt auf die Party. Im Laufe des Nachmittags wurde ich immer ruhiger und leiser, was total untypisch für mich war. Als wir im Keller T-Shirts batiken wollten, ging es los: Ich begann zu zittern, wurde wackelig und plötzlich war alles schwarz. Ich wachte dann auf dem Sofa wieder auf und wusste gar nicht, was los war. Meine Mutter holte mich dann sofort ab. Abends musste ich mich dann auch noch übergeben. Ab da kamen die Anfälle immer häufiger, und wir wussten, das kann kein Magen-Darm-Infekt sein. Mein damaliger Kinderarzt überwies mich dann recht schnell in die Neurologie, wo ein MRT gemacht wurde. Danach war klar, dass ich Migräne mit Aura habe. Mehr Infos oder Hilfe bekamen wir aber nicht.
Was hat es mit dir gemacht, als du wusstest: Ich habe eine neurologische Erkrankung, für die es noch keine Heilung gibt?
Mit elf konnte ich noch gar nicht fassen, was die Diagnose bedeutet. Ich habe mich jahrelang durch die Anfälle gequält, die Schmerzen wurden zum Normalzustand. Die Anfälle wurden aber immer schlimmer, ich landete mehrfach im Krankenhaus und meine Eltern hatten wirklich Angst um mein Leben. Da wusste ich, dass es so nicht mehr weiter geht. Ich habe dann viel recherchiert und dabei erst verstanden, dass meine Symptome nicht mehr weggehen und ich mein Leben lang diese Krankheit haben werde. Erst mit Anfang 20 habe ich gute Ärzte gefunden, die meine Situation wirklich ernst nahmen. Erst da hörte ich, was es alles an Möglichkeiten gibt: Triptane, Prophylaxemedikamente, und vor allem eine lückenlose neurologische Betreuung. Und vor allem hörte ich da das erste Mal von Experten, dass ich eine schwere chronische Erkrankung habe.
Migräne kann viele Ausprägungen haben, bei dir sind
Migräne
sie besonders schwerwiegend. Wie gehst du im Alltag damit um, wenn sich eine Attacke ankündigt, und was hilft dir?
Ich habe im Laufe der Jahre nach dem Trial-and-ErrorPrinzip vieles ausprobiert. Ich weiß mittlerweile, dass Kälte für mich ein großer Trigger ist, daher hilft mir Wärme. Mit 18 habe ich beschlossen, komplett auf Alkohol zu verzichten, weil auch der Attacken getriggert hat. Daher würde ich jedem empfehlen, ein Migränetagebuch zu führen, um die individuellen Trigger zu erkennen. Zudem habe ich immer meine Medikamente dabei, damit ich schnell reagieren kann, wenn sich eine Attacke anbahnt. Eine Blaulichtfilterbrille und meine Sonnenbrille helfen mir ebenso. Und wenn ich merke, dass es eine starke Attacke ist, dann brauche ich meine Ruhe und meine Medikamente, weil dann sowieso gar nichts mehr geht. Ich habe auch einige Zeit eine Prophylaxetherapie bekommen, die meine starken Anfälle sehr reduziert hat. Dazu muss man aber auf jeden Fall mit seinem Arzt ins Gespräch gehen.
Du bist seit deiner Jugend als Model aktiv und viel in der Welt herumgekommen. Dabei bist du sicher nicht nur auf Verständnis gestoßen, oder?
So traurig es klingt: Für mich ist es normal, Schmerzen zu haben. In meiner Jugend habe ich mich für meine Krankheit geschämt, habe also gar nicht darüber gesprochen, was ich habe. In der Modelbranche musst du funktionieren. Denn wenn du den Job nicht machst, bekommt ihn ein anderer. Ich habe also einfach durchgezogen, trotz Schmerzen, auch wenn ich wusste, dass ich danach für zwei, drei Tage komplett ausgeknocked sein würde.
Wie hat sich dein Umgang mit der Migräne im Laufe der Jahre verändert und warum hast du dich entschieden, öffentlich über deine Erkrankung zu sprechen? Ich würde sagen, dass meine Neurologin, die mir mit Anfang 20 sagte, dass ich schwer chronisch krank bin, mich geweckt hat. Als ich mit Social Media angefangen habe, sprach ich immer öfter mit meinem Freund Malte darüber, ob ich dort nicht auch offen mit meiner Erkrankung umgehen sollte. Ich habe mich aber total schwer damit getan, wie ich das kommunizieren kann. Damals gab es noch nicht viele Influencer, die offen mit Erkrankungen umgingen, alles machte einen perfekten und polierten Eindruck. Gott sei Dank hat sich hier mittlerweile viel getan!
verstehen – bevor sie laut wird.
Je besser du deine Migräne verstehst, desto besser kannst du damit leben. Mache den ersten Schritt – für mehr Verständnis und mehr Lebensqualität. Werde Teil der „Migräne verstehen“-Community!
Auf unserer Website findest du:
• Informationen rund um Diagnose, Symptome, Auslöser und Therapieoptionen
• Einen Selbsttest und eine Checkliste für das Gespräch mit deiner Ärztin oder deinem Arzt
• Nützliche Tipps für deinen Alltag
• Ein Kopfschmerztagebuch zum Download abbvie-care.de/migraene-verstehen
Meine Familie und mein Freundeskreis sind eine unglaubliche Stütze für mich, haben mich immer unterstütz und mir zugehört. Das gilt genauso für mein Ärzteteam, das mich jetzt betreut.
Phia Quantius
Wir begannen dann irgendwann, meine Anfälle zu filmen, damit ich Malte hinterher erzählen kann, was mir hilft. Denn auch er sagte mir: „Ich denke jedes Mal, du stirbst mir weg! Was kann ich tun?“ Das Videomaterial war also da, und ich dachte: ok, das wäre ja ein Ansatz, die knallharte Realität zu posten, ohne es zu beschönigen. Die Hemmschwelle war aber riesig, man zeigt sich so verletzlich! Es hat Monate gedauert, bis ich mich dazu durchringen konnte. Irgendwann habe ich es einfach gemacht, aber dann das Handy stundelang ausgeschaltet, weil ich Angst vor den Reaktionen hatte. Am nächsten Tag habe ich das Handy wieder angeschaltet und war vollkommen von den Socken. Ich habe unzählige positive Nachrichten bekommen und wusste, dass ich damit nicht allein bin und verstanden werde! Aber ich war auch geschockt, dass so viele andere betroffen sind. Seitdem weiß ich, dass es ein stückweit meine Aufgabe ist, diesem Thema Gehör zu verschaffen. Ich bin unglaublich dankbar für diese Community, weil man sich gegenseitig so viel geben kann. Was wünschst du dir, wenn es um den Umgang mit Migränepatienten geht?
Meine Familie und mein Freundeskreis sind eine unglaubliche Stütze für mich, haben mich immer unterstütz und mir zugehört. Das gilt genauso für mein Ärzteteam, das mich jetzt betreut. Wenn also ein Mensch eine chronische Erkrankung hat, und ich spreche hier nicht nur von Migräne, dann ist es essenziell, dass man Betroffenen zuhört und ihnen Verständnis und Akzeptanz entgegenbringt. Das macht den entscheidenden Unterschied!
Mehr aus ihrem Alltag, wie ein Migräneschub aussehen kann und wie ihr Freund Malte sie dabei unterstützt, finden Sie auf Phias Instagramprofil!
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Text Hanna Sinnecker
phia_quantius
„Ich möchte mein Leben genießen – Auch mit Migräne“
Migräne ist weit mehr als nur Kopfschmerz – sie ist eine unsichtbare Last, die das Leben von Millionen Menschen in Deutschland prägt. Etwa 10 bis 15 % der Bevölkerung leiden darunter. Die Schmerzen kommen in Wellen: pulsierend, lähmend, begleitet von Übelkeit, Lichtblitzen, Geräuschempfindlichkeit. Für die Betroffenen bedeutet ein Migräneanfall oft den kompletten Stillstand. Trotz der hohen Verbreitung wird Migräne aber häufig unterschätzt und nicht immer adäquat behandelt. Wir sprachen mit der Ärztin Ute Bartholomäus über ihr Leben mit Migräne –und wie die richtige Behandlung ihre Lebensqualität verbessert hat.
Text Charlie Schröder
Frau Bartholomäus, Sie sind eine von Millionen Migränebetroffenen in Deutschland. Begleitet Sie die Erkrankung schon ihr ganzes Leben? Wann fing Ihr Leidensweg an? Es begann in meiner Kindheit. Bereits mit sieben Jahren hatte ich anfallsweise sehr starke Kopfschmerzen, die von Übelkeit begleitet waren. Meine Mutter meinte, dass ich sicher bald meine Periode bekäme, aber zum Arzt sind wir nicht gegangen. Irgendwann wurde zwar mal ein EEG gemacht, aber das war unauffällig. Man ging dann trotzdem irgendwann davon aus, dass ich Migräne habe, da die Symptome eindeutig waren. Behandelt wurde ich in meiner Kindheit gar nicht, da meine Eltern Sorge hatten, dass mich die Schmerzmedikamente schädigen könnten. Also kämpfte ich mich weiter durch die Attacken und biss die Zähne zusammen.
Viele sehen Migräne nicht als die schwerwiegende chronische Erkrankung, die sie ist. Welche Auswirkungen haben die Kopfschmerzattacken in Ihrem Alltag und was sind die größten Herausforderungen?
Ich wurde so erzogen, dass meine Migräne kein Grund sei, nicht zur Schule oder zur Arbeit zu gehen, also meldete ich mich deswegen eigentlich nie krank. Ich habe eher Freizeitaktivitäten zurückgefahren, habe auf Sport verzichtet, um die Reserven irgendwie wieder aufzufüllen. Heute gehe ich damit anders um, aber mittlerweile bin ich glücklicherweise auch therapeutisch gut eingestellt.
rund um den Eisprung. Auch die Hormonveränderungen rund um Schwangerschaft und Geburt hatten Einfluss auf meine Migräne. Ganz schlecht ist es für mich auch, übermäßig hungrig zu sein. Zudem gehören Alkohol und Stress zu meinen Triggern. Auch wenn mein Tagesrhythmus gestört ist, kann das Migräne auslösen. Wenn ich weiß, dass eine stressige Zeit bevorsteht, verzichte ich daher prophylaktisch auf Alkohol, achte auf einen regelmäßigen Rhythmus und ausreichend Schlaf. Da ich aber weiß, dass die Migräne zu meinem Leben gehört und ich nicht jede Attacke vermeiden kann, versuche ich mich nicht übermäßig einschränken zu lassen. Ich möchte mein Leben ja auch genießen!
Was mir immer noch schwer fällt, ist, kontinuierlich an einer Sache dranzubleiben. Die Migräneanfälle reißen mich stets aus dem Flow. Ich fange zum Beispiel mit einer Sportart an, aber habe dann Ausfalltage. Das macht es mir schwer, ein gewisses Leistungslevel aufzubauen.
Gibt es bestimmte Auslöser (sog. Trigger), die bei Ihnen zu den Attacken führen können, und wie gehen Sie mit diesem Wissen um?
Ein sehr starker Trigger waren immer Hormonschwankungen, also die Zeit um die Periode, aber auch
Mittlerweile weiß ich, dass meine Anfälle ganz unterschiedlich sind und ich diese dann auch unterschiedlich behandeln kann.
Ute Bartholomäus
Fachärztin für Innere Medizin und selbst betroffen von Migräne
Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, um Migräne zu therapieren. Welche Erfahrungen haben Sie hier bisher gemacht, und was hilft Ihnen besonders im Akutfall?
Als Erwachsene habe ich es mit Ibuprofen und Paracetamol versucht, beides hatte keine Wirkung. Erst als ich in meiner ärztlichen Klinik-Ausbildung war,
Warum eine Attacken-individuelle Behandlung entscheidend ist: MIGRÄNE IST NICHT
der Patienten erleben variierende Attacken 61% der Patienten reagieren von Attacke zu Attacke unterschiedlich auf orale Migränemittel
Individuelle Attacken individuell behandeln
Dein Arzt kann dir helfen, für dich eine geeignete Therapie zusammenzustellen.
Migräne ist behandelbar. Du musst nicht leiden.
habe ich mit etwa 30 Jahren zum ersten Mal Triptane eingenommen. Das waren die ersten Medikamente, die eine Wirkung zeigten. In einer Schmerzambulanz wurde ich dann zum ersten mal therapeutisch richtig eingestellt und aufgeklärt: Mir wurde erklärt, dass es eine gewisse Zeit dauern würde, bis die Medikamente ihre Wirkung entfalten und die Nebenwirkungen verschwinden, die zu Beginn noch recht stark waren. Auf Prophylaxemedikamente sprach ich leider gar nicht an, ich bin also komplett auf Akutmedikamente angewiesen.
Mittlerweile weiß ich, dass meine Anfälle ganz unterschiedlich sind und ich diese dann auch unterschiedlich behandeln kann. Dazu gehören verschiedene Medikamente, die ich einsetze: in Tablettenform oder auch subkutan, also mit einem Spritzen-Pen, der das Medikament unter die Haut abgibt und dadurch sehr schnell wirkt. Für mich war das Führen eines Migränetagebuches eine große Hilfe, das empfehle ich auch allen meinen Migränepatienten. Denn ein wichtiger Teil der Therapie ist die Schulung der Selbstwahrnehmung auf Patientenseite. Wenn ein Patient seine Erkrankung kennt und versteht, kann er sehr viel selbstbestimmter in der Therapie agieren.
Viele Betroffene haben vor Medikamenten, die per Spritze verabreicht werden, großen Respekt. Ist das Ihrer Meinung nach begründet, speziell auch aus ärztlicher Sicht?
Nein, überhaupt nicht. Ich kann die Hemmungen aber durchaus verstehen und habe selbst lange gebraucht, bevor ich mich überwinden konnte, mir das Sumatriptan selbst zu spritzen. Ich denke, ich hatte Angst vor einem Kontrollverlust oder zu starken Nebenwirkungen, aber beides hat sich nicht bewahrheitet. Ich verschreibe meinen Patienten den Pen mittlerweile häufiger und kann diese Ängste aus eigener Erfahrung entkräften. Der Pen ist kinderleicht anzuwenden und die Wirkung setzt unglaublich schnell ein. Das ist ein ganz großer Vorteil gegenüber oralen Medikamenten, die deutlich länger brauchen, um ihre Wirkung zu entfalten. Ich ärgere mich rückblickend schon fast, den Pen nicht früher benutzt zu haben.
Weitere Infos und Kopfschmerzexperten in deiner Nähe findest du auf www.Kopfschmerzkompass.de
„Auch ein Leben mit Multipler Sklerose kann bunt und schön sein!“
Lina ist ein Energiebündel, ihre gute Laune ist vom ersten Moment an ansteckend. Dass sie eine unheilbare Erkrankung hat, sieht man ihr nicht an: Sie hat Multiple Sklerose und ist eine von etwa 250.000 Betroffenen in Deutschland. Wie sie es schafft, trotz MS den Mut nicht zu verlieren und was ihr dabei hilft, ein erfülltes Leben zu führen, erzählt sie uns im Interview.
Text Hanna Sinnecker
Liebe Lina, du bist ein richtiger Sonnenschein. Auf den ersten Blick sieht man dir nicht an, dass du Multiple Sklerose hast. Wann hast du gemerkt, dass etwas nicht stimmt?
Ich war 21 und habe zu diesem Zeitpunkt in einer Bar gearbeitet. Eigentlich wollte ich zwei Wochen später nach Ibiza ziehen, die Koffer waren gepackt. Aber eines Tages wachte ich auf und fühlte mich wie vom Laster überfahren. Mit war schwindelig, ich sah ganz verschwommen. Ich ging zum Arzt, der dachte, es sei eine verschleppte Angina. Er schickte mich wieder heim mit der Anweisung, mich auszukurieren. Ich ging dann trotzdem wieder arbeiten, und es ging mir stündlich schlechter. Irgendwann sagte ein guter Freund: „Lina, du läufst, als wärst du betrunken, irgendwas stimmt nicht. Ich fahre dich jetzt zum Arzt.“ Dort bekam ich eine Infusion, aber es wurde nicht besser und ich kam mit Verdacht auf einen Hirntumor ins Krankenhaus. Ich konnte fast nichts mehr sehen, konnte nicht mehr eigenständig laufen und mich kaum noch bewegen. In der Klinik wurde ich untersucht: CT, MRT, das ganze Programm. Die gute Nachricht war, dass ich keinen Hirntumor hatte. Es wurden aber mehrere Läsionen im Gehirn festgestellt, die typisch für eine MS sind. Es wurde dann noch eine Lumbalpunktion gemacht, und etwa eine Woche später, am 4. März 2019, habe ich dort meine Diagnose bekommen. Das war mein erster und bisher schlimmster MS-Schub.
Was ging in dir vor, als du wusstest, dass du MS hast? Ganz ehrlich? Ich dachte zu diesem Zeitpunkt immer noch, dass ich nach Ibiza ziehen würde. Ich wollte die Diagnose nicht wahrhaben, habe mich auch nicht weiter damit beschäftigen wollen. Ich dachte, ich muss jetzt alles aus dem Leben rausholen, bevor nichts mehr geht. Mein Hausarzt holte mich dann auf den Boden der Tatsachen zurück und sagte: „Liebe Lina, es tut mir leid, aber du wirst weder jetzt noch die kommenden Jahre auf Ibiza arbeiten können.“ Ich verstand damals nicht, dass ich Zeit brauchen würde, um die Diagnose zu verstehen und eine für mich passende Behandlung zu bekommen.
mitbetroffen. Die ständigen neuropathischen Schmerzen in den Beinen sind nach wie vor meine größte Beeinträchtigung. Denn man muss verstehen, dass die Schäden, die durch einen Schub entstehen, oft nicht rückgängig zu machen sind. Langes Stehen oder weite Strecken laufen sind für mich daher nicht mehr möglich.
Seit ein bis zwei Jahren habe ich ab und an leichte Spastiken, auch Zitterparesen kamen hinzu. Ich habe Missempfindungen und Taubheitsgefühle. Auch Gleichgewichtsstörungen beim Laufen können auftreten. Zudem merke ich seit einiger Zeit, dass ich kognitive Probleme bekomme, die auch bei meinen regelmäßigen neuropsychologischen Untersuchungen aufgefallen sind. Ich habe manchmal Schwierigkeiten, mich über längere Zeit zu konzentrieren und brauche schneller Pausen, damit mein Kopf wieder hinterherkommen kann.
Natürlich habe ich auch gute Tage, an denen ich mich fühle, als könnte ich Bäume ausreißen. Diese Zeiten genieße ich in vollen Zügen!
Ich wünsche mir, dass Menschen mit chronischen Erkrankungen wie MS der Alltag erleichtert wird und Barrierefreiheit neu gedacht wird. „Behindert sein“ wird oft noch grob missverstanden, nicht jeder von uns sitzt im Rollstuhl oder hat ein Hilfsmittel. Barrieren gibt es für uns aber trotzdem zur Genüge.
Aber gerade auch für solche Zeiten sollte man wissen, dass man psychologische Hilfe in Anspruch nehmen kann und sollte. Man sollte auf keinen Fall unterschätzen, was eine solche Diagnose auch seelisch für einen bedeutet.
Zudem hilft mir persönlich mein Umfeld sehr. Meine Familie, meine Freunde, mein Partner unterstützen mich jederzeit. Fakt ist, dass es nichts bringt, gegen die Erkrankung anzukämpfen. Natürlich würde ich lieber ohne MS leben, aber sie ist nun mal da. Also muss ich einen Weg finden, mit ihr zu leben und sie zu verstehen. Ich möchte nie meine Lebenslust verlieren und will zeigen, dass auch ein Leben mit MS bunt und schön sein kann.
Welche Rolle spielt die Vernetzung mit anderen Betroffenen für dich?
Als ich Weihnachten 2019 mit meinem Blog anfing, gab es noch relativ wenige Leute, die offen mit ihrer Erkrankung umgingen. Es war auch gar nicht der Plan, dass das Ganze so groß wird. Aber es hat sich so entwickelt, und mittlerweile bin ich unglaublich dankbar, dass ich Teil einer großen MS-Community bin, onund offline. Man unterstützt sich gegenseitig, gibt sich Tipps, wird aufgefangen. Man lernt von keinem so gut wie von anderen Betroffenen. Und das Wissen, das ich mir über die letzten Jahre angeeignet habe, möchte ich auch teilen. Ich bin stolz darauf, diese Stimme in der MS-Community zu haben und möchte sie sinnvoll nutzen!
Was wünschst du dir, wenn es um den Umgang mit MS-Betroffenen geht: Sowohl seitens der Medizin als auch der Gesellschaft?
Ich wünsche mir, dass Menschen mit chronischen Erkrankungen wie MS der Alltag erleichtert wird und Barrierefreiheit neu gedacht wird. „Behindert sein“ wird oft noch grob missverstanden, nicht jeder von uns sitzt im Rollstuhl oder hat ein Hilfsmittel. Barrieren gibt es für uns aber trotzdem zur Genüge.
Ich wurde dann in eine MS-Spezialklinik überwiesen, wo ich über Wochen behandelt wurde. Dort knüpfte ich meine ersten MS-Kontakte und lernte meine Freundin Kati kennen. Sie half mir, mit der Diagnose klarzukommen und meine Krankheit anzunehmen, ohne dabei die Lebensfreude zu verlieren. Sie erklärte mir unglaublich viel über die MS und nahm mich an die Hand. Trotzdem war ich noch im Verdrängungsmodus, ging nach dem Klinikaufenthalt feiern ohne Ende. Ich wollte einfach nichts verpassen.
MS ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern. Was sind für dich die größten Herausforderungen im Umgang mit der Erkrankung und wie sieht dein Leben unter Therapie aus?
Ich hatte in den ersten zwei, drei Jahren sieben Schübe, dann wurde ich durch eine Anpassung der Therapie schubtechnisch stabil. Alle Schübe äußerten sich unterschiedlich, aber es waren immer meine Füße und Beine
Es ist aber sehr schwer, seinem Umfeld zu erklären, dass solche Phasen abrupt vorbei sein können und man sich dann wieder so schlecht fühlt, dass gar nichts mehr geht. Vor allem, weil viele der Symptome unsichtbar sind.
Du sprichst besonders über Social Media sehr offen über dein Leben mit MS und scheinst dabei nie die Hoffnung zu verlieren. Wie gelingt dir das, und was hilft dir dabei, deine positive Einstellung beizubehalten?
Einerseits ist das einfach mein Naturell, ich bin ein grundpositiver Mensch. Andererseits steckt auch harte Arbeit dahinter, denn um einen positiven Umgang mit der MS zu finden, muss man sich mit ihr auseinandersetzen. Das hat bei mir lange gedauert, aber inzwischen bin ich selbst zur Expertin meiner MS geworden und weiß, was ich brauche und was mir hilft. Natürlich ist bei mir auch nicht jeden Tag Sonnenschein-Stimmung, und das zeige ich auch ganz offen über Instagram. Ich schaffe dann bewusst auch den negativen Emotionen Raum, denn manchmal überfordert einen alles und man denkt, man kann nicht mehr.
Außerdem würde ich mir sehr wünschen, dass die bürokratischen Hürden für chronisch kranke Menschen nicht so unglaublich komplex wären und man die Möglichkeit hätte, finanziell abgesichert zu leben. Auch Teilzeit-Arbeitsmodelle für Menschen wie uns braucht es dringend, damit wir weiter am Arbeitsleben teilnehmen und uns gleichzeitig um unsere medizinischen Termine kümmern können. Hier ist seitens der Politik noch viel zu tun.
Weitere Informationen
Mehr Infos zu Linas Alltag mit MS auf Instagram!
lina.mein.leben.mit.ms
Außerdem erscheint heute, zum Welt-MS-Tag, Linas Song „Rise Above“ auf Spotify, Apple Music, YouTube & Co.
Dieser Artikel ist
WENN DAS DENKEN SCHWERFÄLLT:
Kognitive Störungen als unsichtbares
Symptom der Multiplen Sklerose
Frau Prof. Penner, Multiple Sklerose ist eine neurologische Erkrankung, die verschiedenste Symptome hervorrufen kann. Für die Feststellung des Schweregrades einer MS werden aber akute neurologische Ausfälle (Schübe) und über die Zeit in erster Linie die Gehfähigkeit von Betroffenen herangezogen. Warum ist das Ihrer Meinung nach unzureichend? Die Neurologie nutzt die sogenannte EDSS-Skala (Expanded Disability Status Scale), um Patienten bezüglich des Schweregrads der Erkrankung einzuteilen. Das ist nicht per se schlecht, da das dem Arzt Hinweise gibt, wie stark die Erkrankung ausgeprägt ist. Bei fortgeschrittenem Schweregrad wird aber nur noch die Gehfähigkeit abgebildet: d. h. wie weit kann der Patient noch laufen, benötigt er eine Gehhilfe, sitzt er bereits im Rollstuhl? Was der EDSS nicht hinreichend abbildet, sind unsichtbare Beschwerden wie z. B. kognitive Störungen, Fatigue, Depressionen oder Angststörungen. Diese Symptome belasten und beeinträchtigen Betroffene aber häufig mindestens genauso stark wie die verminderte Mobilität, ganz besonders, wenn es um Fragen der Produktivität und damit z. B. der Arbeitsfähigkeit geht. Wir brauchen also dringend zusätzliche Instrumente, um diese Beschwerden zu erfassen. Erst dann betrachten wir den Patienten ganzheitlich. Dafür mache ich mich schon seit mehr als 20 Jahren stark. Wie können Patienten möglichst ganzheitlich betrachtet werden, um ihnen eine individuelle Behandlung zu ermöglichen, die auch diese eben von Ihnen genannten Symptome mitdenkt? Es steht und fällt alles mit dem guten, vertrauensvollen Patienten-Arzt-Gespräch. Ein Arzt sollte sich für diese Aspekte der Krankheit genauso interessieren wie für die rein neurologischen Symptome. Leider geht das aber häufig unter. Daher sage ich Patienten, dass sie genau das auch einfordern sollen. Sie müssen diese Beschwerden thematisieren und vehement darauf bestehen, dass diese berücksichtigt werden. Denn selbst, wenn der behandelnde Neurologe sich damit nicht auskennt, kann er seine Patienten an die Neuropsychologie überweisen.
Können sie uns etwas genauer erzählen, was man unter kognitiven Beeinträchtigungen versteht und wie diese sich bei MS äußern können? Wie werden diese gemessen?
Kognitive Störungen sind Funktionseinschränkungen in bestimmten Teilbereichen der geistigen Leistungsfähigkeit. Speziell bei der MS sprechen wir von vier typischen Hirnleistungsveränderungen: An erster Stelle ist es die kognitive Geschwindigkeit, die einbricht und die sogenannte „red flag“ darstellt, weil sie bei fast jedem/r Betroffenen vorkommt. Das erklärt sich aus dem Krankheitsgeschehen: die Myelinscheiden, die die Nervenfasern umhüllen und bei MS Schaden nehmen, sind für die schnelle Erregungsübertragung zuständig. Je stärker sie geschädigt sind, umso langsamer wird der Patient auch geistig. Das heißt nicht, dass die Qualität der geistigen Leistung leidet; der MS-Patient braucht für diese Leistung aber mehr Zeit. Das ist z. B. im Berufsleben sehr wichtig, denn mit diesem Wissen könnte man schon einkalkulieren, dass ein Mitarbeiter mit MS mehr Zeit benötigt, um gewisse Aufgaben zu erledigen. Auch Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis können
auftreten, die visuell-räumlicher und verbaler Natur sein können. Die dritte Störung betrifft das Multitasking: viele MS-Betroffene berichten, dass es ihnen zunehmend schwerer fällt, mehrere Dinge parallel zu erledigen. Sie müssen Aufgaben also nacheinander angehen. Die vierte Funktionalität, die betroffen sein kann, ist eine verminderte Aufmerksamkeitsleistung. Das sind die MS-typischen kognitiven Veränderungen, die die Lebensqualität Betroffener erheblich beeinträchtigen. Mit dem Symbol Digit Modalities Test (SDMT) kann der behandelnde Arzt oder Psychologe Veränderungen in der Verarbeitungsgeschwindigkeit (rote Flagge) zuverlässig in ihrem Ausmaß bestimmen. Dieser Test ist in der klinischen Routine sehr gut anwendbar und dauert nur 90 Sekunden. Das Ergebnis des SDMT gibt sehr guten Aufschluss darüber, ob der Patient in der kognitiven Geschwindigkeit eingeschränkt ist. Der Test kann sehr gut bei den Jahreskontrollen durchgeführt werden, da man so auch beobachten kann, ob sich die Leistung verschlechtert.
Akzeptanz arbeitet, die kognitiven Störungen auch als Teil der Krankheit zu sehen und anzunehmen, aber auch Strategien erarbeitet, zum besseren Umgang mit den Problemen im Alltag. Zudem spielen Ausdauersport und achtsamkeitsbasierte Meditation eine große Rolle. Das alles trägt dazu bei, die kognitive Reserve wieder zu füllen und den Patienten zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.
Es gibt einige MS-Therapien, die direkt im Zentralen Nervensystem (ZNS) wirken. Gibt es einen Zusammenhang zwischen ZNS-Wirkung und Einfluss auf kognitive Defizite?
Generell gibt es zur Wirkung von Immuntherapien auf die Kognition keine sogenannte Klasse I Evidenz, da in den Zulassungsstudien die Kognition nie als primärer Endpunkt genutzt wurde. Wir können aber feststellen, dass es einen positiven Sekundäreffekt gibt. Denn wenn eine Immuntherapie in der Lage ist, das Gehirn zu schützen und seine Struktur und Funktion länger zu erhalten, dann ist das in der Folge auch positiv für die Kognition.
Kognitive Störungen sind Funktionseinschränkungen in bestimmten Teilbereichen der geistigen Leistungsfähigkeit. Speziell bei der MS sprechen wir von vier typischen Hirnleistungsveränderungen: verminderte kognitive Geschwindigkeit, Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, Schwierigkeiten beim Multitasking und eine verminderte Aufmerksamkeitsleistung.
Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Iris-Katharina Penner
Warum ist es entscheidend, kognitive Beeinträchtigungen grundsätzlich bei Erstdiagnose und im Krankheitsverlauf im Rahmen der MS-Behandlung mit zu berücksichtigen?
Die kognitiven Störungen gehören meist schon zu den ersten Symptomen, das ist den meisten nur leider nicht bekannt. Es ist also ungemein wichtig, die kognitiven Fähigkeiten direkt bei der Erstdiagnose zu überprüfen, um ein ganzheitliches Bild des Erkrankungsgrades zu ermitteln und auch die kognitiven Leistungen bei Folgeuntersuchungen stets zu überprüfen. Ganz wichtig ist: Sind Betroffene bereits bei Erstdiagnose kognitiv auffällig, dann kann man davon schon ableiten, wie aggressiv das Krankheitsgeschehen sein wird, will heißen, die Kognition ist ein Indikator für die Progredienz. Das kann die Entscheidung, welche Therapie der Patient bekommt, durchaus mit beeinflussen. Wenn sich die kognitive Leistung im Krankheitsverlauf verschlechtert, kann das wiederum auch ein Hinweis auf ein beschleunigtes Fortschreiten der Erkrankung sein. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, die Therapie zu überdenken und ggf. anzupassen.
Muss man die Kognition isoliert betrachten, oder korreliert sie mit anderen Befunden?
Die unsichtbaren Symptome der MS sind stark miteinander verwoben und können sich gegenseitig bedingen. Depressionen und Angststörungen liegen bei etwa 35 bis 50 Prozent der Betroffenen vor. An Fatigue leiden bis zu 90 Prozent. Von kognitiven Störungen sind etwa 50 Prozent betroffen. Diese sind überlappend, und die Herausforderung für den Arzt oder Neuropsychologen ist festzustellen, welches dieser Symptome der Treiber ist, der die anderen bedingt und beeinflusst. Das erfordert viel Erfahrung und einen intensiven Austausch zwischen Behandler und Patient.
Gibt es Möglichkeiten, die kognitiven Fähigkeiten von MS-Patientinnen und -Patienten zu schulen und bereits vorhandene Einschränkungen zu therapieren und ggfs. sogar zu verbessern?
Sehr hilfreich kann eine kognitive Verhaltenstherapie sein, indem man mit dem Patienten zum einen an der
Assoziierte Professorin für kognitive Neurologie und Neuropsychologie der Universität Bern, Leiterin Universitäre Neuropsychologie Inselspital (Universitätsspital Bern), eidgenössisch anerkannte Neuropsychologin (EAN)
ÜBER FRAU PROF. PENNER
Als kognitive Neurowissenschaftlerin und Neuropsychologin verfügt Prof. Penner über langjährige Erfahrung in neurokognitiver und patientenzentrierter klinischer Forschung und klinisch-praktischer Tätigkeit. Sie legt bei Ihrer Arbeit ein besonderes Augenmerk auf die kreative Entwicklung von neuen methodologischen Verfahren zur Diagnostik und Therapie von neurodegenerativen und entzündlichen Erkrankungen des zentralen Nervensystems sowie auf die Umsetzung dieser Verfahren im klinischen Alltag.
Welchen Appell würden Sie an Patienten und auch behandelnde Ärzte richten, um die Betrachtung der kognitiven Fähigkeiten bei der Diagnose und Behandlung noch mehr in den Fokus zu stellen?
Der Appell an die behandelnden Kollegen lautet, Patienten konkret auf mögliche kognitive Veränderungen anzusprechen und daraus eine Konsequenz abzuleiten, z. B. das Überweisen an die Experten (Neuropsychologen). Diese Beschwerden müssen unbedingt genauso ernst genommen werden wie die physischen Symptome. Patienten möchte ich ermutigen, diese Abklärung kognitiver Schwierigkeiten vehement beim behandelnden Arzt einzufordern. Denn nur so kann der Arzt feststellen, was der Patient wirklich benötigt und wie eine ganzheitliche Behandlung aussehen kann, die alle Facetten der Erkrankung berücksichtigt.
Weitere Informationen und hilfreiche Tipps finden Sie auf der Plattform „Leben mit MS“: www.leben-mit-ms.de
Text Levi Müller
SCHMERZKONGRESS
Neugier auf Neuland
Kommen Sie in den Rosengarten Mannheim, um mit uns gemeinsam schmerzmedizinisches Neuland zu erkunden: Neuland im Bereich der klinischen Versorgung, aber auch Neuland im Bereich der wissenschaftlichen Grundlagen- und angewandten Forschung. Neugier ist ein Katalysator menschlichen Erkenntnisgewinns. Es bedeutet den inhärenten Drang des Menschen, immer wieder Neues zu entdecken, indem bekannte Wege verlassen und gewohnte Denkweisen überwunden werden.
Wir wünschen Ihnen inspirierende Vorträge, spannende Begegnungen und vor allem den Mut und die Neugier, sich gemeinsam mit uns auf das Neuland der Schmerzforschung zu begeben.
Weitere Informationen: deutscherschmerzkongress.de
Motorunterstützte
BEWEGUNGSTHERAPIE BEI NEUROLOGISCHEN ERKRANKUNGEN:
Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Epilepsie beeinträchtigen das Nervensystem und wirken sich oft auf Beweglichkeit, Koordination und das allgemeine Wohlbefinden aus. Bewegungstherapie kann dabei helfen, Symptome zu lindern, die Selbstständigkeit zu fördern und die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Auch bei Schlaganfällen, Polyneuropathie oder nach Schädel-Hirn-Traumata zeigt Bewegung einen positiven Effekt.
Was ist Bewegungstherapie?
Bewegungstherapie ist eine gezielte, therapeutisch begleitete Form körperlicher Aktivität. Sie wird individuell angepasst und verfolgt verschiedene Ziele: Bewegungsfähigkeit erhalten, Muskelkraft stärken, Gleichgewicht verbessern und Alltagstätigkeiten erleichtern. Dabei werden sowohl motorische als auch kognitive und soziale Fähigkeiten angesprochen.
Multiple Sklerose (MS)
MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Häufige Beschwerden sind Müdigkeit (Fatigue), Muskelschwäche und Koordinationsprobleme. Bewegungstherapie kann helfen, die Muskelkraft zu erhalten, die Ausdauer zu steigern und das Gleichgewicht zu verbessern. Auch Fatigue lässt sich durch regelmäßige, angepasste Bewegung oft mildern. Geeignet sind z. B. Schwimmen, Radfahren, Yoga oder spezielle Koordinationsübungen.
Morbus Parkinson
Bei Parkinson sterben Nervenzellen ab, die für die Steuerung von Bewegungen zuständig sind. Typische Symptome sind Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamte Bewegungen.
Bewegungstherapie ist ein fester Bestandteil der Behandlung. Sie hilft, Beweglichkeit und Körperhaltung zu verbessern, Gangunsicherheit zu reduzieren und das Sturzrisiko zu senken. Besonders wirksam sind rhythmische Übungen, Tanzen, Nordic Walking oder Krafttraining.
Epilepsie
Bei Epilepsie kommt es zu wiederholten Anfällen durch plötzliche elektrische Entladungen im Gehirn. Früher wurde
Die Medizinprodukte der MOTOmed next generation bieten smarte, evidenzbasierte Therapielösungen für die tägliche Bewegung. Die MOTOmed Bewegungstherapie bietet eine motorunterstützte Bewegung bei der Prävention, Rehabilitation oder dem Training zu Hause. Seit mehr als 50 Jahren vertrauen Menschen, Einrichtungen (Kliniken, Rehazentren, Pflegeheime etc.) und Institutionen RECK Medizintechnik.
Gewöhnlich ist Bewegungsmangel bei neurologisch Erkrankten stärker ausgeprägt als bei Gesunden. Oft überlagern oder verstärken die Folgen des Bewegungsmangels die Krankheitssymptome z. B. von MS. Ein regelmäßiges MOTOmed Bein- und/oder Armtraining kann Spastiken lindern, die Muskulatur lockern und stärken, Kraft- und Ausdauer fördern, die Mobilität verbessern, die Blasen- und/oder Darmtätigkeit positiv beeinflussen, die Beindurchblutung fördern und die emotionale Befindlichkeit stabilisieren. MS-Betroffene können durch regelmäßige Bewegung Fatigue (abnorme Ermüdung) lindern.
Innovative Medizintechnik mit intuitiver Usability Mittels drei Therapie-Modi können Beine oder Arme/Oberkörper passiv (sich bewegen lassen), assistiv (motorunterstützt) oder aktiv (mit eigener Muskelkraft) trainiert werden. So wird ermöglicht, dass sich selbst sehr schwache Patient*innen mit dem MOTOmed täglich bewegen können. Die Modelle der MOTOmed next generation ermöglichen ein Training im Sitzen vom Stuhl oder Rollstuhl, sowie ein Training im Liegen von Bett oder Liege aus. Alle MOTOmed Modelle können dank diverser Anpassungsmöglichkeiten,
Betroffenen häufig zur Schonung geraten, doch heute weiß man: Körperliche Aktivität ist nicht nur erlaubt, sondern auch sinnvoll – solange die Anfallsfrequenz und -art beachtet werden. Bewegung kann Stress abbauen, das Selbstvertrauen stärken und depressive Symptome lindern. Geeignet sind vor allem moderat belastende Aktivitäten wie Wandern, Radfahren oder Pilates – immer unter Beachtung individueller Risiken.
Weitere neurologische Erkrankungen
Schlaganfall: Nach einem Schlaganfall ist Bewegungstherapie essenziell für die Rehabilitation. Ziel ist es, verlorene Funktionen wie Gehen, Greifen oder Sprechen teilweise zurückzugewinnen oder durch neue Strategien zu ersetzen.
• Polyneuropathie: Hierbei sind periphere Nerven geschädigt, was zu Taubheit, Schwäche oder Schmerzen führt. Bewegung kann helfen, die Muskelfunktion zu erhalten und das Gleichgewicht zu verbessern.
• Schädel-Hirn-Trauma: Nach Unfällen ist die Bewegungstherapie Teil der langfristigen Rehabilitation, um Bewegungsfähigkeit und Koordination neu zu erlernen.
Wirkung auf Körper und Psyche Bewegung stärkt nicht nur Muskeln und Gleichgewicht, sondern wirkt sich auch positiv auf Stimmung und geistige Leistungsfähigkeit aus. Studien zeigen: Regelmäßige Bewegung kann Ängste, depressive Verstimmungen und kognitive Probleme lindern. Außerdem erleben viele Betroffene mehr Selbstvertrauen und Kontrolle über den eigenen Körper.
Individuell und sicher Wichtig ist, dass die Bewegungstherapie an die persönliche Situation angepasst wird. Überforderung oder falsche Belastung sollten vermieden werden. Therapeutinnen und Therapeuten entwickeln gemeinsam mit den Betroffenen ein passendes Programm. Oft hilft auch eine Kombination aus Einzel- und Gruppentherapie. Besonders motivierend sind Gruppenangebote, bei denen auch soziale Kontakte gefördert werden.
wie z. B. der werkzeuglosen Höheneinstellung schnell und einfach an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Über das 7̎ bzw. 12̎ Farb-Touch-Display lassen sich verschiedene Therapieprogramme optimal einstellen. Speziell für ParkinsonBetroffene gibt es Programme zur Therapiemethode „Forced Exercise“ mit Drehbewegungen von bis zu 90 U/min. Per Touch kann auch von Bein- auf Armtraining umgestellt werden. Im Anschluss an das Training erfolgt eine anschauliche Trainingsauswertung. Ausgestattet mit einem zeitgemäßen Hygienekonzept lassen sich die Modelle der MOTOmed next generation leicht reinigen sowie desinfizieren und können somit effektiv und effizient in den Klinik- und Pflegealltag integriert werden.
Wissenschaftliche Studien weltweit belegen den Erfolg und die positive Wirkung der MOTOmed Bewegungstherapie – über 60 Studien und wissenschaftliche Forschungsergebnisse finden Sie auf der MOTOmed Website.
Je nach Krankheitsbild sind die MOTOmed Bewegungstherapiegeräte als Hilfsmittel anerkannt und die Kosten können von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden. www.motomed.de
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Text Levi Müller
Vagusnervstimulation – Hoffnung aus der Tiefe des Nervensystems
Text Charlie Schröder
Manchmal kann selbst durch Medikamente oder Gesprächs- und Verhaltenstherapien keine Besserung der Symptome erreicht werden. Wenn beispielsweise epileptische Anfälle das Leben dominieren oder dunkle Gedanken die Seele schwer machen, wächst der Wunsch nach neuen therapeutischen Möglichkeiten. In solchen Momenten kann die Vagusnervstimulation (kurz: VNS) eine neue Perspektive eröffnen. Sie ist ein medizinisches Verfahren, das zum Einsatz kommen kann, wenn andere Behandlungsformen keine ausreichende Wirkung zeigen oder nicht toleriert werden.
Der Vagusnerv, auch „Ruhenerv“ genannt, ist wie eine innere Verbindungslinie zwischen Gehirn und allen weiteren lebenswichtigen Organen, verläuft vom Kopf bis tief in den Rumpf und beeinflusst Herz, Atmung, Verdauung – und sogar unsere Emotionen. Aufgrund der vielen Organe, die der Vagusnerv mit dem Gehirn verbindet, hat seine elektrische Stimulation auch einen positiven Einfluss auf viele unterschiedliche Krankheitsbilder.
Wie funktioniert VNS – und was macht sie so besonders?
Bei der klassischen Form der VNS wird ein kleines elektrisches Gerät unter die Haut im Brustbereich eingesetzt – ähnlich einem Herzschrittmacher. Von dort aus sendet es sanfte Impulse an den Vagusnerv. Diese Impulse gelangen bis ins Gehirn und können dort Prozesse beeinflussen, die bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen aus dem Gleichgewicht geraten sind. Für viele Menschen bedeutet das: mehr Lebensqualität aufgrund von weniger epileptischen Anfällen, erholsamerer Schlaf, eine positivere Einschätzung der
Umwelt und ein gesteigertes Gefühl der inneren Ruhe. Es gibt mittlerweile auch eine nicht-invasive, transkutane Variante, die tVNS, die als Medizinprodukt bereits für die Behandlung verschiedener Indikationen zugelassen ist. Hierbei wird ein Ast des Vagusnervs, der im Bereich der Ohrmuschel unmittelbar unter der Haut liegt, elektrisch stimuliert. Großer Vorteil: hierfür ist keine Operation notwendig. Nicht nur für Menschen, die Angst vor einem Eingriff haben, kann das eine sanfte Alternative sein. Die tVNS birgt generell weniger Nebenwirkungen als die invasive Variante, und trotzdem werden die gleichen Hirnareale durch die transkutane VNS aktiviert wie durch die invasive Form. Aufgezeigt werden konnte dies in entsprechenden Forschungsstudien.
Für wen ist VNS geeignet?
Die Vagusnervstimulation wird vor allem eingesetzt, wenn andere Therapien versagen – etwa bei schwer behandelbarer bzw. medikamentenresistenter Epilepsie oder Depressionen. Und obwohl noch nicht alle Wirkmechanismen vollständig verstanden sind, berichten viele Betroffene von einer deutlichen Besserung ihres Zustands.
Weitere Anwendungsgebiete sind Schlafstörungen, Angststörungen, Morbus Parkinson, Migräne, Tinnitus und entzündliche Darmerkrankungen. Und das sind lediglich die Bereiche, für die tVNS-Geräte nach europäischer Medizinprodukteverordnung bereits zugelassen sind. Die Liste der Bereiche, in denen die Anwendung der tVNS sich noch in den Anfängen der Forschung befindet, ist ebenso lang. Dazu zählt die Anwendung bei chronischen Schmerzen, posttraumatischer Belastungsstörung und Alkoholmissbrauchsstörung. Besonders vielversprechend ist die Methode
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der tVNS Technologies GmbH entstanden.
TRANSKUTANE
VAGUSNERVSTIMULATION: Eine zukunftsweisende Behandlungsoption
Die Firma tVNS Technologies GmbH aus Erlangen/Bayern sind Pioniere im Bereich der nicht-invasiven, transkutanen Vagusnervstimulation. Wir sprachen mit Geschäftsführer Jörg Trinkwalter über die therapeutischen Möglichkeiten dieser innovativen Therapieform.
Text Hanna Sinnecker
Der Vagusnerv ist generell ein interessantes Ziel bei der Behandlung neurologischer Erkrankungen. Wie kann sich seine gezielte Stimulation auf die Lebensqualität Betroffener auswirken?
Der Vagusnerv ist der zehnte und längste der zwölf Hirnnerven. Er entspringt dem Hirnstamm. Von dort verzweigt er sich in Kopf und Torso und erreicht so alle lebenswichtigen Organe. Er bringt den Körper nach Stresssituationen wieder in einen entspannten Zustand und fördert die Verdauung. Mit der elektrischen Stimulation wird der Vagusnerv aktiviert, was einen positiven Einfluss auf zahlreiche Organsysteme und damit ebenso viele Krankheitsbilder haben kann.
Sie verfolgen mit Ihrem Vagusnervstimulator einen innovativen, nicht-invasiven Ansatz. Können Sie uns etwas mehr dazu erzählen?
Was sind denn die Vorteile für Betroffene beim Einsatz eines Vagusnervstimulators? Grundsätzlich kann man sagen, dass ein großer Vorteil in der selbstständigen und mobilen Anwendbarkeit besteht. Die Therapie ist leicht in den Alltag integrierbar.
Wir sind seit vielen Jahren im Bereich der transkutanen Vagusnervstimulation unterwegs. Unser tVNS® E-Gerät ist das erste und derzeit einzige Medizinprodukt, das nach der europäischen Medizinprodukteverordnung für die Behandlung von Symptomen des sympathovagalen Ungleichgewichts zertifiziert ist. Es ist u. a. zugelassen für die Behandlung von Epilepsie, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Migräne, Parkinson und Schlafstörungen, und das bereits für Kinder ab drei Jahren.
Unser Vagusnervstimulator ist u. a. für die Behandlung von Epilepsie, chronischentzündlichen Darmerkrankungen, Migräne, Parkinson und Schlafstörungen zugelassen –und das bereits für Kinder ab drei Jahren.
Jörg Trinkwalter
Geschäftsführer
tVNS Technologies GmbH
Der medizinische Nutzen ist vom Krankheitsbild abhängig. Nehmen Sie z. B. Epilepsie: In den letzten Jahren wurden viele Erfahrungen mit der transkutanen Vagusnervstimulation bei Epilepsiepatienten gesammelt.
generell bei chronischen, schwer behandelbaren Beschwerden.
Ein Blick nach vorn
Derzeit laufen verschiedene Studien, die den Einsatz der Vagusnervstimulation in weiteren Krankheitsbildern untersuchen, wobei besonders die transkutane, nicht-invasive VNS die Einsatzmöglichkeiten erweitert. So wird zum Beispiel untersucht, ob die tVNS in der Schlaganfall-Rehabilitation eingesetzt werden kann. Auch in den Bereichen Prader-Willi-Syndrom und Vorhofflimmern besteht die Hoffnung, dass die tVNS ein erfolgsversprechender Therapieweg sein könnte.
Ein weiterer Einsatzbereich ist die Behandlung von Post-/Long-COVID: Die Vagusnervstimulation wird zunehmend als vielversprechender Ansatz bei ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches FatigueSyndrom) erforscht. Ein Bereich, in dem ein hoher medizinischer Versorgungsbedarf besteht und viele Betroffene verzweifelt auf wirksame Therapien warten. Erste Studien deuten darauf hin, dass die Vagusnervstimulation das autonome Nervensystem stabilisieren, Entzündungen hemmen und Erschöpfung sowie Schmerz lindern könnte. Auch hier zeigt besonders die nicht-invasive Stimulation Potenzial, ist aber noch nicht als Standardtherapie anerkannt. Weitere Forschung ist nötig, um Wirksamkeit und Langzeiteffekte zu bestätigen.
Die Vagusnervstimulation ist eine Chance für Menschen, die sich mit ihrer Krankheit oft allein gelassen fühlen, nach neuen nicht-medikamentösen Behandlungsoptionen suchen oder bisher noch gar keine Therapiemöglichkeit haben. Wer sich für diese Therapie interessiert, sollte sich gut informieren und mit erfahrenen Ärztinnen und Ärzten sprechen.
Die Dauer bis zum Ansprechen auf die tVNS-Therapie variiert und reicht von wenigen Tagen bis hin zu acht Monaten. Eine Studie zeigt: 81% der tVNS®-Patienten berichten nach 28 Behandlungstagen von einer Verringerung der Anfallshäufigkeit um mindestens 25%. In manchen Fällen konnte durch die tVNS® sogar eine komplette Anfallsfreiheit erreicht und so die Lebensqualität verbessert werden. Oder Parkinson: ParkinsonPatienten leiden nicht nur an den bekannten Bewegungsstörungen (Zittern, Verlangsamung, Muskelsteifheit), sondern oft auch an vielen weiteren Symptomen. Dazu zählen beispielsweise Gleichgewichtsprobleme, Gangstörungen wie das „Freezing“ und sogar autonome Funktionsstörungen, wie Verdauungsprobleme. Nach bisherigen Studien konnten durch die tVNS Verbesserungen des Ganges, der kortikalen Aktivität, der Verdauungsbeschwerden sowie der Reaktionszeit beobachtet werden.
Ein vorsichtiger Blick in die Zukunft: Welche weiteren Anwendungsfelder könnte es geben, um weitere Erkrankungen auf diese Art zu behandeln? Mit unseren Geräten laufen weltweit Forschungsstudien. Ich will hier zwei Krankheitsbilder hervorheben. Nach den positiven Ergebnissen mit implantierter Vagusnervstimulation im Bereich der Schlaganfall-Rehabilitation wird nun erforscht, ob die transkutane Vagusnervstimulation ähnliche Vorteile bringt. Ein aktuelles Beispiel ist hier die britische TRICEPSStudie, die derzeit an mehreren Kliniken im Vereinigten Königreich läuft.
Ein weiteres spannendes Feld ist ME/CFS. Wir haben in den letzten zwölf Monaten einige Menschen erfolgreich mit der tVNS-Therapie begleitet. Da in diesem Bereich der Wirkmechanismus noch unklar ist, sind wir dankbar über die steigende Zahl an Forschungsgruppen, die sich mit tVNS bei Post-/Long- COVID und ME/CFS beschäftigen.
HAUPTSTADTKONGRESS 2025
vom 25. bis 27. Juniim hub27 der Messe Berlin!
Der Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit (HSK) ist das bedeutendste Kongressereignis am deutschen Healthcare-Markt.
Tragende Säulen des HSK sind die drei Fachkongresse Gesundheitsmanagementkongress, Pflegemanagementkongress und Forum Medizin und Innovationen. Abgerundet wird die Themenpalette durch das Hauptstadtforum Gesundheitspolitik.
Beim HSK treffen sich die Entscheider aus allen Bereichen des Gesundheitssystems und diskutieren aktuelle Reformvorhaben mit den maßgeblichen Politikern aus Bund und Ländern.
Scannen Sie den QR-Code und erfahren Sie mehr zum Messeablauf, unseren Rednern und dem Programm!
Leben nach Schlaganfall: Eine Familie kämpft sich zurück
Anke und Ralf Illing sind mit ihren drei Kindern eine glückliche Familie. Doch ein Donnerstag im September 2022 ändert alles: Die Illings sind in ihrem Haus in Ulm, als es plötzlich einen lauten Knall gibt. „Im ersten Moment dachte ich, der Kleine ist aus dem Bett gefallen“, erinnert sich Mutter Anke. Als sie nachschaut, kommt der Schock: Ihr Mann liegt regungslos auf dem Boden. Gedankenschnell alarmiert sie die Rettungskräfte.
Text Matthias Bröenhorst
Eine Mutter in der Zerreißprobe
Im Krankenhaus wird dann klar: Dem Familienvater ist die Halsschlagader gerissen. Diagnose: Schlaganfall. „Das hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen“, gibt Anke Illing offen zu. Stundenlang muss Ralf Illing operiert werden. Für seine Frau und die drei Kinder sind es bange Stunden. „Wir wussten nicht, was passiert und wie es mit ihm weitergeht“, sagt Illing.
Besonders belastend für die dreifache Mutter: Die Kinder merken, dass Papa etwas Schlimmes passiert ist. „Der Älteste hat gefragt, ob Papa stirbt“, erinnert sich die 42-Jährige. Die Achterbahnfahrt der Gefühle, die sie damals durchlebt, kann sie nach außen nicht zeigen: „Ich musste stark sein für meine Kinder.“ Wenn sie heute darüber spricht, kämpft sie mit den Tränen. Zwei Wochen liegt der 43-jährige Informatiker im Krankenhaus und ist halbseitig gelähmt. Fünf lange Wochen Reha folgen.
Der Austausch mit anderen Betroffenen und Familien war unglaublich hilfreich und wertvoll.
Die Familie gerät an ihre Grenzen
Für Anke Illing ist es eine herausfordernde Zeit. Zwischen Krankenhaus- und Reha-Besuchen geht die Sonderschulleiterin arbeiten, schmeißt den Haushalt für ihre drei Kinder und organisiert alle Termine der Familie. Heute gibt sie offen zu: „Ich habe nicht damit gerechnet, was auf mich zukommt.“
Zusätzlich zum stressigen Alltag plagen die Ulmerin Geldsorgen: „Was ist, wenn Ralf nicht mehr arbeiten kann, was ist mit dem Haus?“ Zum Glück helfen ihre Familie, Freundinnen und Freunde, Nachbarn und Kollegen, wo sie nur können. Ihre eigenen Sorgen und Gefühle bleiben bei dem stressigen Familienalltag aber auf der Strecke. Nur selten wird sie gefragt, wie es ihr geht. „Ich habe einfach funktioniert.“
Wertvolle Erfahrung gesammelt
Mittlerweile hat sich Ralf Illing gut von seinem Schlaganfall erholt. Um besser mit den Folgen des Schlaganfalls umgehen zu können, haben er und seine Frau am Erfahrungsaustausch der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe teilgenommen und viele wertvolle Erkenntnisse mitgenommen.
„Der Austausch mit anderen Betroffenen und Familien war unglaublich hilfreich und wertvoll“, betont Anke Illing. Besonders im Workshop für Angehörige habe sie gelernt, jetzt auch mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten.
Von seinen Erfahrungen möchte Ralf Illing etwas zurückgeben. Um andere Betroffene selbst zu unterstützen, hat er deshalb die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe in Ulm gemeinsam mit ihrer früheren Leiterin Annemarie Erhardt wiederbelebt. Seitdem trifft sich die Gruppe jeweils am dritten Donnerstag im Monat. Für sein Engagement bekam Ralf Illing 2024 den Motivationspreis der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe verliehen.
Ralf Illing wurde mit dem Motivationspreis 2024 der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe für seine Rolle als Mutmacher und sein herausragendes Engagement ausgezeichnet. Trotz zweier kurz aufeinanderfolgender Schlaganfälle hat Ralf Illing nie aufgegeben. Er hat sich erfolgreich zurück ins Leben gekämpft und ist anderen ein Vorbild. Mit seiner Selbsthilfegruppe in Ulm unterstützt er zudem andere Betroffene auf vorbildliche Weise und leistet wichtige Aufklärungsarbeit zum Thema Schlaganfall.
Der Motivationspreis der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Seit 2012 schreibt die Deutsche Schlaganfall-Hilfe alle zwei Jahre ihren Motivationspreis aus. Die Auszeichnung geht an Menschen, deren Engagement im Kampf gegen den Schlaganfall und seine Folgen vielen anderen ein Vorbild sein kann. Es sind SchlaganfallBetroffene, die sich mit großer Kraft zurück ins Leben gekämpft haben. Fachleute – Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten oder Pflegekräfte – die sich durch ihr Engagement oder ihre fachliche Kompetenz besonders hervorheben. Und es sind Menschen, die sich in herausragender Weise ehrenamtlich engagieren.
Zeit ist bei einer erworbenen Hirnschädigung ein entscheidender Faktor. Einerseits kann durch eine rasche medizinische Intervention der entstandene Schaden begrenzt werden. Andererseits benötigen Betroffene häufig einen langen Zeitraum, um verloren gegangene Fähigkeiten zurückzugewinnen.
Neben einer qualifizierten fachärztlichen Versorgung sind insbesondere intensive, alltagsorientierte Therapien für den Rehabilitationserfolg ausschlaggebend.
Im P.A.N. Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation der Fürst Donnersmarck-Stiftung in Berlin erhalten Rehabilitandinnen und Rehabilitanden – individuell abgestimmt auf ihre Ziele und Bedürfnisse –umfassende Angebote in Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Neuropsychologie.
Die pädagogische Betreuung ist somit ein wesentlicher Schlüssel für den Erfolg der neurologischen Langzeitrehabilitation.
Das P.A.N. Zentrum richtet sich an Menschen mit schweren erworbenen Hirnschädigungen der Phase C, die nach der Frührehabilitation weitere Unterstützung auf dem Weg zu größtmöglicher Selbstständigkeit benötigen.
Pädagogische Arbeit im P.A.N. Zentrum Ein zentraler Erfolgsfaktor ist die pädagogische Alltagsbegleitung. Reine Therapieeinheiten reichen meist nicht aus, um nachhaltige Fortschritte zu erzielen. Erst durch regelmäßige Wiederholungen und die Übertragung der Therapieinhalte in den Alltag können neue neuronale Strukturen entstehen, die geschädigte Bereiche kompensieren. Im P.A.N. Zentrum übernehmen speziell ausgebildete Neuro-Pädagoginnen diese Aufgabe. Sie begleiten die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden im täglichen Leben, fördern die Anwendung der erlernten Fähigkeiten und motivieren zu kontinuierlichem Training.
Die enge Verzahnung von Praxis und Forschung ermöglicht es uns, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die Behandlung unserer Rehabilitandinnen und Rehabilitanden einfließen zu lassen.
PD Dr. med. Christian Dohle, M.Phil. Leitender Arzt
Diese Rahmenbedingungen tragen maßgeblich dazu bei, dass mehr als 70 % der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden nach einem bis zu 18-monatigen Aufenthalt im P.A.N. Zentrum den Schritt in die eigene Häuslichkeit schaffen – ein Erfolg, der auch der intensiven neuropädagogischen Begleitung zu verdanken ist.
10 Jahre P.A.N. Zentrum Im Jahr 2025 feiert das P.A.N. Zentrum sein 10-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass findet am 11. Juli 2025 der Fachtag „Rehabilitation und Raum“ mit anschließendem Sommerfest statt.
„Das P.A.N. Zentrum steht seit zehn Jahren für exzellente Versorgung und Innovation auf dem Gebiet der Neurorehabilitation,“ sagt PD Dr. med. Christian Dohle, Leitender Arzt des P.A.N. Zentrums.
„Unser besonderer Dank gilt den engagierten Mitarbeitenden, die mit ihrer Expertise und ihrem Einsatz maßgeblich zum Erfolg beitragen. Die enge Verzahnung von Praxis und Forschung ermöglicht es uns, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die Behandlung unserer Rehabilitandinnen und Rehabilitanden einfließen zu lassen.“
Das Leben neu leben lernen.
Das P.A.N. Zentrum bietet Menschen mit erworbenen Schädigungen des zentralen Nervensystems die besten Bedingungen für ihren Weg zurück in den Alltag.
Ein interdisziplinäres Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Bereichen Neurologie, Neuro-Psychologie, Neuro-Pädagogik und Therapie stärken die Eigenverantwortung der Rehabilitanden und schöpfen gemeinsam das Reha-Potenzial aus.
Telefon: 030 406 06-0 aufnahme@panzentrum.de www.panzentrum.de Wildkanzelweg 28 13465 Berlin
Text Janett Ohlerth
Dieser
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Webseite unter: www.fdst.de/pan-zentrum
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Geflüchtete
Weltweit sind über 120 Millionen Menschen auf der Flucht – vor Naturkatastrophen, Hunger und Gewalt. Aktion Deutschland Hilft steht ihnen zur Seite.
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