Hautsache

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HAUTSACHE

Wenn die Haut blüht: Behandlung, Pflege und Tipps

NICHT VERPASSEN:

Neurodermitis

Betroffene Laura Grube spricht über ihr Krankheitsbild

Seiten 04–05

Rosazea

Hautärztin

Fr. Dr. Pardo klärt auf

Seite 07

Was braucht die Haut?

Dermatologin

Fr. Dr. Adler im Interview

Seiten 10–11

"An schlechten Tagen bin ich so rot wie ein Krebs."

Influencerin und Bloggerin Ann-Christin Weber spricht über ihre Rosazea

EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET

Angehörige und Nahestehende

Wladyko Die Haut ist mehr als nur die äußere Hülle des Körpers. Sie ist Schutzschild, Ausdrucksmittel und Sinnesorgan in einem.

Uns alle eint ein Wunsch: Wir wollen uns in unserer Haut wohlfühlen

Nahestehende möchten Verwandte oder Freunde, die unter Schuppenflechte ihrer Erkrankung unterstützen. Für Betroffene kann das eine enorme Stütze im mitunter aber auch Energie und ehrliches Engagement erfordert. Daher gilt: kann ich als Angehörige*r leisten, wenn meine eigenen Energiereserven gut berühren“ Denkanstöße und Hilfestellungen für die richtige Balance zwischen Achtsamkeit für Angehörige und Nahestehende zusammengefasst.

sein

Offen und ehrlich sein

Dr. Uwe

Schwichtenberg

Über offene Gespräche mit Freunden oder der von Schuppenflechte betroffenen Person können Sie Ängste und Sorgen teilen – oft werden diese dadurch von allein kleiner und die

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Maß finden sich nehmen

Infografik Schuppenflechte

Dermatologe und Vorstandsmitglied des Burufsverbandes der deutschen Dermatologen e.V. (BVDD)

Eigene Grenzen respektieren

Tipps für Angehörige

Körper sendet unaufhörlich wichtige Signale über das eigene Wohlbefinden. Stress, Ängste und Traurigkeit spüren Sie im Bauch, der Blutdruck steigt, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen sind weitere Signale. Manchmal empfiehlt es sich zum Schutz der eigenen Unversehrtheit „nein“ zu sagen. Unterstützung zu leisten ist ein Kraftakt. Nehmen Sie sich deshalb eine Pause genau dann, wenn Sie sie brauchen und achten Sie auf sich!

Hilfsangebote nutzen

Es kann hilfreich sein, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. In Selbsthilfegruppen treffen Sie z.B. Personen, die sich in derselben Situation befinden.

Sie möchten etwas zur Entspannung oder zur sportlichen Aktivität tun? Viele Krankenkassen bieten hierfür ein umfangreiches Angebot an. Auch psychologische Unterstützung kann eine Hilfe sein, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen alles über den Kopf wächst.

Text

Dr. U. Schwichtenberg

Für Menschen mit Hauterkrankungen gilt dies in besonderem Maße und nicht nur im übertragenen Sinne. Die Haut ist mit etwa zwei Quadratmeter Fläche das größte Organ des Körpers und sie ist unsere Kontaktfläche zur Außenwelt. Sie ist Abwehrbollwerk gegen mechanische, chemische und biologische Einflüsse. Diese Funktion der Haut fällt besonders dann auf, wenn berufliche Belastungen dieses Bollwerk durchbrechen. „Haut und Job“ ist daher eine eigene Aufklärungskampagne des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen. Ob unser Körper einen Kontakt toleriert oder als bekämpfenswert einstuft, wird an der Haut und den Schleimhäuten entschieden.

Daher ist auch die Allergologie, die sich mit fehlgeleiteten Abwehrreaktionen beschäftigt, zum großen Teil in der Dermatologie, der Lehre von den Hautkrankheiten, beheimatet. Die Haut ist darüber hinaus das Organ, das direkt den Sonnenstrahlen ausgesetzt ist, mit der Folge zunehmender Hautkrebserkrankungen. Hautkrebsvorsorge rettet Leben! Aber die Haut ist mehr, denn sie ist auch unser Kontakt zu anderen Menschen. Die Haut zeigt unser Alter, unsere Stimmung und unser Wohlbefinden. Hier beginnt für viele Menschen mit Hauterkrankungen ein großes Problem. Ganz archaisch in uns verankert ist der Blick auf die Haut unserer Mitmenschen, unterschwellig auch aus Sorge vor ansteckenden Krankheiten. Schon in Mittelalter und Neuzeit sind auf diese Art unzählige Menschen mit harmlosen Hautveränderungen in „Leprakolonien“ isoliert worden. Die Angst der Menschen ist

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geblieben, die Methoden sind moderner. Heute sehen sich Menschen mit Neurofibromatose, einer nicht ansteckenden und für die Umwelt harmlosen, angeborenen Hautkrankheit, plötzlich auf Instagram als Affenpockenpatienten gebrandmarkt. Oder es wird Menschen mit Schuppenflechte, einer weitverbreiteten, nicht ansteckenden Hauterkrankung, der Zugang zum Schwimmbad untersagt. Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen hat mit den Kampagnen „In meiner Haut“ und „Bitte berühren“ der Stigmatisierung hautkranker Menschen den Kampf angesagt. Wissen kann hauterkrankte Menschen vor Ausgrenzung schützen. Daher wurde die seit 2016 bestehende Kampagne „Gemeinsam aktiv gegen Schuppenflechte“ vor einem Jahr um die Kampagne „Hand in Hand gegen Neurodermitis“ erweitert.

Wir wollen Betroffenen und Angehörigen Mut machen.

Damit wollen wir über neue Behandlungsmöglichkeiten informieren, die besonders bei diesen beiden Erkrankungen im vergangenen Jahrzehnt erstaunliche Behandlungserfolge möglich gemacht haben. Allem voran jedoch wollen wir das Verständnis für Hautkrankheiten in der Bevölkerung stärken, denn das stärkt die Position unserer Patientinnen und Patienten. Das ist die Hau(p)tsache!

Neue Wege in die Versorgung

Zum Welt-Neurodermitis-Tag am 14. September möchte der BVDD gemeinsam mit OnlineDoctor über neue Wege in die Versorgung informieren. Immer noch erhalten viele Betroffene keine fachärztliche Behandlung oder langfristige medizinische Betreuung. Dabei ist in vielen Fällen bei Betroffenen ein Termin in der Praxis vor Ort nicht notwendig, um ein geeignetes Therapiekonzept zu erstellen. Menschen, die an chronischen Erkrankungen wie Neurodermitis leiden, wird so mittels Telemedizin wieder schneller ein möglichst beschwerdefreies Leben ermöglicht.

Betroffene wählen auf der Seite onlinedoctor.de einen Hautarzt oder eine Hautärztin, beantworten Fragen zu ihren Symptomen und laden drei Bilder ihres Hautproblems hoch. Innerhalb von max. 48 Stunden liegt ihnen eine Diagnose und Handlungsempfehlung vor.

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 2 Please recycle facebook.com/MediaplanetStories @Mediaplanet_germany Business Development Managerin: Samantha Wladyko Geschäftsführung: Richard Båge (CEO), Philipp Colaço (Managing Director), Alexandra Lassas (Content and Production Manager), Henriette Schröder (Sales Director), Designer: Lea Hartmann Mediaplanet-Kontakt: de.redaktion@mediaplanet.com Coverbild: Privat Alle Artikel, die mit “in Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet sind, sind keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag Deutschland GmbH IN DIESER AUSGABE
08 Schuppenflechte
im Interview schalten, sondern im Hier und Jetzt Moment erleben. Es lädt u.a. dazu eigene Wohlbefinden zu steigern. Schuppenflechte betroffenen Person Achte ich genug auf mich und sorge Selbstfürsorge und Egoismus nicht das eigenen Energiereserven sorgsam wirklich helfen. bzw. eines Betroffenen viel Zeit in einzigen Thema. Wenn Sie das Gefühl erlauben Sie sich eine Auszeit. Hobbies, sich selbst machen sind Geschenke, Ihre Gefühle sind wichtig. So sehr Sie sich um das Wohlbefinden eines geliebten Menschen sorgen, so wichtig ist, dass auch Sie sich mitteilen können.
Last schrumpft.
Samantha
Psoriasis-Betroffene Inken Junge
Ihr
Unterstützung und eigener Achtsamkeit finden
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VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT IN DIESER AUSGABE FOTO: PRIVAT

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Neurodermitis mit neuem Mut begegnen

Das Leben mit Neurodermitis ist oft frustrierend. Juckreiz raubt einem den Schlaf oder man schämt sich für die entzündete Haut. Da sind Probleme im Alltag, in der Liebe oder im Job keine Seltenheit. Wer unzufrieden ist, sollte mit seiner Hautärztin oder seinem Hautarzt sprechen – denn dranbleiben kann sich lohnen. Moderne Therapien bieten die Chance, dass die belastenden Symptome der Vergangenheit angehören.

Wie sehr Juckreiz und Hautekzeme den Alltag belasten können, wissen viele Menschen mit Neurodermitis schon seit ihrer Kindheit. Rund 1,3 Millionen Kinder und bis zu 2,4 Millionen Erwachsene leiden in Deutschland an der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung, die sich typischerweise durch gerötete, juckende und oft auch schmerzende Hautstellen zeigt.1

Die Einschränkungen der Betroffenen sind vielfältig und für Außenstehende nicht immer offensichtlich: In einer Umfrage von Eli Lilly and Company unter Erwachsenen mit Neurodermitis gaben 37 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie unter Schlafstörungen litten, und 28 Prozent erklärten, die Hautkrankheit bringe Probleme im Job mit sich.2 Jede:r Vierte berichtete davon, dass Neurodermitis die Intimität in der Beziehung belaste, und jede:r Dritte zeigte sich unzufrieden mit seiner/ihrer aktuellen Behandlung.2

Therapien haben sich erweitert

Betroffene sollten sich mit diesem Zustand nicht abfinden – dazu ermutigt die Aufklärungsinitiative #GOALS. Sie unter-

stützt erwachsene Patient:innen mit Tools wie der #GOALS-Checkliste dabei, ihre persönlichen Ziele bei Neurodermitis zu reflektieren und das Gespräch mit Hautärztin oder Hautarzt besser vorzubereiten. Ein wichtiger Baustein für den Erfolg der Behandlung, wie #GOALS-Unterstützer Dr. Dietrich Barth, Dermatologe aus Leipzig, meint: „Es ist manchmal schwierig für den Hautarzt, eine für den Patienten passende Therapie zu finden, wenn sie oder er nicht genau benennen kann, was das größte Problem ist.“ Seiner Erfahrung nach haben viele Patient:innen mit schwereren Formen der Neurodermitis die Hoffnung auf Besserung aufgegeben – dabei könne es sich lohnen, dranzubleiben. „Heute sind viele gut wirksame Therapien verfügbar, die es vor fünf oder zehn Jahren noch nicht gab“, erklärt Dr. Barth. Es sei wichtig, die Menschen zu informieren und zu motivieren, eine für sie geeignete Therapie zu suchen, mit der sie gut und lange zurechtkämen.

Seit ihrem vierten Lebensmonat leidet die 31 Jahre alte Anna Brendel aus Oberfranken an Neurodermitis. Im Interview berichtet sie davon, wie Juckreiz und Hautekzeme ihr Leben jahrelang einschränkten und wie es ihr heute geht, nachdem sie endlich eine passende und wirksame Therapie gefunden hat.

Sie haben Neurodermitis seit Ihrer Kindheit und sind dank einer Therapieumstellung erstmals beschwerdefrei. Wie hat sich Ihr Leben verändert?

Tatsächlich war die Veränderung ein schleichender Prozess. Man steigt schwer aus den erlernten Mustern aus, wenn man nur ein Leben mit der Neurodermitis kennt. Ich habe fast ein Jahr gebraucht, um zu realisieren, wie gut meine Haut geworden ist. Erst letzten Sommer habe ich zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben ein Spaghettiträger-Top getragen. Heute trage ich selbstverständlich T-Shirts mit Ausschnitt und zeige mein Dekolleté.

Wie blicken Sie auf Ihr früheres Leben zurück?

Man vergisst schnell, wie schlimm es war – aber eigentlich ist das ja auch beruhigend. Heute denke ich nicht darüber nach, ob ich mir einen Zopf binde. Früher habe ich das nie getan, weil ich mich wegen der Ekzeme am Kopf geschämt habe. Ich mochte nie die Blicke von anderen Leuten, selbst wenn sie nicht unbedingt negativ gemeint waren.

Welche Rolle spielte der Juckreiz in dieser Zeit?

Manchmal saß ich nächtelang im Bett und bin mir mit einem kühlen Messer über die Haut gefahren, um den Juckreiz zu lindern – bis es geblutet hat. Man hat das Gefühl, dass immer zehn Stellen gleichzeitig jucken, und wacht ständig nachts auf. Ich habe jahrelang meine Fingernägel extrem kurz getragen, damit ich mich nicht verletzen kann. An den Armen hatte ich oft nur noch Mullbinden, weil meine Haut sofort aufriss, sobald ich sie berührte.

Wie können Menschen neuen Mut schöpfen, die so sehr unter Neurodermitis leiden?

Ich kenne viele mit Neurodermitis, die resigniert haben. Auch ich war oft enttäuscht. Aber positive Beispiele geben Hoffnung. Wenn man mit eigenen Augen sieht: Auch nach 20 Jahren in Behandlung kann man die richtige Therapie für sich finden. Das macht doch Mut, sich über neue Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und noch einmal einen Versuch zu wagen.

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Shopping als Herausforderung:
der Betroffenen schämen sich wegen
Neurodermitis. [2]
44 % FOTO: LILLY DEUTSCHLAND GMBH Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Lilly Deutschland GmbH entstanden.
44 Prozent
ihrer
der Betroffenen schämen sich wegen ihrer Neurodermitis.
“Heute zeige ich wieder meine Haut“
PP-BA-DE-2957 1 Augustin M et al. Neurodermitisreport 2021; https://www.tk.de/resource/bl ob/2099726/179615dc18521208dce8c3c1992e776a/neurodermitisreport2021-langfassung-data.pdf 2 Eli Lilly and Company. Atopic Dermatitis Patient Satisfaction and Unmet Need Survey (Data on File)

Interview mit Laura Grube

Laura ist 26 Jahre alt und hat bereits im Jahr 1995 die Diagnose Neurodermitis erhalten. 2016 folgt die Nebendiagnose: chronische induzierbare Urtikaria, Pollenallergien. In einem Interview verrät sie uns mehr über ihre chronisch-entzündliche Hautkrankheit.

Laura Grube

Laura, du leidest seit dem Säuglingsalter an der chronischen Hautkrankheit Neurodermitis. Wie äußert sich die Krankheit bei dir und was sind deine Trigger?

Früher traten die Ekzeme in Form von trockener, blutiger, juckender und nässender Haut vor allem im Hals- und Ellenbeugenbereich auf. Die Ekzeme waren sehr lokal und begrenzt. Heute sind die Ekzeme großflächiger und auch im Bereich des Rückens und im Gesicht. Ausgelöst werden die Ekzeme vor allem durch Stress. Dabei ist es egal, ob negativer oder positiver Stress. Damals waren es die Klausuren und heute ist es ein zu voller Terminkalender. Ich achte wenig auf meine Ernährung, obwohl ein erhöhter Zucker- und/ oder Alkoholkonsum bei mir ebenfalls zur Verschlechterung der Haut führt.

Was hat dich persönlich immer am meisten belastet? Was verursacht den größten Leidensdruck?

Am meisten hat mich belastet, dass man mich mit so einer Haut nicht schön finden kann. Besonders in der Pubertät war es sehr hart, als die Mädchen aus meiner Klasse ihren ersten Freund hatten. Heute weiß ich, dass man sich erst selbst lieben muss, bevor es ein anderer kann. Trotzdem war die Angst, dass mich mein Freund aufgrund der Haut verlässt, sehr groß. Aber er ist geblieben, obwohl das Aussehen der Haut nicht einmal das größte Problem war. Denn meine Haut wurde so schlimm, dass ich mich nicht mehr frei bewegen konnte. Denn jede Berührung von Stoff und das Dehnen der Haut taten unheimlich weh. Dennoch war er an meiner Seite und hat mir geholfen.

Wie behandelst du deine Neurodermitis?

Aktuell werde ich mit einem Studienmedikament behandelt. Dieses Medikament befindet sich in Phase 3 der Studie

und ist noch nicht auf dem Markt. Ziel des Medikaments ist die Unterdrückung des Juckreizes und die Verkleinerung der Ekzeme. Zusätzlich pflege ich meine Haut mit Basispflege und dusche regelmäßig mit Salzsticks, die das Wasser mit Salz anreichern. Da weiterhin Stress ein großer Trigger für mich ist, übe ich weiterhin, meinen Stresslevel klein zu halten.

Welchen Einfluss hat deine Neurodermitis auf dich und dein Leben?

Je nach Stärke des Schubs beeinflusst die Neurodermitis unterschiedlich stark mein Leben. Die Neurodermitis hat früher kaum mein Leben beeinflusst und ich konnte so eine sehr schöne Kindheit verbringen. Im Erwachsenenalter sah das anders aus. Bei schlimmen Schüben ist der Zeitaufwand sehr groß, um jede Hautstelle regelmäßig einzucremen. Durch das ständige Aufwachen in der Nacht durch den Juckreiz war ich fast jeden Morgen übermüdet. Dies führte zu Konzentrationsproblemen auf der Arbeit. Aber auch die Wochenenden muss ich dann anders gestalten. Denn bei gemütlichen Abenden oder Feiern muss ich mich bewusst gegen den Alkohol entscheiden und pünktlich nach Hause gehen. Denn der Alkohol wirkt sich bei mir besonders negativ aus. Ein Freund hat das ganze mal gut beschrieben: Während andere nach dem Feiern einen Tag lang einen Kater haben, habe ich mehrere Tage eine juckende Haut und schlechte Nächte.

Gibt es Dinge, auf die du besonders achten musst aufgrund deiner Neurodermitis?

Für mich ist ein guter Tag-Nacht-Rhythmus mit vielen Erholungsphasen sehr wichtig. Das hilft mir, entspannt zu bleiben. Dazu hilft es immer, auf Süßigkeiten zu verzichten, und wie bereits beschrieben, konsumiere ich kaum bis keinen Alkohol. Außerdem behandle ich Ekzeme, die sich verschlimmern, deutlich intensiver.

Als Teil der Kampagne „Bitte berühren –Hand in Hand gegen Neurodermitis“ machst du dich dafür stark, dass die Lebensqualität von Menschen mit chronischen Hauterkrankungen verbessert wird. Was möchtest du Betroffenen damit auf ihren Weg geben?

Für mich ist es besonders wichtig, dass Menschen mit chronischen Hauterkrankungen sich nicht alleingelassen fühlen. Denn ich habe selbst erfahren, wie auch Hautärzte nicht auf dem neuesten Stand der Medizin sind und so hilfreiche Therapien gar nicht verschrieben werden können. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit möchte ich mit meinen Informationen und Erfahrungsberichten verhindern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Das heißt, jeder Mensch ist anders und so ist es auch mit den Hauterkrankungen. Was mir hilft, muss nicht unbedingt jemand anderen helfen.

Die Krankheit zu akzeptieren, macht vieles leichter.
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Text Lotta Boron
FOTOS: JONAS KLIEGEL

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit derma2go entstanden.

Und was anderen hilft, muss nicht mir helfen. Es gibt nun mal nicht das eine Wundermittel. So muss sich jede:r Betroffene auf die individuelle Suche begeben, um die besten Möglichkeiten für die eigene Haut zu finden. Außerdem hat mir es geholfen, die Neurodermitis als chronische Erkrankung zu akzeptieren. Damit meine ich, dass ich nicht mehr nach einer vollständigen Heilung suche, da es die meines Erachtens nicht gibt. Der Weg der Akzeptanz war kein leichter, und auch heute noch gibt es Tage, an denen es mir schwerfällt, damit zu leben, dass die Neurodermitis immer ein Teil von mir sein wird. Aber jeden Tag eine Erkrankung zu bekämpfen, die „erst mal“ nicht zu besiegen ist, zerrt zu sehr an den eigenen Kräften. Mit dieser Akzeptanz kann ich auch wieder in den Spiegel schauen und mich hübsch finden. Das ist sehr befreiend.

Mit jeder Akzeptanz kann ich auch wieder in den Spiegel schauen und mich hübsch finden. Das ist sehr befreiend.

Jedes Jahr leiden 2 Millionen Kinder und 2,5 Millionen Erwachsene an Neurodermitis

Gastbeitrag von Dr. med. Christian Greis

Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Sie ist auch unter den Namen atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem bekannt. Die Hautkrankheit wird als „atopisch“ bezeichnet, da bei Kontakt mit äußeren Umwelteinflüssen der Körper mit einer erhöhten Bildung des Antikörpers Immunglobulin E reagiert. Dadurch gehört Neurodermitis zum atopischen Formenkreis: Betroffene leiden meist an weiteren atopischen Erkrankungen wie dem allergischen Asthma oder Heuschnupfen. Diese Erkrankungen sind auf ein überempfindliches Immunsystem zurückzuführen, das sensibel auf Allergene reagiert. Besonders betroffen ist die Haut im Gesicht, am Kopf un in den Gelenkbeugen von Armen und Beinen. Die Haut von Betroffenen ist trocken, teils schuppig und rissig. Bei einem Schub bilden sich zudem verschiedene Symptome aus. Dazu zählen: starke Rötungen, Juckreiz und Knötchenbildung. Bis heute ist die Hauterkrankung nicht vollständig heilbar, jedoch lässt sie sich mit einer individuellen Therapie gut behandeln.

Viele Betroffene wissen nicht, dass sie an Neurodermitis erkrankt sind und leiden deshalb jahrelang. Die chronisch-entzündliche Hauterkrankung lässt sich sehr gut digital diagnostizieren. Bei derma2go können Betroffene ein Foto ihrer Hautveränderung hochladen und einen medizinischen Fragebogen beantworten. Innerhalb weniger Stunden erhalten sie eine Diagnose und einen Behandlungsplan. Dabei steht im Zentrum eine sorgfältige und umfassende Hautpflege.

Der Weg bis dahin ist für die Betroffenen jedoch oft mühsam und ein langwieriger Prozess. Da sich das atopische Ekzem bei jedem unterschiedlich ausprägt, gibt es keine Standardbehandlung, sondern eine individuell erarbeitete Therapie

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FOTO: PRIVAT
Dr. med. C. Greis

JEDE:R kann betroffen sein

Zwei bis fünf Prozent der Menschen in Deutschland sind von Rosazea betroffen. Auch Influencerin und Bloggerin Ann-Christin Weber, @fashionkitchen, gehört zu ihnen. Über ihre Social-Media-Kanäle berichtet sie über ihre Erkrankung und setzt sich für Aufklärung und den Austausch mit anderen Betroffenen ein.

Ann-Christin, wann hast du die Diagnose Rosazea bekommen?

Mir ist 2016 das erste Mal aufgefallen, dass ich Rötungen habe, ich habe mir aber zunächst gar nicht viel dabei gedacht. Als ich bei meinem Hautarzt deswegen nachfragte, sagte er zu mir, dass dies Rosazea sei. Ich wusste zunächst gar nicht, was das ist. Er drückte mir eine Broschüre in die Hand, schrieb eine Creme auf und das war's. Ich habe dann selbst recherchiert und den Hautarzt gewechselt. Bei meinem jetzigen Hautarzt fühle ich mich mit der Erkrankung besser aufgehoben.

Wie äußert sich diese Krankheit bei dir?

An schlechten Tagen bin ich so rot wie ein Krebs. Die Flushs sehen dann aus, als hätte ich stundenlang in der Sonne gelegen, wie ein heftiger Sonnenbrand. Nur Augen- und Mundpartie bleiben hell. Es können sich juckende Schuppen bilden und eitrige Pickelchen, die tief in die Haut gehen, davon bleiben zum Teil auch Narben. Dank meiner aktuellen Pflege hat sich das aber deutlich gebessert, ich habe die Erkrankung ganz gut im Griff.

Welche Auslöser verstärken deine Rosazea-Symptome?

Stress, Alkohol, Sonne … in die Sonne gehe ich nur mit Lichtschutzfaktor 50. Im Sommer habe ich auch immer einen Hut oder ein Basecap auf, Sonne triggert sehr. Beim Essen habe ich durch Ausschlussdiäten versucht, weitere Trigger zu finden, aber da ist nichts bei mir. Vegane oder rein vegetarische Ernährung scheinen leider kein Allheilmittel für Rosazea zu sein – wenn es so wäre, wäre es recht einfach zu lösen.

Ich bin insgesamt vorsichtig, wenn ich z. B. mehr Süßigkeiten esse, verschlechtert es sich. Es gibt Trigger, aber es ist auch keine Lösung, z. B. gar keinen Alkohol mehr zu trinken, nicht mehr scharf zu essen, gar nicht in die Sonne zu gehen und auf alles zu verzichten. Die Lebensqualität darf nicht zu sehr leiden, das sagt auch mein Arzt. Man muss einfach alles in Maßen machen.

An schlechten Tagen bin ich so rot wie ein Krebs –dank meiner aktuellen Pflege hat sich das deutlich gebessert.

Natürlich freue ich mich darauf, irgendwann in die Clear-Phase zu kommen, das heißt, keine Symptome mehr zu haben. Aber so weit ist es noch nicht. Ich hoffe, dass ich die Erkrankung noch besser in den Griff bekomme, als es derzeit schon der Fall ist.

Welchen Herausforderungen im Alltag musst du dich stellen?

Man wird angestarrt, wenn man feuerrote Bäckchen hat. Das ist anfangs einschüchternd, aber ich habe mich daran gewöhnt. Ich kann nichts dagegen machen und möchte mich in meiner Lebensqualität nicht zu stark einschränken lassen. Sollen die Leute gucken, wenn sie wollen. Ich lebe damit und versuche, das Beste daraus zu machen. Während Corona konnte ich mich ein bisschen hinter der Maske verstecken – viele Betroffene haben mir Ähnliches berichtet. Sie haben es als angenehm empfunden, sich nicht schminken zu müssen, um nicht aufzufallen. Ohne Maske ist das wieder anders. Mir schreiben jeden Tag so viele Frauen und auch Männer auf Instagram, dass sie auch Rosazea haben und richtig verzweifelt sind und dass ihnen der Austausch mit anderen Betroffenen guttut.

Es hilft, mit anderen darüber zu sprechen und sich gegenseitig Mut zu machen. Als Außenstehender hat man keine Vorstellung davon, was es heißt, wenn andere einen ständig verdächtigen, zu viel Alkohol getrunken zu haben, weil man so eine rote Nase oder rote Wangen hat. Man muss lernen, damit umzugehen. Es ist eine Hautkrankheit, die jeder bekommen kann – das sage ich in solchen Situationen auch.

Wie behandelst du deine Rosazea?

Hast du eine spezielle Therapie gemacht?

Ich habe es mit Laser versucht, das hat bei mir leider nicht geholfen. Medikamente haben nur für kurze Zeit etwas gebracht, auch ein Antibiotikum hatte bei mir keinen Effekt. Ich habe jetzt eine extra für mich in der Apotheke angemischte Pflege, die hilft mir gut. Mittlerweile bin ich auch regelmäßig bei einer Kosmetikerin, die sich auf Rosazea spezialisiert hat, damit ist es besser geworden.

Es gibt kein universelles Rezept – was hilft, das ist bei jedem individuell verschieden. Man muss außerdem Geduld haben. Haut braucht etwa drei Monate, um sich umzustellen. Erst dann kann man wirklich sagen, was funktioniert und was nicht.

Worauf musst du aufgrund deiner Hauterkrankung besonders achten? Ich versuche, möglichst wenige Pflegeprodukte zu verwenden, dafür regelmäßig. Auch müssen sie mild sein, mit hohem Lichtschutzfaktor, im Gesicht trage ich den auch im Winter auf. Auf Peelings mit Säuren oder Peeling-Masken verzichte ich.

Ist Rosazea heilbar?

Soviel ich weiß, ist sie das bislang nicht. Man kann Rosazea nur unterdrücken. Das ist dann der Clear-Effekt, den ich schon angesprochen hatte, hier muss man mit Medikamenten nachhelfen. Aber meines Wissens arbeitet die Forschung daran, neue Lösungen zu finden. Bislang ist es eine chronische Krankheit. Man kann sie nicht einfach wegcremen und das war‘s –sie begleitet einen.

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Ann-Christin Weber

In Deutschland leiden rund zehn Millionen Menschen an der chronischen Hauterkrankung Rosazea, damit hat sie den Status einer Volkskrankheit.

Was Rosazea ist und wie man sie am besten behandelt, klären wir im Interview mit der Dermatologin Dr. Elena Pardo.

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Frau Dr. Pardo, was versteht man unter Rosazea?

Bei Rosazea handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, bei der die Blutgefäße betroffen sind. Rosazea zeigt sich in unterschiedlichen Stadien oft durch Rötungen der Wangen und der Nase. Nicht nur die störenden Äderchen (Teleangiektasien), sondern auch rote Punkte und Papeln sowie Strukturverdickungen an Nase, Kinn oder Stirn gehören zu ihrem Erscheinungsbild.

2

Wie viele der Patientinnen und Patienten in Ihrer Praxis sind davon betroffen? Ist es auch eine Frage von Alter und Geschlecht?

In unserer Praxis wird die Rosazea sehr häufig behandelt. Sie tritt erst ab dem 30. Lebensjahr auf, nimmt allerdings bei Frauen und Männern einen unterschiedlichen Verlauf. Während Frauen häufig früher an Rosazea erkranken, leiden Männer meistens später daran, aber dafür an den ausge-

prägteren Symptomen. Bei ihnen kommt es deutlich häufiger als bei Frauen zu dem wohl prägnantesten Symptom der Rosazea – der knollenartigen Hautverdickung an der Nase. Zudem kann es bei beiden Geschlechtern zu einer Augenbeteiligung bei Rosazea kommen (Ophthalmorosazea), welche unbedingt behandelt und nicht übersehen werden sollte.

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Welche Faktoren beeinflussen die Erkrankung?

Es gibt eine Vielzahl von Triggerfaktoren, die häufig mit dem Lebenswandel der Patienten zusammenhängen. Hierzu gehören z. B. ein hoher Blutdruck, sportliche Betätigung, psychischer Stress, Sonneneinstrahlung, scharf gewürzte Speisen, heiße Getränke, wie Tee oder Kaffee, sowie Alkohol. Aber auch eine Vermehrung von Haarbalgmilben in der Haut kann die Rosazea verschlechtern. Allgemein sind aber die genetische Prädisposition und das Alter maßgeblich.

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Wie können Betroffene auf die Rosazea Einfluss nehmen? Sollte ein erhöhter Blutdruck bestehen, sollte dieser vom Arzt eingestellt werden. Der Patient selbst kann, insbesondere durch die Verminderung der oben genannten Triggerfaktoren, den Verlauf beeinflussen. Zu reichhaltige oder fettige Pflegeprodukte oder gar Kosmetika mit ätherischen Ölen sollten nicht angewendet werden. Sonnenschutz dagegen sollte unbedingt appliziert werden. Ich empfehle Sonnenschutzprodukte mit einem Lichtschutzfaktor von 50, in einer nicht fettenden Grundlage (Gel/leichte Lotion). Denn die Rosazea wird durch UVEinstrahlung verschlechtert.

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Wie behandeln Sie in Ihrer Praxis Rosazea?

Es gibt typische Wirkstoffe in Gel- oder Cremeform zur äußerlichen Anwendung. Hierzu zählen Metronidazol, Azelainsäure oder auch Ivermectin. In akuten Phasen der chronischen Erkrankung oder bei Augenbeteiligung kommen auch Tabletten zur Anwendung (z. B. mit Doxycyclin).

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Gibt es noch weitere Produkte, mit denen man die Behandlung unterstützen kann? Ja, es gibt Pflegeprodukte, die den Inhaltsstoff Gluconolacton enthalten. Dieser Inhaltsstoff kann auch gut mit einer medikamentösen Therapie kombiniert werden. Eine Studie zeigte, dass durch die Anwendung von Azelainsäure in Kombination mit Gluconolacton eine deutliche Verbesserung erzielt wurde.

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Sind denn GluconolactonProdukte verschreibungspflichtig?

Nein, leider nicht. Sie müssen vom Patienten, genauso wie der UV-Schutz, eigenständig erworben werden.

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Wie lange sollten diese Produkte angewendet werden?

Generell sind die Verbesserungen durch die jeweiligen Behandlungen nicht sofort zu erwarten, es braucht Geduld. Die Wirkung tritt erst nach einigen Wochen ein, wird allerdings im Laufe von Monaten noch besser. Es handelt sich also nicht um eine kurzfristige, sondern um eine dauerhafte Behandlung dieser chronischen Erkrankung.

9Gibt es noch zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten?

Natürlich können noch weitere kosmetische Verbesserungen durch eine Laserbehandlung der auffälligen Gefäße an Wangen und Nase erlangt werden. Die Anwendung von Peelings ist ebenfalls möglich. Bei den oben genannten Verdickungen von Nase und Kinn (Phymen) kann auch eine operative Abtragung erfolgen.

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Was geben Sie RosazeaBetroffenen mit auf den Weg? Wünschenswert ist eine optimale Abstimmung zwischen der medizinischen Therapie durch den Hautarzt und der Vermeidung der Triggerfaktoren (z. B. durch ölfreien Sonnenschutz SPF 50 und Pflegeprodukte mit Gluconolacton) durch den Patienten selbst, um den bestmöglichen Krankheitsverlauf zu erwirken. Damit ist die Krankheit gut in den Griff zu bekommen.

OPTIMALE PFLEGEROUTINE FÜR

ZU ROSAZEA NEIGENDE HAUT

Tägliche, sehr gut verträgliche, medizinische Hautpflegeserie auf Grundlage von Gluconolacton und Lactobionicsäure (PHA).

Die Produkte peelen sanft, wirken antioxidativ, stärken die hauteigene Barrierefunktion und versorgen die Haut tiefenwirksam mit Feuchtigkeit.

In Kombination mit dermatologischem Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor 50, ideal für die tägliche Pflege empfindlicher, trockener oder zu Rosazea neigender Haut.

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Text Frau Dr. Eveline Mühlfeldner
„Mein ganzer Körper war von der Schuppenflechte betroffen, aber besonders schlimm war es im Gesicht, am Kopf, an den Armen, am Rücken und am Bauch“

Inken Junge erkrankte vor 25 Jahren an Schuppenflechte. In einem Interview erzählt sie uns, wie ihr langer und steiniger Weg – gepflastert mit wirkungslosen Therapien und Selbstzweifel – aussieht.

Jeder sollte so akzeptiert werden, wie er ist.

Inken, du wurdest bereits mit drei Jahren mit einer mittelschweren bis schweren Psoriasis diagnostiziert. Wie äußert sich diese Krankheit?

Bei mir fing es an mit kleinen Stellen am Rücken, die vom Kinderarzt anfangs als Schorf diagnostiziert wurden. Da mein Vater jedoch auch an Schuppenflechte leidet, wurde dies dann relativ schnell auch bei mir diagnostiziert. Bei mir äußerten sich Plaques entweder in kreisrunden Formen in verschiedenen Größen oder ganz klassisch in großflächigen Flechten.

Welche stellen deines Körper sind davon betroffen?

Ohne die mittlerweile sehr wirkungsvolle Therapie verteilten sich die Flechten über den ganzen Körper. Auf dem Kopf, im Gesicht, im Genitalbereich, an den Brüsten, Armen und Beinen.

Welche Behandlung hat dir geholfen?

Nach diversen topischen Therapien in Form von Cremes und Tinkturen sowie Phototherapie folgten dann systemische Therapien. Dank eines Biologikums sind so gut wie alle Hautveränderungen weg.

Inwiefern hat sich der Zugang zu deiner Erkrankung für dich über die Jahre verändert und wie lebst du heute mit Psoriasis?

Die Informationen sind heutzutage viel leichter zugänglich. Jeder kann sich über die Therapiemöglichkeiten und die Krankheit an sich informieren. Die Aufmerksamkeit ist gestiegen und auch viele Ärzte erkennen die Krankheit früher. Zu meiner Jugendzeit gab es noch nicht so viele Therapiemöglichkeiten, sodass man jeden noch so kleinen Fortschritt als Erfolg gewertet hat. Das Ziel war es, möglichst erscheinungsfrei zu leben. Ich habe gelernt und akzeptiert, dass die Krankheit ein Teil von mir ist. Psoriasis ist mehr als nur die offensichtlichen Hautveränderungen. In Bezug auf die vielen Komorbiditäten ist das Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil erneut gestiegen.

Du setzt dich mit der bundesweiten Kampagne "Bitte berühren – Gemeinsam aktiv gegen Schuppenflechte" für Psoriasis ein. Wie wichtig ist Body Positivity für dich dabei?

Sehr wichtig, auch wenn ich selbst noch immer damit zu kämpfen habe. Nach außen doch oft selbstbewusst, sitzen die

vielen Jahre "anders angeschaut werden" noch immer tief in mir. Jeder sollte so akzeptiert werden, wie er ist. Auch wenn es schon viele Kampagnen mit Menschen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen gibt, ist es im aktuellen digitalen Zeitalter durch Social Media nicht leichter geworden, in einer scheinbar perfekten Welt nicht perfekt zu sein.

Was hättest du aus heutiger Sicht gerne damals gewusst, als du deinen ersten Schub hattest?

Da ich damit groß geworden bin, kannte ich mich nicht anders. In der Pubertät würde ich meinem früheren Ich gern sagen, dass ich dennoch schön bin und geliebt werde, egal wie ich aussehe, und dass es mit der Zeit einfacher wird, damit umzugehen.

Welchen Rat hast du für andere Menschen mit Psoriasis hinsichtlich der medizinischen Betreuung?

Zu einem Arzt gehen, der sich möglichst auf die Krankheit spezialisiert hat und/ oder gewillt ist, sich damit zu beschäftigen. Die gesamtheitliche medizinische Versorgung sollte betrachtet werden. Dazu gehört u. A. auch die mentale Gesundheit.

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Text Lotta Boron
FOTO: INKEN JUNGE, PSORIASIS-BETROFFENE UND KAMPAGNENBOTSCHAFTERIN

Die richtige Balance zwischen Unterstützung und eigener Achtsamkeit finden

Tipps für Angehörige und Nahestehende

Viele Angehörige und Nahestehende möchten Verwandte oder Freunde, die unter Schuppenflechte leiden, im Umgang mit ihrer Erkrankung unterstützen. Für Betroffene kann das eine enorme Stütze im Psoriasis-Alltag sein, die mitunter aber auch Energie und ehrliches Engagement erfordert. Daher gilt: Die beste Unterstützung kann ich als Angehörige*r leisten, wenn meine eigenen Energiereserven gut gefüllt sind. Daher hat „Bitte berühren“ Denkanstöße und Hilfestellungen für die richtige Balance zwischen Unterstützung und eigener Achtsamkeit für Angehörige und Nahestehende zusammengefasst.

Achtsam sein

Achtsamkeit heißt, nicht auf Autopilot zu schalten, sondern im Hier und Jetzt zu sein – ganz ohne Wertung, einfach den Moment erleben. Es lädt u.a. dazu ein, seine Batterien aufzuladen und das eigene Wohlbefinden zu steigern. Angehörige und Nahestehende einer von Schuppenflechte betroffenen Person sollten sich daher immer wieder fragen: Achte ich genug auf mich und sorge ich dafür, dass es auch mir gut geht?

Das richtige Maß finden

Es ist wichtig zu verstehen, dass Selbstfürsorge und Egoismus nicht das gleiche sind. Selbstfürsorge heißt, mit den eigenen Energiereserven sorgsam umzugehen. Nur so können Sie anderen wirklich helfen.

Offen und ehrlich sein

Ihre Gefühle sind wichtig. So sehr Sie sich um das Wohlbefinden eines geliebten Menschen sorgen, so wichtig ist, dass auch Sie sich mitteilen können. Über offene Gespräche mit Freunden oder der von Schuppenflechte betroffenen Person können Sie Ängste und Sorgen teilen – oft werden diese dadurch von allein kleiner und die Last schrumpft.

Sich auch Zeit für sich nehmen

Mitunter kann die Unterstützung einer bzw. eines Betroffenen viel Zeit in Anspruch nehmen und wird schnell zum einzigen Thema. Wenn Sie das Gefühl haben, von allem überfordert zu sein, erlauben Sie sich eine Auszeit. Hobbies, Zeit mit Freunden, oder eine Freude, die Sie sich selbst machen, sind Geschenke, die ihrem Körper und Geist guttun.

Ihr Körper sendet unaufhörlich wichtige Signale über das eigene Wohlbefinden. Stress, Ängste und Traurigkeit spüren Sie im Bauch, der Blutdruck steigt, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen sind weitere Signale. Manchmal empfiehlt es sich zum Schutz der eigenen Unversehrtheit „nein“ zu sagen. Unterstützung zu leisten ist ein Kraftakt. Nehmen Sie sich deshalb eine Pause genau dann, wenn Sie sie brauchen und achten Sie auf sich!

Eigene Grenzen respektieren Hilfsangebote nutzen

Es kann hilfreich sein, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. In Selbsthilfegruppen treffen Sie z.B. Personen, die sich in derselben Situation befinden. Sie möchten etwas zur Entspannung oder zur sportlichen Aktivität tun? Viele Krankenkassen bieten hierfür ein umfangreiches Angebot an. Auch psychologische Unterstützung kann eine Hilfe sein, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen alles über den Kopf wächst.

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Was braucht die Haut?

Gesunde Haut braucht sehr viel weniger, als man denkt. Was der Haut guttut, was ihr eher schadet und warum Küssen aktive Hautpflege ist, verrät Dr. Yael Adler, Dermatologin in privater Praxis in Berlin-Grunewald.

BUCHTIPP “Haut nah“

Die Haut beschäftigt uns täglich: Pflege, Alterung, Allergien, Anti-Aging, Sonne. Sie ist knapp zwei Quadratmeter groß und schützt uns davor, zu überhitzen. Sie umhüllt alles, was wir in uns tragen, ist ein hochsensibles Kommunikationsmittel. Keine Erregung, kein Sex – ohne unsere Haut.

Die Ärztin Dr. med. Yael Adler rückt unserer Haut zu Leibe und erklärt alles, was man über sie wissen will.

@https://www.instagram.com/ docyaeladler/?hl=de

https://www.droemer-knaur.de/doktor

Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers. Was sind ihre wichtigsten Funktionen?

Sie ist unsere schützende Hülle. Die Haut schließt Feuchtigkeit ein und verhindert das Eindringen von Viren, Pilzen, Bakterien, Giften oder Allergenen. Zudem ist sie unser größtes Sinnesorgan, sie leitet Reize weiter wie Berührungen, Vibration, Kälte, Wärme oder Schmerz.

Die Haut ist auch ein Sexual- und Kommunikationsorgan, Gefühle kommuniziert die Haut über Verfärbung. Wir werden vor Schreck blass, haben Stressflecken oder laufen rot an vor Wut. Mimikfalten sagen etwas über unsere Stimmung aus, die Mimik unterstützt zudem unsere verbale und die Körpersprache. Und dann ist sie auch ein Spiegel unserer Gesundheit, sowohl der körperlichen als auch der psychischen. Wenn man im Dauerstress ist, dann können Akne und Schuppenflechte verstärkt und die Gürtelrose ausgelöst werden.

Eine Klimaanlage ist die Haut außerdem. Durch Schwitzen hilft sie bei der Temperaturregulation; eine Weitstellung der Blutgefäße hilft bei Hitze die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Wenn die Gefäße enggestellt sind in der Haut, wird das Blut wieder in die Tiefe des Körpers zurückgeleitet und die Körpertemperatur geht nicht verloren über die Haut. Die Haut produziert 30 Hormone.

Welche Hauttypen gibt es und was sagen sie über unsere Haut aus?

Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die Pigmentierung. Hellhäutige haben wenig stark schützendes Melanin, damit genug UV-Licht durchdringt und in der Haut das lebenswichtige Vitamin D gebildet werden kann. Dunkle Hauttypen sind besser vor Sonne geschützt. Asiatische Haut bildet in der Regel weniger Körpergeruch aus, weil ein bestimmtes Transportprotein fehlt. Man unterscheidet auch trockene und fettige Haut.

Weniger ist mehr. Ich rate zu sparsamem Einsatz, auch die Inhaltsstoffe sollten möglichst wenige sein.
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Text Miriam Rauh FOTO: JENNY SIEBOLD DR. MED. YAEL ADLER, FACHÄRZTIN FÜR HAUTUND GESCHLECHTSKRANKHEITEN, VENENHEILKUNDE UND ERNÄHRUNGSMEDIZIN (DGEM)

Wie viel Pflege benötigt die Haut?

Gesunde Haut braucht gar nicht so viel Pflege, sie kann vieles alleine. Haut reinigt sich selbst, sie produziert ihren eigenen Säureschutzmantel zur Abwehr für ein starkes Hautmikrobiom, also schützende Türsteher-Bakterien. Über Schweiß und die Durchschleusung von Wasser lagert sie Feuchtigkeit ein. Fette aus Oberhaut, der Epidermis, und Talgdrüsen ergeben eine eigene, einzigartige Pflegecreme. Wenn man das weiß und schützt und die großen Flächen der Haut nur mit Wasser wäscht, dann kann man von diesen hauteigenen Mechanismen profitieren.

Worauf sollte man beim Kauf von Cremes und Pflegeprodukten besonders achten?

Weniger ist mehr. Ich rate zu sparsamem Einsatz, auch die Inhaltsstoffe sollten möglichst wenige sein. So kann man auch bei einer Unverträglichkeit schneller herausfinden, woran es liegt. Man muss nur an Stellen nachhelfen, an denen die Haut besonders trocken ist und spannt. Harnstoff z. B. hilft bei der Befeuchtung. Wenn man Waschsubstanzen nutzt, sollten diese mild und frei von Farb-, Duft- oder Konservierungsstoffen sein. Kokos- oder Zuckertenside sind pflanzlichen Ursprungs und sind auf einen sauren pH-Wert eingestellt, sie zerstören den Säureschutzmantel nicht. Alkalische Seifen stören diesen für mehrere Stunden.

Mineralöle enthalten krebserregende Substanzen. Sie ähneln nicht dem natürlichen Hautfett und haben einen Folieneffekt, der zwar gewünscht ist, wenn man bestimmte Wirkstoffe tief in die Haut einschleusen möchte, aber als Pflege nicht optimal geeignet ist.

Am besten sind Cremes, die mit hautähnlichen Lipiden ausgestattet sind, zum Beispiel Sheabutter. Diese Fette sind etwas teurer, benötigen aber keine klassischen Emulgatoren oder Konservierungsmittel und sind sehr gut hautverträglich. Sie können fehlendes Hautfett ersetzen

und dazu beitragen, die Haut zu reparieren und die Hautbarriere von außen zu stärken. Wichtig ist auch Sonnenschutz, um Faltenbildung und das Risiko für Hautkrebs zu reduzieren. Hellhäutige benötigen eine Sonnencreme mit Faktor 50, sie sollten Mittagssonne vermeiden und sich im Schatten aufhalten. Auch dunkle Haut wird durch Sonnenschutz vor vorzeitiger Hautalterung bewahrt. Ein Hut mit breiter Krempe, eine Sonnenbrille und dicht gewebte lockere Kleidung helfen ebenfalls.

Wie kann man seine Haut jung und straff halten?

Sonne und Solarium sind Alterungsbeschleuniger, diese sollte man meiden. Um Vitamin D selber in der Haut zu bilden, kann man Bauch, Rücken oder Unterschenkel ein paar Minuten der Sonne aussetzen, möglichst nicht das Gesicht. Rauchen und Alkohol beschleunigen die Hautalterung. In Städten ist auch Feinstaub ein großes Problem, das die Haut altern lässt. Gut hingegen sind Stressabbau und Berührungen – Liebe, Lachen und alles, was die Seele glücklich macht – und natürlich eine gesunde Ernährung mit prä- und probiotischen Nahrungsmitteln.

Welche Rolle spielt die Ernährung für die Haut?

Industriell verarbeitete Lebensmittel haben oft zu wenig Ballaststoffe, die wir für eine gesunde Darmflora brauchen. Die Darmflora produziert Vitamine, antientzündliche- und Anti-Aging-Stoffe, man sieht der Haut an, wenn man wenig Ballaststoffe isst. Zucker, Weißmehl und Fastfood mit gehärteten Transfetten fördern Entzündungen und Verklebungen und beschleunigen die Hautalterung. Zu viel Kuhmilch kann fettige Haut und Pickel verursachen und steht auch in Verdacht, in größeren Mengen krebserregend zu sein, da sie Stoffe enthält, die das Wachstum fördern, auch das von machen Krebszellen. Milch in fermentierter Form wie Joghurt, Kefir oder

Buttermilch ist besser, da die hier enthaltenen Bakterien und Hefe den Darm stärken. Gut für die Haut ist pflanzliche Kost mit Vitaminen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen wie Farb- und Bitterstoffen. Mit diesen kann man die Haut von innen schützen, dann braucht die Haut von außen nicht mehr viel. Auch Omega 3-Fettsäuren sind gut, sie wirken antientzündlich.

Der Winter rückt näher – haben Sie Tipps, wie man seine Haut an kalten Tagen schützen kann?

Der Wechsel aus heiß und kalt beim Saunieren trainiert die Gefäße. Da die Luft im Winter nicht nur kälter, sondern auch trockener ist, sollte man das Gesicht nicht mit Seife, sondern besser mit Wasser waschen und die Hände, mit milder seifenfreier Waschsubstanz reinigen. Man kann mit etwas Creme nachhelfen, wenn die Haut zu trocken wird. Sheabutter funktioniert tagsüber als Creme gut, da sie wasserfrei ist und auch Vitamin A und E enthält. Lippen haben keine Talgdrüsen, gut sind auch hier zur Pflege natürliche Wachse und Öle. Küssen ist übrigens wunderbar, um die hauteigenen Fette zu verteilen. Bitte nur nicht zu nass küssen.

Gut sind Stressabbau und Berührungen –Liebe, Lachen und alles, was die Seele glücklich macht.
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FOTO: SHUTTERSTOCK, MOLEKÜL IN EINER BLASE AUF ROSAFARBENEM HINTERGRUND, KONZEPT HAUTPFLEGEKOSMETIKLÖSUNG. 3D-DARSTELLUNG.

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