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STADT DER ZUKUNFT
Versorgung,
Technologie, Nachhaltigkeit
NICHT VERPASSEN:
Die Wärmewende ist ein Gesellschaftsprojekt
Seite 04
Nachhaltig bauen mit „grünem“ Stahl? Wie das geht, lesen Sie auf Seite 11
Nachhaltige Mobilitätskonzepte – ohne funktionierenden ÖPNV keine Verkehrswende
Seite 13
Connected City –digital und vernetzt in die Stadt der Zukunft Seite 15
VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT IN DIESER AUSGABE
Miriam Zaakane
In dieser Veröffentlichung rund um die intelligente, nachhaltige und lebenswerte „Stadt der Zukunft“ wollen wir aufklären, wie durch vorausschauende

Investitionen in die richtigen Infrastrukturen, Technologien und Standorte, urbane Transformationsprozesse erfolgreich umgesetzt und zukunftsfähig gestaltet werden können.
IN DIESER AUSGABE

Die klimaneutrale Stadt Strategien der Stadt Köln zur Klimaneutralität bis 2035

Das Bauen von morgen Dekarbonisierung von Zement ist eine der komplexesten Aufgaben auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft der Baubranche
Städte sind Knotenpunkte von Wissen und Innovation
Städte sind schon immer Schauplätze des Fortschritts und Entwicklungsorte für Kultur und innovative Ideen.

Prof. Dr. Carsten Kühl
Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer Deutsches Institut für Urbanistik, Difu difu.de
Vor allem aber sind sie der Lebensraum für Millionen von Menschen: Laut Statistischem Bundesamt lebten 71 Prozent der Bevölkerung Deutschlands mit 60 Millionen Menschen bereits im Jahr 2022 in Großstädten und deren Umland. Damit verfügen die Städte über ein enormes Wissenspotenzial, das für ihre Zukunftsgestaltung und die des gesamten Landes wichtig ist. Dieses Wissen ist heute nötiger denn je, blickt man auf die enormen Herausforderungen, die zu lösen sind, um Städte zukunftsfit und resilient zu gestalten.
Multiple Krisen und bestehende Herausforderungen sind zu meistern In den letzten Jahren und auch aktuell haben die Kommunen mit einer Vielzahl von Unwägbarkeiten und Krisen zu kämpfen. Wohnraumversorgung, Klimafolgenanpassung, Zukunft der Mobilität, demografische Entwicklung, Digitalisierung, Zuwanderung, Infrastrukturerhalt und nicht zuletzt die Folgen des Ukraine-Krieges sind nur einige der Themen, die auf der Agenda stehen. Manche davon unerwartet und neu, manche jedoch auch „unerledigte Hausaufgaben“ aus der Vergangenheit. Denkbare Lösungsoptionen und -maßnahmen stehen teils im Zusammenhang, teils konkurrieren sie jedoch auch miteinander.
Aufgaben können nur gemeinsam bewältigt werden
Die Bewältigung dieser großen Herausforderungen benötigt umfangreiche personelle und finanzielle Ressourcen. Daher ist es unerlässlich, dass alle Akteure – von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu den Bürgerinnen und Bürgern – ihr Wissen erweitern und sich aktiv, kreativ und kompromissbereit an der Entwicklung von Lösungswegen beteiligen. Dabei können die Erkenntnisse aus der praxisorientierten Wissenschaft eine wichtige Hilfe sein. Die Stadt der Zukunft wird nicht von oben herab geformt, sie entsteht durch das Engagement und die Beteiligung aller. Bürgerbeteiligung, Transparenz, Citizen Science und demokratische Entscheidungsfindung sind daher von entscheidender Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung. Aber es braucht auch Mut zur Entscheidung. Partizipation bedeutet nicht, Entscheidungen „auszusitzen“.
Die Stadtgesellschaft muss Zielkonflikte aushalten und konstruktive Interessenausgleiche herbeiführen. Dabei ist Mut zur Entscheidung gefragt. Partizipation heißt nicht, Entscheidungen auszusitzen.
Zuversicht“. Diese positiven Erfahrungen sollten uns motivieren, gemeinsam für eine nachhaltige Entwicklung unserer Städte zu arbeiten. Denn nur, wenn wir uns den Aufgaben der Zukunft stellen und gemeinsam handeln, können wir eine Stadt der Zukunft gestalten, in der auch nachfolgende Generationen noch gut leben können.
Jüngste UBA-Studienergebnisse über den Rückgang der Klimaemissionen um rund zehn Prozent sowie der vom Statistischen Bundesamt kürzlich mitgeteilte – wenn auch leichte – Rückgang des Anstiegs der täglichen Siedlungs- und Verkehrsfläche von 55 auf 52 Hektar zeigen, dass eine nachhaltige Entwicklung möglich ist. Sie machen aber zugleich die potenziellen Zielkonflikte deutlich. Diese Zielkonflikte muss die Stadtgesellschaft aushalten und einen konstruktiven Interessenausgleich herbeiführen.
Die Städte nicht allein lassen
Senior Project Manager: Miriam Zaakane
Geschäftsführung: Richard Båge (CEO), Henriette Schröder (Managing Director), Philipp Colaço (Director Business Development), Designer: Ute Knuppe MediaplanetKontakt: de.redaktion@mediaplanet.com Coverbild: Boyko.Pictures/Shutterstock
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Please recycle
Wissensbasiert handeln, Erfahrungsaustausch nutzen Als praxisorientiertes Stadtforschungsinstitut hat das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) die Aufgabe, die Entwicklungen in Deutschlands Kommunen zu analysieren und daraus Empfehlungen für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung abzuleiten. Und auch wenn es mitunter so scheinen mag, als wären die enormen Herausforderungen kaum zu bewältigen, so gibt es doch viele gute Beispiele, die Mut machen und zeigen, dass Veränderung möglich ist, wenn der Wille dazu da ist.
Bei unserer Forschungsarbeit im Difu und im Erfahrungsaustausch mit Kommunen stoßen wir täglich auf solche „Gründe für
Unsere Difu-Studien der letzten Jahre zeigen, dass viele Städte für die verschiedenen an sie gestellten Herausforderungen bereits wirksame Maßnahmen ergriffen haben oder sie gerade entwickeln und planen. Allerdings darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Städte diese enormen Aufgaben bei Weitem nicht allein stemmen können. Kommunen sind nah an den Bürgerinnen und Bürgern, sie wissen, was den Menschen vor Ort wichtig ist und was ihnen weniger bedeutet, sie kennen die Chancen und Potenziale ihrer Stadt besser als andere Ebenen im föderalen Staatsaufbau. Wenn wir diesen Vorteil der Kommunen bei der Gestaltung der urbanen Zukunft nutzen wollen, müssen wir ihnen auch die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, um ihre komparativen Vorteile bei der Umsetzung städtisch angepasster Lösungen zu nutzen.
Die Stadt der Zukunft mag komplex und herausfordernd sein, aber sie bietet auch die Chance, eine lebenswerte, gerechte und nachhaltige Gesellschaft zu gestalten – eine Stadt, in der alle ihren Platz haben und ihr Potenzial entfalten können.
Kommunen – Leistungsträger der Schuldigitalisierung
Kommunen bringen die Digitalisierung der Schulen in Deutschland maßgeblich voran. Die infrastrukturellen Voraussetzungen für digitales Lehren und Lernen werden durch die Kommunen geschaffen. Den durch die Pandemie begonnenen Digitalisierungsschub nutzen die rund 5.500 öffentlichen Schulträger nun, um nachhaltige kommunale Strukturen für den IT-Betrieb und -Support zu etablieren.
Schulträger haben sich der neuen Regelaufgabe angenommen, dabei meist professionelle Prozesse entwickelt und eigene Fachstellen geschaffen. Zugleich hadern sie mit der rasanten Entwicklung. So steigt die Zahl der Endgeräte in den Schulen enorm. Wachsende Anforderungen und sich verändernde Rahmenbedingungen erschweren langfristige kommunale Planungen. Hinzu kommen permanente technologische Neuerungen, die bisherige Standards überholen. Dabei wurden die Kommunen bereits vom Bund über das Förderprogramm „DigitalPakt Schule“ mit 5 Milliarden Euro unterstützt.
Wie kann es gelingen, Kommunen bei der nachhaltigen Umsetzung ihrer neuen Regelaufgabe zu stärken? Aus der Praxis lassen sich Bedingungen für das erfolgreiche Gelingen sowie Lösungsansätze identifizieren. Die PD hat diese im Rahmen eines Forschungsvorhabens aufgearbeitet und in Form von Umsetzungshilfen und Mustern auf einer Website zur Verfügung gestellt. Im Sinne eines Werkzeugkastens können damit Schul-IT-Verantwortliche bundesweit von dem umfangreichen Unterstützungsangebot des „Schul-ITNavigators“ profitieren und folgende Themen bearbeiten:
Miteinander reden und Aufgaben klären
Kommunen sind in der Verantwortung, den Schulen eine IT-Infrastruktur und -Ausstattung bereitzustellen, die den pädagogischen Anforderungen entspricht. Dabei sind kommunale (Schul-)IT-Strategien und die schulischen Medienkonzepte der Grundstein für eine tragfähige
DIE PD
führt im Auftrag des BMF ein Forschungsvorhaben durch, mit dem Ziel, Erkenntnisse zur nachhaltigen Umsetzung von IT-Investitionen zu gewinnen und über bundesweit anwendbaren Muster und Umsetzungshilfen des Schul-IT-Navigators zu entwickeln und zur Verfügung zu stellen. Die Maßnahmen dienen der effizienteren Umsetzung und dem Abbau von Investitionshemmnissen bei der Implementierung von Schul-IT und werden aus Mitteln des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans (DARP) finanziert (www. pd-g.de/darp). Hierzu berät die PD seit 2021 deutschlandweit kleinere, mittlere und große Kommunen explizit bei der Umsetzung der komplexen Aufgaben der öffentlichen Schulträger im Kontext der Schul-IT, um die Probleme, aber auch die Erfolge der Praxis aufzunehmen und zu verwerten.
Implementierung. Für die formale Konzeptarbeit fehlt vielen Schulträgern allerdings die Zeit, das Personal und das Geld.
Für ein bedarfsorientiertes Konzept ist ein Austausch der kommunalen Schulträger mit den Schulen, den Schülerinnen und Schülern, den Lehrkräften und Eltern erfolgsentscheidend. Nur so lässt sich entsprechend der Prämisse „die Technik folgt der Pädagogik“ eine IT-Ausstattung bereitstellen, die sinnvoll eingesetzt werden kann. Dabei ist auch der Dialog mit Medienzentren und pädagogischen Landesinstituten von großer Bedeutung. So wird sichergestellt, dass Lehrkräfte optimal für das Lehren in der digitalen Welt aufgestellt sind. Wie ein solcher Austausch in der Medienentwicklungsplanung gelingen kann, wird auf der Webseite „Schul-ITNavigator“ praxisleitend und anschaulich beschrieben.
Gemeinsam mehr erreichen Vor allem kleineren und mittleren Schulträgern fehlt es vielerorts an eigenen personellen Kapazitäten, um Planung, Betrieb und Support ihrer Schul-IT wirksam zu steuern und langfristig zu tragen. Dieser Situation kann durch geeignete Unterstützungs- und Kooperationsmaßnahmen begegnet werden. Der Schul-IT-Navigator unterstützt Kommunen dabei durch konkrete Handlungsanleitungen:
Eine Möglichkeit ist, benachbarte Kommunen mit einer ähnlichen Bedarfslage oder geeigneten Ressourcen zu finden, um gemeinschaftlich interkommunale Lösungen für die Schul-IT zu finden. Im Sinne von sogenannten „Shared-Services“, können Ressourcen und Kompetenzen gebündelt, Synergien


Aus der Praxis für die Praxis – nach dieser Prämisse wirkt der Schul-IT-Navigator. Schulträger profitieren von fachlichen Erfahrungen und effizienten Vorgehensweisen anderer Kommunen.
gehoben und finanzielle Entlastungen geschaffen werden.
Weitere Möglichkeiten sind, Rahmenverträge mit IT-Dienstleistern zu schließen oder Aufgaben durch zentrale Serviceangebote in der Region einzubinden. Auf diese Weise werden die betroffenen Kommunen von der Notwendigkeit der Bereitstellung eigenen Personals entlastet. Gleichzeitig werden
im Verbund kommunale Kompetenzen perspektivisch gestärkt und erweitert.
Verantwortung übernehmen und teilen Länder und Kommunen beginnen, gemeinsame Strategien zu entwickeln, damit Schul-IT nachhaltig und wirksam implementiert und betrieben werden kann. Die Kommunen setzen dabei die digitale Transformation der Schulen um. Neben der Beschaffung schulischer IT besteht eine wesentliche Aufgabe darin, den Betrieb und Support langfristig zu planen und zu organisieren.
Benötigt wird eine ziel- und nutzungsorientierte Zusammenarbeit von Land und Kommunen auf Augenhöhe. Mit einem gemeinsamen, ebenenübergreifenden Zielbild wird die Entwicklung von bedarfsgerechter IT-Infrastruktur, -Ausstattung und eines vergleichbaren IT Service-Niveaus an allen Schulen ermöglicht.
Einige Bundesländer machen sich bereits auf den Weg, gemeinsam mit Kommunen an tragfähigen Lösungen zu arbeiten. Dies geschieht beispielsweise über einen zweckgebundenen Zuschuss pro Schülerin oder Schüler und Schuljahr. Länder und Kommunen können so im eigenen Interesse partnerschaftlich agieren, um bedarfsorientiert und -gerecht den Weg für die Digitalisierung der Schulen zu ebnen.
Unterstützung für alle Schulträger Auf dem Weg zur Professionalisierung ihrer Schul-IT können alle kommunalen Schul-IT-Verantwortlichen von den Erfahrungen von derzeit über 60 Schulträgern profitieren. Der „Schul-IT-Navigator“ stellt praxiserprobte Umsetzungshilfen für die dargestellten Herausforderungen bereit. Dazu gehören Mustervorlagen für den Schul-IT-Support, Praxisbeispiele für interkommunale Lösungen, Musterleistungsbeschreibungen, Ausstattungskonzepte oder Leitfäden für Informationssicherheit.
Die Schul-IT-Materialien werden im Rahmen einer Ressortforschung des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) von der PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH (PD) erstellt. Relevante Akteure aus Bund, Ländern, Kommunen und Wissenschaft sowie kommunale IT-Dienstleister sind eingebunden, um immer wieder die Qualität und Praxisfähigkeit zu prüfen und weiterzuentwickeln.
Die Unterlagen stehen auf der Website des „Schul-IT-Navigators“ zur kostenfreien Nutzung und individuellen Weiterentwicklung zur Verfügung (www.pd-g.de/schul-itnavigator).
SchuleDigital@pd-g.de www.pd-g.de/Schul-It-Navigator
Der Schul-IT-Navigator
Eine Website mit Umsetzungshilfen, Mustern und Praxisbeispielen für Schulträger.


Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der HEINRICH-BÖLL-STIFTUNG entstanden.
„Die Wärmewende ist ein Gesellschaftsprojekt!“
Sabine Drewes, Referentin Kommunalpolitik und Stadtentwicklung der Heinrich-Böll-Stiftung, erklärt im Interview mit uns, welche Chancen die kommunale Wärmeplanung mit sich bringt und weshalb diese zu einer Pflichtaufgabe für eine sichere und zukunftsfähige Wärmeversorgung wird.
Text Miriam HähnelFrau Drewes, seit dem 1. Januar 2024 ist das Heizungsgesetz offiziell in Kraft, den Rahmen dafür setzt das Wärmeplanungsgesetz. Welche Chancen birgt die Wärmeplanung für Kommunen, Netzbetreiber und Bürger? Das Wärmeplanungsgesetz gibt dem Umbau des Wärmesektors Orientierung. Nur der schnelle Ausbau erneuerbarer Energien beendet die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und gewährleistet mittelfristig stabile Energiepreise. Die beiden Gesetze sind aber auch die praktische Konsequenz aus dem Klimaschutzgesetz, das 2021 verschärft wurde. Es sieht vor, dass Deutschland im Jahr 2045 klimaneutral sein muss und folglich ab diesem Zeitpunkt keine fossilen Heizungen mehr betrieben werden dürfen.
Gefragt sind zunächst die Kommunen – sie müssen den
Prozess koordinieren und steuern. Die Wärmeplanung wird – nach Umsetzung durch die Länder – zu einer kommunalen Pflichtaufgabe, um einen wichtigen Teil der Daseinsvorsorge zu gewährleisten, nämlich eine sichere und zukunftsfähige Wärmeversorgung.
Das Ziel ist eine Wärmewendestrategie für die Kommune, die bestimmte Gebiete als geeignet für den Wärmenetzausbau einstuft.
Zu Beginn des Prozesses sollte die Kommune sich fragen, ob sie einen Akteur hat, mit dem sie neue regenerative Wärmenetze umsetzen kann. Häufig sind das die rund 1.000 Stadtwerke oder regionalen Energieversorger, die den konsequenten Umbau der Wärmeinfrastrukturen in Richtung Klimaneutralität anstreben sollten. Hat die Kommune kein eigenes Stadtwerk, bietet es sich an mit einer Genossenschaft zusammenzuarbeiten.
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der STADT KÖLN entstanden.

Referentin Kommunalpolitik
und
Stadtentwicklung der HeinrichBöll-Stiftung
Alternativ kann die Kommune eine eigene Wärmenetzgesellschaft gründen, die explizit keine oder nur geringe Renditeerwartungen hat. Denn neue regenerative Wärmenetze sind besonders zu Beginn keine Cashcows. Sie zahlen sich durch langfristigen Betrieb und geringe Wartungs- und Reparaturkosten aus.
Wenn ein Gebiet sich nicht für den Wärmenetzausbau eignet, lohnt es für die Bürger, sich frühzeitig mit dezentralen erneuerbaren Heizungen auseinanderzusetzen. So wird Planungssicherheit geschaffen für alle.
Wie können Eigentümer erfolgreich auf klimaneutrales Heizen umsteigen? Der Einbau einer neuen Heizung war schon immer ein teures Unterfangen. Jetzt wird die Heizungsmodernisierung mit bis zu 70 Prozent der förderfähigen Kosten unterstützt. Gefördert werden zurzeit eine ganze Reihe von Heiztechnologien auf Basis von mindestens 65% erneuerbarer Energien. Die Wärmepumpe ist neben dem schon erwähnten Wärmenetzanschluss allerdings die gängigste und sinnvollste sogenannte „Erfüllungsoption“ und wird unter bestimmten Bedingungen noch mit 5 % zusätzlich gefördert. Wer die Entscheidung für die Wärmepumpe einmal getroffen und umgesetzt hat, ist die Heizungssorgen los und kann sich über gesteigerten Wohnkomfort und Energiekostenersparnis freuen. Notwendig sind unter Umständen noch Investitionen in Dämmmaßnahmen z.B. an der obersten Geschossdecke oder Fenster- bzw. Heizkörpertausch. Wenn ein Gebäude 50 Jahre oder älter ist, sind diese Investitionen irgendwann fällig. Zudem sichern sie den Wert des Gebäudes
– unsanierte Häuser verkaufen sich inzwischen schlecht.
Der Umstieg auf klimaneutrale Heizungen ist also eine Investition in die Zukunft – für alle Beteiligten?
Eines ist klar: Wenn Deutschland nicht in den Klimaschutz investiert, wird das, wie in anderen Ländern auch, sehr teuer. Einer aktuellen Studie des BMWK zufolge kosten die Folgen des Klimawandels bis 2050 alleine unser Land im günstigsten Fall 280 Mrd. € und im schlimmsten 900 Mrd. €. Die Wärmewende ist damit, wie die Energiewende insgesamt, ein Gesellschaftsprojekt, das dem Erreichen der Klimaschutzziele zum Wohle aller dient. Es befreit uns zudem von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und stabilisiert die Energiepreise, da der Faktor der stark schwankenden Erdgas- und Ölpreise nicht mehr so stark ins Gewicht fällt. Der Umstieg auf klimaneutrale Heizungen lohnt sich also sowohl im Hinblick auf den Klimaschutz als auch auf die Wirtschaftlichkeit: sowohl für Kommunen und Netzbetreiber als auch für die Bürger.
Dossiers der Heinrich-Böll-Stiftung zum klimaneutralen Heizen:
boell.de/de/kommunale-loesungen-fuer-die-waermewende boell.de/de/praxisberichte-klimaneutral-heizen
Klimaschutz für ein lebenswertes Köln
Wege der Stadt zur Klimaneutralität bis 2035
Wie kann die wichtige Zukunftsaufgabe einer klimaneutralen Stadt von Verwaltung und städtischen Beteiligungen umgesetzt werden? Die Stadt Köln hat dafür ein umfassendes Maßnahmenpaket aufgestellt – den Aktionsplan Klimaschutz. Mit diesem geht sie wichtige Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität Kölns bis 2035. Der Aktionsplan bildet für die Verwaltung und ihre städtischen Beteiligungen ab, welche klimaschutzwirksamen Aktivitäten sie bereits umsetzen und welche fortgeführt, weiterentwickelt oder intensiviert werden sollen. Von Sanierungen und klimaneutraler Wärmeversorgung, Konzepten zur Mobilität und Müllvermeidung bis hin zu spezifischen Förderprogrammen oder regulativen Maßnahmen, beispielsweise verbindliche energetische Standards. Dem Aktionsplan ging eine Klimaneutralitätsstrategie und ein Gutachten voraus. Sie haben die Transformationsanforderungen erstmals stadtweit analysiert und bewertet und wurden 2022 vom Kölner Rat verabschiedet. „Wir setzen mit dem Aktionsplan mehr und konsequenten Klimaschutz um. Für die kontinuierliche Überprüfung, bauen wir

William Wolfgramm
Beigeordneter im Dezernat für Klima, Umwelt, Grün und Liegenschaften der Stadt Köln
eine eigene Klimaschutz-Monitoring-Plattform auf. Sie bildet die Ergebnisse des Aktionsplans ab und wird langfristig auch die gesamtstädtischen Entwicklungen aufzeigen“, sagt William Wolfgramm, Beigeordneter im Dezernat für Klima, Umwelt Grün und Liegenschaften der Stadt Köln. Die Monitoring-Plattform wird 2024 online gehen und für alle frei zugänglich sein. Der Aktionsplan beinhaltet auch konkrete Maßnahmen, die lokale Wirtschaftsakteure bei der Frage der Transformation und Innovation begleitet und stärkt. Zu den Angeboten zählt unter anderem die Gemeinwohlbilanzierung. Kölner Betriebe können mit professioneller Unterstützung ihr Unternehmen nicht nur nach
rein wirtschaftlichen Kriterien bewerten, sondern auch feststellen, inwieweit sie ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen und dem Gemeinwohl dienen. Als erste Kommune deutschlandweit hat die Stadt Köln mit der KölnBusiness Wirtschaftsförderung 2022/23 gemeinsam ein erfolgreiches Pilotprojekt zur Gemeinwohlbilanzierung in Betrieben durchgeführt. Fortgesetzt wird das Angebot nun in einem für Köln lokal und überregional relevanten Sektor: der Kölner Gastro- und Clubszene. Zudem bietet eine eigene Förderlinie u. a. Unternehmen die Möglichkeit, Mittel für die Installation von Photovoltaik zu beantragen. Insgesamt umfasst das Förderprogramm 20 Mio. Euro pro Jahr. Um die Solarpotenziale in Köln zu heben, wurde ein eigenes Solarkataster umgesetzt. Die Website solarkataster.koeln gibt Informationen zu den Solarpotenzialen in Köln und zeigt auf, wie vorhandene Flächen ideal genutzt werden können. Die verschiedenen Maßnahmen haben auch dazu beigetragen, dass in den letzten 12 Monaten in Köln die Stromproduktion aus Photovoltaik im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht werden konnte.
„Engagierte Unternehmen spielen auf dem Weg zur Klimaneutralität eine zentrale Rolle. Viele haben sich eigene Nachhaltigkeitsziele gesetzt und sich auf dem Weg gemacht, nachhaltig zu wirtschaften. Sie dienen als Vorbilder und Inspiration für andere“, sagt Wolfgramm.
Ein bisschen NULL ist nicht genug Neben der Wirtschaft engagieren sich viele weitere Initiativen und Akteure für den Klimaschutz in Köln. Um ihnen mehr Sichtbarkeit
zu geben und dadurch immer mehr Menschen für Klimaschutzmaßnahmen zu begeistern, ist im Oktober 2023 eine in der Klimaneutralitätsstrategie beschlossene gesamtstädtische Kommunikationskampagne für Köln gestartet (www.klimaschutz.koeln). Sie stellt die Akteure, Maßnahmen und Förderungen zum Klimaschutz in Köln vor. Aber auch die NULL wird in leuchtenden Farben und mit plakativen Schriftzügen inszeniert. Die Botschaft: Das Ziel sind null Emissionen in allen Bereichen der Kölner Gesellschaft.

„Low-Tec Gebäudeklimatisierung mit der Kraft der Natur“
Eine durchdachte Gebäudeklimatisierung muss heute einiges können, um ganzjährig für ein angenehmes und gesundes Raumklima zu sorgen. Die Firma Argillatherm hat ein hochinnovatives System entwickelt, das leistungsstark, nachhaltig und kosteneffizient ist. Wir sprachen mit Axel Lange, Geschäftsführer der Argillatherm GmbH, über die Gebäudeklimatisierung der Zukunft.
Herr Lange, welche Komponenten gehören zur Gebäudeklimatisierung?
Die Gebäudeklimatisierung muss mehrere Aufgaben erfüllen: Die Temperierung, sprich das Heizen und vorrangig in Nicht-Wohngebäuden das Kühlen, die Abführung von CO2, Feuchtigkeit und Luftschadstoffen. Das Heizen und Kühlen in Nicht-Wohngebäuden wurde bis in die 90er Jahre über die Lüftung realisiert: im Sommer kühlte die Lüftungsanlage die Luft herunter, im Winter beheizte sie die Luft. Bis festgestellt wurde, dass heizen und kühlen über die Fläche (also über Fußboden, Wand oder Decke) deutlich effizienter ist, sodass diese beiden Aufgaben von der Lüftung entkoppelt wurden. Die Abführung von CO2, Schadstoffen und Feuchtigkeit erfolgte weiter über die Lüftung, aber die Temperierung über die Fläche ist heute die erste Wahl.
Wie funktioniert eine Flächenkühlung?
Besonders im Nicht-Wohnbereich ist die Kühlung die wichtigere Aufgabe als das Heizen. Die Arbeitsstättenverordnung legt fest, dass sich Arbeitsräume nicht über 26 Grad erwärmen sollten. Das erreicht man mit einer Flächenkühlung viel besser über die Decke, denn kalte Luft ist schwerer als warme und „sinkt“ von der Raumdecke nach unten. Eine Fußbodenkühlung würde zudem als
unangenehm empfunden werden. Im Detail funktioniert das so: Die kalte Fläche gibt wesentlich weniger Wärmestrahlung in den Raum auf z.B. die dort befindlichen Menschen ab, als diese über den Körper abstrahlen. Dieser Effekt, sprich der Strahlungsausgleich einer Flächenkühlung, macht in etwa 50% der Kühlung aus: die kalte Fläche strahlt sozusagen Kälte ab. Hinzu kommt als weitere Komponente die o.g. Konvektion. Was aber unbedingt beachtet werden sollte: Wird nun zusätzlich noch eine Lüftungsanlage mit hohen Luftwechselraten eingebaut, dann wird ein beträchtlicher Anteil der konvektiven Kälte „weggelüftet“. Daher war unsere Mission, einen Weg zu finden, diese Problematik zu umgehen.
Welche physikalischen Größen sind zu beachten?
Die frühere Form der Klimatisierung über die Lüftung war nicht sonderlich effizient. Die Klimatisierung mit Wasser über die Fläche ist deutlich effektiver: Ein Liter Wasser kann so viel Energie transportieren wie etwa 3.500 Liter Luft. Zudem ist das Wassersystem in sich geschlossen, es ist keine Wartung notwendig und das System ist weniger fehleranfällig. Auch der Platzbedarf ist wesentlich geringer. Eines konnte die Flächenkühlung aber bisher nicht: Die Luftfeuchtigkeit regulieren. Das

Lange Geschäftsführer der ArgillaTherm GmbH
war bislang wiederum ein Plus für die luftgeführte Kühlung, da die Zuluft beim Kühlen gleichzeitig entfeuchtet wird. Zuluft ohne Kühlung wäre problematisch.
Dazu ein Rechenbeispiel: Wenn im Sommer schwüle Frischluft mit 30°C und einer relativen Luftfeuchte von 50% angesaugt wird, dann hat diese bereits über 15 Gramm Feuchte pro m3. Hinzu kommt, dass ein Mensch im Raum pro Stunde etwa 60 Gramm Feuchte an die Luft abgibt. Das erhöht die absolute Luftfeuchte um weitere 2 bis 3 Gramm. Im Gebäude sind dann 18 Gramm pro m3 in der Luft. Kühlt man diese herunter auf die geforderten 26°C, dann
steigt die relative Feuchte auf 75%, was nicht nur unbehaglich ist, sondern auch zur Überfeuchtung führt. Das passiert an ca. 25% der Sommertage. Zentrale Lüftungsanlagen konventioneller Flächenkühlungen können zwar mit einem sehr hohen Luftwechsel fahren, doch das allein bringt nichts, wenn wie oben gezeigt bei schwülem Wetter schon in der angesaugten Frischluft kein Platz mehr für weitere Feuchte ist. Deshalb muss zusätzlich aktiv entfeuchtet werden. Die Entfeuchtungsanlage kostet sehr viel Geld, sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb.
Sind zur Abführung von Feuchtigkeit, CO2 und Luft-Schadstoffen dann zwingend zentrale Lüftungsanlagen notwendig? Nein, denn genau hier setzen wir an, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Idealerweise entfernt man die Feuchtigkeit über die gekühlte Fläche. Denn das ist die Fläche, die die Feuchtigkeit anzieht. Ich brauche dafür also ein hygroskopisches Material. Das Ergebnis unserer jahrelangen Forschung sind unsere HUMIDModule, die schnell viel Feuchtigkeit aufnehmen können und sie dann wieder abgeben, wenn nicht mehr gekühlt werden muss. Sie bestehen größtenteils aus polaren Tonmineralen. Auf einem m2 können diese Module bis zu 1,7l Wasser sehr schnell aufneh-

men, ohne dass es zu Quellungen, Schwindungen oder Rissbildungen kommen kann. Das wurde beispielsweise in Simulationen durch das Fraunhofer Institut auch offiziell bestätigt. Da so das Problem der Überfeuchtung gelöst ist, kann auch mit einer dezentralen Lüftung gearbeitet werden, um CO2 und Schadstoffe abzuführen, was die Kosten enorm senkt. Alternativ kann auch manuell über die Fenster gelüftet werden (Stoßlüftung), dann kann ganz auf eine Lüftungsanlage verzichtet werden.
Was verstehen Sie unter einer Low-Tec Gebäudeklimatisierung?
Unsere Flächenkühlung über die HUMID-Module benötigt keine aufwendigen Apparaturen, da die Klimatisierung und das Feuchtigkeitsmanagement über das eingesetzte Naturmaterial geregelt werden. Dazu braucht es also keine Technik, die ausfallen könnte oder gewartet werden muss. Mithilfe des hygroskopischen Materials kann der Kreislauf der Kühlung und Entfeuchtung gleichzeitig bewerkstelligt werden. Es handelt sich also um ein hochinnovatives, nachhaltiges und kosteneffizientes System, das sowohl in Neubauten installiert als auch in bestehenden Gebäuden nachgerüstet werden kann.
Welchen Stellenwert hat die Gebäudeklimatisierung?
Die Gebäudeklimatisierung ist absolut notwendig, um für ein angenehmes und gesundes Raumklima zu sorgen. Zudem spielt auch das Feuchtigkeitsmanagement eine tragende Rolle, um Materialschäden und Schimmelbildung zu verhindern. Wir garantieren mit unserem System ein ganzjährig behagliches Klima und umgehen die Notwendigkeit einer zentralen Lüftungsanlage, die teuer, platzaufwendig und wartungsintensiv ist. Über die Kopplung mit dezentralen Lüftungsanlagen kann die CO2- und Schadstoffabführung, sowie die Wärmerückgewinnung deutlich effizienter und preiswerter bewerkstelligt werden. Wir arbeiten hier eng mit unserem Kooperationspartner SIEGENIA zusammen, die platzsparende Lösungen für alle Belange der dezentralen Lüftung bereitstellt.
Weitere Informationen: argillatherm.de
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem BUNDESVERBAND WÄRMEPUMPE (BWP) E.V. entstanden.
Der Verkauf von Wärmepumpen ist im vergangenen Jahr erneut stark angestiegen: ein deutliches Signal, dass Verbraucher den Umstieg auf diese nachhaltige, saubere und sichere Möglichkeit der Wärmeversorgung zunehmend nutzen. Claus Fest, der seit November 2023 Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e.V. ist, warnt jedoch vor einer Lähmung der Nachfrage. Der Verband fordert Nachbesserungen von der Politik, um die Wärmewende weiter voranzutreiben.
„Der
Klimawandel duldet keinen Aufschub!“
Seit dem vergangenen Jahr ist politisch einiges auf den Weg gebracht worden. Welche Schritte sind aus Ihrer Sicht sinnvoll, wo besteht weiterhin Handlungsbedarf?
Unklare Zielvorgaben und Regeln sind immer ein schlechter politischer Begleiter, denn das verunsichert sowohl die Kunden als auch die Hersteller und das Handwerk. Das Gebäudeenergiegesetz ist endlich verabschiedet und unsere Verbandsmitglieder können wieder besser planen – das ist prinzipiell positiv zu bewerten. Doch die sehr destruktive und irreführende Debatte um das Gebäudeenergiegesetz und das lange Warten auf die neue Förderkulisse haben die Nachfrage insbesondere im letzten Quartal 2023 spürbar gelähmt. Ein wesentlicher Faktor zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor sind außerdem die Energiepreise. Um hier in einen fairen Wettbewerb mit den fossilen Energieträgern, wie z.B. Erdgas, zu treten, muss die Stromsteuer und die Mehrwertsteuer auf Wärmepumpenstrom dringend gesenkt werden. Hier hat die Bundesregierung einige Chancen vertan und es müssen klare Signale für einen klimaneutralen Gebäudesektor gesetzt werden! Wir warnen deutlich vor einem ‚Weiter so‘: 2024 darf kein verschenktes Jahr für die Wärmewende werden.
Welche Signale erhalten Sie von den Industriemitgliedern des BWP für die kommenden Monate?
Die Branche hat bewiesen, dass sie in der Lage ist, die für die


Claus Fest
Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e.V.
Die Wärmepumpe wird die Gasheizung als Standardheizung ablösen – wer jetzt noch in Öl oder Gasheizungen investiert, verschwendet sein Geld mit fossiler Technik von gestern und geht zudem hohe finanzielle Risiken ein.
Sektorziele im Gebäudebereich notwendigen 500.000 Wärmepumpen pro Jahr herzustellen und zu installieren. Die Hersteller sind dafür in Vorleistung gegangen und haben viel in den Aufbau der Produktion und von Schulungskapazitäten für das Handwerk investiert. Erneuerbare Heizungssysteme stehen in der
Aus- und Weiterbildung verstärkt im Fokus. Mit Weiterbildungsund Qualifizierungsangeboten hat der Bundesverband Wärmepumpe an dieser Entwicklung aktiv mitgewirkt. Im Zuge der Energiewende wollen wir zudem dazu beitragen, an der Entwicklung neuer Berufsbilder mitzuwirken, die an der Schnittstelle zwischen den Gewerken SHK (Sanitär, Heizung, Klima) Elektro und Kälteanlagentechnik entstehen. Wir brauchen jetzt weiter die volle politische Unterstützung und die richtigen Maßnahmen wie Strompreissenkung und Förderung. Die guten Absatzzahlen im vergangenen Jahr haben gezeigt, dass die Menschen den Wechsel zu erneuerbaren Heizungen wollen. Falls sich die Rahmenbedingungen aber nicht verbessern und die Politik nicht aktiv eingreift, rechnen wir eher mit einem gleichbleibenden oder sogar rückläufigen Absatz im Jahr 2024. Der Klimaschutz duldet aber keinen Aufschub. Wir brauchen also eine Fortführung der guten Dynamik aus den beiden Vorjahren.
Für die Erreichung der Klimaziele peilt die Bundesregierung 6 Millionen installierte Wärmepumpen bis 2023 an. Glauben Sie, dass dieses Ziel erreicht werden kann und welche besonderen Maßnahmen sind dazu von Nöten?
Wenn es nur nach unseren
Kapazitäten geht, wäre das mit der Bundesregierung vereinbarte Ziel von jährlich 500.000 Wärmepumpen schon in diesem Jahr erreichbar. Auch das klimapolitisch notwendige Ziel von 6
Millionen Wärmepumpen im Jahr 2030 ist erreichbar. Das hat die Branche gezeigt. Doch aufgrund der großen Verunsicherung der Verbraucher durch die Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz und die zu erwartende Förderung ist – zumindest in der ersten Jahreshälfte 2024 – eine Stagnation des Absatzes zu erwarten. Wir brauchen Vertrauen und intuitive Argumente wie einen fairen Strompreis für die Bürger. Die Leitplanken müssen jetzt politisch richtig gesetzt werden. Der Wärmepumpen-Hochlauf ist kein Sprint, sondern ein Marathon.
Besonderen Aufholbedarf für Wärmepumpen gibt es bei Gewerbegebäuden und in Geschoßbauten bei Wohnimmobilien vor allem im Bestand. Wie lässt sich in den genannten Bereichen Begeisterung für die Wärmepumpentechnik erzeugen?
Die Wärmepumpentechnologie ist hocheffizient und nutzt zum großen Teil kostenlose Umweltwärme und sie erfüllt bereits jetzt alle Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes. Lange bestand der Mythos, dass sie nur mit Flächenheizungen wie Fußbodenheizungen effizient arbeitet. Aber die Wärmepumpe ist die richtige Investition in die Zukunft, sowohl aus kommerziellen als auch aus klimaschutzrelevanten Gesichtspunkten.
Die Wärmepumpe wird die Gasheizung als Standardheizung ablösen – wer jetzt noch in Öl oder Gasheizungen investiert, verschwendet sein Geld mit fossiler Technik von gestern und geht zudem hohe finanzielle Risiken
ein, denn fossile Brennstoffe werden teuer. Das muss auch den Besitzern von Bestandsgebäuden klar sein.
Die Wärmepumpentechnik entwickelt sich weiter und die Produkte erschließen neue Anwendungsfelder. Im Bereich Großwärmepumpen werden wir zukünftig mehr hören: Stichwort Wärmenetze (zentral und dezentral), neue Wärmequellen wie Abwärme, Abwasser und sonstige Gewässer und auch der Einsatz von Wärmepumpen in der Industrie im Bereich der Prozesswärme. Das sind spannende Anwendungsfelder, denen sich unser Verband verstärkt widmet. Spannende Beispiele gibt es in der Referenzdatenbank des Bundesverbands Wärmepumpe unter www.waermepumpe.de.
Was sind Ihre dringendsten Wünsche an die Ampelkoalition? Wir brauchen erstens stabile und verlässliche politische Rahmenbedingungen, die das 6 MillionenZiel bis 2030 flankieren. Zweitens muss eine sachgerechte CO2 Bepreisung und ein Verhältnis von Strom- zu Gaspreis von höchstens 2,5 erreicht werden, um die fossilen Energien zumindest nicht weiter zu bevorteilen. Drittens müssen der Wirtschaftsstandort Deutschland und die Produktionsbedingungen für Hersteller in unserem Land weiterhin verbessert werden. Hierzu gehören attraktive Kreditangebote, ein unternehmerfreundlicher Bürokratieabbau und eine massive politische Unterstützung des Mittelstands und des Handwerks bei der Transformation in die klimaschonende Energiewelt der Zukunft.
Wärmepumpe weitergedacht
So gelingt die Energiewende!
Beim Wechsel zu einer Wärmepumpe sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. So finden Sie das passende System – und gehen auch in puncto Heizungsgesetz auf Nummer sicher!
Jedes Haus ist anders. Damit eine Wärmepumpe den gewünschten Komfort liefert und sich wirtschaftlich rechnet, muss sie genau passen. Dazu muss sie die Heizlast des Gebäudes decken können. Das ist besonders wichtig, wenn sie eine fossile Heizung ersetzt. Das breit aufgestellte Wärmepumpenportfolio von Mitsubishi Electric bietet hierfür durchdachte Lösungen für nahezu alle gängigen Fälle, zum Beispiel eine neue Ecodan Wärmepumpe mit dem Kältemittel Propan (R290) für nicht optimal wärmegedämmte Bestandsgebäude. Sie kann außerdem eine größere Entfernung zwischen der Innen- und der Außeneinheit ermöglichen, wenn die bauliche Situation dies erfordert.
Ist Ihr Zuhause geeignet?
Wenn im Winter eine Vorlauftemperatur von 50 bis 55 °C in Ihrem

Zuhause für den gewünschten Wärmekomfort ausreicht, kommt eine Wärmepumpe auf jeden Fall in Frage. Zusätzlich kann es sich lohnen, die Wärmeverteilung durch vergleichsweise einfache Maßnahmen wie Heizkörperanpassungen zu optimieren. In jedem Fall sollte ein spezialisierter Fachbetrieb den Wärmebedarf exakt ermitteln und das passende Wärmepumpensystem empfehlen. Wenn übergangsweise die bestehende Gas- oder ÖlHeizung weiterbetrieben werden soll, bietet sich möglicherweise die Nachrüstung einer Luft/LuftWärmepumpe wie der M-Serie von Mitsubishi Electric an. Sie wird unabhängig von der bestehenden Wärmeverteilung in einzelnen intensiv genutzten Räumen installiert und gibt ihre Wärme direkt an die Raumluft ab. Dank HyperHeating-Technologie kann sie die bestehende Heizung selbst bei Außentemperaturen bis -25 °C / -30 °C

zuverlässig entlasten. Und auch im Sommer sorgt sie als Klimaanlage für Wohlfühltemperaturen.
Und das neue Heizungsgesetz?
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) hat viele Modernisierer verunsichert. Es ist am 1.1.2024 in Kraft getreten und legt im Kern fest, dass neu eingebaute Heizungen zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Das GEG findet für den Gebäudebestand erst Anwendung, wenn am Installationsort die kommunale Wärmeplanung vorliegt. Das wird je nach Größe der Kommune spätestens Mitte 2026 bzw. 2028 der Fall sein. Dennoch macht es aus Sicht von Experten wenig Sinn, so lange mit der Modernisierung zu warten oder gar noch eine fossile Heizung zu installieren. Denn mit der Wärmepumpe steht schon heute eine Heizungslösung zur



Verfügung, die zu 100 % erneuerbare Energie nutzt – und damit sowohl alle zukünftigen Auflagen erfüllt als auch dank hohen Förderbeträgen den schnellen Wechsel besonders attraktiv macht!
Weitere Informationen zum Wärmepumpen-Portfolio von Mitsubishi Electric, dem GEG sowie aktuellen Fördermöglichkeiten finden Sie unter mitsubishi-les.com








Mit der richtigen Wärmepumpe gelingt Ihre Energiewende.



Wärmepumpen-Vielfalt entdecken: mitsubishi-les.com/wohlfuehlklima















































Logistikimmobilien –die Versorger von morgen?
Die OSMAB Holding AG (Rösrath) ist Investor, Projektentwickler, Asset Manager und Bestandshalter mit Schwerpunkt auf Büro- und Logistikimmobilien. Außerdem etabliert sich das Unternehmen immer stärker als Erzeuger erneuerbarer Energien.
Text Thorsten BergnerHerr Mertens, Sie sind eigentlich Immobilienentwickler und Bestandshalter. Mittlerweile erzeugen Sie auch im großen Stil Strom aus PV-Aufdachanlagen. Was ist der Antrieb dafür? Als Unternehmer und auch als Vater von sieben Kindern sowie Großvater einiger Enkelkinder fühle ich mich zu nachhaltigem Handeln verpflichtet. Jeder, der im Rheinland wohnt, kennt die Braunkohlekraftwerke in der Region und die dadurch verursachten massiven Eingriffe in die Natur. Dafür muss es bessere Lösungen geben. Deshalb sind wir in der nachhaltigen Stromerzeugung tätig. Die Dächer unserer Logistikanlagen bieten sehr große Flächen, die sich gut für Solarstromanlagen nutzen lassen. Ich sehe es als unsere unternehmerische Verpflichtung, diese auch so zu nutzen. Wir erzeugen seit nunmehr 15 Jahren erneuerbaren Strom. Die Erfahrungen, die wir auf diesem Weg gesammelt haben, bestätigen uns auf diesem Weg.

Historisch betrachtet war die Energieerzeugung immer Aufgabe großer Energieunternehmen. Wie fühlen Sie sich als Mittelständler in dieser Gesellschaft?
Dank der dezentralisierten Erzeugung kann der Mittelstand eine immer gewichtigere Rolle in diesem Feld einnehmen. Ich hoffe
sehr, dass möglichst viele Unternehmen diese Chance wahrnehmen. Wir arbeiten ja nicht im luftleeren Raum: Als Familienunternehmen sehen wir uns als Partner der Regionen, in denen wir tätig sind. Für uns ist es selbstverständlich, die Stadt Köln und die Region beim Klimaschutz voranzubringen. Das gilt übrigens auch für unsere anderen Standorte wie zum Beispiel Frankfurt an der Oder. Wir stoßen damit für unser Unternehmen und für unsere Immobilien das Tor zur Zukunft auf. „Grüner“ Strom schützt nicht nur das Klima. Er ist auch die richtige Antwort nur auf steigende Energiepreise und absehbar höhere CO2-Preise. Investoren und Nutzer erwarten zunehmend nachhaltige Gebäude. Deshalb ist es auch aus unternehmerischer Sicht klug, hier voranzugehen.
Wie viel Strom produzieren Sie mit Ihren Anlagen?
Vor kurzem haben wir in KölnPoll die größte PV-Aufdachanlage
der Stadt mit einer Nennleistung von 1,54 Megawatt-Peak in Betrieb genommen. Insgesamt betreiben wir derzeit 33 PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 17 MWp. Damit ersparen wir der Atmosphäre rund 9.300 Tonnen CO2 pro Jahr. Umgerechnet reicht der von uns erzeugte Strom zur Versorgung von 5.700 Haushalten. Da wir unsere Kapazitäten immer weiter ausbauen, werden es in naher Zukunft umgerechnet bereits rund 9.000 Haushalte sein. Unsere PV-Anlagen sind ein wesentliches Element unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Mit unserem unternehmerischen und technischen Knowhow und weiteren Investitionen werden wir diese Position weiter ausbauen. Zum Beispiel haben wir in Frankfurt an der Oder eine 40.000 Quadratmeter große Logistikhalle fertiggestellt, auf der sich eine PV-Aufdachanlage mit einer Nennleistung von 6,15 MWp in der Errichtung befindet. Die zweite Halle in der
Projektentwicklung wird rund 90.000 Quadratmeter umfassen – die einhergehende Dachfläche birgt enormes Potenzial zur PV-Strom-Produktion, das wir nutzen werden. Die Nennleistung wird schätzungsweise 12 Megawatt-Peak betragen. Dank einer eigenen Ringleitung vor Ort bietet sich uns die Gelegenheit, zukünftig erneuerbare Energie aus bis zu 24 Megawatt-Peak Photovoltaikleistung einzuspeisen.
Solarstrom ist nur ein Teil des Gesamtpakets. Können sie uns kurz erläutern, mit welchen weiteren Maßnahmen sie Immobilien nachhaltiger machen? Neben der Erzeugung von Solarstrom streben wir bei unseren Neubauten Zertifizierungen unter anderem nach DGNB* oder LEED** an. Neben der nachhaltigen Erzeugung von Strom wollen wir die größtmögliche Energieeffizienz unserer Immobilien durch technische und bauliche Maßnahmen sichern. Wir sind davon überzeugt, dass nachhaltiges Bauen unsere Immobilien attraktiver und langfristig zukunftssicher macht. Unser Logistikimmobilienkonzept Log Plaza wird stetig optimiert, sodass wir auch hier stets die Zertifizierung nach den üblichen Nachhaltigkeitsstandards anwenden können.
*Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ** Leadership in Energy and Environmental Design
Reparieren statt wegwerfen: Solar-Wechselrichter mit Open-Source-Technik als Chance für mehr Nachhaltigkeit
5 Millionen Tonnen Elektroschrott produzieren wir Europäer jedes Jahr – eine wirtschaftlich-ökologische Katastrophe in vielerlei Hinsicht. Mit der von der EU-Kommission beschlossenen „Ökodesign-Richtlinie“ soll die Kreislaufwirtschaft gestärkt werden, indem Hersteller von Geräten die Strom verbrauchen zu Reparaturangeboten verpflichtet werden. Aber was ist mit Stromerzeugern?
Text Dirk NishenUnverständlich und widersprüchlich ist, dass ausgerechnet Solarwechselrichter davon nicht erfasst werden. Gerade ältere Geräte, deren Garantien abgelaufen sind, fallen in immer größeren Mengen als Elektroschrott an und belasten die Umwelt.
Diese für die Energiewende essenziellen Geräte verfügen auch oft nicht über die nötigen Schnittstellen, die eine Integration mit modernen Energiemanagementsystemen oder Fernwirkeinrichtungen möglich machen. Ein Upgrade von Modellen, die nicht mehr produziert werden, scheint sich für die Hersteller nicht zu lohnen. Der Bundesverband Smart City und seine Mitglieder zeigen Wege in eine nachhaltigere und smartere Zukunft auf.
Denn es gibt sie, die Ausnahmen. Unternehmer, die einer
zukünftigen Wirtschaftsorientierung den Weg ebnen, indem sie die Interessen der Kunden, der Gesellschaft und der Umwelt auf die gleiche Ebene stellen wie die eigenen wirtschaftlichökonomischen. Dem Kunden Eigenständigkeit ermöglichen, den Produkten nachhaltige Langlebigkeit durch Premiumtechnik und Reparaturfähigkeit geben, die Resilienz stärken – das sind für sie zentrale Ziele. Ein Perspektivwechsel durch freiwillige Selbstverpflichtung, der zeigt, wie wir zukünftig in einen Einklang mit der Umwelt treten können, ohne verzichten zu müssen. Verbandsmitglied Tobias Schwartz setzt diese Philosophie in seinen Unternehmen konsequent in Produkte und Dienstleistungen um. Seit über zwanzig Jahren tätig im Bereich Solarund Windenergie hat er in seinen Unternehmen diese Haltung in

Energieunabhängigkeit erfordert die Fähigkeit zur Selbstreparatur.
konkrete Produkte gewandelt. Am Beispiel der Wechselrichter, die seine Firma SolarInvert unter anderem für PV- und Kleinwindanlagen produziert, lässt sich dies verdeutlichen.
„Es macht doch einen erheblichen Unterschied, ob ein Wechselrichter innen vergossen und damit dessen einzelne Bestandteile nicht nur unsichtbar, sondern auch unzugänglich und damit nicht reparierbar sind, oder ob die technischen Komponenten offen liegen und damit eine Reparaturfähigkeit gegeben ist“, so Tobias Schwartz. „Echte Energieunabhängigkeit erlangt nur, wer seine Anlage auch selbst beherrschen und reparieren kann. Deshalb ermöglichen wir Upgrades und Generalüberholungen für Altgeräte und veröffentlichen sogar die Baupläne unserer Wechselrichter als Open Source. Langfristig ist das oft günstiger
und immer ein positives Erlebnis. Ich wünsche mir auch andere Unternehmer von dieser Haltung überzeugen zu können. Gemeinsam könnten wir zukünftig viel Elektroschrott vermeiden und dem Abfluss von Know-How nach Fernost entgegen wirken.“ Auf dem von ihm geplanten Amperium Campus will Tobias Schwartz nahe Stuttgart ab 2025 ein internationales Netzwerk mit Forschungseinrichtungen und gleichgesinnten Herstellern einrichten.
Mehr zu diesem Thema erfahren Sie auf bundesverband-smart-city.org
„Es
geht nicht um blauäugigen Optimismus –sondern den Glauben daran, dass wir Zukunft gestalten
können“
Wir müssen die Welt, in der wir morgen leben wollen, heute aufbauen und gestalten: In kaum einer Branche wird das so deutlich wie in der Bau- und Immobilienwirtschaft. Heute geplante Immobilien prägen und beeinflussen über Jahrzehnte den Alltag und den Handlungsspielraum vieler Menschen. Auch was nach dem Ende der Nutzungsdauer mit Baumaterialien geschehen soll, kann bereits im Voraus aktiv beeinflusst werden. Wie wir jetzt optimistisch unsere Zukunft planen und pragmatisch ‚ins Machen kommen‘ – darüber diskutierten Zukunftsforscherin Florence Gaub und Ökonom Carsten Wesselmann, Chefvolkswirt der Kreissparkasse Köln, mit Branchenexperten auf dem Drees & Sommer-Event „Zukunft aktiv gestalten“ in Köln.
Text Drees & Sommer SE
Zieht am Horizont schon wieder ein neuer Sturm auf? Diese Frage kommt in letzter Zeit immer wieder auf. Angesichts von Klimawandel, Krieg und Inflation fällt es vielen Menschen derzeit schwer, aus dem akuten Krisenmanagement-Modus auszubrechen und zuversichtlich zu sein. „In der gesellschaftlichen Debatte hat sich ein gewisser Fatalismus verfestigt“, fasst Florence Gaub die aktuelle Stimmungslage zusammen. Die Zukunftsforscherin, Politikwissenschaftlerin und Leiterin der Forschungsabteilung des NATO Defense College in Rom sieht gerade im Katastrophendenken selbst eine große Gefahr für unsere Zukunft: „Wir tun uns damit keinen Gefallen. Denn oft ist es erst dieses mutlose und pessimistische Denken und die damit verbundene Lähmung, die eine Katastrophe schlussendlich herbeiführen.“ Sinnvoller sei, sich klarzumachen: „Unsere
„Wir
Zukunft ist nicht determiniert. Jeder Einzelne hat Einfluss- und Handlungsmöglichkeiten“, so die Expertin. Die entscheidende Frage, die sich Jede und Jeder daher stellen sollte, laute: „Welche Hebel kann ich heute umlegen, welchen Weg kann ich einschlagen, um auf eine positive Zukunft hinzuwirken?“
Gebaute Zukunft: Baubranche als Transformationstreiber Welche Hebel und Wege das im Fall der Bau- und Immobilienbranche sein könnten, darüber diskutierten Zukunftsforscherin Gaub, Ökonom Carsten Wesselmann sowie Expertinnen und Experten des Planungs- und Beratungsunternehmens Drees & Sommer beim Panel

„Zukunft aktiv gestalten – konkrete Lösungen für die Bau- und Immobilienwirtschaft“ in Köln. Wie man hier genau argumentieren wolle, sei am Ende Einstellungssache, sagt Stefan Heselschwerdt, verantwortlicher Drees & Sommer-Partner am Standort Nordrhein-Westfalen. „Wir müssen Probleme und Herausforderungen unserer Branche klar benennen. Aber wir dürfen uns von ihnen nicht den Blick auf unsere Chancen und Handlungsmöglichkeiten verstellen lassen.“ Die aktuellen Debatten in der Branche seien ihm oft zu defensiv: „Wir sollten uns nicht als Getriebene der Transformation verstehen, sondern als aktive Treiber und Zukunftsgestalter.“
Ökonom wünscht sich mehr Selbstvertrauen der Immobilienbranche Mehr Zuversicht und Kreativität seitens des Immobilienbranche wünscht sich auch Carsten
Wesselmann, Chefvolkswirt der Kreissparkasse Köln und Professor der Hochschule Fresenius für den Fachbereich Wirtschaft. „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Bau- und Immobilienbranche ist groß. Entsprechend groß ist auch der Hebel, mit dem sie die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft in die eine oder andere Richtung lenken kann.“ Innovative Lösungsansätze, konkrete Pilotprojekte, positive Zukunftsvisionen: Demnach, fasst Zukunftsforscherin Florence Gaub zusammen, sei die wichtigste Erkenntnis für die Branche, dass sie viele Möglichkeiten und großen Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft habe. Darauf gelte es, sich zu konzentrieren. „Es geht nicht um blauäugigen Optimismus – sondern um den Glauben daran, dass wir Zukunft gestalten können.“
Weitere Informationen unter: dreso.com
unterstützen die Wohnungswirtschaft auf dem Weg zu einem klimaneutralen Immobilienportfolio!“
Weltweit ist der Gebäudesektor für 38% der CO2-Emissionen verantwortlich. Die Energiewende kommt hier nur schleppend voran, weshalb auf EU- und Bundesebene regulatorische Rahmenbedingungen getroffen wurden, um diese Emissionswerte schnellstmöglich zu reduzieren. Das stellt Immobiliengesellschaften vor die größten Herausforderungen seit ihrer Gründung, denn bis 2045 soll der Gebäudebestand in Deutschland Klimaneutralität erreichen. Das Start-Up AMPEERS ENERGY möchte Wohnungsunternehmen bei diesem Vorhaben unterstützen. Wir sprachen mit Karsten Schmid, Co-Gründer von AMPEERS ENERGY, wie der Weg zur Klimaneutralität gelingen kann.
Text Miriam HähnelHerr Schmid, was sind die größten Herausforderungen der Wohnungsunternehmen, wenn es um die Dekarbonisierung Ihrer Gebäudebestände geht?
Zunächst muss man festhalten, dass alle notwendigen Technologien für die Erreichung der Klimaneutralität in diesem Sektor schon heute zur Verfügung stehen, so zum Beispiel Photovoltaik Anlagen. Hier liegt nicht das Problem. Übrig bleibt die Frage nach der Finanzierung und nach der Geschwindigkeit. Bisher hat die Wohnungswirtschaft jährlich 1% ihres Portfolios saniert, zukünftig müssen es 5% im Jahr sein, um das Ziel bis 2045 zu erreichen. Dazu kommen extreme Investitionen, die viele Unternehmen vor die Insolvenz stellen. Das bedeutet die größte Herausforderung ist es unterm Strich, die Dekarbonisierung schnell und wirtschaftlich zu gestalten.
Wie können systematische Ansätze zur Lösung dieser Probleme aussehen?
Wir sehen den Weg zur wirtschaftlichen und sozialverträglichen Dekarbonisierung eines gesamten Gebäudeportoflios in vier Schritten. An erster Stelle müssen sich die Wohnungsunternehmen einen Überblick über den Status Quo verschaffen und ein entsprechendes Reporting aufbauen. Im zweiten Schritt ist es notwendig für jede einzelne Liegenschaft das wirtschaftlichste Modernisierungskonzept zu erarbeiten. Die Ergebnisse dieser Modernisierungskonzepte müssen dann im dritten Schritt auf Portfolioebene aggregiert werden, sodass der gesamte Investitionsbedarf, das Potential für Geschäftsmodelle wie Mieterstrom und die Einkaufsliste für Anlagentechnik erfasst sind. Der vierte Schritt ist die Erstellung einer wirtschaftlichen
Modernisierungsreihenfolge für den gesamten Gebäudebestand. Diese Schritte sind dann die Grundlage für eine ganzheitliche Klimastrategie bis 2045.
Es sollte dann sicher mit den Gebäuden begonnen werden, die die schlechteste Klimabilanz aufweisen? Nicht unbedingt. Natürlich ist das je nach Gebäude oder Portfolio unterschiedlich, aber oftmals ist ein ganzheitliches Konzept der unterm Strich wirtschaftlichere Ansatz. Anstatt mit der Sanierung der „schlechtesten“ Gebäude zu beginnen, kann so z.B. nach CO2Vermeidungskosten priorisiert werden. Das heißt, es werden die Gebäude zuerst angegangen, bei denen der eingesetzte Euro die maximale Menge an CO2 einspart. Unterm Strich müssen bei der Entscheidung, was zuerst angegangen wird, neben

den Investitionskosten auch die Betriebskosten (z.B. CO2-Kosten) sowie die Einnahmen durch Geschäftsmodelle wie Mieterstrom betrachtet werden. Nur dann erhalte ich eine wirtschaftliche Modernisierungsreihenfolge für das gesamte Portfolio.
Welche neuen Geschäftsmodelle kann die Wohnungswirtschaft erschließen?
Nach der Modernisierung der Gebäude kann mit dem Verkauf der vor Ort produzierten Wärme und des Stroms Geld verdient werden. Hier kommen dann Geschäftsmodelle wie Mieterstrom, gemeinschaftliche Gebäudeversorgung oder Dienstleistungen wie Stromangebote für die Elektromobilität ins Spiel. Durch diese Refinanzierungs-Möglichkeiten kann die Wirtschaftlichkeit der Modernisierung sichergestellt werden.
Weiterführende Informationen zu AMPEERS ENERGY finden Sie unter: https://bit.ly/ AMPEERS

Net-Zero-Zement für das Bauen von morgen
Online-Event zum weltweit ersten Carbon Captured Net-Zero-Zement evoZero® evoZero steht für Spitzentechnologie zur CO 2 -Abscheidung und -Speicherung. Sie bietet die Möglichkeit, den CO 2 -Fußabdruck beim Einsatz von Zement und Beton spürbar zu reduzieren – und so ehrgeizige Umweltziele von Bauprojekten zu erreichen. In einem 60-minütigen Online-Event erläutern drei Experten, wie evoZero Umweltziele unterstützt und welche bahnbrechenden Möglichkeiten sich mit Carbon Captured Net-Zero-Produkten eröffnen: n Wie die CO 2 -Abscheidung und Speicherung funktioniert, n wie evoZero seinen Net-ZeroFootprint erreicht und n welche Einsatzmöglichkeiten evoZero bietet.
Erfahren Sie mehr:

Die Dekarbonisierung von Zement ist eine der komplexesten Aufgaben auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft für die Baustoffbranche. Heidelberg Materials stellt sich dieser Herausforderung mit Innovationsgeist und Leidenschaft – und setzt mit der Einführung des weltweit ersten Carbon Captured Net-Zero-Zements und -Betons Maßstäbe.
Beton hat große ökologische Vorteile: Er ist langlebig, vollständig recycelbar und ein lokal hergestelltes Produkt, das keine langen Transportwege benötigt. Die Herstellung von Zement, dem „Klebstoff“ im Beton, ist jedoch sehr CO2-intensiv und macht die Baustoffindustrie zu einem der großen Emittenten von Kohlendioxid.
Dies gibt Zement- und Betonherstellern wie Heidelberg Materials jedoch auch die Möglichkeit, einen bedeutenden Beitrag zur Klimaneutralität zu leisten und die grüne Transformation der Industrie anzuführen.
Heidelberg Materials stellt sich dieser Herausforderung und geht als Technologieführer bei der weltweiten Dekarbonisierung der Baubranche voran. Bereits heute ersetzt Heidelberg Materials in seinen Zementwerken fossile Energieträger sukzessive durch alternative Brennstoffe, biomassebasierte Kraftstoffe und Ökostrom. Die Optimierung des Produktmixes und Investitionen in die Effizienz der Werke tragen ebenfalls zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks bei.
Innovation statt Kompensation: CO2-Abscheidung und -Speicherung Um vollständig dekarbonisierten Zement und Beton herzustellen,
setzt Heidelberg Materials also auf die tatsächliche Verringerung von CO2 durch neue Technologien und die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen – und nicht etwa auf CO2-Kompensationsmaßnahmen.
Doch wie geht man mit den Prozessemissionen um, die rund zwei Drittel der CO2-Emissionen bei der Zementherstellung ausmachen und die sich technisch bislang nicht vermeiden lassen?
Hier kommt CCUS, kurz für „Carbon Capture, Utilisation, and Storage“, also die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO2, ins Spiel. Die Technologie hat das Potenzial, die Zementproduktion grundlegend zu verändern und neue Maßstäbe in der CO2-Reduktion zu setzen.
Heidelberg Materials hat mit dem Pionierprojekt Brevik CCS schon früh die Weichen gestellt: In Brevik, Norwegen, entsteht
derzeit die weltweit erste CO2Abscheideanlage im industriellen Maßstab in einem Zementwerk. Die mechanische Fertigstellung ist für Ende 2024 geplant. Sobald die Anlage in Betrieb ist, wird sie jährlich 400.000 Tonnen CO2 abscheiden, was 50 % der Emissionen des Werks entspricht.
Der Erfolg von Brevik CCS ist der Erfolg eines starken Teams und einer gemeinsamen Idee: mit großer Erfahrung und noch

größerer Neugierde wegweisende Innovationen möglich machen. Als weltweit erster Standort zur Abscheidung von Kohlenstoffemissionen aus der Klinkerproduktion im industriellen Maßstab revolutioniert Brevik die Zementproduktion.
Nach Inbetriebnahme werden Kunden in Europa den weltweit ersten CCS-basierten Net-ZeroZement beziehen können, der unter der neuen Marke evoZero Ende 2023 vorgestellt wurde.
evoZero®: Die Zukunft des Bauens
Mit der Einführung des weltweit ersten Carbon Captured NetZero-Zements gibt Heidelberg Materials zukunftsorientierten Partnern in der Baubranche die Möglichkeit, die nachhaltigen Bauprojekte von morgen umzusetzen. Mit evoZero hat das Unternehmen ein hochinnovatives und in der Branche weltweit einzigartiges Produkt geschaffen, das Kunden in die Lage versetzt, ihre eigenen ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und wegweisende, umweltfreundliche Bauprojekte voranzutreiben.
Weitere Informationen: evozero.de
Nachhaltig bauen –
Das geht schon heute mit grünem Stahl!
Das Thema Nachhaltigkeit ist längst auch in der Baubranche angekommen. Und das ist auch dringend notwendig, ist sie doch für rund 40% des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Ein Umdenken ist also zwingend vonnöten, um zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft in Verbindung mit einer deutlichen CO2-Reduktion zu kommen. Warum die Stahlbau-Branche hier schon heute einen wichtigen Beitrag leistet, erklärt Dr.-Ing. Christian Flertmann, Geschäftsführer bauforumstahl e.V.
Text Miriam HähnelHerr Dr. Flertmann, welchen Vorteil bietet das Bauen mit Stahl gegenüber dem Einsatz von anderen Materialien wie z.B. Beton?
Das Bauen mit Stahl ist schon heute grüner als andere Bauweisen: In Deutschland und Westeuropa produzierter Profilstahl ermöglicht Tragwerke mit einer CO2- Einsparung von rund 35% gegenüber der typischen Betonbauweise. Stahl punktet gegenüber anderen Baustoffen aber auch durch seine fast grenzenlose Recyclingfähigkeit. Einmal hergestellter Stahl wird in einen unendlichen Kreislauf geführt. Abfälle werden gegen Null reduziert, endliche Ressourcen geschont und der CO2-Fußabdruck reduziert. Stahl kann immer wieder aufs Neue eingeschmolzen und als neues Produkt eingesetzt werden. Die einzige Herausforderung dabei: Der Recyclingprozess

ist energieintensiv und zum Teil noch mit der Emission u.a. von CO2 verbunden.
Gibt es bereits erste Ansätze, wie der CO2-Fußabdruck beim Recycling von Stahl weiter reduziert werden kann? Mitglieder des bauforumstahl e.V. weisen in der neuen Umweltproduktdeklaration (EPD) nach,
dass die von ihnen produzierten Langprodukte (Walzprofile und Stabstahl) in der Herstellung fast 60 % weniger CO2 ausstoßen als der Marktdurchschnitt der in Deutschland eingesetzten Stahlbauprofile. Die gleichen Baustahlprodukte bieten die stahlerzeugenden Mitglieder noch einmal als speziell CO2-reduzierte Version an, die durch den Einsatz von 100 % grünem Strom beim Schmelzprozess den Wert der Verbands-EPD noch einmal fast halbiert: von 560 kg CO2 auf rund 340 kg pro Tonne Stahl. Beide Varianten sind sofort verfügbar. Auch hier zeigt sich, dass viele Stahlhersteller bereits mitten in der Transformation stecken. Selbst das Ende der Hochofentechnologie ist eingeläutet. Neue Anlagen für das Direktreduktionsverfahren mit Wasserstoff sind schon im Bau. Damit wird sich mit „grünem Wasserstoff“
Daten – die Bausubstanz der Zukunft
ESG-Kriterien, volatile Lieferketten, Kosten- und Termindruck: Um dieses Spannungsfeld zu meistern, muss sich die Bauindustrie die Digitalisierung zum Verbündeten machen. Mit den richtigen digitalen Tools lassen sich Silos zwischen den einzelnen Gewerken abbauen; das Bauen wird termintreuer, wirtschaftlicher und nachhaltiger.
Text Yves Padrines, CEO Nemetschek Group
Lange Zeit galt die Bauindustrie als das Stiefkind der Digitalisierung. Ihre traditionell fragmentierten Strukturen – sowohl technologisch als auch administrativ– erschwerten die digitale Kollaboration zwischen den Gewerken. Architekt*innen, Gebäudeplaner*innen, Facility Manager*innen und viele weitere Akteure arbeiten in der Regel mit proprietären Softwarelösungen. Mangels Interoperabilität blieben

zwischen den Bauschritten wertvolle Informationen auf der Strecke. Migriert wurden Daten, wenn überhaupt, in „Handarbeit“ – Kosten, Zeitaufwand und Fehlergefahr inklusive. Diese Datensilos sprengten Budgets, verzögerten den Baufortschritt und führten zu verschenkten Nachhaltigkeitspotenzialen.
OPEN BIM – eine gemeinsame Sprache des Bauens Gefragt ist also ein durchgängiger Datenfluss über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks: von der Skizze bis zum Rückbauplan. Eine solche 360°-Digitalisierung gelingt nur mit einem übergreifenden, neutralen Datenfundament. Dafür engagiert sich das führende AEC/O-Unternehmen Nemetschek gemeinsam mit anderen großen Software-Playern sowie der gemeinnützigen Organisation buildingSMART International seit
„grüner Stahl“ herstellen lassen. Das Bauen mit Stahl wird dadurch bei einem ökobilanziellen Vergleich gegenüber anderen Bauweisen noch einmal deutlich attraktiver.
Ein weiterer Nachhaltigkeitsansatz in der Baubranche ist es, gebrauchte Bauteile direkt wiederzuverwenden. Inwiefern ist das mit Stahlbauteilen möglich? Eine Kreislaufwirtschaft ohne den Zwischenschritt Recycling ist mit Stahl schon heute ideal umsetzbar. Die Wiederverwendung von gebrauchten Stahlbauteilen, zum Beispiel die Demontage einer alten Stahlkonstruktion und die Neumontage in einem aktuellen Stahlbauprojekt, stellt einen sofort umsetzbaren und wirkungsvollen Schritt zur Verbesserung der CO2-Bilanz dar. Auch hier punktet Stahl gegenüber anderen
Baustoffen durch seine geradezu perfekten Eigenschaften. Denn Stahlkonstruktionen sind mit ihren lösbaren Verbindungen und den oft standardisierten Bauteilen sowie den genormten Trägerabmessungen besonders für die Wiederverwendung geeignet. Die Herausforderung ist allenfalls, die Regeln zu beachten, die Rechtssicherheit schaffen. Wenn man diese Hürden nimmt und gebrauchten Stahl wiedereinsetzt, ist der Einsatz sofort nahezu CO2-frei. Wir als Verband setzen uns dafür ein, die Wiederverwendung von Stahlbauteilen zu vereinfachen. Heute eingebauter Baustahl wird garantiert CO2-neutral recycelt oder direkt wiederverwendet. Das ist der Grundgedanke jeder Nachhaltigkeitsstrategie: den zukünftigen Generationen Wertvolles hinterlassen, statt unlösbare Probleme.

2012 in der Initiative OPEN BIM (Building Information Modeling). Sie zielt darauf ab, alle relevanten Daten über ein Bauwerk in einem offenen Dateiformat zu konsolidieren und in den Kontext des 3D-CAD-Gebäudemodells zu setzen. So sind alle architektonischen, kaufmännischen und ESGbezogenen Fakten sowie EchtzeitSensordaten in einem Datenpaket gebündelt, das verlustfrei von Projektphase zu Projektphase wandert. Ein aktuelles digitales Modell, angereichert mit EchtzeitDaten – genau das versteht man unter einem Digitalen Zwilling.
Digitale Zwillinge und KI: Dreamteam für das Bauen der Zukunft Der Digitale Zwilling adressiert den Umstand, dass Gebäude keine statischen Objekte, sondern lebende Ökosysteme sind. Sie entwickeln sich stetig weiter – durch
Umbauten auf physischer Ebene und durch neue Softwaretools und Informationen auf Datenebene. Ohne eine gemeinsame Basis lässt sich diese Evolution nur schwer nachvollziehen. Dabei ist, gerade im Zuge von Nachhaltigkeitsinitiativen, lückenlose Transparenz zum Gebäude gefragt: Welche Materialien wurden wo in welcher Quantität verbaut? Wie wirkt sich die Position von Fenstern oder HLK-Anlagen auf die CO2-Bilanz aus? Was muss bei einer Sanierung beachtet werden? Diese und viele weitere Fragen lassen sich anhand eines digitalen Abbilds der gebauten Realität mit wenigen Klicks beantworten.
Eine saubere Datenbasis öffnet die Tore für eine weitere Zukunftstechnologie: Künstliche Intelligenz (KI). Auch hier bleibt die Nemetschek Group ihrer Pionierrolle treu. Wie können wir mit KI aus der enormen Datenmenge, die über
den Lebenszyklus eines Bauwerks anfällt, wertvolle Informationen gewinnen? Damit beschäftigt sich das 2020 gegründete Georg Nemetschek Institut (GNI). Geforscht wird dabei direkt im Bauprozess. Die KI-Systeme werden mit Daten direkt von der Baustelle gespeist, beispielsweise Aufnahmen von Kran-Kameras. Damit lassen sich Materialflüsse nachverfolgen und der Projektfortschritt datenbasiert prognostizieren. Über den Lebenszyklus eines Bauwerks beschleunigt KI komplexe Entscheidungen und hilft, das Effizienz- und Nachhaltigkeitspotenzial in jedem Projektschritt auszuschöpfen. Daten sind das neue Gold – dieser Slogan gilt auch für die Bauindustrie. Interoperable Kollaborationstools, KI-Systeme und Digitale Zwillinge lenken die Daten in die richtigen Bahnen: für ein wirtschaftlicheres, nachhaltigeres und intelligenteres Bauen.
Nachhaltige Mobilität ist zum Wohl aller
Wir wollen lebenswerte Städte für alle. Städte, mit Grün, mit guter Luft und wenig Lärm, mit attraktiven Orten zum Aufhalten, Wohnen und Arbeiten. Die Verkehrswende in unseren Städten leistet dazu wichtige Beiträge.
Das Konzept der autogerechten Stadt ist nicht das Konzept der Zukunft. Wir brauchen mehr Platz für Begegnungen von Menschen und für alternative Mobilitätsarten. Der Trend ist klar: Das Herzstück in den Städten muss der Umweltverbund sein, der öffentliche Nahverkehr, das Radfahren und Zufußgehen. Damit das gelingt, müssen wir den Menschen Angebote für Alternativen zum Auto machen und nicht die Restriktionen in den Vordergrund stellen. Die Angebote müssen attraktiv sein und der Nahverkehr bezahlbar bleiben. Das Deutschlandticket zeigt, dass mehr Menschen umsteigen wollen. Immer mehr sind auch mit dem Fahrrad unterwegs. Was passiert, wenn wir einzelne Straßen für den motorisierten Verkehr sperren? Das haben wir während der Corona-Jahre in zahlreichen Städten erlebt: Spielstraßen, Pop-up-Radwege, neue Aufenthaltsflächen wurden erprobt und haben sich ganz überwiegend bewährt. Und das Ausprobieren geht weiter: So hat zum Beispiel die Landeshauptstadt Saarbrücken in den Sommermonaten zwei
Straßen zeitweise gesperrt. Das gab Platz für Kinderprogramm, Grillfest und sogar öffentliche Yoga-Stunden.
Natürlich geht es nicht darum, Autos ganz aus den Städten zu verdrängen – alle, die auf das Auto angewiesen sind, werden auch in Zukunft in die Städte kommen können. Und auch die Anlieferung wird gesichert sein. Aber wir brauchen intelligente Verkehrsmodelle, die dafür sorgen, dass unnötige Fahrten durch die Innenstadt vermieden werden.
Nachhaltige Mobilität ist zum Wohl aller. In den vergangenen Jahren hat sich zum Beispiel die Luftqualität deutlich verbessert. Die Städte haben hierfür erhebliche Kraftanstrengungen unternommen und halten inzwischen fast flächendeckend die geltenden Grenzwerte für Stickstoffoxide und Feinstaub ein. Und auch die Klimaanpassung fordert Veränderungen in der Stadtgestaltung ein. Flächen, auch Parkplätze, werden entsiegelt, zusätzliche Bäume gepflanzt. Das dient als Schutz vor Überschwemmungen und kühlt die Städte in heißen Sommern ab.

Die Städte tun viel für den Wandel, im Kleinen wie im Großen. In vielen Städten gibt’s an Ampeln Vorrang für Busse und Bahnen. Etliche Städte stellen ihre Flotten aus Bussen und Nutzfahrzeugen auf umweltfreundliche Antriebe wie Elektro oder Wasserstoff um. Viele Städte bauen den ÖPNV aus und machen das Radfahren auf eigenen Spuren sicherer. Wenn wir unsere Klimaziele in Deutschland erreichen und den
Ausstoß von Klimagasen verringern oder gar auf null bringen wollen, muss der Sektor Verkehr viel mehr als bisher dazu beitragen. Was dafür immer noch fehlt: mehr Handlungsspielräume für die Städte, den Stadtverkehr menschen- und umweltverträglich zu organisieren. Die Städte sollten zum Beispiel selbst darüber entscheiden können, wann und wo Tempo 30 gefahren werden soll für mehr Verkehrssicherheit, aber
auch für einen flüssigeren und leiseren Verkehr. Die Städte sollten auch rechtssicher entscheiden können, ob Autos, die besonders viel Platz einnehmen, mehr Parkgebühren zahlen müssen. Denn die Städte kennen die Gegebenheiten und die Bedürfnisse vor Ort. Sie brauchen die Freiheit, zu entscheiden, was sinnvoll ist. Mehr Lebensqualität für alle ist das Ziel. Deshalb darf die Novelle des Straßenverkehrsgesetzes nicht weiter auf Eis liegen. Bundestag und Bundesregierung sollten den Vermittlungsausschuss anrufen, um die Novelle wieder in die Spur zu bringen. Ohne ein modernes Straßenverkehrsgesetz kann die Verkehrswende in den Städten nicht gelingen. Eines dürfen wir trotzdem nicht vergessen: Die Verkehrswende ist teuer. Moderne Busse und Bahnen, engere Taktung und Verzahnung im Nahverkehr, bessere Verbindungen ins Umland, digitale Verkehrslenkung – all das braucht eine gute finanzielle Ausstattung durch Bund und Länder. Denn das sind Investitionen in eine nachhaltige Zukunft.
E-Mobilität im ÖPNV Der Stadtverkehr von morgen fährt elektrisch
Die Bayerischen Kabelwerke AG (Bayka) bringen die E-Mobilität mit passenden Kabellösungen voran
Der Klimawandel ist in aller Munde und spielt auch in Bezug auf den ÖPNV eine immer wichtigere Rolle. Während Straßenbahnen, U-Bahnen und Trambahnen schon lange elektrisch betrieben werden, sind nun auch zunehmend Lösungen für den städtischen Busverkehr gefragt. Da städtische Schienenbahn-Systeme schon lange DC-Netze verwenden, kann das die Integration der neuen E-Mobilität, welche auch mit Gleichstrom betrieben wird, etwas vereinfachen. Besonders in
deutschen Großstädten und Ballungszentren befinden sich bereits einige Projekte in Planung und Umsetzung, um sich in Zukunft komplett von Verbrennermotoren in Bussen verabschieden zu können. So haben sich beispielsweise die Berliner Verkehrsbetriebe das Ziel gesetzt, bis 2030 den gesamten Fuhrpark auf Elektroantrieb umzustellen. Die Grundlage für die Stromnetze von morgen, die mit deutlich höheren Lasten konfrontiert sein werden, muss heute gelegt werden. Dafür sind langlebige Starkstromkabel vonnöten, die auch künftige – vielleicht noch gar nicht abzusehende – Lastspitzen übertragen können.

Die Bayerische Kabelwerke AG (Bayka) in Roth liefert hierfür die passenden Kabellösungen. Zudem müssen die Planenden viele weitere Faktoren bedenken, um das Projekt eBus im ÖPNV erfolgreich umzusetzen. So muss beispielsweise den im ÖPNV herrschenden rauen und witterungsintensiven Einflüssen Rechnung getragen werden: Streusalze, Öle sowie erhöhte Ozonbelastungen müssen berücksichtigt werden, wenn solche

e-Mobilitäts-Konzepte entstehen. Die verwendeten Materialien, unter ihnen natürlich auch die Kabel, müssen im Personenverkehr hohen Brandschutzanforderungen entsprechen. Auch die Frage nach der passenden LadeInfrastruktur muss individuell beantwortet werden: Wo und wie können konduktive Ladepunkte für den eBus entstehen? Sind die konduktiven Ladepunkte stationär (Ladepunkt im eBus-Depot) oder dynamisch (DockingStation) an der Tram-Strecke? Idealerweise muss sich die zunehmende e-Mobilität und die damit wachsende Ladeinfrastruktur nahtlos einreihen lassen. All das erfordert durchdachte Kabellösungen, die auf die Anforderungen elektrischer Fahrzeuge im ÖPNV ausgelegt sind. Die Kabelexperten der Bayka unterstützen mit ihrem
ILLUSTRATION: CONNECTVECTOR/SHUTTERSTOCK
Fachwissen gern bei der Planung und Umsetzung solcher Kabellösungen.
Zum wachsenden Elektrofuhrpark in den städtischen und regionalen Verkehrsbetrieben kommt dann natürlich noch der steigende Anteil an elektrischen Privatfahrzeugen hinzu, und auch eFahrzeuge von Car Sharing-Anbietern müssen in der Lade-Infrastruktur berücksichtigt werden. Die Lösung liegt in einem intelligenten Lastmanagement. Die Experten von Bayka beraten sowohl Entscheidungsträger im kommunalen Sektor als auch Ansprechpartner, die Fragen zur PKW-Ladestruktur haben und bieten die passenden Kabellösungen – und unterstützen so effektiv den dringend notwendigen Ausbau der E-Mobilität.
Nachhaltige Mobilitätskonzepte –„Ohne funktionierenden ÖPNV
keine Verkehrswende!“
Im Interview mit uns spricht Prof. Dr. Harry Wagner über die Wichtigkeit von funktionierenden ÖPNV-Systemen und neuen Ansätzen und Konzepten für die Mobilität der Zukunft.
Text Miriam HähnelHerr Prof. Wagner, gerade in Großstädten und Ballungszentren spielen intelligente und für Nutzer attraktive ÖPNVAngebote eine entscheidende Rolle. Wie sieht ein zukunftsfähiges und nachhaltiges ÖPNVKonzept aus?
Die derzeitigen Streiks zeigen uns in aller Dringlichkeit, wie wichtig ein funktionierendes ÖPNV-Konzept ist. Wenn über die Mobilitätswende und den Klimaschutz mit Ernsthaftigkeit gesprochen wird, ist das nur mit einem funktionierenden ÖPNV-Netz zu erreichen. Man muss dafür einerseits in den ÖPNV investieren und darf andererseits nicht erwarten, dass er profitabel ist. Rechnen werden sich diese Investitionen aber trotzdem, denn wenn der ÖPNV flexibel und an die Bedürfnisse der Menschen angepasst ist, werden sie diesen auch nutzen und es kann an anderen Stellen gespart werden. Es sind

z. B. weniger Umgehungsstraßen, Brücken, Tunnels vonnöten. Dieser Zusammenhang wird mir viel zu selten hergestellt. Solche am Bürger ausgerichteten ÖPNV-Konzepte können von Stadt zu Stadt ganz unterschiedlich aussehen. Man muss sich immer die Ist-Situation anschauen und diese an die Bedürfnisse der Menschen anpassen: Welche
Verbindungen und Angebote fehlen, um den Menschen eine Seamless Mobility anbieten zu können? Erst wenn diese nahtlosen Mobilitätskonzepte entstehen, werden Menschen verstärkt vom Auto auf den ÖPNV umsteigen. Dazu können zusätzliche tangentiale Verbindungen in Städten oder Mitnahmemöglichkeiten für das Fahrrad oder den E-Roller gehören. Die Menschen müssen einen höheren Wert im Transport via ÖPNV sehen, weil sie wissen, dass sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln flexibler, schneller und nahtloser ans Ziel kommen.
Ein Ansatzpunkt, um Verkehrslücken zu schließen und den Straßen- und Schienenverkehr zu entlasten, sind urbane Seilbahnsysteme. Das BMDV hat dieses Potenzial erkannt und unterstützt Kommunen bei der Umsetzung. Wie können
solche Projekte zur Realisierung der Verkehrswende beitragen?
Urbane Seilbahnsysteme können bis zu 90% gefördert werden, das wissen leider immer noch zu wenige Entscheidungsträger. Geeignet sind solche Systeme für Strecken, die eine Auslastung von bis zu 5.000 Personen pro Stunde aufweisen. Zudem haben sie entscheidende Vorteile: Die Kosten pro Kilometer belaufen sich auf 7 bis 8 Mio. Euro, bei der U-Bahn liegen wir bei etwa 200 Mio. Zudem ist ein Seilbahnprojekt in 24 Monaten durchprojektiert, ein U-Bahn-Projekt dauert 20 Jahre. Das sind Fakten, bei denen es sich lohnt, mögliche Strecken für Seilbahnsysteme zu evaluieren. Zudem ist eine Seilbahn vollkommen nachhaltig und kann mit Strom aus regenerierbaren Energiequellen betrieben werden. Die Faktoren Nachhaltigkeit,
Preis, Projektierungsdauer und Fördermöglichkeiten sind also schlagende Argumente für urbane Seilbahnsysteme als integraler Teil des ÖPNV-Netzes.
Der Straßenverkehr wird weiterhin ein wichtiger Faktor bleiben, aber es sind innovative Konzepte nötig, um auch hier zukunftsfähig zu bleiben. Sie haben an der Entwicklung des Brenner-Slotsystems mitgewirkt. Wie können solche Konzepte helfen, um den Verkehr auf vielbefahrenen Strecken zielführend zu regeln?
Wir wissen, dass wir auf den Straßen eine gewisse Kapazität für eine bestimmte Menge an Fahrzeugen haben, ohne dass der Verkehr zum Erliegen kommt. Nachts ist der Brenner meist leer, während es tagsüber zu langen Staus kommt. Mit einem SlotSystem wird die vorhandene Kapazität gleichmäßig aufgeteilt und Peaks vermieden. Das Slot-System soll weiter zur Nivellierung beitragen, damit freie Kapazitäten auf der Strecke auch genutzt werden. Das bringt am Ende für alle Verkehrsteilnehmer einen großen Nutzen, da der Verkehr kontrolliert im Fluss bleibt und kilometerlange Staus vermieden werden. Nun müssen sich nur noch die drei Länder Deutschland, Österreich und Italien einigen, damit das Konzept auch umgesetzt werden kann.














Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit BKW ENGINEERING entstanden.
Netzwerkplanung bedeutet: Gemeinsam die Zukunft gestalten
Die BKW Engineering AG ist ein modernes Netzwerk von rund 4.000 Architekten und Ingenieuren in Europa. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, für die Zukunft aktiv Verantwortung zu übernehmen und „Stärke durch Gemeinschaft“ zu entwickeln. Als Tochter der Schweizer BKW AG, die mittels Wasser-, Solar- und Windkraftwerken saubere Energie erzeugt und die Verfügbarkeit durch eigene Versorgungsnetze sichert, hat das Engineering-Netzwerk zwölf Fachlinien und zahlreiche Spezialkompetenzen. Der Bauwirtschaft werden damit in den Sparten Hochbau, Infrastruktur und Consulting alle erforderlichen Planungs- und Beratungsleistungen angeboten.
Text Charlie SchröderBei der Realisierung von zukunftsfähigen Infrastrukturen und Gebäuden sind verschiedene Faktoren zu beachten. Ihr Netzwerk vereint aus diesem Grund Experten aus verschiedenen Bereichen. Welche Vorteile bietet das bei der Umsetzung komplexer Bauvorhaben?
„Die Anforderungen an die Bauwirtschaft haben sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Die Lösung für die Herausforderungen von morgen, ist „Stärke durch Gemeinschaft“. Alle Netzwerkpartner bringen ihre jeweilige Fachkompetenz frühzeitig in das Projekt ein, was für uns immer an erster Stelle steht.
Wenn Bau- und Planungsprojekte eine gewisse Komplexität aufweisen (und das ist keine Frage wirtschaftlicher Projektgröße und Gebäudevolumen) darf keine Zeit damit vergeudet werden, zu klären, wer, wofür, bis wann zuständig ist.
Wenn Netzwerkpartner in einem Projekt gemeinsame Erfahrungen und Kompetenzen zusammenbringen, dann entsteht ein Mehrwert für den Auftraggeber und es sinkt das Risiko durch unnötige Reibungsverluste Zeit und Geld zu verlieren. Netzwerkplanung basiert auf Kollaboration mit gemeinsamer Vision, denn da braucht niemand erst einmal zu diskutieren und sich später dann zu einigen, sondern die Performance von Netzwerkpartnern beginnt bereits zum Projektstart.“
Welche innovativen Ansätze verfolgen Sie in Ihrem Netzwerk konkret, um Konzepte für zukunftsfähige Lebensräume für die dort lebenden und arbeitenden Menschen zu schaffen?
„Unsere Kernwerte sind klimagerecht, lebenswert, zukunftweisend und gemeinwohlorientiert zu planen und zu beraten. Das heißt, Verantwortung für die eigene Arbeit übernehmen und bewusst die Nähe und Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten zu suchen. Es gibt in der Bauwirtschaft zunehmend IPA- oder IPDAbwicklungskonzepte bzw. sogenannte Allianzmodelle, um projektbeteiligte Planer, Ausführende und Auftraggeber zu ganzheitlichen Projektgruppen zusammenzuführen. Das Geschäftsmodell eines Netzwerkplaners bündelt Kompetenzen in einer gemeinsamen Organisation, um resistente und
resiliente Arbeitsstrukturen zu schaffen.
Wir gehen als BKW Engineering zudem hierbei einen neuen Weg, da wir die kulturelle Vielfalt von Architektur- und Ingenieurwissenschaften als ein hohes Gut betrachten. Für uns ist die Eigenständigkeit unserer Netzwerkpartner das kreative Potenzial der Zukunft, um lebenswerte Lebensräume zu schaffen. Wir verfolgen daher die Idee einer „Shared Design Economy“, in der Leistungen und Kompetenzen in einem Netzwerk aktiv geteilt werden und dadurch Qualitäten gesteigert, Risiken gemindert und Chancen konsequent genutzt werden können. Umfassende Shared Services entlasten unsere Partner.
Bei der Projektierung und Realisierung solcher Projekte spielt das Thema Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Wie können Umwelt und Ressourcen sowohl beim Bau als auch später im Betrieb der Gebäude geschont werden?
„Architektur und Energie sind heutzutage untrennbar miteinander verbunden. Nachdem wir jahrzehntelang durch Effizienzsteigerung versucht haben, Energie einzusparen, sind wir nun an einem Wendepunkt angekommen. Aufgrund des hohen Ressourcenverbrauchs der vergangenen Dekaden ist ein „Weiter so…“ für uns keine Option mehr
Ich habe mir als CEO vorgenommen, durch den Aufbau einer Shared Design Economy neue Wege zu gehen und die Eigenständigkeit unserer Netzwerkpartner zu unterstützen.
Martin Fecke CEO BKW Engineeringund ein „Ja, ABER…“ auch keine nachhaltige Argumentation. Daher streben wir die Begrenzung technischer Ausstattung auf ein verantwortbares Maß an. Die CO2-reduzierenden Maßnahmen wirken sich auf die Auswahl der verwendeten Materialien, der Energieträger und ihrer Gebäudetechnik aus. Wir verfolgen daher in

allen Tätigkeitsbereichen kreislaufwirtschaftliche Planungsaspekte, sofern die Projektbeteiligten und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dafür gegeben sind. Zum Beispiel: Maximale Rückbaufähigkeit, um die verwendeten Baustoffe als spätere Sekundärrohstoffe verfügbar zu halten. Dokumentation der verwendeten Materialien inklusive ihrer Deklaration. Die Förderung des seriellen Bauens, um durch eine Steigerung der Vorfertigung, Arbeitskraft am Entstehungsort zu halten, Arbeitsplätze dort zu sichern und letztendlich am Projektstandort „schneller und sauberer“ zu bauen.
Gebäude verbrauchen in ihrem Lebensverlauf mehr Wirtschaftskraft als im Zuge ihrer Investition und Entstehung. Daher achten wir auf die Lebenszykluskosten und den technischen wie auch nutzungsspezifischen Gebäudebetrieb.“
Ihr umfassendes Nachhaltigkeitskonzept supergreen® geht noch einen Schritt weiter. Können Sie uns mehr zu diesem Ansatz erzählen?
Mit supergreen® fasst unser Netzwerkpartner Christoph Ingenhoven seine Haltung zur Verbindung von Architektur und Nachhaltigkeit zusammen. Dies ist die Kernkompetenz unseres Teams ingenhoven associates. Ihre Architektur ist ein ganzheitliches System an Erfahrungen und Erkenntnissen sowie Ansprüchen an klimagerechtes, zukunftsweisendes Bauen, das sich permanent weiterentwickelt und die höchsten jeweils geltenden Standards nach
Möglichkeit sogar übertrifft. Häufig wird Christoph Ingenhoven die Frage nach dem „richtigen“ Bauen gestellt? Und seit Jahrzehnten wird die Antwort auf diese einfache wie komplexe Frage weiter optimiert. Als ganzheitlich agierende Architekten haben ingenhoven associates mit supergreen® eigene, zentrale Parameter definiert: Neben Klimaneutralität für das Betreiben und das Errichten von Gebäuden, zählt darüber hinaus das Konzept „Replacement“ eine wichtige Rolle. Diese spannende Idee bedeutet der Erde idealerweise die Biokapazität durch dasselbe Gebäude zurückzugeben, die ihr durch das Bauen zunächst weggenommen wird. Oder die gleichzeitige Schaffung öffentlicher Räume durch die entstehende Architektur selbst, ist ein weiteres essentielles Anliegen. Sozusagen „extracurricular“ wird hierbei für die Gesellschaft (im Sinne einer gemeinwohlorientierten Grundhaltung) ein räumlicher Mehrwert „für alle“ erzeugt. Über das Entwerfen resilienter Gebäude wird grundsätzlich angestrebt, die heute spürbaren Folgen der Klimaerwärmung, so weit mit den Mittel der Architektur möglich, aufzufangen.
In welchen Bereichen sehen Sie die größten Potenziale, um sowohl neue als auch bestehende Gebäude und Infrastrukturen zukunftsfähig zu machen?
„Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Bauen im Bestand sind die
Martin Fecke ist seit 2022 CEO von BKW Engineering. Mit rund 4.000 Mitarbeitenden ist BKW Engineering – Network of Excellence® eines der führenden Netzwerke für die Entwicklung, Planung und Beratung von komplexen Gebäude- und Infrastrukturprojekten in der DACH-Region. Das Netzwerk ist Teil der Schweizer BKW Gruppe, einem international tätigen Energie- und Infrastrukturunternehmen mit rund 12.000 Mitarbeitenden.
Weitere Informationen finden Sie unter: bkw-engineering.com
richtungsweisenden Ziele der Bauwirtschaft. Das bedeutet nicht das Ende des Neubaus, sondern eine veränderte Wertschätzung des baulichen Bestandes als „graue Energie“.
Eine moderne Nachhaltigkeit ist nicht nur ökologisch, CO2reduziert und energieeffizient, sondern „BlueDESIGN“ steht für einen ganzheitlichen Ansatz, der z.B. auch durch ein verändertes Miteinander im Bauen versucht, verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen und über einen wertschätzenden wie respektvollen fachlichen Umgang (selbstverständlich auch in schwierigen Zeiten, die nahezu jedes Bauprojekt mit sich bringt), den gemeinsamen Fokus „Project First“ nicht aus den Augen zu verlieren.
„Wir machen Lebensräume lebenswert“ ist dabei zentraler Leitgedanke, den wir gerne mit unseren Auftraggebern und Kunden teilen, damit ein Mehrwert für alle entstehen kann, weil sich jeder gerne engagiert und nur in Lösungen denkt.
Wir suchen die Initiative zur Innovation, aber favorisieren stets einfache Lösungen und bleiben zu jedem Zeitpunkt unternehmerisch. Die stärkste Veränderung in der Baubranche wird jedoch aus der digitalen Transformation kommen, die sich nicht nur als dreidimensionale SoftwareLösung BIM darstellt, sondern durch einen verantwortungsvollen Umgang mit KI-Assistenzsystemen, die Arbeit von „Mensch und Maschine“ erleichtern soll. Wir freuen uns auf die Zukunft.“
Digital und vernetzt: Know-how für die Stadt der Zukunft
Weltweit werden Städte smart. Dahinter verbergen sich vielfältige Maßnahmen, die zusammengehören: Städte vernetzen ihren öffentlichen Nahverkehr mit privaten Angeboten, bauen die Infrastruktur für Elektromobilität aus, stellen ihre Verwaltung von analog auf digital um und machen durch digitale Bildungsangebote die Schulen fit für das 21. Jahrhundert.
Text Michael PfefferleWas haben Amsterdam, Helsinki oder Kopenhagen gemeinsam? Sie haben bereits vor Jahren klug in digitale Infrastruktur investiert. Wenn auch zögerlich, machen zudem deutschen Kommunen zunehmend von Chancen der Digitalisierung Gebrauch. KitaPlätze können online beantragt werden, ÖPNV und Taxi lassen sich in einer App buchen oder neue Quartiere werden mit urbanen digitalen Zwillingen geplant. Was dabei häufig vergessen wird: Digitale Städte bedeuten nicht nur den Einsatz modernster Technologien, sondern es geht um die Menschen, wie zum Beispiel die Einbindung und Befähigung von Bürgerinnen und Bürgern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung. Daher kommt der Vermittlung von Digitalkompetenz und der digitalen Teilhabe für alle eine große

Bedeutung zu. Mit der voranschreitenden Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche wird die Möglichkeit zur digitalen Teilhabe immer mehr zur Grundvoraussetzung für eine umfassende gesellschaftliche Integration. Zugleich eröffnen digitale Technologien vielen Menschen die Chance auf eine erhöhte Beteiligung an politischen, wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Prozessen.
Wie es um die Digitalisierung von Verwaltung, Mobilität, Gesellschaft und Infrastruktur steht, untersucht jährlich der Smart City Index, das deutschlandweite Digital-Ranking der 81 Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Und mit Blick auf die digitale Teilhabe gibt es gute Nachrichten. 9 von 10 Städten haben Maßnahmen ergriffen, um die digitale Teilhabe älterer Menschen zu verbessern. In 89 Prozent dieser Städte gibt es Digitalmentorinnen oder -mentoren sowie Anlaufstellen, insbesondere für ältere Menschen und andere Personen mit geringer Digitalkompetenz.
Doch auch bei den Bediensteten von Städten und Behörden sowie den Schulen bedarf es ein Update in Kompetenzen, um mit modernsten Qualifikationsmaßnahmen die digitale Transformation zu gestalten. Dazu gehören Know-how zu digitalen Prozessen, New Work oder Cloud
aber auch Kenntnisse zu den Herausforderungen von Informationssicherheit, Datenschutz und Cybersicherheit. So sollen moderne und digitale Schulen Schülerinnen und Schüler nicht nur mit modernsten Lernmethoden auf das Leben nach der Schule vorbereiten, sondern auch Interesse an der Digitalisierung wecken. Schließlich kommt kaum ein Beruf mehr ohne IT-Skills und Digitalkompetenz aus. Hier gibt es noch großes Entwicklungspotenzial. Selbst viele deutsche Großstädte lassen Lehrerinnen und Lehrer, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung allein, wenn es darum geht, sich Wissen rund um die Digitalisierung anzueignen. Nur in knapp der Hälfte der Großstädte steht ein Budget zur Verfügung, um alle Schulen in Bezug auf Digitalthemen zu beraten und weiterzubilden. Ebenso haben lediglich 57 Prozent
der Großstädte ein verbindliches Weiterbildungskonzept für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, um Digitalkompetenzen zu vermitteln.
Die Zukunft der Städte ist digital. Um sie zu gestalten, sollten die Verantwortlichen zum einen die Kompetenzen rund um das Thema Digitalisierung in der Stadtverwaltung bündeln. Es muss klare Verantwortungen geben – verbunden mit hohen Kompetenzen und den nötigen Ressourcen. Und zweitens sollte ein Netzwerk aus lokaler Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aufgebaut werden – und vor allem auch Best Practices aus anderen Städten, anderen Regionen und Ländern übernommen werden. Die Zeit, in der jeder mit immer neuen Pilotprojekten das digitale Rad neu erfinden will, sollten der Vergangenheit angehören, jetzt gilt es, die vielen Erfolgsgeschichten in die Breite zu bringen.













































































