Die AGA im Kindes- und Jugendalter der Deutschen Adipositas-Gesellschaft betont: „Kinder brauchen Unterstützung, keine Schuldzuweisung.“ 04
Reizdarmsyndrom
Doreen Oelschläger plädiert für einen offenen Umgang mit Verdauungsproblemen. 08
06
“NATÜRLICH HATTE ICH AUCH MANCHMAL BEDENKEN, SPORTLICH NICHT MITHALTEN ZU KÖNNEN.“
Alexander Zverev im Interview über seinen Weg zur Weltspitze des Tennissports – mit Diabetes.
EIN GUTES Bauchgefuhl ..
VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT
DIESER AUSGABE DEZEMBER 2025
Gulaim Steinrötter Unsere Körpermitte reagiert auf unsere Ernährung und auf unsere Gefühlswelt schockierend schnell und schamlos. Diese Ausgabe soll Mut machen und zu einem offenen Austausch über Verdauungsbeschwerden anregen.
IN DIESER AUSGABE
04
Gesund kochen und zuckerarm backen Tipps von Dr. Kiran Virmani, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
09
Mein Leben mit Colitis ulcerosa Mila Quirin über ihr persönlichstes Buch "Darmtastisch - Von Durchfall bis Durchblick". 10
Früherkennung von Darmkrebs
Prof. Dr. Heidrun Theiss von der Felix Burda Stiftung erklärt im Interview, weshalb Vorsorgeuntersuchungen so wichtig sind.
Alle Artikel, die mit “In Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet sind, sind keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag Deutschland GmbH. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Magen & Darm
IM EINKLANG
Text Michaela Axt-Gadermann
Unser Bauch ist weit mehr als nur ein Ort der Verdauung – er ist ein Zentrum unseres Wohlbefindens. Hier entscheidet sich, ob wir uns energiegeladen, ausgeglichen und gesund fühlen oder müde, gestresst und ausgelaugt. Mit der Kampagne „Ein gutes Bauchgefühl“ möchten wir das Bewusstsein dafür stärken, wie wichtig eine gesunde Verdauung und ein achtsamer Umgang mit unserem Körper sind – von der Kindheit bis ins Seniorenalter.
Eine ausgewogene Ernährung ist dabei der Schlüssel: Sie versorgt uns nicht nur mit Nährstoffen, sondern hält auch unser Mikrobiom – die unzähligen Bakterien in unserem Darm – in Balance. Dieses unsichtbare Ökosystem aus Billionen von Mikroorganismen beeinflusst unsere Verdauung, unser Immunsystem, unsere Hormone und sogar unsere Stimmung. Wer gut und vor allem ballaststoffreich isst, tut also nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele etwas Gutes.
Experten und Betroffenen helfen dabei, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu steigern.
Und noch eine ganz wichtige Empfehlung: Gehen Sie regelmäßig zur Darmspiegelung. Ja, so eine Koloskopie ist keine Wellnessbehandlung, aber Darmkrebsvorsorge rettet Leben. Regelmäßige Untersuchungen können frühzeitig Veränderungen erkennen und beseitigen – oft lange, bevor Darmkrebs entsteht. Wer Verantwortung für seine Gesundheit übernimmt, handelt für sich und seine Zukunft.
Um seine Gesundheit sollte man sich schon früh kümmern, Risikofaktoren rechtzeitig beseitigen und nicht warten, bis sich die ersten Beschwerden bemerkbar machen. Adipositas im Kindes- und Jugendalter ist zu einer der größten Herausforderungen unserer Zeit geworden. Mit gezielter Prävention und Früherkennung können wir Übergewicht und seine Folgen vermeiden – und jungen Menschen helfen, ein gesundes Verhältnis zu Ernährung und Bewegung zu entwickeln. Auch Menschen, die bereits mit einer chronischen Erkrankung leben, zeigen, dass man trotz Herausforderungen ein erfülltes Leben führen kann. Alexander Zverev, einer der besten Tennisspieler der Welt, lebt seit seiner Kindheit mit Diabetes Typ 1. Im Interview berichtet er, wie Disziplin, Selbstmanagement und ein positives Mindset ihn stark gemacht haben – auf und neben dem Platz.
Für viele ist der Alltag mit Reizdarm oder chronischentzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Colitis ulcerosa eine ständige Herausforderung. Praktische Tipps von
“GEHEN SIE REGELMÄSSIG ZUR DARMSPIEGELUNG. JA, SO EINE KOLOSKOPIE IST KEINE WELLNESSBEHANDLUNG, ABER DARMKREBSVORSORGE RETTET LEBEN.“
Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann Ernährungs- und Sportmedizinerin, Dermatologin und Professorin für Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg
Mit dieser Kampagne möchten wir Mut machen, Wissen teilen und dazu inspirieren, auf das eigene Bauchgefühl zu hören – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn ein gesunder Darm ist die Basis für unsere Gesamtgesundheit.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.gesund-mit-darm.de und www.mikrobiom-fasten.de
DER RESET, DEN UNSER KÖRPER VERGISST –UND WIEDER LERNEN DARF
Die stille Intelligenz unserer Zellen Wir leben in einer Zeit, in der alles schneller wird – Gedanken, Arbeitstage, Ansprüche an uns selbst. Doch etwas in uns hält diesem Tempo kaum stand: unsere Zellen. Sie altern, sie reparieren täglich Schäden, die wir kaum bemerken. Und irgendwann wird spürbar, was wir längst wissen: Gesundheit entsteht nicht im Außen. Sie entsteht in uns – in der kleinsten Einheit unseres Körpers.
sondern das Zentrum unserer Gesundheit. Was dort geschieht, prägt den Stoffwechsel, den Energiehaushalt, das Immunsystem – und unser psychisches Wohlbefinden. Sein Ansatz lebt heute im BLEIB BERG F.X. Mayr Retreat weiter, wo die Erkenntnisse von Prof. Dr. Stossier und die klinische Erfahrung des Ärzteteams um seinen Sohn, Dr. Georg Stossier, in ein modernes Medical Spa Konzept integriert werden.
Dieses seltene Mikroklima und die Ruhe des Berges verbunden mit moderner Diagnostik schaffen einen Ort, an dem der Körper durchatmen und sich neu ausrichten kann.
Longevity neu gedacht
Longevity bedeutet hier nicht, dem Alter hinterherzulaufen. Sondern die eigene Lebenszeit zu verdichten – in Energie, Klarheit und Stabilität.
Die Wissenschaft beschreibt diesen inneren Reparaturmechanismus mit einem Wort: Autophagie. Ein biologisches Aufräumprogramm, das erst dann beginnt, wenn der Körper nicht ständig mit Verdauen, Reagieren und Funktionieren beschäftigt ist. Fasten öffnet diesen Raum und schenkt dem Organismus Zeit für etwas, das er seit Jahrtausenden beherrscht: sich selbst zu erneuern.
“VIELLEICHT IST DER GRÖSSTE LUXUS UNSERER ZEIT NICHT DAS, WAS WIR ANHÄUFEN. SONDERN DAS, WAS WIR WIEDERFINDEN – IN UNS SELBST. EIN NACHHALTIGER RESET FÜR KÖRPER UND GEIST.“
Die Moderne Mayr-Medizin – weitergedacht von Prof. Dr. Harald Stossier
An diesem Punkt setzt die Moderne Mayr-Medizin an – jene medizinische Philosophie, die von Prof. Dr. Harald Stossier über Jahrzehnte weiterentwickelt und international vermittelt wurde. Für ihn ist der Darm nicht nur ein Organ,
Diagnostik vor Diät – ein individueller Reset Der Aufenthalt im BLEIB BERG beginnt nicht mit Regeln, sondern mit Verstehen. Laboranalysen, HRV-Messungen, Stoffwechsel- und Darmdiagnostik bilden die Grundlage für ein präzises, persönliches Regenerationsprogramm. Erst daraus entsteht ein Plan, der den Körper nicht fordert, sondern entlastet. Fasten ist hier kein radikaler Akt. Sondern ein bewusstes Loslassen – metabolisch und mental. Autophagie wird aktiviert, Entzündungsprozesse beruhigen sich, die Zellen beginnen zu reparieren. Viele Gäste berichten von Klarheit im Kopf, erholsamem Schlaf und einer Leichtigkeit, die sich nicht erklären, sondern nur spüren lässt.
Der Ort – ein Berg, der Geschichte hat Im Bleiberger Hochtal, auf 920 Metern Höhe, trifft stille Bergnatur auf jahrhundertealte Geschichte. Wo früher Erz abgebaut wurde, entsteht heute Raum für Regeneration. Das Retreat liegt an einer geologischen Quelle, deren mineralreiches Thermalwasser den Innen- und Außenpool speist. Nur wenige Schritte entfernt, befindet sich der Friedrichstollen – ein Heilklimastollen mit nahezu schadstofffreier, allergenarmer Luft.
Warum Fasten mehr ist als Verzicht. Und warum in Österreich auf 920 Metern über dem Meeresspiegel ein Ort entstanden ist, der Regeneration neu denkt. Gesundheit lässt sich nicht kaufen – aber schenken. Als Erfahrung. Als Zeit. Als Raum, in dem der Körper heilen darf und der Geist zur Ruhe kommt. Eine Woche F.X. Mayr Basic ab 2.300€ p.P. im EZ
I m BLEIB BERG geht es nicht um Askese, sondern um Rückgewinnung: von Ruhe, von Gesundheit, von sich selbst. Und für die Erfahrung und das Wissen, die als spürbare innere Referenz bestehen bleiben und zu Hause weiterwirken. Vielleicht ist der größte Luxus unserer Zeit nicht das, was wir anhäufen. Sondern das, was wir wiederfinden – in uns selbst. Ein nachhaltiger Reset für Körper und Geist.
TIPPS FÜR GESUNDES KOCHEN UND BACKEN
Text Dr. Kiran Virmani, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V.
Auch mit wenig Zeit ist eine gesundheitsfördernde Ernährung umsetzbar. Entscheidend ist hier eine gute Planung. Wer Mahlzeiten im Voraus plant und vorbereitet, also sogenanntes Meal Prepping betreibt, spart Zeit und kann sich zudem ausgewogen und nachhaltig ernähren.
“JE ABWECHSLUNGSREICHER DIE AUSWAHL, DESTO BESSER WIRD DER KÖRPER MIT GESUNDHEITSFÖRDERNDEN INHALTSSTOFFEN VERSORGT.“
Ein bewährter Tipp ist, bei der Mahlzeitenplanung mit Gemüse oder Obst zu beginnen. Was gerade Saison hat, ist meist besonders frisch, nährstoffreich und preisgünstig. Und je abwechslungsreicher die Auswahl, desto besser wird der Körper mit gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen versorgt. Auch tiefgekühlte Ware ist eine gute Alternative, da hier die Vitamine weitgehend erhalten bleiben. Daraus lassen sich viele einfache Gerichte zubereiten, die sich gut vorbereiten und aufbewahren lassen, etwa Suppen, Eintöpfe, Aufläufe oder Salate. Einfache Gerichte wie Overnight Oats oder One-Pot-Rezepte eignen sich ebenfalls. Hilfreich ist es, ein Repertoire an Lieblingsrezepten zu sammeln und sich daraus einen Wochenplan zu erstellen. Eine strukturierte Einkaufsliste und ein Blick in den eigenen Vorrat helfen zusätzlich, Zeit zu sparen und gleichzeitig keine Lebensmittel zu verschwenden.
Wer vorkocht, kann Gerichte portionieren und gut verschlossen für einige Tage im Kühlschrank aufbewahren oder einfrieren. So steht auch an stressigen Tagen eine gesunde Mahlzeit bereit.
Die Adventszeit lockt mit süßer Versuchung. Muss man ihr widerstehen?
Solange die Kalorien- und Nährstoffbilanzen insgesamt stimmen, ist nichts dagegen einzuwenden, Süßigkeiten wie Schokolade oder Kekse gelegentlich in kleinen Mengen zu genießen. Am besten nach einer Hauptmahlzeit – das hilft, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und das Sättigungsgefühl besser wahrzunehmen. Ein bewusster und achtsamer Umgang mit Süßigkeiten, also das Genießen ohne schlechtes Gewissen und das Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse, unterstützen einen gesunden Ernährungsstil.
Alternativen sind frisches Obst und Nüsse. Nüsse liefern zwar auch reichlich Kalorien, sie sättigen allerdings gut und enthalten wertvolle mehrfach ungesättigte Fettsäuren und sind somit gut für die Herzgesundheit. Wer selbst backt, kann die Zuckermenge besser steuern und durch natürliche Zutaten wie getrocknete Früchte oder Gewürze für Aroma und mehr Ballaststoffe sorgen.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.dge.de
PRÄVENTION UND FRÜHERKENNUNG VON ADIPOSITAS IM KINDES- UND JUGENDALTER
Adipositas im Kindes- und Jugendalter ist eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Laut der KiGGS-Studie des RKI sind rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland übergewichtig, etwa sechs Prozent leiden an Adipositas – Tendenz steigend.
Risiken früh erkennen
Die Diagnose Adipositas liegt vor, wenn ein Übermaß an krankmachendem Körperfett vorliegt. Als Maß gilt dazu bei Kindern ebenso wie bei Erwachsenen der Body-Mass-Index (BMI); allerdings gibt es in dieser Altersgruppe keine festen Grenzwerte, sondern ein Perzentilsystem, in dem das jeweilige Alter und Geschlecht berücksichtigt werden. Demnach liegt Übergewicht vor, wenn sich der BMI über der 90. Perzentile befindet, Adipositas oberhalb der 97. Perzentile. Wichtiger als Einzelwerte ist aber der Verlauf. Im Rahmen der U-Untersuchungen werden daher Gewicht, Körpergröße und der BMI routinemäßig dokumentiert. Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte können dabei Familien frühzeitig ansprechen – empathisch und ohne Stigmatisierung – und gemeinsam mögliche Gegenmaßnahmen entwickeln.
Verhalten und vor allem Verhältnisse verändern
Die wirksamste Adipositasprävention beginnt im Alltag. Regelmäßige Bewegung (mindestens 90 Minuten täglich), altersangemessene Medienzeit, strukturierte Mahlzeiten, ausreichender Schlaf und ein stabiles Familienumfeld sind entscheidend. Gleichzeitig müssen auch Rahmenbedingungen stimmen: gesunde Schul- und Kitaverpflegung, bewegungsfreundliche Städte, verlässliche Ernährungsbildung und Beschränkung der Werbung für stark verarbeitete Produkte. Die Zuckersteuer hat sich in vielen Ländern als eine sehr wirksame Maßnahme in der Bekämpfung der Adipositas erwiesen.
Therapie der Adipositas
Grundlage der Therapie ist ein multimodales Konzept bestehend aus Bewegung, Ernährungsbildung und Verhaltenstherapie unter Einbezug der Familie. Ergänzend kann das neue Disease-Management-Programm (DMP) Adipositas im Kindes- und Jugendalter perspektivisch wertvolle Strukturen bieten: standardisierte Diagnostik, Therapieverläufe und Qualitätsmonitoring.
Entstigmatisierung und gesellschaftliche Verantwortung Kinder mit Adipositas erfahren häufig Diskriminierung und Scham. Sprache prägt Wahrnehmung: „Kinder mit Adipositas“ statt „adipöse Kinder“. Die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter der Deutschen Adipositas-Gesellschaft betont: „Kinder brauchen Unterstützung, keine Schuldzuweisung.“ Gesundheitsfachkräfte sollten übergewichtssensibel kommunizieren, Schulen und Kommunen müssen Schutzräume bieten. Die WHO fordert in ihrer globalen Adipositasstrategie 2030, dass alle Mitgliedstaaten Kinderrechte in den Mittelpunkt stellen – weg von Schuld, hin zu Chancengleichheit. Adipositasprävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Früherkennung in der Pädiatrie, Prävention in Familie und Schule, Therapie in interdisziplinären Netzwerken und politische Rahmenbedingungen gehören zusammen. Wenn Bewegung, Ernährung und mentale Gesundheit von Anfang an zusammengedacht werden, kann „ein gesundes Bauchgefühl“ zur Realität werden – für alle Kinder.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.adipositas-gesellschaft.de 4,6 Sterne (114 Bewertungen) auf Amazon
Metabolism Gummies
Dein Bauchgefühl sagt: Ja.
Für einen ausgeglichenen Stoffwechsel, zusammen mit einer Mahlzeit mit erfrischendem Ingwer-Zitronen Geschmack.
Inhaltsstoffe: Inulin (Ballaststoff) ist ein pflanzlicher Ballaststoff, der eine wertvolle Ergänzung zu einer ausgewogenen Ernährung sein kann. Cholin trägt zu einem normalen Fettstoffwechsel und zur Erhaltung der normalen Leberfunktion bei. Chrom trägt zum normalen Stoffwechsel von Makronährstoffen sowie zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels bei.
In Deutschland entwickelt und unabhängig laborgeprüft Jetzt erhältlich auf ur-vi.com , Shop Apotheke, DocMorris & Amazon
Anzeige
Text Christine Joisten, Susann Weihrauch-Blüher und Martin Wabitsch
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig entstanden.
An der Leipziger Universitätsmedizin erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie Körper, Organe, Zellen und Mikroben miteinander sprechen. Unter anderem zeigen Dr. Rima Chakaroun und Dr. Veronica Witte auf, wie nah sich Labor und Leben, Moleküle und Menschen, Bauch und Gehirn tatsächlich sind – und was das alles über unsere Gesundheit und die Möglichkeit personalisierter Therapien verrät.
Katrin Henneberg
Adipositas gilt heute als eine der komplexesten Volkskrankheiten. Lange wurde sie auf Lebensführung reduziert – zu viel, zu fett, zu süß. Doch moderne Stoffwechselforschung zeigt ein anderes Bild: Übergewicht ist kein bloßes Ergebnis von fehlender Willenskraft, sondern Ausdruck biologischer, hormoneller und mikrobieller Prozesse. Am Exzellenzcluster Leipzig Center of Metabolism – LeiCeM der Universität Leipzig arbeiten Forschende daran, diese Mechanismen zu verstehen – und Therapien zu entwickeln, die der Vielfalt der Erkrankung gerecht werden.
Adipositas – ein vernetztes Krankheitsbild Dr. Rima Chakaroun, Ärztin und Forscherin an der Leipziger Universitätsmedizin, untersucht, wie der Stoffwechsel als fein vernetztes System funktioniert – und warum er bei manchen Menschen aus dem Gleichgewicht gerät. Sie betrachtet den Menschen als Metaorganismus: ein Zusammenspiel zwischen menschlichen und mikrobiellen Zellen mit tausenden Botenstoffen, die als Zwischensignale fungieren – wie Metabolite, Proteine, aber auch Hormone. Gemeinsam bestimmen deren Interaktionen über Gesundheit oder Krankheit. Ihr besonderes Interesse gilt dem Zusammenspiel von Mikrobiom, Fettgewebe und Geschlecht. Denn Frauen und Männer unterscheiden sich nicht nur hormonell, sondern auch darin, wie ihr Stoffwechsel auf Ernährung, Medikamente oder Stress reagiert. „Bis 2035 wird voraussichtlich etwa die Hälfte der Bevölkerung an Adipositas leiden“, sagt sie. „Aber jede dieser Geschichten ist anders – und genau das müssen wir verstehen.“
Wie beeinflussen bakterielle Signalstoffe den Hormonhaushalt? Wie entstehen Entzündungen im Fettgewebe? Und wie prägen diese Faktoren die Entstehung von Adipositas? „Es gibt viele biologische Wege, die zu Übergewicht führen – und ebenso viele Wege, daraus wieder herauszufinden.“ Mit Multi-Omics-Analysen –der parallelen Auswertung genetischer, mole kularer und mikrobieller Daten – will sie Muster identifizieren, die künftig individuell zugeschnittene Therapien ermöglichen. Ziel ist eine Medizin, die Unterschiede nutzt: für personalisierte Behandlungen, die die molekulare und geschlechtsspezifische Vielfalt von Adipositas berücksichtigen.
erst jetzt in mehr und mehr gut gemachten Studien untersucht.“
Im Zentrum steht die sogenannte Darm-Hirn-Achse –eine Datenautobahn zwischen Kopf und Bauch, die über Nervenbahnen, Hormone und Stoffwechselprodukte Informationen transportiert.
„Stoffwechselprodukte, die bei der Verdauung entstehen, können das Gehirn direkt beeinflussen – etwa über den Vagusnerv oder über Botenstoffe im Blut“, erklärt Witte. Ihre Studien legen nahe: Bestimmte kurzkettige Fettsäuren, die bei der Verdauung entstehen, stimulieren über den Vagusnerv Hirnareale, die mit Appetit, Motivation oder Belohnung zu tun haben. Die Studien kombinieren MRT-Bildgebung, biochemische Analysen und psychologische Tests. Sie zeigen, dass selbst kleine Veränderungen im Mikrobiom unser Essverhalten beeinflussen können – und dass es möglich ist, diesen Dialog zwischen Darm und Gehirn therapeutisch zu nutzen. „Vielleicht können wir eines Tages gezielt in die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn eingreifen und Menschen anhand weniger Tests personalisierte Ernährungsempfehlungen geben“, sagt sie.
Zum Beispiel therapiert man ja längst nicht mehr Krebs oder Leukämie, sondern molekular gut charakterisierte Subtypen in einem bestimmten Stadium“, sagt Chakaroun.
„JEDE PATIENTIN, JEDER PATIENT BRINGT EINE EIGENE BIOLOGIE MIT – UND GENAU DA BEGINNT PRÄZISIONSMEDIZIN.“
Dr. Rima Chakaroun
Und Witte ergänzt: „Wir stehen am Anfang, die Sprache des Stoffwechsels zu verstehen. Aber wenn wir sie einmal übersetzen können, können wir vielleicht Krankheiten verhindern, bevor sie entstehen.“
„UNSERE ENTSCHEIDUNGEN SIND NICHT NUR PSYCHOLOGISCH, SIE SIND BIOCHEMISCH.“
Dr. Veronica Witte F to o U L
Wenn der Darm mitentscheidet Wie sehr der Bauch tatsächlich „mitentscheidet“, ist das Thema von Dr. Veronica Witte. Die Biologin und Neurowissenschaftlerin erforscht an der Leipziger Universitätsmedizin und am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, wie Mikrobiom, Gehirn und Essverhalten zusammenhängen. „Dass das Gehirn den Darm beeinflusst, wussten wir schon lange“, sagt sie. „Aber dass der Darm auch das Gehirn lenken kann, wird
Präzise, präventive und partizipative Medizin Beide Forscherinnen sind ins Exzellenzcluster LeiCeM eingebunden – einem Verbund von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus klinischer Medizin, Biologie, Informatik, Genetik und Neurowissenschaften, die den Stoffwechsel in seiner ganzen Komplexität besser verstehen wollen. Sie verfolgen einen organübergreifenden Ansatz, der über einzelne Krankheitsbilder hinausgeht: Von Fettgewebe, Leber und Gehirn über den kardiovaskulären Stoffwechsel bis zur Rolle des Mikrobioms – das Cluster verbindet molekulare Grundlagenforschung mit klinischer Anwendung.
Mit seiner engen Vernetzung zwischen der Universitätsmedizin Leipzig und exzellenten außeruniversitären Partnern gilt Leipzig heute als einer der führenden Standorte der Stoffwechselforschung. Die Themen reichen weit über Adipositas hinaus – betrachten auch die Rolle von Geschlecht und Gender, frühkindlicher Prägung, genetischer Disposition und psychischer Gesundheit. Die Forschung in LeiCeM leistet einen Beitrag zur Weiterentwicklung unseres Gesundheitsverständnisses: weg vom reinen Krankheitsmanagement, hin zu einer präzisen, präventiven und partizipativen Medizin. Mit Blick auf LeiCeM bekommt „ein gesundes Bauchgefühl“ eine zweite Bedeutung: Es steht nicht nur für Vertrauen in den eigenen Körper, sondern auch für Vertrauen in eine Wissenschaft, die den Menschen als Ganzes sieht – vom Molekül bis zum Motiv. „Ich wünsche mir, dass Adipositas irgendwann so selbstverständlich differenziert und mit Respekt vor der individuellen Biologie behandelt wird wie andere komplexe Erkrankungen.
Stoffwechselforschung der Zukunft im Leipzig Center of Metabolism
Forschende am Exzellenzcluster Leipzig Center of Metabolism –LeiCeM arbeiten daran, Prävention und Therapie durch personalisierte Ansätze entscheidend zu verbessern. Untersucht wird, wie Stoffwechselprozesse Körper und Gehirn vernetzen und wie daraus neue Therapien entstehen. Die interdisziplinär arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vereinen molekulare, zelluläre und systemische Grundlagenforschung, klinische Studien und Künstliche Intelligenz, um personalisierte Behandlungen für Adipositas, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Fettlebererkrankung, Atherosklerose und andere HerzKreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. Zu den zentralen Themen zählen: Adipozytenbiologie und Lipidologie, Mikrobiom und Immunmetabolismus, Organ-Interaktionen (Leber, Herz, Gehirn, Niere, Fettgewebe), Ernährung und Prävention, Energiehaushalt und zirkadiane Rhythmen, metabolische Alterungsprozesse, Frauen- und Geschlechterforschung. Ein interdisziplinäres Netzwerk vereint dafür zahlreiche Fächer der klinische Medizin, Neurowissenschaften und Verhaltensforschung, Molekularbiologie und Evolutionsgenetik, (Bio)Informatik und Systembiologie.
Ziel ist es, Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung schneller in die Kliniken zu bringen und Patientinnen und Patienten individuelle Wege zu mehr Gesundheit zu eröffnen. Leipzig bietet ideale Bedingungen: ein dichtes Netz aus universitärer Medizin, Max-Planck-Instituten, Helmholtz- und Fraunhofer-Forschung. Was hier entsteht, reicht weit über die Exzellenz des Standorts hinaus, Leipzig wird zum Modell für medizinische Zukunftsarbeit auf internationalem Niveau.
Weitere Informationen: www.uni-leipzig.de/leicem
„ICH WOLLTE MEINEN DIABETES LANGE VERHEIMLICHEN.“
Seit seinem vierten Lebensjahr lebt Alexander Zverev mit Diabetes Typ 1 – und steht dennoch an der Weltspitze des Tennissports. Im Interview spricht er offen über seinen langen Weg zu einem selbstbewussten Umgang mit der Erkrankung und seine Motivation hinter der Gründung seiner Stiftung.
Menschen mit chronischen Erkrankungen sehen sich oft mit Vorurteilen und Unverständnis konfrontiert. Haben Sie selbst auch solche Erfahrungen gemacht? In meiner Kindheit und Jugend war ich aufgrund meines Diabetes durchaus stark mit Vorurteilen und Unverständnis konfrontiert. Ärzte zweifelten daran, dass ich Profi-Tennis spielen könnte, und gerade Mitschüler machten sich über meine Spritzen und Geräte lustig. Das führte dazu, dass ich den Diabetes lange verheimlichen wollte, um ja nicht bevorteilt zu werden. Erst später, als ich einige Erfolge im Tennis erzielt hatte, verstand ich, wie wichtig es ist, offen darüber zu sprechen, um Vorurteile abzubauen und anderen Mut zu machen.
Hatten Sie jemals das Gefühl, aufgrund Ihrer Stoffwechselerkrankung sportlich nicht mithalten zu können?
Ja, natürlich hatte ich auch manchmal Bedenken, sportlich nicht mithalten zu können. Die Herausforderungen des Diabetes, wie etwa Blutzuckerschwankungen, machen es einem durchaus schwer, den Verlauf eines Matches zu planen und den Blutzucker richtig einzustellen. Aber durch Disziplin, ein gutes Ernährungsmanagement und viel Training habe ich es geschafft, diese Herausforderungen zu meistern und auf höchstem Niveau zu spielen. Ich denke, der Erfolg der letzten Jahre spricht für sich.
Achten Sie besonders auf Ihre Ernährung und Verdauung, um Ihre sportliche Leistungsfähigkeit zu unterstützen?
Ja, definitiv! Ich lege großen Wert auf eine ausgewogene
Ernährung, die meinen Blutzuckerspiegel stabil hält und meine Leistung optimal unterstützt. Das bedeutet, dass ich auf komplexe Kohlenhydrate, ausreichend Proteine und gesunde Fette achte. Außerdem ist die richtige Einnahme von Mahlzeiten vor und nach dem Training wichtig, um Energie und Regeneration zu optimieren. Ich habe die für mich optimalen Lebensmittel gefunden, die mir die beste Grundlage bieten.
Wie hat sich Ihr Umgang mit der Erkrankung und insbesondere dem Blutzuckermanagement im Laufe Ihrer Sportkarriere verändert?
Alles hat sich geändert. Zum Guten! Es ist heute viel leichter, den Blutzucker zu tracken. Durch die Sensoren gibt es nicht nur eine bessere Kontrolle, sondern auch ein viel besseres Verständnis durch die Beobachtung des Verlaufs der Zuckerkurve. So verstehe ich und jeder andere Patient heute besser, wie sich Essen, Belastung und Leistung auf den Blutzuckerwert auswirken. Daher unterstützen wir in meiner Stiftung auch ein Pilotprojekt in Nepal, bei dem wir den Menschen, also den Eltern und Betreuern, durch die Bereitstellung von Sensoren zum ersten Mal Ruhe in der Nacht verschaffen, aber auch ein besseres Verständnis von Diabetes erreichen – bei den Ärzten, bei den Eltern und vor allem bei den Kindern. Gerade rund um Weihnachten fällt es vielen Menschen schwer, sich ausgewogen zu ernähren und Maß zu halten. Wie gehen Sie in dieser Zeit mit Ihrem Diabetes um? Ich achte in der Weihnachtszeit wie immer darauf, eine
gute Balance zu finden. Natürlich gönne ich mir auch mal etwas, das nicht auf dem Ernährungsplan steht. Dann passe ich jedoch die Insulindosis entsprechend an und bleibe insgesamt achtsam. Außerdem beginnt meine Saison direkt nach Weihnachten, die Pause ist also nur kurz. Das heißt, ich genieße die festlichen Speisen in Maßen, achte darauf, dass es mir insgesamt gut geht, und bereite mich schon auf die nächsten Spiele vor.
Vor drei Jahren haben Sie die Alexander-ZverevStiftung gegründet. Was war die Motivation dahinter? Die Motivation hinter der Gründung der Stiftung war vor allem, Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Mut zu machen und ihnen zu zeigen, dass man trotz dieser Erkrankung große Ziele erreichen kann. Ich möchte aufklären, Vorurteile abbauen und den Betroffenen Unterstützung bieten, sei es durch Informationsangebote, Mentoring oder auch durch finanzielle Hilfen. Aber noch wichtiger ist mir, Kindern in weniger wohlhabenden Ländern eine Chance zum Überleben zu geben.
Weitere Informationen zur Stiftung finden Sie unter: www.alexanderzverevfoundation.com
Ein Geschenk aus Liebe zum Leben. Hoffnung spenden für krebskranke Kinder.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Text Charlie Schröder
50 Jahre erfolgreich im Kampf gegen Blindheit in Tansania
Modern und zukunftsweisend für Tansania – am KCMC-Krankenhaus werden die einheimischen Fachkräfte von morgen ausgebildet. Die Klinik bietet Dienste von der Früherkennung bis hin zur Netzhaut-Chirurgie.
Tansania/Bensheim. Am Fuße des mächtigen Kilimandscharo-Berges liegt eine Augenklinik, die seit über 50 Jahren von der Christoffel-Blindenmission (CBM) gefördert wird: das „Kilimanjaro Christian Medical Centre“ (KCMC). In der Großstadt Moshi gelegen umfasst es 600 Betten. Damit spielt es für die Augenmedizin des Landes eine große Rolle: Bereits 1971 begann dort der Augenarzt Dr. Joseph Taylor mit dem Aufbau einer Augenabteilung. Taylor war nicht nur CBM-Fachberater, sondern auch Pionier der Augenmedizin in Afrika. Dank ihm wurden am KCMC die ersten Graue-Star-Chirurgen Tansanias ausgebildet.
Generell erweist das KCMC Tansania einen großen Dienst: So gab es hier die erste Produktion von Augentropfen, die erste Brillen-Werkstatt und die erste Abteilung, die Kinder operieren konnte. Heute versorgt das KCMC ein Einzugsgebiet mit acht Millionen Menschen. Die Abteilung für Kinderaugenheilkunde ist eine von vier in ganz Tansania, einem der ärmsten Länder der Welt.
Bereits seit über 50 Jahren werden am KCMC Kinder operiert. Zusätzlich wird medizinisches Fachpersonal ausgebildet. Links: Studenten wohnen einer Operation durch Augenarzt Dr. Heiko Philippin bei.
Dasselbe gilt für die Netzhaut-Chirurgie, die sogar von Patienten aus Nachbarstaaten besucht wird. Ein besonderer Meilenstein war die 10-millionste GraueStarOperation in einem CBM-geförderten Projekt, durchgeführt von Dr. Heiko Philippin im Jahr 2010.
Wichtig am KCMC ist auch die Ausbildung einheimischer Fachkräfte, um den Bedarf an (Augen-)Ärzten zu decken.
Die Absolventen können ebenfalls Abschlüsse in öffentlicher Gesundheitsversorgung oder Augenheilkunde erwerben.
Um auch Menschen zu erreichen, die sich die Anreise in das Krankenhaus nicht leisten können, fahren mobile Teams in die Dörfer, um Betroffene zu finden. Diese werden bei Bedarf ins KCMC gebracht und operiert.
Vererben, stiften, Gutes tun
Der kleine Zogo hat wieder allen Grund zum Lachen. Aufgrund der jahrzehntelangen Ausbildung von Augenärztinnen und -ärzten durch die CBM konnte er operiert werden. Der Junge hatte Grauen Star und sah sehr schlecht. Jetzt kann er wieder zur Schule gehen und hat eine bessere Zukunft.
Armut, Behinderung und Ärztemangel gehen Hand in Hand! Die Christoffel-Blindenmission (CBM) ist eine internationale christliche Entwicklungsorganisation. Sie verbessert die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt. Die Ausbildung von Fachkräften ist dabei wichtiger Bestandteil unseres Engagements. Möglich ist unsere Arbeit nur durch unsere Spenderinnen und Spender, die uns mit ihren Nachlässen oder Stiftungen tatkräftig unterstützen. Entscheiden auch Sie sich dafür, mit einem Vermächtnis oder einer Stiftung Bleibendes zu hinterlassen!
Mehr Infos unter www.cbm.de/vererben-stiften
Erfahren Sie mehr über unsere Arbeit im kostenlosen Webinar „Ihr größtes Geschenk“ ab 11.12.2025 auf: www.cbm.de/mediathek
Schluss mit dem Tabu
WARUM WIR OFFEN ÜBER REIZDARM SPRECHEN SOLLTEN.
Etwa elf Millionen Menschen in Deutschland leiden am Reizdarmsyndrom (RDS) – und dennoch wird kaum darüber gesprochen. Der Grund liegt meist in der Scham, über Verdauungsprobleme zu reden.
Themen wie Blähungen, Durchfall oder Bauchkrämpfe gelten in unserer Gesellschaft noch immer als peinlich. Viele Betroffene verbergen ihre Beschwerden, aus Angst, nicht ernst genommen oder belächelt zu werden. Dabei könnte ein offener Umgang helfen, das Tabu zu brechen, Verständnis zu fördern und Betroffene zu entlasten. Wenn wir beginnen, im Familien- und Freundeskreis oder auch im Arbeitsumfeld offen über Verdauungsprobleme zu sprechen statt sie zu verschweigen, kann das nicht nur Schamgefühle verringern, sondern auch Verständnis und Rücksicht im Alltag fördern. Heute gibt es zudem deutlich mehr Möglichkeiten, sich über das Reizdarmsyn drom zu informieren – sei es über Fachärztinnen und -ärzte, Online-Plattformen, Selbsthilfegruppen oder soziale Medien. Dieses wachsende Bewusstsein hilft, das Thema zu enttabuisieren und Betroffenen den Mut zu geben, offen mit ihrer Situation umzugehen.
unterstützen zusätzlich die Darmfunktion. Ärztlich begleitete Maßnahmen wie Probiotika, pflanzliche Präparate oder krampflösende Medikamente können bei Bedarf ergänzend eingesetzt werden. Wichtig ist, auf den eigenen Körper zu hören und herauszufinden, was guttut und was Beschwerden verschlimmert.
Als mögliche Ursachen oder Trigger gelten eine gestörte Darmflora, hormonelle Einflüsse, Stress, Infektionen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und eine erhöhte Empfindlichkeit der Darmnerven.
Die Symptome des Reizdarmsyndroms sind vielfältig und von Person zu Person unterschiedlich. Häufig treten wiederkehrende Bauchschmerzen, Krämpfe, Blähungen, ein aufgeblähter Bauch oder Völlegefühl auf. Viele Betroffene leiden unter unregelmäßigem Stuhlgang – entweder Durchfall, Verstopfung oder einem Wechsel zwischen beidem. Zusätzlich können Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Konzentrationsprobleme hinzukommen. Da der Darm eng mit dem Nervensystem verbunden ist, wirken sich auch psychische Faktoren wie Stress, Angst oder Anspannung stark auf die Beschwerden aus.
Was gegen die Beschwerden hilft, hängt von den individuellen Auslösern ab. Entspannungsmethoden wie Yoga, Meditation, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen. Bewegung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Tagesabläufe
“WENN WIR BEGINNEN, IM FAMILIEN- UND FREUNDESKREIS ODER AUCH IM ARBEITSUMFELD OFFEN ÜBER VERDAUUNGSPROBLEME ZU SPRECHEN STATT SIE ZU VERSCHWEIGEN, KANN DAS NICHT NUR SCHAMGEFÜHLE VERRINGERN, SONDERN AUCH VERSTÄNDNIS UND RÜCKSICHT IM ALLTAG FÖRDERN.“
Doreen Oelschläger Deutsche Reizdarmselbsthilfe e. V.
Oft wirken mehrere Faktoren zusammen. Besonders Stress wird als einer der wichtigsten Verstärker genannt, da der Darm direkt auf emotionale Belastungen reagiert. In der Ernährung sollten Lebensmittel gemieden werden, die Blähungen und Beschwerden fördern – etwa Zwiebeln, Knoblauch, Kohl, Hülsenfrüchte, fettreiche Speisen, scharfe Gewürze, stark verarbeitete Produkte, Süßstoffe und kohlensäurehaltige Getränke.
Digitale Therapie bei Reizdarm
Gut für den Magen sind dagegen leicht verdauliche, schonend zubereitete Speisen: gekochter Reis, Haferflocken, Kartoffeln, Karotten, Zucchini, Kürbis, Bananen, Hühnerbrühe, Haferschleim oder gedünstetes Gemüse. Auch Kräutertees wie Kamille, Fenchel, Kümmel oder Pfefferminze können beruhigend wirken. Generell gilt: Lieber mehrere kleine, warme Mahlzeiten über den Tag verteilt essen und gut kauen – das entlastet den Verdauungstrakt. Viele Betroffene profitieren zudem von der sogenannten Low-FODMAP-Ernährung, bei der schwer verdaulicher Zucker reduziert wird.
Ein bewusster und offener Umgang mit dem Thema Reizdarm ist entscheidend. Offenheit im Umgang mit Verdauungsproblemen kann befreiend wirken und eröffnet den Weg zu Verständnis in der Gesellschaft und zur eigenen Lebensqualität.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.reizdarmselbsthilfe.de
DIE APP AUF REZEPT
Reizdarm ist eine komplexe Erkrankung, die oft eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich bringt. Die Suche nach einer wirksamen Therapie gestaltet sich oft schwierig, da es keine Standardtherapie oder ein universelles Medikament gibt, das allen hilft. Eine wirksame Behandlung kombiniert verschiedene Ansätze zu einer individualisierten Therapie. Hier kommt Cara Care für Reizdarm ins Spiel. Diese medizinisch geprüfte App ist eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA), die speziell für Menschen mit Reizdarm entwickelt wurde. Sie befähigt die Patient*innen, ihre Erkrankung und die Zusammenhänge der Symptome zu verstehen und besser mit ihrer Erkrankung umzugehen.
Ein 12-wöchiges Therapieprogramm kombiniert individuell bis zu drei der folgenden Module:
• Basiswissen: Wissensvermittlung rund um das Reizdarmsyndrom.
• Ernährung: Eine Schritt-für-Schritt Anleitung der Low-FODMAP-Diät inklusive über 100 geeigneten Rezepten.
• Gefühle und Verhalten: Strategien aus dem Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie sowie Entspannungstechniken. Audio-geführte Hypnose: Wissenschaftlich fundierte, Darm-gerichtete Hypnose.
Studien zeigen, dass 70% der Nutzerinnen von Cara Care für Reizdarm eine spürbare Linderung ihrer Beschwerden und eine Steigerung ihrer Lebensqualität erfahren haben. Rückmeldungen von Anwenderinnen belegen die hohe Akzeptanz und die einfache Bedienbarkeit der App. So berichtet Franziska K.: „Ich freue mich sehr über die Erfolge, die ich mit Unterstützung Ihres Programms und Ihrer Beratung bereits jetzt erreicht habe. Ich quäle mich seit so vielen Jahren, und innerhalb von 5–6 Wochen sind die Beschwerden extrem zurückgegangen –an manchen Tagen habe ich gar keine.“
Cara Care für Reizdarm kann wie ein Medikament auf Rezept von Ihrem Hausarzt oder Facharzt verordnet werden. Die Kosten werden von allen gesetzlichen und den meisten privaten Krankenkassen übernommen, sodass Sie die Vorteile der App ohne finanzielle Belastung nutzen können.
Text Doreen Oelschläger
MEIN LEBEN MIT COLITIS ULCEROSA
Seit über zehn Jahren lebe ich mit Colitis ulcerosa – einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, die mein Leben unberechenbar macht. Ich bin 28 Jahre alt, Biologin, Autorin und Expertin für CED-Patienten. Doch vor allem bin ich jemand, der gelernt hat, mit dieser Krankheit zu leben, anstatt sich von ihr beherrschen zu lassen.
“ES GIBT KEINEN ASPEKT MEINES LEBENS, DER NICHT AUF IRGENDEINE WEISE VON DER CED BEEINFLUSST WÄRE.“
Als ich die Diagnose bekam, litt ich unter massiven Symptomen: häufige, dringende Stuhlgänge – oft mit Blut und Schleim, starke Bauchkrämpfe, die sich anfühlten, als würde jemand meinen Darm mit einem Eislöffel auskratzen. Ich war erschöpft, hatte Kreislaufprobleme, Brainfog und das Gefühl, in einem Körper zu leben, der nicht mehr meiner war. Heute weiß ich, dass Colitis ulcerosa weit mehr ist als eine Erkrankung des Darms. Sie beeinflusst den gesamten Organismus – Stoffwechsel, Psyche und Energie.
Mein Alltag ist bis heute von dieser Unberechenbarkeit geprägt. In akuten Schüben brauche ich ständig eine Toilette in der Nähe, weil der Stuhldrang so plötzlich kommt, dass manchmal keine zehn Sekunden bleiben.
Gassi gehen, einkaufen, Freunde treffen – all das wird dann zur Herausforderung. Doch auch in beschwerdeärmeren Phasen begleitet mich eine tiefe, lähmende Erschöpfung. Die sogenannte Fatigue ist für mich oft belastender als die Darmsymptome selbst. An manchen Tagen kann ich kaum aufrecht sitzen, Zähneputzen oder Staubsaugen fühlt sich an wie ein Krafttraining. Und auch wenn ich seit über vier Jahren in Remission bin, bleibt die Angst, dass es jederzeit wieder losgehen kann.
Ich habe gelernt, meinen Alltag akribisch zu planen – nicht nur, was ich esse, sondern auch, wo die nächste Toilette ist. Es gibt keinen Aspekt meines Lebens, der nicht auf irgendeine Weise von der CED beeinflusst wäre – von Schlaf und Psyche über Arbeit und Körperbild bis hin zu Finanzen und Beziehungen. Eine große Rolle spielt für mich die Ernährung. Früher konnte ich kaum etwas vertragen und ernährte mich fast ausschließlich von Weißmehl und Süßem – Hauptsache, mein Darm blieb ruhig. Alles, was als „gesund“ gilt, war für mich Gift.
Erst als sich mein Darm beruhigte und ich auch mental wieder Vertrauen ins Essen fand, konnte ich mich langsam an ballaststoffreichere Lebensmittel herantasten. Heute beginne ich den Tag mit einem Müsli aus Samen, Nüssen und Beeren, achte auf eine mediterrane Ernährung –und darauf, dass sie mir guttut. Ich esse aber auch gerne Kuchen oder Eis. Für mich geht es nicht darum, etwas zu verbieten, sondern um Balance und Wohlbefinden.
Mit meinem neuen Buch „Darmtastisch – Von Durchfall bis Durchblick“ erfülle ich mir einen Herzenswunsch. Es ist ein Sachbuch, das so persönlich ist wie kaum etwas zuvor.
„Darmtastisch“ verbindet meine wissenschaftliche Neugier mit meiner kreativen Seite – und zeigt, wie faszinierend, witzig und lebendig Biologie sein kann. Dieses Buch ist mein Weg, anderen zu zeigen: Auch mit einer chronischen Erkrankung kann man leben, lachen und lernen – und den eigenen Darm ein bisschen feiern.
Immunsystem eingreifen zur Verfügung. So lassen sich langanhaltende beschwerdefreie Phasen erreichen – und die Lebensqualität deutlich verbessern.
Wenn die Verdauung aus dem Takt gerät
Etwa zwei Millionen Menschen in Europa leben mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Die Diagnose bedeutet eine dauerhafte Auseinandersetzung mit der Erkrankung, doch moderne Therapien eröffnen heute neue Chancen für mehr Lebensqualität im Alltag.
Immunsystem im Ungleichgewicht CED zählen zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen des Verdauungstrakts. Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, Umwelteinflüssen, Ernährung und Veränderungen des Darmmikrobioms. Die Folge ist eine Fehlsteuerung der Immunantwort, bei der entzündungsfördernde Botenstoffe übermäßig aktiv werden und chronische Entzündungen der Darmschleimhaut verursachen. CED verlaufen dabei meist in Schüben – mit Phasen stärkerer Beschwerden und Zeiten relativer Ruhe dazwischen. Die Diagnose erfolgt meist zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr.
Belastung für Körper und Seele
Typische Symptome sind wiederkehrende Durchfälle, Bauchschmerzen, Fieber, Gewichtsverlust und Müdigkeit. Während Morbus Crohn den gesamten Verdauungstrakt – vom Mund bis zum After – betreffen kann, ist Colitis ulcerosa auf den Dickdarm beschränkt. Häufige Toilettengänge, Schmerzen und Erschöpfung schränken den Alltag stark ein, hinzu kommen psychische Belastungen wie Angst vor Schüben oder Schamgefühle.
Verschiedene Behandlungsmethoden möglich Da die Symptome einer CED gerade anfangs oft unspezifisch sind, sollten wiederkehrende MagenDarm-Beschwerden frühzeitig ärztlich abgeklärt werden. CED sind zwar nicht heilbar, lassen sich aber heute meist gut kontrollieren. Ziel ist die Remission – also eine Phase ohne Beschwerden und mit geringer Entzündungsaktivität.
Zur Behandlung stehen Kortikosteroide und Immunsuppressiva, die Entzündungen dämpfen, sowie moderne Biologika, die gezielt in das
Von der klinischen zur endoskopischen Remission – mehr als Symptomfreiheit Während früher vor allem die klinische Remission – also das Verschwinden der Symptome – als Erfolg galt, geht das Therapieziel heute weiter. Von einer endoskopischen Remission spricht man, wenn sich die Darmschleimhaut sichtbar beruhigt hat und kaum oder keine Entzündungszeichen mehr erkennbar sind. Sie gilt als wichtiger Faktor für einen stabilen Verlauf und ein geringeres Risiko für Rückfälle oder Komplikationen.
Was zusätzlich helfen kann
Neben der medikamentösen Therapie können Betroffene selbst viel beitragen: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Stressabbau wirken sich positiv auf den Verlauf aus. Auch psychologische Unterstützung kann helfen – besonders in belastenden Phasen. Aber auch Familie, Freund:innen oder Selbsthilfegruppen, die Rückhalt geben, können den Umgang mit der Erkrankung erleichtern.
Mehr Informationen für Betroffene und Angehörige gibt es auf der Webseite www.meineCED.de
Mit freundlicher Unterstützung der Janssen-Cilag GmbH, a Johnson & Johnson Company
Tabu-Thema CED
DARMKREBS: FRÜHERKENNUNG RETTET LEBEN
Prof. Dr. Heidrun Thaiss erklärt, warum Vorsorge so entscheidend ist, welche Screening-Methoden wirklich wirken und wie Aufklärung helfen kann, unnötige Scham abzubauen.
Text Charlie Schröder
Prof. Dr. Heidrun Thaiss, bis 2021 leiteten Sie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Ist Prävention eine gemeingesellschaftliche Aufgabe?
Potentiale für Prävention und Gesundheitsförderung finden sich in allen Lebensbereichen, vom gesunden Aufwachsen in Familie und Bildungseinrichtungen, über die Arbeitswelt der Erwachsenen bis zum Alter. Neben dem individuellen Vorteil einer besseren Gesundheit profitiert neben den Krankenkassen zum Beispiel auch die Wirtschaft, von höherer Resilienz die Demokratie. Insofern sollten sich auch alle an den Kosten beteiligen.
Inwiefern hat sich der Umgang mit Prävention und Gesundheitskompetenzen verändert?
Als ich vor über 30 Jahren begann, mich für Prävention zu engagieren, war wie in den Jahrzehnten danach das Thema nur ein „nice to have“ und wissenschaftlich wenig fokussiert, man konzentrierte sich auf Therapie. Die Vermittlung von Gesundheitskompetenz (nicht allein Gesundheitswissen!) war früher Standard - in der Großfamilie von Generation zu Generation und anlassbezogen als Patientenschulungen. Mit der Veränderung familiärer und sozialer Strukturen ist vieles davon verloren gegangen - was erhebliche Kosten verursacht. Erfreulicherweise hat sich das Bewusstsein aktuell geändert - die Themen sind auch in den politischen Fokus gerückt, wir wissen, dass Prävention wirkt, sich rechnet und Spaß machen kann. Und dass Gesundheitskompetenz, vor allem die navigationale, in unserem Dickicht des Gesundheitswesens erhebliche Kosten sparen kann. Leider sehen wir erst mittel- und langfristig Erfolge. Daher tun sich viele schwer mit der Finanzierung.
Die Zahl der Todesfälle binnen 20 Jahren ist bei Darmkrebs um 17 Prozent gesunken (2003-2023).
Hat sich die Darmkrebsvorsorge erfolgreich durchgesetzt?
Wir wissen, dass die demographische Entwicklung die Entstehung von Krebserkrankungen begünstigt.
“KREBS (IST) NICHT NUR EINE FRAGE DES LEBENSSTILS ODER DES ALTERS.“
Vorteile sind die sehr frühe Detektion der Vorstufen eines möglichen Krebsgeschehens in Form der dabei entfernbaren Polypen. Nachteile sind die noch etwas aufwändige Vorbereitung zur Koloskopie und der damit verbundene Zeitaufwand – allerdings wiegen die Vorteile diese bei Weitem auf. Die nicht-invasive Alternative zur Darmspiegelung ist der Stuhltest, der allerdings nur dann „reagieren“ kann, wenn meist fortgeschrittene Vorstufen oder Darmkrebs bluten.
Foto : adPh o t o g r pa hei
Alles rund um den Darm ist oft mit Scham behaftet. Wie können diese Barrieren abgebaut werden? Das Thema muss - wie alles rund um Gesundheit und alle unsere Organe - noch mehr in die Öffentlichkeit, vom Frühstücksfernehen bis zur Illustrierten beim Friseur, von früh an in Bildungseinrichtungen und sollte auch Thema in den Familien sein. Nur so enttabuisieren wir die natürlichen Vorgänge in unserem Körper und machen sie und ihre Einflussfaktoren begreifbar. Deshalb gibt es auch das begehbare Darmmodell der Felix Burda Stiftung - auch virtuell.
Prof. Dr. Heidrun M. Thaiss
Executive Director Medicine and Science bei der Felix Burda Stiftung und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin
Daher ist die Adressierung der älteren Bevölkerung für Vorsorgemaßnahmen wie Screeninguntersuchungen wichtig und erfolgreich. Auch die Risikofaktoren wie Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuss und Übergewicht sind eher bekannt. Allerdings ist Krebs nicht nur eine Frage des Lebensstils oder des Alters. Familiäre Risikogruppen mit genetischer Prädisposition und für Prävention schwer erreichbare Bevölkerungskreise wie sozial Benachteiligte, Bildungsferne und Menschen mit Sprach- oder kulturellen Barrieren werden bislang noch unzureichend adressiert.
Welche Methoden zur Diagnostik stehen aktuell zur Verfügung? Alle gesetzlich Versicherten können ab dem Alter von 50 Jahren zwischen der Koloskopie (Darmspiegelung) und dem immunologischen Stuhltest auf verborgenes Blut im Stuhl wählen.
Welche Möglichkeiten der Früherkennung sind heute gegeben? Und wie können auch Unternehmen ihre Mitarbeiter für die Darmkrebsvorsorge sensibilisieren?
Informationen zur Darmkrebsfrüherkennung werden über Krankenkassen und Apotheken oder Infomaterialien in Arztpraxen verbreitet. Die Felix Burda Stiftung stellt die APPzumARZT mit allen wichtigen individuellen Vorsorgeterminen und den www.schnellcheck-darmkrebs.de bereit.
In Betrieben und Unternehmen sollte das Thema Prävention und Früherkennung als Teil eines effektiven BGM systemisch etabliert werden, sowohl als Verhaltensprävention für alle Beschäftigten (auch FührungskräfteVorbildfunktion!) bis hin zur gesundheitsfördernden Umgebung. Einen Leitfaden, wie sich eine solche Aktion in jeder Betriebsgröße unkompliziert durchführen lässt, kann man kostenfrei auf www.felix-burda-stiftung.de downloaden.
DEN MENSCHEN BEIM DENKEN ZUSEHEN
Das Magdeburger Startup Neoscan Solutions baut innovative Mini-MRTs für die Kindermedizin. Sie sind extrem kompakt und können direkt auf Pädiatrie-Stationen installiert werden. Das erspart kleinsten Patienten quälende, riskante Transporte.
In einem alten Speicher im Magdeburger Wissenschaftshafen wird mit goldgelben Drähten an der Zukunft gebaut. Das Team des Startups Neoscan fertigt hier hochmoderne, extrem kompakte Magnetresonanztomographen, die auf dem besten Weg sind, die MRT-Technologie zu revolutionieren. neo315 – das weltweit erste MRT-Geräte für die Kinderheilkunde Die Scanner unter dem Namen „neo315“, die speziell für die Kinderheilkunde entwickelt und gebaut werden, sind wesentlich kompakter und leichter als konventionelle Geräte. Damit können MRTs direkt auf Kinderstationen installiert werden –statt kleinste Patienten bei Wind und Wetter erst in eine Radiologie zu transportieren oder zu röntgen und sie damit neuen Gesundheitsrisiken auszusetzen. „Unser medizinisches System kommt zum Patienten – nicht umgekehrt“, sagt Mitgründer und Geschäftsführer Stefan Röll. „Damit kann die MRT-Technologie viel besser in der pädiatrischen Versorgung eingesetzt werden.“ Dank einer innovativen Softwarelösung sind die Körperscanner zugleich leichter zu bedienen als herkömmliche Maschinen. Nicht ohne Grund wurde das Team im Frühjahr 2024 im Kanzleramt mit dem Wirtschaftspreis „Vorsprung“ der Initiative Deutschland – Land der Ideen ausgezeichnet.
14 Tesla, der stärkste MRT-Magnet, made in Magdeburg Die Lösungen für die Kinderheilkunde sind dabei nur ein erster Schritt. Im Herbst 2023 erhielt
Neoscan einen spektakulären Großauftrag aus den Niederlanden. Die Pioniere sollen den weltweit stärksten MRT-Magneten mit 14 Tesla Feldstärke bauen – aktueller Standard in Kliniken weltweit sind bis zu sieben Tesla. Dagegen bedeuten 14 Tesla eine Sprunginnovation. Die Weltneuheit erlaubt es, noch feinere Strukturen im Gehirn und dynamische Prozesse wie das Denken zeitaufgelöst darzustellen. „Mit unserem Gerät“, sagt Röll, „können wir dem Menschen beim Denken zusehen.“
Das Erfolgsgeheimnis – ein goldener Draht
Das Geheimnis des Erfolgs ist der goldgelbe Draht, der für die Magnetresonanztomographie eine grundlegend neue Technologie ermöglicht. Verwendet werden dafür Hochtemperatur-Supraleiter HTS, in deren Legierung seltene Erden wie Gadolinium sowie Barium und Kupferoxid enthalten sind. „Helium-gekühlte Magneten werden mit der Zeit verschwinden wie alte Röhrenfernseher“, sagt Röll. „Die Zukunft gehört den Hochtemperatur-Supraleitern.“
Bislang galt das Material als zu empfindlich und anfällig, um industriell und alltagstauglich verbaut zu werden. Zur besonderen Ingenieursleistung der Entwickler zählt es, die feinen Drähte für MRT-Magneten verfügbar gemacht zu haben.
HIER wird Zukunft geschaffen: der Wissenschaftshafen in Sachsen-Anhalt Mit Getec-Gründer Karl Gerhold und RegioCom-Mitbegründer Klemens Gutmann hatten sich zwei potente Investoren aus der Region gefunden, die sich für Rölls Plan begeistern und Millionen in die Pionierarbeit investiert haben. „Ohne diese beiden Persönlichkeiten wäre die Entwicklung so nicht möglich gewesen“, sagt Röll. Zudem habe er mit dem Universitätsklinikum, der Ottovon-Guericke-Universität und dem Forschungscampus STIMULATE am Wissenschaftshafen ein ideales Umfeld und ein großes Potenzial an jungen Nachwuchstalenten vorgefunden. Und auch die Landesregierung von Sachsen-Anhalt und das Bundesforschungsministerium haben mitgezogen und ihre Unterstützung zugesagt.
Mehr über Sachsen-Anhalt unter: www.echtzeit-sachsen-anhalt.de/wegbereiter/neoscan-solutions und unter neoscan-solutions.de
Anzeige
WARUM MODERNE THERAPIEN HEUTE MEHR HOFFNUNG DENN JE GEBEN
Darmkrebs gehört zu den häufigsten, aber auch am besten behandelbaren Krebsarten – wenn er früh erkannt wird. Prof. Sebastian Stintzing erklärt, warum Vorsorge so entscheidend ist, welche Fortschritte moderne Therapien ermöglichen und wie sie die Behandlung revolutionieren. Sein Appell: Wer zur Vorsorge geht, kann Darmkrebs oft verhindern, bevor er entsteht. Geht man erst zur Darmspiegelung, wenn bereits Beschwerden da sind, die durch Darmkrebs ausgelöst werden, dann ist der Krebs häufig schon in einem späteren Stadium. Die Behandlungsoptionen sind dann deutlich schlechter.
Welche Fortschritte wur den in den letzten Jahren in der Therapie des Darmkrebses erzielt?
Ab einer bestimmten Ausbreitung der Krebserkrankung wird eine Chemotherapie notwendig. Viele Betroffene haben dann Angst vor Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Haarausfall.
Speziell beim Darmkrebs haben wir aber mittlerweile sehr moderne Medikamente zur Verfügung, sodass diese Nebenwirkungen eher selten auftreten und es Patienten nach der Behandlung vergleichsweise gut geht.
Zudem gibt es zwei große Bewegungen: Die erste ist die Immuntherapie, in der das Immunsystem des Patienten so geschärft wird, dass es den Krebs bekämpfen kann. Denn viele Krebszellen senden sogenannte „töte mich nicht“-Signale an das Immunsystem aus, sodass der Körper die Krebszellen nicht als fremd erkennt. Mittels immuntherapeutischer Ansätze können wir mit Hilfe von Antikörpern dieses Signal deaktivieren, sodass das Immunsystem die Krebszellen wieder als fremd erkennt und bekämpft.
Bei fünf bis acht Prozent der Darmkrebsbetroffenen können wir solche Medikamente einsetzen, ohne dass eine Chemotherapie notwendig ist.
“WIR HABEN MITTLERWEILE MEDIKAMENTE, THERAPIEANSÄTZE UND KOMBINATIONSTHERAPIEN, DIE SEHR EFFEKTIV SIND.“
Prof. Dr. med. Sebastian Stintzing Klinikdirektor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie (CCM) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Helios Kliniken GmbH entstanden.
FRÜH ERKENNEN, WIRKSAM BEHANDELN:
So verbessert Vorsorge die Heilungschancen bei Darmkrebs
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Die gute Nachricht: Dank moderner Medizin mit spezialisierten Teams und KI-gestützter Bildauswertung werden die Früherkennungs- und Heilungschancen immer besser.
Text Martin Pechatscheck
Darmkrebs. Diese Diagnose erhalten in Deutschland jährlich etwa 24.000 Frauen und 30.000 Männer. Die Mehrzahl der Tumore entsteht langsam, oft aus zunächst gutartigen Darmpolypen. Wer zur Vorsorge geht, trägt dazu bei, dass Darmkrebs häufig verhindert oder sehr früh erkannt wird. Genau dann sind die Behandlungsmöglichkeiten am besten.
Prof. Dr. Jörg-Peter Ritz ist Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie und Ärztlicher Direktor der Helios Kliniken Schwerin. Er leitet eines von über 15 durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifizierten Helios Darmkrebszentren: „Vorsorge rettet Leben, das gilt ganz besonders für Darmkrebs. Sie sollte deswegen unbedingt wahrgenommen werden.“
„DANK NEUER TECHNISCHER MÖGLICHKEITEN UND SPEZIELL AUSGEBILDETER TEAMS WERDEN DIE HEILUNGSCHANCEN BEI DARMKREBS IN DER MODERNEN MEDIZIN IMMER BESSER.“
Was die Vorsorge leistet
Die Darmspiegelung (Koloskopie) gilt als sicherste Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs. „Dabei wird der Darm von innen untersucht. So können Polypen entdeckt und direkt entfernt werden, noch bevor Krebs überhaupt entsteht“, sagt Prof. Ritz. Gesetzlich Versicherte haben ab dem Alter von 50 Jahren Anspruch auf die Untersuchung. Wer keine Darmspiegelung möchte, sollte zumindest einen Stuhltest auf verstecktes Blut im Stuhl (iFOBT) in Anspruch nehmen. „Bei einem positiven Ergebnis ist die Darmspiegelung der nächste Schritt“, so der Chefarzt. „Eine Koloskopie ist eine Standarduntersuchung, die sehr sicher und zuverlässig ist. Auf Wunsch gibt es eine Sedierung.“
Moderne Technik – aber die Entscheidung bleibt beim Menschen
In der modernen Medizin unterstützen heutzutage hochauflösende Koloskopiesysteme und geprüfte künstliche Intelligenz (KI) die ärztliche Erfahrung. „Davon profitieren Patientinnen und Patienten“, erklärt Prof. Ritz. Auch kleine Auffälligkeiten können so erkannt und unmittelbar behandelt werden.
Wenn ein Tumor entdeckt wird Wird ein Tumor gefunden, werden verschiedene Bildgebungsverfahren eingesetzt, um das genaue Stadium festzustellen. Dazu gehören Ultraschall, CT oder MRT. „Anschließend bespricht das Behandlungsteam gemeinsam mit Ihnen den nächsten Schritt“, sagt der Spezialist. In vielen Fällen lässt sich der Tumor operativ vollständig entfernen. Je nach Befund kommen zusätzlich Chemo- oder Strahlentherapie infrage.
„In unseren Darmkrebszentren arbeiten Gastroenterologie, Chirurgie, Onkologie, Radiologie und Pathologie eng zusammen“, erklärt Prof. Ritz. „Das Ziel ist immer eine Therapie zu finden, die bestmöglich zur Situation des Patienten oder der Patientin passt.“
Präziser operieren: Minimalinvasiv und mit Robotik „Wann immer möglich, operieren wir minimalinvasiv“, so der Chefarzt. Robotergestützte Systeme wie der Da Vinci ermöglichen besonders schonende Eingriffe. „Sie übertragen feinste Handbewegungen präzise auf die Instrumente.“ Ist der Eingriff für die Patientin oder den Patienten geeignet, kann das kleinere Schnitte, weniger Blutverlust und eine schnellere Erholung bedeuten. Prof. Ritz sagt: „Dank neuer technischer Möglichkeiten und speziell ausgebildeter Teams werden die Heilungschancen bei Darmkrebs in der modernen Medizin immer besser.“
Das ist eine hocheffektive Therapie, für die aber eine genetische Testung unbedingt notwendig ist. Die zweite Bewegung ist die Präzisionsonkologie. Die Grundlage hierfür sind Erkenntnisse über bestimmte Zielstrukturen im Tumor, die wir mit bestimmten Hemmstoffen angreifen können, um das Tumorwachstum zu hemmen bzw. den Tumor zu verkleinern. In diesem Bereich verzeichnen wir derzeit große Fortschritte, aber dieses Verfahren kombinieren wir oft noch mit einer Chemotherapie, um die maximale Effektivität zu erreichen. Das hat zum Beispiel auch schon dazu geführt, dass wir Patienten, deren Tumor bisher inoperabel war, so behandeln konnten, dass der Tumor kleiner und eine Operation möglich wurde: Plötzlich sind in manchen Fällen also wieder Behandlungs- oder gar Heilungschancen da, die vorher nicht im Raum standen. Wir haben also mittlerweile Medikamente, Therapieansätze und Kombinationstherapien, die sehr effektiv sind und die Prognose für Betroffene deutlich verbessern können. Daher ist es auch immer sinnvoll, einmal nachzufragen, ob derzeit klinische Studien laufen, für die man als Patient eventuell geeignet sein könnte. Bei metastasiertem Darmkrebs ist eine molekulargenetische Untersuchung bei allen Patienten unbedingt notwendig. Denn auf Grundlage der Ergebnisse können wir eine möglichst zielgerichtete Therapie durchführen, die die Prognose des Patienten deutlich verbessern kann.
Kurz erklärt ...
• Darmspiegelung höchste Sicherheit, Polypenentfernung in der gleichen Sitzung, Anspruch ab 50 Jahren
• iFOBT (Stuhltest): ab 50 alle zwei Jahre möglich; bei positivem Ergebnis folgt die Darmspiegelung
• KI-Unterstützung: markiert Auffälligkeiten; ist ein zusätzliches Sicherheitsnetz, ohne ärztliche Entscheidungen zu ersetzen
• Robotik-Chirurgie: kann Eingriffe noch präziser und gewebeschonender machen; ist abhängig vom Befund
Sprechen Sie mit uns unverbindlich über Ihre beste Vorsorge – und, falls nötig, über den passenden Behandlungsweg. www.helios-gesundheit.de
Text Miriam Hähnel
DIE WELT AKTIV ERLEBEN
Aktivreisen für ein gutes Bauchgefühl.
Wanderreise rund um die Zugspitze
• 5 Nächte ab/an Garmisch
• 3-Sterne-Hotels/Gasthöfe/ Pensionen mit Frühstück
Aktuelle Termine, Preise & weitere Details online.
Buchen Sie hier diese Reise direkt: berge-meer.de/RPM006
Entspannt blättern: Bestellen Sie unseren druckfrischen Katalog „42 Urlaubs-Ideen für Entdecker“ mit großem Aktivreisen-Teil unter berge-meer.de/kataloge