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Mehr Wertschöpfung am Betrieb

Wie man mit kleinen Änderungen Großes in Sachen Kostensenkung und Potenzial am eigenen Betrieb erzielen kann

Fall ist es ratsam, die gesamte Palette des Maschinenring zu beachten. Auch der Holzakkord, die Brennholzerzeugung und der Winterdienst sind oft eine passende Erwerbskombination auf dem Hof. Selbstverständlich gehören dazu alle weiteren bekannten und vielleicht auch neue Produktionszweige in der Lebensmittelerzeugung. Auch jede Art der Be- und Verarbeitung und Veredelung der am Hof erzeugten Produkte sind Einkommensquellen. Unsere Höfe bieten unheimliches Potenzial. Ich selbst sehe in meiner täglichen Arbeit und in den Fachmagazinen immer wieder, was auf unseren Höfen alles möglich ist und welches Potenzial die Tiroler Landwirtschaft in sich trägt.

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Kosten senken durch überbetriebliche Maschinennutzung:

In all unseren Ringen ist ein umfangreiches Leihmaschinenangebot vorhanden

Als selbstständiger Steuerberater und Landwirt hat Alexander Woertz nicht nur das theoretische Fachwissen, sondern kennt auch praktische Tipps, wie man mit kleinen Umstrukturierungen seinen Betrieb optimieren kann. Denn nicht immer müssen große Investitionen, die mit hohen Kosten verbunden sind, getätigt werden, um auf Dauer eine höhere Wertschöpfung am Betrieb zu erzielen.

Die Verbesserung der Wertschöpfung ist ein sehr umfangreiches, aber in erster Linie ein individuelles Thema, das für jeden Betrieb einzeln zu bewerten ist und natürlich mit der Betriebsführung abgestimmt sein sollte. Es ist nicht nur der Gewinn des Unternehmens (Landwirtschaft, Gewerbe, Lohn …) ausschlaggebend, sondern hängt massiv von den jeweiligen Verbindlichkeiten und von den

Lebenshaltungskosten der jeweiligen Unternehmerfamilie ab.

Welche Möglichkeiten für zusätzliches Einkommen bieten sich am eigenen Hof (im Rahmen der Landwirtschaft)?

In der aktuellen Situation der Energiekosten macht jede Art der Energiegewinnung bzw. Energieeinsparung Sinn. Leerstehende Räumlichkeiten sollten je nach Möglichkeit genützt oder vermietet werden (Bsp. Urlaub am Bauernhof). Freie Ressourcen an Zeit und Fuhrpark können überbetrieblich eingesetzt werden, wobei freie sehr betont sei. Die Möglichkeiten der Digitalisierung sollten ausgenützt werden, das beginnt beim Homeoffice und reicht bis hin zur Onlineweitergabe vom eigenen Können und Wissen für andere Betriebe. Auf jeden

Wie können Kosten durch überbetriebliche Maschinennutzung gesenkt werden?

Die Anschaffungskosten sind gerade in den letzten zwei Jahren massiv gestiegen. Hinzu kommt, dass viele Maschinen oft nur wenig im Einsatz sind. Deshalb ist es sehr wichtig, bei größeren Anschaffungen die innerbetriebliche sowie auch bei freien Ressourcen die überbetriebliche Auslastung zu prüfen. Eine weitere Möglichkeit ist, die Arbeit auszulagern, dies spart nämlich nicht nur Maschinenkosten, sondern auch Zeit, welche eventuell für andere Arbeiten besser genützt werden kann. Auch die gemeinsame Anschaffung von Maschinen ist eine sehr gute Form, um die Maschinenkosten massiv zu senken.

Ich selbst fahre mit meinen beiden Traktoren, die bereits 23 Jahre alt sind, in Summe nur ca. 200 Stunden im Jahr und habe einen Teil der Maschinen mit meinen Nachbarn zusammen angeschafft bzw. einen Teil der Arbeit aus kostentechnischen Gründen auch ausgelagert.

Welche Einkommenskombination eignet sich hinsichtlich geringer Abgaben, aber mit Blick auf soziale Absicherung?

Durch die Pauschalierung entstehen bei reiner Urproduktion bei den wenigsten Betrieben Einkommensteuerlasten. Dazu kommen die „Töpfe“ aus der Pauschalierungs-Verordnung. Hier sind zum Beispiel bei der reinen Verrechnung der Maschinen-Selbstkosten unter ÖKL von Bauer zu Bauer Einnahmen bis jährlich EUR 40.000,- sozusagen abpauschaliert. Sämtliche Einnahmen der Urproduktion (siehe Urproduktekatalog) sind unter die Pauschalierung zu rechnen. Es ist gerade zur sozialen Absicherung aber wichtig, zu sagen, dass es bei geringen Einheitswerten und keinen weiteren oder früheren eingezahlten Pensionsversicherungsbeiträgen bei Pensionsantritt ein böses Erwachen geben kann. Es sind leider viele ehemalige Betriebsführer Ausgleichszulagenempfänger und müssen dann mit der Mindestpension auskommen.

Wo und wie können Betriebe im Rahmen der eigenen Landwirtschaft gut dazuverdienen, ohne das Korsett eines festen Anstellungsverhältnisses?

Hier ist sicher der Maschinenring einer der besten Partner. Mit der Vielfalt der Möglichkeiten der einzelnen Unternehmen des Maschinenring gibt es hier für viele Landwirte passende Möglichkeiten. Durch den massiven Arbeitskräftemangel sind auch immer mehr Betriebe bereit, flexible Arbeitszeit zu vereinbaren. Es gibt unzählige sensationelle Beispiele, wo ein Mitglied oder die ganze Betriebsführerfamilie spezielle Talente besitzen und hier oft ohne Investitionen ein schönes Einkommen haben. Es ist natürlich immer zu prüfen, welche steuerlichen Konsequenzen es mit sich bringt. Ich möchte hier aber auch erwähnen, was ich zu allen meinen Klienten immer wieder sage – wer viel Steuern zahlt, verdient gut und kann gut leben!

Welche Fehler sind dir aus der Praxis bekannt, die dir in der Arbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben auffallen?

Es hat sich in den letzten Jahren durch die Arbeit der Landwirtschaftskammern und die Bewusstseinsbildung in den Schulen die Grundeinstellung wesentlich gebessert im Vergleich zu noch von vor zehn Jahren. Die Einkommenskombinationen stellen oft eine größere Herausforderung dar. Vor allem im Nachhinein ist es nicht mehr möglich, Fehler zu korrigieren, welche mit einer guten Beratung nie passiert wären. Die Grenze zum Gewerberecht ist oft sehr gering und löst bei Überschreitung Sozialversicherungs- und Steuerpflicht aus. Hier kommt es immer wieder vor, dass die Verjährung im Finanzstrafrecht mit zehn Jahren die jährlichen Steuerlasten zu einer schwierig bewältigbaren Summe werden lässt. Deshalb ist es wichtig, sich vor jedem neuen Zusatz- einkommen auf jeden Fall steuerlich von einem Fachmann beraten zu lassen, damit es in der Zukunft zu keinen bösen Überraschungen kommt! 

Alexander Woertz ist selbstständiger Steuerberater und ein erfahrener Funktionär der Landwirtschaftskammer Tirol aus dem Wipptal. Er spezialisierte sich insbesondere auf die Betreuung von Land- und Forstwirten und vermittelt Landwirten sein Fachwissen zu folgenden Themen: pauschalierte Landwirte, Urlaub am Bauernhof, Nebentätigkeiten und steuerliche Option in der Landwirtschaft (Regelbesteuerung). Natürlich berät Alexander Woertz, der selbst Landwirt ist, seine Klienten auch in Sachen Bilanzpräsentation, Steuerberatung und Unternehmensgründung bzw. -beratung.