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Mama, Bäuerin und Influencerin

Magdalena und Hannes Esterhammer bewirtschaften den Bichlhof in Fügenberg, besser bekannt ist die Bäuerin als „leni.vom.bichlhof“.

Magdalena Esterhammer, besser bekannt als „leni. vom.bichlhof“, bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann Hannes den Bichlhof am Fügenberg. Auf Instagram hat sie sich mit Videos und Info-Beiträgen vom Bauernhofalltag einen stolzen Abonnentenkreis von fast 27.000 Personen aufgebaut, Tendenz steigend. „Heumilch-Bäuerin & Lebensmit- teltechnologin, vom Leben am Bergbauernhof, kleinstrukturierte Landwirtschaft & Nebenerwerb“, so liest man in der Beschreibung ihres Instagram-Profils. Die Bäuerin gewährt den Lesern Einblicke in das tägliche Leben auf einem Tiroler Bergbauernhof – und zeigt, dass die Realität zumeist weit entfernt von „Heidi-Vorstellungen“ ist. Den Leuten diese wichtige Arbeit, die Land- wirte tagtäglich leisten, mitzugeben, das ist ihr oberstes Ziel. Denn nur so gibt es eine Zukunft für die kleinstrukturierte Tiroler Landwirtschaft. Authentische Arbeit, Verständnis für Tierwohl und Umweltschutz, das sind die Faktoren, für die Magdalena mehr Feingefühl in der Gesellschaft voraussetzt. Denn wie sie sagt: „Wir haben mehr mit Klimaschutz zu tun als jeder Klimakleber!“

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Die studierte Lebensmitteltechnologin ist auf einem Gastronomiebetrieb im hinteren Zillertal groß geworden und hat nach ihrer Schul- und Ausbildungszeit in Linz für einen großen Lebensmittelhersteller gearbeitet. Zurück ins Zillertal und dann noch auf einen Bauernhof zu gehen, gehörte damals eigentlich nicht zu ihren Zukunftsplänen: „Ich dachte nie, dass aus mir einmal eine Bäuerin im Zillertal wird. Aber wo die Liebe hinfällt“, lacht Leni. Eine schöne Altbauwohnung im Innsbrucker Stadtteil Saggen, das war früher immer ihr Traum. Doch dann kam ihr Ehemann Hannes dazwischen. Jetzt haben die beiden zwei Kinder: Paula (3) und Pius (1) bringen Bewegung auf den Bichlhof. Mit

Schwiegerpapa Ludwig versorgen sie nun auf dem Bergbauernhof Schafe, Kühe und Hennen und das auf spezielle Art und Weise. Besonders wichtig ist ihr das Thema Biodiversität: „Wir sind Heumilchbauern und mähen den Großteil unserer Flächen nur zweimal im Jahr. Das aus dem einfachen Grund, damit die Blumen und Gräser ihre Samen ausbringen können und die Biodiversität, die bei uns sehr großgeschrieben wird, erhalten bleibt“, so Magdalena. Die Leuten zahlen mittlerweile viel Geld, damit Bäume neu gepflanzt oder Blumenwiesen angelegt werden, und diese Menschen gilt es abzuholen. „Man muss den Leuten mitgeben, wie wertvoll die Arbeit in der Landwirtschaft ist und welchen Beitrag wir tagtäglich nicht nur für die Lebensmittelversorgung, sondern auch für die Artenvielfalt leisten.“

Powerfrau sieben Tage die Woche

Neben Landwirtschaft, Instagram, Haushalt und Kindererziehung geht Magdalena auch einem geregelten Job in der Lebensmittelherstellung beim MPreis nach: „Man muss von dem Klischee weg, dass eine Bäuerin nur für die Kindererziehung und das Kochen zuständig ist! Die

Arbeiten werden immer mehr und reichen bis zur Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf gesunde, regionale Lebensmittel.“ Trotz veralteter Denkweise, die teilweise noch in der Gesellschaft verankert ist, ist sich Magdalena sicher, dass nur die moderne Denkweise zukunftsfähig ist. Mit ihrem Ehemann Hannes, der selbst neben der Landwirtschaft in der Heumilchsennerei in Fügen beschäftigt ist, hat sie da auch den richtigen Partner gefunden, der sie in allen Belangen unterstützt. Für sich selbst sieht sie in ihrer Berufswahl nur Vorteile: „Man kann nicht mehr nur die Landwirtschaft betreiben – es wird immer bunter! Ich liebe die Arbeit mit den Tieren und den Maschinen. Und bei welchem Beruf kann man den eigenen Kindern, die immer um einen herumschwirren, die Verbindung und das Leben mit Mensch und Tier besser näherbringen als, bei der Arbeit als Landwirtin!“ Ihren Kinder möchte sie vor allem das Bewusstsein weitergeben, dass alles rundherum nicht selbstverständlich ist und dass viele Generationen vorher dafür sorgten, dass den heimischen Landwirten heute Grund und Boden für die tägliche Arbeit zur Verfügung stehen. Insbesondere die Arbeit im Einklang mit der Natur und den Tieren erdet sie enorm.

Instagram als Fenster zur Landwirtschaft

Die Arbeit auf Social Media entdeckte Magdalena, während sie mit ihrem ersten Kind in Karenz war. „Ich habe auf verschiedenen Profilen verfolgt, dass die Arbeit am Hof dort sachlich erklärt wird und so landwirtschaftsfremden Personen ein Einblick in die tägliche Arbeit gewährt wird“, erklärt die Bäuerin. Geräte zum Mähen, Güllen, aber auch viele Tiere sind bei einem Blick auf ihre Bildergalerie zu erkennen. Dabei fällt schnell auf, dass hier keine verstaubten Geräte zum Einsatz kommen, sondern modernste Technik.

gibt es noch an Bewusstseinsmachern aus Tirol, denn dort ist Magdalena bisher noch die einzige Farmfluencerin, die täglich ihre Stalltüre für die breite Masse öffnet.

Mitmachen statt „Mitgschaftln“

Magdalenas Philosophie ist klar: Leute aufklären, sich transparent zeigen und auch sensible Themen ansprechen. Dass man so nicht immer auf Zustimmung stößt, ist klar: „Häufig kommen auch blöde Kommentare, weil viele Leute sich einfach nicht auskennen und trotzdem mitreden. Ein Beispiel ist das Kuh-Kalb-Thema. Da reagiere ich oft mit einer Einladung, sich bei

am Bauernhof zu melden

Magdalena Esterhammer

„Veraltete“ Vorstellungen aus dem Weg räumen, das ist es auch, was Magdalena gemeinsam mit ihrer Gemeinschaft „farmfluencer_at“ bewirken möchte. Aus diesem Grund befüllt die Gemeinschaft seit dem letzten Sommer den InstagramAccount „farmfluencer_at“ mit Inhalten aus dem tagtäglichen Leben eines österreichischen Landwirtes. Und das mit Erfolg − mittlerweile darf sich der Verbund über eine Reichweite von mehr als 170.000 Personen freuen. Nachholbedarf

Freiwillig am Bauernhof anzumelden“, erzählt Leni. Für Leni ist der Verein Freiwillig am Bauernhof ein Best-Practice-Beispiel, wie man außenstehenden, interessierten Personen die Landwirtschaft näherbringen kann. Bereits bevor Magdalena auf den Bichlhof kam, waren am Hof immer wieder freiwillige Helfer über das Projekt im Einsatz. Da der Betrieb auf 900 Metern ausschließlich von Steilflächen umgeben ist, braucht es im Sommer bei der Heuarbeit jede helfende Hand. Alt-Bauer Ludwig berichtet über ausschließlich gute Erfahrungen mit den Helfern: „Einmal kam eine Helferin aus einer deutschen Großstadt zur Heuernte, die von Beruf Friseurin war. Sie hat nicht nur fleißig am Feld geholfen, sondern auch mir und meinen Kühen eine flotte Frisur verpasst“, witzelt Altbauer Ludwig. 

Auf ihrem Profil lässt Magdalena die Instagram-Gemeinschaft an ihrem Leben teilhaben

Freiwillig am Bauernhof

Freiwillig am Bauernhof vermittelt interessierte Personen zu Höfen in Nord- und Osttirol, um Familien bei Arbeitsspitzen zu unterstützen. Gleichzeitig bekommen die Helfer einen Einblick in die Arbeit auf landwirtschaftlichen Betrieben. Die Freiwilligen sind u. a. bei der Heuernte, aber auch bei der Stallarbeit, im Haushalt oder in der Kinderbetreuung im Einsatz. Hierfür übernimmt der Verein die Vermittlung, die organisatorische Abwicklung und die Versicherung für die Helfer. Die Helfer erhalten kostenlos Verpflegung bzw. eine Unterkunft.

Kontakt: T +43 59060 70010, www.freiwilligambauernhof.at

Unsere freiwilligen Helfer sind bereits wieder fleißig auf den Höfen im Einsatz und versorgen uns täglich mit tollen Fotos. Über unseren Kanal teilen wir regelmäßig die Einblicke und können so, eine tolle Reichweite generieren.