marie 94/ Juni 2024

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DSCHUNGELFRAU

Marianne Soisalo aus Finnland hat ihr pulsierendes Nachtleben in London aufgegeben und sich im Herzen Brasiliens ein selbsterbautes Paradies geschaffen. Was sie zu dieser Entscheidung bewogen hat, lesen Sie im großen Porträt auf den Seiten 4 bis 9.

3,40 Euro

davon 1,70 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer

Foto: Meeri Vaatainen

Die connexia bietet im Welcome Center Pflege & Soziales Informationen und Beratung über Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten und über finanzielle Förderungen. Gestalte mit. vcare.at

Inhalt

4-9 Ein anderes Leben

Marianne Soisalo tauschte pulsierendes Nachtleben gegen Einsamkeit und Pumas ein

9 Impressum

10 Zwischen Aufgeben und Weitermachen

Hans Platzgumer, sein neues Buch und was ihn mit Franz Kafka verbindet

12-14 „Im Herzen bin ich ein Pirat“

Ralph Hollenstein (50) tritt seit zehn Jahren mit seinem Lastenrad beruflich in die Pedale

15 Hidoku, Sudoku

16-18 Im Sommer meines Lebens

Die Neuerfindung des Konzepts Pension

19 Frauentreff als Energiebooster

Ein Begegnungsort für Frauen der Generation 60plus

20-22 Leitlinien gegen Unordnung

Willibald Feinig, Gymnasiums-Lehrer und zeitweiliger Frater, veröffentlicht seinen ersten Gedichtband

23 Europasta

Passend zur Fußball-EM haben wir die richtige Jause zur Halbzeitpause aus Dans Probelokal

24-27 Was heißt denn hier arm?

Die marie nimmt Kulturfesttage im Mesnerstüble zum Anlass, das Thema Armut zu beleuchten

28-30 Junge Liedermacherin

Ein Porträt der Musikerin Nina Lynn Gangl, die Ende Juni beim Folk-Festival in St. Arbogast zu sehen ist

32-34 Lust auf Spiel, Spaß und Ernst Wie das Theater-Festival „Luaga&Losna“ es immer wieder schafft, Kinder in den Bann zu ziehen

35 Schachecke

37 Filmclubtipps

38-39 Veranstaltungskalender, Rätsellösungen

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser!

Die niederländische Straßenzeitung „Straatnieuws“ beginnt ihre Interviews gerne mit der Frage, welche Erinnerungen man an die Straße hat, in der man aufgewachsen ist. Sogar Papst Franziskus hat in seinen Memoiren gegraben und erzählte (2015), wie er sich früher in Buenos Aires aus dem Haus schlich, um nach der Schule mit den Jungs Fußball zu spielen – trotz „zweier linker Füße“.

Was sind denn Ihre Erinnerungen an „die Straße Ihrer Kindheit“? Ich kann es kaum glauben, aber wir haben doch tatsächlich noch Federball und Family-Tennis auf der Fahrbahn gespielt – weit und breit warnte kein „Achtung Kinder“-Schild vor uns. Im Frühling begann die Zeit, in der man einfach ein bisschen vor dem Haus rumlümmelte, gelangweilt mit den Füßen scharrte und darauf wartete, dass jemand aus dem Fenster spähte und sich dazugesellte, um gemeinsam den Asphalt, unbebaute Wiesen und Gärten zum Spielplatz zu erklären. Auch die Erwachsenen bildeten eine lose Gemeinschaft, die in diesem nachbarschaftlichen Zusammengeworfen-Sein offen und empfänglich für Geselliges war – ein Nachmittagskaffee da, eine Geburtstagsfeier dort und schlussendlich doch eine Verbundenheit, die ein Leben lang hält. Manchmal traf es sich also, dass wir Kinder in einem Garten am Spielen waren, während die Erwachsenen gemeinsam ein Gläschen tranken. Und dabei ereignete sich eines Abends das seltene Phänomen, dass sich die Eltern auf unser Spiel mit einließen. Plötzlich standen Klein und Groß in einem Kreis beieinander und fragten mit viel Gelächter und kindischem Schmäh „Kaiser, wie viel Schritte darf ich gehen?“ Dieser Abend war deshalb so besonders, weil die Eltern meiner Generation (oder zumindest meiner Straße) eigentlich keine „Spiele-Eltern“ waren. Nie wieder sollte es sich jedenfalls später fügen, dass sich eine ganze Schar Erwachsener und Kinder gemeinsam dem Spiel hingaben. Ich bin mir sicher, unsere Eltern waren sich nicht bewusst, welch kostbaren Moment sie uns damals für die Erinnerungskiste lieferten. Und weil es langsam, aber sicher Sommer wird und mein Sohn gerade gefragt hat, ob wir nicht wieder einmal Federball spielen könnten, habe ich statt dem Spiele-Set, das wie so oft über den Winter spurlos verschwunden ist, zumindest diesen Moment ausgegraben, der in seiner vermeintlichen Bedeutungslosigkeit bis heute so viel innere Wärme erzeugt. Bevor ich mich aber um neue Federballschläger kümmern werde, wünsche ich Ihnen schon mal einen guten Start in die Sommerzeit. Mögen Sie dann und wann Ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen, denn nicht selten lockt er die eine oder andere Leidenschaft aus der Reserve, die nach mehr ruft.

marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo

Kontaktieren Sie uns

Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden? Dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677/615 386 40. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!

Eins vielleicht noch: Die Frage, was man in der Kindheit gerne gemacht hat, wird nicht selten auch im Kontext Persönlichkeitsentfaltung gestellt, um verschüttete Interessen aufzuspüren. Spätestens nach der Lektüre der spannenden Biografien in dieser marie sollte jedenfalls kein Zweifel mehr daran bestehen: Es lohnt sich dem nachzugeben, was in einem brennt! Vielleicht wird aus dem Spiel Ernst oder der Ernst erobert sich das Spielerische, egal, Hauptsache freilassen, was tief in uns drin schlummert.

Ihre Simone Fürnschuß-Hofer, Redakteurin

Ein anderes Leben

Von Finnland durch den urbanen

Dschungel Londons hin zu einem selbst erbauten Paradies im Herzen Brasiliens – Marianne Soisalo tauschte ein pulsierendes Nachtleben und Drag-Queens gegen Einsamkeit und Pumas ein. Was sie zu dieser Entscheidung bewogen hat.

Text: Sandra Pandevski Fotos: Thais Nisenbaum / Meeri Vaatainen

Pauli Soisalo war der Kardiologe des ehemaligen finnischen Präsidenten Urho Kekkonen. Er hoffte, sein Sohn Marti würde in seine Fußstapfen treten, doch stattdessen gründete dieser ein Papierunternehmen und verkaufte Papier aus den Bäumen finnischer Wälder nach Rio de Janeiro in Brasilien. Später zog Marti von Rio nach São Paulo, wo er eine Frau namens Nadyr kennen und lieben lernte und mit ihr gemeinsam drei Kinder in die Welt setzte. Marianne Soisalo ist ihre jüngste Tochter.

Etwa zehn große blaue und gelbe Papageien, einen Meter lang von Schnabel bis Schwanz, sitzen in einem Baum. Der Taxifahrer sieht im Rückspiegel meine Faszination. „Araras“, bemerkt er. Wir nähern uns einem orangefarbenen Tor. Ein Schild trägt die Aufschrift Mariri Jungle Lodge. Mit einem Code öffne ich das Torschloss und als wir hereinfahren, höre ich Hunde bellen.

Eine Frau mit hüftlangem Haar kommt uns begrüßen, begleitet von vier Rhodesian Ridgebacks. Sie sagt den Hunden, sie sollen sich beruhigen, und stellt sich uns als Marianne vor.

Mariri Jungle Lodge ist eine Ansammlung von Baumhäusern, die mit dem in den Dächern verbauten Buntglas und dem märchenhaften Baustil aussehen, als seien sie von Feenhand erschaffen worden. Bis zu 25 Meter hoch thronen sie in den Baumkronen. Das höchste Baumhaus kann nur über eine schwankende Hängebrücke erreicht werden. Es gibt einen großen, runden Pool mit kristallklarem Wasser, das aus den Bergen hinunterfließt, und daneben eine finnische Sauna. Was macht so etwas mitten in Brasilien?

Gegen Mittag öffnet Marianne ein Heineken, verdünnt das Bier mit Wasser und schüttet es über die heißen Steine. Der Geruch von verbranntem Hopfen und Malz steigt auf. Früher hielt Mariannes Vater seine Geschäftsmeetings in ihrer Gartensauna in São Paulo ab. Wir sitzen uns gegenüber, nackt, und beginnen das Interview.

Marianne wurde am 11. Mai 1968 in São Paulo geboren. Gemeinsam mit ihrem Bruder Pauli und ihrer Schwester Kirsti besuchte sie die namhafte britische St. Paul‘s School. Da an dieser Schule die Sommerferien zur selben Zeit stattfanden wie in Europa, verbrachten die Geschwister ihre Sommerferien mitunter in Finnland, wo Marianne Verwandte in deren Landhaus auf dem Schärenmeer besuchte. Dort gab es weder Strom noch fließendes Wasser. Das Schärenmeer sei neben den Beeren und der Salzlakritze das Beste an Finnland gewesen, meint Marianne. Wenn sie nicht bei ihrer Verwandtschaft in Finnland war, dann verbrachte Marianne den Sommer in Afrika. Ihr Vater war dort häufig auf Geschäftsreise und ließ seine Tochter mitkommen. Seit ihrer frühen Jugend beschäftigt sich Marianne mit Wildtieren. „Mein Vater gab mir die Grundlage für alles, was heute ist“, erzählt sie.

Nachdem ihre Geschwister ausgezogen waren, verblieb Marianne als einziges Kind in einem Haushalt, den sie als ungesund beschreibt. Ihre Mutter hatte eine bipolare Störung, holte sich jedoch nicht die notwendige Hilfe und verbrachte die meisten Tage im Bett. Ihre Eltern stritten und ihr Vater griff zur Flasche. Jede Nacht trank er, und am nächsten Tag, um 7 Uhr morgens, setzte er sich in die Sauna und schwitzte den Alkohol aus. Marianne schlich sich nachts über ihr Schlafzimmerfenster davon und gab sich der Dekadenz des Nachtlebens hin.

„Mein Vater gab mir die Grundlage für alles, was heute ist.“

Sie tritt aus der Sauna heraus und taucht vom Steg aus hinab ins Wasser. Heute ist ihr „Haarwaschtag“. Der findet einmal die Woche statt. Kämen tut sie ihr Haar fast nie. Mitten in diesem Gespräch über Haarpflege wird Marianne abgelenkt. Sie schaut an mir vorbei und richtet ihren Blick auf eine in den Pool gefallene Libelle. Mit einem Kescher holt sie das Insekt heraus und legt es zum Trocknen auf einen Stein. Ein Flügel ist gebrochen, doch in Sekundenschnelle richtet sich die Libelle auf und fliegt wieder in den Himmel. Das passiert während unseres Gesprächs mehrere Male – Mariannes Abstecher zu den Tieren.

Um 11 Uhr vormittags ist es Zeit für Tee. In einem Regal reihen sich Iittala-Tassen und auch eine Auswahl an Mumin-Klassikern: die Kleine My, Hattifnatten, Stinky ... Marianne entscheidet sich für eine taubenblaue Iittala-Tasse und kippt kochendes Wasser über einen Beutel English Breakfast. Dazu gibt sie einen Löffel braunen Zucker und einen Schuss Kokosmilch – eine Gewohnheit aus ihrer Zeit in London, als sie mit 18 Jahren ihre Pläne für ein Zoologie-Studium in Südamerika aufgab. Sie nahm Gelegenheitsjobs an, schoss Schwarz-Weiß-Porträts in der Brick Lane und lebte ein wildes Leben. „Ich wollte mein eigenes Geld verdienen und nicht von meiner Familie abhängig sein“, erklärt sie.

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aus Norwegen kam nach ihrer älteren Schwester zu Mariri, die einige

zuvor freiwillig geholfen hatte.

„Es ist eine einzigartige Welt, die mit anderen nicht zu vergleichen ist. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und freue mich, in Mariri für eine Weile daheim gewesen zu sein.“

„Sagen wir mal so: Ich habe nun keine Angst mehr vor den kleinen Spinnen und Kakerlaken in Europa.“

Meeri, freiwillige Helferin aus Finnland

Als Mariannes Vater an Covid starb, besuchten Marianne und ihre Geschwister sein Sommerhaus außerhalb von São Paulo, um seine Sachen durchzugehen. Marianne fand eine Zeichnung, die sie mit zehn Jahren gemacht hatte und war berührt, wie sehr ihr Phantasiehaus Realität geworden ist. Ihr Holzhaus, Kura Kura, ist dem auf der Zeichnung sehr ähnlich.

Einige Jahre lang betrieb Marianne gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann an der Londoner Brewer Street den beliebten (inzwischen geschlossenen) Drag-Club Madame Jojo‘s, in dem Dreharbeiten für Stanley Kubrick‘s Erotikthriller Eyes Wide Shut (1999) stattfanden. Sie veranstalteten dort Disko- und Techno-Nächte, aber auch Comedy-Shows. Mit den Einnahmen finanzierte Marianne unter anderem Maßnahmen zum Artenschutz des Tigers in Indien.

In dieser Zeit spürte sie eine Leere in sich aufkommen. Es war Ende der 1990er-Jahre und Finnland war kürzlich der EU beigetreten. Man konnte nun an einer britischen Universität studieren, ohne dafür ein Vermögen ausgeben zu müssen. Marianne bewarb sich erfolgreich am King‘s College in London und erwarb dort einen Bachelor in Life Sciences. Anschließend erhielt sie einen Job als Datensammlerin im weltweit größten Feuchtgebiet, dem Pantanal. Seine Fläche erstreckt sich über Brasilien, Paraguay und Bolivien und beheimatet eine reiche Vielfalt an Wildtieren: Vögel, Jaguare, Pumas, Alligatoren.

Fünf Jahre lang lebte Marianne zeitweise im Pantanal, wo sie vom frühen Morgen bis in den späten Abend Großkatzen beobachtete oder Fäkalien von Jaguaren und Proben von den Überresten ihrer Beute sammelte. In dieser Zeit kam ihr eine Idee für ein Masterprojekt. Mithilfe einer Wildkamera, einem mit Sensoren ausgestatteten Kamerasystem, das Tiere in der Nähe aufspürt und fotografiert, wollte sie die Anzahl an Jaguaren in dem Gebiet ermitteln. Marianne bewarb sich an der Cambridge University und wurde angenommen. Gemeinsam mit ihrer ehemaligen Mentorin fertigte sie eine Studie an, die in der Fachzeitschrift New Scientist veröffentlicht wurde und große Aufmerksamkeit erfuhr. Daraufhin wurde sie als wissenschaftliche Beraterin für den BBC-Dokumentarfilm Stalking the Jaguar angestellt.

Nach den Jahren im Dschungel hatte Marianne eine tiefe Hingabe zum Planeten entwickelt. Es ging nicht nur um die Tiere. Es ging um etwas Größeres. Marianne betätigte sich als Aktivistin und nahm an großen Aktionen teil, von denen einige mit ihrer Verhaftung endeten. Sie

Karoline
Male

Bild rechts:

Abendessen für die Hunde. Zuerst Chillis

Schüssel, dann Pitchus, Intis und zuletzt Astras.

Bild ganz rechts:

Marianne lebte fünf Jahre lang zeitweise im Pantanal, das weltweit größte Feuchtgebiet, das sich über Brasilien, Paraguay und Bolivien erstreckt. Hier beobachtete sie vom frühen Morgen bis zum späten Abend Jaguare.

Marianne hat sich schon immer für Tiere interessiert.

„Es war unglaublich, den Jeep von National Wildlife bei mir in der Einfahrt zu sehen. Ein Traum wurde war. Jetzt habe ich die Gelegenheit, diesen Tieren zurück in den Dschungel zu helfen.“

gründete die Umweltorganisation Ekonoiz. Einige ihrer Freunde hielten ihren Glauben, die Menschen seien die Klimaopfer der Zukunft, für apokalyptisch. „Kriege werden nicht mehr um Öl geführt, sondern um Wasser“, behauptet sie. „Ich glaube, die menschliche Zivilisation wird zusammenbrechen. Dazu kam es schon, wegen unserem mangelnden Verständnis der Natur.“

Den Grundstein für das Mariri Jungle Lodge legte ein Rave-Event in Alto Paraiso Anfang der 2000er-Jahre. Dort traf Marianne eine Frau, die einige Jahre später anrief und erzählte, sie habe davon geträumt, dass Marianne ein zum Verkauf stehendes Stück Land erwirbt. Marianne wies sie sanft zurück und erklärte, dass sie in London wohne und nicht vor hätte, zurück nach Brasilien zu ziehen. Aber die Frau rief dieselbe Woche mehrere Male wieder an. Schlussendlich bat Marianne eine Freundin, sich das Grundstück anzusehen und gab ihr eine Reihe an Fragen mit: Von wo kommt das Wasser? Welchen Durchmesser haben die Bäume im Wald? Wie sehen die Straßen aus? Die Antwort: Es gibt keine Straße, kein Wasser, keinen Strom. Jedoch fotografierte die Freundin riesige Berge, Blumen und große blaue Papageienvögel, die über den Boden flogen, und berichtete, dass Affenspuren zu sehen waren. Und so kam es, dass Marianne 2007 Eigentümerin von 45 Hektar im Zentrum Brasiliens zu einem Preis von 35.000 Euro wurde. Das Geld kam teilweise vom Dreh von Eyes Wide Shut. Um 9 Uhr morgens versammeln sich Freiwillige zu einem Treffen außerhalb Mariannes Küche. Tommy ist zu Besuch aus England, Thais aus Uruguay, Anna aus Dänemark, Karolina aus Schweden, Guillermo aus Brasilien und Meeri aus Finnland. Einige haben klare Rollen, währenddessen andere mit dem helfen, was ansteht. Als ich ankomme, ist Karolina im Gewächshaus und Tommy geht mit dem Hochdruckreiniger über die Einfahrt. Meeri, 26, fand hierher über die Plattform WorkAway. „Ich war angetan, da Marianne aus Finnland stammt und als ich las, dass es eine finnische Sauna geben würde, war es ein klares Ja von mir!“, sagt sie. „Ich interessiere mich auch für Permakultur und kümmere mich gerne um Tiere und Natur, deshalb fühlte es sich richtig an.“

„Wenn ich morgen sterben müsste, hätte ich ein erfülltes Leben geführt. Denn ich habe so viel geleistet und bin ziemlich stolz auf mich. Ich denke sogar, was ich erreicht habe, würde meinen Vater stolz machen.“

Während ihrem zweimonatigen Aufenthalt im Dschungel half Meeri Marianne mit den sozialen Medien und Marketing. Die größte Herausforderung für sie waren die Insekten während dieser Zeit. „Sagen wir mal so: Ich habe nun keine Angst mehr vor den kleinen Spinnen und Kakerlaken in Europa“, witzelt sie.

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Sie sagt, sie würde in Zukunft gerne wieder zurückkommen. „Es ist eine einzigartige Welt, die mit anderen nicht zu vergleichen ist. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und freue mich, in Mariri für eine Weile daheim gewesen zu sein.“

Die Menge an gefährlichen Tieren in der Umgebung hat Marianne nie Angst gemacht. Es sind eher die Menschen, vor denen sie Angst hat – gewalttätige Männer und der ehemalige Präsident Brasiliens Jair Bolsonaro, dessen Führung sie fast hoffnungslos machte. Sie kann niemals vergeben, was er der indigenen Bevölkerung, den Tieren und der Natur angetan hat. „Die Sojabohnenfelder reichten fast bis hierher. In der Zeit, in der Bolsonaro Präsident war, fühlte ich mich so miserabel wie nie zuvor“, sagt sie.

Als Lula da Silva 2022 die Wahlen gewann, feierte sie mit ihren Freunden im Garten. Sie war erleichtert und hoffte nun, dass Brasilien endlich eine Chance haben würde, auch wenn im Parlament größtenteils Befürworter des Ex-Präsidenten saßen. Und obwohl Lula keine lupenreine Vergangenheit hat, glaubt Marianne, dass er sich um Menschen und Natur kümmert. „Brasilien verdient das!“, sagt sie.

Mit einem englischen Tee und Keksen in der Hand gehen wir in den dritten Stock hinauf und setzen uns in den Turm. Der Ausblick ist atemberaubend. Ich frage Marianne, welche die besten Augenblicke ihres Lebens sind. Sie ist für einen Moment still und versucht ein Stück Harz zu entfernen, das sich unter der Sauna verhärtet hat. „Es sind jene, die wiederkehrend sind ... jeden Tag hier aufzuwachen“, sagt sie schlussendlich. „Wenn ich morgen sterben müsste, hätte ich ein erfülltes Leben geführt. Denn ich habe so viel geleistet und bin ziemlich stolz auf mich. Ich denke sogar, was ich erreicht habe, würde meinen Vater stolz machen.“

Heute haben in Mariri über 30 Leute Platz. Für Hochzeitsfeiern, Erholungsurlaube und manchmal auch spontane Urlaubsgäste. Jedoch hat Covid seine Spuren hinterlassen und momentan kostet Mariri mehr als es einnimmt.

13 Jahre lang führte sie ihr Paradies, aber jetzt sieht sie sich nach einer anderen Person um, die das tägliche Geschäft übernimmt. Selbst möchte sie sich auf ihre Leidenschaft konzentrieren: einen Zufluchtsort für Tiere schaffen, die aus verschiedenen Gründen in Gefangenschaft leben mussten. Sie waren entweder Opfer illegalen Handels, haben sich Brandwunden zugezogen oder wurden misshandelt.

Erst vor zwei Monaten wurden die ersten zwei Gehege fertiggestellt. Hier müssen sich Tiere erstmals an ihren natürlichen Lebensraum gewöhnen, bevor sie in die Freiheit entlassen werden können. Marianne ist sichtlich aufgeregt, während sie über den Abend redet, an dem die

Als Marianne Mariri erschaffen hat, pflanzte sie Tausende verschiedener Pflanzen. Heute ist es ein echter, einzigartiger Dschungel. Diese Methode der Umpflanzung ist ein Weg, dem Klimawandel entgegen zu wirken.

Wenn Marianne und ihr Team die Papageien füttern, verkleiden sie sich als große Chilis und machen sonderbare Geräusche, um es den Papageien abzugewöhnen, Futter mit Menschen zu verbinden.

„Die Sojabohnenfelder reichten fast bis hierher. In der Zeit, in der Bolsonaro Präsident war, fühlte ich mich so miserabel wie nie zuvor.“

ersten Tiere angekommen sind. „Es war unglaublich, den Jeep von National Wildlife bei mir in der Einfahrt zu sehen“, sagt sie. „Ein Traum wurde war. Jetzt habe ich die Gelegenheit, diesen Tieren zurück in den Dschungel zu helfen.“

Im Auto waren 13 kleine grüne Papageien, vier Affen und zwei Ameisenbären. Letztere konnten sofort freigesetzt werden. Das Weibchen hatte es schwer, sich einzufügen, weil sie in Gefangenschaft erzogen wurde, aber letztendlich hat sie sich auf in die Wildnis gemacht und ist nicht mehr zurückgekehrt. Die vier kleinen Affen haben einige Tage im Gehege verbracht, um sich zu akklimatisieren. Dann sind sie in den Bäumen verschwunden.

„Die Papageien sind ein wenig komplizierter“, sagt Marianne. „Sie waren einst Haustiere und schreien die Namen von Personen, rufen ‚Willkommen daheim‘ und singen Fußballhymnen. Sie wissen nicht, wie sie mit der Natur kommunizieren sollen und sind es gewohnt, Dinge zu essen, die nicht direkt aus der Natur stammen.“

Sie wird ihnen eine sogenannte „sanfte Freilassung“ anbieten. Das bedeutet, dass ein kleines Fenster für sie offen steht, durch das sie zurück können. Aber zuerst müssen sie lernen, wie sie fliegen, ohne dabei von anderen Tieren gefressen zu werden. „Wir müssen es mit ihnen langsam angehen. Manche werden nie bereit seien, aber wenn wir es wenigstens bei einem Drittel schaffen würden, wären wir zufrieden“, sagt Marianne.

Wenn sie und ihr Team die Papageien füttern, verkleiden sie sich als große Chilis und machen sonderbare Geräusche, um es den Papageien abzugewöhnen, Futter mit Menschen zu verbinden. Sie reflektiert ein moralisches Dilemma: Den Vögeln würde es erlaubt sein, in Freiheit zu leben, aber dann sterben sie nach drei Tagen. Oder man sperrt sie für immer ein. Was ist schlimmer?

Kürzlich wurden ihr zehn Kameras geschenkt, damit sie diese um Mariri anbringt. Dabei verwendet sie dieselbe Methode wie im Pantanal. Als nächsten Schritt plant sie, GPS-Sensoren an den freigelassenen Tieren anzubringen, damit sie deren Fortschritt verfolgen kann.

Wir gehen den Berg hinunter in Richtung Ställe und biegen dann in den Wald ab. Dort befindet sich eine große Lichtung und Marianne zeigt begeistert, dass sie den Raum für Pumas anpassen werde, welche ihr Leben lang bleiben: „Ein Teich mit Fischen dort, Korridore in den Wald, damit sie Auslauf haben und hier sollte ein offenes Areal sein, damit sie sich sonnen können.“ Sie wurde bereits gebeten, sich womöglich um einen drei Monate alten Pumawelpen zu kümmern, der vor der Freilassung rehabilitiert werden muss.

Momentan sucht sie nach finanzieller Unterstützung für die Reise mit den großen Katzen, welche sehr viel mehr benötigen als andere Tiere. Es wäre eine solide Investition – trotz all seinen Fehlern hat sie ebenso die Geduld ihres Vaters geerbt, was sie anfängt, auch zu Ende zu bringen.

Mit freundlicher Genehmigung von Faktum / INSP.ngo

Impressum

Grundlegende Richtung

Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 3,40 Euro verbleibt den Verkäufer:innen. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt. Redaktion marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems, Telefon: 0677 615 386 40, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at

Redaktion: Frank Andres, Simone Fürnschuß-Hofer

Mitarbeiter:innen dieser Ausgabe: Guntram Gärtner, Walter Gasperi, Miriam Jaeneke, Christine Mennel, Daniel Mutschlechner, Brigitta Soraperra

Zeitungsausgabestellen:

Dornbirn: Kaplan Bonetti Sozialwerke, Kaplan-Bonetti-Straße 1, Montag, Mittwoch und Freitag von 7.15 bis 9 Uhr

Bregenz: dowas, Sandgrubenweg 4, Montag bis Freitag: 8.30 bis 13 Uhr

Feldkirch: Caritas-Café, Wohlwendstraße 1, Montag bis Freitag 8.30 bis 14 Uhr

Bludenz: do it yourself, Kasernplatz 5-7/3b, Montag und Mittwoch 14 bis 16 Uhr

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Kontakt: anzeigen@marie-strassenzeitung.at Medieninhaber und Herausgeber

Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg, ZVR-Zahl 359044778, 6833

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eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Vorstand

Frank Andres, Obmann, Christina den Hond-Vaccaro, Obmann-Stellvertreterin, Schriftführerin, Oliver Mössinger, Kassier

Gabriele Hörl-Anselmi, Daniel Mutschlechner

Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach

Auflage: 12.000 Exemplare, Erscheinungsweise monatlich

Layout/DTP/Bildbearbeitung

:TAGWERK Grafik|Design Monika Dür Bankverbindung & Spendenkonto Raiffeisenbank im Rheintal, IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580, BIC: RVVGAT2B420 © 2024 marie. Alle Rechte vorbehalten.

Die Firma blum unterstützt die Berichterstattung über privat initiierte, gemeinnützige Projekte in Vorarlberg.

Zwischen Aufgeben

Anlässlich des 100. Todestages Franz Kafkas lädt das Theater Kosmos in Bregenz am 28. Juni, 19.30 Uhr, zu einer inszenierten Lesung und einem anschließenden Gespräch mit Hans Platzgumer, dem Autor des Buches

„Die ungeheure Welt in meinem Kopf“, das er als Hommage an Kafka geschrieben hat. Was ihn persönlich mit Kafka verbindet? In gewisser Weise mehr als ihm lieb sei, sagt er und holt aus:

„In seinen gesammelten Tagebuchnotizen, die ich zur Recherche für mein Buch heranzog, finde ich mich selbst oft wieder, leider gerade in den düsteren, von Selbstzweifeln und Ängsten geprägten Abschnitten. Ich hadere, wie es offensichtlich auch Kafka tat, häufig mit meiner Existenz und meinem künstlerischen Erfolg. Seit 40 Jahren pendle ich zwischen Aufgeben und Weitermachen, ich will dem eigenen Schaffen keinesfalls zu große Bedeutung geben, andererseits durchdringt es mich und ich muss mich ihm stets aufs Neue ausliefern. Das Zerrissensein zwischen diesen Polen kann ich in Kafkas Schriften nachvollziehen wie kaum woanders, wohl weil er als Jahrhundertmeister es auszudrücken vermochte wie niemand sonst. Auch die biografische Ausgangslage ähnelt sich, und als Beamtensohn kenne ich diese Welt, in der Kafka sich verdingte. Auch ich wurde in ein System hineingeboren, das unverrückbare Rahmenbedingungen vorgab. Diese waren für mich aber (ähnlich wie bei Kafka) nicht nachvollziehbar. Ich wäre für Handfestes, Stabiles vorgesehen gewesen, stellte mich aber als Sensibelchen heraus. Für eine hochsensitive Person ist es eine lebenslange Gratwanderung, es in der Welt auszuhalten. Meine Therapeutin meint, dass ich schon von Klein auf in meinen Kopf flüchtete und die dortige, ausufernde Welt der wirklichen zur Seite stellte. Wohl war das bei Kafka nicht anders.“

und Weitermachen“

Hans Platzgumer | Die ungeheure Welt in meinem Kopf (Elster & Salis Wien 2024)

Über das Buch:

Sascha Konjovic, ein psychisch angeschlagener Taxifahrer, wartet vor dem Wiener Westbahnhof auf Kundschaft, hört Jazzmusik und schmökert in Kafkas gesammelten Tagebuchnotizen. Bis die Tänzerin Eduardowa mit ihrem Liebhaber zusteigt und eine zweitägige Fahrt beginnt, die alle Beteiligten weiter fortträgt, als sie es für möglich gehalten hätten. Es ist durchaus kafkaesk, was sich in diesem unaufhaltsamen Sog zuträgt, spannend, absurd, schrecklich, tröstlich und zum Schmunzeln zugleich. Ein Pageturner über die Überforderung des Daseins, die uns alle trifft, im heutigen Wien wie in Kafkas Prag vor hundert Jahren.

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„Im Herzen bin ich ein Pirat“

Im Juli 2014, also vor fast genau zehn Jahren, hat sich Ralph Hollenstein selbstständig gemacht. Die marie hat den heute 50-jährigen Pedalpiraten in seinem Geschäft in Lustenau besucht und mit ihm über seine revolutionären Anfänge mit dem Lastenrad, das Verhältnis zwischen Pedalrittern und Autofahrern und die Versäumnisse der Politik gesprochen.

marie: Können Sie sich noch an ihr erstes Fahrrad erinnern?

Ralph Hollenstein: Ja. Das war ein rotes, gebrauchtes Klapprad.

Wie würden Sie die Beziehung zwischen Ihnen und dem Fahrrad bezeichnen?

Nach dem ersten Winter ist das vorbei. Das zieht er eh nicht durch.

Von Anfang an als sehr innig. Ich bin mit dem Rad in die Schule gefahren und habe als Jugendlicher BMX-Rennen bestritten. Ich habe selbst Schanzen gebaut und die Umgebung unsicher gemacht. Ich war eher der waghalsige Typ. Jahrelang war ich auch bei den Radballern. Das Fahrrad war immer mein Hauptfortbewegungsmittel. Ich bin damit zur Arbeit gefahren. Die weiteste Strecke betrug zwischen 10 und 15 Kilometer.

Wann haben Sie gemerkt, dass das Fahrrad mehr ist als nur Sportgerät bzw. Freizeitbeschäftigung?

Ich bin eigentlich gelernter Speditionskaufmann und habe 20 Jahre lang im Büro gearbeitet. Irgendwann entstand der Wunsch nach Veränderung und es tauchte die Frage auf, wie ich den Beruf mit meinem Hobby verbinden kann. Ich habe dann meinen Job als Filiallei-

ter in einer Speditionsfirma gekündigt, um den Kopf freizubekommen. Über einen Zeitungsartikel bin ich auf das Thema Lastenrad gestoßen. Und ich dachte mir: Bingo, das ist es! Damit transportiere ich Waren von A nach B.

Klingt sehr einfach: Aber wie kamen Sie zu den Kunden, die den Lastenservice nutzen bzw. dafür bezahlen?

Ich habe ganz einfach gewisse Leute direkt angesprochen. Es gab dann relativ rasch die ersten Zusagen. Meine erste bezahlte Fahrt habe ich für die Gemüsekiste vom Vetterhof in Lustenau absolviert.

Wie intensiv war die Anfangsphase?

Ich hatte zu Beginn meine Fixtage, an denen ich relativ viel unterwegs war. Bis zu acht Stunden. Es gab aber auch Tage, an denen ich weniger zu tun hatte. Zwei Jahre lang war ich solo unterwegs. Aber die Zahl der Kunden und damit das Arbeitspensum ist stetig mehr geworden. Ich war bis zu 100 Kilometer am Tag unterwegs. Das war auch auf einem E-Bike auf Dauer nicht mehr allein zu schaffen. Ich habe dann schrittweise mehrere Mitarbeiter eingestellt. Wir haben unter anderem den Abholdienst für eine

kleine Spedition, die Zustellung von Lebensmitteln und die Jausen-Belieferung von Schulen, Kindergärten und Firmen übernommen. Und dann kam auch noch der Paketdienst für einen großen internationalen Konzern dazu. Am Höhepunkt hatte ich bis zu acht Mitarbeiter.

Wie hat sich Corona auf Ihr Geschäft ausgewirkt?

Der Paketwahnsinn ist noch größer geworden. Aber plötzlich mussten meine Mitarbeiter wochenlang in Quarantäne. Das hat mich an meine Grenzen gebracht. Und ich habe mir zu dem Zeitpunkt ernsthaft überlegt, aufzuhören. Ich fühlte mich in einer gewissen Weise überrannt. Ich habe deshalb das Transportgeschäft reduziert. Heute bin ich zwar auch noch selbst unterwegs, aber im Schnitt nur 30 Kilometer. Mein Hauptaugenmerk liegt jetzt auf dem Handel und der Reparatur von Lastenrädern und Fahrrädern für Menschen mit Handicaps.

Sie sind seit zehn Jahren beruflich mit dem Fahrrad unterwegs. Wie sehr hat sich seitdem das Verhältnis zwischen Pedalrittern und Autofahrern gewandelt?

Meiner Meinung nach hat sich nicht viel verändert. Es gab schon immer Menschen, die das Miteinander auf der Straße akzeptiert haben und andere, die im Auto sitzen und dir unmissverständlich zu verstehen geben: „Ich bin der Chef, weil ich im stärkeren Fahrzeug sitze.“ Aber grundsätzlich sind die meisten Verkehrsteilnehmer vernünftig und rücksichtsvoll.

Vorarlberg sieht sich selbst österreichweit als Radland Nummer 1. Wie ist es aber im internationalen Vergleich um die Radfreundlichkeit bestellt?

Man müsste unsere Politiker öfters in die Niederlande oder nach Dänemark schicken, um zu sehen, was alles möglich wäre. In den Niederlanden hat zum Bei-

Im Juli 2014 gründet Ralph Hollenstein die Firma „Pedal Piraten“ als Einzelunternehmen. Im Jänner 2016 schafft er den 1. Platz beim Umweltpreis in Lustenau, im November 2017 holt er gemeinsam mit dem Vetterhof den 1. Platz beim ORF-Klimapreis. Im Jänner 2018 eröffnet Stefan Bösch bei den Pedal Piraten seine Werkstatt und wird dessen Geschäftsführer. Seit Februar 2021 befindet sich das 440 Quadratmeter große Geschäft in der Jahnstraße in Lustenau. Mehr Infos unter www.pedalpiraten.at

spiel die Politik vor ungefähr zwanzig Jahren entschieden, dem Autofahrer weniger und dem Radfahrer mehr Platz zu geben. Bei uns ist das immer noch ein Tabu. In Sachen Radfreundlichkeit ist noch viel Luft nach oben.

Besitzen Sie privat ein Auto? Nein. Man muss sich daran gewöhnen, ohne Auto unterwegs zu sein. Ich habe einen Führerschein und Zugriff auf ein Auto, wenn ich es wirklich einmal brauchen sollte. Bis zu 20, 30 Kilometern reicht mir das Lastenrad im Normalfall aus.

Ganz ehrlich. Fühlen Sie sich fitter, seitdem Sie auch beruflich mit dem Rad unterwegs sind? Nicht wirklich, weil ich auch schon davor das Fahrrad sportlich genutzt habe. Ich habe das Gefährt aber liebgewonnen, weil ich es mag, draußen zu arbeiten. Du erlebst den Wechsel der Jahreszeiten viel intensiver mit.

Zum Schluss hätte ich noch eine Frage. Wie kamen Sie auf die Idee ihr Geschäft Pedal Piraten zu nennen? Das kann ich ihnen eigentlich gar nicht genau erklären. Der Name ist mir irgendwie eingefallen. Ich bin ein Punk und damit auch ein Pirat im Herzen. Es war in gewisser Weise revolutionär, als ich begonnen habe, Waren mit dem Lastenrad zu transportieren. Viele waren am Anfang skeptisch, ob meine Geschäftsidee funktionieren kann. „Nach dem ersten Winter ist das vorbei. Das zieht er eh nicht durch“, bekam ich zu hören. Und ich habe ihnen bewiesen, dass sie unrecht hatten.

Auf der folgenden Seite haben wir für Sie ein paar Termine rund ums Fahrrad zusammengetragen ...

Wahl-Checker für Europawahl

Der Wahl-Checker ist eine Orientierungs-Hilfe für die Europawahl, die speziell für Menschen entwickelt wurde, die Informationen und Fragen in Einfacher Sprache brauchen. Im Wahl-Checker stehen 15 Fragen zu wichtigen Themen, um die sich die EU kümmert. Zum Beispiel KlimaSchutz, Flüchtlinge, Arbeit und Inklusion. Zu jeder Frage kann man mit „Ja“ oder „Nein“ oder „Ich weiß es nicht“ antworten und sagen, wie wichtig einem das jeweilige Thema ist. Im Ergebnis sieht man, mit welchen Meinungen der 7 Parteien man am ehesten übereinstimmt. www.wahlchecker.at

Der Wahl-Checker wird von andererseits, einem Online-Magazin für Behinderung und Gesellschaft, herausgegeben. Bei andererseits machen Menschen mit und ohne Behinderung Journalismus. Damit das Team unabhängig und kritisch weiterarbeiten kann, bittet es um Unterstützung: andrerseits.org

Termine rund ums Fahrrad

Frauenfahrradkurs

In 5 Kurseinheiten á 1,5 - 2 Stunden lernen die Teilnehmerinnen beim Frauenfahrradkurs Schritt für Schritt das Radfahren. Neben Schiebe- und Bremsübungen, dem Auf- und Absteigen und dem Kurven Fahren wird auch auf die gültigen Verkehrsregeln eingegangen. Für die Frauen eröffnen die neu erlernten Fähigkeiten neue Möglichkeiten und mehr Selbstständigkeit. Der Kurs soll einen sicheren Einstieg die Welt des Fahrradfahrens ermöglichen.

Wann? 4./5./6. Juni 17 bis 19 Uhr

Wo? Lustenau

Anmeldung: Natalie Weber natalie.weber@lustenau.at

Radlobby-Treffen

Jeden ersten Freitag im Monat trifft sich die Radlobby im Kaplan-Bonetti-Haus in Dornbirn, gleich hinter dem Bahnhof. Jeden zweiten Mittwoch im Monat gibt es ein Treffen der Ortsgruppe Bregenz. Um zu erördern: An welchen Projekten sind wir gerade dran, welche sind geplant? Wo läuft's gut für den Radverkehr und wo besteht Verbesserungsbedarf? Wer mitreden will, kommt einfach vorbei. Bei Fragen oder Anregungen: vorarlberg@ radlobby.at

Wann? 7. Juni, 19 bis 21 Uhr

Wo? Dornbirn, Kaplan-Bonetti-Haus

Wann? 12. Juni, 19 Uhr

Wo? Bregenz, Lebensraum, Clemens-Holzmeister-Gasse 2

E-Bike-Kurs

Experten von Sicheres Vorarlberg leiten in den E-Bike Kursen zu Übungen zur Bremstechnik, dem Verhalten des Fahrrads in Kurven oder auch dem richtigen Schaltvorgang an. Dabei geben sie Tipps und man kann die Grenzen des Fahrrads wie auch die eigenen testen.

Wann? 11. Juni, 16 bis 19 Uhr

Wo? Bizau, Fußballplatz

Anmeldung: Hämmerle Michaela gemeindeamt.bizau@cnv.at

Auch die Wartung und Pflege von motorisierten Rädern ist eine ganz andere als bei herkömmlichen Bikes. Im E-Bike Kurs erhalten die Teilnehmenden wichtige Informationen, damit das Rad lange – und gesund – benutzt werden kann!

Wann? 18. Juni, 17 bis 20 Uhr

Wo? Altach, Im Hof der Feuerwehr

Anmeldung: Silvia Wagner silvia@wagner.black

Ried-Rad-Ritterspiele

Bei vier Stationen im Ried rund um den Möcklebur in Dornbirn können an jeder Station kleine Aufgaben erfüllt werden, unter anderem einen Fahrradparcours, für die es einen Stempel gibt. Beim Möcklebur (Familie Schwendinger) kann der volle Stempelpass gegen eine Flasche Limonade oder ein Eis eingelöst werden.

Wann: 16. Juni, 10 bis 16 Uhr

Wo: Möcklebur Dornbirn, Möckle 10

Critical Mass

Jeden letzten Freitag im Monat findet in Bregenz eine sogenannte „Critical Mass“ statt. Critical Mass nennt sich die Bewegung, die 1992 in San Francisco ins Leben gerufen wurde und mittlerweile in hunderten Städten Nachahmung findet. Worum geht es? Radfahrende treffen sich regelmäßig, um als „kritische Masse“ friedlich die Straßen zu erobern und so sichtbar zu werden. Die kollektive Radtour durch die Stadt schafft Aufmerksamkeit für das Fahrrad: Es ist schnell, platzsparend, lärmfrei, klimaschonend und nicht zuletzt einfach lustig, kurzum das perfekte innerstädtische Verkehrsmittel. Bei einer Critical Mass kann jeder und jede mitmachen, einfach hinkommen und mitfahren.

Wann? 28. Juni, 18 Uhr Wo? Rathaus Bregenz

Vorarlberg radelt

Vorarlberg radelt zur Arbeit bis 30. Juni: 10 Tage zur Arbeit radeln und gewinnen. vorarlberg.radelt.at/arbeit

Schoolbiker bis 6. Juni: zur Schule radeln und Preise für die ganze Klasse gewinnen; vorarlberg.radelt.at/schoolbiker

Passathon bis 30. September: radeln und Passivhäuser entdecken; passathon.at/termine/vorarlberg

Speichenkobolde von 1. Juli bis 12. September: mit der ganzen Familie digitale Kobolde sammeln und gewinnen. vorarlberg.radelt.at/speichenkobolde Wer mitmachen möchte, muss sich nur über die „Österreich radelt“-App registrieren und zu den Aktionen anmelden. Alle Informationen zu Vorarlberg radelt: vorarlberg.radelt.at

So geht‘s: Die leeren Felder sollen so ausgefüllt werden, dass sich eine Kette mit fortlaufenden Zahlen von 1 bis 64 ergibt, die sich entweder waagrecht, senkrecht oder diagonal direkt berühren. Viel Spaß!

So geht‘s: Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Reihe, in jeder Spalte und in jedem Block (= 3×3-Unterquadrate) die Ziffern 1 bis 9 genau einmal vorkommen. Viel Spaß!

IM SOMMER MEINES LEBENS

Andrea Fritz bereitet sich mit einem Perspektivenwechsel fürs KabarettBrainstorming vor

Spoiler: Wir sprechen hier von Frauen in der zweiten Lebenshälfte. Auch jenseits der 60 lassen sich immer weniger Frauen auf die billigen Plätze verweisen oder mit unliebsamen Nebenrollen abspeisen. Die selbstbewusste Pensionistin von heute versteht sich als Best-Agerin und Bonuszeit-Genießerin – mit der Lizenz, sich nochmals neu zu erfinden. Und das ist gut so.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer

Fotos: privat, femail

Letzthin las ich die Formulierung „Frauen, die im Sommer ihres Lebens angekommen sind“ und gemeint waren all jene, die sich auf der Transitstrecke Richtung Pensionszeit bewegen oder dort bereits ihre Zelte aufgeschlagen haben. Schön, dachte ich bei mir, Sommer, das klingt nach blühendem Klatschmohn, nach Erdbeereis, nach Beachwaves und Lebendigkeit. Jedenfalls nicht nach Abstellgleis, Faltencremes und altbackenem Dauerwellen-Kurzhaarschnitt. Und passt deshalb so viel besser zur Lebenseinstellung all jener „neuen“ Pensionistinnen, die gerade dabei sind – ja, auch bei uns im Ländle – sich Gehör und Sichtbarkeit zu verschaffen. Der vielen Klischees als Erfüllungsgehilfin oder Rückenfreihalterin überdrüssig, gleichzeitig die Opferrolle weit von sich weisend, wollen sie selbst neue Role Models schaffen. Ehrenamt sei gut und recht und die Zeit mit den Enkelkindern wunderbar, so der allgemeine Tenor, aber „das allein kann’s ja nicht gewesen sein“. Für sie gilt: Nicht jammern, vorwärts gehen und aus neuen Visionen schöpfen. Um, O-Ton, „zu tun, was uns selbst wirklich wichtig ist.“ Nachsatz: „Jetzt, wo uns niemand mehr dreinredet.“

Die Visionsfindung und selbstbestimmte Neugestaltung der Lebenszeit in der Altersklasse 60plus geht jedoch nicht von heut auf morgen. Gerade weil eine unausgesprochene Vereinbarung subtil zu wirken beginnt, noch bevor die Rosen, die man bei der Verabschiedung in den Ruhestand bekommen hat, verwelkt sind: „Sorge weiter für andere, am besten unbezahlt.“ Dass man wenig für sich selbst getan hat, während man mit Erwerbsarbeit und Kinderziehung ausgefüllt war, bringt

Absolventinnen des ersten Durchlaufs der Fortbildung von femail+

viele Frauen zudem in ein Gefühl der Orientierungslosigkeit. „Das hat es mir anfangs schwer gemacht in der Pension. Es tut weh, zu merken, man passt nicht mehr dazu, aber es ist wichtig, sich ehrlich einzugestehen, dass es jetzt Zeit ist für etwas Neues“, so eine Ü60erin, die namentlich nicht genannt werden möchte, aber vielen aus der Seele spricht.

Gesundheit und Lebensqualität stärken

Die gute Nachricht: Es bewegt sich was. Ganz speziell in Feldkirch. Das Fraueninformationszentrum femail hat 2021 damit begonnen, „Best-Agerinnen“ gezielt über Beratungsleistungen anzusprechen. Die starke Resonanz ließ schnell das Potenzial einer größeren Projektdimension erahnen, eine eigene Fortbildung wurde konzipiert. Mentalcoachin und Supervisorin Gabriele Willy, die zusammen mit Barbara O’Connor und Christa Bauer das Projekt „femail + für Frauen ab 60“ leitet, erläutert die Ziele der vier Fortbildungsmodule: „Es geht darum, die Gesundheit und Lebensqualität von Frauen ab 60 zu stärken, es geht um deren vielfältige Bedürfnisse, um soziale Teilhabe, das Aufzeigen von Altersdiskriminierung und den Abbau von Geschlechterstereotypen. Unsere Beratungen in den Jahren zuvor haben gezeigt: Frauen ab 60 wird kaum zugestanden, Zeit für sich zu haben, sich in Ruhe und im geschützten Raum mit sich selbst zu beschäftigen. Nur allzu schnell kippen sie wieder in eine Rolle, die sie nicht selbstbestimmt gewählt haben, während eigentlich ihr Bedürfnis nach Persönlichkeitsentwicklung groß wäre.“

Die AHA-Momente der Teilnehmenden sind nicht selten gepaart mit Wut und Frust, gerade dort, wo sichtbar wird, dass der viel zitierte „Mental Load“ der Frauen kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem und umso schwerer lösbar ist. Gabriele Willy: „Wenn wir gemeinsam die Hintergründe erörtern, wieso Frauen überlastet sind oder in prekären finanziellen Situationen stecken und es uns wie Schuppen von den Augen fällt, dass Rahmenbedingungen und Sozialisierung immer wieder zu denselben Mustern führen, dann kocht bei den

Frauen mitunter einiges hoch. Deshalb unterstützen wir zusätzlich mit Einzelberatung, wenn etwas am Gären ist. Außerdem spannen wir jede Frau in einem Tandem mit der Frau ihres Vertrauens zusammen.“

Angesichts des Frauengesundheitsberichts, der dem weiblichen Geschlecht im Vergleich zum männlichen eine zwar höhere Lebenserwartung bei allerdings schlechterer Gesundheit attestiert, ist es nicht verwunderlich, dass die Fortbildung so gefragt ist. Insgesamt 32 Frauen konnten in zwei Durchgängen bereits daran teilnehmen und damit ihre eigene Gesundheitskompetenz erhöhen, wie auch Visionen für die eigene Persönlichkeitsentwicklung erarbeiten. Als „Botschafterinnen ihrer Altersgruppe“ wollen sie nun aktiv in Gemeinden, Vereinen und Institutionen dazu beitragen, Denk- und Wahrnehmungsprozesse zu verändern.

Ein Möglichkeitsfeld

Der mit Anfang Jahr eröffnete „Frauentreff am Katzenturm“ (mehr dazu Seite 19), ebenfalls ein Angebot von femail+, zieht Frauen aus dem ganzen Ländle an. „Ein wahrer Booster für Innovationskraft, Vernetzung und wechselseitige Inspiration“, so Gabriele Willy, die sich über den enormen Zulauf und die „Wahnsinnsenergie“ der Frauen freut. Sie ist überzeugt: „Es braucht neue Angebote und Bilder, überall. Bilder, die nicht altersstereotypisierend sind. Man denke nur an die Werbung, die vor allem mit Hörgeräten, Gleitcremes und Inkontinenzeinlagen um die Ü60-Zielgruppe wirbt. Dabei sind wir – und ich zähle mich da mit meinen 58 Jahren dazu – eine Zielgruppe mit vielen unterschiedlichen Interessen und viel Power.“ Vielleicht möge nicht jede als Au-Pair-Granny für drei Monate nach Neuseeland reisen, in einem Hospiz in Israel arbeiten oder in der Türkei die Landessprache lernen (alles >>

... zu tun, was uns selbst wirklich wichtig ist – jetzt, wo uns niemand mehr dreinredet.

Medial nicht nur bei der marie vertreten: Hier 60+ Botschafterin und Initiatorin der Frauenkabarettgruppe Daniela Wirnsberger bei Neues bei Neustädter

Es macht wahnsinnig Spaß, es ist so inspirierend, da ist so viel Power. Ich überlege mir die ganze Zeit, was ich selbst noch erleben möchte, wenn ich mir diese tollen Frauen anschaue. So freudvoll und lustvoll wie sie möchte ich auch altern, das sind für mich echte Role Models.

so geschehen), aber im Feld der Möglichkeiten entstünden laufend neue Initiativen und Mitmachangebote. So haben sich etwa aktuell mehrere Frauen zu einer Kabarettgruppe zusammengefunden. Mit von der Partie ist Botschafterin Andrea Fritz, 63: „Uns ist es wichtig, dass man uns und unsere Wünsche sieht und wahrnimmt. Dadurch entstand die Idee, an die Öffentlichkeit zu gehen und ein Kabarett zu machen. Aber nicht nur als Lachnummer, die Ernsthaftigkeit hat genauso ihren Platz. Wir richten uns damit auch an die nächste Generation, der wir vermitteln möchten, wie viel das Alter zu bieten hat. Vorausgesetzt man bleibt mutig – wir sagen mut-ich – und neugierig.“ Auch die Idee zur „Frauenoase“, die im September in Nenzing eröffnen wird, ist ein Kind der Fortbildungsreihe. Wöchentlich, kostenlos und mit der Möglichkeit, zu kommen und zu gehen, wie es einem gefällt, soll es für Frauen ab 60 einen Ort zum Auftanken geben. Initiatorin Renate Greußing, 62, sieht dies auch als Angebot, neue Kontakte zu knüpfen – gerade für Frauen, die sich einsam fühlen.

Für Gabriele Willy ist die Arbeit mit den Frauen auf jeden Fall weit mehr als ein Job: „Es macht wahnsinnig Spaß, es ist so inspirierend, da ist so viel Power. Ich überlege mir die ganze Zeit, was ich selbst noch erleben möchte, wenn ich mir diese tollen Frauen anschaue. So freudvoll und lustvoll wie sie möchte ich auch altern, das sind für mich echte Role Models.“ Der Sommer kann kommen! Musik

Botschafterinnen für Frauen* 60+ buchen Gemeinden, Institutionen und Vereine haben die Möglichkeit, die Absolventinnen der „Fortbildung femail+ für Frauen* ab 60“ als externe Perspektivmittlerinnen zu buchen. Die femail+ Botschafterinnen verfügen über Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen psychische und physische Gesundheit sowie über praktische Fähigkeiten, dieses Wissen mit anderen Menschen zu teilen und damit einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Mögliche Themen: psychische und physische Gesundheit, „Frauen & Altern“, Geschlechtervielfalt & Inklusion, Stereotype & Rollenbilder, Verbesserung der Lebensqualität uvm.

Kontakt: gabriele.willy@femail.at

So 16. Juni 2024, 10.30 Uhr Pförtnerhaus

Menschen mit und ohne Behinderung, Profimusiker*innen und Hobbymusiker*innen musizieren zusammen. Ein Konzert, drei Bands. Ihre Gemeinsamkeit: die Freude miteinander zu musizieren. Lassen Sie sich begeistern! in Kooperation mit:

Stella Specials Leitung: Judith Bechter

All Stars Inclusive Band Leitung: Elisabeth Riegler, Tanja Schneider-Karch

All Inclusive – SUPERBAND Leitung: Silke Moschner-Schubert, Stefan Frommelt

Bezahlte Anzeige

Gabriele Willy

Begegnungsorte | Folge 12

Frauentreff als Energiebooster

Jeden Montag ab 8.30 Uhr öffnet das Haus am Katzenturm seine Türen für Frauen der Generation 60plus. Es geht in erster Linie um den Erfahrungsaustausch, um gemeinsame Interessensschwerpunkte und um die gegenseitige Stärkung, die eigene Lebenszeit als sogenannte Best-Agerin aktiv und lebendig zu gestalten.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Fotos: Frank Andres

Montagvormittag ist Frauentreff-Zeit im Haus am Katzenturm in Feldkirch. Ein Angebot von femail+, das Frauen der Generation 60plus aus dem ganzen Land anzieht. Um sich darüber auszutauschen, wie die zweite Lebenshälfte mit Sinn, Freude und Begeisterung ausgestaltet werden kann. Einmal im Monat wird zudem ein Impulsvortrag geboten: Feldenkrais, Biografiearbeit, Erbrecht, alternative Wohnformen, digitale Kompetenz, Umgang mit Demenz ... alles hat seinen Platz. Bis hin zu Ideen für gemeinsame Projekte. Die marie durfte bei einem Treffen dabei sein. Im Grunde braucht es keine langen Erklärungen, man muss nur zuhören, um zu verstehen, warum die Frauen so gerne hierherkommen. Ein kleiner Lauschangriff:

„2022 kam ich in Pension. Mein Kalender war plötzlich so leer, dass ich regelrecht schockiert war. Andere Frauen kennenzulernen, das ist für mich wichtig. Ich nehme in den Gesprächen hier viel mit und rede außerdem selbst auch gerne.“

„Also MEIN Kalender ist knackevoll. Dabei bewege ich mich allerdings nur zwischen wesentlich älteren Bekannten und der Kleinkindsprache meines Enkelkindes. Ich möchte mich aber als Persönlichkeit weiterentwickeln, etwas für mich tun.“

„Ja, man will sich nicht mehr nur für die Sorge-Arbeit aufgeben, so wie früher. Man braucht Gleichgesinnte zum Austausch.“

„Ich möchte mich weiterentwickeln, bis ich sterbe. Das Problem dabei ist: Manche bleiben stehen – das geht dann nicht mehr zusammen.“

„Ich fühl mich so lebendig hier mit diesen unterschiedlichen Frauen. Jede darf hier sagen, was sie möchte, ich kann so viel mitnehmen. Wenn ich montags heimkomme, habe ich richtig viel Energie und schaffe viel Liegengebliebenes auf.“

„Ich mag, dass es hier unkompliziert ist und niederschwellig. Man kann auch ungeplant zukehren, man muss nicht pünktlich sein, kommt irgendwann und setzt sich einfach in den Kreis.“

„Hier hat das Traurige genauso Platz wie das Heitere und der Spaß.“

„Und es ist immer ganz viel Wissen im Raum.“

„Als Frau der Generation 50plus mit vielfältigen Interessen und eigenen Wünschen hast du kaum Vorbilder, bei den meisten dreht sich alles um Ehrenamt und Care-Arbeit.“

„Allein mit dem Wort Pension werden wir ruhiggestellt, dabei ist die Pension ein Konzept, das uns nicht gut tut. Ich sehe es eher als Bonuszeit, um Wünsche zu erfüllen und neue Ziele zu erreichen. Mir macht es Mut, wie viel Potenzial in diesem Raum ist.“

Einfach spontan hereinschneien, sich austauschen und inspireren lassen: Frauentreff-Zeit im Haus am Katzenturm

Frauentreff am Katzenturm jeden Montag von 8.30 bis 12.30 Uhr (außer an Feiertagen) Haus am Katzenturm, Herrengasse 14, Feldkirch Leitung: Barbara O’Connor (Dipl. Sozialarbeiterin), Christa Bauer (Gesundheitspsychologin und Klin. Psychologin), Gabriele Willy (Mentalcoachin und Supervisorin), unterstützt von ausgebildeten Peers der femail+ Fortbildung. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Kommende Impulsvorträge: 24.06., 9:30 „Pflegegeld“ (Sissy Matt) 29.07., 9:30 „Gedächtnistraining“ (Gabriele Willy) Siehe auch: www.femail.at/projekte/femailplus/

Leitlinien

gegen Unordnung

Über 30 Jahre lang war er Lehrer für Deutsch und Französisch am Gymnasium Dornbirn-Schoren, in seinem Herzen schlummerte aber der Dichter: Willibald Feinig bringt mit 73 Jahren und nach zahlreichen anderen Publikationen seinen ersten Gedichtband heraus. Darin sind fünf Jahrzehnte Leben versammelt, über die der gebürtige Kärntner und zeitweilige Benediktinerfrater mit der marie im Vorfeld seiner Buchpräsentationen gesprochen hat.

Text: Brigitta Soraperra, Fotos: Laurenz Feinig

Gelingt ein Vers, gar ein Gedicht, kommt Erstaunliches zur Sprache. Die Ferne und die vertraute Nähe — beides nimmt den Atem und gibt ihn —, der Mut zur Selbstverteidigung und die späte Knospe, der unverblümte Blick auf Enttäuschung und Melancholie, das gewöhnliche, lebenslange Neue.

Die Wahrheit hängt am dünnen Faden der Sprache. Er hält.*

Gedichte, bei denen die rechte Gehirnhälfte dem Leintuch näher ist

Gedichte mit der linken Gehirnhälfte unten

Gedichte mit dem Kopf in Händen

Gedichte auf dem Rücken liegend

Gedichte in Bauchlage

Gedichte, den Kopf unterm Polster vergraben*

* Gedichte aus „Land und Gedenken/Pays et Mémoriaux“

Ich komme aus Innerkärnten, dem Nazikärnten“, meint Willibald Feinig gleich zu Beginn des Gesprächs, „dort gab es schon Anfang der 1930er-Jahre stolze Nazis.“ Man sei geschichtlich bedingt gegen alles Wienerische, alles Katholische und alles Slowenische gewesen. „Eine einzige Tragödie“, sagt Feinig, „das Dorf, aus dem ich komme, heißt Tschwarzen, was Slowenisch ist und ‚zwei Höfe‘ bedeutet, aber ich habe in meinem ganzen Leben in Kärnten nie ein Wort Slowenisch gehört.“ Im Zuge des Zweiten Weltkriegs seien die slowenischsprachigen Bauern, die an ihrer Muttersprache festhielten, enteignet worden und in eine Art SonderKZ gekommen. In Südkärnten habe es allerdings auch den einzigen bewaffneten Widerstand gegen das NS-Regime gegeben: „Die Schriftstellerin Maja Haderlap ist Nachkommin eines Widerstandskämpfers und erzählt davon.“

Schulbildung als Privileg

Willibald Feinig wurde 1951 als erster von zwei Söhnen in eine Bauernfamilie hineingeboren. „Ich war so froh, dass meine Mutter unbedingt wollte, dass der Bub lernen kann“, erzählt er, denn die Eltern waren Landwirte, „aber noch ohne Maschinen und schon ohne Knechte und Mägde, es war eine einzige Schinderei.“ Mit zehn Jahren kommt „der Bub“ ins ferne Graz (damals 300 Kilometer per Zug) in ein Bundesinternat, „dort nahm man vor allem Kinder auf, die begabt waren, aber arm, und weit weg vom nächsten Gymnasium. Ein Privileg“. Ein Jahr später stirbt der Vater an Krebs, ein heftiger Einschnitt für den Elfjährigen: „Meinen Vater habe ich sehr gemocht, alle haben ihn gemocht, seine Frau vielleicht am wenigsten“, verrät Feinig. Dem Mann sei vieles nicht so wichtig gewesen, im Unterschied zur stets ehrgeizigen Mutter. „Das hatte wohl mit seinen schlimmen Kriegserfahrungen zu tun“, vermutet Willibald Feinig, der ein Kriegstagebuch seines Vaters später in einer Art Roman verarbeitet hat. „Aber ohne die tatkräftige Mutter wäre der Hof, der gleich nach dem Tod des Vaters verpachtet wurde, sicher nicht erhalten geblieben.“

„Ich treffe etwas, wenn ich schreibe“

Der junge, musisch begabte Willibald hatte Glück. Die Schule, die er besuchen durfte, war eine der einst von Otto Glöckel gegründeten Reformschulen. Glöckel, „der Montessori von Österreich, ein Sozialdemokrat“, entwickelte nach dem Ende der Monarchie eine neue Form von Schulen in alten Gemäuern: Die Matura fiel ursprünglich mit einem Lehrabschluss zusammen. Auch wenn davon in den 1960er-Jahren keine Rede mehr war, gab es viele Entfaltungsmöglichkeiten neben

dem traditionellen Unterricht. „Zum Beispiel lag ein Akzent auf Musik und Zeichnen. Einziger Nachteil: Man musste sich zwischen beiden entscheiden“, erzählt Feinig, „darum bin ich ein Zeichner.“ Aber auch das Schreiben war ihm schon früh ein Ankerpunkt: „Ich habe schon als Zehnjähriger gemerkt, ich kann etwas treffen, wenn ich schreibe. Es diente aber auch dem Stressabbau und als Fluchtweg“, ergänzt er und weist auf einen weiteren roten Faden in seinem Leben hin: Das Thema der Überforderung. „Als Kind merkt man es nicht. Aber es gab die Überforderung mit dem Bauernhof, nach der Matura ging sie weiter.“ Er habe in Wien Französisch und Deutsch studiert, „ohne jede Fantasie, einfach weil es die Fächer meiner beiden Lieblingslehrer waren“. Seine Mutter hätte lieber gehabt, er werde gleich Volksschullehrer. Dazu kam die erste Freundin, nach acht Jahren Bubeninternat. Und es waren die rebellischen 68er Jahre. Ein Auslandstrimester im Rahmen der Schulpartnerschaft in Paris tat das Seinige dazu, dass Willibald Feinig nicht nur bis heute mit der französischen Sprache tief verbunden ist, sondern sein kritischer Geist endgültig wachgerüttelt wurde.

Theologie als Spätberufener

Obwohl er damals nicht viel studiert habe, schloss er das Lehramtsstudium erfolgreich ab. Aus der Bahn – in eine neue Überforderung – warf ihn dann die Trennung von seiner ersten großen Liebe. Halt fand er, selbst für ihn völlig unerwartet, durch den Eintritt in einen katholischen Orden. „Ich hatte schon in Paris als Religionslehrer einen Jesuiten, der die Bedeutung des (Zweiten Vatikanischen, B. S.) Konzils erklärte. Der hat mich beeindruckt“, erzählt Feinig, und „ich war ja eigentlich auch katholisch sozialisiert, Ministrant, mochte das Sinnliche, den Weihrauch, die Glocken. Auch wenn ich es zeitweilig vergessen hatte, meine Großmutter hatte mir als Kind die Kirche schmackhaft gemacht, sehr zur Verachtung mancher Verwandter.“ Willibald Feinig lernte Kremsmünster kennen, ein altes Benediktinerkloster in Oberösterreich, 777 gegründet. „Ich bin als Student öfter hingefahren, schließlich eingetreten. Es gab eine klare Tagesstruktur und Arbeit in Fülle, im Obstgarten, bei der Altenbetreuung, als Übersetzer, beim Studium der Ordensgeschichte, ich lernte Griechisch und konnte mich mit der Kunstsammlung auseinandersetzen.“ Nach einem Jahr Noviziat wurde er zum Theologiestudium nach Salzburg geschickt und wurde Frater. „Ich habe mir vorgestellt, dass ich in Kremsmünster einmal mit den alten Codices zu tun haben und viel in der Bibliothek sein werde.“ >>

Umzug nach Vorarlberg

Das Schicksal hatte aber andere Pläne für ihn. Beim Studium in Salzburg lernte er die Vorarlbergerin Lucia Giesinger kennen, die Religion und Bildnerische Erziehung belegte. Sie verliebten sich, Feinig trat aus dem Kloster aus, die beiden heirateten, zogen nach Vorarlberg und gründeten eine Familie. Um diese zu ernähren, wird er Lehrer für Deutsch und Französisch am BG Dornbirn-Schoren, wo er bis zu seiner Pensionierung bleibt. „Ich bin großteils gerne Lehrer gewesen, als Lehrer gefühlt habe ich mich aber nie“, bekennt er heute. Über seine Frau, die Künstlerin ist und nach dem ersten Jugoslawienkrieg das bekannte „Bosna Quilt“-Projekt aufbaute, wird Willibald Feinig Teil der Vorarlberger Kunstszene. Jahrelang ist er neben seiner Lehrertätigkeit freier Redakteur, auch für das Feuilleton einer Tageszeitung, und veröffentlicht Kunst-Publikationen. Gerne habe er das alles gemacht, sagt der Autor, aber doch auch stets mit dem Gefühl von Überforderung, „zwei Hauptfächer, das bedeutet ununterbrochen korrigieren“. Hinzu kamen Theaterprojekte, Filme und eine Zeitung, die er mit seinen Schüler:innen realisierte. Das Familienleben litt, die kirchliche Entwicklung bereitete ihm Sorgen, dann kam noch die Mitarbeit bei den Bosna Quilts dazu. „Es gab für mich aber keine andere Möglichkeit, als dauernd solche Sachen am Rand des Üblichen zu machen.“

Trost in französischer Sprache

Einen tiefen Einschnitt bildete die Trennung von seiner ersten Ehefrau um das Jahr 2010. „Um die Scheidung zu überwinden, bin ich oft nach Frankreich gefahren.“ Willibald Feinig findet Trost in der französischen Sprache, nimmt das eigene Schreiben, die Lyrik wieder auf. „Gedichte sind Leitlinien gegen Unordnung“, sagt er, und: „Gedichte zwingen einen, alles als Jetzt zu nehmen.“ Die schriftstellerische Arbeit dient ihm aber nicht nur zur Verarbeitung von Individuellem, Feinig erhebt auch den Anspruch auf Allgemeingültigkeit: „Ich bin ein permanenter Überarbeiter, manche Gedichte habe ich überarbeitet, bis nur noch Skelette blieben.“ Ein hilfreiches Korrektiv für ihn bildet dabei die Übersetzung ins Französische. „Es heißt seit der Romantik, ein wirkliches Gedicht lässt sich nicht übersetzen. Ich bin vom Gegenteil überzeugt: Was sich nicht übersetzen lässt, ist nichts wert.“ Und ganz wesentlich ist ihm auch die Arbeit mit dem Gestalter seiner Bücher. Seit ein paar Jahren hat Sohn Laurenz Feinig diese Aufgabe übernommen. „Im Dialog werden die Texte besser“, ist Willibald Feinig überzeugt, „auch wenn es manchmal weh tut, sich von Liebgewordenem zu trennen. Laurenz und andere, ein ehemaliger Kollege, gebürtiger Franzose, zum Beispiel, helfen mir, die Spreu vom Weizen zu trennen.“

Im wahrsten Sinne politisch Womit wir beim aktuellen Buch angekommen sind. „Land und Gedenken/Pays et Mémoriaux “ lautet der Titel, und hier schließt sich ein Kreis. „Die Welt ist auch in der Überforderung, nicht nur ich bin es“, konstatiert Willibald Feinig, und: „Meine Gedichte sollen Denkmäler sein.“ Denkmäler für Menschen, die dieser Überforderung etwas entgegensetzen. Der Autor hat von jeher seine Stimme erhoben, ein Großteil seiner Texte ist hoch politisch. Als Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine eröffnete, schrieb Feinig einen „Offenen Brief an Vladimir Putin“, den er in den Kreml, aber auch an verschiedene Medien schickte. Auch im Sammelband mit Gedichten aus fünfzig Jahren finden sich nicht nur Alltagsgedichte, Minnelieder, Bildbeschreibungen oder „Unmärchen“, sondern gesellschaftspolitisch Brisantes: Gedichte über die englische Politikerin Jo Cox, die 2016 ermordet wurde, „weil sie gegen den Rückfall in den gewohnten Nationalismus, sprich Brexit, kämpfte“, oder über die russische Investigativjournalistin Irina Slawina, die sich nach jahrelangen Schikanen durch den russischen Geheimdienst 2020 öffentlich verbrannte. „Die beiden sind Märtyrerinnen der Demokratie“, sagt Feinig, „in den Gedichten geht es um das Gedenken an Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes politisch waren.“

Je mehr man die Sprache in ihrer Vielfalt nützen lernt, desto gewisser wird ihr Sinn und der aller Kunst, allen Menschenwerks: Es gibt nur Neues unter der Sonne. Zumutung, von der wir leben.* Termine

Freitag, 7. Juni 24, 20 Uhr, BRG/BORG Dornbirn-Schoren: „Land und Gedenken | Pays et Mémoriaux“ – Buchpräsentation und Lesung mit Jürgen Thaler und dem Autor.

Samstag, 8. Juni 24, 19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch: „Land und Gedenken | Pays et Mémoriaux“ - Buchpräsentation und Lesung mit Thomas Sojer und dem Autor. Donnerstag, 27. Juni 24, 19 Uhr, denkbar, St. Gallen (Gallusstrasse 11): „Minnelieder in Zeiten von #metoo und andere Gedichte“ – Lesung und Gespräch mit dem Autor.

Weitere Lesungen, Buchpräsentationen in Graz, Wien etc. siehe www.willibaldfeinig.at

Europasta

Jause für die Halbzeitpause

Zutaten für eine Couch mit 6 Fußballfans:

Fregola Sarda:

• 200 g griffiges Hartweizenmehl

• 2 Eier

• Salz

Gemüse:

• 800g Gemüse Ihrer Wahl – bei mir war es eine Mischung aus grünem Spargel, roter Paprika, Radieschen, Frühlingszwiebeln und einer Chilischote

Zubereitung:

• Olivenöl

• Salz Marinade:

• Saft einer Zitrone,

• doppelt so viel Olivenöl

• 1 Knoblauchzehe

• Salz

• Pfeffer

• je nach Geschmack etwas geräuchertes Paprikapulver

Mehl, Eier und eine kräftige Prise Salz mit den Knethaken einer Küchenmaschine zu einem Teig verarbeiten, in Folie einschlagen und eine Stunde ruhen lassen. Auf einem bemehlten Brett nach und nach etwas Teig abschneiden, zu einem dünnen Strang ausrollen, kleine Stücke abschneiden und zu Kügelchen rollen, auf ein Blech mit Backpapier legen und gute fünf Minuten bei 220 Grad im Ofen rösten.

Spargel und Paprika klein würfeln, in Öl scharf anbraten und salzen. Gemeinsam mit dem restlichen klein geschnittenen rohen Gemüse, in eine Schüssel geben. Fregola Sarda eine knappe Viertelstunde in Salzwasser kochen und noch warm zum Gemüse geben. In einem Mixbecher Zitronensaft, Öl, Knoblauch und Gewürze mit dem Stabmixer in eine Marinade verwandeln, unter die Pasta-Gemüse-Mischung heben und durchziehen lassen.

Von Daniel Mutschlechner, probelokal.com

Dieser Juni steht im Zeichen Europas. Am 9. Juni wird das EU-Parlament gewählt. Und am 14. Juni beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Gründe genug, einen europäischen Frühsommer-Snack zuzubereiten. Es gibt einige Anforderungen für die optimale Halbzeit-Jause einer Fußball-Übertragung: Sie sollte einfach vorzubereiten sein, ausgezeichnet schmecken, eine Couch voller Fans sättigen und das Wohnzimmer vor Bröseln verschonen. All das spricht für einen Salat aus Pasta und gebratenem Gemüse. Die Hauptrolle spielen Fregola Sarda, kleine Kügelchen aus hausgemachtem Nudelteig.

Zwei Hoffnungen hege ich, während ich diese würzige Europasta schlürfe: Dass das österreichische Fußballteam über sich hinauswächst. Und dass die konstruktiven Kräfte bei den Europawahlen besser abschneiden, als es die Umfragen vermuten lassen. Die EU gehört selbstbewusst verbessert, aber nicht zerstört. Große Zukunftsthemen werden bestimmt nicht mit nationalem Kleingeist gelöst.

Es ist und bleibt aufregend. Zum Glück hat die Nudelproduktion etwas Meditatives. Dabei drehen Sie nämlich eine Menge winziger Bällchen. Danach werden Sie mit Sicherheit eine ruhige Kugel schieben. Und das hilft sowohl bei fußballbedingter Nervosität, als auch beim Ertragen politischen Gepöbels.

Musiktipp: Leider kann ich den offiziellen EM-Song „Fire“ von Meduza, OneRepublic und Leony nicht empfehlen. Zwar wird er so oft zu hören sein, dass er sich zwangsläufig einprägen wird. Lieber ist mir da schon das neue Album der Indie-Pop-Band „Bleachers“, das mich in diesen Sommer hinein begleitet. Weitere Rezeptgeschichten und Musiktipps finden Sie auf www.probelokal.com

Was heißt denn

hier arm?

Wir nehmen die aktuellen Kulturfesttage im Rankler Mesnerstüble zum Anlass, jenes Thema aufzugreifen, das in Vorarlberg gern als „nicht wirklich relevant“ abgetan wird: das Armsein. Dazu haben wir nicht nur im Mesnerstüble vorbeigeschaut, auch im Austausch mit dem Verein „Netz für Kinder“ und einer alleinerziehenden Mama zeigt sich, dass Armut hierzulande vielleicht weniger sichtbar ist, aber umso dringender diskutiert gehört.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Foto: iStock

Über Armut wird im Ländle nicht so gerne geredet. Uns geht es doch so gut, wird konstatiert. Das stimmt schon, vielen geht es in unseren Breitengraden materiell gesehen tatsächlich gut, sehr gut sogar. Aber dankbar dafür zu sein, schließt ja nicht aus, sich damit zu beschäftigen, wie sich in unserem Land das Leben für jene 17 Prozent gestaltet, die finanziell nicht oder nur schwer über die Runden kommen. Oder würden Sie ein Kind, das frierend und hungrig vor ihrer Tür steht, wegschicken, nur weil es allen anderen Kindern in ihrer Straße gut geht?

Armut betrifft längst nicht mehr nur die anderen. Die Teuerung bringt auch weite Teile der Mittelschicht in Bedrängnis.

Was bedeutet es aber nun eigentlich, in Vorarlberg arm zu sein? Natürlich gelten hierzulande andere Kriterien als im globalen Süden, eines ist Armutsbetroffenen hier wie dort jedoch gemein: Sie sind der Möglichkeit beraubt, ihr Leben frei und selbstbestimmt zu gestalten. Es geht also um einen Mangel an Lebenschancen, an Teilhabe. Arm ist nicht erst, wer unter der Brücke schlafen muss, Armut fängt dort an, wo man mehrfach in zentralen Lebensbereichen eingeschränkt ist. In alltäglichen Dingen, die für die Mehrheit selbstverständlich sind: abgetragene Kleidung ersetzen, sich halbwegs gesund ernähren, die Wohnung im Winter heizen, die Waschmaschine reparieren lassen, Freunde auf einen Kaffee treffen, gelegentlich ins Kino gehen, ein Hobby ausüben, mal wieder in den Urlaub fahren. Mit den materiellen Entbehrungen gehen psychophysische Belastungen einher, Ausgrenzung und Einsamkeit führen bis in die Isolation. Logische Folge: Wer im europäischen Kontext am existenziellen Limit lebt, hat nicht nur ein vielfach höheres Risiko zu erkranken, zumeist bleibt er auch unsichtbar.

Chancenausgleich

Armut kann jede und jeden treffen, ganz besonders aber Kinder, Alleinerziehende und erwerbslose Menschen. Verstärker sind Herkunft, Geschlecht, Bildung, Schicksale, Pensionierung. Und selbst in einem reichen Sozialstaat wie Österreich ist die Gefahr groß, durch soziale Netze zu rutschen. Oder trotz Zuschüssen und Erwerbsarbeit arm zu bleiben, Stichwort Working Poor. Sofia* ist 51, lebt im Unterland und ist alleinerziehend. Der marie erzählt sie, was es heißt, wenn das Geld permanent knapp ist und einen das ständige Strampeln krank macht – siehe Protokoll Seite 27. An Beispielen wie ihrem wird deutlich, wie die Schlinge trotz bester Absichten immer enger werden kann. Nichts möchte jede Mutter, jeder Vater mehr, als den Kindern Gesundheit, Bildung und Sicherheit zu bieten, doch was, wenn es sich schlichtweg nicht ausgeht?

Nicole Fink, Vorstandsmitglied beim Verein „Netz für Kinder“ sowie im Bereich Familienarbeit des ifs (Institut für Sozialdienste) tätig, weiß, dass es von außen gar nicht immer so einfach ist, zu erkennen, wie schlecht es der einen oder anderen Familie in Wirklichkeit geht. Eben weil sie dort, wo Kontakte geknüpft werden und soziale Netze entstehen, erst gar nicht teilnehmen können. Oder aber, weil sie viel Energie dafür

Wir erleben es immer wieder, dass Kinder nicht eingeladen werden, weil sie selbst auch keine Freunde einladen.

aufbringen, den Schein zu wahren. Denn Scham ist die große Schwester der Armut. „Wir erleben es immer wieder, dass Kinder nicht eingeladen werden, weil sie selbst auch keine Freunde einladen. Sei es, weil sie beengt wohnen, weil es schimmlig ist oder weil die Schwester im selben Zimmer einquartiert ist. Und ja, man sieht diese Kinder auch nicht in der Musikschule oder bei gewissen Sportarten. Bei Skiwochen behaupten sie, sie haben keine Lust mitzufahren, damit ihre Eltern nicht in Bedrängnis kommen und sie erst gar nicht sagen müssen, dass es sich nicht ausgeht“, so die Sozialarbeiterin. Auch gesundheitlich würden Kinder aus finanziell belasteten Familien nicht dieselbe Förderung oder Behandlung erfahren: „Da können auch schon Selbstbehalte für beispielsweise Logopädie oder Zahnregulierungen zu viel sein. Es tut besonders weh, wenn wir sehen, dass Kindern Zugänge verwehrt bleiben, die wichtig für ihre Entwicklung wären.“ Ulli LaineValentini, Netz-für-Kinder-Obfrau, ergänzt: „Was für ein ‚Armutszeugnis‘ für uns als Gesellschaft, wenn Kinder Chancen verpassen, ‚nur‘ weil ihre Familien von Armut betroffen sind. Und was für ein Verlust im Übrigen auch für die Wirtschaft, die gut ausgebildete Mitarbeitende benötigen würde.“ Große Hoffnung setzt sie in die Einführung einer Kindergrundsicherung, die der Gesundheitsminister plus die Länder-Sozialreferenten aktuell am Finalisieren sind, „so dass sie dann nach

der Nationalratswahl von der neu gewählten Regierung eigentlich nur noch abgesegnet werden müsste“. Indes versucht der Verein, über kreative Lösungen da oder dort an den richtigen Schrauben zu drehen. Nicole Fink nennt ein Beispiel: „Einer berufstätigen Mutter, der sprichwörtlich die Luft ausgegangen ist, haben wir etwa ein Taxiunternehmen organisiert, das die Fahrten für ihr epileptisch krankes Kind zu einem Sonderpreis übernommen hat.“ Mit besonderer Hingabe widmet sich die Hilfsorganisation der sozialpädagogischen Arbeit mit Kindern und setzt dabei auf gemeinsame Freizeitaktivitäten. „Es geht nicht um Bespaßung, sondern um emotionale Entlastung und soziales Lernen“, sagt Nicole Fink. Eine Schlittenfahrt beim Husky Toni, Zelten und Grillen am See, Rodeln inklusive Fahrt mit dem Sessellift. „Für manche ist der erste Kinobesuch so ein Highlight, dass sie zwei Jahre später noch davon erzählen.“

Goht sich’s us?

„Armut in Vorarlberg und dabei dem Nicht-Sichtbaren auf die Spur zu kommen“, das war auch der Impuls, der Johannes Herburger, 34, aus Rankweil, bewogen hat, die aktuellen Kulturfesttage im Mesnerstüble dem Titel „Goht sich’s us?“ zu widmen. Der gelernte Geograf erzählt: „Als Mitglied im Sozialausschuss in Rankweil bekomme ich mit, wie wenig präsent das Thema Armut kommunalpolitisch ist. Viele glauben, das gibt’s nur in Städten, bei uns doch nicht. Gleichzeitig zeigen Initiativen wie die Spendenplattform ‚Rankler für Rankler‘, dass in der Bevölkerung ein Bewusstsein da ist – und Bedürftigkeit natürlich auch in unserer Gemeinde ein Thema ist.“ Für die Zeit vom 21. Juni bis 11. Juli hat das Mesnerstüble-Vorstandsteam nun ein Programm aufgestellt, das auf unterschiedlichen Ebenen den Blick auf Armut und ihre vielen Facetten lenkt. Johannes Herburger: „Armut betrifft längst nicht mehr nur die anderen. Die Teuerung bringt auch weite Teile der Mittelschicht in Bedrängnis.“ >>

Die vier Kuratorinnen der Ausstellung: Nadja Gabriel, Arzu Aslan, Desiree Gabriel und Pia Dablander © privat
Nicole Fink © Ursula Dünser
Johannes Herburger © David Berger
Ulli Laine-Valentini © Angela Lamprecht

Künstlerische Aufarbeitung

Auch künstlerisch möchte man dem Thema Ausdruck verleihen und setzt dabei auf ein vielschichtiges Ausstellungskonzept, das persönliche Geschichten mit regionalen Hintergründen und nackten Zahlen verwebt. Architektin Desiree Gabriel, 23, eine der vier Kuratorinnen, holt aus: „Unsere Ausstellung soll die Menschen ins Nachdenken bringen. Ich kenne von mir selbst, dass man so seine Vorurteile hat. Erst wenn man sich mit einem Thema wie Obdachlosigkeit befasst, erkennt man, dass es jedem passieren könnte, dass das System ungerecht ist und wer drin ist, kaum etwas dagegen tun kann. Deshalb war es uns wichtig, eine Ausstellung zu konzipieren, die ein Hineinfühlen in die Situation möglich macht. Und auch zeigt, wo man sich Hilfe holen kann.“

Die multimediale Schau findet im Außenbereich wie auch in den Innenräumen statt. So erzählen auf dem Zick-Zack-Weg über eine Audiotalk-Installation armutsgefährdete Menschen, mit welchen Vorurteilen und Beschämungen sie konfrontiert sind, auf der Stiege in die oberen Räume werden die verschiedenen „Stufen der Armut“ dargestellt, statistisches Datenmaterial und historische Artefakte schaffen Wissenstransfer. „Außerdem werden wir aufzeigen, wie Armut und die Lebensbereiche Bildung, Einkommen, Wohnen und Ernährung zusammenhängen. Wir möchten das komplexe Thema verständlich darstellen und über interaktive Elemente auch eine spielerische Note hineinbringen“, so die Kuratorin.

Alle Protagonist:innen sind sich einig: Ja, es ist gut und wichtig, über Armut zu reden, gemeinsam hinzuschauen. Und nein, man soll die Dinge nicht schlechter reden als sie sind. Aber, was schlecht läuft, darf nicht negiert werden. Denn nur, was artikuliert wird, kann auch Gehör finden.

Das Mesnerstüble am Liebfrauenberg in Rankweil setzt sich in seiner Programmreihe „Goht sich’s us? Wenn’s Geld knapp ist.“ vom 21. Juni bis 11. Juli mit unterschiedlichsten Facetten von Armut auseinander. Ab wann ist man arm? Was bedeutet Armut in einem der reichsten Länder der Welt? Was wird dagegen getan und was sollte noch getan werden?

Eröffnung am 21.06. um 19 Uhr mit der Vernissage der gleichnamigen Ausstellung; weitere Programmpunkte Seite 34. Alle Veranstaltungen bei freiem Eintritt. Programmreihe und Ausstellung werden unterstützt durch Mittel der EU (LEADER) und in Zusammenarbeit mit Pfarre und Marktgemeinde durchgeführt. Infos unter www.mesnerstueble.com

Netz

für Kinder

Der Verein setzt sich seit 28 Jahren für in Vorarlberg lebende Kinder in belastenden Lebensumständen ein. Die Projekte werden ausschließlich durch Spenden finanziert. Unterstützung des Vereins ist durch Spenden möglich oder durch ehrenamtliche Mitarbeit im Freundeskreis. T 0664 92 60 566, www.netz-fuer-kinder.at Aktuelle Projekte:

• Sozialpädagogische Kindergruppen für Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren (Einzeltage oder Wochenenden, plus Sommerwochen für Familien)

• talENTE.mobil – Intensivcoaching für Familien

• talENTE.schmiede – Elterncoaching als Gruppenangebot

• talENTE.rat – Aktivierung von Unterstützung durch das persönliche Umfeld der Familie

• speak.up – für Jugendliche zur sozialen Kompetenzerweiterung und psychischen Gesundheit

Aktuelle Zahlen österreichweit

17,7 % der Bevölkerung (1.555.000 Menschen) sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, d.h. das Einkommen liegt unter der Armutsschwelle oder die Personen sind erheblich materiell depriviert oder leben in Haushalten mit keiner bzw. sehr geringer Erwerbsintensität.

14,9 % der Bevölkerung (1.314.000 Menschen) sind armutsgefährdet, d.h. sie haben ein Einkommen unter der Armutsschwelle.

3,7 % der Bevölkerung (336 000 Menschen) sind erheblich materiell und sozial benachteiligt. Darunter fallen Haushalte, die sich laut eigener Angabe mindestens sieben von 13 EU-definierten Merkmalen und Aktivitäten des täglichen Lebens nicht leisten kann. Diese reichen von unerwarteten Ausgaben in der Höhe von 1370 Euro über einen Urlaub pro Jahr bis hin zu einer angemessen warmen Wohnung. Im Vergleich: 2022 waren 201.000 Personen (2,3 %), von dieser Armutslage betroffen.

Quelle: armutskonferenz.at bzw. Statistik Austria

„Eigentlich bin ich am Ende“

Sofia* war noch ein Kind, als sie in den 80ern aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland kam. Inzwischen ist sie 51 und lebt mit ihren beiden Kindern im Unterland. Ihr Ehemann wurde nach Georgien abgeschoben. Sofia kämpft wie eine Löwin für die Aufhebung des Einreiseverbots und versucht gleichzeitig, ihrem Sohn und ihrer Tochter ein Leben mit Perspektive zu bieten. Der marie erzählt sie, was es heißt, wenn das Geld ständig knapp ist und die Gesundheit auf dem Spiel steht.

*Name von der Redaktion geändert

Dokumentiert von:

Simone Fürnschuß-Hofer

Foto: iStock

Ich kann meinen Kindern nichts bieten, vor allem nicht im Freizeitbereich. Beide Kinder sind sehr musikalisch. Mein Sohn würde gerne Gitarre und meine Tochter Piano spielen, aber die Musikschule ist einfach zu teuer. Was Kleidung angeht, weiß ich gar nicht, wann ich mir das letzte Mal etwas gekauft habe, aber das ist auch nicht weiter schlimm. Die Kinder leiden da schon mehr drunter, ich versuche wirklich, ihnen gute Sachen zu kaufen, aber vieles geht eben nicht. Mein Sohn fragt mich dann, „warum die anderen und ich nicht?“. Aber da sind ja auch so viele Ausflüge für die Schule zu bezahlen und zudem der Rechtsanwalt, um das Einreiseverbot meines Mannes aufzuheben. Er hat mit meinem Sohn übers Internet so viel gelernt, dass dieser ab Herbst einen Platz im Gymnasium haben wird. Wäre er da, wäre vieles leichter, dann könnte ich Vollzeit arbeiten und er auf die Kinder schauen. So liegt die ganze Last auf mir. Eigentlich bin ich psychisch und körperlich am Ende, habe ständig Schmerzen und Depressionen. Ich arbeite nur halbtags, weil meine Kinder Betreuung brauchen. Es ist mir wichtig, dass sie gut umsorgt sind, gerade auch, damit sie nicht allein draußen rumstreunen und in einen falschen Freundeskreis geraten. Ja, doch, sie finden schon Freunde – halt solche, die sich auch kein Kino leisten können. Sie dürfen auch immer Kinder zu uns einladen und ich versuche sie zu verwöhnen, ihnen besondere Sachen zu kochen. Bei den Lebensmitteln schaue ich, dass ich gute Sachen kaufe, Obst, Gemüse und zwischendurch auch mal eine Schokolade. Die Wohnung ist nicht so toll, aber es geht. Vieles wäre renovierungsbedürftig, aber ich stoße mit meinen Bitten nur auf taube Ohren, obwohl manche Schäden schon fast gefährlich für uns sind.

Für meine Halbtagsstelle erhalte ich rund 800 Euro im Monat, dazu noch 480 Euro AMS-Kombilohn, für die Wohnung zahle ich nur einen Selbstbehalt von rund 300 Euro. Dazu kommt noch die Familienbeihilfe für die Kinder. Wohnbeihilfe bekomme ich nicht, weil ich verheiratet bin. Dass mein Mann arbeitslos und nicht da ist, interessiert niemanden, es wird einfach davon ausgegangen, dass er Arbeit hat. Bei den Behörden werde ich oft abgewiesen mit dem Argument, es steht mir nicht zu. Es wird mir nicht richtig zugehört oder ich bekomme nicht die Information, die mir weiterhelfen würde. Große Unterstützung hingegen habe ich im Jahr nach der Abschiebung erhalten – vor allem vom Familiendienst und der Volkshilfe. Wenn mich die Kinder fragen, wieso wir nie mehr ins Restaurant gehen, sage ich: Wollt ihr, dass der Papa wiederkommen kann oder ein gutes Essen? Dann sagen sie, sie wollen, dass der Papa schneller kommen kann. So kann ich weiter für den Rechtsanwalt sparen. Früher habe ich es manchmal geschafft, ein bisschen was auf die Seite zu legen, um billige Flugtickets zu kaufen und mit den Kindern zu meinem Mann zu fliegen. Das versuche ich nach wie vor, aber es funktioniert nicht mehr, obwohl ich auf vieles verzichte. Ein Auto geht gar nicht, ich gehe auch auf keinen Kaffee zwischendurch. Wenn wir einen materiellen Wunsch frei hätten? Die Kinder würden sich als erstes ein Fahrrad kaufen. Und endlich einmal ans Meer fahren, aber da sehe ich derzeit keine Chance. Körperlich bin ich gerade wirklich am Ende und alle Behandlungen, die ich bräuchte, sind für mich nicht leistbar. Auf einem Auge bin ich zu 95 Prozent blind und meinen linken Arm kann ich kaum bewegen. Es ist permanent alles knapp, im Moment ganz besonders. Dennoch werde ich weiterkämpfen, ich habe keine Wahl.

„DIE

GANZE WELT IST WIE EIN KÖRPER FÜR MICH“

„Gewebe“ heißt das im Mai erschienene Album der jungen Liedermacherin Nina Lyne Gangl (33). Als „Zuagraste“ ist die gebürtige Wienerin in Vorarlberg vor ein paar Jahren heimisch geworden. Nun erobert sie sich ihren Platz in der hiesigen Musikszene und tritt im Juni beim Folk Festival in St. Arbogast auf. Porträt einer außergewöhnlichen Künstlerin, die ihren Weg machen wird.

Text: Brigitta Soraperra, Fotos: Conni Holzer

„ BARFUSS IN DIE WIESE

GEHEN ODER INS MOOS, DAS VERSCHAFFT MIR NICHT NUR GLÜCKSGEFÜHLE, SONDERN WECKT MEINE KREATIVITÄT.“

Sie habe ihren künstlerischen Ausdruck erst so richtig in Vorarlberg gefunden, sagt Nina Lyne Gangl, und das liege vor allem an den vielen Naturräumen hier. „Barfuß in die Wiese gehen oder ins Moos, das verschafft mir nicht nur Glücksgefühle, sondern weckt meine Kreativität.“ Wo also viele Kunstschaffende zuerst einmal aus der Enge und Beschaulichkeit unseres Landes ausbrechen müssen, um ihre künstlerischen Visionen zu entfalten, ist es bei der gebürtigen Wienerin genau umgekehrt: „Irgendwas in mir kann in der Kühle der Natur ankommen, der Regen schreckt mich nicht ab, auch der Nebel nicht. Der Umzug nach Vorarlberg war ein Gewinn für mich.“

Dabei begann Ninas Lebensweg unkonventionell. Als Tochter von Weltenbummlern verbrachte sie ihre ersten Lebensjahre auf einer Yoga Ranch in Upstate New York, ihr zweiter Vorname ist zugleich der Nachname ihres englischen Vaters. Nach der Trennung der Eltern kehrte die Mutter mit ihr zurück nach Österreich, die Volksschulzeit erlebte Nina in einem kleinen burgenländischen Dorf bei den Großeltern. Als sie neun Jahre alt war, übersiedelte die Mutter nach Wien und Nina wurde Teil einer bunten Patchworkfamilie. „Kunst und Kunsthandwerk spielte bei uns eine große Rolle“, erzählt sie, „mein Stiefvater arbeitet als Gemälderestaurator, mein Stiefbruder studierte später auf der Angewandten.“

Auch sie selbst war früh schon künstlerisch begeistert. Ihr Interesse galt von Anbeginn an dem Körper. Mit fünf Jahren tanzte sie im Ballett, später wurde sie Mitglied einer Musicalcompany. Die Matura machte Nina an einem musischen Gymnasium. Dennoch begann sie zunächst ein

WUNDE.R

WUNDE UND WUNDER

DAS LIEGT

SO NAH

BEI’RANAND.

ALS OB’S

DERSELBE STOFF

WÄR, NUR

EIN ANDERES

G‘WAND.

„ ICH HABE DAMALS DIE ZUVERSICHT GEWONNEN, DASS ICH DEM LEBEN VOLL VERTRAUEN KANN.“

Die CD enthält auch von Nina Lyne Gangl grafisch gestaltete Textkarten.

Politikwissenschaft-Studium. „Ich wollte wissen, wie Gesellschaft funktioniert“, erklärt sie diese Wahl heute. Das Uni-Leben überforderte sie, „mir fehlte die Struktur“. So „flüchtete“ Nina Lyne Gangl nach Lateinamerika, „weil ich Spanisch konnte und das Land mich faszinierte“. In Guatemala lernte sie beim Trampen Musiker:innen kennen, denen sie sich anschloss. Gemeinsam machten sie Musik, wobei sich Nina das Gitarre spielen selber beibrachte. Die mehrmonatige Reise war prägend: „Ich habe damals die Zuversicht gewonnen, dass ich dem Leben voll vertrauen kann.“

Umso härter gestaltete sich das Heimkommen, das Nina in eine persönliche Krise führte. Wieder fehlte ihr die Struktur. Sie kehrte nicht mehr an die Universität zurück, sondern absolvierte ein Freiwilliges Soziales Jahr. Dabei lernte sie ihren heutigen Ehemann, einen Vorarlberger, kennen. Durch eine Freundin fand sie schließlich zu der einen ihrer beiden beruflichen Bestimmungen: „Heilmasseurin, weil ich mit den Händen und mit dem Körper arbeiten wollte.“ Und so schloss sie eine Ausbildung in der Steiermark ab. Aber auch ihre künstlerische Stimme drängte sich nach der Reise immer mehr in den Vordergrund, denn „die Wörter klangen plötzlich anders“. Nina begann, eigene Lieder zu schreiben, und unter dem Künstlerinnennamen „Ninotschka“ erstmals öffentlich aufzutreten. Dabei sei sie aber immer auch ein wenig unsicher gewesen, gibt sie zu, „weil ich ja erst spät mit dem Musikmachen begonnen habe und keine musikalische Ausbildung vorweisen kann“. >>

Zu einem einschneidenden Erlebnis wurde dann ihr erstes Mutterwerden, Nina war damals 26 Jahre alt. „Das war eine total aufwühlende, körperliche Erfahrung, schmerzhaft und beglückend zugleich.“ Sie verarbeitete die Erlebnisse sowohl in Texten als auch bildnerisch und begann, die künstlerischen Genres miteinander zu vermischen. Mit dem Sprachbild „WUNDE.R“ gestaltete sie ein erstes multimediales „Gewebe“. Und sie gewann neues Selbstvertrauen: „Weil die Geburt so eine krasse Erfahrung war, habe ich mir erlaubt, zu mir selbst zu stehen. Ich habe mir erstmals eingestanden, dass ich gerne auf der Bühne stehe und dass das zu mir gehört.“

Es folgen zwei CDs als Singer-Songwriterin und gemeinsam mit einer Musikkollegin entwickelte Nina Lyne Gangl Kinderkonzerte, die bis heute unter dem Titel „Klingbim“ höchst erfolgreich laufen. Als sich das zweite Kind ankündigte, erfolgte 2019 dann der Umzug nach Vorarlberg. Und mit dem Mutter-Sein schärfte sie ihr künstlerisches Profil. Deshalb auch die Namensänderung von Ninotschka zu ihrem vollen Namen: „Ich bin nicht mehr die kleine Nina, ich bin aus dem Kosenamen herausgewachsen“, sagt Nina Lyne Gangl, „und ich habe begonnen, die abgetrennten Räume, also die Körpertherapeutin auf der einen Seite und die Künstlerin auf der anderen Seite, zusammenzubringen und beides gleich wichtig zu nehmen.“ Denn ihr Liederschreiben sei immer auch von ihrer Körperlichkeit geprägt: „Durch den Körper, durch die Sinne, nehme ich die Welt wahr. Und die Welt wiederum ist ein Körper für mich.“

Deshalb gelte ihr zentrales künstlerisches Interesse dem Körper und seiner Beziehung zur Umwelt, und die künstlerische Vision ihres neuen Albums „Gewebe“ lautet: „Ein Netzwerk aus Geschichten zu schaffen, das trägt“.

FOLK FESTIVAL Arbogast und AMBACH

Das beliebte Folk Festival geht in die zweite Runde! Zwischen dem 28. und 30. Juni finden zahlreiche reizvolle Music-Acts in der malerischen Kulisse von St. Arbogast statt. Auf dem Programm steht handgemachte Musik mit Tiefgang und gesellschaftspolitischer Note, dargeboten von bekannten Bands und aufstrebenden Newcomer:innen.

Zum Auftakt am Freitagabend wird neu auch in der Kulturbühne AMBACH musiziert.

Programm (Auszug):

Freitag, 28. Juni, AMBACH: ab 17 Uhr Lisa Weiss und Kilian Deissler beim Wander-Kiosk am Vorplatz; ab 19.30 Uhr Dekker und Nino aus Wien im Saal; anschl. Umzug mit dem Wander-Kiosk und den Musiker:innen zu Session und Ausklang in St. Arbogast

Samstag, 29. Juni, St. Arbogast: 6 Uhr Musik zum Himmeltau in der Kapelle; ab 10 Uhr Lisa Weiss, Kilian Deissler, Nina Lyne Gangl und Erik Sjoholm live und akustisch an den schönsten Natur-Schauplätzen; ab 18 Uhr Lasse Mathiessen, SarahBernhardt, Anna Mabo und Special Guests am Dorfplatz Sonntag, 30. Juni, St. Arbogast: 6 Uhr Musik zum Himmeltau in der Kapelle von Mose Karten über Ländle-Ticket, sämtliche Infos und Zimmerbuchungen unter www.arbogast.at

Aktuelle Termine und Infos unter www.ninalynegangl.at Kinderkonzerte unter: www.klingbim.at/

Bildungsmusical WAARITAANKA: Eine tierische Konferenz

Was wäre, wenn die Tierwelt künftig die Verantwortung für unseren Planeten übernehmen würde? Eine skurrile Idee? Die Jugendbotschafter*innen der Caritas Auslandshilfe machen in ihrem Musical genau das zum Thema: In „Waaritaanka“ wollen die Tiere nicht länger zusehen, wie die Menschen ihre Lebensräume kaputt machen und beschließen deshalb, eine eigene Konferenz abzuhalten, um die Welt zu retten. Dass dabei Turbulenzen vorprogrammiert sind und trotz der Ernsthaftigkeit des Themas auch der Spaß nicht zu kurz kommt, versteht sich von selbst.

Veranstaltungsort: Kulturhaus Dornbirn

Vorstellungstermine: 17.06., 9:30 Uhr, 14.30 und 19 Uhr

18.06., 19.06., 20.06., jeweils 9.30 und 14.30 Uhr

Dauer des Stückes: ca. 1,5 Stunden

Alter: empfohlen für 2. bis 8. Schulstufe (mit Vorbereitung auch für 1. Klassen möglich)

Preis: 9,- Euro pro Schüler*in

Anreise: kostenlos mit Vmobil

Tickets: ticketist.io

Inklusive interaktivem Waaritaanka-Arbeitsheft Gebärdensprachdolmetscher*innen vor Ort

Kontakt: musical@caritas.at

36. internationales

Museum des Wandels Emmerich Auer –Lokführer aus Leidenschaft

Vernissage

13.6.24, 19 Uhr

18.– 22.6.2024

Nenzing

D I E N S TA G , 1 8 J U N I 2 0 2 4

10 00 / 17 00 Uhr, Ramschwagsaal

Cal y Canto Teatro, Spanien Foto de Familia – Familienfoto 10 +

M I T T W O C H , 1 9 J U N I 2 0 2 4

10 00 / 17 00 Uhr, Ramschwagsaal

Kolypan und Teatro Lata, Schweiz Stereo -Typen – from zero to hero 8+

D O N N E R S TA G , 2 0 J U N I 2 0 2 4 10 00 Uhr, Ramschwagsaal Theater Sgaramusch, Schweiz Urknall 5+ 20.00 Uhr, Ramschwagsaal Die Exen, Deutschland Das Märchen vom guten Ende 12+

F R E I TA G , 2 1 . J U N I 2 0 2 4

10.00 Uhr / 11.00 Uhr / 15.00 Uhr, Ramschwagsaal Wiersma & Smeets, Niederlande Den Nachbarn auf die Finger schauen 3+ 17 00 Uhr, Ramschwagsaal Theater katinkaspringinsfeld, Deutschland Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor 8+

S A M S TA G , 2 2 J U N I 2 0 2 4 17.00 Uhr, Ramschwagsaal

Ceren Oran & Moving Borders, Deutschland Spiel im Spiel 3+

Bezahlte Anzeige

AK Programm Juni 24

Mi 05.06. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch

It‘s your turn! Du bist dran!

Das Sprachencafé für Englisch und Deutsch als Fremdsprache

Do 06.06. 12 bis 13 Uhr Schaffarei

Mittagessen mit meinem Traumjob: Tattoo Artist

Di 11.06. 17 bis 18.30 Uhr Schaffarei

Wirtschaft ist Care – (k)ein Spaziergang

Der etwas andere Stadt-Rundgang in Kooperation mit der Stadt Feldkirch. Treffpunkt: Palais Liechtenstein

Mi 12.06. 16 Uhr AK Bibliothek Feldkirch

The Romeo & Juliet Society

Lesung und Schreibworkshop mit Sabine Schoder

13.06. bis 30.09. Schaffarei

Lokführer Emmerich Auer

Museum des Wandels, Vernissage

Do 13.06. 19.30 Uhr AK Bibliothek Bludenz

Annas Bücher Check

Sommer, Sonne, Urlaub - Buchtipps für die Ferienzeit

Fr 14.06. 19.30 Uhr AK Bibliothek Feldkirch

Annas Bücher Check

Sommer, Sonne, Urlaub - Buchtipps für die Ferienzeit

Do 20.06. 12 bis 13 Uhr Schaffarei

Mittagessen mit meinem Traumjob: Montage-Tischler

Sa 22.06. 9 bis 14 Uhr AK Bibliothek Bludenz

Bücherflohmarkt

Großer Bücherflohmarkt in der AK Bibliothek Bludenz

Do 27.06. 19.30 Uhr AK Saal Feldkirch

Inge Patsch: Ich zuversichte

Wissen fürs Leben, Vortrag

Weitere Informationen schaffarei.at/veranstaltungen ak-vorarlberg.at/events

Bezahlte Anzeige

LUST

AUF SPIEL UND SPASS UND ERNST

Das internationale Theaterfestival für ein junges Publikum „Luaga und Losna“ verspricht Live-Spannung vom 18. bis 22. Juni in Nenzing und vom 3. bis 7. September in Feldkirch. Von den Organisatorinnen und Organisatoren erfordert das viel Einsatz.

Text: Miriam Jaeneke

Fotos: Wiersma & Smeets, Juerg Fausch, Christoph Gredler, L. Edeloff, Teresa Montellano

DIE MEISTEN KOMPANIEN, DIE INTERNATIONAL AUFTRETEN, ARBEITEN VIEL MIT DEN NONVERBALEN ASPEKTEN VON THEATER, DAMIT DIE KINDER UND ERWACHSENEN IM PUBLIKUM, DIE NICHT DIESELBE MUTTERSPRACHE HABEN, DIE INHALTE AUF DER BÜHNE TROTZDEM TEILEN KÖNNEN.

TDIE STÜCKE, DIE WIR ZEIGEN, WERTEN NICHT. SIE SIND OFFEN FÜR DIE REALITÄT, WIE SIE JEWEILS IST. KINDER SIND SEHR NEUGIERIG UND WERDEN GERNE AUF EINE REISE MITGENOMMEN.

heater kann auch ohne Sprache eine Verbindung zu seinem Publikum aufbauen. Durch Requisiten, durch Gestik und Mimik, durch Bewegung und das Bühnenbild, durch Musik und Licht, durch die Anteile an Sprache, die jeder versteht, auch wenn er die Sprache nicht beherrscht. „Die meisten Kompanien, die international auftreten, arbeiten viel mit den nonverbalen Aspekten von Theater, damit die Kinder und Erwachsenen im Publikum, die nicht dieselbe Muttersprache haben, die Inhalte auf der Bühne trotzdem teilen können.“ Das sagen Sabine Wöllgens, die zusammen mit Johannes Rausch die künstlerische Leitung des „36. internationalen Luaga und Losna-Theaterfestivals für ein junges Publikum“ innehat, und Agnes Mair, die die Festivalorganisation macht. Beim 36. Luaga und Losna-Festival in Nenzing treten sieben Gruppen mit insgesamt zwölf Vorstellungen auf. Wobei das Festival jetzt im Juni in Nenzing über die Bühne geht und dann im September nochmal in Feldkirch gastiert. „Es ist erstaunlich, aber viele kennen das Festival nicht. Dabei sind Nenzing und Feldkirch jetzt auch nicht vollkommen aus der Welt“, stellt Wöllgens trocken fest. Das gilt nicht fürs internationale Parkett – immer wieder ist das Organisationsteam daher erstaunt, welche Produktionen aus anderen Ländern gerne nach Vorarlberg kommen. Die Stücke sind für Kinder – teils ab drei Jahren – und Jugendliche geeignet, letztere erreiche man dabei am besten über die Schulen. Beide betonen, dass Erwachsene sich keine Kinder „ausleihen“ müssen, um zum Festival zu kommen – sie seien auch so herzlich willkommen.

Schwieriges Thema Nachhaltigkeit

Die Festivalmacherinnen erzählen auch von der Schwierigkeit, ein nachhaltiges Festival auf die Beine zu stellen. „Da überlegst du dann schon, von wie weit du die Produktionen herholst. Ein einziges Mal spielen für eine

Gruppe aus Großbritannien? Das ist nicht wirklich nachhaltig.“ Die Gruppen, die sie eingeladen haben, kommen aus Spanien, Italien, Belgien, der Schweiz, Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. Oft bleiben die Spielenden einige Tage vor Ort, um den Festivalcharakter zu genießen und andere Produktionen zu sehen.

Die Vormittags-Vorstellungen richten sich hauptsächlich an Kindergärten und Schulen. „Es gibt keine Tabuthemen. Die Themen sind aber auf Kinder ausgerichtet“, sagt Mair. Im Eröffnungsstück entdeckt eine junge Frau eine unentwickelte Analogfilmrolle. Vor ihr rollt sich damit ihre Familiengeschichte auf. Ein anderes Stück heißt „Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor“. Darin muss ein Mädchen aus seiner Heimat fliehen. „Das ist ein schweres Thema, mit einer gewissen Leichtigkeit umgesetzt“, erzählt Wöllgens. „Die Stücke, die wir zeigen, werten nicht. Sie sind offen für die Realität, wie sie jeweils ist. Kinder sind sehr neugierig und werden gerne auf eine Reise mitgenommen“, sagt Mair. Oft erinnerten sie sich auch noch Jahre später an gesehene Aufführungen.

Keine digitale Konkurrenz

Ob das Festival, ob Kindertheater allgemein sich gegen die Konkurrenz aus dem Internet und den Sozialen Medien wie TikTok behaupten muss und sich dahingehend verändert? „Ich habe nicht das Gefühl, dass das eine große Konkurrenz für uns ist. Die Rückmeldungen aufs Festival sind gut, und ein Live-Erlebnis ist etwas völlig anderes. Dabei teilt man eine Erfahrung, Werte, eine echte Gemeinschaft. Natürlich, über die Zeit verändert sich das Theater und passt sich an. Wir leben in einer schnelllebigeren Zeit. Aber diese Anpassung geschieht, ohne dass wir sie bewusst herbeiführen. Das Internet ist rund um die Uhr verfügbar. Theater dagegen ist einmalig. Dieses Stück wird so nur dieses eine Mal aufgeführt. Es ist echt, und dabei dürfen auch Fehler passieren“, finden Wöllgens und Mair. >>

Den Livecharakter und die Vielfalt des Festivals genießen auch die Dramatiker und Dramatikerinnen aus dem deutschsprachigen Raum, die das entsprechende Stipendium gewonnen haben und zum „Luaga und Losna“ eingeladen werden. Sie sind als Gruppe bei allen Aufführungen und Stückbesprechungen dabei und treffen abends die Schauspieler und Macher der gezeigten Stücke. Außerdem lesen sie ihre eigenen Texte, einmal auch bei einer Lesewanderung auf die Alpe Gamperdona. Dabei bekommen die Autorinnen und Autoren Rückmeldungen von den anderen. Gemeinsam wird überlegt, was man ändern, wie man das Stück auf die Bühne bringen könnte. Das sei sehr intensiv, versichern Wöllgens und Mair. „Die Diskussionen sind manchmal kritisch, aber immer konstruktiv“, sagen sie, und: „Die Dramatiker:innenbörse entwickelt sich im Lauf der Woche dann immer zum Selbstläufer.“ In diesem Jahr sind es 13 Autorinnen und Autoren, die das Experiment des Sehens, des Sichtbarwerdens und des Austauschs wagen. Auch bei den Lesungen ist Publikum von außen erwünscht und herzlich eingeladen.

Buntes Programm

Die gezeigten Stücke bei „Luaga und Losna“ sind sehr unterschiedlich. Eine „motorisierte Installation“ wird es geben, eine Wand mit vielen kleinen Häusern drauf: „Den Nachbarn auf die Finger schauen“ ist nicht nur ein Stück, das beim Festival gezeigt wird. Die Installation wird dauerhaft ausgestellt und ist auch ohne Bespielung faszinierend. Das Spiel selbst ist eine Seifenoper darüber, was in einer Nachbarschaft alles passieren kann, erzählt wird mit Köpfen, Händen und Füßen, humorvoll und absurd.

In „Urknall“ dagegen geht es um die Sehnsüchte des Menschen nach dem Beherrschen der Erde. „Wo ist mein Platz? Wem gehört hier alles? Und wer darf befehlen?“, fragt das Theater Sgaramusch aus der Schweiz. „Und was sagt die Erde dazu?“ Ebenfalls aus der Schweiz: „StereoTypen – from zero to hero“. Seit sie sich kennen, gibt es Rico und Robi nur noch „Stereo“, so machen sie auch Musik. In der Schule sind sie plötzlich die coolen Typen. Doch dann gibt es mächtig Ärger …

„Spiel im Spiel“ wiederum ist ein Tanztheater ab drei Jahren, das gemeinsam ziemliche Verrücktheiten entstehen lässt. Und in „Das Märchen vom guten Ende“ werden sieben Märchen der Gebrüder Grimm – mit all ihren Grausamkeiten – zu einer neuen Geschichte zusammengebaut, die ebenfalls nicht ohne Tücke ist. Die Exen aus Deutschland führen dafür ein „gräulich-grausiges Puppentheater“ auf.

Was das Festival noch ausmacht? Es sei auch für die Zusehenden leicht, mit den Theatermacherinnen und -machern des Festivals in Kontakt zu kommen. „Das ist ein niederschwelliges Event. Man muss einfach nur Lust auf Theater haben“, stellt Wöllgens fest.

Sommer

21.06. – 12.07.2024

GOHT SICH‘S US?

Wenn s‘Geld knapp wird

Übersicht

21.06. 19:00 Uhr, Mesnerstüble

VERNISSAGE ZUR AUSSTELLUNG GOHT SICH‘S US? – WENN S‘GELD KNAPP WIRD

25.06 1 9:00 Uhr, Mesnerstüble ARMUT? UND DAS IN RANKWEIL?

27.06 1 9:00 Uhr, Mesnerstüble AUF EIN WORT MIT DER STRASSENZEITUNG MARIE

04.07. 19:00 Uhr, Mesnerstüble WOHNEN UND ARMUT IN VORARLBERG

07.07. 12:00 Uhr, Mesnerstüble LANGE TAFEL AM KIRCHPLATZ

10.07. 19:00 Uhr, Mesnerstüble ZWISCHEN DEN ZEILEN MIT JANITA MARIA JUVONEN

11.07 19:00 Uhr, Mesnerstüble BENEFIZ-FINISSAGE MIT SAPPERLOTTA

KONTAKT

mesnerstueble@outlook.com www.mesnerstueble.com facebook.com/Mesnerstueble instagram.com/mesnerstueble_liebfrauenberg

Juristische Kompetenz gefragt!

Bewirb dich: EFZ-Gerichtsberatung

Als Juristin kann ich im EFZ eine verantwortungsvolle, interessante und erfüllende Tätigkeit erledigen. In einem besonders fachkompetenten und sozialen Team erlebe ich viel Freiraum für meine Kompetenz, indem ich Hilfe suchenden Menschen in ihren prekären Lagen beraten darf. Zwei Stunden in der Woche bin ich abwechselnd an den Bezirksgerichten Bregenz, Dornbirn und Feldkirch im Einsatz. Die niederschwelligen und Orientierung gebenden

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Beratungen finden in Begleitung von berufserfahrenen Psycholog:innen bzw. psychosozialen Berater:innen statt. Der gegenseitige Austausch ist für mich sehr wertvoll.

Wir suchen Verstärkung: Wenn du als Jurist oder Juristin die Grundsätze des Familienrechts kennst (Scheidung, Unterhalt, Sorge- u. Besuchsrecht, Adoption, Vormundschaft, Gewaltschutz etc.) und von einer sorgfältigen Einarbeitung, einem herzlichen Team, Supervision, Intervision profitieren möchtest, dann bewirb dich bei uns.

(Mag.a Ebru Bicer-Düzdelen)

Mag.a Ebru Bicer-Düzdelen EFZ-Gerichtsberatung Infos & Bewerbungen: www.efz.at/gerichtsberatung +43 5522 74139 / info@efz.at

SCHACHECKE

Das 8. Internationale Bodensee-Open ging vom 4. bis 12. Mai 2024 im modernen wie gleichermaßen exklusiven Grand Hotel Bregenz über die Bühne. Bürgermeister Michael Ritsch nahm die Eröffnung vor und die Abwicklung bzw. Durchführung dieses beliebten Schachturniers übernahmen die beiden Internationalen Schiedsrichter Albert Baumberger und Stephan Hofer

Die Spielbedingungen und die Atmosphäre im größten Raum des Hotels waren für die Schachfreaks optimal. Gespielt wurde in zwei unterschiedlichen Kategorien. Im offenen Turnier waren 143 TeilnehmerInnen aus 20 Nationen und im Senioren-Open 101 TeilnehmerInnen aus 21 Nationen am Start. Ziemlich genau zwei Drittel der insgesamt 244 SpielerInnen kamen aus Österreich und dem benachbarten Deutschland.

Fünf Großmeister, zwei Internationale Meister und zehn FIDE-Meister zählten im offenen Turnier zu den Favoriten. Nach neun Runden, absolviert nach dem „Schweizer System“, gab es drei Spieler, die 7,0 Punkte erreichten. Somit musste

Mario Leitgeber (Sonnenberg-Nüziders)

Jörg Jetzl (ASK Salzburg)

8. Int. Bodensee-Open, Bregenz 2024

Wie erreicht Weiß am Zug entscheidenden Vorteil?

die Feinwertung „Buchholz“ (= die Summe der Punkte seiner Gegner) entscheiden und da hatte der Deutsche GM Philipp Schlosser knapp vor seinem Landsmann GM Leonid Milov und dem Franzosen IM Nicolas Brunner die Nase vorne.

Mit einem fulminanten Endspurt und 6,5 Punkten erreichte der junge Hohenemser Julian Kranzl als bester Vorarlberger den neunten Rang im Endklassement. Zweitbester Vorarlberger wurde der Dornbirner Elia Cafasso und Benjamin Kienböck aus Hohenems landete in der Vorarlberg-Wertung auf dem dritten Rang.

Im Senioren-Open wurden nur sieben Runden gespielt und es gewann FM Siegfried Neuschmied aus Wörgl mit 6,0 Punkte. Der Tiroler blieb ungeschlagen und gab lediglich zwei Remisen ab. Der Bregenzer IM Henryk Dobosz landete als bester Vorarlberger mit 5,5 Punkten auf dem zweiten Platz, knapp vor IM Josef Pribyl aus Prag.

Und nun bringen wir noch drei Stellungen aus Partien, welche Vorarlberger im offenen Turnier gespielt haben. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lösen dieser Kombinationen.

Johannes Sucher (Pradl)

Benjamin Kienböck (Hohenems)

8. Int. Bodensee-Open, Bregenz 2024

Mit welcher forcierten Variante gewinnt Schwarz am Zug?

CM John Stark (Neuseeland)

Julian Kranzl (Hohenems)

8. Int. Bodensee-Open, Bregenz 2024

Wie bringt Schwarz am Zug den weißen König zur Strecke?

Mittendrin in V Sozialverein unterstützt Menschen in Not

Gründungsmitglieder Martin Küng, Ralf Gassner (Kassier), Jürgen Burger (Obmann), Martin Lampl, Laurin Burger

Seit seiner Gründung im Jahr 2023 hat sich der Vorarlberger Sozialverein „miralle“ einen Namen als Anlaufstelle für Menschen in Not gemacht. In enger Kooperation mit Institutionen und den Sozialausschüssen der Gemeinden hat der Verein bereits zahlreichen Einzelpersonen und Familien in schwierigen Lebenssituationen geholfen.

„Meist sind es alleinerziehende Mütter, die kurzfristig aus verschiedensten Gründen in Not geraten sind“, erklärt Ralf Gassner, der Kassier des Vereins. „Hilfe zur Selbsthilfe steht bei „miralle“ an erster Stelle“, ergänzt Obmann Jürgen Burger. Das bedeutet, dass der Verein nicht nur kurzfristig finanzielle Unterstützung bietet, sondern auch langfristige Hilfsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen ausarbeitet. Dabei werden die KlientInnen begleitet und nachhaltig unterstützt. Jeder Cent aus Spenden oder Mitgliedsbeiträgen kommt direkt den Hilfsbedürftigen zugute.

Der Vorarlberger Sozialverein „miralle“ setzt sich für Menschen in Not ein und freut sich über jede Form der Unterstützung, um seine wichtige Arbeit fortsetzen zu können. „Momentan suchen wir dringend Personen, die sich aktiv einbringen wollen“, erklärt Ralf Gassner. Gesucht werden sozial engagierte Menschen, die bereit sind, Klienten zu begleiten und zu beraten. Der zeitliche Aufwand beträgt dabei etwa vier bis fünf Stunden im Monat. Interessierte können sich unter helfen@miralle.at melden.

Neben aktiven Mitgliedern sind auch passive Mitglieder, Spender und Sponsoren herzlich willkommen, betont Gassner. Alle Informationen dazu sind auf der Webseite des Vereins unter www.miralle.at zu finden.

Kontakt: helfen@miralle.at, Infos unter www.miralle.at, 51 aktive und passive Mitglieder (Stand 5/24), Telefon und WhatsApp per: 0681 842 993 74, Spendenkonto: AT 66 3748 2000 0014 9286

! TIPP !

Eine Performance der Künstlerin BELLA ANGORA im Vorarlberger Landestheater

Bella Angora befasst sich mit dem weiblichen Wechsel als einer Phase der Transformation. Dieser erzwingt eine konzentrierte Auseinandersetzung mit dem Älterwerden, um einen veränderten Umgang mit sich selbst zu etablieren. Wie will eine Frau die verbleibende Zeit erleben und was benötigt sie dazu? Wo zeigt sich eine neue Fruchtbarkeit? Wie positioniert sich eine alternde Frau innerhalb der Gesellschaft? Welche Entwicklungen wollen Frauen noch vollziehen?

VORSTELLUNGEN:

Freitag, 21.06. und Sonntag, 23.06., jeweils 21.30 Uhr, Eintritt frei

Freundeskreis Freundeskreis

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Graf-Maximilian-Straße 18 6845 Hohenems ODER redaktion@marie-strassenzeitung.at

FILMCLUBTIPPS von Walter Gasperi

Ausführliche Filmrezensionen zu Mainstream- ebenso wie zu Arthausfilmen und einen Filmclubkalender finden Sie unter www.film-netz.com

Yuku und die Blume des Himalaya (Kinder/Familienfilm)

Eine kleine Maus macht sich auf die Suche nach einer prächtigen Blume, um sie der Oma auf ihrer anstehenden Reise in die Dunkelheit mitzugeben: Rémi Durin und Arnaud Demuynck erzählen in ihrem visuell bezaubernden und temporeichen Animationsfilm zwar auch vom schweren Thema Tod, feiern aber vor allem das Leben.

→ Spielboden Dornbirn: Sa 01.06., 15 Uhr (deutsche Fassung)

Evil Does Not Exist

Nach seinem vielfach preisgekrönten Meisterwerk „Drive My Car“ legt Ryūsuke Hamaguchi eine poetisch-meditative Parabel über das Verhältnis von Mensch und Natur vor, die bei aller Einfachheit voller Rätsel ist.

→ FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 05.06., 18 Uhr + Do 06.06., 19.30 Uhr (japan. O.m.U.)

Robot Dreams

Ein einsamer Hund bestellt einen Roboter als Freund, doch bald wird das Paar getrennt, aber es bleibt die Sehnsucht nach einer Wiedervereinigung: Fernab von Pixar und Disney gelang Pablo Berger ein ebenso einfacher wie berührender und mit seiner Liebe zum Detail begeisternder Animationsfilm.

→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 06.06., 20 Uhr (dialoglos)

Golda

Guy Nattiv zeichnet nicht das ganze Leben der israelischen Premierministerin Golda Meir nach, sondern konzentriert sich ganz auf die wenigen Wochen des Jom-Kippur-Kriegs: ein gerade durch seine Nüchternheit fesselndes Porträt der von Helen Mirren großartig gespielten, körperlich schwer angeschlagenen Politikerin.

→ TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mo 10.06., 18 Uhr; Do 13.06., 18 Uhr: Fr 14.6., tba (arab.-engl.-hebr. O.m.U.)

Geliebte Köchin – La passion de Dodin

Bouffant

Der in Cannes für die beste Regie ausgezeichnete vietnamesisch-französische Regisseur Trần Anh Hùng erzählt in seiner Ende des 19. Jahrhunderts spielenden Literaturverfilmung

nicht nur von der Liebe zum Kochen und zum Essen, sondern auch von der Liebe eines berühmten Gourmets zu seiner Köchin: kulinarisches Kino, das mit seinen Speisen Gaumenfreuden weckt und mit seinen erlesenen Bildern Augenschmaus bereitet, sich aber auch nah am Kitsch bewegt.

→ LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 12.06., 19 Uhr (franz. O.m.U.)

La chimera

Magischer Realismus kennzeichnet Alice Rohrwachers Spielfilm über eine Gruppe von Grabräubern in Etrurien: ein eigenwilliger, aber auch ein in seiner verspielt-poetischen Erzählweise, in seinem visuellen und erzählerischen Einfallsreichtum einzigartiger Film.

→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 27.06., 20 Uhr (ital. O.m.U.)

Hard Movie – Kino am See

In der letzten Juni-Woche werden in Hard am Nachmittag in der Kammgarn und am Abend Open-Air auf der Festwiese wieder Filmhits des letzten Jahres geboten. Der Bogen spannt sich von Martin Scorseses epischem Gangsterfilm „Killers of the Flower Moon“ bis zu der Christine Nöstlinger-Verfilmung „Neue Geschichten vom Franz“. Ein echter Crowd-Pleaser, der beste Laune verbreitet, ist Marc Rothemund mit „Wochenendrebellen“ gelungen, in dem ein Vater mit seinem autistischen Sohn Spiele deutscher Bundesligaclubs besucht, um einen Lieblingsverein zu finden (Sa 29.06., 16 Uhr). Aber auch das feinfühlige irische Drama „The Quiet Girl“, in dem ein neunjähriges Mädchen während eines Sommers bei Pflegeeltern erstmals Zuneigung und Fürsorge erfährt, fehlt nicht (So 30.06., 21.30 Uhr).

→ Hard, 26.06.-30.06. – Abendfilme: Festwiese am See; Nachmittagsfilme: Kammgarn Hard

Die kompletten Filmclubprogramme finden Sie hier: www.filmforum.at // www.spielboden.at // www.allerart-bludenz.at/leinwand-lounge // www.fkc.at // https://saumarkt.at/taskino

Evil Does Not Exist
© Pandora Film Neopa Fictive

VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT

Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at

Mi., 05.06.

10 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

INKLUSIVES MUSIKPROJEKT

Schüler:innen PFZ, VS Oberau und Studierende Stella* Vorarlberg: Inklusives Musikprojekt mit Evelyn Fink-Mennel nach einer Idee von Elisabeth Walch-Wachter. —

Mi., 05.06.

19 Uhr, Kammgarn, Hard MENSCH-SEIN

Lesung und Präsentation Lyrikband

Do., 06.06.

18 Uhr, Jüdischer Friedhof Hohenems „ES WERDEN LEBEN DEINE TODTEN” Buchpräsentation

Do., 06.06.

20 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz KOMMEN UND GEHEN

Gastspiel MOTIF, Premiere

Fr., 07.06.

10 Uhr, Jüdisches Museum, Hohenems VIERTEL + SCHESA

Mit dem Kinderwagen durchs Jüdische Viertel

Fr., 07.06.

19 Uhr, inatura, Dornbirn KEIN HITZEFREI FÜR PFLANZEN

Kann die Forschung unsere Nutzpflanzen auf den Klimawandel vorbereiten? Vortrag

Fr., 07.06.

19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn AUFGEKLÄRTE ELTERN (ERWACHSENE) – STARKE KINDER

Vortrag mit Bettina Schwung

Fr., 07.06. & Sa., 08.06.

jeweils 9 - 18 Uhr, Werkraum Haus, Andelsbuch

WORKSHOP

Vom individuellen Fußabdruck bis zur fertigen Sandale —

Veranstaltungskalender

Fr., 07.06. & Sa., 08.06.

Kultursteg Walgau, Bludenz DUSSA 24 ERÖFFNUNG

Vorträge zum Thema Ressource Boden, Musik und mehr, www.kultursteg-walgau.at

Sa., 08.06.

14 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn PIONEER THE POSSIBLE, ACCELERATING THE GREEN TRANSITION

Treffpunkt beim Umweltvestival im Pfarrpark Dornbirn, gemeinsames Wandern zur Bibliothek und Führung durch die interaktive Ausstellung.

Sa., 08.06.

18 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn WAS ZUM GEIER ...?

Open Mic Night, Umweltvestival —

Sa., 08.06.

18.30 Uhr, Innenstadt, Feldkirch RUNDKLANG DER BLASMUSIK

Sa., 08.06.

19 Uhr, Kammgarn, Hard COMEBACK-SHOW

Philipp Horatschek, Das legendäre zweite Album

Sa., 08.06.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

LAND UND GEDENKEN – PAYS ET MÉMORIAUX

Willibald Feinig: Gedichte – Poèmes aus fünf Jahrzehnten, deutsch, französisch, Lesung

Di., 11.06.

19 Uhr, inatura, Dornbirn UNSERE VIERBEINER – SÜSS UND KRANK

Tierschutz, Qualzuchtmerkmale und wie ich mich als (zukünftige/r) Tierbesitzer/in verantwortungsvoll verhalte. Vortrag.

Mi., 12.06.

14,30 Uhr, Kunsthaus, Bregenz KULTURVERMITTLUNG FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ

Mi., 12.06.

18.30 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn

RAVE & MEDITATE

Yoga x Electric Beats, DJ, mit Alina, Ola & Michi

Do., 13.06.

14.30 Uhr, Domino s'Hus, Frastanz NADEL & FADEN

Patchwork und mehr, Handarbeiten

Do., 13.06.

18 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz HÖRGENUSS

mit Simon Gmeiner und Elvira Flora, Konzert —

Do., 13.06.

20 Uhr, Kunstraum Remise, Bludenz EVA SEILER Eröffnung —

Do., 13.06.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn TANZ IST FESTIVAL

Liquid Loft & Bulbul (AT) – living in funny eternity _ L.I.F.E, Tanz, Performance —

Fr., 14.06.

19 Uhr, Domino s'Hus, Frastanz DOT MANDALA für Jugendliche und Erwachsene

Fr., 14.06.

20 Uhr, Pfarrkirche, Fußach WITH A SHELL TO THE EAR OF CABBAGES AND KINGS, Veronika Morscher_voc Laura Totenhagen_voc Lauren Kinsella_voc Fama Olivia M’Boup _voc, Vocal Konzert

Fr., 14.06.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn TANZ IST FESTIVAL Bulbul (AT), Konzert

Sa., 15.06.

15 Uhr, Jüdisches Museum, Hohenems A PLACE OF OUR OWN

Vier junge Palästinenserinnen in Tel Aviv, Öffentliche Führung zur aktuellen Ausstellung

Sa., 15.06.

19.30 Uhr, Kunstraum Remise, Bludenz

BENEFIZKONZERT

Akkordeonclub Altach und dem Soroptimist Club Dornbirn

Sa., 15.06.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn TANZ IST FESTIVAL

Liquid Loft & Bulbul (AT) – living in funny eternity _ L.I.F.E, Tanz, Performance

So., 16.06.

10.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

PARALLELEN

Reden über das gute Leben: Vielfalt. Mit Renate Huber Kultur- und Zukunftserforscherin

So., 16.06.

14 Uhr, Kunsthaus, Bregenz RAUMLABOR

Familienführung Spezial, Anne Imhof hat die Räume des Kunsthaus Bregenz durch Licht, Absperrungen und Spiegel umgestaltet.

Mo., 17.06. bis 03.07.

Stadtmuseum, Dornbirn

MUMO

Unter dem Generalthema Erbe & Erben widmen wir uns am mumo dem Natur- und Bodenerbe der Stadt. Verein Welthaus & Verein Bodenfreiheit@mumo

Mo., 17.06.

20 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn SONS OFT HE EAST Kultursommer-Festival

Di., 18.06.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

ALLES ÜBERMUT

Männer und Tenöre singen Comedian Harmonists und mehr, Konzert

Mi., 19.06.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn TANZ IST FESTIVAL

James Wilton Dance (GB) – LORE, Tanz

Do., 20.06.

9 Uhr, Domino s'Hus, Frastanz WOLLKORB

Gemeinsames Handarbeiten

Do., 20.06.

18 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz ÜBER FAMILIÄRE UND KULTURELLE AHNEN

Monika Helfer, Gernot Riedmann, Vortrag

Do., 20.06.

20 Uhr, Kunstraum Remise, Bludenz KLAVIERKONZERT

Laurah Maddalena Kasemann

Fr., 21.06.

19 Uhr, inatura, Dornbirn

YESHI UND DIE WELT DER TOLERANZ

Kinderliteratur, die verbindet

Fr., 21.06. bis So., 23.06.

Kultursteg Walgau, Bludenz

DUSSA 24 KLANGWOCHENENDE

Konzerte, Worksjops, Tanz; www.kultursteg-walgau.at

Sa., 22.06.

9 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn AUTOKINO FÜR DIE KLEINEN

FamilienLeseZeit: Was die Großen können, können die Kleinen schon lange: Autokino. Nur dass die Kleinen mit BobbyCars kommen. —

Sa., 22.06. 17 Uhr

So., 23.06. 15 und 17 Uhr

Theater am Saumarkt, Feldkirch

DAS WARTEN ZIMMER

Saumarkt TheaterKinder präsentieren, Theater

Sa., 22.06.

18.30 Uhr, Stadtmuseum, Dornbirn DIE OFFENBARUNG

Zwischen Schatten und Licht Pfortekonzert & Ausstellung

Sa., 22.06.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn TROISIÈME NATURE

Demestri & Lefeuvre (BE), (Indoor Version, Österr. Erstaufführung), Tanz, Performance

Di., 25.06.

16 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn BIODIVERSI-WAS?

Geschichtenuniversum

Do., 27.06.

18 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz TIM – TANDEM IM MUSEUM

Infoabend und zum selber Ausprobieren – zu zweit durchs Museum —

Fr., 28.06.

18.30 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn ENGLISH BOOK CLUB

Englische Bücher lesen und gemeinsam auf Englisch besprechen. —

Fr., 28.06.

19.30 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz

DIE UNGEHEURE WELT IN MEINEM KOPF

Inszenierte Lesung und Gespräch mit Hans Platzgumer

Fr., 28.06.

20 Uhr, Spielboden, Dornbirn

SON OF THE VELVET RAT + MOSE

Sommerquartier, Konzert

Sa., 29.06.

9 Uhr, Stadtmuseum, Dornbirn URBAN SKETCHING

Schnelles Skizzieren in der Stadt mit Gustavo Ferregan. Der Zeichenworkshop soll das Bewusstsein und die Wertschätzung für unsere Stadt und ihre Bewohner:innen, schärfen.

Sa., 29.06.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

O SOLE MIO

Die zitternden Lippen:Ein Sommer In The City, Konzert

Sa., 29.06.

22 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn

HARDBEATZ

Musik —

LÖSUNGEN

Schachecke

1.Sxe6! Mit diesem netten Zug gewinnt Weiß einen wichtigen Bauer. 1...Dxe6 2.Txd8+ Kf7?! [Mehr Widerstand bietet 2...Kh7, allerdings hat auch dann Schwarz nach 3.Td6! Dc8 4.e6 Df8 5.Td7+!? Txd7 6.exd7 entscheidenden Vorteil.] 3.Td6! Ta2 [Nach 3...Dc8 4.e6+ ist es für den Nachziehenden noch schneller vorbei.] 4.Tb2 Ta1+ [Auch nach 4...Txb2 5.Dxb2 Dc8 6.e6+ ist die schwarze Stellung hoffnungslos.] 5.Kg2 Dc8 6.e6+ Kg8 7.Dxf5 Der schwarze Königsflügel fällt komplett auseinander.

1...Lxf2+! [Die Fortsetzungen 1...Dxf6 2.Dxe4 Dg6 3.Sg3! und 1...Db7 2.Ld4 sind weniger überzeugend.] 2.Kxf2 [Ein materielles Desaster erlebt Weiß nach 2.Kd2 Dd6+! 3.Ld4 Lxb1.] 2...Dxf6+ 3.Ke3 Lxb1 4.Db4+ De7 5.Dxb1 Sd7 Aufgrund der unsicheren weißen Königsstellung und des großen Materialvorteils steht Schwarz klar auf Gewinn.

1...Sg4! [Bedeutend stärker als die Fortsetzung 1...Lxd5?!. Nach 2.Th3 Dg4 3.Ld3 kann Weiß noch kämpfen.] 2.Sf6+ [Die kritische Variante lautet: 2.Se7+ Txe7 3.Ld1 Dh2+ 4.Kf1 Dh1+ 5.Ke2 Dxg2+ 6.Kd3 und nun entscheidet Schwarz mit dem spektakulären Zug 6...Se5+! die Partie, da nach 7.Kc3 Dxd2+ 8.Kxd2 Td7! die Doppeldrohung 9...Sxe3+ und 9...Sc4+ nicht abgewehrt werden kann.] 2...gxf6 3.Th3?! [Etwas besser ist 3.Ld1, obwohl auch dann Schwarz nach 3...Dh2+ 4.Kf1 Dh1+ 5.Ke2 Lf5! eine klare Gewinnstellung hat.] 3...Df2+ 4.Kh1 Ld5! Droht Matt auf g2. 5.Tg1 Txe3! Das schöne Matt nach 6.Txe3 Dh4+ 7.Th3 Dxh3# lässt sich Weiß nicht mehr zeigen und gibt auf.

Hidoku

5 6 1 50 51 52 56 54

7 4 3 2 49 57 53 55

8 44 45 46 58 48 61 62

9 11 43 42 47 59 60 63 10 22 12 29 41 40 64 38

Sudoku

In und mit der inatura - Erlebnis Naturschau finden regelmäßig spannende Veranstaltungen zu einem breiten Spektrum an Themen statt. Vorträge, Science Cafés, Workshops, Exkursionen oder spezielle Kinderprogramme - ein Blick auf die Webseite www.inatura.at lohnt sich immer.

Für unsere Veranstaltungen gilt: online Anmeldung erforderlich

Exkursionen:

28.8. Artenreiche Naturinsel Bangser Ried

31.8. Naturwaldreservat und traditionelle Alpwirtschaft im Gadental

14.9. Exkursion in der Bürser Schlucht

28.9. Die Karstlandschaft des Gottesackerplateaus

Das gesamte Veranstaltungsprogramm: Jahngasse 9 | 6850 Dornbirn | www.inatura.at

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Bodenständig

Kraftvoll

Menschlich

Besonnen

Bereit für das Neue

TIEF VERWURZELT IM HEIMISCHEN HOLZHANDWERK

TIRO, die Tischler Rohstoff Genossenschaft, vereint seit 1939 wirtschaftliche Attraktivität mit sozialer Verantwortung. Mit unseren rund 300 Mitgliedern, bestehend aus Tischlern und Zimmerern, leben wir Werte, die Tradition und Moderne verbinden sowie persönliche und verlässliche Beziehungen pflegen.

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Besuchen Sie unseren WirShowroom. freuen uns auf Sie! Tischler Rohstoff e.Gen. Ermenstraße 15 A-6845 Hohenems

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