marie 81/ April 2023

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#81 / April 2023

UNZERTRENNLICH

Nicolai hat mit seinen erst 34 Jahren in seinem Leben schon viel durchgemacht: Drogensucht, Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit. Mit Kater „Baby“, seinem Therapeuten auf vier Pfoten, schafft er es hoffentlich wieder auf die Spur zurück in ein normales Leben. Seiten 24/25

3,20 Euro

davon 1,60 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer

Foto: Frank Andres

April Mai

Arbogast ist ein Ort der Begegnung, Bildung und Kultur. Wir laden Sie herzlich zu unseren nächsten Veranstaltungen ein:

Sa 15. April / 19–21 Uhr

Sinn erfüllt

↗ Vortrag mit DDr. Katharina Ceming

Do 20. April / 19–21 Uhr

Haltung in der Politik zwischen Anspruch und Wirklichkeit

↗ Vortrag mit Dr. Reinhold Mitterlehner

Do 4. Mai / 19–21 Uhr

Demokratie und Öffentlichkeit

↗ Vortrag mit Publizist Armin Thurnher, Podiumsgespräch mit Angelika Simma-Wallinger, Lara Hagen und Frank Andres

Fr 12. Mai / 9 Uhr – So 14. Mai / 16 Uhr

Wertschätzung in schwierigen

Lebenssituationen

↗ Seminar mit Andreas Böschemeyer

So 14. Mai / 9–17 Uhr

Herz stimmen

↗ Neurographisches Zeichnen mit Marina Linder

Bildungsprogramm und Anmeldung online unter www.arbogast.at/programm

Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast GmbH & Co KG Montfortstraße 88, 6840 Götzis, Österreich willkommen@arbogast.at, T +43 5523 62501–0

1.3.23

–31.8.23

3

9.3. – 11.4.23

Museum des Wandels: Drucker Ferdinand Hagspiel – Eine Branche unter Druck Ferdi Hagspiel erzählt, wie er als Drucker zahlreiche technische Entwicklungen der verschiedensten analogen Druckverfahren bis zu seiner Umschulung kurz vor der Pensionierung erlebt hat.

Ausstellung im Foyer der AK Vorarlberg in Feldkirch / MO – FR, 9 – 18 Uh 4

4.4.23, 12 Uhr

Mittagessen mit meinem Traumjob: Sportwissenschaftlerin & Physiotherapeutin / Kuche

Sarah Abs ist Sportwissenschaftlerin und Physiotherapeutin.

13.4.23, 18:30 Uhr Firobad Erzählcafé / Schaffarei OG3

Halbjahr #04

Das Haus für Arbeitskultur Widnau 10, Feldkirch

17.4.23, 19:30 Uhr

Wirtschaft ist Care – eine zukunftsfähige Vision / Vortrag von Ina Praetorius

Die Mitbegründerin der Initiative „Wirtschaft ist Care“ erläutert, was mit einer Wirtschaft gemeint ist, die das Gemeinwohl und eine menschenfreundliche Arbeitskultur ins Zentrum rückt.

18.4. / 17.5. / 13.6. / 18.7. 23 jeweils 17 Uhr

Wirtschaft ist Care – (K)ein Spaziergang

Ein geführter Stadtrundgang durch Feldkirch. Dabei erkunden wir anhand ausgewählter Orte, was Wirtschaft ist und wie wir sie einsetzen können, damit es Menschen besser geht.

Alle Veranstaltungen finden in der Schaffarei und in der AK Vorarlberg in Feldkirch, Widnau 10, statt / Eintritt frei / Detailliertes Programm und Informationen zu den Formaten auf: schaffarei.at

schaffarei.at

Ein Projekt der Arbeiterkammer Vorarlberg

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Inhalt

4-6 Ein Stück Heimat

Heidi und Karin Danner erzählen über die wechselvolle Geschichte des Traditionscafés Danner

6 Impressum

10-12 Ökonomie neu denken

Ina Praetorius setzt sich dafür ein, dass Sorge-Arbeit auch entsprechend entlohnt wird

14 Sudoku

16-18 Nach zehn Jahren ist Schluss

Vereinsobmann Peter Mennel reflektiert über die Bedeutung des Vereins „Vindex - Schutz und Asyl“

18 Rätsellösungen

19 Jetzt schlägt's 13!

Jugendliches Protestcamp am Marktplatz gegen die Missachtung und Ignoranz der UN-Kinderrechte

20-21 Faktor Zeit

Autor Hans Platzgumer erklärt, warum das Abwarten endlich ein Ende haben muss

22-23 Der Krieg und das Trauma

Verein „ANIMA“ fordert Psychotherapie für vom Krieg betroffene Menschen

24-25 Therapeut mit Kuschelfaktor

Wie ein Kater Nicolai dabei helfen kann, wieder zurück in ein normales Leben zu finden

26-28 Long, long Covid

Ein persönlicher Erfahrungsbericht über Corona und die Spätfolgen

29 Osterjause mit italienischer Note

Porchetta im Bärlauch-Brot aus Dans Probelokal

30-32 Solidarität statt Rendite

Die „Likedeelerei“ kauftWohnhäuser – um so für dauerhaft günstige Mieten zu sorgen

32 Repaircafés

33 Rechenrätsel, Schachecke

34-35 Frausein gestern, heute und morgen Theaterstück und Tanzperformance rücken das Thema Frausein kunstvoll in den Mittelpunkt

36-37 Handwerker bauen ihre eigene Kirche

Die spannende Geschichte der Kirche Batschuns, die heuer 100 Jahre alt wird

38-39 Veranstaltungskalender

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser!

Danke, dass Sie die marie trotz Preiserhöhung gekauft haben! Lange haben wir damit zugewartet, unseren Verkaufspreis seit vier Jahren nicht verändert. Nun hoffen wir auf Ihr Verständnis, dass wir in Anbetracht der gestiegenen Druck- und Papierkosten den Preis um 40 Cent anheben müssen. Selbstverständlich gilt auch in Zukunft die bewährte Halbe-Halbe-Regel: Unseren Verkäufer:innen bleiben ab sofort statt der EUR 1,40 mindestens EUR 1,60 pro Zeitung. Als ein Medium, das ohne öffentlichen Fördergelder auskommt, sichert uns die Preisanpassung die nachhaltige Finanzierung unseres Straßenzeitungsprojekts, das an oder unter der Armutsgrenze lebenden Menschen ein Zusatzeinkommen bietet. Denn auch im Ländle gibt es Armut und Not, mag die durchschnittliche Lebensqualität noch so hoch sein. Immer, wenn ich den Satz: „Wir haben’s doch eh so gut im Ländle“ höre, überkommt mich ein Gefühl von „halber Wahrheit“. Einerseits stimme ich vollends zu, wenn damit Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht wird oder all jene notorischen Nörgler:innen zur Besinnung gerufen werden, die eigentlich – zumindest materiell gesehen – auf die Butterseite gefallen sind. Wenn der Satz aber impliziert, und je nach Kontext tut er das, dass in Vorarlberg Armut nicht existent ist oder armutsgefährdete Menschen hier „eh noch von Glück reden können“, weil es ihnen mit Blick auf andere Länder vergleichsweise gut geht, dann möchte ich widersprechen. Caritasdirektor Walter Schmolly, kürzlich zu Gast bei der KUB-Talkreihe zum Thema „Armut“, hat dort etwas Entscheidendes gesagt, das uns für die Not im eigenen Land sensibilisieren kann: „Arm sein in Vorarlberg ist etwas anderes als in Rumänien oder Äthiopien. In diesem relativen Verständnis von Armsein ist der Kern, dass ein Mensch mangels Ressourcen nicht am üblichen Leben in seinem Umfeld teilhaben kann.“ Kurzum: Armutsgefährdet ist, wem der gesellschaftliche Anschluss verloren geht. Dazu zählten 2021 – somit noch vor der Inflation – 14,7 Prozent der Menschen in Österreich.

Die Kunst ist aus meiner Sicht, die Dinge weder schönnoch herbeizureden, aber immer sagen zu dürfen, was Sache ist. In diesem Sinne: Bitte unterstützen Sie unsere Verkäufer:innen weiterhin mit dem Erwerb der marie, wir versprechen unsererseits, dass wir die Seiten auch zukünftig mit viel Wahrem, reichhaltig Recherchiertem sowie mit leisen und lauten Tönen füllen werden.

Herzlich, Ihre Simone Fürnschuß-Hofer, Redakteurin

Kontaktieren Sie uns

marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo

Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden? Dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems. E-Mail: redaktion@mariestrassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677/61538640. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!

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Die
nächste marie erscheint am 28. April.

Ein Stück Heimat

Es gibt sie noch. Die Cafés mit Tradition. Eines davon befindet sich mit dem Café Danner im Dornbirner Ortsteil Hatlerdorf. Die marie traf die Schwiegertochter des Gründers, Heidi Danner (81) und Karin Danner (49), die mit ihrem Ehemann Gerd (53) das Café in dritter Generation führt, zum Kaffeeplausch über die Anfänge vor 75 Jahren, das Café als Heimathafen und ihre Liebe zum Beruf.

Interview: Frank Andres

Fotos: Ursula Dünser

Wie hat alles angefangen?

Heidi Danner: Mein Schwiegervater Albert hat im Café Dietl in der Franz-Michael-Felder-Straße seine Lehre als Konditor gemacht. Dann kam der Krieg und er musste in amerikanische Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr nach Vorarlberg hat er zunächst mit einem Kollegen das Café Feuerstein in Schruns geführt. 1948 ging er wieder zurück nach Dornbirn und baute ein Haus mit Stall zu einer Konditorei um. Untergebracht war diese im heutigen Gasthaus Bethlehem.

Welche Arten von Gebäck gab es damals?

Heidi Danner: Man hat sehr viel Dauergebäck und Buttercreme-Torten gemacht. Sahnetorten hat man gar nicht gekannt. Die Ware wurde vorwiegend an die Gasthäuser im ganzen Land geliefert. Die Gäste kamen dann meistens am Sonntag und holten sich dort die Kuchen ab. Mein Schwiegervater hat die Kuchen selbst an die Gasthäuser ausgefahren. Man hatte kein Geld, um jemanden anzustellen. Es gab nur ihn und zwei angestellte Konditoren.

Wann übersiedelte die Konditorei bzw. das Café ins neue Haus?

Heidi Danner: Im Jahr 1956 bekam Albert die Möglichkeit, das Haus Hatlerstraße 24 zu ersteigern. Hinter dem Haus, in einem ehemaligen Bauernstadel, richtete der die Konditorei ein. Und dort wohnte zu diesem Zeitpunkt der

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Herr Tschofen zusammen mit einer Geiß. Können Sie sich das vorstellen? Die Anfänge waren wirklich turbulent. 1958 öffnete schließlich das Café Danner seine Pforten. Abgesehen von den Kuchen und Torten war die Speisekarte zu Beginn sehr überschaubar. Zu Mittag gab es Kleinigkeiten wie Suppe und Wienerle. Nach der Pensionierung meines Schwiegervaters im Jahr 1978 haben ich und mein Mann Herbert das Café übernommen.

Wie kamen Sie ins Café Danner?

Heidi Danner: Ich bin in Kärnten aufgewachsen und kam 1964 nach Vorarlberg. Da habe ich zu Beginn als Bedienung im Café Danner gearbeitet. Drei Jahre später haben wir geheiratet. 2021 ist er verstorben. Seitdem führen das Café mein Sohn Gerd, der die Gastgewerbeschule besuchte und Konditor gelernt hat, und seine Frau Karin gemeinsam.

Wer waren früher die Gäste, die das Café besucht haben?

Heidi Danner: Früher war an Samstagen und Sonntagen das Café immer komplett voll. Es kamen sehr viel Sticker-Familien aus Lustenau. Warum, weiß ich bis heute nicht genau. Diese Gäste waren aber sehr anspruchsvoll. Da kamen so Meldungen wie: „Diesen Kuchen gab es doch erst letzte Woche. Lasst euch doch einmal etwas Neues einfallen.“ An Wochenenden habe ich aus diesem Grund auch nie gerne gearbeitet. Früher gab es auch viele Herrenrunden, die am Abend einen Jass geklopft haben. Das hat irgendwann komplett aufgehört und jetzt kommen die Frauen. Aber bereits am Nachmittag. Zuerst gibt es meist Kaffee und Kuchen, dann wird Karten gespielt. Um zirka 17 Uhr machen die Damen meist eine kleine Pause und essen eine Kleinigkeit.

Das Stüble ist auch gut besucht, vor allem mit JahrgängerTreffen, Vereinen und Chören. Für viele ist das Café ein Treffpunkt oder sogar ein Stück Heimat. Wenn die Kärntner da sind, wird meist gemeinsam gesungen. Das erste Lied ist immer „Kemmt's lei eina in die Stubm“. Ich muss ehrlich sagen, ich selbst habe kein Heimweh nach Kärnten. Ich sage immer: Wenn die Eltern noch leben, geht man nach Hause. Wenn sie gestorben sind, geht man auf Besuch.

Karin Danner: Es kommen heute viel mehr Gäste, um bei uns Mittag zu essen. Das hat sich zu früher extrem gewandelt. Darunter sind viele, die alleine leben. Sie genießen es, mit an-

deren zusammenzusitzen. Sie bezeichnen unser Café als ihr zweites Wohnzimmer. Am Nachmittag gönnen sich die Gäste nach wie vor Kuchen und Kaffee.

Heidi Danner: Eine Begleiterscheinung ist auch, dass viele Gäste im Café neue Freundschaften geschlossen haben. Was auffällt ist, dass vorwiegend alleinstehende Männer das Essen mit nach Hause nehmen. Die Frauen hingegen essen zu Mittag im Café.

Karin Danner: Das sehe ich etwas anders. Am Einser-Tisch sitzen zu Mittag immer vier alleinstehende Männer. Apropos Wandel: Mein Mann Gerd arbeitet heute ganz allein in der Backstube. Er hat keinen anderen Konditor und keinen Lehrling. Er macht alle Kuchen selbst. Über 20 verschiedene Sorten. An Spitzentagen gehen bis zu 80 Torten über die Theke.

Das klingt nach viel Arbeit. Wenn Sie in Pension sind, wer wird das Café weiterführen?

Karin Danner: Bislang gibt es keine Nachfolger. Ich habe zwar zwei Kinder, aber die orientieren sich beruflich in eine gänzlich andere Richtung. Der Sohn ist in der Baubranche. Und meine Tochter wird im Herbst wahrscheinlich mit dem Jus-Studium starten.

Ganz ehrlich: Warum tut man sich diesen Job an?

Karin Danner: Bei mir ist es vor allem die Wertschätzung, die ich von unseren Gästen bekomme. Es gibt oft Leute, die sagen: „Gott sei Dank gibt es euch noch.“

Heidi Danner: Der Chef des Hotel Krone in Dornbirn kommt einmal pro Woche mit seinen Saunakollegen zu uns ins Café. Dann wird gemeinsam zu Abend gegessen und gejasst. Und er sagt oft zu mir: „Es ist einfach so schön bei euch.“ So etwas freut >>

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„Wenn die Kärntner da sind, wird meist gemeinsam gesungen.“
„Viele bezeichnen unser Café als ihr zweites Wohnzimmer.“

mich einfach unglaublich. Man lebt und leidet auch mit den Menschen mit. Ich erinnere mich an einen Mann aus Berneck. Der besuchte unser Café zwei Mal in der Woche. Und selbst als er schon sterbenskrank war, fuhr er aus der Schweiz nach Dornbirn.

Karin Danner: Ich kenne einen ähnlichen Fall. Da kam die Tochter einer Damenrunde aus Wolfurt zu mir und sagte: „Die ganze Woche wird zu Hause übers Sterben gesprochen. Am Wochenende zieht man sich schön an und geht ins Café Danner auf Kaffee und Kuchen. Das ist das Highlight der Woche.“ Das ist für mich Balsam für die Seele.

Heidi Danner: Zuletzt kam eine Dame, die in der Seniorenresidenz Martinsbrunnen wohnt, ins Café. Weil die Parkplätze alle voll waren, musste sie vis a vis bei der Kirche parken. Sie war aber so schlecht zu Fuß, dass sie es kaum über die Straße schaffte. Ein Gast half mir dann die betagte Dame über die Eingangsstiege ins Café zu tragen. Damit ist jetzt Schluss, habe ich gesagt. Ab sofort wird für die Frau, wenn sie am Donnerstag zum Rummy-Spielen kommt, ein Parkplatz direkt vor dem Café freigehalten. Dann sagte sie zu mir: „Wenn jetzt der Chef da wäre, würde ich ihn umarmen.“

Karin Danner: Wir sind ein Treffpunkt für alle. Von der Mutter mit Baby bis zur 90-jährigen Dame. Was auffällt, dass auch immer mehr jüngere Leute den Weg ins Café finden, um miteinander zu plauschen. Wir werden zwar immer noch als Senioren-Café abgestempelt, doch das sind wir schon längst nicht mehr.

Impressum

Grundlegende Richtung

Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 3,20 Euro verbleibt den Verkäufer:innen. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt.

Redaktion

marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems, Telefon: 0677 61538640

eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at

Redaktion: Frank Andres, Simone Fürnschuß-Hofer

Mitarbeiter:innen dieser Ausgabe: Ursula Dünser, Daniela Egger, Guntram Gärtner, Christine Mennel, Peter Mennel, Daniel Mutschlechner, Hans Platzgumer, Gerhard

Thoma

Zeitungsausgabestellen:

Dornbirn: Kaplan Bonetti Sozialwerke, Kaplan-Bonetti-Straße 1, Montag, Mittwoch und Freitag von 7.15 bis 9 Uhr

Bregenz: dowas, Sandgrubenweg 4, Montag bis Freitag: 8.30 bis 13 Uhr

Feldkirch: Caritas-Café, Wohlwendstraße 1, Montag bis Freitag 8.30 bis 14 Uhr Bludenz: do it yourself, Kasernplatz 5-7/3b, Montag und Mittwoch 14 bis 16 Uhr

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Kontakt:

anzeigen@marie-strassenzeitung.at Medieninhaber und Herausgeber Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg, ZVR-Zahl 359044778, 6833 Klaus eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Vorstand

Frank Andres, Obmann

Christina den Hond-Vaccaro, Obmann-Stellvertreterin, Schriftführerin

Oliver Mössinger, Kassier

Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach

Auflage: 13.000 Exemplare, Erscheinungsweise monatlich

Layout/DTP/Bildbearbeitung

:TAGWERK Grafik|Design Monika Dür Bankverbindung & Spendenkonto

Raiffeisenbank im Rheintal,

IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580, BIC: RVVGAT2B420

© 2023 marie. Alle Rechte vorbehalten.

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Lehrperson gesucht!

Wo bist du?

Wir brauchen Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die neue Perspektiven, eine neue Herausforderung und einen neuen Arbeitsalltag suchen. Wir brauchen neue Kolleginnen und Kollegen, die gute Berufsaussichten wollen. Bist du interessiert?

Dann haben wir einen Job für dich!

www.vorarlberg.at/lehrperson

#81 | April 2023 | 7 Bezahlte Anzeige
Entgeltliche Einschaltung des Landes Vorarlberg Fotografie: © Christoph Pallinger

Lehrgang blühende Landschaft 2023

Mach mit: Bringen wir das Land zum Blühen!

Dieser 2016 von der Bodensee Akademie initiierte Lehrgang bietet allen, die sich für Biodiversität und blühende Landschaft interessieren, ein profundes Orientierungs- und Querschnittswissen in allen wesentlichen Umsetzungsbereichen – im Garten und Siedlungsbereich, öffentlichen Flächen, Betriebsgebieten sowie im land- und forstwirtschaftlichen Bereich.

Neben dem eigenen Wis senserwerb ist ein weiteres wesentliches Ziel dieses Ausbildungsweges die Anwendung und Weitergabe dieses Knowhows in den jeweiligen Wirkungsbereichen – zu Hause und im Bekanntenkreis, in Betrieben, in der Gemeinde, in Vereinen usw. So findet das Thema „Biodiversität & blühende Landschaft“

Eingang in viele gesellschaftliche Bereiche auch außerhalb des klassischen Naturschutzes und es entsteht ein breit getragenes Netzwerk für ein „Blühendes Vorarlberg“.

Dieser Lehrgang wird dieses Jahr bereits zum siebten Mal durchgeführt und er ist inzwischen Vorbild für viele vergleichbare Ausbildungsreihen im Bodenseeraum, in Bayern usw.

Der Lehrgang besteht aus fünf Modulen mit jeweils zwei Halbtagen und einem halbtägigen Abschlussmodul im Herbst 2023. Beste, praxiserfahrene Referent:innen, ausgesuchte Exkursionsorte und der Austausch zwischen Referent:innen und Teilnehmer:innen sind die Qualitätsmerkmale dieses Lehrganges.

Zielgruppen: Alle, denen eine blühende Landschaft am Herzen liegt – so z.B.: Gärtner:innen, Imker.innen, Naturschutzaktive, Land- und Forstwirte, Mitarbeiter:innen von Gemeinden, Maschinenringen, Touristiker:innen, ArchitektInnen, PlanerInnen, Pädagog.innen usw.

Lehrgang blühende Landschaft 2023 April bis Juni 2023, verschiedene Orte in Vorarlberg

5 Module im Frühjahr 2023, jeweils Freitag Nachmittag und Samstag Vormittag und 1 Modul im Oktober

Detailprogramm, weitere Infos u. Anmeldung unter: www.inatura.at

Die Vorarlberger Plattform für Menschenrechte lädt ein zu einer VERSAMMLUNG

MENSCHENRECHTE & FLÜCHTLINGSPOLITIK

Samstag, 15.4. | 16:00

Marktplatz Dornbirn auf dem Protestcamp der Jugendbotschafter*innen der Caritas Auslandshilfe.

Reden von:

Bernd Klisch

(Caritas Flüchtlingshilfe) zur österreichischen Flüchtlingspolitik

Eva Fahlbusch

(Vindex – Schutz & Asyl) Erfahrungen von geflüchteten Jugendlichen

menschen-rechte-leben.at

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© Netzwerk blühende Landschaft
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Die Pandemie hat die systemrelevanten Berufe in den Fokus gerückt. Doch obwohl wir vor Augen geführt bekamen, wie wertvoll „Care-Arbeit“, also Pflege- und Fürsorgearbeit, Kinderbetreuung und Haushaltsführung ist, arbeiten Menschen in diesen Bereichen nach wie vor entweder gratis oder unterbezahlt. Wurzel des Übels: Im gängigen Verständnis von Wirtschaft geht es nur ums Geld statt um die Frage, was Menschen zum Leben wirklich brauchen. Entsprechend sollte der Care-Sektor möglichst wenig kosten. Der Missstand, der sich daraus ergibt, ist an sozialen Unruhen, Armut und Umweltschädigung abzulesen. Die Schweizer Philosophin und Theologin Ina Praetorius hat bereits vor sieben Jahren die Initiative „Wirtschaft ist Care“ gegründet. Ihr Antrieb ist es, Ökonomie neu zu denken und sie in den Dienst eines guten Lebens für alle zu stellen. Die marie wollte mehr dazu wissen.

„Wirtschaft ist Care“: Was steckt hinter diesem Claim? Dieses Ultrakurz-Narrativ, gleichermaßen schlicht wie provozierend, will eines auf den Punkt bringen: Wirtschaften bedeutet, dass die Menschen füreinander sorgen. Ökonomie kommt von den Begriffen Oikos – Haus, und Nomos – Lehre. Die Oiko-Nomia ist also die Lehre vom guten Haushalt, das hat mit Geld erstmal nichts zu tun. Es sollte laut dieser Grundbedeutung bei der Ökonomie interessanterweise genau um das gehen, was von der gängigen Wirtschaftswissenschaft ausgeschlossen wird: Kinder hüten, kochen, putzen, waschen und so weiter. „Wirtschaft ist Care“ möchte das Ganze des Wirtschaftens, also bezahlte und unbezahlte Tätigkeiten, neu in den Blick nehmen und die Angst vor dem großen Wort Wirtschaft nehmen. Es hat sich da ja regelrecht eine männerdominierte Expertokratie aufgebaut. Viele Frauen haben vor diesem einschüchternden Apparat Angst, und das ist auch so gewollt. Wobei es inzwischen tolle, bekannte Ökonominnen gibt. Das ist eine relativ neue Entwicklung, die wiederum den etablierten Experten Angst macht, ihre Deutungsmacht zu verlieren.

Mit einer florierenden Wirtschaft wird eine gute Lebensqualität verknüpft. Das klingt doch erstmal nicht so falsch. Wenn die Wirtschaft wirklich florieren, also blühen würde, dann müsste es ja allen Menschen, den Tieren, der Umwelt gut gehen. Sicher: Vergleichsweise geht es uns nicht schlecht hier in Mitteleuropa. Aber wenn im Wirtschaftsteil der Tageszeitung steht, dass die Wirtschaft floriert, bedeutet das im Grunde nur, dass die Kurve des Bruttoinlandprodukts (BIP) ansteigt. Und das ist ein eigenartiges Messinstrument, weil es nicht Lebensqualität, Glück und Wohlergehen misst, sondern nur die Güter und Dienstleistungen, die gegen Geld gehandelt werden. Zum Beispiel wächst das BIP, wenn es mehr Unfälle gibt, weil Unfälle Aufträge für Ärzte und Krankenhäuser bedeuten. Insofern ist es eine Lüge zu sagen, das Bruttoinlandsprodukt bilde unser Wohlergehen ab.

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„ Wirtschaften bedeutet, füreinander zu sorgen“
Interview: Simone Fürnschuß-Hofer Foto: Katja Nideröst

ERWARTEN SIE NICHT, DASS ÖKONOMEN

AUS EINSICHT HANDELN.

Was wäre die Alternative?

Es gibt bereits Länder wie Irland, Island, Wales, Finnland, Neuseeland, Kanada, die beschlossen haben, Wohlstand anders zu messen. Mit Instrumenten, bei denen es wirklich ums Florieren geht: Zum Beispiel machen diese Länder statistische Erhebungen über psychische Gesundheit oder Arbeitszufriedenheit und richten dann auch tatsächlich staatliche Investitionen daran aus. Es gäbe also Alternativen, aber die meisten Länder haben sich vom einseitigen Indikator des BIP noch nicht verabschiedet. Ganz abgesehen davon, dass die damit verbundene Pro-Kopf-Berechnung Arm und Reich über einen Kamm schert und somit Armut unsichtbar macht.

Könnte man sagen, die Pandemie war ein Booster für carepolitische Initiativen?

Ich seh’s so, ja. Die Aufmerksamkeit für die systemrelevanten Berufe hat zugenommen. Sobald wir den Schock der Pandemie überwunden haben, werden wir sehen, ob es gelingt, aktiv das Bewusstsein für die zentrale Bedeutung von Care-Tätigkeiten aufrechtzuerhalten. In diesem Sinne haben wir gerade zwei Bücher veröffentlicht.

Immer wieder gehen Sie auch auf die Ausbeutung unseres Planeten ein. Was haben Care-Krise und Klimakrise gemeinsam?

An Verbindungen zwischen Umwelt- und Sozialpolitik arbeiten wir intensiv. Ich glaube überhaupt, dass man verschiedene Bewegungen zusammendenken und zusammenspannen sollte. Philosophisch gedacht zeigt sich die Gemeinsamkeit von Careund Klima-Krise darin, dass wir verlernt haben, uns als voneinander und von der Natur abhängig wahrzunehmen. Dieser Bewusstseinsprozess, dass wir eben nicht autonome Individuen sind, die sich alles leisten können, ist gleichermaßen aufgrund der Care- und der Klima-Krise im Gange. Leider sieht die Politik Umwelt- und Sozialbereich noch meist als getrennte Bereiche. Das muss sich ändern.

PHILOSOPHISCH GEDACHT ZEIGT SICH DIE

GEMEINSAMKEIT VON CARE- UND KLIMA-KRI-

SE DARIN, DASS WIR VERLERNT HABEN, UNS ALS VONEINANDER UND VON DER NATUR ABHÄNGIG WAHRZUNEHMEN .

Dr. Ina Praetorius ist eine Schweizer Philosophin, Theologin und Autorin. Ihre Themenschwerpunkte sind die postpatriarchale Ethik und Ökonomie. Sie ist Mitbegründerin des im Dezember 2015 begründeten Netzwerks „Wirtschaft ist Care“.

Was sind denn die größten Widerstände in Bezug auf ein carezentriertes Verständnis von Wirtschaft, das Pflegearbeit vom Fluch des unter- oder unbezahlten „Dienens“ befreien möchte?

Das Problem der Ökonomen ist: Sie reagieren nur auf Druck, auf Lobbyzurufe und kaum auf Argumente. Viele sagen uns: ihr habt vernünftige Ideen, aber ihr müsst halt Druck machen. Ein Wirtschaftsexperte äußerte mir gegenüber einmal den schlimmen, aber bezeichnenden Satz: „Erwarten Sie nicht, dass Ökonomen aus Einsicht handeln.“ Es braucht also eine starke Lobby für eine care-zentrierte Ökonomie. Hinderlich ist, dass Frauen – die ja die Care-Thematik vor allem betrifft – zu wenig organisiert sind, keine Zeit dafür haben oder die Vorstellung von sich selbst mit sich herumtragen, mit Wirtschaft nichts zu tun zu haben. Denjenigen, die von der Ausbeutung unserer Gratisarbeit profitieren, kommt das entgegen. Wir haben es hier mit der Frage zu tun, wer in unserer Gesellschaft die Macht hat, seine Interessen durchzusetzen.

Und gesellschaftlich gesehen im Hinblick auf den privaten Care-Sektor: Hätten nicht auch viele von uns ein Unbehagen, sich beispielsweise elterliche Fürsorge bezahlen zu lassen?

Diese verbreitete Angst, dass die zwischenmenschliche Qualität einer unbezahlten Care-Arbeit verloren gehen könnte, ist durchaus berechtigt. Denn es ist ja tatsächlich so, dass wir mit der Idee, dass Geld der Maßstab für alles ist, kein gutes Leben für alle erreicht haben. Da ist auch vieles kaputt gegangen. >>

#81 | April 2023 | 11

ICH BIN EINE BEFÜRWORTERIN DES BEDINGUNGSLOSEN GRUNDEINKOMMENS

UND SAGE: BEI ALLER LIEBE, MÜTTERLICHKEIT IST SCHÖN UND GUT, ABER

LIEBE BEZAHLT KEINE MIETE.

Ich bin eine Befürworterin des bedingungslosen Grundeinkommens und sage: Bei aller Liebe, Mütterlichkeit ist schön und gut, aber Liebe bezahlt keine Miete. Wir brauchen alle Geld zum Leben, was aber nicht heißt, dass alles und jedes bezahlt sein muss. Was wir brauchen, ist ein Gesamtkonzept, wie gegenseitige Fürsorge nach dem Ende patriarchaler Lebensformen neu organisiert werden soll. Dafür wären zum Beispiel Care-Gipfel auf Regierungsebene sinnvoll.

Ihr Buch „Um-Care“ verstehen Sie auch als einen „Impulsgeber für eine Politik des guten Lebens“. Wären Sie Politikerin oder Politik-Beraterin, was würden Sie denn als Erstes unternehmen?

Das kommt auf den nationalen Kontext an. In Österreich könnte das bereits in der Verfassung verankerte „Gender Budgeting“* ein Hebel sein. Zwar ist Gender-Budgeting nicht genau dasselbe wie ein care-freundlicher Staatshaushalt, aber doch ein benachbartes Instrument, das auf eine lebens- statt profitfreundliche Politik zielt. Ich habe mir sagen lassen, dass es mit der Umsetzung hapert, eben, weil es zu wenig Druck gibt. Würde ich in Österreich leben, wäre das Gender Budgeting wohl der Ort, an dem ich aktiv würde.

Sie schreiben: Eine patriarchale in eine postpatriarchale Gesellschaft zu transformieren, ist keine Kleinigkeit. Sie selbst lancieren Projekte, schreiben Bücher, Kolumnen, bringen das Thema in die Diskussion. Wozu möchten sie die/den Einzelne/n ermutigen?

Das zu tun, was man am besten kann und am liebsten tut und dabei immer auch die eigene Begrenztheit und Abhängigkeit zu reflektieren. Weil jeder Beitrag zu einer care-zentrierten Politik begrenzt ist, egal ob das ein Buch, ein Kabarett oder eine Meditation ist, ist die Vernetzung umso wichtiger: sich gedanklich und organisatorisch mit den Menschen zu verbinden, die an einem anderen Ort unterwegs sind, aber dasselbe wollen. Es geht nicht darum, dass alle dasselbe tun, nicht alle müssen streiken.

Wichtig ist das gemeinsame Verständnis der Zusammenhänge. Wenn wir wissen, wohin wir wollen und dann alle tun, was wir am liebsten tun und am besten können, dann entsteht eine vielfältige, lustvolle, inspirierende Bewegung. Selbstfürsorge ist übrigens immer auch ein wichtiger Teil von Care-Arbeit!

Darf ich mich an dieser Stelle fürs Gespräch bedanken und statt einer Abschlussfrage ein Statement aus Ihrem Buch zitieren, das gerade wunderbar zum Thema Selbstfürsorge –und zur Jahreszeit – passt?

Nur zu.

„Zum Glück feiern schon viele christliche und weniger christliche Leute die Karwoche als Care-Woche und ihr Dasein als Sorge für sich, für andere und für die Welt. Man kreuzigt sie nicht mehr, aber man drängt sie immer noch an den Rand. Wenn sich ihre Lebenspraxis herumspricht, wenn sie sich über den Globus ausbreitet, dann wird Auferstehung sein. Dann ist Ostern.“

*Gender-Budgeting ist in Österreich bereits seit 1.9.2009 im Bundesverfassungsgesetz verankert. Im Wesentlichen bedeutet es die Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebensrealitäten von Frauen und Männern bei der Gestaltung des öffentlichen Budgets auf den Ebenen Bund, Länder und Gemeinden.

„WIRTSCHAFT IST CARE“ IN VORARLBERG

_Vortrag „Wirtschaft ist Care“ – eine zukunftsfähige Vision

17. April 2023, 19.30 Uhr, AK Vorarlberg

Ina Praetorius erläutert, was mit einer Wirtschaft gemeint ist, die das Gemeinwohl und eine menschenfreundliche Arbeitskultur ins Zentrum rückt. Weitere Infos: unter wirtschaft-ist-care.org bzw. https://vbg.arbeiterkammer.at/ wissenfuersleben

_Stadtrundgang „Wirtschaft ist Care – (K)ein Spaziergang“ – ein neues Format der Schaffarei.

Bei diesem geführten Stationenweg durch Feldkirch wird anhand von ausgewählten Orten erkundet, was Wirtschaft ist und sein soll, und welche Rolle eine gute Arbeitskultur dabei spielt. Den Teilnehmenden wird ein ungewohnter, durchaus visionärer Blick auf vermeintlich Bekanntes eröffnet: Sie sind eingeladen, den Begriff Wirtschaft neu zu denken.

Eine Kooperation zwischen der AK Vorarlberg und der Stadt Feldkirch, basierend auf dem Projekt der 7. Schweizer Frauensynode „Wirtschaft ist Care“ in Sursee (CH)

Termine Führungen: Di 18.04.; Do 11.05.; Di 13.06.; Di 18.07.; Di 22.08.; Do 07.09.; Di 10.10. jeweils 17 Uhr; Anmeldung erforderlich unter: www.schaffarei.at Auch exklusiv von Organisationen, Unternehmen und Schulen buchbar!

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BUCHTIPPS

Wirtschaft neu ausrichten

Uta Meier-Gräwe, Ina Praetorius, Feline Tecklenburg (Barbara Budrich Verlag Bielefeld, 2023)

Sammelband über vielseitig aufgestellte Care-Initiativen aus Wissenschaft, Praxis und politischem Aktivismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Um­Care. Wie Sorgearbeit die Wirtschaft revolutioniert

Ina Praetorius, Uta Meier-Gräwe (Patmos Verlag Ostfildern 2023)

60 kurze Texte der beiden Expertinnen für Care-Ökonomie – mal nüchtern analysierend, mal humorvoll, mal optimistisch stimmend, immer erhellend – zeigen, wie und wo sich Auswege aus dieser seltsamen Unordnung finden lassen und eine lebenswerte Zukunft für alle denkbar wird.

Wie können in Vorarlberg die Rahmenbedingungen für Care­Arbeit, also Kinderbetreuung, Pflege und die Vereinbarkeit von Familienleben und Beruf verbessert werden?

Der Bürger:innenRat für Care­Arbeit und Vereinbarkeit: noch bis 25. April Unterschrift abgeben! www.bürgerinnenrat.at/carerarbeit

BUCHTIPP

Unter allen marie-Leser:innen werden zwei Buchexemplare verlost, Codewort „Archetypen“, redaktion@marie-strassenzeitung.at

„Die zwölf Archetypen im Jahreskreis“ von Susanne Türtscher

In ihrem neuen Buch lädt Susanne Türtscher auf eine Reise durch den Jahreskreis ein. Die einzelnen Qualitäten vermögen uns das Naturgeschehen auf der Erde zu erklären. Es ist ein Buch, das uns im übertragenen Sinn durch die inneren Jahreszeiten begleiten möchte. Dabei helfen uns innere Kraftbilder, Traumreisen und die jeweiligen Räucherkräuter.

Bestellung unter: magma-zeug.com (EUR 58,-)

Kulturprogramm HÄGI WENDLS ERBE startet

Arkenstraße 5, Muntlix: Ein alter Heuboden als seelenvoller Ort für Dialog, Freude und Kultur! Ab sofort startet das Kulturpogramm „Hägi Wendls ERBE“ und lädt alle Interessierten zu Konzerten, Lesungen, Dialogabenden und Workshops ein. Hier die ersten Veranstaltungen:

10. April: BENNY OMERZELL, Solo Piano Konzert

26. April: DAS DIALOGISCHE PRINZIP #1 mit Peter Mennel

6. Mai: CYANTOPIE, Fotografie-Workshop mit Martin Schachenhofer

7. Mai: DAS MAGISCHE DORF, Erkundungsstreifzug und Workshop mit Bianca Tschaikner

25. Mai: BAUKULTUR Gespräch mit Verena Konrad, Klaus Pfeifer, Martin Mackowitz, Dominik Abbrederis

Beginnzeiten, Anmeldung und weitere Infos: mensch@dubisteinschatz.at, +43 0650 320 90 22, haegiwendls.at

#81 | April 2023 | 13
? !

Tage der Utopie feiert 20-Jahr-Jubiläum

Festival für eine gute Zukunft mit Vorträgen, Dialogen und Neuer Musik von So, 23. bis Sa, 29. April 2023 in der Kulturbühne AMBACH und in Arbogast, Götzis sowie als Livestream

Anlässlich ihres 20-Jahr-Jubiläums werfen die Tage der Utopie einen kritischen Blick zurück auf die Zukunftsbilder der letzten 20 Jahre. Zugleich werden zukunftsweisende Entwürfe, aussichtsreiche Strategien und starke Leitbilder geboten. Fünf ausgewählte Vortragende der letzten 20 Jahre laden herausragende Vordenker ein, um gemeinsam vielversprechende Zukunftsentwürfe vorzustellen. Zudem werden im Vorfeld jedes Vortrags im Rahmen der „utopischen Talkshow“ visionäre Projekte aus Vorarlberg vorgestellt.

Themen: Strategien des Wandels, Digitalisierung und Nachhaltigkeit, globale Solidarität oder auch die Erforschung von Mitgefühl und Intuition. Vortragende: Philipp Blom, Niklas Keller, Christian Beinke, Ilija Trojanow, Ulrich Brand, Margrit Rasfeld, Jamila Tressel, Lisa Jaspers, Kora Kristof, Tilman Santarius, Tania Singer, Claus Otto Scharmer; Musik: Peter Madsen, Adrian Mears

Programm und Infos: www.tagederutopie.org

So geht‘s: Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Reihe, in jeder Spalte und in jedem Block (= 3×3-Unterquadrate) die Ziffern 1 bis 9 genau einmal vorkommen. Viel Spaß!

Mit freundlicher Unterstützung von

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Eine gute Gesprächs- und Konfliktkultur spielt eine Schlüsselrolle in der Beziehung. Mit dem Referentenpaar Lucia und Lukas Alton werden „Spielregeln“ für gute Gespräche und faires Streiten erarbeitet.

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14 | Mittendrin in V Lösung auf Seite 18 8 5 7 6 5 9 3 6 7 2 1 6 9 7 4 4 2 2 2 3 1 7 6 9 1 6 9 7 3 5
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Bitteres Jubiläum: Vindex schließt nach zehn Jahren Beratungsstelle

Der Verein „Vindex –Schutz und Asyl“ feiert sein zehnjähriges Jubiläum und schließt gleichzeitig die Beratungsstelle. Was das Anliegen des Vereins seit seiner Gründung ist und weshalb es eine Einrichtung wie diese auch weiterhin bräuchte, darüber reflektiert der langjährige Vereinsobmann Peter Mennel.

Die meisten geflüchteten Menschen haben in ihrer Heimat eine massive Verletzung ihres Körpers, ihrer Seele, ihrer bürgerlichen Rechte und ihrer Würde erfahren. Sie verlassen ihre Heimat, um einen Ort zu finden, an dem sie sicher leben können, aber auch um ihre Würde wiederzufinden. Sie kommen nach Europa, weil sie gehört haben, dass dort Demokratie, Sicherheit, Freiheit und Bürgerrechte absolute Priorität haben. Das wünschen sie sich auch für sich. Aber auch hier müssen sie die bittere Erfahrung der Verletzung ihre Würde machen: In den Asylverfahren, bei der Arbeits- und Wohnungssuche (unterbezahlte Tätigkeiten, Nichtanerkennung ihrer beruflichen Qualifikationen, Absagen nur aufgrund ihres ausländischen Namens), auf der Suche nach Freundschaft.

Die Menschen unterscheiden sich in vielem – der Hautfarbe, der Sprache, der Religion, dem Charakter. Diese Unterschiede sind es, die uns einzigartig machen, die uns

„Keinem Menschen steht es zu, die Würde eines anderen zu verletzen, jeder Mensch ist gleich viel wert. Und doch erleben wir tagtäglich Situationen, in denen Menschen nicht als gleichwertig behandelt werden.“

prägen, aber uns auch zur Last fallen können. Diese Unterschiede bestimmen darüber, wo wir dazugehören, ob wir dazugehören. Diese Unterschiede machen uns zu dem Menschen, der wir sind. Und dadurch, dass wir diese menschlichen Wesen sind, mit und trotz allen Gemeinsamkeiten und Unterschieden, besitzen wir die Würde, die uns allen gleichermaßen gegeben ist.

Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet, wurde vor 75 Jahren die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte formuliert. Keinem Menschen steht es zu, die Würde eines anderen zu verletzen, jeder Mensch ist gleich viel wert. Und doch erleben wir tagtäglich Situationen, in denen Menschen nicht als

gleichwertig behandelt werden. So passiert es zum Beispiel, dass ein Name wesentlichen Einfluss darauf nimmt, ob jemand einen bestimmten Job erhält, oder dass jemand aufgrund der Hautfarbe anders behandelt wird. Dies geschieht leise, ohne dass sich jemand für seine Entscheidungen rechtfertigen muss. Solche Machtverhältnisse können aber noch viel weiter gehen. Wer sich in der richtigen Position befindet, hat die Möglichkeit, direkt über das Wohl eines Menschen zu entscheiden. Oftmals handelt es sich um willkürliche Entscheidungen. Es geht nicht nur um Gunst und Missgunst, es geht so weit, dass die Gesundheit von Menschen ernsthaft bedroht wird. Auch das geschieht leise, man rechtfertigt sich etwa durch Vorschriften, die eingehalten werden müssen. Dabei sollte man sich jedoch fragen, ob wirklich alles, was „rechtens“ ist, auch gerechtfertigt ist. Ist es beispielsweise wirklich gerecht, wenn bestimmten Personengruppen der Zugang zu Arbeit – dem wohl wichtigsten Schlüssel zur Zugehörigkeit in einer Gesellschaft – verwehrt bleibt? Denn arbeiten gehen zu können bedeutet „etwas wert zu sein“, der Gesellschaft „etwas zu bringen“ oder für sie etwas beizutragen, für sich selbst sorgen zu können, nicht „übrig zu sein“. In den vergangenen Jahren hat Vindex immer wieder aufs Neue versucht, den Grundsatz der Menschenwürde in der konkreten Arbeit umzusetzen. Die Formen waren verschieden: Beratung und Begleitung, Selbstermächtigung von geflüchteten Menschen, Workshops, Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit, gesellschaftspolitisches Engagement. Unser Verein erhielt seine Wirkkraft und Identität nicht durch sich selbst, sondern durch ein beständiges Teilen und Verbinden von Energie, Gedanken, Gefühlen und Handlungen. Unsere „Verwirklichung“ wurde ermöglicht durch den Einsatz unserer Vorstandsmitglieder, des Vindex-Komitees, unserer Mitarbeiter:innen, all unserer Mitglieder, Besucher:innen, Helfer:innen. Sie wurde ermöglicht durch die finanziellen Unterstützer:innen wie die Weitblick GmbH, die Vorarlberger Landesversicherung, den Ambassador Club Bre-

16 | Mittendrin in V
Text: Peter Mennel, Fotos: privat

genz, die Caritatis-Stiftung, das Land Vorarlberg und die vielen Personen, die kleine und große Beträge spenden. Dafür danken wir aus ganzem Herzen.

Wir waren und sind Teil eines größeren Netzwerkes an Menschen, Gruppen und Organisationen, die sich alle auf ihre spezielle Weise für Menschenrechte und Menschenwürde einsetzen und dabei Fehler machen, stolpern, scheitern, sich aufreiben, kleine Siege erringen, Erfolge feiern. Wir sind Teil der österreichischen Gesellschaft, Europas und der Welt, mit all ihren verschiedenen Einstellungen und Werten und werden tag-

„Wer sich in der richtigen Position befindet, hat die Möglichkeit, direkt über das Wohl eines Menschen zu entscheiden. Oftmals handelt es sich um willkürliche Entscheidungen.“

täglich aufs Neue angefragt, in diesem Netzwerk des Lebens, mit all unseren Schwächen und Stärken, unseren speziellen Teil dazu beizutragen, die Würde der Menschen zu bewahren, mit denen wir in Kontakt treten. In Zukunft wird unser Beitrag als Verein allerdings nur noch ein sehr reduzierter sein können. Die bisherige Beratungstätigkeit kann nicht mehr länger angeboten werden, denn Vindex verfügt nicht über die finanziellen Möglichkeiten, eine Nachfolge für die kurz vor ihrer Pension stehende Eva Fahlbusch einzustellen. Im kleinen Rahmen werden wir so gut es geht weiterarbeiten: So sollen die begonnenen Familienzusammenführungen noch >>

#81 | April 2023 | 17
Eva Fahlbusch, diplomierte Familientherapeutin, gründete gemeinsam mit tschetschenischen Geflüchteten den Verein Vindex. Nun steht sie kurz vor ihrer Pensionierung, für eine Nachfolge fehlt die Finanzierung. Der Vorstand (2016) mit Eva Fahlbusch in der Mitte und Vereinsobmann Peter Mennel (rechts sitzend).

abgeschlossen werden. Weiterhin möchten wir durch Nachhilfe und Schulkontakte Kinder und Jugendliche unterstützen, schulisch gut Fuß zu fassen. Darüber hinaus planen wir gemeinsam mit dem Vindex-Komitee auch für die Zukunft öffentlichkeitswirksame Maßnahmen rund um die Themenfelder Flucht, Diskriminierung, Ausgrenzung und Wahrung der Menschenwürde. Workshops und Fortbildungsmaßnahmen in Bildungsstätten sollen Bewusstsein schaffen. Derzeit formiert sich außerdem eine immer größer werdende Anzahl von Menschen mit Fluchthintergrund, die sich für die Fortführung unserer Beratungsstelle bei der Landesregierung einsetzen möchte, da ihnen Vindex ein unersetzbarer Ort ist, den sie behalten möchten und den sie brauchen. Wir würden uns wünschen, dass sie Gehör finden.

Der Verein Vindex – Schutz und Asyl, 2013 gegründet und bald darauf vom Flüchtlingsandrang erfasst, hat auf seine Weise versucht, auf die vielfältigen Herausforderungen zu antworten und seinen Beitrag zu leisten: durch Beratungen und Begleitungen von Geflüchteten und ihren einheimischen „Mentor:innen“, durch Förderung von Integration und Selbstermächtigung, durch interkulturelles und gesellschaftspolitisches Engagement.

10 Jahre Vindex in Schlagworten:

• 7143 Beratungsstunden für 1637 Menschen aus 25 Ländern, um ihnen zu Asyl, subsidiärem Schutz, humanitären Aufenthaltstiteln zu verhelfen und Familienzusammenführungen zu ermöglichen

• Mitbegründer der Vorarlberger Plattform für Menschenrechte, jährliche Durchführung der Umbrella Marches von 2014 – 2020, jährliche Teilnahme am „Human Vision Filmfestival“, Organisation „Love & Peace-Festival“ in Dornbirn

• 2. Platz beim „Vorarlberger Jugendwettbewerb“ für tschetschenische Jugendliche für ein Nachhilfe-Projekt für neu angekommene Kinder aus Flüchtlingsfamilien und für Einheimische

• Gemeinsame Renovierung (mit geflüchteten Menschen) und Eröffnung der „Villa Vindex“ in der Kaiser-Josef-Straße 3 in Bregenz als Dreh- und Angelpunkt für unzählige Näh-, Deutsch-, Koch-, Mal- und Tanzkurse, dazu Veranstaltungen wie Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Maturafeierlichkeiten, Gedenktage oder Jahrestagsfeste

• Fortbildungsmaßnahmen für die FH Vorarlberg, an Gymnasien und Mittelschulen

• Workshops zu „Deradikalisierung“

• Produktion von 25.000 Masken in der Coronazeit

• Mehrere „Pass Egal-Wahlen“

• Ehrungen für Eva Fahlbusch: „Female Future Award 2020“ und „Agathe Fessler Frauenpreis 2022“

BUCHTIPP

Mehr Kopf als Tuch

Zahlreiche Bücher werden über muslimische Frauen verfasst, wenige von ihnen. Hier schreiben Musliminnen selbst über das, was sie beschäftigt. Was fühlen, wünschen, fürchten oder erhoffen sie? Welche Erwartungen haben sie an sich selbst, welche an die Gesellschaft? Was sind ihre Vorstellungen von einem „guten Leben“?

14 muslimische Frauen schildern eindrücklich ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu Heimat und Karriere, Spiritualität, Kunst, Sexualität, zu Alltagsrassismus und Diskriminierung, aber auch zu Vielfalt und Integration. Sie gewähren Einblicke in die Lebenswelten moderner, emanzipierter Musliminnen, die nicht so oft gehört werden. Sie machen die Vielfalt der muslimischen Frauen sichtbar, hinterfragen Klischees und können so einen Beitrag leisten zum Dialog und zur versachlichten Diskussion in einem oft zu emotionsgeladenen Islam-Diskurs.

Mehr Kopf als Tuch – Muslimische Frauen am Wort

168 Seiten, Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien, 3., aktualisierte und erweiterte Auflage 2022, ISBN 978-3-7022-3637-3; 18 Euro

LÖSUNGEN

Schachecke Rechenrätsel

1...Se2! [Die schwächere Partiefortsetzung 1...Sc2? 2.Kf3! Se1+ 3.Ke2 führte nur zu einer unklaren Stellung, welche Weiß allerdings noch durch einen groben Fehler verlor.] 2.Th1+ Andere Züge auf der Grundreihe scheitern je nach Feldauswahl des weißen Turms an einer schwarzen Springergabel oder an 2...Sc1. 2...Kg4 3.Kd3 Sg3! Diesen schönen Gewinnzug hatte Schwarz in der Vorausberechnung nicht berücksichtigt und verwarf deshalb die Fortsetzung 1...Se2. 4.Tg1 [Auch nach 4.Th4+ Kf3 5.Kc2 Sf1 6.Th3+ Ke2 7.Td3 Sce3+ gibt es keine Rettung für Weiß.] 4...d1D+! Der Rest ist einfach und forciert. 5.Txd1 Sb2+ 6.Kc2 Sxd1 7.Kxd1 Kxf4 Das Endspiel ist für Weiß völlig hoffnungslos, da er auch seinen Bauern auf e5 verlieren wird.

1.Sxe5! Durch diesen starken Angriffszug wird die Lage des schwarzen Königs unangenehm. 1...Dxc2+ 2.Ka1 Sxd5 Es drohte 3.Sc6+. 3.Sxf7! Interessanterweise der einzige Gewinnzug. 3...b4 4.Dxa6 Dc5 [Auf 4...Tc6 folgt 5.Db7+ Sc7 6.Dxb4 mit weißer Gewinnstellung.]

5.Sxh6 gxh6 6.Dd3 Aufgrund der weißen Mehrqualität und der unsicheren schwarzen Königsstellung steht Weiß klar auf Gewinn.

1.e6! fxe6 2.De5!? [Auch nach der Alternative 2.Lh5+!? verliert der schwarze König das Rochaderecht.] 2...Kd7? [2...Td8 hätte mehr Gegenwehr geleistet, obwohl auch dann Weiß deutlich besser steht.] 3.e4! Weiß geht direkt gegen den schwarzen König vor und steht bereits auf Gewinn. In der Partie folgte noch: 3...Dd6 4.Dg5 Le7 5.Dg3 Dc5 6.exd5 Lxd5 7.Tfe1 Thf8 8.Txe6! Der schönste und zugleich spektakulärste Gewinnweg. 8...Kxe6 9.Dg4+ Kf6 10.Txd5 Schwarz hatte genug und gab auf.

Für Anfänger = 34

Für Fortgeschrittene = 27

Für Genies = 576 Sudoku

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Mittendrin in V
3 8 4 4 3 5 7 1 6 2 5 9 6 7 1 5 9 3 1 6 7 9 2 8 8 4 2 5 1 9 7 8 6 9 3 5 6 7 4 4 9 2 2 4 8 8 2 3 3 5 1 1 6 7 2 7 6 1 9 2 4 2 8 8 3 1 5 8 3 6 1 7 9 4 5 7 6 4 3 5 9 2 3 1

PROTESTCAMP 2.0:

Ziel des Protestcamps ist es, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und das Leben der vielen Kinder, Jugendlichen und deren Familien zu veranschaulichen, die im Winter bei kalten Temperaturen in Zelten in einem der vielen Flüchtlingscamps leben müssen. „Als Zeichen dafür, dass geflüchtete Menschen nicht länger in Zelten wohnen sollten und wir als Gesellschaft nicht länger wegsehen dürfen.“

Vor zwei Jahren, im Februar 2021, haben die engagierten Jugendbotschafter:innen der Caritas mit einem aufsehenerregenden Protestcamp auf dem Dornbirner Marktplatz für Kinderrechte und gegen die unmenschlichen Verhältnisse in den Flüchtlingslagern weltweit protestiert. Unter dem Motto „Jetzt schlägt's 13“ wurde dieses temporäre Zeltlager gemeinsam mit der Vereinigung „Uns Reicht's“, der Offenen Jugendarbeit Dornbirn und der Humanity Memorial Group veranstaltet.

Über 24 Stunden lang, in Regen und Kälte, harrten zahlreiche Menschen in Zelten aus und versuchten, das nachzuempfinden, was viele tausende Kinder, Frauen und Männer täglich erleben müssen. Nun soll es erneut ein großes Zeltlager geben, denn auch nach zwei Jahren ist die Thematik dieselbe geblieben. „Noch immer machen Kinder ihre Kindheitserfahrungen in einem Flüchtlingslager. Noch immer herrschen dort erschreckende, einfach nicht menschenwürdige Bedingungen. Noch immer sind tausende von Menschen davon betroffen. Hunderttausende, die alles hinter sich lassen mussten, um neu anzufangen und die auf uns angewiesen sind. Auf unsere Hilfe und vor allem auf unsere Empathie, die all die Hilfe erst möglich macht“, schreiben die Jugendbotschafter:innen in einer Aussendung und rufen zum Protestcamp 2.0. auf. Dieses ist vom Samstag, 15. April auf den Sonntag, 16. April geplant und es sind alle eingeladen, mit einem Zelt vorbeizukommen und sich zu beteiligen. „Wir hoffen, dass der ganze Marktplatz zum Campingplatz wird!“ sagt Projektleiterin Nicole Kantner.

Wann:

Wo:

Koordination/Kontakt:

15./16. April 2023

Marktplatz Dornbirn

Nicole Kantner, Projektleitung Jugendbotschafter:innen

für UN-Kinderrechte & SDG

nicole@upcs.at, Telefon: +43 664 208 04 51

#81 | April 2023 | 19 Mittendrin in V
„LABER NET! TUA WAS!“
„Wir hoffen, dass der ganze Marktplatz zum Campingplatz wird.“

In Lochau, wo ich wohne, am letzten Ausläufer des Pfänders, muss ich mich nur aufs Fahrrad setzen und damit ein paar Minuten hinabrollen, dann habe ich das Ufer des Bodensees erreicht. Im Sommer radelte ich mit meinen Kindern, als sie noch Kinder waren, täglich hinunter zum Baden. Wenn wir nicht bremsten, wurden wir zu schnell und schafften die letzte Kurve nicht. Oft habe ich meinen Sohn, damals noch Volksschüler, davor gewarnt. „Vorsicht, bremsen!“ rief ich, „Langsamer!“ Natürlich hörte er nicht auf mich. Einmal kam er zu einem besonders üblen Sturz, blutete am Bein und an der Hand und weinte. Ich dachte: Jetzt wird er es sich merken. Aus diesem Unfall wird er lernen. Doch schon am nächsten Tag radelte er wieder so schnell es ging um die Kurve. Offensichtlich lernt der Mensch nicht in Schüben, nicht aus kurzfristigen Erlebnissen. Höchstens nach und nach, über ein Leben hinweg lernt er dazu, entwickelt sich fort, oder auch nicht, der einzelne Mensch wie die Gesellschaft, die Menschheit als Ganzes. Sie macht Fehler und vergisst sie wieder. Vergisst und verdrängt. Was hat sie aus der Pandemie gelernt? Welche Schlüsse zieht sie seit 40 Jahren Wissen um den Klimawandel? Wir Menschen ziehen es vor, unbequeme Erkenntnisse so lange es geht zu ignorieren. Fast nichts lernten wir je aus den Kriegen, die wir führten, deshalb führen wir sie nach wie vor. So oft beweisen wir Lernunfähigkeit. Nach und nach aber bleibt dennoch ein klein bisschen hängen von den Erfahrungen, die wir machen, den persönlichen wie kollektiven. Ein klein wenig Läuterung setzt ein, irgendwann häuft sich das durch Leid erworbene Wissen trotz allem an. Mein Sohn, er ist heute Mitte Zwanzig, er rast nun nicht mehr wie ein Wilder um die Kurve.

FAKTOR ZEIT

„I have a dream“. Das sind die berühmten Worte des afroamerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King. 1963 organsierte er einen Marsch auf das Weiße Haus, um gegen Rassengesetze und Diskriminierung zu protestieren. Er hielt eine unvergessene Rede vor einer Viertelmillion Menschen. Fünf Jahre später wurde er auf dem Balkon eines Motels in Memphis von einem Rassisten erschossen. Sein Leben lang hatte Luther King gegen die Ungerechtigkeit angekämpft, viel hatte er erreicht, Massen mobilisiert. Durch seine Bemühungen war das Rassentrennungsgesetz aufgehoben worden und hatten Afroamerikaner freien Zugang zu Wahlen erhalten. Heute, 60 Jahre später, ist die Welt in vielerlei Hinsicht nicht mehr mit jener Luther Kings zu vergleichen. Ungleichheiten aber sind geblieben. Rassismus und Diskriminierung prägen weiterhin den Alltag. Die Gesellschaft ist nach wie vor in Hautfarben unterteilt, Luther King hätte Anlass genug, um aufzubegehren. Seine Anstrengungen liegen zwei Generationen zurück. Offensichtlich ist das eine kurze Zeitspanne, was die ethische Entwicklung des Menschen betrifft.

Ähnlich großes Durchhaltevermögen mussten die Suffragetten beweisen, die sich in London seit Beginn des letzten Jahrhunderts unermüdlich für die Einführung des Frauenwahlrechts einsetzten. Etliche Aktivistinnen der Bewegung mussten diese Forderung nach Gleichberechtigung mit ihrem Leben bezahlen, hunderte wurden inhaftiert, gequält, misshandelt. Erst 1928 wurde Frauen in England der Zugang zu den Wahlurnen erlaubt.

Wie lange es dauern kann, bis sich eine Weltsicht ändert, starre Muster sich auflösen und fortschrittliches Denken ins Verständnis der breiten Bevölkerung einfließt, zeigt die Entdeckung des Astronomen Nikolaus Kopernikus. Schlichtweg absurd fanden die Zeitgenossen 1543 seine Theorie, wonach sich die Erde um die Sonne drehe. Bis ins 18. Jahrhundert blieb es undenkbar, der Bibel zu widersprechen. Noch 90 Jahre nach Kopernikus Tod wurde Galileo Galilei angeklagt, weil er es wagte, Kopernikus Berechnungen öffentlich zu unterstützen. Die Kopernikanische Wende war keine Zäsur, sondern ein jahrhundertelanger Prozess, geprägt von Fortschritten und Rückschritten. Zähfließend, über Generationen von Widerständen hinweg veränderte sich unser Weltbild vom geozentrischen hin zum heliozentrischen.

20 | Mittendrin in V
Text: Hans Platzgumer Foto: Adobe Stock

Jahrhunderte später, 1971 beschrieb John Lennon in seinem Song Imagine die zukünftige Welt, wie er sie sich vorstellte. Stellt sie euch vor, eine gemeinschaftliche Welt ohne Krieg und Hass, ohne Armut, ohne Religionen, sang er. Der Song wurde einer der größten Welthits aller Zeiten. Millionen von Menschen wurden angeregt, Dreamers zu werden. Gerührt sangen sie die Textzeilen mit. Neun Jahre später wurde Lennon auf offener Straße in New York erschossen. Die USA hat seit Imagine 34 Kriege und Militäroperationen durchgeführt, im Irak, in Uganda, Kuwait, El Salvador, Nicaragua oder Somalia, um nur einige zu nennen. Russland hat in dieser Zeitspanne ebenfalls zwei Dutzend Kriege und Militäreinsätze vom Zaun gebrochen, der Einmarsch in die Ukraine ist der neueste Akt einer langen Reihe grässlicher Schandtaten. Während ich hier schreibe, tobt Krieg auch im Jemen, in Somalia, in Syrien und andernorts. Es macht den Anschein, als stünde die ganze Welt an der Schwelle eines atomaren Konflikts. Wo in all diesen Jahren ist John Lennons Traum verlorengegangen? Wir haben uns nicht auf ihn zu-, sondern von ihm wegbewegt. Wo ist es, das Leben in Frieden, ohne Hunger und Unterdrückung, ohne Staatsgrenzen und Armeen? Nach wie vor warten wir sehnsüchtig darauf.

EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE

Wir vertrauen auf den Faktor Zeit. Die Zeit wird es schon richten, haben wir uns angewöhnt zu denken. Sie hat es bislang doch immer getan. Nicht augenblicklich, aber auf Dauer hat der Mensch doch stets bewiesen, dass er zu lernen imstande ist. Als Gewohnheitstier sträubt er sich beizeiten lange dagegen, ungewohnte Denkweisen anzunehmen. Jahre, Jahrzehnte, Menschengenerationen vergehen zuweil, bis sich Veränderungen durchsetzen, die das Zusammenleben auf unserem Planeten besser, freier, gerechter machen. Es ist mühsam, langwierig, diesen Weg zu gehen, es erfordert die unerschütterliche Überzeugung und Ausdauer von mutigen Vorreiter*innen. Irgendwann aber wenden sich die Dinge in der Zivilisation des Menschen tatsächlich meist zu einem Besseren, sofern ihnen die nötige Zeit gegeben wird. Bislang.

Das Vertrauen darauf wird unterstützt durch einen unerschütterlichen Glauben, nicht in die ethische aber in die technische Entwicklung des Menschen. Er wird notfalls schon irgendetwas erfinden, damit alles weitergehen kann wie bisher. Dies ist üblicherweise der letzte Strohhalm, an den sich konservative Politiker*innen klammern. Wir müssen nichts ändern, die moderne Technik regelt das für uns. Bundeskanzler Nehammer ist ein Hauptverfechter dieser Glaubensrichtung. Immer alles weiter so, bitte keine Endzeitstimmung, das ist bloß destruktiv, es ist doch bislang alles gut gelaufen, so falsch kann es nicht sein, im Grunde haben wir alles richtig gemacht.

Nun aber die schlechte Nachricht – wir kennen sie ohnehin alle: Das Riesenproblem, mit dem wir heute konfrontiert sind, verwehrt uns genau diesen Faktor Zeit, diese vage Hoffnung, dass, auch wenn wir nichts tun, die Zeit schon alles für uns richten wird. Unser Problem erlaubt schlichtweg kein weiteres Warten auf irgendeine wunderliche Erfindung, erlaubt kein weiteres Hinausschieben. Die Zeit läuft ab, Endzeitstimmung hin oder her. Seit einem halben Jahrhundert weisen uns Wissenschaftler*innen darauf hin. Praktisch unabwendbar baut sich nun die von uns selbst verursachte Klimakatastrophe vor uns auf. Unleugbar sind ihre Auswirkungen. Landstriche werden verwüstet, Lebensräume vernichtet, ein Ökozid mit unabsehbaren Folgen ist losgetreten, Kettenreaktionen sind ausgelöst, Kipppunkte erreicht, Millionen von Flüchtlingen machen sich in der verzweifelten Hoffnung auf ein Überleben auf den Weg. Weil wir uns wie üblich zu lange gegen Anpassungen gewehrt haben, fehlen uns jetzt sowohl die Mittel wie die Zeit, auf die Situation einzugehen.

Last Generation. Ja, das klingt verdammt dramatisch. Doch die Klimaschutzbewegung trägt diesen Namen nicht umsonst. Wer findet diese Wortwahl wirklich pathetisch oder übertrieben? Wahrscheinlich nicht einmal der österreichische Bundeskanzler selbst, wenn er ehrlich ist. Diese zwei Wörter bleiben uns im Hals stecken, denn wir alle haben verstanden, welch furchterregende Wahrheit in ihnen steckt. Sogar Barack Obama sagte vor etlichen Jahren schon, dass wir die letzte Generation sind, die dieses Problem noch beheben könnte. Last Generation. Zwei Wörter weisen uns darauf hin: Wir haben keine Zeit mehr. Wenn wir jetzt nicht handeln, radikal uns wandeln, dann müssen wir es nie mehr tun. Dann haben die Nihilisten gewonnen, die Alles-Verweigerer. Wer nicht absichtlich in eine Höllenwelt eintauchen will, der/die muss jetzt etwas tun, muss seine/ihre Gewohnheiten ändern, muss genau das tun, was Kanzler Nehammer dezidiert nicht will: weniger Individualverkehr, weniger Fleisch, weniger Konsum. Wir alle, sofort, jede, jeder Einzelne, alle, überall, gleichzeitig und zusammen, everything, everywhere, all at once. Wäre ich 30 Jahre jünger, würde ich mich ebenfalls im morgendlichen Stoßverkehr auf einen Zebrastreifen kleben. Und wer sich wie ich heute nicht traut, sich selber festzukleben, der muss diejenigen unterstützen, die den Mut und die Energie haben, dies zu tun.

#81 | April 2023 | 21

Der Krieg und das Trauma

Der Verein ANIMA nimmt seit Beginn des Jahres ein drängendes Problem in den Fokus, das bisher weitgehend unbeachtet blieb –von Krieg betroffene Menschen, die nach Vorarlberg kommen, haben kaum Zugang zu psychotherapeutischen Angeboten. Vor allem fehlende Deutschkenntnisse sind eine große Hürde. Die traumatische Erfahrung kann kognitive Leistungen einschränken, was auch das Erlernen einer neuen Sprache erschwert, neben allen anderen seelischen und körperlichen Auswirkungen, die Trauer und Trauma auslösen. Annibe Riedmann, die Initiatorin und geschäftsführende Obfrau des Vereins ANIMA, erläutert ihre Anliegen.

Krieg, Flucht und Verfolgung hinterlassen Wunden. Der gemeinnützige Verein ANIMA hat sich zur Aufgabe gemacht, von Krieg und Vertreibung betroffene Menschen, die unter traumatisierenden Erlebnisse leiden oder einen nahen Menschen durch Gewalt verloren haben, an selbständige Trauer- und Traumaspezialist:innen zu vermitteln. Diese sind bereit, mit professionellen Dolmetscher:innen über Live-Zuschaltung zusammen zu arbeiten und so die Sprachbarriere von Betroffenen zu überwinden. So lassen sich therapeutische und begleitende Hilfestellungen zur Trauerbegleitung und Traumaverarbeitung zeitnah anbieten. Die Muttersprache erleichtert zudem den Zugang zu den eigenen Emotionen und deren Verarbeitung. Diese Hilfestellung soll für Betroffene kostenlos bleiben, die Arbeit der Therapeutinnen und Therapeuten in eigener Praxis soll zu einem branchenüblichen Honorar entlohnt werden. Wichtig ist eine möglichst rasche Hilfe, um eigene Ressourcen zu stärken für die Verarbeitung und Bewältigung des Erlebten. Dann lassen sich die Herausforderungen, die das Leben in Österreich mit sich bringt, leichter bewältigen.

„Wir hoffen, dass auch durch diesen ersten medialen Beitrag hier in der marie sich noch Expert:innen bei uns melden. Wir setzen uns für die Linderung des Leids der Menschen ein, die zu uns nach Vorarlberg gekommen sind, während wir mit Ohnmachtsgefühlen die Kriege in Syrien, Ukraine, Jemen, Äthiopien, Südsudan, in Kurdengebieten, Gaza, Irak und Libyen beobachten.“

Woher kam dein Impuls, dieses Thema anzugehen?

Ich komme selbst von der Sozialarbeit, habe Management in Sozial- und Gesundheitswesen studiert, bin Traumapädagogin und Traumafachberaterin und war selbst zwölf Jahre in der Caritas Flüchtlingshilfe tätig, davon neun Jahre in leitender Position. Als die Russen den Krieg in der Ukraine begannen, fragte ich mich, was mein Beitrag zu diesem leidproduzierenden Irrsinn sein könnte. Aus meiner Erfahrung weiß ich, wie beelendend es sein kann, Menschen, die durch Gewalt, Krieg, Folter, Vertreibung, Vergewaltigung oder den Tod naher Bezugspersonen psychische und körperliche Auswirkungen erleben, im Ländle keine psychotherapeutische Hilfe anbieten zu können, wenn diese nicht der deutschen Sprache mächtig sind. Dieses Angebot hat sich in den letzten Jahren nicht erweitert. Von meiner Idee, Kriegsbetroffene mit Psychotherapeut:innen und anderen Fachleuten zusammen zu bringen, die gewillt sind, mit Dolmetschern zu arbeiten, erzählte ich einigen Freunden und fachkundigen Bekannten. So entstand der Verein ANIMA. Wir sind aber noch am Anfang – wir brauchen weitere finanzielle Unterstützung und mehr Spezialist:innen, die bereit sind, mit uns zusammen zu arbeiten.

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Text: Daniela Egger, Foto: privat

Kennst du ähnliche Initiativen in Österreich?

Ja, in Österreich gibt es einige Organisationen, die kultursensible, dolmetschgestützte Psychotherapie anbieten. In Innsbruck heißt die Abteilung ANKYRA und gehört zur Diakonie. Sehr bekannt ist auch HEMAYAT in Wien. Auch der Verein AFYA sieht die psychische Gesundheit als wesentlichen Faktor für Bildung und Arbeitsfähigkeit. Das interkulturelle Beratungs- und Therapiezentrum ZEBRA in Graz gibt es schon seit rund 35 Jahren. Wir erfinden hier nichts Neues. ANIMA erweitert nur das marginale Angebot in Vorarlberg.

Müsste nicht das Gesundheitswesen das Thema aufgreifen?

Grundsätzlich wäre es so, dass alle Bereiche im Sozialund Gesundheitswesen für alle in Vorarlberg lebenden Menschen zuständig sind, egal welcher Abstammung und auch unabhängig davon, ob diese Mitbüger:innen fließend Deutsch sprechen. Nach wie vor budgetieren nur wenige Organisationen Dolmetschkosten und gehen davon aus, dass Hilfsbedürftige selbst dafür sorgen, immer einen Übersetzer oder eine Übersetzerin zu einem Gespräch mitzubringen. Das mag ab und zu möglich sein, doch meistens nicht. Es fördert hauptsächlich das Ausgeschlossensein.

Einige Sozial- und Gesundheitsorganisationen meinen auch, dass die Caritas alle Problemstellungen abzudecken habe. Die Caritas macht gute Arbeit in der Existenzsicherung und Grundversorgung, sie können aber nicht für alle menschlichen Problemlagen zuständig sein, nur weil die betreffende Person einen Fluchthintergrund hat. Natürlich wäre es auch sehr hilfreich, wenn Gemeinden, das Land und der Bund Dolmetschkosten bewilligen und die Hemmungen bei Fachleuten fallen, zumindest mit Audio-Videodolmetschern zu arbeiten. Es ist vor allem eine Sache der Einstellung.

ANIMA* ist ein lateinisches Wort und bedeutet Seele, Lebenskraft, Atem, Luft, Seele der Verstorbenen, Geist oder Denkkraft.

Die Firma SAVD vermittelt professionelle Video/Audio-Dolmetscher:innen in 50 Sprachen Gemeinnütziger Verein ANIMA

Hilfe zur Trauer- und Traumabewältigung für Kriegsbetroffene und Vertriebene

Vorstandsmitglieder: Ruth Rüdisser, Irsi Mähr, Cornelia Matt und Annibe Riedmann mail@vereinanima.at, www.vereinanima.at, Telefon: +43 670 5005588

Spendenkonto: Hypobank Bregenz

IBAN: AT79 5800 0106 8497 3016

werden geschult, mit der Online-Hilfe der Übersetzer:innen zu arbeiten. Wer sich durch diesen Beitrag ermutigt fühlt, seine oder ihre Expertise dem Verein ANIMA anzubieten, ist herzlich willkommen.

Gibt es bereits Erfahrungen, wie gut sich eine solche Sitzung mit sprachlicher Übersetzung bewährt?

„Natürlich wäre es auch sehr hilfreich, wenn Gemeinden, das Land und der Bund Dolmetschkosten bewilligen und die Hemmungen bei Fachleuten fallen, zumindest mit Audio-Videodolmetschern zu arbeiten.“

Von Psychotherapeutinnen habe ich mir sagen lassen, dass nicht alle psychotherapeutischen Methoden für die Zusammenarbeit mit Dolmetschern passend seien. Traumatherapeutische Zusatzausbildungen sind von Vorteil, aber keine Voraussetzung. Die Spezialist:innen entscheiden selbst, ob Beratungen genügen und wissen, wann eine Psychotherapie indiziert ist.

Wie finanziert ihr euch auf lange Sicht?

Wie kommen die traumatisierten Menschen mit Fluchtgeschichte zu eurem Angebot?

Über eine Anmeldung bei ANIMA. Sprachbarrieren bei der Anmeldung können mittlerweile recht gut schriftlich via online Übersetzungsprogrammen überwunden werden. Hier ist der vielkritisierte Algorithmus sehr praktisch, denn die Muttersprache wird erkannt und automatisch angeboten und so ist es nur ein Mausklick, um die schriftlichen Anmeldungen beiderseits in die passende Sprache übersetzen zu lassen. Das ist der Grund, warum wir schriftliche Anmeldungen über unsere Website www. vereinanima.at bevorzugen. Nach einem Abklärungsgespräch erfolgt die Vermittlung zur Therapeutin bzw. zum Therapeuten. Die Betroffenen können mitbestimmen, von wem sie sich begleiten lassen wollen. Die Therapeut:innen und Berater:innen arbeiten in ihrer eigenen Praxis und

Wir können derzeit nur so vielen Betroffenen helfen, wie wir Spenden einnehmen. Ich arbeite als Geschäftsführerin bis auf weiteres ehrenamtlich. Was die Zukunft finanziell bringt, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Sollten wir eines Tages überflüssig werden, da es selbstverständlich wird, sprachbarrierenfrei trauerund traumatherapeutische Hilfestellungen im Ländle anzubieten, ist unser Zweck ebenfalls erfüllt. Vorerst wollen wir versuchen, an vorhandenen und zum Teil zweckgebundenen Spendentöpfen beteiligt zu werden. Es gibt bei ANIMA drei Kostenstellen: für Kinder, für Erwachsene aller Nationen und für zweckgebundene Spenden an die Ukraine. Diese Separierung ist hilfreich, wenn es um Spenden geht, die von Spender:innen dezidiert für Ukrainehilfe erfolgt.

Therapieplätze sind allgemein schwer zu bekommen – wie groß sind die Chancen, dass euer Angebot auf Dauer bestehen kann? Ich kann nur vom Jetzt ausgehen und sagen, dass viele Psychotherapeutinnen, die von Vorstandsmitgliedern oder mir angesprochen wurden, bereit sind ihren therapeutischen Beitrag leisten zu wollen. Wir hoffen, dass auch durch diesen ersten medialen Beitrag hier in der marie sich noch Expert:innen bei uns melden. Wir setzen uns für die Linderung des Leids der Menschen ein, die zu uns nach Vorarlberg gekommen sind, während wir mit Ohnmachtsgefühlen die Kriege in Syrien, Ukraine, Jemen, Äthiopien, Südsudan, in Kurdengebieten, Gaza, Irak und Libyen beobachten.

#81 | April 2023 | 23

Therapeut mit Kuschelfaktor

Nicolai ist zwar erst 34 Jahre alt, aber seine Erlebnisse reichen schon jetzt für ein ganzes Leben. Schulabbruch, Obdachlosigkeit, Drogen, Arbeitslosigkeit. Aber nicht zuletzt dank seines Therapeuten auf vier Pfoten schafft er es hoffentlich bald wieder zurück in die richtige Spur.

„Ich halte es nicht aus, wenn andere Menschen um mich herum sind. Ich tue mir auch verdammt schwer damit, anderen Menschen zu vertrauen.“

Eines ist sicher. Das bisherige Leben von Nicolai war alles, nur kein langsamer, ruhender Fluss. Es erinnert vielmehr an einen tosenden Wildbach, mit Strudeln, Wasserfällen und Stromschnellen. Er verlässt die Schule ohne Abschluss. Landet mit 17 Jahren auf der Straße. Ist ein halbes Jahr lang obdachlos. Danach wohnt er zum ersten Mal im Bonettihaus. Er greift mit 18 Jahren zu harten Drogen. Raucht Heroin. „Ich habe nie gespritzt, weil ich panische Angst vor Nadeln hatte“, erzählt er ganz offen. Neben Heroin konsumiert er auch LSD, halluzinogene Pilze und Kokain, das er gemeinsam mit Ammoniak aufkocht. „Ich habe mir drogentechnisch alles angetan, was möglich war. Immer wenn ich Depressionen hatte, griff ich zu den Drogen. Danach ging es mir gut. Die Probleme waren weg“, schildert der heute 34-Jährige.

Trotz seines exzessiven Drogenkonsums schafft er es, mit 21 Jahren den Schulabschluss nachzuholen. Absolviert mit Erfolg eine Bäckerlehre. Arbeitet mehrere Jahre in renommierten Backstuben. Dann mit Mitte 20 die nächste Krise. Die Beziehung zu seiner damaligen Freundin geht in die Brüche. Es geht mit ihm rasant bergab. Nicolai nimmt weiter Drogen, betrinkt sich, um von der Realität zu fliehen. Er gibt seinen Bäckerberuf aus psychischen Gründen auf und beginnt an der Kassa eines Sportwetten-Lokal zu arbeiten. Für ihn ein idealer Job. „Ich habe mir nichts aus Sport und Wetten gemacht. Es bestand also keine Gefahr, dass ich mein Geld verzocken könnte“, betont er. Er verdient in dieser Zeit richtig Kohle. „Einmal gab mir ein Kunde 300 Euro Trinkgeld, weil er am selben Abend 7500 Euro gewonnen hatte.“ Sein Job hat aber auch Schattenseiten. Er erlebt Menschen, die eine Familie zuhause haben und von11 Uhr am Vormittag bis Mitternacht im Wettlokal sitzen. Diese Schicksale werden Nicolai am Ende zu viel. Er kündigt.

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Text und Foto: Frank Andres

Kein Geld für Zahnprothese

Seit November 2021 ist Nicolai arbeitslos. Hat ein kleines Zimmer im Bonettihaus. Im Moment gehe es ihm darum, wieder psychisch stabil zu werden. Für seine psychischen Probleme seien nicht zuletzt seine Zähne schuld. „Mir mussten vor eineinhalb Jahren alle Zähne bis auf sechs gezogen werden. Mit Schuld für die Probleme war sicher mein Drogenkonsum“, mutmaßt er. Um eine passende Prothese machen zu lassen, fehlt ihm aber das Geld. „Ich bräuchte 500 Euro. Aber das Geld habe ich nicht.“ Nicolai glaubt zwar, dass er eventuell in der Lage wäre, wieder einer Arbeit nachzugehen. Aber nur alleine in einem Raum mit Computer. Und kommuniziert werde dabei nur über Telefon oder via E-Mail. „Ich halte es nicht aus, wenn andere Menschen um mich herum sind. Ich tue mir auch verdammt schwer damit, anderen Menschen zu vertrauen“, gibt er unumwunden zu.

Weg von harten Drogen

Inzwischen hat er aufgehört, harte Drogen zu nehmen. Kein Heroin, kein Alkohol mehr. Nach einem Zwischenfall zu Weihnachten 2020 hat es bei ihm im Hirn Klick gemacht. „Ich war zuhause bei einer Kollegin, stand in der Küche und habe gekocht. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt jede Menge Alkohol und Drogen intus. Plötzlich bin ich mit dem Küchenmesser in der Hand über ein Kabel gestolpert und habe es mir in die Rippen gerammt“, erzählt er von seiner äußerst schmerzhaften Erfahrung.

Ein besonderer Therapeut

Langsam versucht Nicolai, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. In die Spur zu finden. Nicht zuletzt dank der Unterstützung eines Therapeuten. Entdeckt hat er ihn auf Facebook. In einer Tierschutzgruppe. Er hat vier Samtpfoten und ein kuscheliges Fell in Tiger-Weiß. An den Tag der ersten Begegnung kann sich Nicolai noch genau erinnern. Es war am 23. Juli 2022.

Wie Katzen auf uns wirken

Wenn wir abends müde nach Hause kommen und die Katze zum Streicheln auf den Schoß nehmen, tut das nicht nur der Katze gut. Das Schnurren der Katze hat auf uns nämlich eine unglaublich entspannende Wirkung. Der Herzschlag verlangsamt sich, der Blutdruck sinkt und der Atem geht gleichmäßiger. Auch den Knochen der Katzenbesitzer geht es gut. Beim Schnurren entstehen Vibrationen zwischen 20 und 30 Hertz, genau die richtige Frequenz, um Knochen wachsen oder heilen zu lassen. Aus diesen und noch vielen weiteren Gründen werden nicht nur Katzen gerne in der Therapie eingesetzt. Menschen fällt es oft leichter, auf Tiere zuzugehen als auf andere Menschen. Es ist nicht nötig, einem Tier zu erklären, warum man traurig ist, warum man im Rollstuhl sitzt oder dass man blind ist. Das Tier geht auf den Menschen zu, ohne ihn zu beurteilen. Die einfache Überwindung der unsichtbaren Mauern, die Menschen um sich herum aufbauen, schaffen so nur Tiere. Ihr Umgang ist immer natürlich. Das erkannte auch schon Leonardo da Vinci vor 500 Jahren: „Die Mitteilungsmöglichkeit des Menschen ist gewaltig, doch das meiste, was er sagt, ist hohl und falsch. Die Sprache der Tiere ist begrenzt, aber was sie damit zum Ausdruck bringen, ist wichtig und nützlich. Jede kleine Ehrlichkeit ist besser als eine große Lüge.“

Quelle: meinegesundheit.at

Buchtipp

Es ist eine komische und manchmal abenteuerliche Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft. Millionenfach hat sich der Roman „Bob der Streuner“ von James Bowen bereits verkauft. Ein modernes Märchen: Der Obdachlosigkeit entkommen, schlägt James sich als Straßenmusiker in London durch. Als er eines Abends einen abgemagerten, streunenden Kater vor seiner Tür findet, scheint er sein tierisches Ebenbild zu treffen. Und mehr noch: Während er den Streuner aufpäppelt, entwickelt sich eine besondere Freundschaft. Der Kater Bob will nämlich keineswegs zurück in die Freiheit. So, wie James dem Kater Bob seine Lebenskraft zurückgibt, so füllt das samtpfotige Wesen James' Leben wieder mit Sinn – und jeder Menge witziger Anekdoten. Mittlerweile sind James und Bob weltbekannt, ihre Geschichte hat bereits Millionen Leser gerührt. Nur selten wird die Beziehung zwischen Mensch und Katze so charmant beschrieben wie in „Bob, der Streuner“.

Seitdem sind „Baby“, so heißt sein vierbeiniger, schnurrender Therapeut, und Nicolai unzertrennlich. „Er ist mein Seelentröster“, streut er seinem inzwischen zehn Monate alten tierischen Begleiter Rosen. Dabei sei sein Kater „Baby“ am Anfang noch etwas schreckhaft gewesen. Aber Nicolai, der als Kind mit Tieren aufgewachsen ist und auch auf dem Bauernhof seines besten Freundes mitgeholfen hat, gelingt es sehr schnell, eine Vertrauensbasis zu seinem tierischen Begleiter aufzubauen. „Ich habe ihn wieder gestreichelt und mit ihm gekuschelt. Inzwischen sucht er den Kontakt zu mir. Er liegt sich auf meinen Bauch und schläft seelenruhig ein.“ Tagsüber sind die beiden meist gemeinsam in der Wohnung. Erst ab Mitternacht machen sie einen gemeinsamen Spaziergang in der Stadt. „Baby“ frei laufen zu lassen traut sich Nicolai aber nicht. Er führt seinen Kater wie einen Hund an der Leine. Und wenn „Baby“ genug vom Laufen hat, klettert er einfach an Nicolai hoch und setzt sich auf dessen Schulter. Manchmal ist „Baby“ sogar fast wie ein Hund, wenn er einen Gegenstand apportiert und wartet, bis ihn sein Herrchen wieder wirft. „Baby ist derzeit mein bester Freund“, sagt er und streichelt ihm sanft über den Kopf. Und sein Therapeut beginnt leise zu schnurren.

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James Bowen, Bob, der Streuner: Die Katze, die mein Leben veränderte, Lübbe Verlag, ISBN: 978-3404606931

LONG, LONG COVID

Dieser Text basiert auf persönlichen Erfahrungen und auf keiner medizinischen Expertise. Er möchte Verständnis schaffen für eine Krankheit, die uns nicht nur in puncto Diagnostik und Therapie im Dunkeln tappen lässt, sondern zudem viele Strategien und Überzeugungen, die wir uns im Umgang mit Kranksein bzw. Gesundungsprozessen erarbeitet haben, aushebelt. Long Covid, das große Rätsel. Die nächsten Zeilen haben das Einverständnis meiner Tochter, denn sie liefert mir – leider –den Stoff dazu.

Belastungsintoleranz, Pacing, Crashes, ME/CFS*, PEM*, POTS*, … In den vergangenen zwölf Monaten habe ich mein Vokabular um viele neue Begriffe ergänzt. Und meine eigene Toleranz merklich gedehnt, was das Ertragen von Hilflosigkeit und Zweifeln angeht. Unsere 18-jährige Tochter hat Long bzw. Post Covid und das nun, ich hätte nie für möglich gehalten, dies einmal sagen zu müssen, seit einem Jahr. Long Covid hat viele Gesichter. In „unserem Fall“ handelt es sich um das Chronische Fatigue Syndrom (CFS), um Belastungsintoleranz (PEM), um chronischen Kopfschmerz sowie POTS (Posturales Tachykardiesyndrom), eine Pulsregulierungsstörung, die Schwindel und Schwäche verursacht. Insgesamt ein Zustand, den sie mit Würde und manchmal fast stoischer Ruhe erträgt. Allerdings meist liegend. Und liegend heißt dauerliegend: Tage-, wochenlanges Im-Bett-Verkriechen bis auf maximal zwei, drei Stunden Aufgerichtetsein am Tag. Dazu kommt ihr in regelmäßigen Abständen alles in die Quere, was das angeschlagene Immunsystem nicht abzuwehren vermag – kleinere und größere Infekte aller Art, es reicht inzwischen für die nächsten zehn Jahre. Geht unsere dauererschöpfte Tochter zwischendurch doch einer Tätigkeit nach, folgt fast immer ein sogenannter Crash – gemeint ist eine mitunter erbarmungslose Symptomverschlechterung, die in keinem Verhältnis zur Anstrengung steht, die sie ausgelöst hat. Eine Runde an der frischen Luft zur falschen Zeit kann mitunter bereits eine Grenzüberschreitung bedeuten. Richtiggehend heimtückisch ist das Phänomen, wenn Patient:innen eine Überbelastung nicht sofort spüren, sondern erst dann, wenn sie wieder ausgeknockt sind. Es gibt Betroffene, die täglich einen Schrittzähler mitlaufen lassen, um eine gewisse Anzahl Schritte nicht zu überschreiten. Sie wissen: Tun sie es doch, beispielsweise, weil sie sich in dem Moment fit genug dafür fühlen, kann das böse Folgen haben.

Wenn der Alltag zur Strapaze wird

Alltägliches wie Duschen kann bei Long Covid mit beschriebener Fatigue-Symptomatik bereits eine Strapaze darstellen, so auch für unsere Tochter. Es mag verwundern – auch mich tut es das nach wie vor –, dass dann aber doch „offensichtlich anstrengende“ Dinge vereinzelt wieder möglich sind: Die Party zum 18. Geburtstag, eine wichtige Prüfung, der Maturaball, sogar mehrstündige Schularbeiten. An Antrieb und Lust fehlt es zumeist nicht, es ist die körperliche Schwäche, die ihr das Leben schwer macht. Der Preis für Unterfangen dieser Art ist jedenfalls stets groß. Vor allem, weil beides, sowohl das Exa-

26 | Mittendrin in V
Text: Simone Fürnschuß-Hofer

men als auch das heiß ersehnte Event, eines mit ihr machen: Sie gibt in dem Moment alles, wächst vielleicht sogar über ihre Grenzen hinaus. Was in einem Leben ohne Long Covid geradezu eingefordert wird in unserer Gesellschaft und soziale Anerkennung genießt, nämlich seine Leistungsgrenzen zu erweitern, immer höher, weiter, schneller, ist für Fatigue-und PEM-Betroffene pures Gift. Der Crash als Antwort folgt bei Fuß. Dennoch hat sich unsere Tochter, was ihren Schulabschluss angeht, der Losung „Jetzt oder gar nicht!“ verschrieben und das, obwohl ihre Fehlstunden horrend sind. Weder für die Lehrer:innen noch für die Mitschüler:innen ist das leicht zu handhaben. Wohl gerade auch deshalb nicht, weil sie im Grunde doch gesund aussieht. Tut die nur so? Ist die vielleicht einfach nur faul? Dass Long Covid kaum sichtbar ist, mag auf der einen Seite angenehm sein, gleichzeitig macht das die Krankheit aber umso undurchsichtiger und verschiebt sie – bedenklicherweise bisweilen auch im Rahmen ärztlicher Diagnosen – zu oft in Richtung Depression. Diese kann durchaus ein Symptom sein oder zu einem werden, aber die Ursache ist meist eine andere – und vor allem auch anders zu behandeln.

ICH HABE MICH DIE LETZTEN MONATE OFT GEFRAGT, WIE ERWACHSENE ZURECHTKOMMEN, DIE ZUVOR AKTIV IM BERUFSLEBEN STANDEN (UND VIELE VON IHNEN TRIFFT ES), NUN NICHT

MEHR ARBEITEN, SICH NICHT

MEHR SELBST VERSORGEN

KÖNNEN, VIELLEICHT SINGLE SIND UND KEINE ELTERN

MEHR HABEN, DIE PFLEGE LEISTEN KÖNNEN. NATÜRLICH HELFEN FREUNDE.

ABER ÜBER MONATE CAREARBEIT ÜBERNEHMEN?

An Distance Learning ist im Übrigen bei dieser Kombination an Symptomen auch nicht zu denken. Meist kommt unser Kind erst schwindelfrei aus dem Bett, wenn der Vormittagsunterricht endet. Die Schule nimmt bei aller erwähnter Schwierigkeit im Umgang mit den Fehlzeiten Druck heraus, wo nur möglich. Natürlich nur so weit, wie gesetzlich Vorgeschriebenes gewährleistet werden kann. Dass Kraftakte wie schulische Leistungsbeweise unserer Tochter vereinzelt überhaupt möglich sind, kann man im Vergleich zu anderen Betroffenen als echte Ressource verstehen. Oder doch eher als Erschwernis, gesund zu werden? Eines ist jedenfalls klar: Wäre unsere Tochter erwerbstätig, dann wäre sie seit einem Jahr berufsunfähig. Dabei geht’s noch schlimmer: Es gibt Berichte von Patient:innen, die zu 100 Prozent bettlägerig und damit pflegebedürftig sind.

Keine Einbildung

Als ich neulich in einer TV-Doku hörte, dass in Österreich schätzungsweise drei Prozent der Bevölkerung von direkten Corona-Spätfolgen betroffen sind, wurde mir einmal mehr bewusst, wie wenig man darüber weiß und wie sehr genau deshalb das Verhalten von Menschen mit Long Covid irritieren kann. Ich beschloss, meinen mir möglichen Teil dazu beizutragen, etwas Licht in dieses wirre Krankheitsbild zu bringen. Wäre ich selbst nicht „so nah dran“, würde ich nicht glauben, wie unberechenbar und gleichzeitig beeinträchtigend das symptomatische Gebaren ist. Leider gibt es keine Tests oder Biomarker, die Long Covid oder diese Fatigue eindeutig diagnostizieren lassen. Ich merke in Gesprächen, wie sehr das jeweilige Gegenüber gerne eine Einordnung hätte – was ich nur zu gut verstehe – die ich aber nur unbefriedigend geben kann. Eine Einordnung in vertrautere Register wie „Hormone“, „Psyche“, „Lockdown-Folge“ etwa. All das spielt vielleicht mehr oder weniger mit, nur eines ist Long Covid sicher nicht: eine eingebildete Krankheit. Besserung erfolgt, wenn, dann interdisziplinär, in kleinen, sich mühevoll im Trial-and-Error-Modus erarbeiteten Schritten. Zum Beispiel so: einmal quer durch das Vitamin-Alphabet, Stützstrümpfe gegen den Schwindel, Kopfschmerz-Präparate aller Art, >>

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© Nadezhda Moryak via pexels

Histamin- und Allergieblocker, TCM-Kräuter, Akupunktur, Reiki, gar der Wunderheiler wurde von mir konsultiert, ich geb's zu. Aber Long Covid scheint auch dessen Kräfte außer Gefecht zu setzen. Wie im Übrigen so vieles, das sich normalerweise in Reha-Prozessen bewährt: sanfte Gymnastik, Spaziergänge, Yoga etc. ... Und wie so vieles, das wahrscheinlich auch schon früher erzieherisch fragwürdig war, aber zumindest weniger Schaden verursachte. Ich meine Sätze wie „Bitte reiß dich ein bisschen zusammen“ oder „Wenn das Vergnügen, dann auch die Pflicht.“ Solche Appelle gehen jetzt stante pede nach hinten los. Tatsächlich muss sich unsere Tochter meist zwischen Pflicht und Vergnügen entscheiden und das Gewählte dann einbetten in ein weites Feld an Erholung und Ruhe. Apropos. Ein Ansatz, der in Bezug ME/CFS in aller Munde ist, nennt sich Pacing. Was so viel heißt wie „cleveres Energiemanagement“. Das geht so: Lerne mit deinen (verbleibenden) Energiereserven zu haushalten. Hast du beispielsweise 20 Prozent deiner herkömmlichen Batterieladung pro Tag zur Verfügung, dann schau, wie du diese nützen kannst, ohne über deine Grenzen zu gehen. Spare Energie ein, wo du nur kannst: keine überflüssigen Wege, möglichst kein emotionaler Stress, wenig Druck, digitale Pausen, Lärmvermeidung, gesunde Ernährung, Psychohygiene. Selbst das, was du gerne machst, wie zum Beispiel etwas zu backen, zu lesen, fernzuschauen oder ein Bad zu nehmen: Wisse, dass du dafür Energie verbrauchst und mach es mit Bedacht und zeitlich eingegrenzt.

Versorgung Fehlanzeige

Leider muss man sagen, dass das österreichische Gesundheitssystem, so wie es auf die Pandemie nicht vorbereitet sein konnte, nun auch die Behandlung der Spätfolgen nicht im Griff hat. Und damit meine ich nicht in erster Linie eine Medikation. Was es (noch) nicht gibt, kann ich nicht verschreiben. Aber wenn ich mir anhöre, welche Leidenswege Menschen mit Long Covid hinter sich haben, wie sie von A nach B und wieder zurückgeschickt wurden und um existenziell wichtige Atteste kämpfen müssen (wiewohl ihnen im Grunde auch dafür die Kraft fehlt) und dass sie am meisten Unterstützung aus Selbsthilfe- und Facebookgruppen beziehen, wundert es mich nicht, dass in Frage gestellt wird, ob der Wille von Seiten des Gesundheitsministeriums vorhanden ist, hier den dringend nötigen Fokus zu setzen. Bei uns lief es von da an besser, als wir selbst die Beine in die Hand nahmen: Die ehemalige Hausärztin meiner Tochter verschrieb ihr erst – Trick 17 – Eisen-Tabletten. Das Thema Long Covid warfen schlussendlich wir in den Raum, woraufhin sie uns leicht widerwillig für die Diagnostizierung eine Überweisung zum Neurologen ausstellte, den wir damals gleich (im Mai 2022) anriefen und der uns für September (immerhin desselben Jahres) einen Termin vorschlug. Da hat man nur die Wahl zwischen Heulen und hysterischem Lachen. Oder man aktiviert widerstrebend persönliche Kontakte, greift ins Geldbörserl – wer kann – und macht sich abseits der Systemangebote schlau. Aber weil es noch so wenige Expert:innen gibt oder solche, die bereit sind, es zu werden, sind diese wenigen heillos überlastet. Wir hatten Glück, sind nun gut versorgt, andere laufen im Kreis – oder im Labyrinth, je nachdem. Zur Ohnmacht, keine adäquate Hilfe zu bekommen, kommt für viele der Existenzdruck. Ich habe mich die letzten Monate oft gefragt, wie Erwachsene zurechtkommen, die zuvor aktiv im Berufsleben standen (und viele von ihnen trifft es), nun nicht mehr arbeiten, sich nicht mehr selbst versorgen können, vielleicht Single sind und keine Eltern mehr haben, die Pflege leisten können. Natürlich helfen Freunde. Aber über Monate Care-Arbeit übernehmen?

Es ist höchst an der Zeit, dass in Österreich mehr Fokus auf die Versorgung von Long-Covid-Patient:innen gelegt wird, auf medizinischer, versicherungstechnischer wie pflegerischer Ebene. Dass Bewusstsein und Expertise für diese lebensverändernde und leider oft chronifizierende Krankheit geschaffen wird, Fachleute sie ernst nehmen und sich gemeinsam mit ihren Patient:innen auf den Weg machen, gerade jetzt, wo es noch keine einschlägigen Medikamente für Long-Covid-bzw. Fatigue-Betroffene gibt.

Von Long Covid/Post Covid, einer multisystemischen postviralen Erkrankung, spricht man bei Symptomen, die länger als vier bis zwölf Wochen nach einer Covid-Infektion bestehen. Im vorangegangenen Bericht geht es vor allem um das klinische Bild von ME/CFS und PEM sowie POTS. Generell umfasst die Erkrankung ein Spektrum von über 100 unterschiedlichen, einzeln oder in Kombination auftretenden Symptomen. Verlauf und Schwere der ursprünglichen Corona-Infizierung sind dabei nicht ausschlaggebend. Auffallend oft sind jüngere Frauen betroffen. Die Bandbreite an Beeinträchtigungen reicht von leichten Symptomen bis hin zu Arbeitsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit. Typische Symptome abseits der im Bericht beschriebenen sind: Kurzatmigkeit, Geschmacksverlust, Gedächtnisund Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Nerven-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Herzrasen, Konzentrationsstörungen, Brain Fog (Gehirnnebel) ...

Schätzungen zufolge bekommen 10-20 Prozent aller Covid-Erkrankten Long Covid. Man spricht von 65 Millionen Menschen weltweit, die von den Spätfolgen einer Corona-Erkrankung betroffen sind.

* ME/CFS bzw. Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom: schwere neuroimmunologische Erkrankung mit krankhafter Erschöpfung, kognitiven Störungen, ausgeprägten Schmerzen, Überempfindlichkeit auf Sinnesreize und Störung des Immunsystems sowie des autonomen Nervensystems.

* PEM bzw. post-exertionelle Malaise beschreibt das Phänomen, dass es bereits nach leichter Anstrengung oder Stress zu einer Zunahme von Fatigue, Kopf- oder Muskelschmerzen kommt

* POTS bzw. Posturales Tachykardiesyndrom: Fehlfunktion des Autonomen Nervensystems, Betroffene leiden beim Wechsel in die aufrechte Körperlage an einem erhöhten Puls, an Benommenheit und Schwindel. Der „NASA Lean Test“ ist eine einfache Diagnosemethode, die von zuhause aus ausgeführt werden kann.

Quellen und weiterführende Infos:

• Selbsthilfegruppe Vorarlberg: https://selbsthilfe-vorarlberg.at/long-covid-betroffene/

• Selbsthilfegruppe Österreich: www.longcovidaustria.at

• Hilfe zur Selbsthilfe bei Long Covid, postvirale Fatigue und CFS: www.wieder-aufladen.at

• Podcast „Ganz offen gesagt“ #8 2023: persönliche Long-Covid-Geschichte

• Facharzt für Neurologie: neurostingl.at

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INFOBOX

Porchetta im Bärlauch-Brot

Osterjause mit italienischer Note

Zutaten für zwei Personen:

• rund 2 kg Schweinebauch, möglichst breit und dünn

• 1 Schweinsfilet

• 5 Knoblauchzehen

• je 1 EL Fenchel- und Koriandersamen

• 1 EL Senf

• einige Kräuter (z.B. Rosmarin, Salbei, Bärlauch)

• Salz, Pfeffer

• 1 Bio-Zitrone

Zubereitung:

• 2 getrocknete Chilis

• je 300 ml Weißwein und Wasser

• 1 Karotte

• 1 Zwiebel und 1 Stange Sellerie

• Bärlauch-Brot (Rezept und Zubereitung siehe probelokal.com – dazu fehlte hier der Platz)

Am Vortag Bauchfleisch auf der Fleischseite mit einem scharfen Messer mehrfach einschneiden. Auf der Fettseite mehrfach einstechen. Fenchel und Koriander in einer Pfanne ohne Fett kurz anrösten und im Mörser mit Kräutern, Knoblauch, Chili, Zitronenschale und Senf zu einer Paste rühren. Paste auf die Fleischseite streichen, Filet darauflegen, salzen, pfeffern und Bauch wie eine Roulade über das Filet hinweg straff einrollen. Mit Küchengarn festbinden. Über Nacht gekühlt ziehen lassen. Am Folgetag frühzeitig aus dem Kühlschrank nehmen. Ofen auf 120 Grad (Umluft 100 Grad) vorheizen. Fleisch auf ein Gitter setzen. Im Backofen ein Blech unter das Gitter schieben, damit das Fett hineintropfen kann. Weißwein und Wasser mit gehacktem Gemüse in das Blech geben. Braten rund 5 Stunden garen, dabei immer wieder wenden. Aus dem Ofen nehmen, Blech-Inhalt sieben und zu einer Sauce kräftig einkochen. Braten auf Alufolie setzen und wieder auf den Rost legen. Ofen stark erhitzen – es dürfen 250 Grad sein – und den Braten knusprig werden lassen. Immer wieder drehen, damit rundum eine Kruste entsteht. Wie das duftet! Herausnehmen und einige Minuten ziehen lassen. Dünn aufschneiden, mit etwas Bratensaft beträufeln und im Brot servieren. Schmeckt auch kalt ausgezeichnet

Von Daniel Mutschlechner, probelokal.com

Ein guter Braten und selbstgemachtes Brot gehören für mich zu Ostern wie das Amen im Gebet. Heuer backe ich mir knusprige Bärlauch-Brötle. Darin klemme ich dünne Scheiben Porchetta ein, einen würzigen Rollbraten, den ich mit Frühlingskräutern fülle.

Als Dreiviertel-Vegetarier überkommt mich fast ein mulmiges Gefühl, als ich ausnahmsweise mit einem schweren Trumm Schweinebauch unterm Arm aus der Metzgerei schleiche. Hardliner sehen darin vermutlich eine fürchterliche Inkonsequenz. Doch Fanatismus war mir immer schon verdächtig, ob in Religionen, in der Ernährung oder in der politisch korrekten Sprache. Ich plädiere für etwas mehr Gelassenheit in Zeiten der Anspannung.

Ob das Genießen in Krisenzeiten überhaupt opportun ist? Jochen Bittner machte sich in der ZEIT einmal darüber Gedanken: „Genussfähigkeit ist Glücksfähigkeit. Und wer glücklich ist, dem fällt es ebenso schwer zu hassen, wie es ihm leichtfällt zu lieben. Genuss macht bewusst, wie wertvoll, wie heilig das Leben ist, und zwar nicht nur das eigene. Wir dürfen also nicht nur, wir sollten: unsere Seelen füttern mit Sinnlichem.“

Musiktipp:

Seit Jahren bewundere ich die Musik von Chris Eldridge. Der Gitarrist aus Virginia hat mit einigen herausragenden Folk-Musikern die Supergroup „Mighty Poplar“ gegründet und vor wenigen Tagen das erste gemeinsame Album veröffentlicht. „And the springtime's a-comin up on the devide“, heißt es da in einer Textzeile. Ja, es ist jedes Jahr gut, wenn der Frühling wieder vor der Tür steht! Weitere Rezeptgeschichten und Musiktipps finden Sie auf www.probelokal.com

#81 | April 2023 | 29

Solidarität statt Rendite

Die „Likedeelerei“ kauft mithilfe des Geldes vieler Menschen Wohnhäuser – um so für dauerhaft günstige Mieten zu sorgen.

Renditeobjekt: Mit diesem Lockruf für Anleger:innen preist ein Immobilienmakler vergangenen Herbst eine Immobilie in Wilhelmsburg an. Sie ist Philine Jaffkes Zuhause. Seit 15 Jahren arbeitet die selbstständige Osteopathin im Erdgeschoss des Altbaus im Vogelhüttendeich, seit sechs Jahren wohnt sie in einer der sieben Wohnungen im Haus – und hat dieses in ihr Herz geschlossen: „Ich mag das Krumme und Schiefe, und ich fühle mich hier total wohl“, sagt die 45-Jährige. Philine Jaffke, eine nachdenkliche, leise Frau mit freundlicher Ausstrahlung, ist so etwas wie die gute Seele des 1890 errichteten Hauses. Als sie eines Morgens im Treppenhaus einen Aushang entdeckt, auf dem der Makler Besichtigungen mit Kaufinteressierten ankündigt, fällt sie aus allen Wolken. Sie sucht die Annonce im Internet – und liest, das „interessante Mehrfamilienhaus mit schöner Fassade“ lasse laut Mietenspiegel „Werte zwischen Euro 8,50 und Euro 14“ zu. Philine Jaffke zahlt derzeit 6,35 Euro für den Quadratmeter, kalt. Sie sucht das Gespräch mit ihren Nachbar:innen. Alle seien sich schnell einig gewesen: „Das wird nicht gut ausgehen. Ein Investor will ja, dass sein Kauf sich rechnet.“ Philine Jaffke telefoniert herum – und landet schließlich bei Simon Stülcken, der zufällig nur wenige Schritte entfernt in einem Hausprojekt wohnt. Der 40-Jährige ist einer von sechs Mitgliedern einer Gruppe, die Menschen mit wenig Geld vor hohen Mieten und Verdrängung schützen will: der „Likedeelerei“. Ihr Ansatz: Mithilfe von kleinen und großen Krediten vieler Menschen, die ihre Idee unterstützen, kaufen sie Häuser, um sie den Gesetzen des Immobilienmarktes zu entziehen. „Das passt perfekt!“, denkt sich Philine Jaffke. Schon einen Tag später sitzen sie zusammen.

Ein verregneter Mittwochnachmittag im Jänner: Drei Mitglieder der „Likedeelerei“ nehmen sich Zeit fürs Gespräch mit Hinz&Kunzt, während die anderen ein Bewerbungsgespräch mit zwei Geflüchteten führen, die bald Mieter:innen werden könnten. Ihren Namen hat die Gruppe in Anlehnung an die „Likedeeler“ (plattdeutsch für „Gleichteiler“, Red.) gewählt: einer Gruppe von Piraten, die im 14. Jahrhundert Nord- und Ostsee unsicher machten und sich der Legende nach dadurch auszeichneten, dass sie ihre Beute gerecht aufteilten und dabei die notleidende Bevölkerung nicht vergaßen.

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Text: Ulrich Jonas, Fotos: Mauricio Bustamante Kollektiv Likedeeler vor dem Haus am Vogelhüttendeich Hamburg, 03.01.2023

Die Likedeeler des 21. Jahrhunderts sind seit Jahren politisch aktiv. Zum Beispiel bei „Wilhelmsburg solidarisch“, einem Bündnis aus Menschen, die sich gegenseitig bei Problemen mit Behörden oder Vermieter:innen unterstützen. Die Erfahrungen, die sie dort gesammelt haben, fasst David Döen, ein 32-Jähriger mit langem Bart, so zusammen: „Man kann bei allem helfen. Aber eine Wohnung zu finden, ist fast unmöglich.“ Eine Idee nimmt langsam Gestalt an, die Saskia Hoppen, 40, so beschreibt: „Wenn wir die Häuser nicht kaufen, kommt irgendwann immer irgendein Investor.“

Viele aus der Gruppe haben selbst erlebt, wie der sogenannte freie Markt funktioniert. Simon Stülcken hat sich „Jahre von Zwischenmiete zu Zwischenmiete gehangelt“, weil er als Student nicht als zahlungskräftiger Mieter galt. Saskia Hoppen hat als Sozialarbeiterin Wohnungslose beraten und mitansehen müssen, wie selten diese eine Chance bei Vermietenden bekommen. Und David Döen weiß, wie schwer es ist, mit Bildungsschulden eine Wohnung zu finden: „Mit

WIR HABEN JA AUCH EINE VERANTWOR-

TUNG, DASS WIR DAS GELIEHENE GELD

NICHT IN EINER BRUCHBUDE VERSEMMELN.

einer schlechten Schufa-Auskunft (Anm. der Red.: Bonitätsauskunft zur Wohnungsbewerbung) hast du ein Problem.“

Der Zufall beschert der Gruppe vor zwei Jahren das erste Projekt: Die Freundin eines Freundes will ihre Wohnung in Glinde verkaufen. Innerhalb kurzer Zeit sammeln die sechs mehrere 10.000 Euro bei Freund:innen, Bekannten und Familie, die Hälfte des Kaufpreises gewährt die Vorbesitzerin als günstigen Kredit, weil sie die Idee so gut findet. Auch das „Mietshäusersyndikat“, seit Langem in ähnlicher Mission unterwegs, hilft mit Geld aus (siehe Infokasten). Heute lebt eine Romafamilie in der kleinen Wohnung. „Die haben zweieinhalb Jahre in einem Container in einer Unterkunft leben müssen, weil sie nichts gefunden haben“, erzählt David Döen. „Wegen ihres Namens.“

WENN WIR DIE

HÄUSER NICHT

KAUFEN, KOMMT

IRGENDWANN

IMMER IRGENDEIN INVESTOR.

Ihr zweites Projekt, das vierstöckige Mietshaus im Vogelhüttendeich, stellt die „Likedeelerei“ vor Herausforderungen: 950.000 Euro müssen sie hier einsammeln, um den Hauskauf samt Nebenkosten zu stemmen. „Wir waren verwundert, wie schnell das ging“, erzählt Simon Stülcken. Und David Döen ergänzt: „Man unterschätzt das Potenzial leicht. Wenn 100 Leute je 1000 Euro geben, sind das schon 100.000 Euro …“ Neben privaten Geldgebenden muss am Ende allerdings auch eine Bank helfen. Die sichere Zukunft einer alten Dame, die seit Jahrzehnten in dem Altbau wohnt, ist für alle „eine große Motivation“, erzählt Simon Stülcken: „Wir haben uns immer wieder gedacht: Wir müssen es schaffen, dass diese Frau mit über 80 nicht noch mal umziehen muss!“

In diesen Tagen wird der Eigentümerwechsel ins Grundbuch eingetragen. Bevor die künftigen Hausbesitzer:innen im Dezember den Kaufvertrag unterschrieben haben, sind sie mit Fachleuten einer Baufirma durchs Haus gegangen: „Wir haben ja auch eine Verantwortung, dass wir das geliehene Geld nicht in einer Bruchbude versemmeln“, sagt Saskia Hoppen. Klar ist: Manche der Fenster sind noch einfach verglast und müssen ausgetauscht werden, das Dach ist undicht. Und würde es bei der Gelegenheit nicht auch Sinn machen, das Haus aufzustocken und so zusätzlichen günstigen Wohnraum zu schaffen?

Andererseits: Mehr als 8,50 Euro kalt soll das Wohnen im Haus künftig nicht kosten, sagt David Döen: „Damit wären wir immer noch weit unter dem, was hier in Wilhelmsburg normalerweise verlangt wird.“ >>

#81 | April 2023 | 31

REPARATURCAFÉS

CARLA REPARATURCAFÉ ELEKTRO ALTACH

ICH HABE DAS GEFÜHL, DAS IST EIN

ZUKUNFTSWEISENDES MODELL.

Ihr Modell soll sich breitmachen: Jedes Jahr ein neues Haus ist der Traum. „Dann sind wir in zehn Jahren vielleicht so gewachsen, dass wir uns die Arbeit als solidarische Hausverwalter:innen bezahlen können“, sagt Simon Stülcken. Bis dahin arbeiten sie ehrenamtlich, und klar ist: Gegen den Willen der Menschen soll nichts laufen. „Wir wollen nicht über den Kopf der Mieter:innen hinweg entscheiden“, sagt David Döen. Manche haben sie bei ihren Rundgängen durchs Haus bereits kennengelernt, bald ist ein „Meet & Greet“ für alle geplant. Die Bewohner:innen spiegelten mit ihrer Unterschiedlichkeit den Stadtteil, meint Saskia Hoppen. Und Simon Stülcken ergänzt: „Ja, das alte Wilhelmsburg.“

Fast alle Mieter:innen haben der „Likedeelerei“ Geld für den Kauf geliehen oder Kredite in ihrem Umfeld gesammelt, soweit ihnen das möglich war, berichtet Philine Jaffke. Sie freut sich darüber, dass die künftigen Eigentümer:innen die Mieten solidarisch festlegen wollen – also so, dass niemand in Not gerät, weil sie oder er sich das Wohnen nicht mehr leisten kann: „Ich habe das Gefühl, das ist ein zukunftsweisendes Modell.“

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Hinz&Kunzt / International Network of Street Papers

Solidarische Direktkredite

Für die Finanzierung der Haussanierung und den Kauf weiterer Wohnhäuser sucht die „Likedeelerei“ weiterhin Menschen, die für die gute Sache Geld zu günstigen Konditionen verleihen. Der Zinssatz liegt je nach Wunsch zwischen 0,1 und 1,5 Prozent, bei Bedarf zahlt die „Likedeelerei“ den Kredit vorzeitig zurück. Eigentümerin des Hauses im Vogelhüttendeich ist die „WEG-damit Hausverwaltung GmbH“ aus dem Umfeld des Mietshäusersyndikats. Gesellschafterin dieser GmbH ist der Verein „WEG-damit”, bei dem die Likedeeler Mitglieder sind. Zweite Gesellschafterin soll eine Stiftung des Mietshäusersyndikats werden, die gerade gegründet wurde. Dieses Konstrukt soll verhindern, dass die Immobilie jemals zu Gewinnzwecken weiterverkauft werden kann. Vorbild ist das bundesweit erfolgreiche Mietshäusersyndikat, unter dessen Dach sich Menschen zusammenschließen, um für sich dauerhaft preiswerten Wohnraum zu schaffen – indem sie diesen mithilfe von Direktkrediten erwerben. Alle sechs Likedeeler haben zudem einen „Vertrag des Scheiterns” unterschrieben, in dem sie erklären, niemals Mieten um des Gewinns willen zu erhöhen und möglichst immer unter dem Mittelwert des Mietenspiegels zu bleiben.

Mehr Infos unter: www.likedeelerei.org und www.syndikat.org

Möslestraße 15, 6844 Altach (carla Einkaufspark Altach)

Jeden 2. Freitag im Monat von 13 bis 16.30 Uhr carla@caritas.at, T 05522 200 1520 REPAIRCAFÉ BLUDENZ

Klarenbrunnstraße 46, 6700 Bludenz (carla store)

Jeden letzten Freitag im Monat von 13 bis 16.30 Uhr christine.erath@caritas.at, T 05552 200 26 00

REPARATURCAFÉ BREGENZ

Vorklostergasse 51, 6900 Bregenz (Integra-Fahrradwerkstatt)

Jeden 1. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr, T 0650 264 74 46, Roswitha Steger

REPARATURCAFÉ DORNBIRN

Hintere Achmühlerstraße 1b, 6850 Dornbirn (Digitale Initiativen)

Jeden 3. Mittwoch im Monat von 17.30 bis 20.30 Uhr hallo@reparaturcafedornbirn.at

REPARATURCAFÉ FELDKIRCH

Hirschgraben 8, 6800 Feldkirch (Polytechnische Schule)

Jeden 1. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr info@reparaturcafe-feldkirch.at, T 0699 192 870 66

REPARATURCAFÉ GÖFIS

Büttels 6, 6811 Göfis

Jeden 3. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr reparaturcafe-goefis@aon.at

REPARATURCAFÉ KLAUS

Treietstraße 17, Klaus im M2

Jeden 2. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr corinna.schaechle@gmail.com

REPARATURCAFÉ KLOSTERTAL

Arlbergstraße 100, 6751 Innerbraz (Gemeindebauhof)

Jeden 2. Samstag im Monat von 14 bis 16 Uhr info@klostertal-arlberg.at, T 0664 843 71 33

REPARATURCAFÉ

LAUTERACH

Alte Säge, (Lebenshilfe), Hofsteigstraße 4, 6923 Lauterach Jeden 2. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr repcafe.lauterach@hotmail.com

REPARATURCAFÉ NENZING

Gaisstraße 5, 6710 Nenzing 06.05, 10.06 mit Kleidertauschbörse, 01.07, 19.08, 09.09 mit Kleidertauschbörse, 07.10 jeweils von 14 bis 17 Uhr

REPAIRCAFÉ RANKWEIL

Köhlerstraße 14, 6830 Rankweil (Werkstätte der Lebenshilfe)

Jeden 1. Freitag im Monat von 14 bis 16.30 Uhr

REPAIRCAFÉ RHEINDELTA

Dr-Schneider-Straße 40, 6973 Höchst

Jede gerade Kalenderwoche am Freitag von 14 bis 16 Uhr repaircafe.rheindelta@gmx.at

NÄHTREFF SATTEINS

Kirchstraße 8, 6822 Satteins (Untergeschoß Pfarrsaal)

Jeden ersten Freitag im Monat 8.30 bis 11.30, 19 bis 22 Uhr

REPAIRCAFÉ THÜRINGEN

Werkstraße 32, 6712 Thüringen

Jeden 1. Samstag im Monat von 8.30 bis 12 Uhr

MACHEREI WOLFURT

Mittelschule Wolfurt, Schulstraße 2, 6922 Wolfurt

Jeden 4. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr info@macherei-wolfurt.at, T 0650 567 25 10

32 | International

Lösen Sie es in 60 Sekunden

Beginnen Sie die Kopfrechnung mit der Zahl im Feld ganz links. Rechnen Sie von links nach rechts – Kästchen für Kästchen. Die Lösung im leeren Feld rechts eintragen. Jede Rechnung unabhängig von der Schwierigkeit sollte in weniger als 60 Sekunden gelöst werden. Keinen Taschenrechner verwenden!

Die diesjährige Einzeleuropameisterschaft fand vom 3. bis 13. März 2023 in Vrnjačka Banja, einem bekannten Kurort in Serbien, statt. Im schönen und ehrwürdigen Zepter Hotel spielten 484 TeilnehmerInnen in elf Runden um den EM-Titel und um 23 Qualifikationsplätze für den World Cup, welcher vom 29. Juli bis 25. August 2023 in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, ausgetragen wird.

Das Teilnehmerfeld aus 40 Nationen war extrem stark besetzt. Insgesamt nahmen 373 TitelträgerInnen (davon 106 Großmeister) an dieser Europameisterschaft teil und am Ende stand der 23-jährige Russe GM Alexey Sarana als Sieger fest. Allerdings musste er wie alle SpielerInnen aus Russland und Weißrussland unter der FIDE-Flagge antreten. Zweiter wurde der 20-jährige Rumäne GM Kirill Shevchenko vor dem erst 17-jährigen GM Daniel Dardha aus Belgien.

FM Konstantinos Nikolaidis (Griechenland)

IM Milan Novkovic (Dornbirn)

Europameisterschaft, Vrnjačka Banja 2023

Mit welcher Springerfortsetzung gewinnt Schwarz am Zug dieses Endspiel?

Aus österreichischer Sicht war der 10. Platz von GM Valentin Dragnev sehr erfreulich. Mit dieser phantastischen Leistung erreichte der gebürtige Wiener die Qualifikation zum World Cup 2023. Von den elf teilnehmenden Österreichern kamen zwei aus Vorarlberg – der junge Benjamin Kienböck vom Schachklub Hohenems und sein Trainer IM Milan Novkovic aus Dornbirn.

Benjamin Kienböck besucht seit Herbst 2021 das Sportgymnasium Dornbirn und wird dort vom international renommierten Schachtrainer IM Milan Novkovic trainiert. Leider lief es für beide bei diesem Großereignis nicht ganz nach Wunsch, doch die Eindrücke und Erfahrungen sind für die weitere Schachentwicklung von großer Bedeutung. Aus Ihren Partien haben wir die drei nachstehenden Diagramme entnommen. Versuchen Sie einfach diese Kombinationen zu lösen, obwohl wir finden, dass sie ziemlich schwierig sind.

Benjamin Kienböck (Hohenems)

Aleksandar Arandjelovic (Serbien)

Europameisterschaft, Vrnjačka Banja 2023

Wie nützt Weiß am Zug die unsichere schwarze Königsstellung aus?

IM Milan Novkovic (Dornbirn)

Pavle Ciric (Serbien) Europameisterschaft, Vrnjačka Banja 2023

Auch hier geht Weiß am Zug energisch gegen den schwarzen König vor. Wie?

#81 | April 2023 | 33 Lösungen auf Seite 18
Für Anfänger Lösung Für Fortgeschrittene Lösung Für Genies Lösung
17 ×3 +12 ÷9 +11 ×4 ÷12 +18 ×3 -38 18 ×4 -58 zum Quadrat davon 25% +31 +60% ÷4 +49 ÷3 19 zum Quadrat -25 ÷6 davon 75% ×15 -182 ÷8 -32 zum Quadrat SCHACHECKE 1 2 3 8 7 6 5 4 3 2 1 a b c d e f g h 8 7 6 5 4 3 2 1 a b c d e f g h 8 7 6 5 4 3 2 1 a b c d e f g h
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Lösungen auf Seite

FRAUSEIN GESTERN, HEUTE UND MORGEN

Da ein Theaterstück, dort eine Tanzproduktion. In „Zwei Frauen, ein Leben“ lässt Daniela Egger Ayşe Şurdum, Witwe des 2016 verstorbenen Dichters Kundeyt Şurdum, auf ihr jüngeres Alter Ego treffen, deren Leben noch offen ist. Bei „In Shared Spaces“ handelt es sich um eine hybride Tanzperformance, bei der sich fünf Künstler:innen über den Atlantik hinweg tanzend und musizierend über das weibliche Rollenbild austauschen, um es zu dekonstruieren und individuell neu zu finden. Es handelt sich dabei um eine Koproduktion der Vorarlberger Tanzkompanie „Otros Amores“ und einem Künstler:innenkollektiv aus Buenos Aires.

FRAUSEIN IN ALTEN UND NEUEN HEIMATEN

Die Choreografin und Tänzerin Claudia Grava ist in Buenos Aires aufgewachsen, seit vielen Jahren lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden gemeinsamen Söhnen in Vorarlberg. In ihrer alten Heimat würde eine andere Form der Emanzipation gelebt als etwa in der Schweiz und Österreich, glaubt sie. „In Buenos Aires gibt es unzählige erfolgreiche, selbstbewusste Frauen, die zugleich aber auch ihre Weiblichkeit zelebrieren. Das ist zentrales Thema von „In Shared Spaces“. Vor allem aber geht es um die Frage: Was ist Frausein für jeden Einzelnen beziehungsweise für mich persönlich?“

Mit den zwei befreundeten, aus Argentinien stammenden Tänzerinnen Veronica Litvak und Liliana Tasso hat Claudia Grava bereits vor Jahren die Idee einer gemeinsamen Tanzproduktion entwickelt, dann kam die Pandemie. Per Zoom probten sie ein- bis zweimal pro Woche und entwickelten das Stück, das nun live und simultan auf Bühnen vor Publikum sowohl in Buenos Aires als auch in Bregenz aufgeführt wird. Ein ebenso spannendes wie herausforderndes Unterfangen. „Die zentrale Frage war, ob wir die Intimität des Stücks auch virtuell vermitteln können. Mittlerweile sind wir davon überzeugt.“

Im Theater Kosmos in Bregenz wird Claudia Grava mit der Cellistin Yenisey Rodriguez vor einer großen Leinwand performen, auf der wiederum Veronica Litvak, Lililana Tasso und der Musiker Daniel Vacs mit ihrem zeitgleichen Auftritt in Argentinien zu sehen sein werden. Mehrere Webcams machen es möglich, die Choreografie wurde akribisch einstudiert. „Manchmal tanzen wir zusammen, manchmal nicht. Dann wiederum liefere ich den anderen Bilder, die ihre Szenen ergänzen oder umgekehrt. Wir spielen mit Sinnlichkeit und mit unterschiedlichen Blickwinkeln. Dabei wird der Tango in seine Grundelemente zerlegt und in die Sprache des Zeitgenössischen Tanzes integriert.“

34 | Mittendrin in V
© Sarah Mistura © Sarah Mistura

In Hard gibt Claudia Grava mit ihrem Mann Martin Birnbaumer Tangokurse. Ganz offen erzählt sie von ihrer ambivalenten Haltung dem Tango gegenüber. In „In Shared Spaces“ beleuchtet und hinterfragt sie die Rolle der Frau, im Tango wie im Leben. „Der Tango ist in einer MachoKultur entstanden. Es gibt die strenge Spielregel: Der Mann führt, die Frau folgt. Das stört mich nicht, denn es handelt sich um ein Spiel. Was ich weniger schätze, ist das Beuteschema bei den Milongas. Man wartet, um aufgefordert zu werden. Das haben wir humoristisch verarbeitet. Und am Ende gibt es auch noch einen Boléro als Sinnbild für unsere Befreiung.“

Da eine Form von Aufbegehren, dort eine des sich Einfügens, der Anpassung. Ayşe Şurdum war eine große Unterstützerin ihres Mannes. Alle seine Texte wurden von ihr an der Schreibmaschine abgetippt und geordnet. Derweil verfolgte sie einst eigene künstlerische Ambitionen. Noch in Izmir hatte Ayşe Şurdum eine private Kunstschule besucht, doch im Vorarlberg der frühen 1970er Jahre, einem Land ohne Universitäten und Deutschkurse, musste sie ihre Träume schnell begraben.

„In Shared Spaces“ feiert am 16.04. im Theater Kosmos Premiere. Weitere Vorstellungen sind am 22.04. in der Remise Bludenz, sowie im Herbst im Spielboden Dornbirn und in der Kammgarn Hard.

Die nächsten Aufführungen „Zwei Frauen, ein Leben“ sind am 08.04., 09.04., 11.04., 12.04., 17.05. und 18.05. in der Box des Vorarlberger Landestheaters. Für Bühne und Kostüm zeichnet

Mandy Hanke verantwortlich.

In Daniela Eggers Theaterstück „Zwei Frauen, ein Leben“ erwartet Ayşe Şurdum nervös und unsicher die Ankunft eines Redakteurs, der sie interviewen möchte. Die Kamerafrau Josy ist bereits da, aber der Redakteur lässt auf sich warten, er steckt im Stau. Ayşe möchte nicht über sich sprechen. Sie will eigentlich nur über ihren verstorbenen Mann reden; über die interkulturelle Literatur, die mit ihm erst begonnen habe; über seine Bedeutung für türkische Familien im Land und vor allem über seine Gedichte, in denen er Ereignisse verdichtet hat, „wie Juwelen“. Einige werden in der Inszenierung von der Schauspielerin Hürdem Riethmüller gelesen, andere erklingen in Aufnahmen mit dem Dichter selbst.

Daniela Egger und Regisseur Suat Ünaldi trafen sich in dem Wunsch, so wahrhaftig wie möglich über das Leben von Ayşe Şurdum zu erzählen. Ein reizvolles Spannungsfeld eröffnet sich durch das plötzliche Auftauchen der jungen Ayşe (Ümran Algün), die sich gerade erst verlobt hat und mit ihrem künftigen Ehemann nach Vorarlberg emigrieren möchte. Die beiden kommen miteinander ins Gespräch, die Junge stellt Fragen, die Ältere muss sich behaupten, möchte aber ehrlich sein. „Es ist kein Fehler, zu gehen. Trotzdem ist der Verlust der Heimat größer, als man denkt. Ein Verlust, der sich allmählich bemerkbar macht.“ Realität und Traum, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kippen immer stärker ineinander.

Ayşe Şurdum und ihr Sohn Abrek waren bei der Premiere des Stücks im Vorarlberger Landestheater sichtlich berührt, und es war schön zu sehen, dass auch viele Frauen und Männer der türkischen Community anwesend waren. Nun wird „Zwei Frauen, ein Leben“ erfreulicherweise wiederaufgenommen.

#81 | April 2023 | 35
© Anja Köhler © Anja Köhler

Tüchtige Handwerker bauen ihre eigene Kirche

100 Jahre ist sie geworden, die Pfarrkirche in Batschuns. Nichts Besonderes, könnte man meinen. Doch das Gotteshaus ist sehr wohl besonders: Geplant von einem Großmeister der Architekturgeschichte, Clemens Holzmeister, wurde es in mühsamer Kleinarbeit von Handwerkern und freiwilligen Helfern in der Region Zwischenwasser erbaut: gleichsam vom Volk für das Volk.

Im Anfang stand das Testament der Eheleute Philipp und Agatha Welte sowie Agathas Schwester Gertraud. Sie vermachten in den 1890er Jahren ihr Vermögen der Kirche – mit der Auflage, das Geld in den Bau einer Kirche in der Pfarrei Batschuns zu investieren. Am Ende stand ein kleines architektonisches Juwel. Doch bis dahin war es ein weiter Weg.

In Erfüllung des Wunsches der Erblasser wurde 1903 zunächst der „Pfarreierrichtungsverein Zwischenwasser“ gegründet. Im Tobel gegen Buchebrunnen hatten einige Landwirte ein Sägewerk errichtet, in dem unter anderem Bauholz gesammelt wurde. Pläne wurden geschmiedet, Geld gesammelt. Aber der Erste Weltkrieg (1914 bis 1918) macht alles zunichte. Mehr noch: In Teilen der Bevölkerung rumort es, weil man schon eine Kapelle hatte und den Neubau einer Kirche für überflüssig hält. Und zudem: Wo soll die neue Kirche stehen? Allen Unkenrufen zum Trotz raffen sich die Vereinsmitglieder unter dem unermüdlichen Einsatz von Peter Paul Welte und Alois Rheinberger erneut auf und nach einer Versammlung des Baukomitees im Gasthaus „Zur Waldrast“ im September 1921 geht es Schlag auf Schlag. Nach längeren Verhandlungen und Reibereien einigt man sich auf einen Bauplatz. Noch im Herbst des Jahres kommen die ersten mit Zement beladenen Waggons. Leute schaffen – teils im Frondienst – Bruchsteine, Sand und Gerüstholz herbei. Fuhrleute aus Zwischenwasser, Rankweil, Sulz und Röthis bringen das Material den Berg hinauf. Im nächsten Frühjahr wird das Fundament ausgehoben, Gerüste erstellt. Sämtliche Holzarbeiten für den Rohbau, darunter auch die komplizierte Dachkonstruktion, meistert Zimmermann Kunibald Nesensohn aus Innerlaterns. Ihm zur Seite stehen Zimmerleute aus Zwischenwasser: Alois Längle, Benedikt Furxer, Johannes Birnbaumer, Josef Längle,

Johann Bachmann, Johann Ferdinand Längle und Xaver Matt. Die Bauführung obliegt der Firma Gebrüder Hilti in Feldkirch.

Für die Kirchenglocke sammeln die zukünftigen Pfarrbürger Geld und kaufen schließlich, im Sommer 1922, eine äußerst preisgünstige Glocke aus Bochum in Deutschland. Im Herbst ist nicht nur der Rohbau fertig, sondern auch die Gewölbe- und Gipsarbeiten. Dafür sorgten Gipsermeister Adolf Maier und Maurermeister Josef Nägele, beide aus Sulz. Sie schuften mit mäßiger Entlohnung im Akkord. Um „Gotteslohn“ werden auch die Malerarbeiten erledigt; ebenso die Arbeit von Modest Schnetzer für Gestühl, Chor, Altar und Kanzel und die Arbeit von Andreas Türtscher für Türen und Fenster. Alois, Johann Ferdinand und Josef Längle errichten Stiegen und Böden. Schließlich legen „freiwillige Batschunser“ unter Anleitung von Josef Schnetzer Hand an, um die Umgrabungen für den Friedhof zu erledigen. Im März 1923 ist das (Hand-) Werk vollendet. Klöster und Pfarrkirchen spenden noch kirchliches Inventar. Am 23. Juni 1923 wird die Kirche von Bischof Sigismund Waitz eingeweiht.

Obwohl viele Handwerker und andere Bürger praktisch kostenlos beim Kirchenbau in Batschuns mitgeholfen haben, waren noch erhebliche Geldmittel nötig. Um die nötigen Mittel aufzutreiben, ließ man sich einiges einfallen. Man veranstaltete Lotterien und stampfte Stiftungen aus dem Boden. Sammelreisen führten in den Kanton St. Gallen in die Schweiz und bis in die Niederlande, wo vor allem aus Tilburg ein größerer Spendenbeitrag mit nach Hause genommen werden konnte. Die Behörden des Landes Vorarlberg erlaubten offizielle Geldsammlungen. Aus allen Gemeinden vom hinteren Bregenzerwald bis ins Montafon rieselte es Zuwendungen, nur in Hörbranz und Bludenz wurden die Sammlungen verboten.

36 | Gsi
Text: Gerhard Thoma, Fotos: Österr. Nationalbibliothek; F. Böhringer

Die Pfarrkirche in Batschuns wurde von Handwerkern und der Bevölkerung aus Batschuns/Zwischenwasser und den umliegenden Gemeinden gebaut – hauptsächlich um „Gotteslohn“. Sie kann deshalb durchaus als Bauwerk des Volkes für das Volk bezeichnet werden. Die

Architekt ein „Volltreffer“

Als Glückstreffer erwies sich der Architekt. Die Wahl wurde 1920 getroffen und sie fiel auf Clemens Holzmeister. Mit ihm angelten sich Bischof Sigismund Waitz und Albert Drexel – freilich ohne es damals zu wissen – einen Superstar in der Architekturszene des 20. Jahrhunderts. Clemens Holzmeister wurde 1886 in Fulpmes in Tirol geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule in Wien und erregte bald Aufsehen. Seine Bauten bestechen nämlich durch eine zeitlose harmonische Mischung aus teils Jahrhunderte alter Tradition und Moderne. Sie sind schön anzuschauen. Das war damals schon so und ist es heute noch.

Weltweit hat Holzmeister rund 650 Bauwerke konstruiert, zudem einige Denkmäler und Bühnenbilder. „Seine“ Kirche in Batschuns fand weit über die Grenzen Vorarlbergs hinaus Gefallen und bescherte ihm zahlreiche weitere Aufträge für Sakralbauten im gesamten deutschsprachigen Raum. Batschuns sollte nicht Holzmeisters letzter Arbeitsplatz in Vorarlberg bleiben: Er baute das Sanatorium Mehrerau in Bregenz (1922 bis 1923) und bekam auch den Auftrag für den Bau der Pfarrkirche Mariahilf in Bregenz (1925 bis 1931). Clemens Holzmeister verstarb 1983 in Hallein bei Salzburg.

Veranstaltungen im Jubiläumsjahr

Sonntag, 23. April, 7. Mai, 14. Mai, 4. Juni und 18. Juni 2023 | 10 Uhr

Pfarrkirche Batschuns

Predigtreihe jeweils mit Agape

Freitag, 2. Juni 2023 | ab 18 Uhr

Pfarrkirche Batschuns

Lange Nacht der Kirchen, Nachtgebet mit Führungen in der Kirche

Donnerstag, 22. Juni 2023 | 19 Uhr

Bildungshaus Batschuns

Johannes der Täufer als ökumenische Leitfigur, Vortrag und Diskussion

Sonntag, 25. Juni 2023 | 10 Uhr

Pfarrkirche Batschuns

Festgottesdienst, Frühschoppenkonzert mit MV Cäcilia

Sonntag, 25. Juni 2023 | 19.30 Uhr

Pfarrkirche Batschuns

batschuns kulturell – Kirchenkonzert, Batschunser Musiker

Samstag, 22. Juli 2023

Information zu Zeit & Ort folgt.

Frau sein in der Gegenwart, Inputs und Diskussion

Sonntag, 24. September 2023 | 16 - 20 Uhr

Pfarrkirche Batschuns

Tag des Denkmals, Führungen in der Kirche

Samstag, 30. September | 9 - 20 Uhr

Clemens Holzmeister Tag

Exkursion zu Holzmeisterbauwerken in Vorarlberg und anschließendem Symposium im Bildungshaus Batschuns

Im Oktober 2023

Kapellen in Batschuns

KapellenGEHspäch, Wanderung zu den Kapellen in Batschuns

Mittwoch, 4. Oktober 2023 | 19 Uhr

Bildungshaus Batschuns

Workshop ökologische Umkehr, Vortrag und Diskussion

Montag, 13. | 20. | 27. November & 04. | 11. Dezember 2023 | 19 Uhr

Bildungshaus Batschuns

Einübung in Kontemplation

#81 | April 2023 | 37
Clemens Holzmeister. Nach den Plänen des Tiroler Architekten wurde nicht nur die Kirche in Batschuns erbaut, sondern auch die Pfarrkirche Mariahilf in Bregenz und auch das Sanatorium Mehrerau. Holzmeisters Markenzeichen: zeitlos schöne Architektur. Kirche ist Johannes dem Täufer geweiht.

VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT

Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at

Do., 06.04.

20 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz

LA RISA: OF WORTH

Jazz —

Do., 06.04.

20.30 Uhr, Kammgarn, Hard

TUN. LARA ERMER

Zuckerwitze und Peitsche —

Fr., 07.04.

10 Uhr, Jüdisches Viertel, Hohenems

VIERTEL+SCHESA*

Mit dem Kinderwagen durchs Jüdische Viertel —

Fr., 07.04.

19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn

ALLE REDEN ÜBERS WETTER

Crossing Europe/Film —

Sa., 08.04.

15 Uhr, Spielboden, Dornbirn

GAUL UND ROLF

Großes Frühlingsliedersingen für Kinder —

Sa., 08.04.

19.30 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz

CAMERATA MUSICA RENO UND

MICHAEL KÖHLMEIER

Konzert, Premiere

Weitere Vorstellungen So., 09.04. und Mo., 10.04., jeweils 19.30 —

Sa., 08.04.

20 Uhr, Fabrik Klarenbrunn, Bludenz

ME ON STAGE VOL.10

Persönliche Geschichten —

Sa., 08.04.

20.30 Uhr, Kammgarn, Hard

IAN FISHER & BAND

BURNT-TOUNGHE-TOUR

Musik

Di., 11.04.

19 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz

ERICH HACKL: AM SEIL – EINE HELDENGESCHICHTE

Lesung

Di., 11.04.

19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn RAFFAELA SCHÖBITZ: DIE KRAFT DER SPRACHE

Lesung, Diskussion

Do., 13.04.

19 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz

JULIA KOPF, KARL OBERHOFER: DR. BÖCKLE UND DIE RÖMER –EIN BLICK ZURÜCK AUF GRABUNG, FORSCHUNG UND AUSWERTUNG

Vortrag

Do., 13.04.

19 Uhr, Rathaus, Bludenz BLUDENZ GESTALTEN

Ideengespräche zu Fragen der Zukunft, Diskussion

Do., 13.04.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

VORARLBERGER POETRY SLAM LANDESMEISTERSCHAFT Literatur

Fr., 14.04.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

F*CKING HOT! EIN HEISSES

STÜCK FRAU

Theater von und mit Grischka Voss

Fr., 14.04.

20.30 Uhr, Kammgarn, Hard

MILES ODER DIE PENDELUHR

AUS MONTREUX

Theater

Fr., 14.04.

22 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn

DRIPPIN´W/LIL GNAR

Musik

Sa., 15.04.

10 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz ERINNERN IN BREGENZ

Spezialführung

Sa., 15.04.

14 Uhr, Jüdisches Museum, Hohenems

HÖR-RADWEG

„ÜBER DIE GRENZE“

mit dem Fahrrad von Hohenems nach Lustenau, in Kooperation mit Bodensee-Vorarlberg-Tourismus im Rahmen des Vorarlberger Kulturpicknick —

Sa., 15.04.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

FILIPPA GOJO & SVEN DECKER Konzert —

Spielboden, Dornbirn

DYNAMO FESTIVAL

Festival

Fr., 14.04.

16 Uhr, Villa K., Bludenz

„KUMM INNA“

Disco

Fr., 14.04.

16.30 Uhr, inatura, Dornbirn

GEMEINSAM DURCHS MUSEUM

Die inatura lädt einmal im Monat interessierte Erwachsene zu einer Führung durch die gesamte Ausstellung ein.

So., 16.04.

12 Uhr, Don Camillo, Quellenstrasse

17, Bregenz

HIGH–COOK&BOOK– NOON

Kulinarik & Satire

Voranmeldung: ejs@egbert-schmoll.com

Di., 18.04.

19 Uhr, Rathaus, Bludenz

PFLEGENDE ANGEHÖRIGE IM FAMILIENSYSTEM

Vortrag/Diskussion

Do., 20.04.

18.30 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz

MUZEN

Meditation

38 |
Veranstaltungskalender
13.04. 19.30 Uhr
14.04. 17 Uhr
15.04. 16.30 Uhr
— Do.,
Fr.,
Sa.,

Do., 20.04.

19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn MUSIK & POESIE: WAS WITT MIT ALLOM GEALD?

Lesung, Musik. Wolfgang Troy und Manfred Keckeisen lassen zu den ewig brisanten und umstrittenen Fragen rund ums Geld eine Lesung „springen“. —

Do., 20.04.

19 Uhr, inatura, Dornbirn

OHNE BÄUME GEHT DAS NICHT! LEBEN IM EINKLANG MIT DER NATUR Vortrag —

Do., 20.04.

19.30 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz WOLFGANG HERMANN

Buchpräsentation, Premiere —

Do., 20.04.

20 Uhr, Spielboden, Dornbirn DIRK STERMANN: ZUSAMMENBRAUT

Kabarett —

Fr., 21.04.

Kunsthaus, Bregenz MONIRA AL QADIRI

Ausstellungseröffnung —

Fr., 21.04.

17 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz GANZE MÄNNER?

Die Allgemeine Wehrpflicht in Österreich-Ungarn und ihre Auswirkungen. freitags um 5 – Landesgeschichte im Gespräch —

Fr., 21.04.

20.30 Uhr, Kammgarn, Hard TAUCHE

Musik —

Fr., 21.04.

22 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn FOLKSHILFE

Musik —

Sa., 22.04. & So., 23.04.

jeweils 15 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

KINDEROPER MAX UND MORITZ

Gesangsklassen der Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik

Kammeroper von Esther Hilsberg nach Wilhelm Busch für Kinder ab fünf Jahren

Sa., 22.04.

20 Uhr, Spielboden, Dornbirn VANDANA SHIVA: EIN LEBEN FÜR DIE ERDE Film, Podiumsgespräch

Sa., 22.04.

20 Uhr, Remise, Bludenz IN SHARED SPACES: EINMAL BUENOS AIRES UND ZURÜCK

Tanzperformance

Sa., 22.04.

20 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn INA REGEN

FAST WIE RADFAHREN – TOUR 2023 Musik —

So., 23.04.

12 Uhr, Reblaus, Quellenstrasse 34, Bregenz

HIGH–COOK&BOOK–NOON

Kulinarik & Satire

Voranmeldung: ejs@egbert-schmoll.com —

Do, 27.04.

12.15 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz ZWISCHEN(T)RÄUME

Konzert am Mittag —

Do, 27.04.

20 Uhr, Bücherei, Hohenems

JUNGE FRAU AM FENSTER STEHEND, ABENDLICHT, BLAUES KLEID

Lesung und Gespräch mit Alena Schröder (Berlin)

Fr., 28.04.

14 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn

BI:JU – KON'NICHIWA ZUM MANGA DAY Workshop

Fr., 28.04.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

STEPHAN BORMANN: TRAVELER ON GUITAR

Groovy things on many strings, Musik

Fr., 28.04.

20.30 Uhr, Kammgarn, Hard

LAYLA ZOE

Musik

Fr., 28.04.

21 Uhr, Villa K., Bludenz

ROCKDOWN & SUPPORT LIVE

Sa., 29.04.

9 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn

AUTOKINO FÜR DIE KLEINEN

Vorlesen für Kinder mit BobbyCars

Sa., 29.04.

15 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

THEATER MINIMUS MAXIMUS

Kasperltheater für Kinder ab drei Jahren

Sa., 29.04.

19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn

MURINA

Crossing Europe/Film

Sa., 29.04.

20.30 Uhr, Kammgarn, Hard

JUDITH HILL

Musik

Sa., 29.04.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn

CLARA LUZIA

Konzert

So., 30.04.

11 Uhr, Jüdischer Friedhof, Hohenems

STEINE DER ERINNERUNG

Steine der Erinnerung. Ein Rundgang über den Jüdischen Friedhof.

Öffentliche Führung im Rahmen der Schubertiade.

So., 30.04.

14.30 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz

AUSGEGRABEN – WIE LEBTEN

DIE MENSCHEN IM MITTELALTER AM BODENSEE?

Generationentour —

So., 30.04.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn

LOLA MARSH

Konzert — Die

#81 | April 2023 | 39
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