Kein Limit
Der Vorarlberger Beat Kammerlander zählt zu den besten Sportkletterern der Welt. Der heute 63-Jährige spricht mit der marie über seine frühere Höhenangst, sportliche Grenzerfah rungen und die tödlichen Gefahren im Fels. Seiten 10 bis 13




Der Vorarlberger Beat Kammerlander zählt zu den besten Sportkletterern der Welt. Der heute 63-Jährige spricht mit der marie über seine frühere Höhenangst, sportliche Grenzerfah rungen und die tödlichen Gefahren im Fels. Seiten 10 bis 13
So bewegen sich Kinder und Erwachsene fit und kompetent durch digitale Lebenswelten
10-13 Ohne Limit
Beat Kammerlander, einer der weltweit besten Sportkletterer, im großen marie-Interview
13 Sudoku
14 Impressum
16-17 Schulden und ihre Auswirkungen
Praktikable Tipps, wie man in Zeiten extremer Teuerung Schulden vermeiden kann
19 Rätsellösungen
20-21 Pakete voller Zuneigung
Linda Hintner und ihr ganz spezieller Lieferservice
22-23 Selbstbestimmt gebären Stimmen von Frauen, die sich für ein Geburtshaus in Vorarlberg stark machen
24 Rechenrätsel, Schachecke
23 Knusprige Knödel auf heißem Kraut Österreichisches Streetfood aus Dans Probelokal
26-28 Genau richtig
Andrea Latzer räumt mit Vorurteilen und Missverständnissen gegenüber hochsensiblen Menschen auf 29 Repaircafés
30-35 Die Sternguckerin Astronomin Julia Weratschnig spricht über die Faszination Weltraum und ihre Einstellung zu UFOs und Aliens
Herzensangelegenheiten
Die Bestattungsrituale der Habsburger
Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden? Dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems. E-Mail: redaktion@mariestrassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677/61538640. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!
Liebe Leserin, lieber Leser!
Nehmen wir an, Ihnen werden tausend Euro in Aussicht gestellt. Unter einer Bedingung: Sie müssen ein Angebot setzen, wieviel von diesem Betrag Sie an einen Ihnen fremden Mitspieler abtreten. Akzeptiert dieser das Ange bot, bekommen beide das Geld. Lehnt er ab, gehen beide leer aus. Über diese Spielregel ist auch der Mitstreiter in formiert, Nachverhandeln ist nicht erlaubt. Wieviel wür den Sie setzen? Fifty-fifty? Oder eher 10, 20, 30 Prozent? In der Hoffnung, dass die Gegenseite trotz ungleicher Verteilung dennoch zufrieden den unerwarteten Gewinn einstreift?
Mir ist dieses Experiment, das Ökonom Werner Güth in den 80er Jahren durchgeführt hat und als „Ultimatum spiel“ weltbekannt wurde, letzthin wieder eingefallen, als ich einen Diskurs mitverfolgte über die gegenwärtige Teuerung, über bedrohte Existenzen, über die lauernde Gier im Menschen und damit verbundene Neiddebat ten. Und über unterschiedliche Auslegungen von Fair ness. Selbst als nicht mit Wirtschaftsexpertise gesegneter Mensch lernt man dieser Tage einiges über Marktdyna miken und Verhaltensökonomie. Wie überhaupt über so manches, das bislang im medialen Dornröschenschlaf vor sich hindöste: Den hohen Preis billiger Energie, Militär bündnisse, demokratische Werte usw.
Was das Ultimatumspiel schlussendlich gezeigt hat? Ohne zumindest 30 Prozent Beteiligung ist in den meis ten Fällen das Geld futsch. Sprich: Werden nicht min destens 300 Euro geboten, lehnt die Gegenseite ab – so jedenfalls die Ergebnisse in den Industriestaaten. Für die Wirtschaftswissenschaften damals eine veritable Überra schung, waren sie doch vom Modell des Homo oecono micus ausgegangen, dem jeder Betrag recht wäre, solange es ihm persönlich einen Nutzen brächte. Mit dem Ge rechtigkeitssinn hatten sie nicht gerechnet. Ganz abgese hen von den Treibern Gier und Neid, die wohl ebenfalls das Spiel aufmischten.
Und was lernen wir daraus? Vielleicht: Fifty-fifty ist doch eine prima Lösung. Im Übrigen auch für unsere ma rie-Verkäufer:innen. 1,40 Euro pro Zeitung bleiben bei ihnen. Selbstverständlich inklusive jedem Cent Trinkgeld. Danke an dieser Stelle für Ihren Beitrag.
Eine anregende Lektüre der neuen marie-Ausgabe wünscht Ihnen
marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo
PS: Sie fragen sich vielleicht, ob wir den Verkaufspreis der marie nicht auch anheben müssten? Eigentlich ja. An gesichts der steigenden Papierkosten werden wir an einer Preiserhöhung nicht vorbeikommen, um auch in Zukunft gut zu wirtschaften. Aber für das verbleibende Jahr ha ben wir uns vorgenommen, an dieser Schraube nicht zu drehen.
Eltern schwanken zwischen Resignation und Kontrollzwang, zwischen Bagatellisierung und Verteufelung, wenn es um Bildschirmzeiten und den digitalen Tatendrang ihrer Kinder geht. Vielleicht kann uns Erwachsenen, die wir unsere Kindheit noch smartphone-frei verbracht haben und der Flut an Online-Angeboten oft hilflos gegenüber stehen, diese Absicht Kompass sein: unsere Kinder bestmöglich dabei zu unterstützen, fit und kompetent durch die digitalen Lebenswelten zu wandeln. Denn diese sind längst zur omnipräsenten Wirklichkeit geworden.
Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Fotos: Jürgen Gorbach, (aha)
mit Social Media sind die Jugendlichen von heute die ersten „Di gital Natives“ unserer Zeit und mit sozialen Plattformen, Apps & Co ver trauter als ihre Eltern. Gleichzeitig macht sie ihre altersbedingte Sorglosig keit anfällig für Internetfallen, Missbrauchsabsichten und Jugendsünden. Viele Eltern fragen sich: „Was soll ich tun? Mehr Verbote? Verschärfte Kontrol len durch Bildschirmzeiten und Tracking-Apps?“ Judith Thurnher, 47, aha-Workshopleiterin und Juristin, schüttelt den Kopf: „Wenn man das Internet verteufelt und den Handykonsum des Kindes ständig mit negativen Kommentaren entwertet, führt das selten zur gewünschten Verhaltensänderung.“ Die Frage sei ja längst nicht mehr, ob Handy oder nicht Handy. Viel eher sollten wir uns darauf konzentrieren, die Heranwachsenden im Umgang mit den sozialen Medien zu schulen, ih nen bewusst zu machen, welche Spuren sie wo hinterlassen und wie sie sich vor strafbarem Ver halten und unlauteren Absichten schützen können. Und als Mutter von drei Kindern betont sie einen Punkt ganz besonders: „Meine Verantwortung als Mama ist es, offen und in Verbindung zu bleiben. Es ist ein Unterschied, ob ich ständig vorwurfsvoll frage, ‚Was tust du jetzt schon wieder am Handy?‘ oder Interesse dafür bekunde, was mein Kind an einem Spiel oder an einer Plattform fasziniert.“
Gut im Kontakt zu sein setze auch die Bereitschaft voraus, da zu sein, auszu halten, wenn etwas falsch läuft. Denn es sei ein Irrglaube, zu meinen, wir könnten die Kinder vor sämtlichen Gefahren schützen. Weder in der digi talen noch in der analogen Welt. Aber, eben: Wir können ihnen durchaus helfen, Kompetenzen zu gewinnen und Risiken zu minimieren. Wiewohl wir uns „Digital Immigrants“ durch eine bewusste Auseinandersetzung auch selbst einen Gefallen tun. Denn, Hand aufs Herz, wie oft füttern wir selbst die Algorithmus-Maschinerie mit wertvollem Datenmaterial. Gerade was Fake News, Kettenbriefe oder falsche Paket-SMSen angeht, sind wir Erwachse nen meist noch unbedarfter als die Jungen, die irreführende Nachrichten oftmals schneller als solche enttarnen. Kurzer Exkurs dazu: Einer Erhebung der Vodafone-Stiftung (2021) zu folge teilen vor allem Menschen der Gene ration 50 plus häufig Desinformation und nehmen diese nicht als Lüge wahr. Und: Fake News tauchen vorwiegend auf Face book und Twitter auf – nicht gerade die favorisierten Portale der Jugend.
© Andrea Piacquadio via pexelsIn den aha-Workshops setze man deshalb auf wechselseitigen Expertise-Austausch, sagt Thurnher und sie erlebe die Kinder dabei als äußerst wissbegierig. Die digitalen Mechanismen und Hintergründe verstehen zu lernen, mag dabei altersunab hängig erhellend sein. Beispielsweise hat Meta (bis 2021 Face book) 19 Milliarden US-Dollar für WhatsApp bezahlt. Mark Zuckerberg agierte wohl kaum aus Gemeinwohlgesinnung. Die meisten Social-Media-Plattformen sind für uns User nur ver meintlich gratis. Dass wir teuer mit unseren Daten bezahlen, ist hinlänglich bekannt. Und doch scheint uns der Preis nicht wirklich bewusst zu sein. Wir sind das Produkt. Und machen uns mit unseren Daten für Unternehmen und Interessen aller Art berechenbar. Die Werbung folgt bei Fuß – geschmeidig, raffiniert, wie für uns gemacht. Jeder Klick, jeder Einkauf, jeder Like, jede Freundschaftsanfrage, jede Transaktion: alles Infos, die auf unser Nutzerprofil einzahlen, unseren Feed befüllen und dabei unseren virtuellen Radius zur bequemen, unsere Weltanschauungen bejahenden Filterblase einschrumpfen. Gleichzeitig birgt die Nutzung von Big Data auch große Chan cen, keine Frage. Zum Beispiel für Erkenntnisse in der medi zinischen Forschung oder in der Verbrechensbekämpfung. Fluch und Segen also das Geschäft mit den Algorithmen. Auf persönlicher Ebene können wir die Risiken zumindest in dem Maße eindämmen, wie wir ein Bewusstsein für unsere digitale Privatsphäre entwickeln. Entgegen dem Trugschluss, im Inter net anonym unterwegs zu sein, verraten unsere Likes geradezu gespenstisch viel über uns: Religion, politische Ansichten, Per sönlichkeitsmerkmale, sexuelle Orientierung, Zufriedenheit, Intelligenz, ja, gar bis hin zur Info, ob unsere Eltern geschieden sind. In der Filmdokumentation „Fake America Great Again“ (2020) wird von einer Studie berichtet, die nachdenklich stim men sollte: Bereits bei zehn Likes kann uns der Computer bes ser einschätzen als unsere Arbeitskolleg:innen, bei 100 Likes kennt uns der Algorithmus besser als die eigene Familie, ab 230 Likes besser als der oder die Lebenspartner:in. Ganz zu schweigen von den Möglichkeiten der Meinungsmanipulati on im Zuge von Wahlkampfkampagnen, wie die Doku zeigt: „Data driven campains“ (datengetriebene Kampagnen) nennt sich das, was den Brexit-Befürworter:innen ebenso zum Erfolg verholfen hat wie Donald Trump 2016 zu den entscheidenden Wahlsiegen in den Swing States. Milliarden von Daten werden gesammelt, um herauszufinden, was menschliches Verhalten bestimmt – um dieses Wissen dann psychologisch clever zur Beeinflussung der einzelnen Personen anzuwenden. Dahinter muss nicht immer gleich ein politisches Manipulationskal kül stecken, manchmal geht’s auch nur um den neuesten Ni ke-Turnschuh. Judith Thurnher: „Wenn zum Beispiel über die Snap Map (Snapchat-Funktion zur Ortung der Freund:innen)
Daten generiert werden, die offenbaren, dass jemand viel am Fußballplatz ist, wird es ihm sehr wahrscheinlich Werbeanzei gen zu den neuesten Fußballartikeln reinspülen.“
Und was sind nun die Gefahren, die Kinder und ihre Eltern in gröbere finanzielle wie emotionale Nöte bringen können?
Franz Valandro, 49, AK-Konsumentenschutz-Experte weiß nur zu gut, wo die Tücken liegen, landen doch täglich Prob lemfälle auf seinem Schreibtisch. Wie Judith Thurnher hält auch er nichts von Realitätsverweigerung: „In einer technolo gisierten Welt wie der jetzigen wäre es eine Illusion zu glauben, mein Kind von ihr fernhalten zu können. Aber die Eltern soll ten wissen, was ihr Kind dort tut, was es interessiert und was es postet.“ Eine Kontrolle „bis zum Letzten“ meine er damit nicht. Würden doch Verbote lediglich die Spannung erhöhen und Kontroll- und Schutzvorrichtungen hätten sowieso ihre Grenzen: „Es gibt Fälle von Jugendlichen, die sich trotz Schutz filter auf Dating-Plattformen angemeldet haben – halt bei ei nem Freund. Und auf youtube wird außerdem gezeigt, wie ich Schutzvorrichtungen aushebeln kann.“ Problematisch würde es vor allem dort, wo das Kind soziale Plattformen für illegale In halte – zum Beispiel nationalsozialistische – oder Sexting, also für das Versenden von Nacktbildern, nützt. Gerade Jugendli chen sollte klar sein, dass sie mit allem, was sie tun, für immer Spuren hinterlassen. Franz Valandro: „Wenn ich mich mit 12, 13 Jahren auf bestimmte Dinge einlasse, ist mir vielleicht noch egal, was ich von mir preisgebe. Aber es ist mittlerweile defini tiv so, dass, wenn ich mich irgendwo bewerbe oder sich jemand für mich interessiert, ich gegoogelt werde und so schnell sicht bar wird, auf welchen Plattformen ich mich bewege. Das reicht dann vielleicht schon für eine Beurteilung – unter Umständen für eine nachteilige.“ Er könne deshalb nicht verstehen, wieso so viele noch mit öffentlichen Profilen arbeiten, gerade auch weil hier die Gefahr des Groomings (siehe Infobox) groß ist: Nicht selten bekommen Kinder dubiose Nachrichten zuge schickt – vor allem von Männern, die gezielt den Kontakt mit Minderjährigen suchen. Nie sollte man deshalb Freundschafts anfragen unbekannter Nummern annehmen. Und eben: idea lerweise ein privates Profil anlegen.
„Meine Verantwortung als Mama ist es, offen und in Verbindung zu bleiben.“
Das Rechtliche sei gar nicht immer das größte Problem, wis sen wir doch alle, wie verstörend Bilder sein können. Früher war es vielleicht ein heimlich angeschautes Aktenzeichen XY im Fernsehen, heute ist es der Schneewittchen-Porno im In ternet an der Bushaltestelle. Franz Valandro bilanziert nüch tern: „Die Welt ist eine andere geworden. Sie basiert auf an deren Rahmenbedingungen, ein Schauplatz ist heute auch die virtuelle Welt. Gerade haben wir zehn Jahre Tinder „gefeiert“: Natürlich macht das was mit uns Menschen.“ Die Verführung ist allgegenwärtig. Viele Eltern seien sich der Risiken nicht be wusst, weil sie sich zu wenig dafür interessieren, was ihre Kin der überhaupt im Internet tun. Sie würden aus allen Wolken fallen, wenn unangenehme Post wie zum Beispiel in Form ei ner Datingportal-Rechnung ins Haus flattert. Nicht selten hört Franz Valandro dann den Satz: „Das kann nicht sein, das macht mein Kind nicht.“ Einer seiner Klienten ist ein 12-Jähriger, der sich auf insgesamt vier Datingportalen unter falschen Alters angaben angemeldet hat. „Über freie Seiten wie youporn oder xhamster bekomme ich Werbeangebote und werde hinterrücks so hingeleitet, dass ich über einen Klick auf irgendwelchen Seiten lande, die teilweise hohe Kosten verursachen. Auch Ge waltvideos sieht Franz Valandro als zunehmendes Problem, vor allem seit dem Ukrainekrieg: „Es gibt spezielle Seiten mit sehr unappetitlichen Geschichten: Gore-Videos, also Sequenzen über extreme Gewalttaten wie Hinrichtungen und Schlachtsze nen, durchaus auch verbreitet über WhatsApp – für die Psyche ein Hammer, die Bilder bleiben.“
Finanziell verhängnisvoll – und seit Corona ist die Tendenz steigend – sind laut Valandro auch In-App-Käufe, vor allem beim Gaming: Käufe mit Echtgeld, um sich neue Levels zu er
schließen. Nicht selten passiere das unter sozialem Druck. „Da kommen schlimme Sachen vor, wenn beispielsweise bei den Zahlungsmodalitäten eine Debit- oder Kreditkarte oder ein Handyvertrag hin terlegt wird. Bei mir landen Fälle von Spiele-Käufen im Bereich von 5000 Euro“, so Franz Valandro. Wert karten wären ein probates Zahlungsmittel, die Spiele an sich sieht er eher unproblematisch. Und was das Thema „Recht am eigenen Bild“ bzw. „Bildverbreitung“ betrifft, differenziert Valandro: „Ist ein Foto zum Nachteil der Person im Sinne des Zivilrechts, sprich, mein Bild wird ohne meine Zu stimmung genutzt, kann ich zivilrechtlich vorgehen. Wenn allerdings Nacktfotos Minderjähriger ver breitet werden, Hitlerbilder oder Neonazistisches, dann ist das Polizeisache.“ Allerdings schätze er das Unrechtsbewusstsein hier äußerst gering ein, vor al lem bei Inhalten, die über WhatsApp hereingespült werden. Unter dem Motto „Jede und jeder tut’s“ leite man auch Heikles weiter und mache sich unwissent lich damit strafbar.
„In einer technologisierten Welt wie der jetzigen wäre es eine Illusion zu glauben, mein Kind von ihr fernhal ten zu können. Aber die Eltern sollten wissen, was ihr Kind dort tut, was es interessiert und was es postet.“© Julia M Cameron via pexels
Das neue Schulfach „Digitale Grundbildung“ sei ein wichtiger Schritt, denn, so der Konsumentenschützer: „Die Geräte haben heute eine enorme Kapazität. Wenn nun ein Kind das erste Mal so ein technisches Wunderding in den Hän den hält, ist es ein bisschen so, als würdest du einem Führerscheinneuling sagen, da hast du einen Ferrari.“ Auch Judith Thurnher wünscht sich möglichst frühe und breite Aufklärung: „Unsere Workshops werden sehr gut angenommen. Of fensichtlich gibt es einen großen Bedarf. Zudem ist es gut, wenn das Thema be reits in der Volksschule platziert wird. Je früher du mit den Kindern in Austausch gehst, desto leichter ist es, Spielregeln einzuziehen. Zurück ist immer schwierig.“ Informationskompetenz sei das A und O, damit sich die Jungen auf ihren eigenen Plattformen, die frei von Erwachsenen sind, gut und sicher bewegen können. Ob virtuell oder analog: „Es ist wichtig, dass die Jugend ihre eigenen Räume hat.“
Vorarlberger Jugendinfo aha (in Dornbirn, Bregenz und Bludenz): www.aha.or.at; aha@aha.or.at aha-Workshops zum Thema Informationskompetenz
• „Meine digitale Welt“: über Lieblingsapps, Hintergründe der Plattformen und die Zusammenhänge im sozialen Universum, dazu Vertiefungsangebote zu den Themen „Recht am eigenen Bild" oder „Video- und Bildmanipulation".
• „Du bist das Produkt!“ Über das Geschäftsmodell „digitale Welt“, ihre Takti ken und Handlungsoptionen für einen verantwortungsvollen Umgang mit den eigenen Daten.
• „Fakt oder Fake?“ Weitergabe von hilfreichen Tools zur Überprüfung von Fake News und Reflexionsmöglichkeiten für Quellenkritik.
Saferinternet.at: umfassende Infoseite mit vielen Materialen, Tipps und Tools; u.a. gibt es hier Schritt-für-Schritt-Anleitungen, um Privatsphäre-Einstellungen anzupassen.
AK-Konsumentenschutz: 050/258-3000, https://vbg.arbeiterkammer.at/bera tung/Konsumentenschutz/index.html, konsumentenberatung@ak-vorarlberg.at
Der preisgekrönte Emmy-Gewinner und Natur forscher David Attenborough hat einen Plan für die Zukunft. Ein Tierfilmer reflektiert über sein Leben, die Evolution des Lebens auf Erden, das Verschwinden unberührter Orte in der Natur und seine Vision für die Zukunft.
Digital Natives: Menschen, die in die digitale Welt hineingeboren wurden und den Umgang mit ihr wie selbstverständlich beherrschen.
Digital Immigrants: Person, die nicht mit digitalen Technologien aufgewachsen ist, sondern sich deren Benutzung im Erwachsenenalter aneignen musste.
Big Data: Riesige Mengen an Daten, die gespeichert und mittels Algorithmen analysiert und ausgewertet werden.
Feed: Fortlaufender Content (Inhalt) aus abonnierbaren, elektronischen Nach richten im Internet.
Tracking: Verhalten und Wege einer Benutzerin/eines Benutzers im Internet werden beobachtet, nachverfolgt und ausgewertet.
Dating: Digitales Sich-Verabreden
Sexting: Anfertigen und Verschicken von Nacktaufnahmen oder freizügige Vi deos von sich selbst.
Grooming: Gezielte Kontaktaufnahme Erwachsener mit Minderjährigen in Missbrauchsabsicht.
Filmabend mit Diskussion und Austausch Bildungsveranstaltung des Spielboden Dornbirn in Kooperation mit KlimaVOR! –Verein zur Förderung der Klimaneutralität Vorarlbergs, AlpenSchutzVerein für Vorarlberg, Bodenfreiheit – Verein zur Erhaltung von Freiräumen und ConsolNow.
Diskussion mit Mátyás Scheibler von KlimaVOR!, Naturschutzanwältin Katharina Lins, Autor Conrad Amber und Katrin Löning vom Ökologie-Institut.
Samstag, 15. Oktober 2022 19.30 – Spielboden Färbergasse 15 | Dornbirn Freier Eintritt Reservierungen: spielboden.at
Wenn ich meine Würde vergesse oder verliere, wo ist sie dann? Wie bekomme ich sie wieder? Kann ich auch die Würde von anderen finden und tragen? Wo sind die vielen verlorenen Würden? Wer bewahrt sie? Aus diesen Fragen entstand die Kunst-Performance „bewahre“, die Conni Holzer am 6. Oktober um 18.30 Uhr im Garten des Hauses Kaplan Bonetti live zeigen wird, während die Sonne untergeht. Es geht darum, die verlore ne Würde zu finden, zu schützen, zu bewahren und ihren Träger*innen zurückzugeben. Kleidungsstücke der Besucher*innen werden Teil der Performance, als Metaphern für verlorene Würde, als symbolische Berührung und Verbindung. Die Besucher*innen werden gebeten, ein Kleidungsstück mitzubringen, das Teil der Perfor mance werden darf. Es kann unbeschädigt wieder mitgenommen werden.
Stimmig!? Seminar zur Stimmhygiene Stefanie Kammerlander BSc., Logopädin, Bludenz Fr 28. Okt. 14.30 – 18.00 h
Wo wohnt das Glück? | WERT volle Geschichten laden zum Nach- und Weiterdenken ein Doris Hausheer | Andreas Hausheer, Basel | CH Fr 4. Nov. 18.00 – 21.00 h
Krieg in der Mitte Europas: Ist der Pazifismus am Ende? | Vortrag und Workshop PD Dr. Hartwig von Schubert, Hamburg, | D Vortrag: Do 24. Nov. 19.30 h Workshop: Fr 25. Nov. 9.00 – 12.00 h
Info, Ort und Anmeldung: bildungshaus@bhba.at T 05522 44290-0 | www.bildungshaus-batschuns.at
Lehrgang Interkulturelle Kompetenz 2023 Leben und Arbeiten in interkult. Zusammenhängen Start: 14. – 15. März (4 Module)
Leitung: Mag. a (FH) Lisa Kolb - Mzalouet, Wien Bitte Detailinformationen anfordern!
Schwefelbadstr. 6 6845 Hohenems T 0 55 76- 42 710 www.tectum.cc
kein
Beat Kammerlander zählt zu den besten alpinen Sportklettern der Welt. Die marie sprach mit dem heute 63-Jährigen über seine frühere Höhenangst, sportliche Grenzerfah rungen, das Schei tern und die tödliche Gefahr im Fels.
Interview: Frank Andres Fotos: Ray Demski, Michael Meisl, Dietmar Walser
Hat Sie das Kletterfieber schon in jungen Jahren gepackt? Nein. Ich bin zwar in einer sportlichen Familie aufgewachsen, wir sind allerdings nur wandern gegangen. Klettern war mir suspekt. Ich hatte Höhenangst. Ich habe mich einfach nicht ge traut. Wenn ich von einem Hochhaus nach unten geblickt habe, dann dachte ich mir nur: So ein Graus. Ich brauche das nicht. Für mich war klar: Klettern ist nichts für mich.
Das sind alles andere als gute Voraussetzungen für eine groß artige Kletter-Karriere. Wie entdeckten Sie dennoch die Lei denschaft, steile Wände hochzugehen?
Mit 16, 17 Jahren habe ich Günther „Cosimo“ Kapeller und Wolfgang Muxel kennengelernt. Die haben mich überredet, dass ich mit ihnen gemeinsam klettern gehen solle. Und bei der Konzentration beim Klettern von unten nach oben, habe ich mich emotional an die Höhe gewöhnt. Im Nachhinein war das ein großes Geschenk für mich. Ich hatte festgestellt, dass ich keine Höhenangst habe. Das war die Initialzündung. Es hat mir unglaublich gefallen. Ich hatte zuvor schon einige andere Sportarten ausprobiert. Aber Klettern war das Einzige, bei dem ich konzentrationsmäßig in einen Zustand der absoluten Ge genwart gelangt bin.
Wie schwer bzw. leicht waren Ihre Anfänge?
Ich habe sicherlich das notwendige körperliche Talent, ein gu tes Kraft-Leistungsverhältnis. Mir ist es sehr schnell gelungen, auf dem Niveau der damals Besten zu klettern. Ich musste nicht viel trainieren. Meine zweite Route gemeinsam mit Wolfgang Muxel war gleich die 300 Meter hohe Paula Verschneidung an der Drusenfluh West-Wand im Rätikon, damals eine der schwierigsten Klettertouren überhaupt.
Klettern wurde also zu Ihrem Lebensinhalt?
Ja. Ich habe dann meine ganze Energie und den Fokus ins Klet tern gesteckt. Ich hatte davor eine Maurer-Lehre gemacht und die Bauhandwerkerschule absolviert. Parallel habe ich als Berg führer angefangen. Das war Anfang der 80er Jahre. Aber nicht hauptberuflich. Ich hatte aber schon sehr früh die Möglichkeit, aufgrund meines Talents und Könnens mit Firmen zusammen zuarbeiten. Ich habe ein bisschen Sponsorengeld bekommen. Für eine Firma entwickelte ich zum Beispiel spezielle Kletter gürtel. Mit diesem Geld und anderen Nebenjobs habe ich mich irgendwie durchgewurstelt. Eine Zeitlang musste ich halt Kohle verdienen, um in Südfrankreich die schwierigsten Touren der Welt klettern zu können. Das wurde dann aber zur Routine und hat mich gelangweilt. Deshalb habe ich begonnen, das Sportklettern ins alpine Gelände zu bringen. Da kletterte ich weltweit die schwierigsten Routen, zum Beispiel im Jahr 1988 „New Age“ oder zwei Jahre später „Die unendliche Geschich te“, beide im Rätikon. So bin ich bekannt geworden. Es folgten einige Filmprojekte und ein Sponsorenvertag mit einem nam haften deutschen Sportartikelhersteller. Da war ich natürlich sehr motiviert. Du brauchst nicht nur Kreativität, du musst das Ganze natürlich auch umsetzen. Es ist ja nicht so einfach, eine 400 Meter hohe Wand im zehnten Grad zu klettern. Und du weißt, du bist der erste Mensch, der diesen Fels angreift.
Worin liegen Ihre Stärken? Was können Sie besser als andere? Ich bin vor allem im mentalen Bereich sehr stark. Ich habe die schwierigsten Passagen frei geklettert. Das inkludiert auch, dass man ab und zu 10 bis 15 Meter ins Seil stürzt. Das ist ein
mentales Spiel, das man aushalten muss. Ich habe dabei meinen eigenen Stil entwickelt. Wenn du eine Erstbegehung kletterst, wo die Haken-Abstände alle fünf, sechs Meter sind, wo du dir die Route schwer erarbeiten musst, dann ist das was ganz an deres, als eine gut abgesicherte Tour, wo es überall Klettergrif fe gibt. So etwas kann dann fast jeder gute Kletterer machen. Bei einer Tour, die aber nur wild abgesichert ist, trennt sich die Spreu vom Weizen. Da braucht es Mut.
Wer hat Ihnen bei Ihren Vorhaben geholfen?
Ich war immer der Initiator. Ich brauchte aber natürlich auch immer Freunde und Partner, die meine Projekte begleitet ha ben. Es ist ja nicht so einfach Freunde zu finden, die einen beim Sturz im alpinen Gelände so sichern können, dass du nicht schwer verletzt wirst. Das ist ein eingespieltes Team. Dafür bin ich auch sehr dankbar. Das Klettern findet meist im Stillen statt. Ohne große Sponsorverträge. Das war zu der Zeit auch gar nicht anders möglich. Mir war das aber auch schnurzegal. Mir ging es eigentlich immer um meine eigene Motivation.
Was macht für Sie den Reiz des Sportkletterns aus? Mich hat immer das scheinbar Unmögliche, das Unbekannte gereizt. Zu Beginn habe ich gar nicht gewusst, wie gut ich im Klettern bin. Ich bin damals einfach irgendwo hingefahren und habe mir die schwersten Touren ausgesucht. Zum Beispiel in La Turbie bei Monaco. Ich war im Jahr 1984 erst der Dritte, der diese Tour begangen hat. Ich habe es als gänzlich Unbekannter völlig überraschend geschafft. Zuerst hat man sich an dem orientiert, was die anderen gemacht haben. Und mit der Zeit entwickelst du eigene Ideen und Linien. Bei der „Unendlichen Geschichte“ habe ich mir zum Beispiel gedacht: Wo ist die Wand am schwie rigsten und schaut am brutalsten aus? Ich habe mir keine Limits gesetzt, und das Unmögliche versucht. Analog zum Spruch von Schriftsteller Herbert Achternbusch: „Du hast keine Chance, aber nutze sie.“ Das war meine Vorgehensweise.
2009 ist Ihnen die „cleane“ Durchsteigung ohne Bohrhaken, an der 40 Meter hohen Bürser Platte gelungen. Wie kam die Route eigentlich zu ihrem Namen „Prinzip Hoffnung“?
Es gibt bei dieser Tour eine Schlüsselstelle, die du ohne Siche rungsmöglichkeit durchklettern musst. Da habe ich wirklich nicht gewusst, wenn ich 15 Meter in diesen Klemmkeil hin einstürze, ob dieser auch hält oder ob ich zu Boden stürze. Da entstand dieser lustige Gedanke vom „Prinzip Hoffnung“.
Wie oft sind Sie am Fels gescheitert?
Wenn du schwer am Limit kletterst, bist du andauernd am Scheitern. Bei einer Route manchmal jahrelang. Und dann gelingt es dir irgendwann doch. Du versuchst manchmal 30 Tage lang, dein Vorhaben zu optimieren, indem du jede Be wegung einstudierst, damit du so kraftsparend wie möglich je den einzelnen Zug gerade noch am Limit schaffst. Wie im Bad der Wassertropfen, der gerade noch nicht den Boden berührt.
Wenn du das schaffst, so am Limit zu klettern, dann ist das Ganze schon eher eine Kunstform. Und du wunderst dich am Ende, wie dir das gelungen ist. Das sind Erlebnisse, die einen prägen und stark machen. Wenn du so an deine Grenzen gehst, stärkt das deine eigene Zuversicht.
„Du hast keine Chance, aber nutze sie.“
Herbert Achternbusch
„Beim Klettern hast du die Möglichkeit, in einen selbstsvergessenen Zustand der Aktion zu kommen. Und jeder spürt beim Klettern seine Selbstwirksamkeit.
Ich bin, ich kann. Deshalb ist Klettern für Kinder eine unglaublich gute Sache.“
Kann Extremsport süchtig machen bzw. wie schafft man den Spagat zwischen Alltag und sportlichen Grenzerfahrungen?
Viele haben eine falsche Vorstellung von Extremsportlern. So quasi, dass der Sport einen süchtig machen würde. Es muss einem klar sein, es ist nicht die Vergangenheit oder die Zukunft, sondern es ist genau der Moment, den du gerade erlebst. Zu glau ben, dass man solche Momente wiederholen und immer wieder reproduzieren kann, ist totaler Schwachsinn. Das Leben geht immer weiter. Man wird immer älter und muss sich wie ein Chamäleon an neue Situationen anpassen. Beim Sportler gibt es immer wieder Höhen und Tiefen. Zum Beispiel bei Verletzungen. Dann brauchst du die Geduld und die Moral, schwierige Phasen durchzustehen. Ich hatte selbst immer wieder Verletzungen, wo ich mich danach mühsam aufpäppeln musste. Du kannst diese Phasen aber auch positiv nützen. Jetzt mit Familie und Kindern bin ich da auch eher gelassener geworden. Das Klettern ist nicht mehr mein absoluter Mittelpunkt im Leben.
Sie sind inzwischen 63 Jahre alt. Hat das Klettern für Sie kein Ablaufdatum?
Für mich ist das Klettern noch immer ein großes Glück. Ich kann immer noch relativ schwere Passagen klettern. Ich spüre die Motivation und habe Freude dabei. Aber eines ist klar: Ich werde nie mehr so klettern können, wie zu meinen Glanzzeiten. Alles andere wäre utopisch. Meine Knie und meine Schulter halten diese Verrenkungen nicht mehr aus. Ich bin zwar stärri ger, aber ich bin in der Lage, trotz einiger Gebrechen, technisch viel besser zu klettern als früher. Das motiviert. Du musst dir die Freude erhalten, an deine Grenzen gehen und dich mental spüren. Das ist doch auch schön.
Hat der Klettersport auch seine Schattenseiten?
Inzwischen ist Klettern auch etwas Touristisches. Man ver sucht, alle Regionen fast zu 100 Prozent zu erschließen, leichte Routen zu installieren. Da wird jeder Quadratmeter mit Haken vollgepflastert. Das ist für mich eine negative Begleiterschei nung des Breitensports Klettern. Früher wurde das Klettern noch direkt am Fels entdeckt.
Ist der Klettersport auch für Kinder zu empfehlen?
Beim Klettern hast du die Möglichkeit, in einen selbstvergesse nen Zustand der Aktion zu kommen. Und jeder spürt beim Klet tern seine Selbstwirksamkeit. Ich bin, ich kann. Deshalb ist Klet tern für Kinder eine unglaublich gute Sache. Aber nur weil ich selbst Kletterer bin und ich mir wünsche, dass es meine Kinder auch machen, würde ich sie niemals künstlich dahin leiten. Ich gehe mit meinem achtjährigen Sohn Samuel und Tochter Sarah öfter gemeinsam in die Kletterhalle oder bin draußen am Fels unterwegs. Kinder musst du spielen lassen. Wichtig ist die Ei genmotivation, etwas zu tun. Wenn mich mein Sohn oder meine Tochter fragen: „Gehen wir klettern?“, dann sage ich sicher ja.
Klettern ist auch mit tödlichen Gefahren verbunden. Wie ge hen Sie mit diesem Druck um?
Ich hatte schon öfters das Glück, überlebt zu haben. Es gibt un endlich viele Fehler, die du seiltechnisch machen kannst. Ich glaube, dass du als Kletterer ein ganz anderes Schutzschild auf baust. Ich erkenne Gefahren, zum Beispiel beim Autofahren, schneller als andere Menschen. Ich bin wahrscheinlich sensib ler und habe diesen inneren vertikalen Instinkt. Es schaut beim Klettern manchmal sehr wild aus. Ich bin dabei sehr konzentriert und vorsichtig. Ich weiß, wenn ich jetzt einen Fehler ma che, bin ich tot. Damit habe ich leben gelernt. Du musst dich auf dein eigenes Können verlassen können. Wenn du draußen bist, und hast dich in einer Situation zu weit hinausgelehnt, gibt es zwei Möglichkeiten: Du versuchst, entweder so schnell wie möglich aus dieser brenzligen Situation herauszukommen, weil du es mental nicht mehr aushältst. Und dann machst du einen Fehler. Oder du hältst diesem mentalen Druck stand und re flektierst, was jetzt die richtige Entscheidung ist. Eine Art inne re Rechenaufgabe. Und je länger du ruhig nachdenken kannst, umso wahrscheinlicher ist am Ende ein gutes Ergebnis. Etwas ist aber klar: Wenn jemand in einer brenzligen Situation die Nerven verliert, dann kann das den Tod bedeuten.
Beat Kammerlander wurde am 14. Jänner 1959 in Nüziders geboren. Seine Erstbegehung „Unendliche Geschichte“ aus dem Jahr 1991 im Rätikon ist die erste alpine Felsroute im oberen zehnten Grad. Dar über hinaus zählte seine Route „Silbergeier“ (1994) jahrelang zu den drei schwersten Alpintouren der Welt. 2009 gelang ihm die Wiederholung seiner Route „Prinzip Hoffnung“ an der Bürser Platte, al lerdings ohne Verwendung von Bohr- oder Normal haken, also clean. Beat Kammerlander lebt heute in Feldkirch, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
So geht‘s:
Ferien bei der bisher unbekannten Oma im Dorf, das klingt für die neunjährige Ada aus Wien eigentlich ziemlich fad. Ist es aber schlussendlich nicht: Kann es sein, dass ihre Oma eine Hexe ist, wie sie es im Dorf munkeln? Noch dazu gibt es die Tierquälerbande um Mike, die Ada in Schwierig keiten bringt. Gerade als sie ihren neuen besten Freund Zabiullah am meisten braucht, quält sie die Frage: Kann sie ihm vertrauen oder nicht?
Eine spannende Geschichte über den Wert der Freundschaft und des Miteinanders.
172 Seiten mit 20 SW-Illustrationen, € 18,–Instagram: https://www.instagram.com/ada_aus_wien https://www.instagram.com/bernadette_konzett
Autorin: Bernadette Konzett, geboren 1972 in Vorarlberg, wohnt mit ihrer Familie in Wien.
Wenn sie nicht schreibt, arbeitet sie im Bildungs bereich mit Jugendlichen und Erwachsenen aus verschiedenen Ländern. Illustrationen von Horst Krieg, Grafiker und Informationsdesigner, ebenfalls gebürtiger Vorarlberger und in Wien wohnhaft.
Die jährlich vom Funktionsbereich Frauen und Gleichstel lung im Amt der Vorarlberger Landesregierung in Auftrag gegebene und vom Verein Amazone durchgeführte Fach tagung gender*impulstage findet heuer am Dienstag, 18. Oktober im Landhaus in Bregenz statt. Unter dem Titel „everyBODY’s perfect? Zur Ungleichwertigkeit von Körpern“ werden in Inputs (Bernadette Möhlen und Magda Albrecht) und Workshops Themen rund um Körper und Bodyismus bearbeitet. Die gender*impulstage richten sich an alle interessierten Erwachsenen, insbesondere an Menschen, die mit Jugendlichen ar beiten – sei es in Bildung, Jugend- und Sozialarbeit, Gesundheit, Wirtschaft oder Politik.
Im Vorfeld der gender*impulstage 2022 findet in Kooperation mit dem Spielbo den Dornbirn eine Filmreihe zu Körper und Bodyismus aus unterschiedlichen Perspektiven statt.
Infos und Tickets unter www.spielboden.at
• 1. Oktober: Niemals Selten Manchmal Immer (Drama, 2020, Regie: Eliza Hittman)
• 8. Oktober: Girl (Drama, 2018, Regie: Lukas Dhont)
• 14. Oktober: Kokon (Drama, 2020, Regie: Leonie Krippendorff)
Facts zu den gender*impulstagen 2022
• Termin: 18. Oktober
ab 13 Uhr: Anmeldung, Ausstellung body rEVOLution! und Vernetzung an der AmazoneBar
14 bis 18 Uhr: Inputs und Workshops
• Veranstaltungsort: Landhaus in Bregenz
• Anmeldung: www.amazone.or.at/anmeldung
• Weitere Infos: www.amazone.or.at/genderimpulstage
Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armuts grenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förde rung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 2,80 Euro verbleibt den Verkäufern. marie ist ein partei unabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt.
marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems, Telefon: 0677 61538640, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at, Internet: www.marie-strassenzeitung.at Redaktion: Frank Andres, Simone Fürnschuß-Hofer
MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Daniela Egger, Guntram Gärtner, Christine Mennel, Monika Pink-Rank, Daniel Mutschlechner, Brigitta Soraperra, Gerhard Thoma
Zeitungsausgabestellen:
Dornbirn: Kaplan Bonetti Sozialwerke, Kaplan-Bonetti-Straße 1, Montag, Mitt woch und Freitag von 8 bis 9 Uhr Bregenz: dowas, Sandgrubenweg 4, Montag und Donnerstag 8.30 bis 10.30 h Feldkirch: Caritas-Café, Wohlwendstraße 1, Montag bis Freitag 8.30 bis 14 h Bludenz: do it yourself, Kasernplatz 5-7/3b, Montag und Mittwoch 14 bis 16 h Anzeigen Kontakt: anzeigen@marie-strassenzeitung.at Medieninhaber und Herausgeber Verein zur Förderung einer Straßen zeitung in Vorarlberg, ZVR-Zahl 359044778, 6833 Klaus eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at
Vorstand
Frank Andres, Obmann Christina Vaccaro, Obmann-Stellvertre terin, Schriftführerin Oliver Mössinger, Kassier
Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach Auflage: 15.000 Exemplare, Erschei nungsweise monatlich Layout/DTP/Bildbearbeitung :TAGWERK Grafik|Design Monika Dür Bankverbindung & Spendenkonto Raiffeisenbank im Rheintal, IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580, BIC: RVVGAT2B420
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In der angespannten Situa tion zwischen Teuerungen, Ängsten vor Versorgungs engpässen und kalten Wohnzimmern ist ein kompetenter Blick auf die Vermeidung von Schulden nicht falsch. Simone StrehleHechenberger (48), Juristin und Politikwissenschafte rin und seit 2018 Leiterin der ifs-Schuldenberatung, spricht im Interview über die Angebote der Beratung und praktikable Tipps in der aktuellen Situation.
marie: Die Teuerung ist in allen Medien – sehen Sie das bei der Schuldenbera tung auch bereits?
Simone Strehle-Hechenberger: Wir sind konstant sehr gut ausgelastet und erwar ten auf Grund der aktuellen Entwicklungen durchaus einen Anstieg. Beim Ein kaufen merken es die Menschen sehr deutlich, Einkommensschwache müssen im Verhältnis mehr für Wohnen und Lebensmittel ausgeben. Reserven sind oftmals wenig da. Das führt zu Einschränkungen bei Dingen oder Leistungen, die man zum Leben braucht, oder man verschuldet sich. Wer bisher Markenprodukte ge kauft hat, kann auf das Billigsegment umsteigen. Wer schon davor Billigprodukte kaufen musste, kann sich nur noch in der Menge einschränken. Da wird’s dann eng.
Kommen jetzt mit der Inflation neue Themen oder andere Leute in die Beratung?
Mit den Auswirkungen der Inflation tut sich auch zunehmend die Mittelschicht schwer. Vor allem der Kostentreiber Wohnen macht uns Sorgen. Die Schere zwi schen hohen Mieten und niedrigem Einkommen klaffen zunehmend auseinander. Der gemeinnützige Wohnbau in Vorarlberg ist mit 12 Prozent im Vergleich zu an deren Bundesländern sehr schwach aufgestellt. Die steigenden Zinssätze bei Kre diten werden vermutlich manche Menschen in Bedrängnis bringen. Wir werden zeitverzögert die Auswirkungen in der Beratung spüren.
Welchen Zeitpunkt würden Sie für eine Beratung empfehlen? Muss es schon sehr brenzlig sein oder besser früher?
Wir bieten Schuldenberatung, aber auch Budgetberatung für Menschen an, die sich präventiv informieren möchten. Das macht vor allem dann Sinn, wenn man merkt, dass am Ende des Geldes immer wieder zu viel Monat übrigbleibt. Warn zeichen sind, wenn das Konto regelmäßig überzogen ist, wenn man beginnt, sich Geld im Bekanntenkreis zu leihen, eine kaputte Waschmaschine zu einem exis tenziellen Problem wird. Wir raten, frühzeitig Angebote anzunehmen und sich beraten zu lassen.
Welches sind die häufigsten Fehler, die man machen kann, wenn es am Monatsende finanziell eng wird?
Wichtig ist, dass Miete, Energie und Stromrechnungen, Unterhalt und Strafen be zahlt werden. Denn die Nichtbezahlung kann schwerwiegende existenzielle und rechtliche Folgen haben. Was die wenigsten beachten, ist, dass Banken ein überzo genes Konto jederzeit trotz Überzugsrahmen fällig stellen können. Und dann geht plötzlich gar nichts mehr.
Welche Tipps würden Sie den Menschen geben, wie kann man sich präventiv gegen Engpässe wappnen?
Das ist eine schwierige Frage, denn es hängt von der persönli chen Situation ab. Für manche reicht es, bewusstere Kaufent scheidungen zu treffen. Für jemanden, der dies ohnehin schon tun muss, ist dieser Rat nicht nützlich. Grundsätzlich sollten die Einnahmen die Ausgaben decken und ein kleiner Spiel raum da sein, um Rücklagen zu bilden. In der momentanen Si tuation ist es sehr sinnvoll, Energie und Strom zu sparen. Viele werden Betriebskostennachzahlungen haben.
Ansparungen sind derzeit nicht gerade attraktiv – was wäre eine gute Alternative? Oder trotzdem sparen?
Die meisten Menschen, die wir beraten, können keine großen Summen ansparen. Es empfiehlt sich jedoch, immer einen Not groschen für Unvorhergesehenes einzuplanen.
Wo gibt es Schuldenberatungsstellen und was darf ich dort erwarten?
Die Schuldenberatung berät in Bregenz und Feldkirch. Auf un serer Homepage finden Sie ausführliche Informationen über unser Angebot und die Möglichkeit, sich anzumelden. Auf Grund der hohen Nachfrage haben wir derzeit Wartezeiten von einigen Wochen. Das ifs bietet jedoch einen täglichen Bera tungsdienst an, an den Sie sich auch wenden können in Fragen der Existenzsicherung (Mietrückstände, Ratenvereinbarungen, Sozialleistungen). Wir arbeiten Hand in Hand mit unseren Kolleg:innen in der regionalen Sozialberatung.
Wie hoch ist die Hemmschwelle für Leute, die sich trotz Einkommen und normalem Lebensstandard zur Beratung entschließen?
Hoch. Wir führen jährlich eine Klient:innenbefragung durch und die Menschen berichten regelmäßig, wie schwierig dieser Schritt für sie war. Allerdings berichten sie uns auch über die positiven Wirkungen, von höheren Chancen am Arbeitsmarkt, weniger Beziehungsproblemen, weniger Schlafstörungen und gesundheitlichen Problemen. Denn Geldschulden haben Aus wirkungen auf alle Lebensbereiche.
Welche politischen Maßnahmen würden Sie jetzt ergreifen, wenn Sie zuständig wären?
Über politische Maßnahmen dürfen sich unsere gewählten Vertreter Gedanken machen. Aus der Erfahrung der täglichen Praxis wäre es dringend geboten, dass das Existenzminimum hinaufgesetzt wird, das heißt, dass nicht mehr so viel pfändbar ist. Auch sollte das Unterhaltsexistenzminimum abgeschafft werden, denn wenn man Unterhaltsschulden hat, darf noch mals 25 Prozent unter das Existenzminimum gepfändet wer den. Davon kann man nicht leben. Ich wünsche mir eine starke Entlastung von Menschen mit geringem Einkommen, sozial treffsichere Maßnahmen statt Gießkannenprinzip und dass der Familienbonus nicht gepfändet wird. Und ganz wichtig: Wohn raum muss erschwinglich sein.
Was geschieht jetzt mit den Menschen, die ohnehin kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben? Können sie noch aus reichend essen und heizen? Derzeit gibt es viele Möglichkeiten am Arbeitsmarkt. Langzeit arbeitslose bleiben aber nach wie vor eine schwervermittelbare Gruppe. Menschen, die auf Grund anderer Einschränkungen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen, sind meist über ein – im internationalen Vergleich – gutes soziales Netz aufge fangen. Sie müssen aber natürlich viele Abstriche machen, vor allem im Bereich der sozialen Teilhabe. Hier wünsche ich mir eine Kindergrundsicherung, damit die Chancen der Kinder ge wahrt bleiben.
Welches sind die besten Erfolge, wenn eine Beratung gelingt? Wenn ich sehe, wie der Mensch, den ich oft über Monate be gleitet habe, aufatmen kann. Wenn die Menschen wieder eine Perspektive sehen. Neulich hatte ich ein junges Paar mit Kin dern, das durch eine gescheiterte Selbstständigkeit während Corona in eine Überschuldung geschlittert ist. Am Beginn der Beratung konnte man die Luft im Raum schneiden zwischen den beiden, Vorwürfe wurden geäußert. Die Situation war sehr angespannt. Als wir uns zum Abschlussgespräch getroffen ha ben, sah ich ein glückliches entspanntes junges Paar mit Leuch ten in den Augen, auch füreinander. Man kann sich vorstellen, dass es den Kindern jetzt auch besser geht. Sie werden drei ein geschränkte Jahre in der Privatinsolvenz durchstehen müssen, aber sie haben eine Perspektive. Diese Momente sind für mich als Beraterin zutiefst berührend und machen mich zufrieden.
Vielen Dank für das Gespräch.
ifs-Schuldenberatung
16 Mitarbeit:innen sind im Bereich Finanzbildung bzw. Vorarlberger Finanzführerschein und Schuldenberatung tätig. Kontakt Telefon +43 5 1755-580, schuldenberatung@ifs.at Schuldenberatung Bregenz Benger Park, Mehrerauerstraße 3 Schuldenberatung Feldkirch Ganahl-Areal, Schießstätte 14 Link für Regionale Sozialberatung und Erstberatung: https://www.ifs.at/de/lebensbereiche/erstberatung.html
„Mit den Auswirkungen der Inflation tut sich auch zunehmend die Mittelschicht schwer. Vor allem der Kostentreiber Wohnen macht uns Sorgen.“
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Gesund und natürlich wohnen. Der aktuelle Parkett-Hit bringt frisches schwedisches Design in jeden Raum. Es sind Holzböden wie sie schöner kaum vorstellbar sind. Gesund und natülich wohnen, lautet die Devise. Thomas Kempf, TIRO Parkett-Experte, weiß aus lang jähriger Erfahrung was einen natür lichen Holzboden so einzigartig macht; „Holz weckt und stärkt unser menschlich natürliches Gefühlsleben, erinnert an ursprüngliche Sehnsüchte und Kräfte. Parkett macht einfach gute Laune. Wohl fühlen garantiert“.
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Bereits zum neunten Mal lädt die Offene Jugendarbeit Bludenz – Villa K. am Sams tag, den 1. Oktober um 20 Uhr (Klaren brunnstraße 15, ehemalige Caritas Startbahn) bei freiem Eintritt zu „ME ON STAGE“. Bei dieser Veranstaltung erzählen unterschiedlichste Menschen bei Wohnzimmeratmosphäre ihre ganz persönliche Geschichte auf der Bühne. Furkan Yalcin spricht über sein buntes Leben zwischen Vielfalt, Authentizität und Selbstver wirklichung und Oliver Natter über den Mut zur Menschlichkeit. Jede ME ON STAGE Night birgt etwas Besonderes in sich und ist einzigartig. Organisiert, aufgebaut und durch den Abend geführt wird das Publikum von engagierten Ju gendlichen, die das Projekt vor rund fünf Jahren mit den Jugendarbeiter*innen der Offenen Jugendarbeit Bludenz –Villa K. ins Leben gerufen haben.
Der themenleitende Titel der Montforter Zwischentöne 2022 lautet „Sehn sucht und Verwandlung" und wird von 1. bis 30. November eine breitgefä cherte Interpretation erfahren. Musikalische Größen aus nah und fern treten dabei miteinander wie auch mit namhaften Persönlichkeiten aus Kunst, The ater und Literatur, Wissenschaft und Medien in einen kreativen Prozess und Dialog. Atmosphärisch bereichert werden die Darbietungen auch heuer wieder durch die gewählten Veranstaltungsorte – vom Dom St. Nikolaus über das fürs Festival speziell gestaltete Alte Hallenbad bis hin zur neuen Stella Vorarlberg Privatuniversität für Musik in Feldkirch. Zudem wird ins Kunsthaus Bregenz, in die Kulturbühne AMBACH in Götzis sowie an Küchentische in ganz Vor arlberg geladen. Seit Beginn der Montforter Zwischentöne bietet das Festival mit dem „Salon Paula“ die Gelegenheit der Begegnung mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten in den eigenen vier Wänden. Interessierte können etwa den Architekten und Städteplaner Ulli Grassmann (3. November), Alexandra Fö derl-Schmid (5. November), den Mönch Pater Martin Werlen (8. November), Marino Formenti (8. November), die Gamben-Virtuosin Romina Lischka (11. November), Ariadne von Schirach (12. November) sowie den Violinisten Flori an Willeitner (21. November) zu sich nach Hause einladen. Potenzielle Gastgeber können sich bis 16. Okto ber unter www.montforterzwischen toene.at/programm/ bewerben.
Schachecke
1...Dxe5 2.Txh6 Mit diesem Gegenschlag ver sucht Weiß einen Königsangriff einzuleiten. 2...Se4+! [Ein notwendiges Zwischenschach, um die Wirkung des Läufers einzuschränken. 2...Sd3+! verfolgt das gleiche Ziel.] 3.Ke2 [Auf 3.Lxe4 Dxe4 4.Txe6 bringt 4...Dc2+ oder 4...Lc8 die Entscheidung.] 3...Df5! [Nach 3...Dd6? nimmt der weiße Königsangriff mit 4.Tah1! doch noch Fahrt auf.] 4.Dxf5 Sxg3+ 5.Kf2 Sxf5 Schwarz hat eine Mehrfigur und steht klar auf Gewinn. Durch eine Unachtsamkeit der Nachzie henden im weiteren Partieverlauf erreichte Weiß auf wundersame Weise noch ein Remis.
1.g4+! [Auch nach der weniger genauen Par tiefortsetzung 1.Td5?! Sg6 2.Txf5+ (2.g4+! ist noch stärker) 2...Kh6 3.g4! Kh7 4.Th5+ Kg8 5.Dxg6+ Kf8 6.Th7 hat Weiß eine Gewinnstellung.] 1...Kxg4 [Noch schneller wird Schwarz nach 1...fxg4 2.Td5+ Se5 3.Dg5# matt gesetzt.] 2.Dxf5+ Kxh4 3.Kg2! Der präziseste Zug. Die Mattdrohung 4.Th1# kann nur noch „künstlich“ hinausgezögert werden.
1...Dxf3! Dieses Damenopfer ist die einzige
Möglichkeit für Schwarz, entscheidenden Vorteil zu erlangen. 2.gxf3 Txd2 3.Dxd2 [Die beste Ver teidigung bestand in der Fortsetzung 3.Ted1 Lxf2+ 4.Kg2 Le3+ 5.Le2, obwohl auch dann Schwarz nach 5...T8d4! auf Gewinn stehen sollte. Allerdings ist die Realisierung um einiges schwieriger als in der Partie und die entstehenden Varianten sind ziemlich umfangreich und kompliziert.] 3...Txd2 4.Te2 Td4!
Die zwei schwarzen Leichtfiguren sind in dieser Stellung bedeutend stärker als der weiße Turm. Der Anziehende steht hoffnungslos.
Rechenrätsel
Für Anfänger = 7, Für Fortgeschrittene = 78, Für Genies = 176
Die Zeit nach der Geburt ist für viele Mütter und junge Familien nicht einfach und wird oft stark unterschätzt. Um hier Unterstüt zung zu leisten, hat Linda Hintner (30) einen Lieferservice mit schmackhaften Wochenbettspeisen ins Leben gerufen. Von Wien aus liefert die gebürtige Vorarlbergerin liebevoll zusammengestellte Esspakete nach ganz Österreich und ins benachbarte Ausland. Über ihre Beweggründe, die Bedeutung von gutem Essen rund um die Geburt und magische Momente in ihrem Leben erzählte die Jung unternehmerin der marie.
Text: Brigitta Soraperra, Fotos: Ifeta Ibracevic
„Wenn ich auf dieser Welt etwas verändern will, dann ist die Geburt jener Bereich, wo ich anset zen muss.“
LindaHintner ist in Bludenz geboren, in Feldkirch aufgewachsen und besuchte nach der Pflichtschule die Tourismusschule in Bludenz. Weil sie sich nach der Matura nicht im Gastgewerbe sah, ging sie zunächst ein Jahr auf Reisen. „Das war das prägende Jahr“, sagt sie, „mir wurde klar, dass ich nicht nur arbeiten und Geld verdienen, sondern einen positiven Beitrag für die Welt leisten möchte.“ In diesem Jahr lebte sie länge re Zeit auf den Bahamas in einem Ashram (Meditationszentum), um Yoga zu praktizieren. Der Ort interessierte sie auch deshalb, weil ihre Eltern dorthin die Hochzeitsreise unternommen hatten. Yoga hatte Linda Hintner schon während ihrer Schulzeit praktiziert, doch dies hier war anders. „Es war ein spirituelles Yoga, das kannte ich davor so nicht. Es hat mich zu einem tiefen inneren Frieden geführt."
Nach ihrer Rückkehr begann sie ein Germanistikstudium in Wien, weil sie das Schreiben liebt und Dialekte sie faszinieren. „Das wollte ich erforschen.“ Das Stu dium deckte aber nur Teile ihrer Interessensbereiche ab, sagt die heute 30-Jährige: „Ich wusste von Anfang an, mein Weg geht woanders hin.“ Sie entdeckte schon früh die Cranio-Sacral-Therapie, eine alternativmedizinische Behandlungsform für vielfältige Beschwerden, bei der durch sanfte Berührungen die Energieflüsse zwi schen Kopf (lat. Cranium) und Kreuzbein (lat. Sacrum) gefördert werden. Linda Hintner durchlief die dreijährige Ausbildung parallel zum Studium und finanzierte sie sich mittels Gelegenheitsjobs in den Semesterferien selbst. Zudem unterbrach sie das Studium zwischendurch für ein Semester, um zurück auf den Bahamas die Yogalehrer:innenausbildung zu absolvieren. Dabei kam es zum entscheidenden Wendepunkt.
„Unser Lehrer und unsere Lehrerin waren ein Paar aus Kolumbien, das dort Yoga mit Menschen praktiziert, die ausgegrenzt sind“, erzählt die junge Frau, „also zum Beispiel mit Menschen im Gefängnis und auch mit Frauen, die nach einer Verge waltigung schwanger waren.“ Als sie gehört habe, dass diese Frauen mithilfe von Yoga das erste Mal eine positive Verbindung zu ihrem ungeborenen Kind spüren konnten, sei das für sie eine Schlüsselerkenntnis gewesen: „Wenn ich auf dieser Welt
etwas verändern will, dann ist die Geburt jener Bereich, wo ich anset zen muss.“ Zu diesem Zeitpunkt habe sie aber noch nicht gewusst, wie sie das umsetzen könnte. Über eine Kollegin in der Cranio-Sacral-Aus bildung, die auch als Doula arbeitete, erfuhr sie nach ihrer Rückkehr von der damals einzigen Doula-Ausbildung in Österreich, einem in der Steiermark angebotenen Training zur „nichtmedizinischen Geburtsbe gleiterin“. „Das hat sich für mich auf Anhieb richtig angefühlt“, erzählt Linda Hintner.
Hebamme zu werden, sei für sie keine Option gewesen. „Ich schätze Hebammen sehr und ihre Arbeit ist so wichtig, aber das Medizinische ist einfach nicht meins, sondern viel mehr, für Frauen auf emotiona ler Ebene da zu sein und sie in sich zu stärken.“ Sie liebe es, Frauen und Paare rund um die Geburt zu begleiten und den Frauen zu zeigen, „was für eine Kraft sie haben und sie darin zu unterstützen, sodass sie Vertrauen in ihren Köper gewinnen“. Nach Abschluss des Germanis tik-Studiums kehrte die junge Akademikerin zurück nach Vorarlberg, arbeitete Teilzeit im Bildungsmanagement und als Doula. „Die Aufträ ge kamen wie von selbst, ich begleitete einige Frauen auch zur Geburt ins Spital und unterstützte sie im Wochenbett.“ Daneben bot sie auch traditionelle Rituale und Feste in der Schwangerschaft an. „Bei uns kennt man zwar Baby-Partys, aber Rituale zu Ehren der Frauen und Übergangsfeste von der Frauen- zur Mutterrolle sind genauso wichtig", erklärt Linda Hintner. „Außerdem helfen sie, ein Netzwerk von unter stützenden Frauen zu schaffen.“
Als sie in der Coronazeit eine Weiterbildung zur Wochenbett-Doula absolvierte, sei die Idee mit dem Lieferservice entstanden. „Mir wurde bewusst, wie wichtig gutes und stärkendes Essen im Wochenbett ist“, er zählt die Jungunternehmerin. „Gleichzeitig habe ich erlebt, wie schwierig es für viele Frauen ist, im Wochenbett Hilfe anzunehmen. Es ging ihnen körperlich und emotional nicht gut, aber sie wollten partout keine Hilfe.“
So habe sie sich überlegt, wie sie diese Frauen trotzdem erreichen kön ne, welches niederschwellige Angebot sie kreieren könne, um sie zu un terstützen. „Essen bestellen ist mittlerweile etwas Normales, das braucht nicht so viel Überwindung, und es macht aber einen riesen Unterschied, ob man gutes Essen hat oder nicht.“ So habe sie angefangen, an der Idee zu feilen. Zudem war sie – der Liebe wegen – wieder nach Wien gezogen und ins Gründer-Programm des AMS aufgenommen worden.
Linda Hintner, geb. 1992, ist studierte Germa nistin, ausgebildete Cranio-Sacral-Therapeutin und Doula. Ihr als Einpersonenunternehmen umgesetzter Esslieferservice fürs Wochenbett „Mamas Nest“ beinhaltet verschiedene Zu sammenstellungen, Größen und Pakete, die junge Mütter und Familien auch mehrere Tage versorgen. Die Inhalte sind zwei Monate halt bar und können auch als Geschenkpakete ver schickt werden. www.mamasnest.at
Das bisschen mehr Nach einem Jahr Planen, Organisieren und Ausprobieren ist „Mamas Nest“ im Juni dieses Jahres gestartet. Linda Hintner hat so ziem lich alles selbst gemacht, den Businessplan, die Gestaltung von Logo und Homepage, sie hat sich in eine Gastroküche eingemietet, die Rezepte – großteils ausgehend von TCM und Ayurveda – in Abstimmung mit den Le bensmittelbestimmungen ausgetüftelt und die Kooperationen mit Lieferant:innen und einer innovativen, auf Nachhaltigkeit spezi alisierten Verpackungsfirma aufgegleist. Mit Rat und Tat zur Seite stand ihr dabei stets ihr Partner, der aus dem Verkaufsbereich kommt. „Für mich war von Anfang an wichtig, dass es nicht nur Pakete mit gutem Essen sind, son dern dass da noch ein bisschen mehr drin ist“, verrät Linda Hintner, „und zwar die Doula Energie, die Zuneigung, einfach das, was man in dieser besonderen Lebensphase braucht an Unterstützung. Es soll ein liebevolles Paket sein, sodass sich jede Frau im Wochenbett ge nährt, gestärkt und geborgen fühlt.“
In Vorarlberg ist mit der IG Geburtskultur a-z eine engagierte Interessensgemeinschaft tätig, die sich seit sechs Jahren für die Stärkung der Geburtshilfe und für ein Geburtshaus in Vorarlberg einsetzt. Als im Sommer dieses Jahres in unmittelbarer Krankenhausnähe in Feldkirch eine Immobilie zum Verkauf steht, packt man die Chance beim Schopf. Das „Haus Amme Marie“ wird geboren – ein Konzept für eine autonome Hebammenpraxis mit Gebärmöglichkeit und zahlreichen Zusatzangeboten rund um die Geburt. Mit Hilfe einer Genossenschaft soll die alte Architektenvilla erworben und adaptiert werden. Obwohl sich Dutzende Menschen melden, um Anteilsschei ne zu erwerben, muss das Vorhaben auf Eis gelegt werden – vorerst zumindest, zu hoch der Kapitalbedarf. Doch eines hat die Initiative mehr denn je aufgezeigt: Viele Menschen würden sich ein Geburts haus in Vorarlberg wünschen. Einige der Stimmen, die sich dafür stark machen, dürfen wir hier publizieren.
Text: Simone Fürnschuß-HoferIch bin Yogalehrerin und Beckenboden trainerin, selbst Mama von zwei Kin dern und arbeite viel mit Schwangeren und Neugeborenen. Die Teilnehmerin nen in meinen Kursen berichten mir im mer wieder von ihrer Angst in Bezug auf den Ort der Geburt. Es herrscht sehr viel Verunsicherung, wenn es darum geht, wo das Kind zur Welt kommen soll. Alle suchen nach einem Ort, an dem sie sich aufgehoben, ernstgenommen und gut betreut fühlen. Ein hebammengeleitetes Geburtshaus wäre in meinen Augen so ein Ort.
Nina Flatz (30), www.yoganina.at, Nüziders
Baby- und Frauengesundheit sollten im Gesundheitswesen oberste Priorität ha ben. Die ersten Momente sind die prä gendsten für das ganze Leben. Wenn sie optimal unterstützt werden, ist das volkswirtschaftlich Sinn stiftend und gesellschaftlich verantwortlich. Selbst bestimmte und demokratische Möglich keiten wie die freie Wahl des Geburtsor tes sollten einkommensunabhängig für jede Familie möglich sein. Meines Er achtens kann Vorarlberg nur gewinnen, wenn es – ergänzend zum Vorhandenen – wieder mindestens ein Geburtshaus, bessere Kassentarife für freie Hebam men und ein Beleghebammensystem im Krankenhaus gibt.
Birke Baumann (41), Kulturwissen schaftlerin, Initiatorin der Elternlobby Vorarlberg, Dornbirn
Neben den zahlreichen bestehenden Angeboten unterschiedlichster Träger in Vorarlberg für junge Familien bildet ein Geburtshaus eine Möglichkeit, werden de Eltern in ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen. Das Geburtshaus steht für mich für einen selbstbestimmten, acht samen und natürlichen Umgang mit den Themen Schwangerschaft und Geburt und würde das Land Vorarlberg berei chern!
Melanie Latzer, BA (38), Lebens- und Sozialberaterin, Feldkirch
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„Das Geburtshaus ist ein Ort, an dem Frauen selbstbestimmt, in Wärme und Sicherheit, ihre Kinder gebären können. Es stellt keine Konkurrenz zur Klinik dar, sondern eine ergänzende Alternative.“
Geburtskultur a-z (www.geburtskultur.com)
Ich habe eine zweijährige Tochter und als ich mich entscheiden musste, wie ich entbinden möchte, wäre ein Entbin dungshaus mein Wunsch gewesen. Wir hatten schlussendlich auch eine tolle Lö sung und eine wunderbare Geburt, aber dennoch wäre es wunderschön gewesen, nicht in einem Krankenhaus zu entbin den. Ich hab‘ dann immer gesagt, sollte ein zweites Wunder kommen, bis dann gibt es ein Geburtshaus.
Ein Geburtshaus als Wahlmöglichkeit fehlt in Vorarlberg. So ein Haus böte einen schützenden, sicheren Ort für alle Frauen und ihre Familien, die sich in dieser ganz besonderen Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt und Still zeit eine Alternative und mehr Eigenver antwortlichkeit wünschen.
Ulli Laine-Valentini (57), Unternehmens beraterin, Bürgerschaftliches Engagement für Bildung und Kinderschutz, Fußach
Isabelle Müller (28), Freiraumplanerin, Altach
In meiner Arbeit begleite ich viele Frau en. Ich weiß, wie wichtig es für Frauen ist, aus eigener Kraft gebären zu können, wie der Körper und Geist dadurch rei fen für die natürlichen Vorgänge... Ein Geburtshaus kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.
Claudia Koch (54), TCM Ernährungsbe raterin, Feldkirch
Als Doula begleite ich sowohl durch die Schwangerschaft, als auch zur Geburt und nicht zu vergessen durch die Zeit im Wochenbett! Zwar nicht in medizinischer Hinsicht, wie ich es als diplomierte Krankenpflegerin mache, sondern vor allem auf emotionaler Ebene.
Die Frauen/Paare melden sich schon sehr früh bei mir. Viele sind verunsichert, weil sie Geburtsgeschichten kennen, die leider alles an dere als schön und vertrauensbringend sind. Dabei spielen oft über griffige Handlungen und überarbeitetes Personal eine Rolle. Die Frauen, die ich begleite, haben vor allem auch vor dem Alleinesein sehr große Angst (wenn zu wenig Personal und zu viele Gebärende gleichzeitig). Zudem ist es für manche von ihnen schwierig, in ei nem so intimen Moment, wie es die Geburt ist, von einer fremden Person begleitet zu werden und gegebenenfalls auch Dienstwechsel mitzumachen. Angst ist aber der größte Feind der natürlichen Ge burt, bei der es vor allem um „sich öffnen“, „vertrauen“, „bei sich sein“ geht. Daher arbeite ich mit ihnen daran, dass sie mit Selbst vertrauen und guten Gedanken zur Geburt gehen können. Bei der Nachbesprechung im Wochenbett wird mir immer wieder klar, wie verloren viele junge Eltern auch nach der Geburt sind.
Ich plädiere deshalb für eine wohl umsorgte, gut strukturierte Einrichtung, die sich in all diesen verletzlichen Phasen um Familien kümmert und gleichzeitig auch das Krankenhaus entlastet. Gebären muss selbstbestimmt sein, es muss Wahlmöglichkei ten geben, wo und wie eine Frau gebären will. Es gibt viele Frauen, für die eine Klinik der sicherste Ort ist. Es gibt aber auch Frauen, die diesen Ort nicht wählen möchten für ihre Geburt und die Gründe dafür sind vielfältig. Ein Geburtshaus sehe ich als einen idealen Ort, um Familien eine freie Wahl zu eröffnen und sie bedürfnisorientiert zu begleiten. So ergän zen sich Klinik und Geburtshaus und eine professionelle Arbeit Hand in Hand ist möglich.“
Die Jugend-Weltmeisterschaften der Kategorien U14, U16 und U18 wurden vom 6. bis 16. September 2022 in Rumäni en ausgetragen. In der Hafenstadt Constanța am Schwarzen Meer, mit rund 270.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt des Landes, ging es für die insgesamt 620 TeilnehmerInnen um Medaillen und natürlich um das Kräftemessen auf höchstem internationalen Niveau.
In den sechs Wettbewerben wurden jeweils elf Runden nach dem sogenannten Schweizer System gespielt. Indien war die einzige Nation, welche zwei Goldmedaillen gewann. Kein Zufall, wie die vor wenigen Wochen zu Ende gegangen Schacholympiade bereits gezeigt hat. Indien ist auf dem bes ten Weg, eine Großmacht im Schachsport zu werden.
Andrea Maria Orsolic (BIH)
Elena Wolf (Dornbirn)
Jugend-WM MU16, Constanța 2022
Für Österreich waren 13 SpielerInnen am Start und wie für eine Weltmeisterschaft üblich hingen die Trauben sehr hoch. Nur der Wiener FM Laurenz Borrmann erreichte eine vor dere Platzierung. Mit beachtlichen 7,5 Punkten landete er auf den ausgezeichneten 11. Rang in der Kategorie U16.
Aus Vorarlberger Sicht war die Teilnahme von Elena Wolf (Dornbirn) und Benjamin Kienböck (Hohenems) an dieser Weltmeisterschaft sehr erfreulich, doch war für beide punk temäßig noch Luft nach oben. Dessen ungeachtet war dieses Turnier für sie ein tolles Erlebnis und eine wichtige Erfahrung für ihre weitere Schachkarriere. Und nun bringen wir drei Kombinationen aus dieser Jugend-WM und wünschen Ihnen viel Spaß beim Lösen dieser Schachaufgaben.
Benjamin Kienböck (Hohenems) Aleksander Xhembulla (Albanien)
Jugend-WM U16, Constanța 2022
Mihnea-Constantin Costescu (Rumänien)
Benjamin Kienböck (Hohenems)
Jugend-WM U16, Constanța 2022
Mit
Schwarz am Zug?
Knusprige Knödel auf heißem Kraut
Knusper-Knödel:
• 500 g Brotwürfel (am liebsten nehme ich Laugenbrot)
• 20 g Butter
• 50 g Speck
• 1 Zwiebel
• 3 Eier
• 300 ml Milch
• Salz, Pfeffer, Muskat, Majoran
• 1 TL Maisstärke
• etwas Öl zum Anbraten und etwas gerissenen Kren zum Anrichten
Knusper-Knödel:
Heißes Kraut:
• 500 g Weißkraut
• 1 Zwiebel
• 1 Knoblauchzehe
• 20 g Butter
• 1 TL Zucker
• 1 TL Kümmel
• 50 ml Weißwein
• 50 ml Suppe (bei mir war es kräftige Hühnersuppe)
• 1 EL Zitronensaft
• Salz und Pfeffer
Brotwürfel in einer beschichteten Pfanne ohne Fett in Etappen leicht anrösten. Milch wärmen. Eier aufschlagen und verquirlen, in einer Schüssel mit Gewürzen, Maisstärke und Milch mischen. Butter in der Pfanne zerlassen, gewürfelte Zwiebel und Speck anrösten und in die Brotmischung rühren. Nach einigen Minuten mit befeuchteten Händen Knödel formen. Entweder bei 100° und 100% Feuchtigkeit im Dampfgarer auf einem gelochten, eingeölten Blech 15 Minuten garen. Oder Salzwasser aufkochen, Hitze reduzieren und Knödel im Wasser 12-15 Minuten leise köcheln lassen. Knödel etwas abkühlen lassen, in der Mitte auseinanderschneiden und in etwas Öl knusprig braten.
Heißes Kraut:
Krautkopf waschen und vierteln, Strunk entfernen und Kraut in Streifen schneiden. Ebenso die Zwiebel. Butter in einem hohen Topf erhitzen, Kraut und Zwiebel an braten, gehackten Knoblauch, Kümmel und Zucker dazugeben, durchrühren, mit Wein und Suppe ablöschen und eine halbe Stunde köcheln lassen. Immer wieder durchrühren. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken, auf einen Teller set zen, mit gebratenen Knödeln anrichten und mit Kren garnieren.
Streetfood ist sprichwörtlich in aller Munde. Jeder scheint sie neuerdings heiß zu lieben, die Imbisse aus den Foodtrucks. Auf meinem Nachtkäst chen lag zuletzt sogar ein Buch über die riesige Streetfood-Szene New Yorks. Vor jedem Einschlafen studierte ich ein Rezept. Glücklicherweise schlossen sich die Augen, ehe der Magen zu knurren beginnen konnte. Merke: Ein Kochbuch auf dem Nachtkästchen wirkt mitunter besser als Baldriantee.
Natürlich kochte ich mich dann auch kreuz und quer durch das Buch: Im Sommer gab es scharfe Eiernudeln aus Asien, südamerikanische Süßkartof fel-Pommes oder Falafel aus dem ara bischen Raum. Doch im Herbst zieht es mich zurück in die kulinarische Hei mat. Dort wird mir jedes Jahr die Vor liebe für die österreichische Küche mit ihren Einflüssen aus Böhmen, Ungarn oder Italien bewusst.
Besäße ich selbst einen Foodtruck, stünden knusprige Knödel und frisch gekochtes Weißkraut auf meiner Karte.
Ich kenne im Herbst kaum eine wohlige re Kombination. Dass Fleisch dabei nur in homöopathischen Dosen enthalten ist, entspricht dem Trend der Fleischre duktion, den ich bereitwillig unterstüt ze. Selbst eine winzige Menge gebrate ner Speckwürfel reicht locker aus, um Knödel und Kraut geschmacklich zu krönen.
Die Künstler/innen Ernst Molden, Ursula Strauss und Maria Petrova haben sich für das Album „Oame Söö“ (Arme Seele) mit dem progressiven Südtiroler Volksmusi ker Herbert Pixner zusammengetan. Das klingt so, wie die österreichische Küche schmeckt – gut gewürzt und zusammen gesetzt aus vielen Heimaten.
Weitere Rezeptgeschichten und Musik tipps finden Sie auf www.probelokal.com.
Experten zufolge sind bis zu 20 Prozent der Men schen hochsensibel. Nicht selten wird Hochsensibilität auf den Aspekt der Emotionali tät reduziert und skeptisch beäugt. Wo Unwissenheit, da Vorurteile, wo Vorurteile, da Missverständnisse. Oder zumindest Befangenheit. Als diplomier te Fachpädagogin für Hochsensibilität ist Andrea Latzer, 49, Anlaufstelle für viele Fami lien und Institutionen und wird nicht müde, für eine potenzialorientierte Haltung einzutreten.
Text: Simone Fürnschuß-Hofer
Foto: shutterstock, Johannes Latzer
Praxis in Klaus hat Andrea Latzer, Fachpädagogin für Hochsensibilität, auf den Namen „Lagom“ getauft. „Lagom“ kommt aus dem Schwedischen und bedeutet „genau richtig, so wie es ist“. Das Wetter, das nicht zu heiß und nicht zu kalt ist, das Menü, das nicht zu viel und nicht zu wenig ist, eine Aufgabe, bei der Aufwand und Ergebnis übereinstimmen: Das alles kann „lagom“ sein. Gerade richtig, passend, in guter Balance. „Richtig zu sein“ wird Menschen, die aus der Norm fallen, meist abgesprochen. Hochsensiblen Men schen zum Beispiel. Aufgrund besonderer Eigenschaften ihres Nervensystems nehmen sie mehr und intensiver wahr als an dere und entwickeln daraus – idealerweise – besondere Kom petenzen. Oft bekommen sie allerdings signalisiert, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Weil es ihnen im Bus zu stickig, am Marktplatz zu laut, beim Dinner mit Freunden zu spannungs geladen ist. Oder sie zweifeln selbst an sich, fühlen sich fremd, nicht zugehörig und versuchen, die ständige Reizüberflutung und den Anpassungsdruck über Notstrategien zu kompensie ren. In Form von Wutanfällen oder sozialem Rückzug füh ren diese mitunter zu falschen Schlüssen: zum Beispiel nicht belastbar zu sein, ständig Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu wollen oder sich seltsam zu benehmen. Umso wichtiger ist die Erkenntnis, dass Hochsensibilität weder eine Störung noch eine Krankheit ist, sondern eine Veranlagung. Ein Persönlichkeits merkmal. Und auch ein Potenzial, das auf Entfaltung drängt.
„Die Reize, die auf den Thalamus – der Sammelstelle für Sinneseindrücke in unserem Gehirn – einprasseln, sind bei ei nem hochsensiblen Menschen vergleichbar mit dem Brausen aufsatz einer Gießkanne, bei dem die Anzahl an Löchern ver doppelt wurde. Nahezu ungefiltert strömen die Reize herein“, so Andrea Latzer, die sich in ihrer Praxis auf die Hochsensibilität von Kindern spezialisiert hat. Hochsensible Menschen haben die Fähigkeit, diese Reize zu verarbeiten, aber sie brauchen da
„WENN DER MENSCH ERST EINEN NEGATIVSTEMPEL HAT ODER SICH VERSTELLEN MUSS, KANN ER, EGAL WELCHES POTENZIAL
für mehr Raum, Zeit und Energie. Und somit auch mehr Regeneration. Das als Geschenk zu erkennen und als Eltern wie auch Pädagog:innen eine potenzialorientierte Haltung dazu zu entwickeln, das sei das Um und Auf. Und diese Haltung nicht selten bereits wichtigster Teil der Lösung.
Andrea Latzer ist Mutter dreier erwachsener Söhne, Sozialpädagogin, Dipl. Jugend- und Erziehungsbe raterin und Dipl. Fachpädagogin für Hochsen sibilität (Ausbildung am Bildungsinstitut für Sozialpädagogik in Stams sowie am Bil dungsinstitut für Potentialpädagogik Tina Pichler, Wien)
Leistungsangebot: Regelmäßige, moderierte Aus tauschrunden, Begleitung von Eltern und Pädagog:innen (Kin dergarten, Schule), Informati on und Vortragsarbeit
Einer ihrer drei – inzwischen erwachsenen – Söhne hat Andrea Latzer in seiner Kindergarten-Zeit ein Geständnis gemacht, das ihr die Augen öffnete: „Mama, ich bin anders, aber ich tu so, als ob.“ Die gelernte Sozial pädagogin war alarmiert und handelte schnurstracks: „So tun, als ob? Das geht gar nicht. Und so ging ich auf die Suche, was ihm denn das Gefühl gibt, anders zu sein. Was für ihn den Unterschied zum Rest der Gruppe ausmacht.“ Natürlich kamen die Antworten nicht von heute auf morgen, aber bald erkannte sie, dass ihr Sohn mehr wahrnimmt als andere: „Wenn ich mit ihm am Bach war, hat er immer schon mehr gesehen und gero chen als ich, er fand es geradzu paradiesisch dort.“ Andrea Latzer lacht: „Herrlich war das!“ Mit dem Eintritt in den Kindergarten wurde er sich allerdings seines Andersseins bewusst, der Stress begann. Und damit für Andrea Latzer eine schlussendlich inspirierende Reise. Ihrem praktischen Erfahrungsschatz hat sie inzwischen eine ein schlägige Ausbildung dazugestellt und bietet in ihrer Praxis regelmäßige Austauschrunden und 1:1-Begleitung für Eltern und Pädagog:in nen an. Mit den Kindern direkt würde sie nur arbeiten, wenn diese explizit den Wunsch dazu äußern. Das Kind soll erst gar nicht das Gefühl bekommen, dass an ihm herumgedoktert wer den muss. Viel eher soll das Umfeld ermutigt werden, Normen zu hinterfragen bzw. sich in Gelassenheit zu üben. „Mütter und Väter wis sen meist genau, was das Kind braucht. Mitun ter sagen sie mir, dass sie sich selbst im Kind wiedererkennen und ihnen beispielsweise die von ihm eingeforderten Ruhepausen und Re generationszeiten willkommen wären, sie aber gelernt haben, im System zu funktionieren.“
Kontakt: latzer.andrea@gmx.at, lagom-begleitung.at, T 0664 91 37 757
Fehldiagnosen durch Unwissenheit Obwohl der Begriff der „Hochsensitivität“ ei gentlich stimmiger wäre, hat sich im allgemei nen Sprachgebrauch die „Hochsensibilität“ durchgesetzt und meint dabei die emotionale Ebene genauso wie die intellektuelle, psycho motorische, imaginäre und sensorische (siehe Infokasten). Wird Hochsensibilität als solche mit all ihren Talenten und Herausforderungen nicht erkannt, kann es zu Verhaltensstrategi en kommen, die mitunter gar zu Fehldiagno sen verleiten. Andrea Latzer veranschaulicht: „Nehmen wir ein hochsensibles Kind im Kin dergarten, das den Trubel nur schwer erträgt. Ihm ist schnell alles viel zu laut, das Licht zu grell, das Käsebrot vom Sitznachbarn zu inten siv, das Anziehen der Matschhose eine einzige Folter, aber das Kind sieht vor allem, dass >>
„MAMA, ICH BIN ANDERS, ABER ICH TU SO, ALS OB.“
Mittendrin in V
alle anderen rundum prächtig funktionieren. Es zweifelt an sich, fühlt sich einsam, vielleicht reagiert es mit Verweige rung, Rückzug oder Zorn.“ Dabei würden meist minimale Schritte reichen, die Situation aufzufangen und zu verwan deln. In den letzten zehn Jahren habe das Thema Gott sei Dank Fahrt aufgenommen und damit auch ihre Vortragstä tigkeit, sagt die Fachpädagogin, die sich über jede Einladung in eine Bildungseinrichtung freut. Nie gehe es darum, hoch sensiblen Kindern eine Sonderstellung zu geben. Nichts läge ihr – und den Betroffenen – ferner. Kein Tamtam, keine Watte-Verpackung. Viel eher gelte das, was Andrea Latzer als gute Umgebungsbedingungen für hochsensible Kinder einfordert, im Grunde für alle Kinder: ein warmes Will kommensgefühl, sinnvolle Regeln, Ehrlichkeit, Offenheit für kritische Fragen, Großzügigkeit im Herzen. Andrea Lat zer: „Wenn der Mensch erst einen Negativstempel hat oder sich verstellen muss, kann er, egal, welches Potenzial er mit bringt, daraus nicht mehr schöpfen, und wird so eine Rolle kreieren, die weder fürs System noch für ihn selbst hilfreich ist. Nur, wenn der Mensch gesehen und ernst genommen wird, kann er sein Potenzial zum Erblühen bringen.“
Fünf Bereiche erhöhter Sensitivität
(nach Kazimierz Dabrowski, polnischer Psychiater, 1902 - 1980)
\\ Erhöhte sensorische Sensitivität im Bereich aller fünf Sinne: starke Reaktionen auf Materialien, Licht, Geräusche, Gerüche und Düfte, ...
\\ Erhöhte intellektuelle Sensitivität: Neugierde, Fokus siert-Sein, Beobachtungsgabe, Problemlösungskompe tenz, ...
\\ Erhöhte imaginäre Sensitivität: hohe Vorstellungskraft, Tagträumerei, imaginäre Spielfreunde, Vermengung von Fiktion und Realität, ...
\\ Erhöhte emotionale Sensitivität: intensive Gefühlwelt, Mitgefühl, Überreaktionen, Gerechtigkeitssinn, ...
\\ Erhöhte psychomotorische Sensitivität: Bewegungs drang, Begeisterungsfähigkeit, erhöhter Energielevel,...
Für vertiefende Informationen siehe auch www.hochsensibel.org
Hirschgraben
Büttels
Sie haben Probleme, Fragen, suchen Orientierung und wünschen sich ein klärendes Gespräch?
Die regionalen Sozialberatungs stellen des ifs sind zentrale Anlaufstellen für alle Menschen in Vorarlberg, die psychosoziale Probleme oder Fragen zur Existenzsicherung haben. Wir widmen uns Ihren konkreten, aber auch den noch unklaren Anliegen, bieten Unterstützung bei der Klärung sowie Beratung. Wir helfen Ihnen in Krisensituationen.
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ifs Sozialberatungsstellen Öffnungszeiten Bludenz, Bregenz, Dornbirn, Feldkirch Mo – Fr 8 – 12 | Mo, Di, Do 13 – 17 Uhr | Mi 13 – 19 Freitagnachmittag nach Vereinbarung Dornbirn Kirchgasse 4b Tel. 05 1755-530
Bludenz Innovationszentrum Klarenbrunnstr. 12 Tel. 05 1755-560
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Hohenems Mo – Fr 8 – 12 Uhr F.-M.-Felder-Str. 6 Tel. 05 1755-540
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Julia Weratschnig (40) ist die erste hauptamtliche Astrono min im Haus der Natur Salz burg. Im Interview erzählt die gebürtige Vorarlbergerin und studierte Astrophysike rin über ihre Faszination zum Weltraum, ihren Alltag als As tronomin, ihre Einstellung zu UFOs und Aliens, ihren Bei trag zu Mars-Missionen und warum das Weltall für sie das Große vom Ganzen ist.
Frau Weratschnig, wie sind Sie zur Astronomie gekommen?
Ich kann mich an keinen konkreten Auslöser erinnern, aber die Sterne und der Nachthimmel haben mich seit jeher fas ziniert, schon als ganz kleines Kind habe ich das toll gefun den. Ich war immer voller Begeisterung für die Natur und die Technik, habe Science Fiction Filme geschaut und wollte eine Zeit lang auch Astronautin werden. Weil das als Österreiche rin aber gar nicht so einfach ist, bin ich auf die Astronomie gekommen – ich wollte möglichst alles über das Universum lernen, was es zu lernen gibt. Mit fünfzehn Jahren war es für mich fix, dass ich Astronomin werden möchte. Das habe ich zielstrebig verfolgt, mich in die Naturwissenschaften vertieft und bereits meine Fachbereichsarbeit zur Matura über Astro nomie geschrieben.
Wie hat Ihr Umfeld auf diesen Berufswunsch reagiert? Ich habe großartige Freundinnen gehabt, die das verstanden und unterstützt haben. Eine meiner besten Freundinnen hat mit mir dann auch Physik studiert, wir haben uns da gegen seitig bestärkt und miteinander zur Wissenschaft gefunden. Beim Astronomieclub der Vorarlberger Amateur-Astrono men waren wir mit fünfzehn die beiden jüngsten Mitglieder, der Nächstjüngste war dann schon über dreißig, von uns aus gesehen waren das alte Leute. Aber wir hatten Riesenspaß dabei. Manchmal denke ich mir, in einem anderen Umfeld wären diese „nerdigen“ Sachen vielleicht nicht so gut ange kommen.
Hatten Sie konkrete Vorbilder? Nicht wirklich. Meine Oma hat mich immer inspiriert, sie war eine sehr belesene Frau und hat viel gewusst, das hat mich beeindruckt. Als Kind habe ich die Universum-Doku mentationen geliebt und es waren am ehesten Wissenschaft ler:innen wie Jane Goodall, die mich in ihren Bann gezogen haben. Als das Interesse für die Astronomie schon da war, habe ich begonnen, mich mit den großen Physikern zu be schäftigen. Aber auch die Crew vom Raumschiff Enterprise in den Star Trek Filmen war durchaus eine Inspiration!
Sie haben Ihren Traum realisiert – und er führte Sie nach Salz burg! Wie kam es dazu?
Ich bin nach der Matura nach Innsbruck zum Physikstudi um gegangen und habe mich auf Astrophysik spezialisiert. In diesem Bereich bin ich seither fast durchgehend beschäftigt. Nach Salzburg bin ich 2019 gekommen, da wurde erstmals im Haus der Natur eine hauptberufliche Stelle für Astrono mie geschaffen. Seit 2018 gibt es ja die tolle Sternwarte am Haunsberg und dadurch ist das Interesse an der Astronomie größer geworden und der Bedarf für eine solche Position ent standen.
Wie kann man sich den Alltag einer Astronomin im Haus der Natur vorstellen?
Es fängt an mit der Organisation und Koordination der Stern warte. Da arbeite ich mit der Arbeitsgemeinschaft Astrono mie zusammen, das sind Ehrenamtliche, die Amateur-As tronomie betreiben und verschiedene Forschungsbereiche abdecken. Wir haben Programme für Schulen entwickelt, seit April geht es wirklich rund mit zwei bis drei Führungen pro
Woche. Zudem gibt es auch wissenschaftliche Kooperatio nen, wo andere Sternwarten zu uns zum Austausch kommen. Darüber hinaus bieten wir internationale Seminare und Fort bildungen für Fachleute an. Ich darf als Astronomin überall meine Finger ein bisschen drin haben und mitarbeiten. So füllt sich der Tag ziemlich schnell!
Was macht Ihnen dabei besonders Spaß?
Was ich am liebsten mache, nämlich Astronomie und über Astronomie zu reden, lässt sich bei den Schulführungen per fekt kombinieren. Ich kann viele Themen aufgreifen und so herunterbrechen, dass es auch ein Volksschulkind versteht. Jeden letzten Donnerstag im Monat haben wir außerdem den Jugend-Astro-Abend der „Albedo“ Jugendgruppe. Da gibt es theoretische Inputs und Beobachtungen auf der Sternwarte. Das sind sehr begabte und interessierte junge Leute, mit de nen es viel Spaß macht zu arbeiten.
Was muss man als Astronomin oder Astronom können, welche Begabung sollte man mitbringen?
Wichtig ist aus meiner Sicht mathematisches Verständnis, denn hinter der Astrophysik steckt ganz viel Mathematik. Davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Leider wird in der Schule und im Elternhaus oft Angst vor Mathematik geschürt, diese Angst muss man den Kindern nehmen! Für mich sind schwierige mathematische Probleme wie Rätsel – und vor einem Kreuzworträtsel fürchte ich mich ja auch nicht. Auch die ganze Bandbreite der Physik findet sich in der Astronomie. Will ich einen Stern erforschen, brauche ich die Quantenphysik zum Verstehen der Kernfusion und die allgemeine Relativitätstheorie zur Berechnung von Planeten bahnen. Jemand, der sagt, ich mag Astronomie, aber Physik und Mathe finde ich blöd, wird dabei keine Freude haben.
Mit welchen Vorstellungen und Fragen kommen die Kinder in Ihre Führungen?
Volksschulkinder stellen meistens die schwierigsten Fragen – nämlich genau die, auf die die Physik zum Teil noch gar keine Antwort hat. Sie wollen zum Beispiel wissen, warum der Saturn Ringe hat. Das ist eine super Frage, weil man nicht sagen kann, ob diese kleinen Steinchen, die den Ring bilden, von einem zerbrochenen Mond stammen oder ob sich da anderes Material gesammelt hat. Was fast alle Kinder fragen, ist: „Wie ist das mit den Schwarzen Löchern? Gibt es Aliens?
Gibt es Leben außerhalb der Erde?“ Kinder sind die heraus forderndsten Besucher:innen, weil man mit ihnen die besten Diskussionen führen kann.
Erleben Sie da unterschiedliches Interesse bei Burschen und Mädchen?
Nein, das Interesse ist bei beiden vorhanden. Aber wie in allen technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen sind Astronomie und Raumfahrt männlich dominiert. Wenn Mädchen sich dafür interessieren, aber immer nur männliche Rollenvorbilder sehen, glauben sie automatisch, das ist nur etwas für Buben. Da kommt schon immer wieder die Frage: „Glauben Sie, ich könnte Wissenschaftlerin werden?“ Meine Antwort darauf ist: „Natürlich! Mathe und Physik kommen vom Hirn und nicht von irgendwelchen Geschlechts- >>
Das Bild wurde auf der VEGA-Sternwarte Haus der Natur aufgenommen und zeigt die Galaxie
7331.
Rochus
(ARGE Astronomie)
„Glauben Sie, ich könnte Wissenschaftlerin werden?“
Meine Antwort darauf ist: „Natürlich! Mathe und Physik kommen vom Hirn und nicht von irgendwelchen Geschlechtsorganen.“
in V
organen.“ Deswegen achte ich in meiner Wortwahl darauf und spreche von der as tronautischen statt der bemannten Raumfahrt. Und ich bringe sehr gern weibliche Vorbilder.
Welche gibt es da zum Beispiel?
Ein persönliches Vorbild von mir ist die italienische Astronautin Samantha Cristo foretti, die ungefähr gleich alt ist wie ich. Es gibt auch genug Beispiele, wo weibliche Astronominnen zum Beispiel in der Spektroskopie die gesamte Forschungsarbeit gemacht haben. Irgendein Professor hat dann seinen Namen daruntergesetzt und nach ihm ist das Schema benannt. Oder nehmen wir Cecilia Payne, die als erste draufgekommen ist, dass Sterne hauptsächlich aus Wasserstoff bestehen. Ihr Pro fessor hat das heruntergespielt und es drei Jahre später selber veröffentlicht. Genau so wie Jocelyn Bell Burnell, die als erste einen Neutronenstern entdeckt hat – den Ruhm hat aber ihr Doktorvater eingeheimst. Inzwischen kennt man die Geschich ten wenigstens und es ist wichtig, dass man sie vor den Vorhang holt.
Woher kommt die Faszination der Menschheit für das Weltall?
Die Tatsache, dass sich bei uns auf der Erde Leben entwickelt hat, ist an sich schon unglaublich. Aber umgekehrt: Wenn es einmal wo geklappt hat, ist bei der Größe unseres Universums die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch woanders funktioniert hat. Man vermutet ja, dass es auf dem Mars in der Vergangenheit lebensfreund liche Bedingungen gegeben haben könnte. Die spannende Frage ist also: Wenn sich Leben unabhängig voneinander auf unterschiedlichen Planeten entwickelt hat, wie lässt sich das mit uns vergleichen? Auf welchen Elementen basieren die Lebewesen?
Und sollte es höhere Lebewesen geben: Welche Sinnesorgane haben sie, gibt es so etwas wie Intelligenz oder Sprache? Und könnten wir Menschen mit ihnen klar kommen?
Werden Sie auch kontaktiert, wenn Leute etwas Ungewöhnliches beobachten?
Ja, manchmal kommen Anrufe von Leuten, die meinen, etwas ganz Komisches am Himmel gesehen zu haben. Venus und Sirius werden oft mit UFOs verwechselt, weil sie erstaunlich hell sind und nah am Horizont stehen. Sirius leuchtet so stark, dass sein Flackern zur Wahrnehmung von verschiedenen Farben führen kann. Das erkläre ich dann und da entwickeln sich sehr nette Gespräche. Einmal hat mich eine Dame angerufen, weil sie von einer ganz hellen Sternschnuppe geweckt wurde –man sagt dazu Feuerball. Wir haben eine Meteoritenkamera auf der Sternwarte, die permanent filmt. Damit konnten wir die Sichtung rekonstruieren und mit Hilfe un seres europaweiten Netzwerks berechnen, dass diese Sternschnuppe in der Steier mark gelandet sein musste. Tatsächlich hat ein Meteoritensammler ein Bruchstück davon gefunden. Die Anruferin war vor kurzem bei uns auf der Sternwarte und ich konnte ihr von dem Fund berichten.
Also gibt es keine UFOs?
Ich glaube nicht, dass es UFOs in dem Sinne gibt, dass bereits Aliens bei uns auf der Erde zu Besuch waren. Die Abstände zwischen den Sternen sind so gewaltig groß, dass kaum Funkkontakt möglich ist – nicht einmal das haben wir bisher geschafft.
Bis zum nächsten Stern braucht das Licht schon vier Jahre und mit konventioneller Raketentechnik würden wir da Hunderttausende von Jahren in fremde Galaxien unterwegs sein. Bis jetzt wurde auch noch kein außerirdisches Leben gefunden. Der allgemeine Konsens ist: Wenn es Aliens gäbe, die interstellare Reisen auf irgendeine Weise ermöglicht haben, dann ist das schon so weit weg von unserem derzeitigen Verständnis, dass wir es gar nicht wahrnehmen würden.
Julia Weratschnigs Tipps zum Eintauchen ins Weltall: Film: Science-Fiction Serie „The Expanse“ Musik: ISS-Kommandant Chris Hadfield singt David Bowie’s „Space Oddity“ live auf der ISS – untermalt mit Bildern aus dem Weltall und adaptiertem Text. Zu finden auf Youtube.
Können wir aus der Beschäftigung mit dem Universum etwas über unseren Planeten lernen, zum Beispiel im Umgang mit der Klimakrise?
Auf jeden Fall! In unserem Sonnensystem haben wir Venus und Mars als Extrem beispiele für den Treibhauseffekt. Auf der Venus ist die Oberflächentemperatur viel höher als am Merkur, obwohl dieser näher an der Sonne ist. Das zeigt, dass nicht der Abstand zur Sonne allein entscheidend ist. Auf der Venus haben eine ganz dichte Atmosphäre mit viel CO₂ und der Treibhauseffekt dazu geführt, dass sich der ganze Planet auf 500 Grad erhitzt hat. Am Mars hingegen ist eine kühle Atmosphäre und kaum ein Treibhauseffekt. Ohne Treibhauseffekt gäbe es auf der Erde eine Tempe ratur von minus 18 Grad Celsius – auch nicht so angenehm für uns. Wir haben Pla neten in unmittelbarer Nachbarschaft, wo wir Modell- und Klimarechnungen ver gleichen können und die Modelle unter anderen Bedingungen anwenden können.
Was ist dabei die wichtigste Erkenntnis?
Die Astronomie ist ein gutes Werkzeug, um zu zeigen, wie klein und wie verletzlich die Erde ist und wie gut wir auf unseren Planeten aufpassen sollten – um unser selbst willen. Auch wenn es wo Aliens gibt, so ist unser Leben hier auf der Erde ein zigartig. Es gibt ja diese wunderbaren Aufnahmen von den Raumsonden, die von der Erde wegfliegen und zurückblicken – die erste davon gibt es von der Apollo 8, der Erdaufgang über dem Mond. Die Astronauten haben damals gesagt: „Das war das Schönste, was wir auf dieser Reise gesehen haben.“ Das ist die wichtigste Er kenntnis: Das Bewusstsein dafür, dass unsere kleine Erde wirklich wertvoll ist und wir sie schützen müssen.
Auch wenn Sie nicht Astronautin geworden sind: Wie leben Sie Ihre Raumfahrt-Pas sion?
Ich bin Mitglied im Österreichischen Weltraumforum, das ist ein interdisziplinäres Netzwerk von Raumfahrtbegeisterten. Wir machen sogenannte analoge Forschun gen für eine astronautische Mars-Mission. Das heißt, wir erproben in mars-ähnli chen Gegenden auf der Erde wie in Wüstengebieten oder auf Gletschern Techni ken und Werkzeuge und entwickeln auch einen eigenen analogen Raumanzug. Da kann man auch als kleine Österreicherin einen Beitrag leisten, und zwar auf den verschiedensten Fachgebieten und mit internationalen Partnern. Da probieren wir total spannende Sachen aus!
Raumfahrt ist also nicht nur Astronomie und Physik? Nein. Es gibt viele Zugangsgebiete zur Raumfahrt – sei es juristisch im Space Law, in der Weltraum-Medizin, in der Astro-Biologie oder auch in der IT und anderen technischen Bereichen. Immer wichtiger wird auch die Psychologie, denn eine der größten Herausforderungen bei langen Raumfahrten ist die mentale Gesundheit und die psychologische Vorbereitung der Besatzung. Wir arbeiten gemeinsam an etwas, was größer ist als die Summe seiner Teile.
Welche Bedeutung hat das Weltall als Großes vom Ganzen für Sie?
Für mich ist die Astronomie das Allumfassende. Ich finde es wunderschön, dass ich mich als kleines Menschlein mit dem Größten, was es gibt, beschäftigen darf. Da Einblick zu gewinnen, ist unheimlich faszinierend und bei spannenden neuen Entdeckungen krieg ich immer eine Gänsehaut.
Die Vega-Sternwarte Haus der Natur am Haunsberg in Salzburg Öffnungszeiten: nur für Führungen geöffnet und abhängig von der Jahreszeit –Oktober bis März: 20 Uhr; April und September: 21 Uhr; Mai bis August: 22 Uhr Jeden Montag und 2x pro Monat am Mittwoch teleskopische Sternführungen. Online-Anmeldung erforderlich unter: www.hausdernatur.at „Jugend-Astro-Abend“: an jedem letzten Donnerstag im Monat Info und Anmeldung (unbedingt erforderlich): julia.weratschnig@hausdernatur.at bzw. 0662 84 26 53-3321
„Wir arbeiten gemeinsam an etwas, was größer ist als die Summe seiner Teile.“
Während der Leichnam der britischen Königin Elisabeth II. unversehrt bestattet wurde, gibt es bei den Habsburgern in Österreich andere Rituale: Dem bzw. der Verstorbenen wird das Herz entnommen und getrennt vom Leichnam an anderen Orten beigesetzt.
Text: Gerhard Thoma, Fotos: ArchivDerletzte Kaiser der Habs burger, Karl I., verstarb 1922 im Exil auf Madei ra. Dort wurde er auch bestattet. Sein Herz befindet sich allerdings im Schweizer Kloster Muri, unweit von Vorarlberg im Kanton Aargau, gemeinsam mit dem Herz seiner Frau Zita. Zitas Leichnam hingegen ruht in der Kapuzinergruft in Wien und ihr Begräbnis im Jahr 1989 gilt als das letzte offizielle imperiale Begräbnis in Österreich. Es wurde live im Fernsehen übertragen. Der Sohn von Karl und Zita, Otto von Habsburg (1912-2011), ruht ebenfalls in der Ka puzinergruft, allerdings wurde sein Herz auf eigenen Wunsch im ungari schen Kloster Pannonhalma bestattet. Otto wurde als Kind von den Mönchen des Klosters erzogen und hatte als Sohn des österreichisch-ungarischen Kaisers eine spezielle Beziehung zu Ungarn. Das Herz von Ottos Gattin Regina von Sachsen-Meiningen (1925-2010) ist im Familiengrab im deutschen Thüringen, ihr Leichnam bei Otto in Wien.
Begründer dieser Tradition soll Fer dinand III. (1608-1657) gewesen sein. Er wollte, dass die Herzen der Habsburger in der Augustinerkirche in Wien auf gebahrt werden. Sein Nachfolger, Fer dinand IV., verehrte die Madonna von Loreto mit ihrem Schrein in der Augus tinerkirche und verfügte, dass sein Herz dort bestattet wird. Die Eingeweide der Toten wurden entnommen, in Seiden tücher gehüllt, in Spiritus eingelegt und die Behältnisse zugelötet. Das Herz als Sitz der Seele erhielt einen besonderen Platz in einer Herzurne. Deshalb befin den sich die Leichname der Habsburger in Särgen in der Kapuzinergruft, ihre Eingeweide in Kupferkesseln in der Krypta des Stephansdoms und die Her
zen in Silbergefäßen im „Herzgrüfterl“ der Augustinerkirche.
Die getrennte Eingeweidebestattung wurde schon lange vor den Habsbur gern praktiziert. Besonders während der Kreuzzüge, als viele Kreuzfahrer fern der Heimat verstarben, war es üblich, Organe zu entnehmen und den Leich nam mit Rotwein auszukochen, um so den langen Rücktransport überstehen zu können. Beispielsweise bei Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ (1122-1190) und dem englischen König Richard Lö wenherz (1157-1199) wurden die Or gane an anderen Orten begraben. Der Habsburger Kaiser Maximilian stirbt 1519 in Wels. Seine Grabstätte befindet sich unter den Altarstufen der St. Ge orgskapelle in Wiener Neustadt. Sein Herz jedoch wird nach Brügge gebracht und im Sarkophag seiner Gattin, Maria von Burgund, beigesetzt – ganz wie er sich das gewünscht hatte. Das Grabmal in der Innsbrucker Hofkirche blieb leer.
Eine große Ausnahme der habsbur gischen Bestattungstradition ist Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916). Mit 18 Jahren wurde er Kaiser, 68 Jahre lang herrschte er über ein Großreich. Ab 5 Uhr früh saß er täglich am Schreib tisch. Las, korrigierte und signierte Ak ten. Absolute Schlichtheit prägte sein Leben: Das Schlafzimmer hatte kein Bad und keine Toilette. Eine Gummi badewanne und ein Nachttopf genüg ten. Seine Mahlzeiten waren klein, dazu trank er kaum mehr als ein Glas Bier. Zum Frühstück gab es Kaffee und eine Semmel. Wenn sein Koch einen schlechten Tag hatte, beklagte er sich nicht: „Sie haben es gut“, sagte er zu ei nem Sitznachbarn, „Sie können in ein gutes Restaurant gehen.“ Als junger Mann ein starker Raucher, beschränkte er sich später auf einige leichte abendli
che Zigarren. Wer beim Kaiser zum Es sen eingeladen war, ging oft hungrig von dannen: Ihre Majestät aß sehr schnell und während er den letzten Bissen hinunterschluckte, hatten die Gäste erst die Hälfte verspeist. Fertig essen verbot die Etikette. Viele kaiserliche Gäste eilten von der Hofburg in die nahegelegenen Restaurants Sacher und Demel und verhalfen ihnen damit zu Bekanntheit. Stress war Franz Joseph fremd. Dafür sorgte ein Tagesablauf mit streng gere gelter Arbeits- und Ruhezeit. Sein Schlaf war ausgezeichnet und war ihm heilig. Als man ihm 1889 mitteilen wollte, dass sein Sohn Rudolph in Mayerling Selbst mord begangen hatte, hieß es warten: Es war 22 Uhr und Ihre Majestät schlief bereits.
Am 18. August 1916 war Franz Joseph 86 Jahre alt geworden. Seit zwei Jahren, nahezu zeitgleich mit Ausbruch des Ers ten Weltkriegs, litt er an einer Bronchi tis, was seinen Arbeitseifer nicht min derte. Anfang November 1916 verlor er deutlich an Kraft und Gewicht. Von Husten gequält, kam er seinen Pflichten nach. Gäste wurden informiert, dass unter dem Schreibtisch des Kaisers ein Alarmknopf ist, der zu drücken sei, falls der Kaiser stürzen sollte – was schon passiert war. Krankenschwestern lehnte er ab: „Meine drei Diener, die dem ge sunden Kaiser treu dienten, sollen auch den kranken betreuen.“ Am 11. No vember steigt das Fieber auf 38,4 Grad. Am 19. November stellen die Ärzte eine Lungenentzündung fest. Franz Joseph sitzt wie gewohnt seit dem frühen Mor gen am Schreibtisch. Am 21. November kommt die Diagnose: hoffnungslos. Der Kaiser empfängt die Kommunion, dann das Thronfolgerpaar Karl und Zita. Am
Nachmittag steigt das Fieber auf 39,5 Grad. Franz Joseph schläft mehrmals am Schreibtisch ein. Um 16 Uhr unter zeichnet er sein letztes Dokument. Die Ärzte fordern, dass er sofort zu Bett ge bracht wird. Franz Joseph protestiert: „Ich habe noch viel zu arbeiten!“ Als er endlich im Bett liegt, fragt sein Leib kammerdiener Ketterl: „Haben Eure Majestät noch Befehle?“ „Morgen früh um halb vier Uhr!“, kommt die Antwort. Etwas später verlangt er zu trinken, aber niemand schafft es, ihm Tee einzuflö ßen. Ketterl hebt daraufhin den Kopf mit dem Polster an: „Warum geht’s denn jetzt?“, sagt der sterbende Kaiser. Kurz darauf verliert er das Bewusstsein, die Atemnot nimmt zu. Er erhält eine Kof fein-Injektion, um das Herz zu stärken. Um 20.30 Uhr kommt der Hofburgpfar rer, um die letzte Ölung zu spenden. Das Sterbezimmer füllt sich mit Menschen:
Totenbett von Kaiser Karl I. Er verstarb 1922 im Exil auf der portugiesi schen Insel Madeira. Der Leichnam wurde dort bestattet, aber sein Herz wurde entnommen und im Kloster Muri im Schweizer Kanton Aargau zur letzten Ruhe gebettet. Nach dem Tod seiner Gattin Zita im Jahr 1989 wurde auch ihr Herz ins Kloster Muri gebracht, wo die beiden Herzen in der Marienkapelle wieder vereint sind. Zitas Leiche wurde neben an deren Habsburgern in der Wiener Kapuzinergruft beigesetzt. Sie waren elf Jahre (1911-1922) verheiratet. Kaiser Karl wurde 2004 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Franz Joseph I., Kaiser von Österreich-Ungarn, im November 1916 auf dem Sterbebett. Im Habsburger Herrscherhaus war und ist es üblich, dass Herz und Eingeweide getrennt vom Leichnam bestattet werden. Allein Franz Joseph widersetzte sich dieser Tradition. Er wurde ohne Organent nahme beigesetzt.
das Thronfolgerpaar, die Tochter Marie Valerie, Erzherzöge, Adjutanten, Ärzte, Diener. Ein alter Brauch, den Tod eines Monarchen zu bezeugen. Um 21 Uhr richtet sich Franz Joseph nach einem Hustenanfall noch einmal auf und sinkt dann zurück. Um 21.05 Uhr stellt sein Leibarzt Dr. Joseph Ritter von Kerzl den Tod fest.
Zur Konservierung der Leiche wer den die beiden großen Halsschlagadern freigelegt und fünf Liter Formalin in den Körper gespritzt. Dann werden die Halswunden vernäht. Mehr passiert nicht: Kaiser Franz Joseph I. hatte mit der Tradition gebrochen, dass Herz und Eingeweide entnommen werden. Sein Leichnam wurde, wie er es gewünscht hatte, komplett in der Kapuzinergruft beigesetzt.
MUSEUM?
Hanno Loewy im Gespräch mit Hetty Berg
Mitmach-Aktion Lebensraumgestaltung
Fr., 14.10.
Infos
Uhr, Kammgarn,
WEBER:
– DER HOMO DIGITALIS UND SEINE
Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch
MAMA MUH UND DIE KRÄHE
ab 5 Jahren
Uhr, Remise, Bludenz MAIXABEL: EINE GESCHICHTE VON LIEBE, ZORN UND HOFFNUNG Leinwandlounge
12.10.
19 Uhr, vorarlberg museum, Bregenz ENERGIE LOUNGE II Regionale Rohstoffe für nachhaltiges Bauen
Mi., 12.10.
20 Uhr, Spielboden, Dornbirn PETER MADSEN AND CIA PLAY SILENT MOVIES
Goddess, Film
13.10.
Vorarlbergmuseum, Bregenz
UND YOGA
Kammgarn,
INGRID
19 Uhr, inatura, Dornbirn GESUNDHEIT AUS GANZHEITLICHER SICHT Vortrag mit Allgemeinmediziner Dr. Matthias Szalay
Do., 13.10.
19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn BETTINA LUDWIG: DIE NATUR DES MENSCHEN UND ANDERE MISSVERSTÄNDNISSE Vortrag/Diskussion
13.10.
inatura, Dornbirn
19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn NELLY & NADINE
Do., 13.10.
20 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn PARADISE LOST Musik
Fr., 14.10.
Uhr, Parkplatz Sonnenkopfbahn, Klösterle
15 Uhr, Remise, Bludenz KINDERROCKKONZERT MIT MATTHÄUS BÄR Konzert
Fr., 14.10.
15 Uhr, Domino's Hus, Frastanz
HERR FUCHS MAG BÜCHER: THEATER FÜR HANDPUPPEN Für Kinder ab 5 Jahren
Fr., 14.10.
19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch
CHRISTOF SPÖRK & DAS GROSSE DON ALBERTO LOVISONORCHESTER: DAHAAM Kabarett
Fr., 14.10.
19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn KOKON Film
Fr., 14.10.
20 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz ONQ FESTIVAL: ONQ VIBES & STRINGS Jazz im Museum
Fr., 14.10. und Sa., 15.10. 20 Uhr, Remise, Bludenz
Fr., 14.10.
20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn LYLIT Konzert
Sa., 15.10.
15 Uhr, inatura, Dornbirn
„Was hat der Drache mit dem Bergsturz zu tun?“ – Geologische Hintergründe zur Verortung Vorarlberger Wandersagen
Sa., 15.10.
19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn
NEUE SPIELRÄUME – ANTI WAR MOVEMENT IN RUSSIA: FIGH
15.10.
19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn DAVID ATTENBOROUGH: A LIFE ON OUR PLANET Film, Gespräch
Sa., 15.10.
20.30 Uhr, Kammgarn, Hard ALEX SUTTER
16.10.
Uhr, Kammgarn, Hard GALOPPA
Di., 18.10.
18.30 Uhr, Rathaus, Bludenz WAS IST TRAUER UND WAS BRAUCHEN MENSCHEN IN DER TRAUER?
im Gespräch
Di., 18.10.
19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn MARLENE ENGELHORN: GELD Vortrag/Diskussion
Di., 18.10.
19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn PHILIPP FUSSENEGGERWERKSCHAU: I AM THE TIGRESS
Mi., 19.10.
19 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn RAVE & MEDITATE
20.10.
18.30 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz MUZEN
20.10.
19.30 Uhr, Jüdisches Museum, Hohenems
JÜDISCHES MUSEUM FÜR ÄGYPTEN
Vortrag und Gespräch mit Iskandar Abdalla (Berlin)
20 Uhr, Bücherei Hohenems AUTORINNEN UND AUTOREN DER SCHREIBWERKSTATT FELDKIRCH E.V. auf »Tour de Vorarlberg«
Do.,
20.30 Uhr, Kammgarn, Hard EVA EISELT: WENN SCHUBLADEN DENKEN KÖNNEN Theater/Kabarett
Fr., 21.10.
17 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz EINE MÄCHTIGE PULSADER, FEURIG UND SIEDEWALLEND
Jahre Eisenbahn in Vorarlberg, Gespräch
Fr., 21.10.
19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn FÜR ALLE, DIE HIER SIND
Ein kämpferisches Manifest für eine Politik, die verbindet. Faika El-Nagashi und Mireille Ngosso sind österreichische Politikerinnen mit unge wöhnlichen Biografien. Vortrag/Diskussion
Fr., 21.10.
19.30 Uhr, Remise, Bludenz MICHAEL KÖHLMEIER Lesung
Sa., 22.10.
10 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn KINDERKONZERT: ALLE WEGE FÜHREN ZUR RITTERBURG Musik
Sa.,
14.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn IFS KINDERSCHUTZTAG Austausch
So.,
17 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch
BÜHNE WEST UND THEATER ZWISCHENTÖNE PRÄSENTIEREN: FÜNF ZU DREI
Ein tragikomisches Stück über Schuld, Verant wortung und Verstrickung von Annette Raschner
Di.,
Treffpunkt: Kunsthaus Bregenz
Mi., 26.10.
10 - 16 Uhr, Langenegg, Mühlhalden40 25 JAHRE ASTY HOLZKUNST Ausstellung
Mi., 26.10.
11 - 16 Uhr, Remise, Bludenz
MARKT DER KULTUREN Fest auf dem Vorplatz
Mi., 26.10.
20:00 Uhr, Filmforum im Metrokino Bregenz
PETITE MAMAN – ALS WIR KINDER WAREN (F, 2021), Filmvorführung mit Gespräch im An schluss (www.filmforum.at)
Mi., 26.10.
20.30 Uhr, Kammgarn, Hard LINDENBERG: MACH DEIN DING Kino
Fr., 28.10.
19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch FÄSCHTA
Kabarett von/mit Markus Lins & Manfred Kräutler
Fr., 28.10.
Uhr, Spielboden, Dornbirn
Sa., 29.10.
17 Uhr, Ritter von Bergmann-Saal, Hittisau
im Frauenmuseum, Konzert
Sa., 29.10.
Uhr, Spielboden, Dornbirn
Uhr, Kunsthaus Bregenz
Berichterstattung über
gemeinnützige Projekte in Vorarlberg.