marie 72/ Juni 2022

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Mittendrin in V

ENCUENTRO — Musikfestival in St. Gerold

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„FÜR MICH IST DIE MUSIK UND DAS SPIRITUELLE UND EMOTIONALE ERLEBEN EIN WESENTLICHER ANKER IN KRISENZEITEN.“

Begegnung, auf Spanisch Encuentro – so lautet der Titel eines neuen Festivals in der Propstei St. Gerold, das der Jazz-Pianist David Helbock gemeinsam mit dem Musiker Khosro Soltani kuratiert. Das internationale Klassik-Jazz Festival soll Begegnung zwischen Musiker*innen, Publikum und Musikstilen fördern und dem spirituellen Raum neue Klänge verleihen. Text: Daniela Egger Foto: Joanna Wizmur

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ür mich ist die Musik und das spirituelle und emotionale Erleben ein wesentlicher Anker in Krisenzeiten. Die Zeiten sind sehr schwierig und es hört nicht auf. Jetzt mit dem Krieg erfahren wir eine weitere Verschärfung“, sagt der 38-jährige David Helbock „ und betont, wie wichtig für ihn und seine Arbeit auch der Zugang zu diesen Ebenen ist. Die Pandemie ist noch nicht vorbei, ihre Auswirkungen waren für den international erfolgreichen Musiker bisher von Entschleunigung im Guten wie im Negativen geprägt. Den ersten Lockdown haben wohl die meisten Menschen in halbwegs stabilen Verhältnissen als Zäsur und Zeit für Besinnung empfunden. Helbock berichtet von seiner ausufernden Reisetätigkeit bis kurz vor dem ersten Lockdown, als er jeden zweiten Tag ein Konzert hatte – eigentlich zu viel, wie er heute sagt. Da seine Frau ebenfalls beruflich viel unterwegs ist, war der Lockdown zu Beginn auch eine wohltuende Möglichkeit, um Zeit miteinander zu verbringen. Musikalisch wurde es aber auch schnell anstrengend, weil die Streaming-Konzerte und die Einschränkungen im Kulturbereich das Leben für Musiker nicht gerade einfach machten. „Zum Glück gab es in Österreich finanzielle Unterstützung für Künstler*innen, das war in anderen Ländern nicht unbedingt gegeben“, berichtet er, der zwischen Wien und Berlin pendelt. David Helbock wuchs in einem Musikerhaushalt in Koblach auf, der Vater besitzt eine große Plattensammlung und war selbst als Musikschullehrer tätig. Davids Wahl für das Klavier wurde beim Tag der offenen Tür an der Musikschule eher emotional getroffen: „Ich glaube, ich habe mich damals weniger für das Klavier entschieden, als vielmehr für die nette Klavierlehrerin. Sie war zum Glück aber sehr offen und zeigte mir von Mozart bis zu den Beatles unterschiedliche Musikstile. Ich bin dann bald ans Jazz-Seminar zu Paul Winter und dann ins Konservatorium gegangen. Danach zog


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