Mittendrin in V
H WIE HUT AB! Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Aber hallo, weit gefehlt. Zumindest, wenn die Motivation stimmt, dann lernt Hans allemal. Sogar das ABC und wenn’s sein muss, auch noch mit 50. Diese Erfahrung macht jedenfalls Anna Kohler. Sie leitet Alphabetisierungs-Kurse an der Volkshochschule Hohenems und bringt zugezogenen Frauen wie Männern Deutsch in Wort und Schrift bei. Vielen von ihnen lernt sie überhaupt das erste Mal das Schreiben.
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Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Fotos: Ursula Dünser
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ut, Hans heißen die wenigsten. Aber Mohammad, Emine, Nuran. Oder Ali, der aus Syrien kommt. Fünf Jahre ist er bereits hier, aber Deutsch hat er nur auf der Straße von Kollegen gelernt. Mehr schlecht als recht, meint er. Er möchte jetzt endlich gehobener sprechen. Nun denn, gehoben sagt er natürlich nicht, sondern: „beim Arzt schön sprechen“. Für ihn hat Sprache viel mit Respekt zu tun und deshalb sitzt er im Kurs von Anna Kohler, die mit ihren 31 Jahren die multinationale Gruppe derart schwungvoll leitet, dass die Lust am Lernen regelrecht spürbar ist im Raum. Hier „malt“ man sich Buchstaben gegenseitig auf den Rücken, es wird Memory gespielt, mit visuellen und auditiven Reizen gearbeitet und Haptisches lässt die Linien und Kurven der deutschen Lettern im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. „Du musst Abwechslung hineinbringen, das ist das A und O“, so die Dornbirnerin, die selbst ein Fremdsprachenstudium absolviert hat, dabei aber nie gedacht hätte, dass sie einmal anderen ihre eigene Muttersprache beibringen würde. In den Beruf als Deutschtrainerin sei sie hineingerutscht. Wie auch ihre Zwillings-
schwester, eine Sprachwissenschaftlerin, die ebenfalls an der Volkshochschule Hohenems gelandet ist. Beide arbeiten sie als zertifizierte Deutschtrainerinnen mit derzeitigem Fokus auf Alpha-Kurse. Konkret nennt sich das: „Alphabetisierung inklusive Werte & Integration“. 160 Unterrichtseinheiten à 50 Minuten, drei Vormittage zu je vier Einheiten pro Woche. Die Nachfrage ist groß. Anna: „Ja, viele haben nach diesem Kurs das Grundgerüst, andere machen den Kurs auch vier-, fünfmal. Je nach Vorerfahrungen und Talent.“ Das sei sowieso immer wieder die größte Herausforderung: Trotz großer Niveauunterschiede allen gerecht zu werden. Je motivierter die Leute, desto leichter ginge der Unterricht von der Hand. Ihre jetzige Gruppe, die wir mit der marie besuchen dürfen, sei da super.
Du Name?
Angefangen hat Anna Kohler mit B1- bzw. B2-Sprachkursen. Auf diesem Niveau werden Sprachkenntnisse vorausgesetzt. Dann kam die Anfrage, Alpha-Kurse zu übernehmen. „Das ist nochmals was ganz anderes, da gilt es erst einen Weg zu finden, dich dem anzunähern. Am ersten Vormittag geht es nur darum, herauszufinden, ob dich jemand versteht. Je mehr Nationalitäten im Raum sind, desto schwieriger ist es, weil sie sich dann auch gegenseitig nichts erklären können.“ Es habe sich bewährt, in ganz langsamem Tempo und in so einfachen, reduzierten Sätzen wie möglich zu sprechen. Und plakativ zu erklären. „Man fuchtelt halt viel rum, das ist schon automatisch in mir drin“, lacht Anna. Und dann würde man sich so Sätze sagen hören wie: „Jetzt nicht schreiben, Worte hören“. Oder: „Z. Immer denken Zitrone.“ Jedes unnötige Wort könne gerade am Anfang des Kurses mehr Verwirrung als Klarheit stiften. Die Trainerin sieht es pragmatisch: „‚Du Name?‘ führt mich am