Südthüringen Kurier für Hildburghausen, Schmalkalden-Meiningen, Sonneberg & Suhl
Juni 2016
2. Jahrgang / Nr. 2
Foto: Migranten/ ©metropolico.org/ http://tinyurl.com/zc8z3nh
Zahl der Flüchtlinge stark zurück gegangen Erste Erfolge bei der Eindämmung der Flüchtlingskrise bestätigen notwendige Maßnahmen Unter dem Eindruck des Zustroms an Einwanderern, der 2015 nach Deutschland kam, hatten sich die Koalitionsparteien bereits im vergangenen November darauf verständigt, neben den sechs Balkan-Staaten, dem Senegal und Ghana auch Algerien, Marokko und Tunesien zu sicheren Herkunftsstaaten zu machen. Ziel war es, entsprechende Asylverfahren zu beschleunigen und die Aufenthaltsdauer von Asylantragsstellern ohne Aussicht auf einen Schutzstatus zu verkürzen. Leider hatte die SPD die Umsetzung dieses Vorhabens vorübergehend ausgebremst, so dass das Gesetz erst im Mai 2016 verabschiedet werden konnte. Gesetzesinitiative mit Signalwirkung Die Erfolge der Initiative sind schon spürbar. In den letzten Monaten sind deutlich weniger Migranten aus Algerien, Marokko und Tunesien nach Deutschland gekommen als bisher. Das geht aus einem Bericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hervor. Die vorgelegten Zahlen belegen einen drastischen Rückgang der Einreisen aus Nordafrika: Im Januar war der Stand noch bei 3356. Im Februar waren es nur noch 599, im März 480. Das BAMF sieht die Gesetzesinitiative der Union zur Einstufung der Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsländer als maßgeblichen Grund für diese Entwicklung. Der Südthürin-
ger Bundestagsabgeordnete Mark Hauptmann unterstreicht ebenfalls die Signalwirkung des Gesetzes: „Die aktuellen Einreisestatistiken zeigen, dass sich CDU und CSU mit ihren Forderungen auf dem richtigen Weg befinden. Wie schon bei der Einstufung der Balkan-Staaten als sichere Herkunftsländer wurde auch mit der Debatte um vereinfachte Abschiebeverfahren für Asylbewerber aus Tunesien, Marokko und Algerien deutlich gemacht: Nur wer wirklich schutzbedürftig ist, hat das Recht auf Asyl in Deutschland. Bei einer Schutzquote von derzeit 0,7 Prozent für Menschen aus dem nordafrikanischen Raum ist klar zu erkennen, dass die Chance auf ein dauerhaftes Bleiberecht für diesen Personenkreis äußerst gering ist“, erklärt Hauptmann. Tatsache ist, dass es in den betreffenden drei Maghreb-Staaten keine asylrelevante Verfolgung gibt. Niemand wird die Lebenssituation in Tunesien oder Marokko mit der in Eritrea oder Syrien vergleichen wollen. Die sinkende Zahl von Flüchtlingen aus Nordafrika ermöglicht es den Mitarbeitern des BAMF, sich auf die tatsächlich schutzbedürftigen Asylbewerber etwa aus Syrien zu konzentrieren und deren Fälle deutlich schneller zu bearbeiten. Dass insgesamt weniger Zuwanderer die Bundesgrenze überschreiten, liegt neben der Gesetzesregelung, die im Mai verabschiedet
wurde, auch daran, dass das EU-Abkommen mit der Türkei Wirkung zeigt. Es kommen weniger Flüchtlinge nach Griechenland. Während in den ersten beiden Monaten dieses Jahres nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen im Durchschnitt noch über 1.900 Migranten pro Tag die griechischen Inseln erreichten, waren es vom 20. März bis 10. April 2016 nur noch durchschnittlich 287.
Mark Hauptmann, MdB, im Plenum des Deutschen Bundestags/ Foto: red.
Dazu hat auch die Entscheidung der Türkei, für die bereits genannten nordafrikanischen Staaten die Visumpflicht einzuführen, beigetragen. So machen sich immer weniger Menschen über die Türkei auf den Weg nach Mit-
teleuropa. Doch auch wenn die Route über die Türkei inzwischen kaum noch eine Option ist, muss auch bedacht werden, dass bei günstigeren Wetterverhältnissen die Aktivitäten der Schlepper im Mittelmeer wieder zunehmen können und dann viele Menschen über die nordafrikanische Küste nach Europa kommen könnten. Der Migrationsdruck aus Nordafrika wird nicht geringer. Vor diesem Hintergrund sieht Bundestagsabgeordneter Mark Hauptmann immer noch großen Handlungsbedarf, was die Sicherung der EU-Außengrenze anbelangt: „Die aktuelle Situation ist trügerisch. Denn auch, wenn es zuletzt weniger illegale Grenzübertritte gab, verfügt die Europäische Union bis zum heutigen Tag über keinen funktionierenden Grenzschutz. So ist es auch dem entschiedenen Handeln des Nicht-EU-Landes Mazedonien zu verdanken, dass die Zahl der illegalen Einreisen abgenommen hat.“ Letztlich zeige die Flüchtlingskrise, wie unvollständig die europäische Integration bislang erfolgt sei. Vor allem hier sieht Hauptmann noch weiteren Handlungsbedarf: „Es geht nicht darum, Europa zu einer Festung auszubauen. Es geht lediglich darum, eine Außengrenze zu schaffen, wie sie für jedes Land und jeden Staat selbstverständlich ist. Es ist kaum nachvollziehbar, dass die EU-Mitgliedstaaten die Hoheit über ihre Sozi-
In dieser Ausgabe:
Neues aus Bund & Land S. 2 Gespräch mit Hermann Gröhe, Bundesministerin für Gesundheit S. 3 Gebietsreform: Verein zur Selbstverwaltung für Thüringen übt Kritik an Rot-RotGrün Vor Ort S. 4 Schmalkalden-Meiningen S. 5 Hildburghausen S. 6 Sonneberg S. 7 Suhl, Zella-Mehlis & Umgebung Verschiedenes S. 8 Europa & die Welt S. 9 Oster-Spendenaktion der JU S. 10 Panorama: Türkei auf Irrfahrt alsysteme, ihre Geldpolitik und ihre Verbraucherschutzstandards weitestgehend abgegeben haben, bisher jedoch nicht einmal ein kleinster gemeinsamer Nenner gefunden werden konnte, was den Schutz der gemeinsamen Außengrenze anbelangt. Hier sind wir stark in Verzug. Hier brauchen wir mehr Europa.“ (red.)
Höchste Erhöhung der Rente seit 23 Jahren Große Koalition ergreift wichtige Maßnahmen für die Sicherung des Rentensystems Berlin – Knapp 21 Millionen Rentner dürfen sich ab Juli dieses Jahres über deutlich höhere Renten freuen. Im Osten Deutschlands steigen die Bezüge um 5,95 Prozent, im Westen um 4,25 Prozent. Es handelt sich um die höchste Rentensteigerung seit 23 Jahren. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr sind die Renten im Westen lediglich um 2,1 Prozent und im Osten um 2,5 Prozent gestiegen. Der Beitrag zur Rentenversicherung liegt dennoch stabil bei 18,7 Prozent. Zusätzlich wurden mit der Aufstockung der Mütterrente und der abschlagsfreien Rente mit 63 Jahren Leistungsverbesserungen eingeführt. Bei der derzeit hitzig geführten Diskussion um die Zukunft der Rente in Deutschland geben diese Fakten Grund zur Zuversicht. Tatsache ist, dass es
der überwiegenden Mehrzahl der Rentner in Deutschland gut geht. Die Zahl jener, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind und Grundsicherung im Alter beziehen, liegt seit Jahren stabil bei lediglich 2,6 Prozent. Altersvorsorge auch für Geringverdiener In den Augen des Südthüringer Bundestagsabgeordneten Mark Hauptmann ist es wichtig, immer wieder zu betonen, dass zu einer finanziellen Absicherung im Alter drei Säulen gehören: die gesetzliche Rente sowie eine private und eine betriebliche Vorsorge. „Gerade bei der privaten Vorsorge hat die Union mit der Riester-Rente, die bezuschusst wird, auch für Geringverdiener die Möglichkeit geschaffen, für das Alter vorzusorgen. Im Bereich der Be-
in kleineren und mittleren Betrieben erreicht werden. Zum Beispiel sollen die Förderwege vereinfacht werden. Zudem wird über eine Vorsorgepflicht diskutiert, um Altersarmut vorzubeugen“, erklärt Hauptmann. Mit der Einigung über die Flexi-Rente will die Große Koalition zudem Frühverrentung vermeiden und Anreize Im Juli 2016 greift die höchste Renten-Erhöhung seit 23 Jahren./ Foto: pixabay zum längeren Verbleib triebsrenten planen CDU und CSU Änderun- im Erwerbsleben erhöhen. Zusätzlich wird gen vorzunehmen, damit dort mehr Menschen das Hinzuverdienstrecht wesentlich verein-
facht. Die Koalition beabsichtigt, durch klare und transparente Information den Menschen zu zeigen, wie sich längeres Arbeiten lohnen kann und welche flexiblen Übergänge möglich sind. Hierfür soll eine transparente Renteninformation, die jeder versteht, bereitgestellt werden. Ein weiterer Punkt: Arbeitgeberbeiträge zur Rentenversicherung bringen derzeit keinen Vorteil für die Beschäftigten. Das wollen Union und SPD ändern und es belohnen, wenn der Arbeitnehmer seinen Beitrag leistet. Hauptmann begrüßt die Einigung innerhalb der Koalition: „Ich plädiere dafür, dass die Flexi-Rente nun schnell umgesetzt wird. Das Konzept verspricht sowohl einen fließenden Übergang in die Rente, als auch einen Anreiz zum längeren Arbeiten.“ (red.)