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„Wir haben Großes vor“ Trotz Corona: FamilienAG Sattler gut gerüstet für 150-Jahr-Jubiläum
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Biogasanlage Atotonilco in Mexiko
Heute ist die familiengeführte Aktiengesellschaft einer der großen Spezial-Textilien-Hersteller in Europa, mit Tochtergesellschaften in den USA, der Schweiz, Italien, Deutschland, Frankreich. 650 Mitarbeiter stehen weltweit auf der Payroll. Sichtbar für den Mann auf der Straße ist Sattler auch indirekt jetzt in der Corona-Krise und Pandemie. Zelte und Hallen für Impfoder Teststraßen kommen von dort.
radition in einer erfolgreichen „Industriellen-Familie“ bringt für nachfolMehr als 20 Millionen gende Generationen Euro sollen in den genügend Herauskommenden Jahren forderungen mit sich, investiert werden. um Wohlstand und „Wir haben Großes Vermögen zumindest vor. Es ist Zeit für abzusichern. Jede neue Maschinen strebt ihren entund Anlagen.“ Nach sprechenden Platz in knapp drei Jahrzehnder Familienchronik ten des stetigen Moan. So ist es auch dernisierens des Maim Hause Tessmarschinenparks – dieser Alexander Tessmar-Pfohl Pfohl, dem heutigen war beim EU-Beitritt Mehrheitseigentümer gekauft worden – sei der Sattler AG mit Hauptsitz in Graz dieser nun auszutauschen. – Alexander Tessmar-Pfohl, 1973 geboren. Lang, lang ist‘s her Begonnen hat alles in der Breitenau bei Mixnitz, wie im bereits 1878 erschienen „Topografisch Statistischen Lexikon von Steiermark“ unter dem Stichwort Breitenau zu lesen ist. Da heißt es unter anderem: „… Hier befindet sich auch ein Armeninstitut von 12 Pfündnern, 1 Chirurg, ferner der Sensenhammer des J. Schaffer und die Marienhütte, derzeit ohne Betrieb. Nächst dem untern Dorfe befindet sich eine dem Gewerken Schaffer gehörige Ziegelbrennerei mit vorzüglichem Fabrikat.“ Und weiters über den Breitenauer Bach: „Während seines Laufes treibt er acht Mühlen, drei Sägen, eine Stanze, eine Dreschma-
schine und zwei Hammerwerke an. In trockenen Jahren verliert er sich eine kurze Strecke im Sande.“ Die TessmarPfohls sind die Nachkommen des Gründers. Alexander Tessmar-Pfohls Vater Werner verstarb 2015 unerwartet im Alter von 70 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter zählte er zu den führenden Firmenlenkern in der Steiermark. Er war auch viele Jahre Präsident der Industriellenvereinigung in der Steiermark und daher maßgeblich an der Umsetzung der Cluster-Vision (z.B. Autocluster, Holzcluster) beteiligt. Nach seinem Tod wechselte Sohn Alexander, damals bereits im DreierVorstand des Unternehmens, in den Aufsichtsrat. Bis zum Frühjahr 2021 führte der Manager Herbert Pfeilstecher – er war 27 Jahre im Unternehmen tätig – mit seiner Kollegin Lisbeth Wilding die Sattler AG von einem Rekordergebnis zum nächsten. Für das Jahr 2020 steht ein Umsatz von 116 Millionen Euro zu Buche. Das Ergebnisplus stieg von 4,3 auf 6,2 Millionen Euro. Bei Sattler ist von Corona nichts zu spüren. Sehr wohl aber die Bedrohung durch Cyberkriminalität. Im Juli 2021 legte ein Hackerangriff das Unternehmen lahm und es kam zu einem tagelangen Ausfall der Produktion. Der Angriff verursachte massive Störungen innerhalb der IT-Infrastruktur. „Weil man auf ein solches Szenario vorbereitet war, konnte sofort eine Taskforce eingerichtet werden“, so Alexander Tessmar-Pfohl. Die Daten
Fakten Sattler AG
und Mailsysteme von Kunden und Geschäftspartnern waren aber so gut geschützt, dass es zu keinem Datenleck kam. Neben der Investitionsseite gibt es aber am Rohstoffsektor schon die nächste Herausforderung: „Die Preissteigerungen sind so massiv, dass wir sie nun auch an unsere Kunden weitergeben müssen. Wir haben nun sogar Monatspreise. Das hatten wir noch nie.“ Derzeit hat die Sattler AG „gewaltige Schwierigkeiten“, an Rohstoffe zu kommen. Lieferanten lassen aus und stellen nur geringe Mengen zur Verfügung. Dennoch sei man mit einem blauen Auge davongekommen, heißt es bei Sattler. Denn im Vorjahr, als viele Unternehmen ihre Lager leerten, habe die Sattler AG ihre Vorräte aufgestockt. „Wir konnten daher sofort liefern“, so Alexander Tessmar-Pfohl. „Doppelt wichtig, weil die Corona-Reiseverbote eines auslösten: Homeund Garden-Produkte waren und sind stark gefragt. Statt Urlaube leisteten sich die Konsumenten neue Gartenmöbel und Markisen. Besonders auch in den USA waren es noch mehr wetterfeste Stoffe für Bootsdecken und Gartenmöbel“, so Tessmar-Pfohl. Für die Amerikaner ist der Garten so etwas wie das zweite Wohnzimmer. Dort können sie bequem und aus sicherer Entfernung Konflikte auf der Welt und in Europa verfolgen.
Tochtergesellschaften:
Deutschland, Italien, Frankreich, USA, Schweiz
Beschäftigte:
650 weltweit, davon 470 in Gössendorf bei Graz
Weberei:
Rudersdorf in Burgenland
Projekte mit Textil-Architektur: Veltins-Arena in Gelsenkirchen, Salzburger Bahnhof, Formel 1-Tribünen in Istanbul, Fußballstadion in Manaus in Brasilien, Biogasspeicher in Mexiko Produktion: Fotos: Sattler AG
„Der Aufsichtsratsvorsitz ist kein Fulltime-Job“, erklärt Alexander Tessmar-Pfohl. Es galt Dinge nach dem Tod seines Vaters zu regeln. Und: „Ich sehe halt meine Funktion in der Leitung des Unternehmens. Dort kann ich wirklich gestalten.“ Die Latte für Alexander TessmarPfohl liegt aber sehr hoch, der am 28. April des Vorjahres von Herbert Pfeilstecher den Vorsitz im ZweierVorstand übernommen hat. Dieser ging in Pension. Natürlich im guten Einvernehmen, aber doch überraschend. Für Außenstehende. Im abgelaufenen Jahr 2021 konnte Sattler eine zweistellige Wachstumsrate schaffen.
Bahnhof Salzburg
rund 20 Millionen m2 Gewebe (Markisen, Stoffe für Gartenmöbel), größter Teil in Fernost