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Lilly Lotterblume
Hal lo meine Lieben!
o sind wir halt, wir Österreicher, mich eingeschlossen.
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SZuerst regen wir uns darüber auf, dass der Winter endlos dauert und jetzt dauert uns die Hitzewelle schon zu lange, ist der Sommer für viele unerträglich geworden. Mir macht er allmählich auch zu schaffen und gern nehme ich meine Schimpfereien zurück, wenn ich mich im Chor mit den anderen über die faulen Griechen, Italiener und Südländer geärgert habe, die erst wieder um 4 Uhr Nachmittag ihre Geschäfte öffnen und weiterarbeiten. Und plötzlich ist mir auch wieder bewusst geworden, welchen Segen wir mit unserem Wasser haben, nachdem es ja wochenlang keines vom Himmel gegeben hat. *
„Des is a Halodri und ein Spitzbua, vor dem musst du dich in Acht nehmen, denn ein solcher wickelt alle um den Finger“, so bezeichnet meine Großmutter sympathische Vertreter der Männerwelt, denen man viel verzeiht, die es aber faustdick hinter den Ohren haben. Finanzminister Karl-Heinz Grasser wär’ für meine Großmutter so ein Schlingel. Die Liste seiner Eskapaden und erlaubten und unerlaubten Seitensprünge in der Politik ist ja wirklich lang. Mein Allerliebster erinnert mich an seine Homepage-Affäre, an seinen Urlaubsflug auf die Malediven, wo er bequem erster Klasse flog, ohne das Ticket dafür bezahlt zu haben und als er sich mit einem Jet seines ehemaligen Arbeitgebers Magna nach Monte Carlo zum Grand Prix bringen ließ usw., usw. Für derartige Annehmlichkeiten wäre jeder Beamte schon längst suspendiert worden. Aber unserem Finanzminister ist offensichtlich alles erlaubt. Milliardär Julius Meinl lud unseren Finanzminister auf seine Luxusjacht an die Adria ein – vor dem Auffliegen des Skandals. Dort traf Karl-Heinz zufällig Flöttl jun. und natürlich wurde kein Wort über Politik, über die BAWAG-Karibik-Geschäfte und andere Unannehmlichkeiten gesprochen. Und auch nicht über den vernichtenden Notenbankbericht, den Grasser kannte und der die BAWAG und Flöttl ganz schlecht aussehen lässt. Dass Flöttl und Julius Meinl befreundet sind und die BAWAG Millionen-Kredite an ihn für Kunstgemälde vergab, wo Flöttl und Meinl gemeinsam Interesse hatten, ist auch ein Zufall. Glauben Sie, dass meine Großmutter recht hat? *
Der 1. Oktober wird für uns nichts zum Lachen bringen, erklärt der Hans aus der steirischen SPÖ-Zentrale in Graz-Eggenberg. Niemand glaubt wirklich noch an einen Wahlerfolg der SPÖ; selbst Alfred Gusenbauer lässt hin und wieder erkennen, dass die Chancen praktisch null sind. Das habe man 1999 auch der ÖVP prophezeit, erinnern die Ewig-Optimisten daran, dass der heutige Kanzler Wolfgang Schüssel damals mit 27 Prozent überhaupt nur Dritter am Wahlabend hinter der triumphal gewinnenden Haider-FPÖ war. Er hat damals auch vorher hoch und heilig versprochen, in die Opposition zu gehen, nach Verhandlungen aber wurde er plötzlich erstmals mit Hilfe der Haider-FPÖ Bundeskanzler. Niemand hätte das in Österreich wirklich für eine realistische Variante gehalten. Aber so ist es in der Politik: Was heute noch völlig absurd erscheint, ist morgen schon paktiert, übermorgen bereits Alltag und überübermorgen wahrscheinlich schon wieder vergessen, so der Hans lebensklug.
Das tut allerdings Jörg Haider nicht, denn er machte sich ja große Hoffnungen auf den Kanzlersessel. Wolfgang Schüssel hat ihm diese Chance bewusst vermasselt, indem er entgegen der Vereinbarung mit Haider, also gegen dessen Willen im Jahre 2002 Nationalratswahlen erzwang und damit den Spaltungsprozess auslöste. Bei der historischen Wahl 99 wählten fast 211.000 Steirer den Jörgl und nur 193.000 Wolfgang Schüssel. Nur zwei Jahre später ein völlig anderes Bild: 340.000 stimmten für Schüssel und nur noch 73.500 für Haider. So gesehen hat der Jörgl noch eine Rechnung mit Wortbrecher Schüssel offen und die will er sicher begleichen, will es der Otto aus der Kartenrunde meines Allerliebsten wissen. *
Begonnen habe die Misere schon in der Glanzzeit von Sturm, erklärte mir unser ältester, ein Sturmknofler, wie ich ja schon einige Male erzählt habe. Damals in der Glanzzeit, als seine Blackies in der Champions League spielten und im Geld schwammen, machte Präsident Hannes Kartnig so manches Drahdiwaberl mit offiziellen und inoffiziellen Vereinbarungen. Die fallen ihm nun gewaltig auf den Kopf, zeigt sich der Sohnemann informiert. Nicht nur der Konkurs drohe, will er wissen, sondern nach einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft soll der Hannes Kartnig und auch seine Privatfirma in einen Finanzskandal verwickelt sein. Es gibt den Vorwurf, dass die Steuer hinterzogen haben, Transfergelder verschwunden wären und massenweise schwarz verkaufte Tickets. Unser Sohn ist auch deswegen auf Kartnig so sauer, weil er immer seine Eintrittskarte bezahlt hat, was ihm nicht leicht gefallen ist, weil er sich öfters bei unserer jüngsten Tochter, sie ist eine Sparmeisterin, dafür einen Kredit nehmen hat müssen. So hat halt jeder seine Probleme. Das war’s dann, tschüss bis zum nächsten Mal