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Den Tod im Gepäck?
Zugvögel und Vogelgrippe
Die Gefahr, dass Zugvögel das Vogelgrippevirus bei uns einschleppen, wird von Fachleuten als sehr gering eingestuft.
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Den Tod im Gepäck?
Nachdem nun beinahe kein Tag mehr vergeht, an dem nicht über Vogelgrippe, H5N1-Viren und Geflügelpest berichtet wird, fragen sich viele immer öfter, welche Gefahr von Zugvögeln in diesem Zusammenhang ausgeht.
Gleich vorneweg, die Gefahr, dass Zugvögel das Vogelgrippevirus bei uns einschleppen, wird von Fachleuten als sehr gering eingestuft. Die Vogelgrippe ist eine Erkrankung, die seit über 100 Jahren bekannt ist. Sie wird durch Influenza-A-Viren verursacht. Diese sind weltweit bei Vögeln verbreitet. Virusträger sind vor allem wilde Wasservögel, also etwa Enten oder Gänse; diese Vögel erkranken aber nicht daran. Werden die zunächst ungefährlichen Erreger auf Hausgeflügel übertragen, kann es bei Subtypen des Virus durch Veränderung des Erbgutes zu einer sprunghaften Steigerung der krankmachenden Eigenschaften kommen, und erst dann kann die Geflügelpest ausbrechen. Der Vogelzug hat bereits im September seinen ersten Höhepunkt erreicht, weil beinahe alle Langstreckenzieher zu dieser Zeit abwandern. Viele Enten und Watvögel sammeln sich in diesem Monat an den Küsten des Wattenmeeres. Im Oktober folgt eine zweite Phase, jetzt wandern vor allem Mittelstrecken- und Kurzstreckenzieher. Und nun treffen auch die ersten mitteleuropäischen Wintergäste ein. Normalerweise bemerkt kaum jemand den Zug von Tausenden, ja von Millionen Vögeln, denn viele davon fliegen nachts, oder sie fliegen so hoch, dass man sie nicht sieht. Hoch oben ist der Luftwiderstand geringer, und die niedrigere Lufttemperatur sorgt auch dafür, dass die Körper durch die Anstrengung nicht überhitzen. Viele Zugvögel fliegen regelmäßig in Höhen von mehreren tausend Metern. Dies hat auch den Vorteil, dass ungünstige Windböen, Sandstürme und andere Gefahren vermieden werden. In China und in der Mongolei hat das veränderte gefährliche Seuchenvirus zu einem Massensterben bei wilden Wasservögeln geführt, doch kranke Tiere dürften kaum in der Lage sein, sehr weit zu fliegen. Östlich vom Ural brütende Vögel ziehen nach Südosten, und Vögel, deren Brutgebiet westlich dieses Gebirgszuges liegt, nach Südwesten. Wegen der Überlappung der Brut- und Rastgebiete ist es zwar nicht auszuschließen, dass der Erreger sich nach Westen ausbreitet, auf den Menschen können Viren aber erst bei engem Kontakt mit erkrankten oder bereits verendeten Tieren übertragen werden. Hauptsächlich durch das Einatmen virushaltiger Staubteilchen oder Tröpfchen. Zu guter Letzt sei noch bemerkt: Fachleute meinen viel mehr, dass das Virus eher per Flugzeug als durch Zugvögel zu uns gelangt.
Dr. Hubert Zeiler, Wildökologe der Steirischen Landesjägerschaft