MEDIZIN ERLEBEN
DAS KÜNSTLICHE SCHULTERGELENK 2.0 DIE INVERSE PROTHESE
Dr. med. Mark Schildknecht Leitender Arzt der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Bielefeld - Rosenhöhe In keinem anderen Bereich der künstlichen Gelenke (Endoprothesen) konnten in den letzten Jahren so viele Fortschritte erzielt werden wie in dem, der künstlichen Schultergelenke. Auch die Anzahl an Eingriffen steigt: Wurden in 2003 noch knapp 3000 künstliche Gelenke eingesetzt, so sind es aktuell rund 25.000 künstliche Gelenke. Die Inverse Prothese Die deutlich steigende Anzahl der künstlichen Gelenkimplantationen an der Schulter ist wesentlich durch das verbesserte Verständnis und die Entwicklung auf dem Gebiet der Inversen Endoprothetik bedingt. Bei diesem künstlichen Gelenk wird das Prinzip des Gelenkes „umgedreht“ - invertiert. Aus der Kugel (Oberarmkopf) wird eine Pfanne (Schulter) und aus der Pfanne wird eine Kugel. Dadurch entsteht gegenüber dem anatomischen Prinzip eine innere Führung des Gelenkes, die nicht auf die volle Funktionsfähigkeit aller vier Sehnen der sogenannten Rotatorenmanschette, die den Oberarmkopf in der Schultergelenkpfanne stabilisiert, angewiesen ist. Dieses Prinzip führt gegenüber dem anatomischen Gelenk verlässlicher zu guten Ergebnissen und es kann zudem ein weitaus breiteres Spektrum von Erkrankungen des Schultergelenks behandelt werden. Bereits 2015 wurden gleichviele Inverse und Anatomische Implantate eingesetzt. Kontinuierlich lässt sich seitdem die Steigerung der Implantationszahlen inzwischen mit einem Übergewicht von knapp 80% für die Inverse Prothetik verfolgen. Inverse Schulterprothesen kommen bei Verschleißerkrankungen des Gelenkes, im Endstadium der Rotatorenmanschettenerkrankung (Defektarthropathie) wie auch in der Behandlung von Oberarmkopfbrüchen und in der Revisionschirurgie zum Einsatz.
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