2 minute read

Wenn jede Minute entscheidet

Bei Herz-Kreislauf-Stillständen oder Lungenversagen muss so schnell wie möglich die Sauerstoffversorgung wiederhergestellt werden. Bleibt eine Reanimation erfolglos, hilft nur noch eine Herz-Lungen-Maschine. Wie bei Michael Musso, dem die Behandlung das Leben rettete. ( bl )

Genau hier liegt die Stärke des ALIVEProjekts, das die Intensivmedizin des Klinikums Nürnberg gemeinsam mit den Johannitern und der DRF Luftrettung ins Leben gerufen hat. Das Team aus Notfall- und Intensivmedizinern sowie Intensivpflegekräften engagiert sich zusätzlich zu den regulären Aufgaben für das Projekt. Das speziell ausgebildete ALIVE-Team fährt oder fliegt in einem Umkreis von 65 km Patienten an, um diese noch vor Ort notzuversorgen. Immer dabei: ein mobiles

Advertisement

ECMO-Gerät (Extrakorporale Membranoxigenierung), das als mobile HerzLungen-Maschine im schlimmsten Fall Kreislauf- und Atemfunktion des Patienten außerhalb des Körpers ersetzen kann.

Lebensrettend in schwierigsten Momenten

Michael Musso, 45, verdankt dieser Initiative sein Leben. Der zweifache Familienvater fühlte sich eines Tages unwohl, er ging in ein Krankenhaus. Diagnose: Herzinfarkt. Eine Behandlung im dortigen Herzkatheter-Labor folgte. Dann spitzte sich alles in kürzester Zeit dramatisch zu: Mussos Herz versagte komplett, die Wiederbelebungsversuche blieben 40 Minuten erfolglos, die Leber riss.

Das herbeigerufene ALIVE-Team war schnell da, schloss das mobile ECMO an und verlegte Musso auf die

Der weitere Krankheitsverlauf bei Michael Musso war in vielerlei Hin- sicht kompliziert. Die Viszeralchirurgen mussten mehrfach den Leberriss operieren, Michael Musso entwickelte einen septischen Schock mit Multiorganversagen. Im Laufe der Behandlung auf der Intensivstation kam auch noch eine sogenannte Critical Illness Polyneuropathie dazu. Diese Erkrankung des peripheren Nervensystems tritt bei ca. 70 Prozent aller Intensivpatienten auf und verursacht schwere Lähmun- gen in den Extremitäten.

Teamwork über viele Abteilungen hinweg

Fast zwei Monate lag der Familienvater auf der Intensivstation, immer wieder hing sein Leben an einem seidenen Fa- den. Die Krankenhausseelsorge beglei- tete die Familie eng. Dass es ihm jetzt wieder deutlich besser geht und er lang- sam wieder anfängt zu arbeiten, verdankt er dem Einsatz des ALIVE-Teams und der umfassenden, interdisziplinä- ren medizinischen Behandlung und Be- treuung. Für seine Therapie arbeiteten beispielsweise Intensivmedizin, Inten- sivpflege, Notfallmedizin, Kardiologie, Herzchirurgie, Neurologie, Viszeralchi- rurgie, Radiologie, Physiotherapie und Anästhesie eng zusammen. Nur wenn, wie im Klinikum Nürnberg, alle Fachbereiche vorhanden sind, sind solche Behandlungen überhaupt möglich.

Auch wenn der Einsatz eines ECMO eine die vergleichsweise geringe Erfolgsquote von 10 bis 20 Prozent nicht unumstritten ist – Michael Musso hat es das Leben gerettet. Er selbst und seine ganze Familie sind dafür jeden Tag aufs Neue dankbar.