«Pharaonischer Grössenwahn» - Abokonzert Kammerorchester Basel | Abendprogramm

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Franco Fagioli Tolomeo

Giulia Semenzato Seleuce

Giuseppina Bridelli Elisa

Christophe Dumaux Alessandro

Riccardo Novaro Araspe

Giovanni Antonini Leitung

Il Giardino Armonico und Kammerorchester Basel

Di 4.6.2024 – 19.00 Uhr

Stadtcasino Basel

www.kammerorchesterbasel.ch |

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Programm 4.6.2024 | Pharaonischer Grössenwahn 2

Programm

Di 4.6.2024 – 19.00 Uhr, Stadtcasino

Basel

Konzerteinführung Hingehört um 18.15 Uhr mit Sigfried Schibli im oberen Foyer

Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)

«Tolomeo, Re d'Egitto», HWV 25 von 1728

1. Akt

2. Akt bis und mit Arie Nr. 14 (Tolomeo): «Se un solo è quel core»

Pause

75'

2. Akt, Fortsetzung ab Rezitativ «Disperato e schernito» 75'

3. Akt

Konzertende ca. 22.00 Uhr

Oper in italienischer Sprache mit deutschem Übertitel.

Konzept: Clemens Birnbaum (Intendant Händel-Festspiele), Koproduktion zwischen den Händel-Festspielen Halle, dem Kammerorchster Basel und Il Giardino Armonico.

Das Kammerorchester Basel ist mit diesem Programm auf Tournee:

25.5.2024 – Amsterdam, Concertgebouw

29.5.2024 – Barcelona, Palau

31.5.2024 – Paris, Théâtre des Champs-Élysées

7.6.2024 – Halle, Georg-Friedrich-Händel-Halle

9.6.2024 – Madrid, Auditorio Nacional de Música

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09–15/09/2024

2. INTERDISZIPLINÄRE BIENNALE

Erasmus’ Werk «Die Klage des Friedens» und seine Wirkung mit Barock-Konzerten, Lesungen, Colloquien, Podiumsdiskussionen, Laboratorien, Führungen und mehr

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Programm 4.6.2024 | Pharaonischer Grössenwahn 4

Besetzung

Franco Fagioli Tolomeo

Giulia Semenzato Seleuce

Giuseppina Bridelli Elisa

Christophe Dumaux Alessandro

Riccardo Novaro Araspe

Giovanni Antonini Leitung

Kammerorchester Basel

Flauto Traverso

Marco Brolli

Blockflöte

Marco Brolli

Priska Comploi

Oboe

Thomas Meraner

Priska Comploi

Fagott

Carles Cristobal Ferran

Letizia Viola

Donna Agrell

Horn

Andrew Hale

Mark Gebhart

Violine 1

Baptiste Lopez *

Stefano Barneschi**

Angelo Calvo**

Eva Miribung

Valentina Giusti

Ayako Matsunaga**

Fabrizio Cipriani**

Tamás Vásárhelyi

Violine 2

Elisa Citterio**

Antonio Viñuales

Mirjam SteymansBrenner

Francesco Colletti**

Nina Candik

Elisabeth Kohler

Anna Maddalena Ghielmi**

Fanny Tschanz

Viola

Ernest Braucher**

Mariana Doughty

Maria Cristina Vasi

Bodo Friedrich

Violoncello

Christoph Dangel

Elena Russo**

Georg Dettweiler

Ekachai Maskulrat

Kontrabass

Stefan Preyer

Peter Pudil

Cembalo

Sergio Ciomei

Cristiano Gaudio

Theorbe

Rosario Conte

*Baptiste Lopez spielt auf einer Violine von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr 1764, die ihm freundlicherweise von zwei grosszügigen Mäzen:innen zur Verfügung gestellt wurde.

**Il Giardino Armonico

Stand 8.5.2024, Änderungen vorbehalten

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Das Programm in Kürze

Die Handlung der Oper «Tolomeo» geht zurück auf historische Ereignisse am ägyptischen Pharaonenhof im ersten Jahrhundert vor Christus. Die Oper spielt auf Zypern. Dorthin hat es die ägyptischen Prinzen Tolomeo und Alessandro verschlagen. Auch Tolomeos Geliebte Seleuce ist dort, nachdem die tyrannische ägyptische Kaiserin Cleopatra sie in die Verbannung geschickt hat. Dass Tolomeo seinen Bruder in der ersten Szene vor dem Ertrinken errettet, ist der tragische Ausgangspunkt einer verwickelten Handlung, denn die Brüder sind Rivalen um die Macht im Pharaonenreich. Am Ende werden sie sich versöhnen, alle Streitigkeiten sind ausgeräumt, und Händels farbenreiche, geschmeidige Musik gibt den schönsten Kommentar dazu.

Hör-Impuls

Die Arie Nr. 10 «Torna sol per un momento» am Ende des ersten Aktes steht in Es-Dur und ist im wiegenden Dreiachteltakt gehalten. Es ist übrigens Tolomeos einzige Arie in einer Dur-Tonart. Prinz Tolomeo, der sich als einfacher Hirte ausgibt, ist gerade aus dem Schlaf erwacht und denkt voller Wehmut an seine Geliebte Seleuce. Händels Musik zeichnet dieses Sehnen im Halbschlaf mit zarten Farben nach. Die Oberstimme der Oboen verschmilzt mit den begleitenden Streichinstrumenten zu einem feingliedrigen Klangkörper.

Zum Hörbeispiel

Neben dem Hörbeispiel ist auch dieses Programmheft über den QR-Code abrufbar.

Programm 4.6.2024 | Pharaonischer Grössenwahn 6

Das Programm in einfacher Sprache

Sie hören heute eine Oper in konzertanter Aufführung. Das heisst, es gibt keine Kostüme, kein Bühnenbild und die

Sänger:innen stehen vorne am Bühnenrand und singen mit Noten.

Diese Personen spielen mit:

Tolomeo, verstossener Sohn von Cleopatra III.

Seleuce, seine Frau

Alessandro, Lieblingssohn von Cleopatra Araspe, skrupelloser König von Zypern

Elisa, seine habgierige Schwester

Die Handlung:

Cleopatra, die Königin von Ägypten, schickt ihren Sohn Tolomeo nach Zypern.

Tolomeo lebt dort als Schäfer Osmin getarnt.

Tolomeo rettet seinen Bruder Alessandro vor dem Ertrinken.

Alessandro soll seinen Bruder töten.

Später rettet Tolomeo auch Seleuce, seine Frau, vor dem sicheren Tod.

Alessandro bereut sein falsches Handeln und will seinem Bruder den Thron in Ägypten überlassen.

Elisa versucht, Tolomeo für sich zu gewinnen, während Araspe

Intrigen spinnt.

Am Ende siegen Liebe und Vergebung über Hass und Rache.

Als Träger des Labels Kultur Inklusiv setzt sich das Kammerorchester Basel für eine inklusive Gesellschaft ein. Ein Text in einfacher Sprache ist Teil davon. www.kulturinklusiv.ch

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Königskinder und Hirtenidyllen

Der Opernbetrieb in London um 1730 unterschied sich wesentlich von dem, was wir heute gewöhnt sind. Die Theater waren nicht staatlich subventioniert oder von einem Fürstenhof getragen, sondern lagen in den Händen privatwirtschaftlicher Unternehmer. Deshalb gab es öfter Konkurse und finanzielle Durststrecken, von denen auch ein grosser Komponist wie Georg Friedrich Händel betroffen war. Für die Inszenierung benutzte man meist vorgefertigte Bühnenbilder, die schon in anderen Stücken ihren Dienst getan hatten, zum Beispiel «Feld mit Tempel» oder «Festsaal».

Händel schrieb seine Oper «Tolomeo, Re d’Egitto» auf einen Text von Nicola Francesco Haym für eine junge Institution, die bereits dem Untergang geweiht war. Die Royal Academy of Music war keine Akademie im heutigen Sinne, sondern eine Aktiengesellschaft, 1719 von Adligen in der Hoffnung auf materiellen Gewinn gegründet. Händel war seit neun Spielzeiten ihr künstlerischer Leiter. Die operative Führung lag in den Händen von Direktoren und diese sollen seinerzeit verschwenderisch agiert haben.

Für diese Institution komponierte Händel in erstaunlich kurzer Zeit zwischen März und 19. April 1728 die Oper «Tolomeo». Seit 1726 war er englischer Staatsbürger und in jeder Hinsicht in London etabliert. Doch dies sollte seine letzte Oper für die Londoner Royal Academy sein, denn sie war in eine finanzielle Schieflage geraten. Es fehlte zunehmend an Unterstützern, und die Konkurrenz schlief nicht. Zudem vernachlässigte Händel die Kontrolle über das Finanzgebaren seiner Direktoren.

Original und Parodie

Am 30. April 1728 fand trotz allem die erste von sieben Aufführungen des «Tolomeo» statt. Es war eine recht erfolgreiche Produktion, die aber den Niedergang dieser Institution nicht aufhalten konnte. Hinzu kam, dass die Gattung der Opera seria mit ihren italienischen Gesangsstars allmählich aus der Mode kam. In jenen Jahren kam als Konkurrenz an einem anderen Londoner Haus die «The Beggar’s Opera» («Bettleroper») von John Gay und Johann Christoph Pepusch heraus,

Georg Friedrich Händel «Tolomeo, Re di Egitto», HWV 25

Besetzung

Querflöte, 2 Blockflöten, 2 Oboen, 3 Fagotte, 2 Hörner, 2 Cembali, Theorbe, Streicher

Uraufführung

30. April 1728 in London im King's Theatre

Dauer Ca. 150’

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eine Parodie auf die italienische Oper, die wir heute noch in der Version von Kurt Weill und Bertolt Brecht als «Dreigroschenoper» kennen. Knackige Balladen traten an die Stelle langatmiger Koloratur-Arien. Eine besorgte Londoner Opernliebhaberin schrieb damals an ihre Schwester: «Der Geschmack der Stadt ist so verdorben, dass nichts mehr Anklang findet ausser der Burleske. Die Bettleroper triumphiert völlig über die italienische Oper.»

Händels Oper «Tolomeo» aber sollte weiterleben, schliesslich gehörte sie ihm und war nicht an das Schicksal der Royal Academy of Music gebunden. «Tolomeo» wurde 1730 und 1733 noch mehrmals aufgeführt. Immer im King’s Theatre am Haymarket in London und unter der Leitung des Komponisten, aber mit wechselnden Sängerinnen und Sängern. Zu diesen gehörten der Star-Kastrat Francesco Bernardi, genannt Senesino, in der Rolle des ägyptischen Prinzen Tolomeo, die Sopranistin Francesca Cuzzoni als Seleuce sowie die Sopranistin Faustina Bordoni, welche die Elisa verkörperte.

Weitere Rollen sind der zyprische König Araspes, die einzige Basspartie, sowie Alessandro, der jüngere Bruder und Begünstigter der Königin. Diese Partie wurde 1728, in der ersten

Faustina Bordoni und Senesino auf der Bühne, Karikatur von Anton Maria Zanetti (Venedig 1729). Bildnachweis: Wikimedia commons.

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Aufführungsserie, von einem Altisten gesungen, in den Jahren danach aber von der Altistin Francesca Bertolli. Zwischen den beiden Sängerinnen Bordoni und Cuzzoni – sie waren beide damals 30 Jahre jung – soll es einen wahren «Divenkrieg» gegeben haben. Händel versuchte, einen offenen Streit auf der Bühne, wie es ihn bei einer anderen Oper gegeben hatte, zu vermeiden: Er schenkte beiden Sängerinnen gleich viele Arien. Starrummel ist kein Phänomen des 20. und 21. Jahrhunderts und öffentlich ausgetragene Rivalitäten zwischen Primadonnen gab es schon vor dreihundert Jahren. Im 18. Jahrhundert besassen Sänger:innen wie eben Senesino oder die Sopranistin Francesca Cuzzoni viel Macht. Diese italienischen Goldkehlen trieben die Gagen munter in die Höhe und setzten die Theaterleitungen unter Druck. So weiss man heute, dass Sängerinnen und Sänger von diesem Bekanntheitsgrad in London bis zu 1'600 englische Pfund pro Spielzeit verdienten. Zum Vergleich: Ein Orchestermusiker kam vielleicht auf 50 oder 60 Pfund.

Der Prinz wird zum Schäfer

Verändert hat sich nicht nur der Opernbetrieb, sondern auch der Geschmack der Opernbesucherinnen und -besucher. Verwechslungen, Verkleidungen, Verstellungen, Täuschungen, wie sie in der Barockoper üblich waren, wirkten wohl schon um 1730 für viele Menschen veraltet. Das gilt auch für Händels «Tolomeo».

Was gegen Ende des Barockzeitalters ebenfalls aus der Mode kam, waren Naturschilderungen. An ihnen ist gerade «Tolomeo» besonders reich. Da gibt es zu Beginn eine Landschaft am Meer mitsamt Sturmbrausen, dann grüne Landschaften mit Hirtenhütten und einen Wald. Man kann sich denken, dass eine Inszenierung mit solchen Bühnenbildern einst viel Bewunderung und Erstaunen im Publikum auslöste, aber auch ein wenig altmodisch wirkte.

Die dreiaktige Opera seria «Tolomeo» geriet lange Zeit in Vergessenheit, bis sie 1938 in Göttingen wieder aufgeführt wurde. In Halle kam sie 1996 in italienischer Originalsprache unter dem Dirigenten Howard Arman auf die Bühne der Händel-Festspiele. Auch die heutige konzertante Aufführung wird am 7. Juni in Halle bei den Händel-Festspielen gespielt.

Programm 4.6.2024 | Pharaonischer Grössenwahn 10

Gotha, Herzogliches Museum, Oberteil einer Statue der Königin Cleopatra III. Bildnachweis: Wikimedia commons.

Konkurrenz unter Brüdern

Mit Tolomeo ist nicht der griechische Astronom Ptolemäus gemeint, sondern ein Herrscher aus dem Mittelmeer-Raum, ein ägyptischer Pharao, König von Ägypten und Zypern. Auch die grausame Mutter des Tolomeo trägt einen berühmten Namen: Cleopatra. Beide Figuren sind geschichtlich verbürgt; sie lebten rund hundert Jahre vor Christi Geburt in Ägypten.

Cleopatra hat den Thronfolger Tolomeo degradiert und ihren jüngeren Sohn Alessandro an seine Stelle gesetzt. Alessandro, der mit Tolomeo rivalisiert, tritt schon in der ersten Szene der Oper spektakulär in Erscheinung. Tolomeo, der sich eigentlich aus Verzweiflung umbringen will, rettet einen Ertrinkenden aus dem Meer, und das ist ausgerechnet sein Bruder Alessandro – eine paradoxe Ausgangslage, die eine Reihe von Täuschungen und Verwechslungen einleitet.

So begegnet der von Cleopatra verjagte Tolomeo seiner Geliebten Seleuce auf Zypern. Dorthin wurde sie in die Verbannung geschickt. Und dort hält sich auch sein Bruder Alessandro auf. Alessandro verliebt sich in die Prinzessin Elisa, die ihrerseits den Hirten Osmino begehrt und bereit ist, für ihn auf königliche Würden zu verzichten. Gibt es einen stärkeren Beweis für wahre Liebe?

Seleuce, die Gefährtin des Tolomeo, lebt ebenfalls auf Zypern, verkleidet als Schäferin Delia. Sie ahnt noch nicht, dass sich hinter Osmino ihr Partner Tolomeo verbirgt. Dass Seleuce zuerst nicht erkennt, dass der angebliche Schäfer Osmino niemand anderer als ihr Mann Tolomeo ist, ist nicht die einzige Unwahrscheinlichkeit in diesem Fünf-Personen-Drama. König Araspe erkennt in Osmino einen Rivalen und lässt ihn laufen, sofern er Zypern verlässt. Dieser – in Wahrheit Tolomeo – ist durch den Anblick Seleuces verwirrt und zweifelt, ob er wach ist oder im Traum.

Im zweiten Akt sehen wir eine ländliche Gegend mit prächtiger Villa vor uns. Da treffen in der Abendstim-

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mung Elisa und Tolomeo aufeinander. Jetzt gibt sich Tolomeo als ägyptischer Herrscher zu erkennen. Er fürchtet die Wut von Elisas Bruder Araspe. Elisa schliesst mit Alessandro eine Allianz, um dessen Bruder Tolomeo vom Pharaonenthron fernzuhalten. Tolomeo in der Verkleidung als Hirte Osmino versteckt sich im Wald und hofft, dass Seleuce, die für ihn immer noch Delia ist, ihn findet. Doch werden die beiden von Soldaten entdeckt und erwarten die Strafe durch den Tod.

Der dritte Akt spielt in Araspes Palast. Mutter Cleopatra ist inzwischen gestorben, und Araspe rät Alessandro, seinen Rivalen Tolomeo aus dem Weg zu räumen. Jetzt könnte Alessandro den Bruder und Konkurrenten für alle Zeit loswerden – doch entscheidet er sich für den Weg des Friedens. Tolomeo ist noch immer ein Gefangener und ahnt nichts von seiner Rettung. Da er keinen Ausweg sieht und von Elisa unter Druck gesetzt wird, will er sterben. Das gelingt ihm ein zweites Mal in dieser Oper nicht, denn Elisa hat den Giftbecher, den er schon in der Hand hält, heimlich durch ein harmloses Getränk ersetzt.

Das «lieto fine», ein Happy End, ist in einer Barockoper obligatorisch, und so sehen wir am Ende einen versöhnlichen Tolomeo, der allen Widersachern verzeiht. Dem Chor der fünf Stimmen gehören die letzten Worte: «Ganz in Freude verwandelte sich der Schmerz. Als das Geschick noch ganz grausam erschien, hat ein jeder ein gutes Ende herbeigewünscht, und dieser Wandel macht das Herz zufriedener».

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1728

Am 30. April wird «Tolomeo» in London uraufgeführt.

In London wird die erste englischsprachige Enzyklopädie veröffentlicht.

Ludwig XV. gestattet den Franzosen, Wein in Flaschen und nicht mehr in Fässern zu transportieren. So beginnt der Aufstieg des Champagnerhauses Ruinart, das bis heute besteht und als das älteste gilt.

Regina Johanna Bach wird geboren. Sie ist das 13. Kind von Johann Sebastian Bach.

Isaak Iselin wird am 7. März geboren. Er begründete die spekulativ-universalistischen Geschichtsphilosophie im deutschsprachigen Raum und machte Geschichte damit erstmals philosophisch erklärbar. Er gründete ausserdem die bis heute in Basel bestehende GGG.

Was geschah... 13

Das Kammerorchester Basel wird 40!

2024 feiert das Kammerorchester Basel sein 40-jähriges Bestehen. Mit unserer Illustrationsserie begleiten wir das Jubiläum in den Programmheften und dokumentieren wichtige Stationen des Ensembles. Illustriert wird diese Serie von Ursula Knapp, von 2020–2023 Stagemanagerin des Kammerorchester Basel.

Aufregend: Das Kammerorchester Basel fliegt zum ersten Mal zu einem Konzert – nach Lissabon. Dort treten wir mit dem Pianisten Andreas Staier auf, der das Klavierkonzert a-Moll von Robert Schumann spielt.

Programm 4.6.2024 | Pharaonischer Grössenwahn 14
© Ursula Knapp, 2024

Franco Fagioli ist aktuell der führende virtuose Countertenor. Er ist sowohl für sein künstlerisches Können als auch für die Schönheit seiner Stimme, die drei Oktaven umfasst, und seine meisterhafte Technik bekannt und der erste Countertenor, der einen Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon unterzeichnet hat. Zu den jüngsten Höhepunkten zählen die Rollen Nerone in «Agrippina» und Idamante in «Idomeneo» am Royal Opera House, Covent Garden; Andronico Tamerlano am Teatro alla Scala, Mailand; Ruggiero Alcina an der Hamburgischen Staatsoper; Adalgiso in Porporas «Carlo il Calvo» bei den Bayreuther Barockopernfestspielen; Piacere in Händels «Il trionfo del Tempo e del Disinganno» für das Festival d'Aix-en-Provence, die Opéra de Lille und das Theatre de Caen sowie die Titelrolle in Händels «Giulio Cesare» für das Teatro Colón in Buenos Aires und das Opernhaus Zürich. Zuletzt spielte er den Ruggiero Alcina in einer Neuproduktion an der Opéra de Lausanne. Er hat eine Europatournee mit Mozart-Arien unternommen, die er mit dem Kammerorchester Basel aufführte und die kürzlich bei Pentatone veröffentlicht wurde. Zu seinen nächsten Auftritten gehören «Il trionfo del tempo e del disinganno» mit den Berliner Philharmonikern und Polifemo im Theater an der Wien und im Concertgebouw Amsterdam.

Giulia Semenzato ist eine international anerkannte Sopranistin, insbesondere für die Interpretation des Barock- und Mozart-Repertoires. Nachdem sie ihr Studium am Konservatorium B. Marcello in Venedig mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, spezialisierte sie sich auf das Barockrepertoire bei Rosa Dominguez an der Schola Cantorum in Basel. Sie war Carolina in «Matromonio Segreto» bei den Innsbrucker Festwochen (2016), Michael am Theater an der Wien in «Saul» (2018) und Dorinda in «Orlando» (2019) von Händel; Susanna in «Le nozze di Figaro» am Royal Opera House London unter der Leitung von Sir. A. Pappano (2022); bei den Mozartwochen und Salzburger Festspielen (Suor Angelica 2022 und Falstaff 2023). Als raffinierte Interpretin des italienischen Repertoires des 17. und 18. Jahrhunderts sang sie die Rolle der Poppea in Monteverdis «L'Incoronazione di Poppea» an der Opera du Rhin, Venere in «Ercole Amante» an der Opera Comique in Paris, Salome in «San Giovanni Battista» von A. Stradella im Concertgebeuw in Amsterdam; sie hat für die Labels Accent, Arcana, Glossa, Harmonia Mundi, Cpo, Pentatone und ihr erstes Soloalbum «Angelica Diabolica» für Alpha (Outhere) mit dem Kammerorchester Basel aufgenommen.

Biografien
Franco Fagioli © Julian Laidig
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Giulia Semenzato ©Stefano Padoan

Giuseppina Bridelli wurde in Piacenza geboren und ist eine der gefragtesten Interpretinnen des barocken und klassischen Repertoires. Nach dem Abschluss des Konservatoriums ihrer Heimatstadt spezialisierte sie sich am Opernstudio des Teatro Comunale di Bologna und an der Accademia Rossiniana in Pesaro. Mit 21 Jahren debütierte sie in der Rolle der Despina in «Così fan tutte» unter der Leitung von Diego Fasolis. Zu ihren ersten Produktionen gehören: «Idomeneo» (Idamante) in Bologna, Ravenna und Piacenza; «Così fan tutte» (Despina) in Bologna und am Maggio Musicale Fiorentino; Haydns «Il mondo della luna» (Ernesto) in Monte Carlo; Cavallis Elena («Ippolita») beim Festival von Aix-en-Provence, in Lille und Lissabon; Monteverdis «L'Orfeo» (Euridice) in Bremen mit L'Arpeggiata an der Seite von Rolando Villazon. Sie hat zahlreiche Einspielungen vorzuweisen: «Mysterium» von Rota (Decca), «L'Incoronazione di Dario» von Vivaldi (Naïve), «Orfeo» von Rossi (Harmonia Mundi), «Passio secundum Joannem» von Scarlatti (Ricercar), Rossinis «Péchés de vieillesse» (Naxos), Gasparinis «Bajazet», Porpora und Scarlattis Kantaten, Händels «Aci, Galatea e Polifemo» (Glossa), Stradellas «Doriclea» (Arcana). Ihre ersten beiden Soloalben wurden ebenfalls bei Arcana veröffentlicht: «Duel: Porpora and Handel in London» und «Appena chiudo gli occhi» (Kantaten von Scarlatti und Caldara).

Christophe Dumaux ist zweifellos einer der gefragtesten Sänger der Welt. Mit seinen aussergewöhnlichen stimmlichen Fähigkeiten, der Intensität seines Gesangs und seiner einzigartigen Bühnenpräsenz ist der französische Countertenor ein regelmässiger Gast auf den grossen internationalen Opernbühnen.

Christophe Dumaux betrat die Opernszene als Eustazio in Händels «Rinaldo» unter der Leitung von René Jacobs beim Festival de Radio France et Montpellier, einer Produktion, die bei den Innsbrucker Festspielen und an der Staatsoper Berlin wiederaufgenommen und von Harmonia mundi aufgenommen wurde. Seit diesen fulminanten Anfängen hat sich seine Karriere in den besten Musikzentren etabliert: an der Metropolitan in New York, der Opéra in Paris, dem Théâtre des Champs-Élysées, der Wiener Staatsoper, dem Theater an der Wien, der Chicago Opera, den Festivals von Glyndebourne, BBC Proms usw. Zu den Höhepunkten 2023/24 gehören die Titelrolle

Giuseppina Bridelli © Francesco Squeglia
Programm 4.6.2024 | Pharaonischer Grössenwahn 16
Christoph Dumaux © Edouard Brane

in Händels Orlando am Teatro Real in Madrid (Ivor Bolton und Claus Guth); Alessandro in Händels «Tolomeo» auf einer ausgedehnten Tournee mit G. Antonini. Seine Diskographie umfasst eine Aufnahme von Arien aus Bach-Kantaten und Passionen mit dem Ensemble Pulcinella (Ambroisie-Naïve) und Pergolesis Oratorium Septum verbe a Christo mit René Jacobs (Harmonia mundi).

Riccardo Novaro hat sich als Mozart- und Rossini-Interpret international einen Namen gemacht und sang die Titelrolle in «Le nozze di Figaro» am Théâtre des Champs-Élysées und am Teatro Regio Torino sowie «Il Conte Almaviva» in derselben Oper an der Opéra National de Bordeaux, Leporello («Don Giovanni») an der Opéra de Lausanne, Papageno («Die Zauberflöte») am Teatro Massimo di Palermo und beim Beaune Festival, Guglielmo an der Vlaamse Opera und Don Alfonso («Così fan tutte») in Glyndebourne und La Monnaie. Riccardo Novaro, der für seine betörende stimmliche Beweglichkeit und Vielseitigkeit bekannt ist, hat ein breites Repertoire, das so unterschiedliche Komponisten wie Monteverdi, Händel, Donizetti, Verdi, Puccini und Britten beinhaltet. Riccardo hat mit Dirigenten wie G. Antonini, D. Fasolis, B. Campanella, E. Haïm, G. Ferro, I. Fischer, R. Frizza, J. E. Gardiner, D. Gatti, V.Jurowski, R. Jacobs, O. Dantone, F. Biondi, G. Petrou und J. Rhorer zusammengearbeitet. Seine umfangreiche Diskographie umfasst unter anderem Charpentiers «Te Deum» mit Myun-Whun Chung (Deutsche Grammophon); Händels «Floridante» mit Alan Curtis (Deutsche Grammophon Archiv Produktion); Cimarosas «Maestro di Cappella» mit Il Giardino Armonico unter der Leitung von G. Antonini für das Projekt Haydn2032 (Alpha Classics).

Der aus Mailand stammende Giovanni Antonini studierte Musik an der Civica Scuola di Musica seiner Heimatstadt sowie am Centre de musique ancienne in Genf. Er ist Mitgründer des Ensembles Il Giardino Armonico, das er seit 1989 leitet und mit dem er bereits in aller Welt Konzerte gegeben hat. Dabei arbeitete er mit Künstler:innen wie Cecilia Bartoli, Giuliano Carmignola, Isabelle Faust, Sol Gabetta, Patricia Kopatchinskaja, Katia und Marielle Labèque, Viktoria Mullova und Giovanni Sollima zusammen. Mit Il Giardino Armonico hat Antonini zahlreiche CDs mit Instrumentalwerken von Vivaldi, J. S. Bach (Brandenburgische Konzerte), Biber und Locke für Teldec aufgenommen. Bei Alpha Classics (Outhere Music Group) veröffentlichte er verschiedene Alben, darunter

Riccardo Novaro © Cecile Stollini
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Giovanni Antonini © Marco Borggreve

«La Morte della Ragione», mit denen er sein Interesse an der Musik der Renaissance durch Sammlungen von Instrumentalmusik aus dem 16. und 17. Jahrhundert zeigt. Mit dem Kammerorchester Basel hat er alle Beethoven-Sinfonien für Sony Classical aufgenommen.

Das 1985 gegründete Ensemble Il Giardino Armonico hat sich als eines der weltweit führenden Ensembles für historische Instrumente etabliert. Sein Repertoire konzentriert sich auf das 17. und 18. Jahrhundert. Es hat sowohl für Konzerte als auch für Opernproduktionen grosse Anerkennung erhalten. Seit vielen Jahren ist es ein exklusives Ensemble von Teldec Classics, das für die Einspielung von Werken von Vivaldi und anderen Komponisten des 18. Jahrhunderts Auszeichnungen erhielt. Il Giardino Armonico ist Teil des Projekts Haydn2032 für die Einspielung der gesamten Haydn-Sinfonien (Alpha Classics) und einer Reihe von thematischen Konzerten. 2015 wurde «La Passione» mit dem Echo Klassik ausgezeichnet, während «Il Filosofo» von Classica zum «Choc of the year» gekürt wurde. «Solo e Pensoso» wurde 2016 veröffentlicht und «Il Distratto» gewann 2017 den Gramophone Award. «La Roxolana» erschien 2020, «L'Addio» 2021 und wurde mit dem «Choc of the Year» von Classica und dem Diapason d'Or ausgezeichnet. Die Reihe wird durch «Die Schöpfung» bereichert, die 2020 mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks veröffentlicht wurde.

Das Kammerorchester Basel ist fest in Basel verankert – mit den beiden Abonnementsreihen im Stadtcasino Basel sowie in dem eigenen Proben- und Aufführungsort Don Bosco Basel. Weltweit und mit mehr als 60 Konzerten pro Saison ist das Kammerorchester Basel auf Tourneen unterwegs. Die ausführliche

Biografie lesen Sie auf unserer Website, scannen Sie diesen QR-Code:

Il Giardino Armonico © Alberto Panzani
Programm 4.6.2024 | Pharaonischer Grössenwahn 18
Kammerorchester Basel © Matthias Müller

Nächste Konzerte

Fr 30.8.2024 – 19.30 Uhr, Stadtcasino

Basel

Abokonzert: FEMMES EXCEPTIONNELLES

Mit Werken von F. Hensel, L. v. Beethoven, E. Mayer

Hélène Grimaud Klavier

Julia Schröder Violine und Leitung

Fr 27.9.2024 – 19.30 Uhr, Stadtcasino

Basel

Abokonzert: BASLER FREUDEN

Mit Werken von A. Honegger, P. I. Tschaikowski, H. Winkelman

Antonio Meneses Violoncello

Delyana Lazarova Leitung

Mo 28.10.2024 – 19.30 Uhr, Stadtcasino

Basel

Abokonzert: NEXT

Mit Werken von J. Brahms und F. Mendelssohn Bartholdy

Dmitry Smirnov Violine

Samuel Niederhauser Violoncello

Bertrand Chamayou Klavier

Aurel Dawidiuk Leitung (Brahms)

Philippe Herreweghe Leitung (Mendelssohn)

Fr 8.11.2024 – 20.00 Uhr

Sa 9.11.2024 –16.00 und 20.00 Uhr Don Bosco Basel

Extrakonzert: INSIDE OUT

Mit Werken von J. Adams, J. S. Bach, G. F. Händel, C. Ives, W. A. Mozart, A. Schönberg, I. Strawinsky, C. M. v.Weber u. v. m.

Ein Wochenende zum 40. Geburtstag des Kammerorchester Basel

Mathias Weibel Konzept

Julia Schröder musikalische Leitung

Thom Luz Oeil extérieur

Di 26.11.2024 – 19.30 Uhr, Martinskirche Basel

Abokonzert: MEHR HAYDN

Joseph Haydn: Missa Cellensis in honorem Beatissimae Virginis Maria «Cäcilienmesse» und Sinfonie Nr. 44

Mari Eriksmoen Sopran

Carlo Vistoli Countertenor

Jeremy Ovenden Tenor

Christian Senn Bass

Zürcher Sing-Akademie

René Jacobs Leitung

HORIZONTE 2024/25 Einzelticketverkaufab 15.8.

Wählen Sie Ihre Lieblingskonzerte und buchen Sie Ihre Abos und Tickets : www.kammerorchesterbasel.ch | 061 306 30 44 (Mo, Mi, Do: 10.30 – 12.30 Uhr) oder bei Bider und Tanner

Impressum

Herausgeber Kammerorchester Basel

Direktor Marcel Falk

Redaktion Claudia Dunkel, Sarina Leuenberger

Text Sigfried Schibli

Design Stadtluft

Druck Schwarz auf Weiss

Dieses Programmheft erscheint einmalig zum Abokonzert am 4.6.2024, in einer Auflage von 1'000 Exemplaren. Inhaber von Urheberrechten, die wir nicht ermitteln konnten, werden wegen nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.

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WHAT ARE WE HERE FOR?

Greater chemistry

Greater chemistry is a promise. A promise to ourselves and to the world. To never stand still. To reflect achievements. It’s a promise to strive for a future worth living, for harmonious coexistence, and for greater solutions with a greater impact, Greater chemistry – between people planet. That is our purpose. That is how we are measured.

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