«Unzertrennlich» – Abokonzert Kammerorchester Basel | Abendprogramm

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Kateryna Kasper Aci Sophie Harmsen Galatea Christian Senn Polifemo René Jacobs Leitung Di 23.1.2024 – 19.30 Uhr Don Bosco Basel

www.kammerorchesterbasel.ch

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Wir danken unseren Partnerinnen und Partnern Presenting Sponsor Clariant Foundation Sponsor Novartis Konzertsponsoren EuroAirport Primeo Medienpartner Radio SRF 2 Kulturclub Freunde Freundeskreis Kammerorchester Basel Les amis passionnés Ungenannte Mäzene und Förderer Förderpartner Stiftung Kammerorchester Basel Öffentliche Beiträge Abteilung Kultur Basel-Stadt Herzlichen Dank an die Sulger Stiftung für die Unterstützung der Konzertproduktion «Aci, Galatea e Polifemo».

Gemeinsam mit evaluiert und optimiert das Kammerorchester Basel seinen CO₂-Fussabdruck, um klimafreundlicher zu werden. Wir freuen uns, dass uns der EuroAirport finanziell unterstützt, dieses Projekt durchzuführen.

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Programm 23.1.2024 | Unzertrennlich


Programm

Di 23.1.2024 – 19.30 Uhr, Don Bosco Basel Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) Ouvertüre zu «Agrippina», HWV 6

5'

Georg Friedrich Händel «Aci, Galatea e Polifemo», Serenata a tre, HWV 72

90'

Konzertende ca. 21.15 Uhr Bitte beachten Sie: Das Konzert wird ohne Pause gespielt.

Das Team von Soup&Chill bedient Sie vor dem Konzert mit Getränken. Die Bezahlung erfolgt auf Spendenbasis. Soup&Chill ist eine Wärmestube in Basel, Infos dazu finden Sie hier:

Das Kammerorchester Basel ist mit diesem Programm auf Tournee: 25.1.2024 Theater an der Wien, Museumsquartier

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Ihr Legat – für bewegende Momente voller Musik

Die Stiftung Kammerorchester Basel unterstützt Projekte, die nachhaltig die künstlerische Exzellenz des Kammerorchester Basel sichern. Werden Sie Teil einer Institution, die Ihnen am Herzen liegt und treten Sie als Mäzen oder Mäzenin in die Geschichte des überwiegend privat finanzierten Kammerorchester Basel ein. Ihre Leidenschaft für das Kammerorchester Basel lebt mit einem Legat weiter.

Bei Interesse kontaktieren Sie uns: Stiftung Kammerorchester Basel lic. iur. Pascal Eisner, Mitglied des Stiftungsrats pascal.eisner@advokaturbs.ch oder T 061 272 45 11 Die Stiftung Kammerorchester Basel ist als gemeinnützige Organisation anerkannt und damit steuerbefreit.

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Programm 23.1.2024 | Unzertrennlich


Besetzung

Kateryna Kasper Aci Sophie Harmsen Galatea Christian Senn Polifemo René Jacobs Leitung Kammerorchester Basel Oboe/Blockflöte Susanne Regel

Violine 2

Fagott

Carles Cristobal Ferran

Anna Troxler Regula Schwaar-Niederhauser Valentina Giusti Eva Miribung

Trompete

Viola

Simon Lilly Christian Bruder

Pauke

Pablo Aparicio Escolano

Cembalo/Orgel Giorgio Paronuzzi

Harfe

Mara Galassi

Mariana Doughty Bodo Friedrich Anne-Françoise Guezingar

Violoncello Christoph Dangel Georg Dettweiler

Kontrabass Stefan Preyer

Theorbe Shizuko Noiri

Violine 1

Julia Schröder Tamás Vásárhelyi Elisabeth Kohler Regula Schaer Nina Candik

Stand 3.1.2024, Änderungen vorbehalten 5


Das Programm in Kürze Händel entnimmt Ovids Metamorphosen die Handlung für die Hochzeitsserenade «Aci, Galatea e Polifemo». Sie ist tragisch und scheint wenig passend für solch einen festlichen Anlass. Doch die enthaltene Botschaft ist umso passender: wahre Liebe ist unzertrennlich bis über den Tod hinaus. Auf eine fantastische Art schafft es Händel, die Charaktere, ihre Gedanken und ihr Handeln einzufangen. Sehnsucht, Komik und Verlust werden mit Klangfarbenexperimenten und Affektgegensätzen untermalt, wodurch das unheilvolle Beziehungsdreieck bis heute die Menschen in den Konzertsälen bezaubert. Nicht nur durch die kontrastierenden Stimmungen und die Virtuosität erhält die Serenata mit der Ouvertüre zur Oper «Agrippina» eine musikalisch passende Einleitung. Auch dramaturgisch bereitet die Ouvertüre auf die Geschichte vor, die von Liebe und Tragik erzählt.

Hör-Impuls Polifemos Arie «Fra l’ombre e gl’orrori» (Nr. 12) zeigt Händels Können, die Gefühle der Charaktere durch verschiedene Tonarten und instrumentale Klangfarben auszudrücken. Die über mehrere Oktaven komponierte Gesangstimme erfordert eine grosse Virtuosität des Sängers. Mit der schmachtenden Melodie lässt Händel den Herzschmerz Polifemos deutlich hervortreten. Der gewaltbereite Zyklop stellt enttäuscht fest, dass er wohl nie geliebt werden wird.

Zum Hörbeispiel Neben dem Hörbeispiel ist auch dieses Programmheft und das Libretto über den QR-Code abrufbar.

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Programm 23.1.2024 | Unzertrennlich


Das Programm in einfacher Sprache Sie hören heute eine Oper in konzertanter Aufführung. Das heisst, es gibt kein Bühnenbild und keine Kostüme. Die Sängerinnen und Sänger stehen wie bei einem Konzert vorne beim Dirigenten. Die Oper «Aci, Galatea e Polifemo» ist von Georg Friedrich Händel. Zu einer Oper gehört normalerweise eine Ouvertüre, das ist das Eröffnungsstück. Das fehlt bei dieser Oper. Deshalb wird die Ouvertüre zur Oper «Aggripina» gespielt. Die Handlung: Der Hirte Aci ist in die Nymphe Galatea verliebt. Eine Nymphe ist ein Wassergeist. Aber auch der Zyklop Polifemo ist in sie verliebt. Es gibt Streit. Polifemo erschlägt Aci mit einem Felsen. Aci wird daraufhin zu einem Fluss, in dem die Nymphe Galatea leben kann. Das Paar ist wieder vereint. Als Träger des Labels Kultur Inklusiv setzt sich das Kammerorchester Basel für eine inklusive Gesellschaft ein. Ein Text in einfacher Sprache ist Teil davon. www.kulturinklusiv.ch 7


Liebe und Leidenschaft – unzertrennlich über den Tod hinaus Aci und Galatea, ein Liebespaar ewig treu, egal auf welche Hürden und Hindernisse sie stossen. Passend, dass Georg Friedrich Händel diesen Hintergrund für eine Hochzeitsserenade vertonte. Den Auftrag für das Werk «Aci, Galatea e Polifemo» hatte Händel von der Herzogin Donna Aurora Sanseverino zur Hochzeit ihrer Nichte erhalten. Am 16. Juni 1708 in Neapel fertiggestellt, wurde die Serenata am 19. Juli im Palazzo Reale uraufgeführt. Das vom Privatsekretär der Auftraggeberin geschriebene Libretto basiert auf dem 13. Buch der Metamorphosen Ovids. Das Besondere: das sehnsüchtige Verlangen und durchdacht eingesetzte Brutalitäten. Jedoch typisch für eine der vielen Erscheinungsformen der Liebe in den Metamorphosen ist auch die Liebe von Aci und Galatea nicht ganz so rosig, wie man es für einen Teil einer Hochzeitskomposition annehmen könnte. Der Grund ist der Dritte im Bunde: Polifemo. Die Liebesbeziehung des Hirten Aci und der Nymphe Galatea wird durch den Zyklopen Polifemo, der ebenfalls in Galatea verliebt ist, ins Unglück gestürzt. Denn Galatea weist die Liebesbekundungen des Zyklopen immer wieder zurück. Polifemo wird in den Metamorphosen zwar als ein empfindsamer Liebhaber dargestellt, zugleich ist er ein gewalttätiger Mörder und kann nicht von Galatea ablassen. Wahnhaft blind vor Liebe, erschlägt Polifemo Aci mit einem Felsblock. Aci verwandelt sich daraufhin in einen Fluss und Galatea folgt ihm ins Wasser. Die beiden Liebenden wieder vereint, wird Polifemo allein zurückgelassen.

Experimente, Körpersprache und Gegensätze Der Bezug auf eine Erzählung aus den Metamorphosen war typisch für Händels Zeit, wurden im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts doch unzählige Librettisten von Ovids Werk inspiriert. Bereits in der Antike erfreute sich die Geschichte von Aci und Galatea grosser Beliebtheit und wurde zahlreich aufgegriffen. Händel komponierte seine «Serenata a tre» in Neapel, eine der politisch sowie kulturell grossen europäischen Metropolen des 17. und 18. Jahrhunderts. Neapel konnte auf seine berühmten Konservatorien zählen, die junge aufstrebende Komponisten anzogen und das internationale Musikleben stark beeinflussten. Da es zur guten Erziehung eines deutschen 8

Programm 23.1.2024 | Unzertrennlich

Georg Friedrich Händel «Aci, Galatea e Polifemo», Serenata a tre, HWV 72 Besetzung Blockflöte. Oboe, Fagott, 2 Trompeten, Cembalo, Orgel, Harfe, Theorbe, Streicher Uraufführung 19. Juli 1708 Dauer Ca. 90’


Komponisten gehörte, innerhalb seiner Weiterbildung nach Italien zu reisen, war auch Händel dort zugegen. 1708 kam er in Neapel an, vermittelt durch den künftigen Vizekönig Vincenzo Kardinal Grimani höchstpersönlich und war bei den einflussreichsten Familien zu Gast. Es war in dieser Zeit üblich, sich auf die Protektion durch Empfehlung in Politik und Gesellschaft zu verlassen. Während seiner kurzen Italienreise durch Florenz, Venedig, Rom und Neapel konnte Händel viele Eindrücke und Ideen aufnehmen, so dass er diese auch mehrmals in verschiedenen Kompositionen verwendete. Auch die Geschichte um Aci, Galatea und Polifemo vertonte er ein weiteres Mal. Einige Jahre nach der Serenata entstand in England die Masque namens «Acis and Galatea», die im Vergleich zur Serenata heute weitaus bekannter ist. Trotz gleichem Geschichtsstoff unterscheiden sich die beiden Werke in ihrer musikalischen Form. So treten in der italienischen Version nur die drei Figuren auf, ohne Chor, ohne Bühnenbild und Inszenierung. Der Fokus liegt auf der Gestik und Mimik der Sänger wie bei der Commedia dell’arte und den dortigen archetypischen Figuren, die von den Schauspielern nicht nur mit Sprache, sondern mit dem ganzen Körper bis zur Perfektion verkörpert werden, eine hohe Kunst dieser Zeit. Auch in der Serenata entsteht der Ausdruck der Handlung durch die Körpersprache der drei Sänger. Die halbszenische Präsentation erlaubt freiere Interpretationen als eine szenische Aufführung und lässt dadurch mehr Raum an Kreativität. Die reine Andeutung einer Bühnendarstellung regt die Fantasie des Publikums an und die Musik steht aufgrund des in den Vordergrund gerückten Orchesters im Zentrum. Trotz des höheren Bekanntheitsgrades der Masque, hält das Interesse an der italienischen Serenata bis heute an. Doch weshalb? Die Serenata ist aufführungstechnisch weniger aufwändig, jedoch kann das wohl nicht der einzige Grund sein. Dirigent und Alte-Musik-Spezialist René Jacobs möchte die beiden Werke zwar nicht vergleichen, meint aber zur Serenata: «[…] sie hat Musik, die wesentlich moderner anmutet als jene in der englischen Masque. Das gilt generell für Händels «italienische Musik»: Er war noch jünger, er hat noch mehr gewagt und experimentiert.» Und genau diese Experimente, die fantasievollen Tonmalereien und farbigen Charakterzeichnungen, die den Librettotext durch satztechnische, harmonische und instrumentale Mittel affektiv ausgestalten, sind es, die «Aci, Galatea e Polifemo» zu dieser faszinierenden Serenata werden lassen, die noch bis heute bezaubert und eine tragische Liebesgeschichte, unzertrennlich bis über den Tod hinaus, lebendig werden lässt. Je nach Affekt wählte Händel andere Tonarten aus und komponierte 9


Galatea und Cherubim reiten auf einem Seeungeheuer durch die stürmischen Wogen, ca. 1590, Öl auf Kupfer, Privatbesitz © mare No. 161

jede Arie in einer anderen Tonart. Er verwendete verschiedene instrumentale Klangfarben, um die schmachtenden Liebesduette und sehnsüchtigen Klagelieder zu untermalen und gestaltete dadurch eine Fülle an Affekten von Idylle, über Tragik bis Komik. Mit dieser dramatischen Konzeption führte dies schlussendlich zu einer opernhaften Vertonung des Metamorphosen-Materials. Dabei ordnete er der männlichen Aci-Figur eine Sopran-Stimme zu. Galatea besetzte er wiederum mit einer Alt-Stimme und Polifemo gab er die Bass-Lage. Eine ungewöhnliche Stimmenzuordnung in der René Jacobs eine christlich konnotierte Deutung sieht: Aci als Christus und Polifemo als Teufel kämpfen um die menschliche Seele Galatea. Klar wird hier dem Himmlischen die höchste Stimmlage zugeordnet. Instrumental ist die Serenata neben Streichern mit einem Cembalo, Blockflöte, Oboe und zwei Trompeten besetzt. Eine abwechslungsreiche Instrumentierung, die René Jacobs mit einem Fagott, einer Orgel, Theorbe und Harfe erweitert. So untermalte beispielsweise Händel 10

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den Polifemo in der Arie «Fra l’ombre e gl’orrori» (Nr. 12) nur mit gedämpften Violinen, Blockflöte und einem Violone (ein Vorgänger des heutigen Kontrabasses), eine musikalische Charakterisierung die für die damaligen neapolitanischen Komponisten neu gewesen sein musste. René Jacobs verdoppelt hier den Gesangspart durch das Fagott. Eine dramatisch-rhetorische Ergänzung von Polifemos Enttäuschung.

Intrigen, Liebesleiden und Komik Georg Friedrich Händel Ouvertüre zur Oper «Agrippina», HWV 6 Besetzung 2 Blockflöten, 2 Oboen, 2 Trompeten, Pauken, Streicher, Basso continuo (Violoncello, Laute, Cembalo) Entstehung 1707/1708 in Rom Uraufführung 26.12.1709 Teatro San Giovanni Grisostomo, Venedig Dauer Ca. 5’

Auf seinem schöpferischen Höhepunkt kann Händel als ein sogenannter freier Künstler bezeichnet werden: Er war einer der ersten Musiker von Rang, der nicht mehr von einer kirchlichen oder höfischen Institution abhängig war. Seine schöpferische Verpflichtung galt somit den Wünschen und Forderungen des gebildeten Publikums. Es waren weniger die kompositorischen Strukturen, die ihm an seinen Werken wichtig waren, sondern die Wirkung auf sein Publikum. Mit der Ouvertüre zur Oper «Agrippina», sein letztes in Italien vollendetes Werk, leitet Händel eines seiner erfolgreichsten Werke ein. In den ersten drei Monaten nach der Uraufführung soll die Oper 27-mal aufgeführt worden sein. Sie ist ein unvergessliches Unterhaltungsstück, das Händels Talent für Opern und die Fähigkeit Gefühle musikalisch auszudrücken beweist. Musikalisch in drei Abschnitte geteilt, nimmt die Ouvertüre die Handlung der Oper «Agrippina» vorweg: Intrigen, Liebesleiden und Komik. Diese Themen sowie das musikalische Material machen die Ouvertüre auch zu einer idealen Einleitung für die Serenata «Aci, Galatea e Polifemo», denn Händel hat für die Serenata selbst keine Ouvertüre komponiert. «Agrippinas» Ouvertüre strotzt vor kontrastreicher Spannung und kunstvoller Virtuosität. Doch nicht nur dieser emotionale und humoristische Charakter, der auch in der Serenata vorherrscht, verbindet die beiden Werke miteinander. Händel nutzte in der gesamten «Agrippina» musikalisches Material aus Werken, die er in den vorangegangenen Jahren in Italien geschrieben hatte. Auch «Aci, Galatea e Polifemo» findet sich in zwei Arien im ersten Akt der «Agrippina» wieder: So ist die emotionale Reaktion des eifersüchtigen Polifemo Vorbild für die Arie des Höflings Pallante «La mia sorte fortunata» und auch für die Arie «Vaghe perle» der edlen Römerin Poppea nimmt Händel eine Arie der Galatea als Grundlage. Chantal Gardelli 11


aus: Ovid: Metamorphosen, 13. Buch Als ihr grünliches Haar des Nereus Kind, Galatea, Reichte dem ordnenden Kamme der noch unverwandelten Scylla, Sagte sie ihr tiefseufzend des Acis traurige Liebe. Acis ward von Faunus erzeugt und der Nymphe Symäthis. Reizend blüht' er dem Vater zur Lust und reizend der Mutter; Aber noch reizender mir. Mich einzige liebte der Schöne, Der nur eben gefeiert den zweimal achten Geburtstag, Und die zärtliche Wang' in bezweifeltem Flaume gebräunet. Aber entbrannt, wie ich jenem, so trachtete mir der Zyklop nach. Auch nicht, wenn du mich fragst, ob Hass des Zyklopen, ob Liebe Gegen den Acis in mir vorwaltete, kann ich es sagen! [...] Weithin ragt in das Meer ein lang auskeilender Hügel, Zugespitzt; und die Seiten umstürmt rings wogende Brandung. Hierauf steigt der wilde Zyklop, und sitzt in der Mitte; Und ihm folgt ungeleitet die wolletragende Herde. Als ihm die Fichte nunmehr, die den Dienst des Stabes ihm darbot, Lag vor den Füssen gestreckt, dem besegelten Maste nicht ungleich; Und sein Pfeifengebund aus hundert Röhren gefasst war: Laut im ganzen Gebirg' erscholl der gellende Feldton, Laut in den Fluten umher. Vom Geklüft verborgen, und sitzend Meinem Acis im Schoss, vernahm ich fern mit den Ohren Diese gesungenen Wort' und behielt die gehörten im Geiste: Weissere du, Galatea, wie Blütenschnee des Ligusters, Frischer wie Blumenau'n, und länger gestreckt wie die Erle, Hell vor hellem Kristall, mutwilliger hüpfend wie Böcklein, Weicher wie Schwanenflaum, und quabbelnde Milch in den Formen; Doch wie der Fels unbeweglich, und wild wie der schäumende Sturzbach, Stolz wie der Lob anhörende Pfau, trugvoller wie Glatteis; Und, was ganz vorzüglich dir abzugewöhnen ich wünsche, Flüchtiger selbst wie der Hirsch vor dem Hund, ja, wie wehende Lüftchen! Aber kennst du mich recht, du bereuest die Flucht, und verdammest Selbst dein sprödes Verziehn, und suchst mich zu halten mit Sorgfalt. […]

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Das Kammerorchester Basel wird 40! 2024 feiert das Kammerorchester Basel sein 40-jähriges Bestehen. Mit unserer Illustrationsserie begleiten wir das Jubiläum in den Programmheften und dokumentieren wichtige Stationen des Ensembles. Illustriert wird diese Serie von Ursula Knapp, von 2020–2023 Stagemanagerin des Kammerorchester Basel. Seit 2018 erarbeitet das Kammerorchester Basel regelmässig mit dem Alte-Musik-Spezialisten René Jacobs konzertante Opern, die dann auch u. a. in Wien zur Aufführung kommen.

© Ursula Knapp, 2023 13


«Händel weiss am besten, was grossen Effekt tut – wo er das will, schlägt er ein wie ein Donnerwetter.» Wolfgang Amadeus Mozart

Wollen Sie unser Publikum mit Ihrer Botschaft berühren? Platzieren Sie Ihr Inserat genau hier!

Für weitere Informationen wenden Sie sich an info@kammerorchesterbasel.ch

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Programm 23.1.2024 | Unzertrennlich


Was geschah...

1708 Die Pest bricht in Ostpreussen aus.

Der Schweizer Mediziner und Universalgelehrte Albrecht von Haller wird am 16. Oktober in Bern geboren.

«Aci, Galatea e Polifemo» wird am 19. Juli in Neapel zur Hochzeit von Tolomeo Saverio Gallio, dem Herzog von Alvito, mit Beatrice Tocco di Montemiletto uraufgeführt.

In Meissen (D), gelingt es erstmals in Europa, Porzellan herzustellen.

In Frankreich werden die Mansardenwohnung erfunden. Die Dachgeschosse in den Ställen des Versailler Schlosses werden zu Dienstbotenwohnungen umgebaut.

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Kateryna Kasper, Sopran, studierte in Donetsk bei Raisa Kolesnik, in Nürnberg bei Edith Wiens und in Frankfurt bei Hedwig Fassbender. 2014 gewann sie den Internationalen Mirjam-Helin Gesangswettbewerb in Helsinki. Diverse Engagements führten sie u. a. zu den Festspielen in Edinburgh, Bregenz und Los Angeles Opera, in die Pariser, Kölner Kateryna Kasper © Andreas und Moskauer Philharmonie, ins Théâtre des Champs-Élysées in Kasper Paris und nach Tokio. Grossen Erfolg feierte sie zuletzt mit Debüts an der Staatsoper Berlin und am Nationaltheater Mannheim, sowie bei einer Europa-Tournee mit dem B’Rock Orchestra unter René Jacobs. Sie arbeitet u. a. mit den Philharmonischen Orchestern London und Turku, dem Orquestra Gulbenkian Lissabon, Orquestra Sinfónica do Porto und AKAMUS. An ihrem Stammhaus, der Oper Frankfurt, sang sie zuletzt Angelica und Romilda in Händels «Orlando und Xerxes», Tytania in Brittens «A Midsummer Night’s Dream» und Gretel («Hänsel und Gretel»), als Venus in Mozarts «Ascanio in Alba» und als Michaëla in «Carmen». 2018 erschien Katerynas Debütalbum «O wüsst ich doch den Weg zurück...» mit romantischen Liedern von Kinderspielen und Märchenwelten, aufgenommen mit Hilko Dumno am historischen Steinway von Richard Wagner in Bayreuth. 2022 erschienen CDs mit Zyklen von Schostakowitsch und Weinberg mit dem Trio Vivente, Webers Freischütz mit dem FBO und René Jacobs (ausgezeichnet mit dem Opus Klassik), sowie ihr zweites Liedalbum «Ein süsses Deingedenken» mit Liedern von Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy mit Dmitry Ablogin.

Sophie Harmsen, Mezzosporan, erlangte internationalen Erfolg auf Konzert- und Opernbühnen. Ihre Karriere führte sie an einige der schönsten Veranstaltungsorte der Welt wie z. B. an das Teatro Colón, den Palau de la Música, das Teatro Real, die Wigmore Hall, das Concertgebouw Amsterdam, das Konzerthaus Wien, die Philharmonie de Paris, das Shanghai Grand Theatre und die Elbphilharmonie Hamburg. Ihre Karriere begann an der Cape Town Opera mit u. a. der Rolle Sophie Harmsen © zVg der Hermia (Benjamin Britten «Ein Sommernachtstraum»), Prinz Orlofsky (Strauss «Die Fledermaus») und Cherubino (Mozart «Le nozze di Figaro»). Sie sang die Rollen Annio (Mozart «La clemenza di Tito») am Teatro Real Madrid, Dorabella (Mozart «Così fan tutte») an der Opéra de Dijon und dem Grand Théâtre de Luxembourg, Stéphano (Gounod «Roméo et Juliette») am Tiroler Landestheater in Innsbruck, Argene (Mysliveček «L'Olimpiade») an den Operhäusern in Prag, Caen und dem Theater an der Wien. Harmsen arbeitet mit Orchestern wie z. B. dem Gewandhausorchester Leipzig, dem SWR Symphonieorchester, dem Swedish Radio Symphony Orchestra, dem Helsinki 16

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Biografien Philharmonic Orchestra, dem Rotterdams Philharmonisch Orkest, dem Orchestre de Paris und dem NDR Elbphilharmonie Orchester. Viele ihrer CD-Aufnahmen wurden ausgezeichnet, z. B. Bruckners «Missa Solemnis» mit dem RIAS Kammerchor und die Gesamtaufnahme der Luther-Kantaten von J. S. Bach unter der Leitung von Christoph Spering.

Christian Senn, Bariton, wurde in Chile geboren und lebt seit seiner Jugend in Italien. Nach einem Masterstudium in Biologie wurde er an der Akademie für junge Sänger am Teatro alla Scala aufgenommen und studierte mit Leyla Gencer, Luigi Alva und Vincenzo Manno. Er arbeitete mit Dirigenten wie Riccardo Muti, Riccardo Chailly, Giovanni Antonini u. v. m. in vielen der renommiertesten Opernhäusern und Spielstätten auf der ganzen Welt. Senn ist einer der gefragtesten Baritone des Belcanto-RepertoiChristian Senn © Elena res in Italien und im Ausland. Er sang zahlreiche Opernrollen von Sconfietti Rossini und Donizetti. Als Mozart-Sänger ersten Ranges sang Senn die Titelrolle in «Don Giovanni» in Florenz und Santiago de Chile. Zu seinen Vivaldi-Rollen zählen Astolfo und die Titelrolle in «Bajazet», die er in den wichtigsten europäischen Hauptstädten und in Japan mit Europa Galante unter der Leitung von Fabio Biondi aufführte. Begegnungen mit Händel umfassen Pallante («Agrippina») unter René Jacobs an der Berliner Staatsoper; für die Scala stand er als Leone («Tamerlano») an der Seite von Placido Domingo und als Achilla («Giulio Cesare») in einer Produktion von Giovanni Antonini/ Robert Carsen auf der Bühne. Ausserdem sang er die Titelrolle in Porporas «Polifemo» am Theater an der Wien. Für Naïve hat Christian Senn eine DVD mit Rossinis «Pietra del paragone» aufgenommen, sowie zwei Vivaldi-CDs. Sein Soloalbum «Bach – The Solo Cantatas for Bass», das er mit La Barocca und Ruben Jais für das Label Glossa aufgenommen hat, wurde von der Kritik hoch gelobt.

Mit mehr als 260 Aufnahmen und einer regen Tätigkeit als Sänger, Dirigent, Wissenschaftler und Lehrer hat sich René Jacobs als bedeutende Persönlichkeit in der Musik des Barock und der Klassik profiliert. 1977 gründete er das Ensemble Concerto Vocale, mit welchem er das Repertoire der Kammermusik und der Barockoper erforschte. So realisierte er eine Serie von innovativen Aufnahmen bei harmonia mundi, die sich Werken eines längst vergessenen Repertoires widmete und von der internationalen Presse gefeiert wurde. Das Jahr 1983 markierte sein Debüt als Operndirigent einer Produktion von Cestis «L’Orontea» bei den

René Jacobes © Philippe Matsas

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Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Im Rahmen seiner Verantwortung als Künstlerischer Leiter bei diesem Festival und im Zuge seiner Engagements an der Staatsoper Unter den Linden Berlin als Gastdirigent ab 1992, am Brüsseler Opernhaus La Monnaie ab 1993, am Theater an der Wien als regelmässiger Dirigent ab 2006, am Pariser Théâtre des Champs-Élysées, bei den Salzburger Festspielen, beim Festival d‘Aix-en-Provence sowie an weiteren internationalen Veranstaltungsorten dirigierte er Opern vom Frühbarock bis zu Rossini. Parallel zu seiner Opernkarriere hat die Sakralmusik nie aufgehört, einen bedeutenden Platz in René Jacobs Arbeit einzunehmen. Neben der Ehrendoktorwürde der Universität von Gent wurde er mit vielen bedeutenden Auszeichnungen und internationalen Preisen sowohl für seine Aufnahmen als auch für sein Lebenswerk von Musikkritikern in Europa und Amerika geehrt.

Das Kammerorchester Basel ist fest in Basel verankert – mit den beiden Abonnementsreihen im Stadtcasino Basel sowie in dem eigenen Proben- und Aufführungsort Don Bosco Basel. Weltweit und mit mehr als 60 Konzerten pro Saison ist das Kammerorchester Basel auf Tourneen unterwegs, an internationalen Festivals und in den wichtigsten europäischen Konzertsälen stets gerngesehener Gast. Kammerorchester Basel © Matthias Müller 2019 als erstes Orchester mit einem Schweizer Musikpreis geehrt, zeichnen das Kammerorchester Basel Exzellenz und Vielseitigkeit sowie Tiefgang und Durchhaltevermögen aus. Es taucht mit seinen Interpretationen tief in die jeweiligen thematischen und kompositorischen Welten ein: in der Vergangenheit mit dem «Basler Beethoven» oder mit Heinz Holliger und dem «Schubert-Zyklus». Oder wie mit dem Langzeitprojekt Haydn2032, der Einspielung und Aufführung aller Sinfonien von Joseph Haydn bis ins Jahr 2032 unter der Leitung von Principal Guest Conductor Giovanni Antonini und gemeinsam mit dem Ensemble Il Giardino Armonico. Seit der Saison 2022/23 widmet sich das Kammerorchester Basel unter der Leitung des Alte-Musik-Spezialisten Philippe Herreweghe allen Sinfonien von Felix Mendelssohn Bartholdy. Ein Herzstück der Arbeit bildet die zukunftsweisende Vermittlungsarbeit bei partizipativen Grossprojekten. Eine umfangreiche, vielfach preisgekrönte Diskografie dokumentiert das künstlerische Schaffen des Kammerorchester Basel. Seit 2019 ist die Clariant Foundation Presenting Sponsor des Kammerorchester Basel.

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Programm 23.1.2024 | Unzertrennlich


Nächste Konzerte Do 8.2.2024 – 14.00 Uhr, Musik-Akademie Basel WERKSTATTKONZERT Mit Studierenden der Musik-Akademie Mi 14.2.2024 – 16.15 Uhr, Don Bosco Basel KOSTPROBE zum Abkonzert GEGEN DAS ESTABLISHMENT Mit Werken von György Ligeti Anschliessend Apéro Patricia Kopatchinskaja Violine Pierre Bleuse Leitung Do 15.2.2024 – 19.30 Uhr, Stadtcasino Basel Abokonzert: GEGEN DAS ESTABLISHMENT Mit Werken von G. Ligeti und G. Mahler Patricia Kopatchinskaja Violine Hélène Walter Sopran Pierre Bleuse Leitung Mi 13.3.2024 – 12.30 Uhr, Don Bosco Basel KOSTPROBE zum Abokonzert FAUST HEROISCH, anschliessend Stehlunch mit Suppe. Isabelle Faust Violine Giovanni Antonini Leitung

Sa 16.3.2024 – 19.30 Uhr, Stadtcasino Basel Abokonzert: FAUST HEROISCH Mit Werken von Ludwig van Beethoven Isabelle Faust Violine Giovanni Antonini Leitung Di 9.4.2024 – 19.30 Uhr, Don Bosco Basel Abokonzert: FOR ENGLISH GENTLEMEN Sinfonien von J. Haydn T RKAUF Giovanni Antonini Leitung AUSVE Weiteres Konzert: Wien Do 2.5.2024 – 19.30 Uhr, Stadtcasino Basel Abokonzert: GIPFELTREFFEN Mit Werken von B. Britten, R. Schumann und F. Mendelssohn Bartholdy Sol Gabetta Violoncello Heinz Holliger Leitung 7. und 8. Mai – 19.00 Uhr, Rehab Basel Ein Vermittlungsprojekt des Kammerorchester Basel und der REHAB Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie Basel

Wählen Sie Ihre Lieblingskonzerte und buchen Sie Ihre Abos & Tickets : www.kammerorchesterbasel.ch | 061 306 30 44 (Mo, Mi, Do, 10.30 – 12.30 Uhr) oder bei Bider und Tanner Impressum Herausgeber Direktor Redaktion

Kammerorchester Basel Marcel Falk Claudia Dunkel, Anna Maier

Texte Chantal Gardelli Design Stadtluft Druck Druckerei Thoma AG

Dieses Programmheft erscheint einmalig zum Abokonzert am 23.1.2024 in einer Auflage von 400 Exemplaren. Inhaber von Urheberrechten, die wir nicht ermitteln konnten, werden wegen nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.

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Greater chemistry Greater chemistry is a promise. A promise to ourselves and to the world. To never stand still. To reflect achievements. It’s a promise to strive for a future worth living, for harmonious coexistence, and for greater solutions with a greater impact, Greater chemistry – between people planet. That is our purpose. That is how we are measured.

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