«Endlich Brahms» – Abokonzert Kammerorchester Basel | Abendprogramm

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Wir danken dem für die Unterstützung des heutigen Konzerts.

Geniessen Sie vor dem Konzert ein Abendessen im mit einem Ticket zu einem Stadtcasino-Konzert des Kammerorchester Basel.

Und so geht's:

Sie reservieren vorab selbstständig einen Tisch im Teufelhof (ab 18 Uhr).

Dort gibt es einen Hauptgang für pauschal CHF 50.00 pro Person. Zudem erhalten die Gäste gegen Vorzeigen der Tickets ein kostenloses Apéro-Getränk.

Sie sitzen entweder im Atelier oder in der Bar Zum Teufel (nach Verfügbarkeit).

Gegen 19.00 Uhr machen Sie sich auf den Weg ins Stadtcasino, sind rechzeitig zum Konzertbeginn dort und verbringen einen schönen Konzertabend. ®

Mo 12.5.2025 – 19.30 Uhr, Stadtcasino Basel

Konzerteinführung Hingehört um 18.45 Uhr mit Martin Zeller, Solo-Cellist des Kammerorchester Basel

Jean Sibelius (1865 – 1957)

Andante festivo für Streichorchester und Pauken 5'

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 in c-Moll, op. 37 35'

I. Allegro con brio

II. Largo

III. Allegro

Pause

Johannes Brahms (1833 – 1897)

Sinfonie Nr. 3 in F-Dur, op. 90 35'

I. Allegro con brio

II. Andante

III. Poco Allegretto

IV. Allegro

Konzertende ca. 21.20 Uhr

Das Kammerorchester Basel war mit diesem Programm auf Tournee:

9.5.2025 Freiburg, Konzerthaus

10.5.2025 Mannheim, Rosengarten

Das

Programm

in Kürze

Mit einem hymnischen «Andante festivo» wandte sich Jean Sibelius am 1. Januar 1939 an die Welt. Die religiös beschwörende Botschaft dieses Kleinods für Streichorchester und Pauken wurde am Neujahrstag als Direktübertragung im damaligen Rundfunk gesendet.

Diametral dagegen funktioniert die dritte Sinfonie von Johannes Brahms, die entgegen der Gattungstradition nicht hymnisch, sondern im ersten und im vierten Satz ganz leise und sanft ausklingt. Als ob Brahms nochmals die Innigkeit der gesamten 1883 komponierten Sinfonie unterstreichen wollte. Nicht umsonst hat Clara Schumann das ungewohnt helle, sonnige Werk mit einer «Waldidylle» in vier Teilen verglichen.

Ebenfalls die «Drei» prägt das dritte Klavierkonzert von Beethoven, das 1803 entstand. Darin schafft Beethoven den Durchbruch zum romantischen Klavierkonzert mit den zwei ebenbürtigen Partnern Klavier und Orchester. Deutlich wird dies schon im ersten Satz nach der langen Exposition des Orchesters, indem sich das Klavier mit drei wuchtigen solistisch vorgetragenen Oktavläufen gebieterisch Gehör verschafft.

Hör-Impuls

Die dritte Sinfonie von Brahms beginnt mit zwei Bläserakkorden, die in der Literatur als ganz besonders gelten. Sie basieren auf der Tonfolge F-As-F, zuerst in Dur, dann wird f-Moll dagegengesetzt. Brahms spielt hier nicht nur mit der Ambivalenz der Tonarten, er exponiert kurz und knackig das Material, auf dem die wichtigsten Themen und Motive des Werks gebaut sind. Bereits mit dem dritten Akkord beginnen die Streicher dann mit ihrem leidenschaftlichen Thema. Hört man die Sinfonie, merkt man nichts von Brahms raffiniertem Variationssystem und geniesst.

Zum Hörbeispiel

Neben dem Hörbeispiel ist auch dieses Programmheft über den QR-Code abrufbar.

Yulianna Avdeeva Klavier

Marc Minkowski Leitung

Kammerorchester Basel

Flöte

Isabelle Schnöller

Matthias Ebner

Oboe

Matthias Arter

Francesco Capraro

Klarinette

Markus Niederhauser

Etele Dosa

Fagott

Matthias Bühlmann

Matteo Severi

Elisa Horrer

Horn

Konstantin Timokhine

Mark Gebhart

Olivier Darbellay

Kateryna Antoniuk

Trompete

Simon Lilly

Giuseppe Frau

Posaune

Adrian Weber

Adrián Albaladejo Díaz

Daniel Vesel

Violine 1

Baptiste Lopez*

Valentina Giusti

Kazumi Suzuki Krapf

Tamás Vásárhelyi

Matthias Müller

Annina Woehrle

Nina Candik

Juan María Braceras

Elena Abbati

Violine 2

Anna Troxler

Mirjam Steymans-Brenner

Eva Miribung

Brandon Garbot

Mathias Weibel

Gemma Raneri

Séverine Cozette

Charlotte Mercier

Laia Azcona Morist

Viola

Katya Polin

Anne-Françoise Guezingar

Carlos Vallés García

Stefano Mariani

Bodo Friedrich

Jaume Angelès Fité

Violoncello

Martin Zeller

Hristo Kouzmanov

Georg Dettweiler

Ekachai Maskulrat

Deborah Tolksdorf

Kontrabass

Stefan Preyer

Benedict Ziervogel

Peter Pudil

Niklas Sprenger

Joachim Pedarnig

Pauken

Alexander Wäber

* Baptiste Lopez spielt auf einer Violine von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr 1764, die ihm von zwei grosszügigen Mäzen:innen freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.

Stand 10.4.2025, Änderungen vorbehalten

Das

Kammerorchester Basel wird 40!

2024 feierte das Kammerorchester Basel sein 40-jähriges Bestehen. Mit unserer Illustrationsserie begleiten wir das Jubiläum in den Programmheften und dokumentieren wichtige Stationen des Ensembles. Illustriert wird diese Serie von Ursula Knapp, von 2020 – 2023 Stagemanagerin des Kammerorchester Basel.

Nach 40 Jahren macht das Kammerorchester Basel sich und seinem Publikum ein Geschenk: endlich Brahms!

© Ursula Knapp, 2025

Einfache Sprache

Das Programm in einfacher Sprache

Sie hören heute drei Musikstücke:

1. Jean Sibelius: Andante festivo.

Jean Sibelius war ein finnischer Komponist.

Das Stück klingt feierlich.

Viele Melodien hören sich ähnlich an.

Sie gehen fliessend ineinander über.

Der Schluss mit den Pauken ist pompös wie ein Feuerwerk am Himmel.

2. Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3 in c-Moll.

Es ist das einzige Klavierkonzert von Beethoven in Moll.

Im 3. Satz treten Klavier und Pauke in ein Gespräch.

Das Klavier zeigt sich vielfältig.

Die Pauke ist eher grob.

So etwas hatte es vorher noch nicht gegeben.

3. Johannes Brahms: 3. Sinfonie in F-Dur.

An dieser Sinfonie ist besonders, dass der 1. und 4. Satz viel wichtiger sind, als der 2. und 3. Satz.

Die Sinfonie schwankt zwischen Dur und Moll hin und her.

Es gibt verschiedene Motive.

Diese kommen in den einzelnen Sätzen vor und verbinden sie miteinander.

Zum Beispiel kommt das Hauptthema aus dem 1. Satz am Ende des 4. Satzes auch vor.

Das Kammerorchester Basel setzt sich für eine inklusive Gesellschaft ein. Ein Text in einfacher Sprache ist Teil davon.

Was geschah…

1883

Brahms dritte Sinfonie wird uraufgeführt.

Der amerikanische Chirurg George Howard Monks erfindet das Spiel Halma.

Die neu erbaute Metropolitan Opera am Broadway in New York City wird am 22. Oktober mit der Oper «Faust» von Charles Gounod eröffnet.

Am 5. November wird das Bild «Die Najaden» des Basler Malers Arnold Böcklin in der Kunsthalle Basel ausgestellt.

Am 5. Juni startet der erste Orient-Express vom Pariser Ostbahnhof zur Fahrt nach Warna am Schwarzen Meer, wo die Reisenden ein Schiff nach Konstantinopel, das heutige Istanbul, nehmen können.

Jean Sibelius

Andante festivo

Besetzung

Streicher, Pauken

Entstehung

1938

Uraufführung

1. Januar 1939 als Rundfunktübertragung

Dauer

Ca. 5'

Vom Hymnus zur Besänftigung und Verklärung

Der finnische Komponist Jean Sibelius liebte die grosse Geste, vor allem in seiner frühen Schaffenszeit. Legendär ist seine knapp zehnminütige Tondichtung «Finlandia» op. 26, die schon bald nach der Uraufführung 1899 zur heimlichen Nationalhymne des Landes wurde. Mit ihrer hymnischen Melodik ist sie beispielhaft für den Durchbruch des Komponisten, der seinen Erfolg mit eben diesem Attribut in der zweiten Sinfonie op. 43 fortsetzen konnte.

Es ist ein Erfolgsrezept, das Sibelius auch im Kleinformat anzuwenden wusste, so in seinem 1922 komponierten «Andante festivo» für Streichquartett, das vermutlich auf Skizzen zu einem Oratorium basierte. Als Sibelius 1938 gebeten wurde, ein Musikstück als «Gruss Finnlands an die Welt» in einer Radiosendung zur Feier der New Yorker Weltausstellung zu komponieren und dirigieren, richtete er sein «Andante festivo» für Streichorchester und Pauken ein.

Die Erstaufführung dieser Fassung fand mit Sibelius am Dirigentenpult am 1. Januar 1939 als Rundfunkübertragung statt. In der Neuinstrumentierung ist aus dem «Andante» eine Anknüpfung an die «Finlandia» geworden, allerdings mit einer motivischen Konzentration. Das hymnische Stück besteht aus sich ähnelnden melodischen Phrasen, die unablässig ineinander übergehen oder sich ergänzen. In den letzten Takten bereichern die Pauken den apotheotischen Schluss. Es ist eine religiös beschwörende Botschaft in der damaligen explosiven Welt, kurz vor Ausbruch des Weltkriegs und damit aktueller denn je.

Deutscher

Kleinempfänger

1938, Aussen- und Innenansicht

wikimedia

Ein Schlussbouquet voller Brillanz liefert auch das dritte Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven, freilich in einem ganz anderen Kontext. Es entstand im für Beethoven magischen Jahr 1803, markierte es doch den Abschluss einer langen Entwicklung zum gefestigten Kompositionsstil, wie er sich auch mit seiner dritte Sinfonie «Eroica» manifestierte. Nichts verdeutlicht jedoch diesen Weg besser als die Genese und die Faktur seines dritten Klavierkonzerts in c-Moll op. 37, mit dem ihm der Sprung zum romantischen Konzert gelang.

Begonnen hatte er die ersten Skizzen und Studien zu seinem dritten Klavierkonzert bereits 1796, doch zog sich der Entstehungsprozess danach über mehrere Jahre hin. Schon für seine erste Akademie am 2. April 1800 hatte er ursprünglich das c-Moll-Konzert vorgesehen, dann aber die Arbeit abgebrochen und stattdessen sein erstes Klavierkonzert gespielt. Für eine geplante Aufführung in einer Akademie der TonkünstlerSocietät nahm Beethoven 1802 die Arbeit wieder auf. Nach deren Absage kam aber auch sein Klavierkonzert erneut zum Erliegen und wurde erst für die Akademie des Folgejahres vollendet.

Legendär ist die Anekdote zur Uraufführung am 5. April 1803 im Theater an der Wien. Weil Beethoven sein Konzert erst im allerletzten Moment fertig komponiert hatte, fehlte ihm die Zeit, um den Klavierpart auszuschreiben, den er dann persönlich spielte. Und so brachte er den von ihm als «Blattwender» angeheuerten Komponistenfreund Ignaz von Seyfried mächtig ins Schwitzen, als dieser beim Umwenden statt der Noten lediglich «rein unverständliche ägyptische Hieroglyphen» vorfand, wie er später dazu schrieb.

Es ist in der Tat ein erstaunlicher Vorgang, dass das Konzert trotzdem zu einem vollen Erfolg wurde, denn Beethoven löst sich in diesem Werk kompositorisch vom Vorbild des klassischen Konzerts à la Mozart hin zu einem sinfonischen Stil. Orchester und Klavier interagieren intensiv miteinander, sie spielen sich die musikalischen Bälle alternierend zu, was absolut neu war und ein grosses gegenseitiges Verständnis und Feingefühl voraussetzte.

Beethoven gibt in seinem dritten Klavierkonzert die gewohnte Sphäre der virtuosen Gesellschaftskunst zugunsten einer höheren Botschaft auf, die Solistin tritt als heroischer Widerpart dem grossen Klangkörper des Orchesters entge-

Ludwig van Beethoven

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 in c-Moll, op. 37

Besetzung

2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Streicher, Pauken

Entstehung 1800 – 1803

Urauführrung

5. April 1803 in Wien mit Beethoven als Solisten

Dauer Ca. 35'

Johannes Brahms

Sinfonie Nr. 3 in F-Dur, op. 90

Besetzung

2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Streicher, Pauken

Entstehung 1883

Uraufführung

2. Dezember 1883 in Wien unter der Leitung von Hans Richter

Dauer Ca. 35'

gen. «Aus Spiel wird Ernst» wie ein geflügelter Spruch diesen Paradigmenwechsel umschreibt. Deutlich wird dies schon zu Beginn des ersten Satzes mit der langen Exposition des Orchesters, dem das Klavier mit drei wuchtigen, solistisch vorgetragenen Oktavläufen entgegentritt und sich so gebieterisch Gehör verschafft.

Der Wettstreit zweier scheinbar ungleicher Partner ist eröffnet. Dazu passt, dass die Themen des als Sonatenhauptsatz komponierten Kopfsatzes durch den Gegensatz von düster-dramatisch und gesanglich-licht geprägt werden. Den im Eröffnungssatz dominierenden draufgängerischen Tonfall nimmt das Finale wieder auf. Zum energischen Thema des symmetrisch angelegten Allegro-Rondos passt die Beurteilung durch Carl Czerny, wonach «das Thema des Finales zwar klagend, aber mit einer naiven Einfachheit vorzutragen» sei.

Einfachheit und Dunkelheit geben sich hier die Hand. Nicht von ungefähr ist das Konzert in c-Moll geschrieben, Beethovens «Schicksalstonart», in der ein vielfarbiger Kosmos an Abgründen und dunklen Farben entrollt wird, aber durchaus auch lichtere, empfindsamere Elemente aufscheinen. Dieser gefühlvollen Sphäre gehört das Largo mit gedämpften Streichern und einem singend innigen Klavierpart an, das in seiner Schlichtheit wie entrückt erscheint.

Die Zahl drei scheint nicht nur bei Beethoven eine magische Zahl zu sein, denn wie dessen drittes Klavierkonzert bildet auch die dritte Sinfonie von Johannes Brahms eine Festigung seines eigenen Komponierens. Exakt achtzig Jahre nach Beethovens Meisterwerken gelang Brahms die endgültige Überwindung von dessen Schatten hin zu seinem eigenen Stil, zur raffiniert verschachtelten Variationentechnik, die Schönberg so bewunderte. Dieses System ist derart ausgeklügelt, dass es im Konzertsaal hinter dem Musikerlebnis zurücktritt und nicht wahrgenommen wird.

Komponiert hat Brahms seine dritte Sinfonie im Sommer 1883 in Wiesbaden, und damit erstaunliche sechs Jahre nach der vielbejubelten zweiten Sinfonie in D-Dur op. 73. Wissen wir vergleichsweise viel über die ersten beiden Beiträge von Brahms zur Gattung, so bleibt die Genese der Dritten vollkommen im Dunkeln. Es gibt weder Briefe noch Skizzen noch mündliche Aussagen zur Entstehung an Freunde und Bekannte.

Erst nach deren Abschluss spielte er sie Antonín Dvořák auf dem Klavier vor, der in enthusiastischem Überschwang schrieb: «Ich sage und übertreibe nicht, dass dieses Werk seine beiden ersten Sinfonien überragt; wenn auch nicht vielleicht an Grösse und mächtiger Konzentration – so aber gewiss an –Schönheit! Es ist eine Stimmung drin, wie man sie bei Brahms nicht oft findet! Welch herrliche Melodien sind da zu finden!»

Der lichte Charakter des Werkes lässt nicht erahnen, dass 1883 Wagners Todesjahr war, was die eingefleischten «Neudeutschen» noch mehr gegen dessen Antipoden Brahms erzürnten. Doch es half nichts, trotz der negativen Rezensionen aus der «Wagner-Fraktion» setzte das Werk nach der Uraufführung durch Hans Richter sogleich zu einem Siegeszug im Konzertsaal an.

Für den damaligen «Kritiker-Papst» Eduard Hanslick übertraf Brahms mit seiner Dritten alles Vorhergehende: «Sie ist gedrungener in der Form, durchsichtiger im Detail, plastischer in den Hauptmotiven. Die Instrumentierung ist reicher an neuen reizenden Farbenmischungen als die früheren.» Sinngebend ist die Idee von Clara Schumann, das ungewohnt helle, sonnige Werk mit einer «Waldidylle» zu vergleichen.

Der Bau der ganzen Sinfonie entwickelt sich aus einem simplen F-As-F-Thema, das von den Posaunen und Hörnern angestimmt wird und sich in unendlichen Varianten durch das Werk zieht. Zwei monumentalen, kraftvollen Ecksätzen stehen zwei kammermusikalisch feine, serenadenhafte Mittelsätze gegenüber. Das schwerelos strömende Andante lässt mit seinem liedartigen Hauptthema alle Dramatik des Kopfsatzes vergessen.

Der dritte Satz wiederum wirkt wie ein melancholisches Intermezzo in dreiteiliger Form mit einem zuerst von den Celli vorgetragenen betörenden Walzerthema. Mit unvergleichlich aufgeladener Dramatik folgt der Finalsatz, der nochmals den bisher bekannten Brahms aufscheinen lässt. Doch anders als zu erwarten, endet dieser nicht in einer hymnischen Apotheose. Vielmehr klingt er, wie bereits der erste Satz, ruhig, leise und sanft aus, so als wollte Brahms die Innigkeit der gesamten Sinfonie nochmals unterstreichen.

Brahms in Wiesbaden

Auf Einladung seiner Freunde der Familie von Beckerath verbrachte Johannes Brahms den Sommer 1883 in Wiesbaden, was damals schon ein bekannter Kurort war.

Er logierte in einem klassizistischen Haus der Witwe Bertha von Dewitz. Mit ihr verband ihn herzliches Verhältnis. Eine Anekdote zeigt seinen bescheidenen und rücksichtsvollen Charakter: Wenn er spät am Abend nach Hause kam, zog er schon vor der Tür seine Stiefel aus und ging auf Strümpfen die Treppe hoch, damit er seine Wirtin nicht weckte.

In dieser Umgebung am Neroberg konnte er in Ruhe und Abgeschiedenheit konzentriert arbeiten. Man weiss, dass Brahms beim Spazierengehen seine musikalischen Gedanken pflegte. Er schrieb die Komposition erst nieder, wenn das Werk seiner Vorstellung entsprach. Zur dritten Sinfonie sind nur wenige Skizzen erhalten, und diese zeigen kaum Korrekturen. Das Schreiben erfolgte dann am Vormittag, die Nachmittage und Abende verbrachte er gerne in seinem Freundeskreis, wo auch Hausmusik gepflegt wurde. Konzertreisen empfand er als notwendiges Übel, das Musizieren in familiären Kreis liebte er.

Am 18. Januar 1884 spielte das Kurorchester Wiesbaden unter der Leitung von Johannes Brahms die dritte Sinfonie. Clara Schumann nannte sie eine «Waldidylle» und hörte wohl die Wälder des Taunus, die Brahms während seiner Spaziergänge durchlief.

Nachtklang: Passionate Delights

Raffinierte Kammermusik aus England im 17. Jahrhundert

Do 26.6.2025 – 21.00 Uhr, Don Bosco Basel

Mit Musik von William Lawes, Henry Butler, John Jenkins, Matthew Locke und Henry Purcell

Lesung aus «The Anatomy of Melancholy» von Robert Burton

Der Schauspieler Graham Valentine ist ein langjähriger Weggefährte von Martin Zeller, Solocellist des Kammerorchester Basel. Gemeinsam wirkten sie in verschiedenen Produktionen von Christoph Marthaler mit; zuletzt in dem Zwei-Personen-Stück «Aucune Idée», das sie von 2021–24 fünfundsiebzigmal in neun Länder aufführten.

Nun präsentieren sie einen Nachtklang im Don Bosco rund um «The Anatomy of Melancholy» von Robert Burton aus dem Jahr 1621. Dieses Buch hatte einen indirekten, aber bedeutenden Einfluss auf die englische Musikkultur des 17. Jahrhunderts. Es verstärkte die Verbindung zwischen Melancholie, Intellekt und künstlerischem Ausdruck und inspirierte Komponisten, diese Themen musikalisch zu erforschen. Es entstand kompositorische Experimentierlust und polyphone Komplexität gepaart mit höchster instrumentaler Virtuosität.

Entdecken Sie die Verbindung zwischen Literatur und Musik in diesem Nachtklang im Don Bosco.

Mit:

Anna Troxler Barockvioline

Antonio Viñuales Barockvioline

Martin Zeller Viola da Gamba

Sergio Ciomei Cembalo

Graham Valentine Rezitation

Sichern Sie sich jetzt Ihr Ticket mit diesem QR-Code:

«Basel gyygt» Mozart

Ein Kulturvermittlungsprojekt des Kammerorchester Basel mit «Basel gyygt»

Fr 20.6.2025 – 19.00 Uhr, Don Bosco

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)

Serenade Nr. 13 für Streicher in G-Dur KV 525 «Eine kleine Nachtmusik»

Die Musiker:innen des Kammerorchester Basel geben ein Konzert mit den Kindern von «Basel gyygt». Die Kinder erlernen im Vorfeld Ausschnitte aus «Die kleine Nachtmusik», die sie an diesem Abend auf der Konzertbühne präsentieren werden. Dann kommen die Musiker:innen hinzu, die Kinder sitzen mittendrin und am Ende musizieren alle gemeinsam im grossen Orchester. Nach dem Konzert gibt es Zeit für Begegnungen und Gespräche mit den Musiker:innen, Kindern und ihren Familien.

Der Eintritt ist frei, Kollekte am Saalausgang.

h-Moll-Messe

6.8.2025 | 19.30 Uhr

Martinskirche Basel

J. S. Bach: h-Moll-Messe

Tenebrae Choir

Nigel Short (Leitung)

Kammerorchester Basel

Tickets: www.kammerorchesterbasel.ch

Bider & Tanner

Yulianna Avdeeva erlangte internationale Anerkennung durch ihren Sieg beim ChopinWettbewerb 2010. Als Pianistin mit feurigem Temperament begeistert sie ihr Publikum weltweit. In der Saison 2024/25 stehen Auftritte mit dem Minnesota Orchestra, dem Orchestra della Svizzera italiana, dem Wrocław Baroque Orchestra und weiteren renommierten Orchestern auf dem Programm. Zudem tourt sie mit dem NHK Orchester in Japan und spielt in bedeutenden Spielstätten wie u. a. dem Konzerthaus Dortmund, Brucknerhaus Linz, Pierre Boulez Saal Berlin, Gewandhaus Leipzig und der Carnegie Hall. Avdeeva hat mit vielen bedeutenden Orchestern in Europa und den USA zusammengearbeitet, darunter das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und das Los Angeles Philharmonic Orchestra, und pflegt Beziehungen zu Dirigenten wie Gustavo Dudamel und Marin Alsop. Als Kammermusikerin tritt sie mit Künstlern wie Julia Fischer und Gidon Kremer auf und hat in renommierten Hallen wie der Wigmore Hall gespielt. Neben regelmässigen Auftritten beim Chopin-Festival in Warschau war sie auch bei den Salzburger Festspielen und im Wiener Konzerthaus zu hören. Ihr künstlerisches Erbe zeigt sich in ihren Aufnahmen, darunter historisch informierte Chopin-Konzerte und Soloalben mit Werken von Bach, Mozart und Prokofiev. Avdeeva begann ihre musikalische Ausbildung im Alter von fünf Jahren an der Gnessin School of Music in Moskau und entwickelte ihre Fähigkeiten an der Internationalen Klavierakademie am Comer See. Ihr Online-Projekt #AvdeevaBachProject hat über eine halbe Million Aufrufe erzielt.

Marc Minkowski studierte zuerst Fagott, bevor er in jungen Jahren mit dem Dirigieren begann und die Akademie von Maestro Charles Bruck besuchte. Mit 19 Jahren gründete er das Ensemble Les Musiciens du Louvre, dessen künstlerischer Leiter er ist und mit dem er heute weltweit auf Tournee zu erleben ist.

Als Gastdirigent wird er regelmässig an bedeutende Bühnen wie die Wiener Staatsoper, das Royal Opera House Covent Garden, das Teatro alla Scala und die Salz-

Yulianna Avdeeva © Maxim Abrossimow
Marc Minkowski © Benjamin Chelly

burger Festspiele eingeladen. Er arbeitet mit Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, der Staatskapelle Dresden, der Los Angeles Philharmonic sowie dem Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra zusammen. Wichtige Projekte der jüngeren Vergangenheit waren Giuseppe Verdis Don Carlos am Grand Théâtre de Genève, W. A. Mozarts Mitridate re di ponto in der Hamburger Elbphilharmonie sowie Le nozze di figaro und Don Giovanni an der Staatsoper Unter den Linden.

Die Spielzeit 2024/25 begann für Marc Minkowski mit Joseph Haydns Die Schöpfung gefolgt von Johann Strauss‘ Die Fledermaus. Ausserdem stehen Konzerte mit Les Musiciens du Louvre zum Gedenken an G. Bizets 150. Todestag auf dem Programm. Als Gastdirigent ist er u. a. im Rahmen einer Konzerttournee des Kammerorchester Basel zu erleben. Die Saison endet mit Konzerten beim Festival von Aix-en-Provence.

Marc Minkowski kann heute als aktiver Förderer der klassischen Musik gesehen werden. Er gründete 2011 das Festival Ré Majeure, war von 2016 bis 2021 Generaldirektor der Opéra National de Bordeaux, von 2013 bis 2017 künstlerischer Leiter der Mozartwoche in Salzburg und von 2018 bis 2022 künstlerischer Berater des Orchesters Ensemble Kanazawa in Japan. 2018 wurde er mit dem Orden der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet.

Das Kammerorchester Basel, 1984 gegründet, ist ein fester Bestandteil der Basler Musiklandschaft mit zwei Abonnementreihen im Stadtcasino Basel sowie Don Bosco Basel. Weltweit und mit mehr als 70 Konzerten pro Saison ist es auf Tourneen unterwegs. Der Entdeckergeist treibt die Musiker:innen auf die Spuren des historisch informierten Klangbildes, wodurch ein ganz eigener Kammerorchester Basel-Klang entsteht, der verschiedene Stile und Richtungen verbindet und vielseitig ist. Mit ausgewählten Solist:innen wie Hélène Grimaud, Regula Mühlemann, Vilde Frang, Bertrand Chamayou oder Sebastian Bohren arbeitet das Kammerorchester Basel immer wieder gerne zusammen. Unter der künstlerischen Leitung der Konzertmeister:innen sowie ausgewählter Dirigent:innen wie u. a. Delyana Lazarova, Izabelė Jankauskaitė, René Jacobs oder Marc Minkowski präsentiert das Kammerorchester Basel sein breites Repertoire. Seit 2019 ist die Clariant Foundation Presenting Sponsor des Kammerorchester Basel.

Kammerorchester Basel © Matthias Müller

Mi 28.5.2025 – 17.00 Uhr, Don Bosco

Kostprobe: Conducting Academy

Mit Musik von B. Bartók, F. Schubert und J. Haydn

Johannes Schlaefli und Dirigierschüler:innen Leitung

Do 5.6.2025 – 19.30 Uhr, Don Bosco

Abokonzert: ALLA RUSTICA

Joseph Haydn: Sinfonien Nr. 71, 74 und 75, Konzert für Klavier und Orchester Nr. 11 in D-Dur

Alexander Melnikov Hammerklavier

Giovanni Antonini Leitung

Mi 18.6.2025 –19.30 Uhr, MusikAkademie

Schlusskonzert mit Solist:innen der Hochschule für Musik Basel, Klassik, begleitet vom Kammerorchester Basel

Fr 20.6.2025 – 19.00 Uhr, Don Bosco

«Basel gyygt» Mozart

W. A. Mozart: Eine kleine Nachtmusik

Nächste Konzerte in Basel

Mi 6.8.2025 – 19.30 Uhr, Martinskirche

Extrakonzert: H-MOLL-MESSE

J. S. Bach: h-Moll-Messe, BWV 232

Tenebrae Choir

Nigel Short Leitung

So 7.9.2025 – 19.30 Uhr, Stadtcasino

Abokonzert: SOL O CELLO

G. Enescu: Kammersinfonie in E-Dur für 12 Instrumente, É. Lalo: Konzert für Violoncello und Orchester in d-Moll,

L. v. Beethoven: Sinfonie Nr. 7 in A-Dur

Sol Gabetta Violoncello

Pierre Bleuse Leitung

Fr 19.9.2025 – 19.30 Uhr, Stadtcasino

Abokonzert: AUF LEBEN UND TOD

L. v. Beethoven: Grosse Fuge für Streicher in B-Dur, Fassung von Matthias Arter, D. Schostakowitsch: Sinfonie

Nr. 14 in g-Moll für Sopran, Bass und Kammerorchester

Evelina Dobračeva Sopran

Christof Fischesser Bass

Heinz Holliger Leitung

Wählen Sie Ihre Lieblingskonzerte und buchen Sie Ihre Tickets : www.kammerorchesterbasel.ch | 061 306 30 44 (Mo, Mi, Do: 10.30 – 12.30 Uhr) oder bei Bider & Tanner

Herausgeber Kammerorchester Basel

Direktor Marcel Falk

Redaktion Claudia Dunkel, Anna Maier

Text Verena Naegele

Design Stadtluft

Druck Schwarz auf Weiss Impressum

Dieses Programmheft erscheint einmalig zum Abokonzert am 12.5.2025, in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Inhaber von Urheberrechten, die wir nicht ermitteln konnten, werden wegen nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht erbeten. AUSVERKAUFT

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