Wir danken für die Unterstützung des heutigen Konzerts:
Inside Out – eine musikalische Revue zum 40. Geburtstag des Kammerorchester Basel
Kammerorchester Basel
Mathias Weibel Konzept
Julia Schröder musikalische Leitung
Thom Luz Œil extérieur
Fr 8.11.2024 – 20.00 Uhr
Sa 9.11.2024 – 16.00 Uhr
Sa 9.11.2024 – 20.00 Uhr
Don Bosco Basel
Fr 30.8.2024 – 19.15 Uhr, Stadtcasino Basel
Konzerteinführung Hingehört um 18.30 Uhr mit Matthias Arter, Solo-Oboist des Kammerochester Basel
Fanny Hensel (1805 – 1847)
Ouvertüre in C-Dur 10'
Andante. Piu presto a sempre accelerando
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 in G-Dur, op. 58
I. Allegro moderato
II. Andante con moto
III. Rondo. Vivace
Pause
Emilie Mayer (1812 – 1883)
Sinfonie in f-Moll (1862)
I. Allegro agitato
II. Adagio
III. Scherzo. Allegro vivace
IV. Finale. Allegro vivace
35'
35'
Konzertende ca. 21.10 Uhr
Das Kammerorchester Basel war mit diesem Programm auf Tournee:
18.8.2024 – Gstaad, Festival Zelt
20.8.2024 – Edinburgh, Usher Hall
22.8.2024 – Tannay, Château de Tannay
23.8.2024 – Vaduz, Vaduzer Saal
26.8.2024 – La Côté-Saint-André, Cour du Château Louis XI
28.8.2024 – Warschau, Filharmonia Narodowa
Das Programm in Kürze
Ludwig van Beethovens Werk steht im Fokus des Programms: Primär mit dessen Klavierkonzert, sekundär aber ist er auch mit dem Schaffen der beiden Komponistinnen Fanny Hensel-Mendelssohn und Emilie Mayer verbunden. Bei Fanny Hensel ist deren Verehrung für die Musik Beethovens zu nennen, dessen Klavierkonzert Nr. 4 sie in den «Sonntagsmusiken» selbst spielte. Ihre C-Dur-Ouvertüre in Sonatenhauptsatzform sprüht vor Instrumentalfarben.
Beethovens viertes Klavierkonzert wird oft als lyrisch bezeichnet, was vor allem mit dem ersten Satz und dessen Solo-Einleitung des Klaviers zusammenhängt. In den nachfolgenden Sätzen ist allerdings auch der Feuerkopf Beethoven präsent.
Sieben Sinfonien hat Emilie Mayer, die in zeitgenössischen Kritiken explizit als «weiblicher Beethoven» bezeichnet wird, komponiert. In ihrer f-Moll-Sinfonie zeigt sie aber einen eigenen Kompositionsstil, der kraftvoll dynamisch sein kann, wie im Hauptthema des ersten Satzes. Immer wieder gibt es aber auch melodische Passagen. Ein grossartiges Werk zum Entdecken.
Hör-Impuls
Es ist ein Faszinosum im Umgang mit Emilie Mayers Musik, wie diese eigenständige, kraftvolle Frau in einer Zeit, wo «einsame männliche Genies» dominierten, ihren persönlichen Stil fand. Schon bei den ersten Takten des ersten Satzes Allegro agitato wird die Originalität und Spielfreude der Komponistin Emilie Mayer ohrenfällig: mit einer abwärtsgeschwungenen markanten Sechzehntelfigur, in die auch Hörner und Trompeten signifikant eingreifen. Es ist eine ungewöhnlich kraftvolle Musik für eine Komponistin im 19. Jahrhundert.
Zum Hörbeispiel
Neben dem Hörbeispiel ist auch dieses Programmheft über den QR-Code abrufbar.
Fr 21. März 2025, 19.30 Uhr, Kirchgemeindehaus Saal, E i n t r i t t f re i
Sa 22. März 2025, 20 Uhr, Kulturscheune Liestal, freier Verkauf, CN Abo So 23 März 2025, 11 Uhr, Klavierwerkstatt Waldhauser, freier Verkauf
Eintrittspreise: c l a
Einfache Sprache
Das Programm in einfacher Sprache
Sie hören heute drei Musikstücke.
Zwei sind von Frauen geschrieben.
Das ist besonders, denn früher durften Frauen nicht arbeiten, also auch keine Musik komponieren.
1. Fanny Hensel: Ouvertüre in C-Dur
Diese Musik klingt bunt und lebendig.
Das Stück beginnt mit dem Horn.
Dann wechseln sich Streicher und Bläser ab wie ein Echo.
Hensel bewunderte Beethoven sehr und das hört man im Laufe der Ouvertüre.
2. Ludwig van Beethoven: 4. Klavierkonzert
Der 1. Satz ist besonders gefühlvoll und melodisch.
Der 2. Satz ist ein Gespräch zwischen dem Klavier und dem Orchester.
Der 3. Satz ist voller Energie und Leidenschaft.
3. Emilie Mayer: Sinfonie in f-Moll
Im 1. Satz hört man den stürmischen Stil.
Danach erklingt eine leichte Melodie in den Streichern.
Der 2. Satz hat schöne Melodien mit einem lieblichen Thema.
Der 3. Satz ist feurig.
Die Holzbläser haben einige schöne Einzelauftritte.
Der 4. Satz ist am Anfang heiter.
Er endet wie ein Triumphzug eines Königs.
Als Träger des Labels Kultur Inklusiv setzt sich das Kammerorchester Basel für eine inklusive Gesellschaft ein. Ein Text in einfacher Sprache ist Teil davon. www.kulturinklusiv.ch
Das Kammerorchester Basel wird 40!
2024 feiert das Kammerorchester Basel sein 40-jähriges Bestehen. Mit unserer Illustrationsserie begleiten wir das Jubiläum in den Programmheften und dokumentieren wichtige Stationen des Ensembles. Illustriert wird diese Serie von Ursula Knapp, von 2020 – 2023 Stagemanagerin des Kammerorchester Basel.
Seit 20 Jahren ist Julia Schröder Mitglied im Kammerorchester Basel und seit 2005 ist sie Konzertmeisterin.
Emilie Mayers Sinfonie f-Moll wird in Berlin uraufgeführt.
Ludwig von Köchel veröffentlicht ein Werkverzeichnis der Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart, das seitdem als Köchelverzeichnis bekannt ist.
In London wird der Ghost Club gegründet, der sich mit der Geisterjagd und Gespenstererscheinungen beschäftig. Prominentes Mitglied ist der Schriftsteller Charles Dickens.
Das Basler Kinderspital wird dank Spenden von Anna Elisabeth Burckhardt-Vischer und ihren beiden Schwestern gegründet.
Der Verein für das Schweizerdeutsche Wörterbuch wird gegründet. Bis heute gibt es das daraus entstandene «Das Schweizerische Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache», inzwischen auch digital.
Die eigene Musiksprache finden
Ludwig van Beethovens Werk steht im Fokus des heutigen Programms: Primär mit dessen Klavierkonzert Nr. 4 in G-Dur, sekundär aber ist er auch mit dem Leben und Schaffen der beiden Komponistinnen Fanny Hensel-Mendelssohn und Emilie Mayer verbunden. Ist es bei Fanny Hensel vor allem die Verehrung für die Musik Beethovens, so wird Emilie Mayer in zeitgenössischen Kritiken explizit als «weiblicher Beethoven» bezeichnet. Wird diese Zuschreibung der Besonderheit von Mayers Schaffen gerecht? Es darf bezweifelt werden.
Im Hause der Familie Mendelssohn war neben Johann Sebastian Bach auch Ludwig van Beethoven ein Leitstern der Musik. Schon früh entdeckten die Geschwister Fanny und Felix dessen Streichquartette und andere kammermusikalische Werke. Schliesslich kommt es nicht von ungefähr, dass Fanny Hensel ihren einzigen 1830 geborenen Sohn: Sebastian Ludwig Felix benannte, nach den Vornamen von Bach, Beethoven und ihrem Bruder.
Wie ihr berühmter Bruder erhielt auch Fanny eine umfassende musikalische Ausbildung, die ihr erlaubte, zu komponieren, zu einer versierten Pianistin zu werden und sich als Musikorganisatorin und Dirigentin zu betätigen. In den «Sonntagsmusiken» des Hauses Mendelssohn hat sie selbst vor jeweils rund 400 Gästen oft Beethoven gespielt.
Bei den «Sonntagsmusiken» uraufgeführt wurde dann 1834 Fanny Hensels Ouvertüre in C-Dur. Hier, im halböffentlichen Raum, konnte sie zuweilen eigene Kompositionen programmieren. Ein Orchesterwerk blieb jedoch die Ausnahme, denn die Komposition von Instrumentalwerken galt damals für eine Frau als unschicklich. Die rund zehnminütige Ouvertüre ist nach klassischem Muster gebaut: einer langsamen Einleitung folgt ein Sonatenhauptsatz mit zwei Themen. Die Fülle an Melodien und die Lebendigkeit der Musik macht dieses Werk besonders hörenswert.
Schon in der Einleitung lässt die Komponistin ihrer Freude an Instrumentenfarben freien Lauf, da ein hauchendes Horn, dort eine kurze Flötenmelodie, auch Klarinette und Oboe melden sich zu Wort. Dann geht’s rasant zum energischen Hauptthema, dem ein lyrisches Seitenthema folgt. Neben der Sicherheit, mit der Hensel die Form beherrscht, gesellt sich die Raffinesse,
Im März 1807 in Wien bei einem halbprivaten Konzert im Palais Lobkowitz und am 22. Dezember 1808 mit Beethoven als Solisten am Theater an der Wien öffentlich uraufgeführt.
Dauer
Ca. 35'
mit der sie die Themen in der Durchführung verarbeitet und Harmoniewechsel einstreut. Das Werk schliesst mit einer kurzen, kraftvollen Coda.
Fanny Hensel liebte Beethovens Klavierkonzerte, vom Ersten existiert eine von ihr komponierte Kadenz, und das vierte Klavierkonzert hat sie in den «Sonntagsmusiken» selbst gespielt. Ihre Zeitzeugin Johanna Kinkel schrieb einmal zu ihrem pianistischen Können: «Fannys Clavierspiel war vollendet zu nennen. Bachs und Beethovens Compositionen spielte sie grossentheils auswendig.» Es ist durchaus verständlich, dass ihr dieses atmosphärisch dichte und sich im Schlussrondo zu virtuoser Brillanz steigernde Beethoven-Konzert besonders zusagte.
Komponiert hat Beethoven sein Klavierkonzert Nr. 4 um 1805 und damit nach dem Ringen des «einsamen Genies» um Form und Inhalt in der «heroischen» dritten Sinfonie. Sein neues Klavierkonzert hob Beethoven persönlich als Solist im März 1807 in Wien bei einem Subskriptionskonzert im Palais Lobkowitz aus der Taufe. Darin verfolgte er einen komplett neuen Ansatz zur Konzeption eines Klavierkonzerts.
Das Werk beginnt kontemplativ verinnerlicht mit dem Klavier allein, und nicht gemäss Konvention machtvoll mit dem Orchester. Interessanterweise ist der erste Satz, der sich insgesamt so lyrisch versonnen ausbreitet, in der Gesamtbeurteilung sinngebend für das gesamte Werk geworden. In diesem Allegro moderato wachsen die Themen und deren Verarbeitung wie selbstverständlich auseinander heraus. Der Gegensatz von Orchester und Klavier ist aufgehoben.
Der zweite Satz aber zeigt ein anderes Gesicht. Bestritten nur von den Streichern, erhebt sich ein drohendes Tutti-Motiv, das vom Klavier in fast flehentlicher Bitte konterkariert wird. Wohl deshalb wurde deren Charakter oft als opernhafte Besänftigung des «Klavier»-Orpheus an die wütenden «Orchester»-Furien verstanden. Nach einer versöhnlichen Annäherung geht es attacca ins Rondo, in welchem sich Orchester und Solistin dialogisierend wiederfinden. Hier zeigt sich der Feuerkopf Beethoven, dessen wirbliger Impetus für die Beurteilung von dessen Werken so sinngebend ist.
Musikalische Emanzipation
Wurde Emilie Mayer deshalb als «weiblicher Beethoven» bezeichnet, weil sie durchaus kraftvoll und «männlich» komponieren konnte? Völlig ungewöhnlich war jedenfalls für die Zeitgenossen, dass sich Mayer ohne Scheu an die grossen Konzertgattungen wagte: mindestens sieben Sinfonien, mehrere Konzertouvertüren und ein Klavierkonzert umfasst ihr Werkverzeichnis.
Emilie Mayer wurde am 14. Mai 1812 in Friedland (Mecklenburg) als Tochter eines Apothekers und dessen zweiter Ehefrau geboren, und sie erhielt schon früh Klavierunterricht. Nach dem Tod ihres Vaters beschloss sie mit knapp dreissig Jahren nach Stettin zu gehen, um bei Carl Loewe Komposition zu studieren. Noch während der Studienzeit wurde die Instrumentalmusik mit den Sinfonien in c-Moll und e-Moll zum Zentrum ihres Schaffens. Ganz anders als Frauen in dieser Zeit, die allenfalls Klavierlieder für den bürgerlichen Hausgebrauch komponieren durften, wagte sich Emilie Mayer dadurch an eine Gattung, die eigentlich Komponisten vorbehalten war.
Bemerkenswerter Weise wurde sie in ihrem aussergewöhnlichen Wunsch nicht nur von Carl Loewe unterstützt, sondern nach ihrer Übersiedlung nach Berlin auch vom weitherum als Musikpädagoge geschätzten Adolf Bernhard Marx (1795–1866), der die Auseinandersetzung der jungen Komponistin mit Beethovens Musik förderte. Dank Marx und dem Kapellmeister Wilhelm Wiprecht wurden etliche Sinfonien von Emilie Mayer in Berlin uraufgeführt und auch mehr oder weniger wohlwollend rezensiert. Immer wieder aber scheint auch das Dilemma eines «Frauenzimmers» auf, in der heroischen Gattung schlechthin, der Sinfonie, ihren eigenen Stil zu entwickeln. Es ist ein Faszinosum im Umgang mit Emilie Mayers Musik, wie diese eigenständige, kraftvolle Frau in einer Zeit, wo «einsame männliche Genies» dominierten, ihren persönlichen Stil fand. Geichsam «a-historisch» komponierte sie ihre Werke, nicht etwa als Beethoven-Epigonin, sondern als Komponistin, die einerseits Satztechniken, Kontrapunkt, Modulationen etc. perfekt beherrschte. Andererseits gibt es in ihrer Musik damals sowohl als «männlich» empfundene Passagen, als auch frische, lyrische und sangbare. Die Komponistin als biedermeierliche Nachahmerin zu schelten, schiesst deshalb völlig am Ziel vorbei.
Berlin Sinfoniekonzert der Liebigschen Kapelle April 1862
Dauer Ca. 35'
KI-generiertes Bild: «weiblicher Beethoven komponiert Klavierkonzert»
Ihre Sinfonie in f-Moll, in der sie sich mit der «männlichsten aller Sinfonien» zu messen wagte, vereinigt aufs Glücklichste ihre kompositorischen Eigenschaften. Stürmisch beginnt der erste Satz Allegro agitato mit einer abwärtsgeschwungenen markanten Sechzehntelfigur, in die auch Hörner und Trompeten signifikant eingreifen, um in ein lyrisch-melodiöses Seitenthema zu wechseln. Synkopen, Sforzati und Akzente unterstreichen im Verarbeitungsverlauf den insgesamt leidenschaftlichen Charakter des Satzes, der durchaus auch etwas an Mendelssohn erinnert.
Dunkel beginnt das Adagio, in dem den Hörnern grosse Eigenständigkeit zugestanden wird. Beeindruckend auch die zweimalige Steigerung zu einer dramatischen Passage, in der sie aber nicht verharrt, sondern wieder in lyrischere Gefilde zurückfindet. Das Scherzo wiederum erinnert mit burschikosen Sprüngen und Synkopen an Schumanns zweite Sinfonie, doch auch hier bringt der Trio-Mittelteil im Dreiviertel-Takt einen wunderschönen melodiösen Kontrast. Auch das Finale
ist eigenwillig, keine beethovensche Apotheose, sondern eine quirlige Verarbeitung der Motive, einen kurzen C-Dur-Hymnus und ein virtuoses Ende.
Emilie Mayer war, unterstützt von Männern wie Loewe, Marx und Wiprecht, zu Lebzeiten eine angesehene Komponistin, die auch in mehrere zeitgenössische Tonkunst-Lexika aufgenommen wurde. Nach ihrem Tod verschwand ihr Name allerdings schlagartig aus den Programmen und sie wird erst jetzt wieder entdeckt. Sie hiess eben nicht Schumann oder Mendelssohn und sie lebte ihren eigenen Stil, weder als «weiblicher Beethoven», noch als langweilige Klassizistin, sondern als Emilie Mayer.
Verena Naegele
«Wenn ich mir in stiller Seele Singe leise Lieder vor: Wie ich fühle, dass sie fehle, Die ich einzig auserkohr; Möcht' ich hoffen, dass sie sänge, Was ich ihr so gern vertraut; Ach! aus dieser Brust und Enge Drängen frohe Lieder laut.»
Johann Wolfgang von Goethe gewidmet Fanny Hensel 1827
Aus: Emma von Elke Mascha Blankenburg, erschienen am 10. November 1977.
Wurde der Schweizerischen Schreibung angepasst.
Vergessene Komponistinnen
Einen weiblichen Mozart, Beethoven oder Bach gibt es nicht. Frauen besässen keine eigene Kreativität, sagen Berufs- und Studienkollegen (siehe auch Sigmund Freud). Genie sei eben doch eine männliche Sache. Meistens konnten wir Frauen dieser Behauptung nur bedauernd und kleinlaut kopfnickend zustimmen. Oder kennt jemand auch nur eine Komponistin mit Namen? In meinem fünfjährigen Studium wurde von keiner berichtet. «Genie setzt sich durch.» Bei Frauen hat sich nichts durchgesetzt, also kann auch nichts da sein. In der Literatur und Malerei gibt es zwar einige Ausnahmen, aber eine DrosteHülshoff ist noch lange kein Goethe.
Dass Kreativität nur dann sichtbar werden und sich durchsetzen kann, wenn genügend Freiraum, Selbstbewusstsein, Eigenständigkeit und der Platz da ist, kreative Anlagen zu entwickeln, auf diesen Gedanken kamen wir Frauen bisher nicht. Und auch nicht auf den, dass es vielleicht doch geniale Frauen gegeben hatte, sie nur rascher in Vergessenheit gebracht und totgeschwiegen wurden. Misstrauisch geworden, begab ich mich trotzdem auf die Suche in Literatur, Lexika und Bibliotheken. […]
Wer kennt zum Beispiel Francesca Caccini (1587-1640), eine Zeitgenössin Claudio Monteverdis, eine Allroundbegabung, die als Sängerin auch Protagonistin seiner Opern war? Sie schrieb Opern, Ballette, gab Lehrbücher für Komposition heraus und übte einen enormen Einfluss auf die Komponisten ihrer Zeit aus.[…]
Fanny Mendelssohn-Hensel (1805-1847), die Schwester des bekannten Felix, war ebenso Komponistin wie ihr Bruder, der seinen «Lieder(n) ohne Worte» sechs Kompositionen seiner Schwester zugesellte und sie unter seinem Namen veröffentlichte […]
Die Geschichtsschreibung vergass frühere Komponistinnen nicht etwa, weil sie unbedeutend waren. Alle waren zu ihren Lebzeiten anerkannt und als Lehrerinnen wichtig. Man liess sie nur dann rasch in Vergessenheit geraten. So blieb der Eindruck erhalten, Komponieren sei reine Männersache. Jede Frau, die sich dazu berufen fühlt, ist ohne geschichtliche Identität, ohne Vorbild. Jede heute lebende Komponistin muss in ihrem Berufskampf ganz von vorne anfangen. […]
Hélène Grimaud ist ein wahres Multitalent unserer Zeit: sie ist nicht nur eine leidenschaftliche Pianistin, die ihr Instrument mit starkem poetischem Ausdruck und unvergleichlichem technischem Können spielt. Sie zeichnet sich ebenso als engagierte Naturschützerin, als mitfühlende Menschenrechtlerin und als Buchautorin aus. Die intensive Hingabe, mit der sie sich ihrer musikalischen Arbeit widmet, hat ein Pendant in der Breite und Tiefe ihres Interesses an Umweltschutz, Literatur und Kunst.
Seit 2002 ist Grimaud Exklusivkünstlerin der Deutschen Grammophon. Ihre Aufnahmen erhielten zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Cannes Classical Recording of the Year und den Midem Classic Award. In ihrem neuen Album «For Clara», das im September 2023 erschien, beleuchtet Grimaud ihre Beziehung zu den deutschen Romantikern sowie die von Robert Schumann und Johannes Brahms zur Pianistin und Komponistin
Clara Schumann. Grimaud interpretiert Schumanns «Kreisleriana» und Brahms' «Drei Intermezzi op. 117», ergänzt durch seine «Neun Lieder und Gesänge op. 32» mit Konstantin Krimmel.
In der Saison 2024/25 gastiert Hélène Grimaud unter anderem beim San Francisco Symphony mit Kazuki Yamada, beim Philadelphia Orchestra mit Yannick Nézet-Séguin sowie beim Dallas Symphony Orchestra und NHK Symphony Orchestra mit Fabio Luisi. Rezitale gibt sie beim Gstaad Menuhin Festival in Saanen, in der Carnegie Hall in New York, in der Bing Concert Hall in Stanford sowie unter anderem in Singapur, Taipeh und São Paulo. Mit dem Kammerorchester Basel unternimmt sie im August 2024 eine Europa-Tournee mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 4. Im Mai und Juni 2025 wird sie zusammen mit der Camerata Salzburg auf einer Tournee durch Europa zu erleben sein.
1969 in Aix-en-Provence geboren, studierte Grimaud bei Jacqueline Courtin am dortigen Konservatorium und bei Pierre Barbizet in Marseille. Mit 13 Jahren wurde sie am Pariser Conservatoire angenommen. Weiteren Unterricht nahm sie bei György Sándor und Leon Fleisher. 1987 gab sie ihr erstes Rezital in Tokio und im selben Jahr lud sie der Dirigent Daniel Barenboim ein, mit dem Orchestre de Paris aufzutreten. Dies markierte den Beginn ihrer glanzvollen internationalen Karriere. Zwischen ihrem Debüt mit den Berliner Philharmonikern 1995 und ihrem ersten Auftritt mit den New Yorker Philharmonikern 1999 gründete Grimaud das Wolf Conservation Center in New York, inspiriert von einer zufälligen Begegnung mit einem Wolf. Sie ist auch Mitglied von «Musicians for Human Rights», einem globalen Netzwerk für Menschenrechte und sozialen Wandel.
Auch als engagierte Kammermusikerin trat Grimaud bei renommierten Festivals und Veranstaltungen auf. Zu ihren musikalischen Partnern zählen Sol Gabetta, Rolando Villazón, Jan Vogler, Clemens Hagen, Konstantin Krimmel sowie die Gebrüder Capuçon. Für ihren Beitrag zur klassischen Musik wurde sie von der französischen Regierung als Ritter der Ehrenlegion ausgezeichnet.
Julia Schröders mitreissende Art zu spielen begeisterte auch Solisten wie Sol Gabetta, Marijana Mijanovic, Giuliano Carmignola, Angelika Kirchschlager, Andreas Scholl, Patricia Kopatschinskaja, Giuliano Sommerhalder, Angela Hewitt, Nuria Rial, Julia Leshneva, Franco Fagioli und Cecilia Bartoli, mit denen Julia Schröder
viele Konzerte und CD-Aufnahmen realisierte. Als Konzertmeisterin des Kammerorchester Basel tourt sie durch die grossen Säle Europas und begründete somit ihr Renommee als herausragende Künstlerin, Leiterin und Geigerin. 2010 wurde sie Professorin für Violine an der Musikhochschule Freiburg (D). Ihre musikalische Vielseitigkeit und ihre grosse Leichtigkeit auf der Geige machen sie zu einer begehrten musikalischen Partnerin. Ihre stilistische Bandbreite von der historischen Aufführungspraxis über den Tango bis hin zum Jazz verleihen ihr eine Authentizität, welche ihr Geigenspiel unverkennbar macht.Sie ist gern gesehener Gast bei Ensembles wie Il Giardino Armonico, dem Freiburger Barockorchester, der Lauttencompagney Berlin, Les Passions de l`Ame und im Tangotrio Marcelo Nisinman. Ihre Diskografie ist bei Sony BMG erschienen.
Das Kammerorchester Basel, 1984 gegründet, ist ein fester Bestandteil der Basler Musiklandschaft mit zwei Abonnementreihen im Stadtcasino Basel sowie Don Bosco Basel. Weltweit und mit mehr als 70 Konzerten pro Saison ist es auf Tourneen unterwegs. Als Spezialistenensemble mit dem Schwerpunkt in der Wiener Klassik wurde das Kammerorchester Basel 2019 als erstes Orchester mit einem Schweizer Musikpreis geehrt. Der Entdeckergeist treibt die Musiker:innen auf die Spuren des historisch informierten Klangbildes, wodurch ein ganz eigener Kammerorchester Basel-Klang entsteht, der verschiedene Stile und Richtungen verbindet und vielseitig ist. Die Vermittlungsarbeit ist seit vielen Jahren Herzstück der musikalischen Arbeit.
Eine umfangreiche, vielfach preisgekrönte Diskografie dokumentiert das künstlerische Schaffen des Kammerorchester Basel. Seit 2019 ist die Clariant Foundation Presenting Sponsor des Kammerorchester Basel.
Die ausführliche Biografie lesen Sie auf unserer Website, scannen Sie diesen QR-Code:
Fr 27.9.2024 – 19.30 Uhr
Stadtcasino Basel
Abokonzert: BASLER FREUDEN
Mit Werken von A. Honegger, P.I. Tschaikowski, H. Winkelman (UA)
Anastasia Konekina Violoncello
Delyana Lazarova Leitung
Mo 28.10.2024 – 19.30 Uhr
Stadtcasino Basel
Abokonzert: NEXT
Mit Werken von J. Brahms und F. Mendelssohn Bartholdy
Dmitry Smirnov Violine
Samuel Niederhauser Violoncello
Bertrand Chamayou Klavier
Aurel Dawidiuk Leitung (Brahms)
Philippe Herreweghe Leitung (Mendelssohn)
Fr 8.11.2024 – 20.00 Uhr
Sa 9.11.2024 – 16.00 und 20.00 Uhr
Don Bosco Basel
Extrakonzert: INSIDE OUT – Eine musikalische Revue zum 40. Geburtstag des Kammerorchester Basel
Mit Werken von J. Adams, J. S. Bach,
G. F. Händel, C. Ives, W. A. Mozart, A. Schönberg, I. Strawinsky, C. M. v. Weber u. v. m.
Mathias Weibel Konzept
Julia Schröder musikalische Leitung
Thom Luz Œil extérieur
Di 26.11.2024 – 19.30 Uhr
Martinskirche Basel
Abokonzert: MEHR HAYDN
Joseph Haydn: Missa Cellensis in honorem Beatissimae Virginis Maria «Cäcilienmesse» und Sinfonie Nr. 44
Mari Eriksmoen Sopran
Carlo Vistoli Countertenor
Jeremy Ovenden Tenor
Christian Senn Bass
Zürcher Sing-Akademie
René Jacobs Leitung
Mo 16.12.2024 – 19.30 Uhr
Stadtcasino Basel
Abokonzert: JAUCHZET FROHLOCKET
J. S. Bach: Weihnachtsoratorium (Kantaten 1, 2, 3 und 6)
Windsbacher Knabenchor
Ludwig Böhme Leitung
Wählen Sie Ihre Lieblingskonzerte und buchen Sie Ihre Tickets : www.kammerorchesterbasel.ch | 061 306 30 44 (Mo, Mi, Do: 10.30 – 12.30 Uhr) oder bei Bider und Tanner
Herausgeber Kammerorchester Basel
Direktor Marcel Falk
Redaktion Claudia Dunkel, Sarina Leuenberger
Dieses Programmheft erscheint einmalig zum Abokonzert am 30.8.2024, in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Inhaber von Urheberrechten, die wir nicht ermitteln konnten, werden wegen nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht erbeten. WEITERES KONZERT DI 17.12.2024
Text Verena Naegele
Design Stadtluft
Druck Schwarz auf Weiss Impressum
WHAT ARE WE HERE FOR?
Greater chemistry
Greater chemistry is a promise. A promise to ourselves and to the world. To never stand still. To reflect achievements. It’s a promise to strive for a future worth living, for harmonious coexistence, and for greater solutions with a greater impact, Greater chemistry – between people planet. That is our purpose. That is how we are measured.