Nr. 19 | Brückegeneration 5 | August - September 2020

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Die Installation „Hranca _._ Grenz“ mäandert in Form eines 400 Meter langen, roten Bandes durch den Ort St. Jakob i. R./ St. Jakob v Rožu und dessen Umgebung. Foto: Stefan Reichmann | Katharina Gruzei „seziert“ eine brauchtümliche Goldhaube. Fotos: Katharina Gruzei | Marko Lipuš: Berg #2. Foto: Marko Lipuš

Kärntner Liedgut im Dialog mit Klassik. Foto: Rainer Sturm /pixelio.de

kultur.tipp Volksmusik trifft Klassik

übergestellt. Mit Guido Katol wandelt noch ein zeitgenössischer Kärntner Maler auf den Spuren Anton Koligs und seines Enkels Cornelius. Expressiv und farbintensiv sind Katols künstlerische Reflexionen, die im Klagenfurter Landhaus zu sehen sind [Interview mit Guido Katol auf S. 62-63]. Eine weitere sehenswerte Ausstellung wird bis Ende Oktober im Werner-BergMuseum in Bleiburg/Pliberk gezeigt, das so wie in den Vorjahren (Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Gottfried Helnwein) einen spannenden Dialog inszeniert. Diesmal ist es die Zusammenschau von Werken des Wahlkärntners und Expressionisten Berg und des verstorbenen öster­ reichischen Karikaturisten Manfred Deix (Manfred Deix trifft Werner Berg). Eigentümlichkeiten und Besonderheiten der jeweils porträtierten Einheimischen finden dabei ihren künstlerischen Niederschlag. Großflächige Fassadengestaltungen des Bleiburger Hauptplatzes erweitern die Ausstellung in den öffentlichen Raum. Fotografie, Video und Film sind die Medien, mit denen sich die beiden bildenden Künstler*innen Katharina Gruzei und Marko Lipuš in ihrer Ausstellung imagined carinthia – rethinking reality (k & k Zentrum St. Johann i. R./Šentjanž v Rožu) mit dem Thema Identität beschäftigen. Konventionen sollen dabei überdacht, „Übersetzung“ soll in vielfacher Hinsicht sinnlich erlebbar gemacht werden (ab 18.9.). Ergänzend dazu findet am 26.9. ein spannendes Musik-Projekt der Kärntner Jazzer Stefan Thaler und Tonč Feinig statt (Dvozvok/Zweiklang). Mit Musiker­ *innen beider Volksgruppen und renommierten Gästen aus Österreichs Jazz-Szene stehen dabei traditionelle slowenische und deutschsprachige Kärntner Lieder im Fokus. Das mit experimentellen Klängen versetzte Volkslied wird durch Improvisation zu einer neuen zeitgenössischen Ausdrucksform. Doch die „Trennung zwischen uns und ihr“ gibt es immer noch, meint Marjan

Štikar vom slowenischen Kulturverein Rož. 100 Jahre nach der Volksabstimmung wird sie im Rosental auch sichtbar gemacht. Die raumgreifende Installation Hranca _._ Grenz in Form eines 400 Meter langen, roten, netzartigen Bandes mäandert durch den Ort St. Jakob i. R./ Šentjakob v Rožu und die Umgebung. Bedrohlich wirkt sie – und absurd. Das Rosental mit dem Künstlerdorf Suetschach, den Kulturvereinen in St. Jakob/ Šentjakob und St. Johann/Šentjanž ist ein besonders kreativer Landstrich. Kein Wunder also, dass sich das Tanztheater einAnder dieses Tal an der Grenze zum Austragungsort seiner Veranstaltungsreihe „24 Stunden Grenzerfahrung“ gewählt hat. Dabei entstehen Tanztheaterperformances zum Mitmachen: In 24 Stunden, verteilt auf mehrere Tage, werden Erfahrungen der Bevölkerung in ein Stück eingearbeitet, das dann in der jeweiligen Gemeinde aufgeführt wird. In Ludmannsdorf/Bilčovs, Ferlach, Köttmannsdorf, Maria Rain und Bleiburg/Pliberk finden bis Ende Oktober jeweils Mittwoch bis Samstag diese Workshops statt. Am Sonntag gibt’s dann die Aufführung. Ein „Miteinander ohne Ausgrenzung“, ein „Zusammenbringen von Menschen“ sollen diese Aktions- und Bewegungsperformances werden, wünscht sich Klaudia Ahrer, die das Tanztheater 2017 gründete. Mit dem Verein „gain & sustain“ entwickelte sie das Projekt, dessen Ergebnisse man am 2.8. in Ferlach, am 9.8. in der Volksschule Köttmannsdorf, am 16.8. in der Volksschule Maria Rain und am 23.10. in Bleiburg/Pliberk erleben kann. ● Karin Waldner-Petutschnig (56) ist freie Kulturjournalistin in Klagenfurt. Neben ihrer fast 30-jährigen Tätigkeit bei der „Kleinen Zeitung“ leitete sie 12 Jahre den Carinthia-Verlag und drei Jahre das Museum Liaunig.

Infos zu allen Projekten: www.carinthija2020.at

Die Jeunesse bringt anlässlich des 100-jährigen Volksabstimmungsjubiläums ein CrossoverKonzert in Grafenstein. „Die Idee war, das hochvirtuose Potenzial der Volksmusiker*innen zu nutzen, es mit einem klassischen Orchester zu vernetzen und all dies in einem Konzert im Rahmen des 100-jährigen Volksabstimmungsjubiläums zu präsentieren“, erzählt Marianne Hoetzl, Spiritus Rector des Projektes und Obfrau des Volksliedwerks. Um dieses Projekt zu realisieren, wurden mehrere Kärntner Komponist*innen gefragt, eigene Stücke dafür zu komponieren oder zur Verfügung zu stellen. Und siehe da, das Ergebnis war erklecklich. Am Beginn des Konzertabends erklingt die „Bauernhochzeit“ von Leopold Mozart, in der auch „gejuhazt“, gepfiffen und geschossen wird. Weiters wird es neben dem bereits schon aufgeführten „Kärnten-Kaleidoskop“ von Günther Antesberger, wo zahlreiche Kärntner Lieder quasi zu einem Medley verschmolzen wurden, auch zwei Uraufführungen geben: Christof Ressi, der aus dem Gailtal stammt und als einer der begabtesten und besten jungen Komponist­ *innen gilt, die an der Grazer Kunst- und Musikuniversität studierten, hat mehrere slowenische und deutsche Texte von Maja Haderlap im volksmusikartigen Idiom gut anhörbar vertont und wird diese von einer Frauenstimme singen lassen. Die zweite Uraufführung stammt aus der Feder von Georg Stampfer, dem Komponisten des Musicals „Seerosenfieber“. Mit „Fluss der Zeit“ hat er eine sehr gefällige Komposition geschaffen, deren Basis auf fünf slowenischen Volksliedern beruht. Weiters wird ein Konzert für Steirische Harmonika und Orchester mit dem Titel „Zwischen Krieg und Frieden“ von Viktor Fortin, einem Steirer mit Kärntner Wurzeln und sehr erfahren mit der Volksmusik, zu hören sein. Dabei werden komplexe Rhythmen und Volkstänze erklingen. Und schließlich wird man „Fünf Walzer für Zither und Orchester“ von Paul Hertel erleben können. Musiziert bzw. begleitet werden alle Werke vom Euro Symphony SFK Orchester, das aus jüngeren Musikerinnen und Musikern aus den drei Alpen-AdriaRegionen Slowenien, Friaul und Kärnten besteht, unter dem Dirigat von Ernest Hoetzl. ● Helmut Christian Mayer Jurist und Kulturjournalist.

Kärntner Liedgut im Dialog mit der klassischen Moderne 20. September, 17 Uhr Grafenstein, Hambruschsaal www.volksliedwerk.com | Karten: www.jeunesse.at

DIE BRÜCKE Nr. 19 | Brückengeneration 5

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