Nr. 19 | Brückegeneration 5 | August - September 2020

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Vom Gedächtnis der Orte CARINTHIja 2020

CARINTHIja 2020 setzt auf das Sich-Erinnern und das BrückenSchlagen, auf die Kraft des Erzählens und das Verändern von Perspektiven. Eine Anleitung zum Neugierig-Sein.

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Gegen die Verortstafelung. In einem Land, in dem Sprache und Kultur nicht verortet, sondern „verortstafelt“ wurden, lebte und arbeitete der 2016 verstorbene Literat und Übersetzer Fabjan Hafner. Gegen diese „Verortstafelung“, wie es einmal in einer Laudatio über ihn hieß, tritt das Festival horizontal 20 (Schule der Wahrnehmung) an sieben Orten mit 34 Künstler*innen quer durch die einstige Abstimmungszone an. Als Anregung zum Perspektivenwechsel lässt sich dabei etwa eine Installation aus 20 Spiegeln von Armin Guerino direkt am Drauradweg bei Unterkrajach im Rosental verstehen. Die Grenze zwischen Schein und Wirklichkeit beginnt dabei zu verschwimmen, der Blick nach vorne ist ein Blick zurück, die Paneele reflektieren den eigenen Standpunkt, machen aber auch Verborgenes sichtbar. Hier war auch Fabjan Hafner zu Hause, dessen „Erste und letzte Gedichte“, übersetzt von Peter Handke, kürzlich bei Suhrkamp erschienen sind [siehe DIE BRÜCKE Nr. 17]. Das Werk des Kärntner

DIE BRÜCKE Nr. 19 | Brückengeneration 5

Slowenen, der in beiden Landessprachen schrieb, steht im Mittelpunkt der Veranstaltung „Hafner goes Hafner“ (2.8., Suetschach), bei der Maximilian Achatz und Magda Kropiunig lesen werden, musikalisch umrahmt vom Duo Masis. Mit Konzerten (u. a. Wolfgang Puschnig und das Koehne Quartett am 28.8., Jani Oswald und Gabriel Lipuš mit dem Carinthia Saxophon Quartett am 20.9.), Ausstellungen und Performances schließt sich der Veranstaltungskreis. Fabjan Hafner war auch gemeinsam mit Janez Gregorič und Rudi Benétik vor 20 Jahren Begründer des Trivium auf dem Hemmaberg bei Globasnitz/Globasnica, eines sparten- und sprachenübergreifenden Treffens von Künstler*innen aus dem Alpen-Adria-Raum. Musik, Literatur und bildende Kunst werden dabei heuer (14.8.) von Bartolo Musil und Janez Gregorič, Cvetka Lipuš, Lilian Faschinger und Tanja Malle sowie von Eric M. Kressnig und Nataša Sienčnik vertreten. Wie jedes

Jahr führt wieder der Archäologe Franz Glaser durch das frühchristliche Pilgerheiligtum auf dem Hemmaberg. Hier, an diesem symbolstarken Ort, findet knapp einen Monat später (18.9.) auch eine Buchpräsentation des Verlags Hermagoras/ Mohorjeva statt, der erstmals mit Unser Kärnten/Naša Koroška eine zweisprachige Anthologie mit Texten des Kärntner und des Slowenischen Schriftstellerverbandes herausgibt [siehe DIE BRÜCKE Nr. 18]. Sprachbrücken zu bauen ist das erklärte Ziel einer interaktiven Ausstellung, die der Elternverein des Slowenischen Gymnasiums initiiert hat. In der Mittelschule Ferlach wurde dafür ein „Sprachgarten“ konzipiert, bei dem man durch fünf Sprachbeete spazieren kann und so spielerisch für das Thema Mehrsprachigkeit sensibilisiert wird (21.9.). Die Schulprojekte im Rahmen von CARINTHIja 2020 sind bunt und einfallsreich. Sie reichen von einer Performance mit Menschenkette entlang der Karawanken (Die Grenze ändert sich


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