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werden, einen Beruf auszuüben - vorzugsweise in der Rüstungsindustrie. Mehr als zwei Jahrzehnte später im Zweiten Weltkrieg war die Situation anders: Die Studentenführer setzten sich dafür ein, die Ausbildung der Schüler fortzusetzen. „Ihre Lehrer sendeten per Feldpost Unterlagen und sogar Bücher an die Front“, schildert Kaiser, „die Schüler schickten ihre Ergebnisse zurück.“ Für Prüfungen wurde ihnen Heimaturlaub zugestanden. Schon zuvor, Ende der 30er Jahre hatte die Staatliche Ingenieurschule, wie sie damals hieß, stetig mehr Schüler aufgenommen. Für die wachsende Rüstungsindustrie unter Hitler wurden Techniker benötigt, und so beschäftigten sich Forschung und Lehre zu dieser Zeit auch mit Flugzeugtechnik. Die Alliierten sahen das natürlich nicht gerne, weswegen sie diese Vertiefung nach Ende des Kriegs wieder abschafften. Bis 1946 besetzten sie außerdem die Hochschulgebäude. Danach konnten die Studenten sie wieder in Beschlag nehmen – zumindest diejenigen, die einen Studienplatz bekamen. Denn die Zahl der Bewerber wuchs weiter, der für sie vorgesehene Platz aller-

dings nicht. In den 60er und 70er Jahren wurden schließlich neue Gebäude errichtet. Die Landesregierung beschloss außerdem, in vorhandenen Räumlichkeiten einfach mehr Personen unterzubringen, und verringerte die sogenannte Nettonutzfläche pro Student von 10,5 auf 7 Quadratmeter. Schon Anfang der 80er Jahre gab es jedoch erneut zu viele Bewerber – als Reaktion griff die Hochschule auf ein von Jugendlichen gefürchtetes Instrument zurück: den Numerus Clausus. Seit 2006 gehört auch die Hochschule für Sozialwesen zur Hochschule Esslingen, an deren mittlerweile drei Standorten 6000 Studenten in 36 Studiengängen lernen. Und wer seinen Abschluss in der Tasche hat, darf mit Leiter und Bierkrug durch die Stadt marschieren – so wie es schon Generationen von Esslinger Studenten getan haben.

Bis Oktober feiert die Hochschule Esslingen ihr 100-Jahr-Jubiläum. Infos zum Programm stehen im Internet auf www.hs-esslingen.de.

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