KaepseleNovember13

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Das Studentenmagazin Nov./Dez. 13 Ausgabe #7 www.kaepselemagazin.de Gratis

Ausland:

Zwischen Nepal und Bolivien Leben und studieren

Wie privat ist Privat? Studenten in den Sozialen Netzwerken

Seite 26

Ersti UNdercover Drei Tage bei den Softis

Seite 6

Grenzenlos

Seite 54


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Liebe Leserin, lieber Leser, Herbst, Winter, Weihnachten, Neujahr. Jetzt geht es ganz schnell. Und wieder ist ein Jahr rum. 2013. Es war magic! Ein Jahr, das für uns thrilling war. Das erste Jahr mit dem Käpsele geht zu Ende, und wir blicken zurück auf verdammt viel Arbeit und Zeit, die wir in dieses Projekt invested haben. Wir gehen nun straight auf 2014 zu und möchten uns bedanken. Vielen Dank dafür, dass du unser Magazin least. Denn du bist der Grund, warum wir dieses Heft Ausgabe für Ausgabe produzieren. Danke sagen wollen wir auch unserem Team. Den Buddys, die für uns schreiben, für uns fotografieren, mit uns Anzeigen verkaufen, mit uns Layouten, uns mit Rat und Tat zur Seite stehen - Day and Nacht, im Chat per E-Mail und am Telephone. Ohne euch würden wir das niemals auf die Reihe bekommen. You rock! Doch nun genug der Melancholie. Wir wünschen euch allen frohe Weihnachten, einen guten Rutsch, viel Spaß auf der Käpsele-Skireise und freuen uns schon darauf, im nächsten Jahr wieder dafür zu sorgen, dass Vorlesungen nicht mehr langweilig sein müssen. Doch vorher haben wir noch einmal ein Käpsele rausgehauen: Wir haben uns mit einem Profifußballer getroffen, der studiert. Wir haben für euch bei Facebook spioniert (yes, we scan!), und wir haben uns in die ErstiEinführungswoche der Informatiker in Vaihingen geschlichen - voll awesome!

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Und nun wünschen wir euch viel Fun beim Lesen!

Das Studentenmagazin

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Ausgezeichnet! Ludwigsburger Filmstudenten r채umen ab.

26 Gehen wir zu sorglos mit unseren Daten im Netz um? Wir haben nachgefragt.

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Blick hinter die Kulissen: Tim Renner und Sarah W채chter zeigen, wie es im Musikbusiness l채uft.

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Aus den Hochschulen 06

Ersti Undercover

48 Schnibbeln für die Wissenschaft

Chris hat sich unter Studenten gemischt

Wenn Tübinger Leichen operieren

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54 Studieren im Ausland . . .

Zwischen Kicken und Uni

Fabian Gerster ist Profifußballer - und Student

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. . . mit der DHBW auf Reisen

Wie im Film

Ludwigsburger sahnen Preise ab

Aus dem Leben 26 Datenkrake Facebook?

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Wirds auch sauber?

Über den Umgang mit sensiblen Daten

Wir haben die Putz-App getestet

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46 Auf zu neuen Ufern

Wie ist es eigentlich . . .

. . . Bettler zu sein?

Die Auslandsstipendien der BaWü-Stiftung

42 Putzen nach Plan

58 Termintipps

Warum Absolventen eine WG-App schrieben

Was geht in den nächsten Wochen?

Aus deR Reihe 32 Das Unglück des Anderen

20 Aus 1001 Nacht

Eine Kurzgeschichte von Marc Bensch

Claudia Ott übersetzt arabische Schriften

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Unnützes Stuttgart-Wissen

Was du wirklich nicht erfahren musst

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Filme des Monats

Die neuesten Tipps und der Liebling der Redaktion

Bücher des Monats

Der neueste Tipp und der Liebling der Redaktion

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Undercover bei Infos und Softis Hach ja. Das Studium beginnt. Ein neuer Lebensabschnitt, neue Leute. Und diese Erstsemestereinf端hrungswoche, die irgendwie total stressig ist. Oder? Unser Autor hat sich an der Uni Vaihingen eingeschlichen. Von Christian Ignatzi

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J

Shirts und erklären den Erstis, wo sie was finden, was eine Fachschaft ist und dass man gefälligst zur Ersti-Party zu kommen hat. Warum, ava, ist das nicht dieser eine Planet aus erklärt Schorsch mit einem langgezogenen „Star Wars“? Ich kann mich nicht mehr so genau „Sauuuuuufen!“ – und wiederholt das zweimal daran erinnern, glaube aber, dass Java irgendwo bei mehr oder weniger passender Gelegenheit. zwischen Tattooine und Endor liegt, als ich In der Reihe vor mir sind die ersten Seufzer zu den vollen Hörsaal V7.03 an der Uni Vaihingen vernehmen. „Geht‘s hier nur ums Saufen, oder betrete. Ich muss ein bisschen lachen, dass wie?“ Ich bin mir sicher, dieser Banause, der auf den ersten Blick keine Frau zu sehen ist. den Sinn eines Studiums nicht verstanden hat, Genauso hatte ich mir das vorgestellt. Es ist hat schon abgebrochen. Ich freue mich derweil, mein erster Tag als Informatikstudent. Männer doch noch festzustellen, dass die eine oder mit Nerdbrillen, Männer in schwarzen Mänteln andere junge Dame Informatik studiert, zwar und mit langen Haaren. Männer mit zerzausten nur eine Handvoll, aber es sind auch hübsche Frisuren und verträumtem Blick, Männer mit dabei. Wer es nicht glaubt: ab ins Gebäude 38. Karohemd und vermutlich auch mit Samenstau. Zum Grillen am Nachmittag komme ich zu Alles da. Jedes Klischee erfüllt. spät.Auf meiner Bierbank ist nur noch eine Kante Woran ich mich aus meiner eigenen frei. Trotzdem finde ich die ersten Freunde, Studienzeit gar nicht mehr erinnern kann: Die die – ich gab ihnen mein Wort – an dieser Stelle Altersunterschiede in einem Erstsemesterkurs namenlos bleiben sollen. Ich weiß nicht, ob es scheinen gewaltig zu sein. Einige sind so alt Zufall ist, aber instinktiv habe wie ich. Das ist gut, denn so ich mich zu den Leuten gesetzt, falle ich in meiner Mission die offensichtlich keine Nerds als Undercover-Ersti nicht sind. Und ja, es gibt Nerds in auf. Drei Tage werde ich mit einem Informatikstudiengang. den Erstis der Informatik und Als ich noch jünger war, Softwaretechnik während Sauuuuuuuuuuufen!“ haben wir den billigsten Fusel ihrer Einführungswoche getrunken, den wir bekommen verbringen. Infos nennen haben. Hier gibt es Premiumfreibier mit dem sich die Coolen, zu denen ich gehöre. Zumindest königlich, württembergischen Wappen auf dem bilde ich mir ein, dass es die Coolen sind. Die Etikett. Zeiten ändern sich. Pünktlich, als die Softwaretechniker heißen Softis. Untereinander spendable Fachschaft es geschafft hat, nach scheinen sich die Studenten der Fachrichtungen einer gefühlten Stunde in der Eiseskälte den aber gut zu verstehen. Eigentlich werden sie in Grill anzuschmeißen – man möchte meinen, darin ihren Jobs einmal genau das Gleiche machen. hätte sie Erfahrung –, fängt es an zu regnen. Mit dem Unterschied, dass die Informatiker Ich gebe schnell eine Runde Feuerwürste aus. auch programmieren können. Wenn sie wollten. Ich hab‘s ja. Schließlich bin ich sieben Jahre Wollen sie aber meistens nicht. älter als die anderen und verdiene mein eigenes Auf den Plätzen neben mir sitzen zwei Geld. Aber das weiß niemand, deshalb verabblutjunge Studenten, die den Hörsaal 7.03 schiede ich mich auch unter einem Vorwand, um zuvor verzweifelt gesucht haben. Auch noch mit dem Auto zur Kneipentour zu fahren, wähvor der Tür, als direkt über ihren Nasen groß rend alle anderen sich S-Bahn-Gruppentickets geschrieben die Zahlen Sieben, Null und Drei in die Stadtmitte teilen. an der Wand standen. Vielleicht werden sie im Zum Start geht es ins Biddy Earlys. Stuttgarts Studium lernen, was das bedeutet. Ich habe Irish Pub im Keller der Marienstraße ist um 20 ihnen geholfen, den Hörsaal zu finden: „Ihr Uhr noch total leer, und jeder findet einen steht genau davor.“ Ihr überraschend junges Platz. Whiskey gibt’s es aber für niemanden. Aussehen hat einen simplen Grund: Sie sind Der Mann an der Bar stellt sich stur, wegen dem jung, dem Turboabitur G8 sei Dank. Dass es 17-Jährigen. Zu gefährlich, sagt er. Wenn wir fatale Folgen haben kann, 17 zu sein, werden den Alk untereinander teilen und die Polizei sie später am Tag noch erleben. Zur Begrüßung es sieht, fliegen wir alle raus. Die Stimmung sprechen Schorsch und ein Kumpel ein, dessen steigt aber auch ohne harten Alkohol von Namen ich vergessen habe. Sie tragen rote 07


Guinness zu Guinness. Langsam bilden sich Gruppen, und erste Gespräche manifestieren Gemeinsamkeiten zwischen den Studenten. Viele mögen zum Beispiel Computer. Oder Programmieren. Nach einer knappen Stunde zieht unsere Gruppe weiter in die nächste Bar. Das Petrosilius ist ein kleiner, aber feiner Schuppen neben dem Stuttgarter Büro der Süddeutschen Zeitung, in dem wir nur mit Mühe alle einen Platz bekommen. Neben uns sitzt ein großer, dürrer Brillenträger mit akkurat gekämmtem Haar und starrt uns an. Irgendwann ergreift er das Wort, klammert sich an seinem Maßkrug fest und sagt meinen drei Jungs ins Gesicht, dass sie langweilig seien. Ich hingegen wäre cool. Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen soll oder beleidigt. Als er mich aber immer wieder irgendwie verliebt anschaut, beschließe ich, ihn komisch zu finden. Wenigstens unterhält er uns mit falschen Goethezitaten und Anekdoten von Wolfgang Schäuble: „Er sagte zu mir: ‚Sie

sind ein arrogantes Arschloch.‘“ Als Barkeeper, Verzeihung!, Bartender – das ist nämlich etwas vollkommen anderes – hat er schon vom Bauern bis zum Politiker jegliches Volk gesehen und von ihnen gelernt. Oder sie mit Verachtung gestraft. Na dann, viel Spaß mit diesem Kerl in den kommenden drei Jahren.

Mit dickem Schädel zur Rallye am Morgen danach Auch schön: Sein Nebensitzer, der sich noch ein Stückchen lässiger findet, spricht eine Frau an, die er in der Bar ausgemacht hat. Ob sie finde, dass er gut aussehe, lallt er. Tue er nicht, sagt sie. Komisch, entgegnet er. Das hätte ihm noch keine gesagt. Ich glaube ihm nicht. Gut für ihn: Nach einem Abstecher ins Mos Eisley und dem erneuten Besuch im Petrosilius kann sich vermutlich keiner der Beteiligten an den

Der Schriftmeister: Chris Ignatzi trägt den Aufgabenbogen mit Ehrfurcht.

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Sachen gibt‘s: Ein botanischer Garten hinter verschlossener Tür im elften Stock. Abend erinnern. Ich schon. Ich war ja mit dem Auto da. Am nächsten Morgen schaffe ich es so auch rechtzeitig aus dem Bett und zur Ersti-Rallye. Auf dem Vaihinger Campus wimmelt es an diesem Freitag nur so von jungen Leuten mit Zetteln in der Hand auf der Suche nach irgendwas. Die Informatiker haben – wie könnte es anders sein? – ihren Abgabezettel mit einigen fiesen Nerdfragen ausgestattet. Klar, dass Guybrush Threepwood zwölf Minuten lang die Luft anhalten kann, gehört zur Allgemeinbildung, genauso wie das Herrschaftswissen, dass man NES-Spiele durch ein Pusten in den Schlitz wieder zum Laufen bekommt. Wie die Wölfe aus „Game of Thrones“ heißen, muss ich aber googeln. Zwar gelte ich jetzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als uncooler, alter Sack, meine Gruppenmitglieder haben das aber nicht gemerkt, sondern mich ob meines Wissens über „Monkey Island“ und das Nintendo-Entertainment-System zum Schriftführer ernannt. Während sie voller Elan Aufgaben lösen, dackele ich hinterher und schreibe die Lösungen auf. Toll! Fragen darüber, was der Halsi ist, wie viele Cafeterien und Restaurants es auf dem Campus gibt, wer zur Hölle eigentlich Dagobert ist und wie viele Treppen das Mathe-Gebäude hat, sorgen dafür, dass die meisten Gruppen tatsächlich zwischen 10 und 16 Uhr an der Uni sind. Und dann ist da noch die Sache

mit dem Passierschein A38. Den Gag aus „Asterix“ vermuten wir sofort lösen zu können, indem wir den Passierschein A39 fordern. Doch so eine Fachschaft ist nicht auf den Kopf gefallen. Sie schickt uns

Was uns ausmacht? Immobilien. Projekte. Know-how. Leidenschaft. www.karriere-dreso.com


Der da unten, der im roten T-Shirt: Das ist Schorsch. von Raum zu Raum, von Institut zu Institut. Und eines muss man ihr lassen. Neben fiesen Anschlägen auf die Mathe-Fachschaft („Bringt ihnen eine Klopapierrolle und tauscht sie gegen eine Unterschrift. Lasst die Rolle IN JEDEM FALL in der Fachschaft“) sorgen die Aufgaben dafür, dass die Erstis ihren Campus kennenlernen – und mit ihm so manches interessante Institut. Wer hätte zum Beispiel erwartet, dass im elften Stock des Mathe-Gebäudes ein botanischer Garten versteckt ist? Sogar ein Eye-Tracking dürfen sie erleben und erfahren, dass das Gerät, das die Bewegung der Augen aufzeichnet, im besten Fall 25.000 Euro kostet, gerne auch mal bis zu 100.000 Euro. Nach der Rallye haben wir uns das Wochenende redlich verdient. Am Montag geht es zur Vorstellung der Stuvus, danach zur offiziellen Begrüßung der Informatik. Der Dekan stellt sich vor, die Fachschaft kommt mit demselben Vortrag wie am Donnerstag an, und Studiberater geben Auskünfte. Eigentlich interessiert das aber keinen. Jeder will nur wissen, wer bei der Rallye gewonnen hat. Wir sind es nicht. Scheiße, alles umsonst. Draußen vor dem 10

Hörsaal beginnt schließlich die Diskussion, was wir zu Mittag essen, ob wir uns eine Pizza zur Bushaltestelle liefern lassen – eine Möglichkeit, die uns ein Fachschaftsvertreter verrät. Ich sage, dass ich nicht mitesse. Ich müsse zum nächsten Termin. Ich sei nämlich eigentlich gar kein Informatikstudent, sondern Journalist. Danach herrscht Stille. Ein bisschen tut es mir leid, nicht allen am ersten Tag erzählt zu haben, dass ich mir nur mal eine Ersti-Woche ansehe. Böse sind mir die Informatiker nicht. Sie gehen Pizza essen. Ich verschwinde Richtung Parkplatz, ein bisschen wehmütig. Gerne wäre ich noch ein Weilchen geblieben. Aber ich kann ja nicht mal Java.

Was in Zukunft passiert: Meine drei Jungs werden das Studium mit Bestnote abschließen und vermutlich eine Firma namens Macerook gründen. Sie werden den ganzen Tag „Game of Thrones“ in ihren Büros gucken und ein schönes Leben haben. Was alle anderen machen, erfahrt ihr auf www.informatik.uni.stuttgart.de


SKIIIIII-FOAN! DAS SAISONOPENING 2013 14./15. DEZEMBER

SAVOGNIN Kommt mit dem ERD und dem Käpsele zum gemeinsamen Skiopening nach Savognin und genießt die ersten Skitage der Saison in der traumhaften Landschaft Graubündens.

Was wir euch bieten? Ÿ Busfahrt ab Stuttgart nach Savognin und zurück. Ÿ 1 x Übernachtung / Frühstück / Abendessen im Hotel CUBE Savognin Ÿ Freie Nutzung der Hoteleinrichtungen wie Fitness, Sauna, etc. Ÿ Eintritt zur Opening-Party im CUBE Club Ÿ 2-Tages-Skipass der Bergbahnen Savognin Was das kostet? Ÿ 149 Euro pro Person im 4-Bettzimmer Ÿ 169 Euro pro Person im 3-Bettzimmer Ÿ 189 Euro pro Person im 2-Bettzimmer

Infos und Anmeldung bei ERD e.V. Tel. 0711 / 82 03 22 10 oder unter www.erd.de



Playstation ist was für andere Fabian Gerster ist Profifußballer – und Student. Doch wie kriegt man die Dritte Liga mit den Stuttgarter Kickers und ein SportmanagementStudium in Tübingen unter einen Hut? Von Markus Brinkmann

Fabian, wie unterscheiden sich StudentenFußballer von Fußballern, die nicht studieren?

nach der Karriere. Warum bist du einen anderen Weg gegangen?

Eigentlich nur bei der Freizeitgestaltung. Meine Kollegen spielen vorzugsweise Playstation, ich fahre zur Uni und besuche eine Vorlesung. Aber mir macht das Spaß, ich brauche den Ausgleich zum Profisport.

Während der aktiven Karriere hat man als Fußballer unheimlich viel Leerlauf. Diese Zeit wollte ich nicht ungenutzt lassen. Außerdem kann ich nach dem Karriereende dann direkt ins neue Berufsleben einsteigen.

Und auf dem Platz?

Hast du schon Pläne für die Zeit danach?

Da gibt es keine Unterschiede. Beide wollen gewinnen und Erfolge feiern.

Warum studierst Fußballkarriere?

du

neben

Nein, das lasse ich alles auf mich zukommen. Im Moment genieße ich die Zeit als fußballspielender Student.

deiner Das heißt, der Fußball ist dir wichtiger als die Wissenschaft?

Ich weiß, wie schnelllebig der Profisport ist. Eine falsche Bewegung oder eine schwere Verletzung, und innerhalb einer Sekunde kann eine ganze Karriere beendet sein. Außerdem muss ich an die Zeit nach meiner Karriere denken.

Ganz ehrlich: Fußball spielen macht bedeutend mehr Spaß, als Bücher zu lesen oder theoretische Dinge zu lernen. Aber die Zeit als Profisportler ist eben leider sehr begrenzt. Deswegen das zweite Standbein.

Andere Fußballer beginnen ihr Studium erst

Braucht man als Fußballer, der studiert, eine 13


andere Ansprache vom Trainer? Nein, auf keinen Fall. Fußball ist ein einfaches Spiel. Dabei sollte es der Trainer dann auch bei der Ansprache belassen. Außerdem müssen bei einem Mannschaftssport persönliche Interessen hinten angestellt werden.

Viele deiner Fußballer-Kollegen machen ein Fernstudium, du bist an die Uni Tübingen gegangen. Macht diese Entscheidung das Studieren schwerer, weil man bei Prüfungen und Vorlesungen unflexibler ist? Ich genieße die Zeit an der Uni und den Austausch mit den Kommilitonen. Glücklicherweise liegen die Prüfungen so, dass sie den Trainingsablauf nicht behindern und ich kein Spiel verpasse.

Ich glaube nicht, dass meine Noten als Vollzeitstudent wesentlich besser wären. Da ich weniger Zeit habe, muss ich diese Zeit effektiver nutzen.

Zeit ist ein gutes Stichwort. Was sagst du zu den Studenten, die „nur“ ihre Vorlesungen haben und trotzdem über ein zu hohes Pensum stöhnen? Ich kann das durchaus nachvollziehen. Die Partys an den Wochenenden können manchmal sehr anstrengend sein (lacht).

Und du steckst die Mehrfachbelastung einfach so weg? Oder gab es mal einen Zeitpunkt, an dem du alles hinschmeißen wolltest? Nein, so einen Moment gab es nie. Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann will ich es auch erreichen. Ohne diesen Ehrgeiz klappt das Leben nicht, weder im Sport noch im Studium.

Ich muss auf die Zähne beißen, wenn die Kollegen Champions League gucken.“

Wird der Fußball auch nach deinem Studium noch eine Rolle spielen? Auf jeden Fall. Ich werde nach meinem Studium hoffentlich noch weiterhin ein paar Jahre aktiv spielen können und dann auch mit der Trainerlizenz beginnen.

Das eine lässt sich mit dem anderen also problemlos vereinbaren? Das Ganze geht natürlich nicht ohne Kompromisse. In vielen Dingen muss ich zurückstecken und auch mal die Zähne zusammenbeißen. Zum Beispiel, wenn die Mannschaftskollegen abends Champions League schauen und ich für eine Prüfung lernen muss.

Wie ist es mit deinen Kommilitonen: Was sagen die zu deinem Job als Fußballer? Viele sind begeistert und kommen ab und an zu den Spielen. Ich kümmere mich dann gerne mal um Freikarten. Einer meiner Kommilitonen ist sogar ein echter Blauer, wohnt in Degerloch und ist bei jedem Heimspiel auf der Waldau.

Wirkt sich deine sportliche Karriere negativ auf deine Noten aus? 14

Fabian Gerster, geboren 1986 in Bad Saulgau, begann seine Fußballkarriere als Sechsjähriger beim SV Ennetach und spielte als Aktiver zunächst für den SC Pfullendorf, bevor er 2009 zu den Stuttgarter Kickers wechselte. In der dritten Liga gehört der Abwehrspieler zur Stammformation. Ebenfalls 2009 begann er an der Universität Tübingen sein Sportmanagement-Studium.


100

meilen


Wie ist es eigentlich... ... Bettler zu sein?

Einst war er Kranfahrer in seiner Heimat, der Slowakei. Dann verlor er wegen der Folgen einer Kinderlähmung und einer verpfuschten OP beide Beine. Heute erbettelt sich Roman das Geld zum Leben – für sich und die Familie seiner Tochter. Von Marco Lang


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rau melierte Haare, tiefe Falten im Gesicht und ein zahnloses Gebiss lassen ihn zwielichtig, fast angsteinflößend erscheinen. Seine Kleidung ist billig, wirkt alt und zweckmäßig. Er trägt mehrere Jacken und Pullover im Zwiebelprinzip, wie ein Bergsteiger. Die blaue Jogginghose hat er hochgekrempelt, sie würde sich nur in den Rädern seines Rollstuhls verfangen. Über die Stumpen seiner abgetrennten Beine trägt er selbst gestrickte Socken. Seine zittrigen Hände halten einen Coffeeto-go-Becher, in dem etwas Kleingeld liegt. Meistens sitzt er auf der Brücke vor einem Einkaufszentrum. „Hier kommen viele vorbei. Von Brückcenter in Altstadt“, sagt er in gebrochenem Deutsch. Roman, der seinen Nachnamen nicht verraten will, bettelt. Doch das war nicht immer so. Das genaue Datum der Operation weiß Roman nicht mehr, es war vor etwa dreizehn Jahren. Gemeinsam mit seiner

Tochter und seinem Schwiegersohn lebte er in Rimovska Sobota, einer Kleinstadt im Süden der Slowakei. Roman war 55 Jahre alt und litt unter den Spätfolgen einer Kinderlähmung. Seine Beine gaben nach, die Fehlstellung seiner Füße wurde schlimmer, und es fiel ihm immer schwerer, seinen Baukran zu besteigen. Er wollte sich behandeln lassen und fuhr dazu nach Bratislava, die Hauptstadt seines Heimatlandes. Für die knapp 300 Kilometer brauchte er mit seiner Tochter fünf Stunden. „Straßen in Slowakei war schlecht, mit Löcher und viel ... na, wie heißt man ... Stau!“, sagt Roman. Im Krankenhaus angekommen, operierten ihn die Ärzte. Die Besserung blieb jedoch aus, sein Zustand verschlechterte sich sogar. In Romans Unterschenkeln bildeten sich Thrombosen, kleine Blutgerinnsel verstopften die Venen. Dadurch verlor er sein linkes Bein mit 56 Jahren, das rechte wurde zwei Jahre später amputiert. Seitdem kann Roman nicht mehr als Kranführer arbeiten. Einen anderen Job fand er nicht. „Gibt

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nicht viel Arbeit, wenn man im Rollstuhl ist“, sagt er. Im Jahr 2000 gab es in der Slowakei viele Arbeitslose und wenig freie Stellen. In dieser Zeit einen behindertengerechten Arbeitsplatz zu finden war schwer, für einen 58-jährigen Kranfahrer ohne Beine wohl unmöglich. 260 Euro Invalidenrente bekommt Roman seitdem monatlich gezahlt. „Nach ein paar Jahren war Ersparnisse weg, Voijslav musste mir helfen.“

Der Schwiegersohn kann zupacken beim Händedruck Voijslav ist Romans Schwiegersohn, Ende 30, kahlköpfig und seit 13 Jahren mit seiner Tochter, Janetta, verheiratet. Er ist Mechaniker für Landmaschinentechnik. Ein großer und kräftiger Mann, der zupacken kann, zumindest beim Händedruck. An Traktoren, Mähdreschern und Feldhäckslern hat er schon lange keine Hand mehr angelegt. „Seit Trennung von Tschechoslowakei gibt mehr kleine Firmen, weniger große. Schwer für einfache Arbeiter“, sagt Voijslav in noch schlechterem Deutsch, als Roman es spricht. Vielen alten Freunden in der 18

Slowakei ginge es genauso. Ein ehemaliger Kollege von Voijslav erzählte, er schlage sich in Deutschland mit der Bettlerei durchs Leben. Die Idee erschien Roman und seiner Familie anfangs absurd. Allerdings brauchten sie dringend Geld, Voijslavs und Janettas erstes Kind war inzwischen sieben Jahre alt, brauchte Hefte, Stifte und Bücher für die Schule. In dieser Zeit wurde Janetta zum zweiten Mal schwanger. „Da habe ich zu Voijslav gesagt, wir probieren einfach mal“, sagt Roman nüchtern. Janetta blieb in der Slowakei und kümmerte sich um die beiden Kinder. Roman und sein Schwiegersohn gingen nach Würzburg, Bamberg, Nürnberg und Ansbach betteln. Vier Jahre lang haben sie in ihrem Ford geschlafen, während sie in Deutschland waren. „Hab‘ Kinder und Janetta vermisst, war nie schön!“, sagt der Schwiegersohn. Das Duo bettelte jeweils zwei bis drei Monate, fuhr dann für zwei Wochen in die Heimat. Im April 2012 hatte die Familie genug Geld gespart, um in der Slowakei einen Wohnwagen zu kaufen. Jetzt konnten Janetta und Romans jüngstes Enkelkind mit nach Deutschland kommen. Der ältere, zwölfjährige Junge musste dagegen bei Voijslavs Bruder in der Slowakei


bleiben. Janettas Hündchen Oliver ist dagegen dabei. Die fünf Auswanderer leben auf einem Wohnwagenstellplatz am Stadtrand. Die Parkplätze sind kostenlos, und den Strom können sie an einem Münzautomaten nach Bedarf kaufen. „Wir haben hier konstant zwischen einem und zehn Bettlern“, sagt Volker Sperr, verantwortlicher Mitarbeiter vom Ordungsamt Ansbach. „Die meisten kommen aus Rumänien oder Bulgarien. Wir vermuten, dass sich die Bettler organisiert haben.“ Tatsächlich verschwinden Gruppen aus der Altstadt genauso schnell, wie sie auftauchen. Im September und Anfang Oktober saßen mehrere zwischen der Altstadt und dem Brückencenter. Mitte Oktober war Roman wieder der einzige, die anderen waren verschwunden. „Weiß ich nicht, wo sie sind, kenn‘ sie nur vom Sehen“, sagt er. „Wir glauben, dass die Bettler von Hintermännern organisiert sind“, sagt Volker Sperr. Beweise hat er dafür aber nicht. Und selbst wenn es eine „Bettlermafia“ gibt, ist diese nicht zwingend illegal. Betteln ist in Deutschland erlaubt. Solange die Menschen das freiwillig tun und die Anwohner nicht belästigen, besteht kein Straftatbestand. Roman ist das Verschwinden seiner Konkurrenten ganz recht. Nur den Clown, der Samstag oft in der Nähe der Brückencenterbrücke auftritt, mag er. „Ist lustiger Mann, er gibt den Kindern Zuckerl. Einmal hat er sogar mir eins gegeben“, sagt Roman lachend. Trotzdem ist es ihm lieber, der einzige Bettler der Stadt zu sein. Er braucht das Geld dringend. Bis zu 30 Euro sammelt er am Tag. An guten Tagen, wie in der Weihnachtszeit, sind es sogar 50 Euro. Es ist Freitagabend, acht Uhr. Voijslav holt Roman mit dem Auto an der Brückencenterbrücke ab. Zielstrebig steuert er auf seinen Schwiegervater zu, legt die linke Hand auf dessen Schulter und schiebt den Rollstuhl mit der Rechten zum Parkplatz. Er macht die Beifahrertür seines Fords auf, hievt Roman in den Autositz und verstaut den Rolli im Kofferraum. Nach elf Stunden Arbeit geht es nach Hause. Am Wohnwagen angekommen,

wartet Janetta schon mit Kaffee auf ihre Männer. Sie hält den Zeigefinger vor den Mund und flüstert etwas auf Slowakisch. „Wir müssen leise sein, Kleine schläft“, sagt Roman. Er fährt seinen Rollstuhl vor die Tür des Wohnwagens, stemmt sich über die Schwelle auf den Boden und von dort aus auf sein Bett. Es liegt der kleinen Küche gegenüber, rechts von ihm schlafen Janetta, Voijslav und deren vier jährige Tochter im Doppelbett. Der kleine Hund hat einen Teppich auf dem Boden. Seine Tochter reicht Roman eine Tasse. Sie unterhalten sich auf Slowakisch, Roman übersetzt: „Ich hab‘ heute Brötchen und Kuchen bekommen, brauch‘ kein Abendessen. Nur Kaffee.“ Das ist sein Luxus vor dem Einschlafen, eine Tasse billiger Aufbrühcappuccino, in dem Bröckchen vom Pulver schwimmen. Der 67-jährige Bettler genießt trotzdem jeden Schluck. Janetta setzt sich zu ihrer Tochter aufs Bett und streicht ihr über die Wangen. Sie spricht leise. Voijslov übersetzt: „Sie will heim, vermisst unseren Sohn. Ist nicht leicht für sie, so lange weg vom Kind.“ Roman nickt. Er wird bald 68 Jahre alt, dann bekommt er zum Invalidengeld noch eine richtige Rente. Damit könnte die Familie über die Runden kommen und endlich in der Slowakei bleiben.

Wie-ist-es-eigentlich.de ist ein Blogprojekt von Journalismusstudenten. Sie befragen Menschen, wie sich bestimmte Erlebnisse, Situationen oder Geschehnisse anfühlen. Im Internet gibt es eine Sammlung dieser Geschichten. Im Käpsele erscheint monatlich ein Text aus der Reihe als Serie.

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Die Tübinger Innenstadt ist eine der schönsten in Deutschland.”

Das Mekka der Orientalistik


Die aus Tübingen stammende Islamwissenschaftlerin Claudia Ott feierte 2004 mit ihrer Übersetzung von „1001 Nacht“ einen Sensationserfolg. Zum ersten Mal wurde die älteste arabische Handschrift der Erzählungen der deutschen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Interview erzählt sie, was sie mit ihrer Heimatstadt verbindet. Von Markus Brinkmann

Frau Ott, Sie haben in Jerusalem, Tübingen und Berlin studiert. Wo hat es Ihnen am besten gefallen?

Warum haben Sie sich nach der Rückkehr aus Jerusalem dazu entschieden, in Ihrer Heimatstadt zu bleiben?

Jede Stadt hat ihren besonderen Charme. Jerusalem war sicher meine schönste Zeit und für mein Studium optimal, weil ich die arabische Sprache, die ich an der Hebräischen Universität auf höchstem Niveau studieren konnte, täglich anwenden konnte und auch mit der arabischen Kultur in enger Berührung lebte.

Das hatte hauptsächlich fachliche Gründe. Der Lehrstuhl in Tübingen war in den 1980er Jahren eine Art Mekka der Orientalistik mit fünf Professuren in breit gefächerter Ausrichtung von arabischer und persischer Philologie über islamische Theologie, Geschichte, Architektur und Kunst der Länder des so genannten Orients bis hin zu den Sprachen und Kulturen des Christlichen Orients sowie in der Politikwissenschaft verankert den politischen Verhältnissen im heutigen Nahen Osten. Dazu kam das damals noch bestehende Sondersammelgebiet Orientalistik der Tübinger UB mit eigener Fachbibliothekarsstelle. Diese Konstellation war damals konkurrenzlos in Deutschland, ja sogar international.

Was war in Tübingen anders? In Tübingen stand der Magisterabschluss im Mittelpunkt, aber auch hier hatte ich interessante Begegnungen mit Kommilitonen und konnte Kontakte knüpfen, die bis heute halten.

Und in Berlin? Berlin wiederum öffnete den Horizont für die arabische Kultur im Exil, denn schon damals lebten viele arabische Künstler dort.

Tübingen ist Ihre Heimatstadt. Was macht die Stadt Ihrer Meinung nach studentenfreundlich? Gerade weil es meine Heimatstadt ist, kann ich hierüber nicht wirklich profunde Auskunft geben, denn ich habe das Studentenleben hier nicht so ausgiebig wie in den anderen Städten ausgelebt. Gut waren aber zu meiner Studienzeit die fußläufigen Entfernungen zwischen den Instituten in der Innenstadt. Überhaupt ist die Innenstadt ja eine der schönsten Deutschlands und schon deshalb sehr attraktiv für Studierende.

Warum haben Sie sich überhaupt für die Fächer Orientalistik und Arabistik entschieden? Das lag daran, dass ich als Jugendliche mit 18 Jahren nach Jerusalem gegangen war. Dort habe ich mich unter dem Eindruck der arabischen Kultur zum Studium eingeschrieben.

Was verbinden Sie mit Ihrer Tübinger Studienzeit? Vor allem die Erinnerung an eine überwältigende intellektuelle und organisatorische Freiheit. Ich kam gerade von vier Semestern hart durchgetaktetem B.A.-Studium an der Hebräischen Universität Jerusalem in der Erwartung, dass es schon irgendwie so ähnlich weitergehen werde. In Tübingen aber sagte mir plötzlich niemand mehr, welche 21


Kurse ich zu besuchen und wie viel Punkte ich wann zu erwerben hatte. Das war irritierend, aber auch sehr befreiend. Es ist mir klar, dass nicht jeder Studierende mit dieser Freiheit umgehen kann, aber für mich war sie eine große Chance. Diese Freiheit führte zum Beispiel dazu, dass manche Seminare als Privatissimum endeten, weil ja niemand verpflichtet war, sie zu besuchen. Wer sich aber wirklich interessierte, kam in den Genuss einer intensiven Betreuung, von der heutige Studenten nur noch träumen können.

Wo sind die Studenten zu Ihrer Zeit abends weggegangen? Im Prinzip verteilten sie sich über die ganze Innenstadt. Aber wir Orientalisten hatten auch alle den Institutsschlüssel und haben oft in der alten Aula die Nacht zum Tage gemacht und umgekehrt.

Sie haben sich auf Übersetzungen spezialisiert und sogar einen Preis für Ihr Buch „Tausendundeine Nacht“ bekommen. Was hat Sie gereizt, diese Übersetzung anzugehen? Mir kommt es so vor, dass sich die Übersetzungen mich ausgesucht haben, nicht umgekehrt. Ein gütiges Schicksal hat mich damit beauftragt, Übersetzerin von „Tausendundeine Nacht“ zu werden, nachdem mich ein Kollege dem Verlag vorgeschlagen hatte; und die mittelalterliche Handschrift von „101 Nacht“ hat mir aus einer Museumsvitrine zugewinkt. Was kann einen mehr reizen?

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York haben sich viele Studenten für Islamwissenschaften, Arabistik oder Orientalistik entschieden. Hat das dem Fach gutgetan? Insgesamt wohl schon, auch wenn der Aufwand für die Lehrenden enorm gestiegen ist.

Welchen Einfluss hatte der arabische Frühling auf das Interesse an Ihrem Fach? Auch hier denke ich, dass die Revolten in der arabischen Welt für die Fächer insgesamt zu verstärktem Interesse und zu einem

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fachlichen Aufschwung geführt haben - auch wenn die wirtschaftliche und soziale Lage in den arabischen Ländern derzeit ja eher zum Verzweifeln ist.

Wie bewerten Sie das momentane Verhältnis zwischen westlicher und arabischer Welt? Über generelle Tendenzen kann ich als Literaturübersetzerin keine qualifizierte Einschätzung abgeben. Im Bereich der persönlichen und fachlichen Kontakte hat sich für mich nichts geändert. Ich freue mich, dass ich mit allen meinen arabischen Freunden und Kollegen in gutem Kontakt stehe.

Welche Jobmöglichkeiten Islamwissenschaftler?

gibt

es

für

In der Orientalistik ist es gottlob immer noch so, dass nach dem Studium kein genau definierbarer Beruf wartet. Für mich war das genau das richtige, mancher andere bekommt eher Panik davor. Darum rate ich den Studierenden, schon ganz früh Praxiserfahrungen zu sammeln, beispielsweise durch Praktika in deutschen Botschaften oder Goethe-Instituten im Ausland, bei NGOs oder Wirtschaftsverbänden, bei Radiosendern oder Museen, in Verlagen oder großen Bibliotheken. Alles das könnten potentielle Berufsfelder oder Arbeitgeber werden. Es reicht aber nicht, das zu wissen. Man muss jede Möglichkeit wirklich am eigenen Leib ausprobiert haben, um festzustellen, in welche Richtung man sich später orientieren möchte.

Claudia Ott, geboren 1968 in Tübingen, studierte Arabistik, Islamwissenschaft, Iranistik und andere orientalistische Fächer in Jerusalem und Tübingen. Seit 2012 lehrt sie Arabastik an der Uni Göttingen, ist aber vor allem als Übersetzerin arabischer Literatur tätig und erfolgreich. Ott kommt mit ihrer musikalischen Lesung „101 Nacht“ nach Tübingen. Mittwoch, 22. Januar, „Museum“ Obere Säle, Wilhelmstr. 3, Beginn: 20 Uhr. Weitere Informationen auf www.tausendundeine-nacht.com.


Ein bekannter Orientierungspunkt in Cannstatt ist der Rosensteinbunker. Das 1942 fertiggestellte Hochbauwerk – in dem es sogar einen Aufzug gab – konnte mehr als 1400 Menschen Schutz bieten. In der Nachkriegszeit wurde der Bunker für einige Jahre als Hotel genutzt. Die „kleine Schwester“ des Fernsehturms ist der 192 Meter hohe Fernmeldeturm auf dem Frauenkopf. Dieser 1972 eingeweihte Turm leistet heute weit mehr als der ältere Fernsehturm, übernimmt sogar dessen ursprüngliche Aufgabe: die Fernsehausstrahlung. Neben dem Hörfunk ist er vor allem für den Mobilfunk verantwortlich, da er im Besitz der Deutschen Telekom ist. Das Neue Schloss hat die Hausnummer 4. Eine kleine Zahl für das riesige Gebäude. Zu Herzogs- und Königszeiten kam es sicherlich noch ohne Nummer aus. Doch irgendwie muss die Post heute schließlich ins richtige Haus flattern. Der Fernsehturm hat die Hausnummer 120 (Jahnstraße), und selbst der Bismarckturm bekommt Post. Er trägt die Hausnummer 36. Weitere unnütze Fakten über Stuttgart gibt es im Netz auf www.unnuetzes-stuttgartwissen.de oder auf Facebook. 18


Buch des Monats

Vom Liebemachen in Zeiten des Wandels

Der Soundtrack unseres Lebens kennt keine Kompromisse. Darin tauchen schon mal Songs auf, wegen derer wir uns in Grund und Boden schämen, die aber unauslöschlich sind mit ersten Küssen, Herzschmerz oder Abiausfahrten. Musik ist Nostalgie, auch für Tim Renner und Sarah Wächter. Als Manager und Promoter sind sie Teil der gigantischen Maschinerie, die den Soundtrack fürs Leben vom Interpreten zum Hörer bringt. Ihr Buch von der „Wahrheit über die Popindustrie“ mit dem großartigen Titel „Wir hatten Sex in den Trümmern und träumten“, den sie sich von der Hamburger Band „Die Sterne“ liehen, erscheint in einer Zeit des Wandels, in der die fetten Jahre vorbei sind und die Industrie geprägt ist von bissigen Dinosauriern und neuen Machern. Die einen stochern in den digitalen Welten wie in einem Nebel, die anderen packen die Chancen beim Schopf wie Sebastian Andrej Schweizer, der mit dem Stuttgarter Label Chimperator Cro groß rausbrachte, obwohl oder weil er gegen alle Regeln des Hitmachens verstieß. Die Einblicke in die Branche sind von höchst schwankendem Unterhaltungsgehalt. Details 24

über das Wesen eines Talentsuchers oder eines Bookers lesen sich zuweilen lehrbuchhaft, wohl aber findet sich so manche Perle in Episoden über die Macken und Triumphzüge von Künstlern. Beispiele: das Charisma der Techno-Queen Maruhsa, der Kampf um Selbstbestimmung des ersten DSDS-Gewinners Alexander Klaws oder die psychische Achterbahnfahrt von Udo Lindenberg, der Anfang der Neunziger nur nicht von seinem Label gefeuert wurde, weil es darauf spekulierte, Lindenberg könne sich bald zu Tode saufen und post mortem zum Verkaufsschlager werden. Und dann die Geschichten mit großem Empörungspotenzial: Chartsmanipulationen der Branchenriesen, verminderte Einnahmen für Musiker von Plattenfirmen bei SpotifyAbrufen wegen Verpackungsabzügen oder die Behäbigkeit und mangelnde Flexibilität der Gema. Musik ist Nostalgie, aber das Business zuweilen ganz schön dreckig. (ben) Tim Renner/Sarah Wächter, Wir hatten Sex in den Trümmern und träumten – Sachbuch, Berlin-Verlag, 336 Seiten, ISBN 978-3827011619, 16.99 €


Der Liebling der Redaktion

Irische Hassliebe

Mitten in Europa sterben Menschen, weil sie kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung haben. Weil sie nachts frieren und ihre Betten durchnässt sind, weil es ständig durch das Dach regnet. Sie sterben, weil sie Hunger haben, Schwindsucht und andere Krankheiten. Was klingt wie Zustände aus der Dritten Welt ist Alltag in der Kindheit des irischen Schriftstellers Frank McCourt. In seinem Roman „Die Asche meiner Mutter“ beschreibt er, wie er in den 30er Jahren in Limerick aufwächst, nachdem seine Familie aus New York zurückgekehrt ist, weil sein Vater Malachy dort keine Arbeit gefunden hatte. Zwar ist das Buch nach seiner Mutter Angela benannt, Vater Malachy McCourt, der ständig betrunkene Nordire, nimmt aber einen viel größeren Platz in Franks Erzählungen ein. Er prägte die Kindheit des späteren College-Lehrers mindestens genauso sehr wie das feuchtkalte Wetter in den Gossen Limericks und das allgegenwärtige Elend auf den Straßen. Es ist der Zwiespalt in der Beziehung der beiden, der das Buch so lesenswert macht. Malachy, der in Limerick verhasst ist und als unzuverlässiger Säufer gilt, hat für die

IRA gegen die Engländer gekämpft. Wenn er abends nach Hause kommt, zitiert er die Kinder aus dem Bett und zwingt sie, für einen Penny Rebellenlieder mit ihm zu singen. Er verschwindet nach England, verspricht, dort zu arbeiten, und schickt doch nichts nach Hause, weil er den gesamten Lohn im Pub lässt. Und dann sind da die Passagen in Frank McCourts Biografie, in denen sein Vater mit ihm über die grünen Wiesen spaziert, in denen er mit seinen Kindern spielt und ihnen am Feuer vorliest. „Die Asche meiner Mutter“ ist ein ständiger innerer Kampf eines jungen Mannes, der seine Heimat liebt und zugleich hasst. Als Letzteres schließlich überwiegt, träumt er davon, endlich wieder nach New York zurückzukehren. Und obwohl der Leser vom ersten Moment an weiß, dass Frank es am Ende schaffen wird, fiebert er doch mit dem jungen Mann mit, der Seite für Seite so hoffnungsvoll kämpft. Und zwischen Elend, Mut und erster Liebe zeichnet McCourt ein liebevolles Porträt einer ganzen Nation, die es nie leicht hatte. (ci) Frank McCourt, Die Asche meiner Mutter – Roman, btb-Verlag, 544 Seiten, ISBN 978-3442723072, 10 € 25


Die Grenzen der Privatsphäre 26 Millionen Deutsche nutzen Facebook, darunter fast 90 Prozent der unter Dreißigjährigen. Doch wie sensibel gehen sie mit persönlichen Daten um? Was teilen sie mit wem? Und was hilft die größte Vorsicht, wenn irgendwo doch jemand mitliest? Von Ben Schieler

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und britischen Überwachungsprogrammen der weltweiten Internetkommunikation Prism und Tempora sowie anderen Spähin unbedarfter Klick in einer und Spionageaktionen haben seit Juni 2013 Internetcommunity – und alles geht dahin. die deutsche Öffentlichkeit aufgewühlt. Sie Unbemerkt pflanzt sich der Trojaner auf haben gezeigt, was viele vorher schon geahnt der Festplatte ein, der Eindringling kann haben oder geahnt haben wollen: Niemand jede Aktion der ahnungslosen Besitzerin verund nichts ist im digitalen Zeitalter gefeit vor folgen, sammelt deren Kreditkartendaten dem Zugriff anderer, nicht einmal das Handy und räumt das gemeinsame Konto von ihr der Kanzlerin. und ihrem Ehemann leer. Die Episode aus Wolfgang Schweiger, dem Hollywooddrama seit Oktober neuer „Disconnect“ (Kinostart in Professor und Leiter Deutschland am 30. Januar des Fachbereichs inter2014, ausführliche Kritik in aktive Medien und unserer nächsten Ausgabe) ist aus dem Leben gegrif- Ich fand es spannend, mit Onlinekommunikation an der Uni Hohenheim, hat fen. Führt sie im Film zu wie viel Kompetenz und die NSA-Affäre aus vereinem nervenaufreibenden schiedenen Blickwinkeln Katz-und-Maus-Spiel, sind Manpower Staaten Daten betrachtet. Als Bürger die Folgen in der Realität abfischen.“ sei er empört gewesen, meist weitaus unspektakuläsagt er. „Aber aus prorer, aber nicht minder bitfessioneller Sicht fand ich es überraschend ter. Je digitaler unsere Welt funktioniert, und spannend zu sehen, wie viel Kompetenz je tiefer die Abhängigkeit von Computern und Manpower auf staatlicher Ebene invesund Netzwerken greift, desto mehr eigene tiert wird, um in einem solchen Umfang Vorsicht ist geboten, wenn es darum geht, Daten abzufischen.“ Dass die Enthüllungen persönliche Daten zu schützen. Eigentlich. etwas am Nutzungsverhalten der Deutschen Die Enthüllungen von Whistleblower im Internet ändern, glaubt Schweiger nicht. Edward Snowden zu den US-amerikanischen

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Viele würden zwar behaupten, sich vorsichtig im Netz zu bewegen. „Die meisten sind aber relativ unsensibel.“ Auf Facebook und Co. zu verzichten käme schon allein deswegen nicht infrage, weil die Dienste zu stark mit dem privaten und beruflichen Alltag verknüpft seien. Vor einem solchen Dilemma stand jüngst Sonja Utz vom Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien. Nachdem Facebook bekanntgegeben hatte, auch User gegen ihren Willen durch Suchmaschinen auffindbar zu machen, dachte die promovierte Psychologin für einen Moment darüber nach, sich abzumelden. Weil sie jedoch berufsbedingt Admin-Aufgaben in einer digitalen Forschungsgruppe innehat, verwarf sie den Gedanken sofort. An ihrer Haltung, die zuckerbergsche Spielwiese überwiegend privat zu nutzen und sich dem Zugriff Fremder oder entfernt Bekannter so weit wie möglich zu entziehen, will Utz festhalten. Wer mehr von ihr erfahren will, muss ihr bei Twitter folgen. Sonja Utz hat diese Einstellung in ihren Studien der vergangenen Jahre auch bei anderen jungen Menschen vermehrt gefunden. Ein Umdenken habe bereits 2008 stattgefun28

den. „Davor hat die Mehrheit auf Facebook komplett öffentlich kommuniziert.“ Seitdem seien die Gesprächsthemen in den für andere sichtbaren Kommentaren eher oberflächlich. Intimes verlagere sich in private Nachrichten, die für jeden uneinsehbar bleiben, der nicht am anderen Ende der Leitung sitzt oder ein Spion mit Spezialauftrag ist.

Das Privacy Paradox: Verhalten wider der Einstellung Diese Erfahrungen korrespondieren mit den Ergebnissen, die der Hohenheimer Psychologe Tobias Dienlin vom Lehrstuhl für Medienpsychologie gesammelt hat. Dienlin schreibt gerade an seiner Dissertation über die Privatsphäre im Netz und beschäftigt sich darin mit den Fragen, wer warum mit seinem richtigen Namen in sozialen Netzwerken unterwegs ist, wie viele Zugangsrechte er anderen einräumt und in welchen Situationen er mehr oder weniger auskunftsfreudig ist. Im Zusammenhang mit dem NSA-Skandal spricht


Dienlin von zwei Ebenen der Privatsphäre. Vor dem unmittelbaren Umfeld, also vor Eltern, Dozenten oder unliebsamen Bekannten, ließen sich Informationen sehr wohl verbergen. „Wer nicht gerade im diplomatischen Dienst ist, für den ist es nicht so relevant, ob Geheimdienste seine privaten E-Mails mitlesen.“ Denn – und diese Erklärung begegnet auch Sonja Utz immer wieder: der normale, unbescholtene Bürger beteuert, ja sowieso nichts zu verbergen zu haben. Am sogenannten Privacy Paradox ändert das laut Dienlin nichts. „Viele Menschen haben Angst um ihre Daten, geben sie im Netz aber permanent preis.“ Einstellungen und Verhalten der Internetnutzer stimmen nicht überein, was zu der Frage zurückführt, warum es so viele Nutzer sozialer Netzwerke gibt – bei den unter 30-jährigen sind Erhebungen zufolge annähernd 90 Prozent der Deutschen auf Facebook aktiv, bei den über 65-Jährigen noch immer stattliche 66 Prozent. Ist es der Zwang, dabei sein zu müssen, um nicht abgehängt zu werden, der Wunsch, sozial integriert zu sein und zu bleiben? Oder sind Facebook und Co. schlichtweg der bequemste Weg zur Quelle, um schnell und einfach an Nachrichten und Neuigkeiten aus dem Weltgeschehen zu kommen? Ja, berichtet Sonja Utz, der Informationsaspekt sei in den vergangenen Jahren immer bedeutender geworden. „Die Kontaktpflege geht aus vielen Studien aber nach wie vor als wichtigstes Motiv hervor.“ Dass dabei zumindest ein Schuss Eitelkeit und Selbstdarstellung eine Rolle spielen kann, unterstreicht eine Studie von fünf Hohenheimer Kommunikationswissenschaftsstudentinnen im Rahmen des Projekts „Humboldt reloaded“, das Studenten bereits früh für die Wissenschaft begeistern will. Unterstützt und angeleitet von Hanna Gölz und Julia Niemann von der Forschungsstelle für Medienwirtschaft und Kommunikationsforschung der Universität, analysierte das Quintett aus dem dritten und fünften Semester zu Beginn des Jahres 383 Facebook-Profile aus dem Freundes- und Bekanntenkreis. Ein spezielles Augenmerk legten die Hohenheimerinnen auf das Profilund das Titelfoto. Ergebnisse: 86 Prozent der Befragten sind auf ihrem Profilfoto deutlich zu erkennen, wollen also von anderen

erkannt und gefunden werden – und dabei möglichst einen blendenden Eindruck hinterlassen. „Sie legen Wert auf gute Bilder“, sagt die Projektbeteiligte Luisa Mack. Bei dem gleichermaßen als wichtig empfundenen Wunsch, seine Persönlichkeit durch das eigene Foto durchscheinen zu lassen und sympathisch zu wirken, scheiden sich teilweise die Geister. Wo die einen Nutzer auch mal mit Schnappschüssen agieren, wenn sie Charme besitzen, legen die anderen Wert auf die Inszenierung. Das gilt erst recht, wenn das Foto auf fremden Profilen für sie als zentraler Orientierungspunkt gilt. Gerade dann, wenn die Teilnehmer der Studie nach eigenen Angaben auf Facebook das sogenannte Impression-Management betreiben, also sich selbst ins bestmögliche Licht setzen wollen, tüfteln sie am längsten und am eifrigsten – mit der Folge, dass Privatsphäre für sie wichtiger ist als für andere. Frauen, das zeigt ein weiteres Ergebnis der Studie, seien bei der Auswahl ihrer Bilder generell vorsichtiger als Männer.

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Der Austausch mit alten Freunden und der tiert, maximal 20 Prozent, eher zehn“, sagt gute erste Eindruck bei neuen Bekannten scheider Forscher. „Die meisten lesen nur mit und nen also zentral für Facebook-Nutzer, auch diskutieren, wenn überhaupt, im privaten wenn die geringe Stichprobe der HumboldtUmfeld.“ Unterschiede zu früher seien nicht reloaded-Studie nur bedingt generalisierende zu erkennen. „Aktiv sind die, die schon immer Schlüsse zulässt. Schöpfen soziale Netzwerke redebereit waren.“ Laut Schweiger ist das abseits oberflächlicher eine männlich geprägte Diskussionen aber darüber Gruppe von überwiegend hinaus auch ihr Potenzial als 30- bis 50-Jährigen. digitale Debattierclubs mit Die Gründe dafür freiem Zugang für jeden aus? seien vielfältig, am Der Neu-Hohenheimer Prof seien Öffentliche Diskussionen? hinderlichsten Wolfgang Schweiger hat sich Desinteresse und fehjüngst mit der Frage beschäf- Die meisten lesen nur mit, lendes Selbstvertrauen, tigt, inwieweit sich in den diskutieren höchstens etwas Relevantes beiöffentlichen Räumen der steuern zu können. Und Netzwerke echte Diskurse im privaten Umfeld.“ auch wenn der Output und Diskussionen von geselldes Plaudernetzwerks schaftspolitischer Relevanz Twitter zuweilen einen finden, ob also die gestiegenen Möglichkeiten anderen Eindruck vermittle, beispielsweise bei zum unkomplizierten Austausch wahrgenom„Tatorten“ oder während Fußballspielen und men werden und zur Onlinedebatte anregen. Übertragungen des Eurovision Songcontests: Schweigers Erkenntnisse sind ernüchternd. Nur eine verschwindend geringe Anzahl der „Es ist eine relativ kleine Gruppe von Usern, Deutschen nutzt Twitter aktiv, unterschiedlidie etwas öffentlich postet oder kommenchen Erhebungen zufolge ist es nur etwa jeder 30


Zwanzigste bis Hundertste – und das, obwohl die Userzahlen in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. Franzosen, Spanier, Italiener und vor allem Briten sind prozentual gesehen deutlich aktiver.

Facebook kostenlos? Jeder bezahlt mit seinen Präferenzen Facebook schwebt da in anderen Dimensionen, die Anzahl der deutschen Mitglieder ist seit Januar 2010 von 5,75 Millionen auf 26 Millionen im Juni 2013 gestiegen. Fast jedem Nutzer ist klar, dass die angebliche Kostenlosigkeit eine Mär ist, dass er in Wahrheit durchaus bezahlt, ob er will oder nicht – mit der Preisgabe individueller Präferenzen, weil wie auch bei verknüpften Portalen oder dem anderen Branchengiganten Google ein Rädchen ins nächste greift, jeder Klick auf einen Link, jedes „Gefällt mir“, jede Suchanfrage Teil eines Gesamtpuzzles auf dem Weg zu personalisierter Werbung ist, rechtlich abgesichert durch Allgemeine

Geschäftsbedingungen, die kaum ein Mensch vollständig kennt oder versteht. Die Kontrolle darüber, welche Informationen unbekannte Dritte außerhalb des persönlichen Umfelds sammeln und verwerten, hat Grenzen. Edward Snowdens Enthüllungen über die Überwachung der Internetkommunikation durch die Geheimdienste haben dem Gefühl, in der globalen Dimension immer mehr zu einem gläsernen Menschen zu werden, nicht viel Neues hinzugefügt. Tatsächlich überrascht, wie Wolfgang Schweiger sagt, lediglich das Ausmaß der illegitimen Handlungen. Wohl aber hat die Affäre sensibilisiert, wenngleich das allein nicht automatisch Konsequenzen hat. Man denke an das Privacy Paradox: Einstellungen führen nicht zwingend zum passenden Verhalten. Auch hat die Affäre die verschiedenen Dimensionen von Datensicherheit erneut gezeigt. Luisa Mack, nach eigenen Angaben schon immer vorsichtig in den sozialen Netzwerken unterwegs, sagt: „Es ist sehr wichtig, dass die Datensicherheit nicht nur eine persönliche Angelegenheit ist, sondern durch Regelungen auf staatlicher Seite sichergestellt sein muss.“

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Kurzgeschichte

Das Unglück des Anderen von Marc Bensch

Siggi Sorgenonkel spähte. Manchen Ärger roch er schon, bevor andere ans Furzen dachten. Musste er. War Teil der Jobbeschreibung. Wie zuhören. Und gute Miene zum Zorn machen, wenn die Stapel nicht abbezahlter Bierdeckel wuchsen und wuchsen. Siggi schaute zur Tür und sah Stress. Der Mann, der breitbrüstig hereinstürmte, trug die Sonne mit sich, die ihre Strahlen ins Düstere warf, ganz kurz nur, bis die Tür der Kneipe zufiel. Lächelnd stürzte der Mann auf die Theke zu. Siggi wusste, dass eine Kollision drohte, weil auf dem Hocker vor ihm der andere seit zwei Bieren und

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Schnäpsen mit buckligem Rücken kauerte und trauerte. Die Selbstzweifel lasteten schwer auf seinen hängenden Schultern. Siggi hatte genickt und Gläser gespült, wie er es immer tat, wenn einer seiner Gäste etwas abladen wollte. Siggi urteilte nicht, egal wie absurd die Sorgen anderer schienen. Er war da und er war es gern. Strahlemänner mochte er lieber als Jammerer, natürlich. Doch der Anmarsch des Sonnenkönigs alarmierte ihn. „Oh Siggi, mein Freund“, rief der. „Siggi, Siggi, Siggi. Das Leben ist wundervoll.“


Der andere sprang auf. „Was soll das?“, knurrte er. „Wir unterhalten uns grade. Siehst du das nicht?“ Das Lächeln des Neulings gefror. „Wer bist’n du? Und was soll die Schreierei?“ Glück und Unglück bauten sich voreinander auf, Auge um Auge, Nase an Nase, beide etwa gleich groß, der eine mit glattrasiertem Kopf wie Siggi, aber im Gegensatz zum Wirt ohne Kessel als Bauch, der andere mit Milchbubibrille und ungekämmtem Haar. Halsadern schwollen leicht an. Da schleuderte der Wirt sein Spültuch von sich und ließ die Faust auf die Theke krachen. „Schluss damit, alle beide. Hier wird nicht rumgebrüllt.“ Hotte und Tino verstummten und schrumpften mit einem Schlag um mehrere Zentimeter. „Na geht doch. Also, was darf’s sein?“ Und während er neue Gläser füllte, saßen die Männer Seite an Seite und hörten einander zu. Tinos jüngste Erlebnisse mussten eigentlich unweigerlich im Suff enden. Begonnen hatte alles zwei Abende zuvor. Da kehrte Tino nach der Arbeit heim und fand statt eines dampfenden Mahls nur eine Tiefkühllasagne samt Nachricht von seiner Frau vor: „Bin bei Sabine, es ist ein Notfall. Komme erst morgen wieder. Mach dir keine Sorgen.“ Und weil Tino hungrig war und seine labile Schwägerin nur zu gut kannte, machte er sich keine Sorgen, sondern Lasagne. Dabei konnte es – im Nachhinein war ihm das sonnenklar - keinen verdächtigeren Satz geben. Auch am nächsten Abend empfing ihn kein Duft. Dafür Qualm. Seine Frau saß im Dunkeln und rauchte die seines Wissens nach erste Zigarette seit der Schwangerschaft mit Bianca. Und die studierte im fünften Semester. Sie sei einsam und ausgelaugt, vermisse ein Gefühl, wolle das gar nicht mal Liebe nennen, eher Zusammengehörigkeit, sagte sie ihm. Und ja, sie werde ihn verlassen, in dieser Nacht noch. Und ja, es gebe einen anderen. Und nein, keinen den er kenne. Und nein, er könne nichts dagegen tun. Sie habe ihre Entscheidung gefällt und bereue es, nicht schon längst gehandelt zu haben, nicht schon

gegangen zu sein, als Bianca gerade aus dem Haus war. Dann ging sie. Und zurück blieb Tino, der die ganze Nacht über kein Auge zumachte. Der am Morgen des nächsten Tages, also heute, ins Büro schlurfte. Der dort von Michel abgefangen wurde, seinem Geschäftspartner und Freund aus Kindestagen. Michel tröstete nicht, kam gar nicht so weit, verriet Tino vorher unverwandt, dass er beschlossen habe, alle Anteile an den Konzern zu verkaufen, der seit langem scharf darauf war, seinen Mitbewerber aus dem Weg zu räumen. Es täte ihm leid, sagte der beste Freund, der das in dem Moment nicht mehr war, aber er halte es für das Beste, wenn Tino mitziehe. Michel legte ihm den Arm um die Schulter und tat geknickt. „Du wirkst in letzter Zeit immer so fahrig und ausgelaugt. So geht das doch nicht weiter.“ Und Tino konnte nichts tun als zu nicken und zu hoffen, dass Brutus‘ Arm ihn daran hinderte zu fallen im Angesicht der kaputten Fundamente: seine Ehe, sein geordneter Alltag und seine längste Freundschaft waren futsch. Er ging in sein Büro, nicht zum Arbeiten, nur zum Grübeln. Erst Stunden später kam er wieder heraus. Als Hotte das hörte, tat ihm sein Auftritt von zuvor leid. Zwei neue Halbe und zwei neue Kurze markierten den Beginn seines Berichts. Er erzählte die ganze Geschichte, die Siggi schon kannte. Begann mit dem Interview und der hibbeligen Journalistin, die Mitte oder Ende zwanzig sein musste und den Ausdruck der Jugend in ihren Augen trug: ungetrübt, voll Feuer, erwartungsfroh. Die von Anfang an mit ihm flirtete und über ihr Literaturwissenschaftsstudium plauderte. Darüber, wie sie einmal zufällig einen seiner frühen Romane in die Finger bekommen habe – den über das Seniorenpaar in wilder Ehe, ein Meisterwerk, wie sie meinte, sensibel und subtil, vielschichtig und klar, anklagend und unaufdringlich. Die ihm im Laufe des Gesprächs so zielsichere Fragen zu seinem aktuellen Werk stellte, dass ihm ganz anders wurde, er ein Kribbeln im Bauch spürte. Die ihm am Ende ihre Visitenkarte in die

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Hand drückte und vorher ihre Handynummer darauf notierte, falls er sich mal wieder anregend über Literatur unterhalten wolle, vielleicht bei einem schönen Glas italienischem Rotwein? Dann ging sie. Und zurück blieb Hotte, völlig gefangen von dieser Begegnung, davon, wie sie ihn verstand, wie sie ihn durchschaute. Sein Werk lag in ihren flinken und faltenlosen Händen. Er vergaß völlig seinen Zeitplan, an den er sich sonst akribisch zu halten pflegte. Fünf Seiten Arbeit sah der für den Abend vor. Und als ihn am Morgen des nächsten Tages, also heute, sein Agent beim Frühstückstee anrief und von zwei neuen Anfragen berichtete, war an Arbeit nicht mehr zu denken. Die Veranstalter eines Nachwuchswettbewerbs wollten ihn als Vorsitzenden der Jury, die Herausgeber eines neuen Trendmagazins schlugen eine lukrative zwölfmal pro Jahr erscheinende Kolumne vor. „Sie liegen dir zu Füßen, mein Guter“, frohlockte der Agent. Hotte hatte zu Ende erzählt. Nun hockte er da und starrte sein Schnapsglas an, als wisse das die Antworten auf all seine Fragen. „Eins verstehe ich nicht“, sagte er zu Tino und trank sein Bier leer. „Wie kannst du nach allem, was dir passiert ist, hier reinlaufen und grinsen wie einer, der im Lotto gewonnen hat? Du hast doch alles verloren.“ „Eben“, antwortete Tino. „Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können.“ Hotte suchte Rat bei Siggi, doch der rührte sich nicht. Genauso wenig, wie der Wirt Hottes Jammern über die Sinnlosigkeit des Schreibens verstand oder das Verzweifeln an seinen Werken, die Hotte schlicht und

unbedeutend vorkamen, verstand er Tinos Euphorie. „Na ja“, holte der aus. „Ich bin jetzt fünfundzwanzig Jahre lang an jedem Werktag zur Arbeit gefahren und habe es fast immer gehasst, egal wo ich war und was ich gemacht habe. Nur die ersten zwei Jahre als mein eigener Chef haben Spaß gemacht. So ähnlich war das auch mit meiner Ehe. Und jetzt, jetzt bin ich frei.“ Siggi hantierte wieder mit seinem Spültuch. Dabei konnte er am besten nachdenken. Gespannt schaute er zu Hotte, der kein Spültuch zum Hantieren hatte. „Toll, du bist frei. Außerdem verlassen und arbeitslos. Was willst du jetzt tun?“ Da zuckte Tino mit den Schultern. „Ich wollte schon lange mal mit dem Motorrad die Panamericana runter.“ Und mit diesen Worten kippte er sein Glas und stand auf. „Ich muss jetzt nach Hause. Auf mich wartet ein großes kuscheliges Ehebett.“ Sein Lachen schallte durch die Kneipe. „Schreibst du’s an, Siggi?“ „Moment mal!“ Tino schaute überrascht. „Her mit deinem Autoschlüssel“, befahl Siggi. Tino kramte in seiner Hosentasche, warf ihm den Schlüssel zu, salutierte und haute Hotte auf den Rücken. „Mach’s gut, mein Freund“, sagte er. „Es wird alles gut.“ Dann wankte er davon. Zurück blieb Hotte, der seinen Blick auf die Theke senkte, ganz kurz nur, ihn wieder hob und Siggi ins Gesicht schaute. „Noch ‘n Kurzen auf’n Weg, bitte“, sagte er. „Und ein Taxi.“

Unter dem Pseudonym Marc Bensch schreibt Ben Schieler seit 2009 Romane und Kurzgeschichten. Weitere Informationen und Texte auf www.buchbensch.de 34 34


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Das Plus des Provokativen

Gnadenlos abger채umt: Mit drei von sechs Preisen stach die Filmakademie Ludwigsburg beim deutschen Nachwuchsfilmpreis First Steps Awards hervor. Einer der Gewinner: Tobias Haase, f체r seinen Werbespot mit Hitler und Mercedes. Von Mia Bergmann

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obias Haase beantwortet die Fragen für diesen Artikel schriftlich. „Mein Denken entsteht aus dem Schreiben heraus“, begründet der 32 Jahre alte Werbefilm-Regisseur seine Einstellung am Telefon. Der Student der Filmakademie Ludwigsburg lässt Dinge gerne fließen. „Es ist schön, sich nicht zu viele Gedanken zu machen und dann im Nachhinein zu entdecken, was man alles fabriziert hat“, schreibt er. In einer Situation hat Haase sehr viel nachgedacht: Pros und Contras hat er abgewägt, als er vor der Entscheidung stand, ob er den „MCP“-Spot umsetzen soll. „Ich habe lange gebraucht, Tobias Haase mich darauf einzulassen.“ Drittes Reich, der Tod eines Kindes: Der „MCP“-Clip hat im August für Aufruhr gesorgt. Haase verdankt ihm aber

auch den deutschen Nachwuchsfilmpreis First Steps Awards 2013 in der Kategorie Werbefilm. In dem Kurzfilm, der wie ein MercedesWerbespot wirkt, überfährt ein Mercedes im 19. Jahrhundert das Kind Adolf Hitler. Das intelligente Bremssystem reagiert bei zwei auf der Straße spielenden Mädchen, versagt jedoch bei dem kleinen Jungen, dessen Mutter entsetzt „Adolf“ schreit. „Erkennt Gefahren, bevor sie entstehen“, lautet das Fazit. Die Idee zu dem Film kommt von Gun Aydemir, der zu jener Zeit als Kreativer bei der Agentur Jung von Matt gearbeitet hat, jener Agentur, die den Originalfilm zum Mercedes Collision Prevention System schuf. Der Automobilkonzern distanzierte sich nach Bekanntwerden des Spots eilig und ließ das von den Machern nachträglich kenntlich

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machen. In den Augen der Daimler-Manager ging Haase einen Schritt zu weit. Doch der nutzt das Stilmittel Provokation gerne. „Weil es Aufmerksamkeit erregt.“ Einem Produkt hilft, sich abzuheben. Manchmal genüge es eben nicht, etwas schön aussehen zu lassen. „Oft ist es dann bloß eines von vielen, da andere Produkte auch einfach nur nett in Szene gesetzt werden.“ Haase geht es als Regisseur um viel mehr. Er schätzt die Arbeit des italienischen Fotografen Oliviero Toscani. Der wurde bekannt mit seinen provokanten Werbekampagnen für das Modeund Bekleidungsunternehmen Benetton. Polarisierte darin mit Magersüchtigen, HIVInfizierten, einem Kind mit Down-Syndrom, einem im Bosnienkrieg gefallenen Soldaten. „Toscani hatte damals Dinge mit Hilfe der Benetton-Plakate so auf den Punkt gebracht, dass Menschen sich provoziert gefühlt haben. Aids war fast in Vergessenheit geraten, der Bosnienkrieg Barbara Ott war alltäglich. Menschen haben plötzlich wieder darüber gesprochen, und das war wichtig“, betont Haase.

Provokationen bringen die Gesellschaft voran Er ist überzeugt: Provokationen bringen die Gesellschaft voran. „Betrachtet man die großen Provokationen, so geht es immer um Dinge, die schon einige Wochen, Monate oder auch Jahre später keine Provokationen mehr sind.“ Die Aufreger ließen Menschen denken und diskutieren, Wahrheiten sagen, „die zuvor in der Masse der Gesellschaft untergingen oder von oben herab kommuniziert wurden“, Festgefahrenes infrage stellen, sich eine Meinung bilden und diese vertreten. „Wenn es Dinge gibt, die Werbung zu etwas mehr machen als den reinen Abverkauf, dann bin ich dabei.“

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Mit dem „MCP“-Spot hat Haase seine Ziele mehr als erreicht. Aydemir und ihm ging es auch darum, für ihre Arbeit zu werben. Dass der Clip derartige Ausmaße annimmt, hat Haase aber nicht erwartet. „Wir sind ja nicht die Ersten, die sich lustig machen über Hitler. Das ist besser, als den Mann ernst zu nehmen.“ Er fügt hinzu: „Es war ein Film, das sollte keiner vergessen. Niemand hat Schaden genommen.“ Den First Steps Award empfindet Haase als eine Wertschätzung. Viel wichtiger war ihm aber ohnehin die Aufmerksamkeit. „Durch den Film ist bei mir viel ins Rollen geraten.“ Der Autohersteller Audi habe sich bei ihm gemeldet. Außerdem dreht er in Zürich seinen ersten bezahlten Film. Zwei Ludwigsburger Filmemacherinnen haben bei den First Steps auch Anerkennung für ihre Arbeit erhalten: Barbara Ott und Cosima Degler. Für die 30-jährige Ott ist damit ein Traum wahrgeworden. Ihr Spielfilm „Sunny“ erhielt obendrein den Deutschen Kurzfilmpreis 2013 in der Kategorie „Spielfilme mit einer Laufzeit von mehr als 7 bis 30 Minuten“ gewonnen – mit insgesamt 275.000 Euro die höchst dotierte Auszeichnung für den Kurzfilm. Ott bleibt trotzdem auf dem Teppich: „Die Preise sind keine Garantie dafür, dass der nächste Film kommt. Sie erleichtern einem aber die Arbeit und machen sich gut im Lebenslauf.“ Die Wahlberlinerin hat mit „Sunny“ einen realistischen Film über den 19-jährigen Hajo gemacht, den Kind, Jobsuche und das Leben an sich überfordern. Aggression und Sanftheit, Wut und Liebe – Ott mag Filme voller Kontraste. Wichtig ist ihr das Thema Familie. „Sie ist der Ursprung von allem. Um die Familie im Kern wird es bei meinen Filmen immer gehen.“ Derzeit schreibt sie ihr Debüt, ihren ersten Langfilm nach dem Diplom an der Filmakademie. Sie hofft, ihn bald drehen zu können. Eine Produktionsfirma hat sie bereits gefunden, ein Sender fehlt noch. Zu


den genauen Inhalten des Films schweigt Ott. „Sunny“ geht 2014 auf Deutschland-Tournee. Cosima Deglers dokumentarischer Spielfilm „Zwei Mütter“ läuft hingegen bereits – in Kinos, im Fernsehen, auf Festivals und im Ausland. Schon bevor die 25 Jahre alte Produzentin den Nachwuchspreis „No-Fear-Award“ überreicht bekam, war ihr Film Kennern der Filmbranche ein Begriff. Der „No Fear Award“ passt zu Degler, deren Mut zur Frechheit ihr einen Job bei einer Berliner Produktionsfirma einbrachte. „Ich habe den Produzenten angerufen, weil ich einen Rat benötigt habe“, sagt Degler. Cosima Degler Ihrem zukünftigen Chef gefiel das. Er bot Degler eine Stelle in seiner Firma an. Aktuell organisiert sie einen Dreh in Hamburg. Der Erfolg kam Schlag auf Schlag.

„Man erhofft ihn sich natürlich, kann ihn aber nicht planen. Und plötzlich ist er Realität“, sagt Degler, die als Produzentin gerne bei der Entwicklung der Drehbücher mitwirkt, wie bei dem zu „Zwei Mütter“, das ursprünglich von Mutterschaft und Muttergefühlen handeln sollte. Bei der Recherche stellte sich heraus, dass lesbische Paare nur sehr schwer an Samenspenden für ein Kind kommen. Damit war für die Mitglieder des Teams klar: Diese Geschichte müssen sie erzählen. „Wir haben mit einigen lesbischen Paaren gesprochen. Der Film beruht auf ihren Erfahrungen“, sagt Degler. Um mehr Realität zu erzeugen, waren nur die zwei Hauptdarstellerinnen Schauspielerinnen. Alle anderen Figuren – von der Apothekerin bis zum Anwalt – spielten sich selbst, sogar der Samenspender.

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Neu im Kino:

Die Hand in der Hose

Don Jon – Komödie, USA, Start: 14.11.2013. Regie: Joseph GordonLevitt. Mit: Joseph Gordon-Levitt, Scarlett Johansson, Julianne Moore, Tony Danza u.a. (90 Minuten)

Sex ist gut, Pornos sind noch besser. Weil die Frauen darin alles mit sich machen lassen und alles mit den Männern tun, wozu die Hasen im echten Leben trotz aller Freizügigkeit dann doch zu prüde sind. Deswegen schleppt der selbstbewusste Jon Martello zwar Wochenende für Wochenende in den Clubs Bräute ab, die wahre Erfüllung der Gelüste erlebt er aber beim Wichsen danach oder zwischen den regelmäßigen Kirch- und Beichtbesuchen mit der Familie und den Trainingseinheiten in der Muckibude. Zum Problem wird die Routine, als ihn seine neue Freundin, der fleischgewordene feuchte Traum Barbara (Scarlett Johansson), erwischt. In einer köstlichen Weise spielt Joseph Gordon-Levitt in seinem Debüt als Regisseur und Drehbuchautor mit Tabus, Trieben und Moral. Allein zu beobachten, wann im Kinosaal die Männer lachen und wann die Frauen, ist ein großer Spaß. Der Ex-Serien-Star Tony Danza hat als Filmvater eine Traumrolle, Scarlett Johansson mimt die verführerische Egomanin, die zur Zicke mutiert und dem Porno-Suchti „Ich dachte, du wärst anders“ entgegenbrüllt. Oh ewiger Geschlechterkampf! (ben)

Bittersüßer Sommer Als Teenager den gesamten Sommer mit der Familie verbringen zu müssen ist ein schreckliches Los. Der 14-jährige Duncan (Liam James) leidet sichtlich, als er seine Mutter, ihren neuen Freund Trent (Steve Carell) und dessen Tochter in ein Ferienhaus begleiten muss. Zwischen dem dominanten Trent, pubertierenden Mädchen und weiteren Familien aus der Nachbarschaft gibt es nicht viel Platz für den schüchternen Duncan. Er verwendet den Großteil seiner Zeit darauf, sich ein Versteck zu suchen, und findet ein Freibad, wo er sich prompt mit Owen (Sam Rockwell), einem der Manager, anfreundet. Auch wenn sich die Story hauptsächlich um diese Charaktere dreht, sind es die Nebenrollen, die den Film zu dem machen, was er ist. Der leicht melancholische Charme des Films entsteht größtenteils durch die bizarren Protagonisten und die pointierten Dialoge, die sie miteinander führen. Permanent angetrunkene Mütter und chronisch demotivierte Angestellte des Freibads fügen sich gleichermaßen in die Geschichte ein. Wer in der kalten Jahreszeit Lust auf eine lockere Sommerkomödie mit einem Hauch Wehmut hat, ist hier genau richtig. (ay) 40

Ganz weit hinten – Komödie, USA, Start: 5.12.2013. Regie: Nat Faxon & Jim Rash. Mit: Steve Carell, Sam Rockwell, Liam James, Toni Collette u.a. (104 Minuten)


Ohne Glitter Adam (Tom Hiddleston) lebt zurückgezogen in einer verlassenen Villa außerhalb von Detroit. Der urbane Eremit verbringt seine Nächte damit, seltene Gitarren aus dem vergangenen Jahrhundert zu sammeln und Musik zu machen. Tagsüber muss er schlafen, denn Adam ist ein Vampir. Doch mit seiner Unsterblichkeit ist er alles andere als glücklich. Er beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen. Als Eve (Tilda Swinton) von der Lage ihres Geliebten erfährt, beschließt sie das marokkanische Tanger zu verlassen und Adam aufzusuchen. Nach der berühmt-berüchtigten Twilight-Reihe hatte der Vampir dringend einen Imagewechsel nötig. Während vor einem Jahr noch in der Sonne glitzernde Frauenhelden über die Leinwand huschten, werden hier soziale Außenseiter präsentiert. Und obwohl der Film nur bei Nacht spielt, kann man nicht von einem Horrorfilm sprechen. Anstatt Menschen zu töten, besorgen sich die Vampire ihre Nahrung aus Krankenhäusern und von korrupten Ärzten. „Only Lovers Left Alive“ ist ein fast schon poetisches Drama mit wenigen Dialogen und wunderschönen Bildern, das die Unsterblichkeit behandelt. Wem das bewusst ist, der wird mit diesem Film mehr als glücklich. (ay)

Only Lovers Left Alive - Drama, USA, Start 25.12.2013. Regie: Jim Jarmusch. Mit: Tilda Swinton, Tom Hiddleston, John Hurt u.a. (123 Minuten)

Der Liebling der Redaktion:

Ein Gagfeuerwerk

Hot Shots! - Die Mutter aller Filme - Komödie, USA, Start: 19.12.1991. Regie: Jim Abrahams. Mit: Charlie Sheen, Cary Elwes, Lloyd Bridges, Jon Cryer u.a. (82 Minuten)

Irgendwann begannen humorvolle Menschen damit, Kassenschlager zu parodieren. Manchen gelang das gut, anderen eher weniger. Doch ein Film schlägt viele andere um Längen. Nicht umsonst trägt „Hot Shots!“ den selbstbewussten Untertitel: Die Mutter aller Filme. Mit der Parode auf den Pilotenfilm „Topgun“ mit Tom Cruise gelingt Regisseur Jim Abrahams ein wahres Gagfeuerwerk. Kalauer im Sekundentakt sind zwar nichts für jeden Zuschauer, Charlie Sheen ist als Kampfpilot in jedem Fall aber bedeutend cooler als Tom Cruise. Mit seinem Gegenspieler Cary Elwes, der schon als komischer Robin Hood glänzte, liefert er sich Wort- und Witzduelle vom Feinsten. Der mittlerweile verstorbene Lloyd Bridges bleibt als greiser Kommandant unerreicht, dessen Körperteile beinahe zu 100 Prozent aus Ersatzteilen bestehen. Und nicht zuletzt treffen schon in „Hotshots“ die späteren Comedy-Brüder Charlie und Alan Harper in anderen Rollen aufeinander. Jon Cryer spielt den naiven und schielenden Piloten Fisheye. Kategorie: Absolut sehenswert. (ci) 41


Putzen nach Plan Ehemalige Studenten aus Esslingen und Reutlingen haben als Softwaredienstleister eine App entwickelt, die Wohngemeinschaften sauber machen und halten soll. Von Timo Dersch

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elcher Student kennt das nicht? Man kommt nach Hause und die Wohnung sieht immer noch aus wie zum Zeitpunkt des Verlassens. Keiner hat den Aschenbecher geleert, das Geschirr in der Küche gespült oder das Waschbecken geputzt, in dem sich um den Abfluss schon ein gefährlich wachsender gelber Rand gebildet hat. In der Dusche fließt das Wasser immer noch nicht ab, da ein Klumpen aus Haaren und allerlei anderer undefinierbarer Körperausscheidungen den Abfluss verstopft. Und niemand hat den Müll rausgebracht. Dabei ist man selbst doch der festen Überzeugung, dass man selbst in dieser Wohngemeinschaft am meisten schuftet, wenn es ums Putzen geht. Was also tun? Den Mitbewohnern Dampf machen? Aber dann ist wieder nur schlechte Stimmung in der WG. Man will ja nicht immer nur der Miesepeter sein. Und wenn man sich über das Putzverhalten der anderen

aufregt, ist man dann eigentlich ein Spießer? So oder so ähnlich dürften wohl die meisten Bewohner einer Wohngemeinschaft schon einmal gedacht haben. Genau an dieser Problematik setzen die jungen Entwickler vom Stuttgarter Softwaredienstleister px minds an. Mit ihrer App „Roomboard“, erhältlich für iPhone oder Android Mobiltelefone, sagen sie dem Putzterror in Wohngemeinschaften den Kampf an. „Roomboard ist eine so genannte Kollaborationsapp“, erzählt Sebastian Harder, Leiter der Softwareentwicklung bei px minds. „Mit Roomboard kann eine interaktive WG erstellt werden, in der Aufgaben eingetragen und verwaltet werden.“ Die App weist dann die jeweiligen Aufgaben einem Mitbewohner zu. Dies geschieht entweder nach dem vom Putzplan in Papierform her, altbekannten Rotationsprinzip – putzen muss dann immer der, der eben gerade an der Reihe ist – oder nach einem intelligenten Prinzip des sogenannten Smart-Modes, das sie daran orien-

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30.10.2013

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Teil des Teams von px minds (von links): Sebastian Gauditz, Sebastian Harder, Timo Kaiser (in der Hocke), Patric Schenke und Michael Harder.

tiert, dass für die jeweiligen Aufgaben Punkte vergeben werden. Heißt: beim Einstellen der Aufgaben legt der Nutzer fest, wie viele Punkte derjenige, der die Aufgabe erledigt, erhalten soll. Die Skala reicht von eins bis zehn. „Im Smart-Mode erhält immer der Mitbewohner die als nächstes anstehende Aufgabe, der den niedrigsten Kontostand hat. Jeder Mitbewohner kann nun, wenn eine Aufgabe erledigt wurde, eine Bewertung dafür abgeben.

Durchbruch mit der App für die Muckibude „Eine faire Angelegenheit“, findet Timo Kaiser, der als Programmierer zu px minds gekommen ist. Er hat wie Sebastian Harder, Softwaretechnik und Medieninformatik an der Hochschule Esslingen studiert. „Wir alle teilen die Leidenschaft für neue Technologien und haben früh erkannt, dass in der Entwicklung von Apps jede Menge Potenzial steckt“, erzählt der junge IT Spezialist. Er ist seit 2007 dabei, als die beiden px-minds-Geschäfts44

führer und Gründer Achim Schwichtenberg und Michael Harder, Absolventen der HS Reutlingen im Studiengang Außenwirtschaft, ihre erste Geschäftsidee namens Pixelstream verwirklichten. Seit einer Umstrukturierung Anfang 2013 konzentriert sich das jetzt als px minds GmbH bekannte Unternehmen auf die App- und Web-Entwicklung. „Unseren Durchbruch auf dem App Markt hatten wir mit MeinClub, einer App für Fitnessstudios“, klinkt sich Sebastian wieder ins Gespräch ein, nachdem er zuvor seinem dauerklingelnden Telefon Einhalt gebieten musste. „Ein Besitzer kam auf uns zu und wollte eine App haben, mit der er seine Kunden über alle Neuigkeiten in seinem Studio informieren kann. Mittlerweile zählen wir bei MeinClub knapp 100 angemeldete Fitness-Studios in ganz Deutschland.“ Roomboard ist nun die neueste Schöpfung aus dem Hause der px minds und scheint sich bisher recht gut zu behaupten. „Die App wurde mittlerweile mehr als 20.000-mal heruntergeladen. Die Resonanz ist außergewöhnlich positiv. Die Menschen verstehen die Idee und das Konzept dahinter und die App wird durchweg gut angenommen.“


t s e t axis

r P r e D

Hält die App was sie verspricht? Aurelia, Kathi und Gaston repräsentieren die perfekte studentische Wohngemeinschaft. In ihrer gemeinsamen Altbauwohnung im Stuttgarter Westen kommt es schon das ein oder andere Mal zu Ärger, da hier unterschiedlichste Putzverhalten und Sauberkeitsdefinitionen aufeinandertreffen. Nachdem sich die WG bereit erklärte, die App zu testen, stand ihrer sauberen Zukunft nach einem gerechten Putzplan also nichts mehr im Weg, oder? Gaston berichtet: „Der erste Schritt war erst einmal, alle Mitglieder der WG dazu zu bewegen, die App überhaupt auf ihrem Telefon zu installieren. Auch die Erstellung der digitalen WG stellte sich als schwieriger als gedacht heraus. Mehr als 30 Minuten saßen wir beisammen und haben versucht, unseren digitalen Haushalt zu erstellen. Einladungen wurden hin und her geschickt, und es kam zu Verwirrung. Die beste Lösung scheint wohl zu sein, erst einmal eine Person einen Haushalt erstellen zu lassen und die anderen dann einzuladen, denn wenn jeder die App öffnet, erstellt diese schon automatisch einen Haushalt, der dann erst wieder gelöscht werden muss.“ Gaston kennt sich gut aus mit digitalen Medien. Er ist leidenschaftlicher PC-Spieler. Er lässt schnell deutlich werden, dass bei der Einrichtung der App noch Verbesserungsbedarf besteht. „An sich ist es ja cool, dass man Punkte vergeben kann. Punkte sammeln motiviert immer“, sagt Kathi. „Aber das funktioniert eben nur, wenn man sich auch sonst ganz gut in der WG versteht“, wendet Aurelia ein. „Richtig“, pflichtet ihr Gaston bei. „Ohne

einen hohen Kommunikationsanteil innerhalb der WG ist Krieg programmiert. Ich hatte regelmäßig Angst, dass sich die Mädels gegen mich verschwören, meine Arbeit nicht positiv bewerten und so meine Punkte blockieren.“ Gastons Sorge stößt auf allgemeines Gelächter. Doch der Grundtenor ist klar. Komme man ohnehin nicht so gut miteinander aus, könne die App seiner Ansicht nach das Ganze noch verschlimmern. „Wenn die Aufgabenverteilung auf Smart gestellt ist, sorgt das unter Umständen dafür, dass immer dieselbe Person putzen muss.“ Besser wäre es wohl, das Bewertungssystem optional und die App zur reinen Buchführung zu verwenden. Das Design finden alle drei Tester ganz gut. „Nur die Werbung mitten in den Listen zu platzieren finde ich frech, da kann es zu Fehlklicks kommen“, kritisiert Gaston. „Da die App aber noch im Beta-Stadium ist, können wir ja noch auf Verbesserungen hoffen.“ (td)


Aus dem Land in die Welt Mit einem Stipendium der Baden-WürttembergStiftung können Studenten ins Ausland reisen. Ein Überblick über Programme und Bedingungen. Von Markus Brinkmann

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Württemberg-STIPENDIUM bewegt, wirkt und stiftet an. Fachrichtung: fachübergreifend | Zielgruppe: Studierende, Sonstige | Stichtag: Programmlinie für Studierende bis 31.03. | Regelförderzeit: 6 Monate | der deutschsprachigen Andrássy-Universität Förderbetrag / Monat: 400 bis 1.200 Euro | Voraussetzung: Studium an einer in Budapest. Die Studienaufenthalte an der baden-württembergischen Hochschule oder einerHochschule Partnerhochschule im Ausland privaten werden für |bis zu zehn li Jashar Babaei hat es getan. Der Zahl der Stipendiaten: 1.000 pro Jahr Monate lang unterstützt. Student des Bauingenieurwesens an der Uni Stuttgart verbrachte ein Jahr in Japan. „Die Arbeitsverhältnisse dort unterscheiden sich Kontakt: Baden-Württemberg Stiftung gGmbH sehr stark von denen bei uns“, sagt er. „Das Tel. (0711) 24 84 76-0 merkte ich sehr schnellFax daran, 0711/24dass 84 76 es - 50in meinem ForschungsinstitutE-Mail: keine Seltenheit war, info@bw-stipendium.de bis 23 Uhr zu arbeiten.“www.bw-stipendium.de Ohne die Baden-Württemberg-Stiftung wäre das Abenteuer Japan für Ali nicht möglich gewesen. Sie hat es sich zur Aufgabe 5.) Die Programmlinie „Filmproduktion“ gemacht, den internationalen Austausch von Dieses Stipendium richtet sich speziell an jungen Menschen zu fördern. Seit 2001 hat die Studenten der Filmakademie in Ludwigsburg. Stiftung mehr als 15.000 Stipendien vergeben. Im „Hollywood-Workshop“ erhalten talentierte Studenten drei Wochen Unterricht an der UCLA School of Theater, Film and Television in Los Angeles. Anschließend kommen sie 1.) Das Stipendium für Studenten dem internationalen Filmgeschäft in vierDer Klassiker: Es unterstützt Studenten, die bis sechswöchigen Praktika bei Film- und ein oder zwei Auslandssemester einlegen. Fernsehunternehmen nah. Einen kompletten Filmdreh können Studenten im drit2.) Das Baden-Württemberg-Stipendium plus ten Studienjahr miterleben, die einen der Das 2011 gestartete Sonderprogramm soll Plätze im Programm „fiction 35“ ergattern. mit konkreten Projekten dazu beitragen, Gemeinsam mit Studenten der französischen nachhaltige Kooperationen zwischen in- und Filmhochschule la fémis produzieren sie in ausländischen Hochschulen aufzubauen. Paris einen professionellen zehnminütigen Über einen Förderzeitraum von maximal drei Kurzfilm im 35-Millimeter-Format – drei Jahren stellt die Baden-Württemberg-Stiftung Monate lang, vom Drehbuch bis zum Schnitt. dafür jährlich insgesamt 800.000 Euro zur

A

Programme:

Verfügung. 3.) Das Waller-Hallstein-Programm Hier steht kein einzelnes Land, sondern die EU im Mittelpunkt. Das Programm ermöglicht Studenten ein Auslandssemester, die einen europabezogenen Aufbaustudiengang belegen und mit sehr guten Leistungen glänzen – vorzugsweise in einem südost- oder osteuropäischen Land. Teilnehmer des Studiengangs „Europäisches Verwaltungsmanagement, Master of Arts“ an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg werden besonders gefördert. 4.) Die Programmlinie „Andrássy-Universität Budapest“ Das ebenfalls auf Europa ausgerichtete Programm ermöglicht mit Hilfe vieler Kooperationspartner, Studenten einen Aufbaustudiengang oder eine Promotion an

Bewerbung: Bewerben können sich junge Menschen mit guten Leistungen im Studium, die einen Auslandsaufenthalt anstreben. Eine Direktbewerbung bei der Baden-WürttembergStiftung ist aber nicht möglich. Studenten wenden sich an das Akademische Auslandsamt ihrer Hochschule.

Rahmenbedingungen: Die Höhe des Baden-Württemberg-Stipendiums liegt je nach Programmlinie zwischen 400 und 1200 Euro im Monat. Weitere Informationen zu den Leistungen gibt es im Internet unter www.bw-stipendium.de. 47


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In der Hauptrolle: Körperspender Bewegte Bilder von Operationen an Leichen erfreuen sich unter angehenden Medizinern in Tübingen hoher Beliebtheit. Was sich makaber anhört, ist streng studienorientiert – und seit diesem Sommer auch preisgekrönt. Von Katrin Bohnenberger

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onnerstag, 18 Uhr: Zeit für eine Lebertransplantation im Live-Stream – zumindest für zahlreiche Medizinstudenten Deutschlands. Während für andere das Abendprogramm im Fernsehen beginnt, gehört es vor allem für künftige Ärzte aus Tübingen zum Stundenplan, Chirurgen online bei Operationen an Leichen zu verfolgen. Der Präparationssaal wird zum OP, ein Team aus Chirurgen und Assistenten arbeitet an einem großzügig abgedeckten, toten Körper. Bis zu acht Kameras zeichnen die Operation bis ins Detail auf. Ein Anatomieprofessor moderiert den Eingriff im Hörsaal und beschreibt die Großaufnahmen des Körpers. Auch zu

Hause vor dem Computer sehen Studenten die Live-Übertragung. Sectio Chirurgica heißt die wöchentliche Veranstaltung des Anatomischen Instituts der Universität Tübingen, bei der Medizinstudenten typische Operationen an Körperspendern miterleben können. Vor wenigen Wochen lief die neue Staffel an: Die Entfernung eines Hirntumors, eine Marknagelung und die Herzchirurgie stehen in diesem Semester mit auf dem Programm. „In der Medizin ist die Anatomie ein sehr zentrales Fach. Die Studenten müssen unheimlich viel Faktenwissen pauken. Ich wollte den Leuten etwas an die Hand geben, um zu zeigen, warum sie das alles lernen müssen“, sagt Bernhard Hirt, Oberarzt für Hals-NasenOhren-Heilkunde an der Universitätsklinik 49


Tübingen und Initiator von Sectio Chirurgica. In den klassischen Präparationskursen stehe vor allem das aktive Präparieren und Faktenlernen im Vordergrund. Seit 2008 diene die Online-Serie dazu, Studenten ergänzend die Verbindung zwischen Anatomie und angewandter Chirurgie näherzubringen. Sie können live verfolgen, wie ärztliche Direktoren aus Fachbereichen der Tübinger Uniklinik typische Operationen an Körperspendern

Die Sectio wird mittlerweile zelebriert. Gruppen treffen sich, wie zum wöchentlichen ,Tatort‘.“ durchführen. Auch ein Live-Chat gehört zum Programm, über den die Zuschauer Fragen stellen und Eingriffe diskutieren können. „Ein Anatom und ein Chirurg unterstützen den Chat. Wenn es um etwas sehr Wichtiges geht, greifen wir die Frage aus dem Chat auch in der Live-Veranstaltung auf“, sagt Hirt. Welche Operationen zum Programm gehörten, hänge vom Lehrplan der Tübinger Medizinstudenten ab. Trotzdem habe sich die Sectio Chirurgica zu einer gefragten Veranstaltung unter Medizinstudenten in ganz Deutschland entwickelt: 16.000 Studenten sind für den Online-Kurs registriert, das entspricht etwa einem Viertel aller Medizinstudenten der Bundesrepublik. „Die Sectio wird mittlerweile zelebriert. Gruppen treffen sich im Hörsaal oder zu Hause, wie zum wöchentlichen ,Tatort‘“, sagt Jens Strohäker, Student und Anatomietutor in Tübingen. Auch für Medizintechniker, Pflegepersonal, Rettungssanitäter oder Studenten fachnaher Disziplinen ist die Teilnahme und Registrierung möglich – und alles ist kostenlos. Das gesamte Programm wird durch Drittmittel finanziert und von freiwilligen Ärzten, Lehrenden und Studenten unterstützt. Dass Schaulustige Zugriff auf die Übertragung haben, schließt die Universität bei der Anmeldung aus. „Wir 50

nehmen eine individualisierte Registrierung vor. Die Leute müssen definieren, von welcher Universität oder Institution sie kommen, müssen ihr Studienfach angeben und müssen bestätigen, dass sie ihr persönliches Passwort nicht weitergeben“, erklärt Hirt. Ob die Aufzeichnung und Darstellung von Operationen an Körperspendern ethisch vertretbar sei, sei vor Beginn von Sectio Chirurgica streng geprüft worden. „Wir müssen und wollen mit diesem Bereich sehr sensibel umgehen“, sagt Hirt. Deshalb wurde das Verfügungssystem für Körperspender in Tübingen verändert. Auf dem speziellen Verfügungsschreiben muss der Körperspender zu Lebzeiten unterzeichnen, den eigenen Körper für anatomische Zwecke freizugeben. „Es ist explizit aufgeführt, dass man in Bild oder Bewegtbild Medizinstudenten, Ärzten oder Mitgliedern medizinnaher Berufe auch mit Übertragungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt wird. Die Körperspender müssen das eindeutig bejahen oder verneinen.“

Aussegnungsfeier für die Körperspender Auch nach den Übungen und Operationen an den Körperspendern sei ein sensibler Umgang selbstverständlich. Jährlich wird von den Medizinstudenten eine Aussegnungsfeier in der Stiftskirche in Tübingen organisiert, die Urnenbestattung findet auf dem Bergfriedhof statt. „Das ist immer eine sehr eindrucksvolle Veranstaltung, zu der alle Angehörigen der Körperspender eingeladen werden. Die Medizinstudenten bilden dafür auch Orchester oder Chöre“, sagt Hirt. Die während der Präparationszeit vorgenommene Pseudonymisierung der Körperspender wird hier aufgehoben, ihre Namen werden erstmals verlesen. Für die Medizinstudenten werden die sogenannten Humanpräparate zu Menschen. Meistens handle es sich bei den Körperspendern um Personen, die in ihrem Leben selbst vom medizinischen Fortschritt profitiert hätten. „Die Operation an Körperspendern ist sinnvoll, da wir diese didaktisch aufbereiten können und an bestimmten Stellen des Eingriffs auch länger verweilen, wenn es zur Erläuterung not-


Christl Reisenauer, Leitende Oberärztin der Urogynäkologie an der Tübinger Universitäts-Frauenklinik, nimmt eine Hysterektomie vor. Neben ihr moderiert der Sectio-Begründer Bernhard Hirt. wendig ist“, erklärt Hirt. Die Übertragung von Operationen an lebenden Menschen sei deshalb nicht vorgesehen. „Was zählt, ist, dass wir im realen Fall sicher und möglichst schnell operieren, da verbietet sich die Sectio Chirurgica“, sagt er. Es werde jedoch diskutiert, in der neuen Staffel eine Live-Schaltung in den Zentral-OP zu schaffen und die entsprechende Operation parallel am Körperspender durchzuführen. Das aktuelle Programm habe sich insgesamt weiterentwickelt. Im Juni gewann das Projekt die „MOOC Production Fellowship“, ein Preisgeld des Stiftsverbands für die Deutsche Wissenschaft zur Förderung von „massive open online courses“, frei im Internet zugänglichen Lehrveranstaltungen. Das Preisgeld von 25.000 Euro schlägt sich in den neuen Aufzeichnungen nieder. „Wir bieten zusätzlich Filmsequenzen an, in denen anatomische Grundlagen vermittelt werden. Diese bereiten auf die Operationen der Sectio Chirurgica vor“, sagt Hirt. Weil dabei

nicht mit Körperspendern gearbeitet werde, seien diese Kurse auch für alle anderen Interessierten zugänglich, die noch etwas dazulernen möchten.

Käpsele-Illustratorin Verena Tribensky (22) zeichnet gern. Sie hat seit 2010 ihr eigenes Label (zu finden auf milcositas.dawanda. de), unter dem sie vor allem Schmuck und Drucke ihrer Illustrationen verkauft.

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Advertorial

Das Sensadrom ist der neue Tempel für Kartbegeisterte in der Region.

Wie einst Vettel Auch Sebastian Vettel hat mal klein angefangen. Im Oktober ist er zum vierten Mal in Folge Formel-1-Weltmeister geworden. Wer ihm nacheifern will, kann einem der UniRennteams der Region beitreten. Oder er setzt sich an die Videospielkonsole und versucht dort sein Glück. Das Adrenalin im Blut können motorsportbegeisterte Studenten jetzt nach der Uni auch auf einer echten Piste in der Region spüren. Vollgas geben auf einer neuen Kartbahn - das Sensadrom macht‘s möglich. Mit den 22 hochmodernen, umweltfreundlichen Elektroflitzer erreicht man auf dem Flugfeld Böblingen mehr als 50 Stundenkilometer. Der Vorteil liegt auf der Hand. Ohne Benzin und Abgase schont man 52

die Umwelt und hat auch noch jede Menge Spaß dabei. Gefahren wird in einer rund 2400 Quadratmeter großen Halle auf drei Ebenen und einer Streckenlänge von insgesamt 300 Metern. Auf der neuen Tribüne können Zuschauer Platz nehmen und die Fahrer anfeuern. Tagsüber ist das Sensadrom ausschließlich für Sensapolis-Gäste reserviert. Abends wird die Rennstrecke dann für alle KartBegeisterten freigegeben. Los geht es jeden Tag um 18.30 Uhr. Am Wochenende hat die Bahn sogar bis 23 Uhr geöffnet.

Weitere Infos unter www.sensadrom.de


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Eine Kletterwand f체r Nepal Praxisbezogen sind sie von Natur aus, die Studenten der Dualen Hochschule Stuttgart. Dass sie auch reisefreudig sind, beweisen Drittsemester der Sozialen Arbeit. Ein Buch dokumentiert ihre Aktivit채ten rund um den Globus. Von Ben Schieler 54


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ulkanerkundungen und Hygienekurse in Guatemala, holprige Rikschafahrten und strahlende Kinderaugen in Bangladesch oder der spontane Aufbau einer Hühnerfarm in Uganda – während eines Praktikums im dritten Semester zieht es viele Studenten der Sozialen Arbeit aus der Stuttgarter Dependance der Dualen Hochschule Baden-Württemberg ins Ausland. Ziel: die Welt zu sehen und von ihr zu lernen. Die vierte Auflage des Buches „Soziale Arbeit grenzenlos“ zeigt die Erfahrungen der interkulturellen Globetrotter, die 16 Länder auf fünf Kontinenten bereist haben – und dabei so einiges über das Leben und Überleben in der Fremde erfuhren. Es gibt sie wirklich, die lebendigen Beispiele für eine sinnvolle Verwendung der früheren Studiengebühren und heutigen Qualitätssicherungsmittel. Die Stelle von Doris Kupferschmidt ist eines davon. Vor

fünf Jahren begann die Diplom-Kulturwirtin an der DHBW Stuttgart als Leiterin des auf Vorschlag der Studierendenvertretung ins Leben gerufene Zentrum für interkulturelle Kompetenz und Sprachen, kurz ZIK, der Fakultät Sozialwesen. Das ist eine Anlaufstelle nicht nur für Workshops, Seminare oder den allseits beliebten Sprachunterricht, sondern auch für die Organisation von Auslandsaufenthalten. Kupferschmidt sieht sich als Lotsin – und weiß aus eigener Erfahrung, wie prägend der Blick über den bundesdeutschen Tellerrand sein kann. „Wer immer nur das Gleiche sucht, verpasst so viel Bereicherndes“, sagt sie. Kupferschmidts Auslandserfahrungen begannen nach dem Abitur während eines einjährigen Aufenthalts in den Vereinigten Staaten von Amerika. Später im Studium, nach Stationen in Mexiko und Spanien, kehrte sie dorthin zurück, schrieb ihre Diplomarbeit über die zurückgezogen lebende Glaubensgruppe der Amish People. Mit ihrem Mann, einem Halbengländer, lebte sie 55


zudem in Indien. „Afrika würde mich auch noch Ex-Studierende vor zwei Jahren auf einer reizen“, sagt die ZIK-Leiterin, die es gerade in Weltreise ein Kita-Projekt ins Leben riefen. einer stark globalisierten Welt wichtig findet, Dorthin verschlug es in diesem Jahr Miriam Geib offen zu sein für Menschen aus fremden Welten. und Jasmin Böker, die mit dicken Schlafsäcken in Erst recht als Student der Sozialen Arbeit, der das ehemalige Königreich am Himalaya aufbraim späteren Berufsleben nicht chen, um der Schule eine selten mit Migranten zu tun Boulderwand zum Klettern hat, die sich verloren fühlen zu bescheren. In Katmandu in der für sie zuweilen so erwartete die erlebfremden deutschen Welt. nispädagogisch begeisKupferschmidt bestärkt die Genial, kalt, staubig, sonterten Studentinnen von Natur aus ohnehin sehr nig, lustig, lecker, abender Schulleiter mit der praxisorientierten dualen Nachricht, die zweiwöchiHochschüler darin, die teuerlich, kalt, spannend, gen Ferien extra für sie Chance und Herausforderung spontan und perfekt“ verschoben zu haben, um eines dreimonatigen ihnen die Möglichkeit zu Auslandsaufenthalts wahrzugeben, direkt anzufangen. nehmen, „sich darauf einzulassen“, wie sie Hinter dem Mann standen mehr als 100 Kinder sagt. Viele muss sie dazu nicht lange überreden, mit Begrüßungsblumen in der Hand. „Nepal ist die Reiselust der Studenten ist groß und die das Land der Spontanität“, schlussfolgert das Projektpartner breit verstreut – Partner wie Duo in seinem Bericht. die inzwischen vom DHBW-Absolventen Jonas Der Bau der Kletterwand, erschwert durch Puhm geleitete Kinderhilfsorganisation Uhuru Materialprobleme, doch just gelöst durch in Kenia, die ihren Sitz in Kusterdingen bei den nepalesischen Einfallsreichtum, war Tübingen hat. Oder die ASHA Primary School während des Praktikums allerdings nicht die für ärmste Kinder in Nepal, in der zwei Hauptaufgabe von Miriam Geib und Jasmin

Wohl fühlen in Nepal: Miriam Geib und Jasmin Boeker (rechts).

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Jasmin Gruppe kümmerte sich in Bolivien um Drei- und Vierjährige.

Böker. In der Lower Kindergarden Class für bereits eingeschulte Vier- und Fünfjährige sollten sie den Schulraum umstrukturieren und spielerische Abwechslung in den ansonsten eintönigen Frontalunterricht bringen. Die Erfahrungen schweißten die jungen Frauen zusammen. Vor ihrer Reise kannten sie sich nicht, mittlerweile sind sie gute Freundinnen. Ihr Urteil zu ihrer Zeit in Nepal: „Genial, kalt, staubig, sonnig, lustig, kulturbeladen, lecker, abenteuerlich, kalt, spannend, spontan und perfekt“ sei es gewesen.

Wandeln am Titicacasee Ihre Kommilitonin Jasmin Gruppe tauchte derweil praktisch am anderen Ende der Welt in eine andere Kultur ein. In dem von einem deutschen Missionarspaar gegründeten Centro Infantil „Mi familia“ kümmerte sie sich um eine Gruppe von Drei- und Vierjährigen und damit um deutlich jüngere Kinder als in ihrer deutschen

Stammeinrichtung. Doch nicht nur dieser Bruch mit der Gewohnheit machte der 23-Jährigen in den ersten Tagen zu schaffen, auch anfängliche Sprachbarrieren, die Konfrontation mit Armut und die Unterschiede in der Pädagogik taten es. „In Deutschland wird sehr viel Wert auf die individuelle Förderung gelegt. Dort ging es eher darum, dass alle Kinder ihr Mittagessen aufessen und ihren Mittagsschlaf machen“, sagt sie. Die Erfahrungen, die sie im Centro Infantil und auf ihren selbst organisierten Reisen unter anderem an den Titicacasee, die Minenstadt Potosi und den Urwald in Boliviens Norden möchte Jasmin Gruppe dennoch nicht missen. Zumal: die fachlichen Eindrücke des Abenteuers seien in jedem Fall ein Gewinn gewesen. „Ich kann jetzt noch besser nachvollziehen, wie es ist, sich als Kind aus Sri Lanka oder mit einem arabischen Hintergrund in Deutschland zurechtfinden zu müssen.“ Die Art von neuem interkulturellem Verständnis ist ganz im Sinne des Erfinders.

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Termine

Stuttgart Party

Konzerte

Kultur

Poetry Slam Sonntag, 17.11. 20 Uhr Keller Klub

I Am in Love Samstag, 16.11. 21 Uhr Keller Klub

Magic Vampires Freitag, 15.11. 20 Uhr Friedrichsbau

Welcome to the weekend Freitag, 22.11. 19 Uhr Rumors Club

Prinz Pi Samstag, 21.11. 20 Uhr LKA

Love Bites Samstag, 16.11. 20 Uhr Merlin

Soiree Francaise Freitag, 22.11. 20 Uhr The Paris

Red Hot Chilli Pipers Sonntag, 22.11. 21 Uhr Wagenhallen

Dr. Moppelmops Mittwoch, 20.11. 20 Uhr Theaterschiff

Rosenberg oder Tal Mittwoch, 27.11. 20 Uhr Perkins Park

Die Kassierer Freitag, 22.11. 21 Uhr Wagenhallen

Philosophy Slam Donnerstag, 21.11. 19 Uhr Club Zollamt

Lautstark Party Freitag, 29.11. 22 Uhr Keller Klub

J.Cole Dienstag, 26.11. 20 Uhr LKA

Der Besuch der alten Dame Freitag, 22.11. 19.30 Uhr Schauspielhaus

15 Jahre Stereo Samstag, 30.11. 23 Uhr Stereo

Motörhead Freitag, 29.11. 19 Uhr Schleyerhalle

Der zerbrochene Krug Samstag, 30.11. 19.30 Uhr Schauspielhaus

Jamafro beat Freitag, 13.12. 23 Uhr Toy

Touché Amoré Freitag, 29.11. 20 Uhr CJugendhaus West

Hilfe, die Herdmanns Kommen Dienstag, 03.12. 11 Uhr Theater der Altstadt

I Love Reggaeton Samstag, 21.12. 22 Uhr T-O12

The Bianca Story Samstag, 30.11. 20 Uhr Merlin

Weltweihnachtscircus Freitag, 06.12. 20 Uhr Cannstatter Wasen

Depeche Mode Party Samstag, 21.12. 22 Uhr LKA

Sarah Connor Mittwoch, 04.12. 20 Uhr Liederhalle

Matthias Richling Samstag, 07.12. 20 Uhr Liederhalle

Heiligabend Dienstag, 24.12. 18 Uhr Unter‘m Weihnachtsbaum

Widmann Freitag, 06.12. 20 Uhr Sideways

Silvester Dienstag, 31.12. 23.59 Uhr PARTEYYYY!!!!

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Termine

Party

Konzerte

Kultur

Freitags - Keller Freitag, 27.12. 20 Uhr K29

Satyricon Donnerstag, 12.12. 20 Uhr Club Zentral

Mother Africa Donnerstag, 02.01. 20 Uhr Theaterhaus

Cohiba Club Sonntag, 29.12. 17 Uhr Calwer Eck

Die Happy Freitag, 27.12. 20 Uhr LKA

Das Phantom der Oper Mittwoch, 08.01. 20 Uhr Liederhalle

Silvester Platin Party Dienstag, 31.12. 21 Uhr Ratskeller

Voice of Germany Live Dienstag, 07.01. 20 Uhr Schleyerhalle

Ballet Revolución Dienstag, 14.01. 20 Uhr Liederhalle

Silvester Madness Dienstag, 31.12. 22 Uhr Club Zollamt

IVY QUAINOO Mittwoch, 15.01. 20 Uhr LKA

Wladimir Kaminer Dienstag, 14.01. 20 Uhr Theaterhaus

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Termine

Tübingen Party

Konzerte

Kultur

Die Party Freitag, 15.11. 21 Uhr Schlossbergstraße

The Mood Samstag, 16. 11. 21.30 Uhr Epplehaus

Sebastian Krämer Samstag, 16.11. 20 Uhr Löwen

Radau & Rabatz Klub Samstag, 23.11. 23 Uhr Fuchsbau

Motette Samstag, 23.11. 20 Uhr Stiftskirche

Mondsgeschichte Sonntag, 17.11. 16 Uhr Club Voltaire

Swing Circus Samstag, 23.11. 22 Uhr Bierkeller

Samy Deluxe Sonntag, 24.11. 19.30 Uhr Sudhaus

Der Bürger als Edelmann Samstag, 23.11. 20 Uhr Zimmertheater

Havin A Rave Freitag, 29.11. 20 Uhr Bierkeller

Ohrenkino Montag, 25.11. 20.30 Uhr Café Haag

Lenas Fenster Sonntag, 24.11. 15 Uhr Zimmertheater

Bassculture Samstag, 30.11. 22 Uhr Epplehaus

Regio.Music.Spot Freitag, 29.11. 20 Uhr Sudhaus

Mein Opa: Alter John Montag, 25.11. 10.30 Uhr LTT

68er Party Samstag, 30.11. 21 Uhr Bierkeller

TEX - Der Prophet Samstag, 30.11. 20 Uhr Sudhaus

Zwei Mikros, ein Sampler, ein Saxophon Dienstag, 26.11. 20 Uhr LTT

Dine, Drink & DJ Freitag, 06.12. 20 Uhr Ludwigs

Hardcore winterfest Samstag, 07.12. 17 Uhr Epplehaus

Gespenster Freitag, 29.11. 20 Uhr Zimmertheater

Soundaground Freitag, 13.12. 22 Uhr Epplehaus

Götz WIdmann Freitag, 13.12. 20 Uhr Sudhaus

Der Parasit Samstag, 07.12. 20 Uhr LTT

Party Hard Samsag, 14.12. 21 Uhr Afrika

Ohrenkino Samstag, 14.12. 20.30 Uhr Café Haag

Homo Faber Samstag, 14.12. 20 Uhr Zimmertheater

Dark Visions Freitag, 20.12. 22 Uhr Club 27

World Night Venture Freitag, 20.12. 20 Uhr Sudhaus

Winterreise Samstag, 21.12. 20 Uhr Zimmertheater

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Termine

Party

Konzerte

Kultur

Metal Party Samstag, 21.12. 20 Uhr Bierkeller

Grachmusikoff Freitag, 27. 12. 20 Uhr Sudhaus

Lenz Samstag, 28.12. 20 Uhr Zimmertheater

Silvesterkonzert Dienstag, 31.12. 20 Uhr Kornhaus

Lingua Loca Dienstag, 31.12. 00.15 Uhr LTT

Comedy Stube Sonntag, 05.01. 19 Uhr Sudhaus

Tempel Bigband Freitag, 03.01. 20 Uhr Sudhaus

Adeste Fideles Sonntag, 05.01. 17 Uhr Stephanuskirche

Comedy Stube Montag, 06.01. 19 Uhr Sudhaus

Chor der Mönche Sonntag, 12.01. 19 Uhr Sudhaus

Rigna Folk Samstag, 09.01. 20 Uhr Epplehaus

Götz Alsmann Donnerstag, 09.01. 20 Uhr Stadthalle Reutlingen

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Termine

Ludwigsburg Party

Konzerte

Kultur

Students Single Party Freitag, 15.11. 21 Uhr Pussycatclub

Amon Amarth Freitag 19.11. 19.30 Uhr Arena

Max Mutzke Sonntag 17.11. 20 Uhr Waldorfschule

Rofas Birthday Night Samstag,30.11. 21 Uhr Rockfabrik

Skid Row Donnerstag, 21.11. 20 Uhr Rockfabrik

Füenf Treff Samstag 07.12 20 Uhr Waldorfschule

Soul2Soul Samstag, 07.12. 23 Uhr Pussycatclub

Acousticfever Donnerstag 28.11. 20 Uhr Rockfabrik

Das Phantom der Oper Sonntag 29.12. 19 Uhr Forum am Schlosspark

Poprock Night Montag, 30.12. 21 Uhr Rockfabrik

KOLLEGAH & FARID BANG Montag 02.12. 20 Uhr Arena

Willy Astor Montag, 06.01. 19 Uhr Forum am Schlosspark

Party

Konzerte

Kultur

Gut aufgelegt Samstag 16.11. 22 Uhr One

ESxSW Freitag 22.11. 20 Uhr Komma

Esslinger Poetry Slam Samstag, 16.11. 11 Uhr Schauspielhaus

Set it off Freitag 29.11. 22 Uhr One

Irish Christmas Festival Samstag 30.11. 20 Uhr Dieselstraße

Krimiwerke Sonntag 24.11. 20 Uhr Dieselstraße

Diesel-Disco Freitag 08.11. 21 Uhr Dieselstraße

No Sports Samstag 30.11. 21 Uhr S*Cobar

Die Physiker Sonntag 24.11. 18 Uhr WLB

Diesel-Disco Freitag 20.12. 21 Uhr Dieselstraße

Internationale Weihnacht Mittwoch 18.12. 19.30 Uhr Neckar Forum

Die Jungfrau von Orleans Freitag 13.12. 19.30 Uhr WLB

Esslingen

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Das nächste Käpsele erscheint am 15. Januar. Die Themen: - Ausgebeutete Akademiker: Ein kleiner Gehaltscheck - Der Traum des Videospielers: Auf in die Formel 1 - Studieren in England: Ein furchtloser Selbstversuch

Impressum: Käpsele – Das Studentenmagazin Käpsele GbR Theodor-Heuss-Straße 109 71067 Sindelfingen redaktion@kaepselemagazin.de Herausgeber (V.i.S.d.P.): Markus Brinkmann (msb) und Christian Ignatzi (ci) Anzeigen: Christian Ignatzi anzeigen@kaepselemagazin.de Redaktionsleitung: Ben Schieler (ben) Autoren: Ilkay Aydemir (ay) Mia Bergmann (mia) Katrin Bohnenberger (kbo) Timo Dersch (td) Gastautoren: Marco Lang Illustratorin: Verena Tribensky Fotografen: Ben Schieler (S. 03 und 32) Marco Lang (S. 17 und 18) Christian Ignatzi (S. 6, 8, 9 und 10)

Besondere Foto- und Lizenzhinweise: Cover: Foto CC PM Cheung (http://www.flickr.com/photos/pm_cheung) S. 12: © Stuttgarter Kickers S. 20: © Dominik Rößler/ Random House S. 24: Foto © Martin Becker, Cover © Berlin Verlag S. 25: Foto CC David Shankbone (http://blog.shankbone.org/ about), Cover © btb Verlag S. 26: Foto CC nolifebeforecoffee (http://www.flickr.com/ photos/nolifebeforecoffee) S. 27: Foto CC mw238 (http://www.flickr.com/photos/11415654@N05) S. 28: Illustration © Verena Tribensky S. 29: Foto CC Frerk Meyer (http://www.flickr.com/photos/greenoid) S. 30: Foto CC Mike Herbst (http://www.flickr.com/photos/cyzen) S. 31: Foto CC Dennis Skley (http://www.flickr.com/photos/dskley) S. 34: Foto Tilo Schmidt, © Marc Bensch S. 36/37: Screenshot und Foto © Tobias Haase S. 38: Foto © Barbara Ott S. 39: Foto © Cosima Degler S. 40/41: Plakate © Verleiher

S. 42: Foto CC Kunstee (http://www.flickr.com/photos/kunstee) S. 44/45: Fotos © px minds S. 46/47: Foto und Logo © Baden-Württemberg-Stiftung S. 48 und 51 unten: Illustration/ Foto © Verena Tribensky S. 51 oben: Foto © Sectio Chirugica/Uni Tübingen S. 52: Foto oben © Sensadrom, Foto unten CC Supermac1961 (http://www.flickr.com/photos/supermac) S. 54/55: Foto CC Simon le nippon (http://www.flickr.com/ photos/simonippon) S. 56: Foto © Miriam Geib/ Jasmin Boeker S. 57: Foto © Jasmin Gruppe Ein Dank für das Erfinden, Entwerfen und Designen des Käpsele (der Vogel) geht an seinen Schöpfer Timo Rehm. Vertrieb: Flyertyre Gymnasiumstr. 43 70174 Stuttgart www.flyertyre.de Auflage/Erscheinungsweise: 30.000 Stück/zweimonatlich Das Käpsele ist auf Recyclingpapier gedruckt

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