Jagdjournal Oktober 2020

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Blick ins Revier und Hegeringe Bericht Hegeringleiterstv. Mario Schuh, MSc und Andreas Daim MSc

Leitbachenschonung: Sinn und Unsinn Einleitung Das Thema Leitbachenschonung wird unter Jägern und auch in der einschlägigen Literatur sowie in Fachzeitschriften immer wieder diskutiert. Um einen aktuellen Überblick zu erhalten, wurde in diesem Artikel mittels Literaturrecherche auf folgende Fragestellung eingegangen. • Was weiß man über Leitbachen? • Warum stellt sich diese Frage überhaupt? • Welche Auswirkung hat das auf die Jagd? • Was wird davon abgeleitet? Was weiß man über Leitbachen? • Sie führt die Rotte als Ranghöchste und ist für folgendes verantwortlich: { Sie bestimmt den Tagesablauf. { Sie bestimmt den Aufenthaltsort. { Sie legt die Örtlichkeit und die Art der Nahrungssuche fest. { Sie wählt die Suhlen aus. { Sie behauptet sich gegen andere Rotten in Konkurrenzsituationen. • Sie hält die Rotte zusammen. • Sie hat die meiste Erfahrung.

• Sie ist für die Rauschsynchronisation verantwortlich (nachrangige Tiere werden nach der Leitbache rauschig(wissenschaftlich belegt). • Sie unterdrückt NICHT untergeordnete Bachen rauschig zu werden (wissenschaftlich belegt). • Eine Zuwachsdrosselung der Leitbachen ist nicht plausibel. • Problem: Was ist eigentlich eine „Rotte“? • Die ursprünglichen Ansätze von Meynhardt bzw. Happ beziehen sich immer auf eine gesunde Rottengröße (50-60 Individuen), welche in der Natur oft nicht in dieser Rottengröße vorkommen, da die Habitatsstruktur dies nicht ermöglicht. Somit gibt es in kleinen Rotten oft keine eindeutige Leitbache. All die oben genannten Punkte kommen in unterschiedlichster Literatur zum Schwarzwild immer wieder vor, der wissenschaftliche Nachweis ist jedoch nur punktuell vorhanden. Warum stellt sich die Frage überhaupt? Durch die hohe Anpassungsfähigkeit und der günstigen Umweltbedingungen (milde Winter, häufige Mastjahre und der Anstieg von Mais- und Rapsanbauflächen) sind die Schwarzwildpopulationen seit

vielen Jahren im Steigen. Daraus resultieren folgende Themen: • Der starke Anstieg und die enorme Verbreitung verursacht Wildschäden in der Landwirtschaft. • Es steigert die Gefahr der Verbreitung von Seuchen. { Aujeszky’sche Krankheit (Pseudowut). { Afrikanische Schweinepest. • Die explosionsartige Vermehrung beeinflusst andere Wildtiere (Prädation). Diese Themen sind Grund genug, dass verschiedenste Interessensgruppen, wie Landwirte, Schweinemastbetriebe und auch die Jägerschaft das Schwarzwild als Schädling betrachten und dieses reduzieren möchten. Das Schwarzwild ist ein sogenannter „r-Stratege“. Das „r“ steht für die Vermehrungsrate. Es besitzt die Möglichkeit unter Ausnutzung der schwankenden Ressourcen möglichst viele Nachkommen zu zeugen. In Niedersachsen wurde beispielsweise festgestellt, dass 52% aller reproduzierenden Bachen bereits Frischlingsbachen waren. Diese lieferten 40% der Fortpflanzungsleistung, Altbachen dagegen nur 16%. (Hohmann U. 2009a)

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