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2.7 Montage und Stil

Für eine weitere Erzähltechnik beziehe ich mich trotzdem noch auf die Unterteilungen von Scott McCloud, nämlich auf den Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt: Solche Panel-Übergänge «übergehen grösstenteils den Aspekt der Zeit und lassen stattdessen den Blick über verschiedene Aspekte eines Ortes, einer Idee oder einer Stimmung schweifen.»26

Die effektive Handlung ist in solchen Übergängen weniger bedeutend.

Die drei oben genannten Erzähltechniken erfüllen keinesfalls einen themenübergreifenden Überblick. Es ist einfach zu beachten, dass es verschiedene Techniken gibt, mit denen sich eine Bildgeschichte, oder speziell deren Bewegung, erzählen lässt. Meist ist es nicht der Fall, dass in einer Geschichte nur eine Art der Bewegung–Erzähltechnik angewendet wird. Wie und in welcher Kombination die verschiedenen Erzähltechniken, Bewegungen und Erzählinhalte aneinandergereiht und verbunden werden, ergibt schlussendlich erst die gesamte Erzählweise. Grünewald schliesst dazu allumfassend: «Timing und damit der Rhythmus einer Erzählung ist ein wesentliches Moment der Dramaturgie und führt dazu, dass – vornehmlich in längeren – Bildgeschichten weite und enge Bildfolgen je nach Bedarf gemischt werden.»27

2.7 Montage und Stil

Des Weiteren ist die Erzählweise, sowie die daraus entstehende Dramaturgie, beeinflusst von der Montage. Im Film fungiert die Montage als die Art und Weise, wie die bewegten Bilder aneinandergereiht sind.

Mehrheitlich existieren die Bildgeschichten auf Papier, in Buch- oder Heftform. Mit wenigen Ausnahmen, sind solche Publikationen neben der Aneinanderreihung von Bildern auch eine Aneinanderreihung von Seiten. 28 Die Montage auf einer Seite, meist sogar einer Doppelseite, funktioniert somit anders als eine Montage im Film. Eine Montage im Film ist fliessend. Sie zeigt uns die Handlung vorgegeben, Bild nach Bild, Ausschnitt nach Ausschnitt.Die Geschichte schreitet also fort, ob man will oder nicht. Anders wie das im Film vorgeführte fortschreitende Bild, sehen wir im Comic die gesamte Komposition der Seiten gleichzeitig, was einen grossen Einfluss auf die Stimmung der Geschichte und schliesslich auf die Erzählung selbst haben kann.

26 27 28 Vgl. hierzu McCloud 1994, S. 80. Vgl. hierzu Grünewald 2013, in: Comics, S. 33. Hier ist anzumerken, dass keine digitalen Formen von narrativen Bildgeschichten beachtet wurde. Die Ausnahme in meinem Fall stellt das Splash-Panel - doppelseitefüllende Bilder dar.

«Alle Bilder auf einer Seite sind auf den ersten Blick zu sehen, ihre Flächen und Linien ergänzen sich in ihrer Anordnung zu einer gemeinsamen Wirkung.»29

Hierbei ist anzufügen, dass durch die Montage der Panels, die Montage selbst eine narrative Ebene beinhalten kann oder fest in die Handlung integriert ist. Ähnlich wie Split-Panels30 spielt man dadurch mit der Lesegeschwindigkeit, der Leserichtung, und der Assoziationsfähigkeit der Rezipierenden und fügt eine simultane Erzählebene hinzu.31

Stil

Eine hinzukommende Untersuchung in die Verschiedenheiten von Zeichnungsstilen, Farbgestaltungen oder Zeichnungsmaterialien lasse ich bewusst aus. Diese immensen Einflüsse, und deren massgebende Auswirkung auf Stimmung, Dramaturgie und die Erzähltechnik selbst, ist mir bewusst. Da ich mit meiner schriftlichen Bachelorarbeit in erster Linie mein Repertoire an Erzählmöglichkeiten erweitern will, liegt eine theoretische Recherche des Stils nicht in meinem Fokus.

Um nicht weiter den theoretischen Recherchen zu verfallen, verabschiede ich mich von der comicspezifischen Theoriekunde und verwende meine bisherigen Erkenntnisse über narrative Bildfolgen als Grundlage für ein Nachgehen meiner Fragenstellungen anhand von Analysen von nach Eigeninteresse gesammelten Beispielen.

29 30 31 Vgl. hierzu Dittmar 2011, S. 122. Vgl. hierzu Grünewald 2013, in: Comics, S. 33. Beachte hierzu Abb. 9, S. 25.

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