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2.6 Erzählung durch Bewegung
2.6 Erzählen durch Bewegung
Bildfolgen nach nachvollziehbaren Zusammenhängen auszukundschaften, zwingt einen dazu, sich das Gezeigte mit Bewegungen vorzustellen. Im vorhergehenden Kapitel habe ich veranschaulicht, dass das Bilder-in-Bewegung-bringen Sache der rezipierenden Betrachtenden ist. In seinem Theorie-Comic über den Umgang mit Comics benennt Scott McCloud dieses Phänomen Infektion und unterteilt die verschiedenen Erzähltechniken, wie die Bewegungen zu erdenken sind, in sechs verschiedene Kategorien.22 Diese sechs verschiedenen Techniken genauer zu erläutern, würde an meinen Absichten vorbeischiessen. Ich gehe davon aus, dass es durchaus erwähnt werden sollte, da es sich um ein Comic-spezifisches Phänomen handelt. Gerade deshalb ist es aber aus meiner Sicht von keiner Wichtigkeit für meine Auseinandersetzung des textlosen Comics, da es eine durchgehend anerkannte Tatsache ist - gerade auch mit dem, was ich im vorhergegangenen Kapitel beschrieben habe - dass die Betrachtenden selbst, die Bewegungen erschaffen.
Dem vorgegebenen Umfang dieser Arbeit zu liebe, bediene ich mich für meine späteren Analysen der Kategorien von Dietrich Grünewald. Dieser unterteilt hauptsächlich in enge und weite Bildfolgen:
Enge Bildfolge
«Eine Folge von Szenen, zwischen denen nur relativ kurze Zeit vergangen ist, manchmal sogar gar keine, wenn z.B. mehrere Detail-Panels einen bestimmten Moment charakterisieren.»23
Die dadurch gut nachvollziehbaren Bewegungen tragen und treiben den Handlungsprozess voran. Die zeitlich kurzen Abstände führen zu einem flüssigeren Voranschreiten von Panel zu Panel und werden klar als ineinanderfliessende Animation von ähnlichen Bildfolgen verstanden.
Weite Bildfolge
«Unter ,weiter Bildfolge’ wäre eine Folge von Szenen (Einzelbildern) zu verstehen, die zeitlich relativ weit auseinander liegen.»24 Die Einzelbilder sind klar zusammengehörend, aber zeigen nicht zwingend zusammengehörige Bewegungsprozesse. Da wir als Betrachtende nach Zusammenhängendem suchen, verlangen solche Bilder mehr Inhalte und Details, um assoziierfähige25 Szenen zu erschaffen. Es werden eher zusammenfassende Geschehnisse geschildert, welche mit vorherigen oder folgenden Erzählinformationen ergänzt werden müssen.
22 23 24 25 Vgl.. hierzu McCloud 1994, S.78ff. Vgl. Grünewald 2013, in: Comics, S.32. Ebd, S. 31. Ebd, S. 31.