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3.2 Episoden
3.2 Episoden
Ungefähr die Hälfte meiner Beispiele von textfreien Comics, auf die ich gestossen bin, erzählen Kurzgeschichten oder abschliessende Episoden, welche zusammen ein Werk ergeben. Natürlich weisen auch solche Comics eine grosse Bandbreite von Stilen und Genres auf.
In ihrem 2014 erschienen Comic Ambient Comic zeigt/erzählt Nadine Redlich nur Bewegungen. Auch wenn sie durchgehend mit derselben Montage und der Zusammenstellung von sechs engen Bildfolgen Bewegungen präsentiert, haben diese grosse zeitliche Unterschiede. Mal vergehen Sekunden, mal eine Woche, mal mehrere Jahre. Es ist interessant, wie Redlich es mit so vielen Einschränkungen schafft, dennoch eine solche Vielfalt an Geschehnissen zu kreieren. Auch hier imponiert nicht ein inhaltlich komplexes Handlungsgefüge, sondern die kreativen Lösungen, was alles mit dieser Erzähl-Methode möglich ist.35
Ganz anders bilden die meist doppelseitigen Episoden in White Cube von Brecht Vandenbroucke eine ebenfalls immer abschliessende Handlung, ergeben aber zusammen einen Einblick in die Welt der zwei Freunde und deren Interessen und Ideen. Man erhält sozusagen eine Anschauung, wie sie die Welt sehen und verstehen. Dadurch, dass man aus ihrer Perspektive an der Handlung teilnimmt, übergibt Vandenbroucke seine Kritik den beiden Hauptfiguren, welche sie in verschiedenen Episoden – Situationen – ausleben.36 Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den Ambient Comics, welche einen aber ebenso zum Schmunzeln bringen, einfach auf eine komplett andere Weise.
35 36 Beachte hierzu Abb. 19, S. 39. Verlg. hierzu Abb. 20-21, S. 40f.

Abbildung Abbildung

20 (links) 21 (rechts) Brecht Vandenbrouke, White Cube, 2013, S. 50. Ebd. S. 51.