HetG-Zeitung 39/2014

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luzern, den 18. Dezember 2014

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ascal Haag sieht in der Schweiz viel Potenzial fĂŒr vegetarische, vegane und Rohkost­Gerichte. Wie er dieses am besten ausschöpfen kann, kundschaftet der 30­jĂ€hrige Koch derzeit aus. Dies benötigt jedoch Zeit. Zeit, die der ZĂŒrcher mit Ausbildungen und spannenden Projekten fĂŒllt. Denn er ist kein Unbekannter in der Gas­ tronomieszene. Pascal Haag war bis Ende April im vegetarischen Restaurant Hiltl in ZĂŒrich ver­ antwortlich fĂŒr die Rezeptentwicklung der ve­ getarischen sowie veganen Gerichte und leitete dort Kochkurse. Seine wohl bekannteste Krea­ tion ist das vegetarische Tatar, das selbst Spit­ zenköche bei der Verkostung nicht als ïŹ‚eisch­ lose Variante erraten haben. «WĂ€hrend dieser Zeit lernte ich viele span­ nende Menschen kennen, die sich guten, reinen Nahrungsmitteln und deren Herstellung ver­ schrieben haben», sagt er. Und zĂ€hlt den Autor des Buches «Kulinarisches Erbe der Alpen» Dominik Flammer, den Genusstrainer Freddy Christandl, den Inhaber und Chefkoch des ZĂŒr­ cher Restaurants CafĂ© Boy Jann Hoffmann und Laura SchĂ€lchli von Slow Food Youth und Organisatorin der Kurse Sobre Mesa auf. Ge­ meinsame Projekte entstanden. So fĂŒhrte er mit Letzterer GewĂŒrzkurse mit Produkten aus ost­ und sĂŒdostasiatischen LĂ€ndern durch, be­ suchte den Fermentationskochkurs bei Jann Hoffmann und pröbelt noch heute mit dem Pilz. Am Slow Food Market kochte er in der ShowkĂŒÂ­ che von Bio Suisse und ProSpecieRara. Zudem stand er fĂŒr kleine Pop­up­Restaurants hinter dem Herd und hat Anfragen von Restaurants, die noch mehr vegetarisches Know­how haben möchten. Eine seiner bisher spannendsten Erfahrun­ gen war jedoch seine Weiterbildung in den USA. Er reiste fĂŒr sechs Wochen nach Santa Monica, um sich dort an der Matthew Kenney Culinary School Raw Food weiterzubilden: «Ich inter­ essiere mich bereits seit etwa sechs Jahren fĂŒr Raw Food. Mir fehlte jedoch das Wissen darĂŒÂ­ ber.» Als er damals mit der Hiltl­KĂŒchencrew Raw­Food­Gerichte fĂŒr das Buffet produzieren wollte, realisierte er, dass dies gar nicht so ein­ fach ist. Senf und die meisten Essige darf man nicht in Saucen verwenden, da diese Produkte bei der Herstellung ĂŒber 46 Grad erhitzt werden. Olivenöl darf nur kaltgepresst verwendet wer­ den. «Ich wollte mehr darĂŒber wissen», sagt er. An der Matthew Kenney Culinary School stand Pascal Haag nicht nur mit dem Mixer an den Ti­

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Koch Pascal Haag weiss, wie vegane, vegetarische und Raw-Food-Gerichte schmecken mĂŒssen.

«ich wollte mehr ĂŒber raw food wissen» schen im Kochstudio, sondern ass auch regel­ mĂ€ssig im Restaurant M.A.K.E, das zur Culi­ nary School gehört. Als «sĂ€ttigendes Essen auf hohem Niveau» bezeichnet der gross gewach­ sene Mann das, was dort auf den Teller kommt. Die Kalifornier seien den Schweizern in Sachen Rohkost einiges voraus. Raw­Food­Restaurants seien weit verbreitet. «Die speziellen Basics fas­ zinierten mich am meisten», sagt er und zeigt Fotos auf seinem Smartphone: Karotten­Gnoc­ chi mit Haselnusspesto und einer Sauce auf Nussbasis sowie ein veganes Ceviche, dessen Hauptbestandteil aus Kokosnuss besteht. «Die Cannelloni werden mit veganem Ricotta gefĂŒllt. Dieser wird hausgemacht und ist etwas total an­ deres als die Convenience­KĂ€se­Alternative, die

hierzulande oft verwendet wird. Zur Herstel­ lung werden eingeweichte Macadamia­NĂŒsse mit Zitronensaft, Salz und HefeïŹ‚ocken gemixt.» Pascal Haag ist ĂŒberzeugt, dass sich die ge­ sunde Raw­Food­ErnĂ€hrung in der Schweiz durchsetzen könnte, «wenn es nicht acht Mo­ nate lang Winter wĂ€re und zwei Monate lang regnen wĂŒrde.» Doch im Bereich der Vorspei­ sen und Desserts sieht er durchaus Potenzial. «Ich habe viele Ideen und tĂŒftle an möglichem KĂ€se­Ersatz fĂŒr Bruschetta, Salate oder Des­ serts wie Cheese Cakes herum. Schmackhafte Alternativen wĂ€ren auch spannend fĂŒr die ve­ gane KĂŒche», weiss er, der sich wĂ€hrend sei­ ner Zeit in Santa Monica dazu entschlossen hat, aus ethischen und moralischen GrĂŒnden kĂŒnf­

tig vollstĂ€ndig auf Fleisch zu verzichten. Pas­ cal Haag nutzte die Zeit in den USA nicht nur fĂŒr seine Weiterbildung, sondern auch als Aus­ zeit: «Ich habe wĂ€hrend der vergangenen sieben Jahre sehr viel gearbeitet und fand nun endlich Zeit, um meine Schwester, die in den USA lebt, zu besuchen.» Voller Ideen und Tatendrang sei er in die Schweiz zurĂŒckgekehrt und freue sich auf die kommenden Projekte. Er könne sich der­ zeit nicht vorstellen, wieder zehn Stunden tĂ€g­ lich hinter demselben Herd zu stehen. Er ist aber offen fĂŒr alles, was mit Kochen und fri­ schen, vegetarischen Lebensmitteln zu tun hat. Seien dies Kochkurse, Events, Rezeptentwick­ lungen und so weiter. Spezielle Erfahrung hat er schon vorzuwei­ sen. So hat Pascal Haag etwa in Kochi fĂŒr 100 Inder einen vegetarischen FĂŒnfgĂ€nger, beste­ hend aus Schweizer Gerichten, gekocht: «Das Essen war ein Dankeschön fĂŒr den Kochkurs, den uns ein indischer Koch der CGH­Earth­Ho­ tel­Gruppe im «Hiltl» gegeben hatte.» Er lacht, wenn er zurĂŒckdenkt: «Die Kocherei dort ohne die gewohnten Werkzeuge wie SparschĂ€ler war aufwendig.» Nach einem RĂŒeblisalat servierten sie seine Tomaten­Orangen­Suppe, die sich von einem Notnagel an einem privaten Weihnachts­ essen zu seinem Signature Dish gemausert hat. Und als Hauptgang servierte die Schweizer De­ legation ïŹ‚eischloses Gehacktes mit Hörnli. Ob­ wohl die Köche in Indien typisch schweizerisch, das heisst ohne zusĂ€tzliche GewĂŒrze wie Curry & Co. gekocht haben, sei das Essen sehr gut an­ gekommen. Leicht sei es Pascal Haag jedoch nicht gefallen, im Land der GewĂŒrze nur hiesige zu verwenden. «GewĂŒrze aus Ost­ und SĂŒdost­ asien sind meine Welt! Ich reise unendlich gerne und besuche in fernen LĂ€ndern meist auch Kochkurse.» Am faszinierendsten seien fĂŒr ihn aber die Rezepte fĂŒr Gerichte, die in den einfa­ chen Strassenrestaurants garen. Solche, die von Generation zu Generation mĂŒndlich weiterge­ geben werden. Das Gelernte hĂ€lt er in Skripts schriftlich fest und verwendet es fĂŒr seine Ge­ richte und Kochkurse weiter. Currys, asiatische Salate, Ceviche mit Kokosnuss und verschie­ denste Tofu­Marinaden seien so entstanden. Ein weiteres Highlight seiner noch jungen Kar­ riere war das Finalkochen im Kitchen Battle der Cuisine sans frontiĂšres 2012, an dem er mit sei­ nem Team gegen Köche vom Restaurant Yamm aus Wien fĂŒr einen guten Zweck gekocht hat. Oder der Finaleinzug am Kochwettbewerb Mar­ mite Youngster Selection 2013 mit dem einzigen vegetarischen Gericht. Dort wurde der Lions Club ZĂŒrich­Airport auf ihn aufmerksam und heuerte ihn an, um an seinem DĂźner de Cha­ ritĂ© im Kongresshaus gemeinsam mit Spitzen­ köchen wie AndrĂ© Jaeger, Urs Keller und Franz Wiget zu Gunsten des Kinderspitals ZĂŒrich ein vegetarisches MenĂŒ zu kochen. «Das war eine sarah sidler grosse Ehre fĂŒr mich.»

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