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Technik Weltmeisterschaft im Rückblick
DIE TECHNIK-WM IM RÜCKBLICK
ADINA MACHWIRTH GEWINNT FÜR DEUTSCHLAND DIE ERSTE EINZEL-FREESTYLE MEDAILLE IN EINER DAMENKLASSE BEI EINER WM
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von Raffaella Delli Santi
Lange war wegen der Pandemie unsicher, ob die PoomsaeWM in Korea überhaupt stattfinden kann und unter welchen Voraussetzungen die koreanische Regierung die Einreise der Sportler aus aller Welt zulassen würde. Als endlich das Signal kam, dass die WM ausgetragen werden kann und die Teams ohne Quarantäne nach Korea einreisen dürfen, konnten die umfangreichen Vorbereitungen für das Saisonhighlight endlich mit Vollgas betrieben werden. Zwischen dem 21. und 24. April kamen mehr als 760 Formenläuferinnen und Formenläufer aus der ganzen Welt in Goyang zusammen, um die Besten unter sich auszumachen. Für Deutschland kämpften 20 Bundeskaderathletinnen und -athleten in 17 Kategorien um die heißbegehrten Medaillen, betreut vom Head of Team, Vizepräsident Technik Rainer Tobias, den vier Bundestrainern Imke Turner, Daniela Koller, Paul Knauthe und Lukas Stein sowie dem Team-Osteopathen und Physiotherapeuten Joey Wittek. Auch zahlreiche Eltern und Fans konnten dank der Einreiselockerungen mitfliegen und das deutsche Team vor Ort anfeuern und unterstützen.
Das DTU-Team sicherte sich insgesamt zwei Medaillen: Adina Machwirth, Freestyle Einzel Jugend weiblich, gewann Bronze und damit die erste WM-FreestyleEinzelmedaille in einer Damenklasse für Deutschland. Manfred Stadtmüller, Senioren unter 65 Jahre, errang, nach der Goldmedaille bei der EM 2021, ebenfalls Bronze. Zwei Medaillen – und außerdem sieben Sportler bzw. Paare oder Teams, die hauchdünn an der Medaille vorbeischrammten und jeweils den fünften Rang belegten. Diese WM zeigte eine große Dominanz des Gastgebers, der sich auch die Nationen-Gesamtwertung sicherte. „Die WM war beeindruckend, das Niveau unfassbar hoch. Dennoch hat das deutsche Team gezeigt, dass es neben den Besten der Welt bestehen kann. Wir sind sehr stolz auf jede und jeden“, so das Gesamtfazit des Bundestrainerteams. Head of Team Rainer Tobias hat dem DTU-Magazin zu seinem WM-Fazit ein ausführliches Interview gegeben. Sie finden es auf Seite 35 in diesem Magazin.
„Nach vier Jahren ohne WM hat man richtig gespürt, wie glücklich alle Teilnehmer aus der ganzen Welt waren, sich wiederzusehen und zusammen so ein toll organisiertes, beeindruckendes Event zu erleben“, fassen die beiden Aktivensprecher Bärbel Reiner und Steven Behn die Stimmung der WM zusammen. In der riesigen Messehalle sei vielleicht ein wenig Stimmung verlorengegangen, aber es sei deutlich zu spüren gewesen, wie viel Mühe und Liebe in das Drumherum investiert wurde – Verkaufsstände, tolles Essen, riesiger Aufwärmbereich, Demonstrationsteams, kostenloses Wasser für die Athleten und Gastgeschenke für alle Teams. „Eine Weltmeisterschaft in Korea zu erleben, war wirklich etwas sehr Besonderes.“ Dazu hat auch beigetragen, dass die WM große mediale Aufmerksamkeit genoss: professionelle Liveübertragung im koreanischen Fernsehen sowie Livestreams im Internet, die die WM in die Wohnzimmer der Fans zu Hause brachten.
Bundeskampfrichterreferent Andreas Osthoff war zusammen mit Nicole Ketteniss und Dr. Marion Schrader als Kampfrichter für die WM eingeladen worden. Auch sein Fazit fällt begeistert aus: „Nachdem wir in Europa mit der
EM in Portugal bereits wieder ein großes Turnier in Präsenzform hatten, konnte man auch bei den rund 60 Kampfrichtern aus aller Welt eine große Erleichterung spüren, dass nach der zweijährigen Zwangspause endlich wieder ein großes Turnier auf Weltebene möglich war.“ Zunächst durchliefen die Kampfrichter ein zweitägiges Training, bevor sie vier Tage lang hochkonzentriert im Einsatz waren. „Neben den Freestyle-Wettbewerben, die auch für uns Kampfrichter immer ein Highlight sind, waren die Finalrunden im Single Elimination-Verfahren enorm spannend und uns wurden durch die Bank erstklassige Leistungen präsentiert“, so Osthoff. „Besonders stolz macht mich, dass Deutschland mit drei Kampfrichtern auf der WM in Goyang vertreten war und damit neben Südkorea die meisten internationalen Kampfrichter gestellt hat.“
Zu den einzelnen Leistungen der deutschen Starterinnen und Starter:
Matteo-Won Campana,
Kadetten männlich: Der amtierende Europameister startete souverän und konzentriert in den Wettbewerb. Mit präzisen und dynamischen Vorträgen zog er ins Finale der acht Besten ein und lieferte sich dort im ersten Duell ein hochspannendes Kopf-an-KopfRennen, das der Sportler aus Vietnam nur hauchdünn für sich entscheiden konnte. Platz 5 für Matteo bei seinem ersten WM-Start und der zweiten Teilnahme auf einem großen Turnier überhaupt – eine starke Leistung, die viel für die Zukunft verspricht.
Vivi Do, Kadetten weiblich: Die jüngste Sportlerin im deutschen Team zeigte sich in der Vorrunde und im Halbfinale angriffslustig. Sie riskierte alles im Kampf um den Finaleinzug. Eine kleine Unsicherheit ließ dies dann leider nicht zu. Sportlich wie mental eine starke Leistung in der Kadettinnenklasse!
Mian Fromm,
Junioren männlich: Mit leichten Beinen und höchster technischer Präzision zog Mian sicher in die finale Runde der besten acht Junioren ein. Sein erstes Duell im Finale bestritt er gegen den späteren Medaillengewinner aus Korea – trotz einer hervorragenden Leistung musste sich Mian leider geschlagen geben. Damit sicherte er sich einen hervorragenden 5. Platz!
Ana Catalina Pohl,
Junioren weiblich: In der hochklassig besetzten Juniorinnenklasse zog Ana Catalina auf Platz vier liegend ins Halbfinale ein. Sie zeigte mental wie auch läuferisch eine sehr überzeugende Leistung, doch leider reichte es ganz knapp nicht für den Einzug ins Finale.
Helena Silberhorn und Mian Fromm,
Paar Junioren: Die beiden jungen Sportler überzeugten mit ihrer synchronen und willensstarken Präsentation. Souverän überstanden sie die Vorrunde. Im Halbfinale zeigten sie sich weiter angriffslustig, wurden an diesem Tag aber nicht dafür belohnt – und konnten sich nicht ins Finale vorarbeiten.

Pia Hoffmann, Ana Catalina Pohl, Helena Silberhorn,
Team Junioren weiblich: Die drei Jugendlichen überzeugten von Beginn an mit ihrem mühelosen und dynamischen Laufstil und sicherten sich eine gute Ausgangsposition für die Finalrunde. Dort trafen sie auf die USA und mussten sich den späteren Medaillengewinnerinnen hauchdünn geschlagen geben. Platz 5 für das Juniorenteam.
Patrick Kuzenko, Herren unter 30: Bei seinem zweiten internationalen Einsatz in der Seniorenkategorie überzeugte Patrick mit seinem dynamisch kraftvollen Laufstil. Im Duell um den Einzug in die Runde der acht Besten musste er sich dem Kontrahenten aus Costa Rica geschlagen geben.
Nami Vuong,
Damen unter 30: In Topform präsentierte die Drittplatzierte der EM 2021 ihre Formenvorträge. Gewohnt dynamisch und ausstrahlungskräftig konnte sie sich in die Runde der besten 16 vorarbeiten. Dort unterlag sie knapp der Weltranglistendritten aus den USA und errang Platz 9.




Emir Can Erdemir, Leon Pfaffl, Patrick Kuzenko,
Team männlich bis 30: Die Bronzemedaillengewinner der EM 2021 zeigten auch in Korea Nervenstärke und präsentierten dynamisch und kraftvoll ihre Formen, was ihnen den Einzug ins Finale der acht Besten ermöglichte. Dort wartete das Team der Gastgebernation auf sie, dem sich die drei Jungs leider geschlagen geben mussten. Platz 5 für das Team.

Bärbel Reiner, Damen unter 40: Bärbel präsentierte sich gewohnt angriffslustig und lieferte sich ein interessantes Duell mit der mexikanischen Starterin. Trotz einer mental sehr staken Leistung auch nach einer kleinen Unsicherheit in der ersten Form konnte sich Bärbel nicht durchsetzen und errang Platz 9.
Binh Duong, Patrick Lebens, Tilman Gothner,
Team männlich über 30: Die zweifachen Vizeeuropameister „BPT“ überzeugten mit ihrer gewohnt einheitlichen und geschlossenen Präsentation. Ihr dynamischer Formenvortrag ließ sie ins Finale vorrücken. Dort erkämpften sie nach einem unterlegenen Duell Platz 5.

Christian Senft, Herren unter 50: Chris hatte in der Vorbereitung zur WM nochmals neue Schwerpunkte gesetzt und konnte diese auf der Matte in Korea gut umsetzen. Leider musste er sich im Halbfinale der starken Konkurrenz geschlagen geben.
Heekyung Reimann,
Damen unter 60: Heekyung trat mit ihrem ersten WM-Start in große Fußstapfen in dieser Klasse, ließ sich davon aber nicht beirren und präsentierte ihre gewohnt präzisen und ruhig vorgetragenen Poomsae. Sie erreichte sicher die Finalrunde, wo eine spätere Medaillengewinnerin aus den USA auf sie wartete. Heekyung musste sich knapp geschlagen geben und wurde 5.
Manfred Stadtmüller,
Herren unter 65: Der amtierende Europameister startete souverän und konzentriert in den Wettbewerb. Er zog sicher in die Runde der besten Acht ein. Im ersten Duell wartete der schwedische Starter auf ihn. Mit hohen, sportlichen Tritten konnte Manni sich durchsetzen und traf im Halbfinale auf den koreanischen Starter, der ihn besiegte. So holte Manni bei seinem ersten WM-Start die Bronzemedaille für Team Deutschland.


Adina Machwirth,
Freestyle weiblich unter 17: Adina performte voller Leidenschaft ihre Freestyleform! Ihre technische Exaktheit und ihre Sportlichkeit kombinierte sie mit einer ausdrucksstarken Präsentation, die keinen Zweifel an ihrem Siegeswillen zuließ. Auf ihrem ersten WM-Start erkämpfte sich Adina damit die Bronzemedaille.

Jules Berger,
Freestyle männlich über 17: Auch Jules startete zum ersten Mal auf dem Weltturnier und zeigte sich bestens vorbereitet und angriffslustig. Eine kleine Unsicherheit verhinderte leider den Einzug ins Finale der besten Acht in dieser äußerst stark besetzten Klasse.
Nami Vuong und Steven Behn,
Freestyle Paar über 17: Die leidenschaftliche und mitreißende Präsentation der beiden überzeugte die Kampfrichter und ermöglichte ihnen den Finaleinzug. Dort präsentierten Nami und Steven ihre Form erneut fehlerfrei – leider hauchdünn am Bronzerang vorbei, aber Platz 5 gewonnen.

Jetzt heißt es: Nach der WM ist vor der EM 2023. Die deutschen Formenläuferinnen und -läufer bereiten sich ab sofort auf die neuen Herausforderungen vor. Zwischenzeitlich hat das Bundestrainerteam die Bundeskadersportler und Nachwuchstalente bereits auf einem Jugend- und Sichtungslehrgang bzw. bei den Regional-Bundeskaderlehrgängen trainiert und die frischen Erkenntnisse der WM weitergeben. Als nächstes steht das Bundesranglistenturnier in Lehrte an, das ein erster Gradmesser für das nächste Großturnier sein wird.